Informationsübertragung im Nervensystem

Werbung
Informationsübertragung
im Nervensystem
Informationsübertragung im Nervensystem
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
Aufbau des Nervensystems
Aufbau einer Nervenzelle
Ruhemembranpotential
Aktionspotential
Erregungsleitung
Erregungsübertragung
Erregungsausbreitung im
Neuronenverband
Informationsübertragung im Nervensystem
1. Aufbau des Nervensystems
1. Aufbau des Nervensystems
Das menschliche Nervensystem
1. Aufbau des Nervensystems
Das menschliche Nervensystem
das zentrale
Nervensystem
(ZNS)
1. Aufbau des Nervensystems
Das menschliche Nervensystem
das zentrale
Nervensystem
(ZNS)
das periphere
Nervensystem
(PNS)
1. Aufbau des Nervensystems
1.1 Das zentrale Nervensystem (ZNS)
Das ZNS umfasst das Gehirn und das Rückenmark. Die Aufgaben des
ZNS sind:
• Integration aller „sensiblen“ Reize, die ihm – afferent – von innerhalb
oder außerhalb des Organismus zugeleitet werden
• Koordination sämtlicher motorischer Eigenleistungen des
Gesamtorganismus
• Regulation aller dabei ablaufenden innerorganischen
Abstimmungsvorgänge, zwischen den organischen Subsystemen oder
Organen, einschließlich solcher hormoneller Art
1. Aufbau des Nervensystems
1.1 Das zentrale Nervensystem (ZNS)
• Das ZNS wird eingeteilt in graue und weiße Substanz
• Die graue Substanz liegt im Gehirn außen und im Rückenmark innen.
Sie besteht hauptsächlich aus den Nervenzellkörpern.
• Die weiße Substanz liegt im Gehirn innen und im Rückenmark außen.
Sie besteht hauptsächlich aus den Nervenfasern, also Axonen und
Dendriten.
• Das ZNS ist durch den Schädel, den Wirbel – Spinal – Kanal und die
Blut – Hirn – Schranke geschützt.
1. Aufbau des Nervensystems
1.2 Das periphere Nervensystem (PNS)
Das periphere Nervensystem umfasst alle Nervenzellen, die nicht zum
ZNS gehören. Eine starre Abgrenzung ist allerdings nicht sinnvoll.
• Motorische und vegetative Neuronen haben ihre Zellkörper im ZNS, die
Fortsätze reichen aber ins PNS.
• Die sensiblen Neurone dagegen haben ihre Zellkörper fast ausnahmslos
in Ganglien (Nervenknoten) außerhalb des ZNS, ihre Fortsätze ziehen
aber fast alle ins ZNS.
• Nur bei intramuralen Nerven (Nerven in der Wand von inneren Organen)
findet die Informationsverarbeitung teilweise unabhängig vom ZNS statt.
1. Aufbau des Nervensystems
1.2 Das periphere Nervensystem (PNS)
• Das PNS wird in das somatische und das autonome Nervensystem
weiter unterteilt.
• Das somatische Nervensystem regelt die Funktionen, die der Beziehung
zur Außenwelt dienen, also der willkürlichen und reflektorischen Motorik
und der Oberflächen- und Tiefensensibilität.
• Das autonome (auch: vegetative) Nervensystem kontrolliert die
„Vitalfunktionen“, wie Herzschlag, Atmung, Blutdruck, Verdauung und
Stoffwechsel. Außerdem werden Sexualorgane und das Blutgefäßsystem
vom autonomen Nervensystem beeinflusst.
Informationsübertragung im Nervensystem
2. Aufbau einer Nervenzelle
2. Aufbau einer Nervenzelle
Eine Nervenzelle besteht aus folgenden (Haupt-) Bestandteilen:
• Zellkörper (Soma)
• Dendriten
• Axon
• Synapsen
2. Aufbau einer Nervenzelle
Soma:
• enthält den Zellkern und einige Zellorganellen
• ist etwa 0,25mm groß
• in ihm werden alle für die Funktion der
Nervenzelle wichtigen Stoffe produziert, wie z.B.
Neurotransmitter
Dendriten:
• nehmen Signale von anderen Neuronen oder
Sinneszellen auf und leiten sie zum Soma weiter
• Dendritenbaum einer einzigen (menschlichen)
Zelle kann mit bis zu 200.000 Fasern anderer
Neuronen in Kontakt stehen
2. Aufbau einer Nervenzelle
Axon:
• leitet die Signale vom Soma weg hin zu den
Synapsen
• im Soma produzierte Neurotransmitter werden
durch das Axon zu den Synapsen transportiert
• kann je nach Typ der Nervenzelle von 1µm bis
über einen Meter lang sein
• wird von aufeinanderfolgenden Myelinscheiden
umhüllt, die von sog. Ranvier‘schen Schnürringen
unterbrochen werden
Synapsen:
• Verbindungspunkt zwischen zwei Nervenzellen
an dem Reizübertragung meist chemisch erfolgt
• ein Neuron hat bis zu 10.000 Synapsen, das
menschliche Gehirn etwa 1 Billiarde
2. Aufbau einer Nervenzelle
Charakteristische Anordnung der Dendritischen
Fortsätze verschiedener Neurone im ZNS
Kleinhirnrinde
Rückenmark
Großhirnrinde
Informationsübertragung im Nervensystem
3. Ruhemembranpotential
3. Ruhemembranpotential
Wie die Membranen von anderen Zellen besteht die Membran einer
Nervenzelle aus einer Doppellipidschicht in die Proteine eingelagert sind.
Zu beiden Seiten der Membran sind unter anderem Salze in wässriger
Lösung. Wichtig sind hier NaCl und KCl.
3. Ruhemembranpotential
Die Natrium – Kalium – Pumpe
Eigentlich würden sich die Konzentrationen im Intra- und Extrazellulärraum ausgleichen, aber die
sog. Natrium – Kalium – Pumpe pumpt Natriumionen aus der Zelle herraus und Kaliumionen in die
Zelle hinein. Die dafür benötigte Energie wird aus dem Zellstoffwechsel durch die Umwandlung von
ATP bereitgestellt. Stöchiometrisch bedeutet die Umwandlung von einem ATP – Molekül das 3
Natriumionen aus der Zelle herausgepumpt werden und 2 Kaliumionen in die Zelle hineingepumpt
werden. Die Aktivität der Natrium – Kalium – Pumpe hängt von der Ionenkonzentration zu beiden
Seiten der Membran ab.
3. Ruhemembranpotential
Die erste treibende Kraft: Ionenkonzentrationsgradienten
Durch die Natrium – Kalium – Pumpe ist die Konzentration von Natrium außerhalb der Zelle sehr
viel höher als innerhalb. Für die Konzentration von Kalium ist es umgekehrt. Auch für die
Konzentration von Chlorionen bildet sich infolge eines aktiven Transports durch die Membran ein
Konzentrationsungleichgewicht aus. Es bildet sich also über der Membran ein
Konzentrationsgradient aus.
intrazellulär
extrazellulär
Kalium (mmol/l)
120 – 150
4–5
Natrium (mmol/l)
5 – 15
140 – 150
Chlor (mmol/l)
4–5
120 – 150
Die zweite treibende Kraft: Potentialdifferenz
Da die Natrium – Kalium – Pumpe elektrogen arbeitet, bildet sich über der Membran außerdem
eine Potentialdifferenz aus.
3. Ruhemembranpotential
Die zwei treibenden Kräfte des Ruhemembranpotentials
3. Ruhemembranpotential
• Diese Treibenden Kräfte können nur in Bewegung umgesetzt werden,
wenn die Membran für die verschiedenen Ionen durchlässig ist.
• Für Kaliumionen ist die Membran relativ gut durchlässig.
• Für Natriumionen ist die Membran so gut wie gar nicht durchlässig.
• Verantwortlich für die selektive Permeabilität sind Kanalproteine in der
Membran, die jeweils für eine bestimmte Ionensorte durchlässig sind.
3. Ruhemembranpotential
Durch das Zusammenspiel der Natrium – Kalium – Pumpe und den zwei treibenden Kräften
baut sich entlang der Membran ein elektrisches Feld auf, dessen negativer Pol im Zellinneren
liegt. Diese Potentialdifferenz wird Ruhemembranpotential genannt und ist gleich dem Kalium Gleichgewichtspotential.
3. Ruhemembranpotential
Registrierung von Ionenströmen durch Membrankanäle
Die Ionenströme die durch Membrankanäle fließen können mit der sog. Spannungsklemme
gemessen werden. Dabei wird über der Membran eine bestimmte Spannung eingestellt und
konstant gehalten. Damit diese Spannung konstant bleibt muss der Ionenstrom durch die
Kanäle genau kompensiert werden.
Mit der Patch – Clamp Methode kann der Strom durch einzelne Kanäle erfasst werden. Mit
einer Kapilare wird ein kleiner Membranfleck angesaugt, der möglichst wenige Kanäle enthält.
Dann wird das Potential auf einen konstanten Wert eingestellt und der benötigte
Kompensationsstrom gemessen.
3. Ruhemembranpotential
Potentialregistrierung
Zur Messung des Membranpotentials wird eine Mikroelektrode in die Zelle eingeführt. Das
ist eine Glaskapilare mit einem Spitzendurchmesser von 0,1 bis 1µm. Diese wird mit einer
Elektrolytlösung gefüllt, und so eine elektrisch leitende Verbindung zum Intrazellulärraum
hergestellt. Mit einem Spannungsmessgerät kann die Potentialdifferenz zwischen dem
Zellinneren und der Referenzelektrode im Extrazellularraum gemessen werden.
3. Ruhemembranpotential
• Das Kaliumgleichgewichtspotential liegt bei den meisten Warmblütern
zwischen –80 und –90mV.
• Es kann mit der Nernst – Gleichung berechnet werden: E =
RT/(zF)*ln(c(intrazellulär)/c(extrazellulär))
• Es kann an natürlichen Membranen vom Ruhemembranpotential
abweichen, da natürliche Membranen nicht völlig undurchlässig für
Natrium- und Chlorionen sind. Das Verhältnis der Permeabilitäten ist:
P(K):P(Na):P(Cl) = 1:0,04:0,45
• Das Ruhemembranpotential kann durch Änderung der
Ionenkonzentrationsgradienten oder durch Änderung der
Permeabilitäten geändert werden
3. Ruhemembranpotential
Um die Änderung des Membranpotentials zu untersuchen werden zwei Mikroelektroden in die
Zelle eingeführt, eine zur Ableitung des Membranpotentials (ME1), eine zur Veränderung des
Membranpotentials (ME2). Der Ausgangswert für das Membranpotential wird variiert und dann
die Permeabilität für die Kaliumionen selektiv erhöht.
3. Ruhemembranpotential
Membranpotential
vor Erhöhung der
P(K)
Potentialdifferenz im
Vergleich zur
Normopolarisation
Nettokraft im
Vergleich zur
Normopolarisation
Membranpotential
bei Erhöhung der
P(K)
depolarisiert
(positiver als
normopolarisiert)
kleiner
größer, auswärts
stark hyperpolarisiert
normopolarisiert
-
-
schwach
hyperpolarisiert
polarisiert am Kalium
– Gleichgewichtspotential
größer
kleiner, d.h. keine
keine Änderung
hyperpolarisiert
(negativer also
normopolarisiert)
deutlich größer
etwa gleich, einwärts
depolarisiert
Informationsübertragung im Nervensystem
4. Aktionspotential
4. Aktionspotential
4.1 Aufbau und Funktion spannungsgesteuerter Ionenkanäle
• In der Membran von Nervenzellen gibt es ein zweites Kanalsystem, das
seine Permeabilität für kurze Zeit ändern kann.
• Weil die Permeabilitätsänderung durch Spannungsänderungen
hervorgerufen wird, nennt man diese spannungsgesteuerte Ionenkanäle.
• Es gibt drei Sorten von spannungsgesteuerten Ionenkanälen:
Kaliumkanäle, Natriumkanäle und Calciumkanäle.
4. Aktionspotential
Aufbau spannungsgesteuerter
Ionenkanäle am Beispiel
eines Kaliumkanals:
• Bestehen aus 4 Untereinheiten
• Untereinheiten bestehen aus 6
Segmenten (Proteine in α - Helix –
Struktur)
• Untereinheiten sind durch
Aminosäureketten untereinander
verbunden
4. Aktionspotential
Spannungsgesteuerte Ionenkanäle können drei Funktionszustände einnehmen:
1.
Die Ionenkanäle können geschlossen sein.
2.
Die Ionenkanäle können durch Depolarisation geöffnet sein. Dabei wird das Kanalmolekül
umgelagert. Die auftretenden Ladungsverschiebungen sind als sog. Torströme messbar.
3.
Währen der Depolarisation können die Kanäle inaktiviert werden. Der inaktivierte Zustand
(„sekundäre Geschlossenheit“) kann nur durch eine Repolarisation der Membran wieder
aufgehoben werden.
4. Aktionspotential
4.2 Ablauf des Aktionspotentials
• Wenn die Depolarisation des Membranpotentials einen kritischen Wert erreicht, die sog.
Membranschwelle, öffnen sich die spannungsgesteuerten Ionenkanäle.
• Zunächst öffnen sich die Natriumkanäle und Natrium strömt in die Zelle ein. Die Membran
wird also weiter depolarisiert. Im Sinne einer positiven Rückkopplung werden mehr
Natriumkanäle geöffnet und mehr Natrium strömt ein.
• Das Membranpotential nähert sich dem Natrium – Gleichgewichtspotential. Das
Membranpotential wird positiv und die treibende Kraft für Natrium ist wieder nach außen
gerichtet.
• Die Natriumkanäle inaktivieren sich selbstständig.
• Kurz nach dem Öffnen der Natriumkanäle öffnen sich die Kaliumkanäle, so dass Kalium
aus der Zelle ausströmen kann. Der Kaliumausstrom wächst aber wesentlich langsamer, als
der Natriumeinstrom, und erreicht sein Maximum erst während der Schließung der
Natriumkanäle.
• Auch die Kaliumkanäle inaktivieren sich selbstständig wenn sich das Potential wieder dem
Kaliumgleichgewichtspotential nähert.
• Nach Beendigung des Aktionspotentials kann ein sog. Nachpotential auftreten, das
entweder hyperpolarisierend oder depolarisierend ist.
4. Aktionspotential
Zeitlicher Verlauf von
Ionenein- und -ausstrom
Typischer Verlauf eines
Aktionspotentials
4. Aktionspotential
4.3 Charakteristika des Aktionspotentials
• Die Depolarisation erfolgt innerhalb von weniger als 1ms mit einer maximalen
Depolarisationsgeschwindigkeit von 1000V/s.
• Die Repolarisation hat bei unterschiedlichen Zelltypen einen unterschiedlichen Zeitverlauf.
• Bei Nervenzellen stellt sich das Ruhemembranpotential in 1ms wieder ein.
• Bei Muskelzellen erfolgt zunächst auch eine schnelle Repolarisation, die sich aber bei –60 bis
–70mV stark verlangsamt. Das Ruhemembranpotential wird erst nach ca. 10ms wieder erreicht.
• Beim Herzmuskel verläuft die Repolarisation im positiven Bereich sehr langsam. Erst nach 200
bis 300ms hat sich das Ruhepotential wieder eingestellt
4. Aktionspotential
4.3 Charakteristika des Aktionspotentials
• Die Amplitude des Aktionspotentials ist unabhängig von der Höhe der Depolarisation. Wird die
Membranschwelle erreicht, wird ein Aktionspotential ausgelöst, andernfalls nicht. Diese
Reaktionsweise wird als „Alles – oder – Nichts – Regel“ bezeichnet.
• Die Amplitude des Aktionspotentials ist nicht konstant, sondern hängt vom
Ausgangsmembranpotential ab.
• Die Erregbarkeit der Membran hängt vom extrazellulären Ionenmillieu ab. Bei geringerer
Calciumkonzentration als normal, genügen wesentlich geringere Depolarisationen um ein
Aktionspotential auszulösen und umgekehrt.
• Während eines Aktionspotentials kann auch mit hohen Depolarisationen kein weiteres
Aktionspotential ausgelöst werden, da der Natriumeinstrom vom Ausgangspotential abhängt. Erst in
der späten Repolarisationsphase sind die Natriumkanäle zunehmend wieder aktivierbar. Die
Depolarisation muss aber umso höher sein, je früher sie an das vorangegangene Aktionspotential
anschließt. Dieses Phänomen heißt Refraktärität.
Aktivierbarkeit der
Natriumkanäle in
Abhängigkeit vom
Ruhemembran-potential
Aktivierung der
Natriumkanäle in
Abhängigkeit vom Ausmaß
einer raschen Depolarisation
bei unterschiedlichen
extrazellulären
Calciumkonzentrationen
4. Aktionspotential
Die Refraktärität kommt dadurch zustande, das die Membranschwelle kurz nach einem
Aktionspotential sehr weit vom Ruhemembranpotential entfernt ist und sich nur
langsam auf ihren normalen Wert einstellt. Sie lässt sich in zwei Phasen unterteilen:
1.
Während der absoluten Refraktärphase kann kein neues Aktionspotential ausgelöst
werden, egal wie hoch die Depolarisation ist.
2.
Während der relativen Refraktärphase können zwar Aktionspotentiale ausgelöst
werden, jedoch sind dazu höhere Depolarisationsamplituden notwendig, als zur
Auslösung des vorangegangenen Aktionspotentials.
Die Wiederholungsfrequenz für neuronale Erregungen ist also durch die Refraktärzeit
begrenzt.
Informationsübertragung im Nervensystem
5. Erregungsleitung
5. Erregungsleitung
Erregungsleitung
5. Erregungsleitung
Erregungsleitung
kontinuierliche
Erregungsleitung
• kommt hauptsächlich
bei wirbellosen Tieren vor
5. Erregungsleitung
Erregungsleitung
kontinuierliche
Erregungsleitung
saltatorische
Erregungsleitung
• kommt hauptsächlich
bei wirbellosen Tieren vor
• alle Nerven beim
Menschen und anderen
Säugetieren leiten
Informationen
saltatorisch weiter
5. Erregungsleitung
5.1 Zwei Arten der Erregungsleitung
Die kontinuierliche Erregungsleitung
Ist an einer Stelle der Nervenfaser ein Aktionspotential ausgebildet, so liegt an dieser Stelle
der positive Pol der Potentialdifferenz im Inneren der Zelle und der negative Pol im
Extrazellulärraum. Beim Rest der Zelle ist es umgekehrt. Es bildet sich also zusätzlich zur
Potentialdifferenz über der Membran eine Potentialdifferenz entlang der Membran aus. Der
dadurch entstehende Kationenstrom depolarisiert die Membran in den Nachbarbereichen.
Dadurch wird an diesen Stellen wieder ein Aktionspotential ausgelöst. Das Aktionspotential hat
sich also entlang der Membran „bewegt“.
Die saltatorische Erregungsleitung
Myelinisierte oder markhaltige Nervenfasern werden von aufeinanderfolgenden
Myelinscheiden umwickelt. Diese isolieren die Nervenfaser elektrisch vom Extrazellulärraum.
Je dicker die Myelinscheide ist, umso stärker ist die Nervenfaser isoliert, und umso geringer ist
der Ionenaustausch zwischen Inter- und Extrazellularraum. Die Ionenströme die sich zu
beiden Seiten der Membran bei einem Aktionspotential bilden und für die Weiterleitung des
Aktionspotentials verantwortlich sind müssen also bis zum nächsten Ranvier‘schen Schnürring
fließen um das nächste Aktionspotential auszulösen. Der Weg den das Aktionspotential in
einer markhaltigen Nervenfaser zurücklegt ist in der gleichen Zeit viel größer als in der
marklosen Nervenfaser.
5. Erregungsleitung
Sprunghafte (saltatorische) Erregungsleitung in einer Nervenfaser mit
Markscheide
5. Erregungsleitung
5. Erregungsleitung
Ausschnitt aus einem peripheren Nerv der Maus (20900fach, Einschaltbild 87200fach). Im linken
Bildteil eine rasch leitende Nervenfaser von einer Markscheide (Schwannschen Scheide) umgeben.
Im Einschaltbild wird der lamellenartige Aufbau dieser Scheide deutlich. Im rechten Bildteil langsam
leitende Nervenfasern (NF) von einer Schwannschen Zelle umgeben.
5. Erregungsleitung
Bild einer
Myelinscheide
5. Erregungsleitung
Bei multipler Sklerose werden vom körpereigenen Immunsystem die Myelinscheiden im
ZNS zerstört. Die Ursachen dafür sind noch nicht vollständig geklärt, es wird jedoch ein
Virus als Auslöser angenommen. Durch den Myelinscheidenzerfall wird die
Erregungsleitung verzögert und zum Teil sogar unterbrochen. Folgen können u.a.
Lähmungen, Inkontinenz und Demenz sein.
Einen gegenteiligen Effekt kann man mit Sport erreichen. Eine
Gruppe von Forschern um Henner Ertel, Professor für
Neuropsychologie am G.R.P. Institut für Rationelle
Psychologie, hat herausgefunden, dass „durch eine
Kombination von aerobem Bewegungstraining und Lernen“ die
Anzahl der Neuronen im Gehirn zunimmt, es zu neuen
synaptischen Verbindungen kommt und die Myelinisierung der
Nervenzellen sich verbessert.
Eine Studie mit über 30.000 Probanden bestätigt ohne
Ausnahme, dass es durch ein solches Training zu einer
„besseren Informationsaufnahme und –verarbeitung sowie zu
mehr Kreativität und Intelligenz“ kommt.
5. Erregungsleitung
5.2 Leitungsgeschwindigkeit von Nervenfasern
Die Ausbreitungsgeschwindigkeit eines Aktionspotentials entlang
einer Nervenfaser hängt von mehreren Faktoren ab. Grob kann man
sagen:
• je größer der Natrium – Einstrom, also je größer der Strom zur
Depolarisation benachbarter Membranabschnitte
• je größer der Faserdurchmesser, also je geringer der intrazelluläre
Widerstand
• je höher der Membranwiderstand
desto größer ist die Leitungsgeschwindigkeit.
5. Erregungsleitung
5.2 Leitungsgeschwindigkeit von Nervenfasern
Nervenfasern können nach Leitungsgeschwindigkeit und funktioneller
Einbindung in verschiedene Gruppen eingeteilt werden.
Einteilung der Nervenfasern nach Lloyd und Hunt:
Faserdurchmesser
Fasergruppe
Leitungsgeschwindigkeit (etwa)
Funktion
13µm
I
80 – 120m/s
Ia: afferente Impulse von
Muskelspindeln
Ib: afferente Impulse von
Sehnenorganen
9µm
II
60m/s
Berührungsimpulse der Haut
3µm
III
15m/s
afferente Impulse von tiefen
Mechanorezeptoren des Muskels
1µm (marklos)
IV
1m/s
langsame Schmerzfasern
5. Erregungsleitung
Einteilung der Nervenfasern nach Erlanger und Gasser:
Faserdurchmesser
Fasergruppe
Leitungsgeschwindigkeit
Funktion
3 – 20µm
Aα
80 – 120m/s
motorische Impulse, afferente Impulse von
Muskelspindeln und Sehnenorganen
β
60m/s
Berührungsimpulse der Haut
γ
40m/s
efferente Impulse zu den kontraktilen Abschnitten der
intrafusalen Muskelfasern
δ
20m/s
Impulse von Mechanorezeptoren, Kalt-, Warm- und
Schmerzrezeptoren der Haut (rasche Schmerzfasern)
1 – 3µm
B
10m/s
präganglionäre vegetative Fasern
1µm (marklos)
C
1m/s
postganglionäre vegetative Fasern und afferente
Fasern des Grenzstrangs, Impulse von Mechano-, Kaltund Warmrezeptoren, langsame Schmerzfasern
5. Erregungsleitung
5.3 Stofftransport in Nervenfasern
Durch die Röhrenform eignet sich das Axon einer Nervenzelle auch für den Transport von
Molekülen. Die drei wichtigsten Stofftransporte sind:
1.
Der schnelle, vom Zellkörper zur Synapse gerichtete Transport erreicht eine
Geschwindigkeit von bis zu 40cm pro Tag. Transportiert werden im Zellkörper produzierte
Stoffe wie Neurotransmitter. Als Transportmedium dienen Vesikel und Ribosomen, die
unter ATP – Verbrauch an Tubuli und Filamenten entlangtransportiert werden.
2.
Der langsame Transport vom Zellkörper zur Synapse erreicht Geschwindigkeiten von 0,1 –
0,5cm pro Tag und transportiert Elemente des Zellskeletts und Enzyme.
3.
Der Transport von der Synapse zum Zellkörper erreicht bis zu 20cm pro Tag und ist für die
Aufrechterhaltung der Eiweißsynthese im Zellkörper verantwortlich, allerdings ist noch
nicht geklärt in welcher Weise.
Außerdem können Viren intraaxonal durch den Körper transportiert werden, z.B. das Herpes –
Simplex – Virus.
Informationsübertragung im Nervensystem
6. Erregungsübertragung
6. Erregungsübertragung
6.1 Formen der Erregungsübertragung
Synapsen
6. Erregungsübertragung
6.1 Formen der Erregungsübertragung
Synapsen
elektrische Synapsen
6. Erregungsübertragung
6.1 Formen der Erregungsübertragung
Synapsen
elektrische Synapsen
chemische Synapsen
6. Erregungsübertragung
Elektrische Synapse (gap junction):
• Prä- und Postsynapse sind über Proteine, sog. Connexine, miteinander verbunden
• Connexine bilden einen Tunnel über den Ionen aus dem einen Neuron in das andere gelangen
können
• Erregungsübertragung läuft prinzipiell ab wie Erregungsleitung entlang der Zellmembran eines
einzigen Neurons
6. Erregungsübertragung
Chemische Synapse
• präsynaptischer Endknopf und postsynaptische Membran sind durch den Synaptischen Spalt
voneinander getrennt
• Erregungsübertragung geschieht mittels chemischer Botenstoffe, den sog. Neurotransmittern
6. Erregungsübertragung
6.2 Transmitter und Transmitter – Rezeptor – Komplex
• Neurotransmitter werden in der präsynaptischen Endigung synthetisiert und normalerweise in
Vesikeln gespeichert
• Wird die präsynaptische Endigung durch ein ankommendes Aktionspotential depolarisiert steigt
die Konzentration von Calciumionen in der Zelle an
• Die Transmitter werden in den synaptischen Spalt freigesetzt
• Die Transmitter docken nach einem „Schlüssel – Schloss – Prinzip“ an Proteine, sog.
Membranrezeptoren, an
• Membranrezeptoren sind an Membrankanäle (sog. ligandengesteuerte Kanäle) gekoppelt,
die durch die Transmitter – Rezeptor – Bindung aktiviert werden
• Nach der Rezeptorbindung werden die Transmitter entweder durch enzymatische Spaltung,
oder durch herausdiffundieren aus dem Synapsenbereich, deaktiviert
• Die Transmitter bzw. ihre Abbauprodukte werden i.d.R. wieder in die präsynaptische Struktur
zurücktransportiert
• Die Synapsen sind von Gliazellen umgeben, die die räumliche Ausbreitung der Transmitter
verhindern. Außerdem sind in der Membran der Gliazellen teilweise Transportmechanismen
ausgebildet, damit die Transmitter zurück zur Präsynapse transportiert werden können.
6. Erregungsübertragung
Schematische Darstellung einer Synapse
6. Erregungsübertragung
Querschnitt durch
eine motorische
Endplatte eines
Frosches.
Präsynaptische
Membran und
postsynaptische
Membran begrenzen
den synaptischen
Spalt.
6. Erregungsübertragung
Motorische
Innervierung der
Muskulatur. Die
Nervenfasern spalten
sich auf und bilden
am Ende die
Endknöpfe der
motorischen
Endplatten
(Vergrößerung
800fach)
6. Erregungsübertragung
Aufbau
ligandengesteuerter
Kanäle am Beispiel einer
nikoninergen
Acetylcholinsynapse
• Rezeptor – Kanal – Molekül
besteht aus fünf Untereinheiten
• jede Untereinheit besteht aus
vier Segmenten, die durch
Aminosäureketten verbunden sind
6. Erregungsübertragung
Ligandengesteuerte Kanäle können drei Funktionszustände einnehmen:
1.
Die Kanäle können geschlossen und durch Transmitter aktivierbar sein,
2.
Sie können geöffnet sein,
3.
Sie können während der Bindung eines Transmitters wieder geschlossen und nicht
aktivierbar, also dem Transmitter gegenüber unempfindlich sein.
6. Erregungsübertragung
•
Ligandengesteuerte Känäle weisen eine hohe Spezifität für Transmitter sowie durch sie
hindurchtretende Ionen auf
•
Der Kanälöffnung liegen zwei verschiedene Prinzipien zugrunde:
1.
Ionotrope Rezeptoren: Der Rezeptor ist Teil des Kanalproteins und die Bindung
eines Transmitters an das Rezeptormolekül verursacht eine unmittelbare Öffung, so
wie eine Ablösung des Transmitters zur sofortigen Schließung des Kanals führt.
2.
Metabotrope Rezeptoren: Durch die Bindung eines Transmittermoleküls an den
Rezeptor wird ein guanosintriphosphatbindendes Protein aktiviert. Über sog. second
Messenger, das sind intrazelluläre Botenstoffe werden Phosphorisierungsvorgänge
stimuliert, wodurch schließlich der Kanal geöffnet wird.
6. Erregungsübertragung
6.3 Postsynaptische Potentiale
•
Durch die geöffneten Kanäle entstehen Ionenströme, die in der postsynaptischen Struktur
eine Polarisationsänderung hervorrufen
•
Das entstehende postsynaptische Potential lässt sich, je nach Richtung und
Zusammensetzung der Ströme, in zwei Typen einteilen:
1.
exzitatorische (erregende) postsynaptische Potentiale (EPSP)
2.
inhibitorische (hemmende) postsynaptische Potentiale (IPSP)
6. Erregungsübertragung
Exzitatorische Synapsen
• haben Kanalmoleküle, die im aktivierten Zustand für Natrium- und Kaliumionen durchlässig
sind
• durch die treibenden Kräfte strömt Natrium schnell in die Zelle ein und Kalium langsam aus
der Zelle aus
• das Potential wird depolarisiert und nähert sich der Membranschwelle
• wird die Membranschwelle überschritten wird ein Aktionspotential ausgelöst
Inhibitorische Synapsen
• haben Kanalmoleküle, die im aktivierten Zustand für Kalium- und Chlorionen durchlässig
sind
• durch den Kaliumausstrom bzw. den Chloreinstrom wird die Membran hyperpolarisiert
• das Membranpotential entfernt sich von der Membranschwelle und die Auslösung eines
Aktionspotentials wird unwahrscheinlicher
6. Erregungsübertragung
Ob ein Transmitter ein IPSP oder ein EPSP auslöst, ist durch die Art des
Rezeptors bestimmt, aber nicht durch den Transmitter selbst. Man kann
allerdings sagen das einige Transmitter vorwiegend exzitatorisch bzw.
vorwiegend inhibitorisch wirken:
• vorwiegend exzitatorisch: Acetylcholin und Glutaminsäure
• vorwiegend inhibitorisch: GABA (Gamma – Aminobuttersäure), Glycin,
Serotonin und Dopamin
6. Erregungsübertragung
Die synaptischen Kontakte sind über der gesamten
Oberfläche der Nervenzelle verteilt. Man
unterscheidet
• axodendritische Synapsen
• axosomatische Synapsen
• axoaxonische Synapsen
Da im Bereich des Somas mehr Membrankanäle zu
finden sind, haben somanahe Synapsen die größte
Effizienz im Hinblick auf die Auslösung eines
Aktionspotentials.
6. Erregungsübertragung
Axoaxonische
Synapsen können
eine
präsynaptische
Hemmung
hervorrufen.
6. Erregungsübertragung
6.4 Zeitliche und Räumliche Summation von EPSP und IPSP
• Wird in einer postsynaptischen Membran ein EPSP ausgelöst, das aber die Membranschwelle
nicht erreicht, wird die „Information“ nicht weitergeleitet.
• Kommt aber in der präsynaptischen Faser ein zweites Aktionspotial an, bevor das erste EPSP
beendet ist, addieren sich die synaptischen Potentiale, so das das gesamte EPSP die
Membranschwelle erreichen kann und ein Aktionspotential ausgelöst wird. Die Summation hängt
hier vom Zeitintervall zwischen den ankommenden Aktionspotentialen ab. Daher spricht man
hier von „zeitlicher Summation“.
• Kommen an zwei Synapsen gleichzeitig oder mit nur kurzer Zeitverzögerung zwei
Aktionspotentiale an, können sich die ausgelösten EPSPs ebenfalls addieren und ein
Aktionspotential auslösen. Dabei spricht man von „räumlicher Summation“.
• Es können außerdem postsynaptische Potentiale entgegengesetzter Polarität „verrechnet“
werden. Gleichzeitig ankommende IPSPs und EPSPs können sich also in ihrer Wirkung
aufheben.
6. Erregungsübertragung
Informationsübertragung im Nervensystem
7. Erregungsausbreitung im
Neuronenverband
7. Erregungsausbreitung im Neuronenverband
Vorrausgesetzt es entsteht immer ein
überschwelliges EPSP, wird in einer
Neuronenkette ein Aktionspotential vom
Startneuron bis zum Zielneuron weitergeleitet.
7. Erregungsausbreitung im Neuronenverband
Häufig sind Neurone nicht in langen Ketten
hintereinandergeschaltet, sondern durch
Axonkollaterale zu Netzwerken verknüpft. Ist das
ausgelöste EPSP groß genug, kann das
Aktionspotential von einem Startneuron auf viele
Zielneurone übertragen werden. Diesen Vorgang
nennt man Divergenz.
7. Erregungsausbreitung im Neuronenverband
Ist das ausgelöste EPSP nicht groß genug ein
Aktionspotential weiterzuleiten, kann ein
Aktionspotential von vielen Startneuronen aber auf ein
einziges Zielneuron durch räumliche Summation
übertragen werden. Diesen Vorgang nennt man
Konvergenz.
7. Erregungsausbreitung im Neuronenverband
Wird von einem exzitatorischen
Startneuron ein Aktionspotential über
eine Axonkollaterale auf ein
inhibitorisches Neuron übertragen, und
das inhibitorische Neuron sendet das
Aktionspotential über das Axon zum
Startneuron zurück, wird das
Startneuron für eine gewisse Zeit
unerregbar. Dadurch wird die
Wiederholungsfrequenz des
Startneurons begrenzt. Man spricht
hier von Rückwärtshemmung.
Ist das inhibitorische Neuron über das
Axon mit einer parallelen
Neuronenkette verbunden, so kann ein
durch diese Kette laufendes
Aktionspotential nicht weitergeleitet
werden. In diesem Fall spricht man von
Vorwärtshemmung.
7. Erregungsausbreitung im Neuronenverband
Aktionspotentiale können
außerdem in kreisförmigen
exzitatorischen
Netzwerkstrukturen „gespeichert“
werden, vorrausgesetzt die
erzeugten EPSP‘s sind groß
genung. Solche Neuronale
Schaltungen, in denen
Aktionspotentiale einzeln, oder zu
Mustern zusammengefasst,
gespeichert werden können,
bilden offensichtlich die
strukturelle Grundlage des
Kurzzeitgedächnisses.
Informationsübertragung im Nervensystem
Quellenangaben:
„
„
„
„
„
„Physiologie“, Deetjen, Speckmann, Henschler, Elsevier (Urban &
Fischer), 4. Auflage
„Biophysik“, Hoppe, Lohmann, Markl, Ziegler, Springer Verlag, 2.
Auflage
„Linder Biologie“, Bayrhuber, Kull, Metzler, 20. Auflage
„PM Magazin“ Ausgabe 1/2005
www.wikipedia.de
Herunterladen