KLIMAWANDEL

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KLIMAWANDEL
EINE HERAUSFORDERUNG
AN DIE KIRCHEN IN EUROPA
ECEN
Arbeitsgruppe zum Klimawandel
Dossier 2001
Klimawandel - eine Herausförderung an die Kirchen in Europa
INHALTSVERZEICHNIS
Vorwort
TEIL I
Das Ergebnis auf dem Spiel
 Genereller Überblick
TEIL II
Antwort der internationalen Gemeinschaft auf das Ergebnis - zunehmendes
wissenschaftliches Beweismaterial
 IPCC und das Rahmenübereinkommen über den Klimawandel
Mühsame Verhandlungen
 Von Rio de Janeiro nach Kyoto
 Die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls: Die globale Gemeinschaft
auf dem Scheideweg
TEIL III
Die Antwort der Kirchen auf die Bedrohung durch den
Klimawandel
 Der Ökumenische Rat der Kirchen / Die Europäischen
Ökumenischen Versammlungen
 Die Römisch-Katholische Kirche
TEIL IV
Die Herausforderung für Europa
 Klimawandel in europäischer Perspektive - West und Ost
 Klimaschutz, eine Aufgabe für die Kirchen in Westeuropa
 Klimawandel und die Kirchen in Zentraleuropa
 Klimawandel und die Kirchen in Osteuropa
 Globale Erwärmung - eine afrikanische Perspektive
TEIL V
Theologische Überlegungen
 Die Kirchen und die Umwelt: entfremdet und verbündet
 Klimawandel - eine Orthodoxe Sicht
 Klimawandel - eine evangelische Sicht
 Klimawandel - eine Römisch-Katholische Sicht
 Jesus und die Meteorologen: eine Meditation über Lukas 12, 54 - 56
Quellenangaben
Über die Autoren
Vorwort
Warum diese Veröffentlichung? Warum wendet sich das Europäische Christliche Umweltnetz (ECEN)
mit dieser Brochüre an die Kirchen? Der Grund ist einfach: weil der drohende Klimawandel eine neue
und dringliche Herausforderung der Kirchen, insbesondere der Kirchen in Europa, darstellt.
Der Widerspruch wird immer unerträglicher. Die Warnungen von wissenschaftlicher Seite werden
immer eindeutiger. Der Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), das repräsentative
beratende wissenschaftliche Gremium der Vereinten Nationen, hat kürzlich seinen dritten offiziellen
Bericht (Third Assessment Report – TAR) veröffentlicht. Er entwirft ein weit düstereres Bild der
Zukunft als frühere Berichte. Wenn bis jetzt davon die Rede war, dass die durchschnittliche
Temperatur der Erdatmosphäre bis zum Jahre 2100 bis zu drei Grad steigen könnte, wird jetzt von
einer Zunahme bis zu 5.8 Graden ausgegangen. Die Folgen für das Klima der Erde werden
dementsprechend schwerwiegender sein.
Noch immer können sich aber die Industrienationen nicht zu wirklichen Massnahmen entschliessen.
Viele setzten Hoffnungen auf die UN Klimakonferenz in Den Haag (November 2000). Die Erwartung
war, dass wenigstens ein erster Schritt auf dem Wege zu gemeinsam vollzogenen Reduktionen
gemacht hat werden könne. Die Konferenz kam aber zu keiner Einigung. Seither haben die
Vereinigten Staaten, das Land mit den höchsten CO2-Emissionen, dem Kyoto-Protokoll eine klare
Absage erteilt. Obwohl Präsident George W. Bush während seiner Wahlkampagne den Eindruck hatte
entstehen lassen, dass er die Ratifikation des Protokolls befürworte, hat er jetzt unmissverständlich
seinen Widerstand angekündigt. Das Protokoll laufe den ‚wirtschaftlichen Interessen der Vereinigten
Staaten zuwider’. Es ist darum zur Zeit unsicher, ob das Protokoll überhaupt ratifiziert werden kann.
Vieles wird von den europäischen Ländern abhängen.
Die Sackgasse, in die die Verhandlungen geraten sind, ist in den Medien ausgiebig kommentiert
worden. Was die grosse Mehrzahl der Kommentatoren in der Regel übersieht, ist aber der Umstand,
dass selbst eine Einigung keinen wirklichen Fortschritt gebracht hätte. Warum? Weil das KyotoProtokoll, dessen Umsetzung in Den Haag zur Diskussion stand, nicht mehr als einen bescheidenen
ersten Schritt darstellt. Von wissenschaftlicher Seite wird eine Reduktion der CO2-Ausstösse von 60%
bis zum Jahre 2050 gefordert. Das Kyoto-Protokoll spricht von einer durchschnittlichen Reduktion
von 5.2% in den Industrienationen bis zum Jahre 2010. Das meiste bleibt also noch zu tun, und
jedermann weiss, dass der erste Schritt weit weniger Schwierigkeiten bereitet als alle folgenden.
Der Widerspruch ist mit Händen zu greifen. Wenn es nicht in naher Zukunft zu einer Neuorientierung
kommt, müssen wir mit einer immer grösseren Destabilisierung der heutigen klimatischen
Bedingungen rechnen.
Die Kirchen haben sich bisher eher abwartend verhalten. Einige Kirchen haben Erklärungen
abgegeben und an Manifestationen und Petitionen teilgenommen. Da und dort sind in kirchlichen
Kreisen Initiativen zur Reduktion des Energiekonsums in Gang gebracht worden. Vor allem der
Ökumenische Rat der Kirchen hat eine weit verzweigte Aktivität entfaltet. Ist dies alles aber
angesichts der Eskalation der Gefahr noch adäquat? Bisher war die Rede davon, dass ‚Vorsicht’
(precaution) zum Handeln verpflichte. Jetzt wird immer deutlicher, dass die Gefahr nicht eine
Möglichkeit, sondern eine hohe Wahrscheinlichkeit ist. Das Leben (oder doch die Lebensqualität) von
Millionen Menschen ist gefährdet. Die Kirchen können sich dieser Herausforderung nicht entziehen.
Die Industrienationen – es ist wichtig, sich dies in Erinnerung zu rufen – tragen eine besondere
Verantwortung. Denn es ist ja nicht einfach ‚die Menschheit’, die die Atmosphäre belastet. Es sind die
Industrienationen, die den Ausstoss in erster Linie verursachen, die Vereinigten Staaten an der Spitze,
aber auch die europäischen Nationen sowohl im Westen als im Osten des Kontinents. Die Absage der
Vereinigten Staaten stellt für sie ein Dilemma dar. Sollen sie dem Beispiel Washingtons folgen? Oder
sollen sie sich im Gegenteil an ihre bisherigen Absichtserklärungen halten und die Ratifizierung des
Protokolls im Alleingang vollziehen? Jedes Land befindet sich in einer andern Situation. Vor allem die
Länder in Westeuropa stehen vor anderen Herausforderungen als diejenigen in Osteuropa. Letztlich
stehen sie aber mit derselben Frage konfrontiert – wie es nämlich zu einem gemeinsamen Vorgehen
aller Nationen kommen kann.
Die Kirchen haben besonderen Anlass, ihre Stimme zu erheben. Die Industrienationen sind aufs Ganze
gesehen traditionell ‚christliche’ Länder. Die Glaubwürdigkeit der christlichen Botschaft steht darum
in hohem Masse auf dem Spiel. Werden wir uns im Namen des Selbstinteresses über Verantwortung
und Solidarität hinwegsetzen? Oder werden sich die christlichen Wurzeln als genügend stark erweisen,
um einen konstruktiven Aufbruch zu ermöglichen?
***
TEIL I
Das Ergebnis auf dem Spiel
Genereller Überblick
Lukas Vischer
Seit 1860, dem Beginn des Industriezeitalters, hat die durchschnittliche Temperatur der Erdatmosphäre
um 0.4 bis 0.8 Grad zugenommen. Alles spricht dafür, dass sie in Zukunft noch rascher ansteigen wird.
Die Ursache der Erwärmung sind die Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre – in
erster Linie Kohlendioxid (CO2), ausserdem Methan (CH4), Fluorkohlenwasserstoff (FCKW),
Stickstoffoxydul (N2O) und troposphärisches Ozon (O3). Diese Gase bilden in der Atmosphäre eine
Schicht, die zwar die Sonnenstrahlung auf die Erde gelangen lässt, einen Teil der Hitze, die von der
Erde reflektiert wird, aber nicht mehr ins All entweichen lässt. Wie in einem ‚Treibhaus’ wird die
Erdatmosphäre erwärmt. Ironischerweise ist der Treibhauseffekt im Grunde ein Segen. Er schafft auf
dem Planeten die Bedingungen dafür, dass Leben bestehen und blühen kann. Ohne Treibhauseffekt
bestünden unerträgliche Temperaturen. Das Problem besteht darin, dass die rasche Zunahme der
Treibhausgase die gegenwärtig herrschenden Temperaturen aus dem Gleichgewicht wirft.
Die Folgen
Diese Erwärmung hat die Destabilisierung des heutigen klimatischen Systems zur Folge. Die
Veränderungen im Einzelnen lassen sich nur schwer voraussagen. Ueber die allgemeine Entwicklung
herrscht aber kaum ein Zweifel. Wetterextreme wie Stürme, Regenfälle und lange Zeiten ohne
Niederschläge werden immer häufiger werden. Es muss vermehrt mit Ueberschwemmungen und
Dürrezeiten gerechnet werden. Gletscher werden zurückgehen, und was schwerwiegender ist, durch
die Auflösung des Permafrostes wird die Stabilität Berghänge verringert werden. Der Meeresspiegel
wird, an manchen Orten bedrohlich, ansteigen. Die Erwärmung schafft neue Lebensbedingungen für
Fauna und Flora, und auch die Menschen werden zu immer neuen Anpassungen gezwungen werden.
Die Destabilisierung des klimatischen Systems ist zwangsläufig auch mit einer Destabilisierung der
menschlichen Lebensbedingungen verbunden.
Was ist daran neu?
Hat sich aber das Klima nicht zu allen Zeiten verändert? Haben wir es nicht mit einer der vielen
Variationen zu tun, die im Laufe der Zeit stattgefunden haben? Das Klima ist in der Tat kein
unveränderliches System. Es gab wärmere und weniger warme Jahrhunderte. Es geht aber bei der
heutigen Erwärmung um mehr als eine Variation. Sie findet rascher statt als je zuvor, und vor allem sie
hat ihre Ursache oder doch Mit-Ursache in menschlicher Aktitivität. Seit dem Beginn des industriellen
Zeitalters werden immer mehr Treibhausgase freigesetzt – durch das Verbrennen von fossilen Stoffen
wie Öl, Kohle usw. gelangen immer grössere Mengen von CO2 in die Atmosphäre, durch den Reisbau
und die moderne Viehzucht steigt Methan in die Höhe usw. Durch diese menschliche Intervention wird
der Prozess der Erwärmung in noch nie dagewesenem Masse beschleunigt. Im Laufe der letzten zwei
Jahrzehnte lag in vierzehn Jahren die Durchschnittstemperatur über allen bisher gemessenen
Durchschnittstemperaturen. Prozesse, die sich früher über Jahrhunderte oder Jahrtausende ausdehnten,
finden heute in wenigen Jahrzehnten statt – und dies in einer weit dichter bevölkerten Welt als je
zuvor.
Bisher blieb der IPCC äusserst zurückhaltend. Um sich nicht ‚unwissenschaftliche Dramatisierung’
vorwerfen lassen zu müssen, wies er in seinen Berichten darauf hin, dass in manchen Bereichen vieles
nach wie ungewiss sei. Er machte aber zugleich auch klar, dass Ungewissheit nicht als Vorwand
dienen dürfe, politische Aktion hinauszuschieben. Das Prinzip der Vorsicht verpflichte zum Handeln.
Im neuesten Bericht ist diese Zurückhaltung weitgehend verschwunden. Jetzt wird ohne
Einschränkungen erklärt, dass die Erwärmung der letzten fünfzig Jahre weitgehend auf menschliche
Aktivität zurückgehe.
Was muss geschehen?
Die Antwort ist klar: der Aussstoss von Treibhausgasen muss drastisch gesenkt werden.
Sofort muss allerdings hinzugefügt werden, dass sich die Erwärmung der Atmosphäre auch durch
entschlossene Reduktionen nicht in vollem Ausmass rückgängig machen lässt. Das Ziel kann nicht
sein, den Klimawandel zu vermeiden. Die Aufgabe besteht vielmehr darin, ihn in erträglichen Grenzen
zu halten, indem der durch menschliche Aktivität verursachte Beitrag auf ein Minimum verringert
wird.
Das langfristige Reduktionsziel kann auf verschiedene Weise beschrieben werden:
- Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre darf das Niveau von 1990, d..h. 350 ppm (=
part per million, d.h. 350 Moleküle von Treibhausgasen auf eine Million Moleküle
trockener Luft), nicht übersteigen. Um sich klar zu machen, was damit gefordert ist, muss
man sich klar machen, dass der gegenwärtige Trend eine ständige Zunahme der
Emissionen mit sich bringt und, falls keine Massnahmen ergriffen werden, zu einer
Konzentrration von 750 ppm führen wird. Es ist unwahrscheinlich, dass das Niveau von
1990 aufrechterhalten werden kann. Es ist aber denkbar, dass sich durch entsprechende
Massnahmen ein Niveau unter ppm 450-500 verwirklichen lässt.
Oder:
- um die CO2-Konzentration in der Atmosphäre im Gleichgewicht zu erhalten,
dürfen die CO2 Ausstösse pro Jahr und pro Person auf diesem Planeten nicht mehr als
1.8 Tonnen betragen. Die Ausstösse in den Vereinigten Staaten liegen bei durchschnittlich
etwa 20 Tonnen pro Jahr und pro Person, in der Europäischen Union ist es weit weniger,
aber noch immer beträchtlich über dem zulässigen Niveau (vgl. Tafel 1).
Wichtig ist die Unterscheidung zwischen CO2-Aussstössen und CO2-Konzentrationen in der
Atmosphäre. Wenn der Ausstoss um einen bestimmten Prozentsatz verringert wird, heisst das noch
nicht, dass auch die Konzentration um denselben Prozentsatz zurückgeht. Das Wasser in einer
Badewanne kann als Vergleich dienen. Um den Wasserspiegel in einer Badewanne um 10% zu senken,
genügt es nicht, den Hahnen um 10% zuzudrehen. Solange mehr Wasser in die Wanne fliesst, als sie
verlässt, wird der Spiegel weiterhin steigen. Um das Ziel wirklich zu erreichen, muss der Hahnen
weiter zugedreht werden. Auf dem Hintergrund dieser Überlegung ist das Reduktionsziel von 60% bis
zum Jahre 2050 zu verstehen.
Industrieländer und Entwicklungsländer
Der Klimawandel ist für die Industrienationen so beunruhigend, weil er sie mit der Forderung nach
Gerechtigkeit konfrontiert.
Zwei Überlegungen sind hier wichtig:
- Die Industrienationen haben den ‚Löwenanteil’ der gefährlichen Emissionen zu
verantworten. Ungefähr 75% der Aussstösse gehen auf ihr Konto. Und wenn die
Emissionen in der Vergangenheit seit dem Beginn des Industriezeitalters mitberechnet
werden, liegt ihr Anteil sogar noch erheblich höher.
-
Die Folgen des Klimawandels sind zwar in allen Teilen der Welt zu spüren; sie treffen
aber in besondern hohem Masse die Länder des Südens – die Küstengebiete der
Aequatorzone, die niedrigliegenden Inselstaaten, die Wüstengebiete usw. Der Lebensstil
der Industrienationen wirkt sich darum im Süden als eine neue Form der Ausbeutung aus.
Die Folgen der Ausstösse der Industrienationen müssen von den Ländern getragen
werden, die selbst nur wenig zum Problem beitragen. Die Lage der Entwicklungsländer
verschärft sich darüberhinaus noch dadurch, dass sie nicht über die Mittel verfügen, sich
gegen die Folgen des Klimawandels zu schützen.
Es ist darum vor allem Sache der Industrienationen, das Reduktionsziel zu erreichen. Sie haben in
gewissem Sinne eine ‚CO2-Schuld’ zu begleichen. Bevor von den Ländern des Südens irgendwelche
Massnahmen gefordert werden, müssen sie den Beweis erbringen, dass sie gewillt sind, ihre Ausstösse
zu reduzieren. Eine umfassende Lösung kann selbst-verständlich nur verwirklicht werden, wenn auch
die Länder des Südens eine verantwortliche Politik betreiben. Der Prozess muss aber in erster Linie
von den Industrienationen in Gang gesetzt werden.
Welche ‚menschliche Aktivitäten’ sind verantwortlich?
Eine weite Palette von Aktivitäten ist hier zu nennen. Im Grunde gibt es fast keinen Bereich der
heutigen Gesellschaft, der nicht mit zur Belastung der Atmosphäre beiträgt. Die wichtigsten Bereiche
sind:
-
Industrielle Produktion
Der Energiekonsum von Komputern
Produktion von elektrischer Energie
Motorisierte Mobilität, d.h. der Transport von Personen und Gütern auf der Strasse und in
der Luft
Küche, Heizung und Klimaanlagen in Wohnungen
Öffentliche Beleuchtung
Militär und Armee – sowohl in Friedenszeiten als im offenen Konflikt
Ausbeutung der Regenwälder und der Meere
Der Anteil der einzelnen Bereiche an der Summe der Ausstösse ist von Land zu Land unterschiedlich.
Vieles hängt von den Voraussetzungen ab. Ein wichtiger Faktor ist die Art und Weise der
Energieproduktion, d.h. in welchem Masse ein Land für die Deckung seiner Energiebedürfnisse auf
Kohle oder Öl angewiesen ist. So unterschiedlich die Proportionen sein mögen, ist die motorisierte
Mobilität überall eine wesentliche Quelle von CO2-Ausstössen.
Die Atmosphäre wird nicht nur durch Ausstösse belastet, sondern auch dadurch, dass ‚Senken’
vermindert werden, d.h. dass die Kapazität des Planeten, CO2 zu absorbieren, verringert wird. Das
geschieht in erster Linie durch das Abholzen von Wäldern und die Versiegelung des Bodens.
Wie können die Aussstösse von Treibhausgasen verringert werden?
Fünf Perspektiven können hier genannt werden: Umstellung auf alternative Energieträger,
technologische Effizienz, Erhöhung der Absorptionskapazität, politische Massnahmen und
Veränderungen im heutigen Lebensstil.
Saubere Energie
Jede mögliche Anstrengung muss unternommen werden, um alternative Energiequellen zu
erschliessen. An erster Stelle sei die Sonnenenergie genannt. Das Potential der Sonnenenergie ist lange
Zeit vernachlässigt worden. Zusammen mit dem Potential anderer alternativer Energiequellen wie
Wind und Bodenwärme verdient es konsequente Förderung. Da die Nutzung von alternativen
Energiequellen – jedenfalls heute – mit erheblichen Kosten verbunden ist, müssen dafür öffentliche
Mittel bereitgestellt werden.
In diesem Zusammenhang stellt sich die Frage, inwieweit die Atomenergie als ‚saubere Energie’
angesehen werden kann. Sie wird oft als der Ausweg aus dem Dilemma des Treibhauseffektes
angepriesen. Solange die Risiken dieser Energiequellen, vor allem das Risiko des Atommülls, nicht
gelöst ist, kann aber dieser Weg nicht beschritten werden.
Effizienzrevolution
Energie wird nach wie vor in grossen Quantitäten vergeudet. In vielen Bereichen kann dasselbe Ziel
mit weit weniger Energieaufwand erreicht werden. Maschinen können effizienter konzipiert werden.
Komputer können so eingesetzt werden, dass Mobilität ein Stück weit verringert wird. Autos können
gebaut, die auf 100km nur wenige Liter Benzin benötigen. Der Transport kann von der Strasse auf die
Schiene verlegt werden. Wohnungen können so isoliert werden, dass der Heizungsaufwand geringer
wird, und vieles ähnliches mehr. Wenn diese Revolution konsequent durchgeführt wird, kann der
Energiekonsum wesentlich verringert werden; viele sagen um die Hälfte, manche um drei Viertel,
einige sogar um neun Zehntel.
Senken schaffen
Zu den Aufgaben gehört es weiter, den Wald als Senke von CO2-Ausstössen zu erhalten und so weit
als möglich auszudehnen. Es ist allerdings nur in begrenztem Masse möglich, den Effekt solcher
Massnahmen zu berechnen. Neue Wälder stellen auf alle Fälle nur eine vorübergehende Reduktion
dar: der Effekt dauert, solange der Wald existiert. Die Zunahme der Waldbrände kann den durch neue
Pflanzungen erreichte Gewinn leicht zunichtemachen.
Politische Massnahmen
Damit Massnahmen zur Reduktion der CO2-Belastung der Atmosphäre ergriffen werden, muss das
Umfeld dafür geschaffen werden. Ob es sich um die Umstellung auf alternative Energiequellen,
technologische Effizienz oder die Schaffung von Senken handelt, braucht es dafür Anstösse von
aussen. Der blosse Appel an den Verantwortungssinn der Menschen reicht nicht aus. Es braucht eine
Gesetzgebung, die die Verwirklichung der Reduktion zu einem wirtschaftlich begehrenswerten Ziel
macht. Die Erhöhung des Energiepreises kann einerseits zu einer Verringerung des Energieverbrauchs
führen, andererseits die Förderung der Solarenergie und die technologische Effizienz im allgemeinen
zum wirtschaftlichen Vorteil machen. Indem der Verkehr auf der Strasse und in der Luft genötigt wird,
für die Schäden, die er in Wirklichkeit anrichtet, aufzukommen, kann eine Verlagerung des Verkehrs
und Transports auf weniger gefährliche Transportmittel gefördert werden.
Ein veränderter Lebensstil.
So wichtig alle diese Massnahmen sind, reichen sie doch für eine wirkliche Neuorientierung nicht aus.
Durch technische Verbesserungen und politische Anreize allein wird das Ziel der Reduktion nicht
erreicht werden können. Es braucht die Einsicht, dass gewisse Entwicklungen, die heute propagiert
werden, nicht aufrechterhalten werden können. Es braucht die Bereitschaft, in gewissen Bereichen
zurückzustecken. Das gilt zum Beispiel für die motorisierte Mobilität auf der Strasse und in der Luft.
Um das zulässige Mass von Aussstössen nicht zu überschreiten, muss es zu einer ‚Kultur der
begrenzten Mobilität’ kommen. Und ähnliches gilt in vielen andern Bereichen. Ein Lebensstil muss
entwickelt werden, der sich an die Masse und Grenzen hält, die nach heutiger Erkenntnis unserer
menschlichen Existenz auf dem Planeten Erde gesetzt sind.
Diese letzte Ueberlegung ist wohl der entscheidende Grund dafür, dass die Verhandlungen über die
Reduktion der Treibhausgase nur so langsam vorankommen. Im tiefsten Grunde des Herzens spüren
wir, dass eine Korrektur unserer Lebensweise erforderlich ist, eine Korrektur, zu der wir heute nicht
bereit sind und die wir darum so weit als irgendmöglich hinausschieben.
Die Situation duldet keinen weiteren Aufschub
Die Zeit zum Handeln ist überreif.
Warten wir länger zu, werden Wetteranomalien von Jahr zu Jahr zunehmen.
Warten wir länger zu, werden wir mitschuldig an der wachsenden Zahl der Opfer, die der
Klimawandel fordert.
Warten die europäischen Nationen weiter zu, verhindern sie, dass auch die Länder des Südens das ihre
tun. Denn einzig, wenn sie – mit oder ohne Vereinigte Staaten – den ersten Schritt tun, kann
möglicherweise die Tür zu einer umfassenden Lösung geöffnet werden.
***
TEIL II
Antwort der internationalen Gemeinschaft auf das
Ergebnis - zunehmendes wissenschaftliches
Beweismaterial
IPCC und das Rahmenübereinkommen über den Klimawandel
Mühsame Verhandlungen
Von Rio de Janeiro nach Kyoto
Die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls: Die globale Gemeinschaft
auf dem Scheideweg
Einleitung
Die Verhandlungen über angemessene Maßnahmen, um den Klimawandel zu mildern, ziehen große
Aufmerksamkeit auf sich. Die Medien berichten über jede Konferenz. Es gibt reichliches Gerede über
Verantwortlichkeiten, Leistungen, Sackgassen und Fehler. Wie kommen diese Verhandlungen derzeit
voran? Für den Uneingeweihten ist das Bild sehr verwirrend. Die Verhandlungen haben ihre eigene
Fachsprache entwickelt. In diesem Abschnitt wollen wir daher einen kurzen Überblick über die
Verhandlungen bringen. Der erste Artikel ruft den Hintergrund ins Gedächtnis zurück- die
Bemühungen, die zur Annahme der Klimawechsel-Konvention auf dem Erdgipfel in Rio de Janeiro
1992 führten. Der zweite Artikel fasst die Ergebnisse seit Rio und den Inhalt des sogenannten KyotoProtokolls zusammen. Der dritte spricht die Chancen an, dass das Kyoto-Protokoll in der nächsten
Zukunft ratifiziert oder nicht ratifiziert werden könnte.
IPCC und das Rahmenübereinkommen über den Klimawandel
Karin Lexén
In den 1980er-Jahren, als das wissenschaftliche Beweismaterial für den Klimawandel anwuchs,
begann die Internationale Gemeinschaft zu agieren. Der zwischenstaatliche Ausschuss über den
Klimawandel (IPCC), eine wissenschaftliche Körperschaft mit einem Mandat, die Entwicklungen auf
dem Gebiet des Klimawandels zu analysieren, wurde eingerichtet. Dieser Ausschuss publiziert
regelmäßig „Bewertungsberichte“, die die Ergebnisse der wissenschaftlichen Forschung
zusammenfassen und die Folgerungen für die Zukunft des Planeten herauszufinden trachten. Der
IPCC, eine einzigartige Körperschaft, ist aus Wissenschaftlern zusammengesetzt und dazu bestimmt,
eine unabhängige wissenschaftliche Analyse des Klimawandels der Internationalen Gemeinschaft
vorzulegen.
Bei der zweiten Weltklimakonferenz (Genf 1990), wurde es klar, dass auch politisches Handeln
verlangt war. In einer relativ kurzen Zeit kamen die Verhandlungen in Gang, um einen Entwurf für ein
Rahmenübereinkommen über den Klimawandel (UNFCCC) auszuarbeiten. Das Übereinkommen, das
fertig war, um auf der Konferenz über Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) in
Rio de Janeiro (1992) unterzeichnet zu werden, erreichte auch die Billigung durch eine
beeindruckende Anzahl von Regierungsdelegationen. Seine Abmachungen wurden weniger als zwei
Jahre später, am 21. März 1994, verbindlich, als der 50. Signatarstaat den Text ratifizierte.
Das Rahmenübereinkommen über den Klimawandel
Das Übereinkommen definierte die Aufgabe der Internationalen Gemeinschaft mit den folgenden
Sätzen: „Das Endziel dieser Konvention und aller mit ihr zusammenhängenden rechtlichen
Instrumente, die die Konferenz der Beteiligten annehmen kann, ist es, in Übereinstimmung mit den
entsprechenden Vorkehrungen der Konvention, eine Stabilisierung der Treibhausgaskonzentrationen
in der Atmosphäre auf einem Niveau zu erreichen, das einen gefährlichen anthropogenen Eingriff in
das Klimasystem verhindern sollte. Ein solches Niveau sollte in einem Zeitrahmen erreicht werden,
der genügend groß ist, um es Ökosystemen zu erlauben, sich auf natürliche Weise an den Klimawandel
anzupassen, um sicherzustellen, dass die Nahrungsmittelproduktion nicht gefährdet ist und um es der
ökonomischen Entwicklung zu ermöglichen, auf eine nachhaltige Weise voranzukommen“. (Artikel 2)
Das Übereinkommen unterscheidet zwischen entwickelten und Entwicklungsländern. Während die
entwickelten Länder - die sogenannten Annex I (Anhang-eins)-Länder - angehalten sind, ihre CO2Emissionen zu reduzieren, werden die Entwicklungsländer, zumindest gegenwärtig, von Reduktionen
ausgenommen. Das Übereinkommen legt keine verbindlichen Ziele für die Reduktion in entwickelten
Ländern vor, aber in Rio de Janeiro wurde ein Einvernehmen darüber erreicht, dass sie ihre
Treibhausgas-Emissionen bis zum Jahre 2000 auf das Niveau von 1990 reduzieren sollten.
Der dritte Bewertungsbericht (TAR) des zwischenstaatlichen Ausschusses über den
Klimawandel
In 2001 veröffentlichte der IPCC seinen dritten Bewertungsbericht (TAR). Während frühere Berichte
bei ihren Vorhersagen sehr vorsichtig waren, ist der dritte Bewertungsbericht deutlicher und lässt
keinen Zweifel darüber, dass der Klimawandel stattfindet, und dies weitgehend durch den Beitrag
menschlicher Aktivitäten. Einige der Befunde des dritten Bewertungsberichtes sind wie folgt:
1.
a.
Zeichen des Wandels
Ein ansteigendes Maß von Beobachtungen gibt ein umfassendes Bild von einer
sich erwärmenden Welt und andere Änderungen des Klimasystems.
b.
Die globalen durchschnittlichen Temperaturen der Erdoberfläche haben sich
während des 20. Jahrhunderts um ungefähr 0,6 Grad Celsius erhöht.
c.
Es sieht ganz danach aus, dass die 1990er-Jahre weltweit die wärmste Dekade
war und dass 1998 das wärmste Jahr seit 1861.
d.
Die Schnee- und Eisbedeckung hat abgenommen.
e.
Der globale durchschnittliche Meeresspiegel ist angestiegen und der
ozeanische Wärmeinhalt hat zugenommen.
f.
Emissionen von Treibhausgasen und Aerosolen, beigetragen durch
menschliche Aktivitäten, halten an, um die Atmosphäre in einer solchen Weise
zu verändern, von der erwartet werden muss, dass sie das Klima
beeinträchtigen wird.
g.
Die Konzentrationen der atmosphärischen Treibhausgase und ihre aufheizende
Kraft erhöhten sich als ein Resultat menschlicher Tätigkeit weiter.
h.
Es gibt neues und stärkeres Beweismaterial dafür, dass die
Erwärmung, die während der letzten fünfzig Jahre beobachtet wurde,
hauptsächlich menschlicher Aktivität zuzuschreiben ist.
(Arbeitsgruppe 2: „Klimawandel 2001 - Einwirkungen, Anpassung und Verletzbarkeit“).
2.
a.
Einwirkung auf physikalische und biologische Systeme
Der gegenwärtige regionale Klimawandel - besonders die Temperatur nimmt zu - hat bereits
viele physikalische und biologische Systeme getroffen.
b.
Es gibt vorläufige Indikationen darüber, dass einige menschliche Systeme durch die jüngsten
Zunahmen an Überflutungen und Dürreperioden getroffen wurden.
c.
Natürliche Systeme sind in Hinblick auf den Klimawandel verwundbar und einige werden
irreversibel geschädigt werden.
d.
Viele menschliche Systeme reagieren auf den Klimawandel empfindlich und manche sind
verletzlich.
e.
Vorhersehbare Wechsel bei den klimatischen Extremen könnten große Konsequenzen haben.
f.
Das Potential für großmaßstäbliche und möglicherweise irreversible Einwirkungen zeigen
Risken auf, die bisher noch nicht zuverlässig quantifiziert wurden.
g.
Anpassung ist in allen Maßstäben eine notwendige Strategie, um die Anstrengungen, den
Klimawandel zu mildern, zu ergänzen.
h.
Jene mit den geringsten Ressourcen haben die geringste Kapazität, sich anzupassen und sind
am verletzlichsten.
(Arbeitsgruppe 3: „Klimawandel 2001 - Milderung“).
3.
a.
c.
d.
Potential an Maßnahmen
Verschiedene Entwicklungswege können sehr unterschiedliche Mengen an TreibhausgasEmissionen hervorbringen.
Geringere Emissionen erfordern unterschiedliche Entwicklungsmodelle für Energiequellen.
Seit dem zweiten Bewertungsbericht (SAR) aus dem Jahr 1995 wurde
ein signifikanter technischer Fortschritt im Hinblick auf die Reduktion der TreibhausgasEmissionen gemacht; dieser entwickelte sich rascher als vorausgesehen.
Wälder, landwirtschaftliche Flächen und andere ländliche Öko-Systeme bieten ein
signifikantes Potential für die Kohlenstoffabsenkung. Obwohl nicht notwendigerweise
e.
anhaltend, könnte die Bindung und die Absonderung des Kohlenstoffes eine Zeit für andere
Optionen bieten, die weiter entwickelt und zur Ausführung gebracht werden könnten.
Da es keinen einzigen Weg für künftige niedrige Emissionen gibt, müssen die Länder und
Regionen ihren eigenen Weg wählen.
***
Von Rio de Janeiro nach Kyoto
Lynne Clark
Die Konferenzen (COPs)
Als die Klimakonvention ratifiziert war, begannen die Beteiligten über Möglichkeiten weiterer
Schritte nachzudenken. Die erste Konferenz (COP 1) fand im März 1995 in Berlin statt. Der
Unzulänglichkeit der Konvention, die in Rio angenommen worden war, gewahr, drängten viele
Länder, darunter auch jene in der Europäischen Union (EU), auf strengere Festlegungen. Sie schlugen
vor, dass die Beteiligten ein Protokoll zur Konvention mit klaren Zielvorgaben für die Reduktion
annehmen sollten.1 Die Allianz der kleinen Inselstaaten (AOSIS) brachte einen Protokollentwurf vor,
in dem sie, ausgehend vom Niveau von 1990, bis zum Jahr 2005 eine 20 % Reduktion von
Kohlendioxyd (CO2)-Emissionen in den industrialisierten Ländern forderte. Obwohl die AOSIS
hinsichtlich ihrer Bevölkerungszahlen unbedeutend ist, hat sie ein moralisches Gewicht, weil sie die
am meisten verwundbaren Nationen auf dem Planeten repräsentiert. Aber ihre wie auch andere
Vorschläge hatten nur eine geringe Chance. COP 1 war nicht imstande, irgendein Protokoll
anzunehmen; sie akzeptierte nur einen Zeitplan für die Ausarbeitung eines Protokolls, das vor dem
Ende des Jahres 1997 abgeschlossen werden sollte. Verbindliche Reduktionsziele sollten für die
Industrienationen festgelegt werden, dies mit einem gemeinsamen Verständnis darüber, dass
Entwicklungsländern keine Ziele auferlegt werden sollten.
Zwischen COP 1 und COP 3 in Kyoto (Japan, Dezember 1997), als die Länder der Tatsache gegenüber
standen, dass rechtlich-verbindliche Ziele auf dem Weg waren, begann in der Tat ein ernster Kampf.
Der Klimawandel, ein langzeitiges globales Umweltproblem, ist eine äußerst heikle Angelegenheit für
Politiker, die in den kurzen Fristen ihrer Wiederwahl denken. Wer getraut sich, eine Gesetzgebung zu
machen, die die Abhängigkeit von der motorisierten Mobilität oder von kohlebefeuerten Kraftanlagen
in Frage stellt? Die Auto-, Kohlen- und Ölindustrien gebrauchten alle ihre Kraft, um gegen die
Annahme von verbindlichen Zielen zu kämpfen. Länder brachten eine verwirrende Anzahl von
Vorschlägen ein. Die meisten von ihnen waren lärmende Versuche, um effektive Reduktionsziele zu
umgehen. Die Vereinten Staaten von Amerika (USA) schlugen eine Emissionsstabilisation bis zum
Jahre 2012 auf dem Niveau von 1990 vor, während es die EU schaffte, ihre Glaubwürdigkeit in
Umweltfragen durch den Ruf nach einer 15 % Reduktion bis 2010 zu erhalten.
Auf der Basis von zahllosen Vorschlägen wurde ein 89 Seiten starkes Dokument zusammengestellt,
das als Basis bei der COP 3 in Kyoto diente.
Das Kyoto-Protokoll
Nach einer erschöpfenden nächtlichen Sitzung, die erst am Morgen des 11. Dezember 1997 endete,
stimmten die verhandelnden Parteien dem sogenannten Kyoto-Protokoll zu, in welchem Ziele für eine
Reduktion von Treibhausgasen festgelegt wurden. Diese Ziele, die sich nur an die Industrienationen
(einschließlich Osteuropas) wandten, variieren von Land zu Land (siehe Tabelle 1). Das
durchschnittliche Ziel ist auf dem Niveau von 1990 eine 5,2 % Reduktion der Treibhausgase bis 2012
für die ganze Gruppe der industrialisierten Länder. Das ist selbstverständlich viel weniger als die 15
%, die von der EU vorgeschlagen wurden, und noch weiter entfernt von der 60 bis 80 % Reduktion,
1
Das Protokoll ist ein internationales Übereinkommen, das für sich selbst steht, aber an einen existierenden
Vertrag gebunden ist.
von der uns die Wissenschaftler sagen, dass sie gefordert sei, um den Prozess der globalen Erwärmung
zu mildern.
Aber die Schwäche dieses Zieles ist nur ein Teil der Geschichte. Viele Themen blieben ohne Antwort,
um erst nach Kyoto gelöst zu werden. Das Protokoll eröffnete auch Möglichkeiten für
Industrienationen, ihre Verpflichtung auf „flexiblen Wegen“ zu erfüllen. Ohne diese „Mechanismen“
hätten viele Länder dem Kyoto-Protokoll nicht zugestimmt. COP 6 in Den Haag im November 2000
sollte Regeln über einzelne dieser Prätexte bringen, speziell über:
1. die Senken,
2. den Emissionshandel,
3. saubere Durchführungsmechanismen und
4. die gemeinsame Ausführung.
Dazu sollte auch eine Übereinkunft über die
Regeln der Erfüllung und die Finanzierung
beim Senken und Anpassen in den
Entwicklungsländern erreicht werden.
Gleichwohl konnte in Den Haag keine
Übereinkunft erzielt werden.
Entscheidungen mussten bis zur COP 6, Teil
II, im Juli 2001 zurückgestellt werden.
Ungelöste Fragen, über die verhandelt
werden muss
Senken
Alle Pflanzen nehmen, während sie
wachsen, Kohlendioxyd (CO2) aus der
Atmosphäre auf. Sie sind „Senken“, weil sie
Kohlendioxyd absorbieren. Das KyotoProtokoll versuchte, dies in Rechnung zu
stellen, indem sie Ländern erlaubte, von
ihren Emissionen die Menge des
Kohlenstoffes, die von der Atmosphäre
zwischen 2008 und 2012 durch Wälder, die
seit 1990 gepflanzt worden waren, entzogen
werden, abzuziehen. In ähnlicher Weise
mussten Länder zu ihren Emissionen allen
Kohlenstoff der Wälder, die zwischen 2008
und 2012 gefällt werden, dazuaddieren. Die
riesigen Probleme, die mit dieser Rechnung
verbunden sind, sind augenscheinlich. Senken sind äußerst schwierig zu berechnen. Schätzungen sind
unsicher und ihre Feststellung teuer. Zum Unterschied davon sind Emissionen von fossilen
Brennstoffen leicht zu kalkulieren. Aber viel wichtiger ist die Tatsache, dass Wälder, die einmal
angelegt wurden, nicht für immer fortleben. Was passiert, wenn ein Land den Kohlenstoff der Wälder
kalkuliert, um sein Ziel zu erreichen, und der Wald brennt nieder?
Nicht zufrieden mit dem Kohlenstoff der Baumpflanzungen, wollen gewisse Länder, nämlich im
speziellen die USA, Kanada, Australien und Japan, eine Genehmigung, eine Gutschrift zu fordern,
nicht nur für das Bäumepflanzen, sondern lediglich deshalb, weil sie Wälder auf ihrem Territorium
haben. Diese Wälder, behaupten sie, sind bewirtschaftet und schützen vor CO2. Die
Kohlendioxydmengen, die hier auf dem Spiele stehen, sind enorm und könnten leicht die
Reduktionsziele großer Länder, wie z. B. die USA, annullieren. Selbstverständlich würde, wenn ein
Wald niederbrennt (wie dies kürzlich in den USA geschah) dies als natürliche, nicht als (vom
Menschen) verursachte Emissionen betrachtet werden und würde solcherart das Ziel nicht berühren.
Es ist noch schwieriger, in Berechnungen das Kohlendioxyd mit einzubeziehen, das durch den Boden
absorbiert worden ist. Große Mengen von Kohlendioxyd werden in den Böden gemäßigter Regionen,
wo niedere Temperaturen die Vermoderung verlangsamen, zurückgehalten. Ein Wechsel
landwirtschaftlicher Techniken zu solchen, die mehr Kohlenstoff im Boden halten, können als eine
Senke gelten. Monsanto – eine multinationale landwirtschaftlich- pharmazeutische Gesellschaft mit
dem Sitz in den USA – hat eine Sojabohne produziert, die als „Roundup Ready“ bekannt ist; diese
wurde genetisch modifiziert, damit sie dem Monsanto-Herbizid „Roundup“ widerstehen kann. Der
Landwirt tötet alle Unkräuter, indem er die Sojabohne mit dem Herbizid besprüht; die Pflanze überlebt
und der Landwirt muss sich die Unkräuter nicht durch andere Methoden, wie durch das Umpflügen,
vom Halse schaffen. Monsanto behauptet, weil der Landwirt es nicht nötig hat, den Boden zu stören,
um die Unkräuter los zu werden, dass der Bodenkohlenstoff erhalten bleibt. Wenn eine derartige
Bewahrung des Bodenkohlenstoffes unter dem Kyoto-Protokoll angenommen wird, könnte Monsanto
verlangen, dass das Pflanzen ihrer „Roundup Ready“-Sojabohne eine Emissionsreduktion ergeben
würde, die der Landwirt später verkaufen könnte. Ein einfaches Argument nutzend, bestanden die
USA darauf, die Kohlenstoffspeicherung im Boden als einen Teil der Senkenberechnung
einzuschließen.
Emissionshandel
Der Emissionshandel kann als das Erkaufen als einer Erfüllung des Zieles verstanden werden. Wenn
ein Land seine Emissionen reduziert, kann es einiges von seinen Reduktionen einem anderen Land,
das Schwierigkeiten das Ziel zu erreichen hat, verkaufen. Im Idealfall würde das ein kosteneffektiver
Weg sein, um zu einem gewissen Preis soviel wie möglich Emissionen zu reduzieren. Während dies in
der Sprache der Investition die geringst möglichen Kosten bedeuten würde, gibt es in der Realität viele
Hindernisse.
Die Ziele, die den einzelnen Ländern zugeteilt wurden, sollten den einzelnen Ländern ihre Kapazität,
Reduktionen zu erreichen, aufzeigen. Die Zuweisung nahm auch den Entwicklungsstand und die
ökonomischen Möglichkeiten in Betracht. Gleichwohl wurden einige Ziele künstlich sehr niedrig
gehalten. Russland z. B., wo die Emissionen im Jahr 2012 die gleichen sein sollten wie jene im Jahre
1990 (und wahrscheinlich in der nahen Zukunft auf das Niveau von 1990 ansteigen werden), hat ein
Ziel von 10 %. 1998 waren die russischen Emissionen 37 % unter dem Niveau von 1990 und in
gleicher Höhe wie die Emissionen von Frankreich und Deutschland zusammen. Russland könnte daher
„Emissionsrechte“ an andere Länder, wie solche wie die USA, verkaufen, was bedeuten würde, dass
weder die USA noch Russland ihre Emissionen zu reduzieren hätten. Der Effekt würde in diesem Fall
insgesamt ein Ansteigen der Treibhausgasemissionen bedeuten, ein Umstand, der als „heiße“ Luft zu
bezeichnen ist.
Ein anderes wichtiges Problem mit dem Argument der Kosteneffizienz ist, dass die Reduktion, wo
immer sie am billigsten ist, eigene Aktionen nicht inspirieren würde und daher auch die technische
Innovation nicht stimulieren würde. Die technische Innovation ist häufig teurer als in bereits in
anderen Ländern existierende Techniken zu
investieren.
Sauberer Entwicklungsmechanismus (Clean
Development Mechanism - CDM)
Im Kyoto-Protokoll wurden keine Reduktionsziele
für die Entwicklungsländer festgelegt. Entsprechend
der Klimakonvention müssen die entwickelten
Länder die Führerschaft übernehmen, um die
Emissionen zu reduzieren. Den am schwächsten
entwickelten Ländern muss es hingegen nach wie
vor erlaubt sein, ihre Emissionen zu erhöhen, um
ihre eigenen Ökonomie aufzubauen. Auf der anderen
Seite ist es lebensnotwendig, dass diese Länder in
den Stand gesetzt werden, schon zu einem sehr
frühen Zeitpunkt in saubere und nachhaltige
Energiesysteme zu investieren.
Der CDM kann auf folgende Weise erklärt werden:
Wenn ein industrialisiertes Land, z. B. Frankreich,
einem anderen, wie z. B. Botswana, hilft, um sich in einer „sauberen“ Art und Weise zu entwickeln,
und das mit weniger Treibhausgasemissionen als auf andere Weise, so kann die ersparte
Emissionsmenge vom Ziel Frankreichs abgezogen werden.
Während der CDM helfen kann, künftige Emissionsprobleme in den Entwicklungsländern zu
umgehen, gibt es ernste Probleme. Von entwickelten Ländern wird erwartet, dass sie ein mittleres
Reduktionsziel von 5,2 % erreichen. Gleichwohl, wenn ein entwickeltes Land (das derzeit verpflichtet
ist zu reduzieren) in ein Entwicklungsland unter dem CDM investiert, wird das 5,2 %-Ziel jenes
Landes effektiv gesenkt. Wir sind hier wieder mit dem gleichen Problem konfrontiert: Der CDM ist
ein System einen aus seinen eigenen Aufgaben freizukaufen.
Was noch störender ist, ist, dass das Kyoto-Protokoll die nukleare Energie noch nicht als „reine“
Technik ausgeschlossen hat. Obwohl die Regeln strenger wurden, können noch immer Länder, die für
die Kernenergie sind so wie Frankreich, helfen, Kernkraftwerke in China, Brasilien oder in einigen
anderen Entwicklungsländern zu bauen und Emissionsreduktionen für sich selbst beanspruchen.
Es gibt auch ein Schlupfloch innerhalb eines Schlupfloches: Senken im CDM. Länder, wie die USA,
Japan und Australien schlagen vor, Wälder in den Entwicklungsländern aufzukaufen, um sich vor der
eigenen Entwaldung zu schützen und dann die Kohlenstoffmenge, die in den Bäumen gebunden ist,
von ihrem eigenen Ziel abzuziehen. Das mag ein Waldgebiet in einer kurzen Zeitspanne schützen, aber
auf lange Zeit hin tut es nichts dazu, um den Klimawandel zu verhindern. Schließlich wird auch der
Klimawandel gerade den Wald angreifen, der geschützt wird.
Eine alternative Form der Senken im CDM ist es, natürliche Wälder durch Pflanzungen zu verdrängen.
Da die Entwicklungsländer nicht verpflichtet sind, den CO2-Ausstoss zu reduzieren, scheinen
Emissionen, die auf die Entwaldung zurückgehen, in keiner Berechnung auf. Daher kann ein
entwickeltes Land ein entwaldetes Gebiet erstehen, es mit rasch wachsenden Bäumen, wie Eukalyptus,
bepflanzen und dann die Menge des Kohlenstoffes, die in den Eukalyptusbäumen gespeichert ist, von
seinem Ziel absetzen. In diesem Fall verliert die Atmosphäre zweifach:
1. durch die Kohlenstoffemissionen, die vom gefällten Wald herstammen und
2. durch das CO2 aus der Industrie, aus der Energie und aus dem Transport, welches das entwickelte
Land nun legitimer Weise emittiert. Legitimerweise deshalb, weil es Bäume im entfernten Land
gepflanzt hat. Das Arrangement ignoriert auch völlig das Problem des Biodiversitätsverlustes und den
Wandel in der Wasserversorgung, den die neue Pflanzung hervorbringt.
Gemeinsame Ausführung (Joint Implementation - JI)
Die Joint Implementation wurde als Möglichkeit bereits in der Klimakonvention (Rio 1992) genannt.
Zu dieser Zeit wurde es als unzulässiges Schlupfloch betrachtet, aber die Vorschläge, die seit Kyoto
gemacht werden, lassen die Probleme der Joint Implementation im Vergleich gering erscheinen.
Was ist die gemeinsame Ausführung?
Ein JI-Projekt wird zwischen zwei industrialisierten Ländern ausgeführt; sagen wir, die Niederlande
unternehmen ein Projekt, um energieeffiziente Boiler in einem Hausprojekt in der Slowakei zu
installieren. Alle Emissionen, die erspart blieben, würden vom niederländischen Ziel abgezogen
werden. Obwohl dieses Beispiel vernünftig klingt, gibt es auch hier Probleme. Manche Länder
vermuten, dass auch der Bau von Kernenergieanlagen in die Liste der JI-Projekte eingeschlossen
werden soll. Es gibt auch den Vorschlag, die Bildung von Senken in dieses Schema einzubeziehen.
Kurz gesagt, die Nachteile des CDM spielen auch hier eine Rolle.
Internationale Bunker
Wenn Flugzeuge und Schiffe Treibstoffe verwenden, um nationale Grenzen zu überschreiten, für
welches Land werden die daraus entstehenden Emissionen gezählt? Das Problem wurde noch nicht
gelöst und daher sind die Emissionen der internationalen Luftfahrt oder Schifffahrt nicht in die Ziele
eingeschlossen. Diese Lücke ist sehr ernst, weil die Luftfahrt nun rasch ein sehr wichtiger
Mitwirkender bei der Verschmutzung der Atmosphäre wird. Der CO2-Ausstoss der Luftfahrt nimmt
pro Jahr um 3 % zu und beträgt heute schon 2,4 % aller Emissionen aus fossilen Energieträgern. Im
Jahr 1999 veröffentlichte das IPCC einen detaillierten Bericht über den Einfluss der Luftfahrt auf den
Treibhauseffekt. Früher oder später wird man mit dieser Veröffentlichung konfrontiert werden. Auch
die Emissionen, die auf militärische Aktivitäten zurückgehen, wurden bei der Festlegung der Ziele
ignoriert.
***
Die Ratifikation des Kyoto-Protokolls: Die globale Gemeinschaft auf dem
Scheideweg
Karin Lexén
Marijke van Duin
Nach dem Versagen der Sechsten Konferenz der Signatarstaaten, Teil I, in Den Haag im November
2000 näherte sich die Weltgemeinschaft dem letzten Scheideweg im Hinblick auf das Kyoto-Protokoll.
Gab es noch immer eine Hoffnung, ein Rahmenwerk für gesetzlich verbindliche weltweite
Verpflichtungen zu schaffen, die auf den Kampf gegen den Klimawandel abzielten?
Trotz all seiner Schwächen bleibt das Kyoto-Protokoll unleugbar das Resultat harter mehrjähriger
Verhandlungen. Seit Kyoto haben die Staaten mit der Absicht weiter verhandelt, auf der COP 6 ein
endgültiges Übereinkommen zu erreichen. Aber in Den Haag waren die Differenzen noch immer zu
groß, besonders zwischen der Europäischen Union und der sogenannten „Umbrella Group“
(Dachgruppe), bestehend aus den USA, Kanada, Japan, Australien, Neuseeland. Der Präsident der
COP 6, der niederländische Umweltminister Jan Pronk, musste zu dem Schluss kommen, dass kein
Konsens hinsichtlich der wesentlichen Teile des Protokolls erreicht werden konnte und dass es daher
unmöglich war, die Aufgabe von COP 6 in Den Haag abzuschließen. Er kündigte an, dass COP 6
unterbrochen und später noch einmal einberufen werden würde. Während der Monate nach COP 6,
Teil I, beschäftigten sich verschiedene Gruppen von Ländern in angestrengten bilateralen
Verhandlungen, Lösungen für die ungelösten Themen zu finden, wie:
1. Wie sollten Senken berechnet werden? Welche Aktivitäten gelten als Emissionsreduktion und wie
sollten sie berechnet werden?
 Die Dachgruppe und die EU diskutierten, ob eine Grenze festgelegt
werden solle für die Reduktionen, die durch Emissionshandel und die
flexiblen Mechanismen CDM und JI erreicht werden. Während die EU
dafür eintrat, dass mindestens 50 % des Reduktionszieles durch eigene
Aktionen erreicht werden sollte, verlangten andere Annex-I-Länder, dass
keinerlei Begrenzungen gesetzt werden sollten. Eine Definition von
„eigenen Aktionen“ war also erforderlich. Darüber hinaus bestanden nach
wie vor Unklarheiten über die Regeln des Emissionshandels.
 Ein anderes Thema, das weiterer Klärung bedurfte, war die
Einhaltepflicht: Welche Regeln sollten für den Fall angewandt werden,
dass ein Staat sein im Kyoto-Protokoll festgelegtes Reduktionsziel nicht
erreicht?
 Schließlich fordern die Entwicklungsländer die Finanzierung von
Projekten im Zusammenhang mit dem Klimawandel, insbesondere die
Ermöglichung effizienterer technologischer Einrichtungen.
Bonner Abkommen
Im März 2001 erklärte Präsident George W. Bush, dass die Vereinigten Staaten nicht bereit seien, das
Kyoto-Protokoll zu ratifizieren; als Grund gab er an, dass die von den Vereinigten Staaten geforderten
Reduktionen den wirtschaftlichen Interessen des Landes zuwiderliefen. Diese unverblümte Ablehnung
beschwor eine neue und gefährlichere Situation herauf. Um ein verbindlicher Text zu werden, muss
das Kyoto-Protokoll von mindestens 55 Länder ratifiziert werden, die zusammengenommen für
mindestens 55% aller CO2-Emissionen der Annex-Staaten im Jahre 1990 verantwortlich sind. Da die
USA für ungefähr 25% verantwortlich sind, muss das Protokoll, um seine Durchführung möglich zu
machen, faktisch von allen übrigen industrialisierten Ländern ratifiziert werden.
Die Europäische Union hat sich immer darauf festgelegt, eine Ratifikation des Protokolls vor dem
UN-Weltgipfel über nachhaltige Entwicklung zu erreichen, der im September 2002 in Johannesburg
stattfinden soll (auch als „Rio + 10“ bezeichnet: 10 Jahre nach der UNCED in Rio de Janeiro). Daher
war die in Bonn im Juli 2001 wieder aufgenommene COP 6, Teil II, von größter Bedeutung. In einer
letzten Anstrengung das Kyoto-Protokoll zu retten gab es keine andere Wahl als ein Übereinkommen
über die Haupthindernisse zu erreichen. Daher war auch die EU, die zwar daran festhielt, dass die auf
die Umwelt bezogene Vollständigkeit des Protokolls unberührt bleiben sollte, zu Konzessionen bereit.
Da andere große Industrienationen, vor allem Japan, eine Hauptrolle in den Verhandlungen in Bonn
spielten, wurden substantielle Zugeständnisse an diese Länder gemacht. Schließlich wurde nach
langen und harten Verhandlungen am 23. Juli 2001 ein Übereinkommen erreicht.
Dieses Bonner Abkommen, ein politisches Übereinkommen, das zwischen den Umweltministern der
Länder erreicht wurde, zielt darauf ab, die Ratifizierung des Kyoto-Protokolls zu erleichtern. Die
Konzessionen, besonders im Hinblick auf die Anwendungen von Senken, haben aber die Effektivität
des Kyoto-Protokolls beträchtlich geschwächt. Für Japan z. B. wurden die Netto-CO2Emissionsreduktionen (nach Kalkulationen des WWF) von 6% in den Jahren 2010 bis 2012 auf nur
1% gesenkt. Darüber hinaus konnte über viele Kernthemen, so wie die Einhaltpflicht, nur ein
undeutliches Abkommen erreicht werden. Viel mehr Arbeit über diese Themen wird noch bei den
nachfolgenden Konferenzen (COPs) geleistet werden müssen. Ein sehr positiver Aspekt des Bonner
Abkommens ist, dass die Nutzung der Kernenergie für CDM-Projekte nicht erlaubt ist.
Zieht man die Bilanz, so ist es klar, dass auf der einen Seite das Bonner Abkommen einen Sieg für die
internationale Gemeinschaft darstellt. Sie hatte den Mut, an dem Kyoto-Protokoll auch ohne die
Vereinigten Staaten festzuhalten. Auf der anderen Seite hat das Bonner Abkommen unleugbar die
Wirksamkeit des Protokolls geschwächt. Das Ergebnis bedeutet de facto, dass die Industrienationen
keine echte Massnahmen zum Schutz der Umwelt ergreifen. Wenn das Protokoll auch überlebt hat,
muss es von den Industrienationen in den kommenden Monaten ratifiziert werden, und es könnte
leicht geschehen, dass noch andere Annex-I-Länder sich von dem Protokoll zurückziehen und damit
den ganzen Prozess noch einmal gefährden. Mit anderen Worten: Die Schlacht ist noch weit davon
entfernt, endgültig geschlagen zu sein.
Was ist die Rolle von Europa in all dem und was können die Kirchen tun? Europa, besonders die
Europäische Union, hat eine entscheidende Führungsrolle während der COP 6 gehabt. Die
europäischen Kirchen sollten ihre Regierungen dazu drängen, ihre Verantwortung wahrzunehmen, das
Kyoto-Protokoll zu ratifizieren und in ihrer Führungsrolle weiterzufahren. Zur gleichen Zeit sollten
die Kirchen wachsam bleiben und unentwegt darauf hinweisen, dass das Kyoto-Protokoll, besonders
nach dem Bonner Abkommen, nur ein kleiner Schritt auf dem Weg zu einem wirksamen Schutz von
Gottes Schöpfung ist.
***
TEIL III
Die Antwort der Kirchen auf die Bedrohung durch den
Klimawandel
Der Ökumenische Rat der Kirchen - die Europäischen Ökumenischen
Versammlungen
Die Römisch-Katholische Kirche
Einleitung
Die Gesellschaft insgesamt war lange Zeit nur wenig überzeugt von der Bedrohung durch den
Klimawandel. Die Warnungen der Wissenschaftler fanden keine Beachtung und eine Haltung von
Gleichgültigkeit beherrschte weite Kreise. Obgleich inzwischen die meisten Menschen Kenntnis von
den wissenschaftlichen Forschungsergebnissen haben, bleibt das Thema vor allem dann ein Tabu,
wenn Folgerungen für den Lebensstil in den Industrienationen zu ziehen sind. Die Kirchen bilden
dabei keine Ausnahme. Sie fühlen sich nicht selbstverständlich zum Handeln aufgerufen. Frühzeitig
haben einzelne Stimmen aus den Kirchen auf das Problem aufmerksam gemacht. In den 70er Jahren
z.B. tauchte die ökologische Krise auf der Tagesordnung des Ökumenischen Rates der Kirchen auf
und zunehmend wurden Anzeichen von Verschlechterung der Umwelt auch auf der Ebene der
Ortsgemeinden angezeigt, insbesondere in der industrialisierten Welt. In den 80er Jahren wurde der
Ernst des Themas Klimawandel von einer wachsenden Zahl von Christen wahrgenommen und
mehrere protestantische Kirchen lenkten mit veröffentlichten Verlautbarungen die Aufmerksamkeit
ihrer Gläubigen auf die neue Herausforderung. Auch die Römisch-Katholische Kirche veröffentlichte
einige Erklärungen zur globalen ökologischen Krise, in der sich ein Hinweis auf den Klimawandel
findet.
Eine Gruppe engagierter Wissenschaftler brachte das Thema mit Nachdruck in die Erste Europäische
Ökumenische Versammlung in Basel 1989 ein und in den frühen 90er Jahren setzte der Ökumenische
Rat der Kirchen sein Programm zum Klimawandel in Gang. Seitdem ist der ÖRK beteiligt in einem
weiten Feld von Aktivitäten, die alle darauf zielen, das Bewusstsein aller Christen und der Gesellschaft
insgesamt zu wecken.
Unzweifelhaft hat jede auf lokaler Ebene durchgeführte Aktion größere Bedeutung als öffentliche
Erklärungen. Während der letzten zehn Jahre haben sich immer mehr christliche Gemeinden beteiligt
an Umweltschutzprogrammen und sind Anwälte eines neuen, verantwortlicheren und
energiebewussteren Lebensstiles geworden. Allerdings gibt es große Unterschiede von Land zu Land
und speziell zwischen West- und Osteuropa. Aber zur gleichen Zeit steigt das Bewusstsein, dass die
europäischen Kirchen mehr Einsatz im Kampf für eine nachhaltige Zukunft aufbringen müssten.
Der Ökumenische Rat der Kirchen und die Europäischen Ökumenischen
Versammlungen
Jaap van der Sar
Auf der Suche nach einer nachhaltigen Gesellschaft in den 70er Jahren
Seit den frühen 70er Jahren steht die Verantwortung für die Umwelt auf der Tagesordnung der
Ökumenischen Bewegung. Erstmalig hat 1974 in Bukarest eine Konferenz des Ökumenischen Rates
der Kirchen über „Kirche und Gesellschaft“ von einer nachhaltigen Gesellschaft (sustainable society)
als einem zu verfolgenden Ziel gesprochen. Die Erklärung lautet :
„Das Ziel muss eine starke, nachhaltige Gesellschaft sein, in der sich jedes Individuum
sicher fühlen kann, das seine Lebensqualität pflegt und verbessert. Wir können bereits einige
unerläßliche Charakteristica dieser stabilen Gesellschaft skizzieren.
Erstens kann soziale Stabiblität nicht erreicht werden ohne eine gerechte Verteilung knapper
Versorgungsgüter und ohne eine gleichberechtigte Mitwirkung an sozialen Entscheidungen.
Zweitens wird eine starke, globale Gesellschaft nur dann nachhaltig sein, wenn der
Nahrungsmittelbedarf jeder Zeit unter der globalen Versorgungskapazität liegt und wenn die
Schadstoffemissionen die Absorbtionskraft des Ökosystems unterschreiten.
Drittens wird die neue soziale Gemeinschaft nur so lange dauerhaft sein, als die
Verbrauchsrate nicht-erneuerbarer Ressourcen nicht das Wachstum jener Energiequellen
überschreitet, die durch technische Neuerungen nutzbar gemacht werden können.
Schließlich erfordert eine nachhaltige Gesellschaft ein Niveau menschlicher Aktivität, das nicht
nachteilig beeinflusst wird von andauernden, großen und häufigen naturbedingten
Veränderungen des globalen Klimas. 2
Hier geht es nicht nur um die Bewahrung der Schöpfung und der Umwelt, sondern ebenso um die
Stellung des Menschen in der Natur und der Welt. Die Erklärung betont, dass Schutz der Umwelt und
soziale Gerechtigkeit Hand in Hand gehen müssen. Viele Umweltschützer der 80er Jahre stimmten mit
dieser Auslegung des Wortes „nachhaltig“ nicht überein. Für die Kirchen jedoch war es eine
Selbstverständlichkeit, dass Sorge für die physische Schöpfung nur dann erfolgreich betrieben werden
kann, wenn Menschen nicht unter Druck stehen durch eine Verminderung fundamentaler Werte wie
Nahrung und Obdach. Konsequenterweise muss Gerechtigkeit Teil dieser Zielsetzung sein.
Die Erkenntnisse der Bukarester Konferenz wurden aufgenommen von der Fünften Vollversammlung
des Ökumenischen Rates der Kirchen in Nairobi (1975), die an die Kirchen appellierte, sich für „eine
gerechte, nachhaltige und partizipatorische Gesellschaft“ einzusetzen.
Der Konziliare Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung der Schöpfung
In den 80er Jahren kam diese Verpflichtung einen Schritt weiter. Auf seiner Sechsten Vollversammlung
in Vancouver (1983) empfahl der Ökumenische Rat der Kirchen seinen Mitgliedskirchen, sich in
einem „konziliaren Prozess gegenseitiger Verpflichtung für Gerechtigkeit, Frieden und die Bewahrung
der Schöpfung“ zu engagieren. Der Vorschlag brauchte einige Zeit, um endgültige Gestalt
anzunehmen. Aber während der ganzen Dekade gab die Formulierung den Kirchen Anleitung, sowohl
auf der globalen als auch auf europäischer Ebene.
Im Bemühen um eine breitere Basis für diese Bewegung berief der Ökumenische Rat der Kirchen
1990 eine Weltversammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ein. In dem
Abschlußbericht hat die Versammlung wiederum großen Nachdruck gelegt auf die Untrennbarkeit der
Belange von Gerechtigkeit und für den Schutz des göttlichen Geschenks der Schöpfung.
„Wir versprechen (feierlich), uns (für folgende Anliegen) einzusetzen. Wir wollen, dass unsere
Kirchen dies ebenfalls tun.

2
Für die gemeinsame Suche nach Möglichkeiten, wie wir in Harmonie mit
der Schöpfung Gottes leben können. Zu diesem Zwecke wollen wir
Konferenz der Abt. Kirche und Gesellschaft des Ökumenischen Rates der Kirchen, Bukarest, 1974, aus dem
Englischen übersetzt, S.12
1.1 unser biblisches Verständnis der Schöpfung vertiefen, alte Traditionen wiederaufleben
lassen (...) und neue theologische Ansätze zum Schöpfungsverständnis und zur Stellung des
Menschen in der Ordnung der Schöpfung entfalten (...);
1.2 in unseren kirchlichen Gemeinschaften einer Spiritualität Raum geben, die den
sakramentalen Charakter der Schöpfung anerkennt und das Konsumverhalten in Frage
stellt;
1.3 Bildungsprogramme entwickeln, die die Achtung vor der Ganzheit der Schöpfung
vermitteln, und in unseren Kirchen ein solches gemeinschaftliches Leben entfalten und so
mit den Ressourcen umgehen, dass daran deutlich wird, dass wir uns der eigenen Würde
von Gottes Schöpfung bewusst sind;
1.4 weltweit und auf Ortsebene mit Umweltschützern, Wissenschaftlern, sozial engagierten
Gruppen, jungen Menschen, Politikern, Wirtschaftlern und Menschen aus anderen
Lebensbereichen und Religionen zusammenarbeiten, die sich für gerechte gesellschaftliche
Verhältnisse einsetzen und mithelfen, das ökologische Gleichgewicht aufrechtzuerhalten
(...);
1.5 Gottes Schöpfungsgabe durch das Miteinanderteilen des Reichtums der Erde schützen und
feiern, damit alle Menschen leben können. (...).
2. Für gemeinsame weltweite, lokale und persönliche Bemühungen um den Schutz und die
Erhaltung der Erdatmosphäre. In diesem Zusammenhang wollen wir
2.1 dafür sorgen, dass wir selbst und unsere Kirchen über ausreichende Informationen über
die derzeitige Krise verfügen, die durch die Störung des chemischen Gleichgewichts und
durch Klimaveränderungen ausgelöst wird;
2.2 die Warnungen der Wissenschaftler und die Erfahrungen der Urvölker sowie auch derer,
die von Klimaveränderungen vermutlich als erste betroffen sein werden, ernst nehmen;
2.3 durch ökumenische Zusammenarbeit Konzepte und Programme ausarbeiten, die Christen
in aller Welt veranlassen, sich an Aktionen zur Stabilisierung der Atmosphäre zu
beteiligen;
2.4 uns an Netzwerken mit anderen Kirchen, Umweltorganisationen, Basisbewegungen
wissenschaftlichen Verbänden und anderen Gruppen beteiligen, die sich um die
Bewusstseinsbildung bemühen und die Ursachen der Zerstörung der Atmosphäre aktiv
bekämpfen;
2.5 die Bemühungen internationaler Organisationen, wie z.B. des UN-Umweltprogramms
(UNEP) und der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO)
unterstützen, den Nationen der Welt Abkommen zur Ratifizierung zu unterbreiten, die die
Erdatmosphäre für die kommenden Generationen schützen.
3. Für einen weltweiten Widerstand gegen die Ursachen der Schädigung der Erdatmosphäre
und für die Bekämpfung ihrer Folgen (...)
3.7 (durch) die Gründung eines internationalen Solidaritätsfonds zur Erhaltung der
Erdatmosphäre (...), der aus der Besteuerung von Kohlendioxyd-Emissionen, die über
dem internationalen Durchschnitt liegen, finanziert wird und dazu verwandt werden
könnte, Entwicklungsländern Technologien zugänglich zu machen, die weniger
umweltschädlich sind, sowie Projekte durchzuführen, die der Entwaldung entgegenwirken
und die Wiederaufforstung unterstützen;
4. Wir rufen die Kirchen auf, die unerlässliche Umkehr aus einem Denken zu fördern, das
unbegrenzten Energieverbrauch und unbegrenztes wirtschaftliches Wachstum stützt (...).
3
5. Wir verpflichten uns persönlich, die Verwirklichung dieser Ziele zu fördern
und zu erleichtern (...).“ 3
Ökumenischer Rat der Kirchen (Hrsg): „Die Zeit ist da, Schlussdokumente und andere Texte“ der
Weltversammlung für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung, Seoul 1990, Genf 1990 – zitiert
nach der endgültigen, überarbeiteten Fassung des Schlussdokuments, übersetzt vom Sprachendienst des
ÖRK, S 35-38.
Wachsendes Bewusstsein einer bedrohlichen Klimaänderung
In den 80er und frühen 90er Jahren begann ein Bewusstsein des Klimaproblems in den christlichen
Kreisen zu wachsen. Einige kirchliche Aktionsgruppen, vornehmlich protestantische, initiierten
Kampagnen, um das Gewissen der Öffentlichkeit zu wecken. Etliche Kirchen gaben Erklärungen ab
(Vereinigte Kirche von Kanada, Presbyterianische Kirche der Vereinigten Staaten, Kirche von
Schweden, EKD, Schweizer Protestantische Föderation, Holländische Kirchen) und der Papst widmete
einen Abschnitt seines Briefes anlässlich des Weltfriedenstages (1990) der Bedrohung durch den
Klimawandel. Ein konsequentes Zeugnis kam vom Ökumenischen Patriarchat von Konstantinopel,
zunächst durch Dimitrios I und später durch Bartholomäus I.
Gelegentlich der Ersten Europäischen Ökumenischen Versammlung in Basel (1989) waren sich die
Vereinigte Kirchen von Kanada und die Schweizer Protestantische Föderation einig, gemeinsam eine
Konferenz von Kirchen in industrialisierten Ländern einzuberufen, um miteinander ihre
Verantwortung zu bedenken. Diese Übereinkunft nahm Gestalt an während der Weltversammlung in
Seoul, und im Januar 1991 wurde eine Konferenz nach Gwatt, Schweiz, einberufen, in die
protestantische und Orthodoxe Kirchen und auch einige Römisch-katholische Bischofskonferenzen
einbezogen waren. Der Bericht der Konsultation legt das Gewicht auf die besondere Verantwortung
der industrialisierten Länder.
Die Nutzung fossiler Brennstoffe wird als eigentliche Grundlage des westlichen Lebensstiles
angesehen. Ohne diese Energiequellen wären die gegenwärtigen Verhaltensmuster des Konsums und
der Mobilität nicht möglich. Die in der Erde in Millionen von Jahren entstandenen Energiereserven
weisen nach einer verhältnismäßig kurzen Zeit Anzeichen der Ausschöpfung auf. Da sie nicht wieder
aufgefüllt werden können, muss Gewicht auf erneuerbare Energien gelegt werden. Um das zu
erreichen sind neue Technologien erforderlich – und auch bei Entwicklung neuer Technologien ist
ungewiss, ob das gegenwärtige Niveau des Energieverbrauches beibehalten werden kann. Kirchen
tendieren dazu, die Zwiespältigkeit von Technologie zu betonen. Allgemein jedoch wird sie als neutral
betrachtet; die entscheidende Frage ist, wofür sie von Menschen in Anspruch genommen wird.
Obwohl Gerechtigkeit einen Technologietransfer von den industrialisierten Nationen zu den
Entwicklungsländern erfordert, zeigen die Erfahrungen, dass dies nicht geschieht. Im Allgemeinen
profitieren Arme nicht von neuen Technologien, weil solche Übermittlung die Erlöse der Reichen und
Mächtigen schmälern würde.
Die Arbeit des Ökumenischen Rates der Kirchen
Der Ökumenische Rat der Kirchen hat die Vorschläge der Weltversammlung in Seoul (1990) und der
europäisch/amerikanischen Konferenz in Gwatt dadurch aufgenommen, dass er sich für Aktivitäten in
Sachen Klimawandel einzusetzen begann. Er entsandte Beobachter zu mehreren Tagungen der
Vereinten Nationen, die an dem Entwurf eines Rahmenabkommens für den Klimawandel (UNFCCC)
arbeiten, und 1992 gelegentlich des Weltgipfels (Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und
Entwicklung, UNCED) eine spezielle Kirchenkonferenz organisierten, um die Überzeugungen von
Christen bekannt zu machen und gleichzeitig die Aufmerksamkeit der Kirchen auf die Bedeutung der
UN-Konferenz (UNCED) zu lenken. Dabei waren alle Teile der Welt vertreten.
In den Jahren nach der Rio-Konferenz hat der ÖRK seine Aktivitäten fortgesetzt. Auf der einen Seite
beobachtete er regelmäßig und kritisch die Verhandlungen über die Klimakonvention; an allen
Konferenzen über die einzelnen Abschnitte (COPs) war eine Projektgruppe von Kirchenleuten
beteiligt. Andererseits widmete der ÖRK viel Zeit und Energie für Überlegungen, welche Folgerungen
sich aus dem Klimawandel für das Zeugnis der Kirchen ergeben. Drei Konsultationen sind abgehalten
worden mit Vertretern von allen Kontinenten, unterschiedlicher Denominationen und verschiedenen
Einstellungen zu Natur und Umwelt. Die erste, bald nach Rio, ergab ein Studienhandbuch für die
Kirchen, das unter dem Titel „Beschleunigter Klimawandel : Zeichen der Gefahr, Test für den
Glauben“ im Jahre 1994 in Genf erschien.
1997 gab der ÖRK in Kyoto eine kurze Erklärung heraus, jetzt zitiert als „Gerechtigkeitserklärung“
(Justice Statement), in der unterstrichen wird, dass Klimawandel zu neuen Formen der
Ungerechtigkeit führt. Der Lebensstil in den industrialisierten Ländern verursacht ungeheueres Leiden
der Armen. Gerechtigkeit erfordert Verantwortung zu übernehmen, und alle Anstrengungen sind
solange vergeblich, wie die entwickelten Staaten versäumen, gemäß ihrer Verantwortung zu leben.
Keine gemeinsame Politik wird so erreicht werden, um den Ausstoß von Treibhausgasen zu
verringern. Die Erklärung ist sehr klar und stellt eine repräsentative Zusammenfassung der
Überzeugungen dar, die in der ökumenischen Bewegung gewachsen sind. Das Eintreten für die
Bewahrung der Schöpfung muss verbunden werden mit dem Eintreten für soziale Gerechtigkeit.
Gerechtigkeit muss der Ansatzpunkt sein, wenn wir bestimmen, was Nachhaltigkeit ist. Die
Gerechtigkeitserklärung macht geltend:
„Gerechtigkeit bedeutet, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen.
Gefördert durch das derzeitige Wirtschaftsmodell waren und sind die Reichen der Welt
verantwortlich für eine übergroße Mehrzahl an Emissionen, die den von Menschen
verursachten Klimawandel auslösen, aber sie sind nicht willens, ernsthaft ihre Verantwortung
einzugestehen und in neue Handlungsweisen zu übertragen. Es ist schon ironisch, wenn
Länder, die ihre einheimischen Rechtsprinzipien rühmen, sich als Herren des Rechts fühlen,
wenn es um ihre internationalen Verpflichtungen bezüglich des Klimawandels geht.
Gerechtigkeit bedeutet, zur Rechenschaft gezogen werden für gegebenes
Versprechen. Die Reichen der Welt haben ihr Versprechen von Rio gebrochen, bis zum Jahr
2000 die Emissionen auf dem Stand von 1990 zu stabilisieren und sie zeigen bis jetzt keine
Einsicht in ihr Versäumnis.
Gerechtigkeit bedeutet, Verantwortung für das Leiden zu übernehmen, das an anderen verursacht
wird (...).
Gerechtigkeit bedeutet, zur Rechenschaft gezogen werden für Missbrauchen der
Macht (...).
Gerechtigkeit bedeutet, die Ressourcen der Erde gerecht zu teilen.
Millionen von Menschen mangelt es an den Erfordernissen für einen annehmbaren
Lebensstandard. Es ist der Gipfel an Überheblichkeit, wenn vorgeschlagen wird, den Armen
restriktive Verpflichtungen aufzuerlegen, um Verfehlungen der Reichen auszugleichen. Der
Überverbrauch der Reichen kann ebenso wenig Maßstab für die Lebensqualität aller sein wie
der Mangel der Armen.
Gerechtigkeit verlangt Wahrheit (...).
Gerechtigkeit erfordert Rechtschaffenheit (...).
Gottes Gerechtigkeit ist streng, aber nicht grausam. Wir alle hier in Kyoto sind als Brüder
und Schwestern gleich vor Gott in der Gemeinschaft der Schöpfung – einer Schöpfung, die
wir alle heil und blühend erhalten wollen für zukünftige Generationen.
Mit den Feststellungen über das Gutsein der Schöpfung (Gen 1,25) fordert Gott uns
freundlich auf, alle Formen des Lebens zu achten.“ 4
Die Aktivitäten des ÖRK beschränkten sich nicht auf die internationale Ebene. Er hat ebenso regionale
Bemühungen angeregt durch Hilfe bei der Durchführung von Konferenzen in Asien, Afrika und
Europa und durch Unterstützung von Aktivitäten zur Förderung eines vertieften Bewusstseins für die
Erfordernisse der Nachhaltigkeit. Dabei hat sich herausgestellt, dass der entscheidende Beitrag der
Kirchen in der Einbeziehung der örtlichen Bevölkerung liegt, die jetzt ihre Fragen stellen und auf
persönlicher und kommunaler Ebene Aktionen vorschlagen. Nur wenn diese unterste Ebene zu
Veränderungen bereit ist, kann nationale und internationale Politik für die vorgesehene Verminderung
der Treibhausgase sorgen.
4
Ökumenischer Rat der Kirchen, Justice Statement, Genf 1997 – aus dem Englischen übersetzt.
Aus dieser Perspektive entschloss sich der ÖRK 1995, eine Kampagne für eine „Petition zum
Klimawandel“ in Gang zu setzen. Die Kirchen in den industrialisierten Ländern wurden zur
gleichzeitigen Beteiligung eingeladen. Die Unterzeichner der Petition forderten nicht nur strengere
Maßstäbe auf internationaler Ebene; sie erklärten zugleich ihre Bereitschaft, die daraus entstehenden
Konsequenzen für ihr eigenes Leben zu tragen. Die Petition wurde der UNO in Bonn im März 1997
übergeben.
Der ÖRK geht über diese Aktivitäten hinaus auch Problemstellungen nach, die mit dem Klimawandel
verbunden sind. Da der motorisierte Verkehr die Ursache für den Ausstoß enormer Mengen an
Treibhausgasen ist, wurde 1996 ein Studienprojekt unter dem Titel „Nachhaltige weltweite Mobilität“
begonnen. Damit sollte versucht werden, alternative Lösungen zu finden für die augenblicklichen
Trends im Verkehrs- und Transportwesen. Die Studie läuft noch.
Angesichts der Tatsache, dass nach Kyoto die Verhandlungen sich zunehmend auf Nebenschauplätze
wie Emissionshandel, Mechanismus Saubere Entwicklung (Clean Development Mechanism = CDM)
konzentrierten, führte der ÖRK im Jahr 2000 in Saskatoon, Kanada, eine Konsultation durch, um die
Verantwortungslosigkeit der Industrienationen zu analysieren und anzuprangern. Die Erklärung der
Konsultation stellt fest:
Handelsmechanismen wie mit den Flexibilitätsmechanismen (CDM) vorgeschlagen werden,
würden die Prinzipien der Gleichbehandlung und der Gerechtigkeit schwer in Mitleidenschaft
ziehen. (...) Die Festschreibung des Systems, das auf geschichtlich gewachsenen
Emissionsmustern basiert, zementiert das Gefälle der Gleichberechtigung zwischen Arm und
Reich im Hinblick auf die Nutzung von Ressourcen und ökologischem Raum im Gemeingut
Atmosphäre.5
Das Modell der Atmosphäre als globales Gemeingut (Globel Atmospheric Commons Modell)
würde auf der gerechten Zuteilung von Emissionsrechten nach dem Prinzip des (...) Pro KopfKonvergenzgrenzwertes (d.h. auf Dauer gesehen nachhaltig) aufbauen. (...) Bei diesem
alternativen Modell müssten Länder, die das globale Gemeingut Atmosphäre über das
Konvergenzniveau hinaus belasten, eine Strafe in einen Fonds für die Weltatmosphäre einzahlen.
(...) Der Fonds würde verarmten Ländern und Transformationsländern helfen, ihre Wirtschaft von
fossilen Brennstoffen unabhängig zu machen und auf erneuerbare Energiequellen wie Sonnenund Windenergie, Biomasse und kleine Wasserkraftwerke umzustellen. (...)“ 6
Der ÖRK setzt seine Arbeit in diesen Aufgabenfeldern fort. Seine Bemühungen werden unterstützt von
einer steigenden Zahl seiner Mitgliedskirchen, die sich zunehmend der Bedrohung durch den
Klimawandel bewusst werden.
Die Europäischen Ökumenischen Versammlungen in Basel und Graz
Die europäischen Kirchen sind seit einer beachtlichen Zeit in Umweltschutzaktivitäten engagiert. Die
Erste Europäische Ökumenische Versammlung in Basel (1989) hat diese Verpflichtung klar
ausgedrückt. Sie konzentrierte sich nicht nur auf die politische Situation in Europa, die zu dieser Zeit
voller Unsicherheiten war, sondern versuchte den größeren Herausforderungen zu begegnen, die mit
dem Konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung ins Blickfeld
gekommen waren. Die Delegierten verpflichteten sich zu einer Fortsetzung ihres Einsatzes in diesen
Problemfeldern. Die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung (Graz 1997) war noch deutlicher
in dieser Hinsicht:
5
6
Ökumenischer Rat der Kirchen, Die Erdatmosphäre – verantwortliches Handeln und gerechtes
Miteinanderteilen für ein globales Gemeingut – eine Stellungnahme des ÖRK zu Klimawandel und
Gerechtigkeit, Genf 2000; Abschnitt 3.5, S.12f; übersetzt vom Sprachendienst des ÖRK
s. Anmerkung 5, hier Abschnitt 4.5, S. 16.
„Wir sind (zufällig) die erste
Generation in der langen
Geschichte der Menschheit, denen
es vergönnt ist, diese Erde von
außen zu sehen. Wir nehmen sie
als den <blauen Planeten> wahr,
umgeben von dünnen Luft- und
Gasschichten, wie verloren in der
ungeheuren Weite des
Universums. Umso größer ist
unser Erstaunen darüber, dass
diese Erde solch eine
unermessliche Vielfalt von
Lebewesen beherbergt. Wir
beginnen zu lernen, dass dieser
Planet klein, endlich, und
verletzlich ist, während wir
gewohnt waren, ihn für <eine
grenzenlose Welt> zu halten.
Darum nahmen wir uns auch die
Freiheit, die Güter der Erde ohne
Rücksicht auf ihren Eigenwert und
ohne Beachtung ihrer
Begrenztheit auszubeuten.
Jetzt wird uns bewusst, dass wir dabei sind, die
Grenzen ihrer Belastbarkeit zu überschreiten
und damit den Haushalt aller Kreaturen, der
auch unser eigenes Heim ist, zu verwüsten.
Versöhnung mit der Natur heißt darum unter
anderem für uns, die Integrität der
klimatischen Bedingungen und der
ökologischen Systeme zu bewahren und das
Recht aller Lebewesen auf die
Unverletzlichkeit ihrer
genetischen Eigenart zu achten.“ 7
Die Versammlung hat außerdem vorgeschlagen, dass die Kirchen ein Europäisches Netzwerk für
Umweltfragen einrichten. Als ein Ergebnis dieser Empfehlung wurde das Europäische Christliche
Umweltschutznetzwerk (ECEN) gegründet, das den europäischen Kirchen helfen möchte, ihre
Verantwortlichkeiten gegenüber dem Schöpfer und der Schöpfung zu erfüllen, und zwar
Verantwortlichkeiten, die auch die Ortsgemeinden in die Pflicht nehmen. Manche Aufgaben sind als
gemeinsames Handeln mit dem ÖRK konzipiert, z.B. die Fortsetzung der Arbeit an dem Projekt
„Nachhaltige Mobilität“.
***
7
Basistext A 30, in : Versöhnung – Gabe Gottes und Quelle neuen Lebens. Dokumente der Zweiten
Europäischen Ökumenischen Versammlung in Graz, herausgegeben vom Rat der Europäischen
Bischofskonferenzen (CCEE) und der Konferenz Europäischer Kirchen (KEK), Verlag Styria Graz 1998,
Seite 49f.
Die Römisch-Katholische Kirche
Karl Golser
In der vorangehenden Zusammenstellung der Antworten der Kirchen zum Klimawandel (The
Churches’ response to Climate Change) ist ja schon auch die Römisch-Katholische Kirche erwähnt
worden, die den konziliaren Prozess für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung
mitgetragen hat und die mit ihren Delegierten an der Ausarbeitung der Dokumente der Ersten und
Zweiten Europäischen Ökumenischen Versammlung von Basel (1989) und Graz (1997) beteiligt war.
Ebenso wurde die Botschaft des Papstes Johannes Pauls II. zum Weltfriedenstag 1990 “Friede mit Gott
– Friede mit der ganzen Schöpfung“ erwähnt.
Die ökologische Thematik ist ein Problemfeld, auf dem von Anfang an je nach den Umständen die
ökumenische Zusammenarbeit keinen Schwierigkeiten begegnet ist. So wurden gerade in
deutschsprachigen Ländern von den christlichen Kirchen gemeinsam erarbeitete Erklärungen
veröffentlicht, so zum Beispiel in Vorbereitung auf die Europäische Ökumenische Versammlung von
Basel die sogenannte Erklärung von Stuttgart „Gottes Gaben – Unsere Aufgabe“ der
Arbeitsgemeinschaft christlicher Kirchen in der Bundesrepublik Deutschland und Berlin (1988) oder
die gemeinsam von der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) und dem Rat der Evangelischen Kirchen
in Deutschland (EKD) herausgegebenen Texte „Verantwortung wahrnehmen für die Schöpfung“
(1985) und wiederum „Für eine Zukunft in Solidarität und Gerechtigkeit“ (1997). Speziell zum
Klimawandel wurde im Jahre 1990 eine von K. Lehmann und M. Kruse unterzeichnete gemeinsame
Erklärung zu dem Bericht der Enquète-Kommission deutschen Bundestages zum Schutz der
Erdatmosphäre veröffentlicht.
Wachsende Aufmerksamkeit
Spezifisch für die Römisch-Katholische Kirche ist sicherlich eine starke Betonung des kirchlichen
Lehramtes auf den verschiedenen Stufen, vom Papst und den zentralen päpstlichen Gremien
angefangen bis zu den Bischofskonferenzen der Länder und den Hirtenbriefen einzelner Bischöfe. Wir
finden hier eine wachsende Berücksichtigung der Verantwortung für die Umwelt. In den fünfziger und
sechziger Jahren sind es noch Stellungnahmen zu Einzelfragen wie zum Fortschritt, der Technik, auch
zur Kernenergie. Eine explizite Wahrnehmung der ökologischen Krise ist schon 1971 feststellbar, ein
Jahr vor Erscheinen des Berichts über die Grenzen des Wachstums des Clubs of Rome, und zwar im
Dokument der römischen Bischofssynode „De iustitia in mundo“ und im Apostolischen Schreiben
Papst Pauls VI „Octogesima adveniens“. Dort heißt es z.B. in Nr. 21: „Plötzlich wird der Mensch sich
heute bewusst, infolge seiner unbedachten Ausbeutung der Natur laufe er Gefahr, diese zu zerstören
und selbst zum Opfer ihrer auf ihn selbst zurückschlagenden Schändung zu werden“.
Ausführlicher und schon differenziert ist Paul VI. auf Umweltfragen in seiner Botschaft an die
Internationale Umweltschutzkonferenz von Stockholm 1972 eingegangen. Zwanzig Jahre später,
anlässlich der Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung (UNCED) von Rio de
Janeiro im Jahre 1992, wird vom Hl. Stuhl ein eigenes Aide-Mémoire „Integrität der Schöpfung und
Achtung vor dem Leben“ veröffentlicht, in dem die verschiedenen Aktionen des Vatikans zur
Umweltfrage dokumentiert werden. Beachtenswert ist auch die Rede des Kardinalstaatssekretärs
Angelo Sodano auf der UNCED-Konferenz von Rio de Janiero. Welche Bedeutung der Vatikan diesem
Ereignis beigemessen hat, bezeugen auch die in 13 fortlaufenden Nummern der Tageszeitung
L’Osservatore Romano dazu erschienenen Beiträge und Studien. Der Vatikan hat durch seine
diplomatischen Vertretungen bei der UNO und deren Unterorganisationen, aber auch bei den
europäischen Gremien und den Einzelstaaten viele Möglichkeiten der Einflussnahme wahrgenommen
und eine Reihe von Stellungnahmen abgegeben, die im einzelnen gar nicht alle dokumentiert werden
können.
Päpstliche Ansprachen
Vor allem war es der Päpstliche Rat „Iustitia et Pax“, der diese Problematik laufend verfolgt hat und
der zum Beispiel auch die Texte für die jährlichen Botschaften zum Weltfriedenstag redigiert. Ebenso
müsste die Päpstliche Akademie der Wissenschaften erwähnt werden, die mehrmals Umweltthemen in
ihren Jahresversammlungen behandelt hat, z.B. 1990 die tropischen Ökosysteme oder 1999 die
nachhaltige Entwicklung. Bei diesen Tagungen gibt es für gewöhnlich eine Audienz mit einer
Ansprache des Papstes. So sagte der Papst z.B. am 12.3.1999 den Mitgliedern der Akademie: „Damit
der Planet morgen bewohnbar sei und alle ihren Platz darauf haben, fordere ich die öffentlichen
Obrigkeiten und alle Menschen guten Willens auf, ihr tägliches Verhalten und ihre Entscheidungen,
die getroffen werden müssen, zu hinterfragen. Sie dürfen nicht von endlosem und ungezügeltem
Trachten nach materiellen Gütern bestimmt sein ohne Rücksicht auf den Rahmen, in dem wir leben
und der so sein muss, dass er die Grundbedürfnisse der jetzigen und zukünftigen Generationen
befriedigen kann. Diese Achtsamkeit bildet einen wesentlichen Aspekt der Solidarität zwischen den
Generationen.“
In seinen verschiedenen Ansprachen, sei es auf den Pastoralreisen, aber auch bei Generalaudienzen
oder vor Kongressteilnehmern sowie vor diplomatischen Vertretern hat der Papst immer wieder die
ökologische Problematik berührt, sei es in spiritueller Rücksicht, sei es als Appell für eine
„ökologische Umkehr“ (Generalaudienz vom 17.01.2001). In den großen Dokumenten, vor allem in
den Enzykliken, ist die Verantwortung für die Schöpfung ein konstantes Thema, angefangen von der
ersten Enzyklika „Redemptor Hominis“ vom 4.3.1979 (Nr. 8 und Nr.15) bis zu den großen
Sozialenzykliken „Sollicitudo rei socialis“ (1987, Nr.34), „Centesimus Annus“ (1991, Nr.38), die den
Begriff „Humanökologie“ prägt, und „Evangelium vitae“ (1995, vgl. Nr.10, 27, 34, 42). In dem in
Mexico City im Januar 1999 vorgestellten apostolischen Schreiben „Ecclesia in America“ wird in der
Nr. 56 unter den „himmelschreienden Sünden“ auch die unverantwortliche Zerstörung der Natur und
eigens die unkontrollierte Emission von Treibhausgasen sowie das dramatische Problem der
Waldbrände mit der systematischen Zerstörung des Regenwaldes erwähnt (Nr.25).
Bischofskonferenzen
Was die Lehramt der Römisch-Katholischen Kirche auf der Ebene der Bischofskonferenzen und
einzelner Diözesen betrifft, so ist eine Überblick relativ schwierig. Es gibt einige bibliographische
Zusammenstellungen, darunter auch eine vom Päpstlichen Rat Iustitia et Pax erstellte, oder eine
Bibliographie, welche die Italienische Bischofskonferenz in ihrer Homepage veröffentlicht hat
(http://www.chiesacattolica.it/cci/cei/uffici/unpsl/index.html). Erwähnen möchte ich vor allem das
bisher umfassendste Dokument, das die Kommission für gesellschaftliche und soziale Fragen der
Deutschen Bischofskonferenz im Oktober 1998 mit dem Titel „Handeln für die Zukunft der
Schöpfung“ herausgegeben hat, das bei der Beschreibung der Symptome der Umweltkrise als erstes
die „Störungen des globalen Klimasystems“ (Nr.15,17) sachkundig und differenziert behandelt.
Das Problem bei der Wahrnehmung der Schöpfungsverantwortung, speziell auch für das Klima,
besteht nicht so sehr in dem Mangel an theoretischen Stellungnahmen. Solche sind in Menge
vorhanden, auch wenn sie vielleicht zu wenig in übersichtlicher Form der Weltkirche vorgestellt sind.
Dafür sollte das für Herbst 2001 erwartete vom Päpstlichen Rat Iustitia et Pax herausgegebene
Kompendium Christlicher Soziallehre Abhilfe schaffen, das im Kontext der Menschenrechte und des
Friedens auch die Schöpfungsverantwortung behandeln soll. Das Problem besteht vielmehr in der
konkreten Umsetzung auf der Basis der christlichen Gemeinden und auch in deren Synergie mit dem
politischen Engagement für den von Rio de Janeiro angestoßenen Agenda 21-Prozess. Einige
ermutigende Beispiele gibt es sicherlich.
Es ist aber noch viel Bewusstseinsbildung und Erziehungsarbeit zu leisten. In diesem Kontext sind
auch die vom Sekretariat der Rates der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE) veranstalteten
Konsultationen für Umweltbeauftragte bei den Europäischen Bischofskonferenzen zu sehen, die nun
schon zum dritten Mal stattgefunden haben (1999 in Celje-Slowenien, 2000 in Bad HonnefDeutschland und 2001 in Badin-Slowakei), deren Ergebnisse und Schlussfolgerungen ja den einzelnen
Bischofskonferenzen zugeleitet werden und so auch verschiedene ermutigende Initiativen zur Folge
hatten, die dann als Anregung in den Konsultationen selbst weitervermittelt werden (vgl. die
entsprechende Dokumentation in der Homepage der CCEE:
www.kath.ch/ccee/deutsch/arbeitsfelder/umwelt.htm, oder in anderen Sprachen, z.B.
www.kath.ch/ccee/english/fields/environment.htm).
***
TEIL IV
Die Herausforderung für Europa
Klimawandel in europäischer Perspektive – West und Ost
Klimaschutz, eine Aufgabe für die Kirchen in Westeuropa
Eine Stimme aus Deutschland
Klimawandel und die Kirchen in Zentraleuropa
Eine Stimme aus Tschechien
Klimawandel und die Kirchen in Osteuropa
Eine Stimme aus Russland
Eine Stimme aus Armenien
Globale Erwärmung – eine afrikanische Perspektive
Eine Stimme aus Kenia
Einleitung
Dieser Teil handelt von Europa – West und Ost. Den europäischen Nationen fällt eine besondere
Verantwortung zu. Wie wir gesehen haben, hängt von ihrem Verhalten vieles im derzeitigen Stillstand
der Verhandlungen über den Klimawandel ab. Die Verantwortung ist im Westen und im Osten Europas
nicht genau die gleiche, letztlich geht es aber um dieselbe Herausforderung – wie kann Europa
konstruktiv zu einer gemeinsamen Aktion aller Nationen beitragen? Und welches Zeugnis haben die
Kirchen in dieser Hinsicht abzulegen?
Der erste Artikel gibt eine kurze Übersicht über die Probleme des Klimawandels, wie sie sich heute in
beiden Teilen des Kontinentes stellen. Dieser Darstellung folgen drei Zeugnisse – eines aus
Deutschland, eines aus Tschechien und eines aus Armenien. Am Schluss lassen wir – mit Absicht eine Stimme aus Afrika zu Worte kommen. Es ist unserer Ansicht nach wichtig, dass Europäer
anfangen, ihre eigene Rolle durch die Augen der Länder im Süden zu sehen und zu verstehen.
Klimawandel in europäischer Perspektive - West und Ost
Lynne Clark
Europa und die internationale Szene
Die letzten zehn Jahre waren in der europäischen Klimapolitik eine spannende Zeit. Die Europäische
Union drängte international darauf, dass Fortschritte erzielt wurden. Sie befand sich dabei meistens in
Opposition zu den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien und Japan. Diese nicht-europäischen
Industrienationen wenden ein, dass die Europäische Union über Reduktionsziele leicht reden habe, da
ja zwei der größten ihrer Mitgliedstaaten, Großbritannien und Deutschland, ihre Emissionen bereits
gesenkt haben, nicht als Resultat einer verordneten Politik, sondern als das Ergebnis eines historischen
‚Zufalls’. Großbritannien ging in den 1980er Jahren für die Stromerzeugung in massivem Umfang von
der Kohle zu Gas über – mehr aus politischen als aus Umweltgründen. Und in Deutschland brachen im
Zuge der Wiedervereinigung grosse Teile der Industrie zusammen; die CO2 Emissionen gingen darum
erheblich zurück.
Dazu setzte die EU zum Ärger der nichteuropäischen Industrienationen ein internes
Verteilungsübereinkommen fest, durch das das Reduktionsziel der gesamten EU von minus 8% neu
verteilt wurde, sodass jene Länder, die als Entwicklungsländer betrachtet werden, nämlich Portugal,
Irland, Spanien und Griechenland, ihre Emissionen nach wie vor steigern dürfen (siehe Tabelle 1).
Die Politik der EU lässt sich aber im internationalen Zusammenhang durchaus verteidigen:
1. Im Vergleich zu den Vereinigten Staaten, Australien und Kanada sind die ProKopf-CO2-Emissionen in Europa viel niedriger (in den USA 20,5 t CO2 pro Person und Jahr, in
Schweden zB. 6,1 t). Japan hat Pro-Kopf-Emissionen, die mit europäischen Niveaus vergleichbar
sind.
2. Großbritannien und Deutschland haben sich zu nationalen Reduktionszielen verpflichtet, die über
ihrem EU-Anteil liegen. Großbritannien will bis 2010 die CO2-Ausstösse um 20%, Deutschland
bis 2005 um 25% senken.
3. Dieser Lastenausgleich ist nicht eine Manipulation mit Zahlen, um das Ziel leichter erreichbar zu
machen. Er entspringt der verantwortlichen Überlegung, in gewissen Teilen der Europäischen
Union eine weitere wirtschaftliche Entwicklung zu ermöglichen.
4. Drei der vier Länder, deren Emissionen weiter steigen dürfen – Portugal, Griechenland und Irland
– steuerten im Jahre 1990 nur 4,6 % der gesamten europäischen CO2-Emissionen bei, (ihr Anteil
an der Bevölkerung betrug 6,6%). Spanien profitiert von dem Lastenausgleich vermutlich am
meisten. Eine neue Einschätzung mag sich früher oder später aufdrängen. Wie dem auch sei, die
Pro-Kopf-Emissionen sind für eine Industrienation mit 6,5 t auch hier noch immer
verhältnismäßig tief.
Die Europäische Union
Verkehr
Betrachtet man die Forderung nach Reduktionszielen näher, zeigt sich sofort, dass der Verkehrssektor
das grösste Problem darstellt. In vielen Ländern werden über ein Drittel der Emissionen fossiler
Brennstoffe durch den Verkehr verursacht. Solange unser Lebensstil weiterhin durch das Automobil
geprägt wird, ist nicht damit zu rechnen, dass sich daran etwas ändert. Gewiss können Automobile
konstruiert werden, die weniger Treibstoff konsumieren. Auch das wird aber nicht viel helfen – sie
werden dann einfach noch häufiger gebraucht. Auch höhere Steuern auf Diesel und Benzin werden uns
nicht abschrecken; sie bringen das zusätzliche Problem mit sich, dass Regierungen von
Steuereinkünften abhängig werden.
Die Investition in einen
sicheren, sauberen und
effizienten öffentlichen
Verkehr, in rad- und
fußgängerfreundliche Städte
und in Frachtenzüge sind
Vorschläge, die immer wieder
gemacht werden. Sie würden
auch Vorteile für die
Gesundheit bringen. Die
Unfähigkeit der westlichen
Demokratien, der Autolobby
die Stirn zu bieten, ist aber
offensichtlich. Und
gleichzeitig verlocken uns die
Fluglinien zu kurzen
Billigflügen (60% aller Flüge,
die von Schiphol ausgehen,
betreffen Entfernungen von
weniger als 800 km). Fliegen
ist die Transportform, die pro
Kilometer die grösste Verschmutzung verursacht. Und doch wird das Fliegen subventioniert. Denn
einer der Gründe, warum Fliegen billiger als eine Zugreise sein kann, ist der Umstand, dass auf
Flugbenzin keine Steuer und, in den meisten Ländern, auf Flugscheine keine Mehrwertsteuer erhoben
wird. Darüber hinaus werden die CO2-Emissionen von internationalen Flügen nicht bei der
Berechnung der nationalen Emissionen nicht angerechnet.
Energie
Die Lage im Energiesektor – hauptsächlich Gas und Elektrizität – ist ein wenig besser als im
Verkehrssektor. Von grösster Dringlichkeit im Energiesektor sind eine konsequente Gesetzgebung,
Investition in Energieeffizienz und die Entwicklung erneuerbarer Energien, während auf der anderen
Seite staatliche Subventionen für die Ausbeutung von Kohle und Atomkraft zurückgestuft werden
sollten. Noch unentschieden ist die Definition von erneuerbarer Energie. Umweltschützer treten dafür
ein, dass nur Windenergie, Solarzellen (Photovoltaikzellen), Sonnenthermalenergie,
Kleinkraftwasserwerke, geothermische Energie und möglicherweise ein guter Umgang mit Biomasse
(Elektrizität aus der Verbrennung von Bäumen und Pflanzen) eingeschlossen werden sollten. Einige
Länder wollen auch die Abfallverbrennung und selbst Torf als erneuerbare Energie angesehen wissen.
Im Bereich der Gesetzgebung sind bisher nur kleine Schritte gemacht worden. Es gibt Pläne, in den
EU-Ländern die erneuerbare Energie bis 2010 um 12% erhöht werden soll, was einer Verdoppelung
des gegenwärtigen Niveaus gleichkäme. Eine Regelung für EU-weite Standards hinsichtlich der
Energieeffizienz in neuen Bauwerken ist auf dem Weg. Einige Erfolge sind auf nationalem Niveau
erzielt worden. Dänemark gewinnt heute 13% seiner Elektrizität aus erneuerbaren Quellen, die
Ausbeutung von Windenergie steigt in Deutschland und in Spanien rasch an, und Blockheizkraftwerke
werden als ein sehr nützlicher Beitrag zur Energieeffizienz anerkannt. Blockheizkraftwerke
(cogeneration) ist das sehr sensible System, durch das Dampf und heiße Gase, Beiprodukte der
Elektrizitätserzeugung, wieder verwendet werden. Zum Beispiel: Eine alte kohlebefeuerte Kraftanlage
ist zu rund 30 % effizient; eine neue gasgefeuerte Kraftstation mit einer Blockheizkraftwerkseinheit
kann zu 80 % effizient sein. In Finnland, Dänemark und in den Niederlanden werden mehr als 25 %
der Energie durch Cogeneration gewonnen.
Gleichwohl, solcher vorsichtiger Optimismus muss durch die Feststellung gedämpft werden, dass
unser Energiebedarf durch Gesellschaften gedeckt wird, deren Profite an die Menge von Elektrizität
und Gas gebunden sind, die sie verkaufen. Je weniger energieeffizient unsere Häuser sind, desto
grösser ist ihr Profit. Wenn das in der Weise geändert werden könnte, dass sie stattdessen eine
vereinbarte Menge an Wärme und Licht mit jeglichen Ersparnissen aus dem Wirkungsgrad zu ihrem
Profit liefern, würden wir mit Angeboten von energiesparenden Glühbirnen und Hausisolationen
überschwemmt werden. Unglücklicherweise sind wir noch weit von dieser Situation entfernt. Sie
könnte sich mit der Liberalisierung des Energiemarktes der EU, die für 2005 geplant ist, noch weiter
verschlechtern.
Osteuropa
Energie
In einer umweltfreundlichen Welt hätte der Zusammenbruch der Wirtschaft in Zentral- und Osteuropa
die perfekte Gelegenheit zu einer umfassenden Sanierung sein können. Vor 1990 basierte die Industrie
auf ineffizienten, schmutzigen, kohlenbefeuerten Kraftwerken und überholten unsicheren
Atomanlagen. Die Restrukturierung hätte eine Investition in die Blockheizkraftwerke (cogeneration),
Energieeffizienz und erneuerbare Energie bedeutet. Andere industrialisierte Länder hätten solche
Investitionen machen können und die eingesparten CO2-Emissionen unter der gemeinsamen
Durchführung des Kyoto-Protokolls für sich in Anspruch nehmen zu können. Gleichwohl, die Anzahl
der vorgeschlagenen JI-Projekte sind klein der Zahl nach und klein im Umfang. Einer der
Hauptgründe dafür ist der Emissionshandel. Wie aus Tabelle 1 entnommen werden kann, haben alle
Ökonomien Osteuropas Emissionsentwicklungen, die weit unter dem Ziel liegen, das für sie im
Kyoto-Protokoll festgelegt worden sind. Diese fehlenden Emissionen können verkauft werden, und
viele andere Länder bauen darauf, dass Emissionsreduktionen auf diese Weise billiger zu erhalten sind
als durch Investition in saubere technische Anlagen in Osteuropa.
Kernkraft
Noch ein weiteres Ost-West-Energiethema muss hier erwähnt werden. Die Kernenergie hat in den
meisten westlichen Ländern ihren Weg gemacht. Seit 1980 sind, bis auf Frankreich, in keinem
westeuropäischen Land neue Anlagen gebaut worden. Gleichwohl sieht die Nuklearenergie-Industrie
neue Möglichkeiten in Osteuropa. Das erste rumänische Kernkraftwerk wurde 1996 durch ein
kanadisch-italienisches Konsortium gebaut – wobei Italien selbst auf Kernkraft verzichtet hat und
Kanada plant, einige seiner eigenen Reaktoren zu schließen. Es ist unglaublich und nicht in Ordnung,
dass die Kernkraft bis jetzt noch nicht von den JI-Projekten ausgeschlossen wurde, nur weil ein
Kernkraftwerk weniger CO2 als ein Kohlekraftwerk produziert. Die perverse Logik eines Systems, das
ein Umweltproblem durch ein anderes austauscht, sollte ganz einfach nicht toleriert werden;
andernfalls würde es z.B. Kanada und Italien möglich sein, ihre Emissionen zu erhöhen, wogegen
Rumänien mit den Problemen der Nuklearabfälle kämpft.
Verkehr
Der (öffentliche) Verkehr war in den meisten osteuropäischen Ländern, obwohl vielleicht nicht rasch
und besonders komfortabel, zumindest billig und gut genutzt. Der Autobesitz war gering und die
meisten Städte mit ihren hoch emporragenden Wohnungen waren eher zusammengedrängt. Heute wird
das Auto unglücklicherweise generell als ein Symbol der Unabhängigkeit und des Erfolges angesehen;
Osteuropa lernt nicht von den Fehlern des Westens. In Polen stieg die Zahl der Autobesitzer von 1990
bis 1998 von 9 Millionen auf 12,7 Millionen. Budapest baut gerade eine äußere Ringstraße, die zu
einer rapiden Vorstadtbildung und Abhängigkeit vom Auto führt. Die Europäische Investmentbank
schüttet Geld in neue Straßen, während sie es gleichzeitig vernachlässigt in die existierenden
öffentlichen Transportsysteme zu investieren. Bei dieser Prioritätensetzung kann es nicht überraschen,
dass obwohl die CO2-Emissionen im Ganzen drastisch abnahmen, Emissionen des Verkehrssektors
zwischen 1990 und 1998 in Tschechien, Estland, Ungarn und Polen zugenommen haben.
Erweiterung der EU
Die oben genannten Länder mit zunehmenden Emissionen aus dem Transport, zusätzlich Rumänien,
Bulgarien, Slowakei, Litauen, Lettland, Slowenien und Estland sollen bei der Erweiterung in die EU
aufgenommen werden. Das ist eine Gelegenheit, gemeinsame Umweltstandards für die ganze
Gemeinschaft festzusetzen, die helfen könnten diese sich entwickelnden Ökonomien von den Fehlern,
die der Westen schon gemacht hat, wegzusteuern. Um die Lage für die nächsten Generationen zu
verbessern, sind ein öffentliches Bewusstsein der Probleme und Lösungen, wie auch eine öffentliche
Teilhabe an Entscheidungsprozessen vonnöten. Jetzt ist die Zeit gekommen, auf lokaler, nationaler und
regionaler Ebene zu arbeiten, um unsere Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu reduzieren, was
helfen wird, den Klimawandel zu bekämpfen und Umweltbedingungen in ganz Europa zu verbessern.
***
Tabelle 1 (UNFCCC Dok. FCCC/SBI/2000/11; A3, A4, A5 - International Energy Agency Key World
Energy Statistics 2000 Edition)
Fortschrittsbericht
Anhang-1-Länder
1990
Westeuropa
Österreich
Belgien
Dänemark
Finnland
Frankreich
Deutschland
Griechenland
Irland
Italien
Luxenburg
Niederlande
Portugal
Spanien
Schweden
Großbritannien
EU
Westeuropa außerh. EU
Island
Norwegen
Schweiz
Osteuropa
Bulgarien
Tschechien
Estland
Ungarn
Lettland
Litauen
Polen
Rumänien
Russland
Slowakei
Slowenien
Ukraine
Summe
Andere Anhang-1-Länder
Australien
Kanada
Japan
Neuseeland
USA
1998
CO2CO2Emissionen
Kyoto-Ziel
Emissionen aus der
(für EUaus der
Brennstoffv
Länder Brennstoffv erbrennun
Lastverteilun erbrennun g
gsziel
g (Mill.t.)
(Mill.t.)1998
Änderung
in
Prozenten
CO2 aus
der
Brennstoffv CO2 pro
erbrennun Kopf 1998
g 90-98
(t) (IEA)
-13
-7.5
-21
0
0
-21
25
13
-6.5
-28
-6
27
15
4
-12.5
-8
46.7
104.2
51.5
53.9
357.7
986.8
77.3
29.6
398.3
12.1
159.0
39.0
205.7
51.3
557.7
3130.9
51.4
114.5
58.1
57.4
386.4
861.2
92.0
37.7
430.3
9.5
176.8
49.1
245.7
52.7
522.9
3145.6
10.1
9.9
12.9
6.5
8.0
-12.7
19.0
27.5
8.0
10
1
-8
1.7
26.4
39.7
31.6
41.1
20.0
3.7
-8
-8
-8
-6
-8
-8
-6
-8
0
-8
-8
0
95.5
160.1
37.2
80.1
24.2
37.3
463.0
185.6
2298.9
56.7
13.3
672.1
4123.9
51.4
124.5
18.9
54.6
8.1
14.0
326.9
121.3
1456.0
39.0
-46.2
-22.2
-49.2
-31.8
-66.7
-62.5
-29.4
-34.6
-36.7
-31.2
298.5
2513.1
-55.6
-39.1
8
-6
-6
0
-7
265.3
415.7
1053.0
22.4
4840.5
324.2
476.4
1152.1
25.5
5383.5
22.2
14.6
9.4
11.1
25.7
19.5
2.7
-6.2
0.5
11.2
7.63
12.00
10.81
11.59
6.38
10.45
7.86
10.36
7.48
16.85
10.92
5.45
6.45
6.05
9.28
7.69
7.77
5.74
5.89
11.73
10.58
5.68
3.22
4.21
8.28
4.20
9.64
6.91
7.71
7.13
16.57
15.75
8.92
8.05
20.10
Klimaschutz, eine Aufgabe für die Kirchen in Westeuropa
Eine Stimme aus Deutschland
Ulrich Denkhaus
Der verschwenderische Umgang mit Energie hat in den Industrieländern derartige Ausmaße angenommen, dass der Verbrauch jetzt drastisch eingeschränkt werden muss. Einige Kirchen haben sich
verpflichtet, für eine beträchtliche Reduzierung des Energieverbrauchs einzutreten. Wir wenden uns an
alle Kirchen und Christen in Europa, im Rahmen ihrer Möglichkeiten dasselbe zu tun und die
Entscheidungsträger in Politik, Technik und Industrie immer wieder dazu aufzufordern, wirkungsvollere Energiesparmaßnahmen einzuführen.
So haben es schon vor zwölf Jahren die Delegierten der Ersten Europäischen Ökumenischen
Versammlung in Basel erklärt (Schlußdokument, Nr. 87b). Als Maß dafür haben sie in Anlehnung an
den Brundtland-Bericht den Kirchen eine Reduzierung des Pro-Kopf-Verbrauchs von Energie um 50%
nahegelegt. Ihnen war klar: Von uns allen ist ein radikal veränderter einfacher Lebensstil gefordert
(Botschaft, Nr. 4).
Beim Klimaschutz spielt der Umgang mit Energie eine ganz zentrale Rolle. Denn CO2 aus der Verbrennung fossiler Energieträger ist mit über 80% an den klimaschädigenden Treibhausgasemissionen
beteiligt. Deshalb beschränkt sich der folgende Beitrag auch auf die energiebedingten CO2Emissionen. Was zu ihnen gesagt wird, gilt im Grundsatz auch für die anderen THG-Emissionen.
CO2-Emissionen zu vermeiden bedeutet, weniger Energie zu verbrauchen und/oder Energie aus
nichtfossilen Quellen zu gewinnen. Kernenergie kommt dafür freilich wegen ihrer großen, nicht sicher
zu behrrschenden Gefahren und Umweltbelastungen nicht in Frage. Deshalb ist im Folgenden vor
allem von den Möglichkeiten und Bedingungen des Energiesparens die Rede. Die Nutzung
erneuerbarer Energien ist zukunftweisend, spielt wegen der noch hohen Kosten aber nur eine
untergeordnete Rolle.
Umgang mit Energie in kirchlichen
Institutionen
Die kirchlichen Institutionen verbrauchen sehr
viel Energie, in Deutschland mindestens soviel
wie eine 1/2-Millionen-Stadt. Der größte Teil
der verbrauchten Energie ist Heizenergie. In
Kirchengemeinden stammen etwa 25% der
CO2-Emissionen vom Heizen. Darum kommt
es vor allem darauf an, hier zu sparen. Das
bedeutet: Gebäude besser wärmezudämmen
und effizientere Heizungsanlagen einzubauen.
Erfahrungsgemäß ist der wichtigste Punkt,
obwohl er kein Geld kostet, sondern spart:
energiesparend heizen und lüften. Bei den
Kirchen in Deutschland und sicherlich auch in
anderen Ländern gibt es dazu reichliches Informationsmaterial.
Dasselbe gilt für den Umgang mit
Elektroenergie. Heizen mit elektrischem Strom
ist wegen der hohen Energieverluste bei der
Stromerzeugung indiskutabel.
Es geht dann um stromsparende Beleuchtung, elektronische Bürogeräte, aber auch
Umwälzpumpen für Heizung und Warmwasser und elektrische Haushaltsgeräte.
Wieder ist die erste und billigste Möglichkeit zum Energiesparen, bewusst mit diesen Anlagen und
Geräten umzugehen, d.h. sie nur zum Gebrauch einschalten, auf stand-by-Betrieb möglichst
verzichten, und Sparschaltungen (Energie-Management bei PC´s) nutzen. Der erste, weil billigste und
doch wirksame Schritt ist, für die richtige Bedienung der Anlagen und Geräte zu sorgen, d.h. die
Aufgaben im Einzelnen und die dafür Zuständigen zu identifizieren, sie zu schulen und ihnen die
nötigen Richtlinien und Vollmachten zu geben.
Alle weitergehenden Maßnahmen kosten zunächst Geld, auch wenn sie später Betriebskosten sparen.
Darum muss klar entschieden werden,welche Priorität die Bewahrung der Schöpfung und das Lebensrecht der Menschen neben und nach uns in der kirchlichen Arbeit hat, und es bedarf fachkundiger
Beratung, damit die Mittel so effektiv wie möglich eingesetzt werden. Auch sollten nach Möglichkeit
Förderprogramme für diese Maßnahmen eingerichtet werden.
Zunehmend vermindern Gemeinden ihren Energieverbrauch aus fossilen Energiequellen, indem sie
Solaranlagen für Warmwasser und elektrischen Strom auf ihren Gebäuden installieren. In Deutschland
werden diese Anlagen auch staatlich gefördert. Freilich ist der Gewinn an Wärme und Strom und
damit ihre Klimaschutzwirkung im Vergleich zu ihren Kosten noch relativ gering. Aber diese Anlagen
zeigen, wohin der Weg gehen muss, und sie zeigen zugleich, wie wertvoll Strom und Wärme sind, und
erziehen so zum sparsamen Umgang damit.
Umgang mit Energie bei den Mitgliedern der Kirchen
Klimaschutz ist sehr demokratisch, d.h. die Bürger können selber durch ihre persönlichen Entscheidungen und ihr Verhalten die Treibhausgasemissionen in ihrem Lande erheblich steigern oder
vermindern. Zur Zeit geschieht weithin das erstere, jedenfalls in Deutschland. Zwar sinkt der Energieverbrauch der Wirtschaft. Die Energiespartechnik wird immer weiter entwickelt. Aber der private
Energieverbrauch steigt an, am meisten im besonders klimagefährdenden Luftverkehr.
Nun gehört ein großer Teil der Bevölkerung, jedenfalls in einigen westeuropäischen Staaten, zu einer
christlichen Kirche. Die Kirchen können viele Menschen erreichen und haben die Aufgabe, sie auf
ihren Umgang mit Energie anzusprechen.
Sie können Informationen anbieten. Sie können ihre Mitglieder an den Entscheidungen über den
Umgang mit Energie in den kirchlichen Einrichtungen beteiligen und so diese Frage thematisieren. Sie
können mit ihren Einrichtungen beispielhaft wirken. Sie können für die Vorzüge eines einfachen Lebensstils werben.
Sie können vor allem die ethische Dimension des Umgangs mit Energie bewusst machen: dass
Menschen neben und nach uns unter den Folgen unnötigen Energieverbrauchs leiden, dass die
Schöpfung Gottes leidet und dass es hier genau wie im zwischenmenschlichen Verhalten um Sünde
vor Gott und Schuld an Menschen geht.
Diese Informationen und Appelle betreffen zuerst den direkten Verbrauch von Energie (Heizen,
Betrieb von elektrischen Anlagen, Verkehr). Energie wird aber auch zur Herstellung von Nahrung, von
Konsumgütern und Dienstleistungen gebraucht. Die dafür verbrauchte Energiemenge ist durchaus mit
dem direkten Verbrauch vergleichbar. Auch hier bestimmen die Bürger mit ihrem Konsum ganz
wesentlich, wieviel Klimaschäden von ihrem Land angerichtet werden. Auch hier können die Kirchen
ihre Mitglieder auf einen umweltschonenderen Lebensstil ansprechen.
Freilich haben solche Appelle - "einfacher ist mehr" - bisher wenig bewirkt. Deshalb ist es wichtig,
dass die Kirchen sich auch um die politischen Rahmenbedingungen bemühen.
Beteiligung an der Klimapolitik
Die Kirchen sind ein Teil der Gesellschaft. Sie tragen in einer Demokratie politische Verantwortung
und müssen sich am öffentlichen Gespräch, auch am Streit um richtige Politik beteiligen.
Nun treffen die Folgen eines mangelhaften Klimaschutzes die Bevölkerung (Nord-) Westeuropas erst
auf längere Sicht. Eine effektive Klimaschutzpolitik, die der Bevölkerung kurzfristig auch Belastungen
und Beschränkungen zumutet, ist deshalb nur sehr schwer durchzusetzen. Hier ist es die Aufgabe der
Kirchen, im Namen der jetzt schon vom Klimawandel betroffenen Menschen und im Namen der
kommenden Generationen eine effektive Klimaschutzpolitik einzufordern, alle entsprechenden
politischen Ansätze deutlich zu unterstützen, selber die damit verbundenen Belastungen zu akzeptieren
und dem Widerstand dagegen ihrerseits zu widersprechen.
Selbstverpflichtung
Ein deutlicher Schritt der Kirchen, ihre eigene Verantwortung für den Klimaschutz wahrzunehmen,
würde in einer öffentlich bekanntgemachten Selbstverpflichtung bestehen. Solche Selbstverpflichtungen sind bereits von anderen Teilen der Gesellschaft, z.B. von Wirtschaftsverbänden
eingegangen worden. Kirchen sollten diesen Schritt auch tun. Dazu gehören folgende Punkte:
a. Definition eines Minderungszieles und der Frist, in der es erreicht werden soll.
Die Baseler Ökumenische Versammlung hat vor zwölf Jahren ein Ziel von - 50%
des Energieverbrauchs benannt. In einigen Jahrzehnten muss dieses Ziel in der Tat
erreicht werden. Der ÖKR fordert im Sinne der globalen Gerechtigkeit ein
Reduktionsziel, das sicht nicht am gegenwärtigen Verbrauch orientiert, sondern
allen Menschen einen im Prinzip gleichen Anteil an den CO2-Emissionen zu
gesteht. Davon sind die Industriestaaten noch extrem weit entfernt, und selbst in
den Kirchen wird es noch sehr viel Mühe kosten, für dieses Ziel zu werben. Auch
innerhalb Westeuropas sind die Pro-Kopf-CO2-Emissionen sehr unterschiedlich in Deutschland z.B. fast doppelt so hoch wie in Schweden und etwa 70% höher als
in Frankreich -, und ähnlich groß dürften die Unterschiede zwischen den
verschiedenen Kirchen Westeuropas sein. So wäre vorläufig vielleicht doch ein
Ziel von z.B. - 25% bis 2010 realistischer.
b. Erfassung der gegenwärtigen CO2-Emissionen.
c. Erfolgskontrolle mit Zwischenberichten.
d. Gegenseitige Beratung und Unterstützung.
Die Möglichkeiten, CO2-Emissionen zu vermeiden, sind bekannt. Auch die strukturellen Probleme und
Widerstände sind bekannt. Es kommt aber darauf an, diese Informationen zu verbreiten bzw. untereinander auszutauschen. Auch sollte man wenigstens prüfen, ob die reicheren Kirchen nicht die
ärmeren bei dieser Aufgabe unterstützen, zumal sie selbst bei einem gerechten, an den pro-KopfEmissionen orientierten Ziel erheblich größere Reduktionen erreichen müssten.
***
Klimawandel und die Kirchen in Zentraleuropa
Eine Stimme aus Tschechien
Roman Juriga
Schauen wir auf Zentral- und Osteuropa, so müssen wir feststellen, dass bis jetzt nur sehr wenig über
das Thema des Klimawandels gearbeitet worden ist. Der Grund dafür ist offensichtlich. Bis vor
kurzem konnten unter den kommunistischen Régimen die Kirchen – wie auch die Umweltschützer –
ihre Stimme nicht erheben. Während der kommunistischen Periode gab es nur wenige Beispiele von
Umweltaktionen; in der Deutschen Demokratischen Republik, in Bulgarien, Georgien und in einigen
anderen Orten. Regelmäßig wurden in diesen Fällen jene, die es wagten, Umweltthemen
anzusprechen, durch die kommunistische Propaganda stark kritisiert und manchmal auch verfolgt.
Verschiedene engagierte Umweltschützer, unter ihnen auch Christen, veröffentlichten in der
sozialistischen Tschechoslowakei ein Dokument mit dem Titel „Der andere Bericht“, der offen die
erbarmungslose Ausbeutung und Zerstörung der Natur durch das Regime und die Einflüsse auf das
Leben der Leute in den am meisten verwüsteten Gebieten schilderte. Diese Streitbaren verloren ihre
Arbeit und wurden auch auf andere Weise verfolgt.
Die Umweltbewegung in der postkommunistischen Zeit
Mit dem Zusammenbruch des Kommunismus im Jahre 1989 kamen neue Hoffnungen auf. Für eine
kurze Periode wurden Umweltthemen für weite Kreise in den postkommunistischen Länder sehr
bedeutsam. Die Information über die Verschlechterung der Umwelt, verursacht durch die Übernutzung
natürlicher Ressourcen, fossile Energieträger und Atomabfälle, Chemikalien und toxische Substanzen
im Boden, Wasser und in der Nahrung wurden freigegeben und verfügbar. Umweltthemen begannen
allgemein diskutiert zu werden; sie wurden auch durch Gesetzgeber und Politiker in den neuen
Demokratien Zentral- und Osteuropas angesprochen. Viele ausgezeichnete Umweltgesetze wurden
von den Regierungen verabschiedet. Dies hauptsächlich in den ersten zwei oder drei Jahren nach dem
Zusammenbruch des Kommunismus.
Gleichwohl haben die jüngst entstandenen Demokratien und die neuen pragmatischen Führer, die in
den folgenden Jahren oder sogar Monaten frühere Dissidenten im Prozess der Umgestaltung und
Privatisierung verdrängten, bald entdeckt, dass eine gesunde Umweltpolitik und Verfahren teuer sind
und auch beträchtliche soziale Kosten verursachen. „Transformierte“ neu- alte Eigentümer der
Stahlwerke, Kohlenminen, Chemiefabriken, Kraftwerke, Fabriken und Investmentfonds identifizierten
Umweltschützer bald als Störenfriede und als ihre Hauptfeinde. In manchen Ländern brachten sie es
sogar zustande, in Zusammenarbeit mit korrupten politischen Führern, sie als Anarchisten,
Grünterroristen und Kriminelle zu etikettieren. Anderswo wurden die Grünparteien als Linke und den
Kommunisten nicht unähnlich beschrieben. Schließlich wurde die Umweltbewegung in die Position
eines Außenseiters gedrängt und verdächtigt, die demokratische Gesellschaft zu unterminieren. Die
Umweltbewegung in postkommunistischen Ländern hatte den Ruf, das freie Marktsystem durch den
Vorschlag von Alternativen zum Konsumismus in Frage zu stellen. In Tschechien und in
verschiedenen anderen Ländern wurden umstrittene Kernkraftwerke ohne die angemessene
Einbeziehung der Öffentlichkeit in den Entscheidungsprozess in Betrieb gesetzt. Diese Entwicklungen
wurden durch den praktischen Materialismus, der erfolgreich den ideologischen Materialismus, früher
durch die Kommunisten gelehrt, ersetzte, begünstigt.
Geringe Beachtung durch die Kirchen
Es ist eine traurige Tatsache, dass diese Art des Rückzuges aus einer hoffnungsvollen Umweltpolitik in
der unmittelbaren Nachwirkung des Kommunismus zu Beginn der 90er Jahre durch die Kirchen nicht
angesprochen und vielleicht nicht einmal zur Kenntnis genommen wurde. Auf der anderen Seite muss
gesagt werden, dass es viele dringliche Themen auf der Tagesordnung der Kirchen gab. Sie
konzentrierten sich auf die Erneuerung ihrer seelsorgerlichen und diakonischen Arbeit, auf die
Errichtung neuer Kirchen, kirchlicher Institutionen, Schulen, Verlagshäuser etc., die in den
vergangenen 50 oder sogar 70 Jahren nicht normal funktioniert hatten oder überhaupt nicht existierten.
In dieser Situation ist es kein Wunder, dass einige Themen von größter Bedeutung, die Sorge um die
Umwelt in erster Linie, nicht angesprochen oder nur durch wenige Kirchenführer, kirchliche Gruppen
oder Individuen in Angriff genommen wurden. Erst in den jüngsten Jahren begannen die Kirchen sich
darüber klar zu werden, dass die Verantwortung für die Umwelt kein Fremdkörper für den christlichen
Glauben ist, sondern eine unverzichtbare Dimension im Zeugnis sowohl der Kirche als Ganzer als des
einzelnen Christen darstellt. Viele Christen in Zentral- und Osteuropa beginnen zu verstehen, dass die
Sorge um die Umwelt, um nachhaltige Lebensstile und die Verteidigung von Gottes Schöpfung direkt
zur christlichen Spiritualität und zum Zeugnis gehören. Es muss betont werden, dass in den jüngsten
Jahren das Interesse an Umweltfragen unter den Christen in Zentral- und Osteuropa stetig
angewachsen ist. Das Engagement von Christen im Westen war und bleibt eine Quelle der Inspiration.
Aber es gibt auch das exemplarische Zeugnis des verstorbenen Ökumenischen Patriarchen Dimitrios I.
und seines Nachfolgers Bartholomäus I., das eine Quelle von Inspiration liefert – nicht allein für die
Orthodoxen.
Die Kirchen im Dialog mit der Gesellschaft
Das Thema der globalen Erwärmung und des Klimawandels stellt sich im Zusammenhang mit diesem
sich entwickelnden Bewusstsein. Es bietet den Kirchen Zentral- und Osteuropas die ideale
Gelegenheit, mit der Gesellschaft in einen Dialog zu treten und christliche Werte, wie Demut,
Solidarität, Liebe, Selbstaufopferung, Barmherzigkeit, Vertrauen und Frieden als Alternativen zu
Konsumismus, Individualismus und Gewalt ins Gespräch zu bringen. Nur christliche Werte können
helfen das Leben auf der Erde zu bewahren. Es ist klar, dass eine verantwortliche Antwort auf die
Herausforderung des Klimawandels und anderer Umweltthemen das Engagement der Kirchen, ihrer
Leiter und aller Christen in politischen Debatten erfordert. Sie müssen sich im Kampf gegen
unverantwortliche, aber starke Wirtschaft-Lobbies und gegen die Gesellschaften der EnergieMobilitäts- und Produktionssektoren engagieren. Eine ernsthafte theologische Reflexion ist gefordert.
Die anstehenden globalen Probleme müssen ständig von neuem angesprochen werden. Dazu gehören
unvermeidlich auch praktische Beispiele und Pilotprojekte; sie können im Rahmen der kirchlichen
Institutionen zu inspirierenden Zeichen der Hoffnung für alle Leute in Zentral- und Osteuropa.
Die Beschäftigung der Kirchen mit der Debatte über den Klimawandel und den damit
zusammenhängenden Umweltthemen macht es notwendig, beträchtliche Ressourcen für
Umweltaktivitäten freizustellen. Anstrengungen sind erforderlich, um die Qualität von Gebäuden zu
verbessern, Programme des Energiesparens zu entwickeln und Pionierarbeiten bei der Nutzung
alternativer Energiequellen leisten und an Beispielen vorzuführen. Die heutigen Formen der
motorisierten Mobilität müssen in Frage gestellt werden (unglücklicherweise ist in den letzten zehn
Jahren der private Autoverkehr privilegiert und der öffentliche Transport rechtlich beeinträchtigt
worden).
Werden die Kirchen die Herausforderung annehmen?
Es ist natürlich noch bei weitem nicht ausgemacht, dass sich die Kirchen und ihre Vorsteher diesen
schwierigen und unbequemen Herausforderungen stellen werden. Es kann sein, dass sie es ablehnen,
mit den komplizierten Diskussionen über globale Umweltbedrohungen und den Klimawechsel in der
vordersten Reihe beschäftigt zu werden. Wenn das geschehen sollte, könnte der dringend notwendige
strukturelle Wandel in den zentral- und osteuropäischen Nationen und im Rest der Welt zu spät
kommen. Die schweren Überflutungen und Dürren, welche Millionen nicht nur in Zentral- und
Osteuropa, sondern Menschen auf dem ganzen Planeten getroffen haben, zeigen, dass der Einfluss des
Klimawandels nicht nur Zukunft sondern bereits Gegenwart ist. Die „barmherzigen“ Lügen der
Werbemanager für Monopole der fossilen Energie und korrupte Politiker können diese Tatsache nicht
verheimlichen.
Oft haben Kirchen und Christen in Zentral- und Osteuropa in der verwickelten Geschichte bewiesen,
dass sie sich angesichts von Krisen aller Art für ihr Volk entschieden haben; sie haben ihre
Bereitschaft gezeigt, sich für Christus und den Rest der Menschheit zu opfern. Es ist überraschend,
dass sie ausgerechnet dann blühten und wuchsen, wenn sie dies taten. Wenn sie sich auf die Seite der
weltlichen Mächte stellten, verloren sie oft ihre spirituelle Stärke und Glaubwürdigkeit. Wenn Kirchen
und Christen in Zentral- und Osteuropa in der Lage sind, ihre prophetische Stimme in erster Linie zu
den Umweltbedrohungen, zweitens zu den Änderungen, die bereits das Leben vieler Menschen
beeinflussen, zu erheben und drittens zu den Risken, denen wir uns gegenwärtig gegenübersehen, dann
bleibt noch immer eine Chance.
***
Klimawandel und die Kirchen in Osteuropa
Eine Stimme aus Russland
Larisa Skuratovskaya
Das Rahmenabkommen der Vereinten Nationen zum Klimawandel (FCCC) wurde am 9.Mai 1992
unterzeichnet und trat am 21.März 1994 in Kraft. Bis jetzt haben 186 Staaten dieses Abkommen
ratifiziert, unter ihnen Russland und diejenigen Länder aus der Gemeinschaft unabhängiger Staaten
(GUS), die wirtschaftlich mehr oder weniger intakt sind. Das Abkommen bezweckt die Beteiligung an
den Problemen des Klimawandels.
Die erste Konferenz der Teilnehmer an diesem Abkommen fand 1995 in Berlin statt. Damit begann ein
langer Verhandlungsprozess der Auseinandersetzung um Emissionen von Treibhausgasen. Jetzt gibt es
ein neues System internationaler Rechts- und Wirtschaftsverbindlichkeiten, insbesondere seit dem
Rückfall von 1997 bei der 3. Konferenz der Teilnehmerstaaten in Kyoto, als ein spezielles Protokoll
dem Rahmenabkommen zugefügt wurde. Die industriell entwickelten Staaten stimmten ebenso wie die
Staaten im wirtschaftlichen Übergangsstadium der Notwendigkeit zu, substantielle und bindende
Verpflichtungen zur Begrenzung der Treibhausgas-Emissionen einzugehen.
84 Staaten unterzeichneten dieses Kyoto-Protokoll, unter ihnen alle Industriestaaten und die meisten
GUS-Staaten. Russland hat das Protokoll am 11.März 1999 unterzeichnet. Der Ratifizierungsprozess
läuft noch. 29 Entwicklungsländer ratifizierten es, darunter Usbekistan, Georgien, Mexiko, Mongolei
und Turkmenistan. Von den führenden westlichen Ländern hat bis jetzt nur Frankreich das Protokoll
ratifiziert (wobei diese Ratifizierung erst voll in Kraft tritt, wenn andere Mitglieder der Europäischen
Union ebenfalls ratifizieren).
Die Situation in Russland
Russland ist verantwortlich für 17 % der Emissionen von Treibhausgasen derjenigen Staaten, die im
Anhang I der Konvention aufgeführt sind. Das Kyoto-Protokoll muss von den Staaten ratifiziert
werden, deren Gesamtausstoß mindestens 55 % der Emissionen der im Anhang I genannten
Teilnehmer beträgt. Die Haltung Russlands ist entscheidend für die Zukunft des Protokolls, vor allem
seit die USA im März 2001 den ausgehandelten Vertrag ablehnten. Die Unterzeichnung des Protokolls
durch Russland eröffnet eine neue Möglichkeit, dass das Protokoll ohne Ratifizierung durch die USA
in Kraft treten kann, obgleich die praktische Teilnahme der USA sicherlich entscheidende Bedeutung
hat für den Umgang mit dem Klimawandel. Dennoch, der Pro-Kopf-Ausstoß von Treibhausgasen in
Russland gehört zu den höchsten der Industriestaaten und ist um vieles höher als in irgendeinem der
Entwicklungsländer.
Die Regierung in Russland sieht die Ratifizierung des Protokolls als erforderlich an, jedoch nicht um
jeden Preis. Russland hat zwar das Recht, die Emissionen auf dem Stand von 1990 zu halten, wird
aber verpflichtet, sie nicht zu erhöhen. Im Augenblick liegen die Emissionen in Russland bei 70 % des
Niveaus von 1990. Die meisten davon werden verursacht durch fossile Brennstoffe. Das KyotoProtokoll ist sehr vorteilhaft für Russland, aktuell sogar sehr vorteilhaft, weil es eine Möglichkeit zum
Emissionshandel eröffnet, der das ganze Abkommen von Kyoto unterlaufen könnte. Aber die meisten
russischen Politiker und Unternehmer wissen, dass dieses Geschäft auf die Dauer gefährlich und
kontraproduktiv ist. Stattdessen müssten neue Mechanismen für Investitionen entwickelt werden.
Die Rolle der Russisch-Orthodoxen Kirche
Ich glaube, dass in Russland ebenso wie in anderen Ländern das Hauptproblem für eine Beteiligung an
der Gegensteuerung zum Klimawandel nicht
so sehr eine wirtschaftliche, sondern vielmehr
eine spirituelle Dimension hat. Der
Kommunismus hat das Gefühl für
Verantwortung zerstört und durch den bloßen
Instinkt der Selbsterhaltung um jeden Preis
ersetzt, sogar auf Kosten des Untergangs von
ethischen Werten und des Lebens der
Nachbarn. Diese Überlebensphilosophie ist
immer noch die größte spirituelle Gefahr in
Russland. Allzu oft haben Politiker und
einfache Leute kein Gefühl mehr für
moralische Pflichten.
In dieser Situation bekommt die Stimme der
Russisch-Orthodoxen Kirche allerhöchste
Bedeutung. Die Russisch-Orthodoxe Kirche
besteht jetzt zumeist aus neuen Gläubigen, die sich ihr in den letzten zehn Jahren zugewandt haben,
nachdem religiöse Freiheit Wirklichkeit wurde. Dies bedeutet, dass manche Leute ihren christlichen
Glauben kombinieren mit Überbleibseln kommunistischer Philosophie: Fremdenfeindlichkeit,
Aggression und Ressentiment.
Als sehr bedeutsam muss bemerkt werden, dass im August 2000 die Bischofssynode der RussischOrthodoxen Kirche einer Reihe von Resolutionen zustimmte, die die dringendsten Fragen der heutigen
Welt vom Standpunkt christlicher Verantwortung und Freiheit ansprachen. Die Synode verurteilte
Korruption sowie zerstörendes und nachteiliges wirtschaftliches Verhalten, wie es für die heutige
regierende Elite Russlands typisch ist. In einer Resolution, die insbesondere die Ökologie zum Inhalt
hat, wird erklärt, dass „der Mensch das Ebenbild des himmlischen Hausherrn trägt und als solcher
seine königliche Würde nicht ausüben darf durch Besitzansprüche über die ihn umgebende Welt oder
durch Gewalt gegen sie, sondern durch ‚Pflege’ und ‚Bewahrung’ des großartigen Reichtums der
Natur, für die er vor Gott verantwortlich ist. ... Die Russisch-Orthodoxe Kirche würdigt die
Bemühungen zum Überwinden der ökologischen Krise und ruft die Menschen zu intensiver
Zusammenarbeit in Aktionen auf, die auf die Bewahrung der Schöpfung Gottes zielen. ...
Die geistig entwürdigte Persönlichkeit führt unweigerlich in die Herabwürdigung der Natur.“
Nach der Synode unterzeichnete der russische Patriarch Alexej II einen speziellen Brief an den
Präsidenten Russlands, in dem er aufforderte, das Forstwirtschaftsministerium nicht abzuschaffen.
Diese Abschaffung ist von jenen vorgeschlagen worden, die mehr an Profit als an die damit
verbundenen Gefahren einer fortschreitenden Entwaldung denken.
Mentalität
Die Allgemeine Bischofssynode hat ferner einer Resolution zur ökumenischen Bewegung zugestimmt,
in der sie Anträge auf generelle Verurteilung des Ökumenismus zurückweist. Diese Anträge sind
bezeichnend für die nachkommunistische Isolation und nicht nur typisch für die neuen Mitglieder der
Russisch-Orthodoxen Kirche, sondern eben auch für jene russischen Bürger, die mit den
ökonomischen Problemen nicht in einer kreativen Weise umgehen können. Aggressive
Fremdenfeindlichkeit stellt in der Synode nur eine verschwindende Minderheit dar, so dass wir sagen
können, dass die Russisch-Orthodoxe Kirche weniger antiwestlich als viele andere Bereiche der
russischen Gesellschaft ist.
Bei der Mitarbeit an dem Problem des Klimawandels können ökonomische und gesetzgeberische
Mechanismen sich nur dann voll entfalten, wenn die ethische und geistige Atmosphäre in der
Gesellschaft gesund ist. So stellte die Synode fest : „Die Umgestaltung der Natur beginnt mit der
Veränderung der Seele“. Die Position der Russisch-Orthodoxen Kirche ist darum höchst bedeutsam;
weil sie die Kirche mit den meisten Gläubigen unter den Russen ist. Sie hat bis jetzt eine
ausgeglichene und konstruktive Haltung angenommen. Dies ist auch der Grund, dass in Russland der
Gegensatz von Nord und Süd keine Rolle spielt. Russisch-orthodoxe Theologen fördern eine
christliche Theologie von der Schöpfung und ihrer Gestaltung durch die Zusammenarbeit von Mensch
und Schöpfer. Auseinandersetzungen zwischen russisch-orthodoxen und römisch-katholischen oder
protestantischen Theologen gibt es, aber sie sind von untergeordneter Bedeutung, wenn wir die
Notwendigkeit spüren, christliche Verantwortung für die Schöpfung zu fördern.
***
Klimawandel und die Kirchen in Osteuropa
Eine Stimme aus Armenien
Diana Harutyunyan
Um die Probleme des Klimawandels im Gebiet der neuerdings unabhängigen Staaten der früheren
Sowjetunion (GUS) zu verstehen und darüber Klarheit zu gewinnen, inwieweit das Thema im
Bewusstsein verankert ist, wie öffentliche Organisationen und auch die Kirchen damit umgehen und
wie Politiker für ihr Land eine zusammenhängende Strategie zu entwickeln suchen, ist es wichtig, die
folgenden miteinander verbundenen Faktoren zu unterscheiden:
-
gegenwärtige Tendenzen in der Gesellschaft im Blick auf das Bewusstsein, das Engagement und
die Begründung von Umweltproblemen;
- die ökonomische und politische Situation des Landes;
- die Beziehungen zwischen Kirche und Gesellschaft.
In den frühen Tagen des Übergangsprozesses war der negative Einfluss der Zentralplanung auf die
Umwelt so offensichtlich, dass Umweltbelange vorrangige politische Themen wurden. Dieser Trend
nahm aber während der Jahre ökonomischer Schwierigkeit, die auf die Unabhängigkeit folgten, ab.
Einzelne Inseln von Umweltaktivität wurden durch Nichtregierungsorganisationen (NGOs)
aufrechterhalten, ihre Stimme verlor sich aber in den Sümpfen der Gleichgültigkeit in einer
Gesellschaft, die um ihr Überleben kämpfte und sich akuten ökonomischen und sozialen Problemen
gegenübersah.
Das ökologische Interesse hat abgenommen
Ein wirtschaftlicher Umbruch, der sich über zehn Jahre ausdehnt, bringt fast unvermeidlich tiefe
Erschütterung der Lebensverhältnisse mit sich. In den GUS Staaten leben über 100 Millionen
Menschen unter der offiziellen Armutsgrenze. In Armenien z. B. sind das 55 % der Bevölkerung.
Diese Erschwernisse haben in den letzten Jahren jegliches öffentliches Interesse an Umweltproblemen
und Umweltbewusstsein radikal reduziert.
Zur gleichen Zeit wurde die ökonomische Krise von einer Verschlechterung der ökologischen
Situation begleitet. Wegen der Verringerung der wirtschaftlichen Aktivität haben sich die
Verschmutzung und die Emissionen von Treibhausgasen des industriellen Sektors verringert, aber dies
wird auf der anderen Seite von einer Verschlechterung der natürlichen Ressourcen (z. B. die
Erschöpfung der Wasserversorgung, Bodenerosion, Waldübernutzung), die Verschlechterung der
Luftqualität und die Verschmutzung begleitet. Aus der Sicht des Klimawandels bedeutet dies eine
drastische Reduktion von Senken – die Bodenerosion hat zu einer Kohlenstoffentbindung und zu einer
Schwächung der Wälder geführt. Alle diese Entwicklungen haben langfristige Konsequenzen.
Die ärmeren Länder und speziell die verarmten Menschen haben nur ein geringes wirtschaftliches
Potential, um diesen natürlichen Verhängnissen entgegenzutreten, und sind gegenüber dem Einfluss
von Klimaanomalien und sich verschlechternder Umweltkonditionen verletzlicher. Im letzten Jahr sah
sich Armenien einer akuten Dürre mit sehr schwierigen Konsequenzen für die Landwirtschaft und die
Getreideerträge gegenüber. Der größte Anteil der ländlichen Bevölkerung überlebte nur durch
humanitäre Hilfe und Lieferung von Nahrungsmitteln. Das Beispiel zeigt, dass das Land auf die
Konsequenzen des Klimawandels weder gefasst noch vorbereitet ist. Die akute Energiekrise und die
Zunahme der Armut sind die hauptsächlichen Gründe für die Entwaldung der Republik; sie hat einen
Drittel ihrer Biomasse der Wälder verloren hat.
Die Kirchen
Die Situation der Kirchen in Osteuropa unterscheidet sich zwar von andern Teilen der Welt, ist aber
nicht singulär. Der Sturz des Kommunismus und die Gründung neuer unabhängiger Staaten haben den
erforderlichen Raum geschaffen, in dem die Kirchen den ihnen zustehenden Platz im sozialen Leben
des Staates und ihre besondere Rolle in der säkularen Gesellschaft zurückgewinnen können. Es
verdient die Erwähnung, dass die Kirchenleiter eine Diskussion unter den Kirchen über ihr Zeugnis in
der Gesellschaft als dringlich und weiterführend betrachten. Die Beziehung zwischen der Kirche und
Gesellschaft war das Hauptthema in einem Dialog zwischen den Vertretern der Russisch-Orthodoxen
Kirche und der Armenischen Apostolischen Kirche, der im Februar 2001 stattfand.
Die Länder der GUS sehen sich heute ähnlichen Problemen gegenüber, gehen sie doch alle durch
einen Umbruch, der sie zutiefst erschüttert. Die Probleme der Gesellschaft sind auch die Probleme der
Kirchen, die sich in allem Perioden ihrer Geschichte der Nation und den Gemeinden verpflichtet
wussten. Die Kirchen sind heute wie ein Spiegelbild der Nation; auch auf ihrer Tagesordnung werden
die Umweltprobleme weit unten eingereiht.
Ein Dialog zwischen den Kirchen in West- und Zentraleuropa könnte sich als überaus fruchtbar
erweisen. Alles kommt in diesem Dialog darauf an, dass eine unmittelbare Antwort auf die heißen
Themen der Gesellschaft gesucht wird, dass ökumenische Erziehung auf allen Niveaus gefördert wird,
dass Gemeinden ermutigt werden, die christliche Tradition in allen ihren Dimensionen in ihrem
täglichen Leben zu beachten und dadurch auch den Staat in seiner Strategie und Politik zu
beeinflussen. Es ist für die Kirchen dringend nötig, ihren Wissensstand über die Theologie des Lebens
und folglich auch über die Folgen des Klimawandels zu vertiefen.
Die Kirchen sollten sich in der Öffentlichkeit mit Erklärungen über die Dringlichkeit eines
umfassenden Umweltzeugnisses zu Worte melden. Sie können neue Einsichten verbreiten, diskutieren,
fördern und im gegebenen Fall für sie einstehen. Das Teilen der Ressourcen, ökumenische Netzwerke
und Konferenzen am Runden Tisch können dafür sehr nützliche Werkzeuge sein.
Es ist die Aufgabe unserer Kirchen, ihren Gemeinden im harten Kampf um das Überleben nahe zu
sein; sie werden auf diese Weise auch dem Andrang der Sekten und neuen religiösen Bewegungen am
effizientesten widerstehen. Leute verlassen die institutionellen Kirchen, weil sie glauben, dass diese
nicht imstande sind, angemessen auf die sich wandelnden Realitäten einzugehen.
Eine ermutigende Erfahrung
In den vergangenen Jahre konnte eine ermutigende Erfahrung gemacht werden. Die Kirche Armeniens
hat einen Alarmruf ausgehen lassen über den verheerenden Stand der Entwaldung in der Republik.
Aus Anlass der 1700-Jahr-Feier des Christentums in Armenien hat sich die Kirche mit dem
‚Armenischen Baumprojekt’ zusammengeschlossen und zu einem bemerkenswerten Projekt
aufgerufen. Die Pläne schliessen die Wiederbelebung und Verschönerung von über zwanzig historisch
bedeutsamen Kirchen in Armenien ein als sichtbaren Ausdruck unseres Glaubens und einer heilsamen
Einstellung zur Natur. Das Ziel dieses Projektes ist es, 17.000 Bäume zu pflanzen und unsere
Verbindung zu den heiligen Stätten und unserem spirituellen Erbe zu vertiefen.
Ein zweites wertvolles Zeichen war die Einführung von Technologien zur Nutzung erneuerbarer
Energien zu fördern. Während der letzten Jahre wurden verschiedene Projekte mit lokalen
Gemeinschaften und NGOs durchgeführt. Ein Teil dessen war die Einrichtung von Solartrocknern zum
Trocknen lokaler Früchte. Solar-Wassererhitzer wurden in der Schule von Gumri, der zweitgrößten
Stadt Armeniens, im Rahmen eines neuen Techniktransfers und eines durch die niederländische
Regierung finanzierten Entwicklungsprojektes für erneuerbare Energiequellen installiert. Diese
Projekte dürfen als ermutigende Schritte auf dem Wege zur Bewältigung der Umweltprobleme
angesehen werden; sie ist ein kleines Zeichen im Bemühen um eine nachhaltige Zukunft und
Gerechtigkeit in der ganzen Schöpfung Gottes.
Überlegungen und Schritte dieser Art werden sicherlich die Kirchen dazu bringen, ihre Rolle in den
Gesellschaften zu überprüfen und neu umschreiben. Sie können den einzelnen Christen helfen, die
Bedeutung der reichen Glaubensschätze der Vergangenheit für eine verantwortliche Haushalterschaft
heute wieder zu entdecken.
***
Globale Erwärmung – eine afrikanische Perspektive
Eine Stimme aus Kenia
Jesse Mugambi
Einleitung
Afrika, das ungefähr 14% der Weltbevölkerung umfasst, steuert weniger als 1% zur industriellen
Produktion der Welt und weniger als 2% zum Welthandel bei. Afrika trägt weniger als 3% zur
Gesamtheit der CO2-Emissionen bei. Obwohl große Mengen an Industriemineralen in Afrika
gewonnen werden, zieht die Bevölkerung des Kontinents keinen Vorteil aus diesen Ressourcen.
Stattdessen wird die Bevölkerung Afrikas durch die Wirtschaftspolitik, die darauf angelegt ist, die
OECD-Länder reicher zu machen, in wachsende Armut gebracht. Die Armut Afrikas eskaliert. Die
Globalisierung verringert diese Unausgewogenheit nicht, sondern vergrößert sie. Die industrielle
Verschmutzung in der Welt wird vornehmlich durch die OECD-Länder verursacht, die zerstörerischen
Konsequenzen treffen aber vor allem die Bevölkerung Afrikas.
Die globale Erwärmung ist eine der zerstörenden Konsequenzen einer unverantwortlichen
Industrialisierung. Der jüngste dritte Bericht des zwischenstaatlichen Ausschusses über den
Klimawandel (IPCC) bestätigt, dass die Industrialisierung ein direkter Grund der globalen Erwärmung
war und ist und dass die am nachteiligsten betroffene Region Afrika ist. Die ausgedehnten Dürren in
Ostafrika und die Überschwemmungen in Mosambik, Malawi und Sambia, welche Millionen von
Leuten aus ihrer Heimat verdrängten und ihr Eigentum zerstörten, sind Beispiele dieser nachteiligen
Konsequenzen. Was Afrika gegenwärtig braucht sind nicht „Almosen“ und „Entlastung“. Solche sind,
obwohl sie wichtig sind, nur eine vorläufige Aktion. Wird Afrika auf die Dauer von Jahr zu Jahr von
Almosen und Entlastung abhängen, während die Industrienationen Nationen weiter die Umwelt
verschmutzen? Das Kyoto-Protokoll fordert von den Industrienationen, die CO2-Emissionen zu
reduzieren. Vonseiten dieser Nationen wird Widerstand geleistet gegen die Massnahmen, die sich doch
aufdrängen. Wie viel Sorgen sie sich Sorgen um die Völker, die in anderen als ihren eigenen Regionen
die Konsequenzen der von ihnen verursachten industriellen Verschmutzung erleiden? Ist es für jene,
die schädigen, nicht nötig, den Schaden, den sie bereits verursacht haben, zu beheben?
Internationale Konventionen über die Umwelt
Umweltkonventionen, die innerhalb der Vereinten Nationen verhandelt wurden, die
Rahmenkonvention über den Klimawechsel eingeschlossen, bezwecken, die internationale
Staatengemeinschaft in Pflicht zu nehmen im Blick auf Blick auf einen verantwortlicheren Umgang
mit der Umwelt. Verantwortung ist ein ethischer Begriff. Jene Nationen, die die industrielle
Verschmutzung zur Hauptsache verursacht haben, müssen auch die Verantwortung für die Zerstörung,
die daraus folgt, übernehmen. Ausgerechnet die größten Verschmutzer, zugleich die am weitesten
industrialisierten und wohlhabendsten Nationen, sind aber kläglicherweise am wenigstens geneigt, für
den Schaden, den sie verursacht haben und weiterhin verursachen, aufzukommen. Diese Einstellung
führt in den verarmten Nationen des Südens unausweichlich zu der kritischen Frage, wie die von den
mächtigen Nationen der Welt ausgeübte Führerschaft ethisch zu beurteilen sei.
Auf der Sechsten Konferenz der Signatarstaaten in Den Haag im November 2000 brachen die
Verhandlungen zusammen, weil einige der führenden Industrienationen es ablehnten, die
Verantwortung für die Konsequenzen ihrer nationalen Umweltpolitik zu übernehmen. Ihnen kommt es
mehr auf die augenblickliche Macht und den Profit an als auf globale Gerechtigkeit. Wie kann Frieden
und Sicherheit in einer Welt garantiert werden, in der 20% der Weltbevölkerung 80% der
Verschmutzung der Erde verursachen und 80% des Reichtums der Welt kontrollieren. Dieses
Ungleichgewicht ist, vielleicht stärker als jeder andere Faktor, die größte Bedrohung für den
Weltfrieden und die Sicherheit. Langfristig wird es keine bewohnbare Welt geben, wenn die
unverantwortliche Industrialisierung sich weiter so fortsetzt, wie dies im 19. und 20. Jahrhunderts der
Fall war.
Die Rolle der Glaubensgemeinschaften
Glaubensgemeinschaften stehen in der Versuchung, die herrschenden Systeme, in die sie Vertrauen
haben, durch ihren ‚Segen’ zu legitimieren. Umgekehrt nutzen gewisse Regime diejenigen
Glaubensgemeinschaften aus, die bereit sind, ihre Politik und Praxis zu segnen. Sie unterstützen im
Gegenzug gerne Programme, die von ihnen genehmen Glaubensgemeinschaften getragen und
durchgeführt werden. In Afrika war eine derartige Kollaboration zwischen Kirche und Staat seit den
Tagen der Kolonialherrschaft üblich. Alle Glaubensgemeinschaften stehen vor der Herausforderung,
wie „die kritische Distanz“ zwischen „ Kirche“ und „Staat“ beibehalten werden kann, besonders wenn
von den Glaubensgemeinschaften die Anpassung an die Politik des an der Macht stehenden Regimes
gefordert wird.
Aufgrund ihres kulturellen und religiösen Erbes
nehmen Afrikaner die natürliche Umwelt sehr
ernst. Die afrikanische Gemeinschaft umfasst jeden
und jedes Ding: Gott, Geister, Ahnen, die
gegenwärtige Generation, die zukünftige
Generationen, Pflanzen, Tiere, Insekten, unbelebte
Dinge. Gott, die Menschheit und die Natur – alle
gehören zu derselben ontologischen Realität. Diese
Weltsicht wurde durch die missionarische
Bewegung aus Europa und Nordamerika
unterminiert. Das Christentum, das in Afrika
eingeführt wurde, hat diese Hochachtung der
Umwelt zerstört. Im Unterricht der Missionare
haben afrikanische Christen lernen müssen, dass
Gott den Menschen die Verantwortung übertragen
habe, Gottes Schöpfung zu „unterwerfen“ und
„auszubeuten“. Bezeichnenderweise ist die
Umwelt in den Ländern des tropischen Afrika, in
denen das Christentum zur herrschenden Religion
wurde, am weitgehendsten in Mitleidenschaft
gezogen. Statt sich um die Umwelt zu sorgen,
haben die Christen zur Zerstörung ihrer Heimat
durch Überausbeutung der natürlichen Ressourcen
beigetragen. Das ist eine Angelegenheit, die nicht
nur Reue, sondern auch eine korrigierende
Handlungsweise fordert.
Die Konsequenzen dieser Überausbeutung werden in Afrika mehr als anderswo sonst gefühlt. Das
afrikanische Christentum muss vom Erbe der Mission, das die Menschheit gegenüber der Natur
hervorhob, ablassen und zur afrikanischen und biblischen Lehre zurückkehren, dass Menschen als
Gottes Geschöpfe verantwortliche Verwalter der Schöpfung sein müssen. Als Gott das
Schöpfungswerk vollendete, sah Gott, dass es „sehr gut“ war. Was haben wir Gottes schöner
Schöpfung angetan? Sie ist keineswegs mehr gut. Wenn wir beanspruchen „zivilisiert“ und
„progressiv“ zu sein, müssen wir die Verantwortung dafür übernehmen, die göttliche Schönheit für
Gottes Schöpfung wieder herzustellen. Eine solche Wiederherstellung wird auf lange Sicht Früchte
tragen, weil die Natur fähig ist, die Wunden, die ihr durch die Menschen zugefügt wurden, zu heilen.
Die meisten der OECD-Länder sind historisch mit dem Christentum verbunden, sogar, obwohl sie
heute beanspruchen würden „säkular“ zu sein. Wenn „Fortschritt“ und „Zivilisation“ vom Christentum
hergeleitet wurden, könnte das Christentum für die Zerstörung der Umwelt verantwortlich gemacht
werden? Wenn Leute, die sich zu Christus bekennen, das Evangelium von Jesus um mehr Macht und
Profit willen verzerrt haben, ist das Evangelium zum Skandal geworden.
Vorschläge für die Handlungsweise in den OECD-Ländern
Wenn wir den letzten IPCC-Bericht ernstnehmen und wenn der politische Wille vorhanden ist, den
gegenwärtigen Kurs zu korrigieren besteht nach wie eine Chance, dass die Umwelt in den kommenden
Jahrhunderten wiederhergestellt werden kann. Aber eine solche Wiederherstellung kann nur erreicht
werden, wenn die nachstehenden Vorschläge ernstgenommen werden:
1. Die OECD-Länder müssen, einzeln und gemeinsam, ihren Lebensstil und ihre
Industriepolitik so ändern, dass die nationalen Emissionen von Treibhausgasen auf ein erträgliches
Niveau gesenkt werden können.
2. Die OECD-Länder müssen, einzeln und gemeinsam, darauf verzichten, ihre verschmutzenden
Technologien in weniger industrialisierte Nationen abzuschieben.
3. Die OECD-Länder müssen sich, einzeln und gemeinsam, verpflichten, die Umweltschäden, die in
zwei Jahrhunderten industrieller Verschmutzung entstanden sind, wieder gut zu machen.
4. Die OECD-Länder müssen, einzeln und gemeinsam, davon absehen, ihre nationalen
Reduktionsziele durch den Kauf von ‚Emissionsrechten’ aufzuweichen.
5. Die OECD-Länder müssen, einzeln und gemeinsam, eine Führungsrolle in der internationalen
Politik und Wirtschaft übernehmen und den weniger industrialisierten und weniger mächtigen
Ländern Modelle liefern, die ihnen als Beispiele dienen können.
6. Damit Afrika einen höheren Lebensstandard erreichen kann, muss die Wirtschaftspolitik der
OECD-Länder eine andere Richtung nehmen. Ihre Märkte müssen für Güter und Dienstleistungen
aus Afrika geöffnet werden. Überholte Technologien dürfen nicht in Zukunft nicht mehr nach
Afrika abgeschoben werden. Handel mit Afrika muss fair sein.
7. Ein kritisches Bewusstsein muss in der Bevölkerung der OECD-Länder wachsen. Jede nationale
Politik, welche die Ausbeutung der Völker in weniger industrialisierten Ländern zur Folge hat,
muss von der Bevölkerung selbst bekämpft werden.
Vorschläge für eine Handlungsweise in Afrika
Afrikas Beitrag zur industriellen Verschmutzung fällt heute nicht ins Gewicht. Denn leiden die Völker
Afrikas unter den Folgen der industriellen Verschmutzung durch die OECD-Länder. Zur gleichen Zeit
werden sie durch eine Wirtschaftspolitik, die sie durch wachsende Verschuldung in die Armut geführt
haben, eingeschnürt. Wie können afrikanische Nationen dazu beitragen, dass der globalen Erwärmung
Grenzen gesetzt werden? Gegenwärtig lebt die Mehrheit der Afrikaner in ländlichen und stadtnahen
Ansiedlungen, wo sie keinen Zugang zu reinem Fließwasser, zuverlässigem Heizmaterial, Elektrizität,
Telefon und medizinischer Versorgung haben. Unter diesen Umständen sind sie auf Gnade und
Verderb auf die nationale und internationale Politik angewiesen. Was können afrikanische
Einzelpersonen und Gemeinschaften tun? Der Kampf ums Überleben hat Vorrang vor allem anderen.
Wer nicht weiss, was er am kommenden Tag essen wird, hat keine Zeit um über die globale
Erwärmung nachzudenken. Eine kleine afrikanische Elite kann den Lebensstil der Peers im
Nordatlantik genießen, die Mehrheit der Afrikaner lebt aber in Armut. Trotzdem müssen sich
afrikanische Regierungen gewissen Herausforderungen stellen:
1. Die afrikanische Elite muss ihr Augenmerk in erster Linie auf die traurige Lage
der afrikanischen Mehrheit zu richten haben, die in Armut lebt.
f. Die Afrikaner, die in ländlichen Gebieten wohnen, werden mehr Aufforstung auf dem
kulturfähigen und semiariden Land betreiben müssen.
g. Die Feuchtgebiete, die Flusstäler und Seeufer eingeschlossen, müssen geschützt werden.
h. Der Bodenschutz wird systematischer durchgeführt werden müssen, um die Qualität des
bestellbaren Landes zu verbessern und die Verschlammung der Flüsse und Seen zu reduzieren.
i. Speichertechniken für das Regenwasser werden nachdrücklicher verfolgt werden müssen.
j. Techniken der erneuerbaren Energie werden effizienter gestaltet und für ländliche und stadtnahe
Gemeinschaften erschwinglich gemacht werden müssen.
k. Programme für Umwelterziehung und-wiederherstellung sind dringende Aufgaben. Auf lokaler
Ebene müssen dabei die Glaubensgemeinschaften eingezogen werden.
Schluss
Es ist klar, dass es sowohl für die Völker in den OECD-Ländern als auch für jene in Afrika
Herausforderungen gibt. Die Völker Europas, Nordamerikas und anderer hochindustrialisierter Länder
müssen die Verantwortung dafür übernehmen, ihre nationale Politik und ihren Lebensstil zu ändern.
Der australische Biologe Prof. Charles Birch hat es einprägsam formuliert: „Die reichen Nationen
müssen einfacher leben, damit die armen Nationen einfach leben können.“ Der berühmte britische
Wirtschaftswissenschaftler E. F. Schumacher hat andererseits mit Recht darauf hingewiesen, dass wir
das Motto „groß ist schön“ durch „klein ist schön“ ersetzen sollten. Diese Worte der Weisheit, wenn
sie ernst genommen und in die Praxis umgesetzt werden, werden einen Zugang zur Umwelt ergeben,
der kreativer und heilsamer ist. Möge Gott uns helfen, vertrauensvolle Verwalter und nicht
rücksichtslose Ausbeuter der Umwelt zu sein.
***
TEIL V
Theologische Überlegungen
Die Kirchen und die Umwelt: entfremdet und verbündet
Klimawandel - eine Orthodoxe Sicht
Klimawandel - eine evangelische Sicht
Klimawandel - eine Römisch-Katholische Sicht
Jesus und die Meteorologen: eine Meditation über Lukas 12, 54-56
Einleitung
In diesem fünften Teil legen wir einige theologische Überlegungen zum Thema des Klimawandels vor.
Sie stammen von Autoren mit unterschiedlichem Hintergrund und befassen sich mit unterschiedlichen
Aspekten des Themas. Der erste Beitrag weist auf die Ambivalenz in der Haltung der Kirchen
gegenüber der ökologischen Krise hin – auf der einen Seite die Tendenz, die Natur als Objekt und
nicht als Ort göttlicher Präsenz zu betrachten, und auf der andern Seite die wachsende Bereitschaft,
Verantwortung für die Schöpfung zu übernehmen. Die folgenden drei Artikel repräsentieren die
verschiedenen konfessionellen Traditionen – die Orthodoxie, den Protestantismus und die römischkatholische Kirche. Eine kurze Meditation über ‚Jesus und die Meteorologen’ (Lk.12-54-56) macht
den Abschluss.
Die Kirchen und die Umwelt: entfremdet und verbündet
Jaap van der Sar
Die Antwort der Kirchen auf die zunehmende Umweltzerstörung war nicht zu allen Zeiten dieselbe;
sie ist auch von Ort zu Ort unterschiedlich. Die Kirchen und ihre Glieder sind sich nicht ohne weiteres
einig über die Art und Weise, mit der Natur umzugehen. In diesem Artikel möchte ich auf einige
Hauptunterschiede in der christlichen Haltung gegenüber der Natur und der Umwelt aufmerksam
machen. Ich möchte auf Ansätze hinweisen, die ihre Wurzel in einem je andern Verständnis der Natur
haben. Diese unterschiedlichen Ansätze haben zu einem unterschiedlichen Umgang mit der Natur
geführt. Zwei Zugänge seien vor allem genannt. Weil die zunehmende Zerstörung der Umwelt auf
beiden Seiten ernstgenommen und auf ähnliche Weise beschrieben wird, sind sie einander in jüngster
Zeit allerdings nähergekommen.
Aufs Ganze gesehen haben die Kirchen die Gefahr weder frühzeitig erkannt noch mit Nachdruck
davor gewarnt. Der Vorwurf, dass die christliche Tradition für die oekologische Krise verantwortlich
sei (Lynn White), ist nicht einfach aus der Luft gegriffen. Nicht viel anders als die meisten
Zeitgenossen haben sich auch die Mitglieder der Kirchen der Natur und der Umwelt gegenüber als
Entfremdete verhalten. Sie haben ganz einfach von ihr Gebrauch gemacht. Gleichzeitig sind sich aber
die Kirchen in wachsendem Masse der engen Verbindung zwischen dem menschlichen Geschlecht und
dem Ganzen der Schöpfung bewusst geworden. Die Kirchen sind weltweit mehr und mehr zu
Verbündeten der Umwelt-organisationen geworden. Die Motivation mag weit auseinandergehen. Die
gemeinsamen Elemente stehen aber heute in weit höherem Masse im Vordergrund.
Von Gottes Schöpfung fasziniert
Manche Christen sehen in der Natur das wunderbare Ergebnis von Gottes Schöpferakt. ‚Und Gott sah,
dass es gut war.’ Im Schöpfungsbericht begegnet uns dieses Urteil zum ersten Mal am Ende des dritten
Schöpfungstages. Danach wird es mehrere Male wiederholt. Die Schöpfung ist gut. Unsere Herzen
sind erfüllt von der Grösse der Natur, und wir erinnern uns an die bewegenden Gedichte, die sich im
Buch der Psalmen finden. Psalm 8 sagt uns, dass Gott die Erde in all ihrem Glanz erschaffen und die
Menschen zu Statthaltern eingesetzt hat. Psalm 104 ist eine Liebeslied auf die Schöpfung und den
Schöpfer. Die Psalmen sind keine wissenschaftliche Beschreibungen der Natur, die in Zeitschriften
wie Science ihren Platz finden könnten. Sie sind Gedichte und beschreiben eine Realität, die nicht in
Worte gefasst werden kann. Aus diesem Grunde finden wir in der Bibel diese stammelnden Versuche,
etwas von der Gnade der Schöpfung zum Ausdruck zu bringen. Wir erkennen den Schatten, ja
vielleicht sogar die Gegenwart Gottes in der Schöpfung. Obwohl die Schöpfung nicht göttlich ist – da
ist zu vieles, das nicht nicht ‚vom Himmel kommt’, wie zB. Erdbeben, Hurrikane, Krankheiten usw. –
spiegelt sich in ihr dennoch ein Stück Himmel. Der Glaube führt uns dazu, die Natur und die Umwelt
als Zeichen der Gegenwart des Schöpfers zu erkennen.
Dieser Zugang zur Schöpfung hat für viele unter uns seine Gültigkeit. Er bestimmt die Art und Weise,
wie wir die Natur und die Umwelt betrachten. Er bringt vor allem eine bestimmte Interpretation der
Rolle des Menschen in der Schöpfung mit sich. Die Erschaffung des Menschen ist der letzte
Schöpfungsakt. Weniger als ein Tag ist erforderlich, um ihn ins Leben zu rufen. Auf der einen Seite
wird der Mensch als die Krone der Schöpfung gesehen, der Schlagrahm auf der Torte. Auf der andern
Seite wird deutlich, dass die Schöpfung schon vor der Erschaffung des Menschen gut ist. Das Ganze
der Schöpfung wird als das Werk des Schöpfers bezeichnet. Damit die Schöpfung als gut gelten kann,
ist der Mensch nicht erforderlich. Auch ohne uns bleibt der Himalaya ein gewaltiger Berg, auch ohne
uns begrünt der Rhein weite Gebiete und auch ohne uns geben die Regenwälder Raum für Tausende
von Arten in einer sich ständig wandelnden Interdependenz. Wie gross ist die Schöpfung! Wie gering
und abhängig sind wir kleinen Menschen. Wir sind Teil der Schöpfung, und erst im Augenblick, in
dem der Mensch in die Schöpfung tritt, und nicht bevor, kann es heissen, dass ‚alles sehr gut’ war.
Die Faszination gegenüber der Schöpfung findet Ausdruck in vielen Akten der Sorge und der Liebe
zur Schöpfung. Betrachten Menschen die Natur in dieser Perspektive, fühlen sie sich von der
Zerstörung der Umwelt betroffen. Ihnen ist bewusst, dass mehr auf dem Spiel steht als der Ruin der
Natur und der Umwelt. Umweltzerstörung ist eine Beleidigung des Schöpfers. Sie darf nicht
zugelassen werden. Aus diesem Grunde haben wir die heilige Pflicht, den gegenwärtigen
Entwicklungen zu widerstehen. Die eigentliche Motivation für diesen Widerstand besteht darin, die
Zerstörung von Gottes Schöpfung aufzuhalten oder zu verhindern.
Auftrag und Verantwortung
Nun gibt aber unter Christen noch eine zweite Haltung gegenüber der Schöpfung. Sie ist wohl vor
allem in protestantischen Kreisen und im allgemeinen im Westen vorherrschend. Sie beruht auf der
Überzeugung, dass die Menschheit in der Tat den Auftrag erhalten hat, über die Erde zu herrschen. Die
Menschen sind beinahe Göttern gleich. In dieser Perspektive stellt sich dann vor allem die Frage, wie
‚diese Könige und Königinnen’ ihren Auftrag in Tat und Wahrheit ausführen. Sind sie als Führer und
Führerinnen des Volkes bereit Verantwortung zu übernehmen? Handeln sie in seinem Namen und
Interesse? Oder überlassen sie allen ‚Abfall’ den ‚andern’, den Armen, der übrigen Kreatur, den
künftigen Generationen?
Auch bei diesem Zugang werden die Grösse und der Glanz der Schöpfung anerkannt. Gott hat in der
Tat ein ‚sehr gutes’ Werk vollbracht. Das menschliche Geschlecht, als Krone der Schöpfung, hat einen
besonderen Platz im Ganzen der Schöpfung erhalten – klar unterschieden von andern lebendigen und
nicht lebendigen Geschöpfen. Das Gewicht liegt hier nicht so sehr auf der Abhängigkeit des Menschen
vom Ganzen der Schöpfung als vielmehr auf der Ueberzeugung, dass der Mensch den Auftrag erhalten
hat, für die Schöpfung Sorge zu tragen. Die Dimension der Verantwortung spielt bei diesem Zugang
eine enscheidende Rolle. Der Hinweis auf die menschliche Verantwortung bedeutet zugleich, dass die
Menschen die heutigen Komplikationen und Gefahren mitverursacht haben – und dass sie genau aus
diesem Grund verpflichtet sind, ihre Haltung zu ändern. Weil sie den Auftrag erhalten haben, für die
Erde Sorge zu tragen, müssen sie auch
denGefahren standhalten, die sie
heraufbeschworen haben. In dieser zweiten
Perspektive sind die Menschen weit mehr
auf sich selbst gestellt. Sie sind
verantwortlich – als ob Gott nicht oder
nicht mehr gegenwärtig wäre. Gottes
einzige Hände sind
unsere Hände.
Die Fähigkeit, diese Verantwortung
auszuüben, ist heute überbeansprucht durch
die negativen Folgen, die der menschliche
Umgang mit der Schöpfung mit sich bringt.
Menschliche Vernunft ist zwar in der Lage,
die Ursachen der Zerstörung zu
beschreiben. Sie vermag aber die
Entwicklungen nicht wirklich aufzuhalten
oder zu verhindern. Mehr und mehr
Menschen fühlen sich enttäuscht, überbelastet und verlieren den Mut. Sie sind wie Autos, die im
Schnee festgefahren sind und nur über einen Hinterradantrieb verfügen. Zu vieles stürzt auf uns ein.
Zu viel Staub ist in der Luft und auf der Strasse. Sobald Menschen enttäuscht und müde sind, sehen sie
keinen Ausweg mehr. Woher wird uns die Kraft zuteil? Sich verantwortlich fühlen ist nicht dasselbe
wie verantwortlich sein. Verantwortlich handeln heisst noch nicht das Richtige tun. Um das Richtige
tun, sind Sachkenntnis und Effizienz erforderlich. Was kann jeder oder jede Einzelne tun? Wie können
wir unsere Verantwortung gemeinsam erfüllen? Diese Fragen sind entscheidend wichtig. Oft aber
übersteigen sie unsere Kräfte. Ein tiefer begründetes Verhältnis zur Natur ist darum nötig. Wir sind der
Teil der Natur. Wir sind von ihr abhängig. Die Sicht des ersten Umgangs mit der Natur muss uns zu
Hilfe kommen: die Haltung der Faszination.
Die beiden Zugänge nähern sich heute einander an
Ich beobachte, dass die beiden Haltungen gegenüber der Natur heute einander näherkommen. Die
blosse Faszination gegenüber der Natur wird durch den Umstand in Frage gestellt, dass die Natur
zerstört und die Umwelt verschmutzt wird. Faszination reicht nicht aus. Die Natur steckt voll von
Gefahren. Und gleichzeitig müssen wir uns klarmachen, dass unsere Faszination gegenüber der Natur
niemanden davon abhält, die Natur zu missbrauchen. Zu viele Leute beuten die Natur und die Umwelt
bedenkenlos für ihre eigenen Zwecke aus. Was bleibt aber dann übrig, um unsere Faszination
weiterhin zu erregen? Der Vorderradantrieb der Faszination verbindet sich mehr und mehr mit dem
Hinterradantrieb. Vermutlich besteht unsere Aufgabe darin, einen Vierradantrieb zu verwirklichen –
obwohl gerade in diesem Bild auch etwas von der Zweideutigkeit unserer Gesellschaft zum Ausdruck
kommt. Ohne die Natur und die Umwelt zu gebrauchen, wäre Leben nicht möglich. Die ganze Frage
besteht darum darin, wie zwischen diesen unterschiedlichen Zugängen ein Gleichgewicht hergestellt
werden kann. Die Frage steht im Hintergrund mancher neuerer Bemühungen der Kirchen um die
Erhaltung der Schöpfung und der Umwelt.
***
Klimawandel – eine Orthodoxe Sicht
Dimitri Oikonomou
Nachdem in den Verhandlungen über das Kyoto-Protokoll auf der Konferenz der Signatarstaaten in
Den Haag die Unvereinbarkeit der Positionen sichtbar geworden ist, ergibt sich für die Kirchen
Europas die Aufgabe zu handeln, alle möglichen Ansatzpunkte wahrzunehmen und Schritte zur
Reduktion der Emissionen in die Wege zu leiten. In enger Zusammenarbeit sollten christliche
Kirchenleiter auf dem europäischen Kontinent - ja auf allen Kontinenten – Vorschläge ausarbeiten,
wie engagierte Gemeindeglieder ihre Verantwortung zur Reduktion der Treibhausgase wahrnehmen
und sich praktisch einsetzen können.
Was hat aber der Klimawandel mit Religion überhaupt zu tun? Die Antwort ist einfach: Wer Gott ehrt,
weiss sich auch berufen, seine Schöpfung zu bewahren und wiederherzustellen. Meeresspiegel, Boden,
Pflanzen, Tiere – alles Leben, nicht weniger als alles Leben, wird durch den Klimawandel in
Mitleidenschaft gezogen. Als Christen, die auf dem reichen europäischen Kontinent leben, haben wir
die Verpflichtung, uns um das Wohlergehen der gesamten Menschheit zu sorgen und unsere
Aufmersamkeit vor allem den verletzlichen Teilen zuzuwenden. Die Folgen des Klimawandels – die
Verknappung der Wasser-und Nahrungsmittelreserven, zunehmende Hitzewellen, die Zunahme
tropischer Krankheiten – treffen alle Teile der Menschheit, in besonderem Masse aber die Bevölkerung
der Entwicklungsländer. Die Heilige Schrift drängt alle Menschen guten Willens dazu, Gerechtigkeit
zu üben gegenüber allen Teilen der Welt und gegenüber dem Ganzen der Schöpfung.
Nun sind es aber genau die ‚christlichen’ Industrienationen, die vier Fünftel der Treibhausgase in die
Atmosphäre entlassen haben. Die Mehrzahl derjenigen, die darunter zu leiden haben, leben in den
Entwicklungsländern.Gewiss, Gott ist gnädig und barmherzig, er schenkt uns aber zugleich auch
Gelegenheiten, seine Gnadengaben umzusetzen. Eine solche Gelegenheit ist für die Nationen der
ersten Welt ohne Zweifel die Ratifizierung und Ausführung des Kyoto-Protokolls. Die Umwelt als Ort
des Lebens rein zu erhalten, ist eine Verpflichtung der Liebe gegenüber unseren Mitmenschen,
insbesondere denen die von der drohenden Zerstörung direkt betroffen sind; und es geht zugleich
darum, die ererbten Werte in die Zukunft kommenden Generationen weiterzugeben. Im Lichte der uns
durch das Gebot der Liebe auferlegten Verantwortung wird die Erhaltung der Umwelt zu einer
zentralen Aufgabe. Sie hat nichts mit heidnischer Naturverehrung zu tun, sondern ergibt sich aus der
tiefen Achtung vor dem Schöpfer und der Liebe zum Nächsten.
Die Rolle der Kirche - Gottes Warnungen
Was ist nun dabei die Rolle der Kirche? In erster Linie kann sie einen Beitrag leisten zu einem tieferen
Verständnis der Rolle des Menschen in der Natur, sie kann zweitens eine intellektuelle Klärung der
christlichen Anthropologie herbeiführen, sie kann drittens auf die enge und unauflösliche Verbindung
zwischen Mensch und Natur hinweisen und schlisslich ein prophetisches Zeugnis ablegen.
Und wie können die einzelnen Glieder dazu beitragen, dass eine gesunde Umwelt – in
Übereinstimmung mit der kirchlichen Lehre – entsteht? Sie können dazu beitragen, indem sie den
geistlichen Reichtum der Kirche im Blick auf die Erhaltung der Schöpfung zur Geltung zu bringen
suchen. Sie können aber auch dadurch dazu beitragen, dass sie Kontexte schaffen, in denen dieser
Reichtum Gestalt annehmen kann, etwa (i) durch Erziehungsprogramme, die das oekologische
Bewusstsein fördern; (ii) durch die Schaffung von Gelegenheiten zu gesellschaftlichem Handeln, die
die Menschen in je ihrem Bereich wahrnehmen können; (iii) durch Seminare und Diskussionsgruppen
auf der Gemeindeebene.
Der Missbrauch der technologischen Mittel, der zu den heutigen Wetteranomalien führt, stellt das
Überleben in Frage – es geht um nicht weniger als eine Krise. Und wenn wir durch eine Zeit der Krise
gehen oder uns dramatischer geschichtlicher Ereignisse erinnern, fragen wir uns oft: Wo ist Gott in all
dem? Wir stehen heute vor den weitreichenden Konsequenzen, die menschliche Aktivität über den
Planeten Erde bringt. Oft steigt dabei die Frage auf, welchen Platz Gott in diesem Bilde einnimmt.
Eine Antwort, die allerdings weder durch den Lauf der Geschichte noch durch die Aussagen der
Schrift zu erhärten ist, geht davon aus, dass alle diese Veränderungen, die wir verursacht haben und
verursachen, Teil von Gottes Plan sind. Eine andere Antwort sieht die Zerstörung nicht als gottgewollt
an, sondern geht davon aus, dass Gott im entscheidenden Augenblick eingreifen wird.
Vater Alexander Men’, ein hervorragender Priester der russisch-orthodoxen Kirche, der 1990 ermordet
wurde, gab eine andere Antwort. In seiner Auseinandersetzung mit dem Abgründen des
Nationalsozialismus und des Stalinismus erklärt er: Nein, Gott schaute nicht zu. Wo war er denn? Wo
er zu allen Zeiten ist. Gott schaut nicht zu. Er warnt. Er sagt uns, mit welchen Folgen wir zu rechnen
haben, wenn wir uns auf diese oder jene Weise verhalten.
Im Blick auf den Klimawandel lässt sich sagen, dass Gott uns in der Tat gewarnt hat. , An dem Tage,
an dem ihr von der Frucht des Baumes esst, werdet ihr gewiss sterben' (Gen.2,17). Mit andern Worten,
wenn ihr die Schöpfung zur Befriedigung eurer eigenen Interessen missbraucht, auf eine Weise, die
nicht meiner Ordnung entspricht und die Beziehung zu mir nicht fördert, sondern im Gegenteil stört,
wird – sagt Gott – das Ergebnis der Tod sein. Und jetzt sehen wir die Konsequenzen dieses
Ungehorsams nicht allein in unserer eigenen Sterblichkeit, sondern im Sterben der Erde und der
Geschöpfe, die sie bevölkern.
Theozentrisch - Kosmozentrisch
Was heisst das nun? Wenn wir mit der Schöpfung systematisch auf eine Weise umgehen, die Gottes
Wille nicht entspricht, was ist dann die richtige Weise, mit ihr umzugehen? Wir erhalten darüber in der
Heiligen Schrift keine expliziten Gebote. Um die Frage beantworten zu können, müssen wir darum
noch weitere Fragen stellen: In welchem Verhältnis steht Gott zum Ganzen der materiellen
Schöpfung? Worin besteht im Rahmen der Schöpfung die Stellung des Menschen? Welche Rolle spielt
der Mensch in der Beziehung der Welt zu Gott? Und umgekehrt: welche Rolle spielt die Welt in der
Beziehung des Menschen zu Gott?
Der Mensch wurde als theozentrisches Wesen erschaffen; er wurde aber zu einem kosmozentrischen
Wesen. Manche mögen darin die richtige Entwicklung sehen, genau das für den Menschen erforderlich
ist. Warum sind dann aber die Kirchenväter anderer Meinung? Weil nach ihrem Verständnis die Welt –
das Ganze der Schöpfung – nicht dazu bestimmt ist, ein in sich geschlossenes System zu bilden. Der
Mensch ist nicht dazu bestimmt, das Zentrum der Schöpfung zu sein, sondern eher die
Vermittlungsstelle zu erfüllen zwischen dem Schöpfer und der Schöpfung – ein ‚natürliches Band’,
wie Maximus der Confessor sagt, ‚das sie zusammenhält’. Der Mensch ist mit der natürlichen Kraft
ausgestattet, zusammenzuführen, was voneinander geschieden war. Um dieser Funktion der
Verbindung willen dient der Mensch als Brennpunkt. Er kann als Zentrum verstanden werden, aber als
Zentrum, das einem Ziele dient, das jenseits seiner selbst liegt. Der Mensch ist berufen, alles in seiner
eigenen Natur zu sammeln, sodass Gott alles in allem sein wird.
Es kann kaum genug betont werden, dass das christliche Verständnis des Menschen und der Welt ohne
diesen Bezug zu Gott keinerlei Sinn ergibt und in keiner Weise angewendet werden kann.
Kosmozentrizität führt letztlich nicht zu einem tieferen Respekt vor dem Geschaffenen, sondern macht
aus der Schöpfung einen Götzen; und das ist, um den Heiligen Symeon, den neuen Theologen, zu
zitieren, die tiefste Verschmutzung der Schöpfung. Und wenn der Mensch sich selbst zum Zentrum der
Schöpfung erklärt, ohne den Bezig zu Gott ernstzunehmen, macht er aus sich selbst einen Götzen – der
tiefste Ausdruck unseres Gefallenseins, wie der Heilige Andreas von Kreta in seinem Grosse Kanon
bemerkt.
Zusammenwirken der Elemente
The Wiederherstellung der Schöpfung zu ihrer eigentlichen Ordnung bedeutet auch die
Wiederherstellung der menschlichen Autorität über die Elemente. Wir können mit den Elementen nicht
in eine direkte Kommunikation treten, so wie wir es bis zu einem gewissen Grade mit den Tieren
können. So ist es diese Autorität über die Elemente, die uns zeigt, dass es im Leben der Heiligen nicht
um natürliche Qualitäten geht, die von andern Geschöpfen wahrgenommen werden können, sondern
um eine Beziehung zu Gott, durch die die gesamte Ordnung der Schöpfung wiederhergestellt wird.
Eine Geschichte des Wüstenheiligen Copres kann hier als Illustratioin dienen. Sie zeigt etwas vom
Fortdauern des Garten Edens vor dem Sündenfall. Abba Copres belehrte einige frisch getaufte Bauern
in seiner Nachbarschaft, dass selbst der Sand der Wüste ihnen Früchte bringen werde, wenn sie sich
Gott im Glauben anvertrauten. So brachten sie denn jedes Jahr eine Schaufel Wüstensand zu ihm und
baten ihn um seinen Segen. Ihre blühenden Felder wurden zu einem Gegenstand des Neides der
Ägypter. Bei der Zusammenarbeit mit den Elementen geht es aber nicht nur um Landwirtschaft. Und
es gibt Illustrationen dafür nicht nur im Ägypten des vierten Jahrhunderts.
Lassen Sie mich ein Beispiel aus einem andern Kontinent geben. Es betrifft Olga Michael, Frau eines
Priesters in Alaska. Sie starb erst vor wenigen Jahren und steht im Rufe, zahlreiche Wunder bewirkt zu
haben. Um die Geschichte zu verstehen, müssen wir uns die Härte der Winter in Alaska vor Augen
halten. In der Nacht, in der Mutter Olga starb, blies ein starker und anhaltender Südwind und brachte
den Schnee und das Eis in den Flüssen zum Schmelzen. Dies ermöglichte es den Nachbarn, mit
Booten über den Fluss zu setzen, was in normalen Wintern völlig ausgeschlossen ist. Der Tag der
Beerdigung war frühlingshaft. Die Trauerzug wurde sogar von einem Schwarm von Vögeln begleitet,
obwohl die Vögel zu dieser Jahreszeit normalerweise längst im Süden weilen. Die Vögel kreisten über
dem Sarg und begleiteten ihn zum Grabesstätte. Wegen des ungewöhnlichen Tauwetters konnte der
gefrorene Boden leicht aufgebrochen werden. In der folgenden Nacht gefror die Erde von neuem, Eis
überzog den Fluss und der Winter kehrte zurück. Vater Michael Oleksa, der uns diese Begebenheit
berichtet, sagt dazu: „Der Kosmos ist nach wie vor am Werk und nimmt Teil an dem Gottesdienst, den
‚Wirkliche Menschen’ Gott darbringen“.
Ich denke, dass dieser Ausdruck ‚Wirkliche Menschen’ mit Absicht in einer doppelten Bedeutung
gewählt wurde. Mutter Olga’s Stamm sind die Yu’pik, d.h. Wirkliche Menschen. Der Ausdruck weist
aber zugleich darauf, dass wir zu Wirklichen Menschen werden, wenn wir zu der Gestalt des
Menschensohnes heranwachsen.
Die zwischenmenschlichen und sozialen Konsequenzen, die mit der Eucharistie verbunden sind,
gehören auch in diesen Zusammenhang. Sie führen zur ‚Entschmutzung’ der Erde, wie sie durch
Christus vollbracht worden ist. Sie sind so etwas wie die Verlängerung dieser ‚Entschmutzung’ in die
Realität der Gesellschaft. Die Liturgie zeigt uns auf alle Fälle dieses eine, dass nämlich Gerechtigkeit
gegenüber unseren Mitmenschen und die Sorge für die materielle Welt zusammengehören und nicht
voneinander getrennt werden können. Ich denke zum Beispiel an den Zusammenhang zwischen dem
Fasten, dem Almosen und der Anullierung ungerechter Abmachungen, von der in der ersten
Fastenwoche die Rede ist. Wir sollten auch nicht vergessen, dass am Fest der Theophanie, das den
grossen Segen über dem Wasser einschliesst und so nachdrücklich die Heiligung der materiellen Welt
zum Inhalt hat, ein prophetischer Aufruf zur Gerechtigkeit zur Verlesung kommt:
Waschet, reiniget euch! Tut hinweg eure bösen Taten, mir aus den Augen! Höret auf,
Böses zu tun! Lernet Gutes tun! Trachtet nach Recht! Weiset in Schranken den
Gewalttätigen ... (Jesaja 1, 16-20).
***
Klimawandel – eine evangelische Sicht
Raus aus dem Tunnel!
Martin Robra
Wer die ausschliessliche Konzentration auf Profit und Wirtschaftswachstum im gegenwärtigen
Kontext der ökonomischen Globalisierung kritisiert, hört oft: „Dazu gibt es keine Alternative“. Diese
Antwort erweckt den Eindruck, als würden sich alle in einem Tunnel bewegen: Ihr werdet nur das
Licht am Ende des Tunnels erreichen, wenn ihr euch schneller und schneller in die gleiche Richtung
bewegt, geschoben und gezogen von einer immer stärker beschleunigenden Lokomotive. Diese
Tunnelvision ist an die Stelle des Fortschrittsmythos getreten, seit die Unübersichtlichkeit und das
Gefühl der Unsicherheit in einer komplexen Wirklichkeit das einfache Vertrauen in Wissenschaft und
Technik zerstört haben. Die Tunnelvision setzt das Vertrauen in die Kraft des sich stetig
beschleunigenden Wirtschaftsprozesses voraus, das seine Entsprechung in einem anderen modernen
Mythos findet, dem Mythos der Mobilität als Freiheit, die durch den wachsenden Gebrauch von
Automobilen und Flugzeugen entscheidend zum Klimawandel beiträgt.
Die Geschwindigkeit des ökonomischen Systems, jedoch, hat sich längst über jenen Zeitrahmen
hinausentwickelt, der notwendig und angemessen ist für die soziale und politische Regulierung des
Prozesses. Die beschleunigte Zeit des Wirtschaftssystems hat sich losgelöst von den verschiedenen
Zeitzyklen der Schöpfung. Der Energieverbrauch geht weit über die Grenzen hinaus, die durch die
Zufuhr von Energie durch die Sonnenstrahlung gesetzt sind. Kohlendioxidemissionen und die
Anhäufung von Müll als Folge nicht nachhaltiger Produktions- und Lebensformen können nicht mehr
absorbiert werden. Die Zahlen, die Berichte des Wissenschaftlergremiums zur Klimakonvention der
Vereinten Nationen zugänglich machen, sprechen eine deutliche Sprache: Was bisher als
Naturkatastrophe bezeichnet wurde, sind tatsächlich mehr und mehr von Menschen verursachte
Schreckensszenarien. An den Auswirkungen des Klimawandels, der durch die vor allem von den
reichen Ländern ausgehenden riesigen und wieder wachsenden Treibhausgasemissionen ausgelöst
wird, leiden und sterben sogar Menschen. Falls die reichen Länder nicht ihre auf fossilen
Energieverbrauch ausgerichtete Produktion und Lebensstile ändern, wird sich die Erderwärmung
beschleunigen – mit all ihren zerstörerischen Konsequenzen. Angesichts dieser Wirklichkeit, ist die
Weigerung des US-amerikanischen Präsidenten, die Verhandlungen zum Kyoto Protokoll
weiterzuführen, kriminell.
Frage erneut nach der Bedeutung von Bund, Rechtfertigung und Sünde
Eine theologische Antwort auf diese Herausforderungen in protestantischer Perspektive erfordert eine
tieferes Verständnis dreier, für die protestantischen Theologien zentralen Themen: des Bundes, der
Rechtfertigung und der Sünde. Die traditionelle, auf die Beziehung zu Gott und den Mitmenschen
ausgerichtete Interpretation, muss weiter gefasst werden und den Beziehungsaspekt der Schöpfung
Gottes insgesamt mit einbeziehen. Der Nachdruck auf dem Zusammenhang zwischen sozialer und
ökologischer Dimension der Gerechtigkeit hat vieles gemeinsam mit dem Weltbild und der Botschaft
der Propheten und Psalmen der hebräischen Bibel. Nach Micha zum Beispiel, ruft Gott die Berge und
Hügel als Zeugen seines Streites mit dem Volk (Micha 6, vgl. auch Micha 1). Eine schwere Dürre und
Hungersnot sind für Jeremia eine klare Folge des Bundesbruchs und der Sünde des Volkes. Jeremia 14
lesen wir heute mit dem Wissen um Ursachen und Folgen des Klimawandels und struktureller
Ungerechtigkeit als eine der wesentlichen Voraussetzungen für Hungersnöte mit anderen Augen.
Nach dem Buch des Propheten Jesaja, ist die ganze Schöpfung einbezogen in den Bund zwischen Gott
und dem Volk Gottes. Die Schöpfung leidet oder jubelt zusammen mit ihnen (Jesaja 24, 4-6). Der Tag
der Erlösung und Bundeserneuerung zwischen Gott und dem Volk wird nach Jesaja 49, 8-13 auch die
Schöpfung einschliessen. Diese Überzeugung steht im Mittelpunkt der Vision vom Jubeljahr in Jesaja
61, die Jesus in der Synagoge von Nazareth nach Lukas 4 aufgreift und zu seiner eigenen
Verkündigung macht.
Paulus steht den Gedanken des Buches des
Propheten Jesaja sehr nahe, wenn er offenbart, dass
gerechtfertigt von ihrer Sünde durch Gott die
Erlösung der Kinder Gottes schliesslich die
Befreiung der Schöpfung mit einbezieht. Dieser
Hinweis des Paulus in seinem Brief an die Römer
(Römer 8, 18-25) ist auch hilfreich für die
Interpretation der zweiten Schöpfungsgeschichte in
Genesis 2-4. Sie fordert uns auf, nicht zu vergessen,
dass wir Menschen von Erde genommen sind, von
der Adamah, der Ackerkrume. Wir sind Erde und
gehören zur Erdgemeinschaft. Wenn Adam und Eva
Gottes erstes Gebot übertreten und von der Frucht
des Baumes essen, entspricht dem Bruch der
Beziehung mit Gott ein fundamentaler Wandel ihrer
Beziehung zur Erde (Genesis 3, 18 ff.). Die bereits
gestörte Beziehung zur Erde wird schliesslich
verflucht, als Kain seinen Bruder Abel tötet und die
Erde sein Blut trinken muss (Gen 4, 10-12). In
Christus befreit von der Sünde sind Christen
aufgerufen nicht nur ihre Beziehungen zu ihren
Mitmenschen neu zu ordnen, sondern auch zur Erde
und zu Gottes Schöpfung.
Eine Frage der Nachfolge und des Bekenntnisses
Dieser kurze Überblick lässt erkennen, dass die
Themen des Bundes, der Rechtfertigung und Sünde
nur angemessen bearbeitet werden, wenn die ganze Trias der Beziehungen zu Gott, Mitmenschen und
Mitgeschöpfen einbezogen wird. Aufgerufen zur Befreiung der Anderen und der Schöpfung
beizutragen, rücken die Problembereiche der sozialen und ökologischen Gerechtigkeit ins Zentrum des
christlichen Zeugnisses in der Welt. Die Beziehung zu Gott steht auf dem Spiel in der Qualität der
Beziehungen zu Anderen und zur Schöpfung.
Gilt diese Aussage, führt die augenblickliche Lage zu der schockierenden Einsicht, das die
asymmetrischen und ungerechten ökonomischen Beziehungen systematisch und in grossem Massstab
ein lebendiges und glaubwürdiges Zeugnis untergraben. Individuelle Nachfolge und das gemeinsame
Bekenntnis der Kirche sind tiefgreifend in Frage gestellt durch die sozialen und ökologischen Folgen
struktureller Ungerechtigkeit. Diese Einsicht bewegte die Vollversammlung des Reformierten
Weltbundes 1997 in Debrecen dazu, zu einem processus confessionis hinsichtlich sozialer
Ungerechtigkeit und Umweltzerstörung aufzurufen.
Vor diesem Hintergrund kann der Klimawandel von den Kirchen nicht ignoriert werden. Seit 1988
steht Arbeit zum Klimawandel auf der Tagesordnung des ÖRK im Kontext des Konziliaren Prozesses
für Gerechtigkeit, Frieden und Schöpfungsbewahrung. Gefordert ist Solidarität mit den Opfern des
Klimawandels. Notwendig ist die erneute Verpflichtung zu einem einfachen Lebensstil und für Leben
in Würde in gerechten und nachhaltigen Gemeinschaften. Dieses Ziel erfordert solche sozialen und
institutionellen Arrangements, die den Kriterien der Gleichheit, Partizipation, wechselseitiger
Rechenschaftspflicht, klarer Obergrenzen des Konsums und der Subsidiarität entsprechen.
***
Klimawandel - eine Römisch-Katholische Sicht
Umkehr zum Leben: Reflexionen zur Kompetenz der Kirchen im Klimaschutz
Markus Vogt
Christlicher Glaube versteht sich nicht als Privatsache des Einzelnen, sondern als Ermöglichung und
Auftrag zu einer befreienden Zuwendung zu Gott auch in den Beziehungen zu unseren Mitmenschen
und Mitgeschöpfen. Das schließt den Auftrag ein, eine entsprechende Mitverantwortung in der Gestaltung des gesellschaftlichen Lebens zu übernehmen. Christliche Zukunftshoffnung ist angesichts
des ,Stöhnens der Schöpfung' (Röm 8) zum Handeln herausgefordert. Orientierung kann dabei das
Leitbild der Nachhaltigkeit bieten, das verbindlicher Ausdruck christlicher Schöpfungsverantwortung
ist. Klimaschutz muß demnach heute als ein unverzichtbarer Bestandteil des Bemühens um Gerechtigkeit zwischen den Völkern und Generationen betrachtet werden.
Was ist die originäre Kompetenz, die die Kirchen in Fragen des Klimaschutzes einbringen können?
Ausgangspunkt für kirchliches Handeln ist die religiöse und ethische Tiefendimension der ökologischen Krise. Hier kann der Glaube eine Hoffnung und eine Liebe vermitteln, die zur Verantwortung
befähigt, aus der Trägheit des Herzens aufrüttelt und zum Handeln für die Zukunft der Schöpfung
motiviert. Denn der christliche Glaube steht unter dem Anspruch, seine Wahrheit in der wirksamen
Macht von Versöhnung und tätiger Liebe zu erweisen. Der sozial-politische Einsatz für Klimaschutz
ergibt sich für viele Christinnen und Christen unmittelbar aus ihrem Glauben.
Die gesellschaftliche Verantwortung der Kirche hat ihre Quelle in einer Spiritualität und Lebenshaltung der Hoffnung und der Gerechtigkeit, die auf die Bewahrung der Würde des Menschen und die
Liebe zu allen Geschöpfen ausgerichtet ist. Sie weiß sich in besonderer Weise der Perspektive der
Armen und der Schwachen verpflichtet. Das fordert nicht nur caritatives Engagement, sondern auch
eine Bekämpfung der politisch-strukturellen Ursachen von Elend und Umweltzerstörung. Denn die
kirchliche Sendung umfaßt nicht nur das Heil der einzelnen Person, sondern ebenso „den rechten
Aufbau der Gesellschaft“ (Zweites Vatikanisches Konzil, Gaudium et spes 3).
Die Kirchen und die Ethik der Nachhaltigkeit
Bei vielen mehrt sich die Überzeugung, dass gerade den Kirchen eine Schlüsselrolle für die notwendige weltweite Verständigung über die ethischen Grundlagen einer zukunftsfähigen Gesellschaft zukommt. Denn – das hat die Erfahrung der beiden letzten Jahrzehnte gezeigt – technische Lösungen
und politische Verhandlungen alleine genügen nicht. Sie müssen getragen sein von einem gesellschaftlichen Wertewandel hin zu neuen ökologischen Wohlstandsmodellen. Dabei geht es um Weichenstellungen für die Zukunft, bei denen die Kirchen herausgefordert sind, den Reichtum des Glaubens in den gesellschaftspolitischen Dialog einzubringen: die ethischen Grundoptionen christlicher
Schöpfungsverantwortung, die den Eigenwert aller Geschöpfe anerkennt, die schöpferische Macht der
Liebe und des Gebetes, die zur Solidarität mit den Ärmsten befähigen, sowie nicht zuletzt der unablässige Ruf zu Versöhnung, Umkehr und befreiender Rückbesinnung auf das, was vor Gott wirklich
wesentlich ist für ein gelingendes Leben.
Mit der Klimafrage erhält der biblische Ruf nach Umkehr eine sehr aktuelle gesamtgesellschaftliche
Bedeutung. ,Umkehr tut not. Wir brauchen eine humane Ökologie', sagte Papst Johannes Paul II in
einer Generalaudienz am 17. Januar 2001. Gemeint ist hiermit vor allem die Umkehr der reichen
Nationen des Norden zu einem ökologisch tragfähigen Lebensstil. ,Die Gefahr schwerwiegender
Schäden für die Erde und das Meer, für das Klima, für Flora und Fauna erfordert einen tiefgreifenden
Wandel im Lebensstil der modernen Konsumgesellschaft, besonders in den reichen Ländern. [...] Die
Gegenwart und Zukunft der Welt hängen von der Bewahrung der Schöpfung ab, da zwischen der
menschlichen Person und der Natur eine dauernde Wechselwirkung besteht' (aus der Friedensbotschaft
des Papstes zum Neujahrstag 1999).
Gefordert ist die Fähigkeit zu globaler, auch künftige Generationen einbeziehender Solidarität. Die
christlichen Kirchen sind aufgrund ihrer weltweiten Sendung auf der ganzen Erde präsent. Ihre innere
Einheit verpflichtet sie zur Option für die Armen, in denen uns Jesus selbst begegnet (vgl. Mt 25).
Daraus wachsen maßgebliche Impulse für den Klimaschutz. Denn von den Folgen der Klimaveränderung sind die Ärmsten dieser Erde am stärksten betroffen. Der Einsatz für globale Gerechtigkeit ist
heute nicht mehr möglich, ohne systematisch Entwicklungs-, Umwelt- und Klimafragen zu verbinden.
Deshalb hat das bischöflichen Hilfwerk Misereor 1996 gemeinsam mit dem Bund für Umwelt- und
Naturschutz Deutschland die Studie „Zukunftsfähiges Deutschland“ herausgeben. Allein im ersten
Jahr fanden mehr als 1000 Veranstaltungen zu der umfangreichen und visionären Schrift statt. Die
ethische Provokation ihres Ansatztes besteht darin, dass sie „Entwicklungshilfe“ durch radikale Strukturveränderungen in den reichen Industrienationen selbst fordert: Nur in der befreienden Rückkehr zu
ökologisch und human angemessenen Maßen können wir globale Gerechtigkeit und Zukunftsfähigkeit
erreichen.
Emissionshandel in Grenzen
Welche Konsequenzen ergeben sich nun aus diesen Überlegungen für kirchliche Optionen im Klimaschutz? Eine politische Schlüsselfrage ist die Bewertung der Vor- und Nachteile eines Lizenzmarktes
für CO2, der den Handel mit Emissionen ermöglicht. Aufgrund der sehr grossen Effizienzvorteile bei
Investitionen in technisch weniger weit entwickelten Ländern sollte er nicht kategorisch abgelehnt
werden. Aus dem ethischen Leitbild der Nachhaltigkeit, dem auf der ordnungspolitischen Ebene eine
Ökologisch Soziale Marktwirtschaft entspricht, ergibt sich eine Befürwortung marktorientierter
Politik-Instrumente. Hier ökologisch tragfähige, gerechte, durchsetzbare, kontrollfähige und effiziente
Lösungen auszuhandeln, ist eine ethische und politische Herausforderung ersten Ranges.
Dabei ist durch folgende Regelungen sicher zu stellen, dass ein wirklicher Strukturwandel der Energieversorgung zustandekommt und der Klimaschutz nicht verkürzt wird auf einen Geldtransfer in Länder, die aufgrund ihrer ökonomischen Situation weit unter dem CO2-Limit bleiben werden, wie etwa
Russland:
1. Wer seine Emissionsrechte überschreitet, kann dies nur zum Teil (z.B. maximal 50 %)
durch den Einkauf von Zertifikaten ausgleichen; er muss zugleich Investitionen in erneuerbare
Energieen und Energiespartechniken nachweisen.
2. Da die realen Anforderungen des Klimaschutzes weit über das Kyoto-Protokoll
hinausgehen, müssen dynamische Regeln für eine kontinuierliche Verknappung der Emissionsrechte festgelegt werden.
Indem das ,Drohpotential' der ärmeren Länder des Südens und des Osten aufgrund der Klimaveränderung gewaltig gewachsen ist, entsteht hier erstmals eine reale Verhandlungssituation zwischen den
reichen Ländern des Nordens und den armen Ländern des Südens und Ostens. Der Zertifikatenhandel
könnte ein Weg sein, um aus dieser Konstellation eine politische Dynamik von wechselseitigem
Geben und Nehmen zu entwickeln. Eine schöpfungstheologisch orientierte Ethik trägt der Tatsache
Rechnung, dass egoistisches und interessengeleitetes Handeln in der Natur des Menschen liegt. Sie
bleibt deshalb nicht bei Appellen für das Ideal einer selbstlosen globalen Solidarität stehen, sondern
sucht ,klug wie die Schlangen' (Mt 10,16) durch entsprechende Rahmenregelungen wirksame Handlungsanreize für die Verknüpfung individueller und kollektiver Ziele zu schaffen.
Die Glaubwürdigkeit der Kirchen steht auf dem Spiel
Es fehlt in den westlichen Wohlstandsgesellschaften nicht an allgemeinen moralischen Appellen und
Anklagen, sondern an Glaubwürdigkeit. Das gilt auch für die Kirchen selbst. Nur wenn die Schöpfungsverantwortung vom Evangelium inspiriert ist und im Leben der Kirche und der Christinnen und
Christen selbst einen angemessenen Stellenwert einnimmt, sind politische Initiativen zum Umweltschutz moralisch überzeugend. Durch kirchliche Energiesparprojekte, energiesparendes Bauen, kirchliche Rahmenverträge mit Erzeugern regenerativer Energien im liberalisierten europäischen Strommarkt und Initiativen zu nachhaltiger Mobilität kann die Glaubwürdigkeit der Kirchen in ihrer Option
für Klimaschutz wesentlich erhöht werden. Der Schöpfungsglaube muss sich auch in solchen
praktischen Initiativen bewähren. Im Herbst 2000 hat die Kommission für gesellschaftliche Fragen der
Deutschen Bischofskonferenz ein Diskussionspapier „Schöpfungsverantwortung im liberalisierten
Strommarkt“ verabschiedet, das derzeit auf unterschiedlichen Ebenen als Grundlage für Klimaschutz
und Ressourcenschonung durch Energiesparen und die Förderung regenerativer Enegieen in den
Diözesen und kirchlichen Einrichtungen diskutiert wird.
Vor wenigen Wochen haben die katholische und die evangelische Kirche in Deutschland gemeinsam
das Projekt „kirchliches Umweltmanagement“ gestartet, dessen Ziel die Zertifizierung von 16 Modellprojekten nach der Europäischen Öko-Audit-Verordnung ist (z.B. EKD-Zentrale, Kloster Benediktbeuern einschließlich seiner beiden Hochschulen, Caritas- und Diakonieeinrichtungen). Konsequent umwelt- und klimaschonende Verwaltung in allen Bereichen soll als Zeugnis für den christlichen Schöpfungsglauben vorgelebt und langfristig auf breiter Basis eingeführt werden.
Die zentrale Herausforderung des Klimaschutzes nach dem Konzept der nachhaltigen Entwicklung ist,
dass er alle Handlungsbereiche durchdringen muss. Schöpfungsverantwortung darf demnach auch in
den Kirchen nicht länger ein Randphänomen bleiben, sondern muß aus der Mitte des christlichen
Glaubens heraus kommen. Deshalb war die Empfehlung der Zweiten Europäischen Ökumenischen
Versammlung in Graz, Schöpfungsverantwortung als wesentliche Dimension des kirchlichen Lebens
zu entfalten, ein theologisch-ethischer Leitgedanke bei den seit 1999 jährlich stattfindenden Konsultationen der Umweltbeauftragten der Europäischen Bischofskonferenzen der Katholischen Kirche. Als
wichtige Konkretion für die pastorale Verankerung des Schöpfungsglaubens wurde bei der letzten
Konsultation der europäischen Umweltbeauftragten die Einführung eines Schöpfungstages in der Zeit
zwischen 1. September und Mitte Oktober befürwortet. Stärkste Resonanz findet die Verbindung dieses Tages mit dem Erntedankfest am ersten Sonntag im Oktober.
Christinnen und Christen können aus dem Glauben eine Kraft der Hoffnung, der Freude und des Friedens schöpfen, die zur Umkehr befähigt und auch im Klimaschutz wesentlich zur notwendigen europäischen und weltweiten Verständigung beiträgt. Das verantwortliche Handeln für die Zukunft der
Schöpfung ist ein Zeugnis für die Gegenwart Gottes in der Welt. Umweltschutz ist praktizierter
Schöpfungsglaube.
***
Jesus und die Meteorologen
Eine Meditation über Lukas 12, 54-56
Lukas Vischer
Jesus sprach aber auch zu der Volksmenge:
Wenn ihr im Westen eine Wolke aufsteigen
seht, sagt ihr alsbald: Es kommt Regen,
und es geschieht so.
Und wenn ihr den Südwind wehen seht,
sagt ihr: Es wird Gluthitze geben, und es
geschieht.
Ihr Heuchler, das Aussehen der Erde und des Himmels wisst ihr zu beurteilen; wie
kommt es, dass ihr diese Zeit nicht beurteilt?
Zwar gab es weder systematische Messungen noch Satellitenbilder. Dennoch hatten die Menschen
bereits zu Jesu Zeit eine gewisse Fertigkeit entwickelt, das Wetter des nächsten Tages vorauszusagen.
Wer die ‚Zeichen’ zu lesen verstand, war in der Lage, zu sagen, was der nächste Tag bescheren werde
– Regen oder Hitze.
Jesus anerkennt diese Fähigkeit. In seinen Augen kommt es aber auf etwas weit wichtigeres an: die
Zeichen der Zeit zu lesen. Was hilft es, das Wetter von morgen voraussagen zu können, wenn wir nicht
verstehen, welche Stunde es für uns Menschen geschlagen hat?
Zeichen spielen im Leben der Menschen eine entscheidende Rolle. Immer wieder stehen wir vor der
Frage, wie ‚Zeichen’, das heisst das, was uns widerfährt, zu interpretieren haben – eine Krankheit, ein
Sieg oder eine Niederlage, eine Enttäuschung oder was immer. In allem, was uns widerfährt, ist im
Grund eine Botschaft Gottes verborgen. Wie in einem Spiegel wird
uns gezeigt, wer wir sind und wo wir stehen. Und eine heimliche Stimme sagt, welche Richtung wir
einschlagen sollen. Zeichen wollen uns führen. Sie sind Gelegenheiten; werden sie nicht
wahrgenommen, werden sie zu verpassten Gelegenheiten.
Was für das Leben jedes einzelnen Menschen gilt, trifft nicht weniger für die Menschheit als Ganze zu.
Gott spricht zu ihr durch Zeichen.
Seit Jahren werden wir gewarnt, dass die heutigen klimatischen Bedingungen aus den Fugen geraten
wird, wenn wir uns nicht dazu entschliessen, den Ausstoss von Treibhausgasen drastisch zu senken.
Immer deutlicher wird es, dass wir einen selbstmörderischen Kurs steuern. Und doch gehen wir an
diesem Zeichen vorüber. So wie zu Jesu Zeiten lassen wir uns das Wetter von morgen voraussagen,
verschliessen aber die Augen vor der längerfristigen Gefahr. Ihr Heuchler!
Warum ist es so schwierig, selbst so deutliche Zeichen zu lesen? Die Antwort lässt keinen Zweifel:
weil Gottes Stimme der Dynamik des menschlichen Lebens zuwiderläuft. Gott lädt uns zu einem
Leben der Liebe, der Bescheidung und der Solidarität ein. Seine Stimme ruft immer zur Umkehr. Wie
sollten wir da die Augen nicht verschliessen? Im Grunde aber verschliessen wir damit die Augen vor
dem Leben. Sollten wir uns darum nicht in einem zweiten Gang für Gottes Zeichen öffnen können?
Quellenangaben
Ökumenische Veröffentlichungen
Der Ökumenische Rat der Kirchen hat folgende Studienpapiere und Erklärungen zu Fragen des
Klimawandels veröffentlicht:
-
-
Beschleunigter Klimawandel: Zeichen der Gefahr, Bewährung des Glaubens, Genf 1994
Climate Change and the Churches, Ecumenical Review, Genf 1995
Climate Change and the Quest for Sustainable Societies, Genf 1998
Kyoto Statement on Justice; Erklärung des ÖRK zuhanden des ministeriellen Schlussteils der
Dritten Konferenz der Signatarstaaten der UN Rahmenkonvention über den Klimawandel in
Kyoto, Japan, Dezember 1997
Climate Change and the Prospect for Sustainable Mobility, Genf 1998
Die Erdatmosphäre: verantwortliches Handeln und gerechtes Miteinanderteilen für ein globales
Gemeingut, Saskatoon, Kanada, 2000; Bericht einer Konsultation des Ökumenischen Rates der
Kirchen, der zusammen mit einem Überblick über Aktivitäten als Eingabe des ÖRK der Sechsten
Konferenz der Signatarstaaten der UN Rahmenkonvention über den Klimawandel in Den Haag,
Niederlande, während des ministeriellen Schlussteils unterbreitet wurde.
Verwandte ökumenische Quellen:
-
-
Lukas Vischer (Hrsg), Churches on Climate Change, A Collection of Statements and Resolutions on Global Warming and Climate Change, im Auftrag der Abteilung 'Gerechtigkeit, Frieden
und Bewahrung der Schöpfung’ des ÖRK, Bern 1992
David G.Halman (ÖRK), Climate Change – Ethics, Justice and Sustainable Community, in
Christianity and Ecology, Harvard University School for the Study of World Religions, 1999
David G.Halman (ÖRK), Spiritual Values for Earth Community, Genf, 2000
Römisch-Katholische Veröffentlichungen
-
Global Climate Change: a Plea for Dialogue, Prudence, and the Common Good, a statement of the
U.S. Catholic Bishops, Washington, Juni 2001
Weitere Veröffentlichungen
Eine große Anzahl von Veröffentlichungen betrifft das Thema Klimawandel; dies ist nur eine kleine
Auswahl:
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-
Das Rahmenabkommen der Vereinten Nationen zum Klimawandel ist erhältlich beim Sekretariat für Klimawandel bei den Vereinten Nationen (s.Internetadresse)
Das Kyoto-Protokoll ist ebenfalls erhältlich beim Sekretariat für Klimawandel bei den Vereinten
Nationen (s.Internetadresse)
Der 3.Bericht zur Einschätzung des Klimawandels von der Zwischenstaatlichen Kommission
sowie die Berichte der Arbeitsgruppen I, II und III sind erhältlich durch die Zwischenstaatliche
Kommission zum Klimawandel (IPCC) (s.Internetadresse)
John Houghton (Cambridge), Global Warming – The Complete Briefing, Cambridge University Press, 1997
Sebastian Oberthuer/ Hermann Ott, The Kyoto-Protocoll: International Climate Policy for the
21st Century, Springer Verlag Publishers, 1999
Ross Gelbspan (Reading/Mass.), The Heat is On - The Climate Crisis, the Cover-up and the
Prescription, Perseus Books, 1998
Wichtige Internetadressen
-
Europäisches Christliches Umweltnetzwerk – www.ecen.org
Konferenz Europäischer Kirchen - www.cec-kek.org
Ökumenischer Rat der Kirchen – www.wcc-coe.org
Rahmenabkommen zum Klimawandel der Vereinten Nationen – www.unfccc.de
Zwischenstaatliche Kommission zum Klimawandel – www.ipcc.ch
Europäisches Klimanetzwerk – www.climnet.org
Vereinigung betroffener Wissenschaftler in den USA – www.ucsusa.org
Zentrum für Wissenschaft und Umwelt, Indien – www.cseindia.org
***
Über die Autoren
(in alphabetischer Reihenfolge)
Lynne Clark, Belgien (englischer Nationalität)
Öffentlichkeitsreferent für das Klimanetzwerk in Europa, Koordinationsbüro der europäischen NichtRegierungsorganisationen, das in Sachen Klimawandel arbeitet, Brüssel, Belgien
Ulrich Denkhaus, Deutschland
Beauftragter für Energiefragen der Evangelischen Kirche im Rheinland (Deutschland);
Theologe und Physiker
Karl Golser, Italien
Direktor des Instituts für Gerechtigkeit, Frieden und Bewahrung der Schöpfung an der PhilosophischTheologischen Akademie in Brixen, Italien;
Mitglied der Arbeitsgruppen zu Umweltfragen des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen
(CCEE) und der italienischen Bischofskonferenz
Diana Harutyunyan, Armenien
Beteiligt an 'Armenien-Länderstudie zum Klimawandel'; UNDP/GEF Projektassistent; Biochemikerin;
Mitglied der ökologischen und kulturellen NGO 'Khazer';
Vertreterin der Armenischen apostolischen Kirche in ECEN
Roman Juriga, Tschechische Repubik
Direktor der Orthodoxen Akademie Vilemow, Tschechische Republik; Organisator von Orthodoxen,
theologischen Bildungs- und Umweltprojekten und -konferenzen;
Mitglied des Leitungsgremiums von ECEN
Karin Lexén, Schweden
Programm Direktor in der Abteilung für Internationale Angelegenheiten der Kirche von Schweden;
Chemikerin
Jesse N. K. Mugambi, Kenia
Professor für Philosophie und Religiöse Studien an der Universität Nairobi, Kenia;
Mitglied der Arbeitsgruppe Klimawandel des Ökumenischen Rates der Kirchen
Dimitri Oikonomou, Großbritannien
Inhaber einer Gastprofessur für Byzantinische Studien an der Universität London, Großbritannien;
Studiendirektor an der Orthodoxen Theologischen Akademie Volos, Griechenland;
Mitglied des Stiftungsrates der 'Alliance of Religions and Conservation';
Mitglied des Leitungsgremiums von ECEN
Martin Robra, Schweiz (deutscher Nationalität)
Exekutivsekretär für Ethik und Ökologie sowie Mitglied der Arbeitsgruppe 'Gerechtigkeit, Frieden
und Bewahrung der Schöpfung' beim Ökumenischen Rat der Kirchen, Genf;
Pfarrer der Evangelischen Kirche in Westfalen (Deutschland)
Jaap van der Sar, Niederlande
Stabsmitglied der Protestantischen Akademie 'Kirche und Welt' in Driebergen, Niederlande;
studierte Wasseraufbereitung, Naturschutz und Philosophie; Langzeiterfahrungen im Arbeitsbereich
'Kirche und Gesellschaft'
Larisa Skuratovskaya, Russland
Wissenschaftliche Sekretärin am Institut für allgemeine Pathologie und Pathophysiologie der russischen
Akademie der medizinischen Wissenschaften; Mitglied des Internationalen Rates der ´Ärzte gegen den
Atomkrieg´; Präsident des Internationalen Frauenforums, Russland;
Mitglied der Arbeitsgruppe Klimawandel des Ökumenischen Rates der Kirchen
Lukas Vischer, Schweiz
Professor (em.) für Ökumenische Theologie an der Universität in Bern, Schweiz;
Mitglied des Leitungsgremiums von ECEN
Markus Vogt, Deutschland
Leiter der Clearingstelle Kirche und Umwelt, eines Gemeinschaftsprojektes der Kommission VI der
Deutschen Bischofskonferenz und der Philosophisch-Theologischen Hochschule der Salesianer Don
Boscos, Benediktbeuern, Deutschland;
Mitglied der Arbeitsgruppe zu Umweltfragen des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen
(CCEE)
***
Mit einem herzlichen Dank an Heinz Szobries, J.G. Haditsch und Lukas Vischer für ihre Hilfe bei der
Übersetzung der Texte und David Hallman für seine Mitarbeit bei der Zusammenstellung von Daten
Redaktion: Marijke van Duin, Amsterdam, Niederlande; Arbeitsbereich 'Klimawandel' des
Europäischen Christlichen Umweltnetzwerkes
Illustrationen: Joanna Horst
Lay out: Peter Hofland, Marijke van Duin
Kontaktadresse:
Europäisches Christliches Umweltnetzwerk - ECEN
Rüdiger Noll
p.A. Konferenz Europäischer Kirchen
Postfach 2100
150 Route de Ferney
1211 Genf 2
Schweiz
Tel. + 41 22 791 6469
Fax + 41 22 791 6227
E-mail: [email protected]
Dieses Dokument ist eine Veröffentlichung des Europäischen Christlichen Umweltnetzwerkes,
Oktober 2001
***
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