Abdomen und Becken 2.5 2. Organe Magen: Wandaufbau und Histologie endoskopische Lichtquelle Fundus gastricus Oesophagus, Tunica adventitia Tunica muscularis des Oesophagus, Stratum longitudinale Pars cardiaca Tunica muscularis, Stratum circulare Curvatura minor M. sphincter pylori Curvatura major Incisura angularis Corpus gastricum Tunica muscularis, Stratum longitudinale Duodenum, Pars superior Tunica muscularis, Fibrae obliquae Plicae gastricae A Muskelschichten Sicht von ventral auf die Vorderwand des Magens, Tunica serosa und Tela subserosa entfernt, Muskulatur an mehreren Stellen gefenstert. Die gesamte Magenwand ist zwischen 3 und ca. 10 mm dick (einzelne Schichten s. B). Ihre Tunica muscularis besteht fast im ganzen Magen nicht aus zwei (wie bei anderen Hohlorganen des Magen-Darm-Traktes), sondern aus drei Muskelschichten: • Längsmuskelschicht (Stratum longitudinale): besonders ausgeprägt an der großen Kurvatur (stärkste Längenausdehnung); • innere Ringmuskelschicht (Stratum circulare), deutlich ausgeprägt im Corpus gastricum, am stärksten im Canalis pyloricus (ringmuskulärer Sphinkter, s. S. 184); • innerste schräge Muskelschicht (Fibrae obliquae), die aus dem Stratum circulare hervorgeht und am Corpus gastricum gut sichtbar ist. Die dreischichtige Muskulatur ermöglicht dem Magen ausgeprägte Schaukelbewegungen. Dabei werden feste Nahrungsbestandteile im säurehaltigen Magensaft mit Wucht gegen die Magenwand geschleudert und bis auf ca. 1 mm verkleinert. So können sie den Pylorus ungehindert passieren. Die längs angeordneten Magenfalten oder Plicae gastricae (Reservefalten, die je nach Füllung des Magens mehr oder weniger verstreichen) bilden Straßen („Magenstraßen“ = Canalis gastricus) und führen Flüssigkeiten sehr schnell vom Mageneingang zum Pylorus. 186 Schünke, Schulte, Schumacher: Prometheus (ISBN 3131395311), © 2005 Georg Thieme Verlag Abdomen und Becken Areae gastricae 2. Organe Oberflächenepithel Foveola gastrica Foveola gastrica Stammzelle Lamina epithelialis Tunica mucosa Nebenzelle s. b Lamina propria Drüsenhals Belegzelle (Parietalzelle) Lamina muscularis Hauptzelle Tela submucosa Hauptteil der Drüse (verkürzt) Fibrae obliquae Tunica muscularis endokrine Zelle Stratum circulare Stratum longitudinale a Lamina muscularis mucosae Plexus submucosus Tunica serosa Tela subserosa B Aufbau von Magenwand und -drüsen a Der Aufbau der Magenwand ist charakteristisch für den Schichtaufbau der Hohlorgane des gesamten Magen-Darm-Traktes und wird daher hier exemplarisch dargestellt. Ausnahme beim Magen: Die Tunica muscularis ist nicht zwei-, sondern dreischichtig (vgl. A). Beachte: Tunica serosa (viszerales Blatt des Peritoneum) und Tela subserosa (Bindegewebsschicht zur Befestigung der Serosa mit Leitungsbahnen für die Muskularis) gibt es nur dort, wo das jeweilige Organ von Peritoneum viscerale überzogen ist. Wandanteile ohne Peritonealbezug (z. B. große Wandabschnitte von Duodenum und Colon) haben anstelle von Serosa und Subserosa eine bindegewebig aufgebaute Tunica adventitia, die die Organwand mit dem Bindegewebe der umgebenden Strukturen verbindet. In der Schleimhaut (Tunica mucosa) gibt es spezialisierte Zellen, die sich zu Drüsen anordnen (bei Lupenvergrößerung in den Areae gastricae erkennbar; die Drüsenöffnungen sind die Foveolae gastricae = Magengrübchen, s. b). Diese Drüsen reichen in Corpus gastricum und Pylorus bis zur Muskularis hinunter (tiefe Drüsen = viele Zellen = hohe Drüsenleistung). In der Tela submucosa (Bindegewebsschicht mit Leitungsbahnen zur Versorgung der Mukosa) liegt der Plexus sub- b Tela submucosa mucosus für die viszeromotorische und -sensible Kontrolle der Hohlorgane im Magen-Darm-Trakt. Er ist wie der Plexus myentericus (in der Tunica muscularis zur viszeromotorischen Steuerung der Eingeweidemuskulatur, hier nicht dargestellt) Teil des enterischen Nervensystems, das insgesamt etwa so viele Nervenzellen enthält wie das Rückenmark. b Aufbau der Magendrüsen (nach Lüllmann-Rauch) (stark vergrößerte Drüse aus dem Korpusbereich): In Magenfundus und -korpus werden mehrere Zelltypen unterschieden: • Oberflächenepithelzellen: Bedeckung der Oberfläche und Produktion eines Schleimfilms, • Nebenzellen: Muzinproduktion für zusätzlichen (stärker anionischen) Schleimfilm, • Hauptzellen: Produktion von Pepsinogen (Umwandlung zu Pepsin [Proteinabbau] im Magen), • Belegzellen (Parietalzellen): Produktion von HCl und Intrinsic factor, der zur Vitamin-B12 -Resorption im Ileum benötigt wird, • endokrine Zellen (Gastrinproduktion), • Stammzellen: Teilungsreservoir zum Ersatz der Oberflächenepithelzellen sowie der Drüsenzellen. Ulcus ventriculi Antrum gastricum Plica gastrica a b C Endoskopische Ansicht der Magenschleimhaut a u. b gesunde Magenschleimhaut mit glänzender Oberfläche; c Magenschleimhaut mit Ulcus ventriculi am oberen Bildrand. a Sicht in das Corpus gastricum, Magen durch mäßige Luftinsufflation geringfügig aufgedehnt: deutliche Faltenbildung („Magenstraßen“) durch die geschlängelten Plicae gastricae; b Sicht in das Antrum pyloricum: deutlich geringere Faltenbildung als im Corpus; c c fibrinbedecktes Ulcus ventriculi mit Hämatinspuren. Ein Ulcus ventriculi ist definiert als Gewebsdefekt, der mindestens bis in die Lamina muscularis mucosae reicht, viele Magengeschwüre dehnen sich jedoch bis in tiefere Wandschichten aus. Ursache ist meistens die Infektion mit einem gegenüber Magensäure resistenten Bakterium, dem Helicobacter pylori (aus: Block, Schachschal u. Schmidt: Der Gastroskopie-Trainer. Thieme, Stuttgart 2002). 187 Schünke, Schulte, Schumacher: Prometheus (ISBN 3131395311), © 2005 Georg Thieme Verlag