Still und stilvoll - Ausbau und Fassade

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EXTRA: Holz und Putz
1 Links: Das »stille Haus« in
Griesheim wurde mit einem
WDVS mit Holzfaserdämmung
gedämmt.
2 Unten: Auf das Armierungsgewebe trugen die Handwerker
einen Klebe- und Armiermörtel
auf und zogen das Gewebe nach
der Standzeit wieder ab.
(Foto: Monika Krebs)
Still und stilvoll
In Griesheim entstand ein Einfamilienhaus, das sich mit seiner Gestaltung und
seiner baulichen Ausführung vom Einheitsbrei der Neubauten unterscheidet.
Das Haus wurde in Holzrahmenbauweise erstellt und erfüllt alle Ansprüche, die
heute bezüglich der Energieeffizienz gestellt werden.
Eine typische Wohnsiedlung in Deutschland: Doppelhaushälften, Reihenhäuser
und freistehende Einfamilienhäuser
prägen das Bild. Die Gestaltung der
Bauten in Griesheim weist klar auf die
Zeit um die Jahrtausendwende hin. Ein
bunter Stilmix, der aufgeregt und heterogen wirkt. Mitten drin steht wie eine
Skulptur ein Wohnhaus neueren
Datums, mit der typisch kieselgrauen
Farbe, die man üblicherweise einer
Sichtbeton-Fassade zuschreibt. Einzig
das leicht erkennbare Gittermuster der
Fassade bricht diese Wahrnehmung.
Welche Schalung wurde verwendet, um
dieses Muster zu erzeugen?
Bei näherer Betrachtung entpuppt sich
das kieselgraue Äußere des Einfamilienhauses keineswegs als Sichtbeton,
sondern als Putzfassade. Und das
Gittermuster ist das Ergebnis eines
Reliefs aus kleinen Quadraten im Putz,
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die durch feinste Fugen voneinander
getrennt sind.
Ungewöhnliche Fassadengestaltung
Die ungewöhnliche Fassadengestaltung,
für die das Haus beim Knauf Award
2013 mit einem zweiten Platz belohnt
wurde, entstand nach der Idee der
Architektin Monika Krebs. Die Facharbeiter der Holz Aktivhaus GmbH – das
Unternehmen war für die gesamte
Erstellung des Hauses zuständig –
armierten zunächst die Dämmschicht
aus Holzfaserdämmplatten mit dem
Universalmörtel Knauf »SM 700 Pro«.
Der faserverstärkte Putz ist sehr formstabil, verhindert die Rissbildung und
verbindet sich gut mit dem Armiergewebe. Doch wie sollte die gewünschte reliefartige Oberfläche hergestellt
werden? Bei Tests mit dem Vorführmeister sowie dem Fachberater Sven
Sachweh erwies sich Knauf »SM 300«
als Lösung. Zur Gestaltung der Fläche
wurde Armiergewebe mit dem Klebeund Armiermörtel überzogen. Anschließend zogen die Handwerker von
Holz Aktivhaus nach der in den Tests
ermittelten Standzeit das Gewebe vorsichtig heraus. Zurück blieb das
gewünschte Muster in der feinen, textilen Gitterstruktur, die sozusagen die
Putzbewehrung abbildet. Dass der SM
300 etwas länger benötigt, um anzuziehen, erleichterte die Umsetzung
eines gleichmäßigen Musters. Da er
faserfrei ist, konnten beim Herausziehen des Gewebes keine Fasern mit
gezogen werden. So ließen sich Löcher
und Unregelmäßigkeiten im Muster des
Putzes vermeiden.
Abgeschlossen wurde der Aufbau mit
einem Grund- und Deckanstrich mit
Knauf »Autol Siliconharz-Fassaden-
Holzrahmenbauweise
farbe« in RAL 7032, der dem Gebäude
seine kieselgraue Färbung verleiht.
Um die Türnischen optisch den Innenräumen zuzuschlagen, ließ die Architektin diese weiß streichen und das
Putzsystem als Filzputz mit kleinster
Körnung ausführen. Dadurch erhielten
diese Elemente eine feinere, nicht konturierte Oberfläche. Dasselbe Verfahren
fand auch bei der Garage Anwendung,
die jedoch in Kieselgrau gehalten ist.
Zeitgemäßer Wandaufbau
Putz und Deckfarbe sind dabei die
äußeren Abschlüsse eines durchdachten
Wandaufbaus. Die Konstruktion auf
Basis einer Holzrahmenbauweise
erlaubt es mit einem WärmedämmVerbundsystem des Typs »Warm-Wand
Natur S« eine gute Dämmleistung zu
erreichen. Diese Lösung wurde gewählt,
weil man mit dem Einsatz des WarmWand-Systems in Verbindung mit der
Zellulose-Dämmung zwischen den
Balken der Holzrahmenkonstruktion
neben einer hohen Wärmedämmung
auch einen sommerlichen Wärmeschutz
erreicht. Die Dämmung besteht beim
System Warm-Wand Natur S aus ökologischen Holzfaserdämmplatten, die
direkt auf die Holzkonstruktion aufgebracht werden. Gemeinsam mit der
Zellulose kann so mit natürlichen
Dämmmaterialien und dem Verzicht auf
Mineralölprodukte gepunktet werden.
Auf den Holzfaserdämmplatten erfolgte
in Griesheim der beschriebene Aufbau
der Putzebenen. So entstand eine hohe
Wärmedämmung, gepaart mit einer
luftdichten, jedoch diffusionsoffenen
Wandkonstruktion, die durch die innen
angebrachten Knauf GKF-Platten
komplettiert wird.
Eigenständig und klar
Neben dem Putz fallen beim Wohnhaus
in Griesheim die Öffnungen als weitere
Gestaltungselemente auf. Anders als
man dies annehmen würde, zeigt sich
der Baukörper im Süden eher verschlossen und öffnet sich stark zum Norden
hin. Dies dient einem verminderten
Wärmeeintrag im Sommer. Zudem
nimmt das Haus so Bezug zu seiner
Umgebung. Zur Straße, also an der Südseite, lässt es lediglich über ein großes,
deutet damit den hier ebenfalls vorhandenen Luftraum an. Um einen zu hohen
solaren Eintrag zu verhindern, wurde
der obere Teil des Eingangs mit einer
Verblendung aus Lochblechen versehen.
Sie spendet Schatten und erzeugt im
Inneren spannende Licht- und
Schattenspiele.
Um die Bauteilanschlüsse der Öffnungen möglichst sauber zu realisieren,
wurden diese erst nach Fertigstellung
des Putzes eingebaut. So war es möglich, die bis auf eine Tropfkante fast mit
der Außenwand ebenen Fenster homogen zu integrieren.
3 Das reliefartige Muster des Putzes wurde
mit einem Armierungsgewebe erreicht, das
nach dem Auftrag des Putzes wieder entfernt wurde.
quadratisches Fenster Einblicke zu,
während es im Norden den Bezug zum
Garten sucht. Um die großen Glasflächen im Norden allerdings nicht
negativ in die Energiebilanz einfließen
zu lassen, ist die dahinter liegende Zone
als eine Art Puffer ausgebildet. Das hier
befindliche Esszimmer ist mit seinem
großen Luftraum, der bis in das Obergeschoss reicht, von den übrigen Räumen mit einer Glaswand abgetrennt.
Auch die Eingangstür bildet ein wichtiges Gestaltungsmerkmal. Sie läuft
optisch in das Obergeschoss hinein und
Ein Kontrast im aufgeregten Umfeld
Der besagte Umgang mit den Öffnungen
deutet auch etwas an, das den gesamten Bau begleitet. Immer wieder fallen
gelungene Details auf. So zeigen Schattenfugen den Übergang von den mit
GKF-Platten beplankten und verputzten
Wänden zu den Decken auf, die in Holz
ausgeführt wurden. Gestaltungsgedanke
war hierbei der Wunsch, eine Ablesbarkeit der Bauteile zu erreichen. Eine Idee,
die gut und nachvollziehbar umgesetzt
wurde.
Die gesamte Gestaltung, das Muster der
Fassade, die kieselgraue Färbung, die
minimalen Traufüberstände sowie die
mit der Fassade nahezu ebenen Fenster
verleihen diesem Baukörper eine Eigenständigkeit und eine Klarheit, wie sie
bei keinem anderen Gebäude in der
Nachbarschaft zu finden ist. Daher
kommt auch die Assoziation der Architektin Monika Krebs, die von einem
stillen Haus, umgeben von lauten
Nachbarn spricht. Eine Deutung, die
man nachvollziehen kann, zumal das
Umfeld eher aufgeregt wirkt und das
neue Haus hier einen ruhigen Gegenpol
bietet. Dass zudem mit dem Einsatz
eines zeitgemäßen WDVS, einer klugen
Aufteilung des Gebäudes, durchdacht
platzierten Öffnungen und der Konstruktion auch ein effizientes Haus entstand, macht das Objekt in Griesheim
zu einem gelungenen Beispiel für den
Bau von Wohnhäusern.
4 Um einen sauberen Übergang der fast
planen Flächen zu erreichen, wurden die
Fenster erst nach dem Fertigstellen des
Putzes montiert. (Fotos 1, 3, 4: Knauf/Mair)
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