Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... Aus der Abteilung für Humangenetik der Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum Leiter: Prof. Dr. med. Jörg T. Epplen Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiplen Sklerose Inaugural-Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Medizin einer Hohen Medizinischen Fakultät der Ruhr-Universität Bochum vorgelegt von Marcus D`Souza aus Wuppertal 2004 1 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... Dekan: Prof. Dr. med. G. Muhr Referent: Prof. Dr. med. J. T. Epplen Korreferent: PD Dr. med. E. Sindern Tag der mündlichen Prüfung: 25.01.2005 2 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... In Gedenken an meinen im Juli 1994 plötzlich verstorbenen Vater Frank D`Souza 3 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 4 Inhaltsverzeichnis 1. Einleitung 7 1.1. Multiple Sklerose 7 1.2. Das Immunsystem 14 1.2.1. Grundlagen des Immunsystems 1.2.2. Immunantwort 14 1.2.3. Toleranz 16 1.2.4. Autoimmunität 17 1.2.5. Haupthistokompatibilitätskomplex (MHC) 18 1.2.6 T-Zell-Rezeptor 21 1.2.7 Zytokine und Zytokinrezeptoren 22 1.3. Zielsetzung der Arbeit 24 2. Untersuchungsklientel, Material und Methoden 26 2.1. Untersuchungsklientel 26 2.2 Material 27 2.2.1. Oligonucleotidsynthese 27 2.2.2. PCR-Bedingungen 27 2.2.3. Lösungen und Puffer 31 2.3. Methoden 34 2.3.1. DNA-Isolierung aus MSTA-Blut 34 2.3.2. Konzentrationsbestimmung von Nukleinsäuren 35 2.3.3. Polymerasekettenreaktion 35 2.3.4. Gelelektrophorese 36 2.3.5. Radioaktive Markierung von Oligonukleotiden 37 2.3.6. Hybridisierung 38 2.3.7. Dokumentation 39 2.3.8 Computerprogramme und statistische Auswertung 39 2.3.9. Gentechnologische Sicherheitsbestimmung 40 1 14 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 5 3. Ergebnisse 41 3.1. Charakterisierung des Untersuchungskollektivs 41 3.2. Gene des MHC und ihre Assoziation mit MS 43 3.2.1. HLA-DRB1-Gen 43 3.2.2. TNFa–Mikrosatellit 46 3.3. Gene von T-Zellrezeptoren und ihre Assoziation mit MS 47 3.3.1. Gene des T-Zellrezeptor beta Komplexes 47 3.3.2. Gene des T-Zellrezeptor alpha Komplexes 52 3.3.3. Diallelischer Polymorphismus des Transkriptionselements 52 3.3.4. Gene von T-Zell assoziierten Determinanten 53 3.4. Gene von Zytokinen und Rezeptoren und ihre Assoziation mit MS 53 3.4.1. Interleukin 1 A 53 3.4.2. Interleukin 2 53 3.4.3. Interleukin 5 Rezeptor A 54 3.4.4. Fibroblastenwachstumsfaktor 1A 54 3.4.5. Interferon alpha 54 4. Diskussion 57 4.1. Analyse immunrelevanter Genorte mittels hochinformativer Mikrosatelliten 4.2. 57 Gene des Haupthistokompatibilitätskomplexes als Prädispositionsfaktoren für MS 59 4.2.1. HLA-DRB1* Gen 59 4.2.2. TNFa 61 4.3. Gene des T-Zellrezeptor (TZR)-Komplexes als Prädispositionsfaktoren für MS 63 4.3.1. Gene des T-Zellrezeptor beta Komplexes 63 4.3.2. Gene des T-Zellrezeptor alpha Komplexes 65 4.4. Gene von Zytokinen und Zytokinrezeptoren als Prädispositionsfaktoren für MS 65 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 6 5. Zusammenfassung 67 6. Literaturverzeichnis 68 7. Danksagung 83 8. Lebenslauf und Publikationen 84 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 7 1. Einleitung 1.1. Multiple Sklerose Definition Die Multiple Sklerose (MS, Encephalomyelitis disseminata) ist eine chronische, meist schubförmig verlaufende, entzündliche Erkrankung des zentralen Nervensystems (ZNS). Charakteristisch sind autoreaktive Immunprozesse und herdförmige Demyelinisierungen im ZNS. Epidemiologie Frauen sind im Verhältnis 3:2 häufiger von einer MS betroffen als Männer. Das Prädilektionsalter liegt zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Klinische Erstmanifestationen vor dem 10. und nach dem 50. Lebensjahr sind selten. In Europa liegt die alterskorrigierte Inzidenz bei 3 pro 100.000, die Prävalenz bei 90,7 pro 100.000 Einwohner [Zivadinov et al., 2003]. Das bisher in der Literatur postulierte und als Indikator für den Einfluss von Umweltfaktoren genutzte NordSüd-Gefälle der Prävalenz konnte nach Alters- und Geschlechtskorrektur nicht bestätigt werden [Zivadinov et al., 2003]. Bei unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen findet man eine verschieden hohe Prävalenz (z.B. fast null bei der Ursprungsbevölkerung Afrikas und den Inuits). Auffällig ist das weltweit erhöhte Auftreten der MS in der kaukasischen Bevölkerung [Hensiek et al., 2003]. Bei einem Wechsel des Wohnorts nach der Pubertät bleibt das gleiche Risiko, an MS zu erkranken, wie im Ursprungsland, ein früherer Wechsel geht einher mit der Übernahme des Erkrankungsrisikos des neuen Heimatlandes [Kurtzke, 1993]. Einige Untersuchungen betonen ein häufigeres Auftreten in höheren als in niedrigeren sozioökonomischen Gruppen. Für die MS ist eine familiäre Häufung bereits 1896 vermutet worden [Eichhorst, 1896]. Verwandte 1. Grades haben eine Lebenszeiterkrankungswahrscheinlichkeit von ca. 3%, Verwandte 2. Grades von 1% und Verwandte 3. Grades von 0,9%. In der europäischen Bevölkerung liegt sie bei 0,3%. Bei monozygoten Zwillingen liegt sie bei 33%, Kinder von einem betroffenen Elternteil haben eine Wahrscheinlichkeit von 0,7%, sind beide Elternteile betroffen (sog. konjugale MS) liegt sie bei 12,2%. Weder Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 8 für nicht blutsverwandte Ehepartner oder Adoptivkinder fand sich ein erhöhtes Risiko [Ebers et al., 2000, Robertson et al., 1996]. Diese Ergebnisse machen einen übertragbaren infektiösen Erreger unwahrscheinlich und betonen einen genetischen Einfluss. Für zukünftige epidemiologische Studien sollten ethnische Zugehörigkeit und Migrationsveränderungen der untersuchten Bevölkerung sowie Alters- und Geschlechtsverteilung berücksichtigt werden. Mit zunehmender Mobilität der Menschen kommt es zu einer Veränderung der genetischen Zusammensetzung einer geographisch begrenzt betrachteten Bevölkerung. Genetik Ein Hinweis auf den Einfluss genetischer Prädispositionsfaktoren zeigt sich neben Familienstudien in der häufigen Assoziation der MS mit bestimmten Humanen Leukozyten Antigenen (HLA) [Compston and Coles, 2002]. In der europäischen und nordamerikanischen Bevölkerung findet sich überwiegend der Haplotyp DRB1*1501 - DQA1*0102 - DQB1*0602. Verschiedene Populationen zeigen jedoch unterschiedliche HLA-Assoziationen [Compston and Coles, 2002]. Neben HLA-Merkmalen wurden verschiedene Kandidatengene einzeln untersucht, es fand sich aber keine eindeutige Assoziation [Compston and Coles, 2002, Kenealy et al., 2003]. Bei Betrachtung der Kombinationen von Kandidatengenen konnte für ein T-Zellrezeptor-V-Element (TZRBV6S3*2-Allel) kombiniert mit HLA-DRB1*03 ein mehr als 20fach erhöhtes relatives Risiko gefunden werden [Epplen et al., 1997]. Somit ist unter der Annahme einer komplexen polygenen Prädisposition eine Assoziation mit bestimmten Kandidatengenkombinationen möglich [Böhringer et al., 2003]. Ätiopathogenese Weder die Pathogenese noch die Ätiologie der Erkrankung sind bisher geklärt. Die epidemiologischen Daten weisen auf eine Beziehung zwischen polygener Prädisposition und bestimmten bisher unbekannten Umweltfaktoren hin [Compston and Coles, 2002]. Prinzipiell finden sich zwei Schädigungsbereiche: An der Blut-Hirn-Schranke (Migration aktivierter Immunzellen) und an den Oligodendrozyten (Zerstörung der Myelinscheiden). Die pathologisch- anatomischen Veränderungen bei der MS ähneln jenen der experimentellen allergischen Enzephalomyelitis (EAE) [Kamholz et al., 1988, Warren et al., Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 9 1995]. So können sowohl im Tiermodell als auch bei Patienten T-Zellen mit einer Antigenspezifität für das basische Myelinprotein (MBP) gefunden werden. Bei der EAE werden darüber hinaus auch spezifisch aktivierte CD4+ T-Zellen gegen andere Myelinkomponenten wie Proteolipidprotein (PLP), myelinassoziierte Glykoprotein (MAG) und Myelin-Oligodendrozytenprotein (MOG) nachgewiesen [Hohlfeld et al., 1995]. Tiermodelle könnten Hinweise geben auf die immunologische Pathogenese. Möglicherweise lassen sich hieraus therapeutische Konsequenzen ableiten [Martin et al., 1992, Kamholz et al., 1988, Warren et al., 1995]. Zusätzliche Hinweise auf die immunologische Pathogenese liefern die charakteristisch entzündlichen Läsionen im ZNS (= zentrales Nervensystem) [Compston and Coles, 2002]. Neben diesem Autoimmunitäts-Model werden weiterhin primäre ZNS-Infektionen und primäre Neurodegeneration mit konsekutiver Entzündungsreaktion diskutiert [Giuliani and Yong, 2003]. Pathologie Im ZNS werden die Axone der Nervenzellen von Zellscheiden (= Myelinscheiden) umgeben, welche durch Zytoplasmafortsätze der Oligodendrozyten gebildet werden. Sie dienen der elektrischen Isolierung und erhöhen die Geschwindigkeit der Reizweiterleitung. Ein Axon ist von mehreren Myelinschichten umgeben, jede Schicht besteht aus einer Doppelschicht von Lipidmolekülen (Phospholipide, Glykolipide, Cholesterin), dazwischen befinden sich die verschiedenen Myelinproteine (z.B. MBP, PLP, verschiedene Glykoproteine). Das pathologisch-anatomische Substrat der MS ist eine Entzündungsreaktion mit der Folge einer Entmarkung der Nervenfasern. Die makroskopisch sichtbaren Entmarkungsherde (Plaques) sind meist scharf begrenzt und finden sich im ZNS vor allem periventrikulär in der weißen Substanz sowie auch im Rückenmark. Die Entmarkungsherde zeigen unterschiedliche Größe und sind meist perivaskulär angeordnet. Sie können zu größeren Entmarkungsflächen konfluieren. Frische Herde zeigen eine lokale Störung der Blut-Hirn-Schranke mit Entwicklung eines postkapillären Ödems. Bisher wurden histopathologisch 3 Stadien unterschieden (frühe aktive, späte aktive und inaktive demyelinisierende Läsionen). Aktuelle standardisierte histopathologische Untersuchungen von Biopsiematerialien zeigen jedoch 4 Demyelinisierungsmuster und darüber hinaus eine axonale Degeneration, welche auch ohne weitere Entzündungsreaktion im Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 10 Verlauf weiter fortschreitet [Compston and Coles, 2002, Kornek and Lasmann, 2003]. Makroskopisch erscheinen aktive (frische) Herde leicht erhaben und weißlich-gelb. Mikroskopisch finden sich perivaskuläre Infiltrate von Lymphozyten, welche frische Herde fast vollständig durchsetzen und in chronisch aktiven Plaques einen diffusen, entzündlichen Randsaum um den gesamten Herd bilden. Des Weiteren können Plasmazellen und Makrophagen, die z.T. phagozytierte Myelinbestandteile enthalten, nachgewiesen werden. Sobald die Myelinzerfallsprodukte abgeräumt sind, kommt es zu einer Astrogliazellproliferation mit nachfolgender Gliose. Chronische Entmarkungsherde sind makroskopisch eingefallen, gräulich und von harter Konsistenz. Ein Ödem ist nicht mehr nachweisbar. Nur in den Randzonen finden sich Axone mit dünnen Myelinscheiden als Anhalt einer beginnenden Remyelinisierung [Martin et al., 1992]. Klinik Die Erstmanifestation der MS kann mit unterschiedlichen Symptomen beginnen. Innerhalb von Minuten, Stunden, Tagen oder sogar Jahren kommt es zu sensiblen und/oder motorischen Ausfällen. Je nach initialer Symptomatik, MRTBefund und Alter bei Erstmanifestation kann eine ungefähre Prognose bzgl. des Verlaufs gegeben werden. Eine Einteilung entsprechend dem Ausmaß der Behinderung sowie der Progressionsrate erfolgt nach der Skala von Kurtzke, EDSS (extended disability status scale) [Kurtzke, 1983]. Es lassen sich prinzipiell zwei Verlaufsformen unterscheiden: Schubförmiger Verlauf mit wechselnder Symptomatik und primär chronisch progredienter Verlauf. In 80% der Fälle findet sich ein schubförmiger Verlauf (Schub = Symptome mindestens für 24 Stunden). Die Intervalle zwischen zwei Schüben sind unterschiedlich lang (Mindestabstand 30 Tage). Von den Schüben müssen Exazerbationen unterschieden werden, welche durch äußere Umstände erklärt werden können. Z.B. bedingt die Erhöhung der Körpertemperatur bei einer Grippe eine Verschlechterung der Symptome. Die Schubrate liegt bei 0,5 bis 0,8 pro Jahr mit einer durchschnittlichen Rückbildung innerhalb von 1 bis 2 Monaten. Obgleich zu Beginn der Erkrankung den Schüben fast vollständige Remissionen folgen, zeigen 60% der Patienten innerhalb von 15 Jahren einen Übergang zur sekundär chronisch progredienten Verlaufsform, bei Erkrankungsdauer über 25 Jahre sogar fast 90%. Bei ca. 20% beginnt die Erkrankung primär chronisch progredient, Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 11 sie weisen eine zunehmende Symptomatik über mehr als 6 Monate ohne nennenswerte Remissionen auf. Diese Verlaufsform ist prognostisch ungünstig und tritt i.d.R. (in der Regel) bei Patienten mit einem höheren Erkrankungsalter auf und führt am schnellsten zu bleibenden Behinderungen (EDSS von 6 innerhalb von 10 Jahren). Die Lebenserwartung ist i.d.R. nicht verkürzt. Bei 3-5% der MSPatienten findet man einen malignen Verlauf mit sehr schwerer Behinderung oder Tod innerhalb der ersten 5 Jahre [Steinbrecher et al.,1995]. Die verschiedenen Verläufe mit zum Teil unterschiedlicher Alterskorrelation und Veränderungen in der Bildgebung sowie die histopathologische Typeneinteilung legen den Verdacht nahe, es handele sich um unterschiedliche Erkrankungen. Somit würde eine Zuordnung evtl. gefundener Kandidatengene eine exakte klinische Charakterisierung der untersuchten Patienten erfordern. Diagnose Die Diagnose wird in erster Linie aufgrund der Anamnese und der neurologischen Untersuchungen gestellt, ergänzt durch eine Liquoruntersuchung und ein MRT. Für die Diagnose MS gibt es weder eine spezifische klinische Symptomatik noch pathognomonische paraklinische Kriterien. Für die diagnostische Einordnung werden daher standardisierte diagnostische Kriterien verwendet. Aktuell werden die modifizierten Diagnosekriterien nach McDonald [McDonald at al., 2001] empfohlen. Die Untersuchung des Liquors zeigt eine leichte lymphoplasmazytäre Pleozytose (< 50/µl) und eine erhöhte autochtone IgG-Produktion (oligoklonale Banden in der isoelektrischen Fokussierung des Liquors, IgG-Index >0,7), welche sich jedoch auch bei anderen entzündlichen ZNS-Erkrankungen finden. Des Weiteren finden sich Antikörper (AK) gegen Masern-, Röteln- und Zosterviren, welche jedoch auch bei anderen Autoimmunerkrankungen vorkommen. Evozierte Potentiale (insbesondere die visuell evozierten Potentiale, VEP) zeigen Veränderungen der Nervenleitgeschwindigkeit und geben somit Hinweise auf die Entmarkung betroffener Nervenzellen [Steinbrecher et al., 1995]. Kernspintomographisch lassen sich im ZNS typische hyperintense Läsionen in T2-gewichteten Bildern nachweisen. Durch Gabe von Gadolinium (paramagnetisches Kontrastmittel) lässt sich in T1-gewichteten Bildern eine Störung der Blut-Hirn-Schranke in aktiven Läsionen erkennen. In der Bildgebung zeigt sich eine variable Atrophie. Im Rückenmark finden sich die Läsionen meist Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 12 dorsolateral mit einer Längenausdehnung <2 Segmenten, das Halsmark ist am häufigsten betroffen. Differenzialdiagnostisch müssen u.a. cerebrale Vaskulitiden, die chronische Neuroborreliose, die Neurosarkoidose und der cerebrale Lupus erythematodes abgegrenzt werden. Therapie Eine kausale Therapie ist z.Z. noch nicht möglich. Der akute Schub wird mit einer hochdosierten (1.000 mg/d) Glukokortikoidstoßtherapie über 3-5 Tage behandelt. Cortison hemmt die Transkription von proinflammatorischen Zytokinen. Für die verlaufsmodifizierende Therapie werden Interferon β-1a/1b, Glatirameracetat, Imunglobulin G und Mitoxantron sowie Azathioprin eingesetzt. Typ-1Interferone, zu Beginn wegen ihrer antiviralen Eigenschaft eingesetzt, zeigen u.a. einen funktionellen Antagonismus zu proinflammatorischen Zytokinen und eine Downregulation der MHC-II-Expression [Hall et al., 1997]. Glatirameracetat unterdrückt die EAE, u.U. durch Hemmung der Bindung von MBP an den TZellrezeptor [Neuhaus et al., 2001]. Azathioprin hemmt u.a. die Lymphozytenproliferation, Mitoxantron hemmt die DNA-Topoisomerase II in Zellen. Der sekundär chronisch progrediente Verlauf wird bei entzündlicher Krankheitsaktivität mit Interferonen behandelt, sonst mit Mitoxantron. Bei der primär chronisch progredienten Verlaufsform kommt neben der Glukokortikoidstoßtherapie auch die wiederholte intrathekale Gabe von Triamcinolon Acetonid zur Anwendung, insbesondere bei der spinalen Verlaufsform [Hoffmann et al., 2003]. Entsprechend der Vielfalt neurologischer Störungen wird zusätzlich u.a. mit physiotherapeutischen Maßnahmen und Spasmolytika (z.B. als intrathekales Pumpsystem) sowie bei pathologischer Ermüdbarkeit (Fatigue) mit Modafinil oder Amantadin symptomatisch behandelt. Durch weitere Aufklärung immungenetischer Faktoren ist eventuell die Entwicklung von noch selektiveren immunmodulierenden Medikamenten möglich. Aktuell sind bereits verschiedene Studien initiiert, u.a. der mögliche Einsatz von Antegren oder von FTY 720. Antegren (Natalizumab) ist ein humanisierter monoklonaler AK gegen alpha 4 integrin (ein Zelladhäsionsmolekül auf Leukozyten), welcher das Einwandern von aktivierten TZellen durch die Blut-Hirnschranke hemmt. FTY 720 ist ein synthetisches Analogon von Myriacin was an Sphingosin 1-Phosphat auf Lymphozyten und Endothelzellen bindet. Nicht unerwähnt bleiben soll der Chemokin-Rezeptor 1- Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 13 (CCR1-) Antagonist, welcher den CCR1-Rezeptor auf Leukozyten blockiert und deren Migration durch das Endothel der Blut-Hirn-Schranke mindert. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 14 1.2. Das Immunsystem 1.2.1. Grundlagen des Immunsystems Die Homöostase des Organismus ist durch ständig auf ihn einwirkende Pathogene (Viren, Bakterien, Pilze, Protozoen, Würmer) und Noxen (Umweltgifte, Medikamente, u.a.) gefährdet. Aber nur vergleichsweise selten kommt es zu bewusst erlebten Erkrankungen, da sich das Immunsystem durch seine vielfältigen Funktionen den eindringenden Pathogenen entgegenstellt. Den ersten Schutz bilden eine physikalische Barriere (intakte Haut- und Schleimhautoberflächen, mukoziliäre Tätigkeit, verschiedene Drüsensekrete) und eine angeborene Immunität, welche binnen weniger Stunden mittels zellulärer/humoraler Komponenten (Makrophagen, alternativer Weg des Komplementsystems) wirksam wird. Parallel hierzu wird die antigenspezifische erworbene (adaptive) Immunantwort induziert. Zum Immunsystem zählen neben den Einzelzellen, Bund T-Lymphozyten sowie antigenpräsentierende Zellen (APZ), die primären und sekundären lymphatischen Organe. Knochenmark (KM) und Thymus bilden die primären lymphatischen Organe. Sie sind die Bildungs- und Reifungsorte der Lymphozyten. Zu den sekundären lymphatischen Organen gehören Milz, Lymphknoten und Mukosa-assoziierte lymphatische Organe (MALT). 1.2.2. Immunantwort Die humorale Immunantwort erfolgt mittels B-Lymphozyten (Bildung und Differenzierung im KM), welche in den sekundären lymphatischen Organen durch Interaktion mit antigenspezifischen T-Helferzellen (thymusabhängige Antigene) oder direkt durch bestimmte mikrobielle Antigene (thymusunabhängige Antigene) zur Antikörperproduktion und -sekretion induziert werden. Antikörper können das Pathogen neutralisieren, über ihren Fc-Rezeptor das Komplementsystem aktivieren oder durch ihre Bindung die Phagozytose unterstützen (Opsonierung). Die zelluläre Abwehr vermitteln Subpopulationen von T-Lymphozyten (Bildung im KM, Differenzierung im Thymus). Im Blut zirkulierende T-Zellen treffen in den sekundären lymphatischen Organen auf ihr spezifisches Antigen. Je nach Oberflächenstruktur (CD = cluster of differentiation) lassen sich CD8+ T- Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 15 Zellen (zytotoxische oder Suppressorzellen) und CD4+ T-Zellen (Helferzellen) unterscheiden, die sowohl unterschiedliche Aktivierungsmechanismen als auch Abwehrwirkungen besitzen. Sie erkennen mit ihren membranständigen TZR ein Antigen nur, wenn es von APZ mittels körpereigener, peptidbindender Proteine, den MHC-Molekülen, angeboten wird. Die Antigenerkennung ist MHC-restringiert, d.h. fremde Peptide werden nur im Zusammenhang mit eigenen MHC-Molekülen erkannt [Zinkernagel and Doherty, 1974]. Es gibt prinzipiell zwei unterschiedliche Arten von MHC-Molekülen (Klasse I und Klasse II). Sie präsentieren Peptide, die in verschiedenen Kompartimenten der APZ prozessiert werden [Pieters, 2000, Rock and Goldberg, 1999, Trowsdale, 1993]. Die Bindung des TZR (assoziiert mit dem CD3Komplex) und der Differenzierungsantigene CD4 oder CD8 an die entsprechenden MHC-I- oder MHC-II-Moleküle reicht noch nicht für eine Aktivierung der TZellen aus. Es bedarf einer Kostimulierung durch weitere Oberflächenmoleküle: B7 (B7.1 = CD80; B7.2 = CD86) auf den APZ oder B-Zellen und deren Liganden auf T-Zellen (CD28 und CTLA-4 = CD152). Darüber hinaus erfolgt eine zusätzliche Interaktion mit bestimmten Zytokinen (Interleukin-2 = IL-2, u.a.) [Schwartz, 1992, Arai et al., 1990]. Nach Aktivierung der T-Zelle produziert diese IL-2, ein Zytokin, für welches sie selbst den entsprechenden Rezeptor exprimiert. IL-2 regt die T-Zelle nun sowohl zur Proliferation sowie zur Differenzierung in eine T-Effektorzelle an [Suzuki et al., 1995, Smith, 1984, Fraser et al., 1991]. Während MHC-I-Moleküle auf allen kernhaltigen Zellen exprimiert werden, findet man MHC-II-Moleküle nur auf bestimmten Zellen (Makrophagen, dendritische Zellen und B-Lymphozyten). CD8+ T-Zellen werden induziert, wenn ihnen ihr spezifisches Antigen vom MHC-I-Molekül der APZ angeboten wird. In der zytotoxischen Effektorphase lysieren CD8+ T-Lymphozyten Zielzellen, welche das entsprechende Peptid auf ihrer Zelloberfläche tragen, durch gezielte Freisetzung von sekretorischen Granula oder durch Auslösung des programmierten Zelltods (Apoptose). CD4+ T-Zellen können sich zu zwei Arten von Effektorzellen differenzieren, den TH1- und den TH2-Zellen, abhängig vom Antigen, der APZ sowie Zellinteraktionsmolekülen und löslichen Mediatoren [Paul and Seder, 1994]. Differenzieren sie zu inflammatorischen CD4 T-Zellen (TH1), z.B. durch Präsentation des fremden Peptids durch ein MHC-II-Molekül eines infizierten Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 16 Makrophagen, so aktivieren sie diesen durch Synthese und Sekretion bestimmter Zytokine (IL-2, IL-1, Interferon γ = INFγ, Tumornekrosefaktor α = TNFα und Lymphotoxin = LT). Aktivierte Makrophagen können dadurch sowohl effektiver phagozytierte Noxen verarbeiten und töten sowie über Zytokine und Expression entsprechender Rezeptoren mit anderen Immunzellen kommunizieren. Des Weiteren locken die TH1-Zellen zusätzliche Makrophagen an den Infektionsort und aktivieren NK-Zellen (Natürliche Killerzellen). Differenzieren CD4+ T-Zellen zu T-Helferzellen der Subklasse 2 (TH2-Zellen), z.B. nach Stimulation eines fremden Peptids, präsentiert von einem MHC-II-Molekül eines B-Lymphozyten, so tragen sie zur Aktivierung dieser B-Zellen bei. Die Aktivierung erfolgt unmittelbar über Zell-Zellkontakt, z.B. zwischen dem Oberflächenmolekül CD40 auf B-Zellen und dem CD40-Liganden auf T-Zellen sowie Mediatoren (IL-4, IL-10, IFN-ß und TGFß), die von TH2-Zellen synthetisiert und sezerniert werden. 1.2.3. Toleranz T-Zellen entstehen ebenfalls im Knochenmark, wandern aber bereits in einem frühen Stadium ihrer Entwicklung in den Thymus, wo sie heranreifen. Im Thymus wird zunächst nach entsprechender Genumordnung, ähnlich der von Immunglobulinen, ein spezifischer TZR auf der Oberfläche der heranreifenden TZellen exprimiert (in 95% der Fälle α/ß, seltener γ/δ) sowie gleichzeitig CD4 und CD8 (ein Drittel CD8+, zwei Drittel CD4+, γ/δ-T-Zellen sind CD4 und CD8 negativ). Nun durchlaufen diese T-Zellen eine positive und eine negative Selektion. T-Zellen, die einen hochaffinen Rezeptor für Selbstantigene besitzen, werden negativ selektioniert [Nossal, 1994]. Parallel werden T-Zellen, die einen niederaffinen Rezeptor exprimieren, positiv selektioniert [von Boehmer, 1994] und wandern als CD4+ bzw. CD8+ Zellen in die Peripherie. T-Zell-Toleranz wird durch negative Selektion im Thymus, durch unzureichende Menge des Antigens, durch übermäßige Aktivierung von T-Zellen aufgrund hoher Antigenkonzentrationen oder durch unvollständige Kostimulierung (Anergie) [Nossal, 1994] induziert bzw. aufrechterhalten. B-Zellen entstehen und entwickeln sich im Knochenmark. Jede einzelne B-Zelle exprimiert nur Immunglobuline einer Spezifität, diese wird durch somatische Rekombination der Immunglobulingene er- Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 17 reicht. Im Gegensatz zur T-Zell-Reifung findet i.d.R. keine negative Selektion statt. 1.2.4. Autoimmunität Die große Variabilität in der Erkennungsmöglichkeit verschiedener Pathogene bedingt zwangsläufig die Bildung von Rezeptoren, die mit körpereigenen Molekülen reagieren. Dennoch scheinen Kontrollmechanismen zum Schutz vor Autoreaktivität sehr effektiv zu sein, da 93-95% der Menschen keine Autoimmunerkrankungen entwickeln. Unter einer Autoimmunkrankheit versteht man eine spezifische adaptive Immunreaktion gegen körpereigene Antigene. Diese kann sowohl durch Autoantikörper als auch durch autoimmun wirkende T-Zellen verursacht werden. Bis heute ist die Entstehung von Autoimmunerkrankungen ungeklärt. Es konnte jedoch nachgewiesen werden, dass auch gesunde Menschen, sowohl Auto-Antikörper [Kaushik, 1994], als auch autoreaktive T-Zellen [Ada and Rose, 1988] besitzen. Bestimmte allgemeine Faktoren scheinen das Auftreten von Autoimmunität zu fördern (z.B. höheres Alter, Hormonstatus, u.a.) [Todd and Steinman, 1992]. Oft findet sich eine familiäre Häufung. Bisher ist jedoch der einzige eindeutig nachgewiesene genetische Marker für die Prädisposition zu komplexen Autoimmunerkrankungen der MHC-Genotyp. Nicht typisch für die klassischen Autoimmunerkrankungen ist das Auftreten autoreaktiver Lymphozyten bei Präsentation von körpereigenen Proteinen, zu welchen das Immunsystem bis dahin keinen Zugang hatte und auch keine Präsentation im Thymus erfolgte (z.B. Dressler-Syndrom mit Auto-Antikörperbildung nach myokardialer Ischämie gegen myokardiale Proteine oder Immunreaktion gegen Augenlinsengewebe nach Augentrauma) [Jones and Diamond, 1995]. Bei bestimmten körpereigenen Proteinen, die nur in bestimmten Geweben exprimiert und im Thymus nicht präsentiert werden, wird Toleranz durch fehlende Präsentation mittels MHC oder fehlende Kostimulierung erzeugt. Diese Proteine können trotzdem Ziele einer Autoimmunerkrankung sein, z.B. Auto-Antikörper gegen ein neuraminsäurehaltiges Glykoprotein, das in den Belegzellen der Magenschleimhaut gebildet wird, bei der Perniziösen Anämie [Jones and Diamond, 1995, Mardh et al., 1991]. Molekulare Ähnlichkeit von Strukturoberflächen ist eine weitere diskutierte Ursache für Autoimmunität. Werden von APZ Pathoge- Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 18 ne präsentiert, welche Strukturhomologien mit körpereigenen Molekülen aufweisen, können bei adäquater Kostimulation autoreaktive Lymphozyten gegen körpereigene Proteine aktiviert werden und somit die Selbst-Toleranz durchbrechen (z.B. rheumatisches Fieber oder ankylosierende Spondylitis). Defekte von TH2-Zellen in der Kontrolle autoreaktiver TH1-Zellen, welche physiologischerweise in bestimmter Menge im peripheren Blut zu finden sind, können, z.B. bei gleichzeitiger Infektion mit bestimmten Mikroorganismen, zur Entstehung einer Autoimmunerkrankung führen [Paul and Seder, 1994]. 1.2.5. Haupthistokompatibilitätskomplex Übersicht Der MHC-Komplex umfasst beim Menschen ungefähr 4 Millionen Basenpaare und beinhaltet mehr als 200 bekannte Gene auf dem Chromosomenabschnitt 6p21.3. Telomerwärts liegt die MHC-I-Region mit den 3 Hauptgenen HLA-A, -B und -C, welche für die α-Kette des MHC-I-Oberflächenmoleküls kodieren. Die α-Kette ist mit dem β2-Mikroglobulin assoziiert, dessen Gen auf Chromosom 15 liegt. Centromerwärts liegt die MHC-II-Region mit Genen, die für die α- und ßKette der MHC-II-Oberflächenmoleküle kodieren, HLA-DR, -DP und –DQ. Häufig findet sich im HLA-DR-Cluster ein zusätzliches ß-Ketten-Gen. Darüber hinaus finden sich Gene für Transportproteine (TAP1 und TAP2; TAP = transporter associated with antigen processing), LMP2 und LMP7 (LMP = large multifunctional protease) und das Gen für Tapasin. Die TAP- und LMP-Moleküle besitzen eine Funktion bei der Antigenpräsentation. Der 1,1 Millionen Basenpaar große Bereich zwischen der MHC-I-Region und der MHC-II-Region wird als MHC-IIIRegion bezeichnet. Hier finden sich Gene, die für verschiedene Proteine des Immunsystems kodieren, z.B. für die Komplement-Komponenten C2, C4 und Faktor B sowie für die Hitze-Schock-Proteine (HSP70-1/2/Hom). Des Weiteren finden sich hier die Gene der Tumornekrosefaktor-Familie (TNFα, LTα, LTβ), ein Gen für ein mikrosomales Enzym (CYP21, C21-Hydroxylase) und andere, funktionell noch nicht charakterisierte Genprodukte [Beck and Trowsdale, 1999, Trowsdale et al., 1992]. Die Gene der MHC-Region, die für die MHC-I- und II- Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 19 Oberfächenmoleküle kodieren, sind sehr polymorph, z.T. über 300 verschiedene Allele. Die Expression ist kodominant. Die MHC-Moleküle Die MHC-I/II-Moleküle sind membranständige Glykoproteine. Sie weisen untereinander Strukturhomologien auf und zeigen durch ihre Faltblattstruktur ihre Zugehörigkeit zur Immunglobulinsuperfamilie an. Die dreidimensionale Struktur der MHC-I/II-Moleküle wurde mittels Röntgenstrukturanalyse ermittelt. APZ präsentieren T-Zellen fremde Antigene mittels des MHC-Moleküls. Bei entsprechender Kostimulierung kommt es zur Aktivierung der T-Zellen. Es werden jedoch weit mehr eigene Peptide präsentiert als fremde. Moleküle der MHCKlasse-I bestehen aus 2 Polypeptidketten, einer α-Kette von 44 kD, die nicht kovalent mit einer ß2-Kette (= ß2-Mikroglobulin) von 12 kD assoziiert ist. Nur die α-Kette ist ein Transmembranprotein und faltet sich extrazellulär in 3 Domänen (a1-a3). Die a1- und a2-Domänen falten sich zu einer Struktur aus 2 segmentierten α-Helices, die auf einem Faltblatt aus 8 ß-Strängen liegen. Der dadurch entstehende Spalt dient der Antigenbindung [Bjorkman et al., 1987a und 1987b]. MHC-I-Moleküle präsentieren CD8+-T-Zellen Antigene von Pathogenen, die im Cytosol der APZ prozessiert wurden. MHC-Moleküle werden im endoplasmatischen Retikulum (ER) synthetisiert. In der Membran des ER finden sich Transportproteine (deren Bestandteile durch die TAP1/2-Gene kodiert werden). Diese Transporter befördern selektiv Peptide in das ER, die durch den Abbau von Proteinen im Cytosol mittels Proteasomen (LMP2 und 7) entstehen. Dort binden sie an die MHC-I-Moleküle und werden über den Golgi-Apparat an die Zelloberfläche transportiert [Rock and Goldberg, 1999, Trowsdale, 1993]. Die MHC-II-Moleküle bestehen aus 2 nicht kovalent assoziierten Polypeptidketten, einer α-Kette von 33 kD und einer ß-Kette von 28 kD. Beide Ketten sind Transmembranproteine und werden von jeweils 2 Domänen gebildet, wobei α1 und ß1 die Faltblattstruktur für die Antigenbindungsstelle bilden [Brown et al., 1993]. MHC-II-Moleküle präsentieren CD4+-T-Zellen Antigene, die in intrazellulären Vesikeln von B-Zellen oder Makrophagen prozessiert wurden. Die im ER synthetisierten MHC-II-Moleküle binden zunächst an eine sogenannte invariante Kette, welche eine Bindung an Peptide im ER verhindert. Diese Kette führt Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 20 den Komplex über den Golgi-Apparat zu einem Endosom, welches Fragmente von bereits verdauten Proteinen enthält. Nach Verschmelzung mit dem Endosom bauen die Proteasen des Endosoms die invariante Kette ab. Nun können die Peptide an MHC-II-Moleküle binden. Dieser Komplex wird zur Zelloberfläche transportiert [Pieters, 2000, Trowsdale, 1993]. Der MHC und Autoimmunität (MS) Die stärkste Assoziation von HLA-Merkmalen und MS zeigte sich bei nordeuropäischen Patienten für die Haplotypen HLA-DRB1*1501, DQA1*0102 und DQB1*0602 [Olerup and Hillert, 1991]. Ob HLA-DRB1*-Allele oder DQA1/DQB1-Allele ein höheres Risiko beinhalten, ist aufgrund des starken Kopplungsungleichgewichts beider Loci nicht zu klären [Begovich et al., 1992]. Bisher unbestätigte Ergebnisse aus Skandinavien zeigten eine unterschiedliche HLA-DR/DQ Assoziation für den chronisch progredienten schubförmigen Verlauf der MS [Olerup et al., 1989, Hillert et al., 1992, Thompson et al., 1991]. Gene, welche an der Antigenprozessierung beteiligt sind, die multifunktionellen Proteasen 2 und 7 (LMP) sowie die Transportproteine 1 und 2 (TAP), zeigten keine Assoziation mit der MS [Liblau et al., 1993, Kellar-Wood et al., 1994]. Untersuchungen des Polymorphismus der Gene, die für LTα (TNFß) kodieren, ergaben bisher keine unabhängige Assoziation für diesen Locus [Fugger et al., 1990a, Roth et al., 1994]. Die geringfügige Überrepräsentation bestimmter Allele steht wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Kopplungsungleichgewicht der MHC-Region [Eoli et al., 1994]. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 21 1.2.6. Der TZR-Komplex Übersicht Die T-Zellrezeptoren sind transmembrane Heterodimere mit deutlicher Strukturhomologie zu den Immunglobulinen. Jeder TZR besteht aus 2 Polypeptidketten, die über Disulfidbrücken miteinander verbunden sind. Die TZR bestehen entweder aus einer α- und einer ß-Kette oder einer γ- und einer δ-Kette. 9095% der zirkulierenden T-Lymphozyten exprimieren einen α/ß-TZR und nur 510% einen γ/δ-TZR. Während α/ß-T-Zellen MHC-restringiert sind, zeigen γ/δ-TZellen z.T. MHC-unabhängige zytotoxische Aktivität. Mit dem TZR assoziiert ist der CD3-Proteinkomplex. Er wird aus einer γ, δ, ε und zwei ζ- oder einer ζ- und η-Kette gebildet. Neben der Stabilisierung ist der CD3-Komplex für die Signaltransduktion ins Zellinnere verantwortlich. Die Anordnung der Gene, die für die α- und ß-Kette des TZR kodieren, ähnelt der von Immunglobulinen. In der Keimbahn-DNA bestehen sie aus separaten V, (D), J und C-Gensegmenten, die durch somatische Rekombination während der Entwicklung im Thymus miteinander verknüpft werden [Goldrath and Bevan, 1999, Siu et al., 1984]. Die Gene des TZR α-Locus sind auf dem langen Arm des Chromosoms 14 in der Region 14q11-12 angeordnet. Für die α-Kette sind bisher 70 variable (V) Elemente, 61 verbindende (J) und 1 konstantes (C) Element beschrieben. Basierend auf einer größer als 50%igen Sequenzhomologie der Nukleotidsequenz von TZR AV-Gensegmenten, können 29 TZR AV-Familien zusammengefasst werden. Die Gene des TZR B-Locus befinden sich auf dem langen Arm von Chromosom 7, in der Region 7q35. Es sind bisher 68 Vß-, 13 Jß-, 2Dß- und 2 Cß-Gene bekannt. Es wurden bisher 34 TZR BV-Familien beschrieben. Die Variabilität des TZR wird nicht, wie bei den HLA-Antigenen, durch einen hohen Polymorphiegrad erreicht, sondern über eine Vielzahl von Rekombinationsmöglichkeiten der V-, J- (D-) und C-Gensegmente sowie über Insertion von NNukleotiden und zusätzlich über die variable Paarung von α- und ß-Ketten [Imberti et al., 1992, Epplen J.T. et al., 1987]. T-Zellen tragen jeweils nur einen spezifischen Rezeptor auf ihrer Zelloberfläche (Allelausschluss). Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 22 Der TZR und Autoimmunität (MS) T-Zellen sind Regulatoren des Immunsystems. Ihre Funktion hängt v. a. von der Erkennung fremder Peptide in Zusammenhang mit einer Präsentation über den MHC sowie von der Unterscheidung von Selbst- und Nicht-SelbstStrukturen während ihrer Entwicklung im Thymus ab. Es ist naheliegend, dass Veränderungen der Antigenbindungsstelle im TZR Ausgangspunkt für Autoimmunerkrankungen sein können. Bei verschiedenen Erkrankungen sind Assoziationen mit TZR beschrieben worden [Übersicht bei Kay, 1996], diese Befunde wurden jedoch z.T. widerlegt. Mehrere Untersuchungen der Gene, die für den TZR kodieren, sind für eine Assoziation mit der MS durchgeführt worden. Für die TZR-α-Kette besteht keine Assoziation [Eoli et al., 1994, Lynch et al., 1992], in verschiedenen Studien sind jedoch Assoziationen für die ß-Kette gefunden worden [Epplen C. et al., 1997, Martinez-Naves et al., 1993]. 1.2.7. Zytokine und Zytokinrezeptoren Übersicht Zytokine sind Glykoproteine, die von Zellen gebildet werden und an spezifische Zytokinrezeptoren anderer Zellen (parakrine Wirkung) oder der produzierenden Zelle selbst (autokrine Wirkung) binden. Diese biologisch aktiven Proteine regulieren Wachstum, Differenzierung und Funktion der Zellen des Immun- und hämatopoetischen Systems. Im ZNS haben Zytokine neuroendokrine Wirkung, wie z.B. die Temperaturregulation (Fieberinduktion durch TNFα und IL-1). Bei Entzündungsreaktionen ist ihre Produktion und Expression erhöht. Je nach Stimulation entsteht ein Netzwerk stimulierender und/oder inhibitorischer interaktiver Signale. Charakteristisch für Zytokine ist ihre Wirksamkeit in extrem niedrigen Konzentrationen [Arai et al., 1990]. Zytokine und Autoimmunität (MS) Die Rolle der Zytokine bei der Entwicklung und Aufrechterhaltung der Entzündungsreaktionen im Rahmen der Autoimmunität wird durch verschiedene Tiermodelle und Nebenwirkungen von Immunsuppressiva verdeutlicht. Eine unkon- Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 23 trollierte Produktion kann eine Immunreaktion aus der Balance bringen und zu einem Immundefekt führen [Schattner, 1994]. TNFα ist ein Entzündungsmediator, der im Rahmen einer Immunantwort auf virale und bakterielle Infektionen, einer Sepsis oder im Verlauf von Autoimmunkrankheiten involviert ist. Im ZNS wird TNFα von infiltrierten Makrophagen, aber auch von TH1-Zellen, Mikrogliazellen und Astrozyten gebildet. Die TNFαRezeptor-Bindung kann neben Wachstums- und Aktivierungssignalen auch den programmierten Zelltod induzieren. TNFα induziert eine verstärkte Expression von MHC-I- und Adhäsionsmolekülen auf der Oberfläche von Blutgefäßen und assoziierten Zellen. TNFα führt so zu einer erhöhten Permeabilität der Gefäßwände und vermehrter Einwanderung von Leukozyten in den Entzündungsbereich. Eine verstärkte Expression von TNFα findet sich in einer Reihe von ZNSErkrankungen (MS, AIDS, Morbus Parkinson, u.a.) [Taupin et al., 1997]. TNFα bewirkt im ZNS Astrogliose, Demyelinisierung und hat einen toxischen Effekt (Apoptose) auf myelinsynthetisierende Oligodendrozyten [Selmaj et al., 1991a]. Im Tiermodell lässt sich der pathogene Effekt auf Oligodendrozyten durch Injektion entsprechender Antagonisten oder monoklonaler Antikörper (mAK) gegen TNF aufheben. Eine Behandlung mit mAK, die spezifisch für TNF sind, konnte die Entwicklung einer experimentellen allergischen Encephalomyelitis (EAE) verhindern [Ruddle et al., 1990]. Des Weiteren korreliert die Höhe der TNFαmRNA-Konzentration mit der Schwere der EAE [Renno et al., 1995]. Leider ergaben zwei Studien mit dem Einsatz von TNF-α Antagonisten bei MS eine Verschlechterung [Compston and Coles, 2002]. Interferone haben vielfältige Wirkungen auf verschiedene Zelltypen. IFNα und ß führen neben einer antiviralen Wirkung zur verstärkten Expression von MHC- IMolekülen auf der Oberfläche von Zielzellen. IFNγ wird von TH1-Zellen und NKZellen produziert. Es besitzt eine antivirale und antiproliferative Wirkung. IFNγ führt zu einer erhöhten MHC-I- und II-Expression auf APZ, Mikrogliazellen und Astrozyten. Es bewirkt eine Hemmung der Differenzierung von T-Zellen zu TH2Zellen. Im Liquor von MS-Patienten findet sich eine Erhöhung von IFNγ produzierenden Zellen [Arai et al., 1990]. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 24 1.3. Zielsetzung der Arbeit Die Multiple Sklerose ist eine multifaktoriell bedingte Erkrankung. Sowohl Umweltfaktoren als auch genetische Faktoren sind an ihrer Manifestation beteiligt. Als Kandidatengene kommen insbesondere immunrelevante Gene in Betracht, die ursächlich oder modulierend das Autoimmungeschehen beeinflussen. Ziel dieser experimentellen Forschungsarbeit sind Untersuchungen zum immungenetischen Hintergrund, der zur Manifestation oder zum Verlauf der MS beiträgt. Mikrosatelliten (Fragmentlängendifferenzen repetitiver Sequenzmotive, sowohl im intronischen als auch in kodierenden Genombereichen) eignen sich aufgrund ihres hohen Informationsgehalts, ihrer Verteilung im gesamten Genom und ihrer einfachen Analysemöglichkeit hierfür ganz besonders. Für die Untersuchung der Assoziation mit der MS wurden hochpolymorphe Mikrosatelliten ausgewählt, welche innerhalb oder in der Nähe immunrelevanter Gene liegen. Ein Hauptziel war die Untersuchung der V-Elemente der TZRβ-Kette, welche in der proximalen TZR-Region liegen. Eine Übersicht über die eingesetzten Marker gibt Tabelle 1. Darüber hinaus sollte überprüft werden, ob die Kombination prädisponierender HLA-DRB1 Allele (Antigenpräsentation) mit bestimmten TZRAllelen die Wahrscheinlichkeit, an einer MS zu erkranken, verstärkt. Die Ermittlung prädisponierender Genkombinationen könnte sowohl eine individuelle Beschreibung des Risikos (Suszeptibilität), an der MS zu erkranken, als auch therapeutische Konsequenzen erlauben. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 25 Tabelle 1: Charakteristika der genetischen Marker Marker Poly- Genbe- immunologische morphis- zeichnung Bezeichnung HLA-DRB1 HLA-DR Funktion mus HLA-DR SNP Peptidpräsentation TNFa IL-1A Mikrosatellit Mikrosatellit interge- Marker der TNF- entzündungs- netisch Region fördernd IL-1A Interleukin 1° entzündungsfördernd IL-2 Mikrosatellit IL-2 Interleukin 2 entzündungsfördernd IL-5RA FGF1A (be- Mikrosatellit Mikrosatellit nachbart) IFNA/W/B Mikrosatellit IL-5RA Interleukin 5 B-Zell- Rezeptor α Entwicklung intergene- Fibroblasten- mitogen für tisch Wachstumsfaktor 1A Astrozyten IFNA Interferon-α entzündungshemmend CD3D Mikrosatellit CD3D δ-Kette von CD3 Signalweiterleitung TCRDVAJ Mikrosatellit TCRDVAJ TZR α/δ Antigenerkennung TEA TCRBV6S1 TCRBV6S1 TCRBV6S3 TCRBV6S7 TCRBV6S7 Mikrosatellit Mikrosatellit SNP Mikrosatellit Mikrosatellit SNP TEA TCRBV6S1 TCRVB6S1 TCRBV6S3 TCRBV6S7 TCRBV6S7 Transkriptionselement VDJ- α Rekombination V-Element der TZR-ß- Antigen- Kette erkennung V-Element der TZR-ß- Antigen- Kette erkennung V-Element der TZR-ß- Antigen- Kette erkennung V-Element der TZR-ß- Antigen- Kette erkennung V-Element der TZR-ß- Antigen- Kette erkennung Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 26 2. Untersuchungsklientel, Material und Methoden 2.1. Untersuchungsklientel Gesunde Probanden (Kontrollen) Als Kontrollpopulation für die formalgenetischen Analysen und Assoziationsstudien dienten Blutproben von 395 bisher nicht an MS erkrankter Individuen, welche von Dr. Kühnl, Dr. Benn und Dr. Darda (Universitätsklinik Eppendorf, Transplantations-Immunologie, Hamburg) freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurden. Das Alter der gesunden Probanden liegt zwischen 23 und 60 Jahren, im Durchschnitt bei 38 Jahren. Das Verhältnis von Frauen zu Männern beträgt 1:2,5. Patienten Die Patientengruppe setzte sich aus 358 nicht verwandten MS-Patienten zusammen. Sie wurden in den neurologischen Abteilungen der Universitätskliniken Bochum von Dr. Pöhlau (Neurologie, St. Josefs Hospital), Dr. Sindern (Neurologie, Kliniken Bergmansheil), Dr. Haupts (Neurologie, KnappschaftsKrankenhaus) und Dr. Weber (Neurologie, Universitätsklinik Göttingen) klinisch charakterisiert. Die Diagnose MS wurde gemäß den Kriterien nach Poser gestellt [Poser et al., 1983]. Das Ausmaß der Behinderung und die Verlaufsform wurden mittels der Kurtzke-Skala (EDSS) ermittelt [Kurtzke, 1983]. Von den untersuchten Patienten zeigten 55% einen schubförmigen Verlauf, 27% einen sekundär chronisch progredienten Verlauf und 18% einen primär chronisch progredienten Verlauf. Das Alter bei Erstmanifestation lag zwischen 11 und 50 Jahren (im Durchschnitt bei 29 Jahren) und das Verhältnis von Frauen zu Männern betrug 1,9:1. Bochum, Göttingen und Hamburg liegen zwischen dem 51. und 54. Breitengrad. Die Städte und deren Einzugsgebiete zeigen ähnliche klimatische Bedingungen und eine ähnliche Zusammensetzung der Bevölkerung. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 27 2.2. Material 2.2.1. Oligonukleotidsynthese Die Synthese von Oligonukleotiden (mehrere über Phosphodiesterbindungen verknüpfte Mononukleotide) wird für die Herstellung von sogenannten Primern bei der Polymerase-Kettenreaktion und die Herstellung von sogenannten Gensonden bei der Hybridisierung benötigt. Es wurden chemische Verfahren eingesetzt, die auf der Triester- oder Phosphoramiditmethode beruhen [Gassen and Köhler, 1987]. Die eingesetzten Oligonukleotide wurden freundlicherweise von Dr. Mäueler und Dipl. Biologe Träger nach der Phosphoramidit-Methode auf einem Oligo 1000 DNA-Synthesizer der Firma Beckman hergestellt und anschließend in konzentriertem Ammoniak aufgenommen und für mindestens 5 Stunden bei 56°C entschützt. Anschließend wurde der Ammoniak in einer Vakuum-Zentrifuge abgedampft. Das Sediment wurde in 200 µl H2O aufgenommen. 2.2.2. PCR-Bedingungen Multiplex PCR: IL-1, CD3D, TNF Primer Oligonukleotid IL-15 5`- CCT GCC TAG TGA GTG TGG AAG IL-13 5`- GTG TTG ATG TAG ATT GTG TGT GC -3` CD3D5 5`- CTT TGC TGG ACA TGA GAC TGG A -3` CD3D3 5`- TAG CTG GTG CAT AAG CTC AC TNFB1 5`- CCT CTA GAT TTC ATC CAG CCA CA -3` TNFB2a 5`- CTC TCT CCC CTG CAA CAC ACA -3` -3` -3` Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 28 PCR-Bedingungen: Zyklusschritt TM Zeit TM Zeit TM Zeit [°C] [Min] [°C] [Min] [°C] [Min] Denaturieren 94 5,0 Denaturieren 94 1,0 94 1,0 94 0,3 Anlagerung 61 1,0 58 1,0 55 1,0 Erweiterung 72 1,0 72 1,0 72 1,0 Schleifen 1x 1x 25 x 72 Erweiterung 5,0 Multiplex PCR: IL-2, IL-5R Primer Oligonukleotid IL-25 5`- AAA GAG ACC TGC TAA CAC A -3` IL-23 5`- CCT ATG TTG GAG ATG TTT AT -3` IL-5R5 5`- AAT GAT CTT TTT CTA GGT AGA -3` IL-5R3 5`- CCT CTG GAG CTT GAG ATA -3` PCR-Bedingungen: Zyklusschritt TM Zeit TM Zeit TM Zeit [°C] [Min] [°C] [Min] [°C] [Min] Denaturieren 94 5,0 Denaturieren 94 1,0 94 1,0 94 0,3 Anlagerung 54 1,0 49 1,0 47 1,0 Erweiterung 72 1,0 72 1,0 72 1,0 Schleifen 1x Erweiterung 1x 25 x 72 5,0 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 29 Multiplex PCR: FGF, IFNα Primer Oligonukleotid FGFA5 5`- CAG CAC TGA GCG AGT GTG G FGFA3 5`- GTA GCA TTA CAT TTG CAC TTG G -3` IFNA5 5`- TGC GCG TTA AGT TAA TTG GTT -3 ÌFNA3 5`- GTA AGG TGG AAA CCC CCA CT -3` -3` PCR-Bedingungen: Zyklusschritt TM Zeit TM Zeit TM Zeit [°C] [Min] [°C] [Min] [°C] [Min] Denaturieren 94 5,0 Denaturieren 94 1,0 94 1,0 94 0,3 Anlagerung 59 1,0 56 1,0 53 1,0 Erweiterung 72 1,0 72 1,0 72 1,0 Schleifen 1x 1x 25 x 72 Erweiterung Multiplex PCR: TCRBV6S1, TCRBV6S3 Primer Oligonukleotid TCRVB6S1 Vb6.15 5`- CAT CCT GCC CTG ACT CTG TC -3` Vb6.13 5`- GAC ACA AGT TGA GAA CAG GAT G -3` TCRBV6S3 cgVb6L1 5`- CAG GCT CCT CTT CTG GGT GG -3` Vb6.3 5`- TTT GCG ACT TTG TAC CTA GGG G -3` 5,0 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 30 PCR-Bedingungen: Zyklusschritt TM Zeit TM Zeit TM Zeit [°C] [Min] [°C] [Min] [°C] [Min] Denaturieren 94 5,0 Denaturieren 94 1,0 94 1,0 94 0,3 Anlagerung 66 1,0 63 1,0 60 1,0 Erweiterung 72 1,0 72 1,0 72 1,0 Schleifen 1x 1x 25 x 72 Erweiterung 5,0 Multiplex PCR: TCRBV6S7, TCRDV3AJ61 Primer Oligonukleotid TCRBV6S7 cgVb6L1 5`- CAG GCT CCT CTT CTG GGT GG -3` Vb6.7 5`- TCT ACA TCC TTT CCC TTC TCT GT -3` TCRDV3AJ61 prhVd1 5`- TGC CAC CCA TAA CCA ACC TCA A -3` prhVd2 5`- AGA TAA GCT CCC TGC CCT CAT A -3` PCR-Bedingungen: Zyklusschritt TM Zeit TM Zeit TM Zeit [°C] [Min] [°C] [Min] [°C] [Min] Denaturieren 94 5,0 Denaturieren 94 1,0 94 1,0 94 0,3 Anlagerung 66 1,0 63 1,0 60 1,0 Erweiterung 72 1,0 72 1,0 72 1,0 Schleifen 1x Erweiterung 1x 25 x 72 5,0 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 31 Multiplex PCR: TEA Primer Oligonukleotid TEA5 5`- TTG ATC ACT CAT ATC ACT GAG AAG -3` TEA3 5`- GTA GAC AAG AAA ATG TCC ATT TAT C -3` PCR-Bedingungen: Zyklusschritt TM Zeit TM Zeit TM Zeit [°C] [Min] [°C] [Min] [°C] [Min] Denaturieren 94 5,0 Denaturieren 94 1,0 94 1,0 94 0,3 Anlagerung 66 1,0 63 1,0 60 1,0 Erweiterung 72 1,0 72 1,0 72 1,0 Schleifen 1x Erweiterung 1x 25 x 72 5,0 2.2.3 Lösungen und Puffer Chemikalien Chemikalien wurden, wenn nicht anders angegeben, von den Firmen J.T. Baker, Merck, Serva oder Sigma bezogen. Plastikwaren Einmalartikel, Reagenzgefäße etc. wurden von den Firmen Sarstedt, Greiner oder Nunc bezogen. Lösungen (allgemein) Die Lösungen wurden nach Bedar entweder autoklaviert oder sterilfiltriert (0,22 µm). Es wurde ausschließlich bidestilliertes Wasser verwendet. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 32 Ladepuffer für Agarose-Gele: 0,25% Bromphenolblau 0,25% Xylencyanol FF 15% (w/v) Ficoll (Typ 400) in bidestilliertem Wasser Ethidiumbromidlösung: 0,5 mg/ml Ethidiumbromid 40%ige Polyacrylamid-Lösung (PAA): 76 g Acrylamid 4 g Bisacrylamid auf 200 ml bidestilliertes Wasser Ladepuffer für denaturierende PAA-Gele: Formamid, deionisiert mit AG 501-XA 0,03% Bromphenolblau 0,03% Xylencyanol FF 20 mM MSTA Ladepuffer für Gelelektrophorese: 89 mM Tris 89 mM Borsäure 2 mM MSTA 20x Standard-Salzlösung (SSC): 3 M NaCl 0,3 M Na-Citrat (H 7,0) Tris-MSTA (TE)-Puffer: 10 mM Tris/HCl (pH 8,0) 1 mM MSTA Schwaches Detergenz: 0,1% Nonidet P40 (NP 40) Starkes Detergenz: 10% SDS Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 33 Lösungen für die PCR 10x Taq-Puffer: 200 mM Tris/HCl (pH 8,4) 500 mM KCl MgCl2-Lösung: 50 mM MgCl2 dNTP-Lösung: je 2 mM aller 4 Nukleotide in H2O (pH 7,5) Oligonukleotidprimer für PCR: je 10 pmM/µl in H2O Lösungen für die Hybridisierung Kinase-Puffer: 20 mM Tris HCl 4 mM MSTA 100 mM NaCl pH 7,4 Denaturierungslösung für Filter: 0,5 M NaOH 0,15 M NaCl Neutralisierungslösung für Filter: 0,5 M Tris/HCl (pH 8,0) 0,15 M NaCl Hybridisierungslösung für Oligonukleotide: 5x SSPE 5x Denhardt`s Lösung 0,1% (v/v) SDS 10 µg/ml E.coli-DNA (ultraschallbehandelt und hitzedenaturiert) Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 34 20x Na-Phosphat-Puffer (SSPE): 3 M NaCl 0,2 M NaH2PO4 0,02 M Na2MSTA pH 7,4 100x Denhardt`s Lösung: 2% Polyvinylpyrolidon (PVP40) 2% Rinderserumalbumin (BSA) 2% Ficoll (Typ 400) 2.3 . Methoden 2.3.1. DNA-Isolierung aus EDTA-Blut [verändert nach Miller et al., 1988] 10 ml EDTA-Blut wurden für die Isolierung von DNA mit der 3-4fachen Menge an sterilem Wasser versetzt, um die Erythrozyten zur Lyse zu bringen. Nach Zentrifugation bei 3300 g für 20 Minuten bei 4°C wurde das Zellsediment in 25 ml 0,1% NP40 resuspendiert. NP40 lysiert die Zellmembran der Leukozyten ohne die Kernmembran anzugreifen. Nach erneuter Zentrifugation unter gleichen Bedingungen wurde das Zellsediment in 3 ml Proteinase-K-Puffer resuspendiert und mit 200 µl 10% SDS und 20 µl Proteinase-K versetzt und mindestens 2 Stunden bei 55°C oder über Nacht bei 37°C inkubiert. Zur Fällung der Proteine wurde 1 ml gesättigtes NaCl zugegeben und anschließend das gefällte Protein durch Zentrifugation bei 3300 g und 4°C für 15 Minuten sedimentiert. Der Überstand wurde mit doppeltem Volumen an 100%igem Ethanol versetzt, die beiden Flüssigkeiten unter leichtem Schwenken vermischt und die frisch gefällte DNA mit 70%igem Ethanol gewaschen, getrocknet, in 200 µl TE aufgenommen und bei 37°C gelöst. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 35 2.3.2. Konzentrationsbestimmungen von Nukleinsäuren Die Konzentration und der Reinheitsgehalt der DNA wurden durch die Messung des Absorptionsspektrums (200-400 nm) in einem Spektralphotometer (Uvicon 930 Kontron) bestimmt. Hierzu wurde 1 ml einer 1:200 Verdünnung der DNA in H2O hergestellt und in eine Quarzküvette überführt. Bei einer Wellenlänge von 260 nm entspricht 1 OD einer DNA-Konzentration von 50 µg/ml [Sambrook et al., 1989]. Weitere Messungen wurden bei 230 nm und 280 nm durchgeführt. Der Quotient 260/280 gibt Anhalt über das ungefähre Maß der Verunreinigung durch Proteine, und der Quotient 230/260 gibt einen Anhalt für die Verunreinigung durch Salze. Bei starker Verunreinigung durch Proteine wurde die DNA mittels Phenol/Chloroform/Isoamyl-Alkohol-Extraktion nachgereinigt. 2.3.3. Polymerase-Kettenreaktion [modifiziert nach Saiki et al., 1988] Die PCR ermöglicht eine beliebige Vermehrung von bestimmten DNASequenzen. Mittels eines Enzyms (Taq-DNA-Polymerase) wird nach Denaturierung der zu untersuchenden DNA in Gegenwart strangspezifischer Primer (Oligonukleotide mit komplementärer Sequenz zu den Randbereichen des zu vervielfältigen DNA-Abschnittes) und eines radioaktiv markierten Nukleotids der interessierende DNA-Bereich neu synthetisiert. Das Enzym benötigt diese kurzen (15-20 Nukleotide) Startermoleküle mit einem freien 3`-OH-Ende als Startpunkt für die DNA-Synthese (5`→3`). Nach gelelektrophoretischer Auftrennung der vervielfältigten DNA-Abschnitte werden die markierten Fragmente mittels Autoradiographie sichtbar gemacht. Die Zusammensetzung der Primer und die Bedingungen für die Durchführung der PCR wurden bereits im Abschnitt 1 unter Material beschrieben. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 36 Ein Reaktionsansatz setzte sich zusammen aus: 200 ng DNA x µl 10x Taq-Puffer 2,5 µl dNTP (2 mM) 2,5 µl 1-3 Primerpaare (je 25 pmol/µl) 1-3 µl MgCl2 (50 mM) y µl [α³²P]-dCTP (300 mCi/µmol) 0,1-0,2 µl Taq-DNA-Polymerase (5 U/µl) 0,2 µl Für die Versuche wurden entweder 200 µl Reaktionsgefäße oder 96erMikrotiterplatten (Costar) verwendet. Der Reaktionsansatz wurde mit einem Tropfen leichten Mineralöls überschichtet, um die Lösung vor dem Verdampfen zu schützen. Je nach Konzentration der in TE gelösten DNA wurde ein unterschiedliches Volumen (x µl) der DNA-Lösung eingesetzt. MgCl2 benötigt das Enzym als Kofaktor und wurde deshalb für jede unterschiedliche Multiplex-PCR titriert (unterschiedliche µl), um eine möglichst optimale und spezifische Amplifikation zu erhalten. 2.3.4. Gelelektrophoresen Agarosegelelektrophorese Als Amplifikationskontrolle wurden die PCR-Fragmente in einem 1-2%igen Gel aufgetrennt. Hierzu wurden horizontale Elektrophoresesysteme benutzt. Als Laufpuffer wurde 1x TBE verwendet. Polyacrylamid-Gelelektrophorese (PAGE) Für den Nachweis polymorpher Mikrosatelliten ist eine Auftrennung in hochauflösenden PAA-Gelen erforderlich (4-6%ige Polyacrylamid-Gele). Die Auftrennung der radioaktiv markierten Fragmente erfolgte entsprechend der Vorschrift von Sambrook et al. [Sambrook et al., 1989]. Es wurden vertikale Elektrophoresesysteme von Stratagene eingesetzt. 5 µl eines PCR-Produktes wurden mit 5 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 37 µl Sequenziergeladefarbe versetzt und durch Erhitzen denaturiert. Anschließend wurden 3 µl dieses Ansatzes auf das PAA-Gel aufgetragen. Die Auftrennung der Fragmente erfolgte bei Raumtemperatur und 60 W. Die Laufzeiten betrugen je nach Größe der PCR-Produkte zwischen 3 und 5 Stunden. Anschließend wurde das PAA-Gel auf ein Filterpapier (Schleicher & Schüll, GB 002) transferiert und für 2 Stunden auf einem Vakuumtrockner bei 80°C getrocknet. Mittels Autoradiographie wurden die Laufunterschiede der PCRFragmente dokumentiert und anschließend ausgewertet. 2.3.5. Radioaktive Markierung von Oligonukleotiden [modifiziert nach Thein and Wallace, 1986] Für die radioaktive Markierung des Oligonukleotids (Kinasierung) wurde folgender Reaktionsansatz gemischt: 10x Kinasepuffer 1 µl 10 pmol zu markierendes Oligonukleotid 1 µl bidestilliertes Wasser 2 µl [γ³²-P]-dATP (10 µCi/µl) 5 µl T4-Polynukleotidkinase (1 U/µl) 1 µl Der Reaktionsansatz mit einem Gesamtvolumen von 10 µl wurde für 1-2 Stunden auf Eis inkubiert und anschließend das nicht eingebaute [γ³²-P]-dATP mittels Ionenaustauschchromatographie (DE52-Ionenaustauschsäule) von den markierten Oligonukleotiden getrennt. Für die Elution wurde eine Säule vorbereitet. Eine mit Glaswolle gestopfte 2 ml-Spritze wurde mit 0,2 - 0,4 ml DE52 Cellulose gefüllt und anschließend mit 5 ml TE gewaschen. Zur Reinigung des Oligonukleotids wurde der Reaktionsansatz mit TE auf 100 µl Gesamtvolumen aufgefüllt und auf die Säule gegeben. Nun erfolgte ein zweimaliger Waschvorgang mit jeweils 2 ml TE, 2 ml 0,2 M NaCl in TE und 0,5 ml 0,5 M NaCl in TE (Eluierung) pro Vorgang. Die Markierung des Oligonukleotids wurde mittels eines Szintillationszählers überprüft. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 38 2.3.6. Hybridisierung [modifiziert nach Miyada et al., 1985] Unter Hybridisierung versteht man generell die Bildung eines doppelten DNAStranges aus 2 voneinander getrennten Einzelsträngen durch komplementäre Basenpaarung unter geeigneten Reaktionsbedingungen. Mittels einer markierten Gensonde (spezifisches Oligonukleotid mit bekannter Sequenz) lässt sich eine gesuchte Sequenz in einem bestimmten DNA-Bereich nachweisen. Der DNA-Bereich des TEA-Gens wurde mittels PCR amplifiziert und danach die DNA-Fragmente mit einem automatischen Pipettiergerät (Biomac 1000 der Firma Beckman) auf Nylon-Membranen übertragen. Die DNA wurde auf die NylonMembran fixiert. Die Hybridisierungen wurden in verschlossenen Glasröhren in temperierbaren Drehinkubatoren (ca. 6 Upm, der Firma Bachofer) durchgeführt. Die Filter wurden in Glasröhren gelegt und 10-20 ml Hybridisierungslösung dazu gegeben. Zunächst wurden die Filter vorhybridisiert (15 min. bis 1 Std.) und anschließend das markierte Oligonukleotid zugegeben (ad 106 cpm/ml). Die Hybridisierungsdauer betrug 2-4 Stunden bei einer Schmelztemperatur von minus 5°C. Die Temperatur wurde für Oligonukleotide von < 25 Basen nach der Formel: TM = [(A+T) x 2°C] + [(C+T) x 4°C] errechnet [Saiki et al., 1988]. Die Hybridisierung erfolgte i.d.R. bei TM minus 5°C, für die beiden Allele des TEAGens wurde bei 55°C hybridisiert. Das Einhalten exakter Temperaturen ist äußerst wichtig. Nach der Hybridisierung wurden die Filter dreimal jeweils 30 min. mit 6xSSC bei Raumtemperatur gewaschen. Es folgte ein 90 Sekunden dauernder Waschgang in 6xSSC bei TM minus 5°C und ein Waschgang von 20 min. bei Raumtemperatur in 6xSSC. Die Filter wurden getrocknet, mit einem Röntgenfilm exponiert und das Autoradiogramm ausgewertet. Für eine erneute Hybridisierung wurden die Filter in 0,5 mM MSTA-Lösung (pH 8,0) für 30 Minuten bei 60°C im Schüttelwasserbad inkubiert. Anschließend wurden sie für 5 min. bei Raumtemperatur mit 6xSSC equilibriert und standen für eine erneute Hybridisierung zur Verfügung. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 39 2.3.7. Dokumentation der Ergebnisse Fotografie Mit Ethidiumbromid gefärbte Agarosegele wurden auf einem UV- Transiluminator (Model TR-302 der Firma Spectroline) bei einer Wellenlänge von 302 nm betrachtet. Die visualisierten DNA-Fragmente wurden mittels Kamera der Firma Biotec Fischer aufgenommen, digitalisiert und die Bilder über einen Thermodrucker (p66-E) der Firma Mitsubishi ausgedruckt. Autoradiografie Die Darstellung radioaktiv markierter DNA-Fragmente nach Gelelektrophorese erfolgte durch Exposition mittels Röntgenfilm (Fuji RX oder Kodak), mit oder ohne Verstärkerfolie (Quanta III-T Dupont). Die Expositionszeit betrug zwischen wenigen Stunden und bis zu mehreren Wochen. Bei Verwendung von Verstärkerfolien erfolgte die Lagerung der Filmkassetten bei minus 70°C, sonst bei Raumtemperatur. Die Filme wurden in einem M35 X-OMAT der Firma Kodak entwickelt. 2.3.8. Computerprogramme und Statistische Auswertung Die Daten wurden beurteilt unter der Annahme, dass geerbte Gene, die eine Prädisposition für MS bewirken, entweder kodominant oder rezessiv vererbt werden. Die Auswertung der Mikrosatelliten erfolgte über Eingabe der einzelnen Genotypen der untersuchten Individuen in ein dBASE IV-Tabellen- kalkulationsprogramm. Das dBASE-Programm wurde freundlicherweise von Dr. Charmley (USA) zur Verfügung gestellt und so erweitert, dass auch eine Analyse von 20 Allelen pro Locus möglich war. Für die statistische Auswertung wurden sowohl Allelfrequenzen, Genotypfrequenzen, als auch Phänotypfrequenzen berechnet. Des Weiteren wurde nach der Formel von Botstein et al. [1980] der Polymorphismus-Informationsgehalt für jeden Locus berechnet (PIC). Außerdem wurde die erwartete und beobachtete Heterozygotierate bestimmt. Relative Risiken (RR), Werte für die ätiologische Fraktion (EF) und präventive Fraktion (PF) wurden nach den Formeln von Svejgaard et al. [1982] berechnet. Die Be- Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 40 stimmung der stärksten Assoziation zwischen 2 gekoppelten Loci wurde untersucht mittels der ”2 bei 4”-Tafel [Svejgaard and Ryder, 1994]. Das Computerprogramm wurde freundlicherweise von Dr. Ansari zur Verfügung gestellt. Mit einem Computerprogramm in Anlehnung an Arnold & Albert und Hansen et al. [1979] wurde das Kopplungsungleichgewicht von DNA-Markern innerhalb der MHC-Klasse-II-Region beurteilt. 2.3.9. Gentechnologische Sicherheitsbestimmungen Alle gentechnologischen Experimente wurden unter S1-Bedingungen gemäß den Vorschriften zur Regelung von Fragen der Gentechnik vom 20. Juni 1990 (BGB1.I S.1080) durchgeführt. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 41 3. Ergebnisse 3.1. Charakterisierung des Untersuchungskollektivs Von gesunden Probanden und Patienten wurde die DNA aus 10 ml Frischblut isoliert. Die klinischen Daten (Diagnose, Krankheitsverlauf, Alter, Geschlecht) wurden von den beteiligten Kliniken zur Verfügung gestellt (Tabelle 2). Von den 358 Patienten zeigten 55% einen schubförmigen, 27% einen sekundär chronisch progredienten und 18% einen primär progredienten Verlauf. 39% der Patienten hatten einen EDSS-Wert von 0,5-3,5, 43% einen EDSS-Wert von 4,06,5 und 18% einen EDSS-Wert von 7,5-9,5. Der Krankheitsbeginn lag bei 111 Patienten weniger als 5 Jahre zurück, bei 102 Patienten 5-10 Jahre zurück, und 145 Patienten waren länger als 10 Jahre erkrankt. Von den anonymen Spendern waren Alter und Geschlecht bekannt. Die HLA-Typisierung der Patienten und der gesunden Probanden erfolgte in der Arbeitsgruppe von Frau Dr. C. Epplen, die Daten wurden mir für die Auswertung zur Verfügung gestellt. Patienten und gesunde Probanden wurden nach unterschiedlichen Kriterien in Gruppen eingeteilt (Krankheitsbeginn, Krankheitsverlauf, Progression, Geschlecht, HLA-Typ) und auf eine mögliche Assoziation mit den verschiedenen genetischen Markern überprüft. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 42 Tabelle 2: Charakterisierung der untersuchten Patienten EDSS-Wert und schubför- sek. chron. prim. pro- Erkrankungsdauer miger progredien- gredienter in Jahren (MSJ) ter Verlauf EDSS 0,5 – 3,5 Verlauf Gesamt Verlauf 123 (35%) 8 (2%) 8 (2%) 139 (39%) MSJ < 5 62 2 2 66 MSJ 5 – 10 36 2 3 41 MSJ > 10 25 4 3 32 69 (19%) 53 (15%) 33 (9%) 155 (43%) MSJ < 5 21 7 10 38 MSJ 5 – 10 21 11 10 42 MSJ > 10 27 35 13 75 5 (1%) 34 (10%) 25 (7%) 64 (18%) MSJ < 5 1 5 1 7 MSJ 5 – 10 3 8 8 19 MSJ > 10 1 21 16 38 197 (55%) 95 (27%) 66 (18%) 358 MSJ < 5 84 14 13 111 MSJ 5 – 10 60 21 21 102 MSJ > 10 53 60 32 145 EDSS 4,0 – 6,5 EDSS 7,0 – 9,5 Gesamt EDSS = Progressionsrate nach Kurtzke, MSJ = Erkrankungsdauer in Jahren Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 43 3.2. Gene des MHC und ihre Assoziation mit MS 3.2.1. MHC Allel HLA-DRB1 MS-Patienten und gesunde Probanden wurden HLA-DRB1 typisiert. Tabelle 3 zeigt die Phänotypfrequenzen von 358 Patienten und 370 gesunden Personen. Das relative Risiko (RR), an MS zu erkranken, ist 3-4mal höher bei Expression des Allels HLA-DRB1*15 (RR 3,64, pc<10-8). Als zweiter genetischer Prädispositionsfaktor konnte HLA-DRB1*03 bestimmt werden (RR 1.42, pc <0,8). 75% aller Patienten tragen zumindest eines der beiden prädisponierenden Allele, während diese nur bei 47% der gesunden Probanden vorkommen (s. Tabelle 3). Aufgrund der höheren Frequenz der prädisponierenden Allele kommen die Genotypen HLA-DRB1*15/15 (8%), HLA-DRB1*03/03 (4%) und HLA- DRB1*03/15 (9%) bei den MS-Patienten häufiger vor als bei den gesunden Probanden [HLA-DRB1*15/15 (5%), HLA-DRB1*03/03 (3%) und HLA- DRB1*03/15 (3%)]. Unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Verlaufsformen der MS, schubförmiger oder chronisch progredienter Verlauf, zeigte sich kein signifikanter Unterschied in der Verteilung der Allele HLA-DRB1*15 und HLA-DR1*03 (s. Tabelle 4). Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 44 Tabelle: 3 MHC Allel HLA-DRB1 Phänotypfrequenzen Phänotypfrequenz in % HLA-DRB Patienten Kontrollen (N=358) (N=370) RR EF PF pC 0,10 <0,13 01 (DR1) 13,97 22,34 0,56 15 (DR2) 56,42 26,22 3,64 16 (DR2) 2,23 3,24 0,68 03 (DR3) 28,49 21,89 1,42 04 (DR4) 20,39 21,62 0,93 NS 11 (DR5) 17,04 21,08 0,77 NS 12 (DR5) 3,35 4,32 0,77 NS 13 (DR6) 12,29 22,43 0,48 14 (DR6) 1,68 4,05 0,40 NS 07 (DR7) 15,36 17,84 0,84 NS 08 (DR8) 10,34 6,76 1,59 NS 09 (DR9) 1,40 3,24 0,42 NS 10 0,28 0,81 0,34 NS <10-8 0,41 NS 0,08 <0,8 0,12 <0,013 (DR10) NS = nicht signifikant, RR = relatives Risiko, EF = Ätiologische Fraktion, PF = präventive Fraktion, pC = p-korrigiert nach Bonferoni Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 45 Tabelle 4: HLA-DRB1 Phänotypfrequenzen von MS-Patienten mit unterschiedlichem Verlaufstyp HLA-DRB1 Kontrollen MS RRMS SPMS PPMS (N=370) (N=358) (N=197) (N=95) (N=66) 01 (DR1) 22,34 13,97 16,24 9,47 13,64 15 (DR2) 26,22 56,42 54,31 55,79 63,64 16 (DR2) 3,24 2,23 2,03 3,16 1,51 03 (DR3) 21,89 28,49 26,90 30,52 30,30 04 (DR4) 21,62 20,39 21,32 24,21 12,12 11 (DR5) 21,08 17,04 18,27 11,58 21,21 12 (DR5) 4,32 3,35 4,06 2,10 3,03 13 (DR6) 22,43 12,29 14,21 13,68 4,54 14 (DR6) 4,05 1,68 1,52 3,16 0,00 07 (DR7) 17,84 15,36 14,72 15,79 16,66 08 (DR8) 6,76 10,34 9,64 13,68 7,58 09 (DR9) 3,24 1,40 1,52 1,05 1,51 10 (DR10) 0,81 0,28 0,51 0,00 0,00 RRMS = schubförmiger Verlauf, SPMS = sekundär progredienter Verlauf, PPMS = primär progredienter Verlauf Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 46 3.2.2. TNFa Die Gene, welche für den Tumor-Nekrose-Faktor α (TNFα) und Lymphotoxin α (LTα) kodieren, befinden sich im Bereich des MHC-Klasse-III auf dem kurzen Arm von Chromosom 6 in der Region 6p21.3. Sie liegen etwa 320 kb centromerwärts von HLA-B und 340 kb telomerwärts von C2/BF. Der TNFaMikrosatellit ist 3,5 kb stromaufwärts des LTα-Gens lokalisiert [Nedospasov et al., 1991, Udalova et al., 1993] und wurde als Marker für die TNF-Region benutzt. Er ist aus (GT)n-Wiederholungseinheiten zusammengesetzt und ist mit 14 Allelen hoch informativ. Die Auswertung des Längenpolymorphismus zeigte eine erhöhte Phänotypfrequenz des Allels 11 bei den MS-Patienten (48%) im Vergleich zu den gesunden Probanden (31%), mit einem relativen Risiko von 2,05 (s. Tabelle 5). Die Assoziation des TNFa 11 Allels mit der MS war jedoch bedingt durch die Kopplung mit HLA-DRB1*15. Das Kopplungsungleichgewicht von HLA-DRB1*15 und TNFa 11 war sowohl hoch signifikant bei den Patienten (∆=0,798; ∆ rel. 0,44; χ²=49,2) wie auch bei den gesunden Probanden (∆=0,522; ∆ rel. 0,43; χ²=36,0). Im Gegensatz dazu scheinen die Allele TNFa 3, TNFa 4 und TNFa 5 eher protektiv zu sein (s. Tabelle 5). Von diesen 3 Allelen zeigte TNFa 5 ein signifikantes Kopplungsungleichgewicht mit HLA-DRB1*01, die anderen beiden Allele zeigten kein auffälliges Kopplungsungleichgewicht mit HLA-DRB1. Die ermittelte Allel-Verteilung wurde unter Berücksichtigung der HLA-Typen HLA-DRB1*15 und -DRB1*03 sowie des unterschiedlichen Krankheitsverlaufs betrachtet (Ergebnisse s. Tabelle 9). Somit konnte keine Assoziation unabhängig vom HLA-Typ für den Mikrosatelliten Marker TNFa nachgewiesen werden. Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 47 Tabelle 5: TNFa Phänotypfrequenzen bei MS-Patienten und Kontrollen Locus/ Patien- Kontrol- Allele ten len % % TNFa (N=325) a14 RR EF PF pC (N=393) 0,51 0,24 NS a13 2,46 2,54 0,97 NS a12 2,77 1,02 2,77 NS a11 47,69 30,79 2,05 a10 22,15 23,92 0,91 NS a9 3,38 3,56 0,95 NS a8 1,54 1,78 0,86 NS a7 15,38 16,03 0,95 NS a6 20,00 21,37 0,92 NS a5 8,62 12,98 0,63 NS a4 8,92 17,56 0,46 a3 0,62 1,53 0,40 NS a2 48,62 48,09 1,02 NS a1 1,54 1,78 0,86 NS a0 0,00 0,25 0,40 NS <10-4 0,24 0,09 <0,15 NS = nicht signifikant, RR = relatives Risiko, EF = Ätiologische Fraktion, PF = präventive Fraktion, pC = p-korrigiert nach Bonferoni 3.3. Assoziationen von TZR-Genen und MS 3.3.1. Längenpolymorphismus der TCRBV-Familie Auf dem langen Arm von Chromosom 7 in der Region q35, über einen Bereich von 600 kb, befinden sich die Gene für die ß-Kette des TZR. Bis auf das TCRBV21-Element liegen alle TCRBV-Elemente centromerwärts und 5` von den Genen für die TCRBD-, TCRBJ- und TCRBC-Elemente. Mindestens 20% der Gene für den TZRB-Gen-Komplex haben 2 oder mehr Allele, so z.B. die Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 48 Gene für TCRBV1S1, TCRBV2S1, TCRBV6S1, TCRBV6S3, TCRBV6S7, TCRBV6S11, TCRBV6S12, TCRBV6S13 und TCRBV6S14. Die Polymorphismen können sich funktionell unterschiedlich auswirken. Sie beruhen entweder auf Veränderungen der Nukleotidsequenz ohne Auswirkung auf die Aminosäuresequenz (stiller Austausch) oder führen zu Veränderungen der Aminosäuresequenz und zu strukturellen Veränderungen des TZR-Moleküls, z.B. TCRBV6S7 und TCRBV6S1. Die Allele können über Längenvarianten von Dinukleotiden im 1. Intron des TZRBV-Elementes definiert werden, z.B. bei Mitgliedern der TZRBV6-Familie (TCRVB6S1 und TCRBV6S7 [Gomolka et al., 1993]). Assoziationsanalysen wurden durchgeführt mit Mikrosatelliten, welche im ersten Intron der Loci von TCRBV6S1, TCRBV6S3 und TCRBV6S7 gelegen sind. Der TCRBV6S1-Locus besitzt 5 Längenvarianten einfach repetitiver Elemente, TCRBV6S3 besitzt 6 und TCRBV6S7 16 verschiedene Längenvarianten. Die intronischen Wiederholungseinheiten (GT)9-11 von TCRBV6S1 sind gekoppelt mit dem exonischen Allel TCRBV6S1*1, die intronischen Wiederholungseinheiten (GT)12-13 korrelieren hingegen mit dem Allel TCRBV6S1*2. Für TCRBV6S7 gilt, dass intronische Wiederholungseinheiten (GT)18-28 mit dem exonischen Allel TCRBV6S7*1 und intronische Wiederholungseinheiten (GT)14-17 mit dem Allel TCRBV6S7*2 gekoppelt sind. Somit können exonische Polymorphismen indirekt über die (GT)n Wiederholungseinheiten ermittelt werden. Die 6 verschiedenen Längenvarianten von TCRBV6S3 repräsentieren nur ein Exon [Gomolka et al., 1993 und 1994, Li et al., 1990]. Die Auswertung der Allel-Verteilung der TZRBV-Familie zeigte für TCRBV6S1 und TCRBV6S7 weder für die unterschiedlichen Längenvarianten noch für die exonischen Polymorphismen eine Assoziation mit MS (s. Tabelle 9). Es zeigte sich jedoch eine signifikante Assoziation für Allel 2 des TCRBV6S3-Allels (RR = 2,72; pc < 0,006), die sich in Kombination mit dem HLA-DRB1*03-Allels deutlich erhöhte (RR = 22,03; pc < 0,005). Im Gegensatz dazu scheinen die TCRBV6S3Allele 3, 4 und 5 eher protektiv zu sein (Tabellen 6, 9). Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 49 Tabelle 6: TCRBV6S3 Phänotypfrequenzen bei MS-Patienten und Kontrollen TCRBV6 Phänotypfrequenzen in % S3 Kontrollen Patienten Allel (N=393) (N=322) RR EF PF pc 1 0,51 0,31 0,61 2 5,09 12,73 2,72 3 23,41 12,73 0,48 0,12 <0,006 4 9,41 4,00 0,40 0,06 <0,06 5 0,25 0,00 0,41 7 96,69 97,20 1,19 HLA- HLA- DRB1*15 DRB1*15 (N=108) (N=183) 1 0,93 0,00 0,20 2 4,63 10,93 2,53 3 33,33 13,11 0,30 0,23 <5x10-3 4 11,11 6,01 0,51 0,05 7 91,67 96,17 2,29 0,54 HLA- HLA- DRB1*03 DRB1*03 (N=81) (N=99) 1 0,00 1,14 2,79 0,01 2 1,23 21,59 22,03 0,21 3 18,52 11,36 0,56 0,08 4 12,35 1,14 0,08 0,11 7 96,30 98,86 3,35 0,09 <0,006 0,16 0,07 <5x10-3 <0,18 0,69 NS = nicht signifikant, RR = relatives Risiko, EF = Ätiologische Fraktion, PF = präventive Fraktion, pC = p-korrigiert nach Bonferoni Obgleich die Verteilung von TCRBV6S1-Allelen bei Kontrollen und Patienten keinen signifikanten Unterschied ergab (s. Tabelle 7), wurde für die Allele TCRBV6S1 und TCRBV6S3 in beiden Gruppen ein unterschiedliches Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 50 Kopplungsungleichgewicht gefunden. Beide TZR-V-Elemente sind etwa 150 kb voneinander entfernt. Bei MS-Patienten fand sich ein Kopplungsungleichgewicht für Allel 2 des TCRBV6S1 Locus mit Allel 3 des TCRBV6S3 Locus, während bei den gesunden Probanden ein Kopplungsungleichgewicht für Allel 1 des TCRBV6S1 Locus mit Allel 3 des TCRBV6S3 Locus bestand. Ein Vergleich bei HLA-DRB1*15+ und HLA-DRB1*15 - Patienten zeigte, dass die Allelkombination (TCRBV6S1, Allel 2 /TCRBV6S3, Allel 3) insbesondere bei HLA- DRB1*15+ positiven Personen mit einem höheren Risiko für MS verbunden ist. Bei den gesunden HLA-DRB1*15 positiven Probanden war diese Allelkombination nur äußerst selten zu finden (s. Tabelle 8). Tabelle 7: TCRBV-Allelfrequenzen von MS-Patienten und Kontrollen Kontrollen TCRBV unselek- HLA- Allel Nr tiert Patienten HLA- Unselek- HLA- HLA- DRB1*15 DRB1*15 tiert DRB1*15 DRB1*15- + - + BV6S1 1 9,3% 10,8 8,6 9,9 9,1 11,1 2 21,1% 23,1 20,6 18,3 19,7 17,2 3 0,4% 0,0 0,6 0,8 0,6 1,1 4 0,1% 0,0 0,2 0,2 0,0 0,0 5 69,1% 66,1 70,0 70,8 70,6 70,6 1 0,3% 0,2 0,2 0,2 0,0 0,4 2 2,5% 2,4 2,3 7,1 6,6 8,0 3 11,8% 17,0 9,7 6,5 6,3 6,5 4 4,8% 5,7 4,5 2,0 2,9 0,8 5 0,1% 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 7 80,4% 74,5 83,3 84,2 84,3 84,4 BV6S3 Tabelle 8: Zwei-Punkt-Haplotypfrequenzen und LD (∆) zwischen TCRBV6S1- und TCRBV6S3-Allelen von Patienten und Kontrollen Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 51 HaploUntersuchungskollektiv BV6S1 BV6S3 typfre- ∆ x 104 Allel Allel Rel. ∆ χ² quenz X (104) Patienten (N=312) Kontrollen (N=393) Patienten DRB1*15+ 1 3 69 3 0,01 0,0 2 3 309 189 0,35 12,5 1 3 337 226 0,28 22,6 2 3 371 119 0,13 3,1 1 3 94 36 0,06 0,5 2 3 369 244 0,48 11,0 1 3 549 365 0,41 10,4 2 3 49 -344 -0,88 5,0 1 3 35 -37 -0,51 0,3 2 3 202 91 0,35 1,3 1 3 222 138 0,18 7,2 2 3 411 210 0,27 7,9 (N=174) Kontrollen DRB1*15+ (N=106) Patienten DRB1*15(N=131) Kontrollen DRB1*15(N=257) Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 52 3.3.2. Längenpolymorphismus von TCRDVAJ Der TZRα-Gen-Komplex umfasst etwa 1000 kb und ist auf dem langen Arm von Chromosom 14, in der Region q11.2, lokalisiert. Die Gene für die δ-Kette, etwa 20 kb, sind in diesem Bereich integriert [Kay, 1996]. Der Mikrosatellit TCRDVAJ liegt 1,5 kb 3` vom TCRDV3-Locus und 3,8 kb 5` vom TCRAJ61P-Genelement entfernt und wurde als polymorph beschrieben [Cornelis et al., 1992]. Es wurden 11 Allele mit Wiederholungseinheiten von (GT)19 bis (GT)28 sowie (GT)31 beschrieben. Die Längenvarianten des Mikrosatelliten TZRDVAJ zeigen eine 2-gipfelige Verteilung, einen Gipfel bei Allel 5 und einen bei Allel 8. Dieser Verteilungsmodus legte den Verdacht nahe, dass eine mögliche Kopplung oder Korrelation mit funktionell unterschiedlichen Allelen vorliegen könnte. Aufgrund dessen wurde ein diallelischer Polymorphismus des benachbarten Transkriptionselements α mittels SSCP-Analyse und Sequenzierung identifiziert. Die Mikrosatelliten-Allele der TZRDVAJ-Region und Polymorphismen des TEA-Gens kamen zwar häufiger als erwartet gemeinsam vor, waren aber nicht absolut eng miteinander gekoppelt [Gomolka et al., 1995]. Eine Assoziation für MS konnte bei 325 untersuchten Patienten für die Mikrosatelliten-Allele des TZRDVAJ Locus nicht nachgewiesen werden (s. Tabelle 9). 3.3.3. Dialleler Polymorphismus von TEA 1,8 kb stromabwärts von dem Mikrosatelliten TCRDVAJ und 5` vom TCRAJElement-Cluster, liegt eine regulatorische Sequenz, Transcription Element α (TEA). Die Transkription von TEA (kontrolliert durch den TEA-Promoter und dem TCRA-Verstärker) führt vermutlich zum Öffnen des JA-Element-Clusters für das Rearrangement und die Deletion von TCRDJC. TEA zeigt einen diallelen Polymorphismus (TEA1 und TEA2) in der Promotorregion mit jeweils einem Basenaustausch [Gomolka et al. 1995, de Chasseval and de Villarty, 1993]. Eine Assoziation für MS konnte bei 288 untersuchten Patienten für den diallelischen Polymorphismus nicht nachgewiesen werden (s. Tabelle 9). Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 53 3.3.4. Längenpolymorphismus von CD3D Die α- und ß-Kette, bzw. die γ- und δ-Kette des TZR sind nicht kovalent mit dem CD3-Komplex assoziiert. Der CD3-Komplex besteht aus einer γ-, δ- und ε-Kette, die eng gekoppelt auf Chromosom 11q23 lokalisiert sind und koordiniert exprimiert werden. Die ζ- und η-Kette sind auf Chromosom 1q22-23 lokalisiert. Diese 5 Untereinheiten des CD3-Komplexes dienen der Weiterleitung des Signals vom TZR in das Zellinnere. Der Mikrosatellit CD3D wurde unter der Bezeichnung Mfd69 [Weber et al., 1990a] beschrieben. Er ist im Intron 3 des Gens lokalisiert, welches für die δ-Kette des CD3-Komplexes kodiert. Eine Assoziation für MS konnte bei 320 untersuchten MS-Patienten für die Mikrosatelliten-Allele nicht nachgewiesen werden (s. Tabelle 9). 3.4. Assoziationen von Zytokin-Genen und MS 3.4.1. Längenpolymorphismus von IL-1A Die Interleukin-1-Familie besteht aus IL-1A, IL-1B sowie den Rezeptoren IL1RA und IL-1RB. Die Gene, welche für die IL-1-Familie kodieren liegen auf dem langen Arm von Chromosom 2 in der Region q13-21. Zwischen IL-1A und IL-1B besteht nur etwa 26% Homologie. Der Mikrosatellit IL-1A, bestehend aus (CA)n-Wiederholungseinheiten, befindet sich im Intron 5 des IL-1A-Gens. Es sind 9 unterschiedliche Längenvariationen beschrieben [Epplen C. et al., 1994]. Eine Assoziation für MS konnte bei 318 untersuchten MS-Patienten für die Mikrosatelliten-Allele nicht nachgewiesen werden (s. Tabelle 9). 3.4.2. Längenpolymorphismus von IL-2 Das Gen, welches für IL-2 kodiert, liegt auf dem langen Arm von Chromosom 4 in der Region q26-27. Es besteht aus 4 Exons. Der Mikrosatellit liegt in der 3` flankierenden Region des IL-2-Locus und besteht aus einer gemischten (CA)n(CT)m-Wiederholungseinheit. Es sind 17 verschiedene Längenvariationen beschrieben [Epplen C. et al. 1994]. Eine Assoziation für MS konnte bei 324 Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 54 untersuchten Patienten für die Mikrosatelliten-Allele nicht nachgewiesen werden (s. Tabelle 9). 3.4.3. Längenpolymorphismus von IL-5RA Das Gen, welches für den Rezeptor von IL-5 kodiert, liegt auf dem kurzen Arm von Chromosom 3, in der Region p24-26. Der Mikrosatellit IL-5RA, eine (GA)nWiederholungseinheit, befindet sich in der 3` untranslatierten Region (UTR) des IL-5RA-Gens. Es sind 10 verschiedene Längenvarianten beschrieben [Epplen C. et al., 1994]. Eine Assoziation für MS konnte bei 322 untersuchten Patienten für die Mikrosatelliten-Allele nicht nachgewiesen werden (s. Tabelle 9). 3.4.4. Längenpolymorphismus von FGF1A Das Gen, welches für den Fibroblasten-Wachstums-Faktor (FGF) kodiert, befindet sich auf dem langen Arm von Chromosom 5, in der Region q31 [Gospodarowciz et al., 1987]. Es sind 8 verschiedene Längenvarianten beschrieben. Eine Assoziation für MS konnte bei 322 untersuchten Patienten für die Mikrosatelliten-Alelle nicht nachgewiesen werden (s. Tabelle 9). 3.4.5. Längenpolymorphismus von IFNA Interferone wurden erstmalig von Isaacs und Lindenmann 1957 als Proteine mit antiviraler Wirkung beschrieben [Isaacs and Lindemann, 1957]. Interferone werden in 3 Familien, IFNA, IFNB und IFNW, eingeteilt [Diaz et al., 1994]. α-IFN sind Produkte einer Multigenfamilie mit einer Reihe von Pseudogenen. Das natürliche IFNα stellt immer ein Gemisch verschiedener Subtypen dar, das Molekulargewicht der α-IFN liegt zwischen 16-20 kD. Das Gen des schon lange bekannten β-1-IFN ist wie IFNα auf dem Chromosom 9 lokalisiert und weist eine Sequenzhomologie von 40-50% auf. Deshalb geht man von einem gemeinsamen Vorläufergen aus und bezeichnet die IFNα und IFNß1 auch als Typ I IFN. IFNγ repräsentiert den Typ II der Interferone. Die Gene, welche für die IFN vom Typ I kodieren, liegen auf dem kurzen Arm von Chromosom 9, in der Region Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 55 p13-22. Der Mikrosatellit IFNA, bestehend aus einer (CA)n- Wiederholungseinheit, ist in der proximalen Hälfte des IFNA/IFNW-Gen-Cluster lokalisiert [Kwiatkowski and Diaz, 1992]. Eine zunächst auffällige, inverse Korrelation von Allel 1 (N = 319 MS-Patienten, N = 370 Kontrollen; RR = 0,65; p < 0,01) und damit Schutzfaktor konnte nach Korrektur für multiple Vergleiche (pc nicht signifikant) nicht bestätigt werden. Eine solche protektive Wirkung von IFNα- stände im Einklang mit seiner antiviralen Funktion und einer möglicherweise viral ausgelösten MS. Somit konnte keine Assoziation für MS bei den untersuchten 319 Patienten nachgewiesen werden (s. Tabelle 9) Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiple Sklerose........................................................... 56 Tabelle 9: Assoziationen von polymorphen immunrelevanten Genen mit MS 5`flank (GT)n 16(1402) 0,86 JA - IL-1° 2q13-21 Intron 5 (CA)n 10(1308) 0,72 - IL-2 4q26-27 3`flank (CA)n 17(1466) 0,89 IL-5RA 3p24-26 3`UT (GA)n 11(1466) 7(1166) CP f 6p21.3 R/R e LTA (TNFa) DRB1*03d JA DRB1*15c erwartete Heterozygotie Totalb 0,89 phismus 13(740) Polymor- Exon 2 Lokalisation 6p21.3 Chromosom HLA-DRB1* Locus Allele (N) Assoziation mit MSa HLAKomplex JA JA - JA JA - - - - - - - - - 0,78 - - - - - 0,54 - - - - - - - Zytokine FGF1A 5q31 5`UT (GT)n Interferone IFNB/A/W 9p22 Intergen. (CA)n 10(1358) 0,66 [JA] TZR/CD3 CD3D 11q23 TCRDVAJ 14q11.2 TEA 14q11.2 Intron 3 (CA)n [JA] [JA] [JA] [JA] - - - - 9(1410) 0,75 - - - - - 11(1356) 0,77 - - - - - Promotor 2(1222) 0,46 - - - - - Intron 1 (GT)n 5(1446) 0,45 - - - - - 2(1446) 0,41 - - - - - Intergen. (GT)n TCRBV6S1 7q35 TCRBV6S1*1/2 7q35 TCRBV6S3 7q35 Intron 1 (GT)n 6(1458) 0,34 JA JA JA JA JA TCRBV6S7*1/2 7q35 Intron 1 (GT)n 15(1560) 0,83 - - - - - TCRBV6S7 7q35 0,43 - - - - - Exon 2 VElement Exon 2 VElement 2(1560) a [JA]: p-Wert signifikant, pc-Wert nicht signifikant; JA: p-Wert signifikant, pcWert signifikant; b N=288-368; c N=176-208, d N=79-101; e N=157-197 (R/R = schubförmig); f N=137-161 (CP = chronisch progredient) Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 57 4. Diskussion 4.1. Analyse immunrelevanter Genorte mittels Mikrosatelliten Im Gegensatz zu Restriktions-Fragment-Längen-Polymorphismen (RFLPs) haben Fragmentlängendifferenzen repetitiver Sequenzen, sogenannte Mikrosatelliten, einen höheren Informationsgehalt. Bei RFLP finden sich meist 2 Allele, während die oft verwendeten Mikrosatelliten-Marker i.d.R. 15 (+/-10) Allele aufweisen. Der technische Ablauf konnte so organisiert werden (Pipettierautomaten, Mikrotiterplatten, PCR-Maschinen), dass in einem Arbeitsgang die DNA von 96 Proben in mehreren Mikrotiterplatten vorgelegt wurde. Bei geeigneter Auswahl von Startermolekülen für die PCR können der Fragmentlängenbereich festgelegt und so mehrere Loci (Marker) gleichzeitig untersucht werden (Multiplex PCR, d.h. bis zu 3 PCR-Systeme gleichzeitig). Auf diese Weise konnte eine Vielzahl von Analysen in kurzer Zeit und kostengünstig durchgeführt werden. Mikrosatelliten sind über das gesamte Genom verteilt und häufig hochpolymorph (Heterozygotierate > 0,70) [Weber, 1990b, Edwards et al., 1991]. Mikrosatelliten, welche als Marker für Kandidatengene in Frage kommen, liegen entweder intronisch, im 3`UTR, im 5`UTR oder das Gen flankierend. Die Relevanz unterschiedlicher Allel-Verteilungen intronischer Wiederholungseinheiten (Mikrosatellitenallele) als Marker exonischer Polymorphismen ist für einige der eingesetzten Mikrosatelliten beschrieben. Ein Beispiel ist die Allel-Verteilung einiger TZRBV-Mikrosatelliten (TZRBV6S1 und TZRBV6S7), welche je nach Länge ihrer Wiederholungseinheiten eine Assoziation mit bestimmten exonischen Polymorphismen zeigen [Gomolka et al., 1994]. Für die Korrelation der Mikrosatellitenallele mit exonischen Polymorphismen konnten Expressionsunterschiede nachgewiesen werden [Vissinga et al., 1994], die Auswirkungen auf den Verlauf der Immunantwort haben können. Mikrosatellitensysteme sind als Marker für Assoziationsstudien geeignet, wenn ihre Mutationsrate nicht derart hoch ist, dass Kopplungsungleichgewichte zu Suszeptibilitätsgenen nicht mehr nachgewiesen werden können. Des Weiteren Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 58 gelten sie als hochinformativ, wenn sie eine Heterozygotierate > 70 bzw. einen PIC > 0,70 (Polymorphismus-Informationsgehalt) zeigen. Untersuchungen über die Variabilität von Mikrosatelliten-Allelen zwischen und innerhalb von Populationen zeigten, dass z.T. signifikante Unterschiede vorliegen [Gomolka et al., 1994, Wall et al., 1993, Edwards et al., 1992]. Somit muss jedes Mikrosatellitensystem in den unterschiedlichen ethnischen Gruppen separat untersucht werden, um zuverlässige Aussagen über die Allelfrequenzen und über eine mögliche Relevanz für die Prädisposition zu verschiedenen Autoimmunerkrankungen machen zu können. Insbesondere können Assoziationsstudien in ihrer Relevanz stark eingeschränkt bzw. verfälscht werden, wenn die zum Vergleich gezogenen gesunden Probanden nicht auf die ethnische Gruppe der untersuchten Patienten abgestimmt sind. Unterschiede in der Allelfrequenz von Populationen können auf verschiedenen Faktoren beruhen (Selektionsdruck, genetische Drift, Gründereffekte u.a.). Diese Fehlermöglichkeit bzgl. der Zusammensetzung des Patienten- und Kontrollkollektivs konnte in dieser Studie weitestgehend ausgeschlossen werden. In die Untersuchung wurden nur Kaukasier aus dem Umkreis von Bochum, Göttingen und Hamburg einbezogen. Klimatische Verhältnisse und Bevölkerungszusammensetzung der Patienten- und Kontrollpopulationen dürften sich weitgehend entsprechen. Mittels der verwendeten genetischen Marker (Mikrosatellitensysteme) sollte überprüft werden, ob die gewählten Kandidatengene als Prädispositionsfaktoren für die MS in Betracht kommen (Suszeptibilitätsgene). Hierbei geht man davon aus, dass Mutationen in funktionell relevanten Bereichen eines Gens gemeinsam mit einer oder mehreren konsekutiven Längenvarianten vorkommen. Eine enge Korrelation eines Polymorphismus und der Längenvariante(n) des Mikrosatelliten erlaubt so eine technisch einfache indirekte Typisierung. Sind solche strengen Kopplungen noch nicht bekannt, so kann das Suchverfahren mittels Mikrosatellitenanalyse ein Indikator für benachbarte evtl. funktionell relevante Polymorphismen sein. Hinweisend sind insbesondere Assoziationen bestimmter Allele mit dem Krankheitsbild und zweigipflige Allelverteilungskurven. Die Vererbung von Suszeptibilitätsgenen kann dominant, rezessiv oder kodominant erfolgen. Somit müssen neben der Ermittlung der Allelfrequenz auch die Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 59 Phänotyp- und Genotypfrequenz bestimmt werden. Während bei dominanter, u.U. auch bei kodominanter Vererbung das Vorhandensein von nur einem betreffenden Allel für eine Prädiposition ausreicht (Analyse mittels Vergleich der Phänotypfrequenz), so bedarf es bei rezessiver Vererbung der Untersuchung auf Homozygotie der betreffenden Allele. Bei der vorliegenden Arbeit wurde davon ausgegangen, dass die untersuchten Marker entweder zur Manifestation der MS beitragen oder den Krankheitsverlauf beeinflussen. Deshalb wurden Patienten mit schubförmigem Verlauf, mit sekundär progredientem Verlauf oder mit chronischem Verlauf ebenfalls evaluiert. Da anzunehmen ist, dass mehrere genetische Faktoren gemeinsam zur MS prädisponieren, wurden die hier untersuchten genetischen Marker noch zusätzlich in den Patientengruppen ausgewertet, die bereits einen der bekannten genetischen Prädispositionsfaktoren tragen, nämlich HLA-DRB1*15 oder HLADRB1*03, oder für die beiden Merkmale negativ sind. Diese Gruppen wurden mit den entsprechenden Subgruppen des Kontrollkollektivs verglichen. 4.2. Gene des MHC-Komplexes als Prädispositionsfaktoren für MS 4.2.1. HLA-DRB1 Allele und MS Der MHC enthält mehr als 200 bekannte Gene; eine Besonderheit ist die geringe Rekombinationhäufigkeit von etwa 1% (2-3 cM) für eine genetische Distanz von 8 Millionen Basenpaaren. Deshalb erben die meisten Menschen je einen unveränderten (nicht rekombinierten) Chromosomenabschnitt. Dieser Chromosomenabschnitt (Haplotyp) enthält i.d.R. die Allele der MHC-Gene von einem der beiden möglichen Chromosomen der Mutter, während der zweite Haplotyp die Allele eines Chromosomenabschnitts des Vaters enthält, ausgenommen bei Rekombinationsereignissen. Auffällig ist, dass sich Haplotypfrequenzen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen unterscheiden. So finden sich die Haplotypfrequenzen HLA-A1 und HLA-B8 5mal häufiger als erwartet in der Bevölkerung von Boston [Crozo et al., 1995]. Diese Diskrepanz, dass bestimmte Haplotypen häufiger oder seltener auftreten als bei einem genetischen Gleich- Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 60 gewicht der Allele zu erwarten wäre, beruht auf dem sog. Kopplungsungleichgewicht. Das Kopplungsungleichgewicht reflektiert möglicherweise eine relativ späte Entstehung einiger Allele, bevorzugte Fortpflanzung innerhalb von Populationen, Selektion bestimmter Haplotypen (z.B. Schutz vor der schweren Form der Malaria [Hill and Allsopp, 1991] bei bestimmten MHC-I- oder MHC-IIMolekülen) oder eine Unterdrückung genetischer Rekombinationen. Das Kopplungsungleichgewicht ist ein wesentlicher Faktor bei der Suche nach Suszeptibilitätsgenen. Seit den 70er Jahren ist die Assoziation bestimmter HLA-Typen mit der MS bekannt. Bei Kaukasiern zeigt sich eine Assoziation zwischen den Haplotypen DRB1*1501, DRB1*0101, DQA1*0102 und DQB2*0602 und dem Risiko für MS [Olerup and Hillert, 1991]. Während HLA-DRB1*1501 bei nicht verwandten Patienten eine Assoziation zeigte, konnte dieses für Familienstudien nicht bestätigt werden [Kellar-Wood et al., 1995]. Es zeigte sich bei den untersuchten deutschen Patienten und gesunden Kontrollen eine Erhöhung des relativen Risikos für die HLA-Typen DRB1*15 und DRB1*03, ähnlich der bei den Schweden aus der Studie von Olerup [Olerup and Hillert, 1991]. Mindestens einen dieser beiden HLA-Typen exprimierten 75% der untersuchten Patienten. Diese Assoziation lässt sich am besten durch das Vorhandensein von bestimmten unterschiedlichen Genkombinationen bei bestimmten Gruppen von Patienten erklären. Eine Korrelation bestimmter HLA-Allele bei MS-Patienten und dem Krankheitsverlauf [Olerup et al., 1989] konnte für die hier untersuchte Patientengruppe nicht bestätigt werden. Welche Gemeinsamkeiten besitzen die beiden HLA-DRB1 Allele, die ein häufigeres Vorkommen von HLA-DRB1*15 und HLA-DRB1*03 erklären könnten? Bei der Rheumatoiden Arthritis, einer chronisch-entzündlichen Systemerkrankung, findet sich eine Assoziation mit DR1, bestimmten DR4-Subtypen und einem bestimmten DRw6-Typ. Bei diesen HLA-DRB1-Allelen finden sich in der 3. hypervariablen Region Gemeinsamkeiten in der Antigenbindungsstelle, die über ein gemeinsames potentielles Antigen die Assoziation erklären. Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 61 Bei den prädisponierenden HLA-Allelen der MS gibt es kein gemeinsames Epitop. Hier kann man von zwei Hypothesen ausgehen: 1. Bei der MS gibt es verschiedene potentielle Autoantigene, welche Bestandteile des Myelins (MBP, PLP, MOG und MAG) sind. Es ist somit möglich, dass ein bestimmtes MHC-Molekül eines dieser Autoantigene besonders effektiv präsentieren kann, ist dann auch noch eine T-Zelle mit einem geeigneten Rezeptor vorhanden, kommt es zur Autoimmunität. Ein anderes potentielles Autoantigen könnte eine andere Kombination von TZR und MHCMolekül erforderlich machen. 2. Die ermittelten prädisponierenden HLA-DRB1*-Allele spielen keine unmittelbare Rolle, sondern bestimmte Allele von Genen, die im Kopplungsungleichgewicht mit dem HLA-Allel sind (s. Abschnitt über TNFa und MS). 4.2.2. TNFa und MS ZNS-Läsionen im zentralen Nervensystem von MS-Patienten sind charakterisiert durch eine Migration und Infiltration von MHC-Klasse-II positiven Zellen und Lymphozyten durch die Blut-Hirn-Schranke, Demyelinisierung der Nervenzellen und Astrocyten-Proliferation. TNFα und LTα (TNFß) sind in Astrocyten von Entmarkungsherden nachgewiesen worden, sie werden von infiltrierten Makrophagen und Mikrogliazellen gebildet. Des weiteren wurde eine erhöhte Konzentration dieser Zytokine im Liquor von Patienten mit aktiver MS festgestellt. In Zellkulturen von ZNS-Gewebe zeigte TNFα eine hohe zytotoxische Aktivität gegenüber Oligodendrozyten, es induziert den Zelltod von Oligodendrozyten mittels Apoptose [Selmaj et al., 1991a]. Die TNFα-Konzentration im Liquor von MS-Patienten mit chronisch progredientem Verlauf ist höher als bei den Patienten mit stabilem Verlauf [Sharief and Hentges, 1991]. Bei Untersuchungen an transgenen Mäusen bewirkte eine hohe Expression von TNFα in Astrozyten die spontane Manifestation einer experimentellen allergischen Encephalomyelitis (EAE) mit toxischer Wirkung auf Oligodendrozyten [Taupin et al., 1997, Probert et al., 1995]. Der pathogene Effekt auf Oligodendrozyten lässt sich durch Injektion entsprechender Antagonisten oder monoklonaler Antikörper Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 62 (= mAK) gegen TNF in Tiermodellen aufheben. Eine Behandlung mit mAK, die spezifisch für TNF sind, konnte die Entwicklung einer experimentellen allergischen Encephalomyelitis (EAE) verhindern [Ruddle et al., 1990]. Des Weiteren korreliert die Höhe der TNFα-mRNA-Konzentration mit der Schwere der EAE [Renno et al., 1995]. Eine verstärkte Expression von TNFα findet sich in einer Reihe von ZNS-Erkrankungen (MS, AIDS, Morbus Parkinson, u.a.) [Taupin et al., 1997]. Somit hat TNF möglicherweise eine entscheidende Funktion bei der Pathogenese der MS [Vasalli, 1992]. Die Assoziation des Auftretens von TNF-Produktion und eines bestimmten HLA-Typs könnte auf einem Kopplungsungleichgewicht zwischen HLA- und TNF-Allelen beruhen [Pociot et al., 1993]. Somit geben Assoziationen von bestimmten HLA-Allelen evtl. nur Hinweise auf die prädisponierenden TNF-Allele, welche dann die eigentlichen strukturellen oder regulatorischen Defekte tragen. Die ermittelte Assoziation des TNFa-Mikrosatellitenallels TNFa11 in dieser Studie zeigte, dass die Assoziation durch das Kopplungsungleichgewicht mit HLADRB1*15 bedingt war. Mittels der 2 mal 4 Tafel nach Svejgaard wurde die unabhängige Assoziation des HLA-DRB1-Gens vom TNFa11-Gen statistisch belegt. Diese Untersuchung schließt jedoch nicht aus, dass andere Gene des MHC-Komplexes, die ebenfalls im Kopplungsungleichgewicht mit HLA-DRB1 stehen, die eigentlichen Kandidatengene sind. Andere potentielle Kandidatengene der TNF-Region (TNFα, LTα, LTß und das Leukozyten spezifische Transkript 1 = LST-1) sollten unmittelbar untersucht werden. Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 63 4.3. TZR-Komplex und MS 4.3.1. Die TCRBV6-Familie Die Gene, welche für die TZRB-Kette kodieren, sind in einem Bereich von 600 kb auf dem langen Arm von Chromosom 7q35 angeordnet. Es wurden 34 TCRBV-Familien beschrieben, von denen die meisten aus nur jeweils einem Mitglied bestehen [Slightom et al., 1994]. Fast alle der zuletzt beschriebenen Familien bestehen aus Pseudogenen, so dass neuere Studien von 58 funktionell exprimierten TCRBV-Genen ausgehen [Wei et al., 1994]. Bei der Untersuchung dieser Region auf mögliche genetische Prädispositionen für MS wurden in den meisten Studien RFLP-Analysen durchgeführt [Vandevyver et al., 1994, Hillert et al., 1991, Lynch et al., 1991, Fugger et al., 1990b]. Nur in einer Studie ist ein Mikrosatellit eingesetzt worden [Wood et al., 1995]. Die in dieser Studie eingesetzten Mikrosatelliten sind im ersten Intron der TCRBV6S1-, TCRBV6S3und TCRBV6S7-Elemente lokalisiert. Eine Assoziation bestimmter Allele konnte für TCRBV6S1 und TCRBV6S7 weder für die Mikrosatelliten- noch für die exonischen Polymorphismen nachgewiesen werden. Auch eine Betrachtung der Genotyp- und Phänotypfrequenzen unter Berücksichtigung der HLA-Typen HLA-DRB1*15 und HLA-DRB1*03 sowie der unterschiedlichen Verlaufsformen der MS zeigte keine Auffälligkeiten. Es fand sich aber eine signifikante Assoziation von Allel 2 des TCRBV6S3 Allels (RR = 2,72; pc < 0,006), die sich in Kombination mit dem HLA-DRB1*03 deutlich erhöhte (RR = 22,03; pc < 0,005). Interessanterweise besaß nur ein Individuum der 81 HLA-DRB1*03 positiven Kontrollpersonen dieses Allel 2. Bei einer Prävalenz von etwa 0,001 würde man in einer Kontrollgruppe von ca. 500 Individuen einen potentiellen MS-Patienten erwarten. Somit ist es denkbar, dass dieses Individuum zu einem späteren Zeitpunkt noch eine MS aufzeigen könnte. Weiterführende Analysen müssen nun zeigen, ob im kodierenden Sequenzbereich funktionell relevante Polymorphismen lokalisiert sind, die hier evtl. indirekt erfasst wurden. Ein funktionell relevanter Polymorphismus muss jedoch nicht in dem Gen selbst lokalisiert sein, er kann sich auch in einem der benachbarten Gene befinden. Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 64 Eine Zwei-Punkt-Haplotypanalyse zeigte Unterschiede im Kopplungsungleichgewicht der Mikrosatelliten TCRBV6S1 und TCRBV6S3. Ein Kopplungsungleichgewicht kann jedoch durch genetischen Drift sowie durch Zu- und Abwanderungen innerhalb einer Population deutlich beeinflusst werden [Ohta, 1982]. Darum sind hieraus ermittelte Schlussfolgerungen stets mit entsprechender Vorsicht zu ziehen. Kopplungsungleichgewichte, welche auf funktionellen Wechselwirkungen beruhen, lassen sich auf Grund bestimmter Charakteristika für Kopplungsungleichgewichte definieren [Thomson et al., 1987]. Der Haplotyp TCRBV6S1*2/ TCRBV6S3*3 war vorherrschend bei den untersuchten Patienten, wohingegen der Haplotyp TCRBV6S1*1/TCRBV6S3*3 bei den gesunden Probanden dominierte. Unter Berücksichtigung von HLA-DRB1*15 zeigt sich bei HLA-DRB1*15+ Patienten ein vermehrtes Vorkommen des Haplotyps TCRBV6S1*2/TCRBV6S3*3, hingegen findet man bei den HLA-DRB1*15- Patienten eine leichte Unterpräsentation dieses Haplotyps. Bei den Kontrollpersonen zeigt sich dieser Haplotyp bei den HLA-DRB1*15+, während er bei den HLA-DRB1*15- fast völlig fehlt. Somit scheint der Haplotyp TCRBV6S1*2/TCRBV6S3*3 bei HLA-DRB1*15+ ein Prädispositionsfaktor zu sein. In weiterführenden Untersuchungen ist zu klären, welches der 18 TCRBVGene innerhalb dieser Kopplungsgruppe für das Krankheitsbild relevant ist. Kann die ursächliche Beteiligung eines bestimmten T-Zellrezeptor Allels ermittelt werden, wäre die Entwicklung einer T-Zellvakzine denkbar. Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 65 4.3.2. TCRDVAJ und TEA Das TEA liegt 1,8 kb stromabwärts vom Mikrosatelliten TCRDVAJ und 5` vom TCRAJ-Element-Cluster. Die TEA-Transkription ist begrenzt auf die Entwicklung von T-Zellen im Thymus [Wilson et al., 1996]. Die Transkription von TEA führt vermutlich zum Öffnen des Jα-Clusters für die V(D)J-Rekombinase [de Villartay and Cohen, 1990]. Untersuchungen an Mäusen mit einer Deletion des TEAGens zeigten, dass die Trankription von TEA für das Rearrangement nur bei einer kleinen Gruppe von Jα-Segmenten (Jα61-Jα53) zwingend erforderlich ist [Villey et al., 1996]. Bei den untersuchten Patienten zeigte sich keine Prädisposition für den diallelischen Polymorphismus von TEA. Für die TZRα-Kette konnte bisher weder für die variable noch für die konstante Region eine Korrelation zur MS nachgewiesen werden [Eoli et al. 1994]. Ebenso wenig zeigten Familienstudien auffällige Assoziationen zwischen MS und der TZRα-Kette [Lynch et al., 1992]. Der Mikrosatelliten-Marker TCRDVAJ, welcher zwischen DV und AJ61P lokalisiert ist, zeigte keine Prädisposition für MS. Auch bei Berücksichtigung des HLA-Typs (HLA-DRB1*15 und 03) und des unterschiedlichen Krankheitsverlaufes (schubförmig oder chronisch progredient) zeigten sich keine Auffälligkeiten. Eine Übersicht der bisherigen Untersuchungen von Assoziationen von Genen der TZRα-Kette liefert Compston et al. [1995]. 4.4. Zytokine und Zytokin-Rezeptoren Zytokine wirken u.a. toxisch auf Oligodendrozyten und Myelinscheiden von Nervenzellen im ZNS. Darüber hinaus verstärken sie die Aktivität von Entzündungszellen. Weder IL-1 noch die bisher in keiner anderen Studie untersuchten Mikrosatelliten-Marker für IL-2, IL-5R oder FGF1A zeigten eine auffällige Assoziation ihrer Allel-Verteilung mit einer Prädisposition für MS. Das Allel 7 des hochpolymorphen Markers für die IFNA/W/B-Region fand sich bei Patienten (8%) häufiger vor als bei den gesunden Probanden (1%), jedoch war dieser Unterschied nach Korrektur der p-Werte nicht mehr signifikant. Das Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 66 Allel 2 hingegen kam bei den gesunden Probanden (49%) häufiger vor als bei den Patienten (39%) und hätte somit protektive Wirkung. Der Unterschied beider Gruppen war jedoch nach Korrektur der p-Werte ebenfalls nicht signifikant. Interferone wurden primär als zelluläre Abwehrstoffe gegen die Ausbreitung von Virusinfektionen im Gewebe entdeckt [Isaacs and Lindenmann, 1957]. Durch Induktion verschiedener Stoffwechselprozesse verhindern sie die Virusvermehrung. Neben der antiviralen Wirkung (Hemmung der Virus-Replikation in der Wirtszelle) induzieren Interferone die Expression von MHC-Klasse I und die Produktion von TAP sowie die Aktivierung von NK-Zellen. Zusätzlich besitzen sie antiproliferative Wirkung auf Tumoren sowie immunmodulatorische Aktivität bei Autoimmunerkrankungen. IFNα zeichnet sich neben seiner antiviralen Wirkung besonders durch die Induktion der Expression von MHC-Klasse I und zusätzlich MHC-Klasse II aber auch durch die Aktivierung der NK-Zellen (Steigerung der Zytotoxizität) und Makrophagen (erhöhte Phagozytosekapazität) aus. Das prädisponierende oder das protektive Allel des intergenischen Mikrosatelliten könnte hinweisend sein auf einen funktionell relevanten Polymorphismus, der entweder im Interferon-beta Gen oder in einem der Interferon-alpha Gene lokalisiert ist. Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 67 5. Zusammenfassung Der Einfluss genetischer Faktoren wird deutlich durch Adoptionsstudien, während sich der Beitrag von postulierten Umweltfaktoren, z.B. das geographische Nord-Süd-Gefälle, unter Berücksichtigung von alterskorrigierten Erkrankungswahrscheinlichkeiten relativiert. Meine molekularbiologischen Untersuchungen unterstreichen die Relevanz genetischer Prädispositionsfaktoren bei der MS. Die Studie zeigt , dass insbesondere unter Berücksichtigung von Kandidatengenkombinationen signifikante prädisponierende genetische Merkmale bei der MS erfasst werden können. Darüber hinaus weist die Studie auf genetische Heterogenität bei der MS hin, d.h. MS Patienten können unabhängig von ihrem Krankheitsverlauf unterschiedliche Kombinationen prädisponierender Gene aufweisen. Es scheint aber auch solche Prädispositionsfaktoren zu geben, die den Krankheitsverlauf mitbestimmen. Hieraus ergibt sich ein Beitrag genetischer Faktoren bei der MS, der weitaus komplexer ist, als zunächst angenommen wurde. Dennoch werden eine standardisierte klinische Charakterisierung von MS-Patienten und die Erstellung umfangreicher DNA-Profile dazu beitragen können, verlässliche Parameter für Diagnostik, Prognose und Therapie zu etablieren. Eine zentrale Rolle wird weiterhin die Untersuchung von T-Zellen haben, die in der Pathogenese der Autoimmunerkrankung im Vordergrund stehen. Der Haplotyp TCRBV6S1*2 / TCRBV6S3*3 ist bei HLA-DRB1*15+ Patienten signifikant mit dem Krankheitsbild assoziiert. In weiterführenden Untersuchungen ist zu klären, welches der 18 TCRBV-Gene innerhalb dieser Kopplungsgruppe für das Krankheitsbild relevant ist. Kann die ursächliche Beteiligung eines bestimmten T-Zellrezeptor Allels ermittelt werden, wäre die Entwicklung einer TZellvakzine denkbar. Pathophysiologische Untersuchungen der Demyelinisierung und Remyelinisierung könnten weitere Kandidatengene erkennen lassen, die nicht ausschließlich dem Immunsystem zuzuordnen sind. Gegebenfalls lassen sich auch hier therapeutische Strategien ableiten, die den Demyeliniserungsprozess verzögern, bzw. den Remyelinisierungsprozess unterstützen. Neben den rein genomischen Analysen könnten RNA-Expressionsprofile und Protein-Analysen, insbesondere zur Erfassung des Krankheitsverlaufs und zum Therapie-Monitoring, künftig einen Beitrag leisten. Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 68 6. Literaturverzeichnis Ada, G. L., Rose, N. R. (1988). The initiation and early development of autoimmune diseases. Clin. Immunol. Immunopathol. 47, 3-9 Arai, K., Lee, F., Miyajima, A., Miyatake, S., Arai, N. (1990). Cytokines: Coordinators of immune and inflammatory response. Annu. Rev. Biochem. 59, 783-790 Arnold, A., Albert, E. D. (1976). 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Unter den vielen, stets hilfsbereiten Kollegen in der Abteilung möchte ich zwei namentlich hervorheben, welche mir als Medizinstudent das praktische Arbeiten überhaupt erst ermöglicht haben: Frau G. Schlüter und Frau G. Rodepeter. Außerhalb der Abteilung gilt mein ganz besonderer Dank sowohl für die Unterstützung bei der Überarbeitung des Layouts der Dissertation als auch für das unzählige Korrekturlesen Frau S. Geisler. Für Inspiration und Korrektur sowie Verzicht auf viele gemeinsame Stunden möchte ich meiner Lebensgefährtin Pamela Christin Thissen danken. Natürlich möchte ich nicht vergessen, meiner Mutter R. D’Souza und meinem Bruder M. D’Souza für ihre Geduld beim langen Warten auf den Abschluß der Doktorarbeit zu danken. Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 84 Lebenslauf Persönliche Daten: Name: Marcus D`Souza Adresse: Jägerhaus 95, 42287 Wuppertal Telefonnummer: 0202/4604696 Geburtsdatum und -ort: 05.07.1969, Wuppertal Staatsangehörigkeit: deutsch Familienstand: ledig Ausbildung: 2003 – AiP in der Klinik für Neurologie des St. Josef Hospitals in Bochum 1991 – 2002 Medizinstudium an der Ruhr-Universität Bochum 1990 – 1991 Zahnmedizinstudium – Universität zu Köln 1989 – 1990 Zivildienst im Krankenpflegeheim „Haus Abendfrieden“, und in der Stiftung Tannenhof, beides Remscheid 1980 – 1989 Carl-Duisberg-Gymnasium, Wuppertal; Abschluss Abitur Wissenschaftliche Erfahrung: 2003 - Aufbau eines Labors für Neurogenetik im Zentrum für klinische Forschung (ZKF) an der Ruhr-Universität Bochum. Forschungsarbeit über den genetischen Hintergrund bei Morbus Parkinson und Betreuung einer Doktorarbeit „Mutationen im TOR1-Gen bei Parkinson-Patienten“ Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 2003 85 Stipendium für “The Baltic Summer School” in Kiel: Neurodegenerative diseases: mechanisms and principles of rational treatment. Theoretical part, 17.08.-29.08.03: Basic and Clinical Sciences of Neurodegenerative Diseases; Practical part, 01.09.-12.09.03: Clinical Management of PD and Tremor. 1997 Teilnahme und Posterpräsentation auf dem 4.Workshop Neurogenetik 2.-4.Oktober 1997 in Bochum 1994-1997 Doktorarbeit in der Molekulargenetik: “Immungenetische Prädispositionsfaktoren der Multiplen Sklerose“, Institut für Humangenetik der Ruhr-Universität Bochum. Eigene Seminare über Immungenetik und Immunologie 1995 – 1996 USA-Aufenthalt Famulatur in der klinischen Genetik in der Abteilung für Kinderheilkunde und Forschungsarbeit in der Molekulargenetik “Fabry disease“, Abteilung für Humangenetik, beides Mount Sinai School of Medicine, New York City, N.Y., USA Praktische Erfahrung: 2001 – 2002 Dozententätigkeit für die Ausbildung von Rettungsassistenten der Berufsfeuerwehr in Herne (Neurologie und Pathologie) 1997 – 2000 Dozententätigkeit für die Ausbildung von Krankenschwestern und -pflegern am Bethesda Krankenhaus in Wuppertal (Anatomie, Physiologie, Mikrobiologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Pathologie) Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 1994 – 1997 86 Dozententätigkeit für die Ausbildung von Krankenschwestern und -pflegern am St. Elisabeth- Krankenhaus in Bochum (Anatomie, Physiologie, Mikrobiologie, Neurologie /Neurochirurgie, Pathologie, Innere Medizin und Chirurgie) 1994 – 1997 Nachtwachen auf der internistischen, septischen, chirurgischen und orthopädischen Station im St. Josef-Krankenhaus, Wuppertal 1993 – 1997 Famulatur in der Gastroenterologie Prof. Menge, Remscheid Kardiologie Prof. Gülker, Wuppertal Unfallchirurgie Prof. Ahlers, Leverkusen Neurologie Prof. Przuntek, Bochum Humangenetik Prof. Epplen, Bochum Pathologie Prof. Morgenroth, Bochum Veröffentlichungen: Epplen, C., Buitkamp, J., D`Souza, M., Epplen, J. T. (1995). Immunoprinting reveals different genetic bases for (auto)immune diseases. Electrophoresis 16, 1993-1997 Epplen, C., D`Souza, M., Jäckel, S., Santos, E., Pöhlau, D., Weber, F., Sindern, E., Haupts, M., Epplen, J. T. (1996). Genetic Predisposition factors In Multiple Sclerosis. Journal of Neurology 243, 1 Epplen, C., Jäckel, S., Santos, E., D`Souza, M., Pöhlau, D., Dotzauer, B., Sindern, E., Haupts, M., Rüde, K.-P., Weber, F., Stöver, J., Poser, S., Gehler, W., Malin, J.-P., Przuntek, H., Epplen, J. T. (1997). Genetic Predisposition to Multiple Sclerosis as Revealed by Immunoprinting. Annals of Neurology 41, 341-352 Immungenetische Grundlagen der Multiplen Sklerose-------------------------------------------------------- 87 Epplen, C., D`Souza, M., Pöhlau, D., Sindern, E., Haupts, M., Epplen, J. T. (1997). Poly-morphisms of HLA-DRB1 and TCRBV genes confer susceptibility for Multiple Sclerosis. Medizinische Genetik 1, 39 Epplen, C., Jäckel, S., D`Souza, M., Epplen, J. T. (1997). Genetic Predisposition in Multiple Sclerosis. Medizinische Genetik 3, 474 D`Souza, M., Kauth, M., Frank, G., Epplen, J. T., Pöhlau, D., Sindern, E., Haupts, M., Weber, F., Epplen, C. (1997). Polymorphisms of HLA-DRB1 and TCRNBV genes confer susceptibility for Multiple Sclerosis. Medizinische Genetik 3, 474 Eng, C. M., Ashly, G. A., Burgert, T. S., Enriquez, A. L., D`Souza, M., Desnick, R. J. (1997). Fabry disease: Thirty-five Mutations in the alpha-Galactosidase A Gene in Patients with Classic and Variant Phenotypes. Molecular Medicine 3, 174-182