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Hierfür kommen vor allem erblich bedingte Ursachen infrage, aber auch Vergiftungen, Viruserkrankungen oder eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Gehirns von Ungeborenen in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten. Die Diagnose einer Lissenzephalie ist schon vor der Geburt mithilfe der sogenannten Pränataldiagnostik möglich: Oft ist die Hirnfehlbildung durch eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) feststellbar. Daneben lässt sich das Gehirn mit einer Ultraschalluntersuchung und vor allem durch die vorgeburtliche Magnetresonanztomographie (MRT) beurteilen. Hierbei ist jedoch zu beachten, dass ein glattes Gehirn bei einem gesunden Ungeborenen in früheren Stadien der Schwangerschaft der Normalzustand ist: Die Ausbildung der Hirnfalten (Gyrierung) beginnt nicht vor der 22. Woche und ist erst bei der Geburt abgeschlossen. Daher ist die bildgebende Diagnostik frühestens ab der 26. Schwangerschaftswoche sinnvoll. Kinder mit Lissenzephalie bleiben fast alle auf der Entwicklungsstufe eines Säuglings stehen. Welche weiteren Symptome im Einzelfall auftreten, hängt vor allem von der Ausprägung der Hirnfehlbildung ab. Häufig sind Hörstörungen, Sehstörungen und epileptische Anfälle. Die Behandlung der Lissenzephalie besteht darin, die bestehenden Symptome zu lindern und die betroffenen Kinder ein Leben lang intensiv und liebevoll zu betreuen. Die Hirnfehlbildung selbst lässt sich nicht beheben. Auch bei intensiver Betreuung ist die Lissenzephalie mit einer deutlich verringerten Lebenserwartung verbunden. Die betroffenen Kinder bleiben lebenslang schwere Pflegefälle mit starken geistigen und körperlichen Defiziten. Lissenzephalie: Definition Der Begriff Lissenzephalie (d.h. glattes Gehirn: griech. lissos = glatt, enzephalon = Gehirn) bezeichnet per Definition eine Gehirnfehlbildung, die durch eine völlig fehlende oder unvollständige Ausbildung der Hirnwindungen (sog. Gyrierung) gekennzeichnet ist: Bei der vollständigen Lissenzephalie fehlen die Hirnwindungen (Gyri) und Furchen (Sulci) in der Großhirnrinde (Kortex) völlig. Diesen Zustand bezeichnet man als Agyrie. Die Gehirnoberfläche sieht völlig glatt aus. Bei der unvollständigen Lissenzephalie finden sich infolge einer verminderten Gyrierung wenige breite Hirnwindungen und flache Furchen. Diesen Zustand nennt man Pachygyrie. Daneben kann das Gehirn auch Bereiche ganz ohne Hirnwindungen und Furchen aufweisen. Eine Lissenzephalie findet sich bei einer Reihe von Entwicklungsstörungen des Gehirns, die zu schweren Behinderungen bei Neugeborenen führen. Hierzu zählen: die isolierte Lissenzephalie-Sequenz , das Miller-Dieker-Syndrom, das Fukuyama-Syndrom und das Walker-Warburg-Syndrom. Lissenzephalien sind selten. Alle Syndrome, die mit einer Lissenzephalie einhergehen, weisen zusammen eine Wahrscheinlichkeit von etwa 1:20.000 bis 1:100.000 auf Gehirnentwicklung Stand: 18. März 2011Autor: Onmeda-RedaktionMedizinische Qualitätssicherung: Dr. med. Weiland, Dr. med. Waitz Die Lissenzephalie ("glattes Gehirn") ist bei Ungeborenen ein normaler Zustand der Gehirnentwicklung: Erst ab der 22. Schwangerschaftswoche fangen die Hirnwindungen (Gyri) an sich auszubilden; völlig abgeschlossen ist die Einfaltung des Gehirns erst am Ende der Schwangerschaft. Die Definition der Lissenzephalie als Gehirnfehlbildung ist also erst dann richtig, wenn die Bildung der Hirnwindungen (sog. Gyrierung) im normalen Verlauf der Gehirnentwicklung vermindert ist oder ausbleibt. Die krankhafte Lissenzephalie ist die Folge einer sogenannten Migrationsstörung (Wanderungsstörung) der Nervenzellen des Gehirns in den Gehirnentwicklung des Fötus während der ersten vier Monate der Schwangerschaft: Im ersten Schwangerschaftsmonat beginnt sich das Gehirn auszubilden, wobei die Zellentwicklung hauptsächlich in der Auskleidung der Hirnbläschen (Neuroepithel) stattfindet. Während des zweiten Schwangerschaftsmonats beginnen sich die Zellen des Stützgewebes (Gliazellen) an der Hirnoberfläche zu bilden. Während des dritten und vierten Schwangerschaftsmonats ranken sich die Nervenzellen an diesen Gliazellen entlang an die Hirnoberfläche. Dabei erreichen die zuletzt gebildeten Nervenzellen die oberste Schicht der Gehirnoberfläche (Großhirn). Bei einer normalen Gehirnentwicklung befindet sich eine große Anzahl Nervenzellen unter der Oberfläche der Großhirnrinde (Kortex). Die Großhirnrinde ist der Sitz des menschlichen Bewusstseins und seiner intellektuellen Fähigkeiten. Bei einer Lissenzephalie erreichen zahlreiche Nervenzellen die Großhirnrinde nicht, weil sie auf ihrer Wanderung (Migration) stecken geblieben sind. Deshalb können sich zahlreiche notwendige Verbindungen in der Großhirnrinde nicht bilden. Lissenzephalie: Ursachen Stand: 18. März 2011Autor: Onmeda-RedaktionMedizinische Qualitätssicherung: Dr. med. Weiland, Dr. med. Waitz Eine Lissenzephalie hat ihre Ursachen in einer sogenannten Migrationsstörung (Wanderungsstörung) von Nervenzellen des Gehirns beim Fötus: Während der Entwicklung des Gehirns wandern die Nervenzellen im vierten Schwangerschaftsmonat an die Hirnoberfläche, wobei die zuletzt gebildeten Nervenzellen die oberste Schicht der Gehirnoberfläche (Großhirn) erreichen. Normalerweise befindet sich eine große Anzahl Nervenzellen unter der Oberfläche der Großhirnrinde (Kortex). Können viele Nervenzellen die Großhirnrinde nicht erreichen, weil sie auf ihrer Wanderung (Migration) stecken bleiben, entsteht eine Lissenzephalie. Dann bilden sich zahlreiche notwendige Verbindungen in der Großhirnrinde nicht aus. In der Regel hat die für die Lissenzephalie verantwortliche Entwicklungsstörung erbliche Ursachen. Häufig entsteht die Hirnfehlbildung durch Veränderungen im Erbgefüge (sog. Mutationen), die mindestens zwei Träger der Erbanlage (sog. Gene) betreffen: das LIS1-Gen auf dem Chromosom 17 und das DCX-Gen auf dem X-Chromosom (Chromosomen sind fadenförmige Gebilde im Zellkern, die das Erbgut tragen). Daneben können auch Stückverluste an Chromosomen (sog. Mikrodeletionen) und Chromosomenstörungen am Ort des LIS1-Gens die Auslöser für eine Lissenzephalie sein. Darüber hinaus gibt es mindestens fünf weitere Gene, deren Veränderungen der Grund für eine Lissenzephalie sein können. Diese Veränderungen können spontan entstehen, Eltern können sie aber auch (über einen autosomal-rezessiven Erbgang) an ihre Kinder vererben. Autosomal-rezessiv bedeutet Folgendes: Autosomal: Das für die Lissenzephalie verantwortliche Erbmerkmal sitzt auf einem sogenannten Autosom (Autosomen sind alle Chromosomen außer den Geschlechtschromosomen). Daher sind beide Geschlechter gleich häufig von der Hirnfehlbildung betroffen. Rezessiv: Ein gesundes Gen kann die Wirkung des defekten Gens übernehmen. Das bedeutet: Wer von einem Elternteil den Gendefekt und von dem anderen Elternteil ein gesundes Gen geerbt hat, ist gesund. Die Lissenzephalie tritt nur bei Kindern auf, die von beiden Elternteilen je ein defektes Gen erben. Autosomal-rezessiver Erbgang bei der Lissenzephalie Neben diesen erblich bedingten Ursachen können auch bestimmte Virusinfektionen bei Ungeborenen, Vergiftungen oder eine Mangeldurchblutung und damit eine unzureichende Sauerstoffversorgung des Gehirns in den ersten drei Schwangerschaftsmonaten eine Lissenzephalie auslösen Lissenzephalie: Symptome Eine Lissenzephalie kann sich je nach Ausprägung durch sehr unterschiedliche Symptome äußern. Alle Kinder mit dieser Gehirnfehlbildung haben jedoch eins gemeinsam: Sie bleiben auf der Entwicklungsstufe eines Säuglings beziehungsweise Kleinkinds stehen. In den meisten Fällen von Lissenzephalie sprechen und laufen die Kinder nicht und müssen ihr Leben lang gefüttert werden. Häufige Symptome einer Lissenzephalie sind Hörstörungen und Sehstörungen sowie epileptische Anfälle. Da beim Füttern oft Nahrungsbestandteile in die Atemwege gelangen, kommt es häufig zu Lungenentzündungen. Einige Neugeborene mit Lissenzephalie haben außerdem einen Wasserkopf (Hydrocephalus). Lissenzephalie: Diagnose Bei einer Lissenzephalie ist eine erste Diagnose bei Neugeborenen schon anhand ihres äußeren Erscheinungsbilds und der Symptome möglich. Mithilfe einer Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) lässt sich die Diagnose der Lissenzephalie erhärten: Bei diesen Untersuchungen ist die Hirnfehlbildung in der Regel gut erkennbar: Die Gehirnoberfläche sieht aufgrund der fehlenden Hirnwindungen völlig glatt aus oder hat nur wenige breite Hirnwindungen und flache Furchen. Die Schäden am Erbgut, die bei einigen Formen der Lissenzephalie vorliegen, sind durch eine Chromosomenanalyse mit einigen Millilitern Blut des Kindes meist feststellbar. Vorgeburtliche Diagnostik Bei einer Lissenzephalie ist die Diagnose auch schon vor der Geburt möglich: Für die vorgeburtliche Diagnostik (sog. Pränataldiagnostik) steht beispielsweise die Ultraschalluntersuchung zur Verfügung, die erste Hinweise auf eine Lissenzephalie geben kann. Die vorgeburtliche Ultraschalluntersuchung ist zur Diagnose der Hirnfehlbildung jedoch nicht sehr zuverlässig. Eine genauere Beurteilung des Gehirns ermöglicht die vorgeburtliche Magnetresonanztomographie (MRT). Um eine Lissenzephalie zu diagnostizieren, kann außerdem eine Fruchtwasseruntersuchung (Amniozentese) erfolgen. Mit der bildgebenden Diagnostik (Ultraschall und MRT) gelingt die vorgeburtliche Diagnose einer Lissenzephalie frühestens ab der 26. Schwangerschaftswoche: Das für die Lissenzephalie kennzeichnende Fehlen der Hirnwindungen (Gyri) ist erst dann erkennbar, weil die Ausbildung der Hirnfalten (Gyrierung) nicht vor der 22. Woche beginnt und erst bei der Geburt abgeschlossen ist. In früheren Stadien der Schwangerschaft ist ein glattes Gehirn bei einem gesunden Ungeborenen demnach der Normalzustand Lissenzephalie: Therapie Bei einer Lissenzephalie besteht die Therapie darin, die Symptome der Gehirnfehlbildung zu lindern und die betroffenen Kinder ein Leben lang intensiv und liebevoll unter ärztlicher Mithilfe zu betreuen. So lassen sich beispielsweise orthopädische Beschwerden, wie eine Fehlstellung der Gelenke bei der isolierten Lissenzephalie-Sequenz, mit Krankengymnastik und Beschäftigungstherapie lindern. Eine Behandlung, mit der sich die Ursachen der Entwicklungsstörung der Großhirnrinde beseitigen oder deren Auswirkungen abschwächen lassen, ist bisher nicht verfügbar Lissenzephalie: Verlauf Bei einer Lissenzephalie hängt der Verlauf von der Form der Hirnfehlbildung beziehungsweise von dem vorliegenden Syndrom ab. Entsprechend unterschiedlich ist die Prognose für Lebensqualität und Lebensdauer der betroffenen Kinder. In der Regel bleiben Kinder mit einer Lissenzephalie fast alle auf der Entwicklungsstufe eines Säuglings stehen und haben trotz intensiver Betreuung eine deutlich geringere Lebenserwartung. Lissenzephalie: Vorbeugen Einer Lissenzephalie können Sie nur begrenzt vorbeugen: Die einzige wirksame Maßnahme besteht darin, bei einer Risikoschwangerschaft (z.B. wenn Sie mit über 35 Jahren schwanger sind oder wenn familiäre Auffälligkeiten bestehen) vorgeburtliche Untersuchungen im Rahmen einer Pränataldiagnostik durchführen zu lassen. Ist hier bei dem Ungeborenen eine Lissenzephalie feststellbar, können Sie sich für einen Schwangerschaftsabbruch entscheiden, wenn Sie dies nach ausführlicher Beratung wünschen Weitere Informationen Selbsthilfegruppen / Beratungsstellen: Liss e.V. Ansprechperson: Burkhard Propf Eissendorfer Pferdeweg 12a 21075 Hamburg Telefon: +49 40 79 27 432 [email protected] www.lissenzephalie.de Quellen: Ertl-Wagner, B.: Pädiatrische Neuroradiologie. Springer, Berlin, Heidelberg 2007 Morris-Rosendahl, D., Wolff, G.: Klinik, Genetik und Pathogenese der Lissenzephalien. Deutsches Ärzteblatt, 100(19), A-1269 (09.05.2003) Uyanik, G., Hehr, U., et al.: Neuronale Migrationsstörungen: Klinik und Molekulargenetik der Lissenzephalien. Akt Neurol, Vol. 30, pp. 328-334 (2003)