Schwangerschaftsrelevante Infektionen – Empfohlene IGEL-Leistungen (keine Kassenleistungen) Bestimmung aus Blut: (am besten Immunstatus vor Beginn der Schwangerschaft bestimmen, um dadurch gezielt während der Schwangerschaft reagieren zu können) • Toxoplasmose Ig G und Ig M • Ringelröteln (Parvo B 19) Ig G und Ig M • Windpocken (Varizellen) Ig G und Ig M • Cytomegalie Ig G und Ig M • Herpes simplex Typ I und II Ig G und Ig M Bestimmung aus Abstrich kurz vor der Entbindung: • B-Streptokokken • Listerien Inhaltsverzeichnis • Toxoplasmose Ig G und Ig M S. 04 • Ringelröteln (Parvo B 19) Ig G und Ig M S. 06 • Windpocken (Varizellen) Ig G und Ig M S. 08 • Cytomegalie Ig G und Ig M S. 10 • Herpes simplex Typ I und II Ig G und Ig M S. 12 • B-Streptokokken S. 14 • Listerien S. 15 Warum sind diese Untersuchungen sinvoll? Durch eine Antikörperbestimmung kann festgestellt werden, ob Sie gegen die 5 erstgenannten Infektionen Antikörper besitzen und so vor einer Erstinfektion geschützt sind oder nicht (Immunstatus). Was kann ich tun bei fehlenden schützenden Antikörpern? Vor einer geplanten Schwangerschaft können Sie gegen Windpocken noch geimpft werden. Bei fehlenden Antikörpern in der Frühschwangerschaft können Sie zu verschiedenen, einer Ansteckung vorbeugenden Maßnahmen (z. B. Hygienevorschriften) beraten werden. Nach einem Kontakt kann evtl. durch eine schnelle Immunglobulingabe das Risiko einer Ansteckung und schweren Erkrankung vermindert und durch Antikörperkontrollen die Schwangerschaft im Hinblick auf eine akute Infektion überwacht werden. Meist kann die sichere Diagnose einer akuten Infektion in der Schwangerschaft nur durch die Antikörperbestimmung im Blut (Zytomegalie, Ringelröteln, Herpes Varicellen, Toxoplasmose) bzw. die Untersuchung eines Genital-/Rektalabstrichs (B-Streptokokken, Listerien) gestellt werden! Häufig weiß eine Schwangere nicht, ob sie Kontakt mit Infektionsquellen für oben genannte Infektionen hatte. Auch treten nach einer Infektion, außer bei Windpocken, oft keine oder nur untypische bzw. sehr schwach ausgeprägte Symptome auf, die nur von sehr sensiblen Schwangeren als Erkrankung wahrgenommen werden. Trotzdem kann die Infektion auf das werdende Kind oder bei Geburt auf das Neugeborene übertragen werden und zu schwerwiegenden Erkrankungen und bleibenden Schädigungen führen. 2 3 Toxoplasmose Ig G und Ig M In Deutschland besitzen ca. 60 – 65% der Frauen im Hauptschwangerschaftsalter keine Antikörper gegen Toxoplasma gondii und damit keinen Schutz vor einer Erstinfektion. Die Infektion wird durch das Protozoon Toxoplasma gondii hervorgerufen. Es ist bei warmblütigen Tieren weit verbreitet und auf den Menschen übertragbar. Klinisch ist zwischen der häufigen inapparenten Toxoplasma-Infektion und der relativ seltenen Erkrankung, der Toxoplasmose, zu unterscheiden. Eine besondere Bedeutung besitzt die Infektion für Schwangere, da bei einer Erstinfektion während der Gravidität eine intrauterine Übertragung der Parasiten auf das ungeborene Kind möglich ist. Kommt es danach nicht zu einem Abort oder einer Totgeburt, so kann das Erscheinungsbild der pränatalen Toxoplasma-Infektion beim Neugeborenen von den seltenen schweren Schäden bis zu subklinischen, zunächst nur serologisch nachweisbaren, Infektionen reichen. Bei klinisch inapparenten Infektionen können sich jedoch nach vielen Monaten oder Jahren Schäden einstellen, die besonders das Zentralnervensystem (psychomentale Retardierung) und die Augen (Retinochorioiditis, Erblindung) betreffen. Postnatale Infektion: Ein häufiger Übertragungsweg ist die Aufnahme von ToxoplasmaZysten durch den Verzehr von rohem oder ungenügend erhitztem Fleisch oder Fleischprodukten, insbesondere vom Schwein oder Schaf, in denen Toxoplasma-Zysten vorkommen. Eine wesentliche Bedeutung als Infektionsquellen besitzen auch Toxoplasma-Oozysten, die über den Katzenkot in Garten- oder Ackerboden gelangen. Bei entsprechenden Kontakten kann man sich durch eine Finger-Mund-Übertragung infizieren. Der direkte Kontakt mit Katzen ist ohne Bedeutung. Weitere Infektionsquellen sind der Genuss von Rohmilch und Toxoplasma-kontaminierten, ungesäuberten Nahrungsmitteln wie Salat, Gemüse, Beeren- oder Fallobst. Inkubationszeit: 2-3 Wochen Vermeidungsstrategie bei negativem Antikörperstatus: In der Schwangerschaft sollten Fleisch- und Wurstwaren nur gekocht oder gut durchgebraten sowie Salat, Obst und Gemüse gründlich gewaschen verzehrt werden. Bei Kontakt mit Katzen sind hygienische Verhaltensregeln (Händewaschen) zu beachten und die Katzentoilette sollte von einer anderen Person und besonders gründlich mit heißem Wasser gereinigt werden. Bei der Gartenarbeit schützen Handschuhe vor dem direkten Kontakt mit eventuell verunreinigter Erde. Mütterliches Risiko: Klinischer Verlauf nicht schwerer als außerhalb der Schwangerschaft. Kindliches Risiko: Nur die Erstinfektion in der Schwangerschaft führt zur pränatalen Toxoplasmose. Infektion im 1. Trimenon: Infektionsrate 4-15 %, klinisch Abort oder schwere Toxoplasmose (Cerebrale Verkalkungen, Hepatosplenomegalie, Chorioretinitis etc.) Infektion im 2. und 3. Trimenon: steigende Infektionsrate (bis zu 60 %), aber prozentual weniger schwerwiegende Symptomatik des Kindes. a) In etwa 1% der Fälle entsteht das Schadensbild der klassischen Trias: Retinochorioiditische Narben, Hydrozephalus, intrazerebrale Verkalkungen, postenzephalitische Schäden. b) Bis zu 10% der Fälle: mehrdeutige Krankheitsbilder mit Zeichen der floriden Entzündung (Fieber, Splenomegalie, Hepatomegalie, Lymphadenitis, Retinochorioiditis, Anämie, Ikterus). c) Bei etwa 90 % der Fälle: symptomloser Verlauf, es können sich aber in den folgenden Monaten oder Jahren Symptome, am häufigsten Retinochorioiditis und mentale Retardierung, entwickeln. Auch eine Infektion kurz vor der Konzeption kann zur Infektion des Ungeborenen führen. Diagnostik: Bei V.a. Toxoplasmose in der Schwangerschaft Toxoplasma gondii-IgM und -IgG-AK und IgG-AK-Avidität bestimmen, ggf. sind Zusatzteste erforderlich. Pränatale Infektion: Infiziert sich eine Schwangere erstmalig mit dem Erreger, dann kann er auf das sich entwickelnde Kind übergehen. Je später die Infektion der Frau im Verlauf der Schwangerschaft stattfindet, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit einer fetalen Infektion. Es wird geschätzt, dass es im ersten Drittel der Schwangerschaft in 4 bis 15% und im letzten Drittel in 60% der Fälle zu einer pränatalen Infektion kommt. Ist eine Infektion bereits vor einer Gravidität nachgewiesen worden, so ist bei dieser und jeder darauffolgenden Schwangerschaft das werdende Kind durch die Immunität einer immunkompetenten Mutter vor einer Infektion geschützt. 4 5 Ringelröteln (Parvo B 19) Ig G und Ig M Etwa 30 – 40% der Frauen im gebärfähigen Alter besitzen keine Antikörper gegen Ringelröteln, da sie diese Infektion nicht durchgemacht haben. Sie sind daher für Ringelröteln in der Schwangerschaft gefährdet.Ringelröteln werden durch ein sehr kleines Virus (Parvovirus B19) verursachtund haben nichts mit den Röteln zu tun. Wichtig zu wissen ist, dass die Ringelröteln im Erwachsenenalter oft ohne den im Kindesalter typischen Hautausschlag verlaufen und in der Schwangerschaft häufig nur durch Gelenkbeschwerden auffallen. Eine akute Infektion kann nur durch eine Blutuntersuchung sicher diagnostiziert werden. Bei einer Parvovirus B19-Infektion zwischen der 9. und 20. SSW besteht ein erhöhtes Risiko für Komplikationen beim Feten, wie ausgeprägte Blutarmut (Anämie) und Wasseransammlung in Haut,Gewebe und Körperhöhlen („Hydrops fetalis“). Diese Symptome könnensich auch ohne eine therapeutische Maßnahme von selbst zurückbilden.Bei schwerem Hydrops fetalis kann eine schnelle Transfusion von roten Blutkörperchen das Absterben des werdenden Kindes verhindern. Inkubationszeit: 14-21 Tage Vermeidungsstrategie bei negativem Antikörperstatus: Da das Ansteckungsrisiko über Tröpfcheninfektion vor Beginn des Hautausschlages am höchsten ist und charakteristische Symptome im Erwachsenenalter häufig gar nicht auftreten, kann man sich vor einem Kontakt im Allgemeinen nicht schützen. Mütterliches Risiko: Klinischer Verlauf nicht schwerer als außerhalb der Schwangerschaft. Kindliches Risiko: Symptomatische und asymptomatische Infektionen in der Schwangerschaft können zu Spontanabort, intrauterinem Tod, Hydrops fetalis (Risiko 3-4%) und Wachstumsretardierung führen. Diaplazentare Transmissionsrate: 25-30%, fetale Todesfälle in 6-9%, Hydrops-Risiko ist im 2. Trimenon am größten. Bei Infektion nach der 20. SSW besteht kein erhöhtes kindliches Risiko mehr. Fetale Komplikationen treten in der Regel 2-8 Wochen nach Ausbruch der mütterlichen Infektion auf, selten noch nach 3-5 Monaten. Keine Missbildungen beschrieben. Diagnostik: Bei V.a. Ringelröteln in der Schwangerschaft sollte Parvovirus B19-IgM- und -IgG-AK bestimmt werden. 6 7 Windpocken (Varizellen) Ig G und Ig M In Deutschland haben nur ca. 6% der Frauen im gebärfähigen Alter keine VZV-Antikörper und sind für eine Erstinfektion gefährdet. Windpocken, die durch das Varizella-Zoster-Virus (VZV) verursacht werden, können in der Spätschwangerschaft in seltenen Fällen zu einer lebensgefährlichen Lungenentzündung bei der Mutter führen. Für das ungeborene Kind besteht ein Risiko bei Erkrankung der Mutter an Windpocken zwischen der 1. und ca. 21. SSW (in Ausnahmefällen bis zur 28. SSW) sowie um die Entbindung. Im ersteren Fall kommt es zwar nur selten (in ca. 1,4%) dann aber zu schwerwiegenden Schädigungen beim Neugeborenen, dem sog. kongenitalen Varizellen-Syndrom (CVS). Dieses ist gekennzeichnet durch narbenartige Hautveränder-ungen, Gliedmaßenunterentwicklung sowie Augen- und Gehirnerkrankungen. Bei mütterlichen Windpocken um die Entbindung kann das Neugeborene schwer an den sog. neonatalen Varizellen erkranken. keine protektiven Antikörper erhält und ein unreifes Immunsystem hat, sind die Verläufe sehr schwer und mit einer Letalitätsrate bis zu 30% verbunden. Das größte Risiko haben Neugeborene, die zwischen dem 5. und 10. (12.) Lebenstag an Varizellen erkranken. Diagnostik: Bei V.a. Windpocken sollte man in der Schwangerschaft VZV-IgM- und -IgG-AK bestimmen. Infektionswege: Eine Ansteckung erfolgt über Tröpfcheninfektion, d.h. das Virus gelangt in winzigen Sekrettröpfchen in die Luft und wird von Personen ohne Immunschutz über die Schleimhäute der Atemwege aufgenommen. Die Tröpfchen werden durch Niesen, Husten etc. aus dem Nasen-Rachen-Raum der Infizierten 1–2 Tage vor Erkrankungsbeginn oder vor allem nach Auftreten der Bläschen aus deren Flüssigkeit in die Luft freigesetzt. Inkubationszeit: 8-28 Tage (meist 14-16 Tage) Vermeidungsstrategie bei negativem Antikörperstatus: Schwangere ohne Antikörper sollten Kontakt mit an Windpocken erkrankten Personen vermeiden, was innerhalb der Familie schwierig ist. Nach Kontakt kann die frühzeitige Gabe (innerhalb von 3 Tagen) bestimmter Immunglobuline bei Personen ohne Antikörper eine Infektion bzw. Erkrankung in ca. 50% verhindern oder die Krankheitssymptome abschwächen. Mütterliches Risiko: Bei Schwangeren verlaufen Windpocken häufiger mit Komplikationen, vor allem Auftreten einer Varizellenpneumonie. Kindliches Risiko: Fetales Varizellensyndrom: bei Erstinfektion der Schwangeren bis zur 20. SSW bei 2% der Kinder: segmental angeordnete Hautveränderungen (Skarifikationen, Ulcera, Narben), neurologische Erkrankungen und Fehlbildungen (Hirnatrophie, Paresen, Krampfleiden), Augenschäden (Mikroophthalmie, Chorioretinitis, Katarakt) und Skelettanomalien. 8 Neonatale Varizellen: Bei einer Erkrankung der empfänglichen Mutter innerhalb von 5 Tagen vor oder bis zu 48 Stunden nach der Geburt. Da das Neugeborene in diesen Fällen transplazentar B-Streptokokken 9 Cytomegalie Ig G und Ig M Die Infektion mit dem Cytomegalievirus (CMV) ist aufgrund der Häufigkeit und Schwere der kindlichen Schädigungen die derzeit bedeutendste Infektion in der Schwangerschaft. Dennoch ist sie als Risiko in der Schwangerschaft in der Öffentlichkeit kaum bekannt. In Deutschland haben etwa 55% der Frauen im gebärfähigen Alter keine Antikörper gegen CMV. Pro Jahr sind etwa 10 von 1000 Schwangeren ohne Antikörper von der Primär-, d. h. Erstinfektion mit diesem Virus betroffen. Infektionswege: Das Cytomegalievirus wird über die sogenannte Schmierinfektion übertragen. Die Ansteckung kommt über virushaltigen Speichel, Urin, Tränen, Genitalsekrete oder evtl. Spermien zustande, wobei das Virus über die Schleimhäute von Mund, Nase, Augen und Genitalbereich eindringt. Die Ansteckung im jugendlichen Alter erfolgt meist durch Sexualkontakt, während sich im Hauptschwangerschaftsalter (in Deutschland ca. 28–35 Jahre) die Mehrzahl der Frauen bei ihren eigenen virusausscheidenden gesunden Säuglingen oder Kleinkindern infiziert. Bei den meisten dieser Kinder liegt keine angeborene CMV-Infektion, sondern eine harmlose kurz nach Geburt über die Muttermilch oder später in Krabbelgruppen/ Kindertagestätten erworbene sog. postpartale CMVInfektion vor. Diese hat keine gesundheitlichen Folgen für das Kind. .Inkubationszeit: 20-60 Tage Vermeidungsstrategie bei negativem Antikörperstatus: Das Virus ist bis zu 48 Stunden an bespeichelten oder urinkontaminierten Gegenständen infektiös, kann jedoch durch Seife und Detergentien inaktiviert werden. Daher ist sorgfältiges Händewaschen mit warmem Wasser und Seife nach jeder Art von Kontakt mit potenziell infektiösen Körperausscheidungen z. B. nach dem Windelwechseln, Füttern, Abwischen von laufenden Nasen, Tränen, Speichel, Berühren von bespeicheltem Spielzeug etc. wichtig. Schwangere sollten Kleinkinder nicht direkt auf den Mund küssen, nicht deren Essensreste verzehren und Ess- und Trinkgefäße, Besteck, Zahnbürste, Waschlappen und Handtücher nicht gemeinsam benutzen. Mütterliches Risiko: Klinischer Verlauf in der Regel nicht schwerer als außerhalb der Schwangerschaft. Kindliches Risiko: Bei Primärinfektion von Schwangeren wird das Virus in ca. 30-50 % auf das Kind übertragen. Insgesamt kommt es bei 5-15 % der Kinder zu einer klinisch manifesten Infektion (konnatale CMV-Infektion): Zu den sog. systemischen Symptomen, die viele Organe betreffen, gehören geringes Ge10 burtsgewicht, Hautblutungen, Gelbsucht, Leber- und Milzvergrößerung und Lungenentzündung. In ca. 4% versterben diese Kinder in den ersten sechs Lebenswochen. Schwerwiegende, meist bleibende Symptome sind die sog. Mikrozephalie (zu kleiner Kopf), Verkalkungen im Gehirn mit der Folge von Krämpfen und Lähmungen, geistige und körperliche Entwicklungsverzögerung, ein- oder beidseitige Hörverluste, Entzündung der Netzhaut und Atrophie (Schwund) des Sehnervs. Zu beachten ist, dass ca. 90% der im Mutterleib infizierten Neugeborenen bei Geburt keine Symptome aufweisen und somit ihre angeborene CMVInfektion nicht erkennbar ist. Bei ca. 10–15% dieser Kinder können aber nach Monaten bis Jahren sog. Spätfolgen auftreten, die meist das Hörvermögen und die geistige Entwicklung betreffen. Bei CMV-Reaktivierung während der Schwangerschaft (bei 10-20 % der Schwangeren) kommt es nur in ca. 0,05 bis 0,1 % der Kinder zu manifester Erkrankung (Übertragungsrate 1,2 %). Diagnostik: Bei V.a. Infektion in der Schwangerschaft CMV-IgM-, -IgA- und -IgG-AK, bei Nachweis von IgG-AK zusätzlich Bestimmung der IgG-AK-Avidität, ggf. sind Zusatzteste (z.B. Immunoblot) erforderlich. Es besteht die Möglichkeit aus Blut körpereigene Antikörper gegen das Virus zu bestimmen. a) Findet man Ig G Antikörper und keine Ig M Antikörper so ist von einem guten Schutz gegen CMV Infektionen des Kindes aus zu gehen. Das Virus kann zwar bei Schwangeren reaktiviert werden. Dies ist aber in aller Regel harmlos für das Kind. b) Findet man keine Antikörper, so ist davon auszugehen, dass bisher kein Kontakt zu dem Virus stattgefunden hat. Das Kind ist potentiell gefährdet. Als Vorsichtsmaßnahme gelten die im Kapitel: „Vermeidungsstrategie bei negativem Antikörperstatus“ aufgeführten Maßnahmen sowie eine gelegentliche Kontrolle während der Schwangerschaft. c) Findet man hohe Mengen an IgM Antikörpern, so ist von einer frischen Infektion auszugehen. Therapeutische Möglichkeiten: Wirkungsvollen Schutz des Ungeborenen und der werdenden Mutter bieten im Falle einer Infektion hoch dosierte Antikörper gegen das Cytomegalie-virus, so genannte Immunglobuline. Diese Immunglobuline binden bei der Therapie an die Cytomegalie-Viren und inaktivieren sie. Zahlen belegen die Wirksamkeit eindrucksvoll: In einer Studie mit 181 schwangeren, Cytomegalie-infizierten Frauen zeigten nur drei Prozent der Kinder aus der Therapiegruppe medizinisch relevante Schädigungen, in der Kontrollgruppe waren es sage und schreibe 50 Prozent. Da Immunglobuline durch die Plazenta wandern, kann auch das ungeborene Kind therapiert werden. 11 Herpes simplex Typ I und II Ig G und Ig M 15 % der Bevölkerung sind mit HSV II infiziert. Bei Schwangeren mit Herpes genitalis (HSV II) besteht die Gefahr, dass sie die Infektion während der Geburt auf ihr Kind übertragen (Herpes neonatorum). Dies kommt bei etwa einer von 7.500 Geburten vor. Besonders hoch (30-50%) ist das Übertragungsrisiko, wenn sich die Schwangere im letzten Drittel der Schwangerschaft infiziert. Folgen sind beim Kind dann in 25-40% eine lebensbedrohliche Hirnentzündung (Enzephalitis) und Blutvergiftung (Sepsis), die bei 80-90% tödlich endet.Das Virus (fast immer HSV II, selten HSV I) kann auch durch den engen Kontakt der erkrankten Eltern zum Säugling übertragen werden (Vorsicht!). Eine intrauterine Erkrankung ist eher selten. Die Symptome beim Neugeborenen nach Infektion im Geburtskanal sind folgende: •Fieber, Erbrechen, Lethargie, •Entzündungen des Gehirns, begleitet von Krampfanfällen, später schwere geistige Defekte, •Augenentzündungen bis hin zur Blindheit, •Hautexanthem, •Bläschen im Mund, •Befall der inneren Organe. Sind das Gehirn und innere Organe des Neugeborenen von der Infektion betroffen, ist die Sterblichkeit trotz antiviraler Behandlung sehr hoch. Überleben die Kinder, so haben sie ein hohes Risiko für bleibende Schäden. Typische Spätfolgen einer Herpesinfektion sind: kleine Kopfform, Intelligenzdefizite, Krampfanfälle und Augenschäden. Inkubationszeit: 2-12 Tage Mütterliches Risiko: Klinischer Verlauf in der Regel nicht schwerer als außerhalb der Schwangerschaft. Kindliches Risiko: Perinatal (während der Geburt) kann ein primärer oder reaktivierter Herpes genitalis HSV II (mit oder ohne Bläschen!) zur Infektion des Kindes führen. Der Herpes neonatorum reicht von leichten, auf die Haut und Schleimhäute beschränkte Infektion bis hin zu Sepsis und Enzephalitis mit hoher Letalität. Diagnostik: Bei V.a. floriden Herpes um den Geburtstermin sollte DNA-Nachweis aus Bläschenabstrich durchgeführt werden Im Falle einer nachgewiesenen floriden HSV II Infektion im Geburtskanal sollte eine Kaiserschnittentbindung zur Infektionsprophylaxe durchgeführt werden. 12 13 B-Streptokokken Listerien Was sind B-Streptokokken? Bei B-Streptokokken handelt es sich um grampos. kokkenförmige Bakterien aus der Gruppe B: Streptokokkus agalacticae. Sie gehören zur möglichen Standortflora in Scheide und Darm. Im Labor Prof. Enders, Stuttgart, wurden bei 24,95 % von bislang über 25.000 im Rahmen des GBS-Screenings untersuchten Schwangeren B-Streptokokken nachgewiesen. Es treten bei den infizierten Schwangeren in aller Regel keine Komplikationen aus dieser Besiedelung auf, so dass keine Gefährdung für die Mutter besteht. Eine Gefährdung besteht jedoch für das Neugeborene unter der Geburt. Die Übertragungsrate beträgt ca. 50 %. Bei 1-5 Promille der Infektionen erkrankt dabei das Kind an einer Sepsis. Gefürchtet als Komplikation ist hier insbesondere die durch B-Streptokokken verursachte Hirnhautentzündung. Bei Listeria monocytogenis handelt es sich um ein grampositives bewegliches Stäbchenbakterium. Übertragungsweg über Lebensmittel (Rohmilchkäse etc.) aber auch sexuell übertragbar. Auch Schwangere haben gegenüber der Normalbevölkerung ein 12fach höheres Risiko, eine spürbare Listeriose durchzumachen. Allerdings verläuft die Infektion nicht so dramatisch. In den meisten Fällen äußert sich diese Infektion mit Fieber, Schüttelfrost, Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen also mit Symptomen wie bei einem grippalen Infekt bzw. wie bei einer Harnwegsinfektion. Charakteristische Hinweise für eine Listeriose und eine Abgrenzung zur Grippe bzw. anderen Infektion sind leider nicht gegeben, sodaß eine gezielte Suche nach den Bakterien unterbleibt. Während dieser oft nur kurzen fieberhaften Periode bei der Mutter können die Listerien im Gegensatz zu den allermeisten anderen Bakterien über die Plazenta hinweg in den Foetus gelangen. Kurzfristig entwickelt sich eine lokale Infektion der Plazenta (Placentitis), von wo die Keime dann den Foetus befallen. Da dieses unreife Kind im Mutterleib noch keine adäquaten Abwehrmechanismen hat, ist es stark gefährdet. Je nach Alter der Schwangerschaft kommt es zum Abort oder zu mehr oder weniger starken Infizierung verschiedener Organe (Leber, Lunge, Hirn, Haut) des Kindes, das entweder tot geboren wird oder mit Zeichen der akuten Listerien- Infektion. Auch diese Kinder haben nur eine geringe Überlebenschance. Eine weitere Möglichkeit zur Schädigung des Kindes finden Listerien dann, wenn sie unter der Geburt durch eine Schmierinfektion durch Listerien im Kot oder in der Vagina der Mutter auf das Kind übergehen. Auch nach der Geburt ist das Neuge-borene stark anfällig gegenüber Listerien in der Umgebung. Schmierinfektionen sind immer wieder beschrieben worden. Welchen Stellenwert hat die B-Streptokokkenbesiedelung? Die medizinischen Fachgesellschaften der Frauen- und Kinderärzte empfehlen daher am Ende der Schwangerschaft (35.–37. SSW) eine Untersuchung auf B-Streptokokken. Die Inzidenz beträgt 1-5 Fälle auf 1000 Geburten für das Auftreten einer Sepsis, Abort, Totgeburt. Bei Sepsis besteht eine Letalität von 60 %, d.h. 60 % der infizierten Säuglinge versterben an der Sepsis. Durch eine Antibiotikaprophylaxe werden B-Streptokokken-Infektionen in den ersten Lebenstagen des Neugeborenen in den meisten Fällen wirkungsvoll verhindert. Während der Schwangerschaft werden B-Streptokokken bei beschwerdefreien Schwangeren in der Regel nicht behandelt, da diese kein erhöhtes Risiko für Infektionen in der Schwangerschaft darstellen. Zudem kommt es nach einer Behandlung der B-Streptokokken mit Antibiotika häufig zu einer erneuten Besiedelung im weiteren Verlauf der Schwangerschaft. 14 Inkubationszeit: 2-8 Wochen Mütterliches Risiko: Klinischer Verlauf in der Regel nicht schwerer als außerhalb der Schwangerschaft. Kindliches Infektionen auch bei asymptomatischer Infektion der Schwangeren möglich. Kindliches Risiko: Übertragung der Listerien über die Plazenta ab 4. Schwangerschaftsmonat möglich. Gefahr der Granulomatosis infantiseptica (Sepsis, Atemnotsyndrom, Hautläsionen), die zu Abort, Totgeburt oder Frühgeburt führen kann. Diagnostik: Kultureller Erregernachweis aus Blut, Liquor etc., AKNachweis ergänzend, aber mit eingeschränkter Sensitivität bei akuter Infektion. 15 Dres, Ennen und Gebauer, Ärzte für Laboratoriumsmedizin, Horner Landstr. 304, 22111 Hamburg, Tel. 040/6506040