Außer den schon genannten Unterschieden im Verhalten (geringe Beweglichkeit, keine Nahrungsaufnahme) verändert sich auch das Aussehen des Tieres deutlich: So verschmelzen die Segmente 2 bis 4, an denen die Beine sitzen, teilweise zu einem starren Brustabschnitt. Die Augen – beim Mehlwurm als kleine Punktaugen ausgebildet – werden merklich größer und sind nun aus zahlreichen Einzelaugen zusammengesetzt. Solche Augen nennt man Komplex- oder Facettenaugen. Im Unterschied zum Mehlwurm besitzt das Folgestadium außerdem am 3. und 4. Körperglied jeweils zwei flache Körperanhänge. Doch damit ist die „Verwandlung“ noch nicht abgeschlossen. Nach einigen Tagen bis Wochen – besonders rasch bei einer Temperatur von 28 °C – schlüpft aus der Puppe ein völlig verändertes Tier (Abb. 2.4), das du unschwer als Käfer erkennst! Zunächst noch ganz weiß, wird das Tier im Verlauf mehrerer Tage immer dunkler, bis es seine endgültige, schwarze Färbung besitzt. Bei den Mehlwürmern handelt es sich also nicht um eine besondere Art eines Wurms, sondern um die Larven eines Käfers, des Mehlkäfers. Beim Übergang vom Larvenstadium zum erwachsenen Tier, der Imago (lat. = Bild, Ebenbild), macht der Mehlkäfer eine Verwandlung (Metamorphose) durch. Bisweilen wird die Imago auch als „Vollinsekt“ oder „Vollkerf“ bezeichnet. Über die Herkunft dieser Namen erfährst du Näheres im folgenden Kapitel. Das geschlechtsreife Tier lebt wie die Larve in Getreideerzeugnissen, wo die Weibchen auch ihre Eier ablegen. PUPPE 3–30 Tage LARVE IMAGO „Mehlwurm“ 3–12 Monate Geschlechtsreifes Insekt etwa 3 Monate 4–12 Tage EI Abb. 2.5: Entwicklung des Mehlkäfers 52 Abb. 2.4: Mehlkäfer 4. Beschreibe das Aussehen des Mehlkäfers. Welche Merkmale des erwachsenen Käfers sind bereits an der Puppe sichtbar? 5. Was versteht man allgemein unter einer Larve? Den einzelnen Entwicklungsstadien kommen ganz unterschiedliche Aufgaben zu. Das Larvenstadium, das bis zu einem Jahr dauern kann, ist das Fress- und Wachstumsstadium. Die Puppe ist das Umwandlungsstadium. In dieser Zeit, in der sich das Tier äußerlich kaum verändert, findet im Inneren der Puppenhülle ein tief greifender „Umbau“ zum erwachsenen Käfer statt. Die Imago wächst nicht mehr und macht auch keine Häutungen mehr durch. Man kann sie als das Fortpflanzungsstadium bezeichnen. Ihre Lebensdauer ist – im Vergleich zur Larvenzeit – mit höchstens drei Monaten relativ kurz. Mundwerkzeuge Fühler (Antenne) Komplexauge Vorderflügel Hinterflügel Fuß 6. Erläutere den Begriff „Metamorphose“. Von welcher anderen Tiergruppe kennst du eine vergleichbare „Verwandlung“? 7. Abb. 2.5 zeigt die Entwicklung des Mehlkäfers. Beschreibe den Ablauf, ausgehend von der Larve. Wie lange dauert ein durchschnittlicher Entwicklungszyklus? 2.3 Der äußere Körperbau der Insekten Hinterleib Schenkel Die Imago des Mehlkäfers zeigt den typischen äußeren Körperbau der mit Abstand artenreichsten Tierklasse: Die Insekten oder Kerbtiere sind allein in Deutschland mit über 30 000 Arten vertreten. Sie haben ihren Namen von zwei Einschnitten (lat. insectus = eingeschnitten, gekerbt) zwischen ihren Segmenten, die den Körper in die drei Abschnitte Kopf, Brust und Hinterleib untergliedern. Am Kopf der Insekten sitzen kräftige Mundwerkzeuge, zwei große Komplexaugen und ein Paar Fühler oder Antennen, die vor allem als Tast- und Riechorgane dienen. Die Brust besteht aus drei Segmenten (Vorder-, Mittel-, Hinterbrust). Alle drei tragen je ein Paar gegliederte Laufbeine. An den beiden hinteren Brustabschnitten sitzen je zwei Flügel. Beim Mehlkäfer ist wie bei allen Käferarten das vordere Paar zu starren Deckflügeln entwickelt, die beiden Hinterflügel sind häutig-durchsichtig und dienen als Flugorgane. Der Hinterleib ist auf der Rückenseite oft – wie auch beim Mehlkäfer – von den Flügeln bedeckt. Er besteht bei den meisten Insekten aus elf Segmenten. Hüfte Schiene Schenkelring Abb. 2.6: Äußerer Körperbau eines Insekts am Beispiel des Mehlkäfers Die Körperglieder sind außen von einem starren Chitinpanzer umgeben, der dem Körper Stabilität verleiht und der ein Außenskelett darstellt. Ein Innenskelett, wie du es von den Wirbeltieren kennst, fehlt. Um dem Tier trotzdem ausreichende Beweglichkeit zu verschaffen, sind die einzelnen Körperund Gliedmaßenabschnitte durch dünnhäutige Stellen miteinander verbunden. Sechs Beine, zwei Fühler und (meist) vier Flügel sind die Haupterkennungsmerkmale der Insekten. 8. Wie sind die Beine des Mehlkäfers aufgebaut? 9. Vergleiche das Skelett eines Insekts mit dem eines Wirbeltiers und nenne die wesentlichen Unterschiede (Lage, Baumaterial, Gelenke). 10. Abb. 2.7 auf der folgenden Seite zeigt den Kopf eines Käfers. Zähle seine Mundwerkzeuge auf. Welche anderen Organe findest du am Kopf des Käfers? 53