Wieso Enzymbestimmungen? Enzyme befinden sich in allen Zellen → jedes Organ besitzt ein typisches Enzymmuster (Organspezifität). Werden Zellen eines Organs zerstört, so gelangen ihre Enzyme vermehrt (CHE: vermindert) ins Blut → durch ihre Erfassung (Art, Konzentration und Mengenverhältnis der gemessenen Enzyme) kann auf das geschädigte Organ geschlossen werden. Enzym (Abkürzung) Mögliche Ursache einer Vermehrung des Enzyms im Blut Alanin-Aminotransferase (ALT, ALAT) [früher Glutamat-PyruvatTransaminase (GPT)] Schädigungen der Leber Aspartat-Aminotransferase (AST, ASAT) [früher Glutamat-OxalacetatTransaminase (GOT)] Schädigungen der Leber und des Muskels Gamma-Glutamyl-Transferase (GGT) Krankheiten der Leber und der Gallenwege Alkalische Phosphatase (AP, ALP) Krankheiten der Leber, der Gallenwege und des Knochens Lipase Schädigungen der Bauchspeicheldrüse (z.B. Pankreatitis) Kreatinphosphokinase (CK) Muskelschäden, (Herzmuskelschäden) Kreatinphosphokinase MB-Typ (CK-MB) Herzmuskelschäden (z.B. Infarkt) Enzyme pattern caused by acute virus hepatitis. Enzym-Unterteilung: • Plasmaspezifische Enzyme: Sie wirken im Plasma (z.B. Cholinesterase) • Sezernierte Enzyme: Sie werden von exokrinen Drüsen nur in geringen Mengen an das Blut abgegeben. Bei Schädigung des Herkunftsorgans gelangen sie vermehrt ins Blut (z.B. αAmylasen, Lipase). • Zellenzyme: Sie sind intrazellulärer Herkunft. Bei Schädigung der Zellen der Herkunftsorgane gelangen sie vermehrt ins Blut (ALAT, ASAT). Lokalisation der Zellenzyme: Wirkungsweise von Enzymen: Enzym (E) Substrat (S) Produkt (P) Energiediagramm einer biochemischen Reaktion: Mit Hilfe des Enzyms wird die Aktivierungsenergie herabgesetzt: Das Substrat A wird viel schneller in das Produkt B umgewandelt. Mechanismus der Enzymkatalyse: dem Nachbarn erklären Das aktive Zentrum: Jedes Enzym besitzt ein aktives Zentrum. Aufgaben: • Bindung des Substrats ans Enzym: Es macht, dass nur die „richtigen“ Substrate sich mit dem Enzym binden können. • Wenn sich mehr als 1 Substrat mit dem Enzym binden muss, so sorgt es für die richtige räumliche Anordnung. • Umwandlung des Substrates zum Produkt mit Herabsetzen der Aktivierungsenergie. Nomenklatur von Enzymen (Klassifikation): Der systematische Name eines Enzyms besteht aus: • Name des umgesetzten Substrates • Art der katalysierten Reaktion (den 6 Hauptklassen zu entnehmen) Systematischer Name: Creatinkinase: • das umgesetzte Substrat ist das Creatin • das Produkt ist das Creatinphosphat: das Enzym überträgt das Phosphat von ATP auf das Substrat (Creatin) → dieses Vorgehen wird von den Kinasen gemacht. Creatinkinase Creatin + ATP Creatinphosphat + ADP Klassifizierungs-Nr./EC-Code (Enzyme-Commission-Number): • 1. Zahl: Sie gibt eine der 6 Hauptgruppen an und bezieht sich auf die katalysierte Reaktion. • 2. Zahl: Weitere Unterteilung der Hauptklassen in Unterklassen, je nach chem. Bindung. • 3. Zahl: Unter-Unterklasse • 4. Zahl: Seriennummer in der Unter-Unterklasse CK (Enzym) Creatin (Substrat) + ATP Creatinphosphat (Produkt) + ADP CK hat die Systemnummer (EC): 2.7.3.2. Dies bedeutet: 1. Zahl: 2. Zahl: 3. Zahl: 4. Zahl: Hauptklasse 2 = Transferase Unterklasse 7 = Phosphotransferase Unter-Unterklasse 3 = H2N als Akzeptor Seriennummer in der Unter-Unterklasse 2. Messung eines Enzyms: • Direkte Bestimmung der Enzymkonzentration • Bestimmung der Enzymaktivität im Serum Direkte Bestimmung der Enzymkonzentration: Bestimmung der Enzymaktivität: Die Enzymaktivität entspricht der Geschwindigkeit, mit der die katalysierte Reaktion abläuft. Substrat nimmt ab Produkt nimmt zu 18 9 16 8 14 7 6 Produkt Substrat 12 10 8 6 5 4 3 4 2 2 1 0 0 0 1 2 Zeit 3 4 0 1 2 Zeit 3 4 Enzymeinheit: 1 U = Enzymaktivität, die den Umsatz von 1 µmol Substrat pro Minute unter Standardbedingungen katalysiert. Reaktionsbedingungen für Enzymmessungen: • Temperaturabhängigkeit • pH-Wert • Konzentration und Art des Substrates • Coenzyme • Art und Konzentration des Puffers • Effektoren Konzentration & Art des Substrates: • Es wird immer in einem Substratüberschuss (Substratsättigung) gearbeitet. Denn jedes Enzymmolekül muss während der Reaktionszeit 1 Substratmolekül umsetzen. • Bei zu hoher Substratkonzentration → Substrathemmung: • Art des Substrates: Je besser das Substrat zum aktiven Zentrum passt, desto rascher ist die Umsetzung (je höher die Affinität, desto kleiner die Substratkonzentration). Coenzyme: • Coenzyme (Cosubstrate) werden oft gebraucht, um Enzyme zu aktivieren: Das Coenzym bindet sich an das Enzym, um dann aktiv zu werden. Coenzym + Apoenzym (Enzymmolekül) = Holoenzym • Das Coenzym geht verändert, das Apoenzym unverändert aus der Reaktion hervor. • Coenzyme haben Vitamine als Bausteine: Coenzyme: • NAD+ (Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid) → Vitamin B3 • NADP+ (Nicotinamid-Adenin-Dinukleotid-Phosphat) → Vitamin B3 • Pyridoxalphosphat → Vitamin B6 Optimierte Standardmethoden: Durch genaue Festlegung der Durchführungsbedingungen bei der Enzymaktivitätsbestimmung entstehen sog. optimierte Methoden, die von der internationalen Fachstelle für klinische Chemie (IFCC) eingeführt wurden. Methoden zur Messung von Enzymaktivitäten: Enzymtests (Enzymaktivität): • mit einem enzymatischen Farbtest • oder mit einem optisch-enzymatischen UV-Test (einfach oder gekoppelt) Kinetische Messung! Enzymatischer Farbtest (Enzymtest): Der Verlauf der Zu- oder Abnahme der Farbintensität auf Zeit ist der Enzymaktivität proportional. Glycylglycin Produktzunahme: Farbveränderung auf Zeit wird gemessen Einfacher optisch-enzymatischer UV-Test: In einem bestimmten Zeitabschnitt wird die durch Bildung oder Verbrauch des Coenzyms NADH oder NADPH eintretende Extinktionsänderung der Reaktionslösung kontinuierlich oder in bestimmten Zeitabständen registriert. NADH + H+ NAD+ (reduzierte Coenzymform von NADH) NADPH + H+ NADP+ (reduzierte Coenzymform NADPH) a. Messreaktion: LDH L-Lactat + NAD+ Pyruvat + NADH + H+ Die Geschwindigkeit der Bildung von NADH ist direkt proportional zur LDH-Aktivität. • Reaktion von NADH zu NAD+ = Extinktionsabnahme • Reaktion von NAD+ zu NADH = Extinktionszunahme a. Messreaktion: LDH L-Lactat + NAD+ Pyruvat + NADH + H+ LDH: Reaktion von NAD+ (Eduktabnahme) nach NADH (Produktzunahme) = Extinktionszunahme. a. Messreaktion: ASAT L-Aspartat + 2-Oxoglutarat Oxalacetat + L-Glutamat b. Indikatorreaktion: MDH Oxalacetat + NADH + H+ L-Malat + NAD+ ASAT: Reaktion von NADH (Eduktabnahme) nach NAD+ (Produktzunahme) = Extinktionsabnahme. Gekoppelter, optisch-enzymatischer UV-Test: a. Messreaktion: ALAT L-Alanin + 2-Oxoglutarat L-Glutamat + Pyruvat b. Indikatorreaktion: LD Pyruvat + NADH + H+ Lactat + NAD+ Extinktionsabnahme a. Messreaktion: CK Creatinphosphat + ADP Creatin + ATP b. Hilfsreaktion: Hexokinase ATP + Glucose Glucose-6-P + ADP c. Indikatorreaktion: Glucose-6-PDehydrogenase Gluc-6-P + NADP+ 6-Phosphogluconat + NADPH + H+ Extinktionszunahme Enzymatische Substratbestimmung (Enzymatischer Test): Enzyme sind auch wichtige Hilfsmittel zur Bestimmung von Substratkonzentrationen. Uricase Harnsäure + H2O + O2 → Messung: Endpunkt oder kinetisch Allantoin + CO2 + H2O2 Endpunkt: Kinetisch: ALAT/ALT (Alanin-Amino-Transferase) GPT (Glutamat-Pyruvat-Transaminase): • Zellenzym: • Kommt im Zytoplasma → ist schnell erhöht! in vielen Geweben vor • In grosser Konz. in Leber und Gallenwege → Leitenzym für Leber- und Gallenwegserkrankungen • In kleinen Konz. in Skelettmuskeln, Herz, Niere, Pankreas, Ec • ↑ bei Leber- und Gallenwegserkrankungen ASAT/AST (Aspartat-Amino-Transferase) GOT (Glutamat-Oxalacetat-Transaminase): • Zellenzym: 1/3 zytosolisch, 2/3 mitochondrial → erst bei stärkerer Zellschädigung stärker erhöht! • Kommt in vielen Geweben vor • in grosser Konz. in Leber, Gallenwege sowie Herz und Skelettmuskulatur • In kleinen Konz. in Gehirn, Niere, Pankreas, Lunge, Ec • ↑ bei Leber-, Gallenwegs-, Skelett- und Herzerkrankungen (Gesamt-) ALP/AP (Alkalische-Phosphatase): • Zellenzym: membranständig • hat Isoenzyme: Leber-AP, Knochen-AP (BAP), Dünndarm-AP, Plazenta-AP • In grosser Konz. in Leber, Gallenwege und Knochen • ↑ bei Gallenwegs-, Leber- und Knochenerkrankungen, in Schwangerschaft und Wachstumsphase γ-GT/GGT (Gamma-Glutamyl-Transferase): • Zellenzym: • Kommt membranständig in vielen Organen vor • In grosser Konz. in Leber und Gallenwege → Leitenzym • ↑ bei Leber- und Gallenwegserkrankungen CHE (Cholinesterase): • Wird in Leber produziert und ins Plasma exportiert = plasmaspezifisches Enzym • CHE ist Messgrösse zur Überprüfung der globalen Leberfunktion: eher nicht zur Erkennung von Leberschäden, sondern zur Beobachtung des Verlaufs einer Leberschädigung → Leitenzym • nur bei schweren Leberschäden vermindert! • ↓ bei Lebererkrankungen, Muskelrelaxansunverträglichkeit GLDH/GD (Glutamat-Dehydrogenase): • Zellenzym: mitochondrial → nur bei sehr schweren Schäden erhöht! • Aktivität in Leber 10x höher → Leitenzym • ↑ bei Leber- und Gallenwegserkrankungen LDH/LD (Lactat-Dehydrogenase): • Zellenzym: zytosolisch • kommt in jeder Zelle vor → unspezifisch, wird schnell frei • Hohe Konz. in Leber, Herz, Skelett, Niere, Ec • in Ec ist 160x höher → kein hämolytisches Plasma • hat 5 Isoenzyme: LDH-1 bis LDH-5 → α-HBDH (α-Hydroxybutyratdehydrogenase = LDH-1 und LDH-2): Herzinfarktparameter • ↑ bei Hämolysen, Herz-, Leber-, Gallenwegs-, Nierenerkrankungen, Tumoren LIPA (Lipase): • wird in Pankreas gebildet und in Dünndarm abgegeben, Verdauungsenzym → Exkretionsenzym • Leitenzym für Pankreas • nur geringe Mengen im Blut • ↑ bei Pankreas- und Nierenerkrankungen (wird glomerulär filtriert, rückresorbiert, zu AS abgebaut) α-Amylasen: • Produktion in Speicheldrüsen (S-Amylase) und Pankreas (P-Amylase), Verdauungsenzyme → Exkretionsenzym • Auch nachweisbar in Leber, Samenflüssigkeit, Hoden, Eierstöcken, Eileiter, Muskulatur, Lunge, Fettgewebe • nur geringe Konz. im Blut • ↑ bei Parotitis, Pankreas-, Darm-, Nierenerkrankungen (wird über die Nieren ausgeschieden) CK (Creatin-Kinase): • Zellenzym • Isoenzyme: CK-MM (Skelett), CK-BB (Gehirn), CKMB (Myokard) • ↑ bei Skelett- und Herzerkrankungen → CK-MB ist herzspezifischer