Virusbedingte Atemwegsinfektionen Fachinformation 0016 Bisher erschienene Fachinformationen: 3HT-Memory-Spot® 11-β-Hydroxy-Steroiddehydrogenase Typ-1 ADMA Aktuelle Diagnostik renaler Störungen Allergische Säuglingskolitis Allergo-Screen®-Konzept Aromatogramm AutoVACC-Oral-E.c. Biochemie der Entgiftung Bor Candida-Diagnostik Coenzym Q10 Colostrum COMP Cortisol und DHEA Depression – eine neuroinflamma- Diagnostik und Therapie bei Störungen der Säure-Basen-Regulation Endotoxinämie Eosinophiles Protein X (EPX) Epstein-Barr-Virus-Infektion Erhöhte Leberwerte - was tun? Erweiterte Prädiabetes-Diagnostik Estronex® Fibromyalgie Florastatus Gesundes Haar Glukokortikoid-Reaktivität Glutathion-Stoffwechsel H2-Atemgasanalysen Hämopyrrolurie (HPU) Helicobacter-pylori-Infektionen Histamin-Intoleranz (HIT) Hormondiagnostik aus Speichel Immunmonitoring Individuelle und symptombezogene Allergiediagnostik Intestinale Parasitosen Intrazelluläres ATP IP10 Komplementäre antiphlogistische Therapie Leaky-Gut-Syndrom LipoMun® Mikronährstoff-Diagnostik: Niacin (Vitamin B3) Nitrostress Nitrotyrosin-Tyrosin-Index NK-Zell-Aktivität Omega-3-Fettsäuren in Schwangerschaft und Stillzeit cPSA Darmkrebs Komplementäre Onkologie Hämatokrit-korrelierte Vollblutanalytik Blastocystis torische Erkrankung Omega-3-Fettsäuren und ADHS Omega-3-Index Organix®-Dysbiose Oxidativer Stress oxLDL p53-Autoantikörper in der Tumordiagnostik Pantothensäure Phyto-Östrogene PLAC®-Test Porphyrine im Urin PräScreen Darm PräScreen Kombi Pregnenolon Prostata Health Psychosomatisch oder somatopsychisch? Reizdarm Reverse T3 Schwermetallbelastungen Störungen der Bauchspeicheldrüsenfunktion Stresshormone und Neurotransmitter T-cellspot® Yersinien Thiole Thymusreserve Titanimplantat-Unverträglichkeit TNF-α-Hemmtest Toleranzinduzierte Immuntherapie Vaginalstatus Viscera® Stuhltest Vitamin D in der Tumorprävention Zecken-übertragbare Erkrankungen Zelluläre Immunologie Zink-Protoporphyrin/Hepcidin 3 Virusbedingte Atemwegsinfektionen Infektionen des Respirationstraktes sind Ausgangspunkt grippaler Infekte sowie der echten Influenza, an der in Deutschland jedes Jahr bis zu 20.000 Menschen sterben. Sollte es zu der von Virologen in absehbarer Zeit erwarteten Influenza-Pandemie* kommen, muss den Prognosen nach mit über 100.000 Todesfällen in Deutschland gerechnet werden. In unmittelbaren Zusammenhang mit einem solchen Szenario wurde das vor einigen Jahren kursierende Vogelgrippevirus H5N1 gebracht, das durch spontane Mutationen für den Menschen jederzeit virulent werden kann. Immunkompetenz und Infektanfälligkeit Die Infektbereitschaft sowie die Risiken hinsichtlich komplikationsreicher und bedrohlicher Krankheitsverläufe oder einer verzögerten Genesung hängen empfindlich von der Immunkompetenz des Patienten ab. Diese steht wiederum in engstem Zusammenhang mit der Mikronährstoffversorgung. Die labordiagnostische Identifizierung von Personen mit eingeschränkten Immunfunktionen oder suboptimaler Mikronährstoffversorgung ermöglicht in diesem Zusammenhang sehr gute Präventionsmöglichkeiten. Ein auf Labordaten gestütztes immunmodulierendes Therapieregime ermöglicht sinnvolle und kontrollierbare Maßnahmen, die zu einer nachhaltigen Stärkung der körpereigenen Abwehr führen. Erkältungsviren Viren stehen bei den infektbedingten Atemwegserkrankungen an erster Stelle. Von besonderer Bedeutung sind Influenza-A- und –B-Viren, Parainfluenza-Viren, Adenoviren, Rhinoviren, Coronaviren, Coxsackie-A- und –B-Viren, ECHOViren und Respiratory-Syncytial-Viren (RSV). RSV, ein zu der Familie der Paramyxoviridae (Genus Pneumovirus) gehörender Erreger, verursacht die häufigsten Infektionen der Atemwege bei Kindern. Doch auch in anderen Altersgruppen kann RSV gerade in den kälteren Monaten zu Infektionen führen. Hiervon sind besonders ältere Menschen wie auch Personen mit Immundefizienz, Immunsuppression sowie solche mit chronischen Lungenerkrankungen betroffen. Bei durch Erkältungsviren verursachten Infektionen wird keine schützende Immunität ausgebildet, so dass wiederholte Virusinfektionen durch den gleichen Erreger besonders bei prädisponierten Personen begünstigt werden. Darüber hinaus treten bei diesen Patienten bevorzugt Komplikationen wie putride Sinusitiden oder Bronchitiden auf, was zu einem langwierigen Verlauf mit verzögerter Rekonvaleszenz führt. Krankheitsbild Erreger Symptomatik Rhinitis Rhinoviren Schnupfen Pharyngitis Parainfluenza-Viren Halsschmerzen Tonsilitis RS-Viren, Korona-Viren, Rhino-Viren, Influenza-Viren Halsschmerzen; Influenzaviren können zusätzlich Muskel- und Gelenkbeschwerden auslösen Laryngitis Parainfluenza-Viren Heiserkeit, Stimmverlust Tracheitis RS-Viren, Rhino-Viren, Influenza-Viren Husten, retrosternaler Schmerz Bronchitis Korona-Viren, Adeno-Viren Husten, Auswurf, Fieber Tab. 1: virale Infektionen des Respirationstraktes * Pandemie: auf große Gebiete eines Landes oder Erdteils übergreifende Epidemie Epidemie: massenhaftes Auftreten einer Infektionskrankheit in einem begrenzten Gebiet und Zeitraum Fachinformation 0016 4 Influenza-Viren Bei der echten Influenza handelt es sich um eine besonders schwere Atemwegsinfektion, die in jedem Jahr im Winter erneut ausbricht und endemisch einen Großteil der Bevölkerung infiziert. In der Regel dauert eine Grippe-Welle 6 bis 8 Wochen und verschwindet meist genauso schnell, wie sie gekommen ist. Eine weltweit grassierende Pandemie ist zu befürchten, wenn ein neuartiges, dem menschlichen Influenza A-Viren sind am weitesten verbreitet. Der Verlauf der Erkrankung variiert von leicht bis sehr schwer. Durch massive Veränderung des Erbgutes entstehen neue Subtypen, bei geringerer Veränderung neue Varianten der Influenza A-Viren. Isolierte Ausbrüche, Epidemien oder Pandemien können durch Influenza A-Viren ausgelöst werden. Influenza B-Viren weisen keine Subtypen auf. Neue Varianten sind möglich, die isolierte Ausbrüche oder Epidemien auslösen können. Der Krankheitsverlauf ist nicht von einer Influenza A zu unterscheiden. Influenza C-Viren treten sporadisch auf und haben nur geringe Bedeutung. Sie verursachen milde Erkrankungen oder gar keine Symptome. Abb. 1: Influenza-Viren Immunsystem völlig unbekanntes Virus entsteht. Durchschnittlich gibt es drei bis viermal in hundert Jahren eine Influenza-Pandemie. Im 20sten Jahrhundert gab es 1918, 1957 und 1968 solche Ereignisse. Vor diesem Hintergrund halten Virologen das Auftreten einer erneuten Pandemie für wahrscheinlich. Die Influenza-Erreger, die die Menschheit seit einigen Jahrhunderten begleiten, wurden um 1930 identifiziert. Das Risiko weltweiter Influenzaepidemien wird maßgeblich davon beeinflusst, wie weit ein Virus verbreitet ist, welches das Potenzial für eine Infektion des Menschen hat. Man unterscheidet 3 Typen von Influenza-Viren mit unterschiedlichen Eigenschaften hinsichtlich Klinik und Verbreitung: Fachinformation 0016 Infektion und Übertragung Voraussetzung für die Infektion von Zellen ist die Fähigkeit des Virus, an den Zellmembranen zu binden. Diese Bindung an die Zielzelle erfolgt über Hämagglutinin, einem viralen Oberflächenantigen. Nach einem Virusbefall stellt die Zelle ihre eigenen Stoffwechselvorgänge ein und produziert ausschließlich neue Viren (bis zu 100.000 Viren pro Zelle), die nun an die Zelloberfläche gebracht werden und dort haften. Das Enzym Neuraminidase spaltet die Bindung an der Zelloberfläche, was die Freisetzung der Viren und somit eine Ausbreitung der Infektion ermöglicht. Dieser bedeutende Infektionszyklus lässt sich therapeutisch nutzen: Wird die Neuraminidase inaktiviert, können die Viren ihre Wirtzelle nicht mehr verlassen, was die Ausbreitung der Influenza-Viren verhindert (Wirkprinzip der NeuraminidaseHemmer, wie z. B. Tamiflu®). 5 Info Nomenklatur Die verschiedenen Subtypen der Influenza A-Viren erhalten detaillierte Kennzeichnungen, die sich aus der Protein­ kombination auf der Virusoberfläche, dem Hämagglutinin (H) und der Neuraminidase (N), ableiten. Sowohl die verschiedenen Subtypen der Influenza A-Viren als auch die Influenza B-Viren werden weiter in Varianten unterteilt. Influenza-Viren werden laut folgendem Schema bezeichnet: Viren werden hauptsächlich durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen. Die Viren können von einer infizierten Person bereits vor dem Auftreten der ersten Krankheitsymptome weitergegeben werden. Auch noch 5 bis 7 Tage nach Ausbruch der Erkrankung besteht Infektionsgefahr für Personen, die mit der infizierten Person in Kontakt kommen. Kinder und besonders Menschen mit geschwächtem Immunsystem scheiden die Grippe-Viren wesentlich länger aus und können somit über einen deutlich längeren Zeitraum weitere Personen anstecken. A/Sydney/5/93 (H1N1) A / Sydney / 5 / 93 (H1N1) Typ Fundort Nummer Jahr der Hämagglutinin des Isolats Isolierung Neuraminidase B / Beijing / 184 / 93 B/Beijing/184/93 Fachinformation 0016 6 Symptome und Verlauf der Influenza Ein grippaler Infekt entwickelt sich langsam und verläuft insgesamt deutlich milder als die echte Influenza, deren Symptome plötzlich und aus vollem Wohlbefinden heraus beginnen und oftmals mit einem schweren Krankheitsgefühl assoziiert sind (siehe Tab. 2). Kinder leiden neben Fieber, Abgeschlagenheit und Atemwegssymptomen häufig zusätzlich an Magen-Darm-Beschwerden. Sie klagen über Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall und Bauchschmerzen. Bei Säuglingen stehen Trinkunlust, Unruhe sowie vermehrtes Schreien oder extreme Schläfrigkeit bis hin zu Dämmerzuständen im Vordergrund. Höhepunkt der Virusvermehrung Virustiter Symptomatik plötzlicher Krankheitsbeginn Tage 0 1 2 3 4 5 6 7 8 Abb. 2: Verlauf einer echten Influenza-Infektion Symptome Influenza grippaler Infekt Beginn der Erkrankung plötzlich, rasche Verschlechterung langsam, allmähliche Verschlechterung Fieber häufig, hohes Fieber bis 41º C, Frösteln, selten, geringe Temperaturerhöhung Schüttelfrost, Schweißausbruch Muskelschmerzen starke Muskel- und Gelenkschmerzen schlapp Husten trocken, oft schwer und schmerzhaft geringer Hustenreiz Kopfschmerzen stark, bohrend leicht, dumpf Müdigkeit, Abgeschlagenheit schwer, bis zu 2–3 Wochen dauernde Erschöpfung (postgrippale Asthenie) gering Halsschmerzen stark, Schluckbeschwerden häufig Halskratzen Schnupfen manchmal häufig Niesen, verstopfte und/oder laufende Nase Tab. 2: Vergleich der Symptome bei Influenza und grippalem Infekt Fachinformation 0016 7 Mögliche Komplikationen Die meisten Komplikationen treten bei Erwachsenen auf, das höchste Risiko einer Influenza-Infektion haben allerdings folgende Personengruppen: Kinder Senioren Personen mit geschwächtem Immunsystem (z. B. immunsupprimierte Patienten, Patienten mit Mikronährstoff-Defiziten, HIV-Infizierte) Personen mit chronischen Erkrankungen der Atemwege (z. B. Asthma, obstruktive Lungenerkrankungen, Mukoviszidose), des Herzens, der Nieren oder Stoffwechselerkrankungen (z. B. Diabetiker) Für den Verlauf der Influenza hinsichtlich Risiken und Komplikationen ist die Immunkompetenz des Patienten von außerordentlicher Bedeutung. Je stärker sich die Viren vermehren können, umso höher das Komplikationsrisiko. Das Ausmaß der immunologischen Reaktion auf das Virus steht in direktem Zusammenhang mit dem Krankheitsgefühl. Hierfür ist nicht nur das Maß der Zellschädigung im Bereich des Respirationstraktes verantwortlich, sondern auch die Konzentration der freigesetzten Immunbotenstoffe. Sie führen zu Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber. Die entzündungsbedingten Epithelschäden begünstigen bakterielle Superinfektionen, die den Krankheitsverlauf verzögern. Seltener, aber umso schwerwiegender sind Komplikationen durch die Virusinfektion selbst. Die virale Lungenentzündung kann innerhalb von Stunden großflächige Lungenblutungen nach sich ziehen und zum Tod führen. Ent- zündungen des Herzmuskels, der Skelettmuskulatur und des zentralen Nervensystems, insbesondere der Meningen, können zu bleibenden Folgeschäden führen. Bei Säuglingen und Kleinkindern werden gelegentlich Entzündungen der kleinen Bronchiolen, „Krupp“ und Fieberkrämpfe beobachtet. Risikopatienten 38 % 62 % ansonsten gesunde Patienten Abb. 3: Prozentuale Verteilung der Influenza-Erkrankungen auf Gesunde bzw. Risikopatienten Häufig wird nach einer Influenza-Infektion eine verzögerte Genesung beobachtet. Auch wenn die akute Erkrankung nach etwa 5 bis 7 Tagen abklingt, persistieren typische Erkältungsbeschwerden wie Husten und extreme Abgeschlagenheit, was in Abhängigkeit von der Gesamtkonstitution über mehrere Wochen andauern kann. Die postgrippale Asthenie ist durch einen besonders schweren Erschöpfungszustand gekennzeichnet, als dessen Ursache unter anderem Herzmuskelentzündungen und/oder postinfektiöse Immunschwächen diskutiert werden. Die Leistungsfähigkeit kann in diesen Fällen über Monate stark eingeschränkt sein. Fachinformation 0016 8 Labordiagnostik Infektionsnachweis – Influenza-Schnelltest Die Diagnostik einer Influenza-Infektion ist allein aufgrund der klinischen Symptome schwer zu stellen, da die Klinik der anderer respiratorischer Erkrankungen ähnelt. Aus diesem Grund sollte der Nachweis einer Influenza-Infektion durch einen labordiagnostischen Test erfolgen. Dieser kann sicher zwischen einer Infektion durch Influenza-A-­­ und B-Viren differenzieren, wodurch eine angemessene Therapie ermöglicht wird. Die häufigste Verwendung findet hierbei ein InfluenzaSchnelltest, der bereits nach 15 min ein zuverlässiges Ergebnis liefert. Als Probenmaterial dient ein Nasenabstrich aus der hinteren Nasenhöhle oder ein klassischer tiefer Rachenabstrich. Das Testprinzip basisert auf einem Verfahren, bei dem Proteine des Virus mittels farblich markierter Antikörper auf einem Teststreifen sichtbar gemacht werden. Die Kosten für diesen Test werden von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Neben dem direkten Nachweis des Influenza-Virus kann eine Grippe-Infektion serologisch jedoch auch indirekt nachgewiesen werden. Influenza A- und B-Schnelltest Probenmaterial Abstrich Probenversand keine Besonderheiten Fachinformation 0016 (Bogen F) Neopterin T-Lymphozyten setzen nach Erkennung einer virusinfizierten Zelle neben anderen Lymphokinen Interferon-γ frei, wodurch Makrophagen vermehrt Neopterin produzieren. Während bakterielle Infektionen nur bei massivsten Krankheitsverläufen (Sepsis) zu einem Konzentrationsanstieg von Neopterin führen, lassen sich bei Virusinfektionen regelmäßig erhöhte Spiegel nachweisen. Die Beurteilung des Neopterinspiegels im Blut erleichtert somit die Diagnostik einer Virusinfektion bzw. die Abgrenzung gegenüber bakteriellen Infektionen. Im Rahmen der Verlaufskontrolle zeigt die Normalisierung eines zuvor erhöhten Spiegels die Überwindung der Virusinfektion an. Neopterin (Bogen F) Probenmaterial Serum Probenversand keine Besonderheiten Info Neopterin Ein Anstieg der Neopterinkonzentration im Blut gilt als außerordentlich empfindlicher Marker einer Makrophagenaktivierung und weist somit auf eine aufkommende oder zunehmende zelluläre Abwehr- oder Entzündungs­ reaktion hin. 9 Präventiv-Diagnostik Immunogene Mikronährstoffe Mikronährstoffe sind an sämtlichen Immunreaktionen beteiligt und stehen in ihrer Wirkung miteinander in enger Wechselbeziehung. Ein defizitärer Versorgungsstatus gehört zu den wichtigsten Ursachen der Infektbereitschaft. Bereits marginale Mangelerscheinungen führen zu einer Beeinträchtigung der Immunkompetenz des Patienten. Die nachfolgende Tabelle zeigt, dass alle Bereiche der zellvermittelten und humoralen Immunantwort davon betroffen sind. Wie eine Reihe von epidemiologischen Untersuchungen zeigen konnte1, ist die Mikronährstoffversorgung der Allgemeinbevölkerung insgesamt unbefriedigend. Hiervon am stärksten betroffen sind Kinder, jüngere Frauen, ältere Menschen und Heimbewohner sowie chronisch Kranke. Der Optimierung des Versorgungsstatus kommt bereits bei der Infektprävention eine hohe Bedeutung zu. Gesichert ist ein solches Vorgehen für Vitamin A, Vitamin E, C, Riboflavin, Pyridoxin, Pantothensäure (Vitamin B5), Folsäure, Eisen, Kupfer, Magnesium, Selen und Zink2. Aber auch hinsichtlich der Komplikationsrisiken bereits Erkrankter sowie deren Rekonvaleszenz sind entsprechende Zusammenhänge zu berücksichtigen. Eine akute Infektion hat beträchtliche nutritive Folgen und kann eine Malnutrition im erheblichen Umfang verstärken oder induzieren. Die Situation ist als besonders kritisch anzusehen, wenn bereits vor der Infektion eine defizitäre Situation bestanden hat. Weitere Informationen finden Sie in der Fachinfor­­mation FIN0036 „Mikronährstoffdiagnostik: Hämato krit-korrelierte Vollblutanalytik“. Effekte von Mikronährstoffdefiziten im Immunsystem Aminosäuren Vit. A Phagozytose Vit. B6 Vit. B5 Vit. C Folsäure Vit. E Cu Bakterizidie Lymphozytenzahl T-Lymphozyten Lymphozyten-Proliferation Ig-Synthese Zytokine Fe Komplement Mg Se Zn Tab. 3: Effekte von Mikronährstoffdefiziten im Immunsystem Fachinformation 0016 10 Fazit Akuter oxidativer Stress Virale Infektionen des Respirationstraktes verursachen über die hervorgerufene Immunantwort einen erheblichen oxidativen Stress. Die durch die zelluläre Abwehr produzierten reaktiven Sauerstoffspezies inaktivieren endogene Proteaseinhibitoren im Surfactant* der Lunge. Da Influenzaviren die Alveolarzellen mit Hilfe eines viralen Glykoproteins penetrieren, das durch diese Antiproteasen blockiert würde, kann dies zu einer bis zu 10.000fachen Steigerung der Virulenz einiger Influenzastämme führen3. Daraus lässt sich ableiten, dass eine optimale Versorgung mit Antioxidanzien dienlich ist, Zellschäden im Bereich des Respirationstraktes zu reduzieren, den Krankheitsverlauf abzukürzen und Komplikationen zu reduzieren. Eine orientierende labormedizinische Beurteilung des Versorgungsstatus bei infektgefährdeten Personen ebenso wie bei Erkrankten ist generell indiziert. * Surfactant: v. a. in den Pneumozyten der Lungenalveolen gebil detes, lecithinhaltiges Phospholipid, das als grenzflächenaktive Substanz die Alveolaroberflächenspannung verringert und so Atelektasen verhindert. Weitere Informationen finden Sie in der Fachinfor­­mation FIN0081 „Oxidativer Stress“. Mikronährstoff-Diagnostik Zur Beurteilung der Mikronährstoff-Versorgung haben sich Untersuchungen bewährt, bei denen mehrere Mikronährstoffe gleichzeitig analysiert werden. Als kostengünstiges Basisprofil zur präventiven Diagnostik bietet die GANZIMMUN Diagnostics AG das Mikronährstoff-Profil an, mit dem die Elemente Calcium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Selen, Zink sowie Vitamin B6 untersucht werden. Da die Elemente im Vollblut untersucht werden, wird zur korrekten Interpretation der Ergebnisse ein rotes Blutbild benötigt. Hintergrund: Die Konzentration der überwiegend intrazellulär gebundenen Elemente stehen in direktem Zusammenhang mit der erythrozytären Zellmasse, so dass eine anämische Situation defizitäre MikronährstoffSpiegel vortäuschen würde und im Umkehrschluss eine Polyglobulie-Tendenz als Überversorgung erscheinen würde. Bei Patienten mit auffälliger Anamnese hinsichtlich häufig rezidivierender Infekte sollten weitere Vitamine analysiert werden. Die Untersuchung von Vitamin A, D und C Fachinformation 0016 stellt den ersten Schritt einer sinnvollen Erweiterung des Basisprofils dar. Bei Patienten, die an chronischen bzw. konsumierenden Erkrankungen leiden, sollte neben der Untersuchung der immunwirksamen Vitamine und Spurenelemente auch das Coenzym Q10 sowie ein Aminosäure-Profil inkl. L-Carnitin erfasst werden. Gerade in der Patientengruppe der älteren Menschen, denen eine Grippeimpfung empfohlen wird, sollte auf eine ausreichende Zufuhr von Mikronährstoffen geachtet werden. Es konnte gezeigt werden, dass Patienten, die eine Supplementierung von Spurenelementen erhielten, deutlich protektivere Antikörpertiter nach einer Grippeimpfung aufwiesen und weniger Atemwegsinfektionen entwickelten. Weitere Informationen finden Sie in der Fachinfor­­mation FIN0036 „Mikronährstoffdiagnostik: Hämato krit-korrelierte Vollblutanalytik“. 11 Mikronährstoff-Profil (Bogen D) (Calcium, Eisen, Kalium, Kupfer, Magnesium, Mangan, Molybdän, Selen, Zink, kleines Blutbild, Vitamin B6) Probenmaterial Heparin, 2x EDTA Probenversand keine Besonderheiten Vitamin A; Vitamin D; Carnitin-Profil (Bogen D) Aminosäuren-Profil; Vitamin C (Bogen D) Probenmaterial Testset Bitte telefonisch anfordern: 0 61 31 - 72 05-0 (mo. - fr. 8 - 18 Uhr) Probenversand keine Besonderheiten Coenzym Q10 (Bogen D) Probenmaterial Serum Probenmaterial Serum, EDTA Probenversand keine Besonderheiten Probenversand keine Besonderheiten Immundiagnostik Zelluläres Immunmonitoring Immundefizienzen und -dysregulationen begünstigen schwere und rezidivierende virale Infektionen. Durch Umweltbelastungen, Disstress oder chronische Mikronährstoff-Defizite erworbene immunologische Schwächen haben in den letzten Jahrzehnten erheblich zugenommen. Die individuellen Auswirkungen dieser Noxen auf die Immunfunktion lassen sich durch gezieltes und engmaschiges Immunmonitoring erkennen und abschätzen. Diesbezüglich stellt die exakte Differenzierung und Quantifizierung der verschiedenen Typen von Immunzellen im peripheren Blut mittels Immunphänotypisierung eine grundlegende immunologische Basisdiagnostik dar. Im Rahmen der Erstellung eines solchen zellulären Immunstatus sind hinsichtlich viraler Infektionen vor allem die Antikörper produzierenden B-Lymphozyten sowie die Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) von besonderem Interesse, da ihnen eine zentrale Role in der Abwehr von Viren zukommt. Eine Abnahme des Relativanteils der B-Lymphozyten kann Leukozyten Granulozyten B-Lymphozyten Lymphozyten T-Lymphozyten B Monozyten NK-Zellen T CD4+ T-Helferzelle CD4 NK CD8+ T-Zelle CD8 Abb. 5: Darstellung der verschiedenen Immunzellen im Blut Fachinformation 0016 12 Immundefizite auf humoralem Niveau anzeigen, was beachtenswerterweise auch häufig bei Patienten mit Disstress nachweisbar ist. Hauptverantwortlich für die Eliminierung virusinfizierter Zellen sind die NK-Zellen. Bei Patienten mit Selenmangel, der in der Bevölkerung überproportional häufig nachweisbar ist, sind erniedrigte NK-Zell-Zahlen im Blut zu erwarten, ebenso bei Personen mit Fokaltoxikose oder chronischer Schwermetallbelastung (insbesondere bezüglich Quecksilber). Altersbedingt kann die Zahl und die Aktivität der NKZellen abnehmen, wobei der natürliche Schutz vor viralen Infektionen schwinden kann. Studien mit älteren Patienten haben gezeigt, dass eine niedrigere NK-Zell-Funktion mit einer erhöhten Mortalität nach Infektionen korreliert. Über die quantitative Bestimmung der NK-Zellen im Blut hinausgehend erlaubt der NK-Zell-Funktionstest die Bestimmung der individuellen zytolytischen Aktivität der NKZellen, um Funktionsdefizite festzustellen. Weiterhin bietet der NK-Zell-Funktionstest für jeden Patienten die Möglichkeit zum Zwecke einer immunstimulatorischen Therapie Immunmodulatoren (Mistellektine, Organopräparate, Heilpilze etc.) hinsichtlich einer möglichen Aktivitätssteigerung der NK-Zellen zu testen. T-Lymphozyten übernehmen im Verlauf der antiviralen Immunantwort vielfältige Funktionen: Während die CD8+ zytotoxischen T-Zellen in erster Linie für die Erkennung und Zerstörung von virusinfizierten Zellen verantwortlich sind, liegt die Hauptaufgabe der CD4+ T-Helferzellen in der Koordination der Immunantwort. Die Differenzierung von Gedächtniszellen infolge der Aktivierung und Vermehrung von T-Lymphozyten nach Erstinfektion ist eine notwendige Voraussetzung für eine rasche Sekundärantwort nach wiederholtem Kontakt mit dem Virus (Immunschutz). Der 3HT-Multi-Memory-Screen kann verwendet werden, um Fachinformation 0016 die individuelle antigenspezifische Reaktionsbereitschaft von Gedächtnis-T-Zellen zu überprüfen und umfassend zu beurteilen. Bei Vorliegen einer Dysfunktion der Differenzierung oder Stimulation von Gedächtnis-Zellen erhöht sich das Risiko für rezidivierende Virusinfektionen. Weitere Informationen zur Erfassung und Beurteilung der allgemeinen Immunkompetenz eines Patienten finden Sie in der Fachinformation FIN0100 "Immunmonitoring: Check-Up des Immunsystems". Laboruntersuchungen zur Beurteilung der Immunkompetenz: Kleiner Immunstatus Probenmaterial 2x EDTA Probenversand keine Besonderheiten NK-Zell-Funktion (Bogen C) (Bogen C) Probenmaterial 3x Heparin Probenversand Expressversand, bitte nicht vor dem Wochenende oder vor Feiertagen. Probenabholung bitte anfordern unter Tel.: 06131 7205-0 3HT-Multi-Memory-Screen (Bogen C) Probenmaterial 3x Heparin Probenversand Expressversand, bitte nicht vor dem Wochenende oder vor Feiertagen. Probenabholung bitte anfordern unter Tel.: 06131 7205-0 13 Beurteilung der Antikörper-Synthese: Differenzierung der IgG-Subklassen Zur Beurteilung der humoralen Immunität bei Patienten mit hartnäckig rezidivierenden Infekten empfiehlt sich die Durchführung einer IgG-Subklassendifferenzierung, mit deren Hilfe die Syntheseleistung der B-Zellen überprüft wird. Die Ergebnisse weisen bei entsprechendem Befund auf eine unzureichende Fähigkeit zur Immunglobulinproduktion und/oder -sekretion hin. Die Betroffenen berichten meist, dass sie bereits in der Kindheit unter häufigen Infekten gelitten haben. Darüber hinaus wird über ständige eitrige Entzündungen und Infektereignisse unterschiedlichster Art geklagt. Das Immunglobulin G wird in vier Subklassen unterteilt, denen jeweils unterschiedliche Funktionen zugeordnet werden können (siehe rechts). Eine Erhöhung der IgG-Subklassen ist bei Patienten mit einer chronischen Antigenbelastung zu beobachten. Während beispielsweise bei HIV-Patienten eine IgG1- und IgG4Erhöhung zu verzeichnen ist, findet sich bei Patienten mit allergischer Alveolitis ein massiver IgG2-Anstieg. Allergiker weisen ansonsten eine Vermehrung von IgG4 auf. IgG1 Bei einer Erniedrigung von IgG1 resultieren rekurrierende virale und bakterielle Infekte. Oftmals liegt ein gleichzeitiger Mangel an IgG2 und IgG3 vor. Dies kann zu besonders schwerwiegenden Krankheitsverläufen führen. IgG2 Bei einem IgG2-Mangel resultieren häufige Infekte der oberen und unteren Atemwege. Es besteht eine erhöhte Infektanfälligkeit gegenüber Staphylococcus pneumoniae und Haemophilus influenza. Häufig tritt eine Kombination mit einem IgG4- und IgA-Mangel auf. Auch Autoimmunerkrankungen sind in Zusammenhang mit einem IgG2-Mangel zu beobachten. IgG3 Bei einem IgG3-Mangel treten rezidivierende Atemwegsinfekte, Sinusitiden, Otitiden, häufige Diarrhoen und/oder Asthma bronchiale auf. Bei einer Kombination mit einem IgG1-Mangel kommt es zu besonders schweren Verläufen. IgG4 IgG4 wird bei chronischer Antigen-Stimulation gebildet und ist die Grundlage der Hyposensibilisierung. Es blockiert die IgE-Antwort. Die Bedeutung eines isolierten IgG4-Mangels ist heute umstritten. Ein entsprechendes Phänomen ist bei fast 6% asymptomatischer Patienten zu beobachten. Einige Autoren beschreiben bei einem IgG4Mangel bronchopulmonale Erkrankungen, Bronchiektasien und rezidivierende Otitiden. In Kombination mit einem anderen IgG-Subklassenmangel sind Störungen der Infekt­ abwehr zu erwarten. Laboruntersuchung zur Beurteilung der Antikörpersynthese: Subklassen IgG 1-4 (Bogen C) Probenmaterial Serum Probenversand keine Besonderheiten Fachinformation 0016 14 Info Risiko sIgA-Mangel Das sekretorische IgA wird über Bindungen an Cysteinreste des Mukus zum festen Bestandteil des „unstirred layer“ * der Schleimhaut. sIgA trägt durch komplexe immunbiologische Funktionen entscheidend zum „antiseptic paint“ • bei, wodurch es als bedeutendes Schutzglobulin der Schleimhäute gilt. sIgA leistet einen entscheidenden Beitrag hinsichtlich der Neutralisierung von Viren und verhindert neben der Keimkolonisation die Keimadhärenz, was insbesondere in Zusammenhang mit Erkältungs- oder Influenzaviren von primärer Bedeutung ist. Während angeborene Antikörpermangelsyndrome aufgrund ihrer eigenständigen Bedeutung hier nicht weiter besprochen werden sollen, kommt den erworbenen Immunglobulinmangelsyndromen eine große Bedeutung in der täglichen Praxis zu. Ursächliche Faktoren, die zu einem sekundären Antikörpermangel führen Radiatio und Zytostase (erheblich reduzierte sIgA-Spiegel während und bis zwei Monate nach den Anwendungen zu erwarten) chronisches Stress-Syndrom immunsuppressive Therapien Stoffwechselerkrankungen (Diabetes, Nephropathie etc.) Allergien unmittelbar zurückliegende Traumen bzw. Operationen Virusinfektionen maligne Erkrankungen Mikronährstoff-Defizite Aminosäuren-Defizite Die Auswirkung eines sIgA-Mangels zeigt sich insbesondere im Sinne einer verstärkten Infektbereitschaft bzw. mit hartnäckigen bzw. chronisch-rezidivierenden Infektionen im Bereich des Respirationstraktes. Die Betroffenen sind darüber hinaus im besonderen Maße komplikationsgefährdet, was sich beispielsweise in Form tiefer bronchopulmonaler Infektionen zeigen kann. * Flüssigkeitsschicht, die die Oberfläche des Darmepithels bedeckt und eine Barriere für die Diffusion bildet • antiseptic painting: desinfizierender „Anstrich“ (siehe nebenstehende Abb.) Laboruntersuchungen sIgA: sekretorisches IgA im Speichel Probenmaterial Speichel Probenversand keine Besonderheiten sekretorisches IgA im Stuhl Probenmaterial Stuhl Probenversand keine Besonderheiten Fachinformation 0016 (Bogen C) (Bogen C) antiseptic painting• durch sIgA, das aus zwei IgA–Monomeren besteht, die mit Hilfe der J-Kette zu einem Dimer verbunden sind. J-Kette Aufgrund dieses speziellen Aufbaus ist das sIgA widerstandsfähiger gegenüber Abbau und Zerstörung. 15 Literaturangaben 1 Herchberg et al 1991, Rayman 2000. 2 Biesalski HK. Ernährungsmedizin, Stuttgart: Georg-Thieme Verlag 1995. 3 Peterhans E. Oxidants and antioxidants in viral diseases: disease mechanismen and metabolic regulation. J Nutr 1997; 127: 962 S – 965 S. 4 Girodon F et al. Impact of trace elements and vitamin supplementation on immunity and infections in institutionalized elderly patients. Arch Intern Med 1999; 158: 748–754. Fachinformation 0016 Ansprechpartner Bei der GANZIMMUN AG sind Sie gut beraten! Ihre persönlichen Ansprechpartner zu allen Fragen: Kundenbetreuung bei Fragen zu Service, Befund, (Express-) Versand etc. Tel. 06131 7205-0 Fax 06131 7205-100 [email protected] bundesweiter wissenschaftlicher Außendienst fordern Sie Ihre persönliche Betreuung an unter Tel. 06131 7205-0 wissenschaftliche und medizinische Beratung täglich von 8 – 18 Uhr kostenlose medinfo-Hotline: 0800 444 6686 [email protected] Impressum Buchhaltung bei Fragen zur Abrechnung von Selbstzahlern und Privatpatienten Tel. 06131 7205-132 bei Fragen zur Abrechnung von Kassenleistungen Tel. 06131 7205-178 [email protected] Herausgeber Bestellung von kostenlosen Probennahmeund Versandmaterialien Tel. 06131 7205-201 Fax 06131 7205-100 [email protected] www.ganzimmun.de Ärztlicher Leiter GANZIMMUN Diagnostics AG Hans-Böckler-Straße 109 55128 Mainz Tel. 06131 7205-0 Fax 06131 7205-100 www.ganzimmun.de [email protected] Dr. med. Ralf Kirkamm Verantwortlich Dr. med. 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