Aus dem Institut für Pathologie an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken “Bergmannsheil”Universitätsklinik der Ruhr-Universität Bochum Direktor: Prof. Dr. med. K.-M. Müller Apoptose bei neoadjuvant behandelten nicht-kleinzelligen Lungentumoren Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Aydan Yazar aus Bochum 1999 Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Priv.-Doz. Dr. med. K. Junker Koreferent: Prof. Dr. med. G. Schultze-Werninghaus Tag der mündlichen Prüfung: 20.06.2000 Widmung Ich widme diese Dissertation meinen Eltern und Geschwistern. Abstract Yazar Aydan Apoptose bei neoadjuvant behandelten nicht-kleinzelligen Lungentumoren Bei 54 Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren wurde eine neoadjuvante (präoperative) kombinierte Radio-/Chemotherapie im Rahmen einer kontrollierten Phase II-Studie durchgeführt. Diesen Patienten ist vor Beginn der Therapie endoskopisch und danach operativ Tumorgewebe entnommen worden. Prä- und posttherapeutisch entnommene Tumorproben sind unter der Fragestellung nach Ausmaß, Form und Grad von Apoptose (programmierter Zelltod) histologisch untersucht worden. Darüberhinaus wurde die Frage des Verhältnisses von prä- und posttherapeutischem Apoptoseverhalten der Tumoren analysiert. Weitere Untersuchungsaspekte waren das Ausmaß der therapieinduzierten Tumorregression und die Frage der prognostischen Relevanz der Apoptose. Alle bösartigen Lungentumoren, die nach Therapie zur Operation gelangten, befanden sich im Stadium IIIA oder IIIB, wobei 36 Plattenepithel- und 18 Adenokarzinome vorlagen. Das Untersuchungsgut, prä- und posttherapeutisch gewonnen, wurde mittels ISEL- (in situ endlabeling) und TUNEL- (TdT-mediated dUTP-nick end-labeling) Technik aufgearbeitet und anschließend lichtmikroskopisch analysiert. Der relative Anteil apoptotischer Zellen bzw. Apoptosekörperchen wurde durch das Auszählen von 1.000 Tumorzellen mit einem 40er Objektiv lichtmikroskopisch bestimmt und als Apoptoseindex in Prozent angegeben. Es wurden arithmetische Mittelwerte bei der ISEL- und TUNEL-Technik prätherapeutisch von 1,609 % bzw. 0,93 % und posttherapeutisch von 1,691 % bzw. 1,1 % ermittelt. Der Vergleich der prä- und posttherapeutisch nachgewiesenen Apoptoseindices zeigte keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den ermittelten Werten für die ISEL- (p = 0,35) und TUNEL(p = 0,45) Technik auf. Mit der ISEL-Technik wurden sowohl prä- als auch posttherapeutisch statistisch signifikant höhere Apoptoseindices bestimmt als mit der TUNEL-Technik (p = 0,0001). Diese Werte können einen Hinweis auf eine höhere Spezifität der TUNEL-Methode darstellen. Aber auch die TUNEL-Methode ist letztlich nicht spezifisch für apoptotische Zellen. Sowohl durch die ISEL- als auch durch die TUNEL-Technik werden neben apoptotischen Zellen auch nekrotische Tumorbezirke markiert, so daß die konventionelle Morphologie zur Unterscheidung von Nekrose und Apoptose zusätzlich berücksichtigt werden sollte. Die Anwendung des Regressionsgradings nach Junker et al. (1997) zeigte posttherapeutisch bei 7,5 % der Tumoren Grad I-, bei 25 % Grad IIa-, bei 50 % Grad IIb- und bei 17,5 % Grad IIITumorregressionen. Es ließ sich keine statistisch signifikante Abhängigkeit zwischen den mit den ISELund TUNEL-Techniken nachgewiesenen Apoptoseindices und dem Regressionsgrading (Regressionsgrad I/IIa versus Regressionsgrad IIb/III) ableiten. Die Gesamtüberlebenszeit zeigte keine statistisch signifikante Korrelation mit den prä- und posttherapeutisch ermittelten Apoptoseindices. Für das gesamte Studienkollektiv (n = 54) betrug die mediane Überlebenszeit 20,4 Monate, für die 40 operierten Patienten 23,1 Monate. Bei 27 Studienpatienten der morphologisch bestimmten Regressionsgrade IIb und III war die mediane Überlebenszeit mit 27,9 Monaten statistisch signifikant länger als bei 13 Patienten der Regressionsgrade I und IIa mit einer medianen Überlebenszeit von 13,7 Monaten (p = 0,02). Zusammenfassend kann festgestellt werden, daß die Quantifizierung der Apoptose mittels ISEL- und TUNEL-Techniken nur in Kombination mit der lichtmikroskopischen Beurteilung der Morphologie der Tumorzellen möglich ist, um falsch positive Ergebnisse zu vermeiden. Die durch Apoptoseindices ermittelten Apoptosephänomene werden durch eine neoadjuvante präoperative Therapie zumindest nicht dauerhaft modifiziert. Apoptose bei neoadjuvant behandelten nicht-kleinzelligen Lungentumoren Seite 1. Einleitung 3 1.1 Klassifikation der Lungentumoren 3 1.2 Therapie bösartiger Lungentumoren 10 1.3 Morphologie der Tumorregression 12 1.4 Apoptose -programmierter Zelltod- 16 Literaturübersic ht 1.5 Onkogene, Tumorsuppressorgene und Proliferationsindices 27 2. Fragestellung 30 3. Material und Methode 31 3.1 Patientenkollektiv 31 3.2 Apoptose 34 3.3 ISEL-Technik 36 3.4 TUNEL-Technik 40 3.5 Statistische Methoden 41 1 4. Ergebnisse 42 4.1 Anwendung des Regressionsgradings 45 4.2 Quantifizierung der Apoptose 47 4.3 Korrelation zwischen Apoptoseindices und anderen Parametern 53 4.4 Apoptoseparameter und Proliferationsindices 55 4.5 Apoptoseparameter und Tumorsuppressorgene 56 5. Diskussion 58 5.1 Kombinierte neoadjuvante Chemo- und Radiotherapie 58 5.2 Stellenwert der Apoptose 64 5.3 Quantifizierung der Apoptose, 70 Sensitivität und Spezifität der ISEL- und TUNEL-Technik 6. Zusammenfassung 74 7. Literaturverzeichnis 76 8. Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen 91 2 1. Einleitung 1.1 Klassifikation der Lungentumoren Bösartige Lungentumoren können in zwei Hauptgruppen unterteilt werden, in nichtkleinzellige und kleinzellige Lungentumoren. Nach Angaben aus klinischen Studien beträgt der Anteil der nicht-kleinzelligen Lungentumoren ca. 75 %. Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome sind zu etwa gleichen Anteilen vertreten. Großzellige Karzinome werden zunehmend seltener diagnostiziert, wobei diese nun überwiegend den niedrig differenzierten Plattenepithelkarzinomen und Adenokarzinomen zugeordnet werden. Das kleinzellige Lungenkarzinom macht ca. 25 % aller bösartigen Lungentumoren aus. Die Unterteilung in kleinzellige und nicht-kleinzellige Lungentumore ist von besonderer klinischer Relevanz. Abb. 1.1.1 zeigt die wichtigsten histologischen Typen der bösartigen Lungentumoren. Einteilung der Lungentumoren nach ihrer Histologie: Die aktuelle WHO-Klassifikation der Lungentumoren aus dem Jahre 1999 unterteilt Neoplasien in 8 übergeordnete Gruppen, die in Tabelle 1.1.1 dargestellt sind. 3 Abb. 1.1.1 Histologische Typen bösartiger Lungentumoren (Vergrößerung 375x) A kleinzelliges Lungenkarzinom B Plattenepithelkarzinom C Adenokarzinom D großzelliges Lungenkarzinom 4 Tab. 1.1.1 Histologische Klassifikation von Lungentumoren (WHO 1999) 1. Epithelial tumors 1.1 Benign 1.2 Preinvasive lesions 1.3 Malignant: 1.3.1 Squamous cell carcinoma 1.3.2 Small cell carcinoma 1.3.3 Adenocarcinoma 1.3.4 Large cell carcinoma 1.3.5 Adenosquamous carcinoma 1.3.6 Carcinomas with pleomorphic, sarcomatoid or sarcomatous elements 1.3.7 Carcinoid tumour 1.3.8 Carcinomas salivary gland type 1.3.9 Unclassified carcinomas 2. Soft tissue tumours 3. Mesothelial tumours 3.1 Benign 3.2 Malignant 4. Miscellaneous tumours 5. Lymphoproliferative diseases 6. Secondary tumours 7. Unclassified tumours 8. Tumour-like lesions 5 Eine weitergehende klinische und posttherapeutische Möglichkeit der Einteilung von Lungentumoren stellt das sogenannte Staging (= Stadium einer Tumorkrankheit) dar, welches in Anlehnung an die Union Internationale Contre le Cancer (UICC 1978) und das American Joint Committee on Cancer (AJCC 1979) anhand des TNMSystems durchgeführt wird. Das TNM-System wude erstmals von Denoix im Jahre 1946 beschrieben. Die Staging-Systeme der UICC und der AJCC wurden weltweit nebeneinander angewandt, so daß Mountain 1986 ein neues internationales Staging-System für Lungentumoren veröffentlichte. Diese neue Einteilung diente der Vereinheitlichung der beiden Staging-Systeme der UICC und des AJCC, um ein universelles Staging durchführen zu können. Das internationale Staging-System dient als Grundlage der vorliegenden Arbeit (Tab. 1.1.2). Mountain stellte 1997 eine neue Überarbeitung des Staging-Systems aus dem Jahre 1986 vor, die dazu dienen sollte Patienten mit ähnlichen Prognosen und Behandlungsmöglichkeiten besser identifizieren zu können. 6 Tab. 1.1.2 Stadieneinteilung der Lungentumoren (nach Mountain 1986) occulter Tumor TX N0 Stadium 0 TIS Carcinoma in situ Stadium I T1 N0 M0 T2 N0 M0 T1 N1 M0 T2 N1 M0 T3 N0 M0 T3 N1 M0 T1-3 N2 M0 jedes T N3 M0 T4 jedes N M0 jedes T jedes N M1 Stadium II Stadium IIIA Stadium IIIB Stadium IV 7 M0 Die überaus große Bedeutung des bösartigen Lungentumors liegt darin, daß es das häufigste Malignom bei Männern und die zweithäufigste bösartige Tumorerkrankung bei Frauen in westlichen Industriestaaten ist. Nach Zahlen des saarländischen Krebsregisters erkrankten 1990 etwa 35.000 Menschen in Westdeutschland an einem bösartigen Lungentumor (Gatzemeyer 1994). Die bösartigen Lungentumoren bevorzugen das männliche Geschlecht mit einer etwa dreifachen Inzidenz gegenüber den Frauen, wobei das mittlere Erkrankungsalter das 60. Lebensjahr ist. Nach Schätzungen des saarländischen Krebsregisters werden sich die Erkrankungszahlen bis zum Jahre 2010 wegen des zunehmenden Nikotinabusus bei Frauen auf ein Verhältnis 1:1 angleichen (Gatzemeyer 1994). Die Inhalation von Tabakrauch wird als Hauptursache für die Entstehung bösartiger Lungentumoren angeführt (Müller et al. 1995). Nach Angaben des statistischen Bundesamtes verstarben im Jahre 1994 212.391 Menschen in Deutschland an bösartigen Neubildungen, darunter 36.160 an malignen Tumoren der Trachea, der Bronchien und Lunge. Der Anteil der männlichen Bevölkerung betrug 28.099 und der weiblichen 8.061, was einen Prozentsatz von 77,7 % bzw. 22,3 % darstellt (Statistisches Bundesamt, Wiesbaden 1996). 8 Risikofaktoren der bösartigen Lungentumoren: Etwa 85 % - 90 % aller bösartigen Lungentumoren werden durch inhalatives Tabakrauchen verursacht. Bei ca. 5 % aller Patienten spielen berufsbedingte Schädigungen ätiologisch eine Rolle. Eine regelmäßige Asbestfeinstaubexposition, Exposition gegenüber Chrom, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen wie Benzpyren, Benzol, Ruß und Teer, Arsen (z. B. Winzer), radioaktiven Stoffen (z. B. Uranbergbau) mit dem sogenannten Schneeberger Lungenkrebs, Kokereirohgase und Nickel sind wichtige berufsbedingte ätiologische Faktoren. Als weitere Ursachen sind zu ca. 5 % die Luftverschmutzung und zu ca. 2 % andere Faktoren wie Ernährungsprobleme (Viamin A-Mangel ?), genetische und unbekannte Faktoren zu nennen (Abb. 1.1.2). Risikofaktoren des Bronchialkarzinoms 5% 5% inhalatives Zigarettenrauchen 2% berufsbedingte Schädigungen Luftverschmutzung andere Faktoren 88% 9 1.2 Therapie bösartiger Lungentumoren Die 5-Jahresüberlebensrate für Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungentumor beträgt insgesamt unter 10 %. Hierbei wird die Prognose entscheidend vom vorliegenden Tumorstadium bestimmt. Eine Studie von Mountain mit 3.753 Patienten aus dem Jahre 1986 zeigte die Beziehung zwischen Tumorstadium und Überlebensrate auf. Die 5-Jahres-Überlebensrate lag im Stadium I zwischen 35,8 % und 61,9 %, im Stadium II zwischen 22,7 % und 33,6 %, im Stadium III zwischen 4,9 % und 7,6 % und im Stadium IV bei 1,7 %. Die Behandlung der Wahl der lokalisierten nicht-kleinzelligen Lungentumoren in den Stadien I und II ist die chirurgische Resektion. Im Stadium IV stehen palliative Maßnahmen im Vordergrund. Die chirurgische Behandlung der Lungentumoren ist jedoch nur bei 10 % - 15 % aller Patienten bei Diagnosestellung möglich, wobei diese Patienten eine 5-Jahresüberlebensrate von 28 % - 40 % aufweisen (Soukop 1984). Das therapeutische Vorgehen im Stadium III ist noch Gegenstand kontroverser Diskussionen. Es werden sowohl operative als auch chemo- und/oder radiotherapeutische Maßnahmen angewandt und diskutiert. Der Vergleich hochdosierter hyperfraktionierter Radiotherapie (50-60 Gy) mit niedrig dosierter fraktionierter Bestrahlung (< 40 Gy) bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren im Stadium III zeigte eine signifikant höhere 2-Jahresüberlebensrate auf (p = 0,04) (Perez et al. 1986). In einer randomisierten Studie von Wils et al. (1984) mit Patienten, die an einem nicht-kleinzelligem Lungentumor im Stadium III erkrankten, wurden diese einer Radiotherapie versus kombinierter Radio- und Chemotherapie zugeführt. Die mediane Überlebenszeit der Patienten mit kombinierter Therapie betrug 11 Monate und die der anderen Patienten 5 Monate (p = 0,025 im Log-Rank-Test). In einer ähnlich randomisierten Studie von Mattson et al. (1988) an 288 Patienten, die an inoperablem nicht-kleinzelligem Lungentumor erkrankten, wurde eine Radiotherapie einer kombinierten Radio- und Chemotherapie gegenübergestellt. Die Überlebensraten zeigten einen signifikanten Vorteil (p = 0,05) für die kombinierte Behandlung. 10 Eine andere kontrollierte Studie von Dillman et al. (1990) mit der gleichen Fragestellung zeigte, daß die mediane Überlebensrate 13,8 Monate bei Patienten, die eine kombinierte Therapie erhalten hatten, betrug, dagegen 9,7 Monate bei Patienten mit alleiniger Radiotherapie (p = 0,0066 im Log-Rank-Test). Schaake-Koning et al. (1992) konnten in einer randomisierten Phase II-Studie mit täglicher Zugabe von Cisplatin zur Radiotherapie bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren im Stadium III signifikant längere Überlebensraten im Vergleich zu alleiniger Bestrahlung ermitteln (p = 0,009). Die neoadjuvante Therapie der nicht-kleinzelligen Lungentumoren im Stadium III wird in kontrollierten Studien angewandt. Neoadjuvant bedeutet, daß vor einer operativen Intervention eine Radio- und/oder Chemotherapie durchgeführt wird. Harvey et al. (1992) fanden ein medianes tumorfreies Intervall von 12,7 Monaten mit neoadjuvanter Therapie gegenüber 5,8 Monaten bei Patienten mit einer Bestrahlung nach einer chirurgischen Tumorresektion. Rusch et al. (1993) konnten hohe Ansprech- und Resektabilitätsraten mit der neoadjuvanten Therapie in den Stadien IIIA und IIIB bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren nachweisen. Die Arbeitsgruppen von Rosell et al. (1994) und Roth et al. (1994) zeigten in Phase-IIStudien signifikant längere Überlebenszeiten für Patienten im Stadium IIIA nach neoadjuvanter Chemotherapie. In der vorliegenden Arbeit wurden die Patienten ebenfalls einer neoadjuvanten Therapie unterzogen. 11 1.3 Morphologie der Tumorregression Tumorregressionen treten einerseits spontan auf, andererseits werden sie im Anschluß an eine Radio- und/oder Chemotherapie gefunden (Müller et al. 1995). Die Morphologie therapieinduzierter Tumorregressionen bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren besteht aus unterschiedlich großen kokardenförmigen Herden mit zentraler Nekrose, umgebender Resorptionszone, Übergang in ein gefäßreiches Granulationsgewebe und peripherem Narbengewebe (Abb. 1.3.1 A und B) (Junker et al. 1997). Es wurden teilweise auch Schaumzellnester gefunden, die keine zentrale Tumornekrose aufwiesen und die ebenso wie die oben beschriebenen Herde im Randbereich Ausfällungen von Cholesterinkristallen zeigten. Die Cholesterinkristalle waren teilweise von mehrkernigen Riesenzellen vom ungeordneten Typ umgeben. Zur Peripherie hin zeigte sich hierbei jedoch ebenfalls ein Übergang in ein gefäßreiches Granulationsgewebe. Das Granulationsgewebe ging zur Peripherie hin in ein kollagenfaserreiches Narbengewebe über, wobei z. T. eine Kondensierung und Vermehrung elastischer Faserstrukturen und ein Einschluß von Nervenfasern und Blutgefäßen zu erkennen waren (Abb. 1.3.1 A und B). Junker et al. verglichen das Vorhandensein der narbigen Fibrosierung bei behandelten (n = 40) und nichtbehandelten nicht-kleinzelligen Lungentumoren (n = 50). In 80 % der Fälle konnte bei den behandelten nicht-kleinzelligen Lungentumoren bzw. 16 % bei den nicht behandelten nicht-kleinzelligen Lungentumoren eine narbige Fibrose beobachtet werden. Im Rahmen der Tumorregression konnten im Tumor oder in seiner Umgebung in allen Resektaten Gefäßwandveränderungen aufgezeigt werden, die von einer Endangiitis bis zum kompletten Lumenverschluß reichten. In allen Resektaten wurden unabhängig vom Regressionsgrad im Lungenparenchym intraalveolär zahlreiche bräunlich-pigmentierte Makrophagen nachgewiesen, die besonders in der Nähe des regressiv veränderten oder vitalen Tumorgewebes auftraten. Bei kleinzelligen und nicht-kleinzelligen konnten nach neoadjuvanter Therapie grundsätzlich gleichartige Reaktionsmuster aufgezeigt werden (Junker et al. 1995; 1997). 12 Die Morphologie der spontanen Tumorregression bei bösartigen Lungentumoren wurde von Junker et al. (1997) an 50 präoperativ nicht radio- und chemotherapeutisch behandelten Patienten untersucht. Hierbei zeigten sich keine Regressionsherde mit zentraler Nekrose, Granulationsgewebe und Vernarbung wie bei den behandelten Tumoren. Bei 86 % der Patienten fanden sich neben vitalem Tumorgewebe fokale Nekrosezonen. Diese fokalen Nekrosen waren von einem vitalem Tumorsaum umgeben (Abb. 1.3.2 A). Ein komedoartiges histologisches Bild fand sich bei Kapillaren umgebenden vitalen Tumorsäumen mit dazwischenliegenden schmalen Nekrosezonen. Bei ca. 56 % der Patienten zeigte sich eine granulozytäre Reaktion im Randbereich der Nekrose (Abb. 1.3.2 B) Das wichtigste Unterscheidungskriterium liegt demnach in der unterschiedlichen Ausprägung spontaner Differenzierung und zwischen therapieinduzierter spontan entstandener Nekrosezonen. und Für die therapieinduzierter Nekrosezonen sind dabei die im Bereich des Nekroserandes erhobenen Befunde von besonderer Bedeutung (Junker et al. 1997). 13 Abb. 1.3.1 Therapieinduzierte Tumorregression bei nicht-kleinzelligen Lungenkarzinomen: A Ausschnitt aus einem Regressionsherd mit zentraler therapieinduzierter Nekrosezone (rechte Bildseite) und angrenzendem Schaumzellsaum (linke Bildseite) (HE) B Schaumzellnest (obere Bildhälfte) mit Übergang in kollagenfaserreiches Narbengewebe (untere Bildhälfte) (EvG) 14 Abb. 1.3.2 Spontane Tumorregression bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren: A Spontan entstandene Nekrosezone, die um einen kapillarabhängigen vitalen Tumorsaum lokalisiert ist (HE) B Nekrosezone mit granulozytärer Reaktion (rechte Bildseite) und angrenzendem vitalen Tumorsaum (linke Bildseite) (HE) 15 1.4 Apoptose -programmierter ZelltodLiteraturübersicht Das Phänomen des programmierten Zelltodes in der Embryonalentwicklung hat bereits Glücksmann (1950) beschrieben. Embryologen wie z. B. Rabl (1900), Jokl (1918) und Peter (1936) bezeichneten die lichtmikroskopischen Korrelate des Zellunterganges während der Entwicklung als mitotische Metaboliten. Die Morphologie des Zelltodes wird anhand von Beobachtungen in der Embryonalentwicklung verdeutlicht. Es wird von drei Stadien berichtet, die als Chromatopyknose, Hyperchromatose der Kernmembran und Chromatolyse bezeichnet werden. Als Oberbegriff wird die zelluläre Degeneration angeführt. Den Beweis, daß es sich bei den degenerativen Körperchen um Kernmaterial handelt, erbrachte ihre positive Feulgen-Reaktion (Bartels und Voigt 1931; Bieling 1937; Glücksmann 1940). Glücksmann (1950) erkannte bereits, daß der Vorgang des Zelltodes eine recht kurze Zeit in Anspruch nimmt und daher leicht übersehen werden könnte. Die kürzeste Dauer betrug sieben Stunden, wobei eine noch kürzere Zeitspanne von ca. 0,5-1 h an in-vitro Kulturen gemessen wurde. Refsum und Berdal (1967) berichten vom Zellverlust in Tumoren beim Menschen. Sie erklären dieses Phänomen durch den Vergleich der Tumorwachstumsrate von langsam und schnell wachsenden Tumoren. Die Tatsache, daß es diese Unterscheidung gibt, könne anhand einer hohen Zellverlustrate der langsam wachsenden Tumoren erklärt werden. Einer Arbeit von Steel (1967) zufolge hängt der Zelluntergang in Tumoren von drei Parametern ab: 1. Verdopplungszeit der Tumorzellen 2. Masse der proliferierenden Zellen 3. Ausmaß des Zellverlustes 16 Die Zellverlustrate in verschiedenen menschlichen Tumoren beträgt im Mittel 50 % der durch Mitose hinzugekommenen Zellen, wobei dies anhand spezieller Methoden wie Thymidinmarkierung und DNA-Synthese-Dauer der Zellen geschätzt wird (Steel 1967). Der Zelltod kann laut Steel (1967) auf zwei Wegen geschehen: 1. in Nekrosegrenzgebieten 2. in Tumoren (ohne Nekrosen) als isolierter, degenerativer Prozeß. Der programmierte Zelltod ist typisch für Vielzeller und in Tumoren, die andere Wachstums- und Differenzierungsformen zeigen, beibehalten. Dies bedeutet demnach, daß sowohl Zellvermehrung und Zelltod im Normalgewebe vorprogrammiert sind, als auch, daß Zellproduktion und Zellverlust in Tumoren soweit im Einklang zueinander stehen, daß das Wachstum von neuem Gewebe erzielt wird (Laird 1969). Eine differenziertere Betrachtung von Mitose und kontrolliertem Zelltod nahmen Kerr, Wyllie und Currie (1972) vor, indem sie letzterem eine ergänzende statt gegenteilige Rolle in der Regulation der Zellentwicklung zuteilten. Der programmierte Zelluntergang wird demnach in zwei Stadien unterteilt: ♦ 1. Kern- und Zytoplasmakondensation und Auflösung der Zelle in eine Vielzahl membranumhüllter Fragmente. Diese Fragmente werden von Kerr et al. (1972) auch “apoptotic bodies” (Apoptosekörperchen) genannt. ♦ 2. Die Apoptosekörperchen werden durch Phagozyten aufgenommen und machen eine Reihe vom Veränderungen durch, ähnlich der in-vitro Autolyse in Phagosomen, die mit der Zerstörung der membranumhüllten Fragmente einhergeht. 17 Eine schemtische Darstellung des Ablaufs der Apoptose zeigt Abb. 1.4.1 Abb. 1.4.1 Schematische Darstellung des Ablaufs der Apoptose 18 Der Begriff Apoptose kommt aus dem Griechischen und bedeutet “herabfallen” in Anlehnung an den Laubabwurf im Herbst. Der Vorgang der Apoptose tritt spontan in nicht behandelten malignen Tumoren auf und ist auch für die therapeutisch induzierte Tumorregression von Bedeutung. Dieser Zelluntergang kann auch durch toxische Agentien wie Hepatotoxine und elektromagnetische Strahlung in Embryos und erwachsenen Tieren getriggert werden (Kerr et al. 1972). Im Jahre 1980 veröffentlichten Wyllie et al. eine umfangreiche Darstellung des Phänomens der Apoptose unter vielerlei Gesichtspunkten. Sie versuchten vor allen Dingen die Apoptose von anderen Mechanismen, die ebenfalls zum Untergang der Zelle führen, abzugrenzen und eine einheitliche Nomenklatur einzuführen. Als erstes wurde die Nekrose von der Apoptose unterschieden, wobei auf die exsudative Entzündungsreaktion bei der erstgenannten Form des Zellunterganges und das Fehlen bei der zweiten Form hingewiesen wurde (Tab. 1.4.1). Auffallend ist, daß die Nekrose meist in Zellverbänden auftritt und die Apoptose verstreute, einzelne Zellen betrifft. Die morphologischen Besonderheiten der Nekrose sind die Schwellung aller Kompartimente im Zytoplasma mit anschließender Ruptur der Kern-, Organellenund Plasmamembran und das Auftreten von Matrixverdichtungen der Mitochondrien. Im Zellkern kommt es zur Pyknose, Karyorrhexis und Karyolyse. 19 Tab. 1.4.1 Gegenüberstellung der Charakteristika von Apoptose und Nekrose Apoptose Nekrose erste Erscheinungsform Zellschrumpfung Zellschwellung Zellkern Pyknose, Kondensation Karyolyse, Karyorrhexis Kernchromatin Segmentation Zusammenballung Zellmembran Membranstabilität bis zu- gesteigerte Permeabilität letzt erhalten Organellen strukturell intakt geschwollen, geschädigt Zytoplasma Zellorganellen als Apop- Zellorganellen haben tosekörperchen Integrität verloren Genexpression p53 ↑, bcl-2 ↓, c-myc ↑ keine Veränderungen betroffene Zellen überwiegend einzelne Zellverbände Zellen Zellelimination Phagozytose durch Makrophagen und Verdauung 20 Entzündungsreaktion im lysosomale umgebenden Gewebe Erscheinungen, die bei der Apoptose auftreten, sind vor allem durch elektronenmikroskopische Bilder besser verstanden worden. Es kommt zur fokalen Eliminierung von Zellen während der normalen embryonalen Entwicklung und Metamorphose. Des weiteren ist die Apoptose bei verschiedenen Formen der Atrophie, des Zellaufbaus und -abbaus im gesunden Gewebe, der hormonabhängigen und nicht hormoninduzierten Hyperplasie von Gewebe beteiligt. Durch Bestrahlung, zytotoxische Chemotherapeutika und Hyperthermie verursachter programmierter Zelltod, Induktion der Apoptose durch zellvermittelte Immunität und das spontane Auftreten in Neoplasien sind ebenfalls beobachtet worden (Wyllie et al. 1980). Ein weiteres wichtiges Unterscheidungskriterium zwischen Apoptose und Nekrose ist die gesteigerte Membranpermeabilität bei der Nekrose. Experimentelle Untersuchungen geben nach Wyllie et al. (1980) Hinweise auf eine genetische Kontrolle der Apoptose. Abb. 1.4.2 zeigt ein Schema des Ablaufs der Apoptose in Drüsenepithelzellen (Wyllie et al. 1980). 21 22 Cotter et al. (1990) betonen das Auftreten der Nekrose nach Beschädigung der Zellen von außen und bei der Apoptose die programmierte Abfolge von Ereignissen ohne äußeres “Trauma”. Die DNA-Spaltung bei der Apoptose geschehe durch eine spezifische endogene Endonuclease und benötige im Gegensatz zur Nekrose ein intaktes Energiesystem. Vergleiche mit maligenen Tumoren zeigen, daß der programmierte Zelltod den Mechanismus darstellt, der beim Töten von Tumorzellen durch zytotoxische T-Zellen beschrieben wird. Williams (1991) vergleicht den programmierten Zelltod -Apoptose- mit der Oncogenese und geht von der möglichen Unterdrückung des Zellunterganges aus. Das Überleben von Zellen, welches durch eine solche Inhibition des Zelltodes resultiert, könnte an der Oncogenese mitwirken. Raff (1992) geht davon aus, obwohl der molekulare Mechanismus noch nicht bekannt ist, daß die sterbenden Zellen sich selbst durch die Aktivierung eines Selbstzerstörungsprogrammes eliminieren. Dieses Programm kann durch andere Zellen bzw. Signale aktiviert und unterdrückt werden. Diese Hypothese wird anhand von Studien, die an den Nematoden Caenorhabditis elegans durchgeführt wurden, unterstützt. Demnach gibt es dort zwei Gene, ced-3 und ced-4, die den Zelltod induzieren. Mutationen der Gene führen zur Inaktivierung und somit zum Ausbleiben des Zelltodes. Ein weiteres Gen, ced-9, wird durch Mutation aktiviert und die Zellen überleben. Wenn ced-3 und ced-9 inaktiviert sind, überleben alle Zellen ebenfalls. Wyllie veröffentlichte 1993 einen Artikel, in dem er einen erweiterten Einblick in die Regulation der Apoptose gibt. Die Rolle der Genexpression wird untersucht, wobei Oncogene und Tumorosuppressorgene in die Regulation eingebunden sind. Die Rolle des c-myc Oncogens ist zweideutig, da seine Aktivierung von dem Vorhandensein oder Nichtvorhandensein von Wachstumsfaktoren oder anderen blockierenden Agentien abhängt. In vivo bewirkt c-myc eine hohe Zellumsatzrate, bei der 23 Proliferation und Apoptose gemeinsam auftreten. Andere Oncogene wie ras und bcl-2 verhindern die Apoptose und führen zu einem raschen Populationszuwachs. Die Wildtypform des Tumorsuppressorgens p53 könnte die Apoptose in Zellen, die c-myc exprimieren, induzieren, indem es einen ZellzyklusStillstand am Übergang von der G1- zur S-Phase herbeiführt (G1-Arrest). Vermes und Haanen (1994) unterteilten die verschiedenen Faktoren in 3 Gruppen, um sie näher zu klassifizieren: I. Wachstums- und Proliferationsgene: myc, ras II. Tumorsuppressorgene: p53 III. Regulatoren der Apoptose: bcl-2, APO-1/ Fas APO-1 bzw. Fas-Produkt ist ein Oberflächenantigen mit einer molekularen Masse von 52kDa. Ein anti-APO-1 Antikörper triggert den Apoptosevorgang, wenn er den Kontakt zum APO-1 Antigen hergestellt hat. Abb. 1.4.3 zeigt die Beziehung zwischen Proliferation und Apoptose (Vermes und Haanen 1994). 24 25 Vaux et al. (1994) stellten drei hypothetische Modelle für den Zelltod vor. Das erste Modell stellt eine Cysteinprotease, interleukin-1β (IL-1β)-converting-enzyme (ICE) als Ausgangspunkt vor, die eine Spaltung von pro-IL-1β und einer nicht bekannten Substanz, welche für die strukturelle Integrität der Zelle zuständig ist, durchführt. ICE kann durch verschiedene Signale aktiviert werden, z. B. durch den Verlust von Wachstumsfaktoren, geschädigte bzw. Einzelstrang-DNA und metabolische Veränderungen, die durch Viren und Toxine verursacht werden. Reifes IL-1β kann die Zelle verlassen, benachbarte Zellen und das Immunsystem alarmieren, so daß die Zellen den Selbstzerstörungsmechanismus, die Apoptose, beginnen können. Dieser Vorgang schützt die Zellen davor, Viruspartikel zu produzieren und verhindert somit die Virusausbreitung. Die zweite Hypothese besagt, daß es Viren gibt, die das Tumorsuppressorgen p53 blockieren bzw. wie das Oncogen blc-2 agieren, was wiederum die Inhibition von ICE bedeutet. Apoptose und Schutz vor Viren sind somit nicht gewährleistet. Das dritte Modell beschreibt die Rolle der zytotoxischen T-Lymphozyten (CTL) bei der Apoptose. CTL enthalten Granularkörperchen mit Perforin und Protease und können durch bcl-2 nicht blockiert werden. In den Körperchen ist unter anderem die Protease Granzyme B zu finden, welche sowohl wie ICE als auch ICE-aktivierend durch Spaltung an dessen Aspartat-Ende wirkt. 26 1.5 Onkogene, Tumorsuppressorgene und Proliferationsmarker In verschiedenen Studien wird versucht, relevante Faktoren und prognostische Aussagen über nicht-kleinzellige Lungentumore aufzuzeigen. Einige Faktoren, denen prognostische Bedeutung zukommt, sind bestimmte Onkogene, Tumor- suppressorgene und Proliferationsmarker (Leoncini et al 1993, Korkolopoulou et al. 1993; Pezzella et al. 1993; Isobe et al. 1994; Volm et al. 1994; Lowe et al. 1994; Dowell et al. 1995; Perdomo et al. 1998). Das Tumorsupressorgen p53 befindet sich auf dem kurzen Arm von Chromosom 17 (17p31) und kodiert für ein phosphoryliertes Protein mit 393 Aminosäuren und einem Molekulargewicht von 53 kDa. In der Wildtyp-Form reguliert es bei einem DNA-Schaden die Zellzyklusdauer durch einen Zellzyklusarrest in der G1-Phase (G1-Arrest). Es kommt zu einer Akkumulation als Reaktion auf die DNA- Schädigung und Inhibierung der Zellproliferation während des Reparaturvorgangs. Falls der DNA-Schaden nicht behoben werden kann, nimmt die Akkumulation weiter zu, bis das genetische Programm der Apoptose aktiviert wird (Korkolopoulou et al. 1993; Sidransky et al. 1992; Perdomo et al. 1998). p53 stellt in der Wildtyp-Form ein Tumorsupressorgen dar, dessen Inaktivierung einen entscheidenden Schritt in Richtung Tumorentwicklung bedeutet. Die Halbwertszeit des Wildtyp-p53 beträgt weniger als 30 Minuten (Oren et al. 1981), so daß es immunhistochemisch praktisch nicht nachzuweisen ist. Eine Mutation des p53 in Tumoren kodiert für ein Protein, welches mit dem WildtypProtein ein Hetero-Oligomer bildet. Dies führt zu einer Stabilisierung und Akkumulation des entsprechenden Genprodukts in ausreichenden Mengen, wodurch der immunhistochemische Nachweis des p53 möglich wird (Iggo et al. 1990). Dowell et al. (1995) gehen davon aus, daß die Inaktivierung von p53 eine schlechte Prognose für den Patienten bedeutet. Elledge et al. (1994) meinen dagegen, p53 sei ein schwacher prognostischer Faktor, der über Behandlungsindikationen von Tumoren nicht entscheiden könne. 27 Korkolopoulou et al. (1993) vermuten einen positiven prognostischen Einfluß von Wildtyp-p53, doch seien größere klinische Studien nötig um endgültige Aussagen machen zu können (s.u.). Eine Studie von Isobe et al. (1994) zeigt, daß p53-Abnormalitäten für die Überlebensrate der Pateinten prognostisch ungünstig seien (p = 0,01) (s.u.). In weiteren unabhängigen Studien konnte für p53-positive nicht-kleinzellige Lungentumore eine signifikant ungünstigere Prognose aufgezeigt werden (Mitsudomi et al. 1993; Ebina et al. 1994; Törmänen et al. 1995 (s.u.)). McLaren et al. (1992) und Morkve et al. (1993) konnten keine prognostischen Unterschiede zwischen p53-positiven und -negativen Lungentumoren aufzeigen. Die Ergebnisse einer Arbeit von Carbone et al. (1994) weisen eine grenzwertig signifikante negative Korrelation zwischen der Überlebenszeit und positivem p53Nachweis nach; eine prognostische Relevanz konnte jedoch nicht ermittelt werden. Lee et al. (1995) zeigen in ihrer Studie, daß eine kräftige p53-Expression nur für bestimmte Untergruppen von nicht-kleinzelligen Lungentumoren einen günstigen prognostischen Faktor darstellt. PCNA (proliferating cell nuclear antigen) ist ein Polypeptid mit einem Molekulargewicht von 36 kDa. Hierbei handelt es sich um ein Protein, welches in der Proliferationsphase von Zellen nachgewiesen wird (Kawai et al. 1994). Es konnte gezeigt werden, daß PCNA zwischen der G1- und S-Phase synthetisiert wird und ein Hilfsprotein für die DNA-Polymerase δ ist (Bravo et al. 1987; Prelich et al. 1987). Bei Ki-67 handelt es sich ebenfalls um ein Protein, das mit der Zellproliferation assoziert ist. Dieser Proliferationsmarker reagiert mit einem Antigen im Zellkern und wird nur in proliferierenden Zellen nachgewiesen (Kawai et al. 1994). 28 Eine Untersuchung von Korkolopoulou et al. (1993) an kleinzelligen und nichtkleinzelligen Lungentumoren ergab eine signifikant positive Korrrelation zwischen PCNA (proliferating cell nuclear antigen)- und p53-Expression (p < 0,001). Leoncini et al. (1993) ermittelten eine Korrelation zwischen Apoptose und Proliferationsindices (Ki-67 und PCNA) aufgrund immunhistochemischer Methoden an malignen Non-Hodgkin-Lymphomen. Weiterhin wurde festgestellt, daß ein hoher Apoptoseindex und eine ungenügende bcl-2-Expression nachteilige Prognosefaktoren für den Patienten darstellen. Isobe et al. (1994) veröffentlichten eine Arbeit, in der sie 30 Patienten mit Adenokarzinomen der Lunge im Stadium I nach kurativer Resektion untersuchten. Es wurden insbesonders p53- und ras-Gen-Abnormalitäten im Hinblick auf ihre prognostische Bedeutungen analysiert. Die Studie zeigte bei Pateinten mit p53Abnormalitäten (p53-Akkumulation oder -Mutation) einen signifikant ungünstigen Faktor für die Überlebensrate dar (p = 0,01). Eine ras-Mutation war für die Überlebenswahrscheinlichkeit unerheblich. Törmänen et al. (1995) zeigten an 75 bösartigen Lungentumoren mit Hilfe der ISELTechnik und immunhistochemischer Methoden, daß es keine Korrelation zwischen der Apoptoserate und der PCNA- bzw. p53-Expression gibt. Die bcl-2-Expression korrelierte ebenfalls nicht mit der Apoptoserate. Eine weitergehende Analyse der Ergebnisse legte ein 1,9fach (p = 0,04) bzw. 2,3fach (p = 0,005) erhöhtes Risiko bei einer hohen Apoptoserate bzw. p53-Akkumulation für eine kürzere Überlebenszeit dar. 29 2. Fragestellung Die Bedeutung des programmierten Zelltodes in Tumorzellen allgemein und speziell in strahlen- oder chemotherapeutisch behandelten bösartigen Tumoren ist zur Zeit Gegenstand reger Diskussionen. Hier stellt sich insbesondere die Frage, ob und gegebenfalls in welchem Umfang die therapieinduzierte Tumorregression durch einen apoptotischen Prozeß vermittelt wird. Diesbezüglich soll überprüft werden, ob eine Korrelation zwischen dem Ausmaß der therapieinduzierten Tumorregression und der Apoptose vorhanden ist. In der vorliegenden Studie wird durch histologische Untersuchungen anhand von zwei speziellen Markierungstechniken, ISEL- (in situ end-labeling) und TUNEL(TdT-mediated dUTP-nick end-labeling) Technik, die Höhe der Apoptoseindices bei bösartigen Lungentumoren vor und nach neoadjuvanter (präoperativ durchgeführte Chemo- und Radio)-Therapie untersucht. Es wird insbesonders die Frage nach einer signifikanten Änderung des Ausmaßes der Apoptose unter der neoadjuvanten Therapie gestellt. Neben der Ermittlung der Apoptoseindices wird die prognostische Relevanz der Apoptose näher untersucht. Die Bestimmung von Überlebenszeiten bzw. -raten, die Korrelation mit der Expression von Tumorsuppressorgenen, Proliferationsmarkern und Onkogenen dient der Erkennung möglicher Prognosefaktoren. Zusätzlich werden die beiden Markierungstechniken ISEL und TUNEL im Hinblick auf ihre Spezifität zur Unterscheidung von Nekrose und Apoptose analysiert. 30 3. Material und Methode 3.1 Patientenkollektiv und Therapieprotokoll Bei 54 Patienten mit lokal fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungentumoren wurde im Rahmen einer multizentrischen Phase II-Studie unter Leitung der Medizinischen Klinik A der Universität Münster eine neoadjuvante Chemo- und Radiotherapie durchgeführt. Diese Patienten erfüllten folgende Kriterien, um in die Studie aufgenommen zu werden: Patienteneinschlußkriterien: ♦ histologisch gesicherter nicht-kleinzelliger Lungentumor im Stadium IIIA oder IIIB ♦ funktionelle Operabilität ♦ Allgemeinzustand nach Karnowsky mindestens 70 % ♦ Alter der Patienten maximal 69 Jahre ♦ ausreichende Leber- und Nierenfunktion ♦ ausreichende Knochenmarksreserve vor Therapiebeginn ♦ Vorliegen der Patienteneinwilligung Patientenausschlußkriterien: ♦ vorherige Radio- oder Chemotherapie ♦ Resektion des Primärtumors ♦ gleichzeitig bestehender maligner Zweittumor ♦ manifeste Infektion vor Therapiebeginn 31 Das Behandlungskonzept setzte sich aus drei Blöcken zusammen, wobei zwei Blöcke aus einer Kombinationschemotherapie mit den Substanzen Ifosfamid, Carboplatin und Etoposid (ICE-Schema) bestanden. Die Radiotherapie erfolgte als hyperfraktionierte, akzelerierte Bestrahlung, bei der eine Gesamtdosis von 45 Gy innerhalb von drei Wochen appliziert wurde. Die Aufteilung der Dosis sah wie folgt aus: Fünf Tage pro Woche wurden täglich zwei Einzelfrakionen zu 1,5 Gy verabfolgt. Simultan zur Strahlentherapie erfolgte an den Tagen 1, 8 und 15 eine Kombinationschemotherapie mit den Substanzen Carboplatin und Vindesin. Bei 40 Patienten konnte durchschnittlich sieben Wochen nach Abschluß der RadioChemotherapie eine Resektionsbehandlung unter kurativer Zielsetzung durchgeführt werden (Abb. 3.1.1). Die Resektionspräparate wurden histologisch (HE- und EvGFärbungen) aufgearbeitet und einem Regressionsgrading nach Junker et al. (1997) zugeordnet, welches in Tabelle 3.1.1 erläutert wird. 2 x Carboplatin/Ifosfamid/Etoposid Radio-/Chemotherapie: 45 Gy (2 x 1,5 Gy/d), Carboplatin/Vindesin Operation Abb. 3.1.1 Therapieschema Tab. 3.1.1 Regressionsgrading (Junker et al. 1997): Grad I: keine oder nur geringe, im allgemeinen spontane Tumorregression Grad IIa: unvollständigeTumorregression mit mindestens 10 % vitalem Tumorgewebe Grad IIb: unvollständige Tumorregression mit weniger als 10 % vitalem Tumorgewebe Grad III: komplette Tumorregression ohne Nachweis von vitalem Tumorgewebe 32 Das klinische Remissionsverhalten der Tumoren nach Chemo- und Radiotherapie wurde nach den Remissionskriterien der Southwest Oncology Group (SWOG) (Green und Weiss 1992) beurteilt (Tab. 3.1.2). Tab. 3.1.2 Klinische Remissionskriterien der Southwest Oncology Group (SWOG) (Green und Weiss 1992) CR komplette Tumorregression: Verschwinden aller meßbaren Tumorparameter über zumindest 4 Wochen PR partielle Tumorregression: Reduktion aller meßbaren Tumorparameter um mindestens 50 % über zumindest 4 Wochen NC ”no change” (gleichbleibende Tumorerkrankung): Reduktion aller meßbaren Tumorparameter um weniger als 50 % bzw. Größenzunahme um höchstens 25 % über zumindest 4 Wochen PD progressive Tumorerkrankung: Größenzunahme der meßbaren Tumorparameter um mindestens 25 % oder Auftreten von Metastasen 33 3.2 Apoptose Bei der Apoptose (programmierter Zelltod) treten bereits sehr früh charakteristische Veränderungen des Kernchromatins auf, die schon von Kerr und Wyllie im Jahre 1972 beschrieben wurden. Diese Veränderungen beruhen wahrscheinlich auf einer Zerlegung der DNA in Fragmente durch eine Ca2+- und Mg2+-abhängige Endonuklease. Die Spaltprodukte der Endonuklease umfassen ca. 180 Basenpaare oder ein Vielfaches davon und stellen sich in der Gelelektrophorese als typisches “Strickleitermuster” dar. Zu diesen regelmäßigen Läsionen kommt es durch die Anordnung der DNA im Interphasekern um Nukleosomen, wobei die internukleosomalen DNA-Abschnitte besser von der Endonuklease gespalten werden können (Lorenzen et al. 1995). Die Markierung apoptotischer Zellen in frühen Phasen des programmierten Zelltodes geschieht in der ISEL-Methode an DNA-Strangbrüchen (“nicks”). Das Enzym DNAPolymerase I oder ihr sogenenntes Klenow-Fragment kann Desoxynukleotide an Strangbrüchen einbauen (ISEL-Technik = in situ end-labeling oder in situ Endmarkierung). Eine andere Möglichkeit der Markierung stellt die TUNEL- (TdT-mediated dUTPnick end-labelling) Technik dar. Hierbei wird statt der DNA-Polymerase I terminale Desoxynukleotidyltransferase (TdT) eingesetzt, die spezifisch an 3`-OH-Enden der DNA bindet und somit Desoxynukleotide an DNA-Strangbrüchen einbauen kann (Gavrieli et al. 1992). Wenn man nun das entsprechende Enzym (Klenow-Fragment der DNA-Polymerase oder TdT) zusammen mit Digoxygenin-markiertem Desoxyuridintriphosphat (dUTP) auf die Schnittpräparate einwirken läßt, kommt es zum Einbau des Digoxygenins im Bereich der vorliegenden Strangbrüche. Der Nachweis efolgt mittels einer anschließenden Immunfärbung mit anti-Digoxigenin-Antikörpern. 34 In der vorliegenden Arbeit wurde anhand des Untersuchungsgutes, welches prä- und posttherapeutisch entnommen wurde, das Außmaß der Apoptose (programmierter Zelltod) jeweils mit der ISEL- und TUNEL-Färbetechnik untersucht. Der relative Anteil apoptotischer Zellen bzw. Apoptosekörperchen wurde jeweils durch Auszählen von 1.000 Tumorzellen mit einem 40er Objektiv lichtmikroskopisch bestimmt und als sogenannter Apoptoseindex in Prozent angegeben. Insbesondere bei Tumoren, die dem Regressionsgrad IIb zugeordnet wurden lagen in den angefertigten Schnittpräparaten z. T. deutlich weniger als 1.000 Tumorzellen vor. In diesem Fall wurden alle beurteilbaren Tumorzellen ausgewertet und deren Anzahl festgehalten. 35 3.3 ISEL-Technik Die In situ Endmarkierung wurde erstmals von Jonker und seiner Arbeitsgruppe beschrieben (Jonker et al. 1992). Dieses Verfahren wurde von Ansari und Mitarbeitern weiter systematisiert (Ansari et al. 1993). Es werden folgende Arbeitsschritte durchgeführt: 1. Tumorgewebe wird formalinfixiert und in Paraffin eingebettet, danach werden 3-4 µm dicke Schnittpräparate auf einem mit wasserlöslichem Silan-Kleber beschichteten Objektträger aufgezogen. Hiernach wird das Präparat über Nacht bei Raumtemperatur getrocknet. 2. Die Schnittpräparate werden zum Entparaffinieren zunächst für 20 min. bei 70 ° C und anschließend für 10 min. in Xylol bei Raumtemperatur inkubiert. Die Präparate werden dann in einer absteigenden Alkoholreihe gewässert. An diesen Arbeitsschritt wird eine Trocknung der Schnitte für 15 min. bei Raumtemperatur angeschlossen. 3. Die Präparate werden für eine Stunde in der feuchten Kammer bei 37 ° C mit Proteinase K (Firma Sigma. Deisenhofen; Ausgangskonzentration: 0,15 U/ml; 1:100 in 0,5 M Tris/HCl-Puffer, pH 7,6 verdünnt) angedaut und anschließend dreimal in Aqua bidest. gewaschen. 4. In einer aufsteigenden Alkoholreihe werden die Schnittpräparate dehydriert und für 15 min. bei Raumtemperatur getrocknet. 5. Es wird ein Enzym-Cocktail auf die Schnitte aufgetragen, welcher aus 5 µl Klenow-Fragment der DNA-Polymerase I (Firma Life Technologies, Eggenstein), 0,5 µl 10 mM dATP-, dGTP-, dCTP-Mix (Firma Pharmacia, Freiburg), 5 µl 1 mM Digoxigenin-11-dUTP (Firma Boehringer, Mannheim) und 500 µl Nick-Puffer (447 µl 0,5 M Tris/HCl-Puffer, pH 7,6; 3 µl bovines Serum-Albumin 0,1 %, 50 µl 50 mM 36 MgCl2 besteht. 60 µl des Cocktails werden auf die Präparate gegeben und anschließend werden die Schnitte für 1 Stunde in der feuchten Kammer bei 37 ° C inkubiert. Hiernach erfolgt eine zweimalige Spülung der Präparate mit Aqua bidest. 6. Die Schnittpräparate werden für 30 min. bei Raumtemperatur mit einem Antikörper, dem Anti-Digoxigenin-AP, Fab Fragment (Firma Boehringer, Mannheim; Ausgangskonzentration: 150 U/200µl; 1:600 in bovinem SerumAlbumin 3 % verdünnt) inkubiert. Nach der Inkubation erfolgt eine Spülung der Präparate mit 0,5 M Tris/HCl-Puffer (TBS, pH 7,6; Firma Sigma, Deisenhofen) für 2x5 min. 7. Im Anschluß an die Spülung werden die Schnitte für 5 min. bei Raumtemperatur in Substratpuffer (20 ml 1 M Tris/HCl-Puffer pH 9,5; 4 ml 5 M NaCl; 10 ml 1 M MgCl2 ; 166 ml Aqua dest.) inkubiert. 8. Es werden nun 200 µl eines NBT/BCIP-Farbkomplexes auf jedes Präparat aufgetragen. Bei diesem Farbkomplex handelt es sich um folgende Substratmischung: 45 µl NBT (Nitro Blue Tetrazolium, Firma Sigma, Deisenhofen; 75 mg in 1 ml Dimethylformamid 70 %), 45 µl BCIP (5-Brom-4 Chlor-3-Indolylphosphat, p-Toluidin, Firma Sigma, Deisenhofen; 50 mg in 1 ml Dimethylformanid 100 %), 5 µl Levamisol (Firma Sigma, Deisenhofen) und 5 ml Substratpuffer (s. o.). In Abhängigkeit von der Farbstoffreaktion werden die Schnittpräparate für 15 min. bis 6 Stunden bei Raumtemperatur in der feuchten Kammer inkubiert. Nach der erfolgreichen Farbreaktion werden die Schnitte mit Aqua dest. gespült. 9. Die Darstellung des Zellkernes erfolgt mittels Färbung mit Kernechtrot für 5 min. Anschließend werden die Schnitte mit Wasser gespült. 10. Die Schnittpräparate werden mit Aquatex (Firma Merck, Darmstadt) eingedeckt. 37 Als Positivkontrolle in dieser Untersuchungsreihe wurde Gewebe von Tonsillen mit einer follikulären lymphatischen Hyperplasie verwendet. Bei der Negativkontrolle wurde auf die Zugabe des Klenow-Fragmentes der DNAPolymerase I zum Enzym-Cocktail verzichtet. Es wurde eine zweite Positivkontrolle verwendet, um zu überprüfen, ob die Proteinase K auch die tieferen Schichten der Präparate angedaut hatte, wobei mit DNAse I vorbehandelte Schnitte in allen Zellkernen DNA-Strangbrüche induzierten. Hierbei wurden die jeweiligen Schnittpräparate vor der Zugabe des NukleotidEnzym-Gemisches für 15 min. bei Raumtemperatur mit 200 ng/ml DNAse I (Firma Boehringer, Mannheim; 2000 U/mg) in 10 mM Tris/HCl-Puffer (pH 7,4); 10 mM NaCl, 5 mM MgCl2 ; 0,1 mM CaCl2 und 25 mM KCL inkubiert (Abb. 3.3.1 A). 38 Abb. 3.3.1 Darstellung der apoptotischen Zellen in lymphatischem Gewebe einer Tonsille A braunrot markierte Zelle in der Bildmitte mit der ISELTechnik B braunschwarz markierte Zellen in der Bildmitte mit der TUNEL-Technik 39 3.4 TUNEL-Technik Die TUNEL- (TdT-mediated dUTP-nick end-labelling) Technik wurde im Jahre 1992 von Gavrieli und seine Mitarbeitern (Gavrieli et al. 1992) eingeführt. Bei dieser Methode werden die einzelnen Arbeitsschritte zunächst analog der unter 3.3 dargestellten ISEL-Technik durchgeführt. Der Enzym-Cocktail, welcher unter Schritt 5 beschrieben wurde, wird durch das folgende Nukleotid-Enzym-Gemisch ersetzt. Dieses setzt sich aus 10 µl TdT (rekombinante terminale Desoxynukleotidyltransferase 15 U/µl; Firma Life Technologies, Eggenstein), 0,5 µl 10 mM dATP-, dCTP-, dGTP-Mix (Firma Pharmacia, Freiburg), 5 µl 1 mM Digoxigenin-11dUTP (Firma Boehringer, Mannheim), 200 µl TdT-Puffer (Firma Life Technologies, Eggenstein) und 285 µl Aqua bidest zusammen (Abb. 3.3.1 B). Die unter 3.3 beschriebenen Kontrollen wurden ebenfalls analog durchgeführt. 40 3.5 Statistische Methoden Für die ermittelten Werte der prä- und posttherapeutischen Apoptoseindices wurden die Spannweite bzw. der Range, der arithmetische Mittelwert, der Median und die Standardabweichung berechnet. Das statistische Testverfahren wurde jeweils in Abhängigkeit von der analysierten Fragestellung ausgewählt. Die Überprüfung eines signifikanten Unterschiedes zwischen zwei verbundenen bzw. paarigen Stichproben erfolgte mit dem WilcoxonTest für verbundene Stichproben, da eine Normalverteilung der vorliegenden Daten nicht gegeben war. Entsprechend wurde das Vorliegen eines signifikanten Unterschiedes für unverbundene Stichproben mit dem Wilcoxon-Test für unverbunde Stichproben durchgeführt, wobei auch hier keine Normalverteilung der Daten vorlag. Zur Prüfung der Abhängigkeit zweier Parameter wurde der Korrelationskoeffizient errechnet, die statistische Signifikanz mit dem “Test des Korrelationskoeffizienten” überprüft. Die Abhängigkeit zweier klassifizierter Variablen wurde mit dem Fisher´s-exact-Test geprüft. Im Hinblick auf die Überlebenszeit wurden die entsprechenden Überlebenskurve nach Kaplan und Meier (1958) im Log-Rank-Test (Peto et al. 1977) auf signifikante Unterschiede in Abhängigkeit von anderen Merkmalen (z.B. Apoptoseindices) verglichen. Es wurde für alle Testverfahren die Irrtumswahrscheinlichkeit p für den Fehler der ersten Art auf 5 % festgelegt, d. h. bei einem p < 0,05 wurde die Null-Hypothese H Null (Unabhängigkeit der Variablen) verworfen. 41 4. Ergebnisse In der Studie sind insgesamt 54 Patienten berücksichtigt. Die 54 Studienpatienten sind zwischen 37 und 69 Jahren alt, wobei das mediane Alter 57 Jahre beträgt. Die Geschlechterverteilung lautet 49 männliche und 5 weibliche Patienten. Die Untersuchung der nicht-kleinzelligen Lungentumoren nach dem führenden histologischen Tumortyp ergibt 36 Plattenepithelkarzinome und 18 Adenokarzinome, was einem Prozentsatz von 66,7 % bzw. 33,3 % entspricht. Die Betrachtung der TNM-Stadien entsprechend der UICC aus dem Jahre 1992 ergibt folgendes Resultat: • 20 Tumoren im T2-, 18 Tumoren im T3- und 16 Tumoren im T4-Stadium • 2 Tumoren sind im N0-, 1 Tumor ist im N1-, 35 Tumoren sind im N2-, 15 Tumoren sind im N3-Stadium und bei einem Tumor konnten keine regionalen Lymphknoten beurteilt werden (NX). • alle Tumoren befinden sich entsprechend der Einschlußkriterien im M0-Stadium (Tab. 4.1) Tab. 4.1 Darstellung der TNM-Stadien TNM X 0 1 2 3 4 T 0 0 0 20 18 16 N 1 2 1 35 15 54 0 M 42 Die Betrachtung des Tumorstadiums nach Mountain (1986) ergibt eine Verteilung von 25 Studienpatienten, die sich im Stadium IIIA und 29 Patienten, die sich im Stadium IIIB befinden. Führender histologischer Tumortyp, TNM-Stadium und Tumorstadium nach Internationalem Staging System (Mountain zusammengefaßt. 43 1986) sind in Tabelle 4.2 Tab. 4.2: Nr. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31. 32. 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39. 40. 41. 42. 43. 44. 45. 46. 47. 48. 49. 50. 51. 52. 53. 54. Histologischer Tumortyp PEC PEC PEC ADC PEC PEC ADC ADC PEC ADC ADC PEC PEC PEC ADC PEC ADC PEC PEC ADC PEC PEC PEC PEC PEC PEC PEC PEC PEC ADC PEC ADC ADC PEC PEC PEC ADC PEC PEC PEC PEC PEC PEC ADC ADC PEC ADC PEC PEC PEC PEC ADC ADC ADC TNM T3N2M0 T3N2M0 T2N2M0 T2N3M0 T2N3M0 T2N2M0 T4N2M0 T4N2M0 T3N2M0 T3N2M0 T4N0M0 T2N3M0 T4N2M0 T4N2M0 T4NXM0 T3N2M0 T2N2M0 T3N3M0 T2N2M0 T4N2M0 T3N3M0 T3N2M0 T2N2M0 T4N2M0 T3N3M0 T3N2M0 T2N2M0 T3N2M0 T2N2M0 T2N2M0 T3N2M0 T3N0M0 T4N2M0 T2N2M0 T3N3M0 T4N2M0 T2N2M0 T2N2M0 T3N3M0 T2N2M0 T2N3M0 T4N3M0 T4N2M0 T3N3M0 T4N2M0 T3N2M0 T2N3M0 T4N2M0 T3N1M0 T4N3M0 T2N3M0 T4N2M0 T2N3M0 T2N2M0 Stadium IIIA IIIA IIIA IIIB IIIB IIIA IIIB IIIB IIIA IIIA IIIB IIIB IIIB IIIB IIIB IIIA IIIA IIIB IIIA IIIB IIIB IIIA IIIA IIIB IIIB IIIA IIIA IIIA IIIA IIIA IIIA IIIA IIIB IIIA IIIB IIIB IIIA IIIA IIIB IIIA IIIB IIIB IIIB IIIB IIIB IIIA IIIB IIIB IIIA IIIB IIIB IIIB IIIB IIIA Erläuterung der Abkürzungen: PEC=Plattenepithelkarzinom ADC=Adenokarzinom 44 4.1 Anwendung des Regressionsgradings Bei 40 der 54 Studienpatienten konnte eine Resektionsbehandlung an die kombinierte Chemo-/Radiotherapie angeschlossen werden. Die pathologischanatomische Beurteilung der Tumorregression wurde gemäß des Regressionsgradings nach Junker et al. (1997) durchgeführt (s. Tab. 3.1.1, S. 32). Zu dieser Gruppe gehören 36 männliche und 4 weibliche Patienten mit einem Altersmedian von 57 Jahren. Die Verteilung der einzelnen Regressionsgrade ist in Tab. 4.1.1 dargestellt. Tab. 4.1.1 Absolute und relative Häufigkeiten der Regressionsgrade Regressionsgrad N % I 3 7,5 IIa 10 25 IIb 20 50 III 7 17,5 40 100 Bei 3 Tumoren, die dem Regressionsgrad IIb angeordnet wurden, konnten nur noch in mediastinalen Lymphknoten kleine Tumorreste nachgewiesen werden, wobei im Primärtumor kein vitales Tumorgewebe mehr zu finden war. In 3 Präparaten konnte keine therapieinduzierte Tumorregression aufgezeigt werden, d. h. es lag ein Regressionsgrad I vor. 45 Ein morphologisches Charakteristikum der Regressionsgrade IIa-III besteht in unterschiedlich großen kokardenförmigen Herden, die eine zentrale Nekrose aufweisen. Die therapieinduzierte und spontane Tumorregression sind in Kapitel 1.3 bereits ausführlich dargestellt und erläutert. Das klinische Remissionsverhalten der Tumoren nach der Chemo- und Radiotherapie wurde bei allen Studienpatienten, d. h. bei 54 Patienten nach den Remissionskriterien der Southwest Oncology Group (SWOG) (Green und Weiss 1992) bestimmt (S. 33). Der Remissionsstatus bei den 40 operablen Patienten zeigte 32 partielle oder komplette Remissionen und bei 8 Patienten ”no change”. Im Gesamtkollektiv (n = 54) wurden 5 komplette, 32 partielle, 13 ”no change”-Remissionen und bei 4 Patienten ein Tumorprogreß gefunden. Für das gesamte Studienkollektiv (n = 54) betrug die mediane Überlebenszeit 20,4 Monate mit einer Spannweite von 1,5-53,9 Monaten. Die mediane Überlebenszeit der 40 operierten Patienten betrug 23,1 Monate. Die Untersuchung der Regressionsgrade bezüglich der medianen Überlebenszeiten erbrachte, daß die 27 Patienten der Regressionsgrade IIb und III mit 27,9 Monaten (Median) eine statistisch signifikant längere Überlebenszeit aufwiesen als die 13 Patienten der Regressionsgrade I und IIa mit einer medianen Überlebenszeit von 13,7 Monaten (Log-Rank-Test, p = 0,02). 46 4.2 Quantifizierung der Apoptose Die Darstellung der Apoptose in den Präparaten erfolgte mittels der ISEL- und TUNEL-Technik. Ihre Verteilung sah wie folgt aus: 54 Studienpatienten wurden in die Studie aufgenommen, von 33 dieser Patienten stand prätherapeutisch im Rahmen des Primärstagings mittels Bronchoskopie oder Medianstinoskopie entnommenes Tumorgewebe zur Verfügung. An diesem Gewebe konnten ISEL- und TUNELMarkierungen durchgeführt und so die entsprechenden Apoptoseindices bestimmt werden. 40 der 54 Patienten konnten einer Operation zugeführt und von 33 Patienten das Tumorgewebe posttherapeutisch bezüglich der Apoptose untersucht werden. Die übrigen 7 Patienten wiesen eine komplette Tumorregression (Regressionsgrad III) ohne Nachweis vitalen Tumorgewebes auf und standen somit für die posttherapeutische Analyse der Apoptose nicht mehr zur Verfügung. Tumorgewebe oder mediastinale Lymphknoten, welche vor der neoadjuvanten Therapie zur Festlegung des Primärstagings gewonnen wurden, und auch nach der Chemo- und Radiotherapie reseziertes Tumorgewebe wurde anhand der ISEL- und TUNEL-Technik im Hinblick auf die Apoptoserate untersucht. Bei beiden Methoden konnten im lichtmikroskopischen Bild Gemeinsamkeiten nachgewiesen werden. Die Zellkerne waren teils kondensiert, teils in “apoptotic bodies” zerfallen und ergaben eine braun-schwarze Markierung. Auffallend war die stärkere Anfärbbarkeit an der Kernmembran bei der TUNEL-Methode. Eine besondere Anordnung der apoptotischen Zellen konnte nicht aufgezeigt werden, sie lagen teils vereinzelt, teils in kleineren Gruppen vor (Abb. 4.2.1 A und B). Da auch Zellkerne in größeren und kleineren Nekrosezonen teilweise saumartig markiert wurden (Abb. 4.2.2), sind diese Areale bei der Auswertung nicht berücksichtigt worden, um falsch-positive Resultate zu vermeiden (Ansari et al. 1993; Wijsman et al. 1993). 47 Abb. 4.2.1 A Darstellung der apoptotischen Zellen (dunkelbraun markiert in der Bildmitte) mittels ISEL-Technik in nicht-kleinzelligem Lungentumor B Darstellung der apoptotischen Zellen (schwarz markierte Zellfragmente) mittels TUNEL-Technik in nicht-kleinzelligem Lungentumor 48 Abb. 4.2.2 Darstellung der unspezifisch markierten Zellen in nekrotischen Tumorbereichen eines nicht-kleinzelligem Lungentumors A schwarz markierte Zellkomplexe in der Bildmitte mit der ISEL-Technik B dunkelrot markierte Zellkomplexe in der Bildmitte mit der TUNEL-Technik 49 Spannweite bzw. Range Die Apoptoseindices liegen bei der ISEL-Methode prätherapeutisch zwischen 0 % und 5,3 % und posttherapeutisch zwischen 0 % und 9 %. Die Werte bei der TUNELMethode betragen prä- bzw. posttherapeutisch 0 % - 1,7 % bzw. 0 % - 4,5 %. Arithmetischer Mittelwert Der arithmetische Mittelwert beträgt für die mit der ISEL- und der TUNEL-Methode ermittelten Apoptoseindices prätherapeutisch 1,609 % bzw. 0,93 %. Die entsprechenden posttherapeutischen Werte lauten für die ISEL-Technik 1,691 % bzw. 1,10 % für die TUNEL-Technik. Die entsprechenden Werte sind in Tab. 4.2.1 zusammengefaßt. Median Der Median der prätherapeutisch dargestellten Apoptoseindices beträgt 1,6 % für die ISEL- und 1 % für die TUNEL-Methode. Posttherapeutisch zeigen die Apoptoseindices einen Median von 1,55 % für die ISEL- bzw. 1 % für die TUNELTechnik (Tab. 4.2.1). 50 Standardabweichungen der Stichproben Die numerische Standardabweichung s ist ein Maß für die Abweichung der Beobachtungen vom Mittelwert. Die Apoptoseindices, die mittels ISEL- und TUNEL-Technik ermittelt wurden, zeigen prätherapeutisch eine Standardabweichung s von 1,01 % bzw. 0,425 %. Die entsprechenden posttherapeutischen Werte für die ISEL-Technik betragen 1,539 % und 0,841 % für die TUNEL-Technik. Tab. 4.2.1 stellt die erhobenen Daten dar. 51 Tab. 4.2.1 Arithmetischer Mittelwert, Median und Standardabweichung der mittels ISEL- und TUNELMethode ermittelten Apoptoseindices Arithmetischer Mittelwert Median Standardabweichung ISEL-Technik TUNEL-Technik Prätherapeutisch in % 1,609 0,93 Posttherapeutisch in % 1,691 1,10 Prätherapeutisch in % 1,60 1,00 Posttherapeutisch in % 1,55 1,00 Prätherapeutisch in % 1,01 0,425 Posttherapeutisch in % 1,539 0,841 52 4.3 • Korrelation zwischen Apoptoseindices und anderen Parametern Prä- und posttherapeutische Apoptoseindices: Zwischen den prä- und posttherapeutisch ermittelten Apoptoseindices Zellen ließ sich weder für die ISEL- (p = 0,35) noch für die TUNEL-Technik (p = 0,45) ein statistisch signifikanter Unterschied aufzeigen (jeweils Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben). Mit der ISEL-Methode wurden sowohl prä- als auch posttherapeutisch statistisch signifikant höhere Apoptoseindices bestimmt als mit der TUNEL-Methode (jeweils p = 0,0001) (Wilcoxon-Test für verbunde Stichproben). • Gesamtüberlebenszeit: Für verschiedene überprüfte cut-off-Werte konnte weder prä- noch posttherapeutisch ein signifikanter Unterschied der Länge des Gesamtüberlebens in Abhängigkeit von der Höhe der Apoptoseindices für beide Methoden ermittelt werden (Log-RankTest). • Regressionsgrading: Bei der Analyse der Abhängigkeit der mit der ISEL- und TUNEL-Technik nachgewiesenen Apoptoseindices und des Regressionsgradings (Regressionsgrad I/IIa versus Regressionsgrad IIb/III) ließ sich keine statistisch signifikante Abhängigkeit der beiden Parameter ableiten (Wilcoxon-Test für unverbunde Stichproben). • Klinische Tumorremission: Die Apoptoseindices wurden in Abhängigkeit von klinisch nach der Chemo- und Radiotherapie bestimmten Remissionsverhalten der Tumoren (partielle/komplette Remisssion versus ”no change”/progressive Erkrankung) miteinander verglichen. Eine statistisch signifikante Abhängigkeit konnte hierbei nicht beschrieben werden (Wilcoxon-Test für unverbunde Stichproben). 53 • Histologische Tumortypen und -stadien: Eine statistisch signifikante Abhängigkeit der bestimmten Apoptoseparameter vom führenden histologischen Tumortyp (Adeno-Ca vesus Plattenepithel-Ca) oder vom Tumorstadium (Stadium IIIA versus IIIB) konnte ebenfalls nicht aufgezeigt werden (Wilcoxon-Test für unverbunde Stichproben). 54 4.4 Die Apoptoseparameter und Proliferationsindices prä- und posttherapeutische Analyse der Zellproliferation bei den Studienpatienten erfolgte durch die Bestimmung der ”PCNA- und Ki-67-Indices” in einer parallel zur vorliegenden Studie durchgeführten Arbeit (Junker 1998; Schulmann 1999). Bei der Auswertung der prätherapeutischen Zellproliferation konnten 33 Fälle mit dem anti-PCNA-Antikörper und 32 mit dem gegen Ki-67 gerichteten MiB1Antikörper untersucht werden. Die ermittelten PCNA-Indices lagen zwischen 2,25 % und 50,72 %, mit einem arithmetischen Mittelwert von 21,12 % und einer Standardabweichung von 13 %. Die Werte für den Ki-67-Index schwankten zwischen 1,2 % und 43,07 %, mit einem arithmetischen Mittelwert von 19,87 % und einer Standardabweichung von 11,4 %. Die Bestimmung der posttherapeutischen Zellproliferation erfolgte bei 28 Tumoren durch die PCNA- und bei 22 Tumoren durch die Ki-67-Methode. In den restlichen Fällen war kein ausreichendes Tumorgewebe mehr vorhanden oder es lag ein Regressionsgrad III vor. Die Werte der ermittelten PCNA-Indices lagen zwischen 2,32 % und 54,3 % (arithmetischer Mittelwert 23,71 %, Standardabweichung 14,8 %) und der Ki-67-Indices zwischen 0,12 % und 43,51 % (arithmetischer Mittelwert 17,57 %, Standardabweichung 11,8 %). Eine positive oder negative Korrelation zwischen den prä- und posttherapeutisch bestimmten Apoptoseindices und den parallel dazu ermittelten Proliferationsindices ließ sich statistisch nicht aufweisen (Test des Korrelationskoeffizienten). 55 4.5 Apoptoseparameter, Tumorsuppressorgene und Onkogene In der unter 4.4 genannten parallel zur eigenen Arbeit durchgeführten Studie wurden Untersuchungen zur p53-Akkumulation und p21ras-Überexpression des Tumorgewebes in den Präparaten des Studienkollektivs durchgeführt (Junker 1998; Schulmann 1999). Eine prätherapeutische Analyse der p53-Akkumulation konnte bei 36 Patienten durchgeführt werden. Der Nachweis einer p53-Akkumulation konnte bei 15 Resektionspräparaten (41,7 %) erbracht werden. An 30 Resektionspräparaten wurde posttherapeutisch die p53-Akkumulation überprüft, wobei 12 Präparate (40 %) eine positive nukleäre Reaktion aufwiesen. Es kam jeweils das CM1-Antiserum ( Firma Novocastra, Newcastle, UK) zur Anwendung. Mit Hilfe eines monoklonalen pan-ras Antikörpers (Firma Oncogene Science, Uniondale, NY, USA) wurde an prä- und posttherapeutisch entnommenem Tumorgewebe die p21ras-Überexpression untersucht. Von 34 Patienten stand im Rahmen des Primärstagings entnommenes Tumorgewebe zur Verfügung, welches in 17 Fällen (50 %) eine positive zytoplasmatische Reaktion zeigte. Im Anschluß an die neoadjuvante Behandlung konnte von 32 Studienpatienten Tumorgewebe analysiert werden. Dieses wies in 15 Präparaten (46,9 %) eine positive zytoplasmatische Reaktion auf. Es konnten prä- und posttherapeutisch keine statistisch signifikanten Unterschiede für das Gesamtüberleben der Patienten in Abhängigkeit von der p53-Akkumulation und der p21ras-Überexpression nachgewiesen werden (Log-Rank-Test). Die Höhe der Apoptoseindices zeigte prä- und posttherapeutisch keine statistisch signifikante Abhängigkeit vom immunhistochemisch faßbaren p21ras-Status (jeweils Wilcoxon-Test für unverbunde Stichproben). 56 Eine statistisch signifikante Abhängigkeit zwischen prä- und posttherapeutisch nachgewiesener p53-Akkumulation und den gleichfalls bestimmten Apoptoseparametern ließ sich nicht belegen (jeweils Wilcoxon-Test für unverbundene Stichproben). 57 5. Diskussion 5.1 Kombinierte neoadjuvante Chemo- und Radiotherapie Patienten mit lokal fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen bösartigen Lungentumoren haben nach wie vor eine sehr schlechte Gesamtprognose, die sich in einer 5-JahresÜberlebensrate von unter 10 % widerspiegelt. Die Prognose ist im allgemeinen vom Tumorstadium bei Diagnosestellung abhängig. Mountain (1986) hat anhand von 3.753 Patienten mit bösartigem Lungentumor in verschiedenen Stadien die 5-Jahres-Überlebesrate bestimmt. Patienten im Stadium I haben demnach eine 5-Jahres-Überlebensrate zwischen 36 % und 62 %, im Stadium II zwischen 23 % und 34 %, im Stadium III zwischen 5 % und 8 % und im Stadium IV von nur 2 %. Die Operabilität unter kurativer Zielsetzung der Patienten im Stadium I und II trägt wesentlich zu den höheren Überlebensraten bei. Dagegen ist das Therapiekonzept der Patienten im Stadium III ein viel diskutiertes Thema. Durch das Fehlen von klinisch faßbaren Fernmetastasen könnte hier ebenfalls eine bessere Prognose erzielt werden, wenn diese Tumoren in einen operablen Zustand überführt werden könnten. Ein relativ neues Therapiekonzept stellt die kombinierte neoadjuvante Chemo- und Radiotherapie dar, wie es bei den Patienten im eigenen Untersuchungsgut in einer kontrollierten klinischen Studie der Fall war. Das gesamte Studienkollektiv (n = 54) des eigenen Untersuchungsgutes, das dem Kollektiv der Münsteraner Phase II-Studie entspricht, bestand aus 25 Patienten, die sich im Stadium IIIA und 29 Patienten, die sich im Stadium IIIB befanden. Alle Patienten (n = 54) wurden einer neoadjuvanten präoperativen Radio- und Chemotherapie unterzogen, die sich aus drei Behandlungsblöcken zusammensetzte. Zwei dieser Blöcke bestanden aus einer Kombinationstherapie mit den Chemotherapeutika Ifosfamid, Carboplatin und Etoposid (ICE-Schema). Der dritte Block stellt eine simultane Radiotherapie mit einer Gesamtdosis von 45 Gy und einer Chemotherapie mit den Substanzen Carboplatin und Vindesin dar. Von den insgesamt 54 58 Studienpatienten konnten durchschnittlich sieben Wochen im Anschluß an dieses Behandlungsschema 40 Patienten einer Resektionsbehandlung unter kurativer Zielsetzung zugeführt werden. Die mediane Überlebenszeit für das gesamte Studienkollektiv (n = 54) betrug 20,4 Monate mit einer Spannweite von 1,5-53,9 Monaten. Die Auswertung der medianen Überlebenszeit für 40 operierte Studienpatienten ergab 23,1 Monate. Die Spannweite lag bei 5,8-53,9 Monaten. Vergleich der eigenen Ergebnisse mit denen verschiedener Studien bezüglich medianer Überlebenszeiten Eisert et al. (1976) stellten als einzige kurative Maßnahme für inoperable Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren die Radiotherapie vor, wobei die lokale Tumorkontrolle der ausschlaggebende Aspekt war. Salazar et al. (1976) befürworteten die fraktionierte Radiotherapie, bei der insgesamt bessere Ergebnisse erzielt wurden. Petrovich et al. (1981) zeigten die Ergebnisse einer randomisierten Studie einer Radiotherapie bei lokal fortgeschrittenen Lungentumoren anhand von 343 Patienten. Es wurden zwei Gruppen gebildet, wobei zum einen eine Radiotherapie bestehend aus 5.000 rad und 25 Fraktionen und eine kurze Radiotherapie mit 4.200 rad und 15 Fraktionen durchgeführt wurde. Die Langzeit-Überlebensraten unterschieden sich nicht, jedoch betrug die mediane Dauer des Ansprechens auf die Therapie für die intermediäre Therapie 18,4 und für die kurze Therapie 34,4 Wochen. 1984 stellten Wils et al. eine randomisierte Phase II Studie über eine alleinige Radiotherapie versus kombinierter Radio- und Chemotherapie und eine Studie über eine alleinige Chemotherapie im Stadium IV bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren vor. Die Ergebnisse zeigten eine signifikant längere mediane Überlebenszeit für Patienten im Stadium III mit kombinierter Therapie (11 Monate) als bei alleiniger Radiotherapie (5 Monate). Vergleichbare Werte liefern auch Arbeiten von Mattson et al. (1988), Dillman et al. (1990), Le Chevalier et al. (1991) und Hazuka et al. (1992). 59 Thomas et al. (1995) verglichen Therapiekonzepte bei inoperablen Patienten im Stadium III, die im folgenden aufgelistet sind: 1. sequentielle Chemo- und Radiotherapie versus alleinige Radiotherapie: die kombinierte Therapie zeigte eine Verlängerung der medianen Überlebenszeit von durchschnittlich vier Monaten und eine Verdopplung der 3-Jahres- Überlebensrate. 2. simultane Chemo- und Radiotherapie: mediane Überlebenszeit 26 Monate, 2-Jahresüberlebensrate von 51 % 3. Neoadjuvante Chemo- und Radiotherapie: tendentiell günstigere Resektionsrate vor allem für Patienten im Stadium III und erhöhte Rate pathologisch kompletter Remissionen im Resektat. Faber et al. (1989) und Rusch et al. (1993) führten an 85 bzw. 146 Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren im Stadium III eine kombinierte neoadjuvante Radio- und Chemotherapie durch. Das Patientenkollektiv in der Studie von Faber et al. wurde in zwei Gruppen mit n = 56 und n = 29 Patienten unterteilt. Der Therapieplan bestand für 56 Patienten aus vier Zyklen, die eine tägliche Kombinationschemotherapie mit den Substantzen Cisplatin (60 mg/m²/Tag), 5-Fluoruracil (800 mg/m²/Tag) und eine Radiotherapie mit Einzelfraktionen a 2 Gy 5 Tage jede zweite Woche beinhalteten. Für 29 Patienten bestand die Kombinationschemotherapie zusätzlich aus Etoposid (VP-16) (60 mg/m²/Tag) und wurde jede dritte Woche verabreicht. Bei operablen Patienten (n = 62) wurde ca. fünf Wochen nach Ende der Radio-/Chemotherapie die radikale Operation durchgeführt. Die mediane Überlebenszeit betrug für das Gesamtkollektiv n = 85 Patienten 22,1 Monate und für n = 62 operierte Patienten 36,6 Monate. Der Vergleich der eigenen Ergebnisse mit den Ergebnissen der Studie von Faber et al. zeigt eine recht gute Übereinstimmung bezüglich der Überlebenszeit der Gesamtkollektive. Die neoadjuvante Radio- und Chemotherapie trug zu einer für das Gesamtkollektiv (n = 85) bei Faber et al. medianen Überlebenszeit von 22,1 versus 20,4 Monaten für das eigene Patientengesamtkollektiv (n = 54) bei. Die medianen Überlebenszeiten der im Anschluß an die Radio- und Chemotheapie operierten 60 Patienten betrugen 36,6 für n = 62 (Faber et al.) versus 23,1 Monate für n = 40 im eigenen Untersuchungsgut. Die längere Überlebenszeit der operierten Patienten bei Faber et al. könnte zum einen eine Verbesserung der Resektabilität der bösartigen Lungentumoren im Stadium III durch das angewandte Therapiekonzept im Gegensatz zum Behandlungsschema beim eigenen Untersuchungsgut bedeuten. Zum anderen ist es jedoch so, daß Faber et al. keine Unterteilung des Patientenkollektivs in die Stadien IIIA und IIIB vorgenommen haben und somit keine Aussage bezüglich der präoperativen Voraussetzungen im Vergleich beider Studien möglich ist. In der Studie von Rusch et al. (1993) erhielten 146 Patienten eine kombinierte neoadjuvante Radio- und Chemotherapie, die aus zwei Behandlungsblöcken bestand. Es liegen zur Zeit Studienergebnisse von 75 Patienten vor. Den Patienten wurde eine Kombinationstherapie mit Cisplatin (50 mg/m²) an den Tagen 1, 8, 29 und 36 und Etoposid (VP-16) (50 mg/m²) an den Tagen 1-5 und 29-33 verabreicht. Gleichzeitig erhielten die Studienpatienten eine Radiotherapie mit täglichen Einzelfraktionen a 1,8 Gy, wobei die Gesamtdosis 45 Gy betrug. Eine radikale Operation wurde 3-5 Wochen nach der Radio-/Chemotherapie bei 63 Pateinten durchgeführt. Die mediane Überlebenszeit für das gesamte Studienkollektiv (n = 75) betrug 17 Monate. Es wurden keine Angaben zur medianen Überlebenszeit für die 63 operierten Patienten gemacht. Die Ergebnisse im eigenen Untersuchungsgut bezogen auf das Gesamtkollektiv sind mit denen von Rusch et al. vergleichbar (mediane Überlebenszeit 20,4 Monate), jedoch ist leider der Vergleich mit den kurativ operierten Patienten aufgrund fehlender Daten nicht möglich. In einer Phase II-Studie von Eberhardt et al. (1998) wurden 94 Patienten mit lokal fortgeschrittenen nicht-kleinzelligen Lungentumoren in den Stadien IIIA und IIIB mit einer intensiven multimodalen neoadjuvanten Chemotherapie gefolgt von einer gleichzeitigen hyperfraktionierten Chemo-Radiotherapie und einer operativen Resektionsbehandlung behandelt. 52 der Patienten befanden sich im Stadium IIIA und 42 im Stadium IIIB. Die Therapie bestand aus drei Chemotherapie- 61 Behandlungsblöcken mit Cisplatin (60 mg/m²) an den Tagen 1 und 7 (oder 8) und Etoposid (150 mg/m²) an den Tagen 3, 4 und 5. Diese Zyklen wurden alle 22 Tage wiederholt. Die Studienpatienten erhielten in der 10. Behandlungswoche gleichzeitig eine Radiotherapie a 3 Gy/Tag fünfmal in der Woche mit einer Gesamtdosis von 45 Gy in drei Wochen und eine Chemotherapie bestehend aus Cisplatin (50 mg/m²) an den Tagen 2 und 9 und Etoposid (100 mg/m²) an den Tagen 4, 5 und 6 (nach Beginn der Radiotherapie). 62 der 94 Studienpatienten befanden sich nach der Therapie in einem operablen Zustand und konnten 3-4 Wochen nach Therapiebeginn einer Operation zugeführt werden. Bei 50 Patienten wurde eine R0-Resektion durchgeführt. Die mediane Überlebenszeit der 52 Studienpatienten im Stadium IIIA betrug 20 Monate, der Patienten im Stadium IIIB 18 Monate (p = 0,59). Die 50 Studienpatienten, bei denen eine R0-Resektion durchgeführt werden konnte, wiesen eine mediane Überlebenszeit von 42 Monaten auf im Vergleich zu den 44 Patienten ohne R0-Resektion mit 13 Monaten (p = 0,0001). Der Vergleich dieser Studien mit der Münsteraner Phase II-Studie im Hinblick auf die Stadien IIIA und B zeigt auch hier übereinstimmende Ergebnisse (20,4 versus 20 bzw. 18 Monate). Tabelle 5.1.1 zeigt einen Vergleich der Ergebnisse der Münsteraner Phase II-Studie mit denen von Faber et al. (1989), Rusch et al. (1993) und Eberhardt et al. (1998). 62 Tab. 5.1.1 Ergebnisse der kombinierten neoadjuvanten Chemo- und Radiotherapie Faber et al. Rusch et al. Münsteraner Eberhardt et al. 1989 1993 Phase II Studie 1997 1998 n = 85 n = 75 n = 54 n = 52 Patienten im Stadium IIIA n = 42 Patienten im Stadium IIIB Neoadjuvante Chemo- und Radiotherapie, 22,1 17 20,4 Median der Überlebenszeit 20 für Patienten im Stadium IIIA in 18 für Patienten im Monaten Stadium IIIB 63 5.2 Stellenwert der Apoptose Die Apoptose (programmierter Zelltod) mit den typischen morphologischen Veränderungen der Zelle ist seit ihrer Erstbeschreibung durch Kerr et al. 1972 in zahlreichen Studien untersucht worden. Besonders wichtig ist, daß die Apoptose durch unterschiedliche Agentien initiiert werden kann. Hierzu gehören u. a. ionisierende Strahlung, Toxine und zytotoxische Medikamente (Fesus et al. 1991). In der Krebsforschung ist das Auftreten des programmierten Zelltodes bei malignen Tumorzellen als möglicher Ansatzpunkt für die Tumortherapie anzusehen (Trauth et al. 1989). Tumorwachstum scheint mit einem Verlust der Fähigkeit der entarteten Zellen, das Programm der Apoptose zu aktivieren, verbunden zu sein (Fisher 1994). In der vorliegenden Studie ist kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den prä- und posttherapeutisch ermittelten Apoptoseindices mittels der ISEL- (p = 0,35) oder TUNEL- (p = 0,45) Methode zu erkennen. Die eigenen Ergebnisse zeigen im Hinblick auf die Tumorbiologie, daß das Ausmaß der Apoptose durch eine kombinierte neoadjuvante Radio- und Chemotherapie bei lokal fokal fortgeschrittenen bösartigen Lungentumoren nicht dauerhaft modifiziert wird. P53 Die Untersuchungen der Apoptose auf molekularer Ebene haben entscheidende Hinweise auf eine genetische Kontrolle erbracht. P53 ist ein Phosphoprotein von 53 kDa und bewirkt in seiner Wildtyp-Form die Aktivierung eines Zellzykluscheckpunktes mit nachfolgendem Verharren der Zellen in der G1-Phase und unterbindet somit die Zellproliferation. Nach einer irreparablen DNA-Schädigung bewirkt Wildtyp-p53 die Einleitung des programmierten Zelltodes. Perdomo et al. (1998) führten in vivo-Untersuchungen an Mäusen mit nichtkleinzelligen Lungentumoren durch, um den Einfluß des p53-Status auf die 64 Zellproliferation und Chemoradiosensibilität darzustellen. Die Mäuse wurden in zwei Gruppen unterteilt, denen man nicht-kleinzellige Lungentumoren mit jeweils mutiertem p53 und Wildtyp-p53 implantierte. Die Tiere erhielten nach vier Wochen eine kombinierte Chemo- und Radiotherapie mit Cisplatin (3 mg/kg KG und 15 mg/kg KG), eine einmalige Bestrahlung von 4 und 15 Gy und wurden im Anschluß an die Therapie getötet. Mittels der TUNEL-Technik (s. 3.4) erfolgte nach 24, 48 und 72 Stunden die Markierung der apoptotischen Zellen im Tumorgewebe. Nach der Cisplatinapplikation ermittelte Apoptoseindices waren bei den nicht-kleinzelligen Lungentumoren mit Wildtyp-p53 statistisch signifikant höher als bei Tumoren mit mutiertem p53 (p < 0,001). Bei den bösartigen Lungentumoren mit mutiertem p53 wurden die höchsten Apoptoseindices 48 Stunden nach einer hohen Cisplatin-Dosis (15 mg/kg KG) erreicht, die jedoch nicht so hoch waren wie die der bösartigen Lungentumoren mit Wildtyp-p53. Die Apoptoseindices zeigten 72 Stunden nach einer niedrigen (3 mg/kg KG) und 48 Stunden nach einer hohen Cisplatin-Dosis (15 mg/kg KG) maximale Werte. Diese tierexperimentellen Untersuchungsergebnisse zeigen, daß der programmierte Zelltod als ein frühes Ereignis im Rahmen der therapieinduzierten Tumorregression anzusehen ist und daher nur in diesem Stadium mittels hoher Apoptoseindices aufgezeigt werden kann. Die Auswertung der eigenen Ergebnisse ergibt, daß kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen den prä- und posttherapeutisch erzielten Werten für den programmierten Zelltod zu erkennen ist. Dies kann darauf zurückgeführt werden, daß die Entnahme der Tumorresektionspräparate 7 Wochen nach Abschluß der Radio-/ Chemotherapie erfolgte. Nach dieser Zeit können hohe Apoptoseindices, die bereits früh im Rahmen der therapieinduzierten Tumorregression auftreten, mit Hilfe der ISEL- und TUNEL-Technik nicht mehr nachgewiesen werden. Prognostische Relevanz von p53 Die Bedeutung des p53-Suppressorgens wird sehr oft in Untersuchungen bezüglich der Prognose von Patienten mit Tumoren aufgezeigt. Die im vorliegenden 65 Untersuchungsgut ermittelten prä- und posttherapeutischen Apoptosewerte sowie die im Rahmen paralleler Untersuchungen (Junker 1998, Schulmann 1999) nachgewiesene prä- und posttherapeutische p53-Akkumulation zeigen keine signifikante Abhängigkeit. Ein allgemein akzeptiertes Modell zur Funktion der Wildtyp-Form des p53 ist die Aufrechterhaltung der Genstabilität und Induktion des G1-Arrestes im Zellzyklus und der Apoptose in der Gegenwart von genotoxischen Substanzen. Hinzu kommt, daß Untersuchungen von Gatter et al. (1990) und Dowell et al. (1995) aufzeigen, eine regelrechte p53-Aktivierung sei für eine effektive Zellschädigung durch Chemotherapie notwendig. Doch der Vergleich zahlreicher Studien mit Untersuchung verschiedener Tumoren, z.B. nicht kleinzellige Lungentumoren (Tormänen et al. 1995) und Plattenepithelkarzinome im Gesichts- und Halsbereich (Hamada et al. 1995), zeigt, daß das p53Suppressorgen zwar einen Einfluß auf die Prognose der Patienten hat, aber keinesfalls als unabhängige prognostische Variable anzusehen ist. Auch Passlick et al. (1994) konnten für nicht-kleinzellige Lungentumoren im Stadium III keine signifikante Abhängigkeit zwischen immunhistochemischem p53Status und Überlebenszeit nachweisen. Proliferationsmarker PCNA und Ki-67 Die in der vorliegenden Studie mit Hilfe der ISEL- und TUNEL-Technik ermittelten prä- und posttherapeutischen Apoptosewerte sowie die im Rahmen paralleler Untersuchungen (Junker 1998, Schulmann 1999) bestimmten Proliferationsindices (PCNA und Ki-67) zeigen keine signifikante Abhängigkeit. Für die beiden Proliferationsmarker PCNA und Ki-67 ließ sich kein statistisch signifikanter Unterschied zwischen prä- und posttherapeutisch ermittelten Werten aufzeigen (Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben: PCNA: p = 0,84; Ki-67: p = 0,23) (Junker 1998; Schulmann 1999). 66 Törmänen et al. (1995) führten an 75 Patienten mit bösartigen Lungentumoren Untersuchungen mittels der ISEL-Methode und Immunhistochemie durch. Es konnte keine Korrelation zwischen der Apoptoserate und der PCNA-Expression aufgezeigt werden. Korkolopoulou el al. (1993) analysierten die Expression des Tumorsuppressorgenes p53 und dessen Korrelation mit dem Proliferationsmarker PCNA (proliferating cell nuclear antigen) in nicht-kleinzelligen und kleinzelligen Lungentumoren. Bei nichtkleinzelligen Tumoren konnte eine positive signifikante Korrelation zwischen p53und PCNA-Indices (p < 0,001) festgestellt werden. Die Pathogenese der malignen Tumoren wird wesentlich durch mutiertes p53 beeinflußt, welches zu vermehrter Zellproliferation, genetischer Instabilität und erniedrigtem Apoptoseindex führt (Symonds et al. 1994; Götz und Montenarh 1995). ras Ein Oncogen, welches in der Genetik der nicht-kleinzelligen Lungentumoren eine Rolle spielt ist das ras-Oncogen. Ras-Gene sind in einer Gen-Superfamilie zusammengefaßt, bestehend aus K-ras, H-ras und N-ras. Ras-Proteine sind aktiv, wenn sie an GTP gebunden sind. Mutationen an oder in der Nähe der GTPBindungsstelle führen zur kontinuierlichen ras-Aktivität. Im Rahmen von Untersuchungen der letzten Jahre konnte auch ein Einfluß der p21-ras-Onkoproteine auf die Apoptose aufgezeigt werden ( de Vries et al. 1996). Im eigenen Untersuchungsgut konnte dagegen keine statistisch signifikante Abhängigkeit zwischen den prä- und posttherapeutisch bestimmten Apoptoseindices und der parallel analysierten prä- und posttherapeutisch ermittelten ras-Expression (Junker 1998, Schulmann 1999) festgestellt werden. Nach Fong et al. (1995) werden ras-Mutationen, v. a. von K-ras, in 13 % - 36 % der nicht-kleinzelligen Lungentumoren gefunden und zwar vornehmlich in Adenokarzinomen. 67 Korrelation der Apoptoseindices mit der Überlebenszeit In den eigenen Untersuchungen konnte weder prä- noch posttherapeutisch ein signifikanter Unterschied der Länge des Gesamtüberlebens in Abhängigkeit von der Höhe der Apoptoseindices ermittelt werden. Eine Arbeit von Leoncini et al. (1993) zeigt eine signifikant positive Korrelation zwischen Apoptoseindices und Proliferationsindices bei malignen Non-HodgkinLymphomen. Besonders interessant ist die Feststellung, daß nur der Apoptoseindex signifikant (p < 0,05) mit der Gesamtüberlebensrate korreliert. Eine interessante Studie über das Ausmaß der Apoptose in nicht-kleinzelligen Lungentumoren und dessen Bedeutung als prognostischer Marker wurde von Törmänen et al. (1995) durchgeführt. Es wurden 75 bösartige Lungentumoren in Formalin fixiert, in Paraffin eingebettet und mit der ISEL-Methode markiert, um eine Beurteilung des programmierten Zelltodes durchführen zu können. Die Arbeit war darauf ausgerichtet, die Arbeitshypothese, daß eine hohe Apoptoseaktivität für ein langsames Tumorwachstum steht und somit mit einer besseren Überlebenzeit der Patienten verbunden ist, zu beweisen. Überrraschenderweise kam jedoch genau das Gegenteil als Ergebnis dieser Studie heraus. Patienten mit einem Apoptoseindex größer als 1,5 % hatten eine signifikant kürzere Überlebenszeit als die mit einem Index ≤ 1,5 % (p < 0,01). Überexpression von mutiertem p53 war ebenfalls mit einer schlechteren Prognose assoziiert (p < 0,002). Risikoabschätzungen legten dar, daß eine hoher Apoptoseindex ein 1,9faches (p = 0,04) und eine Akkumulation von p53 ein 2,3 faches (p = 0,005) Risiko für ein verkürzteres Überleben darstellen. Es ist festzuhalten, daß dieser Studie zufolge Apoptose und p53 unabhängige Parameter für die Prognose des Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren sind. Der Vergleich des programmierten Zelltodes mit dem Proliferationsmarker PCNA und Nekrose zeigte demnach folgendes Resultat. Die Apoptoseindices waren in Tumoren mit mehr als 50 % PCNA-positiven Zellkernen größer als in denen mit weniger als 50 % PCNA-positiven Kernen. Tumoren mit mehr als 20 % Nekroseanteil wiesen ebenfalls höhere Apoptoseindices auf als Geschwülste mit wenigen nekrotischen 68 Bereichen, doch weder das eine noch das andere zeigte eine statistische Signifikanz. Auffallend war, daß in bösartigen Lungentumoren im Stadium III ein signifikant höherer Prozentsatz an apoptotischen Zellen gefunden wurde als im Stadium I und II (p = 0,0019). Eine Korrelation zwischen TNM-Status des Tumors und dessen Apoptoseindex wurde nicht gefunden. Ein Vergleich dieser Studienergebnisse mit den eigenen Ergebnissen ist insofern nicht aussagekräftig, als daß bei Tormänen und Mitarbeitern keine therapierten Lungentumoren vorliegen und überwiegend frühere Tumorstadien untersucht wurden. Das Patientenkollektiv bestand aus 70 Männern und 5 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 62 Jahren. Einige Gemeinsamkeiten sind trotzdem festzustellen. In der eigenen Arbeit liegen die Apoptoseindices im Mittel mit der ISEL-Technik prätherapeutisch bei 1,609 % und posttherapeutisch bei 1,691 % und können zu den 1,5 %, die Törmänen et al. als Grenzwert angeben, in Beziehung gebracht werden. Des weiteren konnte keine Korrelation zwischen dem Ausmaß der Apoptose und dem Auftreten von p53-positiven Zellen gefunden werden. Die eigene Studie zeigt ebenfalls keine posttherapeutisch statistisch signifkante nachgewiesener Abhängigkeit Apoptoseindices und zwischen prä- und p53-Akkumulation. Törmänen et al. (1995) zeigten statistisch signifikante Unterschiede in der Überlebenszeit bei Patienten mit größer als 1,5 % und ≤ 1,5 % Apoptoseindex auf. Die eigenen Resultate stellen dagegen weder prä- noch posttherapeutisch statistisch signifikante Unterschiede der Länge des Gesamtüberlebens in Abhängigkeit von der Höhe der Apoptoseindices für verschiedene überprüfte cut-off-Werte dar, so daß sich hier eine prognostische Relevanz der Apoptoserate für neoadjuvant behandelte, lokal weit fortgeschrittene Lungentumoren nicht ableiten läßt. 69 5.3 Quantifizierung der Apoptose, Sensitivität und Spezifität der ISEL-und TUNEL-Technik Der programmierte Zelltod ist ein relativ schnell ablaufender Prozeß, wobei die angegebene Zeitdauer zwischen vier (Fesus et al. 1991) und 24 Stunden (Kerr et al. 1972) liegt. Apoptose und ISEL-Technik Die Untersuchungen anderer Autoren (Wijsman und Jonker et al. 1993, Gold et al. 1993, Ansari et al. 1993, Migheli et al. 1995) erfolgten ebenfalls nach gleichen oder modifizierten Methoden der ISEL- (in situ end-labeling) Technik wie in der vorliegenden Arbeit unter Kapitel 3.3 beschrieben. Die eigene Arbeit zeigt, daß es nicht möglich ist, apoptotische und nekrotische Zellen mittels der ISEL-Methode färberisch zu differenzieren. Die unterschiedliche Morphologie beider Formen des Zellunterganges wie sie in Kapitel 1.4 dargestellt wird, erlaubt letztlich eine Unterscheidung. Wijsman und Jonker et al. (1993) stellten als erste die Methode der ISEL-Technik vor, mit dem in formalinfixiertem und Paraffin-eingebettetem Gewebe apoptotische Zellen nachgewiesen werden können. Die Unterscheidung der Apoptose von der Nekrose, die beide durch DNA-Strangbrüche gekennzeichnet sind, ist mit dieser Methode aber nicht ohne weiteres möglich. Die ISEL-Technik stellt laut Wijsman und Jonker et al. eine Methode zur Quantifizierung der Apoptose dar. Diese Feststellung deckt sich durchaus mit den eigenen Ergebnissen, wenn als Schlußfolgerung eine hohe Sensitivität, aber geringere Spezifität der Methode für die Darstellung des programmierten Zelltod angenommen wird. 70 Gold et al. (1993) stellen eine Arbeit vor, bei der sie die morphologischen Erscheinungen der Apoptose in Thymuskulturen und bei in Paraffin eingebettetem Gewebe eines Rattenrückenmarks u. a. mittels ISEL-Technik und einer Kombination von Immunhistochemie und ISEL-Methode aufzeigen. Die Zellkuturen wurden mit 2.000 rad bestrahlt und als Vergleichsgruppe eine Bestrahlung mit gleichzeitiger Gabe von Cycloheximid angelegt. Die ISEL-Technik zeigte eine Zunahme der Apoptoserate nach Bestrahlung und eine Abnahme nach Gabe von Cycloheximid, was auf eine inhibierende Potenz des Chemotherapeutikums hinweist. Die Immunhistochemie diente zum Nachweis von Zelloberflächenantigenen, um Subpopulationen der Zellen und deren pogrammierten Zelltod darzustellen. Auch in den fixierten, in Paraffin eingebetteten Geweben, konnte man eine Kondensation des Kernchromatins mit folgendem Zerfall des Kernes in viele basophile Körperchen (apoptotic bodies), die von der Zellmembran umhüllt werden, erkennen. Die Autoren folgern, die ISEL- Methode sei nicht in der Lage, frühe Stadien des nekrotischen Zelluntergangs darzustellen. Sie könne jedoch nach den vorliegenden Ergebnissen als hoch sensitiv und spezifisch für den Nachweis des programmierten Zelltodes angesehen werden. Die Kombination mit der oben genannten Immunhistochemie führe zu einer exakten Identifikation der Zellen, die apoptotisch seien. Die Aussage der hohen Sensitivität deckt sich durchaus mit den eigenen Resultaten, die hohe Spezifität kann aber unsererseits nicht bestätigt werden. Ansari et al. (1993) zeigen ähnliche Resultate wie Wijsman et al. (1993). Sie vergleichen die ISEL-Technik mit der normalen Hämatoxylin-Eosin-Färbung, bei der ebenfalls lichtmikroskopisch Apoptosezellen zu sehen sind. Die Indentifizierung der Apoptosekörperchen in der Hämatoxylin-Eosin-Färbung ist wesentlich schwieriger, da bespielsweise die Chromatinkondensation nicht so gut zu erkennen ist. Die ISELTechnik erlaubt auch eine Darstellung von einzelnen apoptotischen Zellen, da der Zellkern intensiver zur Darstellung kommt. Hervorzuheben ist, daß die ISELTechnik auch Zellen markiert, die keine morphologischen Eigenschaften der Apoptose aufweisen, z. B. nekrotische Zellen. 71 Als Schlußfolgerung könnte man auch hier eine hohe Sensitivität, aber geringere Spezifität der Methode für die Darstellung des programmierten Zelltod anmerken. Migheli et al. (1995) untersuchten das Auftreten von Apoptosezellen mittels ISELTechnik und Elektronenmikroskopie. Die morphologischen Zellveränderungen wurden unter ultrastrukturellen Darstellungsmethoden verifiziert und DNAStrangbrüche in apoptotischen und möglicherweise prä-apoptotischen Zellen des Nervengewebes gezeigt. Diese Ergebnisse zeigten, daß mit Hilfe der ISEL-Methode und der Elektronenmikroskopie retrospektive Studien an Archivmaterialien durchgeführt werden könnten. Apoptose und TUNEL-Technik Im eigenen Untersuchungsgut sind signifikant höhere Apoptoseindices mit der ISELals mit der TUNEL-Technik ermittelt worden (p = 0,0001), wobei auch hier das Problem der Sensitivität und Spezifität zu erkennen ist. Gavrieli et al. (1992) beschreiben eine andere Methode, mit der apoptotische Zellen lichtmikroskopisch dargestellt werden können, die TUNEL- (TdT-mediated dUTPnick end-labeling) Technik. Diese Methode ist in Kapitel 3.4 beschrieben. Der Unterschied zur ISEL- Technik besteht in der Zusammensetzung des EnzymCocktails. Dieser besteht aus TdT (rekombinante terminale Desoxynukleotidtransferase), Digoxigenin-11-dUTP und einem dATP-, dCTP- und dGTP-Mix. Die TUNEL-Methode ist wie die ISEL-Technik in der Lage den programmierten Zelltod darzustellen, wobei auch hier die Morphologie der Apoptosekörperchen wie bei der ISEL-Methode eine sehr wichtige Rolle spielt. Die TUNEL-Reaktion markiert mit einer höheren Spezifität die Zellkerne, die in den programmierten Zelltod eintreten. 72 Gold et al. (1993) interpretieren die Ergebnisse der ISEL-Technik als gute Methode zur Identifizierung und Quantifizierung der Apoptose in normalem und pathologisch verändertem Gewebe. Sie betonen aber, daß diese Technik nicht spezifisch für den Nachweis des programmierten Zelltod ist und die Resultate mit Vorsicht und Korrelation zu den morphologischen Kriterien der Apoptose zu interpretieren sind. Gavrieli et al. (1992) beschreiben die TUNEL-Technik als in situ Darstellung des programmierten Zelltodes auf Einzelzellebene. Die Untersuchungen an verschiedenen Geweben wie lymphatische Organe, Epidermis, Dünn- und Dickdarm, Ovar u.a. hätten gezeigt, daß die TUNEL-Reaktion spezifisch sei und nur die Kerne angefärbt würden, wo ein programmierter Zelltod stattfände. Diese Aussage kann unsererseits jedoch nicht bestätigt werden. Vergleich ISEL- und TUNEL-Methode Die eigenen Ergebnisse zeigen, daß nekrotische Tumorbezirke sowohl mit der ISELals auch mit der TUNEL-Technik markiert werden. Eine Unterscheidung von Apoptose und Nekrose ist auch mit der TUNEL-Methode nur dann möglich, wenn die konventionelle Lichtmikroskopie ebenfalls berücksichtigt wird, um falsch positive Resultate zu vermeiden. Mit der ISEL-Technik wurden im eigenen Untersuchungsgut sowohl prä- als auch posttherapeutisch statistisch signifikant höhere Apoptoseindices bestimmt als mit der TUNEL-Technik. Dies spricht für eine höhere Spezifität der TUNEL-Methode gegenüber der ISEL-Technik. Im Gegensatz zu den Aussagen von Gavrieli et al. (1992) ist aber eine 100 %ige Spezifität der TUNEL-Methode zur Erkennung apoptotischer Zellen nicht gegeben. 73 6. Zusammenfassung Bei 54 Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren wurde eine neoadjuvante (präoperative) Therapie durchgeführt. Diese bestand aus einer präoperativen kombinierten Radio-/Chemotherapie im Rahmen einer kontrollierten Phase II-Studie mit der Zielsetzung, die Studienpatienten einer Resektionsbehandlung zuzuführen. Untersuchungsgut, welches prä- und posttherapeutisch gewonnen wurde, ist unter der Fragestellung von Ausmaß, Grad und Form der Apoptose histologisch untersucht worden. Darüberhinaus wurde die Frage des Verhältnisses von prä- und posttherapeutischem Apoptoseverhalten der Tumoren analysiert und verglichen. Ein weiterer Untersuchungsaspekt war das Regressionsgrading der Tumoren nach Therapie. Alle Tumoren befanden sich im Stadium IIIA oder IIIB, wobei 36 Plattenepithel- und 18 Adenokarzinome vorlagen. Von den insgesamt 54 Patienten stand bei 33 prätherapeutisch Tumormaterial zur weiteren mikroskopischen Untersuchung in Bezug auf das Apoptoseverhalten zur Verfügung. Von 33 Patienten konnte posttherapeutisch entnommenes Tumorgewebe untersucht werden. Apoptose und ISEL- und TUNEL-Technik Die prä- und posttherapeutisch gewonnenen Gewebeproben der Tumoren wurden mittels ISEL- (in situ end-labeling) und TUNEL- (TdT-mediated dUTP-nick endlabeling) Technik aufgearbeitet und anschließend lichtmikroskopisch analysiert. Der relative Anteil apoptotischer Zellen bzw. Apoptosekörperchen wurde durch das Auszählen von 1.000 Tumorzellen mit einem 40er Objektiv lichtmikroskopisch bestimmt und als Apoptoseindex in Prozent angegeben. Es wurden arithmetische Mittelwerte bei der ISEL- und TUNEL-Technik prätherapeutisch von 1,609 % bzw. 0,93 % und posttherapeutisch von 1,691 % bzw. 1,1 % ermittelt. Der Vergleich der prä- und posttherapeutisch mittels der beiden Methoden nachgewiesenen Apoptose- 74 indices zeigte keinen statistisch signifikanten Unterschied zwischen den ermittelten Werten für die ISEL- (p = 0,35) und TUNEL- (p = 0,45) Technik auf. Mit der ISELTechnik wurden sowohl prä- als auch posttherapeutisch statistisch signifikant höhere Apoptoseindices bestimmt als mit der TUNEL-Technik (p = 0,0001) (Wilcoxon-Test für verbundene Stichproben). Diese Werte können einen Hinweis auf eine höhere Spezifität der TUNEL-Methode darstellen. Es wird aber auch deutlich, daß auch die TUNEL-Methode keine 100%ige Spezifität für apoptotischen Zellen aufweist. Regressionsgrading Die Anwendung des Regressionsgradings nach Junker et al. (1997) zeigte posttherapeutisch bei 7,5 % der Tumoren Grad I-, bei 25 % Grad IIa-, bei 50 % Grad IIb- und bei 17,5 % Grad III-Tumorregressionen. Es ließ sich keine statistisch signifikante Abhängigkeit zwischen den mit der ISEL- und TUNEL-Technik nachgewiesenen Apoptoseindices und dem Regressionsgrading (Regressionsgrad I/IIa versus Regressionsgrad IIb/III) ableiten. Prognostische Relevanz der Apoptose Die mediane Überlebenszeit für das gesamte Studienkollektiv (n = 54) betrug 20,4 Monate, für die 40 operierten Patienten 23,1 Monate. Bei 27 Studienpatienten der Regressionsgrade IIb und III war die mediane Überlebenszeit mit 27,9 Monaten statistisch signifikant länger als bei 13 Patienten der Regressionsgrade I und IIa mit einer medianen Überlebenszeit von 13,7 Monaten (Log-Rank-Test, p = 0,02). Die Gesamtüberlebenszeit zeigt keine statistisch signifikante Korrelation mit den prä- und posttherapeutisch ermittelten Apoptoseindices auf. Die eigenen Ergebnisse zeigen bei Vergleich der prä- und posttherapeutisch ermittelten Apoptoseindices, daß das Ausmaß des programmierten Zelltodes durch eine neoadjuvante Therapie zumindest nicht dauerhaft modifiziert wird. 75 7. Literaturverzeichnis Ansari B., Coates P.J., Greenstein B.D., Hall P.A. 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Verzeichnis der Abbildungen und Tabellen Abbildungen Abb. 1.1.1 Häufigste histologische Typen bösartiger Lungentumoren (Vergrößerung 375x) Abb. 1.1.2 A kleinzelliges Lungenkarzinom B Plattenepithelkarzinom C Adenokarzinom D großzelliges Lungenkarzinom Diagramm zur Darstellung von Risikofaktoren bösartiger Lungentumoren Abb. 1.3.1 Therapieinduzierte Tumorregression bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren: A Ausschnitt aus einem Regressionsherd mit zentraler therapieinduzierter Nekrosezone (rechte Bildseite) und angrenzendem Schaumzellsaum (linke Bildseite) (HE) B Schaumzellnest (obere Bildhälfte) mit Übergang in kollagenfaserreiches Narbengewebe (untere Bildhälfte) (EvG) Abb. 1.3.2 Spontane Tumorregression bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren: A Spontan entstandene Nekrosezone, die um einen kapillarabhängigen vitalen Tumorsaum lokalisiert ist (HE) B Nekrosezone mit granulozytärer Reaktion (rechte Bildseite) und angrenzendem vitalen Tumorsaum (linke Bildseite) (HE) 91 Abb. 1.4.1 Schematische Darstellung des Ablaufs der Apoptose mit intakter Zelle, Zellschrumpfung, Chromatinkondensation, DNAFragmentierung, Bildung von ”apoptotic bodies” und Phagozytose durch Makrophagen Abb. 1.4.2 Schema des Ablaufs der Apoptose in Drüsenepithelzellen (Wyllie et al. 1980) 1) Frühstadium der Kern- und Zytoplasmaveränderungen 2) Gruppe interzellulärer ”apoptotic bodies” 3) Abschnürung der Apoptosekörperchen ins Drüsenlumen 4) Phagozytose durch benachbarte Epithelzellen 5) Phagozytose durch Makrophagen 6) Degeneration und lysosomale Verdauung Abb. 1.4.3 Beziehung zwischen Proliferation und Apoptose (Vermes und Haanen 1994) dargestellt durch c-myc, APO-1/Fas, bcl-2 und p53 Abb. 3.1.1 Therapieschema der kombinierten neoadjuvanten Chemo-/Radiotherapie bei nicht-kleinzelligen Lungentumoren im Stadium III Abb. 3.3.1 Darstellung der apoptotischen Zellen in lymphatischem Gewebe einer Tonsille A braunrot markierte Zelle mit der ISEL-Technik B braunschwarz markierte Zellen in der Bildmitte mit der TUNEL-Technik 92 Abb. 4.2.1 A Darstellung der apoptotischen Zellen (dunkelbraun markiert in der Bildmitte) mittels ISEL-Technik in nicht-kleinzelligem Lungentumor (behandeltes niedrig differenziertes Adenokarzinom, Regressionsgrad IIa, männlich, 37 Jahre) B Darstellung der apoptotischen Zellen (schwarz markierte Zellfragmente) mittels TUNEL-Technik in nicht-kleinzelligem Lungentumor (behandeltes, regressiv verändertes Adenokarzinom, Regressionsgrad IIb, männlich, 56 Jahre) Abb. 4.2.2 Darstellung der unspezifisch markierten Zellen in nekrotischen Tumorbereichen eines nicht-kleinzelligem Lungentumors A schwarz markierte Zellkomplexe in der Bildmitte mit der ISEL- Technik B dunkelrot markierte Zellkomplexe in der Bildmitte mit der TUNEL-Technik 93 Tabellen Tab. 1.1.1 Histologische Klassifikation von bösartigen Lungentumoren nach der WHO (1999) Tab. 1.1.2 Stadieneinteilung der Lungentumoren nach Mountain et. al (1986) Tab. 1.4.1 Tabellarische Gegenüberstellung der Charakteristika von Apoptose und Nekrose Tab. 3.1.1 Regressionsgrading bei neoadjuvant behandelten nicht-kleinzelligen Lungentumoren (Junker et al. 1997) Tab. 3.1.2 Klinische Remissionskriterien der Southwest Oncology Group (SWOG) (Green und Weiss 1992) Tab. 4.1 Darstellung der TNM-Stadien der 54 Studienpatienten mit nichtkleinzelligem Lungentumor Tab. 4.2 Histologischer Tumortyp, TNM, Stadium der 54 Studienpatienten mit nicht-kleinzelligem Lungentumor Tab. 4.1.1 Absolute und relative Häufigkeiten der Regressionsgrade der resezierten Lungentumoren der 40 operierten Studienpatienten nach Junker et al. (1997) Tab. 4.2.1 Arithmetischer Mittelwert, Median und Standardabweichung der mittels ISEL- und TUNEL-Methode ermittelten Apoptoseindices der nicht-kleinzelligen Lungentumoren 94 Tab. 5.1.1 Vergleich der Ergebnisse der kombinierten neoadjuvanten Chemound Radiotherapie der nicht-kleinzelligen Lungentumore verschiedener Studien (Faber et al. 1989, Rusch et al. 1993, Münsteraner Phase II Studie 1997, Eberhardt et al. 1998) 95 Danksagung Ich möchte mich ganz herzlich bei Herrn Prof. Dr. med. Müller, Direktor des Instituts für Pathologie an den Berufsgenossenschaftlichen Kliniken Bergmannsheil Bochum, bedanken, da seine Anregungen und Kritiken sehr hilfreich für den Abschluß meiner Dissertation waren. Mein ganz besonderer Dank geht an Herrn Priv.-Doz. Dr. med. Junker, der mich durch seine Anregungen, Anmerkungen und Kritiken sehr unterstützt hat. Ich konnte jederzeit auf seine Unterstützung zählen und hätte mir keinen besseren Betreuer meiner Dissertation wünschen können. Des weiteren gilt mein Dank Frau U. Thomek und C. Troske, die mich im praktischen Teil meiner Arbeit unterstützt haben, ebenfalls den anderen Mitarbeitern des Instituts für Pathologie im Bergmannsheil Bochum, die mir eine große Hilfe waren. 96 Lebenslauf Name: Aydan Yazar Geburtsdatum: 10.06.1974 Geburtsort: Bochum Schulbildung: 1980-1984 Grundschule Eppendorf in Bochum 1984-1990 Realschule Höntrop in Bochum 1990-1993 Goethe-Gymnasium in Bochum 1993-1995 Studium der Humanmedizin, Medizinstudium: vorklinischer Studienabschnitt, an der Ruhr-Universität in Bochum August 1995 Physikum 1995-1999 Studium der Humanmedizin, klinischer Studienabschnitt, an der Ruhr-Universität in Bochum August 1996 Erstes Staatsexamen August 1998 Zweites Staatsexamen 1998/1999 Praktisches Jahr (Innere Medizin und Chirurgie) in den Berufsgenossen- schaftlichen Kliniken Bergmannsheil in Bochum mit dem Wahlfach Pädiatrie in der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin im St. Josef-Hospital in Bochum November 1999 Drittes Staatsexamen 98