in Anopheles gambiae

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Aus dem Institut für Zoologie,
Professur für Spezielle Zoologie/Parasitologie
Der Technischen Universität Dresden
Diplomarbeit
Etablierung von Biotests und biochemischen Methoden
zur Charakterisierung metabolischer Insektizidresistenz
in Anopheles gambiae
(Diptera: Culicidae).
eingereicht von:
Sacha Hanig
(Matrikel Nr. 2956200)
Dresden, 14.03.2008
Die wissenschaftliche Betreuung dieser Arbeit hatte Herr Prof. Dr. Rolf
Entzeroth und Frau Dr. Natascha Rauch.
„Fortuna lächelt, doch mag sie
N ur ungern voll beglücken;
Schenkt sie uns einen Som mertag,
So schenkt sie uns auch M ücken.“
Wilhelm Busch
II
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungen
V
Danksagung
VII
I.
Einleitung
1
I.1
Mücken als Krankheitsüberträger
1
I.1.1
Malaria
1
I.2
Systematik, Taxonomie und Biologie von Anopheles gambiae
3
I.3
Insektizide und Vektorbekämpfung
5
I.4
Insektizid-Resistenz
7
I.4.1
Target-Site-Resistance
7
I.4.2
Metabolische Resistenz
8
I.4.2.1
Carboxylesterasen (EC 3.1.1.1)
8
I.4.2.2
Glutathion-S-Transferasen (EC 2.5.1.18)
8
I.4.2.3
Monooxygenasen (EC1.14.-.-)
9
I.5
Zielstellung
10
II.
Material & Methoden
11
II.1
verwendete Chemikalien
11
II.1.1
verwendete Insektizide
12
II.1.2
verwendete Puffer für Enzymtests
13
II.2
Mückenzucht
14
II.3
Biotests
16
II.3.1
Larvenbiotest
16
II.3.2
Biotest adulter Mücken
16
II.4
Enzymtests
18
II.4.1
Carboxylesterase-Test
18
II.4.2
Native Polyacrylamidgelelektrophorese mit Aktivitätsfärbung der
19
Esterasen
II.4.3
Glutathion-S-Transferase (CDNB-Test)
21
II.4.4
Glutathion-S-Transferase (MCB-Test)
22
II.4.5
Monooxygenase-Test
23
II.4.6
Peroxidasen (ABTS-Test)
24
III.
Ergebnisse
25
III.1
Mückenzucht
25
III
III.2
Biotests
26
III.2.1
Larvenbiotests
26
III.2.2
Biotests adulter Tiere
29
III.3
Enzymtests
31
III.3.1
Proteinbestimmung
31
III.3.2
Carboxylesterasen
31
III.3.2.1
Einfluss des Homogenisationspuffers auf die Esteraseaktivität
33
III.3.2.2
Esteraseaktivität der beiden Stämme im Vergleich
34
III.3.3
Glutathion-S-Transferasen (CDNB-Test)
35
III.3.4
Glutathion-S-Transferasen (MCB-Test)
42
III.3.5
Monooxygenasen
44
III.3.6
Peroxidasen
48
IV.
Diskussion
49
IV.1
Mückenzucht
49
IV.2
Biotests
52
IV.3
Enzymtests
55
IV.3.1
Carboxylesterasen
56
IV.3.2
Glutathion-S-Transferasen
58
IV.3.3
Oxidasen
60
V.
Zusammenfassung
65
VI.
Literatur
67
Selbständigkeitserklärung
77
IV
Abkürzungen
Abb.
Abbildung
ABTS
2,2'-Azinobis-(3-ethylbenzthiazolin-6-sulfonsäure)
AChE
Acetylcholinesterase
APS
Ammoniumpersulfat
BSA
Bovine Serum Albumin
bspw.
beispielsweise
CHAPS
CDC
CDNB
3-[(3-Cholamidopropyl) dimethylammonio]-1propansulfonat
Center for Disease Control and Prevention
1-Chloro-2,4-dinitrobenzene;
1-Chlor-2,4-dinitro-benzol
cm
Zentimeter
d
Tag(e)
DDT
Dichlordiphenyltrichlorethan
DTT
1,4-Dithio-DL-threit(ol)
dest. H2O
destilliertes Wasser
DMSO
Dimethylsulfoxid
EDTA
Ethylenamintetraessigsäure
f.v.
final volume
g
Gramm
GSH red.
L-Glutathion reduzierte Form
GSH ox.
L-Glutathion oxidierte Form
GST
Glutathion S-Transferase
h
Stunde(n)
HEPES
2-(4-(2-Hydroxyethyl)-1-piperazinyl)-ethansulfonsäure
IRAC
Insecticide Resistance Action Committee
kDa
kiloDalton
kdr
Knock Down Resistance
KISUMU
LC50
M
insektizidsensibler Laborstamm von Anopheles gambiae
(stammt ursprünglich aus Kisumu, Kenia)
Letale Konzentration, bei der 50 % der untersuchten
Individuen in einer definierten Zeit sterben
mol/Liter
V
MCB
Monochlorobiman
mg
Milligramm
ml
Milliliter
min
Minute(n)
MO
Monooxygenase
mU
Milli-Unit (spezifische Aktivität)
n
Anzahl
NADPH
Nicotinsäure-Amid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat
Na/K-PP
Natrium/Kalium-Phosphatpuffer
nm
Nanometer
ng
Nanogramm
n.u.Z.
nach unserer Zeitrechnung
OP
Organophosphat
PAGE
Polyacrylamidgelelektrophorese
PBS
phophate buffered saline
RF
Resistenzfaktor
RSP
reduced susceptibility to permethrin, Anopheles gambiae
Laborstamm
sec
Sekunde(n)
Tab.
Tabelle
TÄ
Tieräquivalent(e)
TEMED
Tetramethylethylendiamin
TRIS
Tris(hydroxymethyl)-aminomethan
v.u.Z.
vor unserer Zeitrechnung
WHO
World Health Organisation
xg
Vielfaches des Fallgeschwindigkeit
z.B.
zum Beispiel
µl
Mikroliter
VI
Danksagung
An dieser Stelle möchte ich Prof. Dr. Rolf Entzeroth, für die Möglichkeit meine Diplomarbeit
am Institut für spezielle Zoologie und Parasitologie machen zu können, danken. Außerdem
danke ich ihm für seine stetig interessierte Diskussionsbereitschaft und sehr gute Betreuung.
Mein besonderer Dank gilt Frau Dr. Natascha Rauch für ihre immer freundliche und sehr gute
Betreuung, ihre ausdauernde Hilfe, wenn Probleme auftraten oder am Wochenende die
Mückenzucht
betreut
werden
musste.
Außerdem
natürlich
Dank
für
unzählige
Besprechungen, Telefonate (meist außerhalb der Arbeitszeit) und Ratschläge, die mich immer
einen Schritt weiter gebracht haben und mich stets vor all zu großer Verzweiflung retteten.
Vor allem meiner Frau möchte ich für ihre aufopfernde Rückendeckung und ihr Verständnis
danken, ohne dies wäre die Arbeit nicht möglich gewesen. Meinen Kindern danke ich für ihre
meist ansteckend gute Laune und meiner ganzen Familie dafür, dass sie oft mehr an mich
geglaubt hat als ich selbst.
Ich möchte ausdrücklich Herrn Dr. Tobias Wage danken, der mich mit seinem Sinn für
Genauigkeit vor allzu gewagten Thesen und Formulierungen bewahrt hat und der mir trotz
seiner knapp bemessenen Zeit immer mit Rat und Tat zur Seite stand.
Weiterhin danke ich den Mitarbeitern von Bayer CropScience für eine Kooperation, die keine
Wünsche offen ließ und immer netten Telefonaten.
Ich danke Herrn Prof. Dr. Walter A. Maier, der während seines leider viel zu kurzen Besuches
für Motivation und viele gute Ratschläge sorgte.
Nicht zuletzt bedanke ich mich bei allen Mitarbeitern der Fachrichtung für Hilfsbereitschaft
beim Korrekturlesen, bei allen für die Laborarbeit wichtigen Belangen und so manches
Kaffeetrinken mit angeregten Diskussionen, aus denen nicht selten neue Perspektiven
erwuchsen
VII
I. Einleitung
I.1 Mücken als Krankheitsüberträger
Schon vor fast 300 Jahren schrieb Carl von Linné über Stechmücken: „Ich möchte glauben,
daß diese Art nirgends auf der Erde in so unermeßlicher Menge auftritt wie in den Wäldern
Lapplands, wo sie ihrer Zahl nach mit dem Staub der Erde wetteifert.“ (BERNERTH & TOBIAS,
1997). Jeder, der schon einmal im Sommer nördlich des Polarkreises unterwegs war, wird
dies sicher bestätigen können. Meist kann man bei Aufenthalten in diesen Gebieten die Zahl
der juckenden Stiche kaum noch zählen. Doch auch wenn heute Stechmücken für Mittel- und
Nordeuropäer als Plagegeister bekannt sind, so kommt ihnen weltweit eine noch viel größere
Bedeutung als Krankheitsüberträger zu. Warum gerade Stechmücken (Culicidae) unter allen
Insekten, die Krankheiten übertragen, so wichtig für die Wissenschaft sind, wird klar, wenn
man sich einen Überblick über diese Krankheiten verschafft. Dabei sind Mücken sowohl für
den Menschen als auch für Tiere ausgesprochen gefährliche Vektoren. Die humanmedizinisch
wichtigsten
Krankheiten,
denen
Culiciden
als
Überträger
dienen,
sind:
Malaria
(CATTERUCCIA, 2007; CUAMBA et al., 2006; SHARP et al., 2007; TUTEJA, 2007), lymphatische
Filariose (DAS & SUBRAMANIAN, 2002; MAK, 1987; PAILY et al., 2006), Rift-Valley-Fieber,
West-Nil-Virus (DIALLO et al., 2005), Dengue-Fieber und Gelb-Fieber (BROGDON, 1998a).
Einen
sehr
guten
Überblick
zu
diesen
und
weiteren
potentiell
übertragbaren
Krankheitserregern, sowie zu endemischen Stechmücken, findet man speziell für Deutschland
im Forschungsbericht 200 61 218/11 des Umweltbundesamtes (MAIER et al., 2003) oder auch
bei HEMMER et al. (2007).
I.1.1 Malaria
Unter den übertragbaren Erregern sind neben potenten Viren vor allem die einzelligen
Parasiten aus der Gattung Plasmodium hervorzuheben, da sie die Erreger der Malaria sind.
Das aus dem Italienischen stammende Wort Malaria („mala aria“) bedeutet „schlechte Luft“.
Schon der griechische Arzt Hippokrates (460-377 v.u.Z.) brachte das Auftreten der
Fieberkrankheit mit Sumpfgebieten in Zusammenhang, erkannte aber seiner Zeit nicht die
Verbindung der Krankheit zu deren Überträgern, den Mücken. So hielt sich lange die
Vorstellung, dass abgestandenes Wasser oder faulig riechende Luft für die Erkrankung
verantwortlich wäre. Auch in Europa war Malaria, vor allem durch den Erreger Plasmodium
vivax, weit verbreitet (DOBSON, 1989; DOBSON, 1994; SERANDOUR et al., 2007). Der
berühmte Dichter und Schriftsteller Friedrich Schiller erwarb auf einer Reise nach Mannheim
im Jahre 1783 eine Malaria und kämpfte anschließend mit vielen Rückfällen (KLIMM, 2002).
1
Historiker glauben gar, dass ganze Schlachten von dieser Krankheit geschlagen wurden. So
wurde (410 n.u.Z.) das Heer der Goten, unter Führung von König Alarich, vor Rom fast durch
Malaria aufgerieben. Um die belagerte Stadt von der Wasserzufuhr abzuschneiden, hatten sie
die Aquädukte zerstört und das Wasser versumpfte die Felder. Die resultierende Mückenplage
brachte schließlich Fieber und Schwäche über die Belagerer (MARTINI, 1933). Selbst
Alexander der Große (356-326 v.u.Z.) und ein Großteil seines Heeres sollen an Malaria
gestorben sein. Hier allerdings wird sehr kontrovers diskutiert, denn auch das West-Nil-Virus
könnte dafür in Frage kommen (MARR & CALISHER, 2003). Für die Bedeutung der Culiciden
allerdings spielt dies keine Rolle, denn beide Krankheiten werden von diesen Vektoren
übertragen.
Im
Zuge
des
derzeitig
vermuteten
Klimawandels
könnten
Stechmücken
als
Krankheitsüberträger auch in Europa wieder zunehmend eine Rolle spielen (EPSTEIN, 2000;
HEMMER et al., 2007; KHASNIS & NETTLEMAN, 2005; MAIER et al., 2003). Bis 1955 kam
Malaria auch in den Küstengebieten Deutschlands vor. Trockenlegung von Sümpfen und
Feuchtgebieten, bessere Wohnverhältnisse, weniger Mückenkontakt, gute Diagnostik und vor
allem Behandlungsmöglichkeiten haben in den Industrieländern zur Verdrängung der Malaria
geführt (HEMMER et al., 2007; MAIER, 2004). Derzeit ist die Krankheit fast ausschließlich ein
Problem der armen Regionen Lateinamerikas, Asiens und vor allem Afrikas. Malaria ist
weltweit die bedeutendste von Insekten übertragene Krankheit (TUTEJA, 2007). Jährlich
sterben über eine Million Menschen an den Folgen einer Malariainfektion. Bis zu
500 Millionen Erkrankungen, verursacht durch Plasmodium spec., werden jedes Jahr erfasst.
Bei neun von zehn Kindern unter fünf Jahren, die im subsaharischen Afrika sterben, ist
Malaria die Todesursache (WHO, 2005).
Der in Afrika wichtigste Überträger von Malaria ist Anopheles gambiae. Der Fokus der
Wissenschaft liegt vor allem deshalb auf dem afrikanischen Kontinent, da mehr als 80 % der
weltweit durch Malaria verursachten Todesfälle dort zu finden sind. Afrika zählt über 70 %
aller Fälle der weltweit durch Plasmodium falciparum verursachten Malariaerkrankungen.
Plasmodium falciparum ist der Erreger der so genannten „Malaria Tropica“, der
gefährlichsten und tödlichsten Form dieser Krankheit. (CATTERUCCIA, 2007; TUTEJA, 2007;
WHO, 2005).
Man geht davon aus, dass die jährlichen Kosten der Malariabekämpfung allein für den
betroffenen afrikanischen Raum 1,7 bis 2,2 Milliarden US-Dollar betragen werden. Im
Zeitraum von 2006 bis 2015 rechnet man weltweit mit Kosten von 38 bis 45 Milliarden USDollar (KISZEWSKI et al., 2007). Die nach wie vor hohe Mortalität und der erhebliche
2
finanzielle Aufwand zeigen die Relevanz und Aktualität des Problems „Malaria“ sehr
deutlich. Neben der Entwicklung von Behandlungsmethoden gegen die Malariaerreger
Plasmodium spec. selbst, gewinnt auch die Vektorbekämpfung zunehmend an größerer
Bedeutung.
I.2 Systematik, Taxonomie und Biologie von Anopheles gambiae
Die Mücken der Gattung Anopheles sind Zweiflügler (Diptera) und haben einen
holometabolen Lebenszyklus. Sie gehören zu den Nematocera (SCHINER, 1862), den Mücken
im engeren Sinn. Typisch für die Männchen dieser systematischen Gruppe sind die
mindestens sechsgliedrigen buschig behaarten Antennen. Die im Wasser lebenden Larven
besitzen eine feste Kopfkapsel und haben stark ausgeprägte Mandibeln. Anopheles wird
weiter in die Familie der Culicidae eingeordnet. Andere Gattungen der Culiciden sind Aedes,
Culex, Mansonia und Cukisetta. Allen Weibchen der Culiciden gemein ist das Blutsaugen
mittels ihres Stechrüssels. Die Antennen der Weibchen besitzen stets 15 Glieder (MEHLHORN
& PIEKARSKI, 1998).
Männchen und Weibchen der Gattung Anopheles sind leicht durch die Struktur ihrer
Antennen zu unterscheiden (Abb.1 und Abb.2). Die adulten männlichen Tiere können an den
stark gefiederten Fühlern erkannt werden, außerdem fällt das deutlich verdickte zweite
Antennen-Grundglied, der Pedicellus auf (Abb.I.2.1). Der Pedicellus trägt bis zu
30000 Sinneszellen und dient als Hör- und Schweresinnesorgan.
Abb.I.2.1: Anopheles gambiae Männchen
(Rasterelektronenmikroskopisches Bild, Markus
Gensch & Sacha Hanig TU-Dresden)
Abb.I.2.2: Anopheles gambiae Weibchen
(Rasterelektronenmikroskopisches Bild, Markus Gensch &
Sacha Hanig TU-Dresden)
Dieser Wahrnehmungsapparat ermöglicht es den Anopheles-Männchen die artspezifische
Frequenz des Flügelschlages ihrer Weibchen zu hören. Vor allem für im gleichen Lebensraum
3
(sympatrisch) vorkommende, nahe verwandte Arten ist dies wichtig, damit z.B. keine
potentiell unfruchtbaren Hybriden entstehen (BROGDON, 1998b).
Die Männchen der Gattung Anopheles finden sich zur Paarung über kontrastierten
Geländemarken (meist Wasserflächen) zu großen Schwärmen zusammen. Die Weibchen
werden vom optisch weithin wahrnehmbaren Schwarm angelockt. Fliegt ein artzugehöriges
Weibchen in den Schwarm, so wird es von einem Männchen ergriffen, und das Paar verlässt
zur Kopula den Schwarm (BERNERTH & TOBIAS, 1997). Die Paarung dauert meist nur
Sekunden und findet im Flug statt. Ist ein Weibchen besamt, so speichert es den
aufgenommenen Samen im Receptaculum seminis und paart sich, nach bisherigem Wissen,
kein zweites Mal. Spätestens drei bis sechs Tage nach der Befruchtung wird eine Blutmahlzeit
aufgenommen, die zur Entwicklung und Reifung der Eier obligatorisch ist. Nicht selten
werden dazu mehr als drei Kilometer Flugstrecke zurückgelegt (PAGES et al., 2007).
Anopheles-Eier
besitzen
Wasseroberfläche
in
laterale
stillen
Schwimmkörper
Seichtwasserzonen
und
oder
werden
einzeln
strömungsgeschützt
auf
der
zwischen
Wasserpflanzen abgelegt. Der Schlupf der Larven erfolgt nach wenigen Tagen. Selbst wenn
die Larven in ausgetrockneten Randbereichen von Gewässern schlüpfen, können sie über
kurze Strecken ins Wasser gelangen (KOENRAADT et al., 2003). Die Larvenentwicklung ist
stark von der Wassertemperatur abhängig. Bei einer Temperatur von 22 °C dauert die
Entwicklung vom Ei zur Puppe 16 Tage, bei 27,5 °C nur 9,5 Tage (ARMSTRONG & BRANSBYWILLIAMS, 1961).
Anders als bei anderen Culiciden-Larven fehlt den Larven der Gattung Anopheles am VIII
Abdominalsegment ein Atemrohr (Atemsyphon), stattdessen besitzen Anopheles-Larven eine
Atemplatte. Dies führt zur gattungstypischen Haltung parallel zur Wasseroberfläche. Die
Futteraufnahme erfolgt durch das Einstrudeln von Partikeln, die auf dem Wasser treiben.
Grundsätzlich wird Nahrung bei Larven dieser Gattung nur von der Wasseroberfläche
aufgenommen, dazu drehen sie ihren Kopf um 180 °. Neben pflanzlichem Detritus, Pollen
und Algen werden selbst Artgenossen und Aas nicht verschmäht (MEHLHORN & PIEKARSKI,
1998; PAGES et al., 2007; WENK & RENZ, 2003).
Der Artenkomplex Anopheles gambiae umfasst sechs Mückenarten (BESANSKY et al., 1994;
MATTINGLY, 1977):
Anopheles gambiae (sensu stricto)
Anopheles bwambae
Anopheles arabiensis
Anopheles merus
Anopheles quadriannulatus
Anopheles melas
4
Mit Anopheles gambiae und Anopheles arabiensis sind die zwei wichtigsten und effektivsten
Malariaüberträger für Afrika in diesem Artenkomplex enthalten. Diese Culiciden-Gruppe ist
daher für Vektor-Kontroll-Programme und die Wissenschaft von größtem Interesse.
Bis vor 60 Jahren wurde Anopheles gambiae (GILES, 1902) synonym als Anopheles costalis
geführt. Die taxonomische Diskussion um die Prioritäten währte lange. Mit „Genera
Insectorum“ (EDWARD, 1932) setzte sich der inzwischen anerkannte Name der Art Anopheles
gambiae (sensu stricto) durch (MATTINGLY, 1977). Auch in der deutschen Entomologie
tauchte Anopheles costalis schließlich nur noch als veraltetes Synonym auf (WEYER, 1954).
Diese Verwirrungen in der Namensgebung der Art sind vor allem deshalb erwähnenswert, da
in dieser Zeit einige wertvolle Beobachtungen gemacht und viele Erkenntnisse zu Leben und
Verhalten der Culiciden gewonnen wurden.
I.3 Insektizide und Vektorbekämpfung
Insektizide finden schon seit sehr langer Zeit Verwendung. Zu Beginn unserer Zeitrechnung
wurden in China Chrysanthemensamen bereits als Insektizid genutzt und Extrakte bestimmter
Chrysanthemenarten wurden auch in Europa schon vor hunderten Jahren gegen Kopfläuse
eingesetzt. Pyrethrine als zugrunde liegende Wirkstoffe waren damals noch nicht bekannt.
Die Suche nach neuen, günstigen, synthetisch herstellbaren Insektiziden begann mit
fortschreitenden industriellen Möglichkeiten und zunehmendem Wissen zur Chemie solcher
Stoffe immer erfolgreicher zu werden. Mit dem 1874 erstmalig synthetisierten und 1938 von
Paul Müller als insektizid wirksam erkannten Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT), glaubte
man schließlich den Durchbruch errungen zu haben. Die zu jener Zeit bekannten Pyrethrine
und Rotenon konnten mit den, von den Entwicklern als günstig beschriebenen Eigenschaften
des DDTs nicht mithalten. DDT war stabil und höchst wirksam. 1948 bekam Paul Müller den
Nobelpreis für seine Entdeckung. Die Nachteile der Stabilität des Wirkstoffes wurden erst mit
extensiver Nutzung deutlich. Im Jahre 1962 kam durch Rachel Carsons Buch „Silent Spring“
erstmals eine große öffentliche Diskussion zum Thema Insektizide in Gang. Schließlich
wurde DDT durch seine verheerenden Folgen für die Umwelt in den meisten Ländern
verboten (ROGAN & CHEN, 2005; TURUSOV et al., 2002). Trotzdem hat DDT zeigen können,
welchen Nutzen Insektizide bei der Bekämpfung von Insekten als Vektoren und auch als
Nutzpflanzenschädlinge haben können. Heute werden Chemikalien wie Insektizide deutlich
genauer auf Umweltverträglichkeit und humantoxisches Potential geprüft. In der EU gibt es
dazu die REACH-Verordnung (EG-Verordnung Nr.1907/2006), welche seit 01.01.2007 in
jedem Mitgliedsstaat als unmittelbares Recht verankert ist (LAHL & HAWXWELL, 2006).
5
Gerade
für
die
Vektorbekämpfung
insektizidimprägnierte
Moskitonetze
im
und
Zuge
das
der
Malariaproblematik
Behandeln
von
Wohnräumen
sind
mit
Insektenbekämpfungsmitteln in den betroffenen Gebieten unerlässlich (CURTIS & KANKI,
1998; HILL et al., 2007). Selbst der erneute Einsatz von DDT wird durch die vielen
Malariatoten diskutiert (GUIMARAES et al., 2007).
Die derzeitige Schwierigkeit besteht darin, dass der rückläufigen Zahl der zugelassenen
Insektizide eine wieder steigende Zahl an vektorvermittelten Krankheiten gegenübersteht. Da
die zugelassenen Mittel sehr begrenzt sind, gewinnt zudem die Problematik der
Insektizidresistenz stetig an Bedeutung. Die Suche nach Alternativen, wie z.B.
Pheromonfallen, neuen Insektiziden, Synergisten, besseren Formulierungen und Forschung zu
den Ursachen für Resistenz sowie deren molekulare Mechanismen, ist daher für
Vektorkontrollprogramme eine der wichtigsten Aufgaben (HEMINGWAY et al., 2006).
Das Insecticide Resistance Action Committee (IRAC) führt derzeit die in Tab.I.3.1 gezeigten
Substanzgruppen zur Verktorbekämpfung auf.
Tabelle I.3.1: Vom IRAC aufgeführte Substanzen zur Vektorbekämpfung
primärer Wirkort
Gruppe
Untergruppe
chemische Gruppe
Beispiele
A
Carbamate
Bendiocarb,
Propoxur
B
Organophosphate (OPs)
Malathion,
Temephos
B
Fiprole
Fipronil
Acetylcholinesterase
Inhibitoren
1
GABA-gesteuerte Chlorid
Kanal Antagonisten
2
Natrium Kanal Modulatoren
3
DDT, Pyrethroide und
Pyrethrine
Deltamethrin,
Cyfluthrin,
Permethrin
nicotinerge AcetylcholinRezeptor Agonisten
5
Spinosine
Spinosad
Juvenil-Hormon Mimikry
7
A
Juvenil-Hormon Analoga
Methopren,
Hydropren
C
Pyriproxifen
Pyriproxifen
A1
Bacillus thuringiensis
var. israelensis
A2
Bacillus sphaericus
mikrobielle Disruptoren der
Mitteldarm-Membranen von
Insekten
11
Disruptoren der ChitinBiosynthese
15
Benzoylharnstoffe
Diflubenzuron,
Triflumuron,
Novaluron
Quelle: IRAC (http://www.irac-online.org/documents/vector_moa.pdf) 03.01.2008
6
I.4 Insektizid-Resistenz
Das Erwerben von Insektizidresistenz ist ein auf Selektion beruhender Prozess. Individuen,
deren Physiologie und somit auch deren genetische Prädisposition es erlauben größere
Mengen an Insektizid zu vertragen als andere Tiere der gleichen Population, werden höhere
Überlebenschancen haben. Daraus resultieren bessere Reproduktionsmöglichkeiten für diese
resistenten Individuen. Eine Population kann schließlich nach kurzer Zeit überwiegend aus
Tieren bestehen, die höhere Dosen des eingesetzten Insektizids vertragen. Der Einsatz von
Insektiziden verursacht jedoch nicht zwangsläufig eine Resistenz (IRAC, 2007).
Das
IRAC
definiert
Resistenz
als:
„Selektion
genetischer
Charakteristika
einer
Insektenpopulation, welche auch bei wiederholter, vorschriftsmäßiger Anwendung eines
Insektizides dazu führen, dass das vorgesehene Maß an Dezimierung der Tiere, nicht erreicht
wird.“ (IRAC, 2007). Resistenz findet man im Reich der Insekten inzwischen gegen alle
gängigen chemischen Klassen von Insektiziden (BROGDON, 1998a). Unterschieden werden
mehrere Arten von Resistenz: Metabolische Resistenz, „Target-site-resistance“, „Reduced
penetration“ (mutationsbedingte Veränderungen des Chitinpanzers und somit schlechteres
Eindringen von Wirkstoffen) und Verhaltensbedingte Resistenz (ROBERTS & ANDRE, 1994).
Von maßgeblichem Interesse sind vor allem die „Target-site-resistance“ und die metabolisch
bedingte Resistenz (IRAC, 2007).
I.4.1 Target-site-resistance
Das
molekulare
Ziel
(Target)
von
Organophosphaten
und
Carbamaten
ist
die
Acetylcholinesterase (AChE), ein Enzym mit großer Bedeutung für die synaptische
Reizleitung des Nervensystems. Es hydrolysiert den Neurotransmitter Acetylcholin und
beendet somit den Nervenimpuls. Wird AChE inhibiert kommt es somit zu massiven
neuronalen Störungen, welche schließlich zum Tod führen. Eine Mutation im Gen, das für die
AChE codiert, kann die Angriffspunkte der genannten Insektizide so verändern, dass sie
wirkungslos werden. Man spricht dann von einer Target-site-resistance (HEMINGWAY et al.,
2004). Ein weiteres Beispiel für diese Form der Resistenz ist die sogenannte kdr (knockdown
resistance). Insektizide, wie DDT oder Pyrethroide, welche die Natriumkanäle und deren
Ionenpermeabilität beeinflussen, können bei bestimmten Mutationen nicht mehr angreifen,
was zur Resistenz in Form der kdr führt (ZLOTKIN, 1999).
7
I.4.2 Metabolische Resistenz
Werden infolge evolutionärer Anpassung ein oder mehrere Enzyme mit entgiftender Wirkung
in überdurchschnittlichem Maße produziert oder wird deren Aktivität oder Substrataffinität
mutationsbedingt erhöht und selbiges führt zu Resistenz, dann spricht man von metabolisch
bedingter Resistenz (HEMINGWAY et al., 2004; LI et al., 2007). Die wichtigsten zurzeit
bekannten Gruppen von Enzymen, welche für Insektizidresistenz verantwortlich gemacht
werden, sind: Carboxylesterasen (EC 3.1.1.1), Glutathion S-Transferasen (EC 2.5.1.18) und
Cytochrom P450 abhängige Monooxygenasen (EC 1.14.-.-) (HEMINGWAY & RANSON, 2000).
Vor allem durch die große Vielfalt der metabolischen Resistenzmechanismen, ist dieser
Bereich für die Forschung sehr interessant (LI et al., 2007).
I.4.2.1 Carboxylesterasen (EC 3.1.1.1)
Vor allem in der Stechmückengattung Culex konnte Carbamat- und OrganophosphatResistenz mit Carboxylesterasen in Zusammenhang gebracht werden (HEMINGWAY &
KARUNARATNE, 1998). Offenbar gibt es eine starke Affinität einiger Carboxylesterasen zu
diesen Insektizidklassen, was bei Überexpression zu Resistenz, durch Immobilisierung der
eingesetzten
Insektenbekämpfungsmittel
im
aktiven
Zentrum
des
Enzyms,
führt
(KARUNARATNE et al., 1995). Auch für den permethrinresistenten Anopheles gambiae
Laborstamm RSP wurden erhöhte Mengen Carboxylesterase mit der Insektizidresistenz in
Verbindung gebracht (VULULE et al., 1999). Ein genereller Zusammenhang mit
Pyrethroidresistenzen wird allerdings immer noch diskutiert (HEMINGWAY et al., 2004).
Neben dieser auf der Quantität der Enzyme beruhenden Resistenz gegen Insektizide können
auch qualitative Faktoren eine Rolle spielen. Eine erhöhte Aktivität der Esterasen kann zu
einem schnellen Abbau der eingesetzten Chemikalie durch Hydrolyse führen, was ebenfalls
Resistenz zur Folge haben kann, welche z.B. oft das Organophosphat Malathion betrifft
(HEMINGWAY, 1982; HEMINGWAY, 1983a; HEMINGWAY, 1983b).
I.4.2.2 Glutathion-S-Transferasen (EC 2.5.1.18)
Die große Familie der Glutathion-S-Transferasen (GSTs) ist für diese Arbeit vor allem wegen
ihrer maßgeblichen Rolle in der Phase II der Entgiftung (LUMJUAN et al., 2007) von großem
Interesse. GSTs metabolisieren sowohl endogene Stoffe als auch Xenobiotika, sind aber auch
an Hormonsynthese, intrazellulären Transportprozessen und vor allem am Schutz vor
oxidativem Stress beteiligt (HAYES & PULFORD, 1995). Neben Carboxylesterasen und
Cytochrom
P450
abhängigen
Monooxygenasen
sind
GSTs
von
Bedeutung
für
8
Fremdstoffmetabolismus und somit auch für Insektizidresistenz (FOURNIER et al., 1992;
RANSON & HEMINGWAY, 2005; RAUCH & NAUEN, 2004; SAWICKI et al., 2003; VONTAS et al.,
2001). Diese Enzyme katalysieren die Konjugation des Tripeptids Glutathion (GSH) an
elektrophile Substrate wie z.B. einige Insektizide oder auch deren giftige metabolische
Produkte. Sie können im Zytosol, aber auch membrangebunden gefunden werden. Für
Anopheles gambiae sind drei Gene mikrosomaler GSTs bekannt (RANSON et al., 2002). Die
trimeren Komplexe membrangebundener GSTs der Mikrosomen werden in eine eigene
Klasse insektenspezifischer GSTs gestellt, konnten jedoch bisher nicht mit dem Metabolismus
von Insektiziden in Verbindung gebracht werden (RANSON & HEMINGWAY, 2005).
Cytosolische GSTs sind meist dimere Enzyme mit einer Masse von etwa 23 bis 28 kDa je
Monomer (SONODA, 2006).
Üblicherweise erfolgte die Nomenklatur für GSTs bei Insekten mittels römischer Zahlen. Die
Vergabe der Zahl richtete sich dabei nach Elutionsreihenfolge bei Proteinreinigung oder nach
dem isoelektrischen Punkt. Später wurden zwei Klassen (I und II) als insektenspezifisch
eingeführt (ENAYATI et al., 2005).
Aufgrund der inzwischen großen Vielzahl der bekannten GSTs bei Insekten wurde schließlich
die bei Säugern übliche Nomenklatur übernommen, nach der die Enzymgruppen mit
griechischen Buchstaben voneinander getrennt werden (CHELVANAYAGAM, 2001). Die vorher
übliche Nomenklatur (GST Klassen I, II und III) ist somit nicht mehr aktuell.
I.4.2.3 Monooxygenasen (1.14.-.-)
Cytochrom P450 abhängige Monooxygenasen zeichnen sich in ihrer Funktion als
Entgiftungsenzyme durch eine große Bandbreite umsetzbarer endogener und lipophiler,
exogener Substanzen aus. Es sind Cytochrom-assoziierte Enzyme der P450-Reihe und in vielen
Fällen für Resistenzen verantwortlich oder daran beteiligt (BERGE et al., 1998; DABORN et al.,
2002). Der Großteil dieser Enzymgruppe benötigt für die Aktivität NADPH (FEYEREISEN,
1999).
Zusammen
mit
erhöhten
Esterasemengen
sind
Monooxygenasen
beim
permethrinresistenten Laborstamm RSP (Anopheles gambiae) diskutiert worden (VULULE et
al., 1999). In den meisten Fällen, bei denen Insektizidresistenz mit Oxidasen in Verbindung
gebracht werden konnte, gehörten die Gene zur Cyp6-Familie (HEMINGWAY et al., 2004). Das
erste bei Insekten (aus Musca domestica) beschriebene und charakterisierte Cytochrom P450Gen ist Cyp6A1 (FEYEREISEN et al., 1989).
Die hohe funktionelle Diversität dieser Enzymgruppe beruht auf der Vielfalt der vorhandenen
P450-Gene, die oft in Clustern zusammen liegen. Jedes Gen codiert dabei für jeweils ein P4509
Enzym. Sie kommen bei Insekten sowohl mitochondrial als auch mikrosomal vor und sind in
ihrer Funktion durch heterologe Expression ihrer cDNA gut erforscht (FEYEREISEN, 1999).
Für 36 Insektizide aus allen Klassen sind P450-assoziierte Resistenzen untersucht worden.
Mehr als 660 P450-Gene aus 45 Cyp-Familien sind aus Insekten bekannt (LI et al., 2007).
Der Großteil dessen, was man zur Funktion dieser Enzyme weiß, stammt aus der Forschung
an homologen Proteinen in Säugern. Funktion und Wirkungsmechanismus der P450-Systeme
sind hoch konserviert. Das Resultat der Reaktion von diesen Oxidasen ist vom jeweiligen
Enzym und vom Substrat abhängig und reicht von Hydroxylierung über Epoxidbildung, O-,
N- und S-Dealkylierung, bis zu N-, P- und S-Oxidationen (HODGSON et al., 1993). Ein
genauer Reaktionsablauf findet sich bei FEYEREISEN (1999).
I.5 Zielstellung
Eine kontinuierliche Überwachung von Vektorpopulationen im Verbreitungsgebiet der
Malaria ist ein wichtiges Instrument, um die Effektivität in der Bekämpfung der Überträger zu
verbessern (CUAMBA et al., 2006; SHARP et al., 2007). Die vorliegende Arbeit hat das Ziel,
die metabolische Resistenz näher zu untersuchen. Drei für die Insektizidentgiftung sehr
wichtige Enzymsysteme sollen dazu untersucht und die Methoden zur Bestimmung der
Enzymaktivität etabliert werden. Es soll damit ein schnelles Monitoring der biochemischen
Eigenschaften von verschiedenen Mückenstämmen ermöglicht werden, so dass potentielle
Abweichungen bzw. hohe Enzymaktivitäten später mit Insektizidresistenz korreliert werden
können. Für die Messung der Carboxylesterase-Aktivität soll die Methode nach GRANT et al.
(1989) etabliert und optimiert werden. Zur Analyse der GST-Aktivität soll mit dem auf dem
Substrat Chlorodinitrobenzen (CDNB) beruhenden Test nach HABIG et al. (1974) mit den
Modulationen von NAUEN & STUMPF (2002) gearbeitet werden. Außerdem soll der Versuch
unternommen werden, die Aktivität NADPH-abhängiger, mikrosomaler Monooxygenasen zu
messen. Ein solcher Test wurde für Anopheles bisher nicht publiziert.
Zur Etablierung der Methoden sollen zwei Stämme von Anopheles gambiae, der
insektizidsensible Laborstamm KISUMU und der pyrethroidresistente Laborstamm RSP
(reduced susceptibility to permethrin), dienen. Tiermaterial in gefrorener Form und Eier zur
Etablierung einer eigenen Anopheles-Zucht werden dazu im Rahmen einer Kooperation von
der Bayer CropScience AG zur Verfügung gestellt.
Damit potenzielle Resistenzen erfasst werden können, soll eine eigene Zucht der zwei
Stämme etabliert werden, um Biotests mit Larven und adulten Tieren zu entwickeln, die ein
schnelles Resistenz-Monitoring mit verschiedenen Insektiziden ermöglichen. Als Alternative
zum WHO-Test wird versucht, die Tests für die Imagines in 20 ml Gläschen durchzuführen.
10
II. Material und Methoden
II.1 verwendete Chemikalien
Chemikalie
1-Naphthol
1-Naphthylacetat
7-Ethoxycumarin
7-Hydroxycumarin
ABTS [2,2'-Azinobis-
Hersteller
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
AppliChem GmbH
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
(3-ethylbenzthiazolin-6-sulfonsäure)]
Acetonitril
BSA (Albuminfraktion
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
Carl Roth GmbH
V (pH 7,0)
Charge 6T009744)
CDNB (1-Chlor-2,4-dinitro-benzol
CHAPS (3-[(3-Cholamidopropyl)
dimethylammonio]-1-propansulfonat)
Coomassie® Brillant Blue G 250
Di-Natriumhydrogenphosphat Dihydrat
Di-Natriumhydrogenphosphat Dodecahydrat
DTT (1,4-Dithio-DL-threit(ol))
EDTA-Dinatriumsalz-Dihydrat
Ethanol, absolut zur Analyse
Glutathion Reduktase (aus Bäckerhefe)
Glycin
HEPES
Kaliumdihydrogenphosphat
L-Glutathion oxidiert
L-Glutathion reduziert
Methanol
Monochlorobimane
NADPH-Teranatriumsalz
Natriumacetat
PBS (pH 7,2) 10x
Sucrose
TRIS, ultra pure
Triton® X-100
Trizma® Base
Wasserstoffperoxid
AppliChem GmbH
Fluka
Fluka
Fluka
E.Merck
AppliChem GmbH
AppliChem GmbH
AppliChem GmbH
E.Merck
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
AppliChem GmbH
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
E.Merck
AppliChem GmbH
Fluka
Carl Roth GmbH
Fluka
Carl Roth GmbH
Carl Roth GmbH
invitrogen™
SERVA Feinbiochemica GmbH&Co
MP Biochemicals Inc.
Fluka
Sigma-Aldrich Chemie GmbH
E.Merck
Verwendete Chemikalien, die nicht extra in dieser Tabelle aufgeführt wurden, sind über die
Firma Sigma-Aldrich Chemie GmbH oder AppliChem GmbH bezogen worden. Insektizide
wurden vom Kooperationspartner Bayer CropScience AG zur Verfügung gestellt.
11
II.1.1 verwendete Insektizide
Insektizid
chem. Name
Formel
Klasse
Wirkung
Bendiocarb
2,2-Dimethyl-1,3-benzodioxol-4-olmethylcarbamat
C12H13NO4
Carbamat
Inhibieren der Acetylcholin-Esterase
Malathion
(1,2-Bis(ethoxy-carbonyl)ethyl)-O,Odimethyldithiophosphat
C10H19O6PS2
Organophosphat
Inhibieren der Acetylcholin-Esterase
Permethrin
3-(2,2-Dichloroethenyl)- 2,2dimethylcyclopropancarboxylsäure(3-phenoxyphenyl)methylester
C21H20Cl2O3
Pyrethroid
Blockierung der
Na+-Kanäle
(bleiben offen)
Deltamethrin
3-(2,2-Dibromethenyl)-2,2-dimethylcyclopropancarbonsäure-cyan-(3phenoxyphenyl)methylester
C22H19Br2NO3
Pyrethroid
Bolckierung der
Na+-Kanäle
(bleiben offen)
Cyfluthrin
Cyano-(4-fluoro-3-phenoxyphenyl)methyl-3-(2,2-dichloroethenyl)-2,2dimethylcyclopropanecarboxylate
C22H18Cl2FNO3
Pyrethroid
Bolckierung der
Na+-Kanäle
(bleiben offen)
N
H
O
Cl
Cl
O
O
CH3
O
N
CH3
O
CH3
F
Cyfluthrin
Bendiocarb
H3C CH3
O
O
Cl
O
O
Br
H3C
CH3
O
Br
N
Cl
O
Permethrin
Deltamethrin
S
CH3
P
H3C
O
O
O
S
H3C
O
O
O
CH3
Malathion
Abb.II.1.1: Strukturformeln der Insektizide, die in der Arbeit hauptsächlich getestet wurden
12
II.1.2 Verwendete Puffer für Enzymtests:
0,1 M Na/K-Phosphatpuffer (Na/K-PP), pH 7,5
14,95 g Na2HPO4 x 2H2O
2,176 g KH2PO4
auf einen Liter H2O dest. aufgefüllt
0,1 M Na/K-PP, pH 7,5, 0,1 % Triton X-100
0,1 M Na/K-Phosphatpuffer, pH 7,5 mit zusätzlich
1 ml Triton X-100 auf einen Liter Puffer
0,2 M Na/K-PP, pH 6
8,81 g Na2HPO4 x 12H2O
23,85 g KH2PO4
auf einen Liter H2O dest. aufgefüllt
TRIS-HCl-Puffer, 0,05 M, pH 7,5
6,06 g TRIS in 1 Liter H2O dest.
auf einen Liter H2O dest. aufgefüllt
pH-Wert mit HCl eingestellt
Oxidase-Homogenisationspuffer
0,1 M Na/K-PP, pH 7,5 mit zusätzlich:
1 mM EDTA
1 mM DTT
200 mM Sucrose
HEPES-Puffer, 0,05 M, pH 6,8
2,98 g HEPES auf 250 ml dest.Wasser aufgefüllt
pH mit KOH eingestellt
Na-Acetatpuffer, 0,1 M , pH 5,0
5,33 g Natriumacetat
2 ml Eisessig
auf einen Liter H2O dest. aufgefüllt
13
II.2 Mückenzucht (Anopheles gambiae)
Material:
Beide Anopheles gambiae Stämme wurden von der Bayer CropScience AG zur Verfügung
gestellt. Der insektizidsensible Laborstamm KISUMU stammt ursprünglich aus Kenia und
wurde von Bayer 2005 aus London (London School of Hygiene and Tropical Medicine, UK)
bezogen. Das Londoner Institut erhielt den Stamm 1998 aus dem WHO Collaborating Center
in Montpellier (Frankreich). Den ebenfalls ursprünglich aus Kenia stammenden
permethrinselektierten Laborstamm RSP (VULULE et al., 1996), erhielt Bayer 2006 aus der
London School of Hygiene and Tropical Medicine.
Transparente Zuchtboxen (TOY BOXX von Rotho Kunststoff AG) mit den Maßen
37 cm x 37 cm x 36 cm (Länge x Breite x Höhe) dienten zur Haltung der adulten Mücken. Für
die nötige Luftzirkulation wurden in den Deckel und in zwei Seiten der Boxen große
Aussparungen gefräst, die Öffnungen anschließend mit Alu-Fliegengaze abgedichtet. Die
Gaze wurde etwas größer als die Aussparungen zurechtgeschnitten und mit einem Lötkolben
in den Kunststoff eingeschmolzen. Für eine seitliche Öffnung (Durchmesser 16 cm) wurde ein
Acrylglasring mit einem Innendurchmesser von 16 cm und einem Außendurchmesser von
19 cm zurechtgeschnitten und mittels Edelstahl-Maschinenschrauben an dem Behälter
befestigt. Unter diesen Ring kann so ein abgeschnittener Damenstrumpf geklemmt werden,
der als „Tuchtunnel“ zum Hantieren im Behälter dient und das Entweichen von Mücken
verhindert. Die seitlichen Öffnungen müssen in mindestens 5 cm Höhe eingebracht werden,
um den Behälterboden mit Wasser füllen zu können. Das Wasser ist für die nötige
Luftfeuchtigkeit unverzichtbar.
Zucht:
Die auf feuchtem Zellstoff erhaltenen Eier wurden in transparente Aufzuchtsschalen
(Aufbewahrungsbox, Styrol-Acrylnitril (SAN) mit Deckel, Inhalt 4000 ml, Abmessungen
(B/T/H) 340/230/100 mm) der Firma VWR bzw. Fotoschalen mit ähnlichen Maßen) gegeben.
Zuvor wurden diese Behälter mit destilliertem (dest.) Wasser bis zu einer Höhe von 2 cm
befüllt. In jede Schale wurde eine Spatelspitze fein zerriebenes Futter (Vipan Hauptfutter für
Zierfische der Firma SERA™ oder TetraMin der Firma TETRA™) gegeben und in
Inkubationsschränke der Firma SANYO (TYP MIR-253) gestellt. Die Larven begannen bei
30 °C Wassertemperatur bereits zwei bis drei Tage nach der Eiablage zu schlüpfen. Von
diesem Zeitpunkt an wurde täglich mit fein zerriebenem Zierfischfutter gefüttert. Am vierten
Tag nach dem Schlupf wurde das Wasser gewechselt, indem die Larven durch einen Käscher
geschüttet wurden, so dass sie anschließend in gereinigte Schalen mit frischem dest. Wasser
14
überführt werden konnten. Nach der Säuberung wurden ca. 300 Larven pro Aufzuchtsschale
eingesetzt. Die Beleuchtung der Inkubationsschränke konnte nicht automatisch gesteuert
werden. Das Licht wurde morgens eingeschaltet und nachmittags ausgeschaltet. So entstand
ein Tag-Nacht Rhythmus von 8 Stunden Licht und 16 Stunden Dunkelheit, wobei Tageslicht
für eine gewisse Dämmerung sorgte, da etwas davon die Inkubatoren indirekt erreichte.
Nach sieben Tagen waren die ersten Puppen zu finden. Diese wurden abgefischt und in die
Zuchtboxen überführt. Dazu sind die transparenten Zuchtboxen am Boden mit dest. Wasser
(ohne weitere Zusätze) befüllt worden. Nach dem Schlupf der ersten adulten Tiere wurde mit
der Fütterung der Mücken begonnen. Dazu wurden autoklavierte 250 ml Erlenmeyerkolben
mit zehnprozentiger Dextroselösung gefüllt. Dicht gerollter Zellstoff wurde von oben in den
gefüllten Erlenmeyerkolben gegeben. Die so hergestellte Dochttränke wurde direkt in die
Zuchtboxen gestellt und aller zwei Tage erneuert.
Um die für die adulten Tiere nötige Luftfeuchtigkeit und Temperatur zu erreichen, wurden die
Haltungsboxen auf Heizkabel gestellt. Auf diese Weise konnte die Zucht auch in einem
klimatisierten Raum durchgeführt werden. Die Temperatur lag bei Nutzung eines 50 Watt
Heizkabels für drei Boxen bei 26 °C und die relative Luftfeuchtigkeit bei 65-70 %.
Zur Fütterung mit Blut wurden Anopheles-Weibchen verwendet, die mindestens vier Tage alt
waren. Die ersten Blutfütterungen wurden an Ratten (Bezugsquelle: Medizinisch
Theoretisches Zentrum Dresden) durchgeführt. Die Tiere wurden von Dr. O. Zierau (Institut
für Endokrinologie, TU-Dresden) mit einem Ketamin-Xylazin Gemisch kurzzeitig
(ca. 60 min) anästhesiert (Dosierung: 1 bis 2 mg/kg Körpergewicht). Damit die AnophelesWeibchen besser stechen können, wurden die Rückenhaare der Ratten entfernt.
Für weitere Blutmahlzeiten der Weibchen wurden sterile Petrischalen mit einem 5:1 Gemisch
Rindercitratblut/Fötales Serum Albumin randvoll gefüllt und mit feiner Gaze abgedeckt. Das
Blut wurde von einem Veterinär bezogen (Dr. Thomas Kiesling, Possendorf). Nach einer
halben Stunde wurde die Petrischale wieder entfernt. Nach einer Blutfütterung wurde stets das
dest. Wasser auf dem Behälterboden erneuert.
Nach drei Tagen legten die Weibchen die Eier direkt auf die Wasseroberfläche. Nach
Umsetzten der adulten Mücken konnte das Wasser durch ein Zellstoffpapier, Filterpapier oder
Sieb abgegossen und die Eier in die Larvenaufzucht überführt werden.
Aufgrund des großen Aufwands der Zucht wurde allerdings meist die Möglichkeit, Eier vom
Kooperationspartner (Bayer CropScience AG) zu bekommen, genutzt, so dass keine Eiablage
und Blutfütterung nötig war.
15
II.3 Biotests
II.3.1 Larvenbiotest:
Für die Larvenbiotests fanden transparente 24-well Zellkulturtestplatten der Firma TPP oder
Greiner Verwendung. Pro Kavität wurde zu je zwei Larven in insgesamt 1990 µl H2O dest.
der zu testende Wirkstoff in 10 µl DMSO gegeben. Als Kontrolle diente stets die letzte Spalte
der Zellkulturplatte, so dass pro Platte acht Kontrolltiere mitgeführt wurden. Die Kontrolle
enthielt 0,5 % DMSO.
Ein bis zwei Stunden vor einem Larvenbiotest sind die Larven stets gefüttert worden.
Anschließend wurden die Tiere durch einen Käscher gegossen und in frisches dest. Wasser
gesetzt. Die Larven wurden mit einer abgeschnittenen 1 ml Pipettenspitze in 500 µl Wasser
aufgenommen und in 1490 µl vorgelegtes dest. Wasser pipettiert. Die Exposition mit
verschiedenen Insektizidkonzentrationen erfolgte über 24 Stunden bei Raumtemperatur
(ca. 22 °C). Zur Auswertung wurden die Larven mit einer Nadel oder mit einer Pipettenspitze
berührt. Erfolgte nach kurzem Rühren und Anschupsen der Larven keine Bewegung, wurde
das Tier als tot betrachtet.
Wenn eine Larve gefressen wurde, ist die gesamte Kavität aus der Wertung genommen
worden, da nicht sicher gesagt werden konnte, ob das gefressene Tier durch Einwirken des
Insektizids gestorben ist. Es wurde darauf geachtet, dass möglichst immer gleichgroße Tiere
für eine Testreihe verwendet wurden, da entwicklungsbedingt Larven verschiedener Größe,
aber gleichen Alters auftreten. Die Auswertung erfolgte mit der Software BioStat
(LC50-Werte) und Excel (Konzentrations-Wirkungskurven).
II.3.2 Biotest adulter Mücken:
Es wurden zwei verschieden große Gläschen (Glasvials) verwendet und in den Tests
verglichen, 20 ml Vials mit Kunststoffdeckel (Ao ≈ 40 cm2) (X500 Szintillationsflasche 20 ml
der
Firma
novodirect
GmbH)
und
50 ml
Rollrandgläser
(Ao ≈ 87 cm2)
mit
PE-Kunststoffdeckel (Firma Carl Roth GmbH & Co. KG).
Für die 20 ml Glasvials wurde die gewünschte Menge Insektizid in 500 µl Aceton, für die
50 ml Glasvials in 1 ml Aceton gelöst. Die entsprechende Menge Aceton wurde unter dem
Abzug in das offene Glasgefäß gegeben. Die Gläschen wurden auf ein Rotationsgerät wie es
für Hotdogs verwendet wird (Hotdog-Maker, Firma Bomann®) gelegt, welcher die Glasvials
beständig rotieren ließ. Dies führte zur gleichmäßigen Verteilung des Wirkstoffes und zum
Verdunsten des Acetons.
16
Der von der WHO genutzte Test wurde
einmalig
mit
Testsystemen
den
verglichen.
WHO-Testkammern
Expositionsraum
beschichtete
beiden
Dazu
genutzt.
wurden
Rundfilter
anderen
mit
wurden
In
den
Insektizid
(Ao ≈ 95 cm2)
gegeben. Es wurde 1 ml Wirkstoff in Aceton
gleichmäßig auf dem Filterpapier verteilt und
ebenfalls
unter
dem
Abzug
trocknen
gelassen. Zehn adulte Mücken wurden in den
Abb.II.3.2: WHO-Testkammer (WHO, 2002)
Sammelraum (Holding Tube) gegeben und
für die jeweilige Testdauer in den Expositionsraum (Exposure Tube) gepustet. Dazu wurde
die Falltür zwischen den beiden Kammern kurzzeitig geöffnet (WHO, 2002).
Das Absaugen der Tiere erfolgte mit einer regulierbaren pneumatischen Pumpe. Dazu wurde
ein Schlauch (0,7 cm Durchmesser) am Ansaugstutzen befestigt. Am Ende des Schlauches
wurde ein 15 ml Falcon befestigt. Dazu wurde das Falcon am Boden aufgeschnitten, auf den
Schlauch gesteckt und mit Parafilm abgedichtet, so dass die mit dem Deckel verschließbare
Seite als Schlauchende diente. In die Bodenöffnung des Falcons wurde Glaswolle gestopft,
damit sich die angesaugten Tiere nicht verletzten konnten.
Zum Bestimmen der LC50-Werte wurden jeweils zehn unverletzte (!) Tiere pro Gläschen
verwendet. Dazu wurden die aus der Zuchtbox abgesaugten adulten Tiere kräftig in das Vial
geschüttet. Es ist darauf zu achten, dass alle Tiere keine Verletzungen aufweisen, da dies die
Konstitution stark beeinflusst. Es wurden stets 2-4 Tage alte Tiere verwendet, die noch keine
Blutmahlzeit erhalten haben. Zur Bestimmung der zu prüfenden Konzentrationsbereiche für
dieses Testsystem wurden sogenannte „Range-Finder-Tests“ durchgeführt. Ausgehend von
der
Konzentration,
die
die
WHO
für
den
Feldeinsatz
vorsieht,
wurde
der
Konzentrationsbereich abgeschätzt. Dabei ist aber stets mit einer deutlich unter der
Feldkonzentration liegenden Menge begonnen worden.
Außerdem dienten diese Tests dazu, die unmittelbar nach Exposition einsetzende Wirkung
(Knock Down Effekt) beschreiben zu können, dazu wurde alle zehn Minuten die Anzahl der
noch lebendigen Tiere gezählt. Für die Bestimmung der LC50-Werte der getesteten Insektizide
wurde nach 4 Stunden die Auswertung vorgenommen. Sie erfolgte mit der Software BioStat©
(LC50-Werte) und Excel (Konzentrations-Wirkungskurven).
17
II.4 Enzymtests
Für die Auswertungen der spezifischen Aktivität wird 1 Unit (U) definiert als
1 µmol/(min*mg Protein).
II.4.1 Carboxylesterase-Test
Der Enzymtest zur Bestimmung der Aktivität von Carboxylesterasen wurde in 96-LochMikrotiterplatten der Firma Greiner (transparent, flat bottom) nach der Methode von
GRANT et al. (1989) durchgeführt. Verwendet wurden lebende oder bei -80 °C aufbewahrte
Tiere. Mit einem Plastik-Micropestill von Eppendorf wurden je nach Fragestellung ein oder
mehrere Tiere in einem 1,5 ml Eppendorfgefäß in eiskaltem 0,1 M Na/K-Phosphatpuffer
(pH 7,5, 0,1 % Triton X-100) homogenisiert (auf Eis!). Das Homogenat wurde bei 10000 x g
und 4 °C für 5 min zentrifugiert und danach der Überstand abgenommen. Als Substrat diente
100 mM 1-Naphthylacetat (Abb.II.4.1) (18,6 mg in 1 ml Aceton). Die 1-NaphthylacetatStammlösung wurde bei -20 °C aufbewahrt. Für die Färbelösung wurden 15 mg Fast Blue
RR-Salz in 25 ml 0,2 M Na/K-PP (pH 6) gemischt (vortexen) und anschließend durch einen
Faltenfilter (Rotilabo®-Faltenfilter, qualitativ, 150 mm, Firma Carl Roth GmbH) filtriert.
Danach wurden 100 µl Substratlösung in 10 ml filtrierte Lösung gegeben.
Der
Ansatz
pro
Kavität
bestand
aus
25 µl
Homogenatüberstand,
25 µl
0,2 M Na/K-PP (pH 6,0) und 200 µl Färbelösung. Das Fast Blue RR-Salz ergibt mit dem
durch enzymatische Esterspaltung entstehenden 1-Naphtol einen Azofarbstoff.
Die kontinuierliche Messung erfolgte photometrisch bei 450 nm, 23 °C alle 30 Sekunden über
einen Zeitraum von 10 min an dem Spektrometer Infinite M200 der Firma TECAN.
Für die Kontrolle wurden 25 µl 0,1 M Na/K-PP (pH 7,5, 0,1 % Triton X-100) anstatt
Homogenat eingesetzt.
O
O
1-Naphthylacetat
O
O
1-Naphthylbutyrat
Abb.II.4.1: Strukturformeln der zur Bestimmung der Carboxylesterase-Aktivität verwendeten 1-Naphtholester
18
II.4.2 Native Polyacrylamidgelelektrophorese (PAGE) mit
Aktivitätsfärbung der Esterasen
Für die Methode der nativen PAGE nach ORNSTEIN (1964) wurden die Komponenten für
Sammelgel-, Trenngel- und Probenpufferlösung wie folgt hergestellt.
Sammelgel-Puffer
0,5 M TRIS-HCl-Puffer
pH 6,8
6,05 g TRIS
pH-Einstellung mit 4 M HCl
auf 100 ml mit dest. Wasser auffüllen
Trenngel-Puffer
1,5 M TRIS-HCl-Puffer
pH 8,8
18,15 g TRIS
pH-Einstellung mit 4 M HCl
auf 100 ml mit dest. Wasser auffüllen
APS (10 %)
10 mg APS
mit dest. Wasser auf 100 ml auffüllen
alliquotieren (200 µl) und bei -20 °C einfrieren
Elektroden-Puffer
TRIS-Glycin-Puffer
pH 8,3
15,14 g TRIS
72,0 g Glycin
500 ml dest. Wasser
(zehnfach konzentriert!)
Probenpuffer
4 g Saccharoselösung (20 %)
1-2 mg Bromphenolblau
in 16 ml 1,6 %iger Triton X-100
Ansatz zur Gelherstellung (für zwei Gele):
Trenngel (8 %)
Sammelgel (3 %)
4,4 ml
2,475 ml
2,5 ml
1,25 ml
3. Acrylamid/Bis 40 % T/3 % C
2,0 ml
375 µl
4. Triton X-100 1,6 %
1,0 ml
600 µl
8 µl
4 µl
100µl
50 µl
1. dest. Wasser
2. Trenngel- bzw.
Sammelgel-Puffer
5. TEMED 100 %
6. APS 10 %
Lösungen 1.-3. wurden gemischt und im Ultraschallbad entgast. Anschließend wurde Lösung
4. dazugeben und alles für 10 min in den Kühlschrank gestellt. Direkt vor dem Gießen wurde
Lösung 5. und 6. dazugegeben.
19
Vorgehensweise beim Gießen:
1.
Trenngellösung (ca. 5 ml) bis zur Sammelgelmarkierung füllen.
2.
Überschichten mit Isopropanol und Gel für 1 Stunde polymerisieren lassen.
3.
Isopropanol abgießen, Sammelgelraum mit dest. Wasser spülen und mit
Filterpapier austrocknen.
4.
Sammelgellösung auffüllen (randvoll!) und Kämme einhängen. Gel für mind.
1,5 Stunden polymerisieren lassen (eventuelle Blasen durch Schütteln lösen)
5.
Kämme herausziehen und mit Elektrodenpuffer überschichten.
Probenaufbereitung:
10 Larven oder 10 adulte Tiere von Anopheles gambiae wurden in 50 µl Probenpuffer + 50 µl
0,1 M Na/K-PP (pH 7,5) homogenisiert und bei 10000 x g und 4 °C für 5 Minuten
zentrifugiert. 10 µl des Überstandes (1 Tieräquivalent) wurden pro Geltasche eingesetzt.
Netzgeräteinstellungen und Durchführung:
Für zwei Gele wurden 160 V fürs Sammelgel und 220 V fürs Trenngel eingestellt.
Laufzeit: bis Bromphenolblau 1 cm vor Gelende stand.
Aktivitäsfärbung der Carboxylesterasen im Gel:
Für die Färbelösung wurden 200 mg Fast-Blue-RR-Salz (0,2 %) in 100 ml 0,2 M Na/K-PP
(pH 6,0) gelöst und mittels Magnetrührer gemischt. Anschließend wurde die Lösung durch
einen Faltenfilter (Rotilabo®-Faltenfilter, qualitativ, 150 mm, Firma Carl Roth GmbH)
filtriert und 2 ml 1-Naphtylacetat (11,16 mg 1-NA in 2 ml Aceton) oder 1-Naphtylbutyrat in
Aceton dazugegeben. Das Färben der Esterasen im Gel erfolgte für ca. 30 min unter
Lichtausschluss. Danach wurden die Gele für 10 min zur Fixierung und Entfärbung in eine
7 %ige Essigsäurelösung überführt.
Nach mehrfachem Waschen in dest. Wasser wurden die Gele zur Dokumentation gescannt.
20
II.4.3 Glutathion S-Transferase (CDNB-Test)
Als
Substrat
für
die
GSTs
wurde
bei
dieser
photometrischen
Methode
nach
HABIG et al. (1974) mit Modifikationen von NAUEN & STUMPF (2002) 0,4 mM CDNB
verwendet. Es wurden 12,2 mg in 500 µl DMSO gelöst. Für die Substratlösung wurden 100 µl
des in DMSO gelösten CDNBs zu 10 ml TRIS-HCl-Puffer gegeben. Das für die
Enzymreaktion nötige GSH wurde als 4 mM Lösung (36,9 mg in 10 ml TRIS-HCl-Puffer,
pH 7,5) verwendet. Die Tiere wurden, wie in II.4.1 beschrieben, homogenisiert, diesmal
jedoch in TRIS-HCl-Puffer. In je eine Kavität einer 96-Loch-Mikrotiterplatte (Firma Greiner,
transparent, flat bottom) wurden schließlich direkt vor der Messung 100 µl Homogenat,
100 µl Substratlösung und 100 µl 4 mM GSH gegeben. Für die Kontrolle wurde TRIS-HClPuffer statt Homogenat verwendet. Die Absorption wurde mit dem Spektrometer Infinite
M200 der Firma TECAN bei 340 nm alle 30 sec für 5 min gemessen.
Bei der Reaktion wird der Chlorsubstituent des CDNBs als Cl- frei und Glutathion wird an
dieser Stelle an den Aromaten substituiert, wodurch das Absorptionsspektrum in den
sichtbaren Bereich verschoben wird.
O2N
O2N
Cl
NO2 + GSH red
GST
GS
NO2 + HCl
Abb.II.4.3: Reaktionsgleichung der GST-vermittelten Substitution von GSH an CDNB
21
II.4.4 Glutathion S-Transferase (MCB-Test)
Für den fluorimetrischen GST-Test wurde die Methode von NAUEN & STUMPF (2002) mit
Monochlorbiman (MCB) als Substrat zugrunde gelegt und modifiziert. 6,8 mg MCB wurden
in 500 µl DMSO gelöst (f.v.0,2 mM). Davon wurden 100 µl in 10 ml HEPES-Puffer gegeben
und gemischt. GSH wurde als 2 mM Lösung (9,2 mg in 5 ml HEPES-Puffer) eingesetzt.
100 µl Enzymquelle (wie in II.4.1 beschieben hergestellt, nur in HEPES-Puffer),
100 µl Substratlösung und 100 µl GSH-Lösung wurden pro Kavität einer schwarzen 96-LochMikrotiterplatten von Greiner (black, flat bottom) eingesetzt. Bei der GST-katalysierten
Reaktion mit MCB entsteht ein fluoreszierendes Endprodukt. Es wurde mit dem Spektrometer
Infinite M200 der Firma TECAN bei 400 nm Anregung und 475 nm Emission gemessen. Die
Messungen erfolgten im 30 sec Takt für 5 Minuten.
O
O
O
N
N
GST
+ GSH
CH2Cl
O
N
+ HCl
N
CH2
GS
Abb.II.4.4: Reaktionsgleichung der Substitution von GSH an Monochlorobiman
22
II.4.5 Monooxygenase-Test
Als Substrat dient bei dieser Methode 7-Ethoxycumarin, welches durch Cytochrom P450
abhängige Monooxygenasen (MOs) zu 7-Hydroxycumarin (Umbelliferon) umgesetzt wird
(DE SOUSA et al., 1995). Das Reaktionsprodukt Umbelliferon kann schließlich mittels
Fluoreszensmessung quantifiziert werden.
Aufgrund der benötigten Proteinmenge konnten nur Massenhomogenate verwendet werden.
Pro Ansatz wurden 30 Tiere benötigt. Je 15 Tiere wurden in einem Eppendorfgefäß in 1 ml
eiskaltem 0,1 M Oxidase-Homogenisationspuffer (siehe II.1.2) mit einem Plastik-Micropestill
homogenisiert. Das Homogenat wurde anschließend für 5 min bei 5000 x g und 4 °C
zentrifugiert. Der Überstand wurde bei 15000 x g (4 °C) für 15 min zentrifugiert. Es folgt eine
weitere Zentrifugation bei 100000 x g in der Ultrazentrifuge Optima ™ Max der Firma
Beckman Coulter GmbH (bei 4 °C, 1 h), um die Mikrosomen zu sedimentieren. Dazu wurden
die Proben eines Testansatzes vereinigt und in ein Zentrifugenröhrchen (Firma Beckman,
conical bottom tube 13 x 51 mm) gegeben. Der Überstand wurde nach der Ultrazentrifugation
verworfen. Das Mikrosomen-Pellet wurde in 200 µl eiskaltem 0,1 M Na/K-PP (pH 7,5)
gründlich (!) resuspendiert. Von der Suspension wurde eine quantitative Proteinbestimmung
nach BRADFORD (1976) durchgeführt.
Der Test erfolgte in 96-Loch-Mikrotiterplatten (Firma Greiner, black, flat bottom). Pro
Kavität wurden 20-30 µg Protein (in insgesamt 50 µl 0,1 M Na-K-Phosphatpuffer) eingesetzt,
gegebenenfalls wurde die Proteinmenge eingestellt. Für die Substratstammlösung wurden
7,6 mg 7-Ethoxycumarin in 1 ml Aceton gelöst (Lösung muss bei -20 °C aufbewahrt werden),
davon wurden für die Substratlösung 10 µl in 390 µl 0,1 M Na/K-PP (pH 7,5) gelöst. Pro
Kavität wurden 50 µl Homogenat, 40 µl Substratlösung und 10 µl NADPH (8,33 mg/ml
dest.Wasser) eingesetzt und bei 29 °C für 45 min inkubiert (Schüttler). Anschließend wurden
in jede Kavität 10 µl GSHox (18,3 mg/ml dest. Wasser) und 10 µl Glutathion-Reduktase
(0,5 units) gegeben. Dieses Reduktionssystem verbraucht überschüssiges NADPH, welches
die Messung stören würde. Nach 15 min wurde die Reaktion mit einem 1:1 Gemisch aus
Acetonitril/Trizma-Base (0,05 M, pH 10,0) gestoppt. Gemessen wurde bei 390 nm Anregung
und 465 nm Emission (Gain 80) mit dem Spektrometer Infinite M200 (TECAN).
NADPH + H
H5C2O
O
O
+
, O2
+
- H2O
HO
O
H3C
CHO
O
Abb.II.4.5: Monooxygenase-vermittelte O-Deethylierung von 7-Ethoxycumarin
23
II.4.6 Peroxidase (ABTS-Test)
Zur Bestimmung der Peroxidase-Aktivität wurde ABTS (2,2'-Azinobis-(3-ethylbenzthiazolin6-sulfonsäure)) für den Test verwendet. Als Substratlösung diente 5,49 mg ABTS in 10 ml
Na-Acetatpuffer (0,1 mM, pH 5,0). Außerdem wurde die für die Reaktion benötigte H2O2Lösung (3 %) aus einer 30%igen Stammlösung hergestellt.
Einzeltiere wurden in 200 µl Na-Acetatpuffer (0,1 mM, pH 5,0) mittels Plastik-Micropestill
homogenisiert. Massenhomogenate wurden aus 10 Tieren in 1 ml Na-Acetatpuffer (0,1 mM,
pH 5,0) hergestellt (Vorgehen wie bei II.4.1).
Für die Messung wurden 96-Loch-Mikrotiterplatten der Firma Greiner (transparent, flat
bottom) verwendet. Pro Kavität wurde ¼ Tieräquivalent in 70 µl Na-Acetatpuffer (0,1 mM,
pH 5,0) eingesetzt (ggf. mit Na-Acetatpuffer auffüllen). Direkt vor der Messung wurden je
Kavität 200 µl Substratlösung (ABTS) und 30 µl H2O2-Lösung (3 %) zugegeben.
Infolge der Peroxidase-Reaktion entsteht ein ABTS+-Radikal, welches eine photometrische
Messung bei 420 nm (25 °C) ermöglicht. Gemessen wurde über einen Zeitraum von 3 min mit
dem Spektrometer Infinite M200 der Firma TECAN.
O
OO
S
N
N
S
N
O
S
N
S
O
O
Abb.II.4.6: ABTS
24
III. Ergebnisse
III.1 Mückenzucht
Am 09.05.2007 wurden die ersten Anopheles gambiae Eier erhalten. Es sind ca. 2000 Eier des
Stammes KISUMU und ca. 1000 des Laborstammes RSP gewesen. Der Ansatz der Eier
erfolgte bei 29,2 °C in dest. Wasser. Der Schlupf der ersten Larven folgte am 11.05.2007. Die
ersten Puppenstadien konnten am 19.05.2007 gefunden werden. Die ersten adulten Tiere
wurden am 23.05.2007 gefunden. Es schlüpften deutlich weniger adulte Tiere, als Larven
vorhanden waren. Die adulten Tiere wurden bei diesem Versuch bei Raumtemperatur
(ca.22 °C) und ohne erhöhte Luftfeuchtigkeit gehalten. Die Tiere sind bei diesen
Bedingungen, trotz angebotener Zuckerlösung, rasch nach dem Schlupf verstorben.
Für weitere Ansätze wurden die Inkubatoren zur Larvenaufzucht beider Stämme auf 30 °C
eingestellt. Bei Eintreffen der Lieferung der Eier waren diese stets zwei Tage alt. Am
darauffolgenden Tag schlüpften die ersten Larven. Während der Larvenaufzucht konnte
beobachtet werden, dass die Tiere Futter vom Boden der Wasserschalen aufnahmen und den
Grund teilweise aktiv nach Nahrung absuchten.
Nach genau 7 Tagen wurden die ersten Puppen gefunden. Ab dem zweiten Tag nach Fund
der ersten Puppenstadien schlüpften die adulten Tiere, welche nun bei 26 °C und erhöhter
relativer Luftfeuchtigkeit (60-70 %) gehalten wurden. Die ersten Adulten waren überwiegend
Männchen. Unter diesen veränderten Bedingungen wurden die Tiere bei Fütterung von
Dextroselösung (10 %) mindestens zwei Wochen alt.
Die ersten Blutfütterungsversuche an lebenden anästhesierten Ratten hatten den Tod der
Weibchen, die Blut aufgenommen haben, zur Folge. Für weitere Blutfütterungen der
Weibchen wurde Rinderblut verwendet. Das Blut wurde bereitwillig aufgenommen. Alle
Mücken, die das Blut aufgenommen hatten, sind verendet. Bei der Verwendung von einem
Gemisch Rinderzitratblut/Fötales Serum Albumin (4:1) wurde die Blutmahlzeit ebenfalls gut
akzeptiert. Nach dieser Fütterung kam es erstmalig zur Ablage von Eiern.
25
III.2 Biotests
Es sollte jeweils ein Biotest für lebende Larven und Adulte entwickelt werden. Ziel der
Biotests ist es, auch schon geringe Unterschiede in der Mortalität zweier Stämme zu finden,
so dass entstehende Resistenzen bereits frühzeitig erkannt werden können. Dabei dient stets
ein Laborstamm als Referenz. In dieser Arbeit ist das der Stamm KISUMU, dessen Mortalität
bei allen Insektiziden als „normal“ angesehen wurde. Da Tiere, die mehr Insektizid vertragen,
eine geringere Mortalität zeigen, kann man aus dem Quotient der LC50-Werte des
entsprechenden Insektizids den Resistenzfaktor (RF) des Stammes RSP im Vergleich zum
Referenzstamm KISUMU berechnen (LC50 RSP/LC50 KISUMU = RF). Da die von den
Larven und Adulten aufgenommene Dosis Insektizid nicht ermittelt werden kann, erfolgte die
Ergebnisdarstellung in Konzentrations-Wirkungskurven.
III.2.1 Larvenbiotests
Bei ersten Versuchen mit nur 2 bis 4 h Expositionsdauer wurde festgestellt, dass Larven durch
die getesteten Insektizide teilweise nur immobilisiert wurden und sich nach 24 h wieder erholt
hatten. Die Testdauer wurde daher auf 24 h festgelegt.
Die Diagramme III.2.1.1 und III.2.1.2 zeigen die Konzentrations-Wirkungskurven der
Insektizide Bendiocarb und Malathion. Getestet wurden 5 Tage alte (Bendiocarb) und 6 Tage
alte Larven (Malathion) in 24-well Zellkulturtestplatten. Bei allen erfolgten Tests gab es nach
der Auswertungszeit von 24 h keine Mortalität bei den Tieren in den Kontrollansätzen.
Bendiocarb 5d alte Larven
KISUMU
RSP
100
100
90
90
80
80
70
70
Mortalität [%]
Mortalität [%]
KISUMU
Malathion 6d alte Larven
60
50
40
RSP
60
50
40
30
30
20
20
10
10
0
0
0,1
1
10
100
Konzentration [ng/m l]
1000
10000
0,1
1
10
100
1000
Konzentration [ng/m l]
26
Diagramm
III.2.1.1:
Konzentrations-Wirkungsbeziehung für beide Stämme, Wirkstoff: Bendiocarb,
n=4
Diagramm
III.2.1.2:
Konzentrations-Wirkungsbeziehung für beide Stämme, Wirkstoff: Malathion,
n=4
Im Falle des Carbamates Bendiocarb lagen die LC50-Werte für den Referenzstamm KISUMU
bei 210 ng/ml, für den Stamm RSP bei 678 ng/ml. Der RF für RSP zeigt mit 3,2 eine in Bezug
auf den Referenzstamm eine höhere Bendiocarb-Toleranz an.
Für das Organophosphat Malathion ergab sich ein RF von 1,9. Die LC50-Werte lagen für
KISUMU bei 46 ng/ml und für RSP bei 90 ng/ml.
Die Diagramme III.2.1.3 und III.2.1.4 zeigen die Ergebnisse der Pyrethroide Deltamethrin
und Permethrin. Für die Tests mit Deltamethrin fällt die Streuung der Werte auf. Im Vergleich
zu Bendiocarb und Malathion ist bei den Pyrethroiden ein deutlicher Unterschied zwischen
den beiden Stämmen zu erkennen.
Deltam ethrin 4d alte Larven
KISUMU
RSP
100
100
90
90
80
80
70
70
Mortalität [%]
Mortalität [%]
KISUMU
Perm ethrin 5d alte Larven
60
50
40
30
60
50
40
30
20
20
10
10
0
0,001
RSP
0
0,01
0,1
1
10
100
1000
Konzentration [ng/m l]
Diagramm III.2.1.3: Konzentrations-Wirkungskurve
für Deltamethrin, 4 Tage alte Larven Anopheles
gambiae (KISUMU & RSP), n=3
0,001
0,01
0,1
1
10
100
1000
10000
100000
Konzentration [ng/m l]
Diagramm III.2.1.4: Konzentrations-Wirkungskurve
für Permethrin, 5 Tage alte Larven Anopheles gambiae
(KISUMU & RSP), n=5
Der LC50-Wert für Deltamethrin liegt beim Referenzstamm KISUMU bei nur 4,6 ng/ml, für
RSP liegt der Wert mit 98 ng/ml sehr viel höher. Der RF zeigte mit einem Wert von 21 eine
sehr große Deltamethrin-Toleranz der vier Tage alten RSP-Larven an. Die große
Standardabweichung der einzelnen Messwerte erlaubte allerdings nur die Feststellung einer
deutlichen Tendenz zu Resistenz.
27
Permethrin wurde von beiden Stämmen in vergleichsweise großen Mengen vertragen. Der
LC50-Wert beim Referenzstamm KISUMU liegt bei 1000 ng/ml und für RSP liegt der Wert
bei 6750 ng/ml. Der resultierende RF betrug 6,7.
Cyfluthrin
Larvenalter 4 bis 6 Tage (KISUMU)
5d
4d
6d
100
100
90
90
80
80
70
70
Mortalität [%]
Mortailtät [%]
4d
Cyfluthrin
Larvenalter von 4 bis 6 Tage (RSP)
60
50
40
30
5d
6d
60
50
40
30
20
20
10
10
0
0,001
0,01
0,1
1
10
100
0
1000
0,01
Konzentration [ng/m l]
0,1
1
10
100
1000
10000
Ko nze nt ra t io n [ ng/ m l]
Diagramm III.2.1.5: Konzentrations-Wirkungskurve
für Cyfluthrin für 4-6 Tage alte Larven Anopheles
gambiae (KISUMU), n=3
Diagramm III.2.1.6: Konzentrations-Wirkungskurve
für Cyfluthrin für 4-6 Tage alte Larven Anopheles
gambiae (RSP), n=3
Das Pyrethroid Cyfluthrin wurde in seiner Wirkung auf verschieden alte Larven getestet. Das
Ergebnis für den Stamm KISUMU ist im Diagramm III.2.1.5, das für RSP im Diagramm
III.2.1.6 dargestellt. Für beide Stämme zeigte sich eine Zunahme der Wirkstofftoleranz mit
steigendem Alter. LC50 und RFs sind in Tabelle III.2.1.1 zusammengefasst.
Stamm
RSP
Alter
4d
LC50 [ng/ml]
93
KISUMU
4d
11
RSP
5d
144
KISUMU
5d
69
RSP
6d
1024
KISUMU
6d
167
RF
8,09
2,11
6,12
Tabelle III.2.1.1: LC50 und RFs für Wirkstoff
Cyfluthrin, 4 bis 6 Tage alte Larven
28
III.2.2 Biotests adulter Tiere
Die Auswertung der Mortalität von adulten Anopheles gambiae in den mit Insektizid
beschichteten 20 ml Glasvials erfolgte zunächst nach 24 h. Die Kontrollmortalität in den nur
mit Aceton beschichteten Vials lag dabei im Mittel bei 34 %. Die Testdauer wurde auf 4 h
reduziert. Bei der neuen Testdauer lag die Mortalität unter den Tieren der Kontrolle im Mittel
bei 1,6 %.
Zum Ermitteln der für den Test sinnvollen Konzentrationen des entsprechenden Insektizids,
wurden sogenannte „Range-finder-Tests“ durchgeführt. Die Testdauer betrug dabei eine
Stunde, die Auswertung erfolgte alle 10 Minuten. Exemplarisch für diese Tests ist im
Diagramm III.2.2.1 die Auswertung für das Pyrethroid Deltamethrin gezeigt.
Mottalität [%]
KISUMU "Range-finder"-Test für Deltamethrin
100
90
80
70
60
50
40
30
20
10
0
20 ng/cm2
2 ng/cm2
0,2 ng/cm2
0,02 ng/cm2
Kontrolle
0
10
20
30
40
50
60
Zeit [min]
Diagramm III.2.2.1: Biotest mit adulten Anopheles gambiae (KISUMU) über 1 h. Wirkstoff: Deltamethrin bei
einem Konzentrationsbereich von 0,02-20 ng/cm2, Test in 20 ml Glasvials.
Dieses Beispiel zeigt auch die schnelle Wirkung von Deltamethrin („Knock Down Effekt“),
daher ist eine Auswertung nach 4 h völlig ausreichend. Basierend auf diesem Test wurde die
höchste Konzentration von Deltamethrin für eine 4 h-Exposition mit 2 ng/cm2 gewählt.
Für eine Beurteilung von drei verschiedenen Testsystemen wurde ein einmaliger Versuch mit
Deltamethrin durchgeführt. Verglichen wurde die 4 h-Exposition mit Deltamethrin bei
Verwendung von WHO-Testkammern, 20 ml und 50 ml Glasvials. Es wurden für jedes
Testsystem 10 adulte Tiere eingesetzt. Das Ergebnis des Vergleichs ist im Diagramm III.2.2.2
dargestellt.
29
Testsysteme im Vergleich
kl. Vials (Tote)
gr. Vials (Tote)
WHO (Tote)
Mortalität
nach 4 h [%]
10
8
6
4
2
0
Kontrollen
0,5
1
Deltamethrin [ng/cm
2
2
]
Diagramm III.2.2.2: Deltamethrin-Biotest mit adulten Anopheles gambiae (KISUMU),
4 h Expositionsdauer, Vergleich dreier Testsysteme.
Die Verteilung der Geschlechter in jedem Testansatz war zufällig. Beim WHO-Test zeigte
sich bei 4 h Exposition und den gewählten Konzentrationen keine Mortalität. Es gab bei allen
Tests keine Mortalität bei den Kontrolltieren.
Die Biotests für adulte Tiere wurden basierend auf den Ergebnissen des Methodenvergleichs
in 20 ml Glasvials durchgeführt. Die Diagramme III.2.2.3 und III.2.2.4 zeigen die
Konzentrations-Wirkungskurven für zwei getestete Pyrethroide.
Deltam ethrin adulte Tiere
KISUMU
RSP
100
100
80
80
Mortalität [%]
Mortaltiät [%]
KISUMU
Perm ethrin adulte Tiere
60
40
60
40
20
20
0
0
0,01
RSP
0,1
1
10
Ko nze nt ra t io n [ ng/ c m 2 ]
Diagramm II.2.2.3: Konzentrations-Wirkungskurve
für Deltamethrin, adulte 2-4 Tage alte Tiere Anopheles
gambiae (KISUMU & RSP), basierend auf 20 ml
Glasvialtest, n = 4
0,01
0,1
1
10
100
Ko nze nt ra t io n [ ng/ c m 2 ]
Diagramm II.2.2.4: Konzentrations-Wirkungskurve
für Permethrin, adulte 2-4 Tage alte Tiere Anopheles
gambiae (KISUMU & RSP), basierend auf 20 ml
Glasvialtest, n = 3
30
Beide Stämme reagierten schon auf sehr geringe Konzentrationen Deltamethrin. Die LC50 lag
bei diesem Wirkstoff für den Referenzstamm KISUMU bei nur 0,21 ng/cm2. Für RSP wurde
die LC50 mit 0,79 errechnet. Der resultierende Resistenzfaktor betrug 3,7. Der Anopheles
gambiae Stamm RSP vertrug folglich mehr Deltamethrin, zeigte aber nur eine geringe
Tendenz zu erhöhter Wirkstofftoleranz.
Die LC50-Werte für den Wirkstoff Permethrin lagen für KISUMU bei LC50 = 1,6 ng/cm2 und
für RSP bei LC50 = 19,6 ng/cm2. Der RF zeigte mit 12,4 eine erhöhte Permethrintoleranz.
Der Versuch die Wirkung des Carbamats Bendiocarb mit dem Glasvialtest zu testen, brachte
keine in einer Konzentrations-Wirkungsbeziehung auswertbaren Ergebnisse.
III.3 Enzymtests
Sämtliche Auswertungen zur Enzymaktivität basieren auf dem linearen Bereich der
Aktivitätsänderung mit der Zeit.
III.3.1 Proteinbestimmung
Die quantitative Proteinbestimmung erfolgte nach (BRADFORD, 1976). Als Referenzprotein
für
alle
Kalibrierungskurven
diente
Albumin
aus
Rinderserum
(RSA).
Die
Kalibrierungskurven wurden mit jedem verwendeten Puffer erstellt. Alle erstellten
Kalibrierungskurven haben einen Regressionskoeffizienten von 0,99 erreicht.
Der Versuch, die quantitative Proteinbestimmung mit „Roti®-Quant“ der Firma ROTH
durchzuführen, führte zu keinen reproduzierbaren Ergebnissen.
III.3.2 Carboxylesterasen
Eine Entwicklungsstadienspezifität und mögliche Unterschiede der vorhandenen Isoenzyme
bei den Stämmen RSP und KISUMU (Massenhomogenate mit 10 Tieren) wurden mit einer
nativen PAGE ermittelt. Die Aktivitätsfärbung im Gel erfolgte mit den Substraten
1-Naphthylacetat (Abb.II.3.2.1) und 1-Naphthylbutyrat (Abb.III.3.2.2).
31
KIS
RSP
KISL4d
KISL6d RSPL4d RSPL6d
Abb. III.3.2.1: Elektropherogramm eines nativen Gels
mit dem Substrat 1-Naphthylacetat, KIS = KISUMU;
L4d = 4 d alte Larven; L6d = 6 d alte Larven
KIS
RSP
KISL4d KISL6d RSPL4d
RSPL6d
Abb. III.3.2.2: Elektropherogramm eines nativen Gels
mit dem Substrat Naphthybutyrat, KIS = KISUMU; L4d
= 4 d alte Larven; L6d = 6 d alte Larven
Für beide Substrate waren zwischen den verschiedenen Larvenstadien und Stämmen deutliche
Unterschiede in Stärke und Anzahl der Banden zu beobachten. 1-Naphthylacetat zeigte unter
gleichen Vorraussetzungen jedoch bei der Aktivitätsfärbung mit Fast Blue RR-Salz
(Methode II.4.2) mehr bzw. deutlichere Banden (schwarze Pfeile) als 1-Naphthylbutyrat.
1-Naphthylacetat wurde für alle weiteren Messungen verwendet.
Zur
Berechnung
der
Enzymaktivität
wurde
eine
Kalibrierungsgerade
für
das
Reaktionsendprodukt 1-Naphtol mit der Fast Blue RR-Salz-Färbung erstellt.
Kalibrierungsgerade 1-Naphthol
y = 0,0212x + 0,0556
R2 = 0,99
Extinktion bei 450 nm
1,2
1,0
0,8
0,6
0,4
0,2
0,0
0
10
20
30
40
50
60
Stoffm enge von 1-Naphtol in nm ol
Diagramm III.3.2.1: Kalibrierungsgerade für 1-Naphtol, n = 5
32
III.3.2.1 Einfluss des Homogenisationspuffers auf die Esteraseaktivität
Um den Aufschluss der Proteinextrakte zu optimieren und herauszufinden, ob neben
zytosolischen auch membrangebundene Carboxylesterasen vorhanden sind, wurde die
Homogenisierung der Tiere mit zwei verschiedenen Puffern durchgeführt (0,1 M Na/K-PP,
pH 7,5 und 0,1 M Na/K-PP, pH 7,5, 0,1 % Triton X-100). Die gemessenen spezifischen
Aktivitäten der unterschiedlichen Homogenate wurden verglichen (Diagramm III.3.2.1.1).
Puffervergleich Esterase Larven 6d alt
RSP L6d
RSP L6d TX100
KISUMU L6d
KISUMU L6d TX100
0
50
100
150
200
250
300
spezifische Aktivität in mU
Diagramm III.3.2.1.1: Anopheles gambiae Larven 6 d alt, 0,1 M Na-K-Phosphatpuffer, pH 7,5 mit
und ohne Triton X-100 (0,1 %) als Homogenisationspuffer im Vergleich. Der Zusatz TX100
kennzeichnet die Proben, bei denen das Homogenat mittels Homogensisationspuffer mit Triton
X-100 (0,1%) hergestellt wurde. n = 3
Puffervergleich Esterase adulte Anopheles gambiae
RSP♂
RSP♂ TX100
RSP♀
RSP♀ TX100
KISUMU♂
KISUMU♂ TX100
KISUMU♀
KISUMU♀ TX100
0
50
100
150
200
250
spezifische Aktivität in mU
Diagramm III.3.2.1.2: Anopheles gambiae adulte Tiere, 0,1 M Na-K-Phosphatpuffer, pH 7,5 mit
und ohne Triton X-100 (0,1 %) als Homogenisationspuffer im Vergleich. Der Zusatz TX100
kennzeichnet die Proben, bei denen das Homogenat mittels Homogensisationspuffer mit Triton
X-100 (0,1 %) hergestellt wurde. n = 3
33
Es zeigte sich sowohl für Larven als auch für adulte Tiere, dass bei Verwenden des Detergenz
Triton X-100 im Homogenistationspuffer, eine höhere spezifische Aktivität gemessen werden
konnte.
III.3.2.2 Esterase-Aktivität der beiden Stämme im Vergleich
Esterase-Aktivität im Vergleich
RSP L6d
RSP♂
RSP♀
KISUMU L6d
KISUMU♂
KISUMU♀
0
50
100
150
200
250
300
spezifische Aktivität in mU
Diagramm III.3.2.2.1: Anopheles gambiae adulte Tiere und Larven (6 d alt)
0,1 M Na-K-Phosphatpuffer, pH 7,5 mit Triton X-100 (0,1 %) als Homogenisationspuffer. n = 3
im
Vergleich,
Im Vergleich mit den adulten Tieren fiel bei beiden Stämmen die deutlich höhere spezifische
Carboxylesteraseaktivität der Larven auf. Die Männchen zeigten eine tendenziell geringere
spezifische Aktivität als die Weibchen. Signifikante Unterschiede zwischen den Stämmen
konnten mit einem zweiseitigen t-Test (p = 0,05) nicht festgestellt werden.
34
III.3.3 Glutathion-S-Transferasen (CDNB-Test)
Die
GST-Aktivität
wurde
in
einer
Messung
mit
¼
Tieräquivalenten
aus
Einzeltierhomogenaten (wie in II.4.3 beschrieben) gemessen (Diagramm III.3.3.1).
Einzeltiermessungen GST CDNB-TEST
RSP 10
RSP 9
RSP 8
RSP 7
RSP 6
RSP 5
RSP 4
RSP 3
RSP 2
RSP 1
KISUMU 10
KISUMU 9
KISUMU 8
KISUMU 7
KISUMU 6
KISUMU 5
KISUMU 4
KISUMU 3
KISUMU 2
KISUMU 1
0
50
100
150
200
250
300
350
spezifische Aktivität in m U
Diagramm III.3.3.1: Vergleich von 10 Einzeltiermessungen (1/4 TÄ wurde gemessen)
Vergleich der mittleren spezifischen GST-Aktivität von KISUMU und RSP im
CDNB-Test
RSP
KISUMU
0
50
100
150
200
250
300
spezifische Aktivität in m U
Diagramm III.3.3.2: GST-Aktivitätsvergleich von KISUMU und RSP mittels CDNB-Test,
Zusammenfassung aus 10 Einzeltiermessungen je Stamm, je Messung wurde ¼ TÄ von einem adulten
Tier eingesetzt.
35
Eine Zusammenfassung der Einzeltiermessungen (Diagramm III.3.3.2) zeigte, dass kein
signifikanter Unterschied der GST-Aktivitäten beider Stämme besteht (zweiseitiger t-Test,
p = 0,05).
In Diagramm III.3.3.3 ist die Zusammenfassung der Messungen von jeweils drei
Massenhomogenaten (10 Tiere) 5 Tage alter Larven beider Stämme zu sehen. Für jedes der
Homogenate wurde eine Doppelbestimmung für ein halbes und ein ganzes Tieräquivalent
durchgeführt.
spezifische GST-Aktivität der Larven mit 1 TÄ und 1/2 TÄ im
Vergleich (CDNB-Test)
RSP L5d 1/2 TÄ
RSP L5d
KISUMU L5d 1/2 TÄ
KISUMU L5d
0
50
100
150
200
250
300
spezifische Aktivität in m U
Diagramm III.3.3.3: GST-Aktivitätsvergleich 5 Tage alter Larven, n = 2
Bei dieser Messung fiel sehr deutlich ein Unterschied in der spezifischen Aktivität desselben
Homogenates bei verschiedenen eingesetzten Proteinmengen auf. Die spezifische Aktivität
sollte jedoch, unabhängig von der eingesetzten Proteinmenge sein. Da sich dies in den
Ergebnissen nicht gezeigt hat, wurde versucht das Testsystem zu verbessern.
Ein Grund für diese Abweichungen könnte das Lösungsmittel des Substrats CDNB sein,
daher wurde die Eignung verschiedener Lösungsmittel für CDNB untersucht. In den
Diagrammen III.3.3.4 A bis C sind die Resultate bei Verwendung der Lösungsmittel Ethanol,
Aceton und DMSO aufgeführt.
36
Aceton als Lösum gsm ittel für CDNB
Ethanol als Lösum gsm ittel für CDNB
RSP 1/4
RSP 1/4
RSP 1/2
RSP 1/2
RSP 1
RSP 1
KISUMU 1/4
KISUMU 1/4
KISUMU 1/2
KISUMU 1/2
KISUMU 1
KISUMU 1
0
50
100
150
200
0
50
spezifische Aktivität in mU
100
150
200
spezifische Aktivität in mU
Diagramm III.3.3.4 A
Diagramm III.3.3.4 B
DMSO als Lösumgsmittel für CDNB
RSP 1/4
RSP 1/2
RSP 1
KISUMU 1/4
KISUMU 1/2
KISUMU 1
0
50
100
150
200
spezifische Aktivität in mU
Diagramm III.3.3.4 C
GST-Aktivitätsvergleich von KISUMU und RSP-Massenhomogenaten (10 Tiere) bei Verwendung von ¼ , ½ und
1 Tieräquivalenten. CDNB 0,4 mM, GSH 4 mM; A = CDNB in Ethanol gelöst; B = CDNB in Aceton gelöst;
C = CDNB in DMSO gelöst, n = 1
Bei allen verwendeten Lösungsmitteln ist eine ähnlich starke Hemmung der spezifischen
Aktivität bei steigender Proteinmenge zu beobachten. Um diesen Effekt näher zu untersuchen
bzw. andere Faktoren, die für dafür verantwortlich sein können, zu finden, wurde die
Konzentration des GSH variiert. Die CDNB-Konzentration blieb dabei, wie ursprünglich
(HABIG et al., 1974; NAUEN & STUMPF, 2002) beschrieben bei 4 mM.
37
spezifische GST-Aktivität im Vergleich zur GSH
Substratmenge
KISUMU 1 TÄ
KISUMU 1/2 TÄ
KISUMU L 1
KISUMU L 1/2
spezifische Aktivität in mU
180
160
140
120
100
80
60
40
4 mM
6 mM
8 mM
10 mM
Konzentration GSH
Diagramm III.3.3.7: Entwicklung der GST-Aktivität bei steigender GSH-Konzentration im Test für KISUMU
Massenhomogenate (10 Tiere) für ½ und 1 Tieräquivalent, CDNB 0,4 mM, L = Larvenhomogenat, n = 2
spezifische GST-Aktivität im Vergleich zur GSH
Substratmenge
RSP 1TÄ
RSP 1/2TÄ
RSP L 1
RSP L 1/2
110
spezifische Aktivität in mU
100
90
80
70
60
50
40
4 mM
6 mM
8 mM
10 mM
Konzerntration GSH
Diagramm III.3.3.8: Entwicklung der GST-Aktivität bei steigender GSH-Konzentration im Test für RSP
Massenhomogenate (10 Tiere) für ½ und 1 Tieräquivalent, CDNB 0,4 mM, L = Larvenhomogenat, n = 2
Bei steigender GSH-Konzentration war für beide Stämme eine deutliche Hemmung der
spezifischen Aktivität zu beobachten. Das Phänomen der höheren spezifischen Aktivität bei
geringerer eingesetzter Proteinmenge ist weiterhin zu beobachten gewesen.
38
spezifische GST-Aktivität in Abhängigkeit der CDNBKonzentration
spezifische Aktivität in mU
180
170
160
150
140
KISUMU 1/2
130
KISUMU 1/4
120
110
100
90
80
0,2 mM
0,4 mM
0,6 mM
0,8 mM
Konzentration CDNB
Diagramm III.3.3.9: Entwicklung der GST-Aktivität bei steigender CDNB-Konzentration im Test
für KISUMU- Massenhomogenate (10 adulte Tiere) für ½ und ¼ Tieräquivalent, GSH 4 mM
spezifische GST-Aktivität in Abhängigkeit der CDNBKonzentration
spezifische Aktivität in mU
200
180
160
RSP 1/2
140
RSP 1/4
120
100
80
0,2 mM
0,4 mM
0,6 mM
Konzentration CDNB
0,8 mM
Diagramm III.3.3.10: Entwicklung der GST-Aktivität bei steigender CDNB-Konzentration im
Test für RSP- Massenhomogenate (10 adulte Tiere) für ½ und ¼ Tieräquivalent, GSH 4 mM
Wurde eine höhere Menge CDNB im Test eingesetzt, stieg bei beiden Stämmen die
gemessene spezifische Aktivität deutlich an (Diagramm III.3.3.9 & III.3.3.10). Die
Abweichungen blieben jedoch auch bei steigender Aktivität und 0,8 mM CDNB erhalten.
39
Um weiter zu optimieren, wurden Kombinationen unterschiedlicher Konzentrationen von
CDNB und GSH im Test untersucht. Dazu wurden 1/8, ¼ und ½ Tieräquivalent pro Ansatz
getestet. Das Ergebnis des Versuchs ist im Diagramm III.3.3.11 dargestellt.
Test verschiedener GSH & CDNB-Konzentrationen für
KISUMU-Massenhomogenate
1/8 TÄ
1/4 TÄ
1/2 TÄ
3mM CDNB & 1mM GSH
2mM CDNB & 1mM GSH
3mM CDNB & 3mM GSH
2mM CDNB & 2mM GSH
1mM CDNB & 1mM GSH
0
20
40
60
80
100
120
140
160
180
200
spezifische Aktivität in m U
Diagramm III.3.3.11: Test verschiedener Kombinationen von GSH und CDNB-Konzentrationen,
für alle Ansätze wurde das selbe KISUMU-Massenhomogenat verwendet
In Diagramm III.3.3.12 sind die
Standardabweichungen der Mittelwerte für die Messung jeweils
einer Konzentrationskombination
aus
Diagramm
III.3.3.11
dargestellt. Vergleicht man die
einzelnen Standardabweichungen,
so zeigt sich bei äquimolarer
Konzentration von 2 mM für beide
Substrate und für die Kombination
2 mM CDNB & 1 mM GSH, die
geringste Streuung der Werte.
Standartabw eichungen bei Mittelw ertsbildung aus
den Messungen der drei Tieräquivalente
3mM CDNB &
1mM GSH
2mM CDNB &
1mM GSH
3mM CDNB &
3mM GSH
2mM CDNB &
2mM GSH
1mM CDNB &
1mM GSH
0,00
5,00
10,00
15,00
20,00
25,00
Standartabw eichung [m U]
Diagramm III.3.3.12: Vergleich der Standartabweichungen, die
sich bei der Mittelwertsbildung der drei gemessenen Werte aus
Diagramm III.3.3.11 ergeben.
40
Um einen möglichen Einfluss des pH-Wertes auf die gemessenen spezifischen Aktivitäten zu
untersuchen,
wurde
die
Messung
mit
verschiedenen
Puffern
wiederholt.
Als
Substratkonzentrationen wurden für
CDNB und GSH 2 mM gewählt. Für
den Versuch wurde jeweils ½ und ¼
Tieräquivalent
aus
variable pH-Werte GST-Test mit CDNB
1/4 TÄ
KISUMU-
1/2 TÄ
Massenhomogenaten (10 Tiere) und
drei Na/K-PPs mit den pH-Werten
pH 7,25
6,0; 6,75 und 7,25 verwendet. Die
Resultate
des
Tests
sind
in
pH 6,75
Diagramm III.3.3.13 dargestellt. Bei
der Messung mit verschiedenen pHWerten
zeigt
sich
Unterschied
Aktivitäten
der
bei
erneut
ein
spezifischen
verschiedenen
Proteinmengen. Bei pH 6,75 ist die
Abweichung
pH 6,0
0,00
0,05
0,10
0,15
0,20
∆Extinktion bei 340 nm /m in
der
errechneten Diagramm III.3.3.13: GST-Aktivität bei Verwendung von
Puffern mit verschiedenen pH-Werten. Messung mit KISUMUAktivität geringer als bei den beiden Massenhomogenaten adulter Tiere
anderen Puffern.
41
III.3.4 Glutathion S-Transferasen (MCB-Test)
Neben dem CDNB-Test wurde die von NAUEN & STUMPF (2002) für 96-LochMikrotiterplatten etablierte Methode zur Bestimmung der GST-Aktivität mit dem Substrat
Monochlorbiman modifiziert und als kontinuierliche Messung durchgeführt.
Zur Gewährleistung bestmöglicher Sensitivität wurden Anregungs- und Extinktionswellenlängen in einem Spektrum aufgenommen. Das Maximum der Anregung war bei einer
Wellenlänge von 400 nm. Diese Anregungswellenlänge wurde für das Spektrum in Diagramm
III.3.4.1 verwendet. Um Effekte des Homogenates auszuschließen, wurde das Spektrum von
Homogenat, Homogenat mit zugesetztem MCB und von reinem MCB aufgenommen.
Spektrum für MCB, Homogenat und Biman-Glutathion bei Anregung mit 400 nm
Em Biman-Glutathion
Em Homogenat pur
Em MCB
2500
2250
2000
1750
Emission
1500
1250
1000
750
500
250
0
420
430
440
450
460
470
480
490
500 510 520 530
Wellenlänge [nm ]
540
550
560
570
580
590
600
Diagramm III.3.4.1: Vergleich der Emissionswerte bei verschiedenen Emissionswellenlängen (420-600 nm) für
Homogenat, Homogenat mit zugesetztem Substrat (MCB) und reinem MCB. Messung der Ansätze nach 5 min
Inkubationszeit.
Das Spektrogramm zeigte für das Reaktionsprodukt Biman-Glutathion (Homogenat + MCB)
einen deutlichen Peak zwischen 470 nm und 484 nm. Das Maximum lag auch bei
nachfolgenden Tests stets bei genau 476 nm. Monochlorbiman selbst fluoresziert nur wenig
im Messbereich, das Homogenat gar nicht.
42
Im Diagramm III.3.4.2 ist die GST-Aktivität für adulte Männchen und Weibchen beider
Stämme dargestellt. Die GST-Aktivität konnte nicht in Units angegeben werden, da kein
Extinktionskoeffizient bekannt war.
GST-Aktivität der ♀ & ♂ (GST-M CB-Test)
1/4 TÄ
1/2 TÄ
1 TÄ
RSP ♂
RSP ♀
KISUMU ♂
KISUMU ♀
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
∆Emission bei 476 nm/min*mg Protein
Diagramm III.3.4.2: GST-Aktivität der Männchen und Weibchen beider Stämme im Vergleich,
gemessen wurden 1; ½ und ¼ Tieräquivalent aus Massenhomogenaten von 10 Tieren bei 400 nm
Anregung und 476 nm Emission.
Auch für den MCB-Test zeigten sich die aus dem CDNB-Test bekannten Unterschiede der
spezifischen Aktivitäten bei verschiedenen Proteinkonzentrationen. Die Abweichungen der
Werte für ein Homogenat lagen zwischen 9 % und 16 %.
Um
die
Reproduzierbarkeit
der
GST-Aktivität (MCB-Test)
Messungen trotzdem gewährleisten zu
können,
Versuchen
wurde
in
die
nachfolgenden
Proteinmenge
der
RSP
Homogenate auf 45 µg eingestellt. Die
im
Diagramm
dargestellte
III.3.4.3
Messung bei eingestellter Proteinmenge
KISUMU
zeigt eine Verbesserung der Genauigkeit.
Die
Standartabweichung
Einzelmessungen
reproduzierbaren
Aktivitätshemmung
lag
5,7 %.
bei
Die
der
bei
0
500
1000
1500
∆Em ission bei 476 nm /m in*m g Protein
GST- Diagramm III.3.4.3: GST-Aktivität von 45 µg Protein aus
RSP und KISUMU im Vergleich, gemessen wurden je
erhöhter Anopheles gambiae-Stamm drei Massenhomogenate mit 10
Homogenatmenge blieb jedoch erhalten.
Tieren (5 ♀ und 5 ♂), n = 3
43
III.3.5 Monooxygenasen
Das für den Monooxygenaseaktivitätstest eingesetzte Substrat 7-Ethoxycumarin wird Monooxygenasevermittelt
O-Deethylierung
zu
durch
Kalibrierungsgerade für 7-Hydroxycumarin
7-Hydroxy-
30000
cumarin (Umbelliferon) umgesetzt.
Die
Kalibrierungsgerade
25000
mit
Fluoreszenz
Umbelliferon ist im Diagramm
III.3.5.1 dargestellt und hat einen
Regressionskoeffizienten von 0,99.
Die
ersten
Messungen
15000
10000
bei
5000
Durchführung der Methode nach
DE
y = 46,6x - 525,6
R2 = 0,99
20000
SOUSA et al. (1995) brachten
0
0
100
keine auswertbaren Ergebnisse.
200
300
400
500
7-Hydroxycum arin in pm ol
Nach Verlängerung der Reaktionszeit von 30 min auf 45 min und
dem Anpassen der Temperatur von
Diagramm III.3.5.1: Kalibrierungsgerade für 7-Hydroxycumarin
30 °C auf 29 °C, konnten erste Ergebnisse erhalten werden. Schon nach wenigen
Wiederholungen zeigte sich, dass sich selbst Massenhomogenate mit 60-80 Tieren in ihren
Monooxygenaseaktivitäten stark unterschieden. Die Diagramme III.3.5.2 und III.3.5.3 zeigen
exemplarisch unterschiedliche Messwerte der ersten Versuche.
Monooxygenaseaktivität
Massenhom ogenate RSP & KISUMU
Monooxygenaseaktivität
Massenhom ogenate RSP & KISUMU
RSP
RSP
KISUMU
KISUMU
0
500
1000
pm o l/ 4 5 m in*m g P ro t e in
1500
0
500
1000
1500
pm o l/ 4 5 m in*m g P ro t e in
Diagramm III.3.5.2 & III.3.5.3: Zwei unterschiedliche Messungen von Massenhomogenaten (60) adulter Tiere
beider Anopheles gambiae-Stämme. Für jedes Homogenat wurde eine Dreifachbestimmung durchgeführt.
44
Die Differenz zwischen den beiden Messungen für KISUMU aus den Diagrammen III.3.5.2
& III.3.5.3 war mit ca 550 pmol/45 min*mg Protein extrem hoch.
Die
für
den
Test
interessanten
mikrosomalen
Monooxygenasen
(MOs)
sind
membranassoziiert. Um den Aufschluss der Mikrosomen zu verbessern, wurde der
Resuspensionspuffer mit Detergenzien versetzt. Mit Triton X-100 konnte selbst bei einer
Konzentration
von
0,1 %
(v/v)
keine
Aktivität
mehr
gemessen
werden.
Dem
Resuspensionspuffer wurde in einem weiteren Versuch 0,1 % CHAPS (w/v) zugesetzt.
CHAPS ist ein sehr starkes Detergenz mit nicht proteindenaturierenden Eigenschaften,
welches bei der Proteinbestimmung nach BRADFORD (1976) und im gemessenen
Wellenlängenbereich des MO-Tests (465 nm) keinerlei Störung verursachte. Der in
Diagramm
dargestellte
III.3.5.4
Massenhomogenate
je
Stamm.
Aktivitätsvergleich
Eines
der
zeigt
Messungen
Massenhomogenate
wurde
zweier
nach
der
Ultrazentrifugation mit 0,1 % CHAPS im Na/K-PP resuspendiert, das andere Homogenat
wurde in Na/K-PP ohne zugesetzte Detergenzien resuspendiert.
Monooxygenaseaktivität
Vergleich 0,1 % CHAPS und ohne Zusätze
RSP chaps
RSP
KISUMU chaps
KISUMU
0
500
1000
1500
2000
2500
pm ol/45 m in*m g Protein
Diagramm III.3.5.4: Vergleich der Monooxygenaseaktiviät beider Anopheles gambiaeStämme, bei Verwendung von verschiedenen Resuspensionspufferen, chaps = 0,1 % CHAPS
im Resuspensionspuffer
Mit
1%
CHAPS
(w/v)
im
Resuspensionspuffer
war
ein
Rückgang
der
Monooxygenaseaktivität zu beobachten. Mit der zehnmal geringeren Menge von 0,1 % (w/v)
zeigten sich höhere MO-Aktivitäten. Die Streuung der Messwerte war jedoch um 4 % größer
(Diagramm III.3.5.4).
45
Schließlich wurden Massenhomogenate hergestellt, bei denen nach Geschlechtern getrennt
wurde. Jeweils 30 Männchen wurden mit 30 Weibchen verglichen. Es wurde dabei darauf
geachtet, dass die Weibchen noch keine Blutmahlzeit erhalten haben.
Das Ergebnis von vier Messreihen mit Geschlechtertrennung ist im Diagramm III.3.5.5
dargestellt.
Monooxygenase-Aktivität ♀ & ♂ im Vergleich
RSP ♂
RSP ♀
KISUMU ♂
KISUMU ♀
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
pmol/45 min*mg Prote in
Diagramm III.3.5.5: Vergleich der Monooxygenaseaktivität von Weibchen und Männchen der Stämme
RSP & KISUMU (Anopheles gambiae), gemessen wurden Massenhomogenate 30 adulter Tiere, n = 4
Weibchen und Männchen zeigten große Unterschiede der MO-Aktivität. Die Männchen
beider Stämme weisen eine deutlich höhere MO-Aktivität als die Weibchen auf. Miteinander
verglichen sind die Männchen beider Stämme in ihrer Monooxygenaseaktivität aber nicht
signifikant verschieden (zweiseitiger t-Test, p = 0,05). Der Unterschied zwischen Männchen
und populationseigenen Weibchen war vor allem bei KISUMU sehr ausgeprägt (Differenz:
615 pmol/45 min*mg Protein).
Das
wichtigste
Ergebnis
des
Tests
war
die
MO-Aktivitätsdifferenz der Weibchen beider Stämme. Die MO-Aktivität der Weibchen
unterscheidet sich in einem zweiseitigen t-Test (p = 0,01) signifikant. Die MO-Aktivität der
weiblichen Tiere des RSP-Stammes ist dabei signifikant höher als die der KISUMUWeibchen (zweiseitiger t-Test, p = 0,01). Die MO-Aktivität der KISUMU-Weibchen betrug
im Mittel 525 pmol/45 min*mg Protein, die der RSP-Weibchen 922 pmol/45 min*mg Protein.
Die Differenz war 396 pmol/45 min*mg Protein.
Insgesamt wurden 120 Tiere in der Messung erfasst, da aber durch das Verwenden von
Massenhomogenaten (jeweils 30 Tiere) nur vier Mittelwerte pro Stamm verglichen werden
konnten, ist die Statistik bis weitere Messergebnisse vorliegen noch mit einem
Unsicherheitsfaktor versehen.
46
Das Ergebnis der Tests mit 6 Tage alten Larven ist im Diagramm III.3.5.6 dargestellt.
Monooxygenaseaktivität
6 Tage alte RSP & KISUMU Larven im Vergleich
RSP
KISUMU
0
200
400
600
800
1000
1200
pm ol/45 m in*m g Protein
Diagramm III.3.5.6: Monooxygenaseaktivität der Larven der An. gambiae-Stämme RSP & KISUMU, n = 3
Die Messung der Monooxygenaseaktivität der Larven beider Stämme zeigte eine starke
Streuung der Werte. Die Standardabweichung lag für die Messungen von RSP-Larven bei
83 pmol/45 min*mg Protein, für KISUMU-Larven bei 257 pmol/45 min*mg Protein. Ein
deutlicher Unterschied der MO-Aktivität beider Stämme war nicht zu erkennen.
47
III.3.6 Peroxidasen
Alternativ zur Methode mit dem Substrat 3,3’,5,5’-Tetramethylbenzidin (TMBZ) nach
BROGDON et al. (1997) wurde ein Test mit ABTS entwickelt. Um die optimale
Absorptionswellenlänge für das Endprodukt der peroxidasekatalysierten Reaktion mit ABTS
zu ermitteln, wurde das Spektrum für ABTS, Homogenat und Endprodukt (ABTS+-Radikal)
durchgeführt. Die optimale Wellenlänge für den Test lag bei 420 nm. Die Ergebnisse der
Aktivitätsmessung für adulte Tiere mittels dieses ABTS-Tests sind im Diagramm III.3.6.2
dargestellt.
Peroxidaseaktivität ♀ & ♂ im Vergleich
RSP ♂
RSP ♀
KISUMU ♂
KISUMU ♀
0
10
20
30
40
50
60
70
∆Extinktion bei 420 nm/min*mg Protein
Diagramm III.3.6.2: Peroxidaseaktivität im Vergleich zwischen Männchen und Weibchen beider Stämme,
gemessen wurde ¼ Tieräquivalent aus Massenhomogenaten (10 Tiere), n = 3
Die Peroxidaseaktivität der Männchen und Weibchen der zwei getesteten Stämme zeigen
Ähnlichkeiten mit den Ergebnissen der Monooxygenasemessungen mittels 7-Ethoxycumarin.
Die Peroxidaseaktivität der Weibchen beider Stämme unterscheidet sich allerdings nicht
signifikant (zweiseitiger t-Test, p = 0,05). Pro Stamm und Geschlecht wurden 30 Tiere
gemessen. Für eine bessere vergleichende Statistik müssen weitere Messungen durchgeführt
werden.
48
IV. Diskussion
IV.1 Mückenzucht
Die Etablierung der Zucht von Anopheles gambiae hat sich als große Herausforderung
erwiesen. Bei der Larvenaufzucht ist eine zu hohe Individuendichte in den Wasserschalen
entwicklungshemmend. Offenbar kommt es zu einer Art Überbevölkerungseffekt durch
Konkurrenz um Nahrung und Lebensraum (GIMNIG et al., 2002). Außerdem stellt der
Kannibalismus unter den Larven in diesem Zusammenhang ein Problem dar. Eine zu hohe
Larvendichte wirkt sich nach NG'HABI et al. (2005) auch auf die Fitness der adulten Tiere aus.
Die zur Verfügung stehende Wasseroberfläche pro Larve hat große Bedeutung, denn Larven
von Anopheles gambiae nehmen aufgrund ihrer Physiologie in natura nur von der Oberfläche
des Wassers Nahrung auf (WENK & RENZ, 2003). Es wurde nach mehreren Versuchen
schließlich darauf geachtet, ca. 300 Larven in einer Aufzuchtsschale zu halten. Bei einer
Wasseroberfläche von 782 cm2 entspricht dies einer Fläche von ca. 2,6 cm2 je Larve. Pro
Larve sollten mindestens 2 cm2 zur Verfügung stehen (Prof. Dr. W. MAIER pers. Mitteilung).
Unter diesen Bedingungen haben sich die Larven quantitativ und vor allem qualitativ am
besten entwickelt. Die Wassertiefe in den Zuchtschalen ist außerdem wichtig. Zu tiefes
Wasser führt zu einer geringeren Zahl an Verpuppungen. Ab 2 cm Wassertiefe beginnt die
Verpuppungsrate enorm zu sinken (BRIEGEL, 2003). Es wurden genau 2 cm als Wasserstand
gewählt. Auf diese Weise bleibt die Zucht effektiv, da das Wasser bei diesem Volumen nicht
so häufig gewechselt werden muss und genügend Imagines schlüpfen. Die Fütterung mit
Zierfischfutter war eine optimale Lösung, da sowohl pflanzliche als auch tierische
Bestandteile enthalten sind und beides für eine gute Entwicklung bei Culicidenlarven nötig ist
(TIMMERMANN & BRIEGEL, 1996).
Bei der Haltung der Imagines musste eine Lösung für die zu niedrige Temperatur und
trockene Luft gefunden werden. Dazu ist der Boden der Zuchtboxen mit dest. Wasser bedeckt
worden. Außerdem wurden die Boxen auf Heizkabel gestellt. Durch die nach oben steigende
Wärme konnte die nötige Temperatur und relative Luftfeuchte erreicht werden. Besser wäre
sicher, einen beheizten Raum zu nutzen und entsprechend zu befeuchten, aber diese
Möglichkeit stand nicht zur Verfügung. Im Rahmen dieser Arbeit war die gewählte Variante
völlig ausreichend.
Die Fortpflanzung war das Komplizierteste bei der Zucht von Anopheles gambiae. Dass die
ersten Fütterungsversuche mit Rattenblut an lebenden, anästhesierten Tieren zum späteren
Tod der Mückenweibchen führte, musste zur Kenntnis genommen werden. Der Versuch
wurde durchgeführt, da die Ratte durch größere Körperoberfläche und größeres Blutvolumen
49
quantitativ besser als Mäuse geeignet wäre. Die Blutfütterung an anästhesierten Mäusen ist in
der Laborpraxis bereits bekannt (STRAIF & BEIER, 1996).
Meist spielt mangelnde Zuckerversorgung eine Rolle beim vorzeitigen Tod der Weibchen
(GARY & FOSTER, 2006; STRAIF & BEIER, 1996). Dies kann aber aufgrund der täglichen
Fütterung mit vitaminhaltiger Dextroselösung ausgeschlossen werden.
Da Anopheles gambiae Rinder als Blutwirte bevorzugt (KILLEEN et al., 2001), wurde die
Blutfütterung anschließend mit Rinderblut durchgeführt. Weil reines Rindercitratblut auch zu
hoher Mortalität unter den Weibchen führte, wurde es mit fötalem Serum Albumin verdünnt.
Dies basiert auf der spekulativen Annahme, dass beim natürlichen Stechvorgang nur kleine
Gefäße getroffen werden und so wohlmöglich nicht so viele rote Blutkörperchen
aufgenommen werden. Letztlich führte nur die Fütterung des verdünnten Blutes zur Eiablage.
Im Zusammenhang mit der Mückenzucht muss nachdrücklich der Modellcharakter der
verwendeten Laborstämme von Anopheles gambiae betont werden. Die Tiere haben sich über
viele Jahre an die Zuchtbedingungen im Labor angepasst (z.B. Nahrungssuche der Larven in
Form von Gründeln). Nach OKECH et al. (2007) spielt selbst der Bodengrund der
Larvenhabitate eine große Rolle für die Entwicklung und Fitness der Tiere. OKECH diskutiert
in diesem Zusammenhang sogar Unterschiede in der Vektorkompetenz für Plasmodium. Die
Vektorkompetenz bezeichnet das Infektionsvermögen und die mögliche Parasitenlast, die ein
adultes Weibchen potentiell tragen wird. Der Tribut an die Laborbedingungen ist in der Regel
eine substratfreie Haltung der Larven, denn Bodensubstrat würde schon in punkto
Wasserqualität einen erheblichen Mehraufwand bedeuten.
Die Fütterung der Larven kann im Labor die natürlichen Gegebenheiten ebenfalls nur
annährend wiedergeben. Abhängig vom Habitat ist sehr viel mehr Variabilität in den
Nahrungskomponenten
zu
erwarten.
Je
nach
Vielfalt
oder
Beschränkung
des
Nahrungsangebotes gibt es erhebliche Auswirkungen auf die Entwicklung der Culiciden
(KAUFMAN et al., 2006). Körpergröße (Thorax) und Flügellänge der adulten Tiere hängen
maßgeblich mit der Möglichkeit Reserven anzulegen zusammen, welche dann im
Puppenstadium verbraucht werden können (TIMMERMANN & BRIEGEL, 1996; TIMMERMANN
& BRIEGEL, 1999).
DAHL et al. (1993) konnte nachweisen, dass es bei verschiedenen Stechmückengattungen,
Arten und Entwicklungsstadien auch unterschiedliche Präferenzen bei der Wahl der
Futterpartikelgröße gibt. Unter Laborbedingungen könnte so selbst durch die Fütterung eine
ungewollte Selektion stattfinden, z.B. wenn bei der Etablierung eines neuen Laborstammes
aufgrund der Partikelgröße des Futters nur einige Larven zu guter Entwicklung kommen.
50
Das Gründeln der Larven zur Futtersuche am Boden ist z.B. ein deutliches Zeichen für
unnatürliches Verhalten.
Auch bei den adulten Tieren ist eine gewisse künstliche Selektion nahezu Voraussetzung für
die Haltung der Mücken in Gefangenschaft. Ein natürliches Paarungs- und Brutverhalten ist
nämlich in den an die Laborbedingungen angepassten Haltungsboxen, nahezu unmöglich
(z.B. Schwarmbildung der Männchen, Kopula im Flug etc). Bereits nach der Entnahme der
ursprünglich wildlebenden Tiere aus ihrem Habitat kommt es so zur Selektion derer, die sich
überhaupt unter diesen Bedingungen vermehren. Dies führt zu einer starken genetischen
Verarmung (Prof. Dr. W. MAIER, pers. Mitteilung). Bei der zukünftigen Etablierung und
kontinuierlichen Haltung von neuen Stämmen sollte dies beachtet werden.
Die Laborstämme können so zwar als Modell problemlos der Etablierung und Erprobung von
verschiedenen Tests zu Resistenz und deren molekularen Mechanismus dienen, ersetzen aber
keinesfalls die Forschung an Feldstämmen in den betroffenen Gebieten.
Als Larven beider Stämme vom Schlupf an mit nur grob zerkleinertem Futter versorgt
wurden, konnte eine langsamere Entwicklung beobachtet werden. Die deutlich später als sonst
geschlüpften Imagines beider Stämme haben in einem Biotest mit Permethrin höhere
Konzentrationen als in sämtlichen vorhergehenden Versuchen vertragen. Ob dies im
Zusammenhang mit der langsameren Entwicklung stand, kann noch nicht gesagt werden.
Daher wird im Nachlauf der Arbeit in Fütterungsversuchen überprüft, ob es einen
Zusammenhang zwischen Entwicklungszeit und Insektizidtoleranz der adulten Tiere gibt.
Eine Zucht in speziell für Insektenhaltung vorgesehenen Räumen und mit eigens für die
Haltung beschäftigtem Personal bietet natürlich klare Vorteile in punkto Kontrolle und
Standardisierung. Trotz der eingeschränkten Bedingungen im Rahmen der vorliegenden
Arbeit, konnten aber gut vergleichbare Ergebnisse erzielt werden.
51
IV.2 Biotests
Für ein gutes Resistenzmonitoring sind einfache zuverlässige Biotests die Grundlage.
Bestmögliche Handhabbarkeit, Reproduzierbarkeit und geringe Kosten stehen dabei im
Vordergrund. Vor allem der in dieser Arbeit etablierte Larvenbiotest erfüllt diese Ansprüche
in sehr hohem Maße.
Ein großer Vorteil des Larventests in 24-Well-Zellkulturtestplatten ist das Einsetzen von nur
zwei Larven pro Kavität im Test. Das Problem des Kannibalismus der Larven konnte so gut
umgangen werden. Sobald eine Larve gefressen wurde, musste nur ein Teil des Testansatzes
aus der Wertung genommen werden. Bei der vom CDC (Center for Disease Control and
Prevention) vorgeschlagenen Methode der Biotests für Larven in 150 ml Bechergläsern
(CDC, 2002) werden 15 bis 25 Mückenlarven eingesetzt. Sollten bei diesem Verfahren
Larven gefressen werden, kann man nicht sicher sagen, ob die Tiere zuvor durch Einfluss des
Insektizids verstorben sind. Bei dem System des CDC müsste daher, um eine Auswertung
nach 24 h zu ermöglichen, während des Tests gefüttert werden. Das Interagieren der
eingesetzten meist stark hydrophoben Insektizide mit den Futterpartikeln kann dabei nicht
ausgeschlossen werden.
Bei den ersten Biotests in 24-Well-Zellkulturtestplatten konnte festgestellt werden, dass
einige Larven nach kurzer Zeit (2 bis 4 h) durch die getesteten Insektizide immobilisiert
wurden. Bei Auswertung nach 24 h war die bestimmte Mortalität dann wieder deutlich
geringer, da sich einige Tiere wieder erholt hatten und nicht länger bewegungslos waren. Im
CDC-Test kann man nicht sicher verhindern, dass diese Immobilisierung in die ermittelte
Mortalität mit einfließt, denn die Testdauer beträgt nur 2 Stunden.
Die in dieser Arbeit entwickelte Methode ist übersichtlich, leicht durchzuführen und sehr gut
auswertbar. Der Aufwand ist mit dem des CDC-Larventests vergleichbar.
Als Alternative zum Biotest der WHO für adulte Mücken (WHO, 2002), sollte in der
vorliegenden Arbeit die Möglichkeit einer Testmethode in 20 ml Gläschen überprüft werden.
Die Vorteile der Gläschen bestehen vor allem darin, dass sie klein, stabil und somit besser zu
transportieren sind. Dies ist in Hinblick auf die Anwendung im Feld sehr nützlich. Die
Insektizidbeschichtung in verschiedenen Konzentrationen kann bereits vorbereitet, und die
Gläschen können mehrfach verwendet werden. Der Test liefert mit einer Versuchsdauer von
4 h schnell Ergebnisse. Das Verfahren ist kostengünstig und die Ergebnisse waren für die
gestesteten Pyrethroide reproduzierbar.
52
Problematisch ist die Handhabbarkeit für ungeübte Nutzer. Zehn Tiere unverletzt in eines der
Gläschen zu geben, ist sehr schwierig und gelingt nicht immer. Die Auswertung ist aufgrund
der mangelnden Übersichtlichkeit in den kleinen Gefäßen schwierig. Außerdem hat sich
gezeigt, dass das Testsystem für das Carbamat Bendiocarb möglicherweise ungeeignet ist.
Dazu müssen jedoch weitere Versuche folgen, da bisher keine eindeutigen Ergebnisse erzielt
werden konnten. Die 20 ml Gläschen werden für den Biotest verschlossen. Die WHOMethode findet in belüfteten Röhrchen statt. Das geschlossene System des Biotests in
Gläschen führt zu einer schnelleren Wirkstoffantwort (Diagramm III.2.2.2). Je nach
Fragestellung kann dies von Vor- und Nachteil sein, denn der Test liefert zügig Ergebnisse, ist
aber nicht mit einer Testdauer von 24 h durchführbar, da dann die Kontrollmortalität auf 34 %
anstieg.
Das von der WHO vorgeschlagene Verfahren zum Test von adulten Mücken findet weltweit
Anwendung (BALKEW et al., 2006; KAMAU & VULULE, 2006; KOMALAMISRA et al., 2006;
NAZNI et al., 2005), ist übersichtlich und leicht durchführbar. Für den WHO-Test müssen
Testkammern und insektizidbeschichtetes Filterpapier von den WHO bezogen werden.
Der in dieser Arbeit entwickelte Biotest liefert gute Ergebnisse, kann durch geringen
Materialaufwand in jedem Labor durchgeführt werden und es wird weniger Insektizid
benötigt.
Die Ergebnisse der Larvenbiotests und die der Biotests für adulte Tiere zeigten für alle
getesteten Insektizide eine erhöhte Wirkstofftoleranz des Anopheles gambiae Stammes RSP
an. Der ursprünglich im Labor etablierte RSP-Stamm zeichnete sich durch hohe
Permethrintoleranz im Vergleich mit dem unselektierten Anopheles-Stamm (UNS) aus
(VULULE et al., 1999). Verglichen mit dem Referenzstamm KISUMU konnte diese
Wirkstofftoleranz mit den in dieser Arbeit vorliegenden Ergebnissen bestätigt werden.
Für Culex pipiens ist bekannt, dass die Selektion der Larven mit Permethrin zwar schnell zu
Resistenz bei den Larven führt, jedoch keinen Einfluss auf die adulten Tiere hat
(MCABEE et al., 2004). Da die RSP-Tiere jedoch regelmäßig als Imagines selektiert werden
(NENTWIG, BAYER CropScience AG, persönliche Mitteilung) ist der Resistenzfaktor (RF)
mit 12,7 erwartungsgemäß hoch und zeigt, dass die Testmethode funktioniert. Mit dem etwa
um die Hälfte geringeren RF der RSP-Larven, verhält es sich möglicherweise ähnlich dem
53
von MCABEE beschriebenen Mechanismus, nur dass in diesem Fall durch Selektion der
Imagines die Larven nicht nachhaltig betroffen sind.
Ein potentieller Einflussfaktor bei Biotests mit Insektiziden ist die Temperatur.
HODJATI & CURTIS beschreiben für Permethrin eine verminderte Wirkung bei sinkenden
Temperaturen (HODJATI & CURTIS, 1999). Weitere Tests bei höheren Temperaturen könnten
hier zur Verbesserung der Standardisierbarkeit folgen, da die Versuche bei Raumtemperatur
durchgeführt wurden.
Der von Bayer CropScience ermittelte RF für Permethrin liegt nahe 10 und wurde ebenfalls
bei Raumtemperatur bestimmt. Beim Kooperationspartner wurde der WHO-Test verwendet.
Die vergleichbaren Ergebnisse sprechen für eine gute Eignung des Biotest in 20 ml Gläschen.
Die immer noch gute Wirksamkeit von Permethrin trotz Selektion des Stammes spricht für
eine fortführende Einsetzbarkeit des Insektizids. In diesem Zusammenhang muss allerdings
unbedingt auf mögliche Kreuzresistenzen verwiesen werden. Die tendenziell beginnende
Deltamethrintoleranz der Larven (III.2.1) und der leicht erhöhte RF (III.2.2) der adulten
RSP-Tiere könnten Indikator für eine Kreuzresistenz sein. Bei Aedes aegypti ist selbst für
wirkstoffklassenfremde Insektizide wie Malathion die Kreuzresistenz mit Deltamethrin
bekannt (RODRIGUEZ et al., 2002; RODRIGUEZ et al., 2003). Permethrin besitzt keine
alpha-Cyanogruppe (siehe Abb.II.1.1) und gehört daher zu den Typ-I-Pyrethroiden.
Deltamethrin und auch Cyfluthrin (siehe Abb.II.1.1) gehören zu den Typ-II-Pyrethroiden (mit
alpha-Cyanogruppe). Um mit Deltamethrin die gleiche Mortalität wie mit Permithrin zu
erreichen müssen vergleichsweise geringe Konzentrationen eingesetzt werden. Die ermöglicht
jedoch nicht das Ausschließen einer Kreuzresistenz, da Typ-II-Pyrethroide aufgrund ihrer
alpha-Cyanogruppe wirksamer sind. Der RSP-Stamm wird schon seit fast 10 Jahren im Labor
gehalten und permethrinselektiert. In dieser Zeit hätte sich eine Kreuzresistenz deutlicher
zeigen müssen. Auch der gute Knock Down Effekte (Diagramm III.2.2.1) spricht gegen eine
bedeutende Kreuzresistenz.
Die starke Streuung der Werte des Biotests mit Deltamethrin für vier Tage alte Larven
(Diagramm III.2.1.3) sowie der Vergleich der Wirkstoffantworten auf Cyfluthrin mit
steigendem Larvenalter (Diagramme III.2.1.5 & III.2.1.6) sprechen für die Notwendigkeit
einer besseren Standardisierung der Biotests in Bezug auf die Wahl des Alters der getesteten
Larven. Je nach Fragestellung sollte zur optimalen Vergleichbarkeit der Ergebnisse nur ein
Larvenalter oder die gesamte Zeitspanne von Tag 4 bis Tag 6 untersucht werden. Soll der
54
Einfluss eines Enzymsystems auf mehrere Insektizide überprüft werden, ist eine Korrelation
nur dann sicher möglich, wenn Tiere gleichen Alters gegenübergestellt werden. Larven von
Aedes aegypti zeigen z.B. mit steigendem Larvenalter zunehmende GST-Aktivität
(ENAYATI et al., 2005; HAZELTON & LANG, 1983). Auch die Tests mit Cyfluthrin zeigen
ähnliche Effekte sehr deutlich, da sich der RF für jedes getestete Larvenalter erheblich
unterschied (Tab. III.2.1.1).
Grundsätzlich können, durch die nicht völlig standardisierbaren Zuchtbedingungen und die
neu eingeführten Testmethoden, die Biotestergebnisse nur unter Vorbehalt mit Ergebnissen
anderer Arbeitsgruppen verglichen werden. Werte für Wirkstofftoleranz und Mortalität
wurden daher immer nur relativ auf den unter gleichen Bedingungen gehaltenen
Referenzstamm bezogen.
IV.3 Enzymtests
Die Vektorbekämpfung und die möglicherweise mit dem Einsatz von Insektiziden
verbundene Resistenzbildung ist von großer Bedeutung für die Wissenschaft (BROGDON &
MCALLISTER, 1998; CURTIS & KANKI, 1998; ENAYATI et al., 2005; FEYEREISEN, 1995;
RANSON & HEMINGWAY, 2005; ROBERTS & ANDRE, 1994), denn Insektizide sind für
betroffene Gebiete unerlässlicher Bestandteil der Malariaprävention (CURTIS et al., 1998;
CURTIS & KANKI, 1998; HILL et al., 2007).
Resistenzen, die durch Veränderungen des molekularen Ziels der Insektizide entstehen, sind
zwar weit verbreitet, aber in ihrem Entstehungsmechanismus auf nur wenige Mutationen der
entsprechenden Gene beschränkt (LI et al., 2007). Target-Site-Resistance betrifft bei
Culiciden, soweit bisher bekannt, nur Na+-Kanäle und Acetylcholin-Esterasen. Die möglichen
Mechanismen für metabolisch bedingte Insektizidresistenzen sind aufgrund der Menge der
infrage kommenden Enzyme weitaus vielfältiger (LI et al., 2007). Beide Resistenzformen
können jedoch gemeinsam auftreten und sich gegenseitig verstärken (ZLOTKIN, 1999). Für
den zur Etablierung der Tests zur Verfügung gestellten Anopheles gambiae Stamm RSP ist
eine Target-Site-Resistance gegen Pyrethroide, in Form der kdr-Mutation, ermittelt worden
(NAUEN,Bayer CropScience AG, pers. Mitteilung).
Für Anopheles gambiae wurden zwei Formen der kdr-Mutation im Gen, dass für die
Domäne II des Natriumkanals codiert, beschrieben (RANSON et al., 2000, MARTINEZ-TORRES
et al., 1998).
55
Basis der näheren Untersuchung von metabolisch bedingten Resistenzmechanismen ist das
Bestimmen der Enzymaktivitäten und, wenn möglich, die Quantifizierung der infrage
kommenden Enzymsysteme.
Um den Einfluss metabolischer Enzyme auf eine potentielle Insektizidentgiftung untersuchen
zu können, wurden mehrere Enzymtests, die in der Literatur allgemein für Insekten
beschrieben sind, für Anopheles gambiae modifiziert. Dazu sind stets Larven und adulte Tiere
beider Stämme verglichen worden. Anfangs wurden alle Versuche mit Massenhomogenaten
und Einzeltieren durchgeführt, ohne dabei auf die Trennung von Weibchen und Männchen zu
achten. Als sich im späteren Verlauf der Arbeit bei den Untersuchungen zur
Monooxygenaseaktivität deutliche Aktivitätsunterschiede zwischen beiden Geschlechtern
zeigten, wurden in der verbliebenen Zeit so viele Versuche wie möglich mit einer Trennung
von Weibchen und Männchen wiederholt.
IV.3.1 Carboxylesterasen
Der nach GRANT et al. (1989) durchgeführte Test zur Bestimmung der Enzymaktivität
verschiedener Esterasen konnte schnell und problemlos etabliert werden. Ein großer Vorteil
der Methode ist die Möglichkeit Reaktionsprodukte verschiedener 1-Naphtolester färben und
somit messen zu können. Wie die Elektropherogramme der nativen PAGE (Abb. III.3.2.1 &
III.3.2.2) zeigen, werden von verschiedenen Substraten auch unterschiedliche Mengen an
Isoenzymen erfasst. Für die Aktivitätsmessung in einem Resistenzmonitoring ist das Erfassen
einer großen Fülle an Enzymen von Vorteil. Dies war für 1-Naphthylacetat gegeben, so dass
es für weitere Tests verwendet wurde.
Wird eine erhöhte spezifische Esteraseaktivität festgestellt, können, durch die Verwendung
verschiedener Substrate für die Aktivitätsfärbung, mögliche Unterschiede in den
Elektopherogrammen festgestellt werden. Ist bei Verwendung eines Substrates die Aktivität
im Enzymtest geringer, können, über die Auswertung der nativen PAGE, Isoenzyme
ausgeschlossen oder gar als für die hohe Aktivität verantwortliche Enzyme ermittelt werden.
Weitere Analysen, durch Ausschneiden der entsprechend in Frage kommenden Banden,
können anschließend folgen (z.B. Massenspektrometrie, MALDI-TOF).
Der Zellaufschluss mit Triton X-100 im Homogenisationspuffer brachte eine deutliche
Verbesserung. Die spezifische Aktivität bei Verwenden des Detergenz ist nahezu doppelt so
groß, als ohne zugesetztes Triton X-100. Eine Erklärung für den Aktivitätsanstieg wäre ein
durch das Detergenz verbesserter Aufschluss des Proteinextraktes. So werden auch
56
membranassoziierte Enzyme frei, die sonst nicht im Überstand zu finden wären.
Membrangebundene Esterasen aus Mücken sind bekannt und werden bereits auf ihre Eignung
für Organophosphat-Abbau auf Oberflächen getestet (ZHANG et al., 2004).
Esterasen wurden bisher vor allem im Zusammenhang mit Resistenz gegen Organophosphate
diskutiert, sind aber auch mit Pyrethroidresistenzen in Verbindung gebracht worden
(BROGDON & MCALLISTER, 1998; CUI et al., 2007; VONTAS et al., 2005).
Für den Anopheles gambiae Stamm RSP ist eine erhöhte spezifische Aktivität der
Carboxylesterasen publiziert worden (VULULE et al., 1999). In dieser Arbeit konnte dies im
Vergleich zum Referenzstamm KISUMU jedoch nicht beobachtet werden. Die genetischen
Ursachen der ursprünglich hohen Esteraseaktivität könnte über die lange Zeit, die der
Mückenstamm im Labor gehalten wurde (siehe II.2), verloren gegangen sein. Da eine TargetSite-Resistance in Form der kdr-Mutation für RSP vorhanden ist (NAUEN, Bayer CropScience
AG, pers. Mitteilung) und Pyrethroidresistenz damit ebenfalls gewährleistet wäre, wäre dies
als Erklärung möglich. Eine molekularbiologische Charakterisierung der spezifischen
Restriktionslängenpolymorphismen des gestesteten RSP-Stammes ist aufgrund dieser
Vermutung für weitere Tests zu empfehlen, war im Rahmen dieser Arbeit aber nicht
vorgesehen.
Die Larven beider Stämme zeigten eine deutlich höhere Esteraseaktivität als die Imagines.
Ursache ist hier wahrscheinlich die hohe Stoffwechselrate durch das sehr schnelle Wachstum.
Die Larven nehmen große Mengen Futter auf und entwickeln sich in nur 8-9 Tagen zu
Imagines (ARMSTRONG & BRANSBY-WILLIAMS, 1961). Im Zuge der Evolution würde eine
höhere Entgiftungsleistung sehr sinnvoll sein, da mit hoher Nahrungsaufnahme auch ein
erhöhter Fremdstoffmetabolismus einhergeht.
Die Induzierbarkeit einer erhöhten Esteraseaktivität durch kurze Insektizidexposition
(10-30 min) soll in weiteren Versuchen für Carboxylesterasen ermittelt werden. Außerdem
wird der Einfluss der Entwicklungsdauer der Larven auf die Esterasen geprüft werden.
Die Methode zum Ermitteln der Carboxylesterase-Aktivität (GRANT et al., 1989) war
problemlos durchführbar und kann zum Testen und Charakterisieren weiterer Anopheles
gambiae Stämme eingesetzt werden.
57
IV.3.2 Glutathion-S-Transferasen
Für Anopheles gambiae sind 28 für zytosolische GSTs codierende Gene bekannt
(DING et al., 2003). Drei dieser Gene können aufgrund ihrer geringen Homologien in keine
der bisher bekannten Klassen eingeordnet werden (DING et al., 2003). GSTs werden bei
Anopheles gambiae vor allem in Zusammenhang mit DDT-Resistenzen diskutiert
(PRAPANTHADARA & KETTERMAN, 1993), sind aber bei Insekten allgemein für Resistenzen
gegen alle wichtigen Insektizidklassen bekannt (ENAYATI et al., 2005). Pyrethroide fördern
die Peroxidation von Lipiden. Den GSTs wird in diesem Zusammenhang eine wichtige
Funktion bei der Entgiftung von Lipidperoxidations-Produkten zugeschrieben (VONTAS et al.,
2001). Außerdem wird angenommen, dass GSTs durch das Binden und somit Immobilisieren
von Pyrethroiden gegen diese Insektizide schützen (KOSTAROPOULOS et al., 2001). GST
haben daher in der Forschung zur metabolischen Resistenz große Bedeutung.
Die Bestimmung der spezifischen Aktivität von GSTs mittels des Substrates CDNB ist
gängige Laborpraxis, wird jedoch je nach Fragestellung sehr variiert. Bei ETANG et al. (2007)
wird z.B. Methanol als Lösungsmittel für CDNB gewählt und der verwendete
Na-Phosphatpuffer hat einen pH-Wert von 6,5. Bei der ursprünglichen Methode (HABIG et al.,
1974) wird der Test bei pH 7,5 durchgeführt. Dieser Messparameter findet sich auch bei
Studien zur Weißen Fliege Bemisia tabaci mit TRIS-HCl-Puffer (RAUCH & NAUEN, 2004).
Für kinetische Studien an Delta-GSTs aus Anopheles dirus finden sich CDNB-Tests mit
Natrium-Acetatpuffern
und
Kalium-Phosphatpuffern
bei
verschiedenen
pH-Werten
(pH-Bereich 5,0 bis 8,5). Alle Messungen folgten dabei der Michaelis-Menten-Kinetik
(WINAYANUWATTIKUN & KETTERMAN, 2004).
Die ersten Versuche mit dem CDNB-Test brachten schlüssige Ergebnisse, da aufgrund der
Literaturangaben für RSP keine erhöhte GST-Aktivität erwartet wurde (Diagramme III.3.3.1
& III.3.3.2). Erst bei Messungen von Larven beider Stämme (Diagramm III.3.3.3) fielen die
starken Abweichungen der spezifischen Aktivität bei Einsetzen verschiedener Proteinmengen
auf. Die spezifische Aktivität sollte jedoch nicht abhängig von der Proteinmenge sein.
Die darauffolgenden Versuche sollten der Optimierung der Methode für Anopheles gambiae
dienen.
CDNB ist nicht wasserlöslich und muss daher im Test in einem organischen Lösungsmittel
eingesetzt werden. Um den Einfluss des Lösungsmittels für CDNB auf die GST-Aktivität zu
untersuchen, wurden Aceton, Ethanol und DMSO im GST-Test verglichen.
58
Als Lösungsmittel für CDNB eignete sich DMSO am besten, was neben der höchsten
gemessenen spezifischen Aktivität auch am schnellen restlosen Lösen des Substrates lag.
Sehr interessant ist die Substratüberschusshemmung, die bei Erhöhen der GSH-Konzentration
auftrat (Diagramm III.3.3.7 & III.3.3.8). Dem gegenüber stand die positive Korrelation der
spezifischen Aktivität der GST mit der CDNB-Konzentration (Diagramme III.3.3.9 &
III.3.3.10). Diese beiden Versuche, und nicht zuletzt die Konjugationsreaktion, die beide
Substrate eins zu eins verknüpft, waren Anlass zur Vermutung, dass die Verwendung von
äquimolaren Mengen eine Verbesserung erzielen könnte. Dies konnte bestätigt werden
(Diagramm III.3.3.12), wobei tendenziell ein CDNB-Überschuss sogar noch besser ist.
Versuche zum Einsatz von CDNB-Überschuss sollten daher folgen.
Da die Enzymaktivität stark vom pH-Wert abhängig sein kann, wurde der Einfluss
verschiedener pH-Werte gestestet (Diagramm III.3.3.13). Die Variation des pH-Wertes
brachte jedoch keine deutlichen Verbesserungen.
Der MCB-Test (NAUEN & STUMPF, 2002) wurde so modifiziert, dass kontinuierliche
Messungen möglich wurden. Dies erfolgte mit dem Ziel, dem CDNB-Test eine genauere
Methode gegenüber zu stellen. Auch mit dieser fluorimetrischen Methode ist jedoch die
gleiche Hemmung der GST-Aktivität bei Erhöhen der eingesetzten Homogenatmenge zu
beobachten gewesen.
Das Einstellen der Proteinkonzentration war eine Möglichkeit Anopheles gambiae
Homogenate reproduzierbar zu messen. Auch für den CDNB-Test ist das Einstellen der
Proteinkonzentration möglich und würde vermutlich auch reproduzierbare Ergebnisse liefern.
Daher wird vorgeschlagen, mit definierten Mengen des Proteinextraktes zu messen, um besser
Vergleiche zu anderen Ergebnissen anstellen zu können. Genaue Angaben zur eingesetzten
Proteinmenge im Testansatz, wurden in keiner für diese Arbeit verwendeten Publikationen
gefunden (ENAYATI et al., 2005; HEMINGWAY et al., 1998; HEMINGWAY et al., 2004; RANSON
et al., 2001; UDOMSINPRASERT et al., 2005; WINAYANUWATTIKUN & KETTERMAN, 2004;
WONGSANTICHON & KETTERMAN, 2006).
Ein Unterschied zu den meisten veröffentlichten Methoden war, dass in dieser Arbeit mit
Proteinextrakt der Mücken gemessen wurde. Genauere Untersuchungen zur GST-Aktivität
sind meist mit gereinigten oder wenigstens angereicherten GSTs beschrieben. Eine Reinigung
der GSTs durch bspw. Affinitätschromatographie könnte eine durch andere Bestandteile des
Homogenates verursachte Hemmung (z.B. andere Enzyme, die auch GSH nutzen) verringern
und so zu besseren Messergebnissen führen.
59
Da beim MCB- und beim CDNB-Test eine geringere spezifische GST-Aktivität bei Erhöhen
der Homogenatmenge zu beobachten war, wird das Auftreten von Konkurrenzreaktionen
angenommen. Möglicherweise nutzen andere Enzyme GSH und verbrauchen so das Substrat
der GSTs.
Vor allem die Möglichkeit, den sensitiveren MCB-Test mit den heute zur Verfügung
stehenden Spektrometern (z.B. TECAN Infinite M200) als kontinuierliche Messung
durchführen zu können, birgt großes Potential. Die ursprüngliche Variante der
Endpunktmessung (NAUEN & STUMPF, 2002) kann dadurch in ihrer Genauigkeit weiter
verbessert
werden.
So
kann
die
Ermittlung
der
Anfangsgeschwindigkeit,
der
Maximalgeschwindigkeit und Km-Wertbestimmungen folgen.
IV.3.3 Oxidasen
Das für den Monooxygenaseaktivitätstest verwendete Substrat 7-Ethoxycumarin (7-EC)
findet bereits breite Anwendung in der Forschung zu Insektizidresistenzen. Es wird z.B. für
Oxidase-Aktivitätsbestimmungen bei der Baumwolleule (Helicoverpa armigera, Lepidoptera:
Noctuidae), bei Drosophila melanogaster (Diptera) und bei Kopfläusen (Pediculus humanus
capitis, Anoplura: Pediculidae) eingesetzt (AMICHOT et al., 1998; GONZALEZ AUDINO et al.,
2005; YANG et al., 2004).
Durch die Modifikationen des von
DE
Ethoxycumarin-O-Deethylaseaktivität
SOUSA et al. (1995) entwickelten Tests, kann die
von
Anopheles
gambiae
Massenhomogenaten
(30 adulte Tiere) bestimmt werden. Der für die Etablierung der Methode entscheidende
Schritt war die Trennung der Geschlechter im Test. In dieser Arbeit wurde erstmalig die
Monooxygenaseaktivität von männlichen und weiblichen Tieren unter gleichen Bedingungen
getrennt untersucht und gegenübergestellt.
Um den Mikrosomenaufschluss weiter zu verbessern und so die Anzahl, der für die Messung
nötigen Tiere, weiter zu verringern, werden zusätzliche Versuche zum Einsatz von CHAPS
im Resuspensionspuffer und dem Aufschluss mittels Ultraschall folgen. Bisher war die
Streuung der Werte beim Einsatz von CHAPS noch zu groß. Der tendenziell zu beobachtende
Aktivitätsanstieg (Diagramm III.3.5.4) rechtfertigt jedoch weitergehende Tests, die zur
potentiellen Verbesserung des Mikrosomenaufschlusses führen können.
60
VULULE et al. (1999) konnte für den aus Kenia stammenden Anopheles gambiae Laborstamm
RSP eine erhöhte Permethrintoleranz mit einer erhöhten Menge Oxidasen und deren Aktivität
in Zusammenhang bringen. RSP-Tiere, die zusammen mit dem spezifischen Oxidasehemmer
Piperonylbutoxid (PBO) dem Wirkstoff Permethrin ausgesetzt wurden, zeigten nahezu
dieselbe Mortalität wie der Referenzstamm. Ohne den Synergisten PBO konnte von VULULE
eine starke Permethrintoleranz der Adulten des RSP-Stammes beobachtet werden.
Für Monooxygenaseaktivitätstests wurden bei VULULE et al. (1999) nur männliche Anopheles
gambiae verwendet. Dies geschah um Abweichungen durch das Haem in den Blutmahlzeiten
der Weibchen zu verhindern. Auch in anderen Veröffentlichungen ist keine Trennung der
Geschlechter erwähnt (ETANG et al., 2004; ETANG et al., 2007).
Vor diesem Hintergrund sind die in dieser Arbeit erstmalig ermittelten Unterschiede der
spezifischen Oxidaseaktivität bei Männchen und Weibchen beider Anopheles gambiae
Stämme sehr interessant.
Vor allem durch Pflanzenschutzmittel sind auch Männchen Insektiziden ausgesetzt. Dadurch
gibt es Effekte zur Resistenzbildung, die auch mit dem Männchen zusammenhängen
(MULLER
et
al.,
2008).
Die
zurzeit
zur
Vektorenbekämpfung
eingesetzten
insektizidbeschichteten Bettnetze werden im Rahmen der Resistenzbildung kontrovers
diskutiert (BROGDON & MCALLISTER, 1998; CASIMIRO et al., 2007; CHOUAIBOU et al., 2006;
CURTIS & KANKI, 1998; FEYEREISEN, 1995; HEMINGWAY et al., 2004; VULULE et al., 1996;
ZHANG & YANG, 1996).
Weibchen suchen Häuser und Viehställe aktiv zum Stechen ihrer Blutwirte auf. Männchen
sind möglicherweise eher Pflanzenschutzmitteln ausgesetzt. Da für männliche und weibliche
Tiere unterschiedliche Ursachen zur Resistenzbildung führen können, ist das Betrachten
beider Geschlechter sinnvoll. Wenn nur die Monooxygenaseaktivität der Männchen
untersucht wird, fällt eine eventuell sehr hohe Monooxygenaseaktivität der Weibchen nicht
auf. Die weiblichen Tiere sind als eigentliche Krankheitsüberträger aber Hauptziel der
Vektorbekämpfung.
Für Dipteren werden immer noch neue P450-Enzyme gefunden, die mit Pyrethroidresistenzen
in Zusammenhang gebracht werden (ZHU et al., 2008). Speziell für einige Monooxygenasen
konnte
Pyrethroidresistenz
durch
quantitative
Real-Time-PCR-Studien
auch
bei
heute
für
Anopheles funestus belegt werden (AMENYA et al., 2008).
Der
evolutionäre
Ursprung
für
metabolische
Entgiftungssysteme,
die
Wirkstofftoleranzen verantwortlich gemacht werden, ist offenbar die Notwendigkeit der
61
Metabolisierung von Pflanzeninhaltsstoffen, die dem Fraßschutz dienen. Interaktionen
zwischen Pflanze und Insekten haben zu Coevolution und Anpassungen geführt. Dies
ermöglicht heute sowohl das Entgiften von pflanzlichen Fraßabwehrstoffen als auch in vielen
Fällen das Entgiften von Insektiziden. Für Oxidasen besteht ein solcher Zusammenhang für
das Saugen von Pflanzensäften (DESPRES et al., 2007). Nicht selten kommt es so zu
Kreuzresistenzen mit Insektiziden (FEYEREISEN, 2005). Für Dipteren ist z.B. eine bereits
bestehende Insektizidresistenz vor Einsatz von Insektiziden bekannt (FFRENCH-CONSTANT,
2007).
Weibliche Culiciden nutzen Blutmahlzeiten nicht nur als Energiequelle zur Entwicklung der
Eier, sonder auch als Nahrung (MAIER et al., 2003; PAGES et al., 2007). Anopheles-Männchen
nehmen als Imagines ausschließlich Wasser und zuckerhaltige Pflanzensäfte auf (GARY &
FOSTER, 2006). Die Notwendigkeit der Metabolisierung von pflanzlichen Fraßhemmstoffen
könnte daher Ursache der höheren Monooxygenaseaktität der männlichen Tiere sein.
Cumarinderivate,
die
dem
7-Ethoxycumarin
ähneln,
für
sind
den
typische
Monooxygenasetest
Fraßhemmer
in
verwendeten
Pflanzen.
Vor
Substrat
allem
Doldenblütengewächse schützen sich durch Hydroxycumarine und durch lineare und angulare
Furanocumarine vor Herbivorie (HARBORNE, 1995). Es kann angenommen werden, dass
Cumarine für die P450-Enzyme als übliche Substrate dienen.
Die Leistung eines Enzymsystems bei der Insektizidentgiftung, ist mittels eines Substrats nur
schwer zu beurteilen. Für die Korrelierbarkeit einer Insektizidresistenz mit einem Enzym
müssen daher zusätzliche Versuche folgen. Es besteht z.B. die Möglichkeit, mit spezifischen
Hemmstoffen wie PBO den Einfluss von Oxidasen nachzuweisen. Ein weiterer wichtiger
Schritt wäre das Verwenden verschiedener Substrate, um so die Oxidaseaktivität bei
unterschiedlichen Substanzklassen beurteilen zu können. Als Substrate kommen z.B. noch
p-Nitroanisol und Methoxyresorufin infrage (YANG et al., 2004). In dieser Arbeit konnten die
Insektizide als Substrat nicht untersucht werden. Dies wäre jedoch mit dem in dieser Arbeit
etablierten Monooxygenasetest möglich. Die Messung der Monooxygenaseaktivität könnte
durch Verfolgen des NADPH-Verbrauchs kontinuierlich erfolgen. Dabei müsste Fluoreszenzoder Absorptionsabnahme gemessen werden. Beachtet werden muss, dass das Endprodukt der
Reaktion nicht im Wellenlängenbereich der Messung fluoreszieren oder absorbieren darf.
Andere NADPH-verbrauchende Enzyme müssen durch einen Blindwert ausgeschlossen
werden.
Für eine auf Oxidaseaktivität beruhende Insektizidresistenz können viele Faktoren eine Rolle
spielen, die das Bestimmen der Oxidaseaktivität zu einem wichtigen Schwerpunkt dieser
62
Arbeit machen. Neben der Quantität der vorhandenen Enzyme, ist die Affinität zum Substrat
entscheidend. Höhere Umsatzeffektivität als auch höhere Substrataffinität können
enzymatische Entgiftungssysteme durch Mutationen in wenigen Generationen zu potenten
Resistenzursachen machen (LI et al., 2007).
Die im ABTS-Test ermittelten Peroxidaseaktivitäten und die mit der Methode II.4.5
bestimmten Monooxygenaseaktivitäten zeigen deutliche Ähnlichkeiten (Diagramme III.3.5.5
und
III.3.6.2).
Korrelationen
von
verschiedenen
Oxidasen
sind
bereits
bekannt
(BROGDON et al., 1997). Da es deutliche Vorteile (z.B. mögliche Messungen von
Einzeltierhomogenaten, Zeitersparnis) für den ABTS-Test gibt, wäre die Korrelierbarkeit
beider
Methoden
eine
bedeutende
Vereinfachung.
Der
ABTS-Test
wurde
vom
Kooperationspartner Bayer CropScience AG, wie in dieser Arbeit beschrieben, übernommen
und konnte gut reproduzierbar durchgeführt werden. Die mit den Methoden II.4.5 und II.4.6
bestimmten Monooxygenase- und Peroxidaseaktivitäten konnten von Bayer CropScience für
Bettwanzen (Cimex lectularius) korreliert werden. Für Musca domestica als Vertreter der
Dipteren war die Korrelation nicht möglich (NAUEN, Bayer CropScience AG, pers.
Mitteilung). Ob diese Korrelation auch mit Anopheles gambiae durchführbar ist, kann erst
nach Tests mit weiteren Mücken-Stämmen der gleichen Gattung ermittelt werden, da zwei
getestete Stämme statistisch nicht genügen.
Die Monooxygenaseaktivitäten der KISUMU-Larven (MO-Test), wiesen eine starke Streuung
auf. Erstaunlicherweise ist für KISUMU bei der Messung adulter Weibchen und Männchen
eine größere Differenz der Monooxygenaseaktivität als zwischen den Geschlechtern von RSP
zu beobachten gewesen. Für KISUMU lag die Differenz der Monooxygenaseaktivitäten
zwischen
den
Geschlechtern
bei
615 pmol/45 min*mg Protein,
für
RSP
bei
236 pmol/45 min*mg Protein. Die Streuung der Monooxygenaseaktivitäten der KISUMULarven lag mit 515 pmol/45 min*mg Protein vergleichbar der Differenz der KISUMUMännchen und -Weibchen.
Eine Vermutung dazu wäre, dass bereits vor der Imaginalhäutung geschlechtsspezifische
Unterschiede in der
Oxidaseaktivität
bestehen.
Zum
Prüfen der These werden
Einzeltiermessungen von Larven, des in seinen Ergebnissen sehr ähnlichen ABTS-Tests,
folgen, da beim Test mit 7-Ethoxycumarin keine Einzeltierhomogenate gemessen werden
können.
63
Peroxidasen als den Monooxygenasen zugehöriges Enzymsystem werden häufig im
Zusammenhang mit metabolischer Resistenz bei Anopheles untersucht. (BROGDON et al.,
1997; ETANG et al., 2007; VULULE et al., 1999)
Im Peroxidaseaktivitätstest mit dem Substrat 3,3’,5,5’-Tetramethylbenzidin (TMBZ)
(BROGDON et al., 1997) wird Methanol als Lösungsmittel für TMBZ verwendet. TMBZ fiel
bei eigenen Versuchen, auch bei der in der Methode beschriebenen Konzentration von 25 %
im Testansatz, aus. Daher und wegen der guten Wasserlöslichkeit von ABTS, wurde die
alternative Methode mit ABTS entwickelt und etabliert.
Enzymtests mit ABTS sind bekannt. So wird ABTS z.B. in der Forschung an Phenoloxidasen
und zum Laccase vermittelten Ligninabbau angewendet (FLOCH et al., 2007; JOHANNES &
MAJCHERCZYK, 2000; MARUYAMA et al., 2006; POZDNYAKOVA et al., 1994). Bisher ist ABTS
für die Forschung an Insektizidresistenz und deren enzymatischen Grundlagen für Anopheles
noch nicht verwendet worden. Die großen Vorteile von ABTS sind dessen sehr gute
Wasserlöslichkeit, so dass keine potentiell enzymhemmenden Lösungsmittel verwendet
werden müssen, und die hohe Sensitivität, die auch die Messung von Einzeltierhomogenaten
und die Untersuchung von Isoenzymen in einer nativen PAGE erlaubt. Spezifische
Phenoloxidasehemmer wie N-Hydroxyglycin (HATTORI et al., 2005) sind bekannt und können
im ABTS-Test Aufschluss über die Beteiligung von Oxidasen an Insektizidresistenz geben.
Potential und Möglichkeiten der kurz vor Abschluss der Arbeit entwickelten Methode sollen
in weiteren Versuchen zur Anwendung kommen.
64
V. Zusammenfassung
Anopheles gambiae ist einer der wichtigsten Überträger der Malaria, an der jährlich über eine
Million Menschen sterben. Die Vektorbekämpfung und die möglicherweise mit dem Einsatz
von Insektiziden verbundene Resistenzbildung sind bedeutend für die Wissenschaft, denn
Insektizide sind in den betroffenen Gebieten unerlässlicher Bestandteil der Malariaprävention.
Ziel der vorliegenden Arbeit war die Etablierung von Biotests und Enzymtests zur Erfassung
von entstehenden oder bereits vorhandenen metabolisch bedingten Insektizidresistenzen in
Anopheles gambiae. Die nach heutigem Stand des Wissens dafür wichtigsten Enzymsysteme
sind Carboxylesterasen, Glutathion-S-Transferasen und Cytochrom P450 assoziierte Oxidasen.
Voraussetzung für alle Tests war der Aufbau einer eigenen Mückenhaltung. Dazu wurden in
einer Kooperation mit Bayer CropScience zwei Anopheles gambiae Stämme (KISUMU und
RSP) im Labor an der TU-Dresden zur Entwicklung gebracht.
Für die Bestimmung potentieller Insektizidresistenzen, wurde ein Larvenbiotest in
24-Well-Zellkulturtestplatten entwickelt, der schnell zuverlässige Ergebnisse lieferte. Als
Alternative zur von der WHO anerkannten Methode (WHO, 2002) wurde ein Biotest für
adulte Mücken in 20 ml Gläschen etabliert und auf Vorteile geprüft.
Zwei in der Laborpraxis für Anopheles gängige Methoden zur Bestimmung der
Enzymaktivität von Carboxylesterasen (GRANT et al., 1989) und Glutathion-S-Transferasen
(HABIG et al., 1974) wurden im eigenen Labor etabliert und teils modifiziert. Der eigentlich
für
Spinnenmilben
entwickelte
Glutathion-S-Transferase-Test
mit
Monochlorbiman
(NAUEN & STUMPF, 2002), wurde für Anopheles gambiae etabliert und modifiziert.
Zur Messung der Enzymaktivität mikrosomaler Monooxygenasen wurde die Methode von
DE
SOUSA et al. (1995) angewandt und modifiziert. In dieser Arbeit konnte erstmalig die
Monooxygenaseaktivität mit 7-Ethoxycumarin in Imagines von Anopheles gambiae bestimmt
werden. Außerdem wurde erstmalig die Monooxygenaseaktivität männlicher und weiblicher
Tiere getrennt voneinander betrachtet. Männchen und Weibchen zeigten dabei starke
Unterschiede in ihrer Monooxygenaseaktivität. Dies ist sehr bedeutend, da die Weibchen die
alleinige
Vektorfunktion
haben.
Ein
weiteres
Ziel
war,
den
sehr
aufwendigen
Monooxygenasetest über Korrelation mit einer anderen Methode zu vereinfachen, dazu wurde
eine
Methode
zur
Peroxidaseaktivitätsmessung
mittels
ABTS
(2,2'-Azinobis-(3-
ethylbenzthiazolin-6-sulfonsäure)) entwickelt und etabliert. Der ABTS-Test lieferte
zuverlässige
Ergebnisse
und
erlaubt
Peroxidaseaktivitäten
mit
sehr
geringen
Homogenatmengen zu messen. Die Wasserlöslichkeit von ABTS ist ein weiterer Vorteil, da
so auf potentiell störende organische Lösungsmittel verzichtet werden kann.
65
Die etablierten Methoden sollen in Zukunft dazu dienen eine Insektizidresistenz von
Culiciden-Feldstämmen mit dem zugrundeliegenden metabolischen Mechanismus zu
korrelieren.
66
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Selbständigkeitserklärung
Die vorliegende Arbeit ist am Institut für Zoologie, Abteilung Spezielle Zoologie und
Parasitologie der TU-Dresden unter Leitung von Herrn Prof. Dr. R. Entzeroth angefertigt
worden.
Hiermit versichere ich, dass ich die vorliegende Arbeit ohne unzulässige Hilfe Dritter und
Benutzung anderer als der angegebenen Hilfsmittel angefertigt habe. Aus fremden Quellen
direkt oder indirekt übernommene Gedanken sind als solche kenntlich gemacht. Die Arbeit
wurde bisher weder im Inland noch im Ausland in gleicher oder ähnlicher Form einer anderen
Prüfungsbehörde vorgelegt.
Dresden, März 2008
Sacha Hanig
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