036-039 Rep. Umbau 18.05.2009 11:01 Uhr Seite 36 1 Zu Besuch in der Weinwerkstatt Mit der Übernahme des „Lubentiushofs“ Anfang der Neunzigerjahre und dessen Etablierung zu einem international anerkannten Weingut erfüllten sich Su3 sanne und Andreas Barth einen Lebenstraum. Mit der Wein- werkstatt, die vorwiegend aus Elementen einer alten Fach- werkscheune entstand, fügten sie ihrer Erfolgsgeschichte eine baugeschichtliche Komponente hinzu. Fotos: Susanne Barth Text: Melinda Nyerges 36 2 036-039 Rep. Umbau 18.05.2009 11:01 Uhr Seite 37 Umbaureportage W enn man etwas aus ganzem Herzen macht, dann fließt immer auch ein Stück von einem selbst mit ein.“ Susanne Barth lebt ihre Worte. Die Produktionsabläufe auf ihrem Weingut sind beste Zeugen dafür. Schon fast philosophisch gehen Susanne Barth und ihr Mann Andreas ihrem Broterwerb,dem Weinanbau, nach. So kennzeichnet ihre Arbeit ein schonender, sanfter Umgang mit den teilweise sehr alten Rieslingreben und eine Weinproduktion, die vor allem auf zwei Faktoren basiert: Zeit und Geduld. Eine späte Lese und Gärzeiten von bis zu 250 Tagen garantieren Unikate – Weine mit einer ganz eigenen Persönlichkeit, die ausschließlich mit wilden Hefen vergoren werden. Die Folge: Diese Weine entwickeln sich kontinuierlich weiter und geben den Boden, auf dem sie wuchsen, sowie die individuelle Witterung, der sie ausgesetzt waren, spürbar wieder. Natürlich extravagant Eine solche Hingabe bei der Produktion verlangt nach einer besonderen Plattform für das edle Nass. Die Weinproben fanden über Jahre im Erdgeschoss des Wohnhauses statt, doch eine wachsende Familie und die zunehmende, internationale Beachtung derWeine verlangte nach einem angemessenen und etwas vom privaten Umfeld abgetrennten Raum. Doch wo? Nach vielen Überlegungen entschieden sich die Barths, den aus Planungssicht winzigen Platz im Hof zu nutzen, der durch den Abbruch der historischen Scheune aus dem achtzehnten Jahrhundert frei werden sollte. Ganz leicht fiel es ihnen nicht, die alte Fachwerkscheune zu opfern. Das schöne, instandgesetzte Gebäude wurde zwar größtenteils als Rumpelkammer genutzt, war aber trotzdem ein uriger und erinnerungsträchtiger Teil des Besitzes. Susanne Barth erinnert sich gut an emotionsgeladene Momente vor dem Abbruch: „Unsere Älteste (damals neun Jahre alt) drohte sogar mit Auszug,wollte nicht mehr zur Familie gehören.“ Bei der Suche nach dem idealen Architekten kam den Barths der Zufall zu Hilfe.So baten sie den Architekten einer umgebauten Scheune in der Nähe ihres Weinguts um einen Vorschlag. Bereits die erste Skizze des Architekturbüros casamia 4 Hessel überzeugte sie: Die Idee, durch puristische Architektur und naturbelassene Materialien eine Brücke zwischen Altem und Neuem, Tradition und Moderne zu spannen, war geboren. Wie von alten Reben zu neuem, lebendigem Wein, so sollte auch der Schritt vom alten zum neuen Gebäude harmonisch und auf möglichst natürliche Art und Weise geschehen, Stil und Atmosphäre des alten Gemäuers weiterleben. Susanne Barth war als ehemalige Innenarchitektin ebenfalls an der Gestaltung des Gebäudes und seiner Innenräume beteiligt. So floss auch in dieses Projekt eine Menge ihres Herzbluts. In der Architektur des Gebäudes spiegelt sich ihr respektvoller Umgang mit der Tradition wider: Die Formensprache der abgetragenen Scheune wurde erhalten. Man behielt nicht nur die Grundform bei,sondern fand auchVerwendung für die wertvollen alten Bruchsteine. Im Laufe der Arbeiten wurde die Scheune bis auf eine Bruchsteinmauer abgetragen und eine weitere Mauer aus alten Steinen wieder aufgemauert. Aber auch Neuem gegenüber zeigten sich die begeisterten Winzer aufgeschlossen: Für die restlichen Wände und Zwischendecken kam Sichtbeton zum Einsatz, Stahl und jede Menge Glas bestimmen das Gesicht des Gebäudes. Das Resultat: raffinierte Architektur zwischen natürlicher Eleganz und Funktionalität. 5 1 Tradition und Moderne versöhnt: Das Wohnhaus und die neu erbaute Weinwerkstatt gehen eine perfekte Symbiose ein. 2 Auch die alte Fachwerkscheune war ein Blickfang. Die Bruchsteine aus dem Abriss wurden in die Weinwerkstatt integriert. 3 Liebevolle Details wie der urige Brunnen im Hof heißen die Besucher des Lubentiushofs willkommen. 4 Der große Teakholztisch vor der Bruchsteinwand lädt zu weinseligen Treffen Gleichgesinnter ein. 5 Abends taucht das Licht der Weinwerkstatt den Hof in eine warme Atmosphäre. Man bleibt gern auf ein weiteres Gläschen Wein. 37 036-039 Rep. Umbau 18.05.2009 11:01 Uhr Seite 38 Umbaureportage Tradition und Moderne Das Spiel mit alten und neuen Elementen fällt sofort auf. An drei Seiten schließt das Gebäude mit Beton- und Bruchsteinmauern an angrenzende Bauten an, die Giebelseite ist dafür vom Boden bis zum Dachgeschoss aus Glas. Durch die hohen Gebäude um die Weinwerkstatt profitieren die oberen Stockwerke mehr vom Tageslicht, was aber nicht weiter stört: „Im Erdgeschoss, wo die Weinproben stattfinden, sitzt man sowieso häufig bei künstlichem Licht“, erklärt Susanne Barth. Das kommt der Gemütlichkeit nur zugute, denn die warmen Lichtquellen bringen den natürlichen Charme der Bruchsteinwände, die unverputzt geblieben sind, hervorragend zur Geltung und tragen wesentlich zur atmosphärischen Gestaltung bei. Der Weinverkostungsraum ist das Herzstück des Gebäudes.Trotz der winzigen Grundfläche von 5 x 5,50 m bietet er reichlich Platz. Eingebettet zwischen jahrhundertealten Mauern werden an dem großen Teakholztisch Weinthemen mit anderen „Weinfreaks“ erarbeitet. An warmen Sommertagen profitiert der Raum von den eingebauten Faltelementen der Glasfassade im Erdgeschoss, mit denen sich die komplette Front zum Hof hin öffnen lässt. Im Geschoss darüber befinden sich das Büro und eineTerrasse,die das Gebäude mit demWohnhaus verbindet. Im Dachgeschoss ist schließlich noch eine Art Gästeraum untergebracht, inklusive einer Schlafgelegenheit und eines kleinen Bads. Das Highlight hier oben – die geschützt liegende Dachterrasse mit Blick auf die Burg von der Leyen und die Weinberge an der Mosel – weiß Susanne Barth dann auch gezielt einzusetzen. „Ich beginne die Weinproben gern hier. Wenn die Sonne hinter den Weinbergen untergeht, hat man einen echten Moselbezug.Das ist etwas,das sonst in solchen Dörfern fehlt, da sie sehr steil an den Hängen gebaut und zudem sehr eng bebaut sind.“ Bacchantische Freuden Das Projekt Weinwerkstatt – eine Erfolgsgeschichte. Auch wenn in der Bauphase zwischenzeitlich Zweifel aufkamen, so zum Beispiel bei der äußerst dunklen Pigmentierung des Bodens, haben sich alle Entscheidungen 38 6 6 Massive und transparente Elemente wechseln sich ab. Besonders gelungen ist die filigrane Treppe, die sich wie schwerelos in das Gesamtbild fügt. 7 7 Die historischen Aussparungen in der Wand, auf Moselfränkisch „Schurp“, wurden erhalten und erfüllen heute eine funktional-dekorative Aufgabe. 8 Die Weinwerkstatt und die darüberliegenden Räume haben auch als Wohnhaus Potenzial, wie das einladende Gästezimmer unterm Dach beweist. der Bauherren als richtig herauskristallisiert. Die Erinnerung ist bei Susanne Barth noch gegenwärtig:„Ich saß mit meinem Mann oben auf der Treppe und als ich den beinahe schwarzen Boden sah,habe ich nur geheult.Ich dachte mir:,Wie konntest du das tun? Das wird alles Licht schlucken, das wirkt viel zu düster.‘“ Doch auch diese Entscheidung hat sich als richtig erwiesen,denn das Zusammenspiel aus dunklem Estrich, urigen Bruchsteinwänden, Sichtbeton und Glasflächen sowie Stahlelementen der Fassade geben ein stimmungsvolles und edles Bild,ohne überladen zu wirken. 8 So verwundert es kaum, dass der Lieblingsplatz der Barths an warmen Sommerabenden der Innenhof ist. Wenn der Weinverkostungsraum nach außen geöffnet ist, erschafft das warme Licht mit der Beleuchtung des Innenhofs optisch einen großen Raum.Vom Hof aus kann man dann den Blick zwischenWohnhaus und Weinwerkstatt, über lichtdurchflutetes Glas, uriges Gemäuer und das warme Holz der Inneneinrichtung schweifen lassen und den Atem des Weins und jahrhundertealter Tradition in sich aufsaugen. casamia 036-039 Rep. Umbau 18.05.2009 11:01 Uhr Seite 39 Geldanlage Solide zu günstigen Konditionen mit sicherem bei niedrigsten Wert- erhalt Energiekosten: Wann investieren Sie in ein SchwörerHaus? 10 9 11 9 Offen, aber nicht zu freizügig: Durch die großen Glasflächen fällt viel Licht in das Obergeschoss. Filigrane Holz- und Stahlelemente sorgen für die erwünschte Privatsphäre. 10 + 11 Susanne und Andreas Barth haben gut lachen. Ihr Lubentiushof in Niederfell an der Mosel ist ein erfolgreiches Unternehmen – nicht zuletzt auch wegen der urgemütlichen Weinwerkstatt. Mit Engagement, einer guten Prise Idealismus und dem richtigen Partner an der Seite haben sie es geschafft, den Neubau harmonisch in die historische Kulisse des kleinen Moseldorfs einzugliedern. WC Loggia Spitzboden Bad Büro Gast DG Kind Kind OG Schlafen Loggia Küche Dachgeschoss Küche EG Weinkeller Zisterne Loggia WC SP Diele Büro WC/DU Küche WF Wohnen/Essen Hausdaten Obergeschoss Küche Heizung Öllager Präsentation Weinkeller Innenhof Erdgeschoss casamia Architekten: Hessel.Architekten Objekt: Weinwerkstatt Bauweise: massiv aus Bruchstein, Sichtbeton und Glas Wohnfläche: EG 32,20 m2; OG 21,40 m2; DG 21,20 m2 Außenmaße: 6,13 m x 5,73 m Dach: Satteldach, 30° Jahresprimärenergiebedarf: auf Anfrage Besonderheiten: holzbefeuerter Grundofen Mehr Infos: Adressen auf Seite 104 Schwörer Haus ® M E H R A L S 3 1 . 0 0 0 Z UF R I E DE NE K UNDE N SchwörerHaus KG Hans-Schwörer-Str. 8 72531 Hohenstein Tel. 0 73 87 / 16 - 0 Fax 0 73 87 / 16 - 238 [email protected] www.schwoerer.de