Die Brombeere - Morphologie und Vermehrung

Werbung
Die Brombeere - Morphologie und Vermehrung
1. Zur Morphologie der Brombeere
Rubus fructicosus ist der Sammelname für über 200 Brombeerarten und -kleinarten
in Mitteleuropa. Zwar werden die Blüten der Brombeeren rege von Insekten beflogen;
für die Samenbildung ist aber kein Blütenstaub einer anderen Blüte notwendig.
Brombeeren sind also selbstfruchtend.
Weltweit gibt es daher eine unzählige Fülle an Brombeerarten und Züchtungen; aber
alle „Verwandten“ ebenfalls zu beschreiben, würde an dieser Stelle zu weit führen.
Aus diesem Grund wird hier nur allgemein die Sammelart Brombeere (Rubus
fructicosus) beschrieben.
Die Blüten:
Die Brombeere blüht von Juni bis August. Ihre weiß bis
rosafarbenen Blüten liegen an besonderen Seitentrieben
in lockeren traubig - rispigen Blütenständen zusammen.
Eine Blüte hat jeweils 5 Kelch- und Kronblätter. Die Anzahl
der Staubblätter, (des Androeceums) und der
Fruchtblätter, (des Gynoceums) betragen je über 20. Die
Fruchtblätter sitzen auf dem vorgewölbten Blütenboden.
Die Früchte:
Die über 20 Fruchtblätter entwickeln sich an der
vorgewölbten Blütenachse zu je einem saftigen
Steinfrüchtchen. Die einzelnen Steinfrüchtchen haften
untereinander zusammen und bilden dadurch die
Sammelsteinfrucht der Brombeere. Die Bindung an den
Blütenboden ist bei der Brombeere im Gegensatz zur
Himbeere fest. Die Früchte der Brombeeren sind bis zu 2
cm groß und haben eine blauschwarze Färbung. Die
Beeren sind wohlschmeckend. Man kann sie von Juli bis
November entweder im Garten an der eigenen Hecke
oder an Waldrändern sammeln.
Die Triebe:
Der Brombeerstrauch kann 50 bis 200 cm hoch werden.
Die Triebe (Ruten) sind schwach verholzend. Sie tragen
erst im 2. Jahr Früchte und sterben danach im
allgemeinen ab. Die Stängel sind stark stachelig. Es sind
Stacheln – keine Dornen; sie werden nur von den äußeren
Gewebeschichten der Zweige gebildet und lassen sich
leicht entfernen. Sie dienen der Brombeere als Schutz vor
Tieren. Die Brombeere kann sich mit den Stacheln an
anderen Pflanzen „festhalten“ und so weiter nach oben
„ranken“. Pflanzen mit dieser Klettermethode nennt man
Spreizklimmer; die Kletterrosen sind z.B. auch
Spreizklimmer.
Die Knospen:
Die Knospen der Brombeere sind lang, spitz und von
behaarten Schuppen umhüllt. Die Knospenschuppen
können grau bis braun und weißlich behaart sein.
Brombeeren haben neben den Primärknospen noch in
einer Reihe untereinander stehende Beiknospen.
Die Blätter:
An den leicht überhängenden oder aufrechten Trieben sitzen wechselständig
unpaarig drei-, fünf- bis siebenzählig gefiederte und gezähnte Blätter, deren
Unterseite mehr oder weniger weißfilzig behaart sind. Brombeeren sind meist grün
überwinternd, das heißt, dass sie ihre Blätter über den Winter behalten und
Photosynthese betreiben.
2. Vermehrungsstrategien der Brombeere
Samen:
Brombeeren über Samen zu ziehen ist sehr schwierig. Die Keimdauer bei
Steinobstsamen liegt mindestens bei 4 – 6 Wochen, kann aber sogar 1 – 2 Jahre
andauern. Man darf also die Geduld nicht verlieren.
Man sammelt die vollreifen Beeren von August bis Dezember und macht etwa 5
Monate lang eine Kalt-, Nass-Vorbehandlung (Stratifikation). Das bedeutet, man
weicht die Beeren in Wasser ein und lässt sie 5 Monate lang gären. So weicht das
Fruchtfleisch auf und die eigentlichen Samen lassen sich leicht durch starkes Rühren
und Schlagen auslösen.
Die Samen sind sogenannte lichtgehemmte Samen, das heißt sie keimen am besten
im Kalten und Dunklen aus. Man bedeckt die Samen beim Aussäen mit einer dünnen
Schicht der Anzuchterde (nähstoffarme, sterilisierte Erde – keine Bakterien, Viren,
Wildkräutersamen) und stellt die Anzuchtschale in einen kühlen Raum (Keller). Die
Erde muss die ganze Zeit über gut feucht sein und darf nicht austrocknen. Am
Besten bedeckt man die Schale mit einer Folie.
Erscheinen die ersten Keimlinge, muss die Temperatur erhöht werden.
Zimmertemperatur und ausreichend Feuchtigkeit sind besonders wichtig. Das Beste
ist, wenn man sie in ein Gewächshaus stellt. Die Keimlinge sind nach weiteren 4
Wochen soweit, dass man sie mit einem Pikierholz vereinzelt. Man fasst die
Pflänzchen am Keimblatt an und hebt sie vorsichtig mit Hilfe des Pikierholzes aus der
Erde und pflanzt jede Brombeerjungpflanze in einen eigenen Topf. Sind die
Bombeerpflänzchen groß genug (ca. 20 cm), ist es soweit, dass man sie an die
Außentemperaturen gewöhnen und danach in den Garten setzen kann.
Vegetative Vermehrung:
Im Pflanzenreich gibt es nicht nur geschlechtliche (generative oder sexuelle)
Fortpflanzung, sondern auch ungeschlechtliche (vegetative oder asexuelle). Nicht
nur die Brombeere vermehrt man so, auch bei vielen anderen Pflanzen, wie
Margariten, Lavendel, Primeln, Erdbeeren und Kartoffeln kann man verschiedene
Techniken der vegetativen Vermehrung anwenden. Der Mensch nennt die
entstehenden Tochterpflanzen auch Klone, da sie das gleiche Erbgut wie die „Mutter“
haben. Die Vorteile der vegetativen Vermehrung sind u.a.
- eine schnellere Pflanzenentwicklung,
- kürzere Kulturzeiten und
- Schaffung einheitlicher Pflanzenbestände (Erhaltung der Sorteneigenschaften).
Stecklinge:
Eine für die Brombeere geeignete Methode der ungeschlechtlichen Vermehrung sind
Stecklinge. Man kann mit Stecklingen viele Versuche mit Schülern machen.
Stecklinge sind Teilstücke von Trieben, die man im Sommer, bei der Brombeere bis
in den September hinein, abschneidet und in Erde steckt. Bei dieser Methode
schneidet man 5 bis 10 cm lange Stücke von einem einjährigen, belaubten Trieb ab.
Man erhält Kopfstecklinge (Triebspitze) und Teilstecklinge. Kopfstecklinge wachsen
besser an, ansonsten gibt es keine Unterschiede.
Man schneidet die Stücke mit einer scharfen Gartenschere und man sollte darauf
achten, dass jedes Stück etwa 2-3 Knospen hat. Die Brombeerstecklinge werden
dann in hohe Töpfe mit Anzuchterde gesteckt. Man kann ruhig mehrere Stecklinge
flach in einen Topf setzen, dabei muss man darauf achten, den Steckling richtig
herum in die Erde zu setzen, da nur das untere Ende anwurzeln kann. Während der
folgenden Bewurzelungsphase muss die Luftfeuchtigkeit und die Temperatur sehr
hoch gehalten werden, da die Stecklinge sonst austrocknen. Man sollte sie mit Folie
abdecken oder in ein Gewächshaus stellen. Nach etwa 3-4 Wochen haben sich die
ersten Wurzeln gebildet, was man erkennen kann, wenn frische Blätter entstehen.
Jeden Tag wird nun ein Stückchen mehr gelüftet, bis die Folie oder das
Gewächshaus ganz entbehrlich sind. In dieser Phase brauchen die
Brombeerpflänzchen wieder verstärkt Wassergaben. Schließlich ist es soweit und
man kann die Stecklinge umtopfen. Jeder Steckling bekommt einen eigenen
größeren Topf. Noch 1 bis 3 Wochen, in denen die jungen Pflanzen an das
Außenklima gewöhnt werden, dann kann man sie den Sommer über draußen stehen
lassen und im Herbst an die gewünschte Stelle pflanzen.
Ausläufer:
Brombeeren und auch andere Wildgehölze können unterirdische Ausläufer bilden.
Diese bewurzelten Triebe treten an anderer Stelle aus dem Boden und bilden einen
neuen Strauch. Diese Eigenschaft kann einerseits lästig sein, wenn plötzlich
Brombeerpflanzen dort auftauchen, wo man sie gar nicht haben wollte, man kann sie
sich aber auch zunutze machen, indem man ab Oktober bis in den April diese
Schösslinge gewinnt. Man gräbt die kleine Brombeere aus und trennt ein möglichst
langes bewurzeltes Stück des Triebes mit einer scharfen Schere ab. Nachdem man
die Wurzeln etwas zurückgeschnitten hat, kann man den Schössling an der
gewünschten Stelle wieder einpflanzen.
Absenker:
Brombeeren können Absenker bilden. Das
bedeutet, dass sich ein Trieb zur Erde neigt.
Noch bevor die Sprossspitze den Boden erreicht,
werden an ihr Anlagen sprossbürtiger Wurzeln
sichtbar, die austreiben sobald die Spitze den
Boden erreicht. Dieser Wanderspross bildet eine
neue Brombeerpflanze, die besonders schnell
wachsen kann, da sie am Anfang von der
Mutterbrombeere noch mitversorgt wird. Nach
der Blüte stirbt der Trieb von der Mutterpflanze
ab und eine neue unabhängige Brombeere ist
entstanden, die sich wiederum auf diese Weise
vermehren kann.
Durch Absenker lassen sich folglich sehr schnell
Jungpflanzen ziehen. Um diesen Weg auszunutzen und „künstlich“ einzuleiten, kann
man im Frühjahr (März) oder im Spätherbst junge Triebe nach unten biegen und die
Spitze ca. 6 cm in den Boden stecken. Wenn es nicht reicht, die Erde festzutreten,
wird der Trieb mit Drahthaken im Boden verankert. Noch im gleichen Jahr haben sich
so viele Wurzeln und Triebe gebildet, dass man die junge Brombeere von der
Mutterpflanze trennen und ausgraben kann. Bevor man sie an den endgültigen
Standort wieder einsetzt, kürzt man die Triebe auf ca. 20 ein.
Herunterladen