Aus dem Institut für Tierzucht und Tierverhalten (Mariensee) der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft (FAL) Braunschweig Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) mit geschlechtsspezifisch sortierten Spermien in aktivierte Oozyten beim Schwein INAUGURAL – DISSERTATION zur Erlangung des Grades einer DOKTORIN DER VETERINÄRMEDIZIN (Dr. med. vet.) durch die Tierärztliche Hochschule Hannover Vorgelegt von Sabine Probst aus Bad Gandersheim Hannover 2001 Wissenschaftliche Betreuung: Prof. Dr. D. Rath 1. Gutachter: Prof. Dr. D. Rath 2. Gutachter: Prof. Dr. D. Waberski Tag der mündlichen Prüfung: 19.11.2001 Meinen Eltern in liebevoller Dankbarkeit Inhaltsverzeichnis INHALTSVERZEICHNIS 1 EINLEITUNG 9 2 SCHRIFTTUM 11 2.1 Oozytenreifung 11 2.1.1 In-vivo-Reifung 11 2.1.2 In-vitro-Reifung 12 2.2 Befruchtung und Aktivierung 14 2.2.1 Physiologie der Befruchtung 14 2.2.2 Aktivierung und parthenogenetische Entwicklung der Oozyte 15 2.2.2.1 Grundlagen der Oozytenaktivierung 15 2.2.2.2 Parthenogenese 18 2.2.2.3 Methoden der artifiziellen Aktivierung gereifter Säugeroozyten 19 2.2.3 In-vitro-Fertilisation (IVF) 26 2.2.4 Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) 27 2.2.4.1 Grundlagen 27 2.2.4.2 ICSI-Technik 28 2.2.4.3 Einsatz der ICSI bei verschiedenen Haustierspezies 31 2.2.4.4 Artifizielle Aktivierung von Oozyten zur ICSI bei verschiedenen Haustierspezies 32 2.3 Embryonalentwicklung 36 2.3.1 Entwicklung nach IVF 36 2.3.2 Entwicklung nach ICSI 36 2.3.3 Entwicklung porziner Oozyten nach parthenogenetischer Aktivierung 41 2.4 Erzeugung von Nachkommen mit vorherbestimmtem Geschlecht 43 2.4.1 Geschlechtsspezifische Trennung von Spermien mittels Flowzytometrie 43 2.4.2 Einsatz von gesexten Spermien bei IVF und ICSI 46 3 MATERIAL UND METHODEN 48 3.1 In-vitro-Maturation (IVM) porziner Oozyten 49 3.1.1 Gewinnung unreifer porziner Kumulus-Oozyten-Komplexe 49 3.1.2 In vitro Maturation porziner Kumulus-Oozyten-Komplexe in NCSU 37 50 3.1.3 Denudierung und Vorbereitung der in vitro gereiften Oozyten für ICSI 50 Inhaltsverzeichnis 3.1.4 Bestimmung der Maturationsrate 51 3.2 In-vivo-Maturation porziner Oozyten 51 3.2.1 Versuchstiere 51 3.2.2 Gewinnung in vivo gereifter porziner Kumulus-Oozyten-Komplexe 52 3.2.3 Denudierung und Vorbereitung der in vivo gereiften Oozyten für ICSI 52 3.3 Klassifizierung der gereiften Kumulus-Oozyten-Komplexe 53 3.4 Gewinnung und Aufbereitung der verwendeten Spermien 53 3.4.1 Nebenhodenschwanzspermien 53 3.4.2 Flüssigkonservierte Spermien 54 3.4.3 Flowzytometrisch sortierte, flüssigkonservierte Spermien 54 3.5 Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) 55 3.5.1 Mikroinjektionsausstattung 55 3.5.2 Durchführung der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion 59 3.6 Artifizielle Aktivierung porziner Oozyten zur ICSI 62 3.6.1 Aktivierung durch CaCl2-Injektion 62 3.6.2 Aktivierung durch Ca2+-Ionophor 63 3.6.3 Aktivierung durch elektrischen Puls 64 3.7 In-vitro-Kultur 65 3.8 Beurteilung der Entwicklungsraten in vitro kultivierter Embryonen nach ICSI 65 3.8.1 Beurteilung anhand der Vorkernstadien nach 20 und 48 Stunden 65 3.8.2 Beurteilung der Teilungsrate nach 48 Stunden 67 3.8.3 Beurteilung anhand der Zellkernzahlen nach 168 Stunden 67 3.8 Beurteilung der Entwicklungsfähigkeit der ICSI-Embryonen durch Embryotransfer 68 3.9.1 Empfängertiere 68 3.9.2 Transfer von Embryonen im Zwei- bis Vier-Zell-Stadium 68 3.9.3 Transfer von Embryonen im Zygotenstadium 69 3.10 Statistische Auswertung 70 4 ERGEBNISSE 71 4.1 Artifizielle Aktivierung porziner Oozyten zur ICSI 71 4.1.1 Aktivierung durch CaCl2-Injektion 71 4.1.2 Aktivierung durch Ca2+-Ionophor 74 Inhaltsverzeichnis 4.1.3 Aktivierung durch elektrischen Puls 4.1.4 Vergleich der Aktivierungs- und Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten nach Aktivierung durch CaCl2, Ca2+-Ionophor oder elektrischen Puls 4.2 77 80 Einsatz von flüssigkonservierten, ungesexten und gesexten Spermien zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion mit und ohne CaCl2Aktivierung 83 4.2.1 Entwicklungsraten 48 Stunden nach ICSI 83 4.2.1.1 Teilungsrate 83 4.2.1.2 Befruchtungs- bzw. Parthenogeneserate 84 4.2.2 Entwicklungsraten 168 Stunden nach ICSI 87 4.3 Überprüfung der Entwicklungsfähigkeit spermieninjizierter Oozyten durch Embryotransfer 4.3.1 Transfer von Embryonen aus in vitro gereiften, mit ungesexten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten 4.3.2 5.1. DISKUSSION 5.4 96 97 Einsatz von sortierten und unsortierten Spermien beim Einsatz zur ICSI mit und ohne CaCl2-Aktivierung 5.3 93 Artifizielle Aktivierung porziner Oozyten zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion 5.2. 91 Transfer von Embryonen aus in vivo gereiften, mit sortierten, y-chromosomalen Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten 5 91 102 Überprüfung der Vitalität mit ICSI erstellter Embryonen durch Embryotransfer 105 Schlussfolgerungen 107 6 ZUSAMMENFASSUNG 108 7 SUMMARY 111 8 LITERATURVERZEICHNIS 114 9 ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS 144 Inhaltsverzeichnis 10 ANHANG 147 10.1 Zusammensetzung der verwendeten Medien 147 10.1.1 Kulturmedien 147 10.1.2 Paraformaldehyd-Triton X-100-Lösung 148 10.1.3 Mounting Medium 148 10.1.4 Lacmoid-Färbelösung 148 10.1.5 Medium zur elektrischen Aktivierung 149 10.1.6 Hoechst 33342-Farbstofflösung 149 10.1.7 2 %-TEST-Eidotter-Lösung 149 10.2 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 150 10.2.1 Tabellen 150 10.2.2 Abbildungen 152 Einleitung 1 9 EINLEITUNG In der Reproduktionsmedizin wurden in den letzten Jahrzehnten durch die Weiter- und Neuentwicklung verschiedener biotechnischer Verfahren große Fortschritte erzielt. In der Humanmedizin wurde dabei zur Therapie männlicher Sub- und Infertilität eine spezielle Technik der In-vitro-Befruchtung entwickelt, die die Verwendung unreifer, immotiler oder morphologisch abnormaler Spermien zulässt: die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Mit Hilfe dieser Technik werden viele Schritte der normalen Befruchtung umgangen, indem ein einzelnes Spermium direkt in das Zytoplasma einer gereiften Oozyte injiziert und diese somit befruchtet wird. Ein einzelnes, normalerweise nicht befruchtungsfähiges Spermium reicht somit zur Befruchtung einer Oozyte aus. Diese Methode wurde auch in der Tierzucht erfolgreich erprobt (Kaninchen: HOSOI et al. 1988; Rind: GOTO et al. 1990; Schaf: GOMEZ et al. 1998a; Katze: POPE et al. 1998; Pferd: McKINNON et al. 1998; Schwein: MARTIN 2000). Ein Einsatzgebiet der ICSI-Technik ist dabei beispielsweise die Erhaltung bedrohter Tierarten, bei denen nur unzureichende Samenmengen mit zum Teil schlechter Qualität zur Verfügung stehen bzw. kein Konservierungsverfahren verfügbar ist (CATT 1996; IRITANI et al. 1998; POPE et al. 1998). Des weiteren stehen die Anwendungen der ICSI im Zusammenhang mit neueren Biotechniken zur Debatte. Es besteht z. B. die Möglichkeit, ICSI zur Produktion transgener Schweine einzusetzen (LAVITRANO et al. 1999; PERRY et al. 1999a; KIM und SHIM 2000). Interessant ist auch die Anwendung der ICSI im Zusammenhang mit dem Einsatz flowzytometrisch geschlechtsspezifisch sortierten Spermas, das z. B. für das Schwein noch nicht in ausreichenden Mengen für normale Besamungen produziert werden kann (JOHNSON 2000). Der Einsatz sortierter Spermien in der In-vitro-Befruchtung ist beim Schwein aufgrund hoher Polyspermieraten bisher ebenfalls noch eingeschränkt (RATH et al. 1997, 1999), so dass die ICSI eine gute Alternative bieten würde. Jedoch befindet sich die ICSI-Technik bei landwirtschaftlichen Nutztieren erst am Anfang der Entwicklung und das Entwicklungspotential spermieninjizierter Oozyten ist noch sehr begrenzt. Eine zusätzliche Aktivierung der Oozyten zur ICSI mit exogenen Stimulantien wäre eine Möglichkeit, die Entwicklungsraten zu verbessern. Dies hat sich beim Rind bereits bewährt (GOTO et al. 1990; GOTO 1993; HAMANO et al. 1999). Das Ziel der vorliegenden Arbeit war zum einen, eine Methode zur künstlichen Aktivierung porziner Oozyten zur ICSI zu entwickeln, um die frühembryonalen Entwicklungsraten zu verbessern. Zum anderen sollten porzine Embryonen mit vorherbestimmtem Geschlecht durch ICSI mit geschlechtsspezifisch sortierten Spermien produziert werden. Als Kriterium 10 Einleitung des Entwicklungspotentials mittels ICSI erstellter Embryonen sollte der Embryotransfer mit der Geburt von Ferkeln dienen. Schrifttum 2 11 SCHRIFTTUM 2.1 Oozytenreifung 2.1.1 In-vivo-Reifung Als Oozytenreifung werden Entwicklungen der Oozyte bezeichnet, die zwischen dem Diplotänstadium der Prophase der ersten Meiose und der Metaphase der zweiten Meiose stattfinden und sowohl den Zellkern als auch Zytoplasma, Zellorganellen und die der Zona pellucida anheftenden, somatischen Zellen (Cumulus oophorus) betreffen. Sie bilden die Voraussetzung für die erfolgreiche Befruchtung und Aktivierung der Oozyte durch das Spermium und für eine ungestörte frühembryonale Entwicklung (THIBAULT et al. 1987; SCHNORR 1989; MOOR et al. 1983,1990). Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion beim Schwein ist sowohl für in vivo gereifte als auch für in vitro gereifte Oozyten beschrieben worden (z. B. CATT u. RHODES 1995; KIM et al. 1998b; KLOCKE 1999, KOLBE u. HOLTZ 1999, MARTIN 2000). Für die Gewinnung in vivo gereifter, porziner Oozyten werden Sauen zur Östrusinduktion hormonell stimuliert, kurz vor der Ovulation geschlachtet und die Oozyten aus den dem Schlachttier entnommenen Ovarfollikeln aspiriert. Als Spendertiere können präpuberale Jungsauen, zyklische Jungsauen oder Altsauen verwendet werden, wobei sich die Verwendung von präpuberalen Jungsauen aufgrund der einfachen Zyklusinduktion bewährt hat (NIEMANN u. MEINECKE 1993). Bei den Tieren ist in jedem Fall auf Allgemein- und Geschlechtsgesundheit zu achten, um die Qualität der Oozyten durch diese Faktoren nicht zu gefährden. Zur Östrusinduktion sind verschiedene hormonelle Stimulationsprotokolle entwickelt worden, wobei die Anwendung der verschiedenen Protokolle abhängig von Alter und Zyklusstand der verwendeten Sauen ist (NIEMANN u. MEINECKE 1993; SCHNURRBUSCH u. HÜHN 1994). Um die Ausbeute an gereiften Oozyten zu maximieren, werden die Tiere superovuliert. Der Einsatz von PMSG (Pregnant mare´s serum Gonadotropin) in Kombination mit hCG (human Choriogonadotropin) hat sich bei präpuberalen Jungsauen bewährt (RATH u. NIEMANN 1996). Üblich ist dabei z. B. eine einmalige, intramuskuläre Injektion von ca. 1500 I.E. PMSG, gefolgt von einer intramuskulären Injektion von 500 I.E. hCG 72 Stunden später (NIEMANN u. MEINECKE 1993; RATH 1992). Die Oozytengewinnung durch Schlachtung des Tieres, oder auch durch Laparotomie, erfolgt 38 Stunden später, kurz vor der Ovulation, die ca. 40 Stunden nach hCG-Gabe auftritt (YOSHIDA 1987, 1989; NAGASHIMA et al. 1993). 12 Schrifttum Verschiedene Arbeitsgruppen haben gezeigt, dass die Anwendung in vivo gereifter Oozyten bei der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion beim Schwein bisher deutlich bessere Ergebnisse lieferte als in vitro gereifte Oozyten (KOLBE 1998; KLOCKE 1999; MARTIN 2000). 2.1.2 In-vitro-Reifung Das Problem der In-vitro-Reifung ist, neben der Kernreifung auch eine vollständige zytoplasmatische Reifung zu erreichen (CRAN u. CHENG 1985; MOOR et al. 1990), die sich in der regelrechten Ausbildung des männlichen Vorkerns und der frühembryonalen Entwicklung ausdrückt (DAY 2000). Unreife Oozyten (primäre Oozyten im Germinal-Vesikel-Stadium (GV-Stadium) (MOOR et GANDOLFI 1987; SCHNORR 1989)) können aus Ovarien präpuberaler Sauen nach der Schlachtung durch Aspiration von 2-5 mm großen Follikeln gewonnen werden. Oozyten aus kleineren Follikeln sind ungeeignet, da diese eine verminderte Kompetenz zur Fortsetzung der Meiose zeigen (CROZET 1989; MOTLIK et al. 1984; ROSENKRANZ u. LIPP 1989). Die Oozyten sollten ein homogenes, fein granuliertes Zytoplasma und mindestens drei kompakte Kumulus-Zellschichten um die Oozyte herum aufweisen (LEIBFRIED und FIRST 1979). Die Notwendigkeit der Anwesenheit einer ausreichenden Anzahl von Kumuluszellen für die Oozytenreifung ist mehrfach beschrieben worden (MOTLIK et al. 1986; MOTLIK u. FULKA 1986; MATTIOLI et al. 1988; MOOR et al. 1990; THOMAS u. SEIDEL 1993). Als Basismedien für die in vitro Reifung werden beispielsweise Tissue Culture Medium (TCM) 199 (MOTLIK et al. 1986; MATTIOLI et al. 1989; FUNAHASHI u. DAY 1993b; NAGASHIMA et al. 1993; GRUPEN et al. 1995), Waymouth Medium (KIKUCHI et al. 1995; COY et al. 1999), North Carolina State University Medium (NCSU) 23 (ABEYDEERA et al. 1998b, 1999a; BOQUEST et al. 1999) oder NCSU 37 (FUNAHASHI et al. 1997; LONG et al. 1999; RATH et al. 1999; PETTERS u. WELLS 1993) und Krebs-Ringer-Bicarbonat-Lösung (KRB) (NAITO et al. 1988; HIRAO et al. 1994) verwendet. Je nach unterschiedlichen Zusätzen und Kulturbedingungen konnten Kernreifungsraten bis zu 100 % (NAGAI u. MOOR 1990) erreicht werden. Der Zusatz der Gonadotropine FSH und LH bzw. deren Analoga PMSG und hCG zum Medium führt zu einer Verbesserung der Oozytenreifung, der Kumulusexpansion und der Spermienpenetration (EPPIG 1979; MEINECKE u. MEINECKETILLMANN 1979; MOOR et al. 1980). Die Vorkernbildungsraten werden optimiert, wenn die Hormone sich nur für die ersten 20 Stunden der Reifung im Medium befinden (FUNAHASHI Schrifttum 13 und DAY 1993a; FUNAHASHI et al. 1994a). Das Gleiche gilt für den Zusatz von db-cAMP (Dibutyryl-cyclic-Adenosin-3`, 5`-Monophosphate) zum Reifungsmedium (FUNAHASHI et al. 1997). FUNAHASHI und DAY (1993b) fanden bei einem umfassenden Vergleich heraus, dass porzine Follikelflüssigkeit (pFF) als proteinhaltiger Zusatz im Zusammenspiel mit gonadotropen Hormonen sehr gute Reifungsergebnisse erzielt. Dies wurde verschiedentlich bestätigt (CHENG et al. 1997; NAITO et al. 1988; RATH et al. 1995; YOSHIDA et al. 1992). Einen günstigen Einfluss auf die Kumulusexpansion und damit auf die Oozyten-Maturation haben Wachstumsfaktoren wie beispielsweise der „Epidermal Growth Factor“ (EGF), durch dessen Zusatz auch die embryonale Entwicklung nach IVF verbessert wird (SINGH et al. 1993, 1997; ABEYDEERA et al. 1998a, 1999b). Glutathion, das während der Reifung synthetisiert wird und als Indikator für die zytoplasmatische Reifung angesehen werden kann (YOSHIDA et al. 1993a), stimuliert den Aminosäuretransport sowie die Proteinsynthese und schützt die Oozyte gegenüber oxidativen Schädigungen (MEISTER 1983; MEISTER u. ANDERSON 1993; TAKAHASHI et al. 1997, YOSHIDA 1993). Durch Reduzierung der Disulfidbrücken in den Protaminen der Spermienköpfe bewirkt es die Dekondensation derselben (MAHI u. YANAGIMACHI 1975) und trägt somit entscheidend zur Ausbildung des männlichen Vorkerns bei. Weil Oozyten Glutathion selbständig aus geeigneten Substraten, z. B. Cystein, synthetisieren können, bewirkt ein Cystein-Zusatz zum Reifungsmedium eine Verbesserung der Entwicklungsrate nach IVF (ABEYDEERA et al. 1999a; YOSHIDA et al. 1993a). Allerdings wird Cystein unter In-vitro-Bedingungen schnell zu Cystin oxidiert (MOHINDRU et al. 1985). Dieses Defizit kann durch Zugabe von β-Merkaptoethanol oder Cysteamin ausgeglichen werden (TAKAHASHI et al.1993; GRUPEN et al. 1995; ABEYDEERA et al. 1998b; BOQUEST et al. 1999). Der osmotische Druck des Reifungsmediums sollte zwischen 265 und 355 mOsm (optimaler Wert: 285 mOsm) liegen (McGAUGHEY U. VAN BLERKOM 1977; STAIGMILLER 1988). Der pH-Wert sollte auf 7,2 - 7,4 eingestellt sein (SATO und KOIDE 1987). Als optimales Kulturmilieu für Oozyten gilt eine Temperatur von 38,5-39 °C (ENG et al. 1986; NAITO et al. 1989; YOSHIDA 1987) und eine Gasatmosphäre mit 5 % CO2 (TSAFIRI u. CHANNING 1975). Als insgesamt benötigte Reifungsdauer wird ein Zeitraum von mindestens 44 Stunden angesehen, wobei die Kernreifung schon nach 36 Stunden abgeschlossen ist. Dies gilt jedoch nicht für die zytoplasmatische Reifung, soweit dies aus Ergebnissen von IVFVersuchen geschlossen werden kann (GRUPEN et al. 1996, 1997; PRATHER u. DAY 1998). 14 Schrifttum 2.2 Befruchtung und Aktivierung 2.2.1 Physiologie der Befruchtung Die Befruchtung ist ein komplexer Vorgang, der mit der Imprägnation (aktives Eindringen des Spermiums in die Eizelle) beginnt und mit der Sygamie oder Konjugation (Verschmelzung des männlichen und des weiblichen haploiden Vorkerns zu einem Kern) endet. Beim Schwein findet die Befruchtung am Übergang der Eileiterampulle zum Isthmus tubae uterinae statt. Die Oozyten gelangen nach der Ovulation über den Fimbrientrichter in den Eileiter und erreichen nach 30-45 Minuten die Eileiterampulle (HUNTER 1991). Ihre optimale Befruchtungsfähigkeit bleibt jedoch nur maximal sechs Stunden bestehen (HUNTER 1991; SCHNURRBUSCH u. HÜHN 1994). Die ersten Spermien können schon 15 Minuten nach der Konzeption den Eileiter erreichen, was durch das relativ große Spermavolumen des Ebers, die intrauterine Deposition und kranial gerichtete Myometriumskontraktionen gefördert wird (HUNTER 1991). Im Bereich des kaudalen Isthmus tubae uterinae wird jedoch zuerst ein Spermienreservoir gebildet, wobei die Spermien an epithelialen Zellen binden (HUNTER 1991). Die Freisetzung der Spermien erfolgt periovulatorisch aufgrund vom Follikel ausgehender hormoneller Signale (HUNTER 1995). Die Spermien sollten die Oozyte in einem befruchtungskompetentem Stadium erreichen. Hierfür muss zunächst die Kapazitation eingeleitet werden (HUNTER u. DZIUK 1968). Die Kapazitation ist durch komplexe biochemische und biophysikalische Umgestaltungsprozesse gekennzeichnet (GADELLA 1996; NIEMANN u. MEINECKE 1993) und ist Voraussetzung für die Akrosomenreaktion (AUSTIN 1951; CHANG 1951), die die Spermien zur Penetration durch die Zona pellucida und zur Gametenfusion befähigt. Bei der Akrosomenreaktion kommt es zur Verschmelzung der Plasmamembran des Spermienkopfes mit der äußeren Akrosomenmembran und der anschließenden Exozytose akrosomaler Enzyme (BARROS et al. 1967; YANAGIMACHI 1988). Nach Durchdringen der Zona erfolgt die Fusion der nebeneinanderliegenden Plasmamembranen von Samenzelle und Oozyte. Aus dem Halsstück der Samenzelle entwickelt sich das Zentriol für die später stattfindende erste Teilung (SCHNORR 1989; YLLERA-FERNANDEZ et al. 1992). Die Gametenfusion führt zu einer Zustandsänderung der Oozyte, die als Aktivierung bezeichnet wird (siehe Kapitel 2.2.2.1). Diese führt zur Fortsetzung der Meiose und somit zur Ausschleusung des zweiten Polkörperchens und der Ausbildung des weiblichen Vorkerns. Demgegenüber steht die Dekondensation des Spermienkopfes mit Ausbildung des männlichen Vorkerns (SCHNORR 1989), wobei ein zytoplasmatischer Faktor der Oozyte der „Male pronucleus growth factor“ (MPGF) eine entscheidende Rolle spielt (KIKUCHI et al. 1995). Die ersten Vorkerne sind Schrifttum 15 frühestens sechs Stunden nach Besamung bzw. Konzeption zu sehen (HANCOCK 1961; LAURINCIK et al. 1994). Zur Syngamie wandern beide Vorkerne aufeinander zu und verschmelzen miteinander zur diploiden Zygote. Die erste Furchungsteilung vollzieht sich in Form einer normalen Mitose, und tritt mindestens 21 Stunden nach Konzeption auf (HANCOCK 1961). 2.2.2 Aktivierung und parthenogenetische Entwicklung der Oozyte 2.2.2.1 Grundlagen der Oozytenaktivierung Die Aktivierung der Oozyte ist die Voraussetzung für die weitere Entwicklung zur Zygote und zum Embryo. Bekannt ist, dass es durch die Fusion von Spermium und Oozyte zu einem initialen Anstieg der intrazellulären Ca2+-Ionen-Konzentration kommt, in dessen Folge der intrazelluläre Ca2+-Gehalt bis zur Bildung der Vorkerne oszilliert (DAY et al. 2000; JONES et al. 1995). Die Ca2+-Oszillationen sind wiederum das auslösende Signal für weitere Vorgänge im Rahmen der Oozyten-Aktivierung (OZIL 1990; VITULLO u. OZIL 1992): ⇒ Sie bewirken die Exozytose der kortikalen Granula, die zu einer Modifikation von Oolemm und Zona pellucida führt. Der Inhalt der kortikalen Granula entleert sich dabei in den perivitellinen Raum und es kommt zu physikochemischen und biochemischen Zustandsänderungen der Plasmamembran und zur Aushärtung der Zona pellucida (CRAN u. CHENG 1986), so dass ein Polyspermieblock aufgebaut wird, der das Eindringen weiterer Spermien in die Oozyte verhindert (HUNTER 1991). 2+ ⇒ Die Ca -Oszillationen führen auch zur Fortsetzung der Meiose, so dass der zweite Polkörper ausgeschleust wird und die Vorkerne gebildet werden. Ein hoher Gehalt an aktivem „Maturation Promoting Factor“ (MPF), der für die Oozytenreifung beim Säuger essentiell ist (WU et al. 1997; MOTLIK et al. 1998), erhält die Arretierung in der Metaphase II aufrecht. Durch ein Gleichgewicht zwischen Synthese und Abbau einer der Untereinheiten des MPF, des Cyclin B, bleibt die hohe MPF-Aktivität unter Kontrolle zytostatischer Faktoren bestehen (KUBIAK et al. 1993). Als Folge der Ca2+-Oszillationen im Rahmen der Befruchtung kommt es zu einer Störung dieses Gleichgewichtes und die MPF-Aktivität nimmt deutlich ab (FULKA et al. 1992). Somit kann die Blockierung der Meiose überwunden werden und der Zellzyklus läuft mit Ausbildung des weiblichen und männlichen Vorkerns und der Ausschleusung des zweiten Polkörperchens weiter (TAIEB et al. 1997). Eine wichtige, aber bisher noch nicht vollständig geklärte Rolle spielt dabei die „Mitogen-activated Protein Kinase“ (MAPK) (LIU u. YANG 1999). 16 Schrifttum 2+ ⇒ Außerdem kommt es im Rahmen der Ca -Oszillationen zu einer Änderung im Proteinmuster, die als Kennzeichen einer vollständigen Aktivierung angesehen werden kann. DING et al. (1992a) stellten fest, dass es beim Schwein aufgrund der Befruchtung zu einem plötzlichen Absinken der Konzentration von 46 kDa-Proteinen kommt. Ebenso tritt eine progressive Reduzierung eines 25 kDa-Proteins gekoppelt mit einem Anstieg eines 22 kDa-Proteins auf. DING et al. (1992a) beschrieben weiterhin, dass diese Veränderungen nicht auf eine Änderung der Proteinsynthese zurückzuführen sind, sondern auf posttranslationale Modifikationen, die im Verlauf der Befruchtung stattfinden. Die Proteinsynthese ist für die Befruchtung im Gegensatz zur Oozytenreifung nicht essentiell (DING et al. 1992b). Eine Änderung des Proteinmusters aufgrund der Befruchtung konnte auch bei anderen Säugetieren beschrieben werden (z. B. Maus: ENDO et al. 1986; Schaf: MOOR u. GANDOLFI 1987). ⇒ Vom Seeigel und einigen anderen Invertebraten ist es bekannt, dass es während der Befruchtung zu einem für die vollständige Aktivierung notwendigen, intrazellulären Anstieg des pH-Wertes kommt (SHEN u. STEINHARDT 1979). Allerdings wiesen KLINE und ZAGRAY (1995) sowie PHILIPS und BALTZ (1996) bei der Maus keinen intrazellulären pH-Anstieg während der Befruchtung nach. Gleiches stellten BEN-YOSEF et al. (1996) für die Ratte fest. Für das Schwein liegen Untersuchungsergebnisse bezüglich der pH-Veränderungen bei in vitro gereiften Oozyten nach künstlicher Aktivierung vor. So konnten RUDDOCK et al. (2000) einen Anstieg des pH durch die artifizielle Aktivierung der Oozyten mit 7 % Ethanol, mit Ca2+-Ionophor und mit Thimerosal nachweisen. Untersuchungen bezüglich pH-Veränderungen im Rahmen der physiologischen Befruchtung beim Schwein fehlen. Bezüglich des Mechanismus, wie durch das Spermium die Ca2+-Oszillationen ausgelöst werden, bestehen zwei Theorien: 1. Bei der Fusion des Spermiums mit der Oozyte wird ein lösliches Protein aus dem Zytoplasma (cytosolic sperm factor: CSF) der Samenzelle in die Oozyte freigesetzt, das über einen noch ungeklärten Weg die Ca2+-Oszillationen auslöst und nicht speziesspezifisch ist. Das Vorhandensein eines aktivierenden CSF ist verschiedentlich beschrieben worden (Seeigel: DALE et al. 1985; Kaninchen, Maus: STICE u. ROBL 1990; Hamster: SWANN 1990; Mensch: HOMA u. SWANN 1994; PALERMO et al. 1997; Rind: WU et al. 1998). So konnten PARRINGTON et al. (1996) ein lösliches Spermien-Protein nachweisen, Oscillin, das die für eine normale Befruchtung charakteristischen Ca2+-Oszillationen in 17 Schrifttum Mäuse-Oozyten auslösen konnte. Im Spermienkopf sitzt dieses Protein auf Höhe des Äquatorialsegmentes, der Bereich, an dem die Spermien-Oozyten-Fusion ihren Anfang nimmt. MACHATY et al. (2000) zeigten außerdem, dass durch Injektion eines porzinen CSF in Oozyten vom Schwein alle Folgen der Aktivierung vollständig ausgelöst wurden. Der Mechanismus wie der CSF die Ca2+-Freisetzung bewirkt, bleibt jedoch noch unklar. Untersuchungen von WU et al. (2001) weisen allerdings darauf hin, dass CSF die Phospholipase C stimuliert und somit über Produktion von Inositol-1,4,5 Triphosphat (IP3) die Ca2+-Freisetzung bewirkt. PERRY et al. (1999b, 2000) führten als Ergebnisse ihrer Untersuchungen beim Rind an, dass nur das Zusammenspiel mehrerer hitzestabiler und hitzeempfindlicher Spermien-Proteine eine Aktivierung auszulösen vermag. 2. Die zweite Theorie nimmt an, dass das Spermium an einen Rezeptor in der Plasmamembran der Oozyte bindet, der mit einem G-Protein oder einer Protein-TyrosinKinase (KIM et al. 1999a) gekoppelt ist, die über die Aktivierung der Phospholipase C die Produktion von Inositol-1,4,5 Triphosphat (IP3) bewirken, was zur Freisetzung von Ca2+Ionen aus intrazellulären Speichern führt. So konnten MACHATY et al. (1995) nachweisen, dass gereifte porzine Oozyten einen G-Protein vermittelten Signaltransduktionsweg besitzen. Durch Stimulation desselben mit Guanosin-5´-0-(3´Thiotriphosphat) (GTP-γ-S, ein GTP-Analog) konnten sie Ca2+-Oszillationen und die folgenden Ereignisse der Oozyten-Aktivierung auslösen. Die Anwesenheit des G-Protein vermittelten Signalwegs in porzinen Oozyten wurde in nachfolgenden Versuchen bestätigt (KIM et al. 1998a; MACHATY et al. 1997a). Jedoch ist dadurch nicht bewiesen, dass das Spermium bei der Befruchtung auf diesem Weg die Oozyte aktiviert. Im Anschluß an eine erfolgreiche Aktivierung einer vollständig gereiften Oozyte durch das Spermium kommt es schließlich zur synchronen Ausbildung des männlichen und des weiblichen Vorkerns, zur Verschmelzung der beiden und zur nachfolgenden Zellteilung. Die beschriebene, bei einer Befruchtung auftretende Aktivierung einer Oozyte kann auch spontan erfolgen, ohne dass eine Samenzelle daran beteiligt ist. In diesem Fall kann es zu einer parthenogenetischen Entwicklung der Oozyte mit Zellteilung und Blastozystenbildung kommen. 18 Schrifttum 2.2.2.2 Parthenogenese Unter Parthenogenese versteht man eine reduzierte Form der Fortpflanzung, bei der sich der Embryo aus einer unbefruchteten Oozyte entwickelt, wodurch der Austausch genetischen Materials unterbleibt (WEHNER u. GEHRING 1990). Von der typischen Parthenogenese sind zwei verwandte Phänomene abzugrenzen (KAUFMAN 1983): ⇒ die Gynogenese, bei der die Oozyte, stimuliert durch ein Spermium, die zweite Meiose beendet und sich weiterentwickelt, ohne dass das Spermium genetisches Material beisteuert; ⇒ die Androgenese, bei der sich die Oozyte, ebenfalls stimuliert durch ein eingedrungenes Spermium, weiterentwickelt, aber nur das männliche Genom an der folgenden embryonalen Entwicklung teilnimmt. Es handelt sich bei der Parthenogenese um eine im Tierreich relativ weitverbreitete Art der Reproduktion mit Ausnahme der Säugetiere. Physiologischerweise kommt sie bei verschiedenen Insekten, Reptilien und Fischen vor (WEHNER u. GEHRING 1990). Es wird auch über Parthenogenese bei Hühnern (OLSEN 1966) und Truthühnern (DARCEY et al. 1971) berichtet. Ursächliche Mechanismen für den Beginn einer parthenogenetischen Entwicklung liegen dabei vermutlich in der Meiose begründet. Durch Ausbleiben der meiotischen Teilung bleibt die Oozyte diploid und kann sich zu einem normalen Nachkommen entwickeln. Allerdings können auch Fehler im Ablauf der Meiose, z. B. durch Nichtausbilden des ersten oder zweiten Polkörperchens, zur Ausbildung einer diploiden Oozyte und somit zum Beginn einer parthenogenetischen Entwicklung führen (NIEMANN u. MEINECKE 1993). Im frühen Embryonalstadium können auch beim Säuger parthenogenetische Entwicklungsstadien auftreten, wobei diese Stadien durch eine nicht spermien-induzierte Aktivierung der Säugeroozyte entstehen. Diese Aktivierung kann entweder spontan oder aufgrund künstlicher, externer Stimuli (siehe Kapitel 2.2.2.3) auftreten. Es gibt jedoch keine Berichte über eine vollständige, parthenogenetische Entwicklung mit der Geburt normaler Nachkommen bei Säugetieren (NIEMANN u. MEINECKE 1993). In Abbildung 1 sind die von KAUFMAN und SACHS (1976) beschriebenen Möglichkeiten der Entstehung parthenogenetischer Embryonen mit ihren genetische Konstitutionen aus Oozyten in der Metaphase II dargestellt. 19 Schrifttum Gereifte Oozyte (Metaphase II) Aktivierung 2. meiotische Teilung sofortige Teilung 2. Polkörper nicht ausgeschleust Ausschleusung des 2. Polkörpers VorkernStadien 1 diploider Vorkern 2 haploide Vorkerne 1 haploider Vorkern pro Blastomere 1 haploider Vorkern 1. Teilung heterozygot diploid heterozygot diploid mosaik haploid mosaik haploid uniform haploid genetische Konstitution Abbildung 1: Möglichkeiten der Entstehung parthenogenetischer Embryonen (nach KAUFMAN u. SACHS 1976) 2.2.2.3 Methoden der artifiziellen Aktivierung gereifter Säugeroozyten Zur Zeit gewinnt das Phänomen der parthenogenetischen Entwicklung von Säugeroozyten im Rahmen der Untersuchungen zum Kerntransfer zunehmend an Bedeutung (z. B. LIU u. MOOR 1997; TAO et al. 1999; KOO et al. 2000; BETTHAUSER et al. 2000). Deswegen wurden im Laufe der letzten Jahre viele Methoden getestet, um Oozyten durch externe Stimuli künstlich zu aktivieren und eine parthenogenetische Entwicklung auszulösen. Auch im Zusammenhang mit der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) sind verschiedene Aktivierungsmethoden bei unterschiedlichen Spezies geprüft worden, um die Aktivierungsraten und somit die Befruchtungs- und frühembryonalen Entwicklungsraten 20 Schrifttum spermieninjizierter Oozyten durch einen zusätzlichen, aktivierenden Stimulus zu verbessern (z. B.: Mensch: TESARIK u. TESTART 1994; YANAGIDA et al. 1999; ZHANG et al. 1999; Rind: KEEFER et al. 1990; LI et al. 1999; CHUNG et al. 2000; Pferd: KATO et al. 1997; GUIGNOT et al. 1998; LI et al. 2000; Schaf: GOMEZ et al. 1998c; Schwein: KIM et al. 1999c; KOLBE u. HOLTZ 1999). Die Ausschleusung des zweiten Polkörpers ist hierbei im Gegensatz zum Kerntransfer essentiell, um eine normal befruchtete Zygote zu erhalten. Verschiedene Autoren berichteten über ein abgewandeltes Muster des oben beschriebenen Anstiegs der Aktivierung. intrazellulären Während die Ca2+-Konzentration spermien-induzierte ([Ca2+]i) Aktivierung nach zu parthenogenetischer andauernden Ca2+- Oszillationen führt (Abbildung 2A), tritt bei einer parthenogenetischen Aktivierung meist ein konstanter Anstieg der intrazellulären Ca2+-Konzentration auf, die ein Plateau erreicht, bevor sie nach einiger Zeit langsam wieder abfällt (Abbildung 2B) (RICKORDS u. WHITE 1992; 2+ [Ca ]i 2+ [Ca ]i SUN et al. 1992; TESARIK et al. 1994; TESARIK u. TESTART 1994). A B Zeit Zeit Abbildung 2: Muster der Veränderungen der intrazellulären Ca2+-Konzentration ([Ca2+]i): A: spermienabhängige Aktivierung; B: parthenogenetische Aktivierung (modifiziert nach TESARIK et al. 1994) Die Entwicklung der Oozyten nach parthenogenetischer Aktivierung verläuft umso besser, je mehr mit Hilfe künstlicher Aktivatoren die spermienabhängigen Ca2+-Oszillationen nachgeahmt werden können (OZIL 1990). 21 Schrifttum Die vielfältigen Aktivierungsmethoden lassen sich grob in physikalische, chemische und biochemische Reize einteilen, wie in Tabelle 1 dargestellt wird. Tabelle 1: Methoden zur artifiziellen Aktivierung von Säugerozyten Aktivierungsmethode Beispiele aus der Literatur Elektrische Stimulation COLLAS et al. (1989); ONODERA u. TSUNODA (1989); ESCRIBA u. GARCIA-XIMENEZ (2000); COLLAS et al. (1993); PROCHAZKA et al. (1992, 1993); JOLIFF u. PRATHER (1997); KURE-BAYASHI et al. (2000) Mechanische Stimulation (z. B. Injektion) RHODES et al. (1994); CATT u. RHODES (1995); GOMEZ et al. (1998a) Thermische Stimulation KOMAR (1973); LONGO (1975); BALAKIER u. TARKOWSKI (1976) Ca2+-Ionophor STEINHARDT et al. (1974); KLINE u. KLINE (1992); CHIAN u. SIRARD (1995); WANG et al. (1998a,b, 1999) Ethanol CUTHBERTSON (1983); O´NEILL u. KAUFMAN (1989); DIDION et al. (1990); NAGAI (1992); MINAMIHASHI et al. (1993) CaCl2 FULTON u. WHITTINGHAM (1978); MACHATY et al. (1996) Thimerosal CHEEK et al. (1993); FISSORE u. ROBL (1995); HERBERT et al. (1995); MACHATY et al. (1997b) physikalisch chemisch 22 Tabelle 1: biochemisch Schrifttum (Fortsetzung) Aktivierungsmethode Beispiele aus der Literatur Stimulation eines G-Proteins MIYAZAKI (1988); MOORE et al. (1993); MACHATY et al. (1995, 1997a); KIM et al. (1998a) Injektion von Inositol-1,4,5 Triphosphat WHITAKER u. IRVINE (1984); MIYAZAKI (1988); MIYAZAKI et al. (1992); BERRIDGE (1993) Protein-Synthese-Inhibitoren SIRACUSA et al. (1978); BALAKIER u. CASPER (1993); FIRST et al. (1992); YANG et al. (1992); NUSSBAUM und PRATHER (1995) Protein-Kinase-Inhibitoren SZÖLLÖSI et al. (1993); RICKORDS et al. (1992); MAYES et al. (1995) Injektion eines CSF PARRINGTON et al. (1996); MACHATY et al. (2000); HOMA u. SWANN (1994); PALERMO et al. (1997); WU et al. (1998) Als einer der wichtigsten Aktivatoren kann dabei die elektrische Stimulation angesehen werden, die zur Fusion beim Kerntransfer regelmäßig eingesetzt wird und eine Steigerung der Aktivierungs- und Entwicklungsraten bewirkt. Durch einen elektrischen Puls kommt es zu einer kurzfristigen Porenbildung in der Zellmembran, so dass ein Influx von Ca2+-Ionen aus dem extrazellulären Medium stattfinden kann (ZIMMERMANN u. VIENKEN 1982). Durch Frequenz, Dauer und Stärke des elektrischen Pulses kann der Level des Ca2+-Anstiegs in der Zelle reguliert werden (COLLAS et al. 1993). Im Zusammenhang mit ICSI ist auch besonders die mechanische Stimulation einer Oozyte durch den Injektionsprozess von Bedeutung. Verschiedentlich wurde nachgewiesen, dass diese Manipulation an der Oozyte zur Aktivierung und Vorkernbildung führt (GOMEZ et al. 23 Schrifttum 1997, 1998c) und somit die Befruchtungsraten durch parthenogenetische Entwicklung negativ beeinflusst. Auch Zentrifugation oder Vortexing können Oozyten mechanisch aktivieren. Ein weiterer, sehr häufig angewandter Aktivator ist ein Ca2+-Ionophor (A23187). Ionophore sind carbozyklische Polyether-Antibiotika, die mit Kationen einen lipophilen Komplex bilden können und somit frei in der Lipidregion von Zellmembranen beweglich sind. Auf diese Weise werden Kationen, wie z. B. Ca2+-Ionen, passiv durch die Membran transportiert. Die Oozyte wird aktiviert und die entsprechenden Ereignisse einer Oozyten-Aktivierung laufen ähnlich den physiologischen Vorgängen einer Befruchtung ab. Allerdings darf die Zelle nur kurz der Einwirkung des Ca2+-Ionophors ausgesetzt werden, da eine längere Einwirkung zu einer starken Druckerhöhung in der Zelle und somit zum Zelltod führt (STEUBER u. KROKER 1994). Die direkte Injektion von Ca2+-Ionen, z. B. in Form von CaCl2, in das Zytoplasma der Oozyte bewirkt zum einen den direkten Anstieg der intrazellulären Ca2+-Konzentration, zum anderen wirkt es stimulierend auf die intrazellulären Mechanismen der Ca2+-Freisetzung und setzt auf diese Weise Calcium aus intrazellulären Speichern frei (FINCH et al.1991; BERRIDGE 1993). Die Oozyte wird somit aktiviert. Thimerosal, eine organische Quecksilber-Verbindung mit hoher aktivierender Wirkung, bewirkt die Mobilisierung intrazellulärer Ca2+-Speicher durch Oxidierung kritischer Sulfhydrylgruppen an intrazellulären Ca2+-Releasing-Proteinen und führt auf diese Weise zu sich wiederholenden Ca2+-Wellen. Die Wirkung der Thimerosal-Inkubation muss durch den Antagonisten Dithiothreitol (DTT) (MACHATY et al. 1997b) nach ca. 10 Minuten wieder aufgehoben werden, weil es sonst zur Oxidierung der Tubulin-Sulfhydryl-Gruppen mit Zerstörung der meiotischen Spindel kommen kann. Eine Aktivierung von Oozyten durch Inhibition der Proteinsynthese begründet sich darauf, dass durch entsprechende Mittel, z. B. Cycloheximid oder Puromycin, die Synthese zytostatischer Faktoren und von Cyclin B verhindert wird, wodurch die MPF-Aktivität nicht mehr aufrechterhalten werden kann und die Oozyte die Meiose wieder aufnimmt. Beim Rind hat sich diese Methode im Zusammenspiel mit elektrischer Stimulation als effektiv erwiesen (FIRST et al. 1992; YANG et al. 1992), und NUSSBAUM und PRATHER (1995) zeigten den gleichen Effekt bei porzinen Oozyten. Protein-Kinase-Inhibitoren, z. B. 6-Dimethylaminopurin (6-DMAP) (SZÖLLÖSI et al. 1993), Staurosporin (RICKORDS et al. 1992) oder H7 ([1-(5-Isoquinolinesulfonyl)-2- Methylpiperazin, HCL]) (MAYES et al. 1995), bewirken ebenfalls eine Störung des Gleichgewichtes zur Aufrechterhaltung der MPF-Aktivität, so dass die Oozyte aus der 24 Schrifttum Metaphase-II-Arretierung freigesetzt werden kann. In Folge der Protein-Kinase-Inhibition ist beim Schwein keine Exozytose der kortikalen Granula und keine Entwicklung bis zur Blastozyste zu beobachten. Dies ist ein Hinweis darauf, dass damit nur ein Teil der Aktivierungskomponenten ausgelöst werden kann (MAYES et al. 1995; GREEN et al. 1999). Beim Rind wurden Kombinationen von Ca2+-Ionophor zusammen mit 6-DMAP als sehr erfolgreich beschrieben (RHO et al. 1998a,b; CHUNG et al. 2000). In Tabelle 2 sind Erfolgsraten verschiedener Aktivierungsmethoden porziner Oozyten anhand der Aktivierungsraten zusammengestellt. Eine Oozyte gilt im Allgemeinen als aktiviert, wenn sie mindestens einen Vorkern aufweist. Ergebnisse bezüglich Morulae- oder Blastozystenraten sind in Kapitel 2.3.2.3 beschrieben. WANG et al. (1998a) verglichen die Ca2+-Ionophor-Aktivierung mit der elektrischen Aktivierung in Bezug auf das vollständigen Auftreten der Aktivierungsereignisse in porzinen Oozyten. Dabei stellte sich heraus, dass die elektrische Aktivierung im Gegensatz zur Ionophor-Aktivierung kaum zur Ausbildung eines Polyspermieblocks führte, obwohl eine Exozytose der kortikalen Granula stattgefunden hat. Außerdem bewirkte die elektrische Aktivierung zwar eine höhere Vorkernbildung, jedoch fehlte deutlich öfter die Ausschleusung des zweiten Polkörpers, so dass es vermehrt zur Ausbildung von zwei Vorkernen kam. Die Aktivierung mittels Ca2+-Ionophor entsprach somit eher einer spermieninduzierten Aktivierung (WANG et al. 1998b). In verschiedenen Versuchen stellte sich heraus, dass die Anwendung einer Konzentration von mindestens 50 µM für eine Dauer von zwei Minuten die besten Ergebnisse bei der Aktivierung porziner Oozyten mit Ca2+-Ionophor ergibt (WANG et al. 1998a,b, 1999). 25 Schrifttum Tabelle 2: Beispiele der Wirksamkeit unterschiedlicher Aktivierungsmethoden für porzine Oozyten anhand der Aktivierungsrate (6-24 Stunden nach Stimulation) Autor In-vitro-Kultur (h) Aktivierungsrate (%) HAGEN et al. 1991a 24 88 PROCHAZKA et al. 1992 6 40,6-100 KIM et al. 1996b 18 75 LIU u. MOOR 1997 7-8 72,2-86,7 WANG et al. 1998a 12 88 WANG et al. 1998a,b; 1999 12 19,8-65 JILEK et al. 2000 24 26-70 Thimerosal (+DTT) MACHATY et al. 1997b 6 73,8 CaCl2-Injektion MACHATY et al. 1996 6 79,4 MAYES et al. 1995 9 68,1 GREEN et al. 1999 24 74 Ethanol DIDION et al. 1990 18 22 Cytosolic Sperm Factor (CSF) MACHATY et al. 2000 6 89,2 MACHATY et al. 1995 6 71,4 NUSSBAUM u. PRATHER 1995 24 92 Ethanol + 6-DMAP LEAL u. LIU 1998 8 96 Ca2+-Ionophor + Cycloheximid JILEK et al. 2000 24 26-85 Aktivierung Elektrische Aktivierung 2+ Ca -Ionophor Protein-Kinase Inhibitoren G-Protein-Stimulation (GTP-γ-S) Protein-SyntheseInhibitoren + elektrische Aktivierung 26 2.2.3 Schrifttum In-vitro-Fertilisation Die Grundlage der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion ist die In-vitro-Befruchtung (IVF), bei der entweder in vivo oder in vitro gereifte Oozyten mit befruchtungsfähigen Spermien zusammen für kurze Zeit inkubiert und befruchtet werden. Obwohl schon seit Anfang der siebziger Jahre an der In-vitro-Produktion (IVP) von porzinen Embryonen geforscht wird (HARMS u. SMIDT 1970; MOTLIK u. FULKA 1974), ist bis heute noch immer kein voll befriedigendes Verfahren entwickelt worden (NAGAI 1996, DAY 2000). Das größte Problem bei der IVF in vitro gereifter Oozyten beim Schwein stellt dabei in vielen Laboratorien die polysperme Befruchtung dar (NAGAI 1996). Aufgrund bisher suboptimaler Kulturbedingungen kommt es zu einer unzureichenden Oozytenreifung, in deren Folge die Ausbildung und Exozytose der kortikalen Granula nicht korrekt abläuft, der Block der Zona pellucida nicht ausreichend ausgebildet wird und somit das Eindringen mehrerer Spermien pro Oozyte nicht verhindert werden kann (CRAN u. CHENG 1986). Die Reduzierung der pro Oozyte eingesetzten Spermienkonzentrationen bei der IVF, die Kokultivierung der Spermien mit Eileiterzellen, das Hinzufügen von Eileiterflüssigkeit aus Eileitern rauschender Sauen zum Befruchtungsmedium oder die Supplementierung des Mediums mit RGD enthaltenden Oligopeptiden führte bei verschiedenen Arbeitsgruppen aber zu guten Ansätzen zur Senkung der Polyspermieraten (NAGAI und MOOR 1990; RATH 1992; KIM et al. 1996a; YOSHIDA et al. 1993b). Ein weiteres Problem der IVF mit in vitro gereiften Oozyten ist die oft mangelhafte und asynchrone Ausbildung des männlichen Vorkerns, jedoch ist dieser Sachverhalt durch die Klärung des erforderlichen Glutathiongehaltes der gereiften Oozyte (siehe auch Kapitel 2.1.2) verbessert worden (NAGAI 1996). Zur Erlangung der Befruchtungsfähigkeit der Spermien ist es notwendig, dass diese kapazitieren und die Akrosomenreaktion ausgelöst wird. Eine essentielle Rolle spielen dabei in vitro extrazelluläre Ca2+-Ionen (FRASER 1987). Der kapazitationsinduzierende Effekt von Kalzium, das im Medium nur begrenzt löslich ist, kann unter in vitro Bedingungen durch Anwendung von Ca2+-Ionophor gesteigert werden (BIRD u. HOUGHTEN 1989). Ein regelmäßig zur Auslösung der Kapazitation angewandtes Mittel ist Koffein, das die Kopplung der Ca2+-Ionen an die Spermien fördert (NIWA 1993; NAGAI et al. 1994; FUNAHASHI u. NAGAI 2001). Somit wurden spezielle Fertilisationsmedien entwickelt, die den Bedürfnissen der Spermien und Oozyten zum Zeitpunkt der IVF gerecht werden. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass Methoden zur Verbesserung der Kapazitation zwar zu einer verbesserten Penetrationsrate, jedoch oft auch zu erhöhten Polyspermieraten führen (ABEYDEERA u. DAY 1997). 27 Schrifttum 2.2.4 Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) 2.2.4.1 Grundlagen Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion ist eine spezielle Art der In-vitro-Befruchtung, bei der ein einzelnes Spermium zur Befruchtung direkt in das Zytoplasma einer gereiften Oozyte injiziert wird. Dabei werden wichtige Schritte einer physiologischen Befruchtung umgangen, wie z. B. Kapazitation, Akrosomenreaktion und Penetration. Die verwendeten Spermien müssen daher nicht voll funktionstüchtig sein. ICSI gewährleistet im Gegensatz zu anderen In-vitro-Fertilisationstechniken eine ausschließlich monosperme Befruchtung. Andere mikromanipulatorische Fertilisationstechniken, wie Zona Drilling, Partial Zona Dissection (PZD) und subzonale Insemination (SUZI), gingen der ICSI-Technik in der Humanmedizin voraus, waren jedoch nicht sehr erfolgreich (CATT 1996). Als Anwendungsbereich steht in der Humanmedizin der therapeutische Ansatz bei androgener Sub- und Infertilität im Vordergrund (CATT 1996). Bei Säugetieren kann ICSI zur Erstellung transgener Tiere genutzt werden, indem die zu injizierenden Spermien mit einem Genkonstrukt beladen werden und als Vektor dienen (LAVITRANO et al. 1999; PERRY et al. 1999a, SQUIRES 1999; KIM u. SHIM 2000). Außerdem ist die ICSI-Technik eine effiziente Methode zur optimalen Ausnutzung genetischen Materials, z. B. für den Erhalt seltener Rassen, aber auch für die Erstellung bestimmter Zuchtlinien (CATT 1996; POPE et al. 1998). Interessant ist ICSI im Zusammenhang mit dem Einsatz von flowzytometrisch geschlechtsspezifisch sortierten Spermien. Besonders beim Schwein ist die Erstellung einer für eine normale Besamung ausreichenden Menge an sortierten Spermien noch unzureichend. Der Einsatz von gesexten Spermien zur IVF wird andererseits durch erhöhte Polyspermieraten begrenzt (RATH et al. 1999; SEIDEL u. JOHNSON 1999). Die Ursprünge der ICSI-Technik gehen bis in die sechziger Jahre zurück, als erste Versuche mit Seeigel- und Frosch-Gameten durchgeführt wurden, bei denen die Bildung von Vorkernen erreicht werden konnte (HIRAMOTO 1962; GRAHAM 1966). Vorkernbildung konnte mit der Injektion sowohl homologer als auch hertrologer Spermien erreicht werden (IRITANI et al. 1998). HOSOI et al. (1988) berichteten über die ersten Nachkommen bei Säugetieren, als sie ICSI beim Kaninchen anwandten. In den neunziger Jahren stiegen die experimentellen Versuche zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion sprunghaft an, und es wurden ebenfalls Nachkommen bei Rind (GOTO et al. 1991), Mensch (PALERMO et al. 1992; VAN STEIRTEGHEM et al. 1993), Maus (AHMADI et al. 1995; KIMURA et al. 1995), Schaf (CATT 1996; GOMEZ et al. 1998a) und Pferd (McKINNON et al. 1998) produziert. Die 28 Schrifttum einzigen Berichte über „ICSI-Ferkel“ wurden erst kürzlich veröffentlicht (KOLBE u. HOLTZ 2000; MARTIN 2000). In der Humanmedizin wurden intensive Studien zum Einsatz von unreifen und defekten Spermien bei der ICSI durchgeführt. Nach ersten Versuchen an Labortieren, bei denen unreife Spermien in Mäuseoozyten injiziert worden waren (KIMURA u. YANAGIMACHI 1995; OGURA u. YANAGIMACHI 1995), wurden die positiven Ergebnisse auf die Humanmedizin übertragen. SOFIKITIS et al. (1995) erreichten mit der Injektion von Spermatiden die erste Schwangerschaft, und TESARIK et al. (1995) sowie TESARIK und MENDOZA (1996) berichteten über die ersten Kinder, die aus mit Spermatiden befruchteten humanen Oozyten geboren wurden. Beim Rind berichteten GOTO et al. (1996a,b) ebenfalls über den erfolgreichen Einsatz unreifer Spermienformen. Der Reifungsgrad der männlichen Gameten spielt bei der ICSI also keine entscheidende Rolle. Allerdings stellten YAZAWA et al. (2001) fest, dass unreife Spermienformen das Muster im Anstieg der intrazellulären Ca2+-Ionen auslösten, das einer parthenogenetischen Aktivierung gleicht (Abbildung 2). HEUWIESER et al. (1992a) erreichten vergleichbar hohe Befruchtungsraten bei ICSI mit defekten sowie mit morphologisch unauffälligen Bullenspermien. Ebenso stellten McKINNON et al. (1998) keinen Unterschied bei der Verwendung von Spermien infertiler Hengste im Vergleich zu denen fertiler Hengste fest. Auch bei der Verwendung von kapazitierten im Vergleich zu nicht kapazitierten Spermien bei Schaf und Rind wurde kein Unterschied in der Befruchtungsrate festgestellt (GOMEZ et al. 1997; GALLI et al. 1999). Aufgrund dieser Ergebnisse scheint die Beschaffenheit des Spermiums keinen Einfluss auf die Entwicklungsraten nach ICSI zu haben, allerdings zeigten GOMEZ et al. (1997) in ihren Versuchen, dass frische Spermien im Gegensatz zu tiefgefrorenen beim Schaf bessere Befruchtungsraten erzielten. LACHAM-KAPLAN und TROUNSON (1995) erreichten bei der Maus mit kapazitierten Spermien höhere Befruchtungsraten als mit nicht kapazitierten. HOSOI et al. (1999) verglichen den Einsatz von Spermienköpfen und intakten Spermien und zeigten verringerte Teilungsraten für die Spermienköpfe. KIM et al. (1999c) konnten beim Schwein nur mit Hilfe einer zusätzlichen Aktivierung der Oozyten Erfolge bei der Injektion von Spermatiden erzielen. 2.2.4.2 ICSI-Technik Für die erfolgreiche Durchführung der ICSI ist es notwendig, dass alle auf die Oozyte wirkenden Stressfaktoren so gering wie möglich gehalten werden und das Spermium ordnungsgemäß im Zytoplasma abgesetzt wird. 29 Schrifttum Der Durchmesser der Injektionspipette sollte möglichst genau der Größe der Spermienköpfe angepasst werden, um das mechanische Trauma durch den Injektionsprozesses in der Zona pellucida und vor allem im Oolemm möglichst gering zu halten. GOTO et al. (1996a) setzten z. B. beim Rind Pipetten mit einem inneren Durchmesser von 8 µm ein, während KIM et al. (1998b) beim Schwein einen inneren Durchmesser von 6-7 µm angaben, entsprechend der jeweiligen Spermienkopfgröße. TOCHARUS et al. (1996) bewiesen durch Einsatz von Injektionspipetten verschiedenen Durchmessers, dass mit den dünneren Pipetten bessere Entwicklungsergebnisse erreicht wurden. Das mit dem Spermium zusammen injizierte Volumen des Spermienmediums kann bei Anwendung dünnerer Injektionspipetten sehr gering gehalten werden. Wichtig ist, dass das Spermium vor der Aufnahme in die Injektionspipette immobilisiert wird. Bei der physiologischen Befruchtung verliert das Spermium bei der Fusion mit der Oozyte seine Motilität, bei ICSI würde es ohne künstliche Immobilisation jedoch weiterhin im Zytoplasma der Oozyte Geißelbewegungen machen. Dadurch könnten zytoplasmatische Strukturen irreversibel geschädigt werden, was früher oder später zur Degeneration der Oozyte führen würde (FISHEL et al. 1995; GERRIS et al. 1995). Üblicherweise wird die Injektionspipettenspitze über dem Mittelstück des Spermienschwanzes abgesenkt und auf den Boden der Petrischale gedrückt, um die Spermien durch Zerstörung der Schwanzstruktur unbeweglich zu machen (PAYNE 1995). Ein Vorteil ist dabei das Anreißen der Spermienmembran, das durch seitliches Wegziehen der Pipette noch verstärkt werden kann. Der beschriebene CSF (cytosolic sperm factor) kann somit leicht aus dem „Restzytoplasma“ des Spermiums austreten und die Aktivierung der Oozyte fördern. Ebenso wird das Chromatin der Samenzelle auf diese Weise für dekondensierende Faktoren aus dem Zytoplasma der Oozyte leichter zugänglich (DOZORTSEV et al. 1994, 1995a). Um die Immobilisierung und das Einfangen der Spermien zu erleichtern, wird die Viskosität der verwendeten Spermiensuspension erhöht, was sich durch eine 10%ige Polyvinylpyrrolidonlösung (PVP) mit einem Molekulargewicht von 360.000 erzielen lässt. Die Verwendung von PVP wird allerdings kontrovers diskutiert. MOTOISHI et al. (1996) und SAHA et al. (1996) stellten bei der Anwendung von PVP bei der Injektion boviner Oozyten zwar keine negativen Einflüsse auf Entwicklungsfähigkeit und Embryonenqualität fest, jedoch zeigten STREHLER et al. (1998) in einer elektronenmikroskopischen Studie, dass bei der Verwendung von PVP der Spermiennukleus durch vermutlich nekrotische Prozesse geschädigt wird. CLARKE und JOHNSON (1988) berichteten über mangelhafte 30 Schrifttum Vorkernbildung nach Anwendung von PVP. Demnach sollte die Menge der injizierten, PVP enthaltenden Spermiensuspension so gering wie möglich gehalten werden. Bei dem Injektionsvorgang selber ist darauf zu achten, dass die Chromosomen der Oozyte durch die eingeführte Injektionspipette nicht beschädigt werden, um die Weiterentwicklung der Oozyte nicht zu beeinträchtigen. Die Metaphasenplatte befindet sich in der Regel in der Nähe des ausgeschleusten Polkörpers, so dass der Einstich möglichst weit vom Polkörper entfernt stattfindet. Dazu wird die Oozyte an der Haltepipette so positioniert, dass der Polkörper auf 6- oder 12-Uhr-Position zu liegen kommt. Der Einstich erfolgt dann von der 3Uhr-Position aus (siehe Abbildung 3) (PAYNE 1995). 1. Polkörper Zona pellucida Spermium Injektionspipette Haltepipette Oozyte in der Metaphase II Abbildung 3: Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) – schematische Darstellung Fehlerhaftes Absetzen des Spermiums führt zum Misserfolg der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion. Aufgrund der Elastizität des Oolemms kann es leicht zu einem Einstülpen desselben und einem Absetzen der Samenzelle im perivitellinen Raum kommen, obwohl man sich vermeintlich im Zytoplasma der Oozyte befindet. Durch Erzeugen eines Unterdruckes in der Injektionspipette wird das Durchstoßen der Plasmamembran erleichtert. Außerdem kann durch Ansaugen von Zytoplasma, bevor das Spermium in die Oozyte entlassen wird, kontrolliert werden, ob die Pipettenspitze sich wirklich im Zytoplasma befindet (PAYNE 1995). Allerdings berichteten MANSOUR et al. (1996), dass ohne Ansaugen des Zytoplasmas die entstandenen Embryonen eine deutlich bessere Qualität hatten. Die Befruchtungsrate wurde dabei nicht negativ durch fehlerhaftes Absetzen des Spermiums beeinflusst. 31 Schrifttum 2.2.4.3 Einsatz der ICSI bei verschiedenen Haustierspezies Der Erfolg der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion zur Befruchtung von Oozyten der Säugetiere war bisher von Spezies zu Spezies sehr unterschiedlich. Während die Oozyten von Mensch, Kaninchen, Hamster, Schwein und auch Schaf durch den Injektionsprozess ausreichend stimuliert wurden, um sich weiterzuentwickeln (CATT 1996), war bei bovinen Oozyten eine zusätzliche Aktivierung notwendig (KEEFER et al. 1990). In Tabelle 3 sind Beispiele der Aktivierungs- (AR) und Befruchtungsraten (FR) verschiedener Haustierspezies ohne zusätzliche Aktivierung der Oozyten dargestellt. Tabelle 3: Beispiele für Aktivierungs- (AR) und Befruchtungsraten (FR) nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion und Parthenogeneseraten (PR) nach Kontrollinjektion bei unterschiedlichen Spezies ohne zusätzliche Aktivierung Tierart Schaf Rind Pferd Kaninchen Schwein Autor Reifung AR (%) FR (%) PR (%) RHODES et al. (1994) In vitro - 60 50 CATT u. RHODES (1995) In vitro - 63 55 GOMEZ et al. (1998a) In vitro - 30,6 26,6 In vitro - 9 1 In vivo - 74 66 DELL`AQUILLA et al. (1997) In vitro 65,2 52,2 - GRØNDAHL et al. (1997) In vitro 66,7 50 0 DENG u. YANG (2001) In vivo 78 - - CATT u. RHODES (1995) In vitro 62 60 20 KIM et al. (1998b) In vitro 80 54 18 LEE et al. (1998) In vitro 85 33 25 In vivo 46,4 33,6 7,3 In vitro 46,9 40,2 6,4 HEUWIESER et al. (1992b) KLOCKE (1999) 32 Um Schrifttum den Erfolg empfehlenswert, der die Spermieninjektionen entsprechenden richtig einschätzen parthenogenetischen zu können, Entwicklungsraten ist es nach Kontrollinjektion zu berücksichtigen. Sofern die Parthenogeneserate (PR) angegeben war, ist sie in Tabelle 3 mit aufgeführt. Die Befruchtungs- bzw. Parthenogeneserate umfasst die Zellstadien, die genau zwei Vorkerne bildeten. Die Aktivierungsrate gibt den Anteil an Oozyten an, die mindestens einen Vorkern enthielten. Effektiv sind Ergebnisse mit hohen Aktivierungs- und Befruchtungsraten bei geringen Parthenogeneseraten kontrollinjizierter Oozyten. Demnach sind die dargestellten Ergebnisse beim Schaf ohne eine zusätzliche Aktivierung der Oozyten zur ICSI bislang unbefriedigend (RHODES et al. 1994; CATT u. RHODES 1995; GOMEZ et al. 1998a), ebenso beim Rind (HEUWIESER et al. 1992b). Die bisherigen Ergebnisse für das Schwein weisen auf eine gute Aktivierbarkeit und Befruchtung der Oozyten ohne hohe parthenogenetische Entwicklungsraten nach ICSI hin (CATT u. RHODES 1995; KIM et al. 1998b; KLOCKE 1999). Ebenso zeigen die Ergebnisse von GRØNDAHL et al. (1997), dass ICSI beim Pferd ohne zusätzliche Aktivierung gute Erfolgsaussichten hat. Ergebnisse der frühen Embryonalentwicklung nach ICSI ohne zusätzliche Aktivierung sind in Kapitel 2.3.2 dargestellt. 2.2.4.4 Artifizielle Aktivierung Haustierspezies von Oozyten zur ICSI bei verschiedenen Es wurde verschiedentlich die zusätzliche Aktivierung von Oozyten zur ICSI diskutiert. Das trifft besonders auf bovine Oozyten zu, die sich mittels ICSI nur schwer aktivieren lassen und bei denen große Probleme bei der Bildung des männlichen Vorkernes auftreten. In Tabelle 4 sind Beispiele einer Aktivierung der Oozyten zur ICSI bei verschiedenen Haustieren dargestellt. Es wird deutlich, dass der am häufigsten zur ICSI eingesetzte Aktivator Ca2+-Ionophor ist. Beim Rind können Aktivierungsraten von 70-80 % mit zusätzlicher Aktivierung erreicht werden, aber die Befruchtungsraten blieben bislang unter 40 % und zeigten keinen ausgeprägten Unterschied zu den Parthenogeneseraten. Dies ist ein Hinweis darauf, dass die Oozyten nach ICSI und künstlicher Aktivierung gut aktiviert wurden, die Ausbildung des männlichen Vorkernes jedoch nicht in ausreichendem Umfang erfolgte. RHO et al. (1998a) versuchten dieses Problem durch Behandlung der Spermien mit Dithiothreitol (DTT) zu lösen und konnten eine signifikant höhere Bildungsrate des männlichen Vorkerns erzielen (40 % vs. 11 %). DTT reduziert Disulfidbrücken in den 33 Schrifttum Protaminen des Spermienkerns und fördert somit die Dekondensation der Spermienköpfe im Zytoplasma der Oozyte. LI et al. (2000) führten einen umfassenden Versuch bezüglich eines Vergleichs verschiedener Aktivierungsmethoden zur ICSI beim Pferd durch. Weil jedoch entsprechende parthenogenetische Vergleichsraten fehlen, kann die Effektivität der einzelnen Aktivatoren nicht beurteilt werden. Gleiches gilt für die Untersuchungen von GOMEZ et al. (1998a) beim Schaf. Tabelle 4: Beispiele für Aktivierungs- (AR) und Befruchtungsraten (FR) nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion und Parthenogeneseraten (PR) nach Kontrollinjektion bei unterschiedlichen Spezies mit zusätzlicher Aktivierung Tierart Rind Autor Aktivierung Reifung AR (%) FR (%) PR (%) HEUWIESER et al. (1992a) A 23187 In vitro - 39 - HEUWIESER et al. (1992b) A 23187 In vitro - 44 23 MEDVEDEV et al. (1997) A 23187 In vitro 41 11 4 LI et al. (1999) 7 % Ethanol In vitro 78,8 26,9 - In vitro 70 38,3 23,7 In vitro - 62,1 - 59 - - 56 - - Thimerosal 79 - - IP3 56 - - In vitro 91,6 50 - In vivo 92 44 - A 23187 + CHUNG et al. (2000) GUIGNOT et al. (1998) DMAP A 23187 A 23187 Pferd 7 % Ethanol LI et al. (2000) Schaf GOMEZ et al. (1998a) In vitro A 23187 34 Schrifttum In der Tabelle 5 sind separat die Ergebnisse der Versuche zur ICSI mit zusätzlicher Aktivierung beim Schwein dargestellt. Zu den Aktivierungsverfahren gehören die Inkubation in Ca2+-Ionophor (A 23187), die elektrische Stimulation vor bzw. nach den 2+ Spermieninjektionen und die Injektion einer Ca -Ionen-haltigen Lösung. O´BRIAN et al. (1996) sowie CATT et al. (1997) erreichten eine deutliche Verbesserung der Befruchtungsrate durch Ca2+-Injektion, ohne dass es zu einem Anstieg der Parthenogeneserate kam. Während CATT et al. (1997) zwar eine Verbesserung der Befruchtungsrate bei Anwendung der A 23187-Aktivierung erhielten, konnten KOLBE u. HOLTZ (1999) keinen positiven Effekt mit A 23187 erzielen. Auch die Ergebnisse elektrischer Aktivierungsversuche von LEE et al. (1998) und KIM et al. (1999b) zeigten keine akzeptablen Verbesserungen der Entwicklungsraten. Allerdings konnten KIM et al. (1999c) durch elektrische Aktivierung vor Spermatideninjektion eine deutliche Verbesserung der Befruchtungsrate erreichen. In diesem Zusammenhang wurde die Parthenogeneserate in einem direkten Vergleich aber nicht mituntersucht. Ergebnisse der frühen Embryonalentwicklung nach ICSI mit zusätzlicher Aktivierung der Oozyten sind für die verschiedenen Haustiere in Kapitel 2.3.1 zusammengefasst. KOLBE u. HOLTZ (1999) KIM et al. (1999c) KIM et al. (1999c) KIM et al. (1999b) LEE et al. (1998) A 23187 Elektrischer Puls (nach ICSI) Elektrischer Puls (vor ICSI) Elektrischer Puls (vor ICSI) Elektrischer Puls (nach ICSI) A 23187 In vitro In vitro In vitro In vitro In vitro In vitro In vitro Ca2+-Injektion CATT et al. (1997) In vitro Reifung O´BRIAN et al. (1996) CaCl2-Injektion Aktivierung Aktivierung - 89 95 96,4 97 67 93 92 + AR (%) - 21 21 84 85 55 69 64 - - 19 46 - 25 63 67 68 + - 2 2 - 33 32 31 28 - 12 - - 92,9 22 6 18 5 + 8 - - 23,1 25 0 25 18 - 22 - - - - - - - + 26 - - - - - - - - AR (%) FR (%) FR (%) PR (%) PR (%) TR(%) TR (%) bzw. Parthenogeneseraten (PR) nach Kontrollinjektion beim Schwein mit (+) und ohne (-) zusätzliche Aktivierungs- (AR), Befruchtungs- (FR) und Teilungsraten (TR) nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion Autor Tabelle 5 : Schrifttum 35 36 Schrifttum 2.3 Embryonalentwicklung 2.3.1 Entwicklung nach IVF Innerhalb weniger Tage nach der Befruchtung entwickelt sich aus der Zygote durch Zellteilung eine Blastozyste mit Differenzierung der Zellen in Innere Zellmasse (inner cell mass = ICM) und Trophektoderm (TE) (McLAREN 1982; SCHNORR 1989; DORST 1991). Während dieser frühembryonalen Entwicklungsphase findet eine progressive Umstellung von maternaler zu embryonaler RNA-Synthese statt (McLAREN 1982; BAVISTER 1988; ARCHIBONG et al. 1989; TELFORD et al. 1990; JARRELL et al. 1991). Beginn dieser Umstellung ist beim Schwein das Vier-Zellstadium, der Zeitpunkt, zu dem in vivo auch der Übertritt der Embryonen vom Eileiter in den Uterus stattfindet (BAVISTER 1988; BRÜSSOW 1985). Die Embryonen sind in diesem Stadium daher erheblichen internen und externen Veränderungen ausgesetzt, die in einer In-vitro-Kultur oftmals nicht ausreichend unterstützt werden können. Bei der In-vitro-Produktion (IVP) porziner Embryonen wurde im Vier-Zellstadium daher oft eine Entwicklungsblockade beschrieben (BAVISTER 1988, 1995). Die Kulturbedingungen wurden jedoch durch Supplementierung der Kulturmedien mit Serumbestandteilen, Aminosäuren und Energiesubstraten (BAVISTER 1981; BECKMANN u. DAY 1991, 1993; HAGEN et al. 1991b; REED et al. 1992; PETTERS u. WELLS 1993) soweit optimiert, dass eine relativ zuverlässige IVP porziner Embryonen bis zum Blastozystenstadium mittlerweile möglich geworden ist (DAY 2000). Die Geburt von Ferkeln nach IVF ist sowohl bei Verwendung von in vivo (z. B. YOSHIDA 1987; NAGAI et al. 1988; RATH 1991; RATH et al. 1997) als auch mit in vitro gereiften Oozyten (z. B. MATTIOLI et al. 1989; YOSHIDA et al. 1993b; KIKUCHI et al. 1999; RATH et al. 1999; ABEYDEERA et al. 1998c, 2000) schon mehrfach beschrieben worden. 2.3.2 Entwicklung nach ICSI Die frühembryonale Entwicklung nach ICSI wurde bei den meisten Haustieren, abgesehen vom Rind, erst vereinzelt untersucht. In Tabelle 6 sind dazu die Teilungs- (TR) und Blastozystenraten (BR) nach Spermieninjektion ohne zusätzliche Aktivierung dargestellt. Vielversprechend sind dabei die Entwicklungsraten in Versuchen von DENG und YANG (2001), die in vivo gereifte Oozyten des Kaninchens untersuchten. Sie erhielten gute Blastozystenraten ohne hohe Parthenogeneseraten und konnten Nachkommen nach ICSI 37 Schrifttum erzeugen (Tabelle 8). Gleiches gilt für die Ergebnisse von GOMEZ et al. (1998a) beim Schaf, wobei sogar in vitro gereifte Oozyten verwendet worden sind, die sich im Allgemeinen schlechter entwickeln als in vivo gereifte Oozyten. Beim Schwein sind entweder die Entwicklungsraten sehr gering, wobei erneut die Entwicklungsblockade im Vier-Zellstadium ein Problem darstellte, oder die parthenogenetischen Entwicklungsraten lagen sehr hoch (KLOCKE 1999; KOLBE u. HOLTZ 1999). Eine positive Ausnahme bezüglich der Blastozystenentwicklung stellen die Ergebnisse von KIM et al. (1998b) dar. Tabelle 6: Beispiele für Teilungs- intrazytoplasmatischer (TR) und Blastozystenraten Spermieninjektion bzw. (BR) nach parthenogenetische Teilungsraten (pTR) nach Kontrollinjektion bei unterschiedlichen Spezies ohne zusätzliche Aktivierung Tierart Autor Reifung TR (%) pTR (%) BR (%) Rind KEEFER et al. (1990) In vitro 4 - - Schaf GOMEZ et al. (1998a) In vitro 42,5 31,6 8,5 Ziege KESKINTEPE et al. (1997) In vitro 57,7 - 15,5 SQUIRES et al. (1996) In vitro 25 - - MEINTJES et al. (1996) In vitro 39 - - GRØNDAHL et al. (1997) In vitro 16 - - IRITANI et al. (1998) In vivo 87 - 7 DENG u. YANG (2001) In vivo 68 29 39 POPE et al. (1998) In vivo 58,1 - 16 KIM et al. (1998b) In vitro 73 67 38 In vivo 43,1 5,4 0 In vitro 38,9 10,9 0 In vitro 16 14 - In vivo 14 2 - In vivo 69 - 38 Pferd Kaninchen Katze KLOCKE (1999) Schwein KOLBE u. HOLTZ (1999) MARTIN (2000) 38 Schrifttum In Tabelle 7 sind die entsprechenden frühembryonalen Entwicklungsraten nach ICSI bei verschiedenen Haustieren mit zusätzlicher Aktivierung der Oozyten aufgeführt. Daraus wird ersichtlich, dass bei bovinen Oozyten mittels zusätzlicher Aktivierung stabile Blastozystenraten von ca. 5-15 % erreicht werden. RHO et al. (1998a) erreichten dagegen nach Vorbehandlung der bovinen Spermien mit DTT eine relativ hohe Blastozystenrate von 24 %. Bei keiner der aufgeführten Arbeitsgruppen ergaben sich, sofern untersucht, Blastozysten aus kontrollinjizierten Oozyten. Beim Pferd ist bisher von keiner Arbeitsgruppe das Blastozystenstadium erreicht worden. Bei der Ziege wurde auf Parthenogenesekontrollen verzichtet, so dass über die Effizienz dieser Versuche keine Aussage gemacht werden kann. KIM et al. (1999c) zeigten in ihren Versuchen die positive Entwicklungspotenz von porzinen Oozyten, die mit Spermatiden injiziert wurden, nachdem sie zuvor mit elektrischem Puls künstlich aktiviert worden waren. Dabei erzielten sie eine Blastozystenrate von 30 %, wobei sich nur 9 % der kontrollinjizierten und aktivierten Oozyten parthenogenetisch zu Blastozysten entwickelten. In Tabelle 8 sind die bisher publizierten Ergebnisse bezüglich Nachkommen nach ICSI bei Haussäugetieren zusammengefasst. Dabei fällt auf, dass bisher nur bei Rind und Schaf mit in vitro gereiften Oozyten der Embryotransfer erfolgreich war, wobei zudem in der Regel spätere embryonale Entwicklungsstadien übertragen wurden. Dies ist ein Hinweis, dass bei diesen Tierarten adäquate In-vitro-Kultivierungs- und Reifungsmethoden zur Verfügung stehen. Bei anderen Tierarten dagegen konnten bisher nur aus in vivo gereiften Oozyten, die zudem meist als Zygoten übertragen wurden (Ausnahme Katze: Transfer von Morulae), Nachkommen nach ICSI erzeugt werden. 39 Schrifttum Tabelle 7: Beispiele für Teilungs- intrazytoplasmatischer (TR) und Blastozystenraten Spermieninjektion bzw. (BR) nach parthenogenetische Teilungsraten (pTR) nach Kontrollinjektion bei unterschiedlichen Spezies mit zusätzlicher Aktivierung Tierart Rind Autor Aktivierung Reifung TR (%) pTR (%) BR (%) GOTO et al. 1990 A 23187 In vitro 12 7,8 7,8 KEEFER et al. (1990) A 23187 In vitro 28 18 - GOTO 1993 A 23187 In vitro 15,1 6,2 7,3 PAVASUTHIPAISIT et al. (1994) 7 % Ethanol In vitro 67 26,9 8,8 GOTO et al. 1996b A 23187 In vitro 32 22 6,7 TOCHARUS et al. (1996) 7 % Ethanol In vitro 68 20 15,7 A 23187 In vitro 47 55 16 7 % Ethanol In vitro 50 52 0 7 % Ethanol In vitro 55,5 54,7 - 27,3 7,4 0 62,1 44,3 3 CHEN u. SEIDEL (1997) LI et al. (1999) A 23187 CHUNG et al. (2000) A 23187 + DMAP In vitro KATO et al. (1997) A 23187 In vitro 21 - - GUIGNOT et al. (1998) A 23187 In vitro 46 0 - 10 25 - 10,5 10,5 - Thimerosal 30,4 13 - IP3 0 0 - A 23187 Pferd 7 % Ethanol In vitro LI et al. (2000) Ziege KESKINTEPE et al. (1997) A 23187 In vitro 62,2 - 24,4 Schwein KIM et al. (1999c) Elektr. Puls In vitro - - 30 In vivo In vivo MARTIN (2000) KOLBE u. HOLTZ (2000) In vivo McKINNON et al. (1998) Pferd Schwein In vivo In vitro POPE et al. (1998) GOMEZ et al. (1998a) In vitro CATT et al. (1996) In vivo HOSOI et al. (1988) In vivo In vitro HAMANO et al. (1999) DENG u. YANG (2001) In vitro In vitro GOTO et al. (1990) GOTO (1993) Reifung Autor A 23187 - - - - - - - Ethanol A 23187 A 23187 Aktivierung 1 / 3 (33,3) 23 Zygoten 1 / 4 (25) 4 / 16 (25) 1 Zygote od. 1 geteiltes Stadium 13-32 2- bis 4Zellstadien 2 / 4 (50) 10-11 Morulae 15 / 17 (88,2) 1 / 28 (3,6) 6 Zygoten 1-4 Blastozysten 2 / 6 (33,3) 18-19 Zygoten 1 / 8 (12,5) 9 2- bis 4Zellstadien 4 / 8 (50) 2-4 Blastozysten 10 / 48 (20,8) 2 / 3 (66,7) 2-4 Blastozysten 1 Blastozyste Trächtigkeiten/ET (Trächtigkeitsrate in %) Übertragene Embryonen/Tier Nachkommen nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion bei verschiedenen Haustierarten Katze Schaf Kaninchen Rind Tierart Tabelle 8: 1 3 2 3 5 Tiere noch tragend 5 (+2 tot), 1 7 2 10 4 2 Nachkommen (n) 40 Schrifttum 41 Schrifttum 2.3.3 Auch Entwicklung porziner Oozyten nach parthenogenetischer Aktivierung für artifiziell aktivierte porzine Oozyten liegen Untersuchungen zur Entwicklungsfähigkeit im frühen Embryonalstadium vor. In Tabelle 9 sind parthenogenetische Teilungs- (pTR) und Blastozystenraten (pBR) unterschiedlicher Aktivierungsmethoden vergleichend dargestellt. Es handelt sich dabei ausschließlich um in vitro gereifte Oozyten. Für die Kulturphase wurde neben der in vitro Kultivierung teilweise auch die In-vivo-Kultur im ligierten Eileiter nach Embryotransfer verwendet. Die übliche Kultivierungszeit zur Bestimmung der Blastozystenrate betrug dabei 6-7 Tage. JOLIFF und PRATHER (1997) und KURE-BAYASHI et al. (2000) verlängerten die in vivo Kultur nach elektrischer Aktivierung jedoch auf 12 bzw. sogar auf 17-29 Tage und bewiesen die Effizienz ihrer Aktivierungsmethoden: JOLIFF und PRATHER (1997) erhielten nach 12 Tagen neun Embryonen im Elongationsstadium und einen Embryo in ovoider Form. Diese parthenogenetischen Embryonen entsprachen morphologisch normal befruchteten Embryonen in diesem Entwicklungsstadium. KURE-BAYASHI et al. (2000) beschrieben nach Übertragung von 19-49 aktivierten (elektrische Stimulation + Cytochalasin B) Implantationsfähigkeit und Organbildung diploiden der Oozyten Embryonen bis pro zur Empfängertier Ausbildung der Gliedmaßenknospen. Bei mehreren Feten war Herzschlag erkennbar. Allerdings wiesen viele der zurückgewonnenen Feten deutliche Missbildungen wie Kopfdeformationen und Acephalus, fehlende Augenbildung, zu geringe Körpergröße und Herz- und Leberzysten auf. Die elektrische Aktivierung ist, auch unter Berücksichtigung der in der Tabelle 9 beschriebenen pBR, somit als eine äußerst effektive künstlichen Aktivierungsmethoden für porzine Oozyten anzusehen. Eine physiologische und vollständige parthenogenetische Entwicklung zum lebensfähigen Individuum scheint jedoch nicht möglich zu sein. Ebenfalls ein sehr effektiver Aktivator ist Thimerosal, das zu pBR um 40 % führt. Auch Kombinationen der elektrischen Aktivierung mit Cycloheximid (NUSSBAUM u. PRATHER 1995), Cytochalasin B (JOLIFF u. PRATHER 1997) und Colcemid (NAGAI et al. 1999) erbrachten gute parthenogenetische Blastozystenbildungsraten mit Raten um die 20 %. 42 Schrifttum Tabelle 9: Literaturübersicht der Ergebnisse unterschiedlicher Aktivierungsmethoden in vitro gereifter porziner Oozyten bezüglich parthenogenetischer Teilungs(pTR) und Blastozystenraten (pBR) Aktivierung Autor Kultur Kulturdauer (h) pTR (%) pBR (%) Elektrische Aktivierung LIU u. MOOR 1997 In vitro 48 52,2-78,8 - WANG et al. 1998a In vitro 48 / 168 74 11 FUNAHASHI et al. 1994b In vitro 48 / 120 20 0 WANG et al. 1998a In vitro 48 / 168 39 5 WANG et al. 1999 In vitro 48 / 168 49 16 JILEK et al. 2000 In vitro 48 / 144 32-50 1 MACHATY et al. 1997b In vitro 144 - 42 MACHATY et al. 1997b In vivo 144 - 42,9 CaCl2-Injektion MACHATY et al. 1996 In vivo 168 - 14,7 Cytosolic Sperm Factor (CSF) MACHATY et al. 2000 In vitro 168 51,7 2 JOLIFF u. PRATHER 1997 In vivo 168 - 4 2+ Ca -Ionophor Thimerosal (+DTT) Protein-Kinase-Inhibitor: Staurosporin Protein-SyntheseInhibitoren + elektrische Akt. G-Protein-Stimulation (GTP-γ-S) Stimulation eines GProtein gekoppelten Rezeptors Elektrische Aktivierung + Cytochalasin B NUSSBAUM u. PRATHER 1995 In vivo 144 - 23 MACHATY et al. 1995 In vivo 168 - 13,1 KIM et al. 1998a In vivo 144 - 17,4 JOLIFF u. PRATHER 1997 In vivo 168 - 18 Ethanol + 6-DMAP LEAL u. LIU 1998 In vitro 36 48 - Elektrische Stimulation + Colcemid NAGAI et al. 1999 In vitro 168 - 22,4 JILEK et al. 2000 In vitro 48 / 144 49-62 1 2+ Ca -Ionophor + Cycloheximid 43 Schrifttum 2.4 Erzeugung von Nachkommen mit vorbestimmtem Geschlecht 2.4.1 Geschlechtsspezifische Flowzytometrie Trennung von Spermien mittels Das genetische Geschlecht bei Säugetieren wird bei der Befruchtung durch das befruchtende Spermium (Gynäkospermium: festgelegt, weiblich je nachdem determinierend) oder ob es ein X-Chromosom trägt ob es ein Y-Chromosom trägt (Androspermium: männlich determinierend) (GLEDHILL 1988; SCHNORR 1989). Die Möglichkeiten zur Geschlechtsdiagnose können dadurch grob in zwei Bereiche gegliedert werden: 1. die präkonzeptionelle Geschlechtsbestimmung, bei der die Spermien vor der Befruchtung in X- und Y-Chromosom tragende Samenzellen separiert werden, oder 2. die postkonzeptionelle Geschlechtsbestimmung, bei der die Diagnose an präimplantativen Embryonen oder an Feten durchgeführt wird. Bei den postkonzeptionellen Methoden ist an Embryonen und Feten jedoch nur noch die Identifizierung des Geschlechtes möglich und eine Änderung könnte theoretisch nur durch Abortauslösung erreicht werden (SEIDEL u. JOHNSON 1999). Präimplantative Embryonen können durch Entnahme einzelner Blastomeren und Einsatz molekularer Sonden mittels PCR (Polymerase Chain Reaction) auf ihr Geschlecht untersucht werden. Allerdings ist hierfür eine Eröffnung der Zona pellucida erforderlich, was zu einer Beeinträchtigung der Embryonenqualität führt. Embryonen mit nicht erwünschtem Geschlecht werden nicht übertragen, der wirtschaftliche Nutzen ist somit begrenzt (z. B. POMP et al. 1995; GUTIERREZ-ADAN et al. 1997; SHEA 1999). Eine einfache Methode wäre die präkonzeptionelle Geschlechtsbestimmung durch eine vorherige Trennung der Samenzellen in X-chromosomale und Y-chromosomale Spermien, um dann die Fraktion des gewünschten Geschlechts bei einer Besamung einzusetzen. Als bisher einzige zuverlässige und praktikable Methode zur Geschlechtsbestimmung von Spermien gilt die flowzytometrische Trennung der Samenzellen, basierend auf dem DNAUnterschied zwischen X- und Y-chromosomalen Spermien (SEIDEL u. JOHNSON 1999; JOHNSON 2000). JOHNSON und CLARKE (1988) zeigten erstmals die Befruchtungsfähigkeit sortierter Spermienköpfe, indem sie diese in das Zytoplasma von Hamsteroozyten injizierten. Die ersten Nachkommen aus gesextem Sperma nach chirurgischer Besamung beim Kaninchen erhielten JOHNSON et al. (1989). Die Würfe zeigten eine Geschlechterverteilung von 94 % 44 Schrifttum weiblichen und 81 % männlichen Nachkommen, je nach eingesetzter Spermienfraktion, die keine morphologischen oder genetischen Schäden aufwiesen. Die praktische Anwendung gesexten Spermas blieb zunächst jedoch aufgrund geringer Sortierraten eingeschränkt. Heute ist die sogenannte „Beltsville Sperm Sexing Technology“ (BSST) durch den Einsatz des MoFlo-„High Speed Cell Sorters“ (Fa. Cytomation, Ft. Collins, Co, USA) (JOHNSON u. WELCH 1999) und durch die Verwendung einer modifizierten Auslassdüse („orienting nozzle“) ergänzt und so weit verbessert (RENS et al. 1998), dass die kommerzielle Anwendung beim Rind bereits erfolgt (RENS et al. 2001). Im High-Speed-Flowzytometer lassen sich pro Stunde 6-10 Millionen Spermien mit einer Reinheit von 95-98 % für das gewünschte Geschlecht sortieren (JOHNSON 2000). In Abbildung 5 ist die Funktionsweise eines Flowzytometers zum Sortieren von Säugerspermien schematisch dargestellt. Hüllstrom Spermien Hüllstrom 90° Detektor 0° Detektor Signal X/Y Fluoreszenz Signal Lateralfluoreszenz UV-Laser-Strahl + Ablenkungs -platten = Spermientropfen Y X Verlust Abbildung 4: Schematische Darstellung eines Flowzytometeres zum Sortieren von Säugerspermien (modifiziert nach RATH et al. 1996) 45 Schrifttum Für den Sortiervorgang wird ejakuliertes Sperma zunächst verdünnt und mit dem Fluoreszenzfarbstoff Hoechst 33342, der an die DNA bindet, für eine Stunde bei 35 °C inkubiert. Eine uniforme Färbung ist für eine maximale Trennung der Samenzellen entscheidend. Im Flowzytometer werden die Spermien von einem Trägerstrom erfasst, der mittels Vibrationen in einen Tröpfchenstrom zerteilt wird, wobei jeder Tropfen maximal eine Samenzelle enthält. Als Trägermedium beschreibt JOHNSON (2000) PBS mit einem 0,1%igen BSA-Zusatz. Aufgrund des unterschiedlichen DNA-Gehaltes ergibt sich im Laserstrahl ein unterschiedlich starkes Fluoreszenzsignal, aufgrund dessen eine elektrische Aufladung der einzelnen Spermientropfen erfolgt. Im nachgeordneten elektrischen Feld werden die Tropfen ihrer Ladung entsprechend abgelenkt und in getrennten Auffanggefäßen gesammelt. Nur Spermien, die ein eindeutiges Fluoreszenzsignal aussenden, werden in den Sortiervorgang mit einbezogen, alle anderen verbleiben in einem neutralem Tropfen und werden nicht mit sortiert (RATH et al. 1996). Durch den Sortiervorgang werden die Spermien aufgrund extremer Druckveränderungen, hoher Verdünnung, Temperaturwechsel, Zentrifugation und Färbung vielen Stressfaktoren ausgesetzt (JOHNSON 2000). Um die Lebensfähigkeit der Spermien optimal zu erhalten, muss das Auffangmedium den Bedürfnissen der Spermien entsprechend angepasst werden. Der Zusatz von Eidotter hat sich dabei bewährt (JOHNSON et al. 1989; JOHNSON 1991). Ebenso ist die Zugabe von Seminalplasma empfehlenswert, da so der Anteil an frühzeitig kapazitierten Spermien deutlich verringert und die Lebensspanne der Zellen verlängert werden kann (MAXWELL et al. 1996, 1998). Ein Zusatz von 10 % Seminalplasma hat aber möglicherweise aufgrund der enthaltenden dekapazitierenden Faktoren einen negativen Effekt auf die Entwicklungsraten nach IVF (MAXWELL u. JOHNSON 1997; MAXWELL et al. 1998). Das Erreichen einer 100%igen Reinheit des geschlechtsspezifisch sortierten Spermas ist bei den meisten Haussäugetieren kaum möglich, jedoch ist eine Reinheit von durchschnittlich 95-98 % als realistisch anzusehen, wie durch Reanalyse der sortierten Spermien bewiesen werden kann (JOHNSON 2000). Der Grund für die unterschiedliche Sortierbarkeit der Spermien verschiedener Säugerspezies ist unter anderem auf speziesspezifische Unterschiede der DNA-Differenz zwischen X- und Y-chromosomalen Spermien (z. B. Schaf: 4,2 %; Schwein: 3,6 %; Mensch: 2,8 %) zurückzuführen (JOHNSON 2000). 46 2.4.2 Schrifttum Einsatz von gesexten Spermien bei IVF und ICSI Aufgrund der bisher noch eingeschränkten Verfügbarkeit an gesexten Spermien für eine normale Besamungsdosis beim Schwein müssen bislang noch vermehrt andere biotechnische Verfahren für die effektive Anwendung des gesexten Spermas eingesetzt werden (SEIDEL u. JOHNSON 1999). Zu nennen sind beim Schwein dabei die tief intrauterine oder die chirurgische Besamung mit reduzierter Spermiendosis (KRÜGER et al. 1999; KRÜGER u. RATH 2000) und In-vitro-Fertilisation (IVF) (RATH et al. 1997, 1999; ABEYDEERA et al. 1998c) oder intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) mit anschließendem Embryotransfer (O´BRIAN et al. 1996; KLOCKE 1999). JOHNSON und SEIDEL berichteten 1999, dass bis zu diesem Zeitpunkt mehr als 1500 Nachkommen bei Mensch und Tier nach Befruchtung mit flowzytometrisch sortierten Spermien geboren worden sind, die meisten davon nach intrauteriner oder chirurgischer Besamung. Diese Zahl ist bis heute deutlich gestiegen. Die Geburt von Nachkommen nach IVF und Embryotransfer mit gesextem Sperma beschrieben erstmals CRAN et al. (1993) beim Rind, wobei sechs Kälber von sechs mit dem korrekten Geschlecht geboren worden sind. RATH et al. (1997) erzeugten erstmals Nachkommen beim Schwein nach IVF mit gesextem Sperma, wobei alle geborenen Ferkel entsprechend den eingesetzten X-chromosomalen Spermien weiblichen Geschlechts waren (100 % korrektes Geschlecht). ABEYDEERA et al. (1998c) verwendeten für IVF statt in vivo gereifte Oozyten in vitro gereifte porzine Oozyten und erhielten nach Embryotransfer 23 weibliche Ferkel von 24 Ferkeln (96 %) und neun männliche Ferkel von neun (100 %). RATH et al. (1999) setzten ebenfalls in vitro gereifte porzine Oozyten zur IVF ein und erhielten 33 weibliche von insgesamt 34 Ferkeln (97 %), während in einer Kontrollgruppe mit ungesexten Spermien 52 % männliche und 48 % weibliche Ferkel geboren wurden. Mit Hilfe der intrazytoplasmatischen Spermieninjektionen konnten ebenfalls erfolgreich Nachkommen erstellt werden. Als erstes berichteten CATT et al. (1996) über die Geburt eines männlichen Lamms nach ICSI mit gesexten, Y-chromosomalen Spermien (siehe auch Kapitel 2.3.2.3, Tabelle 8). In der Humanmedizin konnten nach IVF, intrauteriner Besamung und ICSI mit X-chromosomalen Spermien insgesamt 13 Mädchen von 14 Babys geboren werden (93 %) (FUGGER et al. 1998). Ein Jahr später veröffentlichten HAMANO et al. (1999) die Geburt von 10 Kälbern aus mit Y-chromosomalen Spermien injizierten, in vitro gereiften Oozyten. Das Geschlechterverhältnis lag bei acht Bullen- und zwei Kuhkälbern (80 %). SCHMID et al. (1998) konnten nach ICSI mit sortierten X-Spermien beim Pferd Embryonen im Acht-Zellstadium erhalten, ein Embryotransfer schlug fehl. Jedoch wurden Schrifttum 47 sieben Embryonen mittels PCR auf ihr Geschlecht hin untersucht und alle wurden als weiblich identifiziert (100 %). Zum Einsatz von geschlechtsspezifisch sortierten Spermien zur ICSI beim Schwein gibt es bisher erst zwei Untersuchungen. O´BRIAN et al. (1996) untersuchten vergleichend die Aktivierungs- und Befruchtungsraten ungesexter und gesexter Spermien nach ICSI. Es ergaben sich keine signifikanten Unterschied zwischen ungesexten (68 % und 28 %) und gesexten (82 % und 31 %) Spermien. KLOCKE (1999) berichtete nach Injektion von X-chromosomalen Spermien in in vivo gereifte Oozyten von einer Teilungsrate von 20,1 ± 5,6 %. Für in vitro gereifte, mit gesexten Spermien injizierte Oozyten ergab sich eine Teilungsrate von 17,4 %. Nach fünftägiger In-vitro-Kultur konnten weder mit in vivo noch mit in vitro gereiften Oozyten Blastozysten erhalten werden. Es wurde ein Embryotransfer (14 Embryonen im Zwei- und Vier-Zellstadium) durchgeführt, aus dem sich jedoch keine Trächtigkeit ergab. Bisher wurde noch nicht über die Geburt von Ferkeln nach ICSI mit gesextem Sperma berichtet. 48 3 Material und Methoden Material und Methoden Abbildung 5 zeigt eine zusammenfassende, schematische Übersicht der Versuchsabläufe zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion. In vitro gereifte Oozyten In vivo gereifte Oozyten 44-48 h In-vitro-Reifung in NCSU 37 Unsortierte NHS-Spermien Unsortierte flüssigkonservierte Spermien Flowzytometrische Sortierung ICSI Aktivierung der Oozyten Beurteilung der Vorkerne durch Lacmoid-Färbung - spermieninjizierte Oozyten kontrollinjizierte Oozyten nicht injizierte Oozyten 20 h In-vitro-Kultur (Fert-Talp-Medium) In-vitro-Kultur in NCSU 23 168 h In-vitro-Kultur: Bestimmung der Zellkernzahl mit Hoechst 33342 48 h In-vitro-Kultur: Beurteilung der Teilungsrate Embryotransfer Trächtigkeitsuntersuchungen ab dem 21. Tag mittels Ultraschall Abbildung 5: Schematische Darstellung der Versuchsabläufe zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) Material und Methoden 3.1 In-vitro-Maturation (IVM) porziner Oozyten 3.1.1 Gewinnung unreifer porziner Kumulus-Oozyten-Komplexe 49 Für alle Versuche wurden ausschließlich in vitro gereifte Oozyten verwendet. Die einzige Ausnahme bildete der letzte Versuchsabschnitt, bei dem Embryotransfers mit Embryonen aus in vivo gereiften Oozyten, die mit sortierten Spermien injiziert worden sind, durchgeführt wurden. Zur Gewinnung unreifer porziner Kumulus-Oozyten-Komplexe (KOK) wurden auf einem nahegelegenen Schlachthof Ovarien präpuberaler Jungsauen (unbekannter Herkunft) gesammelt und in einem auf ca. 38 °C vorgewärmten Thermogefäß zum Institut transportiert. Im Labor wurden die Ovarien zunächst mit auf 38,5 °C erwärmter physiologischer Kochsalzlösung (mit Zusatz von Penicillin G und Streptomycin) gespült. Die Gewinnung der Oozyten erfolgte anschließend durch Punktion aller Follikel, die einen Durchmesser von 2-5 mm aufwiesen. Dazu wurden Kanülen mit einer Nadelstärke von 18-gauge (Microlance 3, Fa. Becton Dickinson, Drogheda, Irland) verwendet, die das Punktat über einen Adapteraufsatz in ein steriles Auffanggefäß (50 ml Zentrifugenröhrchen, Fa. Greiner, Frickenhausen) leiteten, in dem die Follikelflüssigkeit mit den darin befindlichen KOK gesammelt wurde. Dieses Auffanggefäß war über ein Schlauchsystem mit einer Unterdruckpumpe (VM AR – 5100, Fa. Cook, Queensland 4113, Australien) verbunden, deren Vakuum so eingestellt wurde, dass in einer Minute 20 ml Flüssigkeit aspiriert werden konnte. Es wurden im Normalfall vier Anschlüsse zur Follikelpunktion verwendet. Nach Punktion aller geeigneten Follikel wurden die Auffanggefäße mit auf 38,5 °C erwärmtem PBS + 1 % NBCS (PBS: Dulbecco´s phosphatgepufferte Salzlösung, # D-6650, Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA; NBCS: newborn calf serum) aufgefüllt und für zehn Minuten stehen gelassen, damit die KOK absedimentieren konnten. Anschließend wurde der Überstand abgegossen und der Vorgang ein zweites Mal wiederholt. Jeweils 1-2 ml des nach erneutem Abgießen des Überstands verbliebenen Pellets aus KOK und Follikelwandzellen wurden in eine Petrischale (Ø 94 mm) gegeben und mit 10 ml PBS + 1 % NBCS verdünnt. Unter einem Stereomikroskop wurden die verwendbaren KOK bei 20-50facher Vergrößerung mit Hilfe einer selbstausgezogenen Glaspipette (Pasteurpipette, # 7477 20, Fa. Brand, Wertheim) herausgesucht und in einem Petrischälchen (Ø 32 mm) mit 2 ml PBS + 1 % NBCS nach zweimaligem Waschen gesammelt. Es wurden nur solche KOK ausgewählt, die von mindestens drei kompakten Lagen Kumuluszellen umgeben waren und ein feingranuliertes, homogenes Zytoplasma aufwiesen. 50 3.1.2 Material und Methoden In-vitro-Maturation porziner Kumulus-Oozyten-Komplexe in NCSU 37 Zur In-vitro-Maturation der gewonnenen KOK wurde als Medium NCSU 37 (North Carolina State University, siehe Anhang) verwendet, welches mit Follikelflüssigkeit aus unreifen Follikeln, Insulin, Cystein, Glutamin, EGF und Merkaptoethanol supplementiert und anschließend sterilfiltriert (Einmal-Filterhalter FP 030/3, Fa. Schleicher & Schuell, Dassel) worden war. Von dem Maturationsmedium wurden je 500 µl in die Vertiefungen von Five Well Dishes (# 19021005, Fa. Minitüb, Tiefenbach) pipettiert und vor Versuchsbeginn für einige Stunden bei 38,5 °C und einer 5%igen CO2-Atmosphäre in feuchtigkeitsgesättigter Luft in einem Brutschrank (Nuaire NU 2700 E, Fa. Zapf Instrument, Sarstedt) zur Äquilibrierung vorinkubiert. Die selektierten KOK wurden fünfmal in dem äquilibrierten Maturationsmedium gewaschen, bevor sie in Gruppen zu jeweils 50 KOK in die Vertiefungen der Embryokulturschale mit je 500 µl NCSU 37 gesetzt wurden. Für die ersten 24 Stunden der Maturation wurden dem Medium db-cAMP sowie die gonadotropen Hormone PMSG und hCG zugegeben. Für den zweiten Tag erfolgte die Reifung der KOK in äquilibriertem NCSU 37 ohne Zusatz von PMSG, hCG und db-cAMP. Nach insgesamt 44-48 Stunden Inkubation bei 38,5 °C und 5 % CO2 in feuchtigkeitsgesättigter Luft wurde die Reifung beendet. 3.1.3 Denudierung und Vorbereitung der in vitro gereiften porzinen Oozyten für ICSI Nach Beendigung der Reifung wurden die Oozyten von den expandierten Kumuluszellen befreit. Dies erfolgte durch wiederholtes Pipettieren der KOK in PBS + 1 % NBCS mit einer 100 µl-Eppendorf-Pipette in mehreren Schritten, wodurch eine mechanische Ablösung der Kumuluszellen von den Oozyten erreicht wurde. Bis zur weiteren Verarbeitung lagerten die entkumulierten Zellen in einer Petrischale (∅ 35 mm) mit 2 ml PBS + 10 % NBCS im Brutschrank. 51 Material und Methoden 3.1.4 Bestimmung der Maturationsrate An jedem Versuchstag wurden aus den Maturationsgruppen insgesamt 15-20 Oozyten zufällig ausgewählt, um die Maturationsrate zu überprüfen. Diese Oozyten wurden zuerst für eine Stunde in einer Paraformaldehyd-Triton-X-100-Lösung (siehe Anhang) bei 38,5 °C inkubiert, um eine Andauung der Zona pellucida zu erreichen, damit der verwendete Fluoreszensfarbstoff später besser in die Oozyten eindringen konnte. Anschließend wurden die Oozyten dreimal in PBS gewaschen und für eine Stunde bei Raumtemperatur in PBS aufbewahrt. Fünf Mikroliter Fluoreszenzfarbstoff-Lösung (Hoechst 33342, siehe Anhang) wurden nach Ablauf dieser Zeit mit 500 µl Mounting Medium (siehe Anhang) in einem 2 ml-Reaktionsgefäß (Fa. Eppendorf, Hamburg) gemischt, wovon ein 10 µl-Tropfen auf einen Objektträger pipettiert wurde, in den die Oozyten mit möglichst wenig PBS zentral hinein gesetzt und mit einem Deckgläschen abgedeckt wurden. Um ein Eintrocknen der Flüssigkeit zu verhindern, wurde der Rand des Deckgläschens rundherum mit Nagellack versiegelt. Die Beurteilung erfolgte unter einem Fluoreszenzmikroskop (BX 60, mit Filtereinsatz: U-URBC, F 06398, Fa. Olympus, Hamburg) bei 100- bis 400facher Vergrößerung. Eine Oozyte galt als gereift, wenn sowohl die Chromosomenplatte als auch der Polkörper sichtbar waren und die Oozyte sich somit in der Metaphase II (M II) der Meiose befand. 3.2 In-vivo-Maturation porziner Oozyten 3.2.1 Versuchstiere Für Embryotransferversuche zur Entwicklungskapazität von Embryonen, die mittels intrazytoplasmatischer Injektion von flowzytometrisch geschlechtsspezifisch sortierten Spermien erstellt werden sollten, wurden in vivo gereifte Oozyten verwendet. Als Spendertiere für in vivo gereifte Oozyten dienten präpuberale, mindestens fünf Monate alte, geschlechts- und allgemeingesunde Jungsauen der Deutschen Landrasse aus institutseigener Zucht mit einem durchschnittlichen Körpergewicht von 87,9 ± 12,22 kg, die nach Superovulation zur Oozytengewinnung geschlachtet wurden. 52 3.2.2 Material und Methoden Gewinnung in vivo gereifter porziner Kumulus-Oozyten-Komplexe Die Superovulation der Spendertiere erfolgte durch die intramuskuläre Injektion von 1500 I.E. PMSG (Pregnant Mare´s Serum Gonadotropin, Intergonan, Fa. Intervet, Tönisvorst). Zweiundsiebzig Stunden später erhielten die Tiere eine intramuskuläre Injektion von 500 I.E. hCG (human Chorionic Gonadotropin, Ovogest, Fa. Intervet, Tönisvorst) und weitere 36 Stunden später erfolgte die Schlachtung im institutseigenem Schlachthaus. Der Genitaltrakt der Tiere wurde direkt nach dem Entbluten entnommen und in einem vorgewärmten (38 °C) Thermogefäß in das Labor transportiert. Dort wurden die Ovarien isoliert und bis zur Follikelpunktion in 38 °C warmer physiologischer Kochsalzlösung aufbewahrt. Auf einem 38 °C warmen Heiztisch (HAT 400, Fa. Minitüb, Tiefenbach) und mit Hilfe einer 1 ml Spritze mit aufgesetzter Kanüle (18-gauge, Microlance 3, Fa. Dickinson, Drogheda, Irland) wurden alle mindestens 5 mm großen Follikel punktiert, vorsichtig gespült und anschließend deren Inhalt aspiriert. Als Spülmedium wurde sterilfiltriertes PBS mit Zusatz von 1 % NBCS verwendet. Die Aspirate wurden als Mikrodrops einzeln in einer Petrischale (∅ 94 mm, Fa. Greiner, Nürtingen) nebeneinander abgesetzt und unter einem Stereomikroskop (SMZ-2T, Fa. Nikon, Düsseldorf) mit aufgelegter Heizplatte (39 °C) bei 35bis 50facher Vergrößerung nach Oozyten abgesucht. Bis zur weiteren Verarbeitung wurden die Kumulus-Oozyten-Komplexe in Petrischälchen (∅ 35 mm, Fa. Greiner, Nürtingen) mit 2 ml PBS + 1 % NBCS nach Schlachttier getrennt im Brutschrank aufbewahrt. 3.2.3 Denudierung und Vorbereitung der in vivo gereiften Oozyten für ICSI Das Entkumulieren der in vivo gereiften Kumulus-Oozyten-Komplexe erfolgte enzymatisch mit Hilfe einer EDTA-Trypsin-Lösung (0,2 % Ethylen-Diamin-Tetraacetat; 0,1 % Trypsin in Ca2+- und Mg2+- freiem PBS mit 1 mg/ml PVA). Dazu wurden die Oozyten für 20 Minuten in die auf 38,5 °C vorgewärmte EDTA-Trypsin-Lösung gesetzt und anschließend durch wiederholtes Aufziehen in eine 100 µl-Eppendorf-Pipette in drei Waschschritten in PBS mit Zusatz von 1 % NBCS von den Kumuluszellen befreit. Bis zur weiteren Verarbeitung wurden die Oozyten in PBS + 10 % NBCS im Brutschrank bei 38,5 °C aufbewahrt. Material und Methoden 3.3 53 Klassifizierung der gereiften Kumulus-Oozyten-Komplexe Die morphologische Beurteilung der Qualität der gereiften Kumulus-Oozyten-Komplexe erfolgte in Anlehnung an die von LEIBFRIED und FIRST (1979) aufgestellten Beurteilungskriterien für KOK des Rindes. Danach werden Zytoplasma und die Expansion der Kumuluszellen bewertet und in vier Klassen eingeteilt, wie es in Tabelle 10 beschrieben ist. Für die Versuche wurden nur solche KOK eingesetzt, die den Klassen 1 und 2 zuzuordnen waren und ein dunkles, homogenes Zytoplasma aufwiesen. Tabelle 10: Klassifizierung der gereiften Kumulus-Oozyten-Komplexe (KOK) Klasse 1 hochgradig expandiert Die Kumuluszellen sind weit auseinandergerückt und liegen sowohl in der Peripherie als auch in der Nähe der Zona pellucida einzelnd. Klasse 2 mittelgradig expandiert Die Kumuluszellen sind weit auseinandergerückt, aber mehrere Zellen sind noch zusammenhängend. Klasse 3 geringgradig expandiert Die Kumuluszellen sind deutlich auseinandergewichen, liegen der Zona pellucida aber noch eng an. Klasse 4 nicht expandiert Die Kumuluszellen liegen dicht aneinandergedrängt der Zona pellucida eng an. 3.4 Gewinnung und Aufbereitung der verwendeten Spermien 3.4.1 Nebenhodenschwanzspermien Das in 0,25 ml Kunststoff-Röhrchen (System Minitüb, Tiefenbach) in flüssigem Stickstoff tiefgefrorene Nebenhodenschwanzsperma wurde in einem auf 39 °C vorgewärmten Wasserbad für ca. 30 Sekunden aufgetaut. Anschließend wurde der Inhalt des Röhrchens mit 10 ml Spermaverdünner (AndrohepTM, # 13529/0010, Fa. Minitüb, Tiefenbach), der auf 38 °C vorgewärmt worden war, verdünnt und für drei Minuten bei 389 x g zentrifugiert. 54 Material und Methoden Nach dem Zentrifugieren wurde der Überstand abgesogen und das verbliebene Pellet mit 0,5 ml vorgewärmtem AndrohepTM resuspendiert. In einer folgenden Verdünnungsreihe wurde die Spermienkonzentration auf eine relativ geringe Spermiendichte von ca. 3-5 x 105 Samenzellen pro Milliliter eingestellt, um ein problemloses Einfangen der Spermien für die Einzelspermieninjektion zu ermöglichen. 3.4.2 Flüssigkonservierte Spermien Für alle Versuche mit flüssigkonservierten Spermien wurden Ejakulate desselben Ebers verwendet. Die Samengewinnung erfolgte an einem Phantom mit Hilfe der sogenannten „Handmethode“, wobei die einzelnen Spermafraktionen getrennt aufgefangen wurden. Davon wurde die spermienreiche Phase unmittelbar nach Probennahme mit vorgewärmtem AndrohepTM (# 13529/0010, Fa. Minitüb, Tiefenbach) in einem Verhältnis von 1 : 2 vorverdünnt. Für die Versuche mit ungesexten Spermien wurde hiervon ein Aliquot abgenommen und in weiteren Verdünnungsschritten mit AndrohepTM auf die für ICSI benötigte Konzentration von 3-5 x 105 Spermien pro Milliliter eingestellt. 3.4.3 Flowzytometrisch sortierte, flüssigkonservierte Spermien Für die flowzytometrische Sortierung wurde flüssigkonserviertes Sperma wie unter 3.4.2. beschrieben gewonnen und mit AndrohepTM vorverdünnt. Ein Milliliter verdünntes Sperma mit einer eingestellten Dichte von 150 x 106 Samenzellen pro Milliliter wurde mit 10 µl Fluoreszenzfarbstoff (Hoechst 33342, bisBenzimid, 5 mg/ml, Fa. Sigma, St.Louis, MO, USA) versetzt und bei 35 °C für eine Stunde inkubiert. Anschließend erfolgte bei Raumtemperatur eine Gegenfärbung der Spermien mit 1 µl des Lebensmittelfarbstoffs FD & C #40 (Fa. Warner Jenkinson Company Inc., St. Louis, MO, USA) aus einer Stocklösung mit der Konzentration 25 mg/ml, um akrosomendefekte Spermien zu separieren. Vor der flowzytometrischen Sortierung wurde die Probe durch ein Nylonnetz mit einer Porenweite von 51 µ (Fa. Reichelt Chemietechnik, Heidelberg) filtriert. Die flowzytometrische Sortierung der gefärbten Samenzellen erfolgte nach der „Beltsville Sperm Sexing Technology“ nach JOHNSON und WELCH (1999) mit einem „High Speed Cell Sorter“ (MoFlo Cytomation, Fort Collins, CO, USA). Als Lichtquelle diente ein 5 W Argon- 55 Material und Methoden Ionen-Laser mit einer Lichtleistung von 200 mW. Der Wellenlängenbereich des Lasers zur Emissionsanregung lag zwischen 351 und 364 nm. PBS mit Zusatz von 0,002 % BSA Fraktion V (Fa. Sigma, St.Louis, MO, USA), 50 µg/ml Penicillin G und 60 µg/ml Streptomycin und einem pH-Wert von 7,5 diente als Hüllstrom. Es wurde mit einem Arbeitsdruck von 3,9 bar und einer Flußrate von 27000 Samenzellen pro Sekunde sortiert. Die Sortierrate betrug 2700 bis 3000 Spermien pro Sekunde, die durchschnittliche Reinheit der sortierten Spermienpopulationen umfasste 95 % für Y-chromosomale und 92 % X-chromosomale Spermien. Als Auffanggefäße dienten um 2 mm gekürzte 15 ml-Zentrifugenröhrchen (Fa. Greiner, Frickenhausen), in die 0,5 ml „Auffangmedium“ vorgelegt wurden. Bei diesem Medium handelte es sich um den Überstand einer bei 850 x g für zehn Minuten zentrifugierten 2 %TEST-Eidotter-Lösung (siehe Anhang), der bis zum Einsatz bei -20 °C gelagert wurde. Nach dem Auftauen wurde das Auffangmedium ebenfalls mit Hilfe des 51 µ-Nylon-Filters filtriert und anschließend mit 1 % Seminalplasma supplementiert. Zur Konzentrierung des gesexten Spermas wurden die Samenzellen nach dem Sortiervorgang für 20 Minuten bei 850 x g zentrifugiert. Anschließend wurde der Überstand abgenommen und das Spermienpellet mit 0,5 ml AndrohepTM resuspendiert. Dabei wurde den sortierten Spermien erneut 1 % Seminalplasma zum Endvolumen zugesetzt. In einer folgenden Verdünnungsreihe erfolgte die Einstellung der Spermienkonzentration auf die für ICSI benötigte Dichte von 3-5 x 105 Spermien pro Milliliter. Für alle Versuche mit sortiertem Sperma wurden nur die y-chromosomalen Spermien verwendet. 3.5 Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) 3.5.1 Mikroinjektionsausstattung Die Versuche wurden an einer Mikromanipulationseinheit mit inversem Mikroskop (Axiovert 135, Fa. Zeiss, Göttingen) bei 100- bis 400facher Vergrößerung durchgeführt. Das Mikroskop war mit einer Hoffmann Modulation-Contrast-Optik (HMC, Fa. Modulation Optics Inc., Greenvale, New York, USA) ausgestattet, wodurch eine besonders kontrastreiche Darstellung gewährleistet wurde. Der Objekt-Kreuztisch (Fa. Minitüb, Tiefenbach) war beheizbar und auf eine Arbeitstemperatur von 38,5 °C eingestellt. Auf dem Heiztisch war eine Metallplatte fixiert, die mit einer entsprechenden Aussparung versehen war, um eine Petrischale von 55 mm Durchmesser aufzunehmen. 56 Material und Methoden Für die Spermieninjektionen wurden zwei verschiedene Mikromanipulatoren verwendet: Auf der linken Seite des Mikroskops befand sich für die Führung und Halterung der OozytenHaltepipette ein manueller Mikromanipulator (# 11520138, Fa. Leitz, Wetzlar), während auf der rechten Seite des Mikroskops für Halterung und Führung der Injektionspipette eine elektrische Mikromanipulations-Einheit (LN-MINI 25 XYZ motorisch, Fa. Luigs & Neumann, Ratingen) angebracht war. Die gesamte Mikromanipulationseinheit ist in Abbildung 6 dargestellt. Abbildung 6: Mikromanipulationseinheit Der mechanische Manipulator für die Haltepipette besaß eine Halterung, mit deren Hilfe der Kapillarenhalter mit der Haltepipette am Gerät fixiert wurde. Der Kapillarenhalter war über einen ca. 80 cm langen Schlauch (∅ ca. 5 mm) mit einer 1 ml-Einmalspritze verbunden. Durch Bewegen des Spritzenstempels ließen sich Über- und Unterdruck in der Haltepipette erzeugen, so dass durch Ansaugen und Abstoßen die Oozyte bewegt und fixiert werden konnte. Die Haltepipette wurde mit Hilfe einer Gummidichtung in dem Kapillarenhalter fixiert. Bei den Haltepipetten handelte es sich um Schmelzpunktbestimmungsröhrchen mit einer Länge von 90 mm und einem Durchmesser von 1,5 mm (# 3005, Fa. Assistent), die selbst bearbeitet wurden: 57 Material und Methoden Zuerst wurden die Röhrchen mit Hilfe eines Mikropipetten-Pullers (# Mpp1, Fa. Research Instruments, Cornwall, U.K.) ausgezogen und anschließend an einer Mikroschmiede (# P430, 25800501, Fa. Bachhofer, Reutlingen) weiter bearbeitet. Nachdem sie bei einem äußerem Durchmesser von ca. 120 µm senkrecht und gerade abgebrochen worden waren, wurde dieses Ende der Pipette an die glühende Glaskugel der Mikroschmiede herangeführt, um die Ränder der Spitze soweit zusammenzuschmelzen, dass die Öffnung der Pipette nur noch 30-40 µm betrug. Als letztes wurde dieses Ende der Pipette ca. 1,5 mm vor der Spitze in einem Winkel von 30° abgebogen. Der elektrische Manipulator für die Injektionspipette bestand aus drei Teilen: zum einen aus der Fixiereinheit, die direkt am Mikroskop befestigt war und zur Führung und Halterung der Mikropipette diente und über Schrittmotoren in drei verschiedenen Achsen beweglich war, zum anderen aus dem Tastenfeld mit Trackball, womit die Mikromanipulationseinheit gesteuert wurde, und aus der Steuerungseinheit (SM2/2-96-023, Fa. Luigs & Neumann, Ratingen). Für die Spermieninjektion wurde auf einer Ebene im Proportional-Modus (P-Modus) gearbeitet, bei dem sich der Manipulator proportional zu den Bewegungen des Trackballs bewegte. Es wurden die Achsen X, Y, Z und D unterschieden. Die Achsen X und Y dienten zu Bewegungen in alle Richtungen auf einer bestimmten Ebene der Injektionspipette, während es mit Hilfe der Z-Achse möglich war, die Ebene bzw. Höhe der Pipette zu verändern. Die D-Achse veränderte nicht die Position der Mikropipette, sondern konnte über eine motorisch dosierte Spritze die Ölsäule in der Injektionsipette bewegen (Abbildung 7). Y Öl Z D X Abbildung 7: Bewegungsachsen des Mikromanipulators Es war möglich, die Bewegungsgeschwindigkeit der Pipette und der Ölsäule genau zu definieren: Zum einen konnte eine grobe Einteilung in die Bereiche „HIGH“ (1-6 mm/sec) und „LOW“ (0,04-0,68 mm/sec) festgelegt werden, zum anderen konnten in jedem Bereich 58 Material und Methoden weitere Abstufungen in 32 Schritten durch Drücken der Tasten XYZ↑ oder XYZ↓, bzw. D↑ oder D↓ vorgenommen und gespeichert werden. Die gewählten Geschwindigkeiten wurden auf dem Display des Tastenfeldes angezeigt. In Tabelle 11 sind die für die intrazytoplasmatische Spermieninjektion verwendeten Geschwindigkeitsstufen aufgeführt. Tabelle 11: Gespeicherte Geschwindigkeitsstufen für ICSI „LOW“ „HIGH“ Stufe entspricht mm/sec. Stufe entspricht mm/sec. D 11 0,24 19 3,81 XYZ 15 0,32 23 4,44 Die verwendete Injektionspipette (# 5175 112.008, Fa. Eppendorf-Netheler-Hinz GmbH, Köln) wurde mit Hilfe von Spannzange und Mutter fest in einem Kapillarenhalter (# KP000100, Fa. Luigs & Neumann, Ratingen) verankert. Es kamen Injektionsnadeln mit folgenden Abmessungen zum Einsatz: Tabelle 12: Abmessungen der verwendeten Injektionspipette für ICSI (# 5175 112.008, Fa. Eppendorf-Netheler-Hinz GmbH, 51145 Köln) Innerer Durchmesser der Spitze: 5,5 µm Äußerer Durchmesser der Spitze: 7,0 µm Länge des Schenkels: Winkel: Orientierung der Öffnung: 1000 µm 35° seitlich Material und Methoden 59 Der Kapillarenhalter mit der Injektionsnadel wurde in eine Kapillarenhalterung an der Manipulationseinheit eingeklemmt. Mit Hilfe einer Stellschraube konnte diese Halterung in einem Winkel zwischen 35-60° fixiert werden. Für die Spermieninjektionen wurde ein Winkel von ca. 40° gewählt. Über das andere Ende des Kapillarenhalters wurde ein Druckschlauch (# 05011515, Angiodyn HD-Schlauch, Fa. Braun, Melsungen) geschoben und mit einer Mutter festgeklemmt. Der Druckschlauch führte zu einem Dreiwegehahn (# 05012155, Angiodyn HD-Hahn, Fa. Braun, Melsungen), der eine Verbindung mit einer gasdichten Spritze (Hamilton MicroliterTM Syringe, Fa. Hamilton Bonaduz AG, 7402 Schweiz) und einem weiteren Schlauch erlaubte. Die Hamilton-Spritze wurde in eine motorische Dosiereinheit (LN-Mini-25-Manipulator mit Dosieradapter, Fa. Luigs & Neumann, Ratingen) eingespannt, wodurch der Konus der Spritze über die oben erwähnte D-Achse bewegt und Öl in die Injektionsnadel gedrückt werden konnte. Am Ende des zweiten Schlauches wurde eine 10 ml-Spritze (Fa. Becton Dickinson, Drogheda, Irland) befestigt, mit deren Hilfe das verwendete Öl (# M-3516, mineral oil, light white oil, Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA) in das System eingefüllt werden konnte. Dazu wurde der Zugang zur Hamilton-Spritze durch den Dreiwegehahn verschlossen. In dem mit Öl gefüllten Schlauchsystem durften keine Luftblasen enthalten sein. 3.5.2 Durchführung der intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) Die Spermieninjektionen wurden in einem Petrischalendeckel (∅ 55 mm, Fa. Greiner, Nürtingen) durchgeführt, der exakt in die Aussparung des Objekttisches passte. In die Mitte des Deckels wurde ein 10 µl Tropfen der Spermiensuspension gegeben und mit einem 8 µl Tropfen Polyvinylpyrrolidon (PVP 10%ig, # 10890001, Fa. Gück, Berlin) überdeckt und vermischt. Aufgrund der hohen Viskosität des PVP (Molekulargewicht: 360.000) verlangsamten sich die Bewegungen der Spermien, so dass das Immobilisieren und Einfangen der Spermien erleichtert wurde. Um den Spermientropfen herum wurden in gleichmäßigen Abständen zehn 20 µl-Tropfen PBS + 10 % NBCS pipettiert (Abbildung 8) und anschließend wurden alle Tropfen mit Mineralöl (# M-3516, mineral oil, light white oil, Fa. Sigma, St. Louis, USA) vollständig bedeckt. In jeden PBS-Tropfen wurden jeweils zwei entkumulierte Oozyten pipettiert. 60 Material und Methoden = Spermientropfen = Oozytentropfen Abbildung 8: Schematische Darstellung des „ICSI-Schälchens“ mit Spermien- und Oozytentropfen Zur Aufnahme eines Spermiums wurde die Injektionspipette von rechts in den Spermientropfen „hinein gefahren“. Nachdem die Ölsäule in der Pipette ca. eine halbe Spermienlänge vor der Pipettenspitze zum Stillstand gebracht worden war, wurde ein Spermium rausgesucht, das morphologisch intakt erschien und noch Bewegungsaktivität zeigte. Zur Immobilisierung der Samenzelle wurde die Pipettenspitze vertikal über dem Mittelstück abgesenkt und das Spermium auf den Boden der Petrischale gedrückt. Um die Mittelstückmembran leicht anzureißen, wurde die Pipette ein- bis zweimal vorsichtig hin- und herbewegt. Anschließend wurde die Samenzelle so gedreht, dass sie mit dem Schwanz zuerst von der Injektionspipette aufgenommen werden konnte. Befand sich das Spermium in der Pipette, wurde die Ölsäule wieder zum Stillstand gebracht, und die Injektionsnadel wurde aus dem Tropfen „herausgefahren“. Anschließend wurde eine Oozyte in einem PBS-Tropfen mit Hilfe der Haltepipette fixiert und auf Vorhandensein und Lage eines Polkörpers untersucht. Die Oozyte wurde so von links (neun Uhr) angesaugt, dass der Polkörper auf der Linie zwischen zwölf und sechs Uhr zu liegen kam. Die Spermieninjektion erfolgte in der Drei-Uhr-Position (Abbildung 9). Dabei wurde die Samenzelle zunächst direkt in der Spitze der Pipette positioniert, um die injizierte Menge des PVP-Androhep-Gemisches im Zytoplasma möglichst gering zu halten. Nachdem die Injektionsnadel durch Zona pellucida und Oolemm hindurch in die Oozyte eingeführt worden war, wurde erst eine geringe Menge Zytoplasma angesaugt, um abzusichern, dass sich die Pipettenspitze wirklich im Zytoplasma der Oozyte befand. Danach wurde das Spermium mit dem Kopf zuerst in das Zytoplasma der Oozyte injiziert und, sobald die Ölsäule wieder zum Stillstand gebracht worden war, die Pipette aus der Oozyte herausgezogen. 61 Material und Methoden Zur Kontrolle parthenogenetischer Entwicklungsvorgänge wurden an jedem Versuchstag auch kontroll- und nicht injizierte Oozyten in die Versuche miteinbezogen. Kontrollinjizierte Oozyten wurden dabei exakt wie die spermieninjizierten behandelt, außer dass sich kein Spermium in der Injektionsnadel befand. Die Oozyten der nicht injizierten Kontrollgruppen wurden genau wie die der injizierten Gruppen behandelt, jedoch ohne sie der Mikromanipulation zu unterziehen. Anschließend wurden die Oozyten bis zur Weiterkultivierung in PBS + 10 % NBCS im Brutschrank bei 38,5 °C und 5%iger CO2-Atmosphäre in feuchtigkeitsgesättigter Luft aufbewahrt. Spermium Polkörper Abbildung 9: Intrazytoplasmatische Injektion eines Spermiums in eine gereifte Oozyte (Polkörper auf sechs Uhr) 62 Material und Methoden 3.6 Für Artifizielle Aktivierung porziner Oozyten zur ICSI die zusätzliche Aktivierung porziner Oozyten zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion wurden folgende Methoden angewandt: die Injektion einer CaCl2-Lösung, die Koinkubation mit Ca2+-Ionophor und die Aktivierung durch einen einzelnen elektrischen Puls. Für diese Versuche wurden die Oozyten nur mit unsortierten, tiefgefrorenen, aufgetauten Nebehodenschwanzspermien injiziert. Die Auswertung erfolgte nach 20stündiger In-vitro-Kultur anhand der Vorkernbildung. 3.6.1 Aktivierung durch CaCl2-Injektion Bei der künstlichen Aktivierung der Oozyten mit CaCl2 wurde zusammen mit dem Spermium eine bestimmte Menge einer CaCl2-Lösung in die Oozyte injiziert. Das CaCl2 (CaCl2H2, # C 7902, Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA) wurde in einer Konzentration von 30 mM in einer 0,9%igen NaCl-Lösung gelöst und anschließend, nach Zugabe von 2 % NBCS, sterilfiltriert (Einmal-Filterhalter FP 030/3, Fa. Schleicher & Schuell, Dassel). Zehn Mikroliter dieser vorbereiteten Lösung wurden im ICSI-Schälchen unterhalb des Spermientropfens abgesetzt. Zusätzlich wurde für eine entsprechende Kontrollgruppe ein 10 µl Tropfen einer sterilfiltrierten 0,9%igen NaCl-Lösung unterhalb des CaCl2-Tropfens in das ICSI-Schälchen pipettiert. Seitlich und oberhalb dieser Tropfen wurden neun Tropfen PBS + 10 % NBCS für die Oozyten verteilt, und anschließend wurden alle Tropfen ebenfalls mit Öl (# M-3516, mineral oil, light white oil, Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA) vollständig bedeckt. Für eine Spermieninjektion mit zusätzlicher Aktivierung durch CaCl2 wurde die Injektionspipette mit der aufgenommenen Samenzelle in den CaCl2-Tropfen gefahren. Dort wurde soviel des PVP-Androhep-Gemisches aus der Pipette herausgespült bis sich das Spermium in der Pipettenspitze befand, anschließend wurde ausreichend CaCl2-Lösung in die Pipette aufgenommen und die Ölsäule wieder zum Stillstand gebracht. Vor der Injektion von CaCl2 und Spermium in die Oozyte wurde die Samenzelle so positioniert, dass der Kopf eine Spermienlänge von der Pipettenspitze entfernt war. Anschließend erfolgte der Injektionsvorgang wie unter 3.5.2 beschrieben. Es wurden somit ca. 1,2 pl CaCl2-Lösung zusammen mit dem Spermium in die Oozyte injiziert. Die Berechnung des Injektionsvolumens erfolgte nach der in Tabelle 13 angegebenen Formel. Material und Methoden Tabelle 13: 63 Formel zur Berechnung des injizierten Volumens der CaCl2-Lösung (5,5 µm : 2)2 • π • 50 µm = 1187,9 µm3 ↔ 1,188 pl 5,5 µm = Innendurchmesser der Injektionspipette 50 µm = Länge eines Eberspermiums An jedem Versuchstag wurde zur Überprüfung der aktivierenden Eigenschaften des CaCl2 in einige Oozyten nur CaCl2 und kein Spermium injiziert. Genauso erfolgte die Überprüfung der aktivierenden Eigenschaften der 0,9%igen NaCl-Lösung ohne CaCl2. Spermien-, kontroll- und nicht injizierte Oozyten ohne zusätzliche Injektion von CaCl2 oder NaCl wurden jeweils als Kontrollgruppen mituntersucht. 3.6.2 Aktivierung durch Ca-Ionophor Die Aktivierung der Oozyten durch Ca2+-Ionophor (A 23187, # C7522, Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA) wurde im Anschluss an die Spermien- und Kontrollinjektionen durchgeführt. Sie erfolgte durch Inkubation der Oozyten in einem 50 µmol Ca2+-Ionophor (A 23187) enthaltenden Fert Talp-Medium (siehe Anhang) für drei Minuten bei 38,5 °C, 5%iger CO2Atmosphäre in feuchtigkeitsgesättigter Luft. Vorbereitend wurde Ca2+-Ionophor (Molekulargewicht: 523,6) in einer Konzentration von 1 mg/ml in Dimethylsulfoxid (DMSO, Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA) gelöst, in Aliquots zu 52,4 µl in 2 ml-Eppendorf-Reaktionsgefäss (Fa. Eppendorf, Hamburg) abgefüllt und bei -21 °C eingefroren. Direkt vor Aktivierung der Oozyten wurde ein Reaktionsgefäß mit Ca2+-Ionophor-DMSO-Lösung aufgetaut und mit 1947,6 µl äquilibriertem Fert Talp-Medium auf 2 ml aufgefüllt und vermischt, um die gewünschte Konzentration von 50 µmol zu erhalten. Jeweils 500 µl dieser Lösung wurden dann in die, der Anzahl der zu aktivierenden Gruppen entsprechend viele, Vertiefungen eines Five Well Dishes (# 19021005, Embryokulturschale mit fünf Vertiefungen, Fa. Minitüb, Tiefenbach) gegeben und nochmals im Brutschrank äquilibriert. 64 Material und Methoden Die zu aktivierenden Oozyten wurden nach Gruppen getrennt jeweils einmal durch äquilibriertes Fert-Talp-Medium gewaschen und anschließend in die Ca2+-Ionophor-haltige Lösung gesetzt und für drei Minuten inkubiert. Nach Ablauf dieser Zeit wurden die Oozyten sechsmal durch äquilibriertes Fert Talp-Medium gewaschen, bevor sie weiterkultiviert wurden. Die Untersuchungen erfolgten parallel an spermien-, kontroll- und nicht injizierten Oozyten, sowohl mit als auch ohne Aktivierung durch Ca2+-Ionophor für jeden Versuchsdurchgang. 3.6.3 Aktivierung durch elektrischen Puls Die Aktivierung der Oozyten durch elektrischen Puls erfolgte vor der Spermieninjektion mit Hilfe eines elektrische Fusionsgerätes (CFA 400, Elektro Zellfusion, Fa. Krüss, Hamburg). Als Medium während der Aktivierung wurde eine auf 38,5 °C vorgewärmte und sterilfiltrierte, für Zellfusionszwecke übliche, Ca2+- und Mg2+-haltige Mannose-Lösung (siehe Anhang) verwendet. Zur Äquilibrierung wurden jeweils 20 entkumulierte Oozyten zunächst für zwei Minuten in ein auf 38,5 °C vorgewärmtes 1 : 1 Gemisch aus PBS + 10 % NBCS und Aktivierungsmedium gesetzt. Anschließend wurden sie für ca. eine Minute in dem Aktivierungsmedium inkubiert, bevor sie in Fusionsmedium zwischen die zwei Platin-Iridium-Drähte (Abstand der Drähte: 250 µm, ∅ der Drähte: 200 µm) einer Bügel-Fusionskammer (Fa. Krüss, Hamburg) verbracht und mit einem einfachen DC-Puls von 0,4 kV/cm für 99 µs aktiviert wurden. Im Anschluss an die elektrische Aktivierung wurden die Oozyten für ca. eine Minute in dem Aktivierungsmedium belassen, bevor sie in ein Petrischälchen (∅ 35 mm) mit 2 ml PBS + 10 % NBCS pipettiert wurden. Die Spermien- und Scheininjektionen erfolgten, wie oben beschrieben, ca. 10-30 Minuten nach der elektrischen Aktivierung. Es wurden an jedem Versuchstag spermien-, kontroll- und nicht injizierte Oozyten, sowohl mit als auch ohne elektrische Aktivierung, parallel untersucht und miteinander verglichen. 65 Material und Methoden 3.7 In-vitro-Kultur Die Weiterkultivierung der Oozyten der Versuchs- und Kontrollgruppen im Anschluss an die Spermieninjektionen erfolgte, je nach Versuchsansatz, für die ersten 20 Stunden in Fert Talp-Medium (siehe Anhang) und weitergehend in NCSU 23 (siehe Anhang). Die sich zunächst noch in PBS + 10 % NBCS befindlichen Oozyten wurden dreimal in vorinkubiertem Fert Talp-Medium gewaschen und anschließend nach Gruppen getrennt in kleine Petrischälchen (∅ 35 mm) mit 2 ml äquilibriertem Fert Talp-Medium gesetzt. Zur Weiterkultivierung über 20 Stunden hinaus wurden die Oozyten nach Ablauf dieser Zeit dreimal in äquilibriertem NCSU 23 (siehe Anhang) gewaschen und anschließend in die Vertiefungen einer Embryokulturschale mit je 500 µl NCSU 23 (# 19021005, Fa. Minitüb, Tiefenbach) gesetzt und weiterkultiviert. Die Inkubation im Brutschrank (Nuaire NU 2700 E, Fa. Zapf Instrumente, Sarstedt) erfolgte bei 38,5 °C und 5 % CO2 in feuchtigkeitsgesättigter Luft. Nach 48 Stunden In-vitro-Kultur wurde die Teilungsrate bestimmt und die geteilten Zellstadien aller Versuchsgruppen wurden in frisches, äquilibriertes NCSU 23 pipettiert und für weitere 120 Stunden entsprechend kultiviert. 3.8 Beurteilung der Entwicklungsraten Embryonen nach ICSI in vitro kultivierter 3.8.1 Beurteilung anhand der Vorkernstadien nach 20 und 48 Stunden Die spermien-, kontroll- und nicht injizierten Oozyten wurden in den Aktivierungsversuchen nach 20-stündiger In-vitro-Kultur, oder als ungeteilte Stadien in den Versuchen mit sortierten Spermien nach 48 Stunden, fixiert und zwei Tage später zur zytogenetischen Untersuchung gefärbt. Die Oozyten wurden mit möglichst wenig Medium zwischen zwei ParaplastVaseline-Streifen auf entfettete und staubfreie Objektträger pipettiert und vorsichtigt mit einem Deckgläschen angedrückt. Die Objektträger wurden anschließend zur Fixierung hochkant in eine Färbeküvette gestellt, die mit 40 ml einer Ethanol-Eisessig-Lösung (3 : 1) gefüllt war, und für zwei Tage stehen gelassen. Die Färbung der Oozyten erfolgte, indem am unteren Rand 2-3 Tropfen einer 1%igen Lacmoid-Färbelösung (siehe Anhang) unter das Deckgläschen gegeben und vorsichtig mit Hilfe eines Filterpapiers nach oben durchgezogen wurden. Die Beurteilung der Vorkerne 66 Material und Methoden fand anschließend unter einem Phasenkontrastmikroskop (BX 60, PhasenkontrastMikroskop, Fa. Olympus, Hamburg) bei 100- bis 400facher Vergrößerung statt. Eine Oozyte wurde dabei als aktiviert angesehen, wenn sie mindestens einen Vorkern (VK) besaß oder geteilt war. Die Aktivierungsrate ergab sich somit aus dem prozentualen Anteil aller aktivierten Oozyten der jeweiligen Versuchsgruppe. Eine spermieninjizierte Oozyte galt als befruchtet, wenn sie genau zwei Vorkerne (Abbildung 10) enthielt oder Befruchtungsrate sich in abgeleitet gleichmäßige wurde. Blastomeren Entsprechend geteilt der hatte, woraus Befruchtungsrate die der spermieninjizierten Oozyten wurde die Parthenogeneserate bei den kontroll- und nicht injizierten Oozyten angesehen (Oozyten mit zwei Vorkernen oder geteilt). Mit den hier angewandten Untersuchungsmethoden konnte allerdings nicht exakt festgestellt werden, ob die als befruchtet angesehenen spermieninjizierten Oozyten wirklich befruchtet waren oder ob es sich um parthenogenetische Vorkernentwicklung oder Teilung ohne Beteiligung des injizierten Spermiums handelte. Die jeweils scheininjizierten Oozyten eines Versuchsansatzes galten somit als Kontrolle für parthenogenetische Entwicklungen spermieninjizierter Oozyten. Daraus ließ sich für Diskussionszwecke eine hypothetische effektive Befruchtungsrate der spermieninjizierten Oozyten ableiten, die sich aus der Befruchtungsrate spermieninjizierter Oozyten abzüglich der Parthenogeneserate der entsprechend kontrollinjizierten Oozyten ergab. Abbildung 10: Zwei-Vorkern-Stadium nach Spermieninjektion und CaCl2-Aktivierung einer in vitro gereiften Oozyte, 20 Stunden nach ICSI 67 Material und Methoden Oozyten, die sich zum Zeitpunkt des Fixierens in der Ana- oder Telophase II befanden, wurden unter „Sonstige“ (Sonst.) eingeteilt. Die Oozyten, bei denen keine definierbaren Kernstrukturen vorzufinden waren, wurden als nicht analysierbar (n.a.) eingestuft, woraus eine Degenerationsrate abgeleitet wurde. Als Entwicklungsraten wurden die Raten der verschiedenen Entwicklungsstadien zu den festgelegten Untersuchungszeitpunkten (20, 48 und 168 Stunden nach ICSI) angesehen. 3.8.2 Beurteilung der Teilungsrate nach 48 Stunden Für die Versuche zum Einsatz geschlechtsspezifisch sortierter Spermien zur ICSI wurden die Oozyten für insgesamt 168 Stunden in vitro kultiviert. Nach 48 Stunden erfolgte dazu die Bestimmung der Teilungsrate. In diesem Versuchsansatz wurden vergleichend ungesexte und gesexte Spermien jeweils in Kombination mit oder ohne CaCl2-Aktivierung zur ICSI eingesetzt. Entsprechende Gruppen kontroll- und nicht injizierter Oozyten wurden parallel mit untersucht. Als Teilungsrate galt der prozentuale Anteil aller geteilten Zellstadien innerhalb einer Versuchsgruppe. Entsprechend der oben erwähnten Befruchtungsrate war auch bei der Teilungsrate spermieninjizierter Oozyten eine Differenzierung „echter“ und parthenogenetischer Teilung nicht möglich. Die Beurteilung der Teilungsrate nach 48stündiger In-vitro-Kultur erfolgte morphologisch mittels Stereomikroskop (SMZ-2T, Fa. Nikon, Düsseldorf) bei 35- bis 50-facher Vergrößerung. Dazu wurden die Entwicklungsstadien in folgende Gruppen eingeteilt: ZweiZellstadien, Vier-Zellstadien, ≥ Vierzellstadien und ungeteilte Zellstadien. Die geteilten Zellstadien wurden je nach Fragestellung weiterkultiviert oder im Embryotransfer eingesetzt. Die ungeteilte Stadien wurden fixiert und zur zytogenetischen Untersuchung gefärbt (siehe 3.8.1). 3.8.3 Beurteilung anhand der Zellkernzahlen nach 168 Stunden Alle Embryonen, die 48 Stunden nach ICSI mindestens das Zwei-Zell-Stadium erreicht hatten, wurden für weitere 120 Stunden in vitro kultiviert. Im Anschluß an die Kulturphase wurde morphologisch die Blastozystenrate bestimmt und mit Hilfe einer Fluoreszenzfärbung eine Bestimmung der Zellkernzahl durchgeführt. Die entsprechenden prozentualen Entwicklungsraten (Blastozysten, 5-Zell-Stadium bis Morula, 2- bis 4-Zell-Stadium, nicht 68 Material und Methoden analysierbar) ergaben sich aus dem jeweiligen Anteil dieser Stadien an allen geteilten Zellstadien der entsprechenden Versuchsgruppe. Zur Zellkernzahlbestimmung wurden 10 µl Fluoreszenzfarbstoff-Lösung (Hoechst 33342, siehe Anhang) in das die Embryonen enthaltende Kulturmedium in den Vertiefungen der Embryokulturschale pipettiert. Jeweils 2-3 Embryonen wurden mit 10 µl KulturmediumFarbstoff-Gemisch auf einen Objektträger verbracht und mit einem Deckgläschen abgedeckt. Die Bestimmung der Zellkernzahlen erfolgte an einem Fluoreszenzmikroskop (BX 60, Fa. Olympus, Hamburg) bei 100- bis 400facher Vergrößerung (siehe auch Abbildung 18 u. 19). 3.9 Beurteilung der Entwicklungsfähigkeit der ICSI-Embryonen durch Embryotransfer 3.9.1 Empfängertiere Als Empfängertiere für die chirurgische Embryonenübertragung dienten präpuberale, mindestens fünf Monate alte, geschlechts- und allgemeingesunde Jungsauen der Deutschen Landrasse aus institutseigener Zucht mit einem Körpergewicht von 85-93 kg. 3.9.2 Transfer von Embryonen im Zwei- bis Vier-Zell-Stadium Zur Überprüfung ihrer Entwicklungsfähigkeit wurden Embryonen aus in vitro gereiften und mit ungesexten, frischkonservierten Spermien und mit CaCl2 aktivierten Oozyten im Zweiund Vier-Zellstadium chirurgisch auf synchronisierte Empfängertiere übertragen. Zur Ovulationsdeterminierung erhielten die Empfängertiere 140 Stunden vor dem Embryotransfer jeweils eine intramuskuläre Injektion von 800 I.E. PMSG (Pregnant Mare´s Serum Gonadotropin, Intergonan, Fa. Intervet, Tönisvorst) und 72 Stunden später eine intramuskuläre Injektion von 500 I.E. hCG (human Chorionic Gonadotropin, Ovogest, Fa. Intervet, Tönisvorst). Die Embryonen wurden kurz vor dem Transfer aus dem Kulturmedium genommen, dreimal in vorgewärmtem PBS + 10 % NBCS gewaschen und anschließend in einen sterilen PlastikStraw (Paillette Cristal 133, Ref ZA 176, L´Aigle, France) aufgezogen. Das untere Ende des Straws war mit einem ca. 7 mm langen Schlauchstück aus weichem Kunststoff überzogen, um beim Einführen in den Eileiter die Traumatisierung desselben möglichst gering zu halten. 69 Material und Methoden Bis zum Embryotransfer und während des Transportes zum Stall wurde der Straw in einem auf 38 °C erwärmten, mit Stahlkugeln gefüllten Thermogefäß aufbewahrt. Zur Übertragung der Embryonen wurde ein chirurgischer Transfer vorgenommen. Die Immobilisierung der Schweine erfolgte durch intramuskuläre, sedierende Prämedikation mit Azaperon (Stresnil, Janssen-Cilag GmbH, Neuss) mit anschließender Narkose durch intravenöse Injektion von Thiamylal (Surital, Fa. Pharmacia & Upjohn, Erlangen). Zur Operation wurden die Empfängertiere in Rückenlage auf einem Operationstisch fixiert. Die Eröffnung der Abdominalhöhle erfolgte zwischen den beiden letzten Zitzenpaaren in der Linea alba. Der Uterus wurde aufgesucht, ein Ovar vorgelagert und die Gelbkörper gezählt. Bei einer ausreichenden Anzahl frischer Gelbkörper wurde der Straw vorsichtig über den Fimbrientrichter so weit wie möglich in den Eileiter eingeführt und die Embryonen dort abgesetzt. Anschließend wurden Ovar und Eileiter reponiert und die Bauchhöhle mit Bauchfell-Muskel-, Unterhaut- und Haut-Naht unter Verwendung von Catgut (Catgut chrom., 7-metric, Fa. B. Braun Surgical GmbH, Melsungen) verschlossen. Jedes Tier erhielt anschließend eine systemische Antibiose (Tardomyocel comp II, Fa. Bayer, Leverkusen) Eine Überprüfung der Trächtigkeit erfolgte bei allen Tieren zwischen dem 21. und 35. bzw. 56. Tag durch dreimalige sonographische Untersuchung mit einem Real-time Ultraschallgerät (Modell CS 9100, Fa. Picker International GmbH, Espelkamp). 3.9.3 Transfer von Embryonen im Zygotenstadium In diesem Versuchsabschnitt wurden die aus in vivo gereiften und mit y-chromosomalen Spermien befruchteten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten erzeugten Zellstadien unmittelbar nach den Spermieninjektionen auf Empfängertiere übertragen. Dazu wurden präpuberale Jungsauen für den Embryotransfer entsprechend den Spendertieren wie unter 3.2.2. synchronisiert, jedoch wurden diese Tiere nicht superovuliert und erhielten nur 800 I.E. PMSG. Der Embryotransfer wurde durchgeführt wie unter 3.9.2 beschrieben, wobei die Oozyten aufgrund der großen Anzahl auf beide Eileiter verteilt wurden. 70 3.10 Material und Methoden Statistische Auswertung Die statistische Auswertung erfolgte mit Hilfe des Programms „Sigma Stat for Windows“ (Jandel Scientific Cooperation, Erkrath). Zunächst wurde für jeden einzelnen Versuch zu den angegebenen Zeitpunkten (20, 48 oder 168 Stunden nach ICSI) der prozentuale Anteil der unterschiedlichen Entwicklungsstadien an der Gesamtzahl der Oozyten an diesem Versuchstag für die jeweilige Versuchsgruppe ermittelt. Nach mehreren Wiederholungen des entsprechenden Versuches wurde der arithmetische Mittelwert ( x ) und die Standardabweichung (± SD) dieser Entwicklungsraten für die einzelnen Entwicklungsstadien und die jeweilige Versuchsgruppe errechnet. Die Werte der verschiedenen Entwicklungsraten (%) wurden mittels ANOVA geprüft. Bei nicht vorhandener Normalverteilung wurden die Werte mittels ANOVA on Ranks geprüft und die Einzelwerte mit Tukey-Test bzw. Dunn´s Methode analysiert. Die Werte der ermittelten Aktivierungs- und Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten wurden mit dem t-Test einzeln gegeneinander getestet, bei fehlender Normalverteilung wurde für diese Werte der MannWhitney Rank Sum Test angewendet. Unterschiede zwischen den Gruppen galten ab einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p ≤ 0,05 als signifikant und ab einer Irrtumswahrscheinlichkeit von p ≤ 0,001 als hochsignifikant. 71 Ergebnisse 4 ERGEBNISSE 4.1 Artifizielle Aktivierung porziner Oozyten zur ICSI 4.1.1 Aktivierung durch CaCl2-Injektion In diesem Versuchsteil wurde überprüft, ob es durch Injektion von CaCl2 möglich ist, die Aktivierungs- und Befruchtungsraten spermieninjizierter Oozyten zu steigern, ohne die in den Kontrollgruppen untersuchte Parthenogeneserate zu erhöhen. Für die Versuche standen in sechs Versuchdurchgängen insgesamt 676 in vitro gereifte Oozyten zur Verfügung. Die durchschnittliche Maturationsdauer betrug 47,5 ± 0,6 Stunden. Es wurde eine durchschnittlichen Maturationsrate von 77,4 ± 10,3 % erreicht. In der Tabelle 14 ist die prozentuale Wertigkeit der Vorkernbildung 20 Stunden nach ICSI in ihren Mittelwerten ( x ) sowie die Standardabweichungen (± SD) aus den sechs Durchgängen aufgeführt. Dabei wurden pro Versuchsdurchgang alle sechs Versuchsgruppen (spermieninjizierte Oozyten mit CaCl2, spermieninjizierte Oozyten ohne CaCl2, kontrollinjizierte Oozyten mit CaCl2, kontrollinjizierte Oozyten ohne CaCl2, kontrollinjizierte Oozyten mit NaCl, nicht injizierte Oozyten) parallel untersucht. Signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Versuchs- und Kontrollgruppen bezüglich der einzelnen Untersuchungsparameter sind dargestellt. Aus der Anzahl der Vorkerne (VK) und der Zellteilungen wurden Rückschlüsse auf Aktivierungs- und Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten gezogen (siehe 3.8.1), die in Abbildung 11 und 12 einschließlich der signifikanten Unterschiede zwischen den Versuchs- und Kontrollgruppen gezeigt werden. Daraus wird ersichtlich, dass mittels CaCl2-Injektion sowohl die Aktivierungs- als auch die Befruchtungsrate der spermieninjizierten Oozyten signifikant gesteigert werden konnte (p < 0,001). Die aktivierten, spermieninjizierten Oozyten wiesen auch gegenüber allen kontroll- und nicht injizierten Oozytengruppen eine deutlich höhere Aktivierungsrate auf (p < 0,001). Zudem zeigten sie ebenfalls eine höhere Befruchtungsrate gegenüber den Parthenogeneseraten der kontroll- und nicht injizierten Oozyten (p < 0,001). Entsprechend verhielten sich die nicht aktivierten, spermieninjizierten Oozyten. Auch bei den aktivierten, kontrollinjizierten Oozyten erfolgte ein Anstieg der Aktivierungsrate gegenüber den nicht aktivierten, kontrollinjizierten Oozyten (p < 0,05), jedoch nicht der Parthenogeneserate. Die Aktivierungs- und Parthenogeneseraten der nicht aktivierten, kontrollinjizierten, der mit NaCl injizierten und der nicht injizierten Oozyten unterschieden sich in keinem Parameter voneinander. 72 Ergebnisse Anhand der Ergebnisse ließ sich für die spermieninjizierten, aktivierten Oozyten eine hypothetische effektive Befruchtungsrate von 41,9 % errechnen, während die effektive Befruchtungsrate der nicht aktivierten, spermieninjizierten Oozyten nur 30,4 % ergab. Tabelle 14: Entwicklungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit bzw. ohne CaCl2-Aktivierung 20 Stunden nach ICSI; x ± SD aus sechs Versuchsdurchgängen Entwicklungsraten (%) Versuchsgruppe 1 VK x ± SD 2 VK x ± SD ≥ 3 VK x ± SD Geteilt x ± SD M II x ± SD n.a. x ± SD Sonst.1 x ± SD spermieninjiziert mit CaCl2 n = 140 14,2ag ± 5,4 34,2a ± 6,1 5,0 ± 4,3 15,5a ± 7,8 16,5ag ± 9,9 13,0 ± 6,9 1,5 ± 2,3 spermieninjiziert ohne CaCl2 n = 135 10,4k ± 4,6 31,0c ± 4,3 2,3 ± 2,5 2,2 ± 3,8 33,3hic ± 7,4 19, 5 ± 6,5 1,4 ± 2,2 kontrollinjiziert mit CaCl2 n = 113 18,4ci ± 3,5 2,6b ± 4,2 0,0 5,4 ± 6,6 53,0bejk ± 6,7 19,8 ± 5,5 0,9 ± 2,2 kontrollinjiziert ohne CaCl2 n = 107 8,1j ± 9,6 2,8b ± 5,1 0,0 0,0b 74,5bdl ± 16,9 14,6 ± 11,4 0,0 kontrollinjiziert mit NaCl n = 91 5,12dh ± 4,4 2,3b ± 3,7 0,0 2,1 ± 3,3 73,6bdf ± 12,2 17,4 ± 8,7 0,0 nicht injiziert n = 90 1,0bdl ± 2,4 0,0bd 0,0 0,0b 87,3bdf ± 8,4 11,7 ± 6,0 0,0 (n = untersuchte Oozyten) Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte unterscheiden sich signifikant: a : b; c : d; e : f p < 0,001 bzw. g : h; i : j; k : l p < 0,05 1 umfasst Ana- und Telophase II 73 Ergebnisse 80 a : b; c : d; e : f a Aktivierungsrate (%) 70 g:h 60 p < 0,001 p< 0,05 bc 50 40 bdeg 30 20 bdh bdf 10 0 bdf spermieninj. mit CaCl2 spermieninj. ohne CaCl2 kontrollinj. mit CaCl2 kontrollinj. ohne CaCl2 kontrollinj. mit NaCl nicht injiziert Abbildung 11: Durchschnittliche Aktivierungsraten∗ (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne CaCl2-Aktivierung Befruchtungs- bzw. Parthenogeneserate (%) 20 Stunden nach ICSI; x aus 6 Versuchen 80 a : b; c : d 70 60 e:f p < 0,001 p < 0,05 a 50 40 bc 30 20 bde bd bd 10 0 bdf spermieninj. mit CaCl2 spermieninj. kontrollinj. mit kontrollinj. kontrollinj. mit nicht injiziert ohne CaCl2 CaCl2 ohne CaCl2 NaCl Abbildung 12: Durchschnittliche Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten∗ (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne CaCl2Aktivierung 20 Stunden nach ICSI; x aus 6 Versuchen ∗ Die Werte sind mit Standardabweichung in Kapitel 4.1.4 aufgeführt. 74 4.1.2 Ergebnisse Aktivierung durch Ca2+-Ionophor In diesem Versuchsabschnitt wurde die Wirkung einer Aktivierung mit Ca2+-Ionophor auf die Aktivierungs- und Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten spermien- und kontroll- bzw. nicht injizierter Oozyten 20 Stunden nach ICSI untersucht. Für die Versuche zur Aktivierung mit Ca2+-Ionophor standen an sechs Versuchstagen insgesamt 748 in vitro gereifte Oozyten zur Verfügung. Die durchschnittliche Maturationsdauer betrug 46,2 ± 1,0 Stunden bei einer durchschnittlichen Maturationsrate von 76,1 ± 11,2 %. Folgende Versuchsgruppen wurden pro Durchgang parallel untersucht: spermieninjizierte Oozyten mit Ca2+-Ionophor-Aktivierung, spermieninjizierte Oozyten ohne Ca2+-IonophorAktivierung, kontrollinjizierte Oozyten mit Ca2+-Ionophor-Aktivierung, kontrollinjizierte Oozyten ohne Ca2+-Ionophor-Aktivierung, nicht injizierte Oozyten mit Ca2+-IonophorAktivierung, nicht injizierte Oozyten ohne Ca2+-Ionophor-Aktivierung. In Tabelle 15 sind die Ergebnisse der Vorkernbildung 20 Stunden nach ICSI aus sechs Versuchsdurchgängen Befruchtungs- bzw. aufgeführt. Die sich daraus ergebenden Aktivierungs- und Parthenogeneseraten sind mit den vorhandenen signifikanten Unterschieden in den Abbildungen 13 und 14 zu finden. Die Aktivierung der spermieninjizierten Oozyten mit Ca2+-Ionophor führte weder zu einer Verbesserung der Aktivierungs- noch der Befruchtungsrate, obwohl eine signifikante Steigerung der Aktivierungsrate durch Ca2+-Ionophor sowohl bei den kontrollinjizierten als auch bei den nicht injizierten Oozyten erreicht werden konnte (p < 0,05 bzw. p < 0,001). Die Befruchtungsrate fiel bei den spermieninjizierten und mit Ca2+-Ionophor behandelten Oozyten gegenüber den nicht aktivierten, spermieninjizierten sogar deutlich ab (p < 0,05). Die Aktivierungs- und auch Befruchtungsraten beider spermieninjizierter Gruppen waren jedoch immer deutlich höher als die Aktivierungs- und Parthenogeneseraten der vier Kontrollgruppen (p < 0,05 bzw. p < 0,001). In den Gruppen der aktivierten, spermieninjizierten und kontrollinjizierten Oozyten waren signifikant mehr Oozyten 20 Stunden nach ICSI nicht analysierbar als bei den unbehandelten und nicht injizierten bzw. bei den unbehandelten, kontroll- und nicht injizierten Oozyten (p < 0,05). Die Degenerationsrate in diesen Gruppen war somit höher. Die anhand der Ergebnisse errechnete effektive Befruchtungsrate für die mit Ca2+-Ionophor behandelten, spermieninjizierten Oozyten betrug 21,5 % gegenüber den nicht behandelten, spermieninjizierten Oozyten mit 35,9 %. 75 Ergebnisse Tabelle 15: Entwicklungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten 20 Stunden nach ICSI mit bzw. ohne Aktivierung mit Ca2+Ionophor; x ± SD aus sechs Versuchsdurchgängen Entwicklungsraten (%) Versuchsgruppe (n = untersuchte Oozyten) 1 VK x ± SD 2 VK x ± SD ≥ 3 VK x ± SD Geteilt x ± SD M II x ± SD n.a. x ± SD Sonst.1 x ± SD spermieninjiziert + Ca2+-Ionophor n = 149 18,1e ± 12,2 23,8c ± 4,0 0,0 0,1 ± 1,7 38,4a ± 16,8 18,6g ± 9,2 0,6 ± 1,6 spermieninjiziert − Ca2+-Ionophor n = 149 6,6 ± 3,7 33,6a ± 6,6 0,8 ± 2,0 3,8 ± 4,2 42,9a ± 6,9 11,7 ± 5,3 0,6 ± 1,4 kontrollinjiziert + Ca2+-Ionophor n = 134 21,1e ± 11,1 2,2 ± 2,5 0,0 0,8 ± 1,8 52,3ce ± 16,3 23,0e ± 11,8 0,7 ± 1,6 kontrollinjiziert − Ca2+-Ionophor n = 133 6,7 ± 3,4 0,9b ± 2,2 0,8 ± 2,0 0,0 83,2bd ± 6,4 7,1f ± 5,4 1,4 ± 3,4 nicht injiziert + Ca2+-Ionophor n = 89 10,1 ± 4,8 0,0bd 0,0 0,0 72,2bfg ± 6,9 15,8 ± 4,0 1,9 ± 4,5 nicht injiziert − Ca2+-Ionophor n = 94 0,0f 0,0bd 0,0 0,0 94,6bdh ± 4,6 5,5fh ± 4,7 0,0 Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte unterscheiden sich signifikant: a : b; c : d p < 0,001 bzw. e : f; g : h p < 0,05 1 umfasst Ana- und Telophase II 76 Ergebnisse 60 Aktivierungsrate (%) 50 a : b; c : d; e : f ag ag 40 g : h; i : j p < 0,001 p < 0,05 chi 30 20 bej bej 10 bdf 0 spermieninj. mit Ionoph. spermieninj. ohne Ionoph. kontrollinj. mit Ionoph. kontrollinj. ohne Ionoph. nicht inj. mit Ionoph. nicht inj. ohne Ionph. Abbildung 13: Durchschnittliche Aktivierungsraten∗ (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne Ca2+-Ionophor-Aktivierung Befruchtungs- bzw. Parthenogeneserate (%) (Ionoph.) 20 Stunden nach ICSI; x aus 6 Versuchen 60 50 ag a : b; c : d p < 0,001 e : f; g : h p < 0,05 40 30 ch 20 10 bde bd bdf bdf 0 spermieninj. spermieninj. mit Ionoph. ohne Ionoph. kontrollinj. mit Ionoph. kontrollinj. nicht inj. mit nicht inj. ohne ohne Ionoph. Ionoph. Ionph. Abbildung 14: Durchschnittliche Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten∗ (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne Ca2+Ionophor-Aktivierung (Ionoph.) 20 Stunden nach ICSI; x aus 6 Versuchen ∗ Die Werte sind mit Standardabweichung in Kapitel 4.1.4 aufgeführt. 77 Ergebnisse 4.1.3 Aktivierung durch elektrischen Puls Für die Versuche zur Aktivierung durch einen einzelnen elektrischen Puls standen an sechs Versuchstagen insgesamt 756 in vitro gereifte Oozyten zur Verfügung. Die durchschnittliche Maturationsdauer betrug 46,5 ± 0,9 Stunden. Dabei wurde eine durchschnittlichen Maturationsrate von 72,8 ± 4,7 % erreicht. In Tabelle 16 sind die Ergebnisse der Vorkernbildung 20 Stunden nach ICSI aus sechs Versuchsdurchgängen aufgeführt. Folgende sechs Gruppen wurden pro Versuchstag parallel untersucht: spermieninjizierte Oozyten mit elektrischer Aktivierung, spermieninjizierte Oozyten ohne elektrische Aktivierung, kontrollinjizierte Oozyten mit elektrischer Aktivierung, kontrollinjizierte Oozyten ohne elektrische Aktivierung, nicht injizierte Oozyten mit elektrischer Aktivierung, nicht injizierte Oozyten ohne elektrische Aktivierung. In den Abbildungen 15 und 16 sind die sich daraus ergebenden Aktivierungs-, Befruchtungs- und Parthenogeneseraten dargestellt. Signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Versuchs- und Kontrollgruppen bezüglich der einzelnen Untersuchungsparameter sind gekennzeichnet. Mit Hilfe des elektrischen Pulses konnte sowohl die Aktivierungsrate (p < 0,001) als auch die Befruchtungsrate (p < 0,05) der spermieninjizierten Oozyten signifikant gesteigert werden. Auch gegenüber den nicht aktivierten (p < 0,001) und den aktivierten (p < 0,05), kontroll- und nicht injizierten Oozyten bestand für die aktivierten, spermieninjizierten Oozyten bezüglich der Aktivierungsrate ein signifikanter Unterschied. Jedoch konnte kein Unterschied zwischen der Befruchtungsrate der aktivierten, spermieninjizierten Versuchsgruppe und der Parthenogeneserate der aktivierten, kontrollinjizierten Gruppe festgestellt werden. Sowohl die kontroll- als auch die nicht injizierten, aktivierten Oozyten zeigten gegenüber ihrer jeweiligen nicht aktivierten Kontrollgruppe einen starken, signifikanten Anstieg der Aktivierungs- und Parthenogeneseraten (p < 0,001). Die Aktivierungs- und Befruchtungsraten der nicht aktivierten, spermieninjizierten Oozyten unterschieden sich nicht von den Aktivierungs- und Parthenogeneseraten der aktivierten, kontroll- und nicht injizierten Oozytengruppen. Die kontrollinjizierten und elektrisch aktivierten Oozyten zeigten einen höheren Anteil an nicht zu analysierenden Zellen und somit eine höhere Degenerationsrate als die nicht aktivierten, spermien- und nicht injizierten Oozytengruppen (p < 0,05), und auch die elektrisch aktivierten und nicht injizierten Oozyten erwiesen sich in diesem Parameter gegenüber den nicht aktivierten, nicht injizierten Oozyten als signifikant (p < 0,05). 78 Ergebnisse Für die elektrisch aktivierten, spermieninjizierten Oozyten konnte eine effektive Befruchtungsrate von 9,3 % errechnet werden, während bei den nicht aktivierten, spermieninjizierten Oozyten ein Wert von 31,6 % ermittelt werden konnte. Tabelle 16: Entwicklungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten 20 Stunden nach ICSI mit bzw. ohne elektrische Aktivierung (el. Akt.); x ± SD aus sechs Versuchsdurchgängen Entwicklungsraten (%) Versuchsgruppe 1 VK x ± SD 2 VK x ± SD ≥ 3 VK x ± SD Geteilt x ± SD M II x ± SD n.a. x ± SD Sonst.1 x ± SD 14,8c ± 6,1 21,9c ± 8,8 2,6 ± 3,01 26,7a ± 12,7 14,4a ± 16,8 16,5 ± 5,3 2,2 ± 3,63 spermieninjiziert ohne el. Akt. n = 153 10,0 ± 5,5 28,5a ± 6,76 0,7 ± 1,8 3,8 ± 3,3 45,2 ± 13,5 11,2h ± 6,9 0,6 ± 1,35 kontrollinjiziert mit el. Akt. n = 134 9,7 ± 4,61 12,0 ± 3,5 0,0 27,2a ± 7,2 30,9c ± 6,5 19,8eg ± 4,46 1,5 ± 2,3 kontrollinjiziert ohne el. Akt. n = 135 4,9b ± 3,0 0,7bd ± 1,6 0,0 0,0b 80,3b ± 5,4 14,1 ± 4,5 0,0 nicht injiziert mit el. Akt. n = 92 19,5a ± 6,5 6,6b ± 3,9 1,5 ± 3,7 24,3a ± 8,8 30,4c ± 10,4 17,7e ± 8,6 0,0 nicht injiziert ohne el. Akt. n = 96 0,0bd 0,0bd 0,0 0,0b 90,7bd ± 2,5 9,3f ± 2,5 0,0 (n = untersuchte Oozyten) spermieninjiziert mit el. Akt. n = 146 Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte unterscheiden sich signifikant: a : b; c : d p < 0,001 bzw. e : f; g : h p < 0,05 1 umfasst Ana- und Telophase II 79 Ergebnisse 80 a : b; c : d; e : f ag Aktivierungsrate (%) 70 g : h; i : j 60 p < 0,001 p < 0,05 eh eh bc 50 40 30 20 bdfi 10 bdfj 0 spermieninj. mit el. Akt. spermieninj. kontrollinj. mit kontrollinj. ohne el. Akt. el. Akt. ohne el. Akt. nicht inj. mit nicht inj. ohne el. Akt. el. Akt. Abbildung 15: Durchschnittliche Aktivierungsraten∗ (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne elektrische Aktivierung (el. Befruchtungs- bzw. Parthenogeneserate (%) Akt.) 20 Stunden nach ICSI; x aus 6 Versuchen 60 a : b; c : d ae 50 e:f c 40 cf p < 0,001 p < 0,05 cf 30 20 10 bd bd 0 spermieninj. spermieninj. kontrollinj. kontrollinj. nicht inj. mit nicht inj. mit el. Akt. ohne el. Akt. mit el. Akt. ohne el. Akt. el. Akt. ohne el. Akt. Abbildung 16: Durchschnittliche Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten∗ (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne elektrische Aktivierung (el. Akt.) 20 Stunden nach ICSI; x aus 6 Versuchen ∗ Die Werte sind mit Standardabweichung in Kapitel 4.1.4 aufgeführt. 80 Ergebnisse 4.1.4 Vergleich der Aktivierungs- und Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten nach Aktivierung durch CaCl2, Ca2+-Ionophor oder elektrischen Puls In Tabelle 17 sind die Aktivierungsraten der spermieninjizierten, aktivierten und nicht aktivierten Gruppen aus den verschiedenen Aktivierungsversuchen vergleichend dargestellt. Zwischen der mit CaCl2 aktivierten und der mit elektrischem Puls aktivierten Gruppe bestand dabei kein signifikanter Unterschied, während beide Gruppen gegenüber den mit Ca2+Ionophor behandelten Oozyten eine signifikant höhere Aktivierungsrate zeigten (p < 0,001). Tabelle 17: Aktivierungsraten (%) der spermieninjizierten und aktivierten bzw. nicht aktivierten Oozyten; x ± SD aus je sechs Versuchsdurchgängen Aktivierungsraten (%) CaCl2 Ca2+-Ionophor Elektrischer Puls spermieninjiziert mit Aktivierung 70,4a ± 7,9 42,5b ± 11,2 65,6a ± 11,2 spermieninjiziert ohne Aktivierung 45,9b ± 5,2 44,8 ± 8,9 43,1b ± 8,8 x ± SD x ± SD x ± SD Werte mit unterschiedliche Indizes in einer Zeile oder in einer Spalte unterscheiden sich signifikant: a : b p < 0,001 In den Tabellen 18 und 19 sind die Aktivierungsraten der mit unterschiedlichen Methoden behandelten, kontroll- und nicht injizierten Oozyten-Gruppen mit ihren signifikanten Unterschieden zueinander aufgeführt. Die mit elektrischem Puls aktivierten, kontrollinjizierten Oozyten zeigten eine deutlich höhere Aktivierungsrate gegenüber den mit CaCl2 und mit Ca2+-Ionophor aktivierten Oozyten und gegenüber ihrer nicht aktivierten Kontrollgruppe (p < 0,001). Entsprechend verhielt es sich bei den nicht injizierten Versuchsgruppen. 81 Ergebnisse Tabelle 18: Aktivierungsraten (%) der kontrollinjizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten; x ± SD aus je sechs Versuchsdurchgängen Aktivierungsraten (%) CaCl2 Ca2+-Ionophor Elektrischer Puls kontrollinjiziert mit Aktivierung 26,3bc ± 6,4 24,1bc ± 10,9 48,5a ± 6,4 kontrollinjiziert ohne Aktivierung 11,2d ± 10,7 8,4d ± 3,4 5,6b ± 4,1 x ± SD x ± SD x ± SD Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte oder einer Zeile unterscheiden sich signifikant: a : b p < 0,001 bzw. c : d p < 0,05 Tabelle 19: Aktivierungsraten (%) der nicht injizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten; x ± SD aus je sechs Versuchsdurchgängen Aktivierungsraten (%) CaCl2 Ca2+-Ionophor Elektrischer Puls nicht injiziert mit Aktivierung --- 10,1bc ± 4,8 50,7a ± 9,2 nicht injiziert ohne Aktivierung 1,0 ± 2,4 0,0d 0,0b x ± SD x ± SD x ± SD Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte oder einer Zeile unterscheiden sich signifikant: a : b p < 0,001 bzw. c : d p < 0,05 In den Tabelle 20, 21 und 22 sind die durchschnittlichen Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten der spermien-, kontroll und nicht injizierten Versuchsgruppen dargestellt. Auch hier zeigten sich bei den spermieninjizierten Oozyten die mit CaCl2 und elektrischem Puls aktivierten Gruppen der Ca2+-Ionophor-Gruppe deutlich überlegen (p < 0,001), während bei den kontroll- und nicht injizierten Oozyten nur die elektrisch aktivierten Gruppen eine deutlich Kontrollgruppen aufwiesen (p < 0,001). höhere Parthenogeneserate als die anderen 82 Ergebnisse Tabelle 20: Befruchtungsraten (%) der spermieninjizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten; x ± SD aus je sechs Versuchsdurchgängen Befruchtungsraten (%) CaCl2 x ± SD Ca2+-Ionophor x ± SD Elektrischer Puls x ± SD spermieninjiziert mit Aktivierung 49,9a ± 6,5 24,5bc ± 4,6 48,2ac ± 12,1 spermieninjiziert ohne Aktivierung 33,2b ± 1,4 36,8d ± 7,0 32,3d ± 6,2 Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte oder einer Zeile unterscheiden sich signifikant: a : b p < 0,001 bzw. c : d p < 0,05 Tabelle 21: Parthenogeneseraten (%) der kontrollinjizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten; x ± SD aus je sechs Versuchsdurchgängen Parthenogeneseraten (%) CaCl2 x ± SD Ca2+-Ionophor x ± SD Elektrischer Puls x ± SD kontrollinjiziert mit Aktivierung 8,0b ± 7,7 3,0b ± 2,3 38,9a ± 8,9 kontrollinjiziert ohne Aktivierung 2,8 ± 5,1 0,9 ± 2,2 0,7b ± 1,6 Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte oder einer Zeile unterscheiden sich signifikant: a : b p < 0,001 Tabelle 22: Parthenogeneseraten (%) der nicht injizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten; x ± SD aus je sechs Versuchsdurchgängen Parthenogeneseraten (%) CaCl2 Ca2+-Ionophor Elektrischer Puls nicht injiziert mit Aktivierung --- 0,0b 30,9a ± 11,9 nicht injiziert ohne Aktivierung 0,0 0,0 0,0b x ± SD x ± SD x ± SD Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte oder einer Zeile unterscheiden sich signifikant: a : b p < 0,001 83 Ergebnisse 4.2 Einsatz von flüssigkonservierten, ungesexten und gesexten Spermien zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion mit und ohne CaCl2-Aktivierung Die beschriebenen Ergebnisse aus Kapitel 4.1 führten bei allen folgenden Versuchen zu einer Anwendung der Oozytenaktivierung mittels CaCl2-Injektion. In diesem Versuchsabschnitt wurden die Unterschiede zwischen ungesexten und gesexten Spermien bei der Einzelspermieninjektion in in vitro gereifte Oozyten und die Auswirkungen einer zusätzlichen Aktivierung mit CaCl2-Injektion untersucht. Kontroll- und nicht injizierte Oozyte wurden zur Kontrolle der Parthenogeneseraten in die Versuche mit einbezogen. Daraus ergaben sich sieben parallel untersuchte Versuchsgruppen: mit gesexten Spermien injizierte Oozyten mit CaCl2-Aktivierung, mit gesexten Spermien injizierte Oozyten ohne CaCl2-Aktivierung, mit ungesexten Spermien injizierte Oozyten mit CaCl2-Aktivierung, mit ungesexten Spermien injizierte Oozyten ohne CaCl2-Aktivierung, kontrollinjizierte Oozyten mit CaCl2-Aktivierung, kontrollinjizierte Oozyten ohne CaCl2-Aktivierung und nicht injizierte Oozyten. Wesentliche Beurteilungskriterien waren dabei die Teilungs- und Befruchtungsraten 48 Stunden nach ICSI und die Entwicklungskompetenz von in vitro gereiften und mittels ICSI befruchteter Oozyten zu Blastozysten nach 7-tägiger In-vitroKultur. Für diese Versuche wurden in acht Versuchsdurchgängen insgesamt 1016 Oozyten ausgewertet. Die Maturationsdauer betrug im Schnitt 46,7 ± 0,6 Stunden bei einer durchschnittlichen Maturationsrate von 72,1 ± 7,0 %. 4.2.1 Entwicklungsraten 48 Stunden nach ICSI 4.2.1.1 Teilungsrate In Tabelle 23 werden die 48 Stunden nach ICSI erreichten, durchschnittlichen Teilungsraten der sieben Versuchs- und Kontrollgruppen dargestellt. Zwischen den vier spermieninjizierten Gruppen bestanden keine Unterschiede bezüglich der Teilungsrate. Jedoch zeigten nur die mit unsortierten Spermien injizierten, nicht aktivierten und die beiden mit CaCl2 aktivierten, spermieninjizierten Versuchsgruppen eine höhere Teilungsrate gegenüber den parthenogenetischen Teilungsraten aller drei Kontrollgruppen (p < 0,001 bzw. p < 0,05). Die mit sortierten Spermien injizierten und nicht aktivierten Oozyten wiesen nur gegenüber den beiden nicht aktivierten Kontrollgruppen (kontrollinjiziert ohne CaCl2 und nicht injiziert) eine höhere Teilungsrate auf (p < 0,05). Die aktivierte, 84 Ergebnisse kontrollinjizierte Versuchsgruppe zeigte eine erhöhte parthenogenetische Teilungsrate gegenüber den beiden nicht aktivierten Kontrollgruppen (p < 0,05). Tabelle 23: Teilungsraten (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten mit und ohne CaCl2-Aktivierung 48 Stunden nach ICSI; x ± SD aus acht Versuchsdurchgängen untersuchte Oozyten (n) x ± SD sortierte Spermien mit CaCl2 157 48,9a ± 8,5 sortierte Spermien ohne CaCl2 162 43,8e ± 17 unsortierte Spermien mit CaCl2 157 50,9a ± 15,3 unsortierte Spermien ohne CaCl2 155 43,6cg ± 11,7 kontrollinjiziert mit CaCl2 129 29,8bhi ± 9,1 kontrollinjiziert ohne CaCl2 130 18,2bdfj ± 11,3 nicht injiziert 126 17,3bdfj ± 10,1 Versuchsgruppe Teilungsrate (%) Werte mit unterschiedlichen Indizes unterscheiden sich signifikant: a : b; c : d p < 0,001 bzw. e : f; g: h; i : j p < 0,05 Tabelle 24 zeigt die Entwicklungstadien der injizierten Oozyten nach 48stündiger In-vitroKultur mit Differenzierung der geteilten Stadien. Signifikante Unterschiede zwischen den verschiedenen Versuchs- und Kontrollgruppen sind markiert. 85 Ergebnisse Tabelle 24: Entwicklungsraten (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten mit und ohne CaCl2-Aktivierung 48 Stunden nach ICSI; x ± SD aus acht Versuchsgurchgängen Entwicklungsraten (%) 2-ZellStadium x ± SD 4-ZellStadium x ± SD > 4-ZellStadium x ± SD ungeteilt x ± SD sortierte Spermien + CaCl2 n = 157 29,23c ± 10,73 15,25 ± 9,07 4,41 ± 5,64 51,12a,c ± 8,46 sortierte Spermien − CaCl2 n = 162 22,13 ± 13,68 14,27 ± 10,28 6,19 ± 6,54 56,224e ± 16,97 unsortierte Spermien + CaCl2 n = 157 25,43e ± 12,55 18,78c ± 9,42 6,66 ± 7,24 49,13a,c ± 15,32 unsortierte Spermien − CaCl2 n = 155 23,85g ± 11,37 15,58 ± 7,37 4,189 ± 6,37 56,39e ± 11,75 kontrollinjiziert + CaCl2 n = 129 11,35d ± 3,84 10,38 ± 7,34 8,11 ± 9,02 70,17d ± 9,12 kontrollinjiziert − CaCl2 n = 130 6,44d,f,h ± 9,05 2,08d ± 5,89 9,63 ± 6,91 81,85b,f ± 11,3 nicht injiziert n = 126 8,45d,f ± 6,79 2,22d ± 4,28 6,58 ± 7,67 82,75b,f ± 10,09 Versuchsgruppen (n = untersuchte Oozyten) Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte unterscheiden sich signifikant: a : b p < 0,001 bzw. c : d; e : f; g : h p < 0,05 4.2.1.2 Befruchtungs- bzw. Parthenogeneserate Alle Oozyten, die nach 48 Stunden In-vitro-Kultur ungeteilt geblieben sind, wurden zur Untersuchung der Vorkernbildung zytogenetisch gefärbt, um somit weitere Rückschlüsse auf Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten ziehen zu können (siehe Kapitel 3.8.1). In Tabelle 25 ist die Entwicklung der Oozyten nach 48stündiger In-vitro-Kultur mit Differenzierung der ungeteilten Stadien dargestellt. 86 Ergebnisse Tabelle 25: Entwicklungsraten (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten mit und ohne CaCl2-Aktivierung 48 Stunden nach ICSI mit Differenzierung der ungeteilten Stadien; x ± SD aus acht Versuchsgurchgängen Entwicklungsraten (%) 2 VK M II n. a. (n = Oozyten) Sonstiges1 x ± SD x ± SD x ± SD x ± SD geteilt x ± SD sortierte Spermien + CaCl2 n = 157 2,9 ± 4,4 12,0 ± 8,9 16,0a,e ± 8,5 20,3 ± 6,9 48,9a ± 8,5 sortierte Spermien − CaCl2 n = 162 0,5 ± 1,5 27,0e ± 11,13 13,1a,e ± 9,3 15,6 ± 7,61 43,8e ± 16,97 unsortierte Spermien + CaCl2 n = 157 3,6 ± 5,0 21,6g ± 15,9 12,3a,e ± 9,7 11,6e ± 8,2 50,8a ± 15,3 unsortierte Spermien − CaCl2 n = 155 4,5 ± 5,6 19,6g ± 12,26 16,2a,e ±10,1 16,2 ± 5,6 43,6cg ± 11,8 kontrollinjiziert + CaCl2 n = 129 9,8 ± 8,1 2,6f ± 3,7 34,91f,g ± 9,8 22,8f ± 7,0 29,8bhi ± 9,1 kontrollinjiziert − CaCl2 n = 130 10,7 ±8,1 0,0f,h 49,6b ± 12,18 21,6 ± 4,2 18,2bdfj ± 11,3 nicht injiziert n = 126 12,2 ± 12,5 0,7f,h ± 2,1 57,0b,h ± 9,5 12,8 ± 8,6 17,3bdfj ± 10,1 Versuchsgruppen Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte unterscheiden sich signifikant: a : b; c : d p < 0,001 bzw. e : f; g : h; i : j p < 0,05 Nach 48 Stunden wurden alle Zellstadien als befruchtet bzw. parthenogenetisch entwickelt angesehen, die entweder geteilt waren oder zwei Vorkerne enthielten. Daraus ergaben sich für die jeweiligen Versuchsgruppen die in Tabelle 26 aufgeführten Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten. 1 umfasst Ana- und Telophase II und Zellstadien mit 1 und ≥ 3 Vorkernen 87 Ergebnisse Tabelle 26: Befruchtungs- und Parthenogeneseraten (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten mit oder ohne CaCl2Aktivierung 48 Stunden nach ICSI; x ± SD aus acht Versuchsdurchgängen untersuchte Oozyten (n) Versuchsgruppe Befruchtungs- bzw. Parthenogeneserate (%) x ± SD sortierte Spermien mit CaCl2 157 60,9a ± 7,8 sortierte Spermien ohne CaCl2 162 70,8a ± 12,2 unsortierte Spermien mit CaCl2 157 72,5a ± 12,8 unsortierte Spermien ohne CaCl2 155 63,2a ±8 kontrollinjiziert mit CaCl2 129 32,4b ± 9,8 kontrollinjiziert ohne CaCl2 130 18,2b ± 11,3 nicht injiziert 126 18b ± 9,8 Werte mit unterschiedliche Indizes unterscheiden sich signifikant: a : b Bezüglich der Befruchtungsrate bestanden zwischen den p < 0,001 vier spermieninjizierten Versuchsgruppen nach 48 Stunden keine signifikanten Unterschiede. Alle vier Gruppen hatten eine signifikant höhere (p < 0,001) Befruchtungsrate als die entsprechende Parthenogeneserate der drei Kontrollgruppen, zwischen denen keine Unterschiede bestehen. 4.2.2 Nach Entwicklungsraten 168 Stunden nach ICSI der ersten 48-stündigen In-vitro-Kultur wurden die geteilten Stadien aller Versuchsgruppen einer weiteren Kulturphase von 120 Stunden unterzogen. Nach insgesamt 168 Stunden wurden die Embryonen dann morphologisch und mittels Kernfärbung auf ihr Entwicklungsstadium untersucht und beurteilt. Die Endstadien wurden festgelegten Gruppen (Zwei- bis Vier-Zellstadien, Fünf-Zellstadien bis Morula, Blastozysten) zugeteilt. Embryonen mit mehrdeutigen Befunden (z. B. aufgrund von Fragmentation) oder degenerierte Embryonen wurden der Gruppe „nicht analysierbar“ zugeordnet. Die Ergebnisse werden in Tabelle 27 dargestellt. 88 Ergebnisse Signifikante Unterschiede waren nur zwischen Embryonen, die „nicht analysierbar“ eingestuft wurden, vorzufinden, wobei in den nicht aktivierten Gruppen der kontroll- und nicht injizierten Oozyten eine signifikant höhere (p < 0,05) Degenerationsrate zu finden war als in den beiden mit sortierten Spermien injizierten Gruppen und in der mit unsortierten Spermien injizierten sowie aktivierten Versuchsgruppe. Tabelle 27: Entwicklungsraten der geteilten Stadien (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten mit und ohne CaCl2Aktivierung 168 Stunden nach ICSI; x ± SD aus acht Versuchstagen Entwicklungsraten (%) 2- bis 4-ZellStadium x ± SD 5-Zell-Stadium bis Morula x ± SD sortierte Spermien + CaCl2 nget = 77 39,6 ± 15,5 12,1 ± 14,7 0,0 48,4a ± 17,5 sortierte Spermien − CaCl2 nget = 71 36,5 ± 16,4 11,2 ± 13,4 3,8 ± 5,3 48,5a ± 24,7 unsortierte Spermien + CaCl2 nget = 80 35,7 ± 9,4 7,3 ± 8,7 10,1 ± 11,5 48,5a ± 15,2 unsortierte Spermien − CaCl2 nget = 68 34,2 ± 20,76 7,5 ± 8,5 0,0 58,3 ± 21,6 kontrollinjiziert + CaCl2 nget = 38 29,4 ± 17,4 7,7 ± 10,9 0,0 62,9 ± 16,6 kontrollinjiziert − CaCl2 nget = 24 14,8 ± 20,0 0,0 0,0 85,2b ± 20,0 nicht injiziert nget = 20 13,1 ± 16,6 0,0 0,0 86,9b ± 16,6 Versuchsgruppen (nget = geteilte Zellstadien) Blastozysten x ± SD Werte mit unterschiedlichen Indizes in einer Spalte unterscheiden sich signifikant: a : b p < 0,05 n. a. x ± SD Ergebnisse 89 Blastozysten entwickelten sich nur aus den Oozyten, die mit unsortierten Spermien injiziert und mit CaCl2 aktiviert worden waren (9 von 80 geteilten Stadien; Abbildung 17), und aus denen, in die sortierte Spermien injiziert und die nicht aktiviert worden waren (3 von 71 geteilten Stadien). Die Kernzahlen der Blastozysten lagen in der Gruppe der mit ungesexten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten zwischen 7 und 19 Zellkernen (12 ± 3,8; siehe auch Abbildung 18). Für die Gruppe der mit gesexten Spermien injizierten und nicht mit CaCl2 aktivierten Oozyten schwankten die Kernzahlen von 8 bis 15 Zellkernen (11 ± 3,6; siehe auch Abbildung 19). Abbildung 17: Blastozysten aus in vitro gereiften, mit ungesexten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten (168 Stunden nach ICSI) 90 Ergebnisse Abbildung 18: Blastozyste mit 19 Zellkernen aus einer mit einem ungesexten Spermium und mit CaCl2 injizierten Oozyte (168 Stunden nach ICSI); Quetschpräparat nach Fluoreszenzfärbung mit Hoechst 33342 Abbildung 19: Blastozyste mit elf Zellkernen aus einer mit einem gesexten Spermium injizierten, nicht aktivierten Oozyte (168 Stunden nach ICSI); Quetschpräparat nach Fluoreszenzfärbung mit Hoechst 33342 91 Ergebnisse 4.3 Überprüfung der Entwicklungsfähigkeit Oozyten durch Embryotransfer spermieninjizierter 4.3.1 Transfer von Embryonen aus in vitro gereiften, mit ungesexten, flüssigkonservierten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten Zur Überprüfung der Entwicklungsfähigkeit in vitro gereifter Oozyten, die mit ungesexten, flüssigkonservierten Spermien und gleichzeitiger CaCl2-Gabe injiziert worden waren, wurden vier Embryotransfers (ET) auf synchronisierte, präpuberale Jungsauen durchgeführt. Insgesamt wurden für die Transfers an vier Versuchstagen 511 Oozyten injiziert, die zuvor mit einer durchschnittlichen Maturationsrate von 77,4 ± 3,7 % für 47,1 ± 1,1 Stunden gereift worden waren. Es wurden nur geteilte Embryonen (Zwei- und Vier-Zellstadien) übertragen, die sich morphologisch durch gut abgegrenzte und gleichmäßig runde Blastomeren mit homogenem, dunklem Zytoplasma auszeichneten. Die Einzeldaten der vier Transferversuche sind in Tabelle 28 dargestellt. Keines der drei Empfängertiere der Embryotransferversuche 1-3 wurde nach ICSI und ET tragend. Bei Tier 4 wurden am 22. Tag nach ICSI drei Früchte im Uterus per Ultraschall eindeutig identifiziert (Abbildung 20). Allerdings endete die Trächtigkeit eine Woche später. Tabelle 28: Daten zu den Embryotransferversuchen (ET) von Embryonen aus in vitro gereiften und mit unsortierten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten ET Maturationsrate in vitro gereifter Oozyten (%) Injizierte Oozyten (n) Teilungsrate (%) Übertragene Embryonen (n) 1 80 120 39,17 47 2 80,92 139 30,22 42 3 73,2 142 33,80 48 4 75,34 110 50,91 56 x 77,4 127,8 38,5 48,3 92 Ergebnisse Abbildung 20: Ultraschallbild der Trächtigkeit (Tag 22 nach ICSI) aus dem 4. Transfer von Embryonen aus mit unsortierten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten, in vitro gereiften Oozyten (Pfeil weist auf einen Embryo in einer Fruchtblase) 93 Ergebnisse 4.3.2 Transfer von Embryonen aus in vivo gereiften und mit gesexten, y-chromosomalen Spermien und CaCl2 injizierten Oozyten Für den Transfer von Embryonen aus ICSI mit gesexten, Y-chromosomalen Spermien und CaCl2-Aktivierung wurden ausschließlich in vivo gereifte Oozyten verwendet. Dazu wurden an vier Versuchstagen insgesamt 462 in vivo gereifte Oozyten aus 20 geschlachteten Jungsauen gewonnen. Davon wurden 341 Oozyten für die Embryotransferversuche erfolgreich injiziert. Die Übertragung der Oozyten erfolgte direkt nach den Spermieninjektionen auf jeweils ein entsprechend synchronisiertes Empfängertier. In Tabelle 29 sind die Einzeldaten der vier Embryotransferversuche dargestellt. Tabelle 29: Daten zu den Embryotransferversuchen (ET) von in vivo gereiften und mit sortierten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten Alle ET Anzahl geschlachteter Spendertiere (n) Anzahl gewonnener Oozyten pro Spendertier (x ) Gesamtzahl gewonnener Oozyten (n) Anzahl befruchteter, übertragener Oozyten (n) 1 5 20,2 101 76 2 5 25,8 129 96 3 5 26,8 134 96 4 5 19,6 98 73 x 5 23,1 115,5 85,3 vier Empfängertiere wurden tragend, diagnostiziert mittels mehrmaligen Ultraschalluntersuchungen zwischen dem 21. und 56. Tag nach ICSI (Trächtigkeitsrate: 100 %) Abbildung 21 zeigt ein Ultraschallbild der Trächtigkeit aus dem vierten Embryotransfer. Nach einer Trächtigkeitsdauer von 113-117 Tagen ferkelten alle vier Sauen ab. Tabelle 30 zeigt die entsprechenden Geburtsdaten. 94 Ergebnisse Abbildung 21: Ultraschallbild der Trächtigkeit (Tag 24 nach ICSI) des 4. Transfer von Embryonen aus mit Y-chromosomalen Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten, in vivo gereiften Oozyten Tabelle 30: Geburtsdaten der Transferversuchen von Embryonen aus mit gesexten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten, in vivo gereiften Oozyten Empfängertier Trächtigkeitsdauer (Tage) Anzahl Ferkel (n) Geschlecht der Ferkel Geburtsgewichte der Ferkel (kg) 1 115 3 alle ♂ 1,4; 0,9; 0,7 2 113 6 alle ♂ 2 x 0,9; 1,3; 2 x 1,5; 1,6 3 115 2 alle ♂ 0,6; 0,9 4 117 2 alle ♂ 1,2; 1,3 x 115 3,25 alle ♂ 1,13 Ergebnisse 95 Das zweite Ferkel von Tier 3 wurde tot geboren. Alle anderen zwölf Ferkel waren nach der Geburt morphologisch und gesundheitlich unauffällig und munter (Abbildung 22). Sowohl aus dem ersten als auch aus dem zweiten Wurf verendete eines der Ferkel innerhalb von zwei Tagen, nachdem sie von der Sau beim Niederlegen erdrückt worden sind. Abbildung 22: Fünf „ICSI-Ferkel“ (ET 2), eine Woche nach der Geburt 96 5 Diskussion DISKUSSION In den letzten Jahrzehnten hat die Bedeutung biotechnischer Verfahren in der Reproduktionsmedizin stark zugenommen. Während in der Humanmedizin die verschiedenen Techniken in erster Linie therapeutischen Zielen dienen (CATT 1996), erweitern sie in der Tierzucht das Arsenal an Möglichkeiten, bestimmte Zuchtziele schneller und effizienter zu erreichen und fördern den überregionalen und internationalen Austausch wertvollen, genetischen Materials. Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) ist als Sonderform der In-vitro-Befruchtung eine ausgezeichnete Methode, seltenes oder unzureichend verfügbares, genetisches Material optimal auszunutzen. Dies trifft besonders auf Spermien zu, da pro Oozyte jeweils nur ein einzelnes Spermium für die Befruchtung benötigt wird. Die flowzytometrische Trennung X- und Y-chromosomaler Spermien ist mittlerweile soweit entwickelt, dass die Spermienfraktionen mit einer Reinheit von ca. 95-98 % getrennt werden können (JOHNSON 2000). Allerdings ist die geringe Anzahl der pro Stunde sortierten Spermien noch immer ein limitierender Faktor für den Einsatz gesexten Spermas in der normalen Besamungspraxis beim Schwein, so dass zur Zeit auf In-vitro-Befruchtung (IVF) oder spezielle Besamungstechniken (chirurgisch, tief intrauterin, reduzierte Spermiendosis) zurückgegriffen werden muss (RATH et al. 1997, 1999; ABEYDEERA et al. 1998c; KRÜGER et al. 1999; SEIDEL u. JOHNSON 1999; KRÜGER u. RATH 2000). Beim Schwein ist die Effizienz der IVF jedoch durch das Auftreten hoher Polyspermieraten begrenzt (NAGAI 1996; DAY 2000). Die ICSI mit geschlechtsspezifisch sortierten Spermien ist somit eine gute Alternative zur In-vitro-Produktion von Ferkeln. Allerdings zeigten die bisher veröffentlichten Ergebnisse zur ICSI beim Schwein bezüglich der Entwicklungsraten, dass diese Technik noch nicht sehr weit voran getrieben wurde, obwohl sie auch zur Erstellung transgener Schweine im Zusammenhang mit der Xenotransplantation ein sehr interessantes biotechnisches Instrument darstellt (LAVITRANO et al. 1999; PERRY et al. 1999a; SQUIRES 1999; KIM u. SHIM 2000). Das Ziel dieser Arbeit war, ein Verfahren zur Produktion porziner Embryonen und Ferkel mit vorherbestimmtem Geschlecht durch ICSI mit flowzytometrisch gesexten Spermien zu erarbeiten. Dazu sollte zunächst eine Methode für eine artifizielle Aktivierung der Oozyten entwickelt werden, um die frühembryonalen Entwicklungsraten nach ICSI zu verbessern. Im zweiten Teil der Versuche wurde die Befruchtungsfähigkeit der gesexten Spermien nach ICSI im Vergleich zu ungesexten Spermien getestet, wobei die Aktivierungsergebnisse des ersten Versuchsabschnitts genutzt wurden. Abschließend erfolgte die Überprüfung der 97 Diskussion Entwicklungskompetenz der mit gesexten oder ungesexten Spermien erzeugten Embryonen durch Embryotransfer. 5.1 Artifizielle Aktivierung porziner Oozyten zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion Verschiedene Autoren zeigten, dass durch eine Spermieninjektion porzine Oozyten ausreichend aktiviert werden, um die ersten Zellzyklen zu durchlaufen (CATT u. RHODES 1995; KIM et al. 1998b; LEE et al. 1998; KLOCKE 1999; KOLBE u. HOLTZ 1999; MARTIN 2000). Eine Entwicklung bis zum Blastozystenstadium wurde bisher aber nur vereinzelt beschrieben (KIM et al. 1998b; MARTIN 2000), und die Befruchtungsraten lagen in den meisten Fällen deutlich unter 50 % (Tabelle 3). Es sollte daher in der vorliegenden Arbeit eine Methode entwickelt werden, die embryonalen Entwicklungsraten nach ICSI durch eine zusätzliche, artifizielle Aktivierung der Oozyten zu verbessern. Dazu wurden im ersten Versuchsabschnitt drei verschiedene künstliche Aktivierungsmethoden, die CaCl2-Injektion, die Koinkubation mit Ca2+-Ionophor und die Stimulation durch einen elektrischen Puls, auf ihre Wirksamkeit untersucht. Alle drei Methoden waren schon im Vorfeld beim Schwein getestet worden (O´BRIAN et al. 1996; CATT et al. 1997; LEE et al. 1998; KIM et al. 1999b; KOLBE u. HOLTZ 1999). Die Ergebnisse waren jedoch nicht vergleichbar, weil keine der Techniken unter identischen Bedingungen im Vergleich zu anderen Aktivatoren untersucht worden war. Eine zusätzliche Aktivierung der Oozyten zur ICSI führt allerdings zu der Situation, dass erhöhte parthenogentische Entwicklungsstadien der spermieninjizierten Oozyten auftreten können und somit nur zu scheinbar verbesserten Befruchtungsraten führen. Ein Prblem, das sich zum Teil schon allein durch den Injektionsprozess ergibt (CATT u. RHODES 1995). Es besteht aber die Möglichkeit, diese parthenogenetischen Entwicklungen durch gleichzeitige Untersuchung identisch behandelter, kontrollinjizierter Oozyten tendenziell abzuschätzen. Dies ist besonders wichtig, wenn mit den verwendeten Untersuchungsmethoden keine genaue Differenzierung zwischen parthenogentischen und „echten“ Vorkern- oder Teilungsstadien spermieninjizierter Oozyten vorgenommen werden kann, wie es auch in dieser Arbeit der Fall ist. Die Ermittlung der Parthenogeneserate kontrollinjizierter Oozyten erlaubt eine Beurteilung der Wirkungen, die Handhabung (Umsetzen, Injektion usw.) und künstliche Aktivierung auf die Oozyte haben. Treten hohe Parthenogeneseraten kontrollinjizierter Oozyten auf, so ist auch mit erhöhten parthenogenetischen Entwicklungen 98 Diskussion spermieninjizierter Oozyten zu rechnen. Eine zusätzliche Aktivierung der Oozyten zur ICSI ist somit nur dann effizient, wenn sie bei kontrollinjizierten Oozyten zu keiner oder nur zu einer geringfügigen Steigerung der Parthenogeneserate führt. Ansonsten kann von einer hohen parthenogenetischen Entwicklung spermieninjizierter Oozyten ausgegangen werden, bei denen dann nicht das Spermium Auslöser für die Entwicklung ist, sondern die Handhabung der Oozyte. Als hypothetisches Konstrukt zur Kontrolle einer effizienten Steigerung der Befruchtungsraten durch artifizielle Aktivierung der Oozyten zur ICSI kann dabei die effektive Befruchtungsrate dienen, die aus der Differenz der Befruchtungsrate spermieninjizierter Oozyten und der Parthenogeneserate der entsprechend kontrollinjizierten Oozyten gebildet wird (siehe auch Kapitel 3.8.1). Durch einen Vergleich der effektiven Befruchtungsrate spermieninjizierter, aktivierter und nicht aktivierter Oozyten kann somit eine wirkungsvolle Steigerung der Befruchtungsrate spermieninjizierter Oozyten durch künstliche Aktivierung ermittelt werden. Unter diesen Gesichtspunkten stellte sich in den eigenen Versuchen, bei denen Aktivierungs- und Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten 20 Stunden nach ICSI untersucht wurden, die Aktivierung mittels CaCl2-Injektion gegenüber der elektrischen Aktivierung und der Aktivierung mit Ca2+-Ionophor als die geeigneteste Methode einer zusätzlichen Aktivierung zur ICSI dar. Durch CaCl2-Aktivierung konnte sowohl die Aktivierungs- als auch die Befruchtungsrate spermieninjizierter Oozyten signifikant gesteigert werden (p < 0,001). Zwar erfolgte bei den kontrollinjizierten Oozyten ebenfalls ein signifikanter Anstieg der Aktivierungsrate (p < 0,05), jedoch nicht der Parthenogeneserate, die mit durchschnittlich 8 % sehr niedrig lag. Daraus ergab sich für die aktivierte, spermieninjizierte Gruppe eine verbesserte effektive Befruchtungsrate von 41,9 % gegenüber der nicht aktivierten, spermieninjizierten Gruppe mit einer Rate von 30,4 %. Aus diesen Ergebnissen kann geschlossen werden, dass es mit Hilfe der CaCl2-Injektion möglich ist, die Befruchtungsraten der spermieninjizierten Oozyten zu verbessern, ohne eine Zunahme parthenogenetischer Stadien bei den spermieninjizierten Oozyten zu bewirken. Diesen Wirkungsmechanismus beschrieben auch O`BRIAN et al. (1996) und CATT et al. (1997), die die Befruchtungsraten nach Spermieninjektion mittels Ca2+-Injektion (O´BRIAN et al. (1996): 25 mM CaCl2) deutlich erhöhen konnten, ohne dass dies einen Anstieg der Parthenogeneserate bei den kontrollinjizierten Oozyten erzeugte (Tabelle 5). Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass in deren Untersuchungen degenerierte Oozyten in die 99 Diskussion Endergebnisse nicht mit einbezogen wurden, liegen die Ergebnisse der eigenen Versuche in vergleichbarer Größenordnung. Im Jahr 1978 beschrieben FULTON und WHITTINGHAM die Möglichkeit, durch alleinige Injektion von Ca2+-Ionen in Mäuseoozyten die Exozytose der kortikalen Granula, die Fortsetzung der Meiose und die anschließende Zellteilung auszulösen und erhielten nach Invitro-Kultur parthenogenetische Blastozysten. MACHATY et al. (1996) beschrieben in ihren Versuchen eine hohe Parthenogeneserate für porzine Oozyten nach alleiniger Injektion von 100 mM CaCl2 (siehe Tabellen 2 und 9), die zur Entwicklung bis zum Blastozystenstadium führte. Diese Ergebnisse ließen für die eigenen Versuche theoretisch ebenfalls hohe Parthenogeneseraten der aktivierten, kontrollinjizierten Oozyten erwarten. Es wurde jedoch nur eine CaCl2-Konzentration von 30 mM verwendet. Außerdem betrug das von MACHATY et al. (1996) beschriebene, injizierte Volumen der CaCl2-Lösung ca. 40 pl, während in den eigenen Versuchen das Volumen der injizierten CaCl2-NaCl-Lösung lediglich ca. 1,2 pl betrug. Diese beiden Faktoren führten dazu, dass die Parthenogenese nur zu einem geringen Prozentsatz induziert wurde. Wie die injizierten Ca2+-Ionen im Zusammenspiel mit dem Spermium in der Oozyte wirken, ist nicht vollständig geklärt. Es wird jedoch davon ausgegangen, dass die injizierten Ca2+Ionen selber, als Imitation eines ersten Anstiegs der intrazellulären Ca2+-Konzentration, die Aktivierungsmechanismen in Gang setzen. Der hohe Ca2+-Gehalt kann im Zytoplasma die weitere Ca2+-Freisetzung aus intrazellulären Speichern bewirken und somit Ca2+Oszillationen auslösen, die für eine physiologische Aktivierung notwendig sind (FINCH et al. 1991; BERRIDGE 1993). Im vorliegenden Fall konnte durch das injizierte CaCl2 wahrscheinlich die aktivierende Wirkung des aus dem Spermium austretenden CSF, dessen aktivierende Wirkung in porzinen Oozyten bekannt ist (MACHATY et al. 2000), ergänzt werden. Die erfolgreiche Aktivierung von Säugeroozyten mittels Ca2+-Injektion zur ICSI ist auch bei der Maus beschrieben (AHMADI et al. 1995). Durch zusätzliche Injektion von 5 mM Ca2+ (34 pl) zwei oder drei Stunden vor der Spermieninjektion wurde eine signifikante Verbesserung der Zellkernzahl der Blastozysten erreicht. Die Parthenogeneserate lag mit 8-10 % sehr niedrig. Aus der nicht aktivierenden Wirkung der NaCl-Kontrollinjektionen ergibt sich, dass die Ca2+Ionen der wirksame Bestandteil sind. MACHATY et al. (1996) setzten als Negativ-Kontrolle eine MgCl2-Lösung ein und konnten ebenfalls keine Stimulation der Oozyten feststellen. 100 Diskussion Die zweite untersuchte Aktivierungsmethode war die Koinkubation der Oozyten mit Ca2+Ionophor. Damit konnte keine aktivierende Wirkung auf spermieninjizierte Oozyten erzielt werden, obwohl bei den Kontrollgruppen ein signifikanter Anstieg der Aktivierungsrate erreicht wurde (p < 0,001). Es kam stattdessen sogar zu einem Absinken der Befruchtungsrate bei den mit Ca2+-Ionophor behandelten, spermieninjizierten Oozyten (p < 0,05), was besonders bei Berücksichtigung der effektiven Befruchtungsrate deutlich wird, die bei den spermieninjizierten, mit Ca2+-Ionophor aktivierten Oozyten nur 21,5 %, aber bei den spermieninjizierten, nicht aktivierten Oozyten 35,9 % betrug. Auch KOLBE und HOLTZ (1999) kamen anhand ihrer Untersuchungen zu dem Schluss, dass die Teilungsrate nach Ca2+-Ionophor-Exposition (100 µM für 5 Minuten) gegenüber der Teilungsrate unbehandelter Oozyten nicht verbessert werden konnte. CATT et al. (1997) erreichten dagegen mit Ca2+-Ionophor eine Steigerung der Befruchtungsrate spermieninjizierter Oozyten von 32 % auf 63 %. Es liegen allerdings keine Informationen über Konzentration und Dauer der Ca2+-Ionophor-Behandlung vor, so dass ein direkter Vergleich nicht möglich ist. WANG et al. (1998a,b; 1999) stellten in mehreren Versuchen zur parthenogenetischen Aktivierung porziner Oozyten fest, dass ab einer Ca2+-Ionophor-Konzentration von 50 µM relativ hohe Aktivierungsraten aufgetreten sind (65 %). Auch JILEK et al. (2000) beschrieben bei einer Konzentration von 50 µM Ca2+-Ionophor die höchste Aktivierungsrate (70 %). Inkubationszeiten mit Ca2+-Ionophor von 0,5 bis 7 Minuten wurden untersucht (HAGEN et al. 1991a; WANG et al. 1998a,b, 1999; JILEK et al. 2000). WANG et al. (1999) bewerteten jedoch eine Inkubationsdauer von mehr als zwei Minuten als nicht notwendig und ab fünf Minuten als wahrscheinlich nachteilig. Auf diesen Resultaten basierte die hier verwendete Methode. Auffällig ist, dass in den vorliegenden Versuchen die mit Ca2+-Ionophor behandelten, spermien- und kontrollinjizierten Oozyten höhere Degenerationsraten gegenüber nicht behandelten Kontrollgruppen aufwiesen (p < 0,05; Tabelle 15). Dies ist ein Hinweis, dass die Ca2+-Ionophor-Aktivierung zu einer fehlerhaften Aktivierung der Oozyten führte, die sich negativ auf die Oozytenentwicklung ausgewirkt hat. Der Grund für die mangelhafte Aktivierung der Oozyten nach Inkubation für drei Minuten in 50 µM Ca2+-Ionophor konnte bisher nicht geklärt werden. Ein Ansatzpunkt bietet die Verwendung eines anderen Befruchtungsmediums während der Aktivierung als bei WANG et al. (1998a,b; 1999) beschrieben. 101 Diskussion Insgesamt ist die hier beschriebene Aktivierung porziner Oozyten zur ICSI mittels Ca2+Ionophor nicht geeignet, obwohl z. B. beim Rind Ca2+-Ionophor erfolgreich für die intrazytoplasmatische Spermieninjektion eingesetzt wurde (z. B. HEUWIESER et al. 1992a,b; MEDVEDEV et al. 1997; LI et al. 1999; CHUNG et al. 2000). Die elektrische Aktivierung gilt als einer der effektivsten parthenogenetischen Aktivatoren, mit der beim Schwein Aktivierungsraten von bis zu 100 % erreicht wurden (Tabelle 2). Nach Embryotransfer sind daraus sogar parthenogenetische Feten erzeugt worden (KUREBAYASHI et al. 2000). In den vorliegenden Untersuchungen konnte mit einem elektrischen Puls sowohl die Aktivierungs- als auch die Befruchtungsrate der spermieninjizierten Oozyten signifikant erhöht werden (p < 0,001 bzw. p < 0,05). Es zeigte sich dabei aber auch eine starke Zunahme der Aktivierungs- und Parthenogeneseraten der aktivierten Kontrollgruppen gegenüber den nicht aktivierten (p < 0,001; Kapitel 4.1.3). Damit reduzierte sich die effektive Befruchtungsrate der spermieninjizierten, aktivierten Oozyten drastisch gegenüber den spermieninjizierten, nicht aktivierten Oozyten (9,3 % vs. 31,6 %) aufgrund der hohen Parthenogeneserate der kontrollinjizierten, aktivierten Oozyten, und es wurde nur ein scheinbarer Anstieg der Befruchtungsrate spermieninjizierter Oozyten durch vermutlich stark vermehrte parthenogentische Entwicklungsstadien erreicht. KIM et al. (1999b) und LEE et al. (1998) kamen zu vergleichbaren Ergebnissen (Tabelle 5). Interessanterweise gibt es bei anderen Haustieren fast keine Veröffentlichungen über eine elektrische Aktivierung der Oozyten zur ICSI. HWANG et al. (2000) berichteten über verbesserte Blastozystenraten nach elektrischer Aktivierung vor und nach ICSI beim Rind, jedoch konnten auch hier zwischen aktivierten, spermien- und kontrollinjizierten Oozyten bezüglich der Teilungsrate keine Unterschiede festgestellt werden. Die elektrische Aktivierung ist somit aufgrund ihres hohen Potentials zur Auslösung parthenogenetischer Entwicklung von Oozyten weniger für die ICSI als für den Kerntransfer geeignet, wo Parthenogenese für die Embryonenentwicklung unumgänglich ist. Die Möglichkeiten einer genauen Bestimmung parthenogenetischer Stadien aus spermieninjizierten Oozyten sind begrenzt oder können zu fehlerhaften Ergebnissen führen. Die hier vorgestellte Ergebnisse sind somit als Tendenzen zu verstehen, denn durch parthenogenetische Aktivierung spermieninjizierter Oozyten aufgrund exogener Einflüsse mit folgender unvollständiger oder fehlerhafter meiotischer Teilung können sich diploide Embryonen ohne Beteiligung des Spermiums bilden, die ebenso zwei Vorkerne oder geteilte 102 Diskussion Stadien wie physiologisch befruchtete Oozyten bilden und eine physiologische Befruchtung vortäuschen. Eine aussagekräftige Methode zur Bestimmung parthenogenetisch entstandener Embryonen wäre z. B. der Einsatz geschlechtsspezifisch sortierten Spermas zur ICSI. Werden Y-chromosomale Spermien für die Injektionen verwendet, so müssen die entstehenden Embryonen aus normal befruchteten Oozyten männlich sein, nur die parthenogenetischen Embryonen wären weiblich. Durch Geschlechtsbestimmung an den Embryonen kann der Anteil an parthenogenetischen Stadien unter den spermieninjizierten Oozyten dann exakt festgestellt werden. 5.2 In Einsatz von sortierten und unsortierten Spermien beim Einsatz zur ICSI mit und ohne CaCl2-Aktivierung diesem Versuchsabschnitt wurde die Befruchtungsfähigkeit flüssigkonservierter, flowzytometrisch sortierter und unsortierter Eberspermien und die Entwicklungsfähigkeit der damit erstellten ICSI-Embryonen getestet. Die Ergebnisse der Aktivierungsversuche wurden dabei berücksichtigt, und es wurde mit der CaCl2-Aktivierung weitergearbeitet. Entsprechende Kontrollgruppen blieben unbehandelt. Signifikante Unterschied bezüglich der Befruchtungs- und Teilungsraten konnten zwischen allen vier spermieninjizierten Gruppen sowohl mit als auch ohne CaCl2-Aktivierung nicht festgestellt werden (Kapitel 4.2.1). Daraus ist abzuleiten, dass sortierte und unsortierte Spermien sich in ihrem Befruchtungsverhalten bei der ICSI nicht voneinander unterscheiden. Tendenzielle Unterschiede bezüglich der weiteren embryonalen Entwicklungsfähigkeit lagen jedoch vor (siehe unten). Zum Vergleich eines Einsatzes gesexter und ungesexter Spermien zur ICSI liegen beim Schwein bisher erst zwei weitere Untersuchungen vor: O´BRIAN et al. (1996) stellten gleichfalls keinen Unterschied der Befruchtungsrate zwischen gesexten (31 %) und ungesexten Spermien (28 %) nach 17-stündiger In-vitro-Kultur fest. Es ist davon auszugehen, dass die Befruchtungsraten der eigenen Versuche vermutlich deutlich höher lagen (60-70 %; Tabelle 26). In den eigenen Versuchen erfolgte in diesem Versuchsabschnitt die Bestimmung der Befruchtungsrate zwar erst nach 48 Stunden, O´BRIAN et al. (1996) bezogen jedoch degenerierte Oozyten nicht in die Endergebnisse mit ein, während dies in den eigenen Versuchen erfolgte. KLOCKE (1999) erzielte eine Teilungsrate von 17,4 % nach Injektion von X-chromosomalen Spermien in in vitro gereifte Oozyten. Mit unsortierten Spermien wurde jedoch eine 103 Diskussion Teilungsrate von 38,9 % erreicht. Sortierte und unsortierte Spermien wurden hier aber nicht in einem direkten Vergleich, sondern in verschiedenen Versuchsansätzen getestet, so dass die Ergebnisse mit Vorsicht zu bewerten sind. Unterschiedliche Oozytenfraktionen der verschiedenen Versuchstage können nach eigenen Erfahrungen zu starken Schwankungen der Ergebnisse führen, wie anhand hoher Standardabweichungen der eigenen Ergebnisse zu erkennen ist. KLOCKE (1999) verwendete tiefgefrorenes, aufgetautes sortiertes Sperma, das somit einer doppelten Belastung ausgesetzt war. Dies könnte zu einer reduzierten Teilungsrate geführt haben. Die Teilungsraten spermieninjizierter Oozyten der eigenen Versuche zeigten insgesamt, unabhängig von der Beschaffenheit der verwendeten Spermien, zufriedenstellende Werte verglichen mit den Ergebnissen anderer Arbeitsgruppen. KIM et al. (1998b) erreichten zwar nach Spermieninjektion in vitro gereifter Oozyten Teilungsraten von 73 %, jedoch lag der entsprechende Wert der kontrollinjizierten Oozyten bei 67 %, so dass die abzuleitende effektive Teilungsrate sehr niedrig war. Ein entsprechendes Ergebnis erzielten KOLBE und HOLTZ (1999) (TR: 16 % vs. pTR: 14 %). MARTIN (2000) verwendete nur in vivo gereifte Oozyten zur ICSI, deren Entwicklungspotential allgemein als besser angesehen wird. Der Autor erreichte aber nur geringfügig höhere Teilungsraten als die in den eigenen Versuchen erzielten. Daraus ist zu schließen, dass die Reifungsbedingungen für die eigenen in vitro gereiften Oozyten denen der In-vivo-Situation vergleichbar waren. Insgesamt weisen die Ergebnisse aber darauf hin, dass die verwendete ICSI-Technik noch nicht ausgereift ist. Nach 7-tägiger In-vitro-Kultur konnte eine Blastozystenrate von nur 3,8 % für sortierte Spermien bzw. 10,1 % für unsortierte Spermien erzielt werden. Diese Werte sind im Vergleich zu KIM et al. (1998b) (38 % mit in vitro gereiften Oozyten) und MARTIN (2000) (38 % mit in vivo gereiften Oozyten) sehr niedrig, was durch sehr geringe Zellkernzahlen der Blastozysten (11 ± 3,6 bzw.12 ± 3,8) untermauert wird. Dieses insuffiziente Entwicklungspotential der Embryonen kann unter anderem auf das verwendete In-vitro-Kultursystem zurückgeführt werden. Die Embryonen verblieben gehäuft im 4-Zellstadium (Tabelle 27), was nach BAVISTER (1988, 1995) ein Hinweis auf Defizite im Kulturmedium ist. Auch KLOCKE (1999) berichtete über dieses Problem. ICSI-Embryonen sind deutlich höheren Stressfaktoren ausgesetzt als IVF-Embryonen und zeigen sich demnach anfälliger für suboptimale Kulturbedingungen. 104 Diskussion Zu diskutieren bleibt, warum die CaCl2-Aktivierung in diesem Fall keine Wirkung hatte. Ein Grund für den verminderten Wirkungsgrad des CaCl2 könnte in der Verwendung frischkonservierter Spermien statt tiefgefrorener, aufgetauter Nebenhodenschwanzspermien liegen. Das würde bedeuten, dass die Beschaffenheit des injizierten Spermiums im Zusammenhang mit der CaCl2-Aktivierung einen Einfluss auf die Entwicklungsraten spermieninjizierter Oozyten hat. Eine entsprechende Tendenz war bei der Blastozystenbildung zu bemerken. Bei den mit unsortierten Spermien injizierten Oozyten konnte nur mittels CaCl2-Aktivierung wiederholt Blastozystenbildung erzielt werden, was für eine positive Wirkung dieser Aktivierungsmethode spricht. Bei den mit sortierten Spermien injizierten Oozyten wurde nur ohne CaCl2-Aktivierung dieser Entwicklungszustand erhalten. Ob dieses Ergebnis für einen Unterschied zwischen sortierten und unsortierten und für ein unterschiedliches Verhalten auf hohe CaCl2-Konzentrationen spricht, müsste in weiteren Versuchen genauer untersucht werden. Veränderte Membraneigenschaften der Spermien könnten jedoch eine Erklärung für dieses unterschiedliche Verhalten sein. LACHAM-KAPLAN und TROUNSON (1995) erhielten bei der Maus durch Injektion von kapazitierten Spermien bessere Entwicklungsraten als mit nicht kapazitierten Spermien, und sortierte Spermien zeigen deutliche Anzeichen einer Kapazitation (MAXWELL et al. 1996, 1998). Diese Ergebnisse stehen im Widerspruch zu Berichten, dass Spermien fertiler oder infertiler Säuger, Spermien unterschiedlicher Reifungsstadien und kapazitierte oder nicht kapazitierte Spermien usw. ohne Unterschiede in ihrer Fruchtbarkeit zur ICSI eingesetzt werden können (HEUWIESER et al. 1992a; TESARIK und MENDOZA 1996; GOMEZ et al. 1997; McKINNON et al. 1998; GALLI et al. 1999). Allerdings gibt es auch Untersuchungen, die auf unterschiedliche Befruchtungsfähigkeit verschiedener Spermienfraktionen hinweisen (DOZORTSEV et al. 1995b; HOSHI et al. 1995; GOMEZ et al. 1997; KIM et al. 1999c; MILLER u. SMITH 2001). Dieser Punkt bedarf noch der weiteren Klärung in weiterführenden Versuchen, da besonders beim Schwein bisher keine weiteren Untersuchungen dazu vorliegen. Diskussion 5.3 105 Überprüfung der Vitalität mit ICSI erstellter Embryonen durch Embryotransfer Im abschließenden Versuchsabschnitt wurde die Lebens- und Entwicklungsfähigkeit der mit ICSI erstellten Embryonen durch Embryotransfer untersucht. Zunächst wurden Embryonen aus in vitro gereiften Oozyten, die mit unsortierten Spermien injiziert und mit CaCl2 aktiviert wurden, im Zwei- und Vier-Zellstadium auf präpuberale Jungsauen übertragen. Die Entwicklungskompetenz in vitro gereifter Oozyten nach IVF und ET ist schon mehrfach durch die Geburt von Ferkeln bestätigt worden (z. B. MATTIOLI et al. 1989; FUNAHASHI et al. 1997; ABEYDEERA et al. 1998c; RATH et al. 1999). Dabei wurden pro Tier zwischen 30 und 50 Embryonen im 2- bis 8-Zellstadium sowie im Morula-Stadium übertragen. Je nach Verfügbarkeit am jeweiligen Versuchstag erhielt in den eigenen Untersuchungen jedes Empfängertier zwischen 42 und 56 Embryonen. Diese Embryonen stellten sich jedoch als nicht entwicklungskompetent heraus. Es konnte nur eine Trächtigkeit aus vier Transfers erzielt werden, die aber zwischen der 4. und der 5. Woche endete. Es gab bei dieser Sau keine Anzeichen für eine Erkrankung, die zu einem Absterben der Früchte geführt haben könnte. Offen bleibt, ob entweder zu wenig potentiell entwicklungsfähige Embryonen übertragen wurden (es konnten mittels Ultraschall am 24. Tag nach ICSI nur drei Feten mit Sicherheit dargestellt werden) oder ob sie fehlentwickelt waren, und dadurch die Erkennung zur Aufrechterhaltung der Trächtigkeit unzureichend war (POLGE 1966; BOSTEDT 1995). Die erheblich reduzierte Entwicklungspotenz kann unter anderem auf ein insuffizientes Invitro-Kultursystem im Anschluss an die Spermieninjektionen zurückgeführt werden. Für den Transfer von Embryonen aus mit gesexten Spermien injizierten und mit CaCl2 zusätzlich aktivierten Oozyten wurden daher ausschließlich in vivo gereifte Oozyten verwendet. Der Transfer erfolgte direkt im Anschluss an die Spermieninjektionen. Somit konnten sowohl nachteilige Effekte einer eventuell ungenügenden zytoplasmatischen Reifung der Oozyten (MOOR 1990) als auch schädigende Effekte suboptimaler In-vitroKulturbedingungen (GARDNER u. LEESE 1990; HYTTEL u. NIEMANN 1990; FLOOD u. SHIRLEY 1991; FUNAHASHI et al. 1991) ausgeschlossen werden. Es wurde aus vier Transfers eine Trächtigkeitsrate von 100 % mit der Geburt von gesunden Ferkeln erzielt. Die Geburt von Ferkeln nach ICSI mit geschlechtsspezifisch sortierten Spermien und Embryotransfer ist demnach weltweit bisher erstmalig erfolgreich gewesen. Für die Spermieninjektionen wurden nur die Y-Chromosom-tragenden Spermien verwendet. Alle dreizehn Ferkel der vier Würfe waren dieser Vorherbestimmung entsprechend männlich. 106 Diskussion Dies ist eine Bestätigung für die Sortiergenauigkeit der „Beltsville Sperm Sexing Technology“ (BSST) in Verbindung mit einem High-Speed-Flowzytometer. Noch nicht zufriedenstellend ist in den eigenen Versuchen die Wurfgröße, die im Schnitt 3,3 Ferkel betrug. Entweder wiesen die mit ICSI erstellten Embryonen eine herabgesetzte Entwicklungsfähigkeit auf, oder es kam aufgrund der hohen Anzahl übertragener Zygoten (73-96 pro Tier) zu einer erhöhten Embryonensterblichkeit aufgrund einer Platzkonkurrenz im Uterus. Besonders Jungsauen weisen eine begrenzte Uteruskapazität für sich entwickelnde Früchte auf, so dass eine erhöhte Embryonensterblichkeit zur Regulierung der Gravidität ein normaler biologischer Vorgang ist (BOSTEDT 1995). Verminderte Ferkelzahlen sind bei Jungsauen durchaus bekannt (RÜSSE u. GRUNERT 1993). Im Vergleich zu MARTIN (2000), der nach drei Transfers mit ICSI-Embryonen nur einen Wurf mit drei Ferkeln erhielt, und im Vergleich zu KOLBE und HOLTZ (1999), die aus vier Transfers nur ein einziges Ferkel erhielten, sind diese Resultate zunächst aber befriedigend. Bezüglich der Ergebnisse bei anderen Haustieren, wo ICSI mit gesextem Sperma angewendet worden ist (CATT et al. 1996; HAMANO et al. 1999), wird deutlich, dass dort im Vergleich zu den hier vorliegenden Ergebnissen noch vermehrt Verbesserungen erforderlich sind. Insgesamt beweisen die Untersuchungsergebnisse die Funktionsfähigkeit intrazytoplasmatischen Spermieninjektion mit flowzytometrisch gesexten Spermien. der 107 Diskussion 5.4 Schlussfolgerungen In dieser Arbeit konnten neue Erkenntnisse zur intrazytoplasmatischen Spermieninjektion (ICSI) beim Schwein gewonnen werden. Wie anhand der Ergebnisse dargestellt, bietet die zusätzliche Aktivierung porziner Oozyten mittels CaCl2-Injektion einen guten Ansatz zur Verbesserung der Entwicklungsraten nach ICSI im Vergleich zur Aktivierung mit elektrischem Puls oder Ca2+-Ionophor. Diese Methode bedarf aber noch einer Optimierung, weil die Wirkung der verwendeten Methode im Zusammenhang mit dem Einsatz frischkonservierter Spermien statt tiefgefrorener Nebenhodenschwanzspermien deutlich reduziert war. Die Beschaffenheit der Spermien könnte demnach einen Einfluss auf die Entwicklungsraten nach ICSI haben. Dieser Punkt bedarf noch der Klärung durch weitere Versuche. Zwischen dem Einsatz von unsortierten und geschlechtsspezifisch sortierten, frischkonservierten Spermien konnte in der Befruchtungsfähigkeit nach ICSI kein Unterschied festgestellt werden. Es wurde die Entwicklungskompetenz injizierter Oozyten bis zum Blastozystenstadium gezeigt. Die Blastozystenraten und die Zellkernzahlen waren jedoch sehr gering. Daraus ist zu schließen, dass das verwendete In-vitro-Kultursystem für die ICSI-Embryonen ungenügend war. Durch die Geburt ausschließlich männlicher Ferkel nach ICSI mit sortierten, Y-chomosomalen Spermien und ET wurde die Funktionsfähigkeit der ICSI und der BSST bestätigt. Die Geburt von Ferkeln mit vorherbestimmtem Geschlecht nach Einsatz flowzytometrisch geschlechtsspezifisch sortierter Spermien zur ICSI gelang erstmalig auf der Welt. Die ICSI mit gesexten Spermien zeigt sich somit als eine gebrauchsfähige aber noch verbesserungswürdige Alternative zur IVF. Zur Zeit lässt sich jedoch keine gesicherte Aussage darüber machen, welche Technik bevorzugt zur In-vitro-Produktion geschlechtsspezifischer Embryonen verwendet werden sollte. ICSI ist in jedem Fall arbeitsaufwendiger, garantiert aber die kontrollierte, monosperme Befruchtung der einzelnen Oozyte, während bei IVF mit der Verwendung sortierter Spermien erneut das Problem hoher Polyspermieraten auftritt. Die Art der Methode zur In-vitro-Produktion von Embryonen und Nachkommen beim Schwein mit vorherbestimmtem Geschlecht sollte demnach je nach Vorraussetzungen und Ziel gewählt werden. Im Zusammenhang mit der Erstellung transgener Tiere für die Xenotransplantation ergeben sich weitere interessante Einsatzmöglichkeiten für die ICSI beim Schwein. 108 6 Zusammenfassung ZUSAMMENFASSUNG Das Ziel der vorliegenden Untersuchungen war, eine Methode zur Verbesserung der frühembryonalen Entwicklungsraten porziner Oozyten nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion (ICSI) zu entwickeln und im folgenden porzine Embryonen mit vorherbestimmtem Geschlecht zu produzieren. Dazu wurde im ersten Versuchsabschnitt eine Methode zur artifiziellen Aktivierung porziner Oozyten entwickelt, die eine Verbesserung der frühembryonalen Entwicklungsraten nach ICSI ermöglicht. Im zweiten Teil wurden porzine Embryonen mit vorherbestimmtem Geschlecht durch den Einsatz flowzytometrisch gesexter Eberspermien produziert. Die Vitalität dieser Embryonen wurde durch Embryotransfer überprüft. Für den ersten Versuchsabschnitt wurden ausschließlich in vitro gereifte (NCSU 37) Oozyten verwendet, die mit unsortierten, kryokonservierten Nebenhodenschwanzspermien befruchtet wurden. Zur Kontrolle des parthenogenetischen Entwicklungspotentials wurden in jedem Versuch kontroll- und nicht injizierte Oozyten parallel mituntersucht, die exakt den gleichen Behandlungen ausgesetzt wurden. Als Aktivierungsmethoden wurden die Wirkungen einer CaCl2-Injektion, einer kurzfristigen Inkubation in Ca2+-Ionophor und eines einzelnen elektrischen Pulses ermittelt. Die Auswertung erfolgte nach 20-stündiger In-vitro-Kultur in Fert Talp Medium anhand der Vorkernbildung. Dabei galten ungeteilte Zellstadien mit mindestens einem Vorkern und geteilte Zellstadien als aktiviert, während Oozyten mit genau zwei Vorkernen oder geteilte Stadien mit zwei Blastomeren als befruchtet angesehen wurden. Im zweiten Versuchsabschnitt wurden ebenfalls in NCSU 37 gereifte Oozyten verwendet, die mit flüssigkonservierten, entweder unsortierten oder flowzytometrisch sortierten Spermien injiziert und mit CaCl2 aktiviert wurden. Anschließend erfolgte eine In-vitro-Kultur in Fert Talp Medium für 20 Stunden, bevor die Embryonen in NCSU 23 umgesetzt wurden. Nach 48 Stunden wurde die Teilungsrate bestimmt. Geteilte Stadien wurden für weitere 120 Stunden kultiviert, wobei nach insgesamt 168-stündiger In-vitro-Kultur die Blastozystenrate ermittelt wurde. Oozyten, die nach 48 Stunden noch ungeteilt waren, wurden auf Vorkernbildung untersucht, um die vollständige Befruchtungsrate zu bestimmen. Zur Überprüfung der Vitalität mit ICSI erstellter Embryonen wurden in einem dritten Versuchsabschnitt in vitro gereifte Oozyten mit unsortierten Spermien injiziert, mit CaCl2 aktiviert und nach 48-stündiger In-vitro-Kultur als geteilte Stadien auf synchronisierte Jungsauen chirurgisch übertragen. Zusätzlich wurden in vivo gereifte Oozyten mit sortierten, 109 Zusammenfassung Y-chromosomalen Spermien injiziert und mit CaCl2 aktiviert. Der Transfer auf Empfängertiere erfolgte dabei direkt im Anschluss an die Spermieninjektionen. Alle Empfängertiere wurden zwischen dem 21. und 56. Tag nach ICSI mehrmals sonographisch auf Trächtigkeit untersucht. Daraus ergaben sich folgende Ergebnisse: 1. Die Aktivierung spermieninjizierter Oozyten durch zusätzliche Injektion von CaCl2 ergab einen signifikanten Anstieg sowohl der Aktivierungs- (45,9 % vs. 70,4 %) als auch der Befruchtungsrate (33,2 % vs. 49,9 %) (p < 0,001). Die Aktivierungsrate der kontrollinjizierten Oozyten erhöhte sich ebenfalls von 11,2 % auf 26,3 % (p < 0,05), jedoch blieb die Parthenogeneserate niedrig (2,8 % vs. 8 %). 2. Mit der Ca2+-Ionophor-Aktivierung konnte keine Verbesserung der Aktivierungsrate spermieninjizierter Oozyten erreicht werden (44,8 % vs. 42,5 %), die Befruchtungsrate reduzierte sich sogar gegenüber den nicht behandelten Oozyten (36,8 % vs. 24,5 %; p < 0,05), so dass die Ca2+-Ionophor-Behandlung für eine weitere Anwendung zur ICSI beim Schwein nicht in Betracht kommt. 3. Der elektrische Puls erbrachte ebenfalls einen Anstieg der Aktivierungs- (43,1 % vs. 65,6 %; p < 0,001) und der Befruchtungsrate (32,3 % vs. 48,2 %; p < 0,05) spermieninjizierter Oozyten, jedoch erfolgte auch bei den kontroll- und nicht injizierten Oozyten durch die elektrische Aktivierung eine starke Zunahme der Aktivierungs(5,6 % bzw. 0,0 % vs. 48,5 % bzw. 50,7 %; p < 0,001) und Parthenogeneseraten (0,7 % bzw. 0,0 % vs. 38,9 % bzw. 30,9 %; p < 0,001). Daher erscheint die elektrische Aktivierung zur ICSI ebenfalls nicht sinnvoll. 4. Beim Vergleich der Injektionen sortierter und unsortierter Spermien in in vitro gereifte Oozyten ergab sich sowohl mit als auch ohne CaCl2-Aktivierung kein Unterschied bezüglich der Teilungsrate der spermieninjizierten Gruppen (48,9 % vs. 43,8 % vs. 50,9 % vs. 43,6%). Es bestanden signifikante Unterschiede zu den Kontrollgruppen (mindestens p < 0,05). 5. Blastozysten konnten nur aus den Oozyten erhalten werden, die mit ungesexten Spermien injiziert und mit CaCl2 aktiviert (10,1 %) bzw. die mit gesexten Spermien injiziert und nicht aktiviert worden waren (3,8 %). Bezüglich der Blastozystenrate bestand zwischen allen Versuchs- und Kontrollgruppen kein signifikanter Unterschied. Insgesamt war die Entwicklungspotenz der Embryonen in vitro sehr gering. 110 Zusammenfassung 6. Die Entwicklungsfähigkeit der Embryonen aus mit unsortierten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten, in vitro gereiften Oozyten konnte nach Embryotransfer nicht bestätigt werden. Nur eines von vier Empfängertieren wurde tragend, jedoch endete diese Trächtigkeit nach vier Wochen. 7. Durch Transfer von in vivo gereiften Oozyten, der direkt nach Injektion mit sortierten, y-chromosomalen Spermien stattfand, konnte eine Trächtigkeitsrate von 100 % erzielt werden. Alle vier Empfängertiere ferkelten ab und brachten insgesamt zwölf lebende und ein totes Ferkel zur Welt. Alle Ferkel waren männlich. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass eine zusätzliche Aktivierung durch CaCl2-Injektion ein erster Schritt zu einer effektiven Verbesserung der ICSI-Technik beim Schwein ist. Des weiteren wurde die Befruchtungsfähigkeit flowzytometrisch sortierter und unsortierter Spermien mittels ICSI und die Entwicklungkompetenz dieser Embryonen zum Blastozystenstadium nachgewiesen. Die herabgesetzten Entwicklungsraten ließen auf suboptimale In-vitro-Kulturbedingungen schließen. Die Geburt von Ferkeln zeigte die Funktionsfähigkeit der ICSI-Technik beim Schwein. Die hohe Reinheit der sortierten Spermaproben wurde durch die Geburt von ausschließlich männlichen Ferkeln bestätigt. Summary 7 111 SUMMARY Sabine Probst The intracytoplasmic sperm injection (ICSI) of gender sorted boar semen in activated porcine oocytes The aim of this study was the improvement of the embryonic development after ICSI and the production of porcine embryos and piglets with preselected gender. Firstly, an protocol of artificial activation for porcine oocytes was developed to improve the early embryonic development. Secondly, gender preselected spermatozoa, sorted by the “Beltsville sperm sexing technology” (BSST), were used to produce porcine embryos by ICSI and compared to embryos produced with unsorted spermatozoa. The viability of these embryos was tested by embryo transfer. The initial experiment was performed using in vitro matured (NCSU 37) oocytes. Only thawed, cryopreserved, epididymal spermatozoa were used for these injections. Sham injected and non injected oocytes, treated identically, were tested daily for control of the parthenogenetic development. Three activation methods were examined: injection of CaCl2, incubation in Ca2+-Ionophore and a single electrical pulse. After a culture period of 20 hours in Fert Talp medium the sperm-injected and control oocytes were stained, and analysed by development of pronuclei. If an oocyte contained one or more pronuclei, or these oocyte had cleaved, it was considered activated. Ova with exactly two pronuclei or two blastomeres were considered fertilized. The second set of experiments were also performed with in vitro matured (NCSU 37) oocytes. These oocytes were injected with fresh semen either unsorted or gender sorted, and activated with CaCl2. After in vitro culture in Fert Talp for 20 hours the oocytes were turned over in NCSU 23. The cleavage rate was assessed after a culture period of 48 hours. The ability of the cleaved oocytes to develop to blastocysts was assessed after additional 120 hours of in vitro culture. In order to assess the viability of the ICSI-embryos, cleaved ova obtained from in vitro matured oocytes were injected with unsorted fresh semen and activated with CaCl2. These were subsequently transferred to synchronized gilts after a 48 hour period of in vitro culture. Additionally, in vivo matured oocytes injected with y-chromosomal sorted spermatozoa and CaCl2 were transferred to the recipients immediately after ICSI. Pregnancy of recipients was assessed several times using ultrasound between day 21 and day 56. 112 Summary The following results were obtained: 1. The activation and fertilization rates of sperm injected oocytes stimulated by CaCl2injection were significantly higher than those without this activation (45.9 % vs. 70.4 %; 33.2 % vs. 49.9 %; p < 0,001). Although the activation rate of sham injected and activated oocytes also increased (11.2 % vs. 26.3 %; p < 0.05), the parthenogenetic development of this group remained low (2.8 % vs. 8 %). 2. The incubation in Ca2+-Ionophore did not improve the activation rate (44,8 % vs. 42,5 %). In fact, fertilization rate actually decreased compared with non-treated, sperm injected oocytes (36,8 % vs. 24,5 %; p < 0,05). Therefore, the activation with Ca2+-Ionophore is not suitable for use with ICSI. 3. The activation of sperm injected, sham injected, and non injected oocytes with a single electrical pulse resulted in a significant increase of activation rates (43.1 % vs. 65.6 %; 5.6 % vs. 48.5 %; 0.0 % vs. 50.7 %; p < 0.001) and fertilization rates (32.3 % vs. 48.2 %) and parthenogenetic rates respectively (0.7 % vs. 38.9 %; 0.0 % vs. 30.9 %; p < 0.001). Therefore electrical activation is not useful for activation of porcine oocytes by ICSI because of the high parthenogenetic development. 4. There were no differences in the cleavage and fertilization rates when using sorted or unsorted fresh semen with ICSI, regardless of CaCl2 activation (48.9 % vs. 43.8 % vs. 50.9 % vs. 43.6%). However significant differences existed to the control groups (at least p < 0.05). 5. After 168 hours of in vitro culture, only oocytes injected with unsorted sperm and activated with CaCl2, or oocytes injected with sorted sperm without CaCl2 activation, gave blastocysts (10.1 % and 3.8 %). There was no significant difference in the rate of blastocysts between the experimental groups. Overall, the development capacity of the ICSI-embryos was very low. 6. One pregnancy resulted from the embryo transfer of cleaved ova obtained from in vitro oocytes injected with unsorted spermatozoa and activated with CaCl2. But this pregnancy failed after four weeks. Therefore it was not possible to prove the development capacity of these embryos. 7. The transfers of in vivo matured oocytes injected with y-chromosomal sorted spermatozoa, all resulted in pregnancies and gave birth to 13 male piglets. Only one of these piglets was stillborn. 113 Summary These results show, that additional activation of porcine oocytes by CaCl2-injection is a first step towards improving the ICSI-technique for pigs. The fertilization ability of flowcytometrically sorted spermatozoa by sperm injection and the development capacity of these embryos has been demonstrated. However, the poor development rate of these embryos indicated insufficient in vitro culture conditions. The birth of piglets highlighted that the ICSI-technique for pigs does work. Furthermore, the birth of only male piglets demonstrated the high purity of the sorted semen. Literaturverzeichnis 8 114 LITERATURVERZEICHNIS ABEYDEERA, L.R., u. B.N. 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Biol. 67, 165-182 144 9 Abkürzungsverzeichnis ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS AR Aktivierungsrate BR Blastozystenrate BSA Bovines Serumalbumin BSST Beltsville Sperm Sexing Technology bzw. beziehungsweise cAMP cyclic adenosin monophosphate °C Grad Celsius ca. zirka cm Zentimeter CSF cytosolic sperm factor db-cAMP dibutyryl-cAMP DC direct current DMAP Dimethylaminopurin DMSO Dimethylsulfoxid DTT Dithiothreitol EDTA Ethylen-Diamin-Tetraacetat EGF epidermal growth factor el. Akt. Elektrische Aktivierung ET Embryotransfer et al. et alii Fa. Firma FR Fertilisationsrate (= Befruchtungsrate) FSH Follikelstimulierendes Hormon g Erdbeschleunigung GTP Guanosin-Triphosphat GTP-γ-S Guanosin-5´-0-(3´-Thiotriphosphat) h hora: Stunde hCG human Chorionic Gonadotropin ICSI intracytoplasmic sperminjection I.E. Internationale Einheiten inj. injiziert Ionoph. Ca2+-Ionophor IP3 Inositol-1,4,5 Triphosphat Literaturverzeichnis IVF In-vitro-Fertilisation IVM In-vitro-Maturation IVP In-vitro-Produktion kDa Kilo-Dalton KOK Kumulus-Oozyten-Komplexe kV Kilovolt LH Luteinisierendes Hormon M II Metaphase II MAPK mitogen-activated protein kinase µm Mikrometer µM Mikromol µs Mikrosekunde mg Milligramm min Minute mm Millimeter mM Millimol mOsm Milliosmol MPF maturation promoting factor MPGF male pronucleus growth factor mW Milliwatt n Anzahl n.a. nicht analysierbar NBCS newborn calf serum NCSU North Carolina State University NHS Nebenhodenschwanz p Irrtumswahrscheinlichkeit pBR parthenogenetische Blastozystenrate PBS phosphate buffered salt solution pFF porzine Follikelflüssigkeit pH pondus Hydrogenii pl Pikoliter PMSG Pregnant Mare´s Serum Gonadotropin PR Parthenogeneserate pTR parthenogenetische Teilungsrate PVA Polyvinylalkohol 145 146 Abkürzungsverzeichnis PVP Polyvinylpyrrolidon SD standard deviation Sonst. Sonstige SUZI subzonal insemination TALP Tyrode´s Albumin Laktat Pyruvat TCM tissue culture medium TR Teilungsrate V Volt VK Vorkern ∅ Durchmesser x Arithmetischer Mittelwert ♂ männlich ≥ größer als / gleich ↔ entspricht 147 Anhang 10 ANHANG 10.1 Zusammensetzung der verwendeten Medien 10.1.1 Kulturmedien Tabelle 31: Zusammensetzung der verwendeten Kulturmedien Komponenten BSA CaCl2 x 2 H2O Coffein Ca-Lactat x 5 H2O Cystein db-cAMP EGF Glukose Glutamin hCG Hypotaurin immature pFF Insulin Kanamycin KCl KH2PO4 Merkaptoethanol MgCl2 x H2O MgSO4 x 7 H2O Na2+-Pyruvat NaCl NaH2PO4 NaHCO3 Na2+-Laktat Penicillin G Phenolrot PMSG PVA Sorbitol Streptomycin Taurin ∗ ∗∗ NCSU 37 Fert Talp NCSU 23 0,4 %∗ 0,4 %∗ 1,7 mM 1,7 mM 2,0 mM 2,5 g/l 0,6 mM∗ 1,0 mM∗∗ 10 ng/ml∗ 5,6 mM 1,0 mM∗ 10 I.E./ml∗∗ 5,0 mM 5,6 mM 1,0 mM∗ 5,0 mM∗ 10 %∗ 5,0 mg/l∗ 0,1 g/L 3,2 mM 4,8 mM 1,2 mM 50 µM∗ 4,8 mM 1,2 mM 0,5 mM 1,2 mM 1,2 mM ∗ 108,7 mM 25,1 mM 1,0 mM 114 mM 0,34 mM 25,1 mM 10 mM 100 I.E./l 0,001% 108,7 mM 25,1 mM 100 I.E./l 0,001 % ∗∗ 10 I.E./ml 1,0 g/l 12 mM 50 mg/l Erst direkt vor Gebrauch einzuwiegen Nur für die ersten 24 Stunden der Reifung dem Medium zufügen 50 mg/l 7,0mM∗ 148 Anhang 10.1.2 Paraformaldehyd-Triton X-100-Lösung ⇒ 4%ige Paraformaldehydlösung: o 50 ml H2O o 4,0 g Paraformaldehyd o einige Tropfen einer 1 N NaOH o Mischen und unter Rühren fast zum Kochen bringen o Bei Klärung des Gemisches: 100 ml PBS zugeben o pH-Wert auf 7,0-7,2 einstellen o Gemisch filtern o Lagerung bei 4 °C (3 Monate verwendbar) ⇒ 2%ige Paraformaldehydlösung mit Triton X-100 (für jeden Versuch frisch anzusetzen) o 4,5 ml 4%ige Paraformaldehydlösung mit o 4,5 ml PBS und o 1,0 ml Triton X-100 unter Erwärmung mischen 10.1.3 Mounting Medium o 8 ml PBS und o 2 ml Glycerol mischen o 100 mg/ml DABCO (1,4-Diazabicyclo-[2.2.2]-octane, Fa. Sigma) dazugeben o gut mischen und bei 4 °C aliquotiert (2 ml) lagern 10.1.4 Lacmoid-Färbelösung ⇒ Stocklösung (2,2%ige Lacmoidlösung): o 1 g Resorcinblau (Fa. Chroma-Gesellschaft, Stuttgart) o 45 ml konzentrierter Essigsäure (99,8 %, Fa. Riedel de Haen, Seelze) o Mischen und zum Lösen bis fast zum Kochen erhitzen ⇒ Gebrauchslösung (1%ige Lacmoidlösung): o 5 ml Stocklösung und 5,5 ml Aqua bidest mischen o vor Gebrauch filtrieren Anhang 10.1.5 Medium zur elektrischen Aktivierung ⇒ Stocklösung: o 0,1 mM MgSo4 o 0,05 mM CaCl2 o in Ampuwa (Fa. Fresenius, Bad Homburg) lösen ⇒ Gebrauchslösung (für jeden Versuch frisch anzusetzen): o 25 ml Stocklösung o 1,284 g Mannose o 1 % NBCS o sterilfiltrieren 10.1.6 Hoechst 33342, Farbstofflösung o 1 mg Fluoreszenzfarbstoff Hoechst 33342 (Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA) in o 1 ml Ampuwa (Fa. Fresenius, Bad Homburg) lösen o kühl und dunkel lagern 10.1.7 2 %-TEST-Eidotter-Lösung o 50 ml Ampuwa (Fa. Fresenius, Bad Homburg) o 2,1629 g TES (Fa. Roth GmbH, Karlsruhe) o 0,5135 Tris (Fa. Roth GmbH, Karlsruhe) o 0,1 g Glukose (Fa. Riedel-de-Haen, Seelze) o 0,0125 g Streptomycin-Sulfat (Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA) o 0,0075 g Penicillin-G (Fa. Sigma, St. Louis, MO, USA) o 1,25 ml frischer Eidotter 149 150 Anhang 10.2 Tabellen- und Abbildungsverzeichnis 10.2.1 Tabellen Tabelle 1: Methoden zur artifiziellen Aktivierung von Säugeroozyten 21 Tabelle 2: Beispiele der Wirksamkeit unterschiedlicher Aktivierungsmethoden für porzine Oozyten anhand der Aktivierungsrate (6-24 Stunden nach Stimulation) 25 Beispiele für Aktivierungs- (AR) und Befruchtungsraten (FR) nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion und Parthenogeneseraten (PR) nach Kontrollinjektion bei unterschiedlichen Spezies ohne zusätzliche Aktivierung 31 Beispiele für Aktivierungs- (AR) und Befruchtungsraten (FR) nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion und Parthenogeneseraten (PR) nach Kontrollinjektion bei unterschiedlichen Spezies mit zusätzlicher Aktivierung 33 Aktivierungs- (AR), Befruchtungs- (FR) und Teilungsraten (TR) nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion bzw. Parthenogeneseraten (PR) nach Kontrollinjektion beim Schwein mit und ohne zusätzliche Aktivierung 35 Beispiele für Teilungs- (TR) und Blastozystenraten (BR) nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion bzw. parthenogenetische Teilungsraten (pTR) nach Kontrollinjektion bei unterschiedlichen Spezies ohne zusätzliche Aktivierung 37 Beispiele für Teilungs- (TR) und Blastozystenraten (BR) nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion bzw. parthenogenetische Teilungsraten (pTR) nach Kontrollinjektion bei unterschiedlichen Spezies mit zusätzlicher Aktivierung 39 Nachkommen nach intrazytoplasmatischer Spermieninjektion bei verschiedenen Haustierarten 40 Tabelle 3: Tabelle 4: Tabelle 5 : Tabelle 6: Tabelle 7: Tabelle 8: Tabelle 9: Literaturübersicht der Ergebnisse unterschiedlicher Aktivierungsmethoden in vitro gereifter porziner Oozyten bezüglich parthenogenetischer 42 Teilungs- (pTR) und Blastozystenraten (pBR) Tabelle 10: Klassifizierung der gereiften Kumulus-Oozyten-Komplexe (KOK) 53 Tabelle 11: Gespeicherte Geschwindigkeitsstufen für ICSI 58 Tabelle 12: Abmessungen der verwendeten Injektionspipette für ICSI (# 5175 112.008, Fa. Eppendorf-Netheler-Hinz GmbH, 51145 Köln) 58 Formel zur Berechnung des injizierten Volumens der CaCl2-Lösung 63 Tabelle 13: Anhang Tabelle 14: Entwicklungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit bzw. ohne CaCl2-Aktivierung 20 Stunden nach ICSI; x ± SD aus sechs Versuchsdurchgängen 151 72 Tabelle 15: Entwicklungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten 20 Stunden nach ICSI mit bzw. ohne Aktivierung 75 mit Ca2+-Ionophor ; x ± SD aus sechs Versuchsdurchgängen Tabelle 16: Entwicklungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten 20 Stunden nach ICSI mit bzw. ohne elektrische Aktivierung; x ± SD aus sechs Versuchsdurchgängen 78 Aktivierungsraten (%) der spermieninjizierten und aktivierten bzw. nicht aktivierten Oozyten 80 Aktivierungsraten (%) der kontrollinjizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten 81 Aktivierungsraten (%) der nicht injizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten 81 Befruchtungsraten (%) der spermieninjizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten 82 Parthenogeneseraten (%) der kontrollinjizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten 82 Parthenogeneseraten (%) der nicht injizierten, aktivierten und nicht aktivierten Oozyten 82 Teilungsraten (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten mit und ohne CaCl2-Aktivierung 48 Stunden nach ICSI; x ± SD aus acht Versuchsdurchgängen 84 Entwicklungsraten (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten 48 Stunden nach ICSI; x ± SD aus acht Versuchsdurchgängen 85 Entwicklungsraten (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten 48 Stunden nach ICSI mit Differenzierung der ungeteilten Stadien; x ± SD aus acht Versuchsdurchgängen 86 Befruchtungsraten (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten mit oder ohne CaCl2-Aktivierung 48 Stunden nach ICSI; x ± SD aus acht Versuchsdurchgängen 87 Entwicklungsraten der geteilten Stadien (%) spermien- (sortiert und unsortiert), kontroll- und nicht injizierter Oozyten mit und ohne CaCl2Aktivierung 168 Stunden nach ICSI; x ± SD aus acht Versuchsdurchgängen 88 Tabelle 17: Tabelle 18: Tabelle 19: Tabelle 20: Tabelle 21: Tabelle 22: Tabelle 23: Tabelle 24: Tabelle 25: Tabelle 26: Tabelle 27: 152 Tabelle 28: Tabelle 29: Tabelle 30: Tabelle 31: 10.2.2 Anhang Daten zu den Embryotransferversuchen von Embryonen aus in vitro gereiften und mit unsortierten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten 91 Daten zu den Embryotransferversuchen von in vivo gereiften und mit sortierten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten 93 Geburtsdaten der Transferversuchen von Embryonen aus mit gesexten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten, in vivo gereiften Oozyten 94 Zusammensetzung der verwendeten Kulturmedien 147 Abbildungen Abbildung 1: Möglichkeiten der Entstehung parthenogenetischer Embryonen (nach KAUFMAN u. SACHS 1976) 19 Abbildung 2: Muster der Veränderungen der intrazellulären Ca2+-Konzentration ([Ca2+]i): A: spermienabhängige Aktivierung; B: parthenogenetische Aktivierung 20 (modifiziert nach TESARIK et al. 1994) Abbildung 3: Intrazytoplasmatische Spermieninjektion - schematische Darstellung 30 Abbildung 4: Schematische Darstellung eines Flowzytometeres zum Sortieren von Säugerspermien 44 Abbildung 5: Schematische Darstellung der Versuchsabläufe 48 Abbildung 6: Mikromanipulationseinheit 56 Abbildung 7: Bewegungsachsen des Mikromanipulators 57 Abbildung 8: Schematische Darstellung des „ICSI-Schälchens“ mit Spermienund Oozytentropfen 60 Abbildung 9: Intrazytoplasmatische Injektion eines Spermiums in eine gereifte Oozyte (Polkörper auf sechs Uhr) 61 Abbildung 10: Zwei-Vorkern-Stadium nach Spermieninjektion und CaCl2-Aktivierung, 20 Stunden nach ICSI 66 Abbildung 11: Durchschnittliche Aktivierungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne CaCl2-Aktivierung 20 Stunden nach ICSI 73 Abbildung 12: Durchschnittliche Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne CaCl2Aktivierung 20 Stunden nach ICSI 73 Anhang 153 Abbildung 13: Durchschnittliche Aktivierungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne Ca2+-IonophorAktivierung (Ionoph.) 20 Stunden nach ICSI 76 Abbildung 14: Durchschnittliche Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne Ca2+-Ionophor-Aktivierung (Ionoph.) 20 Stunden nach ICSI 76 Abbildung 15: Durchschnittliche Aktivierungsraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne elektrische Aktivierung (el. Akt.) 20 Stunden nach ICSI 79 Abbildung 16: Durchschnittliche Befruchtungs- bzw. Parthenogeneseraten (%) spermien-, kontroll- und nicht injizierter, in vitro gereifter Oozyten mit und ohne 79 elektrische Aktivierung (el. Akt.) 20 Stunden nach ICS Abbildung 17: Blastozysten aus in vitro gereiften, mit ungesexten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyten, 168 Stunden nach ICSI 89 Abbildung 18: Blastozyste mit 19 Zellkernen aus einer mit einem ungesexten Spermium injizierten und mit CaCl2 aktivierten Oozyte (168 Stunden nach ICSI); Quetschpräparat nach Fluoreszenzfärbung mit Hoechst 33342 90 Abbildung 19: Blastozyste mit elf Zellkernen aus einer mit einem gesexten Spermium injizierten, nicht aktivierten Oozyte (168 Stunden nach ICSI); Quetschpräparat nach Fluoreszenzfärbung mit Hoechst 33342 90 Abbildung 20: Ultraschallbild der Trächtigkeit (Tag 22 nach ICSI) aus dem 4. Transfer von Embryonen aus mit unsortierten Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten, in vitro gereiften Oozyten (Pfeil weist auf einen Embryo in einer Fruchtblase) 92 Abbildung 21: Ultraschallbild der Trächtigkeit (Tag 24 nach ICSI) des 4. Transfer von mit gesexten, Y-chromosomalen Spermien injizierten und mit CaCl2 aktivierten, in vivo gereiften Oozyten 94 Abbildung 22: Fünf männliche „ICSI-Ferkel“ (ET 2), eine Woche nach der Geburt 95 Danksagung • Ich danke besonders Herrn Prof. Dr. D. Rath für die Überlassung des Themas und die große Hilfsbereitschaft bei der Durchführung und Fertigstellung der Arbeit. • Dem Leiter des Institutes für Tierzucht und Tierverhalten der FAL (Mariensee), Herrn Prof. Dr. sc. agr. Dr. habil. Dr. h. c. F. Ellendorf, danke ich für die Bereitstellung des Arbeitsplatzes. • Mein ganz besonderer Dank gilt Frau A. Frenzel und Frau B. Sieg für die Einarbeitung und die unermüdliche, tatkräftige Unterstützung im Bereich der Oozytengewinnung und -kultivierung, der Bereitstellung des gesexten Spermas sowie für zahllose hilfreiche und aufmunternde Ratschläge. • Des weiteren bin ich Frau Dr. A. Lucas-Hahn und Frau E. Lemme sehr dankbar für viele hilfreiche Anregungen und Lösungsvorschläge im Bereich der Mikromanipulation und der Oozytenaktivierung. • Frau Dr. S. Klocke und Frau. Dr. C. Krüger danke ich für die Einarbeitung in die ICSITechnik und den chirurgischen Embryotransfer beim Schwein. • Frau Petra Hassel danke ich für ihre beständige, vielseitige Hilfe besonders bei der Oozytengewinnung und den Operationen. • Ich möchte mich bei allen Mitarbeitern der Abteilung Biotechnologie des Institutes für Tierzucht und Tierverhalten (Mariensee) der FAL für die freundliche Arbeitsatmosphäre und die tatkräftige Unterstützung bedanken, besonders noch bei Herrn L. Schindler für die Schlachthoffahrten, Herrn K.-G. Hadeler für die Narkosen und Superovulationen, Herrn R. Poppenga für das Absamen von Bruno und Herrn D. Bunke für die Fotoarbeiten. • Außerdem danke ich den Mitarbeitern der SVA Mariensee für die Unterstützung im Stall und den Mitarbeitern des Schlachthauses für die Schlachtung der Schweine zur Oozytengewinnung. • Einen großen Dank an alle anderen Doktoranden für geteiltes Freud und Leid, besonders an Andrea und Markus • Ich danke ganz besonders herzlich Tappy für seine liebevolle Unterstützung während der gesamten Zeit. • Ein Dankeschön an alle anderen Freundinnen und Freunde für deren Hilfe und Verständnis. • Mein größter Dank gilt meinen Eltern, die mir jederzeit geduldige und uneingeschränkte Hilfsbereitschaft entgegengebracht haben.