Rosenheimer Fenstertage 2015 – Vom 08.10. bis 09.10.2015 Motto: „Qualität und Sicherheit“ Im Anschluss an die Begrüßung und Eröffnung durch Prof. Ulrich Sieberath, konnte um 09:00 Uhr Bernhard Helbing, Vorstandsvorsitzender des Instituts für Fenstertechnik e. V., die Veranstaltung für das Jahr 2015 in Anwesenheit von Gabriele Bauer, Oberbürgermeisterin von Rosenheim, eröffnen. Helbing berichtete, dass die 43. Veranstaltung 850 Teilnehmer angezogen habe, darunter Fachleute aus insgesamt 20 Ländern, wobei die Teilnehmer aus Indien und Japan die weiteste Anreise nach Rosenheim hatten. Das Motto „Qualität und Sicherheit“ sei für die Fenstertage ganz bewusst gewählt worden, weil unter anderem die Einbruchdelikte in Deutschland ständig zunähmen. Helbing wies ganz besonders auf die zu diesem Thema stattfindenden Referate und praktischen Vorführungen hin. Weiterhin legte er die neue Gestaltung der Fenstertage dar, die nicht mehr nur im großen Konferenzsaal „Bayern“ stattfinden, sondern zusätzlich und teilweise parallel in den Sälen „Rosenheim“ und „München“ im Kultur- und Kongresszentrum der Stadt Rosenheim. Dies gäbe Gelegenheit unter den Vorträgen zu wählen (2014 waren dies noch 8 Vorträge, 2015 nunmehr 18 Vorträge) und über die eingeplanten Pausen „Networking“ zu betreiben, was zuvor – nach Ansicht vieler Teilnehmer – zu kurz gekommen war. Die Vorabendveranstaltung am 7. Oktober habe 100 Teilnehmer verzeichnet, sich mit der praktischen Anwendung der Dienstleistung beschäftigt und sehr viel Diskussionsstoff generiert. Das ift steht vor einer grundlegenden Neuausrichtung Nicht nur investiert der Verband bis Juni 2016 EUR 7,2 Mio. in das neue Institutsgebäude und den darin enthaltenen Prüfvorrichtungen, sondern, das ift wird zu einem Technologiezentrum ausgebaut, mit der Aufgabe, sich um die Themen Rauch, Brand, Luft und Licht mit neuen Prüfständen für Fenster, Tore und Türen zu kümmern. Dieser Schritt ist schon allein deswegen geboten, weil die Anzahl und Komplexität der für die Produkte geltenden Normen sich vervielfacht hat, darunter z. B. die EN 16 034 für das Brandverhalten und die EN 18 008 für die Glasbemessung. Hier sieht der Verband seine Kernaufgabe zusammen mit dem Institut, Normen und Regeln in der Umsetzung für die Mitglieder zu vereinfachen und zu beschleunigen. Gabriele Bauer konnte in ihrem Grußwort an die Teilnehmer dieses Aufgabenverständnis nur bekräftigen. Die Verzahnung zwischen den Rosenheimer Hochschulen und Ausbildungsstätten mit dem ift und andererseits mit der Fachindustrie soll noch enger werden als zuvor. Dass das ift auf europäischer Ebene die Zulassung als „Prüfinstitut“ erhalten wird, ist für Gabriele Bauer ein tür-tor-fenster-report 36. Jahrg. (2016) Heft 1 konsequenter Schritt in eine europäische Vernetzung Rosenheims. Frau Oberbürgermeisterin wartete dann noch mit einer erfreulichen Nachricht hinsichtlich des in die Jahre gekommenen Kultur- und Kongresszentrums auf: eine Sanierung Schritt für Schritt ist ab 2016 geplant. Der Stadtrat hat noch nicht abschließend entschieden, jedoch ist die Richtung klar und vorgegeben. Das nachfolgende Referat von Prof. Sieberath, Leiter des ift, ging noch einmal im Detail auf das derzeitig im Bau befindliche neue Institutsgebäude sowie auf dessen zukünftige Aufgaben ein. Gezeigt wurden Bilder der Baustelle, mit dem Hinweis die bereits fertiggestellten Räumlichkeiten am Nachmittag des zweiten Tages besichtigen zu können. Das ift wird im neuen Gebäude zu einem echten Prüf- und Forschungszentrum für Fassaden, Fenster, Flügel- und Schiebetore, Türen, sowie Dach- und Wandelemente. Aufgrund der Tatsache, dass es immer wieder Fehlplanungen gibt, wird das ift in Zukunft Planungshilfen herausgeben. Die erste Schrift ist bereits erschienen, trägt den Titel „Fenster in Schulbauten“ mit der Nummer FE 16/1. Eine weitere Schrift ist gegenwärtig in Arbeit, sie wird den Titel „Fenster in Pflegeeinrichtungen“ tragen. Am Markt hätte man herausgefunden, dass schwarze Schafe der Industrie mit gefälschten ift-Zertifikaten und RAL-Siegel operieren. Um dies zu vermeiden, hat das ift einen QR-Code eingeführt, mit Hilfe dessen die Echtheit eines Zertifikats überprüft werden kann. Zum energetischen Verhalten der Produkte wurde eine europaweite Studie abgeschlossen. Diese kam zum Ergebnis, dass die Fachindustrie sehr viel stärker in die Beratung von Architekten und Planern eingreifen muss. Die Einsparung von Energie würde immer wieder an Komfort und Preis hintangestellt. Hinzu kommt, dass das EUEnergy-Label bei der Berechnung der Energieeffizienz wohl ein sehr kompliziertes Konstrukt geworden ist, dessen Beherrschung nicht jedem gelingt. Ein weiterer Hinweis kam zum Thema Sicherheit, hier ist die Einbruchsicherheit gemeint. Die neue Widerstandsklasse aus den DIN EN 1627, RC-2 benannt, sei ein Erfolg. Für die Unternehmen die in diesem Sektor unterwegs sind, gab Prof. Sieberath noch den Hinweis, dass die KfW allein für 10 das Thema Einbruchsicherung in den Jahren 2015 bis 2017 ein Budget von EUR 10,0 Mio. in den Fördertöpfen aufweist. An das Referat von Prof. Sieberath schloss sich das Thema „Gebäudeeffizienz“ an. Der Vortrag war eher allgemein gehalten und beschäftigte sich mit der EnEV von 2009 und ihren Auswirkungen. 80 % des CO2 -Ausstoßes (Footprint) entstehen während der Gebäudenutzung. 20 % verursacht der Bau eines Gebäudes. Sehr bald werden für den Abriss von Gebäuden Recyclingverfahren zur Verfügung stehen, bei welchen sogar der Beton in seine Bestandteile zerlegt wird und danach wieder zur Verarbeitung zu Beton zur Verfügung steht. Weiterhin werden in Zukunft sog. holistische Modelle zur Verfügung stehen, mit welchen eine ganzheitliche Planung des Gebäudes samt Integration der Gebäudeausrüstung möglich sein wird. Hier wurde auf das Thema „BIM“ verwiesen, welches im Themenblock 3 „Digitale Welt“ im Anschluss behandelt wurde. BIM = Building Information Modelling, vorgetragen von Dipl.-Ing. Johannes Reischböck vom Bundesverband Bausoftware e. V. und von Henning Wagner von Orgadata Aus der Erfahrung, dass baubegleitende Planung nicht fehlerfrei sein kann, hat man im Vereinigten Königreich (UK) nach Methoden gesucht, vor Baubeginn ein Gebäude mit allen seinen Einbauteilen und den daran beteiligten Prozessen virtuell zu generieren und anhand dessen für reibungslose Abläufe nach nachprüfbaren Verfahren und mit Kollisionsprüfungen auf allen Ebenen, Fehler zu vermeiden. 2011 wurde BIM in UK mit einer Übergangsfrist von fünf Jahren eingeführt. Das Ziel ist, mit Einführung von Level 3 im April 2016, 33 % der Baukosten einzusparen, die Emissionen während der Produktionsund Bauzeit um 50 % zu verringern, die Lieferzeiten ebenfalls um 50 % zu kürzen und den Exportanteil im Rahmen des Systems um 50 % zu steigern. Firmen in UK haben sich bereits nach BIM zertifizieren lassen. Die Bundesregierung beschäftigt sich mit diesem Thema und wird es sehr wahrscheinlich übernehmen, so die Aussagen von Bundesbauminister Dobrindt. Insgesamt arbeiten 14 Verbände auf der Plattform „Planen.Bauen.4.0“ daran. tür-tor-fenster-report 36. Jahrg. (2016) Heft 1 Die mittelständische Prägung des Baugeschäfts in Deutschland erfordert auch entsprechende zeitliche Vorläufe. BIM bedeutet „Dreidimensionale modellorientierte Planung“. BIM ist nicht mit 3D zu verwechseln. Modell heißt, sich in einer virtuellen Welt zu befinden, bei welcher alle Gewerke am Bau mitdiskutieren können. Daher können aber auch alle Entscheidungen vor dem Start des Bauprojekts bereits getroffen werden. Sogar die Baustelle selbst kann zunächst einmal nur virtuell eingerichtet werden und die Prozesse und Abläufe getestet werden. Ein langfristiges Ziel ist es, dem Facility Manager die entsprechenden Dateien zur Verfügung zu stellen, mit den Zustandstiteln: Benötigt, Entworfen, Geplant, Gebaut, Gewartet. Selbstverständlich ist hierzu auch die Hilfe der Hersteller notwendig, denn die technischen Daten müssen in sog. „Templates“ übertragen werden, wobei sich daraus Angaben zur Geometrie, strukturierte aber auch unstrukturierte Datensätze ergeben, z. B. für alle diejenigen Daten, die herstellerspezifisch sind. Die dafür geeigneten SoftwareFormate sind: Die Revit-Familien, Archicad GDL oder Allplan Smartparts. Henning Wagner gab im Anschluss einen Überblick über die Software und zeigte in Videos die Anwendung derselben. Der Fenstermarkt in Deutschland, vorgetragen von Ulrich Tschorn, GF des VFF, Themenblock 4: Fenstermarkt Dieser Vortrag war extrem gut besucht. Die Plätze im Raum waren alle belegt und es standen noch Zuhörer an den Seitenwänden. Anhand von Tabellen und Kuchendiagrammen wurden die Zahlen des Fenstermarktes in Deutschland sowie die Marktentwicklung (Prognose) gezeigt: Das Fazit von Ulrich Tschorn lautete: Das Wachstum im Markt ist stabil, der Zuwachs kommt ganz wesentlich aus dem Wohnungsbau. Bedingt durch die stattfindende Zuwanderung, ist ein Abbrechen des Trends nicht zu erwarten. Wichtig sei noch im Zusammenhang die für das Jahr 2050 vorgegebene „Klimaneutralität“ von Gebäuden und des darin enthaltenen Nachrüstungsbedarfs vor allem in den Ballungsgebieten auf welche sich die Zuwanderung und der Nachrüstbedarf konzentrieren wird. tür-tor-fenster-report 36. Jahrg. (2016) Heft 1 Rechtliche Beratung des Fenster & Fassadenherstellers – „Bauvertragliche Dauerbrenner“ von Jörg Teller, Rechtsanwalt Smng. Frei nach dem Motto, dass keine Arbeit beendet ist, bis die Dokumentation stimmt, nahm sich RA Teller die bekannten „Sünden“ im Kaufmännischen vor. Woran Betriebe immer wieder scheitern, ist die „Papierform“ der nach der Bauprodukteverordnung mitzuliefernden Unterlagen. Drei wesentliche Fehlerquellen wurden von RA Teller herausgestellt: Fehler im Angebot die ordnungsgemäße Bedenkenmitteilung das kaufmännische Bestätigungsschreiben Bei den Fehlern im Angebot handelt es sich vor allem um Widersprüche die der anbietende Betrieb im Leistungsverzeichnis feststellt und über welche, nach Aussagen von Jörg Teller, allzu leicht hinweggesehen wird mit dem Hintergedanken, später ggf. eine Mehrvergütung zu erlangen. Bei Unklarheit oder Zweifeln am Text ist es immer angezeigt, sich rückzuversichern indem man um Aufklärung bittet. Bei nachträglichen Auseinandersetzungen vor Gericht geht der Richter immer davon aus, dass der Betrieb als Fachbetrieb in der Lage gewesen sein sollte, Widersprüche zu erkennen. Damit ist die Übernahme einer Teilschuld von vorne herein gegeben. Die Bedenkenmitteilung soll nach der VOB Teil B allen am Gewerk Beteiligten die Möglichkeit bieten, eine Planung in Teilbereichen in Zweifel zu ziehen und dem Bauherrn letztendlich unnötige Kosten oder Nacharbeiten zu ersparen. Die Bedenkenmitteilung richtet sich aber auch an vorgelagerte Gewerke, bei welchen, nach Übergabe an den nächsten Abschnitt, Fehler erkennbar sein sollten und welche bei der Schnittstellenbildung/Übergabe offenkundig wurden. Die Bedenkenmitteilung muss inhaltlich richtig und fachgerecht sein, wobei die sich aus den geschilderten Bedenken ergebenden Konsequenzen klar benannt werden müssen. Die Auftragsbestätigung ist das letzte rechtliche Mittel vor Vertragsschluss und damit rechtlicher Bindung gegen einzelne Inhalte Widerspruch einzulegen. Dies sollte innerhalb von 1 bis 2 Arbeitstagen erledigt werden. Schweigen ist bekanntlich nach dem BGB als Zustimmung zu deuten. Aber nicht nur der Widerspruch zum Auftrag wird häufig vernachlässigt: Das Bauprotokoll rangiert im deutschen Recht als Willensbekundung des Auftraggebers und ist damit bei verspätetem Widerspruch für den Auftragnehmer bindend. Auch hier gilt, dass ein Zustellungsnachweis erforderlich ist. Fenster und Türen in Sonderbauten, Knut Junge vom ift Rosenheim Die Musterbauordnung (MBO) listet in § 2 diejenigen Gebäude auf, für welche die MBO gilt, darunter auch Schulen und Kindergärten. Die darunter aufgehängte Muster-Schulbau-Richtlinie beschäftigt sich allerdings nur mit den Themen Brand, Rettungswege usw. Es fehlt ein konkreter Bezug zur DIN EN 14 351-1:2010-08, „Fenster und Türen – Produktnorm, Leistungseigenschaften“. Die DIN 58 125 beschäftigt sich mit der Verhütung von Unfällen, geht aber auch nicht auf das Thema Türen und Fenster spezifisch ein. Die wesentlichen Problemkreise, die sich nach Ansicht von Knut Junge auch in den Ausschreibungen wiederfinden sollten, sind die steigenden Belastungen für Türen und Fenster aufgrund des Verhaltens von Schülern in allen Altersklassen, dem Ganztagesbetrieb und auch den Erfordernissen der Inklusion. Dennoch werden an Fenster und Türen architektonische Anforderungen gestellt, wie z. B. großflächige Fenster ohne Teilung und integriert in Glasfassaden. Die gestellten Anforderungen sind hohe Nutzungssicherheit, großer Lichteinfall, guter Sonnenschutz, gute Lüftung, leichte Bedienbarkeit und einfache Pflege und Wartung. Die Realität zeigt, dass Fenster und Türen in Schulen und Kindergärten oft bedient werden, dem Missbrauch unterliegen und Pflege und Wartung fast nicht mehr stattfinden. Weiterhin wurden weitere Problemkreise erkannt: eine Vielzahl mechanischer Schäden, fehlende Robustheit wegen Dauerfunktion, Probleme bei der Herstellung der Barrierefreiheit, Herstellung eines angenehmen Raumklimas, Schallschutz beim Unterricht und die Sicherheit bei einem möglichen Amoklauf. Das ift hat sich genau um diese Problemkreise bei den Produkten gekümmert und dazu die Planungshilfe FE16/1 mit dem Titel „Einsatzempfehlungen für Fenster in Schulbauten“ herausgebracht. Im Lau- 12 fe der Jahre 2016/2017 soll zusätzlich noch die Planungshilfe „Fenster in Pflegeeinrichtungen“ herausgegeben werden. Die FE16/1 bietet Hilfe bei den Ausschreibungstexten und betrachtet mögliche typische Schäden, die Anforderungen an den Betrieb der Fenster, zeigt die Grundlagen der Planung auf, geht auf Gestaltung, Ausführung und Ausstattung ein, benennt notwendige Klassen und verlangt Produkte die anwendungsoptimiert sind. Gerade beim Schallschutz sind hier andere Lösungen notwendig, wenn man die Schallquellen betrachtet: Außenlärm, Lärm im Gebäude selbst, Innenlärm in den Schulräumen. Die Fenster sind zusätzlich in der Planungshilfe nach Öffnungsarten und Gebrauchsart strukturiert und dies ganze besonders bezogen auf den Anwenderkreis, wobei generell bei diesen Bauten gilt, dass Funktionalität vor Ästhetik geht. Weil die öffentliche Hand am Personal an den Schulen ständig spart, wird empfohlen, dass der Fachbetrieb der die Fenster eingebaut hat, sich während der Nutzung anbietet, die Produkte ordentlich zu warten. Zweiter Vortragstag Fassaden am Limit vorgetragen von Prof. Dr. Michael Land, Leibniz Universität Hannover und von Dr.-Ing. Harald Schulz, Ingenieurbüro Dr. Harald Schulz Prof. Dr. Michael Land präsentierte die Fassade des Neubaus der Europäischen Zentralbank in Frankfurt/Main als ein Beispiel von vielen, wie heutzutage Architektur umgesetzt wird. Diese Fassade ist eine sog. „Schild-Hybrid Fassade“ die eine ganze Reihe von Funktionen gleichzeitig wahrnehmen und gewährleisten muss. Ohne die Inhalte des Vortrags, namentlich die Fotografien und die technischen Zeichnungen gesehen zu haben, kann man sich schlecht einen Begriff der enormen Anforderungen machen. Interessierte finden den Vortrag unter: https://www.ift-rosenheim.de/web/ rosenheimer-fenstertage/feedback Dr. Harald Schulz gab anschließend eine Übersicht der allgemeinen Anforderungen an Fassaden unterschiedlicher Konstruktion. Fassaden sollen nutzergerecht und mit einem hohen Nutzerkomfort ausgestattet sein. Hier sind die Temperatur, die eintreffende Strahlung, die Luftqualität über die Fassadenbelüftung, der visuelle Komfort (Ta- tür-tor-fenster-report 36. Jahrg. (2016) Heft 1 ges- und Nachtlicht, Blendschutz), der niedrige Geräuschpegel und die Vermeidung von Gesundheitsgefährdungen von Bedeutung. Das Thema klimagerecht bezieht sich vor allem auf einen minimalen Einsatz von Ressourcen, um eine gleichmäßige Temperatur im Gebäude in Zusammenhang mit der Fassade, unabhängig von der Jahreszeit und dem Wetter herzustellen. Die eingesetzten Werkstoffe und Komponenten sollen über eine Mindestlebensdauer von 50 Jahren verfügen, wobei der geringste Materialeinsatz einhergeht mit der Recyclingfähigkeit aller Werkstoffe. Die Wartungsfähigkeit soll gegeben sein, jedoch ohne großen Aufwand. Gleichzeitig soll die Fassade für zukünftige Technologien modernisierungsfähig und aufrüstbar sein. Natürlich sind gleichzeitig die Gestaltungsfreiheit an Werkstoffen, Formen, Oberflächen und Abmessungen ein Muss. Die Technik soll einfach, sicher, kostengünstig, dauerhaft, normkonform und einfach austauschbar sein. Nikolaus Siegel und Karl-Heinz Volk von Volk Sicherheitstechnik referierten zum Thema Sperrtechnik, eine sehr einleuchtende und realitätsnahe Vorführung wie Fensterschlösser und Türschlösser in kürzester Zeit überlistet werden und Unbefugte fast ohne Schaden an Fenster und Tür in Wohnungen und Häuser gelangen. „Wenn das Fenster Alarm schlägt“ vorgetragen von Sebastian Brose, VdS Schadensverhütung GmbH. Der Referent beschäftigte sich in seinem Vortrag mit dem sog. „Smart Home“. Die wesentlichen zu erzielenden Vorteile sind zunächst einmal die Sicherheit der eigenen vier Wände im Falle der Abwesenheit, die Schadensverhütung generell und Energieeinsparung durch intelligente Geräte. Das Ganze hat die englische Bezeichnung „Ambient Assisted Living“. Smart Home simuliert sogar die Anwesenheit der Hausbewohner, indem es sich merkt, wann der Fernseher eingeschaltet wird, wann, welche Zimmer benutzt werden und so auch in Abwesenheit der Bewohner Licht und Ton steuern kann. Natürlich gibt es auch die sehr günstige Ausführung aus dem Baumarkt und die sehr Teure beim Fachhandel, aber ohne Beratung und Gespräch vor Ort geht es nicht. Die von der Industrie angebotenen „Smart Kits“ bestehen im Wesentlichen aus Bewegungsmeldern und speziellen Türkontakten. Die Grundlage tür-tor-fenster-report 36. Jahrg. (2016) Heft 1 für die Produkte ist die DIN-VDE 0826. Keines der am Markt vorhandenen Standard-Kits entspricht jedoch den Forderungen der DIN-EN 50 131, die sich an den gewerblichen Bereich richtet. Hier kann eine Haftung des Lieferanten/installierenden Betriebes aufgrund falscher Beratung geltend gemacht werden. Als Gefahren und Risiken führte Sebastian Brose den Fehlalarm oder die fehlende Detektion an, wobei der Energieausfall nicht unberücksichtigt bleiben sollte. Cloud-basierte Geräte und Systeme sind noch dazu über das Internet angreifbar und die Datenkontrolle ist noch dazu schwierig. Die „Baumarktmodelle“ bestechen zwar im Design, verfügen z. T. sogar über eine Cloud-Anbindung, sind erweiterbar, brauchen nur angeklebt zu werden und sind preislich attraktiv. Jedoch entstehen im Vergleich zu einem System Lücken, wie z. B. die Alarmierung über eine App an den Besitzer, der möglicherweise Hunderte von Kilometern entfernt ist. Weiterhin ist bei diesen Produkten keine Interaktion zwischen Mechanik und Elektronik vorhanden. Ein Ausfall der Stromversorgung ist nicht vorgesehen. Das was bei einem Smart Home System als automatische Aktion hinterlegt werden kann, bei Einbruch geht im ganzen Hause das Licht an, bei Brand gehen die Rollläden hoch und das Licht an, der Wassersensor im Keller stellt automatisch das Hauptventil aus, ist mit den günstigen Produkten nicht zu realisieren. Als Zusammenfassung kann gelten: Sicherheit geht vor Komfort Eine Vernetzung ist nur bei eindeutigem Nutzen wichtig Saubere Dokumentation und Transparenz Einsatz geeigneter und normkonformer Geräte Sichere Topologie Mechanischer Grundschutz Intervention durch Dritte wie die Polizei oder den Wachdienst Wie schon in den vergangenen Jahren waren die Rosenheimer Fenstertage 2015 sehr vielfältig und interessant. Bei der großen Anzahl von Vorträgen ist eine gute Vorabplanung unerlässlich. Im Jahr 2016 finden die Rosenheimer Fenstertage vom 12. bis 14. Oktober statt. Stephan Kretzschmar 13