Antworten auf Ihre Fragen zur Hirnforschung WAS SIND NEURODEGENERATIVE ERKRANKUNGEN? Bei neurodegenerativen Erkrankungen lassen Neuronen in ihrer Funktion nach, versagen und sterben. Am häufigsten sind die Alzheimer- und Parkinson-Krankheit, unter der laut dem Harvard NeuroDiscovery Center, einer Forschungsgruppe mit Schwerpunkt in diesem Bereich, jeweils 5 Millionen und 1 Million Amerikaner leiden. Andere neurodegenerative Erkrankungen sind Multiple Sklerose (MS), unter der 400.000 Menschen leiden, und Huntington-Krankheit und Amyotrophe Lateralsklerose (ALS), unter der jeweils 30.000 Menschen leiden. Die Inzidenz von Alzheimer und Parkinson steigt mit zunehmendem Alter, kann jedoch auch in jüngeren Jahren eintreten. Die Krankheiten haben ihren Anfang in verschiedenen Hirnregionen und sind mit unterschiedlichen Symptomen verbunden: Alzheimer ist zuerst im Hippocampus und der Hirnrinde erkennbar und beeinträchtigt das Erinnerungs- und Denkvermögen; Parkinson ist vor allem mit Bewegungsschwierigkeiten verbunden, was auf den Verlust Dopamin erzeugender Nervenzellen in den Basalganglien zurückzuführen ist. Die Symptome verschlechtern und verbreitern sich, während die Neuronen im Gehirn absterben. Die Suche nach Behandlungen, um neurodegenerative Krankheiten zu stoppen oder rückgängig zu machen, ist das oberste Ziel des Großteils der Hirnforschung. Aber bevor wir diese Krankheiten behandeln können, müssen wir sie erst einmal verstehen. Die meisten neurodegenerativen Krankheiten haben ihre Ursache in deformierten oder überproduzierten Proteinen, die sich im Neuron aggregieren: Beta-Amyloid bei Alzheimer, Alpha-Synuclein bei Parkinson und Huntingtin bei Huntington. Von allen wird angenommen, dass sie bei der Fehlfunktion und beim Tod von Zellen eine Rolle spielen (welche ist noch nicht ganz klar). Jüngste Entdeckungen weisen darauf hin, dass das Protein Tau bei neurodegenerativen Krankheiten (und traumatischen Gehirnverletzungen [TBI]) eine Rolle spielt. Tau regelt die grundliegenden Zellabläufe, wodurch Missbildungen schwere Folgen haben können. Um neurodegenerative Krankheiten besser verstehen zu können, schließen die Untersuchungen der Wissenschaftler jetzt auch Glia- bzw. die „anderen Hirnzellen“ ein, die die Neuronen unterstützen und regulieren. Sie erforschen zudem nicht nur das Gehirn, sondern auch Körperfunktionen, wie den Glukosestoffwechsel, der Alzheimer mit Diabetes zu verbinden scheint. Wie genau sind diese Krankheiten mit dem Altern verbunden? Warum werden manche Menschen sehr alt und erkranken nie an diesen Krankheiten? Die Identifizierung „schützender“ Gene oder von Lebensgewohnheiten können zu neuen Methoden bei der Verhinderung und Heilung der Krankheiten führen. BIOMARKER Neurodegenerative Krankheiten töten die Nervenzellen lange bevor Symptome auftreten. Die sichtbaren Auswirkungen entwickeln sich langsam. Wissenschaftler suchen nach Biomarkern, wie Blutstoffe oder die das Rückenmark umgebende Flüssigkeit, die eine frühere Erfassung von Krankheiten ermöglichen und effizienter anzeigen, ob experimentelle Therapien funktionieren. Große Forschungsstudien wie die Alzheimer’s Disease Neuroimaging Initiative (eine privat-öffentliche Partnerschaft) und das vom U.S. National Institute of Health (NIH) finanzierte Parkinson’s Disease Biomarker Program sind bei diesen Bemühungen federführend. Reproduziert mit Genehmigung der Dana Alliance for Brain Initiatives, www.dana.org