Stoffwechsel

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RA-Weiterbildung
Neuroanatomie
Anatomie Gehirn und Rückenmark (ZNS)
Das Gehirn wird üblicherweise in sechs unterschiedliche Bereiche aufgeteilt:

Großhirn (Telencephalon) mit unterschiedlichen Hirnlappen und Aufgaben:




Stirnlappen mit Broca – Sprachzentrum
Schläfenlappen mit Hörzentrum
Scheitellappen mit Wernicke – Sprachzentrum und Lesezentrum
Hinterhauptlappen mit Sehzentrum
Zudem befinden sich am Großhirn die sogenannten Rindenfelder, unterteilt in
 motorisch, zur Steuerung der Skelettmuskulatur;
die Nervenimpulse laufen dabei vom Gehirn zum Muskel (efferente Nervenbahnen)
 sensorisch, zur Verarbeitung der Sinneseindrücke welche von den Sinnesrezeptoren
aufgenommen wurden (afferente Nervenbahnen)

Zwischenhirn (Diencephalon), als Schaltstelle zwischen Großhirn und Hirnstamm, unterteilt in:
 Thalamus
- hauptsächlich graue Substanz
- alle Informationen vom Inneren und Äußeren des Körpers werden hier gesammelt, miteinander
verschaltet und verarbeitet
- Filterfunktion: nur für den Gesamtorganismus bedeutsame Erregungen können passieren,
Schutz vor Signalüberflutung des Bewusstseins
 Hypothalamus
- unterhalb des Thalamus; Steuerung zahlreicher körperlicher und psychischer Lebensvorgänge
- Hypothalamussteuerung: zum Teil auf nervalem Weg über das vegetative Nervensystem; zum
Teil hormonell
- Ausschüttung von: Neurotransmitter, Neuropeptide und Hormone (ADH (Adiuretin),
antidiuretisches Hormon))
- zentrales Bindeglied zwischen Nerven- und Hormonsystem
- Kontrolle der Körperfunktionen: Körpertemperatur (Thermorezeptoren), Wasser- und
Salzhaushalt (Osmorezeptoren), Kreislauf- und Blasenfunktion, GI – Trakt (Hormone),
Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme (Durst-, Hunger- und Sättigungszentrum)
 Hypophyse
 Epithalamus
 Epiphyse

Mittelhirn (Mesencephalon)

Brücke (Pons)



verlängertes Mark (Medulla oblongata)





unterer Anteil des Hirnstamms, Übergang zum Rückenmark
enthält Steuerungszentren für lebenswichtige Regelkreise und Reflexhandlungen, HerzKreislauf-, Atem-, Schluck-, Husten-, Nies- und Brechzentrum
enthält zum Teil Sensoren für pH-Wert, O2- und CO2-Partialdruck
Ursprungsgebiet der Hirnnerven VIII – XII
Kleinhirn (Cerebellum)



Verbindung von Groß- und Kleinhirn über quer verlaufende Faserbündel
Ursprungsgebiet des III. – VI. Hirnnerven sowie Teile der Formatio reticularis
in der hinteren Schädelgrube unterhalb des Hinterhauptlappens des Großhirns
Das Kleinhirn reguliert gemeinsam mit dem Großhirn die Grundspannung der Muskeln und
stimmt Bewegungen aufeinander ab. Mit Hilfe der Informationen aus dem Gleichgewichtsorgan
steuert es die Körperstellung zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts.
Rückenmark (Medulla spinalis)




Verbindung zwischen Gehirn und Rückenmarksnerven
Leitung von Nervenimpulsen (Gehirn – Peripherie, Peripherie – Gehirn)
entspringt als zentimeterdicker Strang am Foramen ovale und zieht im Wirbelkanal nach unten
über die gesamte Länge entspringen 31 Nervenwurzelpaare, die sich zu den Spinalnerven
vereinigen
1
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
RA-Weiterbildung
Unterteilung in 31 Rückenmarksegmente mit eigenen Reflex- und Verschaltungszentren
 Halssegmente (C1 – C8)
Versorgung vom Atemmuskulatur (N. phrenicus) und obere Extremitäten
 Brustsegmente (Th1 – Th 12)
Versorgung des größten Teils der Rumpfwand
 Lenden- (L1 – L5) und Kreuzbeinsegmente (S1 – S5)
Versorgung der unteren Extremitäten, äußere Geschlechtsorgane und After
 1-3 Steißbeinsegmente
Versorgung der Haut über dem Steißbein
Die 12 Hirnnerven
I.
II.
III.
IV.
V.
VI.
N. olfactorius
N. opticus
N. oculomotorius
N. trochlearis
N. trigeminus
N. abducens
VII.
VIII.
IX.
X.
XI.
XII.
N. fascialis
N. vestibulocochlearis
N. glossopharyngeus
N. vagus
N. accessorius
N. hypoglossus
Funktion von Neuronen und Synapsen

neuronale Leitung
Grundelement zur Informationsübertragung im Nervensystem ist das Neuron (Nervenzelle). Die
Fähigkeit, Informationen in Form von elektrischen Signalen aufzunehmen, zu verarbeiten und
weiterzuleiten, beruht auf elektrischen und biochemischen Vorgängen.
Jedes Neuron besitzt eine Empfangesseite und eine Seite zur Weiterleitung über die Synapsen.
Damit ein Neuron Informationen in elektrische Impulse umwandeln kann, müssen zwei unterschiedliche
„Schaltzustände“ vorhanden sein: Ruhepotenzial („Aus“) und Aktionspotenzial („Ein“).
Diese unterschiedlichen Ionenkonzentrationen werden mittels der Natrium-Kalium-Pumpe konstant
gehalten:
 RUHEPOTENZIAL
Spannung der Zellmembran: - 70 mV
Zellinnere negativ geladen
K+-Konzentration innen 40-mal höher als
außen
Na+-Konzentration außen 12-mal höher als
innen
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RA-Weiterbildung
Durch diese Konzentrationsunterschiede entstehen automatisch Diffusionskräfte, die z.B. K+-Ionen
nach außen und Na+-Ionen nach innen treiben, doch zum Glück begrenzt sich der Kaliumausstrom
im Ruhezustand von allein:
 Die negative Ladung an der Zellmembraninnenseite nimmt zu und wirkt dadurch einem weiteren
Ausstrom entgegen.
Durch das steigende elektrische Ungleichgewicht setzt der Kalium-Rückstrom ein und ein
Gleichgewicht ist wieder hergestellt.
 AKTIONSPOTENZIAL = Anstieg des Membranpotenzials
wird ein bestimmter Spannungswert erreicht, kommt es zum Aktionspotenzial
Na+-Ionen strömen ins Zellinnere in hoher
Anzahl, es entsteht eine positive Ladung im
Zellinneren (+ 30 mV) (Depolarisation)
Am Axon (Ausgangsseite des Neurons) öffnen sich Natriumkanäle, weswegen die Leitfähigkeit für
Na+-Ionen explosionsartig zunimmt und Na+ durch die intrazelluläre negative Ladung ins Zellinnere
einströmt.
 REPOLARISATION
Damit nach einer Signalgebung nun auch der Ruhezustand wieder hergestellt werden kann, nimmt
die Leitfähigkeit der Zellmembran für Na+-Ionen am Höhepunkt der Depolarisation schlagartig wieder
ab und die Leitfähigkeit für K+-Ionen steigt kurzfristig stark an.
Der Na+-Einstrom wird dadurch gestoppt und K+-Ionen können ausströmen.
Das RUHEPOTENZIAL ist wieder hergestellt.
es wird kurzzeitig mehr K+ rausgeschmissen
um den Na+-Einstrom zu stoppen
Während und unmittelbar nach einem Aktionspotenzial ist ein Neuron nicht erneut erregbar.
Dadurch werden eine „Dauererregung“ und das zurückwandern des Aktionspotenzials zum
Zellkörper verhindert.
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
RA-Weiterbildung
synaptische Leitung an Muskelzellen und Drüsen
Zur Leitung von Nervenimpulsen zu Muskelzellen und Drüsen werden Neurotransmitter benötigt, denn
zwischen einer Synapse und der zu erregenden Muskelzelle befindet sich der synaptische Spalt,
welcher nicht von Elektrizität überwunden werden kann.
Die Neurotransmitter werden aus den Vesikeln in den
synaptischen Spalt freigesetzt und erregen die motorische
Endplatte des Erfolgsorgans.
Damit es jedoch nicht zu einer „Dauererregung“ des
Erfolgsorgans kommt, wird das Acetylcholin nach der
Erregung durch das Enzym Acetylcholinesterase wieder
von der motorischen Endplatte getrennt, zum Synapse
zurückgeleitet und dort zur mehrfachen Verwendung
aufbereitet.

Neurotransmitter
 Neurotransmitter = Botenstoffe, welche in der Synapse freigesetzt werden und auf die motorische
Endplatte erregend oder hemmend wirken
 sind wesentlich an der Steuerung unseres Befindens und Verhaltens beteiligt
DIE KLASSISCHEN NEUROTRANSMITTER
 Glutamat (Aminosäure)
Beteiligung an Lern- und Gedächtnisfunktionen
 Acetylcholin
Übertragung von efferenten Nervenimpulsen auf den Muskel
wirkt grundsätzlich erregend auf die nachgeschalteten Strukturen
 Noradrenalin
vorwiegend erregend
im ZNS steuert es Aufmerksamkeit und Wachheit
sympathische Neuronen benutzen es als Überträgerstoff
Ausschüttung als Hormon gemeinsam mit Adrenalin vom Nebennierenmark
 Serotonin
periphere und zentrale Wirkung
im ZNS Reglung von Körpertemperatur, Schlaf und Gefühlen
 Dopamin
erregender Neurotransmitter
Steuerung von emotionalen und geistigen Reaktionen
 GABA (Gamma-Aminobuttersäure)
hemmender Neurotransmitter, welcher nach der Repolarisation kurzfristig eine Hyperpolarisation
hervorruft
Nervensystem
Das Nervensystem im Allgemeinen stellt einen Oberbegriff zu einer Unterteilung des Gesamtsystems dar:
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RA-Weiterbildung
Sympathikus und Parasympathikus
SYMPATHIKUS
ORGAN
PARASYMPATHIKUS
positiv inotrop und chronotrop
Vasokonstriktion
Vasodilatation
leichte Vasokonstriktion
Vasodilatation
verminderte Sekretion
Tonus/Peristaltik vermindert
verminderte Sekretion
Ejakulation
--erweitert
Herzmuskel (ß1)
Haut- und Schleimhautgefäße
Muskelgefäße
Hirngefäße
Bronchien (ß2)
Speicheldrüse
Magen-Darm-Trakt
Verdauungsdrüsen
Sexualorgane beim Mann
Tränendrüsen
Pupille
negativ inotrop u. chronotrop
------Vasokonstriktion
vermehrte Sekretion
Tonus/Peristaltik erhöht
vermehrte Sekretion
Erektion
vermehrte Sekretion
normal
Die hirnumhüllenden Schichten
Das empfindliche Nervengewebe von Gehirn und Rückenmark liegt geschützt im knöchernen Schädelraum
bzw. Wirbelkanal. Zusätzlichen Schutz bieten drei bindegewebige Hirnhäute, die Meningen, die Gehirn und
Rückenmark bedecken.
Von außen nach innen sind dies

Dura mater (harte Hirnhaut)
 Rückenmark
- besteht aus zwei Blättern (äußeres und inneres Blatt)
- das äußere Blatt liegt dem Wirbelkanal innen an
- das innere Blatt umgibt den bindegewebigen Rückenmarkschlauch und die Wurzeln der
Spinalnerven
- dazwischen liegt der Epiduralraum*, welcher Fett und Bindegewebe enthält und als Polster bei
der Wirbelsäulenbewegung dient
 Schädel
- zwischen Schädelknochen und Dura mater → EPIDURALRAUM
- beide Blätter fest zu einer Haut verwachsen, die dem Schädelknochen als innere Knochenhaut
anliegt
- Trennwand zwischen den großen Hirnabschnitten um die Hirnteile bei Bewegung des Kopfes in
ihrer Position zu halten
- an manchen Stellen sind die Durablätter voneinander getrennt und fangen in starrwandigen
Kanälen (Sinus) das Venenblut aus dem Schädelraum auf und leiten des über die V. jugularis
interna der V. cava superior zu

Arachnoidea (Spinnenwebenhaut)
-
zwischen Arachnoidea und Dura mater → SUBDURALRAUM
fast gefäßlos und liegt innen an der Dura mater an
im Bereich der Sinus stülpen sich Arachnoidalzotten in den venösen Raum vor, aus denen der
Liquor aus den Hohlräumen von Rückenmark und Gehirn ins Venensystem abgeleitet wird
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
RA-Weiterbildung
Pia mater (weiche Hirnhaut)
-
zwischen Arachnoidea und Pia mater → SUBARACHNOIDALRAUM
enthält zahlreiche Blutgefäße und bedeckt unmittelbar die Oberfläche des Nervengewebes; sie folgt
in alle Vertiefungen
durchsponnen von feinen Arachnoidalfasern; gemeinsam mit dem Liquor bildet es eine stoßsichere
Aufhängung des Gehirn in der Schädelhöhle
RÜCKENMARKSNAHE LEITUNGSANÄSTHESIE
Hierbei wir die enge räumliche Beziehung der Nervenwurzeln zueinander zur Schmerzausschaltung im
Bereich des Unterbauchs, der unteren Extremitäten, der Geschlechtsorgane und der Analgegend genutzt.
PERIDURALANÄSTHESIE (EPIDURALANÄSTHESIE)
Lokalanästhetikum wird in den Epiduralraum im LWS-Bereich gespritzt
SPINALANÄSTHESIE
Punktion des liquorhaltigen Subarachnoidalraums im LWS-Bereich unterhalb des Rückenmarks
Liquor und Liquorräume

Liquor
 klare, farblose Flüssigkeit, die die Hohlräume im Gehirn sowie den Subarachnoidalraum auffüllt
 stützt und schützt das Nervengewebe vor Stoß, Reibung und Druck
 wichtige Stoffaustauschfunktion zwischen Blut und Nervengewebe:
erhält Nährstoffe aus dem Blut, versorgt damit das Gehirn und transportiert Stoffwechselprodukte ab
 Bildung im Kapillargeflecht der Pia mater; durchströmt die Ventrikel und gelangt in den
Subarachnoidalraum
 Resorption über die Arachnoidalzotten und Ableitung in den Sinus

Liquorräume
 man unterteilt den äußeren und inneren Liquorraum voneinander:
- äußerer Liquorraum
umschließt Gehirn und Rückenmark
- innerer Liquorraum
Ventrikelsystem und Zentralkanal im Rückenmark
-

Blut-Liquor-Schranke
 Liquor wird durch Filtrations- und Sekretionsvorgänge aus dem Blutplasma gebildet
 Schutz des Nervengewebes vor schädlichen Stoffen durch Blut-Liquor-Schranke (Blut-HirnSchranke)
- diese kann im Regelfall nur von einigen wenigen liquorgängigen Medikamenten passiert werden,
sofern sie nicht im Rahmen einer Meningitis entzündliche verändert und damit undicht ist
Die Blutversorgung des ZNS
Das Gehirn hat einen sehr hohen O 2-Bedarf und reagiert gleichzeitig sehr empfindliche auf O 2-Mangel:
Schon Unterbrechungen der O2-Zufuhr für wenige Minuten kann zu irreparablen Zellschäden mit
neurologischen Ausfällen bei hin zum Hirntod führen.
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RA-Weiterbildung
Neurologische Notfälle
CEREBRALER KRAMPFANFALL
DEFINITION:
unkontrollierte, synchronisierte Nervenzellaktivität in einem bestimmten Gehirnareal
die Beschwerden hängen davon ab, welche Funktion das betroffene Hirnareal
normalerweise hat
URSACHEN:
Reizüberflutung des Gehirns; Hypoxie; Intoxikationen; Hypoglykämie
KRAMPFARTEN: fokal (einseitig, auf einzelne Muskelgruppen beschränkt),
generalisiert (gesamter Körper, Ausbreitung über die gesamte quergestreifte Muskulatur)
SYMPTOME:
Aura; bei Beginn Zungenbiss möglich; tonische Krämpfe (Streck- und Beugekrämpfe);
Atemstillstand; Übergang in klonische Krämpfe (Muskelzuckungen) nach 30s; evtl. blutiger
Schaum vor dem Mund; 1-2 Minuten danach Muskelerschlaffung; Nachschlafphase (Bwlk)
MASSNAHMEN: Patienten auskrampfen lassen wenn nötig; Maßnahmen gemäß NF-Code + i.v.-Zugang in
NK, Notarztalarmierung (bewusstloser Patient)
MEDIKAMENTE: Benzodiazepine: Diazepam [Diazepam], Midazolam [Dormicum], ggf. Narkose mit
Thiopental [Trapanal]
SCHLAGANFALL (APOPLEX)
DEFINITION:
zugrunde gehen von Hirngewebe durch eine Störung der arteriellen Durchblutung
URSACHEN:
Einengung oder Verschluss der A. cerebri media, anterior, posterior oder A. vertebralis
infolge Arteriosklerose; seltener Hirnarterienblutung
SYMPTOME:
oft plötzliche sensible/motorische Ausfälle (Lähmungen, Taubheit, Kribbeln) einer
Körperhälfte
A. cerebri media: „hängender Mundwinkel“ mit ungehindertem Speichelfluss; Herdblick;
Sprach- und Wortfindungsstörungen;
A. cerebri anterior: häufig Inkontinenz; psych. Störungen; Orientierungsverlust; „schwere
Gliedmaßen“
A. vertebralis: Übelkeit; Schwindel; Gleichgewichtsstörungen; Schluck-, Sprach- und
Sehstörungen; Gesichtsfeldausfall (A. cerebri posterior)
SAB: plötzlich starke Kopfschmerzen, Schweißausbruch; Übelkeit; Erbrechen im Schwall;
früher Bewusstseinsverlust; initialer Krampfanfall; Nackensteifigkeit
M ASSNAHMEN: Maßnahmen gemäß NF-Code; Notarzt; i.v. Zugang
Transport unter Voranmeldung in Stroke Unit oder neurologische Abteilung
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RA-Weiterbildung
Schädel-Hirn-Trauma (SHT)
Definition
SHT ist der Oberbegriff für gedeckte bzw. offene Schädelverletzungen mit Gehirnbeteiligung.
Die Einteilung erfolgt nach Schweregraden, bezogen auf die Dauer der posttraumatischen Bewusstlosigkeit,
welche Rückschlüsse auf die Prognose des SHT erlaubt:
→ oberflächliche (meist stark blutende) Fleischwunde ohne Knochenbeteiligung (KoPlaWu)
→ Verletzung der knöchernen Strukturen (z.B. Schädelbasisfraktur)
→ gedecktes SHT (Hirnfunktionsstörungen ohne Verletzungen der Dura mater)
→ offenes SHT (Verletzungen der Dura mater, dadurch Verbindung der Liquorräume zur Umwelt)
Einteilung des Schweregrades nach Tönnis / Loew

Grad I:
Bewusstlosigkeit < 1 Std., flüchtige Symptomatik (3 – 4 Tg.), keine Restbeschwerden

Grad II:
Bewusstlosigkeit < 24 Std., cerebrale Symptomatik klingt nach 3 Wochen ab, meist keine
Restbeschwerden

Grad III:
Bewusstlosigkeit < 1 Wo., cerebrale Symptomatik länger 3 Wochen, meist Defektsyndrom

Grad IV:
Bewusstlosigkeit > 1 Wo., schweres Defektsyndrom
Beurteilung eines Patienten mit V.a. SHT anhand der Glasgow-Coma-Skale (GCS)
Beurteilt werden die Patienten anhand von 3 Kriterien,
maximal können 15 Punkte, minimal 3 Punkte erreicht werden
Augen öffnen
spontan
auf Aufforderung
auf Schmerzreiz
fehlend
orientiert
desorientiert
inadäquate Worte
unverständlich
keine
auf Aufforderung
gezielt auf Schmerzreiz
normale Beugereaktion
atypische Beugemechanismen
Streckmechanismen
keine
Sprache
Motorik
15
12
8
-
13
9
3
Punkte
Punkte
Punkte
4
3
2
1
5
4
3
2
1
6
5
4
3
2
1
leichtes SHT
mittelschweres SHT
schweres SHT
schon bei einem mittelschweren SHT sollte man ggf. an die Intubation denken, bzw. schon mal
Intubationsbereitschaft herstellen
Bei bewusstlosen Patienten wird bei einem GCS <9 grundsätzlich intubiert!!!
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RA-Weiterbildung
Primäre und sekundäre Hirnschädigungen

primäre Hirnschädigungen
 primäre Hirnschäden kommen direkt bei der Gewalteinwirkung auf die knöchernen Strukturen des
Schädels zustande.
 es kommt zu Weichteilverletzungen, Frakturen, Verletzungen der Hirnhäute, Zerstörung der
Hirnsubstanz und Gefäßverletzungen sowie Blutungen im Gehirn

Möglichkeiten für Schädelfrakturen mit direkten, primären Hirnschädigungen
a) Fissur
b) Impressionsfraktur
c) Lochfraktur
d) Berstungsfraktur
e) Querfraktur
f) Längsfraktur

sekundäre Hirnschädigungen
 intrakranieller Druckanstieg infolge von sich durch die Gewalteinwirkung bildenden Hämatomen oder
posttraumatische Hirnödeme (liegt unter physiologischen Bedingungen zwischen 6 – 18 mmHg)
 ein Hirndruckanstieg bedeutet gleichzeitig Hypoxie und Minderperfusion des Gehirns durch Druck
auf die Hirnarterien
 epidurales Hämatom
Blutung zwischen Schädeldach und Dura mater mit Verdrängung von Hirngewebe
 subdurales Hämatom
Blutung zwischen Arachnoidea und Dura mater mit Verdrängung von Hirngewebe
 Subarachnoidalblutung
Blutung zwischen Arachnoidea und Pia mater
 intracerebrale Blutung
allgemeine Blutung im Gehirn
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RA-Weiterbildung
SHT-Diagnostik

prägnante Symptome einer Hirnschädigung können sein:







verminderter Allgemeinzustand des Patienten (wie sieht der Patient aus?)
Paresen (Hemiparese)
Sprachstörungen
Übelkeit, Erbrechen
Bewusstseinstrübungen
Atemstörungen (Blutungen oder Verletzungen können auf die Medulla oblongata und damit aufs
Atemzentrum drücken (Cheyne-Stokes-Atmung & Biot-Atmung möglich))
Anzeichen für einen gesteigerten Hirndruck (Hirndruckzeichen):
 Eintrübung bis zur tiefen Bewusstlosigkeit
 Kopfschmerzen, evtl. Nackensteifigkeit
(positiver Brudzinski = beim passiven anheben des Kopfes auf die Brust werden reflektorisch die
Beine angezogen (Hinweis auf Reizung oder Spannung der Hirnhäute))
 Übelkeit, Erbrechen
 Cushing-Reflex (Druckpuls) = RR-Anstieg mit Verlangsamung der HF
 Auftreten pathologischer Atemmuster (Cheyne-Stokes-Atmung, Biot-Atmung) bis hin zur Apnoe
 generalisierte Krampfanfälle möglich
 auftreten pathologischer Reflexe (Brudzinski, Lasègue, Babinski), später erlöschen sämtlicher
Reflexe
 Pupillenerweiterung, später erloschen der Lichtreaktion

Pupillendiagnostik
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RA-Weiterbildung
SHT – Was tun?

Maßnahmen beim isolieren SHT
 Durchführung aller Basismaßnahmen gemäß NF-Code
 situationsabhängige Lagerung
(Bwlk: Seitenlage, ansonsten Stifneck und Oberkörper hoch)
 i.v. – Zugang
 Narkose erwägen
(dabei darauf achten, dass bei der Intubation keine Hirndrucksteigerung provoziert wird,
medikamentöse Hirndrucksenkung erwägen, Normoventilation)
 geeigneter Transport
schonender Transport, falls nötig und nicht anders zu erreichen auch für kurze Strecken RTH (z.B.
Cushing-Reflex)
 geeignete Zielklinik
neurologische oder neurochirurgische Fachabteilung mit Möglichkeit zur CT- und MRTUntersuchung
 Dokumentation
W ICHTIG: kontinuierliche Beurteilung des Neurostatus anhand der GCS um einen Verlauf bestimmen
zu können
Therapieziel
Es ist für ein gutes neurologische Outcome unabdingbar, dass folgende Dinge vermieden
werden:

Hypotonie:
der systolische RR sollte in jedem Fall bei 120 mmHg liegen, der MAP >50 mmHg

Hypoxie:
SaO2 sollte >94% liegen

Hyperkapnie
der pCO2 sollte zwischen 30 – 35 mmHg (6 – 7 Vol%) liegen
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