Basalkommunikation

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tigen Ern6hrung*, Gabe von Quellmitteln
mit viel Flssigkeit, so viel Bewegung wie
m2glich oder gezielter Gymnastik, Aufkl6rung und psychischer Betreuung kann das
Problem beseitigt werden.
Eine Obstipation ist bei 6lteren Menschen jedoch immer als gesundheitliche
St2rung anzusehen. Besonders eine
pl2tzlich auftretende oder der Wechsel
von Obstipation und Diarrh2 k2nnen
Hinweise auf ernste Erkrankungen sein
(u.a. Darmtumoren, Verengungen,
Darmverschluss). Deshalb muss immer
abgekl6rt werden, ob die Obstipation
durch organische Ursachen ausgel2st
wird.
Auch Depressionen, Stoffwechselst2rungen (u.a. Hypothyreoidismus*, Hpokali6mie*, Hyperkalz6mie*, Diabetes mellitus)
oder Analfissuren, Analprolaps*, St2rungen des Def6kationsreflexes* und Divertikel* k2nnen die Ursache fr eine Obstipation sein. Wenn ber l6ngere Zeit Stuhl
nur unvollst6ndig entleert wird, wird dem
im Darm verbleibenden Rest immer mehr
Wasser entzogen. Er trocknet zu einem soliden Block aus und kann nicht mehr normal entleert werden. Symptome sind falscher Def6kationsreflex und unwillkrlicher Abgang von kleinen Stuhlstckchen,
aber auch Fieber und geistige Verwirrtheit. Es kann zu einem vollst6ndigen Verschluss des Dickdarms kommen, der mit
Hilfe von Einl6ufen, evtl. Zerkleinerung
unter endoskopischer Kontrolle und Herausholen mit der Hand beseitigt werden
muss.
Stephanie Freundner-Hagestedt
Literaturtipp:
Gerlach, U./Wagner, H./Wirth, W.: Innere
Medizin fr Pflegeberufe. Thieme, Stuttgart.
Basalkommunikation
(B.) Der Begriff B. wurde seit den 70er-Jahren aus der Heilerziehungspflege in den
deutschen Sprachraum eingefhrt. Unter
dem Warenzeichen »Basale Stimulation«W
wurde die Methode weiter bekannt. Ursprnglich von Andreas Fr2hlich fr die
Frhf2rderung von behinderten Kindern
konzipiert, griff Christel Bienstein den Ansatz fr die Intensivpflege von Komapatienten (R Koma) auf und entwickelte ihn
gemeinsam mit Fr2hlich bis zur heutigen
Form der Basalen StimulationW weiter. In
der Begrifflichkeit ist der Terminus »Basalkommunikation« jedoch dem der »Basalstimulation« der Vorzug zu geben, weil
Ersterer die kommunikative Absicht der
Zweigwegkommunikation enth6lt und
Letzterer nur vom einseitigen Stimulieren
spricht (auch wenn das nicht unbedingt geplant ist). Um sich ein erstes Bild von B. zu
machen, gengt ein Blick auf eine liebende
Mutter, die ihren S6ugling stillt. Im Bereich
der Apfl. meint B. langfristige Interventionen, die die eingeschr6nkten M2glichkeiten von geistig behinderten, dementen
oder apallischen Menschen (im Wachkoma, s.u.) wrdigen und eher im nonverbalen Bereich ber alle Sinneskan6le erfolgen. Insgesamt sollen der Umweltkontakt
und das Gefhl fr den eigenen K2rper
wiedergewonnen oder erhalten werden,
denn bei Immobilit6t tritt ein Verlust des
Gefhls fr die eigenen K2rpergrenzen
schnell ein. Was dabei aber eine geeignete
Stimulation (Reizung) ist, um das Trchen
zum Bew., also einen Erinnerungsaktivator zu finden, verlangt Geduld, R Kreativit6t und Intuition. Im Folgenden werden
m2gliche Beispiele fr Stimulationen ber
die verschiedenen Sinneskan6le genannt.
Kommt es hier zu einer wie auch immer gearteten kleinen Antwort, sprechen wir von
Kommunikation.
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P
P
P
P
P
P
P
Visuelle Stimulation: optisch stimulierende Umgebung, Licht nach Tageszeit,
Rhythmus beibehalten, nachts kleine
Beleuchtung mit dem Ziel, die Vielgestaltigkeit der Umwelt erkennen k2nnen.
Auditive Stimulation: beliebte Musik,
Ger6usche aus Beruf oder Kindheit
vom Band, Sprache und Stimme mit
dem Ziel, die Isolation nicht durch Geruschverarmung noch zu untersttzen.
Haptische Stimulation (auch: taktil
und vibratorisch): Hart-weich-Lagerung im Wechsel, Positionswechsel,
raue Kleidung, stimulierende/beruhigende Ganzk2rperwaschung, sanfte
Massage einzelner zugelassener K2rperteile, Tastbrett, das alte Haustier auf
den Bauch, Schuhe, bekannte Werkzeuge und Gegenst6nde, Massageger6te,
Rasierapparat usw. mit dem Ziel, den
eigenen K2rper wieder als Ganzes
wahrnehmen zu k2nnen.
Olfaktorische Stimulation: Parfm des
Partners oder eigenes, berufsspezifische
Gerche wie Schmier2l, atemstimulierende Einreibung usw. mit dem Ziel,
belebende Erfahrungen zu machen.
Gustatorische Stimulation: Lieblingsspeisen in Mullgazes6ckchen geben,
Saugreflex durch Saugenlassen am Finger ausl2sen oder Lippen mit Nahrungsmitteln bestreichen mit dem Ziel,
die »Erlebniszone Mund« zu beleben
und den Geschmack anzuregen.
Kin/sthetische Stimulation: die Erfahrungen des S6uglings aufnehmend,
Bew. in den Armen wiegen, sanft das
Bett schtteln, gemeinsam im Schaukelstuhl oder auf der Wassermatratze
wiegen, im Atemrhythmus schwingen
mit dem Ziel, sich in seiner K2rperlichkeit wieder wahrzunehmen.
Vestibul/re Stimulation: Drehen, K2rperbeschleunigung z.B. beim Heben
oder im Rollstuhl, meist in Kombination mit dem haptischen und kin6stheti-
schen Eindruck mit dem Ziel, den eigenen K2rper wieder als Ganzes wahrnehmen zu k2nnen.
All die o.g. sensorischen Stimulationen
kommen im Rahmen komplexerer basalkommunikativer bzw. sozialtherapeutischer Techniken zur Anwendung (R Sozialtherapie).
Massage: Der durch die »sanfte Geburt«
bekannt gewordene franz. Arzt Frederic
Leboyer meint in Bezug auf die indische
Babymassage, die haptische Reizung oder
Berhrung sei »Nahrung fr die Seele«.
Das gilt auch fr Senioren, wenn hier aber
fr das Pflegepersonal und Bew. wesentlich mehr emotionale Barrieren zu berwinden sein drften.
Spiegeln: Eine andere Technik, die ber
mehrere Kan6le l6uft, ist das »Spiegeln«.
Die Pflegekraft greift (stereotype) Laute,
Bewegungen, Mimik oder K2rperhaltung
des dementen Bew. auf und ahmt sie
m2glichst getreu nach. Es ist klar, dass
hier kein bloß aggressives oder sarkastisches Nach6ffen gemeint ist, sondern eine professionell-distanziert eingesetzte
Methode, hinter der eine Pflegekraft stehen muss. 8ber die Wirkung des Spiegelns berichten auch Pflegekr6fte, die einen »Dauerschreier« in einem Anfall von
Wut oder Verzweiflung »nachge6fft« haben: Der Bew. stutzte und wurde ruhiger.
Es scheint also so zu sein, als ob der Bew.
auf dem Kanal, auf dem er (noch) senden
kann, eine Antwort erf6hrt, die ihm sagt,
er ist angenommen. Da draußen »versteht« ihn einer. Spiegeln verlangt von der
Pflegekraft einen langen Atem!
Einschwingen: Eine weitere Technik und
evtl. eine wirksame Methode der Kommunikation ist das Einschwingen in den
Atemrhythmus des Bew. (s.u.: Wachkoma). In Japan z.B. gibt es Pflegebetten, die
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den K2rperkontakt und das Einschwingen
in den Atemrhythmus untersttzen, indem sie eine Ausziehvorrichtung am
Kopfende des Bettes haben. Dieser hinzugewonnene Teil wird von Pflegenden
genutzt. Sie klettern z.B. zu apallischen
Patienten »ins Bett«. Dieser Tabubruch ist
wohl fr die meisten Pflegekr6fte nicht
einfach, da sie oftmals k2rper- und berhrungsfeindlich erzogen wurden und
scheinbar gute Grnde haben, solche Methoden nicht anzuwenden: die Hygiene.
Gemeinsam ist allen basalkommunikativen Techniken, dass sie dem Anwender Intuition und die Bereitschaft abverlangen,
sich m2glichst optimal in die Welt dieser
Menschen mit ihren speziellen Erfahrungs-, Verarbeitungs- und Ausdrucksm2glichkeiten zu versetzen. Das erfordert
Interesse am Betroffenen und Respekt vor
seiner Pers2nlichkeit. Vielleicht ist dies die
entscheidende Wirkkomponente. Die beschriebenen Techniken und Stimulationen
werden sowohl im Sinne von F2rderung
und damit im weitesten Sinne leistungsorientiert eingesetzt als auch zur Beruhigung im Sinne einer Therapie als auch als
Weg zur Verbesserung der Lebensqualit6t
in dem Sinne, auch dem sehr desorientierten Menschen die Entfaltungsm2glichkeiten zu verschaffen, die ihm noch offen stehen. Diese Ziele sind letztlich nicht wirklich voneinander zu trennen.
In der B. liegt ein weites Experimentierfeld fr mutige, empfindsame und kreative Pflegekr6fte. Denn leider werden sie bei
8bung oder Ausfhrung dieser kommunikativen Pflege manchmal noch (von
Kollegen, Angeh2rigen oder Qrzten) bel6chelt oder gar verlacht. Jeder, der mit B.
experimentiert, sollte sich deshalb selbst
einen Schonraum gestatten und »ben«,
ohne dass er beobachtet und l6cherlich
gemacht werden kann. Und Misserfolg als
Beginn eines neuen Versuchs betrachten.
Wahrscheinlich gibt es kein Feld der Kom-
munikation, wo wir mehr auf unsere Intuition, Kreativit6t und unseren pers2nlichen Mut angewiesen sind, um das berhmte »Trchen« zum Dementen oder
Komapatienten zu finden
Snoezelen
Eine in den letzten Jahren bekannt gewordene basalkommunikative Technik ist das
Snoezelen (sprich: snuuselen). Der Begriff
ist eine Kombination der holl6ndischen
W2rter »snuffelen« (schnffeln) und
»doezelen« (d2sen). Die Methode (keine
Psychotherapie!) wurde in den Niederlanden im Zentrum fr geistig behinderte
Menschen »De Hartenberg« mehr entdeckt als entwickelt. Der Begriff wurde
1978 von 2 Zivildienstleistenden gepr6gt.
Damit ist schon klargestellt, dass es keine
Methode ist, die an eine bestimmte Berufsgruppe gebunden ist. Sie ist zwar im
Umgang mit schwerst geistig behinderten
Menschen entwickelt worden, im Folgenden aber auch auf demente Menschen angewandt worden.
Um Snoezelen umzusetzen, gibt es spezielle R6ume (in Dtschl. etwa 500), in denen in angenehmer Atmosph6re solche Erfahrungen m2glich sind. Umsetzen kann
man Snoezelen aber auch in der allt6glichen Pflege, indem man z.B. beim Waschen andere Dfte verwendet oder streichelt. Neuere Forschungsergebnisse zeigen,
dass ein Snoezelen-Raum auch mit Gewinn vom Pflegepersonal oder gar den Angeh2rigen aufgesucht werden kann: Stress
wird verringert und die Kommunikation
gef2rdert. Bei Bew. kann der Medikamentenkonsum sinken. Snoezelen l6sst sich
unter gnstigen Umst6nden auch in der
ungest2rten Natur durchfhren – mit all
den Sinnesreizen, die die Natur uns bietet.
Es gibt eigentlich keine feste Definition
fr Snoezelen. Es handelt sich 6hnlich wie
die Validation eher um eine Einstellung
gegenber den Behinderten. Es geht zum
Basalkommunikation
einen darum, in einer angenehmen Atmosph6re prim6re (unmittelbar sinnesbezogene) Reize (Stimulationen) anzubieten,
zum anderen um eine prim6re Aktivierung ber sinnliche Erfahrung mit Hilfe
von Licht, Ger6uschen, Berhrungen, Gerchen (s.u. Aromatherapie und Geschmack), zum Dritten um das Schaffen
authentischer Erlebnism2glichkeiten. Hier
k2nnen auch Gespr6che mit dem Fachpersonal sehr heilsam sein.
Schwer geistig behinderte und demente
Menschen erfahren ihre Umwelt eher k2rperlich-konkret, als dass sie sie mit Gedanken strukturieren. Die Vielfalt von
Reizen, die z.B. im Altenheim vorhanden
sind, k2nnen sie nicht mehr sinnvoll einsortieren. Dies fhrt zu einem Wahrnehmungschaos, auf das man sinnvoll entweder mit Ausblenden reagiert (man macht
alle Reize zu Hintergrundrauschen) oder
mit dem Versuch, auf alle Reize mehr oder
weniger gleichzeitig einzugehen. Letzteres
fhrt in der Konsequenz zu Agitiertheit
(Hektik, Unruhe) und schließlich zu Verhaltensauff6lligkeiten einschließlich aggressiven Verhaltens.
Snoezelen ist vor diesem Hintergrund
als ein Angebot zu verstehen, das dem Betroffenen eine Umgebung geben m2chte,
in der er sich wohl fhlen kann, in der er
sich aber auch in seinem eigenen Tempo,
nach seinen eigenen Bedrfnissen und
entsprechend seinen Erlebnism2glichkeiten entfalten kann. Snoezelen ist sowohl
lediglich ein Freizeitangebot als auch therapeutisch einsetzbar und wirkt beruhigend und aktivierend. Es wird verglichen
mit den Momenten, in denen man z.B.
den Flammen im Kamin nachschaut, ab
und zu eher geistesabwesend Holzstcke
in das Feuer wirft, seinen Gedanken nachh6ngt und mit der Hand ber den Stoff
des Sessels streicht. Es ist ein Wahrnehmen und Handeln im Hier-und-Jetzt, ohne intendiertes Ziel, dennoch aktivierend
und entspannend gleichzeitig.
Aromatherapie
Manchmal werden Dfte (besonders 6therische Tle) zur sog. »Aromatherapie« eingesetzt. Den Dften wird bereits seit dem
Mittelalter eine psychodynamische Wirkung zugeschrieben, d.h., es wird davon
ausgegangen, dass die Stimmung beeinflusst wird. Dass dabei die Wirkung je
nach Umfeld, Therapeut und individueller
Akzeptanz auch auf einem starken Placebo-Effekt beruht (psychosomatischer
Aspekt), ist unbestritten. Jedoch mag auch
hier ein alter Grundsatz gelten: »Wer heilt,
hat Recht!«
Aromatherapie kann bei allen Bew. zur
Beruhigung oder Belebung zur Anwendung kommen. Setzen Sie in Absprache
mit dem Arzt nur angenehme und hochwertige Dfte ein. Die besten Gelegenheiten ergeben sich aber auch bei der K2rperpflege und dem Bad, der Inhalation oder
oral (Tees). Den Apalliker beobachten Sie
l6ngere Zeit und probieren Duft um Duft
aus, bis Sie eine Reaktion erleben. Natrlich k2nnen Sie auch biografiespezifische
Dfte wie Mist, Tafelkreide oder Motoren2l einsetzen.
Hier eine kleine Auswahl von Dften
und ihre Wirkungen:
Cajeput: (weißer Teebaum) keimhemmend (z.B. bei fetter, unreiner Haut,
Halsschmerzen).
Eukalyptus: keimhemmend (z.B. prophylaktisch bei Husten, Schnupfen,
Bronchitis).
Fenchel: entspannend, entbl6hend, verdauungsf2rdernd (z.B. bei Verdauungsproblemen).
Grapefruit: entspannend, erfrischend,
bindegewebsst6rkend (z.B. Cellulite, Ersch2pfung).
Kiefernadel: belebend (z.B. bei Problemen mit den Atmungsorganen).
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Lavendel: beruhigend, stimmungsaufhellend, lindernd (z.B. bei Sonnenbrand).
Melisse: beruhigend, stabilisierend, lindernd (z.B. bei Schlafst2rungen,
Schwindel, Insektenstichen).
Orangen: anregend, entspannend (z.B.
bei Herz-Kreislauf-Problemen und
Stress.
Pfefferminz: entspannend, st6rkend und
anregend (z.B. bei Spannungskopfschmerz, prophylaktisch gegen Erk6ltung).
Rosmarin: anregend (z.B. bei Kopfschmerzen).
Vanille/Zimt: dieser »Weihnachtsduft«
entspannt (z.B. bei Unruhe, Misstrauen,
Angst).
Zitrone: anregend, stimmungsaufhellend und konzentrationsf2rdernd, erfrischend (z.B. bei Verstimmungen und
Depressionen).
Nach etwa 3 Wochen ist ein Duftwechsel
angezeigt, da die Wirkung nachl6sst. Achten Sie auch auf Nebenwirkungen wie Allergien, Atemnot oder Kopfschmerzen.
Wachkoma (apallisches Syndrom)
Menschen im Wachkoma (R Koma) zeigen offensichtlich h6ufig ein verdecktes internes Verhalten (covert behavior). Deshalb
k2nnen sie durch frhzeitige, intensive
Kommunikation auf einfache Weise Reaktionen erlernen. Interessanterweise gelingt
es n6mlich manchmal, auch wenn die Gehirnstromkurve flach verl6uft, mit ihnen
auf basale Weise ber verschiedene nichtsprachliche Sinneskan6le zu kommunizieren, z.B. durch Handdrcken oder Zwinkern eine einfache »Ja-Nein-Kommunikation« aufzubauen. Gelingt es nicht, mit
Komapatienten bzw. Apallikern* mhsam
und langfristig eine Minimalkommunikation aufzubauen, ziehen sie sich immer
tiefer in ihr Koma zurck. Arnold Mindell
hat dies anschaulich und ermutigend beschrieben. Von daher kann mit aller Vorsicht gesagt werden, dass das gefrchtete
»Steckenbleiben« im apallischen Syndrom
eigentlich mehr als Folge fehlender sensorischer Anregung und Teilhabe am sozialen Umfeld angesehen werden muss und
weniger als alleiniges Resultat einer Hirnsch6digung. Wird beim Patienten eine Reaktion beobachtet und verstanden, kann
ein wechselseitiger Prozess von Anregung
und Antwort in Gang kommen, wobei
Stimulationen und Reaktionen immer differenzierter werden.
Das Einschwingen in den Atemrhythmus gilt als eine besonders intensive Kontaktaufnahme, weil jeder Mensch atmet
und sich seine Gefhle im Atem ausdrcken k2nnen. Wenn die Pflegekraft auf
diese Qußerung eine »Antwort« gibt, fhlt
sich der Apalliker oder jeder andere »verstanden«. Diese Technik setzt allerdings
ein eigenes gutes K2rpergefhl und 8bungen in kleinen vertrauten Gruppen voraus.
Manche Teilnehmer sind nicht in der Lage, so viel k2rperliche N6he zuzulassen.
Auch eine normale Sprache sollte Anwendung finden, wobei die gr2ßte
Schwierigkeit wohl darin besteht, dass die
Pflegekr6fte lernen mssen, scheinbar keine (aber sicher keine sprachlichen Reaktionen) zu bekommen. Deshalb ist es wichtig, auf nonverbale Reaktionen wie schnelleres Atmen, Seufzen, Hauterr2ten oder
geringes Muskelzucken in der Mimik oder
den Fingern zu achten und diese als Reaktionen zu deuten. Durch sorgf6ltige Beobachtung lassen sich vielleicht bald Reaktionen von Reflexen unterscheiden. Die
begleitende Sprache sollte einfach, lebendig und kongruent (bereinstimmend)
sein und immer im Hier-und-Jetzt bleiben. Die Inhalte des Sprechens sollten oft
anders als in der »normalen« Kommunikation eher »offen« sein, also besser
»Nein, was fr ein Tag!« als »Heute
Beratung
scheint die Sonne!«. Dadurch baut sich
weniger Widerstand auf und beim Apalliker k2nnen so m2glicherweise Bilder aufsteigen und er kann sich »verstanden«
fhlen.
Die Anrede sollte im Prinzip das »Sie«
sein; andere Formen wie Vor- oder Kosenamen sollten mit den Angeh*rigen abgesprochen werden. Angeh2rige sind auch
oft diejenigen, die davon berzeugt werden mssen, dass sich der Versuch des
Aufbaus von Kommunikation lohnt. Sie
sind auch eine wichtige Informationsquelle, ber welche im vergangenen Leben
wichtigen Kan6le oder Reize (etwa Lieblingsmusik oder speziellen Dfte) der
Apalliker erreicht werden k2nnte. Angeh2rige k2nnen auch auf evtl. bestehende
Selbsthilfegruppen verwiesen werden. Auf
keinen Fall aber sollten problematische
oder gar abwertende Gespr6che mit Dritten vor dem Patienten gefhrt werden.
Pflegekr6fte mssen mit allen an der Pflege Beteiligten in einen intensiven Dialog
treten bzw. sich in einen solchen einbinden lassen.
Ulrich Zielke, Raimund Pousset,
Johanna Mnch
Literaturtipps:
Fr!hlich, A./Bienstein, C.: Basalstimulation.
Urban & Fischer, Mnchen.
Hulsegge, J./Verheul, A.: Snoezelen, eine andere Welt. Bundesvereinigung Lebenshilfe
e.V., Marburg/Lahn.
Mall, W.: Kommunikation mit schwer geistig
behinderten Menschen. Edition Schindele,
Heidelberg.
Mindell, A.: Schlssel zum Erwachen. Walter,
Heitersheim (CH).
Pantke, K.-H.: Locked-in. Gefangen im eigenen K2rper. Mabuse, Frankfurt a.M.
Kontaktadresse:
Selbsthilfegruppen Schdel-Hirnpatienten in
Not e.V., Bayreuther Str. 33, 92224 Amberg,
Tel.: 06921/64800.
Beratung
(B.) B. definiert sich als eine soziale Interaktion, in deren Verlauf mit einem bestimmten Setting (d.h. Raum, Zeitpunkt,
Dauer, Kostenarrangement) ein kompetenter Berater einem Klienten hilft, ein
aktuelles oder zuknftiges Problem des
Klienten zu l2sen. Ziel ist es also nicht
(nur) Rat zu geben, sondern in erster Linie
die Probleml2sekompetenz des Klienten
zu f2rdern. Wir unterscheiden zwischen
P
P
P
der Weitergabe von Informationen (z.B.
Rentenberatung),
Unterweisung (z.B. Praxisanleitung)
und
psychologischer B. (z.B. Lebensberatung).
Apfl. haben mit allen drei Formen zu tun,
wenn auch die psychologische B. in der
Apfl. nicht im Setting einer Beratungsstelle vorkommt, sondern als integraler Bestandteil der altenpflegerischen T6tigkeit
verstanden werden muss.
Methodisch lehnt sich B. an die Konzeptionen der Psychotherapien an. Die B.
auf der Grundlage der klientenzentrierten
Gespr6chspsychotherapie ist die h6ufigste
in Dtschl. Die Gespr6chsfhrung geht auf
Carl R. Rogers zurck. Er vertrat die Auffassung, dass die Schwierigkeiten eines
Ratsuchenden mit der L2sung eines konkreten Konfliktes nicht beseitigt sind, sondern dass sich in dem Problem eine allgemeine Problematik des Klienten ausdrckt. Rogers folgerte, dass es also nicht
so sehr um Wissen geht, sondern dass im
Vordergrund des Beratungsgespr6chs die
Gefhle stehen mssten. Ziel des Beraters
ist es also, die mit dem Problem verbundenen Gefhle herauszufiltern und dadurch evtl. Blockierungen zu beseitigen.
Durch drei Verhaltensmerkmale des Beraters sind diese Ziele zu erreichen:
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