Nosokomiale Infektionen Definitionen Nosokomiale Infektion Infektion, die bei Aufnahme ins Krankenhaus weder vorhanden noch in Inkubation war „Healthcare-associated“ Infektionen werden nicht nur im Krankenhaus, sondern auch außerhalb bei medizinischen/pflegerischen (invasiven) Maßnahmen übertragen Schließt Übertragungen im ambulanten Bereich mit ein Nosokomiale Infektionen Epidemiologie • Infektion stammt von der eigenen endogenen Flora • Übertragung der Erreger von einem Patienten auf den anderen • Die häufigsten nosokomialen Krankheitsbilder Wundinfektionen Pneumonie Sepsis Harnwegsinfektionen Die häufigsten Erreger • Staphylococcus aureus • Escherichia coli • Pseudomonas aeruginosa • Enterokokken Nosokomiale Infektionen Staphylokokken Aus dem griech.: Staphylos = Traube Steckbrief: S. aureus Steckbrief: S. epidermidis Grampositive Kokke Fakultativ anaerob Gelbliche Kolonien Koagulase-positiv Grampositive Kokke Fakultativ anaerob Weiße Kolonien Koagulase-negativ Nosokomiale Infektionen Staphylococcus aureus Nosokomiale Infektionen Staphylococcus aureus Virulenzfaktoren Protein A bindet Antikörper am Fc-Stück verhindert die protektive Wirkung von Antikörpern Koagulase Fördert das Abkapseln des Erregers Katalase neutralisiert bakterizide Abwehrmechanismen Enterotoxine können Lebensmittelvergiftungen auslösen Hämolysine Leukozidine S. aureus Infektionen Superantigene • Lokalinfektionen • Sepsis • Toxinbedingte Erkrankungen … Nosokomiale Infektionen Staphylococcus aureus Haut- und Weichteilinfektionen Impetigo Follikulitis Furunkel Karbunkel Nosokomiale Infektionen Staphylococcus aureus Haut- und Weichteilinfektionen Follikulitis Furunkel / Karbunkel Impetigo contagiosa Nosokomiale Infektionen Staphylococcus aureus Pneumonie und Sepsis Pneumonie Septischer Verlauf • Insbesondere immunsupprimierte Patienten gefährdet • Kann von Abszessen, Wunden oder einer Pneumonie ausgehen • Kann auch von intravasalen Herden ausgehen (z.B. nach i.v. Injektion, i.v.-Kathetern) Folgen • Endokarditis mit destruktiven Klappenveränderungen • Septischer Schock (oft letal) Nosokomiale Infektionen Staphylococcus aureus Toxinbedingte Erkrankungen SSSS – Staphylococcal scalded Skin Syndrom „Syndrom der verbrühten Haut Kann nur von bestimmten, Toxinbildenden S. aureus Stämmen hervorgerufen werden TSS – Toxic Shock Syndrom Nosokomiale Infektionen Pseudomonas aeruginosa Natürliches Vorkommen: Gewässer, Erdboden („Pfützenkeim“) Charakteristika: • Bildet Pigmente: Pyocyanin, Fluoreszein • ausgesprochen typische Koloniemorphologie • typischer „Lindenblüten“-Geruch Steckbrief: P. aeruginosa Gramnegatives Stäbchen Fakultativ anaerob Oxidase positiv Nosokomiale Infektionen Pseudomonas aeruginosa Virulenzfaktoren von P. aeruginosa: • • • • • LPS Typ III Sekretions System Pili, Flagella Produktion verschiedener Toxine (Hämolysine, Leukozidin …) oft Resistenzen gegenüber vielen Antibiotika vorhanden Wirtsfaktoren, die den Verlauf einer Infektion negativ beeinflussen: • Defekte in natürlichen Barrierefunktionen: schlecht durchblutetes Gewebe, Hautschäden, Wunden (insbes. Brandwunden!) herabgesetzte angeborene Abwehrmechanismen auf Schleimhäuten • Cystische Fibrose (Mukoviszidose) Nosokomiale Infektionen Pseudomonas aeruginosa Nosokomial erworbene Pneumonie und Sepsis • beatmete Patienten haben ein besonderes Risiko an einer P. aeruginosa Pneumonie zu erkranken bei unzureichenden Hygienemaßnahmen kann der Erreger in Beatmungsgeräten persistieren!!! • Eine Sepsis kann sich nach lokalen Infektionen wie bspw. Harnwegsinfekten aber auch im Rahmen einer Pneumonie entwickeln Nosokomiale Infektionen Pseudomonas aeruginosa Ambulante erworbene Infektionen • Nach Exposition in feuchten Habitaten (Bäder) Nagelinfektionen Hautinfektionen (whirl pool dermatitis) Otitis externa (auch chronische Verläufe) • Keratitis (z. B. bei Kontaktlinsenträgern) • Gefürchteter Erreger nach Brandverletzungen Pseudomonas-Wundinfektion Häufiges Problem nosokomialer Keime – Resistenzen! Natürliche (primäre) Resistenzen • Beruhen auf natürlicherweise vorhandenen, genetisch bedingten Unempfindlichkeit gegenüber Antibiotika Erworbene (sekundäre) Resistenzen • Entstehen bei einer grundsätzlich empfindlichen Art durch Selektion resistenter Stämme unter Einwirkung des entsprechenden Chemotherapeutikum Übertragung von Resistenzen Resistenzgene können von einem Bakterienstamm auf einen anderen übertragen werden Transformation Transduktion durch Phagen Konjugation Häufiges Beispiel: ESBL-Bildner (extended spectrum of ß-lactamases) E. coli und Klebsiellen Resistenzmechanismen Inaktivierende Enzyme • ß-Laktamasen Spalten den ß-Laktamring • Aminoglykosid-modifizierende Enzyme es kommt zur Phosphorylierung oder Acetylierung der Aminoglykoside beim Transport durch die Zellwand • Chloramphenicol-Acetyltransferasen • Erythromycin-Esterasen Resistenzmechanismen Veränderung der Zielmoleküle MRSA – Methicillin resistenter S. aureus Methicillin-sensibler SA Methicillin-resistenter SA Das mecA-Gen kodiert für das Penicillin-bindende Protein PBP2a geringere Affinität für Betalaktam-Antibiotika Resistenzmechanismen Efflux-Pumpen Verstärkte und schnelle Ausschleusung von Antibiotika aus der Bakterienzelle, so dass diese ohne Wirkung bleiben (häufiger Mechanismus bei Makrolid- und Tetrazyklin-Resistenz)