Telefon 2 33 – 2 43 83 Telefax 2 33 – 2 15 63 Kulturreferat Freie Kunst im öffentlichen Raum – Schwerpunkt „Musik-Projekte im öffentlichen Raum“ in Zusammenarbeit mit dem „Musikprojekt München“ 2 Anlagen Beschluss des Kulturausschusses vom 12. Februar 2004 (VB) Öffentliche Sitzung I. Vortrag der Referentin: 1. Anlass für die Vorlage / Kompetenzen Seit den fünfziger Jahren verlässt die zeitgenössische Musik immer mehr die Konzertsäle und erschließt sich neue Räumlichkeiten. Insbesondere experimentelle, innovativ angelegte Projekte im interdisziplinären Bereich finden auf Plätzen, in Treppenhäusern und Foyers oder im „öffentlichen Raum“ Internet statt. Gerade in München ist die Anzahl der hochwertigen Projekte der in diesem Bereich arbeitenden Musiker und Musikerinnen besonders hoch, wie sich u.a. bei den eingereichten Projektentwürfen für Musikstipendien und das Projektstipendium Musik/Neue Medien immer wieder zeigt. Klanginstallationen, wie sie z.B. im Rahmen der letzten Münchner Biennale im Foyer des Gasteig stattgefunden haben oder das Pater Noster-Konzert des Ensembles piano possibile im November im städtischen Hochhaus in der Blumenstrasse sind Beispiele für solche Aktivitäten. Die SPD-Stadtratsfraktion und die Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen / Rosa Liste haben im Kulturausschuss am 22.01.2004 einen Ergänzungsantrag zum diesjährigen Haushaltskonsolidierungsbeschluss 2004 eingebracht, in dem unter anderem beantragt wird, 90.000 € aus den Mitteln für „Freie Kunst im öffentlichen Raum“ für „Musikprojekte im öffentlichen Raum“ zur Verfügung zu stellen (siehe Anlage 2). Diesem Antrag – der in der Kulturausschusssitzung von allen vertretenen Parteien einstimmig befürwortet wurde – stimmte die Vollversammlung des Stadtrates am 28. Januar 2004 im Rahmen des Haushaltsbeschlusses zu. Dem Auftrag, für diese 90.000 € Vergabemodalitäten zu erarbeiten, kommt das Kulturreferat mit dieser Beschlussvorlage nach. Ein Anhörungsrecht eines Bezirksausschusses besteht nicht. <KA 220104\bv-KiöR-Schwerpunkt Musik> Seite 2 2. Vorschlag Es wird beantragt, im Jahr 2004 den Betrag von 90.000 Euro aus Mitteln für „Freie Kunst im öffentlichen Raum“ (Haushaltsstelle 3000.603.1000.4) für „Musik-Projekte im öffentlichen Raum“ nach den im Folgenden beschriebenen Vergabemodalitäten an die freie Musikszene in München zu vergeben. 3. Im Einzelnen Hintergrund Seit 1995 fördert die Landeshauptstadt München die freie Musikszene im Bereich der Neuen Musik über Zuschüsse mit einer Summe von 30.000 €. Dieser Betrag wurde im Jahr 2002 im Zuge der Haushaltskürzungen sogar noch um 5.000 € gekürzt. Hingegen wurden von der Landeshauptstadt München im Jahr 2002 die Musiktheater des Bayerischen Staatstheaters mit 6,85 Mio. €, die Symphoniker und das Kammerorchester noch mit insgesamt fast 2 Mio. € unterstützt. Dabei existieren in München eine ganze Reihe hochqualifizierter Musiker/innen (darunter allein 3 hervorragende Ensembles für zeitgenössische Musik!), Komponisten und Veranstaltungsreihen, die weit über die Grenzen Münchens hinaus aktiv und bekannt sind und mit einem Minimum an Geld zahlreiche innovative und spannende Projekte in München durchführen, die überregional beachtet werden. Zusammengezählt sind es ca. 250 Musikschaffende (Musiker/innen und Komponisten/innen), die in der freien Szene arbeiten. Während bei der Debatte um die Kürzung der Zuschüsse für Orchester und Opernhäuser immer wieder der Erhalt von Arbeitsplätzen als Argument ins Spiel geführt wird, gerät selten ins Blickfeld, dass es in der Musikszene auch um den Erhalt von Arbeitsmöglichkeiten geht – und zwar eine Arbeit, die mit einem Minimum an Geld ein Maximum an innovativen und interessanten Projekten hervorbringt und immer an der Grenze zur Selbstausbeutung stattfindet. Letztlich ist es auch immer wieder die freie Szene, aus der heraus maßgebliche Impulse für die großen Institutionen gegeben werden. Der Stadtrat setzt mit der Unterstützung des „Musikprojektes München“ ein bundesweites Signal und zeigt, dass auch in Zeiten von Haushaltskürzungen innovative neue Projekte unterstützt werden, und dass der Erhalt eines ausgewogenen Musiklebens einer Stadt auch bei gekürztem Kulturbudget möglich ist. Gerade angesichts der Vielzahl von Projekten, die als „Freie Kunst im öffentlichen Raum“ im Musikbereich sinnvoll und qualitativ hochwertig realisiert werden könnten, kann sich die Stadt auch bei diesem Thema als Vorreiter positionieren. Der große Erfolg einer vom Kulturreferat initiierten Präsentation von repräsentativen Projekten der Freien Münchner Musikszene am 3. Februar 2004 in der ausverkauften Muffathalle dürfte in diesem Zusammenhang ein deutliches Signal in diese Richtung geben: Der Aufführungsabend fand sowohl beim Publikum als auch bei der lokalen und überregionalen Presse ein überaus positives Echo. Seite 3 Modell „Musikprojekt München“ Mit der zusätzlichen Bereitstellung von 90.000 € für die freie Musikszene in München sollen neue Projekte im Bereich der zeitgenössischen Musik im öffentlichen Raum finanziert werden können, insbesondere auch solche, die interdisziplinär ausgerichtet sind. Ein Ziel ist dabei, dass die Initiatoren des „Musikprojektes München“ auch Partner aus der freien Wirtschaft und den Freistaat dazu gewinnen können, weitere Mittel bereitzustellen und so eine erfolgreiche Public Private Partnership neu zu gründen. Die Stadt spielt dabei den Vorreiter, da es erfahrungsgemäß erheblich einfacher ist, Unterstützung von Sponsoren o.ä. für Projekte anzuwerben, die bereits von der Stadt getragen werden, als für noch nicht gesicherte Projekte. Die Vorschläge zur Vergabe sollen durch eine Kommission aus je 5 Fachjuroren und 5 Stadträten, davon je 2 von SPD und CSU und eine/einer von Bündnis 90/Die Grünen/RL, erarbeitet werden und ähnlich der Vergabe der Musikstipendien erfolgen. Die Jury sollte sich zweimal im Jahr treffen, da Projekte im Bereich der Musik oft viel kurzfristiger entstehen und geplant werden als beispielsweise im Theaterbereich. Die beiden Sachbearbeiter im Fachgebiet Musik sollten der Jury als beratende (nicht stimmberechtigte) Mitglieder angehören. Als Fachjuroren für das Jahr 2004 werden vorgeschlagen: Wolf Loeckle Dr. Reinhard Schulz Meret Forster Klaus vom Bruch Tilmann Broszat Redakteur Bayerischer Rundfunk Musikjournalist, Vorsitzender der Münchner Gesellschaft für Neue Musik e.V. Musikjournalistin Medienkünstler Festivalleiter Als Ersatzmitglieder werden folgende Fachjuroren vorgeschlagen: Helmut Rohm Steve Lake Redakteur für Neue Musik beim BR Musikproduzent Die stimmberechtigten Stadtratsmitglieder werden von den einzelnen Fraktionen benannt. Vergabekriterien Für folgende Projekte können Mittel aus dem Etat „Musik-Projekte im öffentlichen Raum“ beantragt werden: Die Projekte müssen sich mit zeitgenössischer Musik im öffentlichen Raum beschäftigen. Grenzüberschreitungen sowohl innerhalb der Musikrichtungen (z. B. zum Jazz oder zu Improvisierter Musik) ist dabei ebenso erwünscht wie spartenübergreifende Projekte zu Bildender Kunst, Neue Medien, Tanz usw.. Zeitgenössische Musik im wei- Seite 4 testen Sinne muss jedoch im Mittelpunkt des Projektes stehen. Kommerziell orientierte Projekte können nicht gefördert werden. Die Antragsteller müssen ihren Wohnsitz im S-Bahnbereich von München haben; bei Ensembles oder Vereinen muss mindestens die Hälfte der Mitglieder ihren Wohnsitz in München haben. Sollten in einem Halbjahr nicht ausreichend Projektanträge vorliegen, die von der Jury als förderungswürdig befunden werden, werden die nicht ausgereichten Mittel übertragen und im nächsten Halbjahr vergeben. Die erste Ausschreibung erfolgt Ende Februar 2004 mit Fristsetzung für die Antragseinreichung zum 30. April; die zweite Ausschreibung Anfang August mit Fristsetzung für die Antragseinreichung zum 31. Oktober; es werden jeweils 45.000 € (abzüglich eines Betrages von maximal 3.000 € zur Deckung der Organisationskosten pro Halbjahr) bereitgestellt. Die Ausschreibungen erfolgen unter bestimmten Themenstellungen jeweils mit einem besonderen Fokus auf „Kunst im öffentlichen Raum“. Die erste Ausschreibung widmet sich dem Thema „Identität und Heimat“, die zweite dem Thema „Interkulturelle Musik in München“. Da die Ausschreibung sich ausschließlich an in München ansässige Musikschaffende richtet, wird sie – wie die Musikstipendiumsausschreibung – durch Pressemitteilungen an die Münchner Zeitungen, Auslegen an zentralen „Musik“-Orten wie Musikhochschule, Musikbibliothek usw. sowie gezieltes Anschreiben an alle dem Kulturreferat bekannten in München in diesem Bereich tätigen Musikschaffenden. In Anlage 1 zu dieser Beschlussvorlage findet sich der Entwurf für den ersten Ausschreibungstext. Die bereitgestellten 90.000 € beinhalten – wie oben erwähnt - auch Kosten wie Aufwandsentschädigungen für die Juroren u.a. in Höhe von insgesamt maximal 6.000 €. Wenn private Sponsoren bzw. der Freistaat als Finanzierungspartner gewonnen werden, wird dieses Geld gleichermaßen in den Gesamtetat integriert und mitverteilt. Das Vergabemodell durch eine Jury wird nach Abschluss des Vergabeverfahrens Ende 2004 vom Kulturreferat in seiner Effizienz geprüft. Anfang des Jahres 2005 wird dem Stadtrat über das Ergebnis berichtet und ein Vorschlag unterbreitet, ob und wie der Modellversuch verlängert werden soll. 4. Finanzierung Die Mittel in Höhe von 90.000 € stehen bei HST. 3000.603.1000.4 „Freie Kunst im öffentlichen Raum“ zur Verfügung. Die Vorlage muss als Nachtrag behandelt werden, da der entsprechende Antrag der SPDStadtratsfraktion und der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen / Rosa Liste erst im Kulturausschuss am 22.01.2004 erfolgte. Die Behandlung in dieser Sitzung ist erforderlich, da bereits noch im Februar die erste Ausschreibung erfolgen soll. Die Korreferentin des Kulturreferats, Frau Stadträtin Sabathil, der Verwaltungsbeirat für Kulturelle Stadtentwicklung, Herr Stadtrat Benker, die Verwaltungsbeirätin für Bildende Seite 5 Kunst, Frau Stadträtin Renner, und der Verwaltungsbeirat für Musikfragen, Herr Stadtrat Quaas, sowie die Stadtkämmerei haben Kenntnis von der Vorlage. II. Antrag der Referentin: 1. Im Jahr 2004 wird der Betrag von 90.000 Euro aus Mitteln für „Freie Kunst im öffentlichen Raum“ (Haushaltsstelle 3000.603.1000.4) für „Musik-Projekte im öffentlichen Raum“ nach den oben beschriebenen Vergabemodalitäten an die freie Musikszene in München vergeben. 2. Mit der Bestellung der Fachjury in folgender Besetzung: Wolf Loeckle Dr. Reinhard Schulz Meret Forster Klaus vom Bruch Tilmann Broszat Redakteur Bayerischer Rundfunk Musikjournalist, Vorsitzender der Münchner Gesellschaft für Neue Musik e.V. Musikjournalistin Medienkünstler Festivalleiter 2 Mitglieder der Stadtratsfraktion der SPD (noch zu benennen) 2 Mitglieder der Stadtratsfraktion der CSU (noch zu benennen) Bündnis 90/Die Grünen/RL (noch zu benennen) besteht Einverständnis. 3. Das Kulturreferat wird beauftragt, dem Stadtrat Ende des Jahres 2004 erneut zu berichten. III. Beschluss: nach Antrag. Über den Beratungsgegenstand entscheidet endgültig die Vollversammlung des Stadtrates. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München Der Vorsitzende: Die Referentin: Seite 6 Ude Oberbürgermeister Prof. Dr. Dr. Hartl Berufsm. Stadträtin IV. Abdruck von I. bis III. über den Stenografischen Sitzungsdienst an die Stadtkämmerei an das Direktorium - Dokumentationsstelle an das Revisionsamt mit der Bitte um Kenntnisnahme. V. Wv. Kulturreferat (Vollzug) ----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Zu V. (Vollzug nach Beschlussfassung): 1. Übereinstimmung vorstehender Ausfertigung mit dem Originalbeschluss wird bestätigt. 2. Abdruck von I. mit V. an StD an FG 2 (2 x) an GL-2 an FG 1 an FG 3 an FG 4 an FG 6, Herrn Hartel mit der Bitte um Kenntnisnahme bzw. weitere Veranlassung. 3. Zum Akt München, den ........................... Kulturreferat I. A.