Sonderdruck aus cci Zeitung 13 13 * Führende Fachzeitung für die Lüftung- Klima- Kältebranche (LüKK®) © 2013 cci Dialog GmbH (vormals Promotor Verlag) Borsigstraße 3, D-76185 Karlsruhe Fon +49(0)721/565 14-0, Fax +49(0)721/565 14-50 www.cci-dialog.de, [email protected] Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung nur mit Genehmigung der cci Dialog GmbH Zur Klimatisierung und Kühlung von Gebäuden haben Wasser- und Flüssigkeitskühlsätze die Aufgabe, kaltes Wasser oder Wasser-Glykol-Gemische zu erzeugen, die zum Betrieb von Kühlern in RLT-Geräten, Kühldecken, Ventilatorkonvektoren und Induktionsgeräten benötigt werden. Im Kälteleistungsbereich von etwa 20 bis 350 kW haben in den vergangenen Jahren mit Scrollverdichtern ausgestattete Wasserkühlsätze die Marktführerschaft übernommen. Die Scroll-Effizienz Wasserkühlsätze mit Scrollverdichtern für Klimaanwendungen Zum Einstieg in den Beitrag wird anhand eines Beispiels zunächst beschrieben, wie ein Wasserkühlsatz zur Erzeugung von Klimakälte arbeitet. Dieses Beispiel berücksichtigt einen typischen Fall, bei dem der Wasserkühlsatz Kaltwasser für den Kühler in einem RLTGerät erzeugt. Das im Wasserkühlsatz erzeugte Kaltwasser (Temperatur etwa 6 bis 8 °C) wird von einer Pumpe zum Kühler im RLT-Gerät befördert. Beim Durchströmen des Kühlers nimmt das Wasser Wärme aus der zu kühlenden Luft auf und strömt mit einer Temperatur von 12 bis 14 °C aus dem Kühler zurück zum Verdampfer des Wasserkühlsatzes. Dort reicht die Temperatur von 12 bis 14 °C aus, um das Kältemittel, zum Beispiel R410A, zu verdampfen. Das nun gasförmige Kältemittel wird vom Verdichter angesaugt und dort verdichtet. Dabei erhöhen sich Druck und Temperatur des Kältemitteldampfs. Das nun unter hohem Druck stehende heiße Kältemittelgas gelangt anschließend in den Abb. 1: Häufig werden luftgekühlte Wasserkühlsätze auf Gebäudedächern aufgestellt. Über Rohre gelangt dann das kühle Wasser zu den Verbrauchern im Gebäude. (Abb. Swegon Climate Systems) Verflüssiger (Kondensator), in dem es seine Wärme an einen weiteren Stoffstrom abgibt. Für diese Wärmeabgabe gibt es zwei Varianten: luftgekühlte und wassergekühlte Wasserkühlsätze. Luftgekühlte Wasserkühlsätze Bei luftgekühlten Wasserkühlsätzen besteht der Verflüssiger aus Luft-Kältemittel-Wärmeübertragern, bei denen das gasförmige chern oder im Freien in direkter Nähe zum Gebäude aufgestellt. Rund 70 % der in Deutschland verkauften Scroll-Wasserkühlsätze sind luftgekühlt. Wassergekühlte Wasserkühlsätze Abb. 2: Ein luftgekühlter Wasserkühlsatz mit den im oberen Bereich angeordneten Wärmeübertragern (Verdampfer) und den Axialventilatoren zur Luftförderung. (Abb. Rhoss) Kältemittel in den Kupferrohren strömt (siehe Abbildung 2 ). Bei den Verflüssiger-Wärmeübertragern gibt es zwei Varianten. Erstens die klassischen Wärmeübertrager aus Kupferrohren mit Aluminiumlamellen, zweitens die noch recht junge Entwicklung von Microchannel-Verflüssigern. Aufgrund ihrer speziellen Bauform mit Kältemittelkanälen, die nur wenige Millimeter Durchmesser haben und somit im Vergleich zu den Kupferrohr-Aluminiumlamellen-Wärmerübertragern bei gleichem Bauvolumen eine deutlich größere Wärmeübertragungsfläche aufweisen, steigt bei den Microchannel-Wärmeübertragern die energetische Effizienz des Wasserkühlsatzes und die notwendige Kältemittelmenge kann verringert werden (siehe Abbildung 3). Von Axialventilatoren, die sich oberhalb der Wärmeübertrager befinden, wird Außenluft durch die Verflüssiger-Wärmeübertrager gesogen. Da die Außenluft kühler ist als das heiße Kältemittelgas, entzieht sie dem Gas Wärme, wodurch das Kältemittel kondensiert. In Abhängigkeit von der Temperatur der Außenluft und von der Menge der abzuführenden Wärme wird für die Wärmeabführung und für die Verflüssi- gung des Kältemittels ein mehr oder weniger großer Außenluftvolumenstrom benötigt. Um diesen Luftvolumenstrom möglichst exakt an den Bedarf anzupassen und elektrische Energie zu sparen, werden die Ventilatoren über eine Regelung (in Abhängigkeit des Verflüssigerdrucks) entweder drehzahlgeregelt betrieben, oder es werden Ventilatoren einzeln zuoder abgeschaltet. Luftgekühlte Wasserkühlsätze werden meist auf Gebäudedä- Bei wassergekühlten Wasserkühlsätzen ist der Verflüssiger des Kältekreislaufs ein KältemittelWasser(Sole)-Wärmeübertrager. Darin gibt der Kältemitteldampf seine Wärme an einen Wasseroder Solekreislauf ab, der mit einem im Freien aufgestellten Rückkühler oder bei großen Leistungen mit einem Kühlturm verbunden ist. In dem Rückkühler wird dann – ähnlich wie bei luftgekühlten Wasserkühlsätzen – die dem Verflüssiger entzogene Wärme an die Außenluft abgegeben (siehe Abbildung 4). Wassergekühlte Wasserkühlsätze werden meist in Technikräumen von Gebäuden aufgestellt, wenn es im Außenbereich zum Beispiel besonders hohe Anforderungen an niedrige Schallemissionen gibt oder auf dem Dach beziehungsweise neben dem Gebäude die Platzverhältnisse eingeschränkt sind. So werden die Geräte ruhig gestellt Abb. 3: Ein Microchannel-Wärmeübertrager (Vordergrund) und ein konventioneller Kupferrohr-AluminiumlamellenWärmeübertrager im Vergleich. (Abb. cci Dialog GmbH) Neben den thermischen Leistungen geht es bei Wasserkühlsätze oft auch um einzuhaltende Schallleistungspegel. Da Wasserkühlsätze oft Schallleistungspegel von 90 dB(A) und mehr aufweisen, müssen häufig bei Geräten, die im Freien aufgestellt werden, Maßnahmen zur Geräuschminderung vorgenommen werden. Dafür bieten die Hersteller ihre Geräte optional in „low noise-“ oder sogar in „super low noise“-Ausführungen an. Bei diesen Geräten werden die Schallemissionen zum Beispiel durch eine Kapselung der Verdichter, den Einsatz besonders geräuscharmer Ventilatoren, flexible Verbindungs- Kältemittel für Scroll-Wasser­ kühlsätze Abb. 4: Ein wassergekühlter Wasserkühlsatz mit dem im oberen Bereich angeordneten Kältemittel-WasserWärmeübertrager. (Abb. Aermec) leitungen zwischen Verdichter und Verflüssiger sowie durch vergrößerte Verflüssigerflächen um mehrere dB(A) verringert. Eine andere oder ergänzende Maßnahme ist, den Wasserkühlsatz in einer schallreduzierenden Einhausung aufzustellen. Leistungszahlen und Label Eine wichtige Größe zur Beurteilung der energetischen Effizienz eines Wasserkühlsatzes ist der EERWert (EER = Energy Efficiency Ratio). Er beschreibt den Nutzen des Wasserkühlsatzes (erzeugte Kälteleistung Qth in kW) im Verhältnis zum dafür benötigten Aufwand, also dem Bedarf an elektrischer Energie zum Betrieb des Verdichters, der Verflüssigerventilatoren und der Leistung der Umwälzpumpe für den Kaltwasserkreislauf (in Pel). Aus dem von der europäischen Zertifizierungsorganisation Eurovent, Paris, entwickelten Verfahren zur Leistungsprüfung von Wasserkühlsätzen bei Nennleistung (EER) wurde ein Labellingsystem abgeleitet, nach dem die Wasserkühlsätze in Abhängigkeit vom EERWert in die Effizienzklassen A (beste) bis G (schlechteste) eingeordnet werden (siehe Tabelle). Luft Wasser A > 3,1 > 5,05 B > 2,9 > 4,65 C > 2,7 > 4,25 D > 2,5 > 3,85 E > 2,3 > 3,45 F > 2,1 > 3,05 G < 2,1 < 3,05 Die Effizienzlabel A bis G für Wasserkühlsätze in Abhängigkeit von den EER-Werten und der Bauart luft- oder wassergekühlt. In Ergänzung zum EER-Wert gibt es noch den ESEER-Wert (European Seasonal Energy Efficiency Ratio), der eine Arbeitszahl des Wasserkühlsatzes charakterisiert. Der ESEER-Wert ist eine Kombination aus EER-Werten, die bei 100 %, 75 %, 50 % und 25 % der Nennleistung des Wasserkühlsatzes ermittelt werden. Auf Basis dieser Einzelwerte ergibt sich der ESEER zu ESEER = 0,03 x EER100 + 0,33 x EER75 + 0,41 x EER50 + 0,23 x EER25 ESEER-Werte liegen meist um etwa 25 bis 35 % über den EER-Werten und reichen bei den derzeit energetisch besten Scroll-Wasserkühlsätzen bis etwa ESEER > 5,0. Ein in früheren Jahren noch sehr wichtiges Thema war, mit welchen Kältemitteln kompakte Wasserkühlsätze betrieben werden sollen. Diese Diskussionen sind zwischenzeitlich beendet, da sich speziell für Scroll-Wasserkühlsätze das Kältemittel R410A durchgesetzt hat. Hinzu kommt ein geringer Prozentsatz von Geräten, die mit dem Kältemittel R407C betrieben werden. Das Kältemittel R134a wird meist in Schrauben- und Turbo-Wasserkühlsätzen eingesetzt. Gegenüber den synthetischen Kältemitteln spielen natürliche Kältemittel wie Ammoniak, Propan/Butan und CO2 in Scroll-Wasserkühlsätzen trotz ihrer oft guten thermodynamischen Eigenschaften und Umweltvorteilen eine vernachlässigbar geringe Rolle. Hier wird oft auf die negativen Eigenschaften der natürlichen Kältemittel (brennbar, giftig, hoher Druck) verwiesen. Da die Wasserkühlsätze aber industriell hergestellt werden und kompakte, hermetisch dichte Kältekreisläufe aufweisen, ist der Einsatz von natürlichen Kältemitteln in Scroll-Wasserkühlsätzen – die aber darauf hin noch technisch zu entwickeln oder anzupassen sind – problemlos möglich. Außerdem ist zu erwarten, dass die kommende F-Gase-Verordnung stark zu einer stärkeren Nutzung natürlicher Kältemittel in Wasserkühlsätzen beitragen wird. Wasserkühlsätze und die F-GaseVerordnung Da Wasserkühlsätze mit Kältemitteln arbeiten, unterliegen sie Anforderungen aus mehreren Verordnungen. Die wichtigste ist die FGase-Verordnung der EU, die ab Anfang 2014 in einer verschärften Fassung in Kraft treten soll. Ausführliche Beiträge zur F-Gase-Verordnung und deren Anforderungen befinden sich in cci Wissen- sportal (www.cci-dialog.de). Daher nachfolgend nur einige wichtige Anforderungen aus diesen Verordnungen: –– Jegliche Eingriffe in den Kältemittelkreislauf, zum Beispiel das Befüllen bei der Installation und bei der Inbetriebnahme sowie das Nachfüllen von Kältemitteln bei Service und Wartung des Geräts, dürfen ausschließlich von dafür zertifizierten Fachleuten vorgenommen werden. –– In Abhängigkeit vom Baujahr des Wasserkühlsatzes und von der Menge des darin befindlichen Kältemittels gibt es Inspektionsund Kontrollpflichten zur Dichtheit des Kältekreislaufs von drei bis 12 Monaten. Die neue F-Gase-Verordnung sieht vor, dass diese Kontrollpflichten künftig in Abhängigkeit von der Art des Kältemittels (GWP-Wert) neu definiert werden. Dabei sollen Wasserkühlsätze mit natürlichen Kältemitteln (geringe GWPWerte) gegenüber mit F-Gasen betriebenen Geräten erheblich bevorteilt werden. –– In der Diskussion über die neue F-Gase-Verordnung ist auch, ab 2020 neue Kälteanlagen mit FGasen (R134a, R407C, R410A) generell zu verbieten und bis dahin Steuern auf F-Gase-Kältemittel einzuführen. Dr. Manfred Stahl, cci Zeitung 13/2013 (Nov.) www.cci-dialog.de