Antworten zu den Fragen an die Polititk

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Antworten zu den Fragen an Wissenschaft und Wirtschaft
Prof. Dr.-Ing. Ulrich Pfeiffenberger
Vorsitzender des Deutschen Kälte- und
Klimatechnischen Vereins DKV
Stuttgart
1. Die deutsche Politik hat die Wirtschaft in den letzten Jahren in der
Kältemittelfrage in eine nationale Richtung gelenkt, die nun so nicht umgesetzt
werden kann. Welche Erwartungshaltung haben Sie gegenüber der Politik in
diesem Zusammenhang?
Als DKV-Vorsitzender kann ich nicht bestätigen, dass sich die deutsche Wirtschaft,
insbesondere die deutsche Kälte- und Klimatechnik, durch die deutsche Umweltpolitik
in der Kältemittelfrage in eine nationale Richtung hat lenken lassen. Auch der
wirtschaftlich neutrale und auf technisch-wissenschaftliche Schwerpunkte ausgerichtete DKV hat sich stets gegen nationale Alleingänge, z. B. einem pauschalen
Verzicht auf die Nutzung von H-FKW-Kältemitteln qua nationaler Verbotsverordnung
ausgesprochen. In zahlreichen technisch-wissenschaftlichen Vorträgen auf den
zurückliegenden Deutschen Kälte- und Klima-Tagungen des DKV wurde vielseitig
belegt, wo die Stärken, aber auch die Schwächen der natürlichen Kältemittel-Nutzung
liegen. An zahllosen Beispielen wurde gezeigt, dass die Auswahl des geeignetsten
Kältemittels einzelfallbezogen zu betrachten ist.
Zur Erwartungshaltung des DKV: Die deutsche Umweltpolitik sollte sich auf den Nutzen
einer fairen Diskussion zurückbesinnen, anstatt nur die den politischen Absichten
entsprechenden Einzel-Aussagen von Branchenvertretern zur Kenntnis zu nehmen
und diese anschließend als „mit der Branche abgestimmt“ in die offiziellen
Verlautbarungen einfließen zu lassen.
2. Die Vernunft hat sich offensichtlich auf europäischer Ebene durchgesetzt.
Trotzdem steht die langfristige, weiter an der Umweltbelastung zu arbeiten. Was
halten Sie für unbedingt erforderlich?
Auf europäischer Ebene hat sich nicht nur die Vernunft durchgesetzt, sondern vor
allem der europäische Gedanke. Wesentliche Elemente in der kommenden
europäischen F-Gase-Verordnung stützen sich auf Artikel 95 des EG Vertrags, der
einen einheitlichen europäischen Binnenmarkt zum Ziel hat. Damit sind nationale
Alleingänge mit H-FKW-Verwendungsverboten ausgeschlossen – dies sieht im Übrigen
die europäische F-Gase-VO im Bereich der stationären Kälte-Klimatechnik auch nicht
vor -, und hierzu haben alle 25 Mitgliedsstaaten der Europäischen Union durch das
persönliche Votum ihrer Umweltminister am 14. Oktober 2004 einen gemeinsamen
Standpunkt zusammen mit der Europäischen Kommission eingenommen, dem sich
auch das Europäische Parlament letztlich anschließen dürfte. Dies schließt nicht aus,
dass sich dieser gemeinsame Konsens einmal ändern könnte. Deshalb enthält der
Entwurf der EU-F-Gase-VO auch eine Revisionsklausel, die erstmals 4 Jahre nach
Inkrafttreten der VO in Anwendung kommt; aus heutiger Sicht also nicht vor dem Jahr
2011.
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An der Umweltentlastung zu arbeiten, ist keine langfristige, sondern im technischwissenschaftlichen Sinne eine kontinuierliche Aufgabe. Und natürlich sind die hierfür
erforderlichen Schritte nicht nur von Herstellern und Betreibern, sondern auch von den
Kälteanlagenbauern zu meistern. In diesem Sinne erwarten wir von der Politik
vernünftige, mit der Kälte- und Klimatechnik abgestimmte Rahmenbedingungen, damit
diese dann auch einen wirklichen Nutzen sowohl für die Umwelt als auch für die
gesamte deutsche Volkswirtschaft bringen können.
3. In Deutschland sind eine Reihe von Entwicklungen zum Einsatz der
natürlichen Kältemittel durchgeführt worden? Sollte daran weiter gearbeitet
werden oder halten Sie das Kapitel mit dem Beschluss zur F-Gase-Verordnung
für abgeschlossen?
In der Tat wurde in keinem anderen Mitgliedsland der Europäischen Union – diese
Aussage gilt auch für die Skandinavischen Länder – so intensiv und vielseitig an der
Nutzung natürlicher Kältemittel gearbeitet, wie gerade hier in Deutschland. Auch dies
belegen viele Deutsche Kälte-Klima-Tagungen des DKV seit vielen Jahren. Wir halten
es nach wie vor für vernünftig und zwingend notwendig, an der Nutzung natürlicher
Kältemittel weiterhin zu arbeiten, was ja gerade derzeit sehr intensiv mit dem „alten“
Kältemittel CO2 geschieht.
4. Welche Schwerpunkte für Forschung und Entwicklung sehen unter den neuen
Bedingungen als vordringlich an?
Es gibt umweltpolitisch keine neuen Bedingungen. Wir sehen nach wie vor erhebliche
Potentiale in Richtung der naheliegenden und technisch machbaren Lösungsansätze,
die seit Jahren bekannt sind. Hierzu gehören die Leckdichtheit des Kältemittelkreislaufs
und der Energieaufwand beim Betrieb von Kälte- und Klimaanlagen. Schließlich hat die
Umweltpolitik nach wie vor die Kernfrage der gesamten Kälte-Klima-Branche zu
beantworten, nämlich die staatliche Vorschrift zur Wartungspflicht. Hiermit ließe sich
am schnellsten bis zu 30 % Energie einsparen, wie dies in den entsprechenden DKVForschungs- und Statusberichten hinlänglich aufgezeigt wurde.
Antworten zu den Fragen an die Polititk
Ernst Robert Fricke
YORK Deutschland GmbH
D-24941 Flensburg
1. Das deutsche Eckpunktepapier zielte eindeutig auf anwendungsbezogen Verbote
von FKW-Kältemitteln ab. Diese Zielstellungen kann Deutschland nicht mehr
aufrecht erhalten. Sollten Anreize geschaffen werden, diese Ziele zumindest
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punktuell auf freiwilliger Basis aufrecht zu erhalten?
Deutschland ist Teil der globalen Wirtschaft in der umweltrelevante Verbesserungen
entweder durch steuerpolitische Anreize (Windkraft/Kfz-Emissionen) oder durch
Gesetzeskraft (FCKW-Halon-Verbotsverordnung) erzielt werden.
Es ist zu vermuten, dass durch die zunehmende Bedeutung der globalen Erwärmung im
Bewusstsein von Bevölkerung und Politik, eher eine neue gesetzliche Regelung auf
Basis einer EU-Richtlinie auf den Tisch kommt, als dass auf freiwilliger Basis
Wirkungen erzielt werden.
2. Welche nationalen Schritte halten Sie für die Umsetzung der F-GaseVerordnung z.B. hinsichtlich Anlagendichtheit, Füllmengenreduzierung,
Kältemittelrückgewinnung, Training und Zertifizierung noch für erforderlic
Wenn in Deutschland die F-Gase-Verordnung strikt angewendet wird, ist man
europaweit schon an der Spitze, wie die Praxis bei der Interpretation anderer EURichtlinien in anderen EU-Ländern zeigt.
3. Welche Maßnahmen / Anreize sehen Sie, den Energiebedarf der Kälteanlagen
als bedeutenden Faktor der gesamten deutschen Energiewirtschaft weiter
zusenken?
Ein großes Potential in der Reduzierung des Energiebedarfs liegt in der Vermeidung des
konsumtiven Verbrauchers von Energie.
Die Kälteindustrie ist mit dem Bau von Skihallen, Eispisten, Klimaanlage für den
Wohnbereich, PKW-Klimaanlagen usw. zur Zeit noch an der Steigerung des
Energieverbrauches stärker beteiligt, als sie mit dem Bau von Wärmepumpen an dessen
Reduzierung partizipiert. Grundsätzlich sollte die Anlagengröße mit dem realistischen
Kältebedarf abgestimmt werden und ein Optimum zwischen Energieverbrauch und
Investition getroffen werden.
4. Welche Orientierung geben Sie den Unternehmen, die wie die Anhörung zum
Eckpunktepapier in nennenswerten Umfang belegt hat – in die Entwicklung von
FKW-freien Produkten investiert haben?
Unternehmen, die innovativ sind, werden immer durch die Anhäufung von
technologischem Wissen einen wirtschaftlichen Vorsprung vor anderen Unternehmen
haben.
Die Entwicklung zum Ausstieg aus der Anwendung vorn F-Gasen ist auf dem Weg,
eine Umkehr wird es in Europa nicht geben, höchstens eine vorübergehende
Verlangsamung.
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5. Wie schätzen Sie die langfristige Entwicklung auf dem Gebiet der Kältemittel
ein?
Die Entwicklung zu den natürlichen Kältemitteln ist im Gange und nicht umkehrbar.
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