Die nutzbaren Gesteine Oberösterreichs

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Die nutzbaren Gesteine Oberösterreichs
Von A. Kieslinger. — Mit Tafel 1 5 - 1 9
Professor Dr. A. Kieslinger, Geologisches Institut der Technischen Hochschule Wien, Karlsplatz 13, 1040 Wien
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Das Land Oberösterreich hat Anteil an vier großen geologischen Einheiten: Die erste und größte ist das kristalline Grundgebirge der Böhmischen
Masse, also das Mühlviertel und seine mehrfach nach Süden über die
Donau reichenden Ausläufer wie Sauwald und Kürnberg. Die nächstgroße Einheit ist ein Anteil an den Alpen, umfassend Teile der Nördlichen Kalkalpen und der Flyschzone (einschließlich der helvetischen
Zone). Die dritte Einheit ist die junge „Molasse"-Beckenfüllung von ihrer
Auflagerung auf den Südrand des Kristallins bis weit unter die Alpen
hineinreichend. Als vierte Einheit sind die Eiszeitbildungen aufzufassen,
die Moränen und Schotterterrassen vom Innviertel bis zur Enns reichend,
mit unendlich großen Kubaturen von Schottern und Sanden, die die
Gletscher aus dem Süden, aus den Alpen heranführten und weithin, vorwiegend über der Molasse, ausbreiteten.
Das altkristalline Grundgebirge
Aus älteren geologischen Karten möchte man entnehmen, daß das ganze
Land nördlich der Donau aus Granit bestehe; man hat gern vom „Oberösterreichischen Granitplateau" gesprochen. Die modernen geologischen
Aufnahmen, beginnend mit dem Kartenblatt Linz-Eferding von Professor
Dr. J. SCHADLER, haben dieses Bild wesentlich berichtigt und verfeinert.
Das alte Grundgebirge besteht keineswegs nur aus Granit, sondern gut
zur Hälfte aus den verschiedensten Gneisen, die in mehreren Gebirgsbildungsphasen weitgehend umgeprägt wurden. Dabei trat örtlich auch
eine Aufweichung und stellenweise Aufschmelzung zu eigenartigen neuen
Typen ein, besonders zu den weitverbreiteten „Perlgneisen". Diese
können durch alle Übergänge zu Granitgesteinen beobachtet werden.
Diese aufgeschmolzenen Gesteine (z. B. der Achgranit bei St. Roman)
können von Graniten einer rein magmatischen Entstehung kaum mehr
unterschieden werden. Vorläufig ist es noch rätselhaft, wieso solche
„anatektische" Granite nicht nur das petrographische Bild eines magmatischen Granites annehmen können, sondern auch die Gestalt und das
Gefüge der Granitkuppeln mit ihrer zwiebelschaligen Klüftung und der
aus den inneren Spannungen erfolgenden Teilbarkeit (die die Grundlage
einer wirtschaftlichen Blockgewinnung ist).
Sehr alte Gneise, besonders die Cordieritgneise des Donaudurchbruches
zwischen Wilhering und Linz, finden •wir als Hausteine in den ältesten
Bauwerken; sie sind der Hauptbaustein des romanischen Altbestandes
vom Stift Wilhering.
Aus Perlgneis ist ein Großteil der Mauersteine der alten Martinskirche
und der Burg von Linz, übrigens auch in anderen Burgen wie z. B. Krem-
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Ill
pelstein und Vichtenstein. Noch die sogenannte maximilianische Befestigung von Linz (1830 bis 1836) zeigt schönstes Mauerwerk aus Perlgneis
(nur die Ortsteine sind aus Neuhauser Granit). In der Gegenwart werden
solche Gneise in vielen kleineren und mittleren Brüchen von meist nur
örtlicher Bedeutung für den Straßenbau und Wasserbausteine gewonnen.
Aus einem schon stark granitisierten Perlgneis wurde auch der Betonzuschlag für die Rannasperre gebrochen. Ein anderes sichtlich in Aufschmelzung begriffenes Gestein ist der „Flasergranit" von Wernstein
nördlich von Schärding. Er ist besonders für Gleisschotter wichtig.
Aus der Fülle der verschiedenartigen Gneise sei als Besonderheit der
schwere rote Granitfels (Kinzigit) von Hundsberg bei Sandl herausgegriffen. Restlingsblöcke dieses schönen Gesteins werden seit 1950 zu
dekorativen Arbeiten verwendet, z. B. zu einer großen Brunnenschale in
der Linzer Schule „Neue Heimat", das Felix-Kern-Denkmal bei Tollet
(km 22,8 der Fernstraße von Wels nach Ried i. I.) usw.
„Eigentliche Granite": Die „echten", das heißt (vermutlich) aus einem
magmatisch flüssigen Zustand erstarrten Granite können heute von aufgeschmolzenen Gesteinen nicht mehr mit Sicherheit unterschieden werden,
aber auch der Achgranit im Sauwald, der nach THIELE ein „weitgehend
homogenisierter Perlgneis" ist und der sich rein technisch vom Mauthausener Granit kaum unterscheidet, hat „bei seiner Bildung doch eine
Art schmelzflüssiges Stadium durchlaufen" (THIELE).
Seit den neueren Arbeiten der Wiener Schule, etwa seit 1930 bis 1950,
unterscheidet man bei den Graniten der südlichen Böhmischen Masse drei
Haupttypen: Der älteste ist der „Weinsberger Granit", der durch seine
riesigen dicktafeligen Feldspatkristalle sehr bezeichnend ist. KÖHLER hat
ihm diesen Namen nach dem Hauptverbreitungsgebiet, dem großen
Weinsberger Forst, an der Grenze von Mühlviertel und Waldviertel gegeben. Die gute Spaltbarkeit der großen Feldspate stört in lästiger Weise
die technisch so unentbehrliche Teilbarkeit der Granite. So wurde er
jahrhundertelang nur für die vielen alten Burgen verwendet (z. B. Freienstein a. d. Donau). Moderne Quaderarbeiten setzten erst spät ein (Arbeiterkammer Linz). Die große Beliebtheit setzte erst ein, als man das lebhaft gemusterte Gestein auf Verkleidungsplatten zersägte. Ein Bruch im
Naarntal und in den letzten Jahren in St. Georgen a. d. Gusen liefern
zunehmend solche schöne Platten, die auch viel ins Ausland gehen (zum
Beispiel 4000 Quadratmeter für das Konstruktionsbüro der DEMAG in
Duisburg). Eine Besonderheit des Weinsberger Granites besteht darin,
daß er bei seiner Intrusion Teile seines Daches, seines Nebengesteins
praktisch zum Schmelzen gebracht hat, wo dieses Nebengestein aus
Amphibolit bestand, haben die gelösten Stoffe die großen Kalifeldspate
des Granites lachsrot gefärbt. Eine solche rötliche Randzone zeigt z. B. der
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Strombaubruch bei Aschach, der zweihundert schöne Quader für die
Donaubrücke in Linz und u. a. auch den Sarkophag für den Bundespräsidenten Dr. Karl Renner auf den Wiener Zentralfriedhof (Tafel 15)
geliefert hat.
Weitaus am wichtigsten ist der mittelkörnige, gewöhnlich blaugraue
Haupttypus, der nach seinen bekanntesten Steinbrüchen als „Mauthausener Granit" bezeichnet wird. Die mittlere Körnigkeit ermöglicht
eine ausgezeichnete Teilbarkeit nach ganz bestimmten Flächenstellungen,
und so hat er für so ziemlich alle technischen Verwendungszwecke ideale
technische Eigenschaften. Rein flächenhaft ist seine Verbreitung im Vergleich zu der des Weinsberger Granites sehr klein. Er tritt fast immer
in ziemlich scharfbegrenzten Stöcken (Plutonen) auf. Natürlich mußte er
bei seiner Platznahme große Teile des Weinsberger Granites auflösen,
ist daher „hybrid"; immer wieder enthält er vereinzelte größere Feldspatkristalle des älteren Gesteins, die er nicht mehr restlos verdauen
konnte. Die Frage der Platznahme, wieso sich ein Granit an die Stelle
älterer Gesteine setzen konnte, ist noch immer offen.
Sehr bezeichnend für alle Granite, aber doch besonders schön bei Typus
Mauthausen, sind die Blöcke auf den Höhen der einzelnen Granitkuppeln.
Diese durch die tertiäre Verwitterung aus quaderförmigen Kluftkörpern
abgerundeten und dann vom Regen freigewaschenen Blöcke werden leider
allgemein falsch „Findlinge" genannt. Man sollte sie nach dem Vorschlag
von OSTADAL „Restlinge" nennen. Jahrhundertelang hat man sich mit dem
Zerspalten solcher Blöcke begnügt. Heute haben wir schon Mühe, die
schönsten solcher Blocklandschaften unter Naturschutz zu stellen. Steinbrüche auf Granit hat es in früheren Jahrhunderten mit einer einzigen
Ausnahme nicht gegeben. Im Maria-Luisen-Bruch von Neuhaus-Plöcking
fand sich eine Abb au wand mit der Jahreszahl 1696 und dem Monogramm
des Steinmetzen F. W. Höchersdorfer; hier wurden die Granite für die
Fassade der Stiftskirche von St. Florian gebrochen.
Vom Großtypus Mauthausener Granit gibt es zahllose Abarten. Eine der
wichtigsten ist der lichte Granit des kleinen Plutons von NeuhausPlöcking (33 km stromaufwärts von Linz). In acht großen Steinbrüchen
wird dort ein ganz heller, im rauh bearbeiteten Zustand fast weißer Granit
gebrochen. Hier stehen glücklicherweise die Kluftflächen so -weit voneinander ab, daß man in Verbindung mit der unwahrscheinlich guten
Teilbarkeit Blöcke von fast beliebiger Größe gewinnen kann. Berühmt
sind unter anderem die kostbaren, bis zu 10 Meter langen Walzen für
Papiermaschinen (Tafel 16).
Die ideale Teilbarkeit der mittelkörnigen Granite vom Typus Mauthausen
macht sie zum bevorzugten Gestein für Pflastersteine, Randsteine, Stufen
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usw. Im Jahre 1811 wurden die ersten Großpflastersteine für Wien geliefert. Sie verdrängten rasch das bis dahin verbreitete Sandsteinpflaster,
das 1850 verboten wurde. Seit 1910 wurde das Kleinsteinpflaster eingeführt, das seither das Großpflaster weitgehend verdrängt hat. Die seit
über 100 Jahren führende Steinfirma Anton Poschacher hatte eine Flottille
von Lastkähnen mit einem eigenen Zugdampfer. Besonders wertvoll
waren natürlich die Steinmetzarbeiten für monumentale Zwecke und
Grabdenkmäler. Der graublaue Granit war seit 1800 der Modestein, dessen Beliebtheit unbewußt heute noch in dem Eigenschaftswort „steingrau" weiterlebt. Die Steingewinnung beschränkt sich keineswegs auf
den Südrand des Mühlviertels (Perg, Schwertberg, Windegg, Dornach,
Sarmingstein u. a.), sondern reicht in den Revieren von Aigen-Schlägl und
Freistadt weit nach Norden hinauf.
Die großen Granitbrüche von Schärding haben durch modernste technische Einrichtungen einen wirtschaftlichen Abbau trotz der mächtigen
Verwitterungsschwarte ermöglicht. Der Schärdinger Granit ist an den
vielen schwarzen Einschlüssen unverdauter biotitreicher Nebengesteine
(„Leberflecken") leicht kenntlich.
Es ist sehr wahrscheinlich, daß viele dunkle Gesteinsarten des mittleren
und nördlichen Mühlviertels durch eine vollkommene Verdauung dunkelfarbiger Dachgesteine entstanden sind. Schon die Gesteine um Freistadt
sind als Granodiorite anzusprechen, die dunklen Gesteine aus der Gegend
von Julbach als Diorite (zum Teil „Titanitfleckengranit").
Alle diese granitischen Gesteine haben nicht nur seinerzeit für alle
Donaubrücken, sondern in den Jahrzehnten nach dem zweiten Weltkrieg
gewaltige Mengen von Werksteinen für die Pfeiler von Autobahnbrücken
und für die großen Kraftwerksbauten an Donau, Inn und Enns geliefert.
Die Natursteinindustrie hat sich in zähem Existenzkampf ihren Anteil
an dem Bauschaffen der Gegenwart gesichert.
Die dritte und jüngste Gruppe der Intrusiva der Böhmischen Masse, der
grobkörnige Gmünder- oder Eisgarner Granit, der im nordöstlichen Waldviertel und in Südmähren eine riesige Verbreitung hat, findet im nördlichen Mühlviertel (wohl hauptsächlich wegen seiner ungünstigen Verkehrslage) nur begrenzte Verwertung, z. B. im Plochwald.
Eine ganz geringe Rolle spielen Ganggesteine. Aplit (im Handel fälschlich
als Quarzit bezeichnet) wurde in Hagenberg bei Pregarten für Markierungssteine gebrochen. Pegmatite bei Königswiesen lieferten vorübergehend Quarz für Glashütten und Feldspat. Die Gänge von dunklen Ganggesteinen isind für einen wirtschaftlichen Abbau zu schmal.
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Alpine Gesteine
Kalkalpen: Von den Gesteinen der Alpen sind zunächst die Kalksteine
aus Trias und Jura zu nennen. Mengenmäßig weitaus überwiegend ist
die rein technische Verwendung, für die allerdings ein möglichst geringer
Magnesiagehalt verlangt wird. Die VÖEST und die Stickstoffwerke in
Linz sind die größten Abnehmer. Ein ganzer Berg aus Vilserkalk, der
Gunstberg bei Pichl, ist zur Gänze abgebaut worden. Die VÖEST hat eine
Großanlage im Wettersteinkalk bei Steyrling errichtet. Der besonders
magnesiafreie Plassenkalk von Karbach am Traunsee beliefert die SolvayWerke in Ebensee. Der Dachsteinkalk in Eibenberg und Plattenkalk von
Ischel beliefern die Ischler Kalkwerke. Früher wurden auch Kalkgerölle
aus Traun, Enns und Donau zum Kalkbrennen gewonnen. Die großen
Zementwerke Gmunden und Kirchdorf können längst nicht mehr auf
bloßer Mergelbasis betrieben werden, sondern ergänzen die Gmundener
Flyschgesteine durch Dachsteinkalk von Rindbach bzw. tonige Opponitzerkalke in Verbindung mit Tonen.
Viele dieser Kalksteine kann man durch Schleifen und Polieren zu
„Marmoren" veredeln. Sie wurden in der Gotik und dann ganz besonders
stark in der Barockzeit abgebaut, unbeschadet der Konkurrenz durch die
Salzburger Marmore, die ja auf dem Wasserweg leicht zugebracht werden
konnten. Die meisten großen Stifte bemühten sich um eigene Marmorbrüche. So baute das Stift Mondsee den Schwarzensee-Marmor ab, einen
sehr buntfarbigen Hierlatzkalk im Südosten des Schafberges. Er wurde
bis Wien geliefert (Salesianerinnenkirche). Das Stift Kremsmünster brach
den rotvioletten „Grünauer", auch „Kasberger" Marmor für seine Altäre,
das Stift Spital am Pyhrn hatte rote und schwarze Marmore und als
Besonderheit den hochbunten „Spitaler Marmor", eine Gosaubreccie. Am
Pötschenpaß wurden graue Marmorplatten gebrochen.
Im Umkreis von Ischl und am Traunsee gab es viele kleinere Brüche.
In der Nachkriegszeit wurde der Schwarzensee-Marmor und auch der
Losensteiner Marmor im Ennstal wieder aufgeschlossen und viel verwendet, nicht nur in Linz (Kammergebäude, Tafel 17). Die vielen bunten
Gesteine des Salzkammergutes, besonders auch die meist rotbunten Hallstätter Kalke, haben nur mehr geschichtliche Bedeutung.
Viele gotische Kirchen bestehen aus Rauhwacke, einem löcherig verwittertem Dolomit. Die Gewinnungsstellen sind längst vergessen. Dolomit verschiedener Triasstufen wird in vielen Brüchen mittlerer Größe abgebaut,
teils für Straßenbaukörnungen, teils zum Kalkbrennen.
Im Kalkalpenbereich finden sich auch größere Vorkommen von Sandstein,
der Oberkreide (Gosau) angehörig. Am Riepelsberg bei Spital am Pyhrn
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wurde seit dem Mittelalter ein lichtbraungelber Sandstein gewonnen, der
aus gut gerundeten Dolomitgeröllchen von durchschnittlich 1 Millimeter
Durchmesser besteht. Er diente schon für den Bau der gotischen Pfarrkirche von Windischgarsten, für die barocke Kirche und das Stift von
Spital am Pyhrn, für die neugotische Kirche von Bad Hall (1869 bis 1888),
dann wieder für die Objekte der Pyhrnbahn (1902 bis 1905) usw. Seit 1965
wurde einer der Brüche für die Restaurierung der Spitaler Stiftskirche
wieder in Abbau genommen. Am Hessen in der Talschaft Gosau wurde
jahrhundertelang Quarzsandstein der Oberkreide für Schleifsteine gebrochen (Genossenschaft der Schleifsteinhauer schon 1563 gegründet,
Tafel 18).
Flyschzone: Die nördlichste Zone der Alpen, die Sandstein- oder Flyschzone, enthält zwei technisch wichtige Gesteine, die Mergel- und Sandsteine.
Der große Abbau von Mergeln der „Mürbsandsteinführenden Oberkreide" in Pinsdorf bei Gmunden für die Portland-Zementfabrik Hatschek
hatte ursprünglich aus der Wechsellagerung von Mergel und Sandstein
nur den ersteren verwendet, den Sandstein als Abfall gelagert. Der
moderne Großabbau nimmt beide Gesteine mit, muß aber das Brenngut
durch Dachsteinkalk aus dem Steinbruch Rindbach auf die richtige Zusammensetzung aufwerten. Das Werk Kirchdorf an der Krems beruhte
ursprünglich auf Flyschmergeln, brennt aber nunmehr eine Mischung aus
tonigem Opponitzerkalk und einem Ton aus Inzersdorf im Kremstal. Ein
Flyschmergel im Kittgraben im Nordabfall des Tannberges (5 km westlich
von Straß walchen) wurde seit 1860 einige Jahrzehnte lang zum Brennen
von hydraulischem Kalk verwendet.
Flyschsandstein wird fast nur in den Quertälern, die die Längsketten der
Flyschzone durchschneiden, abgebaut. In diesem Jahrhundert ist die Gewinnung stark zurückgegangen. Am Zeller See (Irrsee) und nördlich vom
Mondsee gibt es nicht wenige alte Brüche, hauptsächlich für Pflasterplatten, Stufen usw. an Bauten des Stiftes Mondsee. Weitere an allen
Ufern des Attersees (dort auch als Baustein der gotischen Kirchen) und
Traunsees, besonders bei Gmunden und Altmünster, im Almtal bei Viechtwang (dort auch unterirdisch für Schleifsteine abgebaut); im Kremstal
mehrere alte Brüche des Stiftes Schlierbach, viele Brüche auch im Steyrtal, Ennstal und Ramingtal. Diese östlichsten Sandsteine dienten nicht
nur für Bausteine (u. a. für St. Florian), sondern besonders auch für die
Schleif- und Wetzsteine der Sensenwerke und anderer Eisenverarbeitungsstätten im Raum Steyr.
Eine Besonderheit ist der rotgelbe Nummulitensandstein von Reitsham
(Helvetische Zone), einer östlichen Fortsetzung der salzburgischen Nummulitenkalke und Kalksandsteine im Raum Mattsee.
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Molassezone
Tone, Schiefertone, Mergel, Schotter, Sande und Sandsteine bilden die
Beckenfüllung, die abgesehen von ihren Kohlenlagerstätten und den neuerdings erfolgreich aufgeschlossenen Erdöl- und Erdgaslagerstätten auch
vielerlei technisch nutzbare „Steine und Erden" enthält. Ältere Schiefertone, zum Teil lehmig verwittert, sind wichtige Ziegelrohstoffe. Die tonigen
Mergel (Schlier) -wurden früher viel zu Bodenverbesserungen benutzt.
Einige Schotter sind durch kieseliges Bindemittel zu „Quarzitkonglomerat"
verkittet (die „Mehrenbacher Dreißiger und Vierziger", seinerzeit weithin
verfrachtete Grundbausteine).
Wichtig sind die „Linzer Sande", der abgeschwemmte Grus von den tief
hinein verwitterten Gesteinen des nördlichen Kristallins. Aus diesem
„Zersatz" wird in Kriechbaum bei Schwertberg und bei Weinzierl Kaolin
geschlämmt. An mehreren Stellen sind diese Sande zu Sandstein verkittet. Zu erwähnen ist besonders der „Kristallsandstein" von Perg, seit
dem 13. Jahrhundert zu Mühlsteinen verwendet. Die vielfach noch ziemlich viel Feldspat enthaltenden „Arkosesandsteine" sind an alten Bauten
in Linz, im Stift Ardagger usw., zu finden. Ein Teil von ihnen wurde auch
in dem großen unterirdischen Steinbruch der „Höllweinzen" (in Pfenningberg und Steyregg) gewonnen. Prof. SCHADLER schätzt die Ausbringung
auf etwa 24.000 Kubikmeter. Ein anderer Molassesandstein wurde bei
Lohnsburg (9 km südwestlich von Ried i. I.) abgebaut. Aus dem Dachsberger Sandstein (1,5 km südöstlich von Prambachkirchen) haben wir
schöne Römersteine und viele Bauten von der Gotik bis in die Barockzeit, neben unübersehbar vielen Mühlsteinen, Tür- und Fenstergewänden,
Trögen aller Art usw. Der Abbau von Phosphoritknollen aus den Sanden
von Prambachkirchen war auf die Dauer wirtschaftlich nicht möglich. In
Gassolding bei Stift Baumgartenberg sind noch Reste unterirdischer Sandsteinbrüche erhalten.
Eiszeitbildungen
Die Gletscher und ihre Abflüsse haben das mittlere Oberösterreich, mit
unendlichen Mengen von Geschieben eingeschottert, von denen die Abtragung der Nacheiszeit erst einen ganz geringen Bruchteil in den größeren
Flüssen abgefördert hat. Neben den Moränen sind es vor allem die älteren
und jüngeren Deckenschotter, die Hoch- und Niederterrasse. Besonders
in der letzteren wurde für neuzeitliche Bauvorhaben (Autobahnbau,
Kraftwerksbauten) weit ausgedehnte Kiesentnahme für Betonschotter
gemacht. Das Überwiegen der Kalkgerölle erzeugte lebhaftes Ab- und
Auslaugen dieser Gerolle, anderseits ihre Verkittung durch den ausge-
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laugten Kalk zu mehr oder minder festen Konglomeraten, zur sogenannten Nagelfluh. Besonders in den älteren Schottern (meistens Mindel
und Riß) entstanden abbaufähige Gesteinsvorkommen, angefangen vom
Westen, vom Innviertel durch das ganze Land nach Osten bis zur Enns.
Es ist eine in ihrer Reichweite kaum abzuschätzende „Talrandverkittung".
Die Bruchstellen im Innviertel (aus denen die Steine für die meisten
Sockel der mittelalterlichen Kirchen gewonnen wurden) sind meist zur
Gänze verschwunden. Wichtige Steinbrüche bestehen heute noch im Almtal (Eggenstein und Pettenbach) und bei Kremsmünster. Die dortige
„Weiße Nagelfluh" ist einer der wichtigsten Bausteine für die modernen
Bauten, nicht nur in Linz. Den Konglomeraten sind auch einzelne feinkörnige Lagen eingeschaltet, die man als Sandstein ansprechen würde,
und die viele Kunstwerke geliefert haben (Gunthergrab in Kremsmünster). Wichtige Abbaue bestanden früher auch in Schiitenberg bei Sankt
Florian und an den Rändern des Ennstales bis hinauf ins Steyrtal (Tafel 19). Von hier stammt ein Großteil der Römersteine von Lorch, die
sich infolge des raschen örtlichen Wechsels der Gesteinsausbildung im
einzelnen nicht näher lokalisieren lassen.
Dort, wo das kalkreiche Grundwasser aus den Schotterterrassen in Quellen austrat, besonders an den Steilböschungen gegen die Flüsse, entstanden oft mächtige Ablagerungen von Kalktuff. Die Tuffbauten an den
romanischen und gotischen Kirchen des Innviertels, an ihren Pfeilern,
Gewänden und Rippen und die gotischen Friedhofsmauern mit ihren
giebeligen Abschlußsteinen sind geradezu typisch für diese Landschaft.
Die meisten alten Gewinnungsstätten lagen an den beiden Ufern der
Salzach. Das großartigste Bauwerk aus Kalktuff ist die spätgotische Pfarrkirche in Braunau. Ein Tuffvorkommen, das für den Bau des Stiftes
Kremsmünster besonders wichtig war, ist heute abgebaut und vollkommen verbaut. Der Überzahl von Verwendungsbeispielen des Tuffes in
ganz Oberösterreich stehen nur mehr sehr wenige heute noch kenntliche
Steinbrüche gegenüber. Die meisten Vorkommen dieses unwahrscheinlich
wetterbeständigen hochporösen Bausteins sind eben schon längst restlos
ausgebeutet.
Von Eiszeitbildungen ist schließlich noch der Löß zu erwähnen, dessen
mehr oder minder verlehmte Decken an vielen Stellen in Ziegeleien ausgebeutet -werden. Eine eiszeitliche Seekreide wird am Nordende des Hallstätter Sees (St. Agatha bei Steeg) für Farbfüllstoffe, Kitte usw. gewonnen.
Die wirtschaftliche Bedeutung des Steinhandwerkes in Oberösterreich
geht daraus hervor, daß 54 Industriebetriebe und 23 gewerbliche Betriebe
1800 Arbeiter und Angestellte beschäftigen.
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ANHANG
Bodenprofile Linz, Grabnerstraße und Weingartshof
Zusätzlich zur Ausstellung des Stadtmuseums Linz werden im Stiegenhaus
des Amtsgebäudes West, Linz, Hauptplatz 8, zwei vom Bundesinstitut für
Kulturtechnik und Technische Bodenkunde in Petzenkirchen, Nö., im
Auftrag des Kulturamtes der Stadt Linz hergestellte Bodenprofile ausgestellt. Zu diesen Profilen vergleiche man folgende Literatur:
Ch. V., 1965: Die Bodenentwicklung auf der Hochterrasse der Traun
bei Linz. Naturkundl. Jb. Stadt Linz, S. 39 -105, Linz.
JANIK,
Ch. V., 1967: Die Genetik der Sedimente auf der Traunhochterrasse
bei Linz. Naturkundl. Jb. Stadt Linz, S. 7 - 121, Linz.
JANIK,
H., 1969: Ein Linzer Lößprofil von internationaler Bedeutung.
Apollo, Nachrichtenbl. Naturkundl. Station Stadt Linz, S. 1 — 3, Linz.
KOHL,
Ch. V., 1969: Die Linzer Lößprofile in pedologischer und epirogentektonischer Sicht. Naturkundl. Jb. Stadt Linz (im Druck).
JANIK
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I
-und
Paläontologie
Hydrogeologie
des
Linzer Raumes
des
( Kat. Nr.36-59) Linzer Raumes
(Kat.Nr. 60-75) U
II
Geologie des
Linzer Raumes
( Kat. Nr. 10-35)
Einführung
( Kat.Nr 1-2 )
GeoL v. Österreich ( Kat Nr. 3-9 )
Nutzbare Gesteine
( Kat. Nr. 76-85)
Erdöl u. Erdgas ( Kat. Nr.
V//////////////////////////7.
EINGANG
Übersichtsplan zur Ausstellung GEOLOGIE UND PALÄONTOLOGIE
DES LINZER RAUMES des Stadtmuseums Linz in der Neuen Galerie der
Stadt Linz / Wolfgang-Gurlitt-Museum
f
I
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