KOHLGEMÜSE

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WISSEN ERLEBEN
KOHLGEMÜSE
Gesund essen und leben – geht das nur mit exotischen Früchten und Gemüsearten?
Weit gefehlt, schon Sebastian Kneipp wusste: „Die fleißigsten Kohlesser werden am
ältesten“. Er hatte den Wert dieses heimischen Gemüses erkannt. Die Fachschule für
Landwirtschaft Salern gab Kneipp recht und wählte im Schuljahr 2008/2009 Kohlgemüse zum Schwerpunkt für die Erwachsenenbildung im Gemüsebereich. Ergänzend
zu Kohltagung und Kohlausstellung erscheint mit der Produktbroschüre Kohlgemüse
abschließend ein wertvolles Nachschlagwerk für Gesundheitsbewusste und GemüseInteressierte. Bilder und Hintergrundwissen entführen in die unerwartet große Vielfalt
der Kohlpflanzen und machen den Wert dieser Gemüsegruppe für Gesundheit, Ökologie
und Ökonomie sichtbar.
Wir wünschen Ihnen viel Freude bei der Lektüre!
Hans Berger
Landesrat für Landwirtschaft
Dr. Stefan Walder
Direktor der Abteilung für Land-, forst- und hauswirtschaftliche Berufsbildung
Juliane Gasser Pellegrini
Direktorin der Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
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Inhaltsverzeichnis
04 Vorgeschichte
06 geschichte
10 Botanik
14 Anbau und Pflege
16 Gemüseportrait Blätterkohl
20 Gemüseportrait Kopfkohl 24 Gemüseportrait Rüben
30 Gemüseportrait Exoten
32 Gemüseportrait Kohl aus Asien
36 Inhaltsstoffe und Wirkung
38 Verwendung
40 Saures Kohlgemüse
46 Für den Vorratsschrank
48 Aus der Küche
58 Literaturnachweis
59 Impressum
Vorgeschichte
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Brokkoli, Pak Choi & Co
Die vorliegende Broschüre ist das Abschlusswerk zum Thema „Kohl“, das im Schuljahr
2008/09 an der Fachschule Salern einen Schwerpunkt bildete:
Im November 2008 fand in Zusammenarbeit mit der Gartenbauschule Schönbrunn
(Wien) die Kohltagung „Brokkoli, Pak Choi & Co“ in der Fachschule Salern statt. Die
Vorträge und das anschließende Kohl-Menü machten Lust auf mehr, so dass wir uns an
die Planung einer Kohlgemüseausstellung machten. In fast einjähriger Vorbereitungszeit
sammelten wir Saatgut von mehr als 200 Sorten Weißkohl, Kohlrüben, Chinakohl, Brokkoli
etc. und bauten die Pflanzen in Salern an. Im Oktober 2009 ging die Ausstellung mit
dem Titel „Brokkoli, Pak Choi & Co“ in Salern über die Bühne. Rund 400 Interessierte
besichtigten die ausgestellten Kohlgewächse und informierten sich über Geschichte,
Anbau und Verwendung dieser vielfältigen Gemüsegruppe.
Einhergehend mit diesen beiden Veranstaltungen haben wir Informatives und Kurioses
zum Thema Kohlgemüse zusammengetragen. Dieses Wissen finden Sie – ergänzt durch
zahlreiche Bilder – in der vorliegenden Broschüre.
Viel Spaß beim Lesen wünschen
Michaela Krause, Gabriele Falschlunger, Valentina Danese
Fachlehrerinnen Salern
Ein großes DANKE allen, die zum Gelingen dieser Broschüre beigetragen haben!
Die Broschüre und die Gemüseausstellung „Brokkoli, Pak Choi & Co“ konnten im Rahmen des ELR-Projekts SOKUL II „Naturnahe Produktionsmethoden für Gemüse- und
Beerenobstanbau – Teil 2“ verwirklicht werden.
GESCHICHTE
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Wie alles begann
Hallo! Ich bin Vinz, der Vinschger Kobis und erzähle euch
etwas über meine Verwandten
Fast alle Pflanzen, die die Menschen heute anbauen und essen, stammen ursprünglich aus
fremden Ländern. Wir Kohlgewächse bilden hier eine Ausnahme. Wir sind echte Europäer.
Noch heute wachsen meine wilden Verwandten im Mittelmeerraum und an der Atlantikküste. Diese Wildkohle kann man nie und nimmer mit einem zarten Krautkopf wie ich es
bin vergleichen. Sie haben dicke, raue Blätter und schmecken meistens bitter. Aber giftig
sind sie nicht und waren deshalb früher wichtige Futterpflanzen für Schweine, Hühner und
Kühe. In Notzeiten haben auch die Menschen davon gegessen.
Besser als Wildkohl schmecken allerdings gezüchtete Kohlpflanzen – ich zum Beispiel. Uns
Kulturpflanzen haben Bäuerinnen und Bauern aus den Wildpflanzen gemacht, indem sie
jedes Jahr die zartesten und süßesten Exemplare vermehrten. Die ersten Kohlgemüse, die
der Mensch züchtete, waren den Wildpflanzen noch sehr ähnlich. Im Laufe der Jahrhunderte
entstanden dann die heute bekannten Kohlgemüse. Weil die Menschen beim Züchten auf
ganz unterschiedliche Merkmale geachtet haben, entstanden viele unterschiedliche Kohlgemüse. Mehr zur Kohlvielfalt erfahren Sie später. Kehren wir jetzt zur Geschichte zurück.
Alle heute bekannten Kohlgemüse lassen sich auf eine einzige Urpflanze zurückführen –
Brassica oleracea. Das ist sozusagen meine Ururgroßmutter. Von ihr ausgehend züchteten
die Menschen schon früh Blätterkohle, die den heutigen Grün- und Federkohlsorten ähnlich
waren. Diese gewannen zur Zeit der antiken Griechen und Römer als Gartengemüse an
Bedeutung. Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die Menschen aus dem Blätterkohl
damals Suppen und Eintöpfe herstellten und die Blätter durch Einsäuern haltbar machten.
Haben Sie schon von Aristoteles gehört? Oder von Platon? Die beiden waren berühmte
griechische Philosophen und lebten im 4. Jahrhundert v. Chr. in Athen. Sie schätzten Kohl
als Nahrungs- und Heilpflanze. Bevor ich’s vergesse: Griechen und Römer haben nicht nur
angefangen Blätterkohl zu züchten – auch die Speiserübe ist eine Kulturpflanze, die wir
ihnen verdanken.
Bei uns in Mitteleuropa wurde Kohlgemüse erst ein paar Jahrhunderte später „modern“.
Mit den Römern verbreiteten sich Blätterkohl und Speiserüben in Europa und wurden immer
beliebter. Im Mittelalter gelang den Menschen die Züchtung von Kohlköpfen. Wir Kohlköpfe
haben den Vorteil, dass wir länger gelagert werden können als Blätterkohl. Überhaupt sind
wir die Krönung der Schöpfung – wenn ich hier meine bescheidene Meinung einbringen
darf. Abbildungen und Schriften zeigen, dass Kohlgemüse im Hochmittelalter bereits einen
hohen Stellenwert in der Ernährung einnahm. Eine wichtige Art der Haltbarmachung von
Kraut und Rüben war schon damals das Einschneiden zu Sauerkraut. Kolumbus hatte auf
seinen Seefahrten stets Sauerkaut geladen. So stand auf hoher See vitaminreiches Gemüse
zur Verfügung und die Besatzung blieb gesund. Die Menschheit verdankt die Entdeckung
Amerikas also ganz klar uns Kohlköpfen!
In der europäischen Heimat setzte Kohlgemüse nach dem Mittelalter seinen Siegeszug fort.
Zu fast allen Bauernhöfen gehörte ein Krautacker. Vor allem bei der einfachen Bevölkerung
standen Kraut und Rüben regelmäßig auf dem Speiseplan. 1431 belagerten Bauern für
einige Wochen die Fürstenburg im Vinschgau. Sie verpflegten sich in dieser Zeit mit 20
Wagenladungen Rüben.
Weil wir uns gerade im Vinschgau befinden, möchte ich ein paar Worte zu meiner eigenen Geschichte einbringen. Im Vinschgau regulierten die Menschen am Ende des 19.
Jahrhunderts die Etsch. Es entstand neues Ackerland, auf dem die Bauern Feldgemüse
– allem voran Weißkohl – anbauten. In erster Linie deckte dieses Kraut den Eigenbedarf.
Überschüsse verkauften die Bauern in Meran auf dem Markt. Aus einem großen Teil der
Ernte entstand Sauerkraut. Die Bäuerinnen und Bauern vermehrten meistens ihr Saatgut
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Wie alles begann
selbst. Mit den Jahren entstand so eine lokale Sorte, der Vinschger Kobis. Auch in anderen
Regionen züchteten die Menschen Lokalsorten. Sie sind an die Bedingungen der jeweiligen
Region besonders gut angepasst.
Aber immer nur Kraut und Rüben auf dem Teller? Keine Angst, unsere Familie hat auch
sonst noch einiges zu bieten. Im Laufe der Jahrhunderte kamen immer neue Kohlvariationen dazu. Im 16. Jahrhundert wanderten Blumenkohl und Brokkoli aus dem östlichen
Mittelmeerraum über Italien bei uns ein. Sie galten als sehr edle Gemüse. Die Kohlrübe
verbreitete sich im 17. Jahrhundert von Nordeuropa aus. In Notzeiten und strengen Wintern
rettete sie die Menschen vor dem Verhungern. Im 19. Jahrhundert entstanden die nach
ihrer Herkunft benannten Brüssler Sprossen (Rosenkohl), im 20. Jahrhundert „entdeckten“
die Europäer asiatische Kohlpflanzen wie den Chinakohl für sich. Mittlerweile leben sehr
viele Verwandte von mir bei uns. Ich kenne mich oft selber nicht mehr aus. Ihnen geht es
ähnlich? Dieses Büchlein hilft, Klarheit in den Kohl-Dschungel zu bringen.
Ich wünsche viel Vergnügen beim Schmökern!
BotANIK
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Steckbrief
Die Familie: Kreuzblütler (Brassicaceae)
Botanisch gesehen gehört der Kohl (Brassica) zur großen Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae). Unter seinen Verwandten sind zahlreiche Wildkräuter, Zierpflanzen und seit
langer Zeit genutzte Gemüse-, Öl-, Gewürz- und Futterpflanzen zu finden. Der Kohl ist ein
wahrer Weltenbummler, und Vertreter dieser Gattung kommen von der Dauerfrostzone
bis zu den Tropen vor. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt jedoch in der gemäßigten
Zone der Nordhalbkugel, in den Mittelmeerländern und in Südwest- und Zentralasien.
Woran man sie erkennt
Das gemeinsame Merkmal aller Kreuzblütler ist der typische vierzählige Aufbau der
Blüte. Die vier Kronblätter sind in der Form eines Kreuzes angeordnet, daher auch die
Bezeichnung Kreuzblütler. Vielfach sind 6 Staubblätter vorhanden (zwei kurze und vier
lange). Die Blüten stehen meist dicht gedrängt in einer Traube zusammen. Die Früchte
sind Schoten oder Schötchen. Zwischen den beiden Kammern der Schote bildet sich
eine dünne Scheidewand aus.
Kreuzblütler sind hauptsächlich Fremdbefruchter. Für die Bestäubung sind vor allem
Insekten zuständig (einige Arten geben eine hervorragende Bienenweide ab), seltener
auch der Wind.
Die meisten Kohlarten sind ein- oder zweijährige Pflanzen mit wechselständiger Blattstellung, einer kräftigen Hauptwurzel und zahlreichen Nebenwurzeln.
Typisch für alle Kreuzblütler ist der hohe Gehalt an schwefelhaltigen Senfölen (Glukosinolate), die den Pflanzen den charakteristischen Kohlgeschmack verleihen.
Die Gattung: Kohl (Brassica)
Die Gattung Kohl ist sehr formen- und farbenreich und viele Vertreter werden schon
seit Langem vom Menschen genutzt.
Überblick über die wichtigsten Kulturformen der Gattung Kohl
• Weißer Senf (Brassica alba)
• Abessinischer Senf (Brassica carinata, auch Abessinischer Kohl)
• Brauner Senf (Brassica juncea, auch Indischer Senf, Sareptasenf oder Ruten-Kohl) hierher gehören viele Asia-Salate
• Schwarzer Senf (Brassica nigra)
• Raps (Brassica napus), hierher gehört z.B. die Steckrübe
• Gemüsekohl (Brassica oleracea) z.B. Blumenkohl, Brokkoli, Kohlrabi, Kopfkohl,
Rosenkohl, Grünkohl, Palmkohl
• Rübsen (Brassica rapa) z.B. Herbstrübe, Ölrübsen, Chinakohl, Pak Choi, Mizuna und einige andere Asia-Salate
Die Art: Gemüsekohl (Brassica oleracea)
Der Gemüsekohl (Brassica oleracea) hat es von allen Kohlgewächsen wohl am weitesten
gebracht. Er gehört zu den bedeutendsten und vielfältigsten Gemüsearten weltweit. Alle
Formen dieser Gruppe sind untereinander kreuzbar. Äußerlich sind die Verwandtschaftsverhältnisse kaum mehr erkennbar. Eines haben sie alle gemeinsam: große blaugrüne
Blätter mit wachsartigem Überzug.
Durch Auslese, Mutation und Kultur entstanden unzählige Formen:
Die Mutation des Blütensprosses führte zur Entwicklung von Brokkoli. Aus dem Brokkoli
entstand der Blumenkohl. Durch die Mutation der Endknospe des Sprosses bildeten sich
die Kopfkohlarten: Die Köpfe sind gestauchte Sprossachsen. Die Sprossverdickung führte
zur Bildung von Markstammkohl und schließlich zum Kohlrabi. Aus der Mutation der
Seitenknospen von Wirsing entstand der Rosenkohl.
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Stammbaum
Wildkohl
Mutation von
Haupttrieb
Seitentriebe
Strunk
Blütenstand
Blätterkohl
Lactuarischer
Kohl
Arcisischer
Kohl
Pompejanischer
Kohl
Brokkoli
Grünkohl
Palmkohl
Federkohl
Futterkohl
Weißkohl
Rotkohl
Wirsing
Rosenkohl
Kohlrabi
Markstammkohl
Blumenkohl
Anbau und Pflege
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Von Boden, Licht
und Wasser
Herkunft
Die Wildform des Gemüsekohls ist eine Küstenpflanze des Atlantik- und Mittelmeerraumes. Sie gedeiht auf salzreichen Böden und ist an das raue Küstenklima angepasst.
Daraus lassen sich auch die wichtigsten Bedürfnisse der meisten Kohlgemüse ableiten.
Der ideale Standort
An das Klima stellt Kohl keine allzu großen Ansprüche, jedoch braucht er unbedingt
eine regelmäßige Wasserversorgung, da Hitze und Trockenheit zu Wachstumsstörungen
führen und sich nachhaltig auf den Ertrag auswirken können.
Durch tiefe oder zu hohe Temperaturen im Jugendstadium kann es bei einigen Sorten
zu einer vorzeitigen Blüte kommen (Vorblüher). Vor allem Blumenkohle reagieren sehr
empfindlich auf starke Temperaturschwankungen zu Beginn ihres Wachstums.
Worauf es ankommt
Die meisten Kohlgemüse lieben mittelschwere, tiefgründige und nährstoffreiche Böden
mit relativ hohen pH-Werten zwischen 7 und 7,5. Als typische Starkzehrer verbrauchen
sie pro Jahr so einiges an Nährstoffen, vor allem Stickstoff und Kalium. Den größten
Nährstoffbedarf haben die Pflanzen zur Zeit des Blattwachstums. Den Stickstoff braucht
es für ein gesundes, kräftiges Wachstum, Kalium fördert die Zuckerbildung und verbessert
damit die Lagerfähigkeit (hauptsächlich bei Kopfkohlarten). Aber wie in den meisten
Bereichen, so gilt auch hier: Zu gut gemeint ist schlecht getroffen – bei Überdüngung
leidet die Gesundheit der Pflanzen.
Was noch zu sagen ist
Da es einige bedeutende Pilz- und Bakterienkrankheiten gibt, die den Kohlpflanzen das
Leben schwer machen und deren Sporen sehr lange im Boden überdauern können, sollten
Kreuzblütler nur alle 4 Jahre auf demselben Standort angebaut werden.
Kohlarten sind gute Vorfrüchte für andere Kulturen. Durch ihr tiefes und weit verzweigtes
Wurzelwerk hinterlassen sie einen lockeren, humusreichen Boden.
Gemüseportrait
Blätterkohl
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Der Schwarze
Palmkohl
Brassica oleracea convar. acephala var. palmifolia
Einer der ältesten Blätterkohle ist wohl der Palmkohl – bekannt unter unzähligen Pseudonymen wie Nero di Toscana, Cavolo nero, Cavolo laciniato nero di Toscana, Italienischer
Kohl, Toskanischer Kohl, Schwarzkohl. Er gilt als Ursprung vieler anderer Kohlpflanzen
und wird traditionell in Norditalien, vor allem in der Toscana angebaut.
Der Palmkohl ist zweijährig und ein wahrer Riese unter den Kohlpflanzen. Manche
Sorten werden bis zu 3 Meter hoch. Als echter Südländer ist er in unseren Breiten
nicht frosthart und wird nur selten angebaut. Unverkennbar ist sein Erscheinungsbild:
Der palmartige Wuchs und die schwarzgrünen, blasigen, nach unten gerollten Blätter
geben ihm ein vornehmes Aussehen. Palmkohl wird nicht zu Unrecht gerne als Zierpflanze verwendet.
Die milden Blätter geben ein vorzügliches Gemüse ab. Sie werden für Salate oder als
Kochgemüse verwendet und sind wertvolle Vitaminspender in der kalten Jahreszeit.
Die Ernte der Blätter erfolgt im Laufe des Sommers von unten nach oben. Die oberste
Rosette bleibt stehen und sorgt für steten Nachschub. Früher verwerteten die Menschen
den langen verholzten Strunk, um Spazierstöcke daraus zu fertigen.
Grünkohl
Brassica oleracea convar. acephala var. sabellica
Was im Süden der Palmkohl, ist im Norden der Grünkohl.
Für ihn gibt es viele Namen, und es ist schon so mancher Streit darüber ausgebrochen,
welcher wohl der richtige wäre. Je nach Region sind verschiedene Bezeichnungen für lokale
Sorten üblich: Langkohl, Braunkohl, Federkohl, Krauskohl, Hochkohl und Winterkohl. Eine
Besonderheit ist die wegen ihrer bemerkenswerten Höhe bekannte „Ostfriesische Palme“.
Allen ist gemein, dass sich das jeweilige Aussehen in der Namensgebung niederschlägt.
Der Grünkohl hat seinen Ursprung vermutlich in Griechenland. Im alten Rom galt er als
Delikatesse. Im Gegensatz dazu entwickelte sich Grünkohl in Mittel- und Nordeuropa
zu einer wichtigen Nahrungspflanze für ärmere Leute. Seit einigen Jahren erlebt er
eine Renaissance und hat als regionale Besonderheit Einzug in die Spitzengastronomie
gehalten. Heute ist der Grünkohl vor allem in Mittel- und Westeuropa, Nordamerika,
Ost- sowie Westafrika verbreitet.
Grünkohl ist eines der beliebtesten Wintergemüse Norddeutschlands. Geerntet wird
in der Regel nach dem ersten Frost, da sich der Geschmack durch die Kälteeinwirkung
verbessert. Die Ernte kann den ganzen Winter über andauern. Grünkohl ist ausgesprochen frosthart, einige Sorten halten Temperaturen bis zu -10° C aus.
Seine Verwendung ist seit jeher vielseitig. Die unteren Blätter dienten als Viehfutter,
die oberen Blätter werden für die menschliche Ernährung verwendet. Roh schmecken
sie etwas bitter. Deswegen wird Grünkohl vor allem als Kochgemüse verwendet. Meist
kocht man die Blätter mehrere Stunden lang. In Norddeutschland bekommt man Grünkohl als Konserve oder tiefgekühlt zu kaufen. Kenner behaupten, dass Grünkohl erst
aufgewärmt richtig gut schmeckt.
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Der Grüne
Kohlfahrt – ein beliebtes Volksspektakel
Ab Mitte November ziehen Wandergruppen durch Norddeutschland, die durch ihr seltsames Äußeres auffallen. Sie tragen Eierbecher mit einem Band um den Hals, halten mit
Grünkohlblättern geschmückte Schirme in die Höhe und unterhalten sich mit allerlei Späßen
und Spielchen. Ausgerüstet mit einem Leiterwagen voll – oft hochprozentigem – Proviant
sind sie unterwegs zu einem deftigen Grünkohl-Schmaus. All das ist Teil der Kohlfahrt.
Dieser Brauch entwickelte sich im 19. Jahrhundert rund um Bremen und Oldenburg. Noble
Stadtbürger nutzten die immer besseren Straßen für eine Landpartie. Sie wanderten zu
einem Gasthaus außerhalb der Stadt und schlugen sich den Bauch mit Grünkohl und
„Pinkel“ (einer speziellen Wurst) voll. Grünkohl war damals für die Landbevölkerung
das wichtigste Wintergemüse und galt eigentlich als Arme-Leute-Essen. Aber für die
Städter stellte dieses Essen eine „exotische“ Abwechslung dar. Turnvereine machten es
den edlen Herren nach und so entwickelten sich die Kohlfahrten zu einem beliebten
Volksspektakel im Spätherbst und Winter.
Im Lauf der Zeit entstanden rund um die Kohlfahrten allerlei Traditionen. Kohlfahrer verkleiden sich, wählen Kohlmajestäten und verleihen einen Fressorden. Und sie essen nach
wie vor Grünkohl. In den Gasthäusern verkochen die Wirte in der Zeit der Kohlfahrten
ganze Wagenladungen Grünkohl und Kartoffeln – ganz nach dem Motto:„Beter dat de
Buuk barst, as dat de Kohl verdarft.“ (Besser der Bauch platzt, als dass der Kohl verdirbt.)
Gemüseportrait
Kopfkohl
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Eine Runde Sache
KOPFKOHL
Brassica oleracea convar. capitata
Wer kennt sie nicht, die weißen oder roten Kohlköpfe, meist rund, manchmal abgeflacht oder sogar spitzig? Sie fehlen in keinem Garten, sind wahre Vitaminbomben in
der kalten Jahreszeit und erfahren doch wenig Anerkennung. Höchste Zeit, ihnen eine
Seite zu widmen.
Kopfkohl entstand durch gezielte Züchtung. Man vermehrte Pflanzen mit kurzem Strunk,
bei denen die dicht beieinander stehenden Blätter einen Kopf bilden. Kopfkohl wird seit
rund 1.000 Jahren angebaut und ist wirtschaftlich gesehen heute in vielen Ländern der
Welt das wichtigste Gemüse.
Kopfkohl ist zweijährig. Im ersten Jahr wächst der Kopf, erst im zweiten Jahr – nach
dem „Kälteschock“ des Winters – bildet sich die Blüte. Manchmal kann es vorkommen,
dass durch tiefe Temperaturen nach der Pflanzung einige Arten schon im ersten Jahr
„schießen“.
Der Weiße
Weißkohl, auch Kabis, Kobis, Kraut, Kappes – die Bezeichnungen sind vielfältig – ist weltweit verbreitet. Bekannt sind vor allem die runden oder plattrunden Formen. Aber es gibt
noch mehr. Im 19. Jahrhundert wurde von zahlreichen lokal verbreiteten Spitzkohlsorten
berichtet. Eine besonders aromatische Varietät ist das „Filderkraut“, ein Spitzkohl mit
lang ausgezogener Spitze. Das „Filderkraut“ stammt ursprünglich aus der Gegend um
Stuttgart, wo es auf den fruchtbaren Böden der Filderebene wuchs. In den Kohlfabriken
des 20. Jahrhundert konnte Rundkraut schneller und effektiver verarbeitet werden. Das
bedeutete das Aus für den großflächigen Anbau des Filderkrautes.
Der Rote
Rotkohl – oder heißt es doch Blaukraut? Der in den Blättern enthaltene Farbstoff verändert
sich je nach Art der Zubereitung. Die Zugabe von Backpulver würde eine Blaufärbung
bewirken, während Essig den Kohl rot erscheinen lässt. Genauso wirkt sich auch der
unterschiedliche pH-Wert der Böden auf die Farbe des Krautes aus. Chemisch gesehen
ist der Saft des Rotkohls also ein Säure-Base-Indikator.
Rotkohl wird hauptsächlich in Europa angebaut. In der Küche gilt Rotkohl als der Edle
unter den Kohlen: Ob zu Hirschragout, Gamskeule oder Rehrücken – Rotkohl ist eine
typische Beilage zu Wildgerichten.
Der „Gerutschelte“
Wirsing, auch Welschkraut, Savoyer Kohl oder Wirz genannt, stammt aus dem Mittelmeerraum, genauer gesagt aus Italien und ist heute weltweit verbreitet. Er ist vermutlich
ein Kreuzungsprodukt aus Weißkohl und Palmkohl und ein direkter Nachfahre des zarten,
hellgrünen und weniger gekrausten Butterkohls.
Eine Besonderheit beim Wirsing ist seine Frosthärte. Einige Sorten halten problemlos
Minustemperaturen aus.
Die Blätter sind zarter als die anderer Kohlarten und werden als Suppeneinlage, Gemüsebeilage oder für Eintöpfe genutzt.
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Eine runde Sache
Kopfkohl in der Volksmedizin
Krautwickel
Krautwickel (Kohlumschläge) sind ein altbewährtes Heilmittel gegen schmerzende
Körperstellen und schlecht heilende Wunden. Die Kohlblätter entziehen dem Körper
Giftstoffe, entschlacken entzündetes Gewebe und stärken die Durchblutung selbst in
tiefen Hautschichten. Bekannt ist die Anwendung von Krautwickeln auch bei Verbrennungen, Insektenstichen, Halsschmerzen, Gicht oder Rheuma.
Für Krautwickel sollen frische, gewaschene Innenblätter von Weißkohl oder Wirsing
verwendet werden. Die dicken Mittelrippen werden herausgeschnitten und die Blätter
dann mit einem Nudelholz flachgewalzt. Die weichen, mürben Blätter werden über die
betreffende Stelle geschichtet und mit einem lockeren Verband befestigt. Zweimal am
Tag sollen die Blätter erneuert werden.
Auch bei Augenentzündungen können Kohlblätter aufgelegt werden.
Krautsaft
Frisch gepresster Krautsaft wirkt Magengeschwüren entgegen und fördert die Verdauung.
Weiters wirkt er blutreinigend und lindert Ekzeme und Akne. Für eine Trinkkur können
Saft aus dem Reformhaus oder selbst gepresster Saft verwendet werden. Für die Dauer
eines Monats soll täglich ein Liter Krautsaft über den Tag verteilt getrunken werden.
Gemüseportrait
Rüben
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Die Zarte
Speiserübe
Brassica rapa ssp. rapa
Von der antiken Kulturpflanze…
Die Speiserübe – auch Stoppelrübe, Wasserrübe, Mairübe, Teltower Rübchen, Herbstrübe,
Weiße Rübe, Rübstiel genannt – war schon im griechischen und römischen Altertum als
Kulturpflanze bekannt. Auch in Indien und anderen asiatischen Ländern sind Rüben seit
Jahrhunderten in Verwendung. Bis zur Einfuhr der Kartoffel waren Speise- und Kohlrübe
auch bei uns für Mensch und Tier wichtige Nahrungsmittel.
…zur Delikatesse der gehobenen Gastronomie
Eine kleine, zarte Sorte der Speiserübe sind die Teltower Rübchen. Sie waren schon
um 1700 an Fürstenhöfen als Delikatesse geschätzt. Der Name kommt von der brandenburgischen Stadt Teltow, in deren Umland diese Rüben angebaut wurden. In den
Nachkriegszeiten fast in Vergessenheit geraten, erfreuen sie sich in den letzten Jahren
wieder zunehmender Beliebtheit und werden als regionale Spezialität gehandelt.
Von Form und Farbe
Speiserüben sind zweijährig. Im ersten Jahr bildet sich die Rübe, im zweiten Jahr entstehen
aus der Blattrosette die Blütenstände. Die behaarten, hellgrünen Blätter der Speiserübe
bilden ein deutliches Unterscheidungsmerkmal zur eng verwandten Kohlrübe mit ihren
blaugrünen, bereiften Blättern.
Bei Speiserüben gibt es verschiedene Formen:
Mairübe: kleine, kugelige Rübe mit weißer Rinde
Stoppelrübe:größere, grün- oder rotköpfige Rübe
Teltower Rübchen:
plattrunde, bauchig verdickte Rübchen
Wer schmeckt am besten?
Zwischen den verschiedenen Formen der Speiserübe gibt es wesentliche Geschmacksunterschiede. Während Stoppelrüben einen etwas strengen, rettichartigen Geschmack
haben, gelten Teltower Rübchen und neue Sorten der Mairübe als milde Delikatesse.
In einigen Gebieten des Alpenraums wird aus Stoppelrüben das sogenannte „Ruabenkraut“ gemacht.
Ernährungsphysiologisch gesehen sind alle Varianten der Speiserübe wegen ihres hohen
Mineral- und Vitamingehalts von Bedeutung.
Kohlrübe
Brassica napus ssp. rapifera
Die Kohlrübe, auch Steckrübe, Wruke, Unterkohlrabi oder Bodenrübe genannt, ist
eine alte Kulturpflanze, die bereits in der Antike bekannt war. Sie ist wahrscheinlich
ein Kreuzungsprodukt von Kohlrabi (B. oleracea) und Speiserübe (B. rapa) und nur als
Kulturpflanze bekannt.
Nahrungsmittel für Hungerwinter
Angebaut wird die Kohlrübe weltweit in gemäßigten Klimazonen. In Mitteleuropa haftet
der Kohlrübe – zu Unrecht – der Ruf eines minderwertigen Gemüses an. Wohl, weil sie
in so manchen Krisenzeiten tagtäglich gegessen werden musste.
In Deutschland ist der Kriegswinter 1916/1917 als Steckrübenwinter in die Geschichte
eingegangen. Aufgrund einer Kartoffelmissernte im Herbst 1916 und der allgemein
schlechten Versorgungslage drohte eine Hungersnot. Lediglich Steckrüben (Kohlrüben)
– vorher hauptsächlich als Schweinefutter angebaut – standen in großen Mengen zur
Verfügung. Sie dienten bald als Basis für verschiedenste Gerichte, da die ursprünglichen
Zutaten knapp waren. 1917 erschienen spezielle Steckrübenkochbücher mit Rezepten
für Suppen, Aufläufe, Marmeladen und sogar für Steckrüben-Kaffee. Diese vielseitige
Verwendung war möglich, weil die Rüben den Geschmack anderer Zutaten annehmen
und sich deshalb zum Strecken verschiedenster Speisen eignen. Bei der Bevölkerung
waren die Steckrüben unbeliebt. Wohl deshalb, weil es kaum ein Gericht ohne sie gab.
Am Ende des Winters 1917 waren noch große Mengen Steckrüben übrig. Sie wurden zu
Dörrgemüse und Rübenmehl weiterverarbeitet. Dieses Mehl kam – mit Kartoffelmehl und
Suppenwürze gemischt – als sogenannte „Vollkost“ in den Handel. Jede Familie musste
eine gewisse Menge davon abnehmen, um andere Lebensmittel kaufen zu können.
In jüngster Zeit hat die Kohlrübe eine Renaissance erlebt. Feinschmecker haben längst
ihre geschmacklichen Qualitäten wieder entdeckt.
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Die Kräftige
Rübe ist nicht gleich Rübe
Kohlrüben sind zweijährige Pflanzen. Im ersten Jahr bildet sich die kräftige Rübe aus,
erst im zweiten Jahr entwickelt sich die Blüte. Anders als die Speiserübe hat sie blaugrüne Blätter.
Der Großteil der Kohlrübe liegt immer über dem Boden. Je nach Sorte hat sie eine rundliche
bis ovale Form und ein weißes oder gelbes Fruchtfleisch. Die Gelbfärbung wird durch
den hohen Gehalt an Provitamin A hervorgerufen, das ihr den typischen Geschmack
verleiht und sie für die menschliche Ernährung interessant macht. Weißfleischige Sorten
werden hauptsächlich als Tierfutter verwendet. Aber Achtung: Die Kohlrübe ist nicht
mit Futter- und Zuckerrüben verwandt. Auch wenn sich Aussehen und Verwendung
ähneln, gehören sie zu verschiedenen Pflanzenfamilien.
In der Küche
Kohlrüben sind unter optimalen Bedingungen bis zu 6 Monaten lagerbar und eignen sich
deshalb hervorragend als Wintergemüse. Sie können roh gegessen werden, meistens
werden sie jedoch gekocht oder gegart.
Die Kohlrübe besteht zu 84% aus Wasser und zählt damit zu den kalorienärmsten Wurzelgemüsesorten – also ideal für Schlankheitsbewusste. Für die Ernährung bedeutsam
ist der hohe Gehalt an Traubenzucker, Mineralstoffen und Vitaminen.
Die Rübe
Es waren einmal zwei Brüder. Der eine war reich, der andere arm. Der Arme wollte sich
aus seiner Not helfen. Er hackte sein Stückchen Acker und säte Rübsamen. Der Same ging
auf, und es wuchs eine Rübe, die ward groß und stark und wollte gar nicht aufhören zu
wachsen. Zuletzt war sie so groß, dass sie allein einen ganzen Wagen anfüllte, und zwei
Ochsen daran ziehen mussten, und der Bauer wusste nicht, was er damit anfangen sollte,
und ob‘s sein Glück oder sein Unglück wäre. Endlich dachte er:„Verkaufe ich sie, werd
ich dafür nicht viel bekommen und zum Essen tun es die kleinen Rüben für mich auch.
Am besten ist, ich bringe sie dem König und mache ihm eine Verehrung damit.“ Also lud
er sie auf den Wagen, spannte zwei Ochsen vor, brachte sie an den Hof und schenkte
sie dem König. „Was ist das für ein seltsames Ding?“, sagte der König, „mir ist viel
Wunderliches vor die Augen gekommen, aber so ein Ungetüm noch nicht. Du bist ein
Glückskind.“ „Ach nein“, sagte der Bauer, „ein Glückskind bin ich nicht, ich bin ein armer
Bauer. Ich habe noch einen Bruder, der ist reich, ich aber bin von aller Welt vergessen.“
Da empfand der König Mitleid mit ihm und sprach:„Ich will dich beschenken, dass du
deinem reichen Bruder gleich kommst.“ Er schenkte dem armen Bruder eine Menge
Gold, Äcker, Wiesen und Herden und machte ihn steinreich.
Als der reiche Bruder hörte, was der andere mit einer einzigen Rübe erworben hatte,
beneidete er ihn und sann hin und her, wie er sich auch solche Geschenke verdienen
könne. Er wollte es noch viel gescheiter anfangen, nahm Gold und Pferde und brachte
sie dem König und meinte, der würde ihm ein viel größeres Gegengeschenk machen.
Der König nahm das Geschenk und sagte, er wüsste ihm nichts wiederzugeben, das
seltener und besser wäre als die große Rübe. Also musste der Reiche seines Bruders
Rübe auf einen Wagen legen und zornig nach Hause fahren.
Auszug aus einem Märchen der Gebrüder Grimm.
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Zwei Rübenmärchen
Die Rübe und der Bär
Es war einmal ein Bauer, der hatte ein kleines Feld voll Rüben. Als es Zeit zum Ernten war,
bemerkte der Bauer eine besonders große Rübe. Nach vielen Versuchen gelang es ihm
schließlich, mit zwei Ochsen und zwei Pferden die große Rübe aus dem Boden zu ziehen.
Da er nicht wusste, was er mit der großen Rübe machen sollte, schenkte er sie dem
Landesfürsten. Dieser verschaffte dem Bauern zum Dank eine Stelle an seinem Hofe
als Erster Berater. Sogleich fragte er seinen neuen Ersten Berater, was er wohl mit der
großen Rübe anstellen sollte. Da riet dieser ihm, die große Rübe dem König zu schenken. So wurde die Rübe auf einen riesigen Wagen geladen und mit einem großen
Tuch zugedeckt. Schließlich sollte niemand dem König Kunde bringen können, bevor
das große Geschenk ihn persönlich erreichte. Der Weg zum König führte durch einen
großen Wald, in dem das Nachtlager aufgeschlagen werden musste. Am Nachmittag
des nächsten Tages kamen der Landesfürst und sein Erster Berater samt Geschenk am
Hofe des Königs an.
Da ließ der Landesfürst den großen Wagen, der von vier Pferden gezogen wurde,
vorfahren und sagte: „Mein hochwohlgeborener König, hiermit erweise ich Euch untertänigst die hoffentlich große Freude, Euch ein außergewöhnlich großes Exemplar einer
höchst erstaunlichen Laune der Natur schenken zu dürfen!“ Doch was war das? Als die
Diener das Tuch zurückzogen, war nichts anderes zu sehen als – ein Bär. Dieser hatte
des Nachts einen Schlafplatz gesucht, die große Rübe vom Wagen gestoßen und es sich
an ihrer Stelle gemütlich gemacht. Als der König den Bären sah, schrie er laut auf und
verschwand in seinem Palast. Der Bär erwachte und nahm schnell Reißaus in den Wald.
Der Landesfürst wurde seines Amtes enthoben und seinem Ersten Berater blieb nichts
weiter übrig als wieder als einfacher Bauer sein Feld zu bearbeiten. Die große Rübe aber
fand ein ausgehungerter Feldhase und hatte damit lange sein Auskommen.
Auszug aus „Die große Rübe“
http://www.1000-maerchen.de/fairyTale/2478-die-grosse-ruebe.htm
Gemüseportrait
EXOTEN
31
A
Bunte Vielfalt
Cima di Rapa
Brassica rapa sp.
Cima di rapa – oder broccoletto, broccoletto di rapa – im Deutschen auch Italienischer
Brokkoli, Rübstiel, Stängelmus oder Stielmus genannt – ist eine Kreuzung aus Speiserübe und Brokkoli. Als typisches Wintergemüse Süditaliens ist es fest in der regionalen
Küche verankert.
In unseren Gegenden ist Cima di rapa nicht winterhart und muss vor den ersten Frösten
geerntet werden. Verwendet werden die noch geschlossenen Blütenstände mit den
umliegenden Blättern. Sie werden wie Brokkoli gedünstet und meist zu Nudelgerichten
gegessen.
Romanesco und seine farbigen Freunde
Brassica oleracea convar. botrytis
Besonders in Italien und Frankreich sind violette und grüne Zuchtformen des Blumenkohls
verbreitet. Ihre Blütenstände sind nicht vollständig von Hüllblättern umgegeben und
verfärben sich während des Wachstums durch die Einwirkung von Licht.
Der Romanesco ist eine grüne Variante des Blumenkohls, die in der Nähe von Rom
gezüchtet wurde. Sein besonderes Markenzeichen sind die kunstvoll gestalteten,
türmchenartig angeordneten Blütenstände, denen er auch den Namen Minarett- oder
Türmchenkohl verdankt. Romanesco enthält mehr Vitamin C als sein weißer Verwandter
und ist reich an Mineralstoffen. Durch seine zarte Zellstruktur ist er leichter verdaulich
als andere Kohlarten. Ursprünglich hauptsächlich in Italien und Frankreich verbreitet,
hat er inzwischen auch Einzug in die internationale Küche gehalten.
In den letzten Jahren bereichern bunte Blumenkohlsorten das Angebot in Gemüseregalen – die Farbpalette reicht von sattem Grün über helles Orange bis hin zu kräftigem
Violett. Sie zeichnen sich durch intensiven Geschmack und Vitaminreichtum aus. Sie
sind ein Gag, verleihen gewöhnlichen Gerichten den nötigen Pfiff und sind „mal was
anderes“ auf unseren Tellern.
Gemüseportrait
KOHL AUS ASIEN
33
A
Verwandte aus Fernost
Geschichte
Nicht nur wir Mitteleuropäer blicken auf eine lange Kohl-Geschichte zurück. In Südostasien züchteten die Menschen noch früher die ersten Kohlgemüse. Sie produzierten
auch das erste Sauerkraut aus in Reiswein eingelegten Kohl. Wahrscheinlich ernährten
sich die Arbeiter, die vor 2.000 Jahren die Chinesische Mauer erbauten, vorwiegend
von Reis und Kohlgemüse.
Die asiatischen Kohlgemüse unterscheiden sich von europäischen Varianten durch Aussehen, Wachstumseigenschaften und Geschmack. Im Laufe der Zeit fand ein „Austausch“
von Pflanzen statt. Den Anfang machte im 18. Jahrhundert der China- oder Pekingkohl.
Seit einigen Jahren erobern Asia-Salate den europäischen Gemüsemarkt. Im Gegenzug
hat sich China zu einem der Hauptproduktionsländer von Kopfkohl entwickelt.
Inhaltsstoffe und Verwendung
Doch zurück zu den asiatischen Typen: Die Vielfalt bei den asiatischen Kohlpflanzen
ist ähnlich groß wie in Europa. So wie ihre europäischen Verwandten weisen die asiatischen Kohlgemüse einen niedrigen Brennwert und gleichzeitig einen hohen Mineralstoff- und Vitamingehalt auf. Für manche ist ein scharfer Geschmack charakteristisch.
Im Unterschied zu uns Europäern bereiten die Menschen in Asien Kohlgemüse in fast
allen Wuchsstadien zu – von Keimsprossen bis zur blühenden Pflanze. Für jedes „Alter“ eines Kohlgemüses findet sich ein passendes Rezept. Die Zubereitung hat mit der
europäischen Küche meist ebenfalls wenig zu tun. In Asien stehen Wok-Gerichte weit
oben auf der Beliebtheitsskala. Das Gemüse wird nur kurz erhitzt. Es bleibt kernig und
wichtige Inhaltsstoffe bleiben erhalten. Gewürzt wird in Asien mit Koriander, Fenchel,
Ingwer, Sesam, Kardamon oder einer Currymischung. Diese Gewürze steigern die Verträglichkeit von Kohl und wirken Blähungen entgegen.
Pak Choi – Chinesischer Senfkohl
Der chinesische Name „Pak Choi“ bedeutet „Weißes Gemüse“. Dieser Name kommt von
den breiten, weißen Stängeln, die an Mangold erinnern. Pak Choi bildet keinen festen
Kopf, sondern eine lockere Blattrosette aus saftig-grünen Blättern. Eine Sonderform ist
der „Tatsoi“, dessen dunkelgrüne Blätter und Stängel in einer Rosette flach auf dem
Boden aufliegen. Die deutsche Bezeichnung „Chinesischer Senfkohl“ ist eher irreführend,
denn Pak Choi und Tatsoi bestechen durch einen deutlich milderen Geschmack als die
meisten ihrer Verwandten.
Pak Choi stammt wahrscheinlich aus Zentralchina. Er wird dort mindestens seit dem
15. Jahrhundert angebaut. Heute ist Pak Choi in allen ostasiatischen Ländern – allen
voran China, Japan und Korea – von wirtschaftlicher Bedeutung.
In den Ursprungsländern schätzt man Pak Choi vor allem im jungen Stadium. Entweder
wird die ganze Pflanze blanchiert oder in geschnittener Form verschiedensten WokGerichten zugefügt. Empfehlenswert ist Pak Choi auch als Salatbeigabe. Die Stängel
größerer Pflanzen können wie Spargel zubereitet werden.
Pak Choi ist eine schnellwüchsige Langtagpflanze. Mehr als 12 Stunden Tageslicht und
hohe Temperaturen fördern das Schossen. In unseren Breiten wird Pak Choi deshalb
erst im Spätsommer angebaut.
Pe Tsai – Chinakohl
Der Chinakohl entstand wahrscheinlich aus einer Kreuzung von Pak Choi und Speiserübe.
Chinakohl bildet einen festen Kopf aus hellgrünen, gekrausten Blättern mit dicken weißen
Blattrippen. So wie Pak Choi ist auch der Chinakohl eine Langtagpflanze.
Obwohl der Chinakohl jünger als der Pak Choi ist, gelangte er früher als dieser nach
Europa. Schon im 18. Jahrhundert brachten Missionare die ersten Samen mit in die
35
A
Verwandte aus Fernost
Heimat. Der Anbau begann jedoch nur zögerlich, denn die Menschen wussten mit einer
Langtagpflanze nicht umzugehen. Neue Züchtungen und der feine Geschmack ebneten
der fremden Pflanze schließlich doch den Weg in Garten und Küche. Besonders beliebt ist
Chinakohl heute als Wintersalat. In Asien herrscht die Verwendung als Kochgemüse vor.
Asia-Salate
Seit einigen Jahren erobern Asia-Salate den europäischen Markt. Hinter diesem Begriff
verbergen sich verschiedene Blattgemüsearten, von denen die meisten aus der Familie
der Kreuzblütler stammen. Alle haben ihren Ursprung in der Vielfalt der fernöstlichen
Küche. Einige Arten stammen aus Japan. Deshalb werden Asia-Salate auch als „Japanese Greens“ bezeichnet. Ihr Aussehen variiert stark. „Mizuna“, mit stark gezahnten,
hellgrünen Blättern gehört ebenso zu den Asia-Salaten wie der rotblättrige Blattsenf
„Red Giant“. Besonders ansprechend für Hausgarten und Salatschüssel sind Mischungen
verschiedener Asia-Salate.
Der Tradition der Kohlgewächse folgend, weisen Asia-Salate einen hohen gesundheitlichen Wert auf. Der Geschmack der einzelnen Sorten reicht von rucolaähnlich scharf
bis leicht kohlartig mild. Asia-Salate können vielseitig verwendet werden und haben in
der fernöstlichen Küche eine lange Tradition – als Zugabe zu Schnittsalaten, gedünstet
als Gemüse oder als Beigabe zu Fischgerichten.
Alle Asia-Salate weisen kurze Wachstumszeiten auf und sind äußerst kältetolerant. Ihre
Nährstoffansprüche sind gering. Meist werden Asia-Salate bei einer Wuchshöhe von
etwa 10 Zentimetern geschnitten. Verschont man beim Schneiden die Herzblätter, sind
mehrere Ernten möglich.
Inhaltsstoffe und Wirkung
37
A
Kohl gegen Krebs
Vorbeugen und Heilen
„Kimmt die Ruibe ins Haus, muss der Dokta hinaus“, so ein Tiroler Sprichwort. Seit
Jahrhunderten nehmen Kraut und Rüben einen wichtigen Platz in der Volksmedizin ein.
Äußerlich angewendet dienen Kohlblätter und Rübenscheiben der Wundheilung und
entziehen dem Körper Giftstoffe. Das Trinken von Weißkohlsaft soll den Darm reinigen
und Magengeschwüre verhindern. Schon im antiken Griechenland schätzten die Menschen
Kohl dank seiner verdauungsfördernden Wirkung als Heilmittel. Hippokrates, der Vater
der Heilkunde, empfahl Grünkohlbrühe gegen Husten und Heiserkeit. Der Philosoph
Aristoteles schwor zudem auf Kohl, um Kopfschmerzen nach zu viel Weingenuss zu
vertreiben. Im Mittelalter nutzten Hildegard von Bingen und andere Heilkundige Kohl
als Heilmittel gegen allerlei Beschwerden. Heute weiß man, dass Kohlgemüse nicht nur
heilend wirkt, sondern in der Krankheitsvorbeugung einen wichtigen Stellenwert einnimmt.
Medizinische Untersuchungen zeigen, dass Kohlgemüse krebshemmend wirkt. Es
schützt vor Lungen-, Dickdarm- und Magenkrebs. Diese Wirkung beruht auf speziellen
Inhaltsstoffen, den Glukosinolaten. Sie schützen die Pflanze vor Fraßfeinden und bei
Verletzungen vor Bakterien- oder Pilzbefall. Besonders reich an diesen Stoffen sind Rosenkohl und Brokkoli. Mit Hilfe der Glukosinolate entgiftet Kohlgemüse krebserregende
Stoffe, die über die Nahrung in den Körper gelangen. Die bekannteste Gruppe solcher
Stoffe sind Nitrosamine. Das sind Eiweißverbindungen, die beim Braten und Grillen von
Fleisch entstehen.
Forschungen belegen zudem, dass Glukosinolate und andere Inhaltsstoffe von Kohlgemüse
freie Sauerstoffradikale im Körper binden. Sauerstoffradikale entstehen in den Zellen.
Sie sind Mitverursacher mancher Krankheiten (z.B. Parkinson, Herzinfarkt).
Kohlgemüse zeichnet sich weiters durch einen niedrigen Brennwert (wenig Kalorien) und
einen hohen Mineralstoff- und Vitamin-C-Gehalt aus. In Weißkohl ist beispielsweise
doppelt so viel Vitamin C enthalten wie in der gleichen Menge Orangen.
Verwendung
39
A
Kohl in der Küche
Lagerung und Zubereitung
Kohlgemüse enthält zahlreiche wertvolle Inhaltsstoffe. Viele davon bleiben auch bei
längerer Lagerung in dunkler, kühler Umgebung erhalten. Besonders gut lagerfähig
sind Rüben, Rot- und Weißkraut (auch in Form von Sauerkraut), sowie Wirsing und
Chinakohl. Sie sind deshalb typische Wintergemüse – ebenso Rosenkohl und Grünkohl.
Sie können trotz Minusgraden im Garten bleiben und laufend beerntet werden. Bei
Blumenkohl, Brokkoli, Pak Choi oder Palmkohl empfiehlt sich hingegen ein baldiger
Verzehr. Sie vertragen weder frostige Herbstnächte im Garten, noch eine lange Lagerung
im Kühlschrank oder Keller.
Falsche Lagerung, Schneiden, langes Kochen etc. wirken sich bei allen Kohlgemüsen
negativ auf Vitamin-, und Glukosinolatgehalt aus. Folgende Maßnahmen minimieren
den Verlust dieser Stoffe:
• Kohlgemüse kalt waschen
• Kohlgemüse nur kurz dünsten
• Kochwasser mitverwenden, weil Glukosinolate beim Kochen ins Wasser abgegeben werden
• Kohlgemüse möglichst frisch verwenden
Allgemein gilt: Gehen Geschmack und Geruch verloren, so bedeutet dies, dass auch
die meisten wertvollen Inhaltsstoffe „verduften“. Kurz gekocht sind Kohlgemüse jedoch
äußerst nahrhaft und schmackhaft. Die Rezepte im hinteren Teil der Broschüre überzeugen bestimmt auch hartnäckige Kohl-Muffel.
Zubereitungstipp: Wer Kohl nicht gut verträgt, kann ihn durch die Zugabe von Kümmel,
Fenchel oder Koriander bekömmlicher machen.
Saures Kohlgemüse
41
A
Gemüse mit Tradition
Geschichte
Egal ob zu Tirtln, Hauswurst oder Erdäpflblattln – Sauerkraut ist ein Bestandteil vieler traditioneller Gerichte. Noch vor wenigen Jahrzehnten gehörte Sauerkraut in den
Wintermonaten zu den wichtigsten Vitaminlieferanten und kam entsprechend häufig
auf den Tisch.
Diese bedeutende Rolle verdankt das Sauerkraut mehreren Gegebenheiten: Obst und
Gemüse waren für frühere Generationen eine Seltenheit. Im Winter waren sie besonders
rar. Der eigene Garten war abgeerntet, zu kaufen gab es wenig und wenn, dann nur zu
hohen Preisen. Die Menschen mussten Vorräte für den Winter anlegen.
Gemüse ließ sich nur durch Dörren, Einlegen in Salz oder Essig oder durch Einsäuern
über längere Zeit lagern. Unter diesen Umständen konnten sich Kopfkohl und Rüben
gut gegen anderes Gemüse durchsetzen. Sie lassen sich in frischem Zustand relativ lange
lagern und eignen sich zudem zum Einsäuern. Mineralstoffe, Vitamine und Ballaststoffe
bleiben beim Vergären erhalten. Zusätzlich stärkt die Milchsäure die Darmflora und
entgiftet den Körper. Sauerkraut punktet also nicht nur mit seiner Haltbarkeit, sondern
auch mit einem hohen gesundheitlichen Wert.
Wer das Sauerkraut „erfand“, kann die Wissenschaft nicht eindeutig feststellen. Wahrscheinlich begannen die Menschen in zwei weit entfernten Regionen der Erde unabhängig voneinander mit dem Einsäuern von Kohl: In Asien nutzen die Chinesen seit vielen
Jahrhunderten die Milchsäuregärung zum Konservieren von Kohl. In Europa waren die
antiken Griechen und Römer die ersten, die Blätterkohl einsäuerten. Wahrscheinlich
brachten die Römer diese Technik in die von ihnen eroberten Gebiete.
Kolumbus und andere Seefahrer führten fässerweise Sauerkraut auf ihren Schiffen mit,
um sich vor Skorbut zu schützen. Denn die Menschen wussten aus Erfahrung, dass
Sauerkraut wichtige Nährstoffe enthält und vor Mangelkrankheiten schützt – nicht nur
auf langen Entdeckungsfahrten, sondern auch in langen Wintern.
Inhaltsstoffe von WeiSSkohl und Sauerkraut
(je 100 g)
Inhaltsstoffe
Kalorien
Weißkohl roh
Sauerkraut frisch
25 kcal
25 kcal
Kohlenhydrate
4,6 g
4,0 g
Protein
1,3 g
1,5 g
Fett
0,2 g
0,3 g
Cholesterin
0,0 g
0,0 g
Ballaststoffe
2,5 g
2,0 g
Kalzium
49 mg
48 mg
Phosphor
29 mg
43 mg
Natrium
13 mg
200 mg
Vitamin C
47 mg
20 mg
Vitamin B1
0,05 mg
0,03 mg
Vitamin K
0,006 mg
1,5 mg
Zettelkraut und Rübenkraut
Nach gesundheitlichen und geschichtlichen Betrachtungen zum Einsäuern ist es höchste
Zeit, den Begriff Sauerkraut näher zu definieren. Denn er umfasst zwei verschiedene
Produkte: Sauerkraut (aus Weißkohl hergestellt) und Rübenkraut. Je nach Region spielt
traditionell das eine oder das andere eine größere Rolle.
43
A
Langes Kraut
Sauerkraut
Unter Sauerkraut versteht man üblicherweise milchsauer vergorenen Weißkohl. Es wird
auch Kobiskraut, Zettelkraut oder Langes Kraut genannt.
Prinzipiell kann jeder Weißkohl zu Sauerkraut verarbeitet werden. Es gibt jedoch Sorten,
die sich besonders gut dafür eignen. Im Herbst werden die Köpfe geerntet, geschnitten
und festgestampft. Früher verwendeten die Menschen einfache Krauthobel und Holzfässer. Schon Mitte des 19. Jahrhunderts begann die industrielle Sauerkrautproduktion.
So kaufte beispielsweise ein Meraner Kaufmann den Vinschger Bauern Krautköpfe für
seine Sauerkrautfabrik ab. Für die industrielle Produktion von Sauerkraut wurden eigene
Krautschneidemaschinen und Gärbehälter entwickelt. Der Prozess blieb der gleiche. Durch
das Feststampfen und den Zusatz von Salz werden die Zellwände zerstört und Wasser
und Luft entweichen aus dem Kraut. Jetzt beginnen die Bakterien mit ihrer Arbeit. In
den ersten Tagen arbeiten sauerstoffliebende Bakterien. Sie verbrauchen den noch vorhandenen Sauerstoff und machen den Weg frei für die Milchsäurebakterien, die keinen
Sauerstoff vertragen. Während der Tätigkeit der Milchsäurebakterien wird das Kraut sauer
(der pH-Wert sinkt unter 4). In einer dritten Phase bauen Essigsäurebakterien Zucker ab
und erzeugen den typischen Geschmack des Sauerkrauts. Wacholderbeeren, Kümmel
und andere Zutaten verfeinern den Genuss noch weiter. Nach etwa einem Monat ist die
Gärung abgeschlossen und das Sauerkraut kann verwendet werden. Gekühlt bleibt es
über mehrere Monate haltbar. Industriell hergestelltes Sauerkraut wird meistens durch
Erhitzen noch zusätzlich haltbar gemacht.
Eben geht mit einem Teller
Witwe Bolte in den Keller,
Daß sie von dem Sauerkohle
Eine Portion sich hole,
Wofür sie besonders schwärmt,
Wenn er wieder aufgewärmt.
Aus:
Max und Moritz – Eine Bubengeschichte
in sieben Streichen.
Wilhelm Busch (1865)
45
A
Kurzes Kraut
Rübenkraut
Rübenkraut wird aus Speiserüben gemacht. Diese war bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts eine wichtige Nutzpflanze. Viele Bäuerinnen und Bauern bauten sie für den
Eigenbedarf an. Die Rübe zeichnet sich durch eine Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten
aus. Sie fand Verwendung als Nahrungs-, Heil- und Futterpflanze. Von besonderer
Bedeutung war und ist in vielen Alpentälern das vergorene Rübenkraut. Die Bauern
lagerten die Rüben nach der Ernte zunächst im Keller ein. Erst im November, nach
Abschluss der Herbstarbeiten, begann das „Krauteinschneiden“. Mit speziellen Krautbankln (Krauthobel) oder Krautmessern und Krautbrettern wurden die Rüben bis auf
Reiskorngröße kleingehackt. In manchen Ortschaften heißt das Rübenkraut deshalb
„Kurzes Kraut“. Das frisch gehackte Rübenkraut wurde in ein Holzfass gefüllt und ohne
den Zusatz weiterer Zutaten fest eingestampft. Nach fünf bis sechs Wochen war der
Vergärungsprozess abgeschlossen und das Kraut konnte verwendet werden.
Heute werden die Rüben meistens direkt nach der Ernte weiterverarbeitet. Nur selten
sind die früher üblichen Gerätschaften im Einsatz. Der besondere Geschmack ist jedoch
nach wie vor gefragt. Vor allem im Pustertal, in Osttirol und dem Nordtiroler Unterland
ist das Rübenkraut nach wie vor eine gern gegessene Zuspeise zu Knödeln oder Zutat
für traditionelle Gerichte.
FÜR DEN VORRATSSCHRANK
47
A
WEISSKOHL ODER SPEISERÜBEN
Sauerkraut aus dem Glas
Nicht jeder besitzt einen Gärtopf und nicht jeder isst kiloweise Sauerkraut. Wer trotzdem Lust auf eigenes Sauerkraut hat, kann kleine Mengen in Gläsern herstellen.
Zutaten
Gläser (Marmeladegläser, Gurkengläser …)
1 Krautkopf
Salz, Wacholderbeeren, Kümmel
Zubereitung
Gläser sauber auswaschen. Kraut putzen und fein schneiden/hobeln. Salz und Gewürze
dazugeben, gut durchmischen. Kraut fest in die Gläser einstampfen bis sich oben Wasser sammelt. Die Gläser bis etwa 1 Zentimeter unter dem Rand mit Kraut füllen. Wenn
sich beim Einstampfen zu wenig Flüssigkeit bildet, mit Wasser bis zum Rand aufgießen.
Gläser nur leicht verschließen (Deckel nicht ganz zuschrauben).
Da Gärsaft austritt, die Gläser in eine Plastikschüssel oder auf ein Backblech stellen und
einige Tage in einem beheizten Raum (ca. 20°C) stehen lassen. Nach 4-5 Tagen Gläser
fest verschließen und an einen kühlen, dunklen Ort stellen.
Nach ca. 3 Wochen – wenn das Kraut grob geschnitten ist, dauert die Gärung etwas
länger – ist das Sauerkraut fertig. Im verschlossenen Glas bleibt es mehrere Monate
haltbar (dunkel und kühl lagern).
Tipp
So wie Sauerkraut kann auch Rübenkraut in Gläsern hergestellt werden.
Martha Falschlunger
Biobäuerin, Tirol
AUS DER KÜCHE
VON JAKOB MARMSOLER
49
A
BROKKOLI
Roggen-Bandnudeln mit Brokkoli, Ziegenfrischkäse und
Schnittlauch
(für 4 Personen)
Zutaten Nudelteig
160 g Roggenmehl
80 g Weizenmehl
1 Ei
60 ml Milch
10 g Butter, weich
Zutaten Gemüse-Käse-Mischung
60 g Butter
1 Zwiebel, mit der Faser in Streifen geschnitten
100 g Lauch in Streifen geschnitten
Salz
Pfeffer gemahlen
100 ml Bouillon, Gemüsebrühe oder Nudelwasser
200 g Brokkoli-Röschen, gekocht
80 g Ziegenfrischkäse „aufgebröckelt“
2 EL Schnittlauch, geschnitten
Zubereitung
Für den Nudelteig die beiden Mehltypen gut mischen und in der Mitte eine Mulde
machen. Ei und Milch verquirlen und mit der Butter in die Mehlmulde geben. Zu einem
glatten Teig verkneten und zugedeckt entspannen lassen. Den Nudelteig ausrollen und
zu Bandnudeln schneiden.
Die Zwiebelstreifen in Butter goldig dünsten, die Lauchstreifen beigeben, kurz mitdünsten und würzen. Die Nudeln in Salzwasser kochen, mit den Zwiebel-Lauchstreifen
mischen und in der Bouillon schwenken. Die Brokkoli-Röschen im Nudelwasser wärmen und zu den Nudeln geben. Die Nudeln in einer Servier-Pfanne oder einem Teller
anrichten, Ziegenfrischkäse und Schnittlauch darüber geben.
Fachlehrer Jakob Marmsoler,
Emma Hellenstainer
Landesberufsschule für das Gastund Nahrungsmittelgewerbe – Brixen
AUS DER KÜCHE
VON JAKOB MARMSOLER
51
A
WIRSING
Schwarzplentene Knödel auf Rahmwirsing mit frittierten
Lauchstreifen
(für 12 Knödel )
Zutaten Knödel
200 g Knödelbrot
200 g Schwarzplentenes Mehl
(Buchweizenmehl)
100 g Topfen
2 Eier
ca.1/4 l Milch
40 g Butter
200 g Lauch, klein geschnitten
1 Knoblauchzehe, klein geschnitten
100 g Sahne
1 EL Roggenmehl
Petersilie und Schnittlauch, fein geschnitten
Salz und evtl. Weißpfeffer
Zutaten Rahmwirsing
500 g Wirsing, in Blättchen geschnitten
50 g Butter
100 g Zwiebel, fein geschnitten
1 Knoblauchzehe, fein geschnitten
Salz
Weißpfeffer, gemahlen
10 ml Fleischsuppe oder Wasser
10 ml Rahm
20 g Lauchstreifen in Butter oder Öl
gebacken
Zubereitung
Für die Knödel geschnittenen Lauch und Knoblauch in Butter dünsten, die Sahne beigeben und aufkochen. Die restlichen Zutaten vermischen, den gedünsteten Lauch mit
der Sahne gut unterrühren und alles zusammen weichen lassen. Das Roggenmehl unter die gut geweichte Masse rühren, zu Knödeln formen. Die Knödel ins kochende
Salzwasser geben und ungefähr 15 Minuten kochen.
Für den Rahmwirsing Zwiebel und Knoblauch in Butter andünsten, Wirsing beigeben,
würzen und bei offenem Deckel dünsten bis die Flüssigkeit verdunstet. Fleischsuppe
und Rahm beigeben und cremig kochen. Auf Tellern anrichten, Knödel dazu geben und
mit den Lauchstreifen garnieren.
Empfehlung
Anstatt Weißbrot kann Roggenbrot verwendet werden. Zusätzlich können Speck und/oder
Käse wie Gorgonzola, Graukäse oder ein würziger Almkäse beigegeben werden.
Fachlehrer Jakob Marmsoler,
Emma Hellenstainer
Landesberufsschule für das Gastund Nahrungsmittelgewerbe – Brixen
AUS DER KÜCHE
VON CHRISTIAN HOFER
A
53
WIRSING
Fagottini von Wirsing mit Kastanienpolenta
(für 6- 8 Personen)
Zutaten Fagottini
500 ml Wasser
100 g Polentamehl, schnellkochend
30 g Kastanienmehl
1 Msp Zimt
Salz und Pfeffer
2 EL Parmesan, gerieben
12 Wirsingblätter
Etwas Olivenöl extra vergine
Zutaten Fonduta
20 g Butter
1 EL Mehl
300 ml Milch
200 g Käse aus Rohmilch, gehackt
1 Eigelb
Salz und Pfeffer
1 Msp Rosmarin und Muskatnuss
Zubereitung
Für die Fagottini 250 ml Wasser mit etwas Salz zum Kochen bringen. Die Polenta mit
dem Kastanienmehl im Sturz unterrühren. Für 10 Minuten unter rühren köcheln lassen.
Mit Salz, Pfeffer, Zimt und Parmesan abschmecken und etwas auskühlen lassen.
Die Wirsingblätter in 250 ml kochendem Wasser blanchieren und in Eiswasser abkühlen. Auf einem Tuch trocknen. Die Kastanienpolenta auf die Wirsingblätter verteilen,
zusammenrollen und formen. In eine geölte feuerfeste Form legen.
Für die Fonduta die Butter schmelzen, das Mehl unterrühren und mit der Milch aufgießen.
Wenn es anfängt zu binden, den Käse und das Eigelb untermischen und rühren bis eine
homogene Masse entsteht. Mit Salz, Pfeffer, Rosmarin und Muskatnuss abschmecken
und über die Fagottini gießen. Bei 180°C 15 bis 20 Minuten backen.
Fachlehrer Christian Hofer
Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
AUS DER KÜCHE
VON CHRISTIAN HOFER
55
A
PAK CHOI
Luftige Reisnudeln mit Garnelen und Pak Choi
(für 4 Personen)
Zutaten
4 Frühlingszwiebeln
300 g Pak Choi
80 g Bambussprossen
12 Cocktailtomaten
2 EL Sesamöl
200 g Garnelenschwänze
1 EL frische Ingwerwurzel, geschält
50 ml Hühnerbrühe
2 EL Sojasauce
1 TL Speisestärke und Salz, frisch gemahlener Pfeffer
100 g Reisvermicelli
1 l Pflanzenöl zum Ausbacken
Zubereitung
Für die Gemüse-Garnelen-Mischung die Frühlingszwiebeln putzen und schräg in etwa
2 Zentimeter dicke Scheiben schneiden. Den Pak Choi putzen, waschen und in etwa 4
Zentimeter breite Streifen schneiden. Die Cocktailtomaten waschen und abtrocknen,
vom Stielansatz befreien und halbieren.
In einem Wok das Sesamöl erhitzen und die Garnelenschwänze darin etwa 2 Minuten
rühren. Den gehackten Ingwer zugeben und kurz mitbraten.
Die Frühlingszwiebeln, den Pak Choi, die Bambus-Sprossen und die Cocktailtomaten
unterrühren und in 2 bis 4 Minuten knackig braten. Die Brühe mit der Sojasauce vermischen und unter das Gemüse rühren. Mit der Stärke abbinden und nach Bedarf mit
Salz und Pfeffer abschmecken.
In der Zwischenzeit die rohen Reisnudeln auseinanderzupfen. Das Öl in einem Wok
erhitzen und die Nudeln so lange frittieren, bis sie sich aufgebläht haben.
Die frittierten Nudeln auf den Tellern verteilen und mit der Gemüse-Garnelen-Mischung
anrichten.
Fachlehrer Christian Hofer
Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
AUS DER KÜCHE
VON JOHANN REISINGER
57
A
ASIA-SALATE
Miniburger mit feinen Asia-salaten
(für 4 Personen)
Zutaten Teig
200 g Einkornmehl (ersatzweise Dinkelmehl)
100 g Waldstaudenmehl (ersatzweise Roggenmehl)
150 ml Wasser
20 g Trockenhefe
60 g Butter
Zucker, Salz
Haselnüsse zum Bestreuen
Zutaten Erdäpfellaibchen
300 g mehlige Erdäpfel
1 Eidotter
1 EL Mehl
1 EL Butter, Salz
feine Asia-Salate nach Wahl (geputzt, gewaschen)
Zubereitung
Die Erdäpfel in der Schale kochen. Hefe mit Zucker in lauwarmem Wasser auflösen,
einen Teil des Mehls einrühren, sodass ein dickflüssiger Teig entsteht. Restliches Mehl,
Salz und geschmolzene Butter unter den Teig heben. Mit einem Geschirrtuch abdecken
und gehen lassen.
Die Haselnüsse in der Pfanne rösten und etwas hacken. Aus dem Brotteig kleine Laibchen
formen, auf einem Backblech gehen lassen, mit Wasser bestreichen und mit Haselnüssen
bestreuen. Bei 180° C etwa 20 Minuten backen.
Die gekochten Erdäpfel schälen, passieren und mit weicher Butter, Mehl, Eidotter verrühren und salzen. Kleine Laibchen formen und in der Pfanne goldgelb braten.
Die Brötchen mit Erdäpfellaibchen und Asia-Salaten füllen und rasch servieren.
Johann Reisinger
Koch & Geschmackspädagoge
www.johann-reisinger.at
Verwendete Literatur
VAN WYK, B., Handbuch der Nahrungspflanzen. Ein illustrierter Leitfaden. – Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, Stuttgart 2005.
NICKELS, H., Vom Weißkohl zum Sauerkraut – Wissenswertes aus der Wesselburener
Krautwerkstatt, Husum 2006.
WEISS, H. (Hrsg.), Das Kohl & Pinkel Buch, Bremen. 2008.
KELLER, F., LÜTHI, J., RÖTHLISBERGER, K., 100 Gemüse, Zollighofen 1996.
KNASMÜLLER, S., GLADIS, Th., PALME, W., Tagungsunterlagen Brokkoli, Pak Choi
& Co. Fachschule Salern, 2008.
VOGL-LUKASSER, B. et al., Erfahrungswissen über Lokalsorten traditioneller Kulturarten in Ost- und Nordtirol. Interreg IIIA Projektbericht, 2007.
SCHILPEROORD, P., HEISTINGER, A., Kulturpflanzen von Südtirol, Nordtirol und
Graubünden. Interreg IIIA Projektbericht 2007.
FRANKE, W., Nutzpflanzenkunde, Stuttgart 1992.
HEISTINGER A., Handbuch Samengärtnerei, Innsbruck 2004.
MAYER, J.G., UEHLEKE, B., SAUM,K., Handbuch der Klosterheilkunde, München 2008.
o. A., Das große Buch der Hausmittel, München 1999/2003.
COUSIN, J. P., Die 150 besten Lebensmittel für Ihre Gesundheit, München 2000.
HORBELT, R., SPINDLE, S., Die deutsche Küche im 20. Jahrhundert. Von der Mehlsuppe
im Kaiserreich bis zum Designerjoghurt der Berliner Republik, Frankfurt/M. 2000.
InternetQuellen
<www.natuerlich-leben.ch/magazin/einzelansicht/artikel/01/03/2008/kohl-ist-keinchabis/> [14.1.2010]
<www.mdr.de/mdr1-radio-thueringen/6709644.html> [14.1.2010]
<www.agrar.uni-kassel.de/ink/images/biodivers/Kopfkohl.pdf> [14.1.2010]
<www.1000-maerchen.de/fairyTale> [14.1.2010]
<www.ernaehrungsdenkwerkstatt.de/fileadmin/user_upload/EDWText/TextElemente/
Lebensmittel/Steckrueben_Infos_OLT_02_01_2009.pdf> [14.1.2010]
Bildquellen
Gabriele Falschlunger
Martin Frick
Christian Hofer
Jakob Marmsoler
Rita Newman
Jochen Mönch
59
A
Impressum
Konzept
Michaela Krause, Gabriele Falschlunger, Valentina Danese
Herausgeber
Fachschule für Land- und Hauswirtschaft Salern
Salernstraße 26
39040 Vahrn
T 0472 833 711
F 0472 833 812
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Februar 2010
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