PRAKTIKUM

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PRAKTIKUM
INFEKTIOLOGIE, IMMUNOLOGIE UND
TRANSFUSIONSMEDIZIN
SS 2010
Analyse der frühen Hämatopoese
PD Dr. rer. nat. B. Giebel
Granulozytenfunktionstest und ELISpot
PD Dr. med. Lindemann
Immungenetik: Spenderauswahl für die allogene
Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen
20.04. – 22.04.10
27.04. – 29.04.10
04.05. – 06.05.10
Prof. Dr. med. Hardt / Dr. rer. nat. Remus
Titel folgt
Dr. pharm. Ferencik
Immunhämatologische Diagnostik
(s. Praktikumsskript Teil 2 - Transfusionsmedizin)
18.05. – 20.05.10
08.06. – 10.06.10
Prof. Dr. med. Horn / Dr. med. H. Klump
1
Analyse der frühen Hämatopoese
PD Dr. rer. nat. Giebel
2
Institut für Transfusionsmedizin
Universitätsklinikum Essen
Institut für Transfusionsmedizin
Transplantationsdiagnostik und FuE
Robert-Koch-Haus, Virchowstr. 179,
45147 Essen
Transplantationsdiagnostik und FuE
Direktor: Prof. Dr. med. Peter Horn
PD. Dr. rer. nat. Bernd Giebel
Telefon: 0201/723-4204
Telefax: 0201/723-5906
E-Mail:
[email protected]
http:
www.uk-essen.de/
transfusionsmedizin/AGGiebel/
Praktikumsskript SS2010: Analyse der frühen Hämatopoese
Lernziele:
Nachweisverfahren unterschiedlicher myeloischer Vorläuferzellen
(Colony-Forming-Cell Assay)
Das hämatopoetische System
Das menschliche Blut besteht zu ca. 55% aus Blutplasma und zu ca. 45% aus
verschiedenen Blutzellen. Der zelluläre Bestandteil des Blutes repräsentiert das
hämatopoetische System, das sich in mehrere Linien ausdifferenzierter Zelltypen
unterteilen lässt. Im Lichtmikroskop können die zellulären Komponenten des Blutes
phänotypisch in zwei Übergruppen, Leukozyten und Erythrozyten, unterteilt werden. Des
Weiteren sind kleinere Partikel erkennbar, die Thrombozyten bzw. Blutplättchen. Alle
reifen Blutzellen leiten sich von multipotenten Stammzellen ab, die sich zum einen selbst
erhalten können und zum anderen weiterentwickelte, multipotente Vorläuferzellen
hervorbringen, die zur Reifung festgelegt sind. Aus solchen Zellen leiten sich dem
klassischen Model der Hämatopoese zur Folge Vorläuferzellen der myeloischen bzw.
der lymphatischen Zellreihe ab. Aus den myeloischen Vorläuferzellen entwickeln sich
Erythrozyten, Granulozyten (neutrophile, basophile und eosinophile), die Thrombozyten
bildenden Megakaryozyten, Monozyten, Makrophagen und die Zellen der roten
Blutzellreihe (Erythroblasten, aus denen Erythrozyten hervorgehen) sowie ein Subtyp
der Dendritischen Zellen. Der lymphatische Entwicklungszweig bringt B- und TLymphozyten sowie Natürliche Killerzellen (NK-Zellen) und einen weiteren Subtyp der
Dendritischen Zellen hervor. Die Hierarchie der humanen Hämatopoese nach dem
klassischen Modell ist schematisch in Abb. 1 dargestellt.
3
Abb. 1: Modell der adulten humanen Hämatopoese und Darstellung verschiedener hämatopoetischer
Zelltypen. LTC-IC: long-term-culture-inititating-cell; CFU: colony-forming-unit; GEMM:
granulocyte-erythrocyte-macrophage-megakaryocyte; BFU: burst-forming-unit.
Die meisten Leukozyten, genauer Lymphozyten, Granulozyten, Monozyten,
Makrophagen und Dendritische Zellen sind die Hauptbestandteile des Immunsystems
der körpereigenen Abwehr. Dabei wird zwischen angeborener (unspezifische Abwehr)
und erworbener (spezifische Abwehr) Immunität unterschieden, die beide jeweils über
humorale und zelluläre Effektormechanismen erfolgen. Erstere umfasst als zelluläre
Effektoren die Phagozyten (Monozyten, Neutrophile und Makrophagen), die Bakterien
und
Trümmer
abgestorbener
Zellen
umfließen
und
verdauen,
Zellen
die
Entzündungsmediatoren freisetzen (Basophile, Mastzellen, Eosinophile) und NK-Zellen.
Die erworbene Immunität ist durch Proliferation antigenspezifischer B- und T4
Lymphozyten gekennzeichnet, die durch Bindung der Antigene an spezifische
Rezeptoren an der Zelloberfläche ausgelöst wird. Dabei sind die zellulären Effektoren
zytotoxische T-Lymphozyten und die humoralen Effektoren die Antikörper der B-Zellen.
Bei der Abwehr von Pathogenen (Bakterien, Pilze oder Viren) und bei der Zerstörung
veränderter Körperzellen (maligne Zellen) arbeiten angeborenes und erworbenes
Immunsystem meist zusammen. Die Lebensdauer der Leukozyten kann zwischen
wenigen Stunden und mehreren Jahren betragen.
Das Blut eines gesunden Menschen enthält unter normalen Umständen etwa
7000 Leukozyten und ca. 5 Millionen Erythrozyten pro Mikroliter. Erythrozyten besitzen
z.B. eine mittlere Lebensdauer von rund 120 Tagen. Die relativ niedrige Lebensdauer
der verschiedenen Blutzellen und der daraus folgende hohe Umsatz im Organismus im
Vergleich zur Lebensdauer eines Menschen zeigt, dass die Hämatopoese beim
Menschen in der Lage sein muss, den Verlust an Blutzellen über den gesamten
Lebenszeitraum permanent auszugleichen.
Nachweis und Quellen hämatopoetischer Stammzellen
Bereits in den frühen 1960er Jahren gab es erste Hinweise, die zu dem heute
gängigen Modell der hämatopoetischen, multipotenten Stammzelle führten. In
Experimenten an Mäusen wurde entdeckt, dass einzelne Zellen aus dem adulten,
murinen Knochenmark in der Lage sind, Kolonien auf der Milz von bestrahlten
Empfängermäusen zu bilden, die sowohl Erythrozyten als auch weiße myeloische Zellen
enthalten. In folgenden Experimenten wurde gezeigt, dass aus den Kolonien
gewonnene Zellklone in sekundären Empfängermäusen erneut in der Lage sind,
Kolonien hervorzubringen. In weiterführenden Experimenten wurden die Koloniebildenden Zellen als myeloische Vorläuferzellen charakterisiert. Letztendlich wurde mit
Hilfe weiterentwickelter Transplantationsmodelle nachgewiesen, dass einzelne isolierte
Zellpopulationen in der Lage sind, das komplette hämatopoetische System von letal
bestrahlten, immundefizienten Mäusen zu rekonstituieren. Diese und weiterführende
Arbeiten
halfen
dadurch,
Funktion
und
Phänotyp
muriner
hämatopoetischer
Stammzellen näher aufzuklären.
Mangels Durchführbarkeit entsprechender Experimente am Menschen wurden
zur Untersuchung des Potentials humaner hämatopoetischer Stammzellen xenogene in
vivo
als
auch
diverse
in
vitro
Analyseverfahren
entwickelt.
Durch
Transplantationsexperimente, in denen frühe humanen hämatopoetischen Zellen in
5
immunodefiziente
NOD/SCID-
(engl.
non-obese
diabetic/
severe
combined
immunodeficiency) Mäuse transplantiert wurden, konnten bestimmte Subpopulationen
von Zellen detektiert werden, die in der Lage sind, sich in das Knochenmark solcher
Mäuse einzunisten und dort über einen längeren Zeitraum hinweg reifere menschliche
Blutzellen zu bilden. Solche Zellen, die bestimmte Aspekte eines humanen
Immunsystems in diesen Mäusen bilden können, werden als SCID repopulating cells
(SRC) bezeichnet. Sie gelten bis dato als die primitivsten hämatopoetischen Zellen, die
sich experimentell nachweisen lassen. Es soll jedoch nicht unerwähnt bleiben, dass
Zellen mit einem SCID repopulating Potential nicht zwangsläufig auch ein langzeitrepopulierendes Potential in Großtiermodellen aufweisen. Dennoch gibt es bislang kein
allgemein anerkanntes, funktionelles Verfahren, das eine bessere Annäherung an den
eigentlichen Pool der humanen hämatopoetischen Stammzellen liefert.
Primitive hämatopoetische Zellen mit SRC-Potential tragen auf Ihrer Oberfläche
das Glykoprotein CD34. Dieses Protein ist Mitte der 1980er Jahre als Marker für frühe
hämatopoetische Zellen beschrieben worden und spielt vermutlich eine Rolle bei
Adhäsion
und
zielgerichteter
Wanderung
(engl.
homing)
dieser
Zellen.
Die
Subpopulation der CD34-positiven (CD34+-) Zellen enthält sowohl myeloische als auch
lymphatische Vorläuferzellen und stellt ein heterogenes Gemisch aus primitiveren
hämatopoetischen Zellen und determinierten, linienspezifischen Vorläuferzellen wie z.B.
Pro-B-Zellen dar, die bereits das B-Zell spezifische Oberflächenantigen CD19
exprimieren.
Da
für
jede
hämatopoetische
Entwicklungslinie
charakteristische
Oberflächenmarker, so genannte lineage-Marker (lin) bekannt sind, lassen sich durch
Negativ-Selektion
unter
Verwendung
entsprechender
Antikörper
CD34+-Zellen
aufreinigen, die keine linienspezifischen Marker exprimieren. Es zeigte sich, dass in dem
Pool dieser lin-CD34+-Zellen die Zellen mit SRC-Potential stark angereichert sind. Eine
weitere Anreicherung konnte durch die Verwendung des Oberflächenantigens CD38
erzielt werden, das äußerst heterogen in der Population der CD34+-Zellen exprimiert ist.
Während in der Population der CD34+-Zellen mit geringer CD38 Expression die Zellen
mit SRC-Potential weiter konzentriert sind, ist die Frequenz in der CD34+CD38+-Fraktion
deutlich reduziert. Neben der Population der lin-CD34+CD38low Zellen wurden auch
CD34--Zellen beschrieben, die SRC Aktivitäten besitzen. Diese exprimieren wie die
meisten CD34+-Zellen den Stammzell-Surrogatmarker CD133, der somit die Population
der primitiven hämatopoetischen Zellen besser beschreibt als der Marker CD34. Obwohl
6
CD133 der bessere Marker ist, wird aus klassischen bzw. Referenzgründen nach wie
vor der CD34 Gehalt als Surrogat für den in entsprechenden Präparaten enthaltenen
Anteil an hämatopoetische Stamm- und Vorläuferzellen angegeben.
Andere Möglichkeiten zur Charakterisierung humaner hämatopoetischer Stammund Vorläuferzellen bieten verschiedene in vitro Zellkulturanalyseverfahren, in denen
das Koloniebildungsverhalten, genauer die Proliferation von Vorläuferzellen nach
Stimulation
mit
bestimmten
Wachstumsfaktoren,
analysiert
wird.
Da
reifere
Vorläuferzellen bereits zur Differenzierung determiniert sind, besitzen sie im Vergleich
zu primitiveren Vorläuferzellen ein zeitlich begrenztes Proliferationspotential. Sich diese
Unterschiede zu Nutze machend, wurden bestimmte Analyseverfahren etabliert:
Nur sehr primitive Zellen können z.B. auf unterstützenden Stromazellen und in
Anwesenheit von definierten Wachstumsfaktoren über einen Zeitraum von 5 Wochen
kultiviert werden, ohne ihr Proliferationspotential zu verlieren. Nur diese Zellen können in
einem sich anschließenden Differenzierungsansatz noch weiter proliferieren und
Kolonien bilden. Diesem Potential entsprechend werden sie als LTC-IC (long term
culture initiating cell) bezeichnet.
Um das Potential reiferer, bereits determinierter Vorläuferzellen zu analysieren, werden
diese direkt in entsprechende Differenzierungsmedien überführt und zwei Wochen lang
kultiviert. In Abhängigkeit der zugesetzten Zytokine bilden sich bestimmte Kolonieformen
aus, die dann retrospektiv Rückschlüsse auf das Entwicklungspotential der ursprünglich
in den Versuchsansatz eingebrachten Zellen zulassen. In dem im Praktikum zu
erlernenden CFC (Colony-forming-cell) oder auch CFU-GEMM (Colony-forming-unitGranulocyte-Erythrocyte-Macrophage-Megakaryocyte)
genannten
Ansatz
können
verschiedene myeloische Vorläuferzellen ausgelesen werden, solche die Granulozyten
(CFU-G) und/oder Makrophagen (CFU-M bzw. CFU-GM) hervorbringen, solche die rote
Blutzellen bilden (BFU-E bzw. CFU-E) und solche, die sich in alle drei Zelltypen
entwickeln (CFU-GEMM).
Nochmals zur Verdeutlichung: Auch wenn uns die geschilderten Verfahren
ermöglichen, den Gehalt verschiedener hämtopoetischer Vorläuferzellen in einer
entsprechenden Quelle zu analysieren, ist die humane hämatopoetische Stammzelle
trotz aller Annäherungen nicht nachweisbar. Zur Qualitätssicherung von Präparaten die
7
humane hämatopoetische Stammzellen enthalten sollen, können daher nur solche
Stammzellsurrogat Verfahren herangezogen werden.
In der Tat wird die Qualität hämatopoetischer Stammzellpräparate routinemäßig mittels
CFU-GEMM Ansatz dokumentiert.
Als hämatopoetische Stammzellpräparate dienen vor allem das Knochenmark,
das Restblut aus der Nabelschnurvene Neugeborener (engl. umbilical cord blood –
UCB) und das periphere Blut G-CSF- (Granulocyte-colony stimulating factor-)
mobilisierter Menschen. Die Behandlung mit dem Zytokin G-CSF bewirkt beim
Menschen eine Mobilisierung hämatopoetischer Stammzellen aus dem Knochenmark
ins periphere Blut und ermöglicht die Gewinnung der Zellen durch Apherese ohne
Knochenmarkspunktion. Dieses Verfahren wird therapeutisch bei Spendern vor
peripherer Blutstammzelltransplantation eingesetzt, ferner bei Patienten mit schweren
Neutropenien.
Der Anteil der CD34+-Zellen liegt im peripheren Blut G-CSF behandelter
Personen
üblicherweise
bei
0,5-1%,
im
Knochenmark
bei
2-3%
und
bei
Nabelschnurrestblut bei ca. 0,5-2%. Nach jüngeren Erkenntnissen besitzen aus UCB
gewonnene CD34+-Zellen im Vergleich zu solchen aus adulten Individuen ein deutlich
höheres Repopulationspotential und eine größere Immunverträglichkeit, sie sind aber
zahlenmäßig limitiert und brauchen aufgrund ihrer höheren Primitivität länger, um eine
vollständige Rekonstitution des Immunsystems in entsprechend behandelten Patienten
zu erzielen.
8
Protokoll zum Ansetzen eines Colony Forming Cell (CFC) – Assays
Material:
• 50µl-Pipette, Pipettenspitzen
• 2ml Stabpipetten, Peleusball
• 1ml Methylzellulose-Gemisch (enthält Zellkulturmedium und Zytokine) in 2ml Reaktionsgefäß
• Zellsuspension in Zellkulturmedium (human umbilical cord blood CD34+ cells = hUCB CD34+)
eingestellt auf 10000 Zellen / ml
• 6-well Platten
• dest. H2O
• Vortex-Gerät
Hinweis: Normalerweise wird der gesamte Versuch unter einer Sterilbank durchgeführt!
Durchführung:
• Zum Ansetzen des Colony-Assays sollen zunächst ca. 500 Zellen zu dem MethylzelluloseGemisch pipettiert werden. 1ml der Ausgangszellsuspension enthalten ca. 10.000 Zellen. Wieviel
µl der Zellsuspension sollen Sie der Methylzellulose zugeben? ________µl
(Bitte auch auf letztem Blatt ausfüllen!)
• Nach Zugabe der Zellen das Methylzellulose-Röhrchen verschließen und gut am Vortexer
mischen (ca. 10 Sekunden).
• Anschließend das Methylzellulose-Röhrchen für ca. 5-10 Minuten im CO2-Inkubator bei 37°C, 5%
CO2 aufrecht lagern, bis alle Blasen aufgestiegen sind.
• In der Zwischenzeit 6-well Platte mit Namen, Datum und Zellzahl / Zelltyp beschriften und mit
Peleusball / 2ml-Stabpipette und Wasser Pipettieren üben.
• Wenn das Zell-Methylzellulose-Gemisch blasenfrei ist, mittels Peleusball und 2ml Stabpipette das
viskose Gemisch langsam (!) ansaugen und anschließend vorsichtig und möglichst blasenfrei (!)
in eine Vertiefung einer 6well-Platte pipettieren. Der Boden sollte vollständig bedeckt sein.
Ggfs. durch langsames Kippen der Platte das Gemisch langsam verteilen. Befüllen Sie 1-2
Vertiefungen
• Die restlichen Vertiefungen der 6well-Platte jeweils ca. zur Hälfte mit dest. H2O befüllen.
• Sehen Sie sich die Zellen an. Notieren Sie Ihre Beobachtungen auf dem letzten Blatt
• Inkubation für 10-14 Tage bei 37°C, 5% CO2
Aus ersichtlichen Gründen haben wir der Versuchsanleitung entsprechend 2 Wochen vor
Praktikumsbeginn solche Assays angesetzt. Diese werden Ihnen zur Verfügung gestellt und sollen von
Ihnen ausgewertet werden (mindestens 8 Platten; siehe letztes Blatt).
Hintergrund:
•
Das Methylzellulose-Gemisch besteht aus
o Methylzellulose, um dem Medium eine hohe Viskosität zu geben, damit die Zellen nicht zu
viel umherwandern können. Nur so können Sie Kolonien bilden.
o Basalmedium (enthält Puffer, Nährstoffe, Aminosäuren, Salze und Vitamine) mit FBS
(fetal bovine serum). Als Indikator für den pH-Wert ist Phenolrot zugesetzt.
o Wachstumsfaktor-Cocktail bestehend aus SCF, GM-CSF, IL-3 und EPO. Dieser Cocktail
induziert die myeloische Differenzierung der Zellen.
•
Die restlichen Wells werden mit Wasser befüllt, damit der Assay während der bis zu 2 wöchigen
Kultivierung bei 37°C nicht austrocknet.
9
Auswertung / Fragen – Dieses Blatt bitte nach dem Praktikum bei einem Betreuer
abgeben!
Bitte beachten:
Die Lehrmikroskope sind nicht besonders gut für Zellkulturplatten geeignet.
Bitte warten Sie, bis Ihnen von einem Betreuer gezeigt wird, wie Sie die Platten mikroskopieren
können.
Name: _______________
Matrikelnr.: _________________________
Fragen:
• Zum Ansetzen des Colony-Assays sollen zunächst ca. 500 Zellen zu dem MethylzelluloseGemisch pipettiert werden. 1ml der Ausgangszellsuspension enthalten ca. 10.000 Zellen. Wieviel
µl der Zellsuspension sollen Sie der Methylzellulose zugeben? ________µl
•
Sehen Sie sich die selbst ausplattierten Zellen unter dem Mikroskop an. Was sehen Sie?
___________________________________________________________
___________________________________________________________
•
Nur ein Teil der CD34+ Zellen, die wir in den Assay einbringen, kann Kolonien hervorbringen. Der
Prozentsatz solcher Zellen mit myeloischem klonogenen Potential liegt in der CD34+ Zellfraktion
aus Nabelschnurblut bei ca. 30%. Wie viele Kolonien erwarten Sie pro Well?
__________
Auswertung Kolonieanzahl:
Platte
Rote Kolonien Weiße Kolonien
Nr.
•
Gemischte
Kolonien
Gesamt
Frequenz
(Kolonien/ausgesähte Zellen)
Weicht die Zahl der von Ihnen ausgezählten Kolonien von der Erwartung ab? Welche Gründe
könnte eine solche Abweichung haben?
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
___________________________________________________________________________
•
•
Wie kann sich die Zugabe eines Zytokins / Wachstumsfaktors auf Zellen auswirken? Welche
Mechanismen kennen Sie? (Bitte Rückseite dieses Blattes für Antwort verwenden)
Wie ist das Verhältnis von roten zu weißen zu gemischten Kolonien bei Ihren Platten? Diskutieren
Sie ihr Ergebnis. (Bitte Rückseite dieses Blattes für Antwort verwenden)
10
Granulozytenfunktionstest und ELISpot
PD Dr. med. Monika Lindemann
11
Granulozytenfunktionstest (NBT-Test)
Bedeutung und Prinzip
Zur Abwehr mikrobieller Infektionen sind sowohl ein intaktes „Erkennungssystem“, also
Lymphozyten und Antigen-präsentierende Zellen notwendig, als auch Effektorzellen,
deren Funktion darin besteht Keime zu eliminieren. Die klassischen Phagozytosefähigen Granulozyten und Monozyten/Makrophagen sind in erster Linie die
Effektorzellen, die Mikroorganismen aufnehmen und durch intra- und extrazelluläre
Mechanismen abtöten können. Die Aufnahme/Phagozytose aktiviert diese
Effektorzellen, so dass intrazellulär eine Reihe von Substanzen freigesetzt bzw. neu
synthetisiert werden, so z. B. Wasserstoffsuperoxid (H2O2), Chlorid-Radikalen und
Superoxidanionen (O2-). Diese toxischen Substanzen, die intrazellulär in den
Phagosomen wirken, werden zusätzlich auch nach außen abgegeben. Dort sind sie
unserer Messung zugänglich.
Die Bildung von O2- erfolgt durch Aktivierung einer membranständigen NADPH-Oxidase,
die NADPH oxidiert und Sauerstoff reduziert:
NADPH-Oxidase
NADPH
NADP+ + H+ + 2e-
2 O2 + 2e-
2 O2-
Mittels Nitroblau-Tetrazolium (NBT), einem zunächst hellgelben löslichen Farbstoff,
können O2--Ionen sichtbar gemacht werden. Bei Anwesenheit von O2--Ionen entsteht
aus dem löslichen NBT durch Reduktion ein rot-violetter unlöslicher Komplex.
Beim dem im Praktikum durchgeführten NBT-Test wird die Fähigkeit der Granulozyten
geprüft, Candida albicans zu phagozytieren und in der Folge O2--Ionen zu bilden. Die
Radikalbildung läßt sich durch die rot-violette Färbung der Hefepilze mikroskopisch
nachweisen.
Das häufigste klinische Symptom bei eingeschränkter Granulozytenfunktion ist die
Hautinfektion mit opportunistischen Mikroben. Eine seltene aber ausgeprägte Form
dieser Immundefizienz ist die sog. septische Granulomatose. Diese angeborene
Granulozytenfunktionsstörung manifestiert sich ca. 2 Jahre nach Geburt. Typisch sind
hier neben Hautinfektionen (z. B. mit Staphylokokkus epidermidis und Aspergillus) der
Befall von Lunge, Knochenmark und Lymphknoten.
Bei der septischen Granulomatose, einem angeborenen Defekt des oxidativen
Metabolismus der Granulozyten, ist eine Bildung von toxischen Sauerstoffmetaboliten
nicht möglich. Daraus resultiert eine Störung der intrazellulären Keimabtötung. Klinisch
zeigen sich schwere rezidivierende Infektionen v. a. mit Staphylokokken,
Enterobacteriaceae und Pilzen, z. B. als Lymphadentitis, Pneumonie, Leberabszess und
Osteomyelitis.
12
Versuchsdurchführung
1. Adhärenzobjektträger unter fließendem Wasser (Wasserhahn) spülen, bis die grüne
Schutzschicht abgewaschen ist. Mit Hanks-Puffer nachspülen. Flüssigkeit auf dem
Objektträger durch mehrmaliges Klopfen auf Papierunterlage entfernen.
1
2
3
4
5
6
Gruppe 1
1
2
3
4
5
6
Gruppe 2
2. In die Felder 1-6 je 25 µl der Granulozyten-Suspension (G) auftragen. Die Zellen
3 min sedimentieren lassen und danach den Überstand vorsichtig mit der Pipette
absaugen. Eine zweite Gruppe von StudentenInnen belegt entsprechend die
untere Felderreihe.
3. Auftragen von je 25 µl NBT-Lösung (N) auf Felder 1+2, je 25 µl Candida-NBTLösung (CN) auf Felder 3+4 und je 25 µl Serum-Candida-NBT-Lösung (SCN)
auf Felder 5+6.
4. 15 min in einem Brutschrank bei 37°C inkubieren.
5. Anschließend den Objektträger vorsichtig mit Methanol abspülen.
6. 30 min in 2% Methylengrün-Lösung inkubieren.
7. Objektträger mit Wasser kurz spülen, vorsichtig Flüssigkeit auf dem Objektträger
durch mehrmaliges Klopfen auf Papierunterlage entfernen und 5 min trocknen
lassen.
8. Granulozyten unter Verwendung des 100er Objektivs und Öl mikroskopisch
beurteilen. Es sind die Granulozyten (grüne Kernfärbung) zunächst in den
Feldern 1+2 zu identifizieren (Hier soll nicht gezählt werden). In den Feldern 3
oder 4 sowie 5 oder 6 (jeweils Doppelansätze) sollen pro Feld 50 Granulozyten
mikroskopiert werden. Dabei soll der Anteil von Granulozyten, die Candida
phagozytiert bzw. O2--Ionen gebildet haben (rot-violette Färbung) protokolliert
werden (z. B. 30/50).
13
ELISpot
Bedeutung und Prinzip
Der ELISpot (Enzyme-linked-immuno-Spot) Test ist ein extrem sensitives Verfahren,
um Zellaktivierung auf Einzelzellniveau zu messen. Bei dieser Aktivierung werden u.a.
Zytokine, lösliche Polypeptide oder Glykoproteine, die der Zellkommunikation dienen,
freigesetzt. Die von Zellen freigesetzten Proteine werden beim ELISpot durch zwei
monoklonale Zytokinantikörper (mAb 1 und mAb 2) detektiert, die unterschiedliche
Epitope dieses Zytokins erkennen. Der eine der beiden Antikörper ist beim ELISpot an
eine feste Phase gebunden, so dass es sich vom Prinzip her um einen FestphasenELISA handelt.
Der ELISpot wird insbesondere im Rahmen von Studien eingesetzt, bei denen eine
genaue Quantifizierung von zellulären Reaktionen erfasst werden soll, etwa um einen
Impferfolg zu messen. Im Falle der Influenza-Impfung könnten z. B. vor und nach
Impfung Lymphozyten und Monozyten aus Blutproben von Probanden isoliert und in
Zellkulturexperimenten mit Influenza-Proteinen stimuliert werden. Sollten die InfluenzaProteine von den Zellen erkannt werden, so werden Zytokine wie Interferon-γ gebildet
und können mit Hilfe des ELISpot als kleine Punkte (Spots) detektiert werden.
Die einzelnen Schritte des ELISpot Testes sind im Folgenden schematisch dargestellt:
Der Test wird in 96-Loch Mikrotiterplatten durchgeführt. Als erster
Schritt wird ein hochaffiner
monoklonalen Antikörper ( ) in die
Löcher gegeben, der sich an die
Platten bindet.
Es werden für 6 – 72 Stunden Zellen in Gegenwart des Antigens (z. B. InfluenzaProteine) zugegeben. Während dieser Zeit setzen antigenspezifische Zellen ( )
Zytokine ( ) frei, die in unmittelbarer Nachbarschaft durch die monoklonalen
Antikörper an die Platten gebunden werden.
Die Zellen werden durch Waschen entfernt und biotinylierter Antikörper ( )
zugegeben, der ein zweites Epitop des Zytokins erkennt.
Streptavidin, das mit einem Enzym (
peroxidase) wird zugegeben.
) konjugiert ist (z. B. Meerettich-
Ein präzipitierendes Substrat für Meerettichperoxidase wird zugegeben, bis dort
Spots ( ) entstehen, wo eine antigenspezifische Zelle reagiert hat. Die Spots
können entweder mit einem Mikroskop oder einem automatischen BildanalyseSystem detektiert und ausgezählt werden. Der Vergleich der Anzahl von Spots
und der eingesetzten Zellzahl erlaubt es, die Frequenz reagierender Zellen zu
errechnen.
14
15
ELISpot-Beispiel
A
B
A. Interferon-γ Spots nach Stimulation von Lymphozyten und Monozyten mit
Influenza-Proteinen bei einem Probanden, der gegen Influenza geimpft wurde.
B. Kontrollansatz (Kultur von Lymphozyten und Monozyten ohne Zusatz von
Influenza-Proteinen).
Zusammenfassung des Prinzips
Farbsubstrat
Zytokin
mAb 1
Zytokin
mAb 2
biotinyliert
Streptavidin [ ]Biotin [ ]-MeerettichPeroxidase-Komplex
16
17
Immungenetik
Immungenetik
Spenderauswahl für die allogene Transplantation
von hämatopoetischen Stammzellen
Prof. Dr. med. C. Hardt
Dr. rer. nat. Remus
18
Immungenetik
Immungenetik
Eine Transplantation ist aus immunologischer Sicht unproblematisch bei genomischer
Identität von Spender und Empfänger. Genomische Identität besteht bei autologer
Transplantation hierbei werden körpereigene Zellen oder Gewebe übertragen.
Genomische Identität besteht auch bei syngener Transplantation, hierbei werden Zellen
oder Gewebe eines eineiigen (monozygoten) Zwillings übertragen. Genomisch different
sind allogene Transplantate, hierbei werden Zellen oder Gewebe eines zweieiigen
(dizygoten) Zwillings, eines anderen Familienmitglieds oder einer unverwandten Person
übertragen.
Histokompatibilität: Die allogene Transplantation ist die häufigste Art der
Transplantation. Sie ist mit einer Gewebeunverträglichkeit (Histoinkompatibilität)
verbunden. Sie führt zu einer Abstoßung des übertragenen Organs, wenn nicht
therapeutisch interveniert wird. Zellstrukturen, die eine Histoinkompatibilität
verursachen, werden Transplantationsantigene genannt. Als fremde Antigene werden
sie vom Immunsystem nicht toleriert. Einige der Antigene induzieren stärkere
Immunantworten (Haupthistokompatibilitätsantigene) andere geringere (minor
Histokompatibilitätsantigene; mHAg). Die Haupthistokompatibilitätsantigene wurden
beim Menschen zuerst auf Leukozyten gefunden und Humane Leukozyten Antigene
(HLA) genannt. Aufgrund ihrer molekularen Struktur, ihrer Funktion und ihrer
Lokalisation im Genom werden sie in zwei Klassen eingeteilt. Transplantationsrelevant
sind die HLA Moleküle der Klasse I, HLA-A, -B und -C sowie die der Klasse II, HLA-DR,
-DQ und -DP. HLA Moleküle der Klasse I sind Heterodimere aus einer alpha-Kette und
einer assoziierten beta-Kette, dem beta-2-Microglobulin. HLA Moleküle der Klasse II
sind ebenfalls Heterodimere und bestehen aus einer alpha- und einer beta-Kette. Die
genetischen Informationen (Kodierung) für die Bildung von alpha-Ketten der Klasse I
und der alpha- und beta-Ketten der Klasse II liegen auf dem Chromosom 6p21 in einem
Abschnitt, der als Haupthistokompatibilitätskomplex (major histocompatibility complex;
MHC) bezeichnet wird (Abb. 1.).
19
Immungenetik
Abb. 1
HLA-DPA1
HLA-DPB1
HLA-DRA1
HLA-DRB1
HLA-DQA1
HLA-DQB1
TAP2
LMP7
TAP1
LMP2
MHC-Klasse II
MHC-Klasse III
C2
BF
C4A
C4B
HLA-F
HLA-G
HLA-H
HLA-A
HLA-E
HLA-C
HLA-B
MHC-Klasse I
Centromer
LTA
TNFa
LTB
LST-1
Telomer
6p21
Haupthistokompatibilitätskomplex (Chromosom 6)
4 Mb
Der MHC umfasst etwa 4 Mb und ist mit einer Anzahl von 200 Genen eine der
gendichtesten Regionen im menschlichen Genom. Gene der HLA-Klasse I liegen in der
MHC-Klasse I Region (2 Mb) zum Chromosomen Ende (Telomer) hin, die der HLAKlasse II liegen in der MHC-Klasse II Region (1 Mb) zur Chromosomen Mitte
(Zentromer). Zwischen beiden ist die MHC-Klasse III Region (1 Mb) lokalisiert (Abb. 1).
Sie enthält genetische Informationen für Proteine, die unmittelbar an Immunreaktionen
beteiligt sind, z. B. die Komplementkomponenten oder Zytokine, wie Tumornekrosefaktor alpha sowie Lymphotoxin alpha und beta. Bei vielen anderen Genen ist eine
Beziehung zum Immunsystem nicht offensichtlich.
20
Immungenetik
Tabelle 1: HLA-Klasse I und II Antigene und Allele
HLA-DRB1*
Genort
MHC / HLA
Klasse I
Klasse II
Gruppe
13:01:02:01
Spez. Allel
der Gruppe
HLA Gene*
(WHO-Nomenklatur)
Syngene
Mutation
Allele (n)
Mutation außerhalb der
kodierenden Sequenz
Proteine (n)
Null Allele
HLA-A
1001
739
57
HLA-C
690
513
12
HLA-B
1605
1268
47
HLA-DRB1
785
605
5
HLA-DQB1
108
79
1
HLA-DPB1
138
120
3
* Die HLA-Gene sind in der Reihenfolge ihrer chromosomalen Lokalisation
vom Telomer zum Zentromer aufgeführt
Die genetische Information (Sequenz) für die jeweilige alpha-Kette von den HLA-A, -B
und -C Genen sowie für die jeweilige beta-1-Kette von den HLA-DR, -DQ und -DP
Genen kann erheblich variieren (Tab. 1). Unterschiedliche Sequenzen des gleichen
Gens werden als Allele bezeichnet, der unmittelbare Sequenzunterschied (z.B.
Nukleotidaustausch) als Polymorphismus. Sequenzen von zwei oder mehr Genen, die
benachbart auf einem Chromosom liegen, werden solange als Sequenzblock (Haplotyp)
an Nachkommen weitergegeben, bis sie in der elterlichen Meiose durch ein
Rekombinationsereignis voneinander getrennt werden.
21
Immungenetik
Im MHC sind solche Ereignisse relativ selten, so dass HLA-A, -C, -B, -DR, -DQ und -DP
Haplotypen über viele Generationen bestehen bleiben (Abb. 2). Die Testung von HLAAllelen kann mit serologischen oder molekular-genetischen Methoden erfolgen; letztere
haben sich in der Diagnostik durchgesetzt. Nach einer Nomenklatur der Weltgesundheitsorganisation (World Health Organisation, WHO) wird ein serologischer Befund einbzw. zweistellig (z.B. HLA-A1, HLA-A11) beziffert. Das molekulargenetische Ergebnis
wird als niedrig auflösende HLA-Testung (low-resolution) mit dem Symbol (*) und einem
zweistelligen Zifferncode (HLA-DRB1*01) versehen oder als hoch auflösende HLATestung (high-resolution) mit einem vierstelligen Zifferncode (HLA-DRB1*01:01). Die
ersten beiden Ziffern geben die Gruppenzugehörigkeit bzw. eine „Antigendifferenz“ an,
die folgenden beiden Ziffern geben den Subtyp bzw. eine „Alleldifferenz“ an (Tab. 1).
Diese Terminologie berücksichtigt, dass eine HLA Antigendifferenz zwischen Spender
und Empfänger eine stärkere „Antigenität“ bzw. Immunantwort erwarten lässt als eine
Alleldifferenz. Die hoch auflösende HLA-Testung erfasst nur die kodierenden
Sequenzen der Exone 2 und 3 (bei Klasse I Genen), bzw. des Exons 2 bei Klasse II
Genen. Nach dem heutigen Wissensstand tragen nur diese zur Bildung relevanter
antigener Determinanten bei. Sequenzunterschiede außerhalb dieser Exone werden mit
einem 6- bzw. 8-stelligen Zifferncode belegt.
Jedes HLA Molekül hat verschiedene antigene Determinanten (Epitope), die, in einem
fremden Empfänger, eine Bildung von unterschiedlichen Antikörpern oder eine zelluläre
Immunreaktion induzieren können. Epitope, die für ein bestimmtes HLA-Molekül
spezifisch sind, werden eigene (private) Determinanten genannt. Epitope, die bei
verschiedenen HLA-Molekülen vorkommen, werden als gemeinsame (public)
Determinanten oder kreuz-reagierende Gruppen (cross reactive groups; CREG)
zusammengefasst. So haben z.B. die HLA-Antigene HLA-A1, A3 und A11 sowie HLAA2, A9, A28 oder die Antigene HLA-B5, B15, B35 und B7 neben den eigenen
Determinanten auch gemeinsame.
Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen: Die Spende von hämatopoetischen Stammzellen ist eine Lebendspende. Sie beeinträchtigt die Gesundheit des
Spenders nicht oder nicht langfristig. Freiwillige Spender können für ihre HLA-Merkmale
getestet und ihre Testergebnisse elektronisch erfasst werden. Wird ein Spender
benötigt, können die HLA-Typisierungsergebnisse des Patienten mit der Datenbank
abgeglichen und ein geeigneter Stammzell-Spender ausgewählt werden. Die Auswahl
22
Immungenetik
erfolgt gemäß dem „3. Deutschen Konsensus zur immungenetischen Spenderauswahl
für die allogene Stammzelltransplantation“. Vor einer Transplantation muss ein
Bestätigungstest des HLA-Ergebnisses und gegebenenfalls eine lymphozytäre
Kreuzprobe durchgeführt werden.
Die Wahrscheinlichkeit einen HLA-identischen Spender zu finden ist unter Geschwistern
wesentlich höher als in der allgemeinen Bevölkerung bzw. der nationalen (3,79 Mill.
Spender) und internationalen (13,83 Mill. Spender) Spenderdateien. Ein Spender ist
HLA-identisch, wenn er nach der hoch auflösenden HLA-Testung (4-stellig) mit dem
Empfänger an den Genorten (HLA-A, -C, -B, -DR, -DQ) eine völlige Übereinstimmung
zeigt (sog. 10/10-Match). Kinder leiblicher Eltern haben sowohl mit dem Vater als auch
mit der Mutter jeweils einen identischen Haplotyp (Abb. 2). Hieraus ergeben sich bei
Geschwistern die folgenden Wahrscheinlichkeiten gemeinsame Haplotypen zu haben
(Abb. 2): einen Haplotyp 50% (II:1, II:4), keinen Haplotyp 25% (II:2) und zwei
Haplotypen 25% (II:3). Um Haplotypen zweifelsfrei zuordnen zu können ist
gegebenenfalls die Testung der Eltern erforderlich. Die Wahrscheinlichkeit gemeinsamer
Haplotypen erhöht sich auf 50%, wenn ein Elter für einen Haplotyp homozygot ist.
Aufgrund der sehr hohen Heterozygotierate (>95%) von HLA-Haplotypen kommt dies
jedoch sehr selten vor. Bei Geschwistern genügt eine niedrig (2-stellig) auflösende
molekulargenetische Testung der Genorte HLA-A, -B, -DRB1, -DQB1. Die HLA-Identität
muss aufgrund der Merkmalssegregation sichergestellt sein, andernfalls muss eine
zusätzliche HLA-C Testung oder eine hoch auflösende (4-stellig) HLA-Testung des
fraglichen HLA-Merkmals durchgeführt werden. Die Befundmitteilung der HLAErgebnisse erfolgt gemäß der WHO-Nomenklatur.
23
Immungenetik
Abb. 2
Segregation von HLA-Haplotypen in einer Familie
I:1
HLA-A
HLA-C
HLA-B
HLA-DRB1
HLA-DQB1
Haplotyp
II:1
HLA-A
HLA-C
HLA-B
HLA-DRB1
HLA-DQB1
Haplotyp
0201
0401
3503
0901
0301
a
0301
0401
0702
0801
0402
c
0201
0401
3503
0901
0301
a
0301
0401
0702
0801
0402
c
3201
1602
5108
1101
0303
b
II:2
0201
0401
3503
0901
0301
a
2402
0702
3501
1501
0602
d
I:2
2402
0702
3501
1501
0602
d
II:3
3201
1602
5108
1101
0303
b
0301
0401
0702
0801
0402
c
II:4
3201
1602
5108
1101
0303
b
2402
0702
3501
1501
0602
d
II:5
3201
1602
5108
1101
0303
b
0301
0401
0702
0801
0402
c
Bei Einleitung einer Fremdspenderspendersuche in den zentralen Registern muss
zunächst das HLA-Ergebnis des Patienten als hoch auflösende (4-stellig) Testung
bestätigt werden. Steht kein HLA-identischer Spender zur Verfügung, dann ist auch ein
Spender mit einer HLA-Alleldifferenz gegebenenfalls auch mit einer HLAAntigendifferenz in GvH-Richtung und/oder HvG Richtung geeignet. Soweit möglich,
sollte eine Differenz der Genorte HLA-A, -B, -DRB1 vermieden und eher eine HLA-C
oder -DQB1 Differenz akzeptiert werden. Bei Vorliegen von HLA-A, -B, -C, -DRB1 oder DQB1 Differenzen zwischen Empfänger und prospektiven Spendern ist eine Kreuzprobe
zum Ausschluss spenderspezifischer Antikörper durchzuführen. Das Serum des
Empfängers wird mit mononukleären peripheren Lymphozyten sowie getrennten T- und
B-Lymphozyten des Spenders im LCT untersucht.
24
Immungenetik
Eine positive Kreuzprobe ist eine Kontraindikation für eine Transplantation. Stehen zwei
oder mehr Spender zur Verfügung kann die Spenderauswahl nach zusätzlichen
klinischen Kriterien erfolgen. So sollte bei männlichen Empfängern eine weibliche
Spenderin vermieden werden, junge Spender sollten gegenüber älteren bevorzugt
werden und CMV-negative bzw. CMV-positive Patienten sollten mit einem Spender
gleichen Infektionsstatus transplantiert werden.
Molekulargenetische Testung von HLA-Allelen
Eine molekulargenetische Testung von HLA-Allelen ist mit verschiedenen Methoden
möglich: 1.) der Sequenzspezifischen Oligonukleotidhybridisierung (SSO), 2.) der
Amplifikation mittels Sequenzspezifischer Primer (SSP) oder 3.) einer auf der
Sequenzierung basierenden Technik (SBT). Grundlage der drei Techniken ist die
Polymerasekettenreaktion (PCR; siehe Lehrbücher der Biochemie).
25
Immungenetik
Sequenzspezifische Oligonukleotidhybridisierung (SSO)
Bei der Sequenzspezifischen Oligonukleotidhybridisierung wird zunächst der zu
untersuchende DNA-Abschnitt amplifiziert. Die Amplifikate werden jeweils auf zwei
spezielle Trägermaterialen (Hybridisierungsfolien) aufgebracht und mit UV-Licht fixiert.
Die Amplifikate werden denaturiert (DNA-Doppelstrang → Einzelstrang) und
anschließend mit Allel spezifischen Oligonukleotiden hybridisiert.
Einzelstrang: Allel 1
ÅGCATGCTATTCAGATCAGATAATGCATGGGCCCTTAGGCATGCCATCA->
TAGTCTATTACGTACCCG Oligonukleotid 1
hybridisiert mit Allel 1
TAGTCTAGTACGTACCCG
Oligonukleotid 2
hybridisiert nicht mit Allel 1
Einzelstrang: Allel 2
ÅGCATGCTATTCAGATCAGATCATGCATGGGCCCTTAGGCATGCCATCA->
TAGTCTAGTACGTACCCG
Oligonukleotid 2
Hybridisiert mit Allel 2
TAGTCTATTACGTACCCG
Oligonukleotid 1
Hybridisiert nicht mit Allel 2
Ein positives Hybridisierungssignal mit Oligonukleotid 1 und kein Signal mit
Oligonukleotid 2, entspricht dem Genotyp 1/1.
Ein positves Hybridisierungssignal mit Oligonukleotid 2 und kein Signal mit
Oligonukleotid 1, entspricht dem Genotyp 2/2.
Ein positives Hybridisierungssignal mit Oligonukleotid 1 sowie ein positives Signal mit
Oligonukleotid 2, entspricht dem Genotyp 1/2
26
Immungenetik
Amplifikation mittels Sequenzspezifischer Primer (SSP)
Bei dem Nachweis unterschiedlicher Allele mittels sequenzspezifischer Primer wird einer
der beiden Primer so gewählt, dass er sich nur an den Einzelstrang von einem der
beiden Allele anlagern kann. Folglich entsteht ein PCR-Produkt nur dann, wenn das
entsprechende Allel in der zu testenden DNA vorhanden ist.
______________________________________________________________________
Allel 1
GCATGCTATTCAGATCAGATAATGCATGGGCCCTTAGGCATGCCAT..
CGTACGATAAGTCTAGTCTAT
Allelspezifischer Primer 1
Nicht allelspezifischer Primer
(vorwärts)
(rückwärts)
CGTACGATAAGTCTAGTCTAG
Allelspezifischer Primer 2 bindet nicht an Allel 1
(vorwärts)
______________________________________________________________________
Allel 2
GCATGCTATTCAGATCAGATCATGCATGGGCCCTTAGGCATGCCAT……
CGTACGATAAGTCTAGTCTAG
Allelspezifischer Primer 2
Nicht allelspezifischer Primer
(vorwärts)
(rückwärts)
CGTACGATAAGTCTAGTCTAT
Allelspezifischer Primer 1 bindet nicht an Allel 2
(vorwärts)
______________________________________________________________________
27
Immungenetik
Ein Amplifikat entsteht nur dann, wenn das Allel, für das der Primer spezifisch ist, in der
genomischen DNA vorhanden ist. Der Nachweis von spezifisch amplifizierter DNA
erfolgt nach Agarosegelelektrophorese durch Anfärbung mit Ethidium-Bromid.
Ein Amplifikat mit dem Allelspezifischen Primer 1, jedoch nicht mit dem Allelspezifischen
Primer 2 entspricht dem Genotyp 1/1.
Ein Amplifikat mit dem Allelspezifischen Primer 2, jedoch nicht mit dem Allelspezifischen
Primer 1 entspricht dem Genotyp 2/2.
Ein Amplifikat mit dem Allelspezifischen Primer 1 sowie eines mit dem Allelspezifischen
Primer 2 entspricht dem Genotyp 1/2.
Sequenzierverfahren (SBT)
Die Sequenz basierende Testung (SBT) ist ein hoch auflösendes Verfahren zur
Bestimmung von HLA-Allelen. Zunächst wird eine orientierende Amplifikation
durchgeführt um die Zugehörigkeit der beiden Allele eines Probanden zu einer
bestimmten Allelgruppe zu ermitteln. Beide Allele werden dann separat amplifiziert und
anschließend sequenziert. Der Sequenzabgleich mit bekannten Allelen in den
Datenbanken erlaubt die Bestimmung des Genotyps.
28
Immungenetik
HLA-Testung mittels SSP
Die Bestimmung von di-allelischen Polymorphismen in einem Gen erfolgt nach
Amplifikation genomischer DNA mit zwei spezifischen Primerpaaren. Für die
Bestimmung der hoch polymorphen HLA-Gene sind jedoch weitaus mehr PCRReaktionen notwendig um ein Allel zweifelsfrei zu bestimmen. Zunächst wird für jeden
Probanden eine niedrig auflösende HLA-Testung mit 40 bis 60 gruppenspezifischen
Primerpaaren durchgeführt. Ausgehend von diesem Testergebnis wird eine zweite
Analyse mit wiederum 40 bis 60 Allelspezifischen Primerpaaren durchgeführt. Aus den
Amplifikationsmustern ergibt sich der jeweilige Genotyp des Probanden.
Praktikumsaufgaben:
1.) Erstellung eines Stammbaums mit den HLA-A, -B, -DR und -DQ Typisierungsergebnissen einer Familie.
2.) Beurteilung ob in dem vorliegenden Stammbaum für den Patienten ein
geeigneter Familienspender für die Transplantation von hämatopoetischen
Stammzellen in Frage kommt.
3.) Auswertung einer hoch auflösenden HLA-Typisierung (Fremdspender) nach
Amplifikation mittels SSP
4.) Auswahl eines geeigneten Fremdspenders für die Transplantation von
hämatopoetischen Stammzellen bei einem Leukämie Patienten
5.) Immungenetische Checkliste bei hämatopoetischer Stammzelltransplantation.
29
30
Molekulargenetische Darstellung der HLA
Klasse I genomischer Polymorphismen
mittels PCR-SSOP
Dr. Stanislav Ferencik
31
Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP_____________________
ALLGEMEINE HINWEISE
1.
Die praktischen Arbeiten werden von den Kursteilnehmern in zweier Gruppen
durchgeführt.
2.
Wegen des Umgangs mit PCR-Produkten sowie mit Gefahrstoffen müssen alle
Praktikumsteilnehmer Einmal-Handschuhe und Laborkittel tragen.
3.
Alle Pipettierschritte werden mit Hilfe von Pipetten durchgeführt.
4.
Alle Abfälle kommen in die dafür vorgesehenen Behälter.
5.
Im Praktikumsraum sind Essen, Trinken und Rauchen nicht erlaubt.________
EINLEITUNG
Die Entdeckung von J. Watson und F. Crick im Jahr 1953, dass die
Desoxyribonukleinsäure (DNS) den Träger der Erbinformation darstellt und somit die
primäre Informationseinheit innerhalb der Zellen bildet, ist die Grundlage der
Molekularbiologie und der Gentechnik. In den letzten Jahren haben DNS basierende
Techniken inzwischen eine weit verbreitete Anwendungsmöglichkeit in der
Grundlagenforschung sowie in der medizinischen Diagnostik gefunden.
Die HLA Loci des menschlichen Histokompatibilitätskomplexes (MHC), die am kurzen
Arm des menschlichen Chromosoms Nummer 6p liegen, kodieren drei bestimmte
Klassen der hochpolymorphen Zelloberflächenmoleküle.
LOCALISATION OF HLA GENES ON CHROMOSE 6p
32
Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP_____________________
Die Region der klassischen HLA Klasse I Gene liegt auf der telomer gelegenen Seite
des HMC-Komplexes, zentromerwärts gelegen schließen sich die der HLA-Klasse III
Region zugehörigen Gene an. Die HLA Klasse II Genorte liegen auf der zentromerwärts
gelegenen Seite des MHC.
Diese MHC Moleküle binden Antigene in Form von Peptiden an sich und präsentieren
diese Peptide so den T-Lymphozyten. Dieser Schritt ist entscheidend bei der Einleitung
der zellulären wie auch humoralen Immunantwort. Weiter spielen diese Moleküle eine
zentrale Rolle in der Regulierung des Immunsystems, in der Transplantationsbiologie
bei der Spender/Empfänger Auswahl vor allogener Organtransplantation sowie bei der
Anfälligkeit zu einigen Krankheiten, einschließlich Autoimmunerkrankungen und
gewissen Krebserkrankungen.
Die HLA Klasse I Moleküle (HLA-A, HLA-B, HLA-C) befinden sich auf den meisten
kernhaltigen Zellen. Sie sind Oberflächenglykoproteine, die Degradationsprodukte
(Peptide) von endogen hergestellten Proteinen (z.B. Virus und Tumorpeptide) binden
und CD8 positiven T- Lymphozyten präsentieren.
Die HLA Klasse I Moleküle lassen sich auch durch ihren molekularen Aufbau, ihre
Expression im Gewebe und damit verbunden durch ihre Funktion von den HLA Klasse II
Merkmalen unterscheiden. Die HLA Klasse I Moleküle werden als Heterodimere
bezeichnet. Diese Heterodimere bestehen aus einer HLA kodierenden schweren
membranverankerten α-Kette mit ihren drei Domänen (α1 bis α3), die mit einem nicht
MHC kodierten Polypeptid verbunden ist, dem β2 Mikroglobulin (Chromosom 15q22).
33
Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP___________________
Die optimale Definition eines HLA Genproduktes ist die Bestimmung der
Aminosäuresequenz des Proteins, bzw. der Nukleotidsequenz des entsprechenden
Gens. Während β2 Mikroglobulin monomorph ist, sind die Gene der α-Kette extrem
polymorph. Die Sequenzaktualisierung im Jahr 2010 ergab 965 HLA-A Allele, 1.543
HLA-B Allele und 626 HLA-C Allele. Das HLA System umfasst ungefähr 3.500
Kilobasen. Die lineare Abfolge der Basen im Gen kodiert die aufeinanderfolgenden
Aminosäuren der Polypeptidkette, wobei dem genetischen Kode jeweils 3 Basen
(Kodon) die Information für eine Aminosäure bilden. Jedes Gen ist organisiert in
aufeinanderfolgende Exone und Introne, wobei nur die Sequenz des Exons in
Aminosäuresequenz übersetzt wird. Jedes HLA Klasse I Gen besteht aus 8 Exonen, die
von 7 Intronen getrennt werden.
STRUCTURE OF HLA CLASS I AND HLA CLASS II GENES
SP
α1
α2
270 Bp
INTRON 1
5´
EXON1
276 Bp
SP
INTRON 3
EXON 3
INTRON 4
EXON 4
ß1
CP
INTRON 5
EXON 5
ß2
270 bp
EXON1
CP
3´
EXON 6
EXON 7
EXON8
3,5 kb
INTRON 1: 8.500 bp
5´
CP
276 bp
INTRON 2
EXON 2
TM
α3
TM
CP
CP
279 bp
INTRON 2: 2.750 bp
EXON 2
INTRON 3
EXON 3
3´
EXON 4
EXON 5
EXON 6
14,5 kb
Das erste Exon kodiert das Leaderpeptid, das dafür verantwortlich ist, dass die
synthetisierte Polypeptidkette an der richtigen Stelle exprimiert wird. Die HLA Klasse I
Polymorphismen sind hauptsächlich in den Exonen 2 und 3 lokalisiert, welche die
extrazelluläre Domäne, die als Peptidbindungsstelle fungiert, kodieren. Innerhalb dieser
zwei Exone sind die Polymorphismen in sogenannten hypervariablen Regionen
konzentriert, welche selbst innerhalb eines relativ konservierten Rahmen liegen. Die
Analysen von HLA Klasse I Kristallstrukturen haben gezeigt, dass diese
Polymorphismen in den peptidbindenden Taschen liegen und mit dem Peptid und/oder
dem T-Zellrezeptor direkt interagieren. Das fünfte Exon ist in der
34
Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP___________________
Transmembranregion lokalisiert und die Exone 6-8 kodieren für den Zytoplasmatischen
Anteil und die 3´-unübersetzte Region.
HLA Genes
Class II Region
DP
B1
A1
L
B1
B2
1
2
3
DQ
B1
A1
Class I Region
DR
B1
TM Cyt
4
5
6
B3
or
B4
or
B5
B
C
A
A1
L
A1
A2
A3
1
2
3
4
TM
5
6
Cyt
7
8
METHODEN ZUM NACHWEIS DER HLA ALLELE
Grundsätzlich können wir zum Nachweis
molekulargenetische Methoden einsetzen:
1.
2.
3.
der
HLA-Polymorhismen
folgende
PCR-SSP (Sequence-Specific-Primers),
PCR-SSOP (Sequence-Specific-Oligonucleotid-Probes)
PCR-SBT (Sequence-Based-Typing=Sequenzierung)
ZIELSETZUNG
Zielsetzung dieses Praktikums ist es, Ihnen das methodische Vorgehen bei einer HLA
Klasse I (HLA-A*) molekulargenetischen Typisierung mit Hilfe der reversen
Hybridisierungstechnologie (PCR-SSOP) näher zu bringen.
TESTPRINZIP
Die PCR-SSOP Methode ist ein DNA-Hybridisierungstest zur Bestimmung von HLA
Merkmalen/Allelen. Zur Differenzierung der polymorphen HLA Sequenzmotive werden
Sequenz-Spezifische-Oligonukleotid-Sonden eingesetzt, deren Bindung nach einem
vom Protein-ELISA abgeleiteten Prinzip nachgewiesen wird.
Der PCR-SSOP Test beruht auf folgenden Hauptprozessen:
1.
DNS-Isolierung
Genomische DNS, die als Ausgangsmaterial eingesetzt wird, wird auf einfache
Weise aus Vollblut isoliert.
35
Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP___________________
2.
PCR Amplifizierungsreaktion
Amplifikation der Zielsequenz mittels PCR. Durch PCR mit Biotin markierten
Primern werden die polymorphen Regionen im zweiten und dritten Exon der HLAA Gene amplifiziert.
3.
Hybridisierungsreaktion
Hybridisierung (Bindung von komplementären DNA-Sequenzen/Strängen) der
amplifizierten Produkte mit auf einem Träger immobilisierten HLA
sequenzspezifischen Oligonukleotidsonden.
Nach der PCR Amplifizierungsreaktion werden die PCR Produkte (Amplikons)
chemisch denaturiert um DNS Einzelstränge zu erhalten. Diese werden
anschließend in die Vertiefungen der Hybridisierungsplatte mit den vorgelegten
Nylonmembranen (Streifen) pipettiert. Auf den Nylonmembranen sind bereits die
HLA-A spezifischen Oligonukleotide immobilisiert. Beim Auftragen der
denaturierten und verdünnten PCR Produkte auf die Streifen findet im
Hybridisierungsverfahren eine Bindung zwischen den Sonden und dem PCR
Produkt statt. Für die Spezifität des Verfahrens ist der nachfolgende StringenzWaschschritt
entscheidend,
in
dem
Sonden
mit
ungenügender
Sequenzhomologie zu den PCR Produkten entfernt werden.
4.
Detektionsreaktion
Nach dem stringenten Waschen der Membranstreifen gibt man StreptavidinMeerrettich-Konjugat in die Vertiefung des Typisiertabletts. Das Streptavidin
bindet an die mit Biotin markierten Amplikonen, die an den Membrangebundenen
Sonden hybridisiert wurden. Nach Entfernen des ungebundenen Konjugates wird
durch das gebundene Streptavidin-Meerrettichperoxidase-Konjugat (POD) mittels
Wasserstoffperoxid (H2O2) und Tetramethylbenzidin (TMB) ein blauer
Farbkomplex geformt. Diese Reaktion wird durch mehrfache Waschschritte mit
Wasser gestoppt.
PCRPCR-SSOP
COLOR
COLOR REACTION
REACTION
POD
H22O22
TMB
α - FITC
FITC
SSOSSO-Probe
TCGATCCAGGC
TCGATCCAGGC
5´
3´
AGCTAGGTCCG
AGCTAGGTCCG
PCRPCR-Product
Biotin
Streptavidin
36
Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP___________________
5.
Auswertung von positiven Reaktionen. Das Muster der positiven Positionen wird
an Hand der beiliegenden Schablonen ausgewertet und die Typisierung wird
ermittelt.
AUFLÖSUNG DES TESTS
Mit Hilfe dieses HLA-A spezifischen Typisierungsverfahrens wird eine niedrige
(Merkmal) Auflösung erreicht.
REAGENZIEN
Alle benötigten Reagenzien sind in ausreichendem Maße abgefüllt in 1.5 ml Röhrchen
an jedem Arbeitsplatz vorhanden. Diese Röhrchen sind wie folgt gekennzeichnet:
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
HLA-A spezifisches PCR Produkt (60 µl)
Denaturierungslösung (60 µl)
Hybridisierungspuffer (5 ml)
Ambient Waschpuffer (5 ml)
Stringent Waschpuffer (5 ml)
Konjugat Arbeitslösung (5 ml)
Ambient Waschpuffer (5 ml)
Ambient Waschpuffer (5 ml)
Ambient Waschpuffer (5 ml)
Citratpuffer (5 ml)
Substrat-Arbeitslösung
Deionisiertes H2O (5 ml)
Deionisiertes H2O (5 ml)
Deionisiertes H2O (5 ml)
Citratpuffer (5 ml)
BENÖTIGTE GERÄTE UND VERBRAUCHSMATERIALIEN
1.
2.
3.
4.
5.
Schüttellwasserbad
Pipetten
Teststreifen
Typisierplatte (Tablett) mit 24 Vertiefungen
Auswertungsschablone
PRAKTIKUMSDURCHFÜHRUNG
Im Rahmen des Praktikums wird von den Studierenden in Gruppen jeweils zwei
Personen eine HLA Typisierung mittels PCR-SSOP durchgeführt.
Folgende Schritte werden dazu benötigt:
37
Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP_____________________
1.
2.
3.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
Denaturierung des HLA-A spezifischen PCR Produktes
Inkubation 10 Minuten bei Raumtemperatur
Hybridisierung 30 Minuten bei 50°C
Erster Waschgang 10 Sekunden bei Raumtemperatur
Zweiter Waschgang 15 Minuten bei 50 °C
Erste Detektionsreaktion 15 Minuten bei Raumtemperatur
Dritter Waschgang 5 Minuten bei Raumtemperatur
Vierter Waschgang 5 Minuten bei Raumtemperatur
Fünfter Waschgang 5 Minuten bei Raumtemperatur
Inkubation 5 Minuten bei Raumtemperatur
Zweite Detektionsreaktion 10 Minuten bei Raumtemperatur
Stoppen der Farbreaktion-Inkubation 5 Minuten bei Raumtemperatur
Auswertung der Resultate
FOLGENDE SCHRITTE WERDEN DURCHGEFÜHRT
1.
Die Teststreifen gegenüber der schwarzen Referenzlinie individuell mit
Kugelschreiber beschriften.
2.
60 µl der Denaturierungslösung (Röhrchen Nr.2) mit 60 µl des HLA-A
spezifischen PCR Produktes (Röhrchen Nr.1) mit einer Pipette sorgfältig
mischen. Inhalt ins Röhrchen 1A pipettieren.
3.
Röhrchen verschließen. Es folgt eine Inkubation für 10 Minuten bei
Raumtemperatur.
4.
Die HLA Teststreifen werden in die Vertiefungen des Typisierungstabletts
gelegt, mit den Oligonukleotidsonden nach oben zeigend.
5.
5 ml des vorgewärmten (50°C) Hybridisierungspuffers (Röhrchen Nr.3,
befindet sich im Wasserbad) werden in jede Vertiefung des
Typisierungstabletts pipettiert.
6.
Aus dem Röhrchen 1A werden insgesamt 70 µl des denaturierten PCR
Produktes mit Hilfe einer Pipette in die entsprechende Vertiefung im
Typisiertablett pipettiert.
7.
Das Typisiertablett wird mit dem Deckel verschlossen und die Streifen
werden 30 Minuten bei 50°C im Wasserbad unter Schaukelbewegungen
inkubiert. Es muss sichergestellt werden, dass der Hybridisierungspuffer,
ohne in benachbarte Vertiefungen zu spritzen, jeden Streifen komplett
bedeckt.
8.
Die Platte wird aus dem Wasserbad herausgenommen und der
Hybridisierungspuffer aus den Vertiefungen abgesaugt*.
9.
5 ml des Ambient Waschpuffers (Röhrchen Nr. 4) werden in jede
Vertiefung pipettiert und das Typisiertablett wird für ein paar Sekunden
38
Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP_____________________
bei Raumtemperatur hin und hergeschaukelt. Der Ambient Waschpuffer
wird anschließend abgesaugt*.
10.
5 ml des vorgewärmten Stringent Waschpuffers (Röhrchen Nr. 5, befindet
sich im Wasserbad) werden in jede Vertiefung pipettiert und das
Typisiertablett wird zurück ins Wasserbad gestellt. Es folgt eine Inkubation
für 15 Minuten bei 50°C.
Bitte beachten Sie :
Die Zeit und Temperatur sind bei diesem Schritt für den gesamten Ausgang der Testung
entscheidend.
11.
Die Platte wird aus dem Wasserbad herausgenommen und der Stringent
Waschpuffer aus den Vertiefungen abgesaugt*.
12.
5 ml der Konjugat Arbeitslösung (Röhrchen Nr. 6) werden zu jeder
Vertiefung des Typisiertabletts gegeben und 15 Minuten bei
Raumtemperatur auf einer beweglichen Platte hin und hergeschaukelt.
Die Konjugat Arbeitslösung wird anschließend abgesaugt*.
13.
5 ml des Ambient Waschpuffers (Röhrchen Nr. 7) werden in jede
Vertiefung pipettiert und das Typisiertablett wird auf einer beweglichen
Platte bei Raumtemperatur 5 Minuten hin und hergeschaukelt. Der
Ambient Waschpuffer wird anschließend abgesaugt*.
14.
Schritt 13 bitte zweimal wiederholen (Röhrchen Nr. 8+9)
15.
5 ml des Citratpuffers (Röhrchen Nr. 10) werden in jede Vertiefung
pipettiert und das Typisiertablett wird auf einer beweglichen Platte bei
Raumtemperatur 5 Minuten hin und hergeschaukelt. Der Citratpuffer wird
anschließend abgesaugt*.
16.
5 ml der Substrat Arbeitslösung (Röhrchen Nr. 11) werden zu jeder
Vertiefung des Typisiertabletts gegeben und 15 Minuten bei
Raumtemperatur auf einer beweglichen Platte hin und hergeschaukelt.
Die Substrat Arbeitslösung wird anschließend abgesaugt*.
17.
5 ml des deionisierten H2O (Röhrchen Nr. 12) werden zu jeder Vertiefung
des Typisiertabletts gegeben und 5 Minuten bei Raumtemperatur auf
einer beweglichen Platte hin und hergeschaukelt. Das restliche H2O wird
anschließend abgesaugt*.
18.
Schritt 17 bitte zweimal wiederholen (Röhrchen Nr. 13+14).
19.
5 ml des Citratpuffers (Röhrchen Nr. 15) werden in jede Vertiefung
pipettiert. Die Streifen sind fertig zum Auswerten. Die Streifen müssen
während des ganzen Vorgangs nass bleiben.
Bemerkung
*Das Absaugen wird von der Kursleitung durchgeführt.
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Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP_
AUSWERTUNG VON RESULTATEN
Die HLA-A Typisierung wird durch das Bestimmen der positiven Signale (blaue Linien)
auf dem Typisierungsstreifen bestimmt. Das Bandenmuster entscheidet, welche HLA-A
Merkmale in der DNA Probe vorhanden sind.
Die Positionen der einzelnen HLA-A spezifischen Banden werden manuell mit Hilfe der
beiliegenden Schablone abgelesen und notiert. Die HLA Typisierung erfolgt wie folgt an
Hand der HLA-A spezifischen Auswertungstabelle:
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Molekulargenetische Darstellung der HLA Klasse I genomischer Polymorphismen mittels PCR-SSOP_
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