Muskeln - Samariter Luzern

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Luzerner Samaritervereine
Anatomie:
Muskeln
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Muskeln
400 Muskeln
sorgen für
Bewegung.
Der Mensch verfügt über mehr als 400 voneinander abgrenzbare
Einzelmuskeln. Sie machen zusammen ungefähr 40 Prozent der
Körpermasse aus. Ohne Muskulatur wäre ein Mensch völlig
unbeweglich. Daher sorgen langgestreckte, faserartige
Muskelzellen für die Fortbewegung, den Herzschlag und andere
lebensnotwendige Funktionen. Die Kontraktion (das
Zusammenziehen) der einzelnen Muskelzelle wird durch die
Kontraktion der feinen Fasern in ihrem Inneren, den Myofibrillen,
ermöglicht.
Der Darm
Bei der Muskulatur sind drei verschiedene Grundtypen zu
bewegt sich - ob unterscheiden:
wir wollen oder
1. Die glatte Muskulatur
nicht.
Sie befindet sich in den Muskelwänden des Magen - Darm Traktes, den Bronchien, dem Urogenitaltraktes, den Blutgefäßen
und im Auge.
Sie besteht aus länglichen, kaum verzweigten Zellen Die Zellen
sind in Strängen oder Schichten angeordnet. Die Zellkerne liegen
in der Mitte. Unter dem Lichtmikroskop zeigt das Zellinnere kaum
Struktur - woraus sich der Begriff "glatte" Muskulatur ableitet.
Sie arbeitet langsam und unwillkürlich, das bedeutet, dass man sie
nicht bewusst beeinflussen kann.
2. Die quergestreifte Muskulatur
Sie bildet das gesamte System der Skelettmuskulatur und findet
sich weiterhin bei der Zunge, den Muskel des Kehlkopfes und dem
Zwerchfell.
Sie erhält ihren Namen durch die unter dem Mikroskop sichtbare
Querstreifung. Die Querstreifung ergibt sich aus den abwechselnd
hellen und dunklen Elementen der Myofibrillen. Die Zellkerne
befinden sich in der Nähe des Zellrandes.
Sie wird vom zentralen Nervensystems gesteuert und unterliegt in
den meisten Fällen dem Willen.
Jede einzelne Muskelzelle dieses Typs ist im Vergleich zu den
anderen sehr groß. Sie wird daher auch Muskelfaser genannt.
Einige können bis zu 15 cm lang sein.
Ein Skelettmuskel besteht aus Tausendenden von Muskelfasern
und ist von außen mit Bindegewebe umhüllt. Diese Hülle wird
Muskelfaszie genannt. Die Ausläufer dieses Bindegewebes, die
Septen, umhüllen wiederum jede einzelne Muskelfaser und
schließen diese zu Muskelfaserbündeln zusammen. Die
Muskelfaserbündel können ihre Kraft bündeln und „an einem
Strang ziehen". Gleichzeitig ermöglichen die Septen durch den
Zusammenschluss bestimmter Muskelfasergruppen ihre
Verschiebbarkeit gegeneinander.
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Das Herz ist
etwas
besonderes.
3. Das Herzmuskelgewebe
Der Herzmuskel ist eine Sonderform der quergestreiften
Muskulatur. Er weist ebenfalls die typische Querstreifung auf.
Die Zellkerne befinden sich aber in der Zellmitte, wie bei der
glatten Muskulatur.
Sogenannte Glanzstreifen bilden die Verbindungen zwischen den
einzelnen Zellen.
Das Herzmuskelgewebe ist, wie die glatte Muskulatur, nicht dem
Willen unterworfen.
Muskelformen
Betrachtet man einen Muskel als Ganzes, so ist er immer aus
mindestens drei verschiedenen Teilen zusammengesetzt, aus der
Ursprungssehne, der Ansatzsehen und dem dazwischenliegenden
Muskelbauch. Sehnen sind die weiss glänzenden Endstücke der
Muskeln. Sie bestehen aus zugfesten kollagenen Faserbündeln,
die aus der Muskelfaszie - der äußeren Muskelhülle hervorgehen. Die Sehnen sind am Knochen befestigt und
übertragen die Kraft vom Muskel auf das Skelett. Die rumpfnahen
Befestigungsstellen am weniger beweglichen Skelettteil in
Rumpfnähe werden auch Ursprungstellen genannt. Die Sehne
nennt sich Ursprungssehne. Die Befestigungsstellen desselben
Muskels, die rumpfferner liegen, nennen sich Ansatz. Diese Sehen
sind die Ansatzsehnen. Der dazwischen liegende "fleischige" Teil
des Muskels ist der Muskelbauch.
Es gibt über 400 verschiedene
Skelettmuskeln, die alle nach
diesem Schema aufgebaut sind.
Allerdings sehen sie trotzdem
nicht alle gleich aus. Form und
Funktionalität sind aufeinander
abgestimmt. Manche Muskeln
sind sehr flach und großflächig.
Sie haben dann auch platte
Sehen, mit denen sie am
Knochen befestigt sind. Andere
Muskeln haben mehrere Bäuche.
Der Bizeps (Armbeuger) hat z. B.
zwei. Sein Gegenspieler, der
Trizeps (Armstrecker) auf der
Rückseite des Oberarms besitzt
sogar drei Bäuche. Weitere
Muskelformen finden sie in der
nebenstehenden Grafik.
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Aufgaben der Muskulatur
Ohne Muskeln Die Aufgaben der Skelettmuskulatur hängen mit ihrer Fähigkeit
keine Bewegung. zur Kontraktion und Erschlaffung zusammen. Die Skelettmuskeln
bilden den aktiven Teil des Bewegungsapparates. Durch
Muskelkontraktion können wir uns fortbewegen oder auch
Bewegungen am Ort durchführen. Wir können die Bewegung auch
"dosieren" und z. B. langsam gehen oder schnell rennen. Die
ermöglichen es uns außerdem, unseren Körper aufrecht zu halten
ohne dass wir uns merklich anstrengen. Das hängt damit
zusammen, dass unsere Skelettmuskeln durch das Nervensystem
andauernd unter einer leichten Anspannung gehalten werden.
Diese Anspannung nennt man Muskeltonus oder
Muskelgrundtonus. Sie ist so fein, dass sie keine aktive Bewegung
hervorruft. Der Muskelgrundtonus erlaubt uns auch, ohne
bewusste Anstrengung zu Sitzen oder zu Stehen.
Muskeln sind die Eine wichtige Funktion der Skelettmuskeln ist der Umsatz von
Heizung des
Energie. Schon, wenn wir uns nicht bewegen erfolgt, verursacht
Körpers.
durch den Muskeltonus, etwa ein Viertel des Energieumsatzes
unseres Körpers durch die Muskulatur. Werden die Muskeln aktiv
bewegt, steigert sich der Energieumsatz ganz erheblich. Als
"Abfallprodukt" der Muskelarbeit wird durch den Energieumsatz
auch Körperwärme erzeugt. Diese Wärmeenergie ist für die
Kontraktion der Muskeln notwendig und wird dort verbraucht. Aber
dabei bleibt über die Hälfte der Wärmeenergie ungenutzt. Die
Muskeln selbst verbrauchen nur etwa 45 Prozent. Der "Rest" der
Energie steht dem Körper als Körperwärme zur Verfügung. Diesen
Überschuss kann unser Körper auch ganz unwillkürlich
anwenden, z. B. dann, wenn wir Frieren. Das unwillkürliche Zittern
ist nichts anderes als kurze Kontraktion von Muskeln, die dabei
Wärme erzeugen.
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Aufbau des Muskelgewebes
Grobstruktur
Wie ein dickes Ein Muskel ist in seiner groben Struktur so aufgebaut, dass Festigkeit
Kabel werden im und Funktionalität optimal unterstützt werden. Wie bei einem Tau setzt
Muskel
sich der Muskel aus einzelnen Strukturen zusammen. Von innen nach
verschiedenen außen gesehen ergibt sich folgender Aufbau:
Strukturen
gebündelt und in Die Muskelfaser ist der grundlegende Baustein jedes Skelettmuskels.
Sie besteht aus einer Zelle, die mehrere Zellkerne aufweisen kann.
feste Hüllen
Eine einzige Muskelfaser kann bis zu 15 Zentimeter lang und ungefähr
verpackt.
0,1 Millimeter dick sein. Muskelfaser ist umgeben von einer Hülle aus
Bindegewebe, dem Ednomysium (endo - innen).
Mehrere Muskelfasern werden zu Muskelfaserbündeln
zusammengeschlossen. Ein Muskelfaserbündel wird umschlossen von
Septen aus starkem Bindegewebe, dem Perimysium (Peri - zwischen).
Der ganze Muskel besteht aus vielen Muskelfaserbündeln.
Diese werden umhüllt vom Epimysium (Epi - oben/außen).
Das Epimysium ist noch einmal eingepackt in die Muskelfaszie, eine
sehr feste Muskelhülle, die den Muskel in seiner äußeren Form hält.
Diese Faszie haben einige vielleicht schon einmal beim Kochen
kennengelernt.
Filetfleisch ist manchmal von einer sehr festen weißen Schicht umhüllt.
Diese Hülle ist die Muskelfaszie.
Versuchen sie einmal, die Faszie mit einem Messer in Querrichtung zu
zerschneiden. Das ist gar nicht so einfach. Die Faszie setzt sich am
Ende des Muskelbauches als Sehne fort.
Umhüllt,
gebündelt und
wieder
eingepackt.
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Blutgefäße und Nerven Jeder Muskel ist mit Nerven und Blutgefäßen versorgt. Die
versorgen den Muskel. zuführenden Arterien dringen durch das Bindegewebe in
den Muskel ein und verzweigen sich dort zu einem feinen
Kapillarnetz. Dieses Kapillarnetz befindet sich im
Endomysium jeder einzelnen Muskelfaser. Die
ausführenden Venen sind analog angelegt. Auch die
Nerven teilen sich ähnlich wie die Blutgefäße auf. Ein Nerv
und die dazugehörende Muskelfaser werden auch als
motorische Einheit bezeichnet.
Feinstruktur
Jede Muskelfaser
besteht aus vielen
Myofibrillen.
Die Feinstruktur einer jeden Muskelfaser ist sehr komplex.
Muskelfasern bestehen aus in Längsrichtung verlaufenden
Strukturen, die Myofibrillen genannt werden. Die
Myofibrillen sind wie langgestreckte Fäden übereinander zu
Bündeln zusammengefasst. Zieht man einen dieser
Myofibrillen aus dem "Fadenbündel" der Muskelfaser
heraus, so kann man deutlich eine farbliche Struktur
entdecken. Die farbigen "Stücke" wechseln sich ab und
wiederholen sich auf der gesamten Länge. Jedes dieser
"Stücke" wird Sarkomer genannt. Die Sarkomere sind durch
einen dünnen Streifen getrennt, der sich Z-Streifen oder ZBande nennt.
Aktin und Myosin sind Das Sarkomer ist die kleinste funktionelle Struktur einer
verantwortlich für die Muskelfaser.
Muskelkontraktion.
Jedes Sarkomer ist zwei Myofilamenten zusammengesetzt,
dem Aktin-Filament und dem Myosin-Filament. Die
Aktinfilamente sind dünne Strukturen, die auf jeder Seite
von den Z-Bande aus in die Mitte ragen. Dabei berühren sie
sich aber nicht. In die dünnen Aktinfilamente hinein ragt das
Myosinfilament. Das Myosin ist ähnlich gebaut wie ein
Bündel Minigolfschläger. Die "Schlägerköpfe" ragen in die
dünnen Aktinfilamente hinein. Sie können bei der
Muskelkontraktion eine direkte Verbindung mit dem Aktin
eingehen und die Köpfe kippen. Die Köpfe gleiten dann an
den Aktinfilamenten vorbei und verkürzen so den Muskel.
Siehe Bild unten
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Die Feinstruktur der
Muskelfasern wird in
der Grafik deutlicher.
Agonist und Antagonist
Bewegung: Agonist und Antagonist
Um eine Bewegung ausführen zu
können, ist immer das Zusammenspiel
gegensätzlich wirkender Muskeln
notwendig.
Ein Muskel arbeitet bei einer Bewegung
niemals allein.
Der Agonist (Spieler), führt eine
Bewegung aus, während der
Gegenspieler oder Antagonist dafür
sorgt, das die Bewegung in
Gegenrichtung erfolgen kann.
Beugt z. B. der Bizeps den Unterarm im Ellenbogen, so muss gleichzeitig der
Gegenspieler Trizeps gedehnt werden. Soll der Unterarm wieder in eine gerade
Position gebracht werden, geht es umgekehrt. Jetzt ist der Trizeps der Agonist, er
streckt den Unterarm, während der Bizeps als Antagonist gedehnt wird.
Häufig sind an der Ausführung einer Bewegung mehrere Muskeln beteiligt, die in die
gleiche Richtung arbeiten. Diese Muskeln werden dann als Synergisten bezeichnet.
Sie können ganze Muskelgruppen bilden, z. B. die Gruppe der Bauchmuskeln. Die
Gruppe der Rückenmuskeln können als Gegenspieler zur Gruppe der Bauchmuskeln
angesehen werden.
Solche gegensätzlichen Muskelgruppen sollten immer ungefähr gleich stark
ausgebildet sein. Ungleichgewichte, die sich auch muskuläre Dysbalancen nennen,
führen zu Fehlhaltungen.
Fehlhaltungen können heftige Schmerzen hervorrufen und sogar dauerhafte
Schädigungen herbeiführen. Diese Dysbalancen können bei sportlicher Aktivität
ebenfalls zu Verletzungen führen.
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Deshalb werden bei einem ausgewogenen Training und bei rehabilitativen und
krankengymnastischen Übungen immer Agonisten und Antagonisten gleichermaßen
trainiert.
Sehnen - Tendo
Sehnen (Tendo) sind die weißglänzenden Endstücke der Muskeln.
Das nebenstehende Bild zeigt ein Beispiel für einen
zweiköpfigenMuskel. Sie bestehen aus zugfesten kollagenen
Faserbündeln. Ein weiterer Bestandteil ist das Elastin, das die
Fasern elastisch macht. Sehnen enthalten keine Blutgefäße. Sie
werden durch den langsamen Austausch von Gewebsflüssigkeit
ernährt.
Die Sehnen sind am Knochen an besonderen Stellen befestigt,
den Apophysen. Diese Stellen müssen sehr widerstandsfähig
sein, weil sie die Zugkräfte des Muskels aushalten müssen. Sie
bestehen deshalb aus besonderen Knochenkernen, die einen
kleinen "Anbau" an den Knochen bilden. Daran sind dann die
Sehnen, und auch die Bänder angeheftet.
Sehnen übertragen die Kraft vom Muskel auf das Skelett. Sie sind
sehr widerstandsfähig gegenüber Zugkräften. Gegenüber
Druckeinwirkung halten sie aber nicht so gut stand.
Aufgrund ihrer unterschiedlichen Form werden verschiedene
Sehnen unterschieden:
• sehr kurze Sehnen, die mit bloßem Auge nicht zu sehen
sind, z. B. beim großen Brustmuskel (Musculus pectoralis
major).
• lange, schmale Sehnen, z. B. der Fuß- und Handmuskeln.
• flächige oder platte Sehnen, die auch Aponeurosen
genannt werden, z. B. an der schrägen Bauchmuskulatur.
• Sehnen können gerade und in Zugrichtung des Muskels
verlaufen. In diesem Fall werden sie Zugsehnen genannt.
Drucksehnen verlaufen um einen Knochen herum.
• Die rumpffernen Befestigungsstellen der Muskeln werden
auch Ansatzstellen genannt. Die Sehne nennt sich
Ansatzsehne. Die Befestigungsstellen desselben Muskels,
die rumpfnah liegen, nennen sich Ursprung. Diese Sehnen
sind die Ursprungssehnen.
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