Phytosanitärer Beobachtungs- und Meldedienst PBMD Service phytosanitaire d'observation et d'information SPOI Servizio fitosanitario d'osservazione e d'informazione SFOI 13. September 2005 W a l d s c h u t z Ak t u e l l - 33 // 22000055 Borkenkäfersituation entwickelt sich unterschiedlich Die Entwicklungsbedingungen für den Buchdrucker (Ips typographus) können 2005 als durchschnittlich bezeichnet werden. Der Hauptflug im Frühling erfolgte eher spät – im warmen Juni hatten die Käfer den Entwicklungsrückstand aber wieder wettgemacht. Im Hochsommer bremsten Schlechtwettereinbrüche immer wieder den zweiten Flug. In Gebirgslagen entwickelt sich 2005 nur eine Käfergeneration, im Mittelland deren zwei. Ein Teil der Käfer fliegt jetzt noch aus, andere werden unter der Rinde überwintern. So können auch noch die Herbst- und Wintermonate zur Bekämpfung genutzt werden. Nach dem Rekordjahr 2003 ist der Befallsdruck immer noch beträchtlich, es gibt aber deutliche regionale Unterschiede. Im Berggebiet ist der Buchdruckerbefall oft rückläufig, vor allem in jenen SchutzwaldGebieten, wo Massnahmen ergriffen werden. Die Befallssituation von Kupferstecher (Pityogenes chalcographus) und Weisstannenborkenkäfer (Pityokteines curvidens) hat sich gesamtschweizerisch eher abgeschwächt. Lokal traten sie jedoch nochmals deutlich in Erscheinung. Immer noch deutlich ist auch der Befall durch verschiedene Föhrenborkenkäfer-Arten im Wallis und in Graubünden. Trockenheit 2003 wirkt sich weiterhin aus Auch im Jahr 2005 manifestieren sich noch Absterbeerscheinungen an Bäumen, welche vermutlich durch den trockenen Sommer 2003 ausgelöst worden sind. So scheinen im zentralen und nördlichen Mittelland etliche Fichtenbestände weiterhin unter dem Niederschlagsdefizit zu leiden, was die Käferpopulationen regional deutlich ansteigen liess. Ein Beispiel dafür ist das Zürcher Glatttal, wo die Bestände durch einen starken Befall der Grossen Fichtenquirlschildlaus (Physokermes piceae) zusätzlich geschwächt worden waren. Die Massenvermehrung dieser Schildlaus-Art erreichte dort 2004/2005 ein in der Schweiz bisher noch nie beschriebenes Ausmass. Eine Beschreibung dieses Insektes findet man im Internet unter: http://www.wsl.ch/forest/wus/diag/index.php?TEXTID=186&MOD=1 Auch das verstärkte Auftreten der Frostspannerraupen (Erannis defoliaria, Operophthera brumata) und weiterer Insektenarten (vgl. Waldschutz aktuell 2 / 2005) darf als Folge des Rekordsommers 2003 betrachtet werden. Auf den Kahlfrass im Frühling 2005 haben die betroffenen Laubbäume mit einem zweiten Austrieb reagiert. Kritisch ist die Situation bei den Kirschbäumen, deren Blätter zur gleichen Zeit stark von Pilzkrankheiten wie der Schrotschuss-Krankheit (Stigmina carpophila) befallen wurden. Es müssen deutliche Zuwachseinbussen erwartet werden. Einzelne Laubbäume, insbesondere Kirschbäume, dürften absterben. Bei den Eichen wurden die Johannistriebe oft durch Mehltau (Microsphaera alphitoides) befallen. Auch ohne Insektenfrass zeigen einzelne Eichen, aber auch Buchen und weitere Laubhölzer deutliche Absterbeerscheinungen, welche als Spätfolgen der Trockenheit 2003 interpretiert werden müssen. Besonders ins Auge stechen die vereinzelt bereits abgestorbenen Bäume in ansonsten noch grünen Beständen. Auch einzelne Lärchen im Mittelland sterben ab. Im Wallis sind bei grösseren Gruppen von Lärchen die Nadeln im obersten Wipfelbereich auffällig braun verfärbt. Die Ursache dieser Nadelverfärbung muss noch untersucht werden. Rote Föhrenkronen und gelb verfärbte Fichten Der Pilz Sphaeropsis sapinea verursacht gewöhnlich einzig an Schwarzföhren ein bedeutendes Triebsterben. Nach einem heftigen Hagelschlag kann der Erreger durch die entstandenen Rindenverletzungen eindringen und so auch andere Föhrenarten befallen, wie dies im Forstschutz-Überblick 2002 beschrieben ist. Nach einem starken Hagelunwetter am 13. Juni 2005 im oberen Aargauer Reusstal konnte dieser Ablauf ein weiteres Mal beobachtet werden. Nach dem Unwetter verfärbten sich ganze Kronenbereiche von Föhren im Wald und in Gärten als Folge des Pilzbefalls innerhalb weniger Tage rot. Der Pilz Sphaeropsis sapinea ist auch ein effektiver Bläueerzeuger. Bereits 2 Monate nach der Infektion war das Holz der befallenen Äste nahezu vollkommen blau verfärbt (Abb.1, Pfeil). Im Anschluss an den Pilzbefall wurden einzelne Föhren zusätzlich noch vom Buchdrucker und vom Kupferstecher angegangen, was auf hohe Käferpopulationen hindeutet. Abb. 1. Starke Bläue an Föhrenästen. In den höheren Lagen im Malcantone (TI) ist der gesamte jüngste Nadeljahrgang der Fichten stark vom Alpenrosenrost (Chrysomyxa rhododendri) befallen. Die ausgedehnten, gelb verfärbten Fichtenbestände befinden sich zwischen dem Monte Tamaro und dem Monte Lema. Leichter Chrysomyxa-Befall wurde auch aus der Innerschweiz (OW) gemeldet und dürfte dieses Jahr auch im übrigen Alpenraum anzutreffen sein. Obwohl diese Pilzkrankheit in einzelnen Jahren eine auffällige Gelbverfärbung ganzer Fichtenbestände verursacht, ist mit keinen negativen Folgen für die Gesundheit der betroffenen Fichten zu rechnen. Probleme an Stadtbäumen Wiederum können etwa seit Mitte August in den meisten Schweizer Städten auffällige Blattverfärbungen an Rosskastanien beobachtet werden. Die vorzeitige Blattverfärbung wird oft durch die RosskastanienMiniermotte (Cameraria ohridella) verursacht. Vereinzelt ist auch der Blattflecken-Pilz Guignardia aesculi an dieser Braunverfärbung der Blätter beteiligt. Ähnliche Symptome findet man auch an den Blättern von Rosskastanien und weiteren Laubbäumen entlang von Strassen. Solche Blattschäden sind dann meist eine Folge des im vergangenen Winter wieder vermehrt verwendeten Streusalzes. Diese durch Streusalz bedingten Blattschädigungen sind an den vertrocknenden Blatträndern (Blattrandnekrosen) einfach zu erkennen (Abb. 2 und 3). Auch einzelne Platanen weisen gegenwärtig Blattverfärbungen auf. Die gelben Zonen an der Blattbasis entstehen durch die Saugtätigkeit der Platanennetzwanze (Corythucha ciliata) (Abb. 4). Diese Verfärbungen sind jedoch relativ harmlos. Anders verhält es sich mit einer neuen Rindenerkrankung der Platane, welche in diesem Frühjahr an zahlreichen Platanen aufgetreten ist und als Massaria-Krankheit bezeichnet wird. Der verantwortliche Rindenpilz (Splanchnonema platani) befällt bevorzugt die Äste im unteren Kronenbereich. Streifen von rötlich verfärbten Rindenpartien auf der Astoberseite weisen auf einen Krankheitsbefall hin. Erkrankte Schwach- und Starkäste werden weissfaul und sind bruchgefährdet. Aus diesem Grunde wurden z. B. in der Stadt Zürich die Platanen kontrolliert und die zahlreich befallenen Bäume mittels Schnittmassnahmen saniert. Der Krankheitserreger ist höchstwahrscheinlich ein einheimischer Schwächeparasit, welcher sich erst nach der aussergewöhnlichen Trockenheit 2003 in diesem Ausmass manifestieren konnte. Ein illustrierter Kurzbericht (in Deutsch) zu dieser Krankheit findet man im Internet unter: http://www.sana.ch/Download/Massaria%20Krankheit.pdf Abb. 2. Durch Streusalz verursachte Blattrandnekrosen an Rosskastanie. Abb. 3. Rosskastanienblatt mit Cameraria-Befall. Abb. 4. Saugschaden durch Platanennetzwanze. Phytosanitärer Beobachtungsund Meldedienst, PBMD WSL, 8903 Birmensdorf Weitere Informationen zu den im Text erwähnten Organismen finden Sie in unserem Diagnose-Programm http://www.pbmd.ch "Diagnose online" "Waldschutz Aktuell - 3 / 2005" Adresse im Internet: http://www.pbmd.ch/labe/wsaktuell26d.pdf