Einführung Chemie FHM Seite 19 1.6 pH-Werte Säuren und Basen werden stets als Lösungen in verschiedenen Konzentrationen gebraucht. Die Stärke einer Säure wird durch ihren pH−Wert festgelegt, während die Stärke einer Base durch den pOH−Wert angegeben wird. Diese Maßzahlen sind proportional zur Anzahl der in der wässrigen Lösung sich bildenden Hydronium-Ionen H3O+ bzw. OH─ -Ionen. Für den pH−Wert gilt die Definitionsformel: pH = ─ log (Konzentration(H3O+)) , wobei die Konzentration in mol/l gemessen wird. In reinem Wasser befinden sich immer 10-7 mol/l an H3O+-Ionen und auch die gleiche Konzentration an OH--Ionen. Deshalb wird der pOH−Wert über die Formel pH + pOH = 14 definiert, wobei auch dafür die Konzentration in mol/l gemessen wird. Stoffe mit Laugencharakter haben einen pH−Wert über 7. 1.6.1 pH-Werte im menschlichen Körper ─ Der Magensaft ist der sauerste Bestandteil des menschlichen Körpers, denn hier liegt der pH-Wert zwischen 1,0 und 3,0. Die in den Drüsen der Magenschleimhaut gebildete Salzsäure wird im Wesentlichen für die Wirkung des Enzyms Pepsin und zum Abtöten von Krankheitserregern, die mit der Nahrung verschluckt werden, benötigt. ─ Die pH−Werte im Urin (Harn) liegen zwischen 4,8 und 8,5. Die niedrigen pH−Werte (sauer) sind vor dem Frühstück und spät nach dem Abendessen zu erwarten, denn da werden die Säuren aus dem Körper abtransportiert. Im Laufe des Tages sind annähernd alkalische Werte, d.h. über 7,0 zu erwarten. Einführung Chemie FHM Seite 20 ─ Die Haut des Menschen ist leicht sauer und hat einen pH−Wert von 5,5. Der Säuremantel ist ein Schutz vor Krankheitserregern. Seifen sind in der Regel alkalisch (basisch) und „trocknen“ die Haut aus, d.h. sie entfernen die Fettschicht und zerstören die Säureschicht. Es dauert ungefähr 3 Stunden bis diese wieder hergestellt ist. Es gibt aber auch Waschlotionen deren pH−Wert in der Gegend von 5,0 ist. ─ Die Zellen der Organe liegen mit 6,9 leicht im sauren Bereich, weil in den Mitochondrien ständig die Verbrennung erfolgt und dabei Kohlensäure entsteht. Die Abfuhr von Kohlendioxid muss jedoch auch stets funktionieren, denn bei einem pH-Wert von 6,2 bleiben auch die Herzmuskeln stehen mit letalen Folgen. ─ Die Galle und die sonstigen Sekrete der Leber sind bereits mit 7,1 alkalisch. ─ Das Bindegewebe hat basische Werte zwischen 7,05 und 7,30. ─ Das Blut hat pH-Werte von 7,35 bis 7,45 und ist deutlich im basischen Bereich. Der pH−Wert des Blutes wirkt auf das Hämoglobin. Je geringer der pH−Wert ist, desto weniger Sauerstoff kann dieses binden. ─ Im Dünndarm haben die zahlreichen Enzyme ihre maximale Aktivität bei pH−Werten zwischen 8,0 und 8,3. Wenn bei einer gestörten Verdauung Fäulnisprozesse den pH−Wert unter 7,0 drücken, dann ist Durchfall die Konsequenz. ─ Das Scheidenmilieu hat zur Abwehr von Krankheitserregern einen saueren pH−Wert, das Sperma des Mannes hat einen basischen pH−Wert. Die beim Geschlechtsakt einsetzende Neutralisationsreaktion führt zu einem optimalen Milieu zur Bewegung der Spermien. 1.6.2 Säure-Basen-Haushalt Der menschliche Körper hat die Fähigkeit den Säure-Basen-Haushalt in Grenzen selbst zu regulieren, denn zu viele Säuren werden über die Nieren mit dem Urin, über die Lungen mit der Einführung Chemie FHM Seite 21 Atemluft (Kohlensäure) und über die Haut mit dem Schweiß ausgeschieden. Auch im Blut wird das Säure-Basen-Gleichgewicht konstant gehalten mit Hilfe der so genannten Puffer, die die Säuren neutralisieren können. Für die Neutralisation der Säuren werden allerdings basische Mineralstoffe benötigt, die bei starker Übersäuerung aus den Mineralstoffdepots in unserem Organismus gelöst. Bei einem ernährungsbedingten Säureüberschuss können die Säuren oft nur sehr schwer oder gar nicht entsorgt werden und belasten dabei den Stoffwechsel. Reicht die Kapazität der Ausscheidungsorgane und des Puffersystems im Blut nicht aus, werden die übrigen Säuren im Bindegewebe, in den Gelenken und den Muskeln zwischen- und bei starker Übersäuerung sogar endgelagert. Ein ausgeglichener Säure-Basen-Haushalt ist für unser Wohlbefinden wesentlich. Eine Übersäuerung des Körpers ist oft die Ursache für Müdigkeit, Antriebslosigkeit und Konzentrationsschwäche, denn der Körper ist im wahrsten Sinne des Wortes ausgelaugt. Daneben können auch Nervosität, Unruhezustände und Muskel- oder Gelenkbeschwerden Ausdruck einer Übersäuerung sein. Durch die heute übliche Ernährungsweise konsumieren oft Menschen zu viele sauer wirkende und zu wenig basisch wirkende Lebensmittel. Der regelmäßige Verzehr von Fleisch, Fisch, Wurst, Käse, Eiern und anderen an tierischen Proteinen reichen Produkten führen zu einem Säureüberschuss, denn bei deren Verdauung entstehen schwefelhaltige Aminosäuren (Methionin, Cystein usw.), die im Organismus zu Schwefelsäure abgebaut werden. Um die entstandenen Säuren zu neutralisieren, wird dann wertvolles Calcium, Magnesium oder andere Mineralstoffe, die eigentlich für die Coenzym Bildung notwendig sind, dem Körper entzogen. Die folgende grobe Einteilung der Nahrungsmittel auf ihre Wirkung auf den pH−Wert im Organismus ist ohne Anspruch auf Vollständigkeit und ist auch individuell zu relativieren. a) Den saueren pH−Wert stark fördernd: Fleisch, Wurst, Fisch, Süßwaren, Alkohol, Käse, Eier, Teigwaren, Weißmehlprodukte, Reis, Kaffee. b) Den saueren pH-Wert leicht fördernd: Brot, Quark, Olivenöl, Vollkornprodukte, Nüsse, Rosenkohl. Einführung Chemie FHM Seite 22 c) Den alkalischen (basischen) pH−Wert stark fördernd: Blattsalate, Gemüse, Obst, Kartoffeln, Buttermilch, Kräutertee. d) Den basischen pH-Wert leicht fördernd: Milch, Trockenobst, Hülsenfrüchte, Sauerkraut, Pilze, Honig. Tabelle mit sonstigen pH-Werten: Säuren pH-Wert Laugen (Basen) pH-Wert Salzsäure 0,35 % 0 Speichel Sanitätsreiniger 1 Blut Zitronensaft 2 Meerwasser 7,5 bis 8,4 Essigessenz 2 Dünndarm 8,0 bis 8,3 Essig 3 Seewasser 8,3 Coca Cola 3 Waschmittellösung 10 Wein 4 Industriereiniger 13 Bier 5 Natronlauge 3% 14 6,8 bis 7,4 7,35 bis 7,45 Einführung Chemie FHM Seite 23