Zusammenfassung 120 5 Zusammenfassung In der vorliegenden Arbeit wurden vier Zellinien aus humanen Karzinomen von Prostata (DU-145, PC-3, LNCaP) und Mamma (MFM-223) untersucht. Die Zellinien unterscheiden sich hinsichtlich der Mutationen des Proteins p53 und der Androgen-Sensitivität. In den Experimenten sollte verglichen werden, welche Auswirkungen die Mutationen des Zellzyklus und Apoptose regulierenden p53 auf die Regulation der abhängigen Proteine MDM2 ("murine double-minute chromosome-2") bzw. p21/WAF1 (p21/"wt-p53-activated fragment 1") und auf das Wachstumsverhalten haben. Zudem sollte die Apoptose nach Wachstumsfaktoren-Entzug und nach der Behandlung mit Androgenen oder Antiandrogenen überprüft werden. In den Untersuchungen wurden dem Kultivations-Serum der Zellinien Wachstumsfaktoren entzogen oder die Hormone DHT (5α-Dihydrotesteron), E2 (2; 17 β Östradiol) bzw. das steroidale Antiandrogen CPA (Cyproteronazetat) oder das nicht-steroidale CAS (Casodex; chem. Bezeichnung Bicalutamid) zugesetzt. Die Prostatakarzinom-Zellinien DU-145 und PC-3 exprimierten keine Androgen-Rezeptoren und sind daher nicht androgenssensitiv. Die androgensensitive Zellinie LNCaP hingegen reagierte nach Behandlung mit DHT oder dem steroidalen Antiandrogen CPA mit einer Wachstumssteigerung. Das nicht-steroidale Antiandrogen CAS hat dagegen das Wachstum dieser Zellinie gehemmt. Während der Behandlung mit CAS ergab sich, daß der Gehalt an p53 bei Hemmung der Proliferation von LNCaP Zellen mit stiller Mutation des Gens und wt-Status des Proteins regelhaft anstieg (vergl. Abb. Z1, S. 122). Entsprechend zeigten die Western-Blot Analysen eine erhöhte Menge an MDM2 und p21. Im immunzytochemischen Nachweis von DNA-Fragmenten im TUNEL-Assay wurden vermehrt apoptotische LNCaP Zellen nach Wachstumsfaktoren-Entzug oder nach Behandlung mit CAS nachgewiesen. Western-Blot Analysen zeigten einen Anstieg des proapoptotischen Proteins BAX und der Caspase 8 bei unverändertem Gehalt des antiapoptotischen Proteins BCL-2 (Abb. Z1, S. 122). Nach Kultivation der LNCaP Zellen in Wachstumsmedium oder mit den proliferationsfördernden Substanzen DHT bzw. dem steroidalen Antiandrogen CPA war der p53 Gehalt gering, ebenso wie die Menge von MDM2 und p21 (Abb. Z1, S. 122). Im TUNEL-Assay wurden unter diesen positiven Wachstumsbedingungen nur 1-1.5 % apoptotische Zellen nachgewiesen, und die Menge der Apoptose assoziierten Proteine BAX und Caspase 8 war entsprechend gering. Zellen der androgensensitiven Mammakarzinom-Zellinie MFM-223 reagierten nach Zusatz von DHT mit Wachstumshemmung. Die Behandlung mit dem steroidalen Zusammenfassung 121 Antiandrogen CPA führte dagegen zur Wachstumssteigerung der Zellen. Im Gegensatz dazu bewirkte der Zusatz des nicht-steroidalen Antiandrogens CAS eine Verminderung der Proliferation. Nach Hemmung des Wachstums durch Wachstums-faktoren-Entzug und nach Behandlung mit DHT oder CAS wurden p53 und die p53-induzierbaren Proteine MDM2 und p21 regelhaft hochreguliert, obwohl aus eigenen Sequenzanalysen erstmals hervor ging, daß das Protein im Core-Anteil durch eine p53-Punktmutation in Codon 132 (K132R) verändert ist (vergl. Abb. Z1, S. 122). Demnach hat die p53-Mutation von MFM223 Zellen anscheinend keinen Einfluß auf die Funktionsfähigkeit von p53. Die Mutation könnte allerdings nur ein Allel betreffen, und das p53 des verbleibenden Allels entspräche dem Wildtyp-Status. In diesem Fall würde die wt-p53 Komponente die regulativen Funktionen von p53 weiterhin aufrecht erhalten. Entsprechend war unter negativen Wachstumsbedingungen durch Wachstumsfaktoren-Entzug und Zusatz von DHT oder CAS die Anzahl der apoptotischen MFM-223 Zellen im TUNEL-Assay erhöht, und der Gehalt von BAX und Caspase 8 nahm zu (Abb. Z1, S. 122). Die Menge des antiapoptotischen BCL-2 erfuhr dagegen unter diesen Kultivationsbedingungen keine Änderung. Unter optimalen Wachstumsbedingungen in 10 % FCS oder nach Stimulation des Wachstums durch das Antiandrogen CPA waren p53 sowie MDM2 und p21 in Western-Blot Analysen gering exprimiert. Zudem wurden unter diesen positiven Wachstumsbedingungen nur 1-2 % apoptotische Zellen nachgewiesen, vergleichbar mit der Apoptose-Inzidenz von 1-1.5 % unter optimalen Proliferationsbedingungen bei LNCaP Zellen. Entsprechend war in MFM-223 Zellen der Gehalt der Apoptose relevanten Proteine BAX und Caspase 8 bei stimuliertem Wachstum geringer als bei den entsprechenden Kontrollansätzen mit LNCaP Zellen. Dennoch wird in diesen beiden Zellinien der Zelltod offenbar durch p53 und die davon regulierten Proteine gesteuert. Im Gegensatz dazu, stehen die Ergebnisse der Untersuchungen an den Androgenresistenten Zellinien DU-145 und PC-3. Die Zellinie DU-145 trägt Mutationen in den Codons 223 und 274 des p53 Gens. Es wurden zwei p53-ähnliche Proteine der Größen von ca. 45 bzw. 50 kD in diesen Zellen detektiert, die offenbar auf Grund einer veränderten Halbwertzeit in DU-145 Zellen akkumulierten. Die Zellinie PC-3 exprimiert kein p53. Die Proliferation beider Zellinien wird durch den Entzug von Wachstumsfaktoren im Vergleich zu LNCaP oder MFM-223 Zellen in geringerem Ausmaß gehemmt. Zudem haben Western-Blot Analysen der durch p53-regulierten Proteine MDM2 oder p21 gezeigt, daß diese in DU-145 oder PC-3 Zellen entweder nicht exprimiert oder durch die Variation der Wachstumsbedingungen bei DU-145 und PC-3 Zellen nicht reguliert wurden (vergl. Abb. Zusammenfassung 122 Z2, S. 123). Weiterhin ergaben die Untersuchungen im TUNEL-Assay, daß der Entzug von Wachstumsfaktoren keine Apoptose in DU-145 oder PC-3 Zellen auslöste, und demnach ein Zelluntergang offenbar nicht durch p53 und durch die nachregulierten Proteine vermittelt wird. Das nicht-steroidale Antiandrogen CAS bewirkte eine doppelt so hohe Akkumulation von p53 im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle in den Androgen sensitiven LNCaP und MFM-223 Zellen, von denen letztere durch steroidale Androgene antiproliferativ beeinflußt werden, während LNCaP Zellen durch steroidale Substanzen wie DHT oder CPA eine Steigerung des Wachstums erfuhren. Die Inzidenz von apoptotischen LNCaP Zellen nach Behandlung mit CAS war mit 12 % im Vergleich zur Apoptose-Inzidenz nach Entzug von Wachstumsfaktoren mit 7 % nahezu doppelt so hoch. Dies impliziert eine spezielle Wirkungsweise von CAS auf p53 und den programmierten Zelltod in LNCaP und MFM-223 Zellen, zu deren Klärung weitere Untersuchungen erforderlich sind. Zusammenfassung 123 Zusätzliche Abbildungen der Zusammenfassung Z1: Übersicht der Ergebnisse zur Regulation von p53 und Apoptose nach Inhibition der Proliferation von LNCaP Prostatakarzinomzellen und MFM-223 Mammakarzinomzellen durch Serumentzug oder Casodex bzw. Dihydrotestosteron (DHT). Z2: Verzögerte Proliferation und Ausbleiben der Apoptose bei Prostatakarzinomzellen DU-145 und PC-3 bei Serumentzug. fördernd, hemmend, aufgehoben, indirekter Funktionen: Effekt, (-) Protein nicht nachweisbar. Rot: kein Effekt für die entsprechende Reaktion.