O B J E K T E Fotos (2): Thomas Dix 30 Kleine Fluchten Umnutzung des KBC-Handdruckgebäudes in Lörrach Das Ende des alten Handdruckgebäudes der Textilfirma Köchlin, Baumgartner & Cie. (KBC) schien Mitte der 90er Jahre besiegelt: Die Abrisspläne lagen bereits vor, die Planung für ein neues Parkhaus ebenfalls. Trotzdem gelang es den Architekten vom Büro wilhelm und partner (Barbara Wilhelm, Fritz Wilhelm und Frank Hovenbitzer), die Erhaltung des Gebäudes durchzusetzen: Mit einem wirtschaftlich tragbaren Umnutzungskonzept überzeugten sie die Stadt Lörrach und den Eigentümer, die KBC. Inzwischen sind die Umbauarbeiten abgeschlossen. Und das Handdruckgebäude, inzwischen an die Innocel GmbH vermietet, ist mit seinem baukulturellen Wert zum Herzstück für das in der Umstrukturierung befindliche KBC-Areal geworden. Foto: Siegfried J. Gragnato Collin Klostermeier, Gütersloh Zweite Fassade: Die Fluchtbalkone an den Giebelseiten sind mit einem Gitterrost verkleidet Über das exakte Alter des Industriegebäudes gibt es keine genauen Angaben: Das Fundament wurde wohl bereits im 18. Jahrhundert gebaut, der Rest des Gebäudes in zwei Abschnitten ab etwa 1850. Der später hinzugefügte Anbau ist auch heute noch durch eine Brandwand, die mit einem Stufengiebel über das Dach geführt wird, identifizierbar. Diese Brandwand stellte die einzige Gliederung des Gebäudes dar; ansonsten wurde jedes Geschoss als ungeteilte Einheit genutzt. Die Holzbalkendecken wurden von den beiden 90 m langen Längsaußenwänden und zwei längs verlaufenden Holzbalken im Gebäudeinneren getragen. Die Lasten aus diesen Tragbalken wurden über Stützen aus Gusseisen auf die jeweils darunter liegende Geschossdecke abgeleitet. Zwischen diesem Traggerüst waren über die gesamte Gebäudelänge Drucktische aufgestellt, auf denen die Firma KBC lange Stoffbahnen bedruckte – und zwar in Handarbeit mit Druckmustern aus Holz. Die großen, regelmäßig angeordneten Fens- ter sorgten für die natürliche Belichtung der Produktionsräume. Neue Nutzung Durch die Umstellung der Produktionsprozesse, aber auch durch den allgemeinen Niedergang der Textilindustrie hatte das Gebäude seine ursprüngliche Funktion verloren und stand lange Zeit leer; das Ende sollte, wie so Bestand Neubau Flexible Trennwand Büro Büro Flur Büro Büro Grundriss Erdgeschoss, Maßstab 1:500 Bauhandwerk 7-8/2003 oft, die Abrissbirne besiegeln. Schließlich stand das inzwischen ziemlich marode Handdruckgebäude einem modernen Parkhaus im Wege. Das Engagement der Architektin Barbara Wilhelm löste jedoch einen Prozess aus, der schließlich den Erhalt des Gebäudes zur Folge hatte. Von der historischen Bausubstanz nachhaltig fasziniert, erarbeitete sie 1995 mit Fritz Wilhelm ein Sanierungskonzept. Ein Jahr später wurde der Bau bereits in die Liste der Kulturdenkmale des Landesdenkmalamtes Baden-Württemberg eingetragen, ein weiteres Jahr später kaufte die Stadt Lörrach das Gebäude. Ende 2000 fand sich mit der Innovationszentrum GmbH schließlich ein Bauherr, der sich des Projektes annahm und das alte Handdruckgebäude mit seinen 4100 m2 Gesamtnutzfläche nach den Plänen des Büro Architekturbüros wilhelm und partner zu einem Innovationszentrum für Unternehmensgründer der jungen IT-Branche umbauen ließ. Dazu unterteilten die Architekten das lange Gebäude mit zwei neuen Treppenhäusern in drei Brandabschnitte. Die schlanken, gusseisernen Stützen werden durch ein neues Tragsystem entlastet, die riesigen Innenräume durch flexible Holzrahmenkonstruktionen in kleine Nutzungseinheiten unterteilt. Fenster, Decken, Attikabänder, Dach, Putz und alle weiteren Details wurden in Abstimmung mit der Denkmalpflege nach heutigen Standards, aber nach historischem Vorbild rekonstruiert. So wurde der Putz beispielsweise innen wie außen maschinell aufgespritzt, aber dann mit dem Quast verarbeitet, um eine historisch authentische Oberfläche zu erhalten. Büro Büro Flur Büro Flur Büro Büro Büro Teeküche A 7-8/2003 Bauhandwerk Büro Neue Grundrisse Generalmieterin des frisch restaurierten und im vergangenen Jahr prompt mit dem Denkmalpreis des Landes Baden Württemberg ausgezeichneten Industriegebäudes wurde die Innocel GmbH, eine hundertprozentige Tochterfirma der Stadt Lörrach. Für die Unternehmensgründer der ITBranche stellt sie verschiedene Bürogrößen bereit: Theoretisch kann jede Fensterachse mit einer Trennwand abgeteilt werden, es finden sich aber auch wesentlich größere Räume im Innovationszentrum. Um die Bürofläche wechselnden Nutzern anpassen zu können, wurden keine Leitungen in den Trennwänden verlegt; die Installationen verlaufen in einem sichtbaren Metall-Kabelkanal unter der historischen Holzbalkendecke. Vorher-nachher: Links sehen Sie einen potentiellen Parkhaus-Bauplatz, rechts das Herzstück des KBC-Geländes. Zwischen den beiden Aufnahmen vergingen lediglich zwei Jahre O B J E K T E U m n u t z u n g Fotos (2): Thomas Dix 32 Hohlräume: Um die riesigen Innenräume des 90 m langen Handdruckgebäudes für kleine Büroeinheiten nutzen zu können, bedurfte es einer flexiblen Zonierung... Großes Bild: Fassadendetail bei Beginn der Sanierungsarbeiten – das Mischmauerwerk ist deutlich erkennbar (oben links im Bild) Verpresst: Sanierung der Bruchstein-Außenwände Zu Beginn der Bauarbeiten im Dezember 2000 präsentierte sich das Industriegebäude in einem verheerenden Zustand. Menschen, die sich nicht für historische Bausubstanz begeistern können, werden sich wohl in der Tat gefragt haben, wann man diese Bruchbude denn nun endlich dem Erdboden gleich machen wolle... Glücklicherweise rückten die Handwerker mit einem anderen Auftrag auf dem KBC-Gelände an und begannen mit der behutsamen Sanierung. Das ehemalige Handdruckgebäude steht auf Kiesgrund und wurde seinerzeit mit einem Bruchsteinfundament gegründet. Diese Tatsache, in Kombination mit den 90 m langen Längswänden ohne Dehnfugen, hatte im Laufe der Jahre für deutliche Setzungsrisse gesorgt. Daher schlugen die Maurer zunächst den Außenputz ab und verpressten dann die schadhaften Stellen mit einer Zementsuspension (Epoxidmörtel) und ergänzten zudem die Fehlstellen im größtenteils aus Bruchstein bestehenden Mauerwerk. Die Sandsteinfensterbänke und die Ziegelstürze über den Fenstern wurden lediglich gereinigt, ausgebessert und imprägniert. Beschädigungen dieser Bauteile durch Verwitterung und Gebrauchsspuren wurden als sichtbare Zeichen des Alters der Bau- teile akzeptiert und erhalten. Die Kronen der Giebelwände hatte man nach dem Zweiten Weltkrieg mit KS-Steinen ergänzt. Diese wurde allesamt entfernt und durch rote Ziegelsteine ersetzt. Ansonsten konnten die bestehenden Mauern, inklusive der historischen Brandwand, komplett erhalten werden. Zwei Treppenhäuser = drei Brandabschnitte Aufgrund der Anforderungen des Brandschutzes an die Ausbildung von Brandabschnitten und Fluchtwegen sah das Umnutzungskonzept zwei neue Treppenhauskerne mit gläsernen Aufzügen und angegliederten Sanitärzellen vor (siehe Eingerüstet: Die Fassade des ehemaligen Handdruckgebäudes ist hier schon saniert und neu verputzt 3.OG + 12,15 B 2.OG + 7,93 Foto: Archiv Architekten 1.OG + 3,71 EG ± 0,00 ;;;;;;;;;; ;;;;;;;;;;;;;;;; ;;;;;;;;;; ;; ;; ; Schnitt AA, Maßstab 1 : 400 Bauhandwerk 7-8/2003 O B J E K T E U m n u t z u n g Grundriss auf Seite 30/31). Vor dem Einbau dieser Treppenhauskerne mussten die entsprechenden Gebäudeabschnitte aber erst einmal vollständig entkernt werden. „Wir mussten dazu lediglich das Dach öffnen und dann vorsichtig die Holzbalkendecken ausbauen”, erklärt Projektleiter Frank Hovenbitzer. „Die äußeren Bruchsteinwände haben wir natürlich erhalten und während dieser Bauphase außen wie innen mit Kreuz-Aussteifungen statisch gesichert.” Obwohl hier also nur „leichte” Bauteile abgerissen werden mussten, kamen die Handwerker ordentlich ins schwitzen: Die Decken mussten in Handarbeit auf engem Raum vorsichtig ausgebaut und dann mit dem Kran über das Dach hinausgehoben werden. Die neuen Treppenhauswände sowie die Wände der angegliederten Sanitärzonen erstellten die Handwerker in Industrie-Beton-Qualität. Neben der Erfüllung der erwähnten BrandschutzAnforderungen dienen die neuen Einbauten auch als Aussteifungskerne für das lange Gebäude, was aufgrund des vorhandenen Erdbebenrisikos in der Region einen nicht unerheblichen Nutzen darstellt. Das Finish der neuen Bauteile passten die Handwerker dem Charakter des alten Industriebauwerks an: Keine Kunststoffteile, raue Oberflächen wie zum Beispiel Gitterroste und eiserne Treppen, und lediglich eine Lasur für den rohen Industrie-Beton. Das neue Tragsystem Auch wenn die Bezeichnung „Industriegebäude” eine robuste Statik vermuten lässt, erwies sich die Tragkonstruktion aus den schmalen, 7-8/2003 Bauhandwerk 33 O B J E K T E U m n u t z u n g Fotos (5): Archiv Architekten 34 Das neue Tragsystem: Stahlverbundträger (oben rechts) auf sogenannten „GeilingerStützen” (oben links) entlasten die alten, gusseisernen Stützen Die in der Mittelachse verlaufenden Längsträger werden über Metallschwerter mit den neuen Querträgern verbunden, die ihrerseits die oberhalb der Holzdecke liegende, neue Betondecke tragen Blick in den zukünftigen Flur mit dem neuen und dem altenTragssystem Großes Bild: An zwei Stellen wurde das Gebäude für neue Treppenhäuser entkernt und damit in drei Brandabschnitte unterteilt gusseisernen Stützen eher als Leichtgewicht. Eine Tatsache, die bei genauerer Betrachtung auch nicht weiter verwunderlich ist, denn die langen Handdrucktische brachten nicht sonderlich viel Belastung auf die Deckenkonstruktion. Für die Umnutzung der Fabrik in ein Bürogebäude galt es daher, ein neues Tragsystem zu integrieren, ohne die historische Substanz dabei zu verwässern oder gar zu zerstören. Die Lösung: Eine zentrale, dreiteilige Stützenachse mit Hauptträger in Längsrichtung pro Geschoss. Auf dieser Achse und auf den Außenwände wurden Querträger verankert, die wiederum die neue, 14 cm dicke Betondecke (Nutzlast i. M.: 3,5 KN/m2), tragen. Die Betondecke ist oberhalb der Holzbalkendecke angeordnet, die allerdings aufgrund der setzungsbedingten, stark unterschiedlichen Durchbiegung an zahlreichen Stellen von den Querträgern durchstoßen wird. Dennoch konnte die Untersicht der Decke und damit ein wesentliches Charaktermerkmal der ehemaligen Produktionsstätte erhalten werden. Die dreiteilige Stützenachse wird durch Stahl-Längsträger auf sogenannten Geilinger-Stützen ausgebildet. Diese Stützen (Durchmesser: 30 cm) wurden im Erdgeschoss auf Punktfundamente gegründet und werden einmal pro Geschoss durch den auflagernden Längsträger unterbrochen (siehe Bild oben rechts). Die Geilinger-Stützen werden durch innenliegende Streben ausgesteift und auf der Baustelle zur Erhaltung der Knicksicherheit im Brandfall innen mit Beton vergossen. Zum Einbau der Stützen mussten die Handwerker an den entsprechenden Stellen Montagelöcher in die alten Decken sägen. Um die Querträger in den Außenwänden zu verankern, meißelten sie mit dem Bohrhammer behutsam Aussparungen in die Bruchsteinwände, die als Auflager dienen. Dabei mussten sie große Vorsicht walten lassen, da der Bruchstein die unangenehme Eigen- Bauhandwerk 7-8/2003 O B J E K T E Foto: Thomas Dix U m n u t z u n g 7-8/2003 Bauhandwerk 35 O B J E K T E 36 U m n u t z u n g HEB 220 Träger, ausbetoniert zementgebundene Silikat-Brandschutzbauplatten Glasausschnitt um Sattelholz mit Silikonfuge Holzunterzug und Sattelholz, Bestand Holzquerträger, Bestand HEM 400 Holzständerwand mit MDF-Platten Stahlverbundstützen ø 300 mm (Gerlinger Stützen) Gußeisensäule, Bestand 140 mm Betondecke, flügelgeglättet Trapezblech HEB 220 Träger, ausbetoniert Flur Büro 2.OG + 7,93 Holzquerträger, Bestand Detailschnitt B, Maßstab 1 : 20 Bauhandwerk 7-8/2003 O B J E K T E 37 Foto: Thomas Dix U m n u t z u n g schaft hat, in größeren Mengen aus dem Wandverbund zu brechen. Wie auch die Längsträger und die Geilinger-Stützen, wurden die 14 m langen Querträger durch die Öffnungen in den Giebelwänden und über die entkernten, zukünftigen Treppenhäuser mit dem Kran in das Gebäude geschwenkt. Im Inneren verfrachteten die Handwerker die schweren Bauteile mit Hilfe von Flaschenzügen und HydraulikHebern zum Einbauort. Die Querträger sind über Stahlschwerter mit den Längsträgern verbunden und mit Kopfbolzen (alle 10 cm) in der Stahlbetondecke verankert. Der Hohlraum zwischen der neuen und der alten Decke wurde mit einer Schüttung verfüllt. system zu gliedern. Die Architekten entschieden sich für eine Ausführung in Holzständerbauweise. Zunächst maßen die Schreiner die einzelnen Räume auf und fertigten dann bis zu 4,00 x 1,20 m große Elemente in der Werkstatt vor. Hierfür verwendeten die Handwerker 6 cm starkes Konstruktionsvollholz, das sie beidseitig mit 19er MDFPlatten (B1) beplankten. Den Zwischenraum füllten sie mit Mineralwolle. Bevor die fertigen Elemente jedoch zum Einbau kamen, mussten die Schreiner erst den kompliziertesten Teil der Arbeiten bewältigen: Den Anschluss der neuen Trennwände an die alten Bruchsteinmauern; diese waren innen nämlich – ganz dem historischen Vorbild folgend – nur einlagig verputzt worden und hatten eine dementsprechend „buckelige” Oberfläche. Die Lösung: Nach einer Schablone gefertigte Passleisten, die zusammen mit einer dauerelastischen Fuge für einen schalldichten Wandanschluss sorgen. Auch der Anschluss des Deckenbalkens, der den oberen Abschluss der großen Oberlichter aus Einscheiben-Dickglas bildet, gestaltete sich schwierig: Da die alte Holzbalkendecke in Die großen Oberlichter in den Trennwänden sorgen dafür, das das beeindruckende Raumgefühl der Stoffdruckerei nicht verloren geht. Im rechten Bild ist bereits der neue Linoleum-Fußboden eingebaut 7-8/2003 Bauhandwerk Fotos (2): Archiv Architekten Leichte Holzständerwände schaffen kleine Fluchten Für die angestrebte, kleinteilige und flexible Büronutzung galt es nun, die riesigen Räume auf den drei Etagen und im Dachgeschoss durch ein neues Trennwand- Kleine Fluchten: Die riesigen Produktionsräume werden heute durch HolzständerTrennwände gegliedert O B J E K T E 38 U m n u t z u n g die Trennwände weißen Anstrich. einen Foto: Siegfried J. Gragnato Das Satteldach: Morsche Fußpunkte Altes Haus, moderne Unternehmen: Eingang der Innocel GmbH der Untersicht erhalten geblieben war, mussten die Handwerker die Abschlussbalken mit zahlreichen Einschnitten versehen; die Bauteile konnten vor dem Einbau durchaus mit einem überdimensionalen Kamm verglichen werden. Nachdem diese Arbeiten erledigt waren, ging es zügig voran: Die vorgefertigten Elemente und die Oberlichter waren schnell montiert, zumal ja wegen der geforderten Flexibilität keine Leitungen in den Trennwänden verlegt werden mussten. Abschließend prüfte ein Akustiker die Schalldurchgangswerte der Fugen – nach einigen Nachbesserungen erhielten Der zweite Fluchtweg An den Giebelseiten der ehemaligen Handdruckerei bauten die Handwerker neue Fluchtbalkone als zweiten Fluchtweg, die mit Gitterrosten verkleidet wurden. Die Stahlkonstruktion übernimmt auf der Südseite zusätzlich eine SonnenschutzFunktion, auf der Nordseite verbirgt sie Technikelemente wie Außenkamine und Außenlüftungsgeräte. Diese freistehenden Fluchtbalkone Fotos (2): Archiv Architekten Der Dachstuhl wurde zimmermannsmäßig repariert und erhielt eine neue Deckung mit Tondachziegeln Daneben: Die Stirnseiten des Gebäudes erhielten durch stählerne Fluchtbalkone einen zweiten Rettungsweg Der Dachstuhl offenbarte nur an den Auflagerpunkten im Mauerwerk größere Schäden, die aber ohne Probleme zimmermannsmäßig repariert werden konnten. Die Sparren erhielten eine Aufdopplung; in die Zwischenräume brachten die Handwerker eine Zwischensparrendämmung aus Mineralwolle ein. Auf diese Art war es möglich, das Dach zu dämmen und somit den Raum darunter wirtschaftlich zu nutzen, ohne dafür die historische Holzverkleidung opfern zu müssen. Opfern musste man indes die Dacheindeckung – sie wurde inklusive Lattung komplett erneuert. stehen auf eigenen Fundamenten und stellen daher ein selbständiges Element im Sinne des Denkmalschutzes dar. Die Gitterrostverkleidung bildet zwar eine eigene Fassade aus, lässt aber die historische Fassade in ihrer Struktur durchscheinen. Neue Fenster Die historischen Stahl-Fenster mit Einscheiben-Verglasung konnten aufgrund der sensiblen Technik der zukünftigen Nutzer nicht erhalten werden. Innenfenster in Isolierglas-Qualität schienen fragwürdig, da mit den tiefen Fensterlaibungen (Wanddicke EG: 1 m) auch ein wesentlicher Teil des ursprünglichen Raumeindrucks verloren gegangen wäre. Also wurden die feingliedrigen Metallfenster gemäß historischem Befund nachgebaut (Aluminium, Beschichtung: Eisenglimmer anthrazit, Isolierverglasung). Ebenso verfuhr man im Dachgeschoss: Die alten Holzfenster wurden dort in Eiche-Massivholz exakt nachempfunden. Fazit „Um dieses Bauwerk zu erhalten, musste man den Mut haben, aus einem heruntergekommenen Gebäude etwas Neues zu machen”, resümierte Projektleiter Frank Hovenbitzer nach der knapp 14-monatigen Bauzeit. Dieses „Neue” wurde jedoch nicht irgendwie, sondern in ständiger Abstimmung mit der Denkmalpflege und mit viel Feingefühl für ein in Würde gealtertes Industriedenkmal eingesetzt. So ist das ehemalige Handdruckgebäude mittlerweile das Herzstück des im Umbruch befindlichen KBC-Areals. Wer mag da noch an ein schnödes Parkhaus denken? Bauhandwerk 7-8/2003 O B J E K T E U m n u t z u n g 39 Baubeteiligte: Bauherr: Innovationszentrum Lörrach GmbH & Co. KG, Lörrach Architekten: wilhelm + partner, Lörrach Dipl.-Ing. Barbara Wilhelm Prof. Fritz Wilhelm Dipl.-Ing. Frank Hovenbitzer M.A. Ingenieure: Ing.-Gruppe Flösser, Bad Säckingen Fotos (2): Siegfried J. Gragnato Generalmieter: Innocel GmbH, Lörrach Projektsteuerung: Lörracher Stadtbau GmbH Abbruch- und Rohbauarbeiten: Batigroup Bau GmbH, Rümmingen Putzerarbeiten: Firma Dieter Gnädiger, Kandern (Außenputz) Arge Indlekofer & Gebhardt, Lörrach (Innenputz) Leichte Trennwände: Storz & Rothmund GmbH, Maulburg Malerarbeiten: H. Schmid GmbH + Co. KG, Lörrach Aluminiumfenster: (1.-3. Geschoss): Schilling GmbH, Lörrach Holzfenster: (Dachgeschoss): Biersack GmbH, Lörrach Türen: Schreinerei Rümmele, Zell i. W. Zimmerarbeiten: Holzbau Anton Zimmermann, Kandern Dachdeckerarbeiten: Thoma Bedachungen, Lörrach 7-8/2003 Bauhandwerk Links: Einer der beiden neuen Treppenhauskerne aus Stahlbeton Flexibel: Die inneren Trennwände können problemlos versetzt werden, da die Installationen in sichtbaren Kabelkanälen unter der Decke (rechts oben im Bild) verlaufen