Anatomische Demonstrationen für Studierende der Molekularen Medizin WS 11/12 2. Kurstag 09.11. 10-11: Wirbelsäule und Rückenmark Wirbelsäule: Halswirbelsäule (HWS) aus 7 Cervicalwirbeln Brustwirbelsäule (BWS) aus 12 Brustwirbeln Lendenwirbelsäule (LWS) aus 5 Lendenwirbeln Kreuzbein (Os sacrum) aus 5 miteinander verschmolzenen Sacralwirbeln Os coccygis aus i.d.R. 4 rudimentären Steißwirbeln Krümmungen: Halslordose, Brustkyphose, Lendenlordose Grundplan eines Wirbels Corpus vertebrae mit hyalinknorpeliger Deck- und Grundplatte, Arcus vertebrae Processus spinosus, Proc. transversus, Proc. articularis superior, Proc art. inferior Foramen vertebralis – Canalis vertebralis Incisura vertebralis superior, Incisura vertebralis inferior, Foramen intervertebrale Bau der Zwischenwirbelscheibe (Discus intervertebralis) Annulus fibrosus aus straffen, kollagenfaserigem Bindegewebe (Außenzone) und Faserknorpel (Innenzone): zugfeste Hülle Nucleus pulposus aus gallertigem Bindegewebe: druckfester Kern (Wasserkissen) Wirbelgelenke: - Articulationes zygapophyseales (Facettengelenke, kleine Wirbelgelenke): zwischen Proc. articularis superior und Proc. articularis inferior benachbarter Wirbel: geben durch die Stellung ihrer Gelenkflächen die Bewegungsrichtung vor - Synchondrose zwischen den Wirbelkörpern: bedingt über die Höhe der Zwischenwirbelscheibe das Bewegungsausmaß in einem Bewegungssegment Bänder (Ligamenta) Zahlreiche Bänder sichern die Position der Wirbel zueinander. Beispiele: - zwischen den Wirbelkörpern: Lig. longitudinale anterius, Lig. longitudinale posterius (Bezug zum Discus intervertebralis) - zwischen den Wirbelbögen: Lig. flava (elastisch) Regionale Besonderheiten im Bauplan der Wirbel: HWS Corpus Stellung der Proc. vertebrae articulares rechteckig, (C3-7) am Rand konkav Querfortsatz 45° gegen die durchbohrt (für A./V. Horizontale geneigt vertebralis) → Beweglichkeit in alle Richtungen BWS dreieckig +/- frontal trägt Gelenkfläche zusätzliche Gelenkflächen → Flexion und Extension für Rippe (Art. für die Rippenköpfchen eingeschränkt costotransversaria) +/- sagittal ist eine rudimentäre → Extension und Flexion Rippe und heißt dominieren, Seitneigung deshalb Proc. möglich costarius (Art. capituli costae) LWS nierenförmig Atlas, Axis und Kopfgelenke: Atlas (C1): Corpus fehlt (stattdessen: Arcus anterior) Axis (C2): ein echter Halswirbel mit zusätzlichem Dens axis. Oberes Kopfgelenk (Art. atlantooccipitalis): Nickbewegung des Kopfes Unteres Kopfgelenk (Art. atlantoaxialis): Drehbewegung des Kopfes Rückenmark (Medulla spinalis) Querschnitt: - graue Substanz (enthält die Nervenzellkörper): Vorderhorn (Cornu anterius/ventralis): motorisch Hinterhorn (Cornu posterius/dorsalis): sensibel Seitenhorn (Cornu lateralis): vegetativ - weiße Substanz: enthält myeliniserte Axone, Bahnen vom und zum Gehirn - Canalis centralis: Fortsetzung des Ventrikelsystems, einem Hohlraumsystem im Inneren des Gehirns Bau des Spinalnerven Vorderwurzel (Radix ventralis/anterior): efferente, motorische Fasern Hinterwurzel (Radix posterior/dorsalis): afferente, sensible Fasern, zugehörige Perikaryen im Spinalganglion (Ganglion spinale) Vorder- und Hinterwurzel schließen sich auf Höhe des Foramen intervertebrale zum Spinalnerven (Truncus nervi spinalis) zusammen, Dieser teilt sich beim Austritt aus dem Foramen intervertebrale in mehrere Äste (Rami) auf: Ramus posterius für die tiefe (autochthone) Rückenmuskulatur und mediane Haut am Rücken, Ramus anterius für die Muskulatur und Haut an Rumpf und Extremitäten, Ramus meningeus (recurrens): sensible Innervation der Rückenmarkshäute Rami communicantes (albus et griseus) zum vegetativen Nervensystem Das Rückenmark ist im Halsbereich (Intumescentia cervicalis) und am Brust/Lendenwirbelübergang (Intumescentia lumbosacralis) verdickt: → Versorgung der Extremitäten. Das Rückenmark bleibt embryonal im Wachstum gegenüber der Wirbelsäule zurück und endet beim Erwachsenen mit dem Conus medullaris in Höhe von L1/L2. Ab dort befinden sich im Wirbelkanal nur noch die sog. Cauda equina, das sind die dorsalen und ventralen Wurzelfasern der Spinalnerven, die durch „ihre“ weiter caudalwärts gelegen Foramina intervertebralia austreten. Hüllen des Rückenmarks: - Dura mater spinalis: straffes kollagenfaseriges Bindewebe; mechanisch feste Hülle - Arachnoidea mater: zarte Haut, die mit einem äußeren, geschlossenem Blatt der Dura anliegt und zahlreiche spinnwebsähnlichen Fasern zur Pia mater sendet - Pia mater: zarte Membran, umschließt direkt das Rückenmark Räume zwischen den Rückenmarkshüllen: Peri-/Epiduralraum: ab C3 zwischen Periost/Bändern des Wirbelkanals und der Dura mater; enthält druckverteilendes Fett- und Bindegewebe Subduralraum: nicht physiologischer Spaltraum zwischen Dura und Arachnoidea mater, tritt bei Einblutung auf und nach dem Tode, wenn der Liquordruck nachlässt Subarachnoidalraum: zwischen Arachnoidea und Pia mater; enthält Liquor cerebrospinalis und steht mit dem Subarachnoidalraum der Schädelhöhle in kontinuirlicher Verbindung Liquor cerebrospinalis: - wird im Ventrikelsystem (Hohlraumsystem im Inneren des Gehirns) gebildet. - fließt von dort in den Subarachnoidalraum und wird kontinuierlich ins Venensystem drainiert - Funktionen: Auftrieb, Schutz vor mechanischen Einwirkungen, Transportweg - Liquorpunktion zu diagnostischen Zwecken