Methodik der superselektiven Radioembolisation von Lebertumoren mit g%ttrium-~esin-~artikeln Von J. 'hiller'. H . Rösler'. L. Geiger' und tl. U. ßaer.' I lnstilul für Diagnoslische Radiologic (Direktor: Prof. I? Vock) %bteiliing iir Nuklenrriiedizin (Direktor: Prof H. Hiislrr) "linik für Viszerale und ~i'riins~>lantations(:Iiir~irgie (Oirektor. Pro1 M. W Huchler). Inselspital. ßnrii -- -- Eine verbesserte Technik zur IZadioembolisation von Lebertuinoren mit "O~ttriumwird beschrieben. N s Vehikel werden Bio-Hex-70-Partikel benutzt. welche eine hohe Markicrungsstabilität und gute Gewebsverträglichkeit aufweisen. Die Applikation erfolgt superselektiv in die tumorzuführende Arterie über Mikrokatheter. Die Prozedur besteht aiis einer zeit,lich getrennten diagnostischen und therapeutischen Angiographie. Beide werden jeweils durch eine Angioszintigraphie rnit 99n'Tc-MAPsowie einer i.v. 9""'l'c-Kolloidszintigraphie der I.eber argänzt. Damit wird schon prätherapeiitisch die Bestimmung des retinierenden Tumorvolumcns, der relativen 9oY-Verteilung innerhalb der Leber sowie des Shunts in die Lunge möglich. Posttherapeutisch werdcn absorbierte Tumordosis und Lungenbelastung abschließend aus den szintigraphischen Daten evaluiert. Dosis-/Wirkungsbeziehiingenwerdon für Tumor, Leber und Milz mit Hilfe dieser Technik quantifizierbar. Method of superselective radioembolisation of liver tumours with "ttrium-resin particles .An improved technique for rndioembolisation o i non-resectable liver tumours is described. 9oYttrium-labelled Bio-Rex-70 particles which show high stability and good tissue tolerante are applied superselcctively via thc turnour-feeding artery using a microcatheter. The procedure includes both dingnostic and therapeutic angiography. Angiography is complerriented by angioscintigraphy (y9'nTc-MAP)arid an i.v. q9n'Tc-colloid scan of the liver. Thus it is possible protherapeutically to evaluate tumour volunie and dose distribution both in and outside o i the liver, and in thc lurig due to shunt. Thesc estiniates were re-evaluated posttherapeuticaliy. Radioernbolisation can thus be quantified and the doses absorbed by the tumour a s well a s the liver and lung can be calculated. Key words - - Hadioemboiisation - S"Yttriurn - Lebcrtumoreri - Angiosziii~igraphie- Mikrokatheter -- Die Tumorbehandlung mit endotumoral retiniertcm Radio-Yttrium ("Y) ist seit über 20 Jahreri bekannt (1.18). "Y ist ein Beta-Strahler mit einer Eindringtiefe von etwa 3,5 rnm und einer kurzen Halbwertszeit (1,lO). Der breite Einsatz in der Embolisationsbehandlung hat sich nicht durchgesetzt: Die Bindung an geeignete Vehikel war instabil, so daß schwer kontrollierbare Aktivitätsmengen in den systemischen Kreislauf' gelangen und härnatologische Komplikationen verursachen konnten (5.7.8.11). Bei nur selektiver Applikation rnußte eine für den 'LUmor insufizicnte Dosis verteilt werdcn, um J Radioembolisation - 'qttriuin - Liver tumours - Angioscintigraphy - Microcatheter -~ Einleitung P ~ -- Leberparencliym zu schonen (1,4,18). Eine Abschätzung der applizierten Tumordosis blieb ohne Dokumentation des radioembolisierten Volumens problematisch (5,s. 111, Dosis-Wirkungs-Beziehungen warcn kaum durchschaubar. Verbesserungen waren demzuhlge 1 . iür das transportierende Vehikel, 2. in der Applikationstechnik lind 3. in dcr begleitenden diagnostischen Methodik anzustreben (13,17). Ausgehend von 34 Radioembolisationen (RE) der Leber, welche i n palliativer Absicht bci Patienten mit riiclit operablem bzw. nicht resektablern hepatozelluIärem (HCC) Karzinom durchgeführt wurden, wird d a s methodische Vorgehen dargclcgt und diskutiert. Die guten therapeuticchcn Ergebnisse sind an anderer Stelle publiziert (14-16). Es wurden Überlebenszeiten von r 3 Jah. -~ .. rcn bei 'Cumoron unter 500g und von bis zu 2 Jahren bei 1;orlsclir. Röntgenslr. 160.6 (1994) 425-431 den größeren erreicht. 0 Georg Tliieinc Verlag Stuttgart . New York - Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Zusaminenfassung Abb. 1 b Therdpeutischc Angiographie Superselektive Katheterisierunq der tumorzuführenden Arterie mit Mikrokatheler. Abschließende Kontrolle nach Radioembolisation Patienten Bei 19 Patienten init HCC wurden 34 iiaclir>iiiiklidembolisalionnn durchgerülirt. 33 m i t 9oYttriurn. 1 mit "1'-Lipiodol. Das Alter der 14 männlicheri untl 5 weiblichen Patienten lag zwischen 35 und 71 Jahren. 13 Patienleii linnen cin HCC. wclchcs techriiscli nicht mehr resekinbel odcr wegeri schlcchtcn Allgeinciiizustandes iiiopernbcl war. 6 Patienten hatten eiri Rezidiv nach Resektion. Bei allen Piiticntcn besctir8iiktc sich das Tuinorlcidcn auf die I.cbri: Anhand der vaskiiltircn Versorguiig dicscr 'l'uirioron wurden drei Gruppen gebildet: Iii Gruppc A ( n : 6) lag cin solitiirer Tiimor i n eineiri Segment vor (< 5 cm). i n (iruppe I3 (n: 7) bestarid eine niultisegmeiilale odcr lobäre 'T~iiriorausdchnuiig. in Grupp? C (11= 6) cino multifokale T~iriiornussaati n cler ganzen Leber. Abb. 1C Diagnostische Angioszintigraphie. Links Darstellung des embolisierten Tumorvolumens (99"Tc-M~P), rechts mit zusatzlicher Abbildung der gesamten Leber (ggmTc-Kolloid i.v.). I n der Griippc A ( n . 6) erfolgte die Embolisation mit 'l'umordoscn über 100Gy iii '/iz 1:ällcn. I n der Gruppe U (ri = 7) erfolgtc eine t:inbolisation rnit Tumordoscn über 100 Gy i n 5/in Fallen. I n dcr Gruppe C (n = 6 ) erfolgte eine Eiiibolisatiori iiiit Tumordoseii iibcr 100 Gy in (/I 2 Fiillen. Abb. 1d Therapeutische Angioszintigraphie mit 1.6 GBq '%Partikeln. Links Darstelluno des embolisierten Tumorvoiumens (99"'Tc-MAP. n~e), repräsentativ für die ;uletzt applizierte 9 n ~ - ~ a r t ~ k e l - ~ e i l m erechts. mit Kolloidszintigraphie: die Peripherie des Tumors nimmt schon keine MAP's mehr auf. Kein Reflux, kein offensichtlicher pulmonaler Shunt Abb. 1 Solitares HCC (410 ml) im rechten Leberlappen Methode -. - - . - Prälherapeutische Untersuchungen Zuerst errolgt cinc: diagnostisctie Angiographie der Lcber. Die Dnrstcllung des '~ruiicuscocliacus und der Artcria rnesenterica superior iiil'ormicrt über die vaskul3rc Versorgung des Leberttirnors sowic über iiiöglichc anatomisctie Varianten (Abb. I a und 2n). Dnr Knthcter wurde so weit vorgesctiohcn. daß eine supcrsclcktive I>arstellung dcr turnorziil'iihrcndcn Segincntarterie Lizw. Siibscgmcntarterie iiiriglich wurde. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Abb. 1 a Diagnostische Angiographie: Superselektive Katheterisierung der au5 der A. mesenterica superior abgehenden rechten Leberarterie. Darstellung eines hypervaskularisierten Tumors, der über eine eigene Arterie versorgt wird. - Abb. 2 a Diagnostische Angiographie. Superselektive Katheterisierung der rechten Leberarterie Darstellung eines hypewaskularisiertenTumoranteiles, welcher über eine eigene Arterie versorgt wird -- Abb. 2 b Therapeutische Angiographie. Superselektive Darstellung dieser Arterie Kontrolle nach Radioernbolisation. In der Nuklearmedizin wurd? dic ..diagnostische" Angioszintigraphie der I.eberregioii und der Lungen durchgeführt (glciche Expositionszeit. jeweils i n a.p.- und p.a.-Projcklion (Abb. 1 r links und 4 b links). Nach zusätzlicher i.v. lnjektion eines ""rnTc-Kolloids(75 MBq) entstand eine weitere szintigraphischc Serie (Abb. I c rechts und 2c, 3c. 4b-d jeweils rechts), die eine topographische Zuordnung des ernbolisierten Tumorvol~imens erlaubte und das Volumen des noch funktions~üchtigen nicht cmbolisicrtcn Lebervolumeris abschätzen lieh (15). Dosimetrie Das zu embolisiercnde Tumorvolumen srrechiiete sich aus dem irn diagnostischen Szintigramm abgebildeten Areal m i t retiniertcn 99"'Tc-Pnrtikeln. Die Mcngr von 9oY-Partikeln, äquivalent zu eincr Dosis von 150-300Gy am 'lumor, wurde (in vereinfachter Anwendung des MIRU-Formalismus) nach der Formel kalkuliert (8,141: (oß= absorbierte Beta-Dosis IGyl oder [radl, II pnq~ (SPET: transvem, Schichtdicke: 7.5 mm) Abb. 2 c Diagnostische Angiotomoszintigraphie mit Darstellung der im Tumor retinierten Makropartikel: zentrale Tumorpartien bleiben ausgeprägt (solider Pfeil), ebenso großere Areale in der Umgebung des ernbolisierten Tumoranteiles (offene Pfeile). Abb. 2 Solitäres HCC im rechten Leberlappen Die superscleklive Angiographie erlordcrt die Verweiidiing von speziellen Mikrokatlietcrn (Trackcr-18-Kathctcr). Dieser 3-F-Mikrokatheter wird koaxial durch den diagnostischen 5.5-F-Kobrnkatheter cingel'ührt. Die Kathctcrspike rnuß sich in einer stabile11Position befinden, damit unter der lnjektion keinc Reposilion der Kathctcrspilze oder ein Reflux eriolgt (Abb. 1b urid 2b). I n diesnr I'osition, in welcher später auch die Radioembolisatioii mit goYttrium-l'artikeln erfolgen soll, wird iiber den Mikrokatheter eine definierto Menge (75 Mßq) von v9'"Tc-Mikroaggregalen (MAP) (Partikelgrößc 2U-50 pm) injiziert, dcr Katheter danach entfernt. k = 50 für Gy; k :-180 für rad. A,, = ""Y-Aktivitiitsmenge zur Zeit 4, [MtlqJ oder [pCi], V = cmbolisiertc Zielmassc [gl). ""Y ist ein Beta-Strahler mittlerer Energie (Beta,,,„ = 2,2 MeV) mit einer mittleren Eindringtierc i m Cewebe von 3.6 mni (ninx. I 1 min) und einer llalbwertszeit von 2.7 'lagen. Als Vehikel wurde Bio-Roc-70 (Polyncryl-carboxylat) rnil einer Partikclgröße zwischen 45-75 pm (spex. Aktivität > 18.5 CRq/mg) gewählt. In-vitro-Versuche sowie das Tierexpcriinent hatten gezcigt. da13 dicsc '"Y-Partikel eine XiiIJerst geringe Leck-Rate von < 0.3 % / 2 4 h (in 5 % Glukoselösung oder humaiicm Serumg bei 37") habcn. Dank der günstigere11Handhabung schienen sie anderen Materinlion (cheniisch andere Kunstharz-, Keramik- ndcr Claspartikel) überlegen (IG). Iii keinem Fall w u r den Spätreaktioncn a u i dies& Material erkennbar (14 - 1G). 427 Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Forlschr llontgcnstr 16 7.5 (19941 Methodik der sup~rselekr1uc~12 Kad~o~nzDolisc~Lron vor7 l . r O r r / ~ i n ~ o r e n Computertomographie der Leber. Großer Tumor im rechten Leberlappen. Status nach diagnostischer Embolisation mit "'J-Lipiodol. Abb. 3 a + 99m V Tc-Kolloid Dic Hadioembolisation erfolgtc unter Stand-by.4iiasthesie. [)er angiographischc Zugang zum Tumor folgte dem bei der diagnostischen Angiographic festgelegten Weg. An Aktivitätsmengen pro therapeutischer Applikation waren anfangs zwischen 300 und 555 Mßq (8- 15 mCi) verfügbar: spiiter konnteri 1.5 Gßq (40 mCi) oder mehr als Einzeldosis gegeben werden. Dir therapcwtisclie Dosis wurdc über den Mikrokathctcr vorsichtig ii~idin kleinen Portioiieii von 0 . 2 0.5 ml langsani und mit möglichst geringem Druck und unler imnier wieder unterbrechondcn DurchleuclitungskontrolIcn manuell irijiziert. GeWhrdung durch Partikelreflux wurde nngenonimen, wenn der Injektionsdruck sich iiifolgc eines erhöhten Widerstandes bei progressiver Blockade des Zielvolumens erhöhte. Vor und nach jedcr iluklidapplikntion wurde der Mikrokatheter mit Glukoselösung gespült. Die intraarterielle Applikation eines lokillen Anästhctikums (1011-11 Lignocain') bewährte sich zur Reduktion von Schmerzen während dcr Partikeliniektioii. Posttherapeutische Unlersuchungen Therapeutische Angioszintigraphie. Links: homogene Anreicherung des '3'J-/3'P-Lipiodols (1 70 MBq) im Lebertumor. Rechtes Teilbild 24 Stunden spater. Aktivitatsanreicherung in der Lunge infolge massiven Shunts (Szintigraphie im "'J-Fenster). Abb. 3 b Abb. 3 C Angioszintigraphische Kontrolle der Rezidivbehandlung 13 Monate später mit 950 MBq QoY-Ri.sinpartikeln,dokumentiert mit <37 MBq 39mTc-MAP.rechts nach zusätzlicher ""Tc-Kolloidszintigraphie (200 MBq): kein relevanter Lungenshunt. Splenomeqalie bei Leberzirrhose Abb. 3 Solitäres HCC (900 ml) im rechten Leberlappen Die gleichzeitige Einspülung von "'"Tc-Partikeln zu den siispendicrtcn Hesinpartikelii ermöglichte eine zweite Szintigraphie zur erneuten Lokalisation der applizierten Dosis (Abb. 1 d. 3c. links. 4 c U. d, links). Das abschließende dosirrietrische Protokoll bezog sich dann auf eirie szintinietrische Bestimniiing des embolisierten Partialvolumcns unter Eiiischluß des l'umors und andcrer Hegioneii. in welche die Aktivität evtl. geshuntet wurde, urid auf die aktuelle Quantität voii tatsächlich Im Katheter und in dcn Spritzen gemessene ernbolisiertcm '9. Hestmengeii wurden in Abzug gebracht. Im Protokoll wurde auch die Strahlenexpositiori von miterfaßtcm Leberpareiicliym und der Lunge (Volumenabschätzurig: 600 ml für die Frau, 900 ml für den Mann) erfallt. Ein zusätzlicher 9gmTc-Kolloidscanverbesserte die topographische Zuordnung des cmbolisierten Areals innerhalb der Leber (15). I:ür die Beslininiung dcs pulmonalen Shuiik~ntciles wurden die (tim den Backgroundanteil bereinigten) Zählraten aus vorgewählten Regionen übcr d c r ganzen Lunge lind übcr dem Tuiriorliercich separat und jeweils von ventral wie dorsal erfaßt. Aus den irn Computer zwischengespeicherten und summierten Szintigrammen wurde gercchnct: Shunt = ZäIilrate,,,„„. < 1OO/Zählratell,„ + Zählrate,.l,„„l. Embolisalionstechnik Die therapeutische Applikation erfolgle in einer zweileii Sitzung. Weilere Embolisatiorien wurdcn nötig. abhängig von der Größe des Tumors, seiner vaskulären Versorgung. ferner von der vcrfügbareii Mcngc an Aktivit,?t bei Erstapplikalion. sowie Iängerkistig vom Ansprechen cles 'l'uniors. Ergebnisse Prätherapeutische IJnlarsuchungen -~ ~ -- Gruppe A (6 Patienten): In allen 1 2 Fallen lag angiographisch ein umschriebener, hypervaskularis i e r t e r T u m o r v o r ( D u r c h m e s s c r I 5 cm). d e r ü b e r e i n e Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Für einen unischriebencn l b m o r (Gruppe A) im Endstromgebiet einer Scgmcntarterie genügte die Injektion einer Dosis in dic betreffende Arterie. sofern die Tumoräste den Tumor zeritral penetrierte11 oder/und zirkuiiiferentiell umgaberi (Abb. 1 b und 2 b). Für eiiieii größeren, über mehrere Segmentarterien versorgtcn l'umor (Gruppe B) (Abb. 2) wurden die tumorvcrsorgenderi Arterien cinzeln mit aufgeteilten Doscn oder sequentiell in niclircren Sitziirigeii embolisiert. um eine genügend hohe Dosis iiiöglichst homogen aii den ganzen Tumor zu bringe11 (Abb. 4). Bei 'Tuirioren der Gruppe C mußten Hauptiiiste der A. hepatica niil'gcsucht und Für die !Zpplikation gewnhlt werden. Bci Befall der gaiizeii I,ebcr wurde dieses Vorgehen so lange wiederholt, bis allc Segmerite erfaUt waren. Für die Dosisberechnung wurde die Crößc d e r erfaßten Segmente (in ml) geschätzt. die zur Absorption vorgeselicnc Dosis auf 80 Gy pro rnitcrfaßtem LebervoIiiincn begrenzt. P - -- -- -- Forlsclir HonlgensLr: 161.5 ( 1 994) 429 Abb. 4 a Computertomographie: Tumor im Bereich des linken I1 und IV. Leberlappens mit Befall der Lebersegmente 11, 1 zuführende Segmentarterie versorgt wurde (Abb. 1 a und 3). Die Angioszintigraphie mit Y9mTc-MA~ bestätigte in allen Fällen eine selektive und homogene Anreiclierung der Partikel im Tumor (Abb. 1 C und 3 b). Der Shurit in die Lunge lag ZOn-ial zwischen 0-2 %, zweimal bei 8%. Gruppe 5 (7Patienteri): In allen 1 0 Fällen handelte es sich um grolJe Tumoren mit Befall mehrerer 1,ebersegmente bzw. eines Leberlappens. Sie wurden iiber eine ~okärarterieoder mehrere G i n e n t a r t e r i e n (Abb. 2 a-C und 4a-d) versorgt. Ihr Vaskularisationsgrad war unterschiedlich. In 5 Fällen lag eine Hypervaskularication bei homogener Aktivitätsanreicherung vor (Abb. 3 b U . C. links und 4 c i i . d . links), iri drei Fällen mit großer zentraler Nekrose (Abb. Zc, s. schmalen Pfeil) war eine randständige Tumorvaskularisation bzw. MAP-Anreichtirung. in zwei weiteren Fällen mit diffuser Tumorinfiltrat,ion in beiden Untersucliungstechnikcn eine inhomogene Tumorkontrastierung bzw. MAP-Anrcicherung nachweisbar. Der Shunt in die Lunge lag in 7 Fällen zwisclien 0 - 5 %, einmal bei 1 2 % und zweirnal bei 14%. Bei einem Patienten erfolgte die erste Embolisation mit 32P-Lipiodol (Abb. 3 a U . b, links). Die Shuntbestimmung mit ""J-~ipiodol ergab einen initialeri Wert von 2 3 % der bis auf 29% anstieg (Abb.3b, rechts). In der parallelen Bestimmung mit 9 9 ' " ~ c lag - ~er~ bei ~ nur 5 %. Gruppe C (6 Patienten): In allen 1 2 Fällen lag eine disseminierte Tumorausbreitung in der Leber vor. Eine Hypervaskularisation wurde in 7 Fällen, eine randständige Hypervaskularisation in 5 Fällen registriert. Der Shunt in die Lunge lag immer zwischen 0-6%. Posttherapeutische Unlersuchungen In der Gruppe A bestätigte die postthera~ peutische Angioszintigraphie (nach Injektion von 9 0 und "'"Tc-MAP) in allen 12 Fällen die exakte Plazierung im Tumor (Abb. l d ) . Die berechnete Lungendosis lag in 5 Fällen bei C) rad, bei 4 Applikationen zwischen 40- 120 Abb. 4 b Diagnostische Angioszintigraphie ('9mTc-MAP).Verteilung in den Segmenten II und III (links). Segment IV bleibt ausgespan und fällt als ,,kalte Zone" im Kolloidszintigramm (Pfeile) auf (rechts). Abb. 4c Angioszintigraphie unter der ersten Radioembolisation (99mTc-MArrepräsentativ für "VPartikel 1.45 GBq). Ausschließliche Verteilung in den Segmenten 11 und III. Der Tumoranteil im Segment IV ist auch im Kolloidszintigramm ausgespart (Pfeile). Abb. 4d Angioszintigraphie unter der zweiten Radioembolisation (4 Wochen später: 1.4 GBq goY-Partikel):Superselektive Verteilung der qqmTc-MAP's(resp. der yoY-Partikel)im Segment IV (links). Kolloidaufnahme im tumorfreien, nach der ersten Therapie funktionstüchtig gebliebenen rechten Leberlappen (rechts) Abb. 4 Multisegmentales HCC (650 ml) im linken Leberlappen cLy und eirimal bei 620cCy. Ein Reflux in andere Teile der Leber oder Nachbarorgane war nicht nachweisbar. In der Gruppe B zeigte prä- und posttherapeutische Angioszintigraphie in allen Fällen eine identische Verteilung der y9mT~-MAP-Aktivit.iit (Abb. 4c). Bei 5 Applikationen lag die Lungendosis bei 0 rad; dreimal wurde infolge Shunt eine Lungendosis von 350-460cC;y. zweimal von 1OOOcGy berechnet. Im Fall der Applikation von "P-~ipiodol kam es infolge des schon bekannten Shunts zu eincr progredienten Aktivitätsanreicherung in Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Melhodik der superselek~~ven Radioembolisal~onrion 1.eberlumorcn J. -killer u Mitarh - Auch in Gruppe C war intratherapeutisch die Aktivitätsverteilung aus der diagnostischen Vorabklärung reproduziert worden. In 5/12 Applikationen lag ein Shunt in die Lunge vor: Die berechnete Lungendosis lag in 4 Fällen zwischen 100-500cGy, in einem Fall bei 2200 cGy. Gesamthaft war bei 17/34 Embolisationen (50%) kein Shunt in die Lunge nachweisbar. In 6 Fällen lag die Lungendosis zwischen 9-100cGy, in weiteren 6 Fällen zwischen 100-500cGy, in drei Fällen zwischen 500 und 1000 cCy und in zwei Fällen bei 2200 bzw. 5000 ccy. Diskussion ~ -. Die therapeutische Embolisation von Lebertumoren mit Radionukliden erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen diagnostischer Radiologie und Nuklearmedizin (14). Das methodische Vorgehen bei einer Radionuklidembolisation unterscheidet sich grundsätzlich gegenüber anderen Embolisationsverfahren. Unerläl3lich ist die ergänzende Angioszintigraphie mit y9mTc-MAP,die das Ausmaß und die Vollständigkeit der Retention der radioaktiven Partikel im l b m o r dokumentiert, andererseits aber auch posttherapeutisch die Dosisverteilung in der Leber verifiziert und für eine abschließende Dociskalkulation die Grundlage gibt (6.9, 13). Voraussetzung zur erfolgreichen Radioembolisation ist die möglichst superselektive Katheterisierung der tumorzuführenden Arterie, da nur hiermit tumorvernichtende Dosen (200-300Gy) am Tumor direkt appliziert werden können (14.18). Frühere Studien waren benachteiligt, weil aus technischen Gründen der Katheter allenfalls selektiv in die Arteria hepatica propria bzw. die rechte oder linke Leberarterie plaziert werden konnte (9). Bei nichtselektiver Lage des Katheters erfolgte die Applikation der Dosis über die Arteria hepatica commuriis. wobei vorgängig die Arteria gastroduodenalis embolisiert werden mußte (9). Die Dosis verteilte sich demzufolge in einem Teil der Leber; dabei blieb die am Tumor selbst applizierte Dosis zu gering. um eine ausreichende therapeutische Wirkung zu erzielen. Die Einführung des Mikrokatheters (Trakker-18-Katheter) hat die superselektive Embolisation peripherer Leberarterien vereinfacht (14.19). Dieser 3 F (I mm) dicke Koaxialkatheter kann in jeden Angiographiekatheter eingeführt werden, der einen Führungsdraht von 0,038 inch durchläßt (5-F-Katheter). Die Katheterspitze besitzt eine Platinmarkierung, wodurch die Position des Katheters gut sichtbar ist. Mit Hilfe eines steuerbaren ultradünnen Führungsdrahtes (0,018inch) mit langer, weicher Platinspitze gelingt dann die superselektive Katheterisierung des entsprechenden Arterienastes. Die Weite des Lumens dieser neuen Mikrokatheter behindert nicht den Einsatz von partikulären Embolisationsmateria- lien wie die hier benutzten Bio-Rex-70-Partikel. Sie können bei entsprechender Verdünnung problemlos eingespült werden. Nachteilig ist, daß bei nicht sachgemäßer lnjektion das Material verklumpen und dann eine Okklusion des Mikrokatheters verursachen kann. Aus der prätherapeutischen Verteilung des Y9'"Tc-MAPgelingt eine erste Berechnung des Tumorvolumens, der prozentualen Dosisverteilung innerhalb und außerhalb der Leber sowie die Bestimmung des Shunts in die Lunge (3.7.13). Postthcrapeutisch gibt die MAP-Angioszintigraphie eine abschließende Kontrolle über die Positionierung des radioaktiven Materials. Damit wird auch die genauere Abschätzung von applizierter Tumordosis und der Leberparenchymbelastung möglich. In der eigenen Erfahrung war das Perfusionsverhalten der 9 9 m ~ c - ~ a k r o p a r t i knach el Applikation der therapeutischen Dosis in allen Fällen identisch mit der prätherapeutisch beobachteten Verteilung. Inhomogene Dosisverteilungen infolge des hohen spezifischen Gewichtes andernorts benutzter Glaspartikel wurden bei Verwendung der Bio-Rex-Partikel nicht beobachtet (9). Werden sequentielle Behandlungen durchgeführt, läßt sich die jeweils verblicbene funktionelle Leberreserve anhand der KoUoidspeiimmer cherung in zusätzlicher 99mTc-~olloidszintigraphie wieder neu definieren (15). Die Bestimmung des Lungenshunts mittels 99'"Tc-MAP ist vorgängig bei der therapeutischen Applikation von Radionukliden obligatorisch (7,20). Eine Lungendosis > 20 Gy, die andernorts pulmonale Komplikationen verursaclite (12), wurde bei einem durchschnittlichen Shunt von 0-8%. in Einzelfällen zwischen 8-14%. nicht beobachtet. Nur Lipiodol hatte in einem Fall eine wesentlich höhere Shuntrate aufgewiesen. Auf eine weitere Embolisationsbehandlung mit Lipiodol wurde deshalb ganz verzichtet (13.15). Ebenso sollte vorgängig der therapeutischen Angiographie ein möglicher Reflux in kritische Organe (Magen, Duodenum, Pankreas) ausgeschlossen sein. Unter Applikation von O ' Y können, wenn möglichst langsam und in kleinen Portionen abwechselnd mit Kontrastmittel injiziert wird, Stase oder Reflux infolge mechanischer Obstruktion früh erkannt werden (15). Die Vaskularisation des Lebertumors ist ein entscheidender Faktor für den Therapieerfolg: je kleiner der Tumor, desto dichter ist seine Vaskularisation (1, 11,14). Die theoretischen Konzepte der intraarteriellen RE gehen davon aus, daß kleine Tumoren idealerweise eine kugelige Konfiguration aufweisen und bei homogener Vaskularisation ein dreidimensionales arteriolo-kapilläres Netz besitzen (1.14). Die Rio-Rex-Partikel werden im Bereich der distalen Arteriolen fixiert, die noch nahe genug beieinanderliegen, um eine homogene Bestrahlung des Tumors mit dem Beta-Strahler mittlerer Energie zu gewährleisten (7). Tierexperimentclle Untersuchungen zeigten zudem, daß gut vaskularisierte Thmoren ein vielfach höheres Entrappment von Yttriumpartikeln aufweisen als normales Leberparenchym (5,8,20). Der Lebertumor mit eigener Arterie kann bis 100 % der berechneten Dosis in seinem extrazellulären Raum aufnehmen. Gut vaskulari- Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. der Lunge (Abb. 3 b, rechts) mit einer Dosis von 5000 cGy. In einem Fall war infolge Reflux Aktivität im rechten Leberlappen bzw. Magen nachweisbar. . Melhodik dpt superselekliuen Rad~oernbol~saltor~ cion Leberlumoren - sicrte, kleine Tumoren sollten d a h e r die besten therapeu(high-dose/low voliime e m tischen Ergebiiisse bolisation) (5.10). Große Tumoren zeigen derngegeiiüber, zuriieist zentral, einen Mangel a n aktiver Durchblutung; n u r die Peripherie besitzt noch eine verstärkte Vaskularisation (10). Das Gefaßnetz ist rarefiziert. die einzelnen Endpunkte d e r Arteriolen mit d e n darin fixierten Resinpartikelri liegen weiter auseinander a l s bei kleinen Tumoren. Wegen d e r begrenzten Reichweite d e r Beta-Strahler ist keine homogene Bestrahlung rnehr möglich (1).Rezidivtumoren werden sich dort entwickeln, w o eindeutig unterdosiert ist @ , I 1 ). Folgerichtig w u r d e d a s Vorgehen d e r RE hier modifiziert. Um möglichst hohe Dosen a n alle Teile d e s Tum o r s z u bringen, mußten wiederholte Embolisationen einzelner tumorzufuhrender Arterien vorgenommen werden. Dadurch wird gewährleistet, d a ß pro Einzelinjektion jeweils eine ausreichende Dosis in einen umschriebenen Teil d e s Tumors gelangt (medium dose/limited volume e m bolisation). Die Venvenduiig von Bio-Rex-Partikeln mit ihrer hohen Markierungsstabilität bei geringer Leck-Rate, d a s modifizierte diagnostische und therapeutische Vorgehen mit jeweils superselektiver Sondierung d e s Tumors und anschließender Angioszintigraphie sowie die zweifac h e dosirnetrische Kontrolle d e s applizierten Nuklids stellen d a s entscheidende Novum gegenüber früheren Versuchen mit Radioernbolisation d a r (7,14,15). Literatur ' 'O Ariel, I. M., G. T Pack: Treatment of inoperable Cancer of the liver by intra-arterial radioactive isotopes and chernotherapy. Cancer 20 (1967) 793-804 Ariel, I. M.. G. Padular Selective Angiography as a means of delivering Yttrium-90 microspheres in the treatrnent of cancer. In Spencer. R. P. (ed.): Interventional iiuclcar rnedicine. Grune & Stratton, Inc. (1984) 15-34 Biersack. H. J., H. H. Harisen. J. Kropp, C. 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