Die Macht von LEED , BREEAM und DGNB Einfluss von

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Rosenheimer Fenstertage 2012
Dr. Birgit Memminger-Rieve
Die Macht von LEED®, BREEAM und DGNB
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Dr. Birgit Memminger-Rieve
ES EnviroSustain GmbH, Frankfurt a.M.
Die Macht von LEED®, BREEAM und DGNB
Einfluss von Gebäudezertifizierungen auf Planung,
Ausschreibung und Produktentscheidungen für
Fenster und Fassaden
1 Green Building-Zertifizierungen
Nachhaltigkeit und Zukunftsfähigkeit sind heutzutage in aller Munde. Und so machen diese Begriffe auch bei Gebäuden nicht halt. Gebäude sollen
nicht nur nachhaltig geplant, gebaut und umgebaut, sondern auch nachhaltig betrieben werden.
Um die Nachhaltigkeit von Gebäuden zu bewerten, wurden sogenannte Green Building-Zertifizierungssysteme entwickelt, die Gebäude nach
ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten bewerten. Jedes Zertifizierungssystem
vergibt zur Erfüllung nachhaltiger Kriterien Punkte, und je mehr Punkte erreicht werden, desto
höher ist das Zertifizierungslevel.
Die Gebäudezertifizierung nahm 1990 in England
ihren Anfang, als das Building Research Establishment (BRE, Watford, UK) eine Umweltbewertungsmethode für Gebäude entwickelte, das System BREEAM – Building Research Establishment
Environmental Assessment Method. Hat sich die
Bewertungsmethode zunächst nur auf Großbritannien beschränkt, so ist sie heute weltweit auf
die verschiedenen Gebäudetypen anwendbar.
Das System belohnt die jeweilige Übererfüllung
des nationalen Gebäudestandards mit dem Label
Pass bis Outstanding, bzw. ein bis fünf Sternen;
im Bestand sind sogar sechs Sterne möglich.
Das zweite, international verbreitete Zertifizierungssystem nahm 1998 in den USA seinen Anfang. Das System LEED® – Leadership in Energy
and Environmental Design – wurde vom United
States Green Building Council (USGBC) konzipiert.
 ift Rosenheim – Rosenheimer Fenstertage 2012
Je nach erreichter Punktzahl bekommen die Gebäude das Label „Zertifiziert“, „Silber“, „Gold“ oder
„Platin“. Es belohnt die Übererfüllung des USamerikanischen Standards. Noch sind damit vor
allem in Europa sehr gute Ergebnisse zu erzielen:
40 – 49 Punkte
50 – 59 Punkte
60 – 79 Punkte
80 – 110 Punkte
Zertifiziert
Silber
Gold
Platin
Das deutsche System DGNB der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen steckt noch in
der Entwicklung und ist bisher auf Deutschland
konzentriert. Es nahm erst 2008 mit einer Bewertungsmethode für den Neubau von Büro- und
Verwaltungsbauten seinen Anfang. Für Neubauten und Modernisierungen gibt es für jeden Nutzungstyp einen angepassten Bewertungskatalog
mit den Bewertungsstufen Bronze, Silber und
Gold. Während es im Neubaubereich schon einige Zertifizierungen gibt, so ist das Bestandssystem noch in der Konzeptionsphase.
Green Building-Zertifizierungen sind als Anreizsystem zu verstehen, den von der Gesetzgebung
vorgeschriebenen Gebäudestandard zu übererfüllen. Dementsprechend sind die Systeme dynamisch, führt man sich beispielsweise vor Augen, dass ab 2020 EU-weit nur noch im Niedrigstenergiestandard gebaut werden darf.
Im Folgenden wird auf einen Teilbereich der Bewertung eingegangen, der für Fenster und Fassaden relevant ist.
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Rosenheimer Fenstertage 2012
Dr. Birgit Memminger-Rieve
Die Macht von LEED®, BREEAM und DGNB
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Tabelle 1
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Kriterien für die Gestaltung von Fenstern und Fassaden (LEED )
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Raumluft
Die Raumluftqualität
wird durch die Auswahl der Baustoffe
mit möglichst niedrigen, vor allem leichtflüchtigen Schadstoffanteilen sowie ein optimiertes Lüftungskonzept gewährleistet. Die
Auswahl der Baustoffe
ist vor allem auch bei
der Sicherung der
ökologischen Qualität
von Bedeutung.
2 Relevanz von Fenstern und
Fassaden im Bereich Green
Building
2.2 Ökonomische Qualität
Den drei Säulen der Nachhaltigkeit Soziologie,
Ökonomie und Ökologie werden bei Green Building-Zertifizierungen unterschiedliche Kriterien
zugeordnet. Für die Gestaltung von Fenstern und
Fassaden sind am Beispiel LEED® die in Tabelle
1 genannten Kriterien als relevant anzusehen.
Dieses Kriterium zielt darauf ab, Investitionen in
Abhängigkeit von den Betriebskosten zu tätigen.
Dies wird neben der Investitionsplanung durch eine belastbare Betriebskostenprognose (Instandhaltung, Instandsetzung, Erneuerung) ermöglicht.
Bei Fenstern und Fassaden ist vor allem auch auf
die Reinigungsfreundlichkeit zu achten.
Bei LEED® für Neubauten haben Glasfassaden
also ein erhebliches Gewicht, da sie bei bis zu
43 %* der Gesamtpunktzahl relevant sind.
2.1 Soziokulturelle und funktionale Qualität
Minimierung der Lebenszykluskosten
Hier ein Zahlenbeispiel: Die Kosten für die Glasreinigung außen können zwischen 0,15 € bis
0,80 € pro m² und Jahr bezogen auf die BGF eines Gebäudes betragen. Bei einem Bürogebäude mit 10.000 m² kann eine reinigungsfreundliche
Fassade somit bis zu 6.500 € pro Jahr einsparen.
Nutzerkomfort
Bedeutend für den Nutzerkomfort sind sowohl
optimale Tageslichtverhältnisse mit Sichtbezug
der Arbeitsplätze nach außen als auch ein optimiertes Beleuchtungskonzept. Die Maximierung
der Tageslichtversorgung sollte jedoch nicht zu
Lasten des thermischen Komforts gehen. Zur Balance zwischen Fenster- und Fassadenfläche
gehört also auch ein Sonnenschutz, auf den der
Nutzer möglichst Einfluss nehmen kann. Des
Weiteren ist die visuelle Gestaltung der Fassade
ein Baustein, warum sich Nutzer mit einem Gebäude identifizieren bzw. sich darin wohl fühlen.
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2.3 Ökologische Qualität
Umweltfreundliche Baustoffe
Unter der Thematik umweltfreundliche Baustoffe,
die für Planung, Ausschreibung und Produktentscheidungen besonders relevant ist, werden folgende Themen sub-summiert:
 gut verfügbare Primärrohstoffe (z. B. Kalksandstein),
 hoher Anteil an Sekundärrohstoffen (hoher
Recyclinganteil, z. B. Aluminium),
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Dr. Birgit Memminger-Rieve
Die Macht von LEED®, BREEAM und DGNB
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 Rückbaubarkeit (wenig Verbundwerkstoffe),
 Wiederverwendbarkeit (Recycelbarkeit),
 Wiederverwendung tragender / nicht tragender
Konstruktionen,
Photovoltaikelemente. Letztere senken nicht nur
den Primärenergiebedarf, sondern sind auch gestalterisch reizvoll.
 regionale Baustoffe,
 nachwachsende Rohstoffe,
 zertifiziertes Holz (z. B. FSC),
 wenig bzw. keine Schadstoffe.
Bei der Auswahl der Baustoffe sollten diese Kriterien beachtet sowie von den Lieferanten entsprechende Produktnachweise verlangt werden.
Energieeffizienz
Neben der gebäudetechnischen Ausstattung ist
vor allem die Gebäudehülle ein entscheidender
Baustein für die Gesamtenergieeffizienz des Gebäudes. Die Energieeffizienz hat derzeit noch ein
erhebliches Gewicht bei Gebäudezertifizierungen. Die internationalen Systeme LEED® und
BREEAM belohnen eine gute Energieeffizienz
mit bis zu einem Drittel der Punkte. Bei den ständig steigenden Anforderungen sind auch Innovationen gefragt, wie z. B. Membranfassaden (Bild 1),
klimaaktive Wärmespeicher in Baustoffen (Bild 2),
wärmebrückenarme Konstruktionen (Bild 3) zur
Integration der Verglasungselemente in die Fassade oder Vakuumisolierverglasungen (Bild 4),
um nur einige zu nennen. Weitere Beispiele sind
integrierte Lichtlenksysteme oder auch integrierte
Bild 2a Klimaaktive Wärmespeicher in Baustoffen
(Quelle: www.enob.info)
Bild 2b Klimaaktive Wärmespeicher in Baustoffen
(Quelle: www.enob.info)
Bild 1 Membranfassade (Quelle: www.enob.info)
 ift Rosenheim – Rosenheimer Fenstertage 2012
Eine optimal geplante Glasfassade kann allein
durch ihren Einfluss auf die Energieeffizienz einen Unterschied von bis zu 5 % bei der Gesamtbewertung ausmachen und somit ein entscheidender Faktor für das Zertifizierungsergebnis
sein.
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Dr. Birgit Memminger-Rieve
Die Macht von LEED®, BREEAM und DGNB
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aber ein passendes Sonnenschutz-, Blendschutzund Lichtlenksystem notwendig. Gleichzeitig steigen mit einem höheren Glasanteil der Fassade die
Wärmeverluste im Winter und die Kühllasten im
Sommer. Ein Patentrezept gibt es nicht.
Letztlich ist das beste Ergebnis bei Gebäudezertifizierungen zu erzielen, wenn die nachhaltigen
Aspekte vom Planungsbeginn an berücksichtigt
werden. Der Gestaltung von Fenstern und Fassaden kommt dabei nicht nur bei Energieeffizienz
und ökologischen Baustoffen, sondern auch bei
der Gewährleistung eines hohen Nutzerkomforts
eine entscheidende Bedeutung zu.
Bild 3 Wärmebrückenarme Konstruktionen
(Quelle: www.enob.info)
Bild 4 Vakuumisolierverglasungen
(Quelle: www.enob.info)
3 Fazit
Die verglasten Fassaden haben unterschiedliche
und zum Teil gegenläufige Effekte auf die genannten Nachhaltigkeitskriterien. Die Prioritäten müssen bei jedem Projekt neu abgewogen werden. So
kann ein hoher Glasanteil die Tageslichtversorgung verbessern – für eine optimale Nutzung ist
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 ift Rosenheim – Rosenheimer Fenstertage 2012
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Dr. Birgit Memminger-Rieve
Die Macht von LEED®, BREEAM und DGNB
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Dr. Birgit
Memminger-Rieve
Geboren am 10. Dezember 1974 in Marbach am Neckar
1994
Abitur
1995 – 1997
Praktika in den Bereichen Energiewirtschaft,
Analytik, Altlastensanierung und Abfallmanagement
1996/97
Studium an der Northern Arizona University
(NAU), Flagstaff, AZ, USA
1994 – 2000
Hochschulstudium an der Universität Stuttgart,
Abschluss als Dipl.-Ing. Umweltschutztechnik
2000 – 2006
Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der
Versuchseinrichtung zur Grundwasser- und
Altlastensanierung (VEGAS), Institut für
Wasserbau, Universität Stuttgart
2003 – 2006
Promotion im Bereich Verfahrenstechnik an der
Universität Stuttgart
seit 2001
Geschäftsführende Gesellschafterin der ES
EnviroSustain GmbH, Real Estate Consulting
Services (Frankfurt – Stuttgart – Berlin);
Qualifikation als LEED® Accredited Professional
und BREEAM Licensed Assessor & Auditor;
Mitglied des BRE Global Standing Panel of Experts
 ift Rosenheim – Rosenheimer Fenstertage 2012
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