68 Basalkommunikation tigen Ern6hrung*, Gabe von Quellmitteln mit viel Flssigkeit, so viel Bewegung wie m2glich oder gezielter Gymnastik, Aufkl6rung und psychischer Betreuung kann das Problem beseitigt werden. Eine Obstipation ist bei 6lteren Menschen jedoch immer als gesundheitliche St2rung anzusehen. Besonders eine pl2tzlich auftretende oder der Wechsel von Obstipation und Diarrh2 k2nnen Hinweise auf ernste Erkrankungen sein (u.a. Darmtumoren, Verengungen, Darmverschluss). Deshalb muss immer abgekl6rt werden, ob die Obstipation durch organische Ursachen ausgel2st wird. Auch Depressionen, Stoffwechselst2rungen (u.a. Hypothyreoidismus*, Hpokali6mie*, Hyperkalz6mie*, Diabetes mellitus) oder Analfissuren, Analprolaps*, St2rungen des Def6kationsreflexes* und Divertikel* k2nnen die Ursache fr eine Obstipation sein. Wenn ber l6ngere Zeit Stuhl nur unvollst6ndig entleert wird, wird dem im Darm verbleibenden Rest immer mehr Wasser entzogen. Er trocknet zu einem soliden Block aus und kann nicht mehr normal entleert werden. Symptome sind falscher Def6kationsreflex und unwillkrlicher Abgang von kleinen Stuhlstckchen, aber auch Fieber und geistige Verwirrtheit. Es kann zu einem vollst6ndigen Verschluss des Dickdarms kommen, der mit Hilfe von Einl6ufen, evtl. Zerkleinerung unter endoskopischer Kontrolle und Herausholen mit der Hand beseitigt werden muss. Stephanie Freundner-Hagestedt Literaturtipp: Gerlach, U./Wagner, H./Wirth, W.: Innere Medizin fr Pflegeberufe. Thieme, Stuttgart. Basalkommunikation (B.) Der Begriff B. wurde seit den 70er-Jahren aus der Heilerziehungspflege in den deutschen Sprachraum eingefhrt. Unter dem Warenzeichen »Basale Stimulation«W wurde die Methode weiter bekannt. Ursprnglich von Andreas Fr2hlich fr die Frhf2rderung von behinderten Kindern konzipiert, griff Christel Bienstein den Ansatz fr die Intensivpflege von Komapatienten (R Koma) auf und entwickelte ihn gemeinsam mit Fr2hlich bis zur heutigen Form der Basalen StimulationW weiter. In der Begrifflichkeit ist der Terminus »Basalkommunikation« jedoch dem der »Basalstimulation« der Vorzug zu geben, weil Ersterer die kommunikative Absicht der Zweigwegkommunikation enth6lt und Letzterer nur vom einseitigen Stimulieren spricht (auch wenn das nicht unbedingt geplant ist). Um sich ein erstes Bild von B. zu machen, gengt ein Blick auf eine liebende Mutter, die ihren S6ugling stillt. Im Bereich der Apfl. meint B. langfristige Interventionen, die die eingeschr6nkten M2glichkeiten von geistig behinderten, dementen oder apallischen Menschen (im Wachkoma, s.u.) wrdigen und eher im nonverbalen Bereich ber alle Sinneskan6le erfolgen. Insgesamt sollen der Umweltkontakt und das Gefhl fr den eigenen K2rper wiedergewonnen oder erhalten werden, denn bei Immobilit6t tritt ein Verlust des Gefhls fr die eigenen K2rpergrenzen schnell ein. Was dabei aber eine geeignete Stimulation (Reizung) ist, um das Trchen zum Bew., also einen Erinnerungsaktivator zu finden, verlangt Geduld, R Kreativit6t und Intuition. Im Folgenden werden m2gliche Beispiele fr Stimulationen ber die verschiedenen Sinneskan6le genannt. Kommt es hier zu einer wie auch immer gearteten kleinen Antwort, sprechen wir von Kommunikation. Basalkommunikation P P P P P P P Visuelle Stimulation: optisch stimulierende Umgebung, Licht nach Tageszeit, Rhythmus beibehalten, nachts kleine Beleuchtung mit dem Ziel, die Vielgestaltigkeit der Umwelt erkennen k2nnen. Auditive Stimulation: beliebte Musik, Ger6usche aus Beruf oder Kindheit vom Band, Sprache und Stimme mit dem Ziel, die Isolation nicht durch Geruschverarmung noch zu untersttzen. Haptische Stimulation (auch: taktil und vibratorisch): Hart-weich-Lagerung im Wechsel, Positionswechsel, raue Kleidung, stimulierende/beruhigende Ganzk2rperwaschung, sanfte Massage einzelner zugelassener K2rperteile, Tastbrett, das alte Haustier auf den Bauch, Schuhe, bekannte Werkzeuge und Gegenst6nde, Massageger6te, Rasierapparat usw. mit dem Ziel, den eigenen K2rper wieder als Ganzes wahrnehmen zu k2nnen. Olfaktorische Stimulation: Parfm des Partners oder eigenes, berufsspezifische Gerche wie Schmier2l, atemstimulierende Einreibung usw. mit dem Ziel, belebende Erfahrungen zu machen. Gustatorische Stimulation: Lieblingsspeisen in Mullgazes6ckchen geben, Saugreflex durch Saugenlassen am Finger ausl2sen oder Lippen mit Nahrungsmitteln bestreichen mit dem Ziel, die »Erlebniszone Mund« zu beleben und den Geschmack anzuregen. Kin/sthetische Stimulation: die Erfahrungen des S6uglings aufnehmend, Bew. in den Armen wiegen, sanft das Bett schtteln, gemeinsam im Schaukelstuhl oder auf der Wassermatratze wiegen, im Atemrhythmus schwingen mit dem Ziel, sich in seiner K2rperlichkeit wieder wahrzunehmen. Vestibul/re Stimulation: Drehen, K2rperbeschleunigung z.B. beim Heben oder im Rollstuhl, meist in Kombination mit dem haptischen und kin6stheti- schen Eindruck mit dem Ziel, den eigenen K2rper wieder als Ganzes wahrnehmen zu k2nnen. All die o.g. sensorischen Stimulationen kommen im Rahmen komplexerer basalkommunikativer bzw. sozialtherapeutischer Techniken zur Anwendung (R Sozialtherapie). Massage: Der durch die »sanfte Geburt« bekannt gewordene franz. Arzt Frederic Leboyer meint in Bezug auf die indische Babymassage, die haptische Reizung oder Berhrung sei »Nahrung fr die Seele«. Das gilt auch fr Senioren, wenn hier aber fr das Pflegepersonal und Bew. wesentlich mehr emotionale Barrieren zu berwinden sein drften. Spiegeln: Eine andere Technik, die ber mehrere Kan6le l6uft, ist das »Spiegeln«. Die Pflegekraft greift (stereotype) Laute, Bewegungen, Mimik oder K2rperhaltung des dementen Bew. auf und ahmt sie m2glichst getreu nach. Es ist klar, dass hier kein bloß aggressives oder sarkastisches Nach6ffen gemeint ist, sondern eine professionell-distanziert eingesetzte Methode, hinter der eine Pflegekraft stehen muss. 8ber die Wirkung des Spiegelns berichten auch Pflegekr6fte, die einen »Dauerschreier« in einem Anfall von Wut oder Verzweiflung »nachge6fft« haben: Der Bew. stutzte und wurde ruhiger. Es scheint also so zu sein, als ob der Bew. auf dem Kanal, auf dem er (noch) senden kann, eine Antwort erf6hrt, die ihm sagt, er ist angenommen. Da draußen »versteht« ihn einer. Spiegeln verlangt von der Pflegekraft einen langen Atem! Einschwingen: Eine weitere Technik und evtl. eine wirksame Methode der Kommunikation ist das Einschwingen in den Atemrhythmus des Bew. (s.u.: Wachkoma). In Japan z.B. gibt es Pflegebetten, die 69 70 Basalkommunikation den K2rperkontakt und das Einschwingen in den Atemrhythmus untersttzen, indem sie eine Ausziehvorrichtung am Kopfende des Bettes haben. Dieser hinzugewonnene Teil wird von Pflegenden genutzt. Sie klettern z.B. zu apallischen Patienten »ins Bett«. Dieser Tabubruch ist wohl fr die meisten Pflegekr6fte nicht einfach, da sie oftmals k2rper- und berhrungsfeindlich erzogen wurden und scheinbar gute Grnde haben, solche Methoden nicht anzuwenden: die Hygiene. Gemeinsam ist allen basalkommunikativen Techniken, dass sie dem Anwender Intuition und die Bereitschaft abverlangen, sich m2glichst optimal in die Welt dieser Menschen mit ihren speziellen Erfahrungs-, Verarbeitungs- und Ausdrucksm2glichkeiten zu versetzen. Das erfordert Interesse am Betroffenen und Respekt vor seiner Pers2nlichkeit. Vielleicht ist dies die entscheidende Wirkkomponente. Die beschriebenen Techniken und Stimulationen werden sowohl im Sinne von F2rderung und damit im weitesten Sinne leistungsorientiert eingesetzt als auch zur Beruhigung im Sinne einer Therapie als auch als Weg zur Verbesserung der Lebensqualit6t in dem Sinne, auch dem sehr desorientierten Menschen die Entfaltungsm2glichkeiten zu verschaffen, die ihm noch offen stehen. Diese Ziele sind letztlich nicht wirklich voneinander zu trennen. In der B. liegt ein weites Experimentierfeld fr mutige, empfindsame und kreative Pflegekr6fte. Denn leider werden sie bei 8bung oder Ausfhrung dieser kommunikativen Pflege manchmal noch (von Kollegen, Angeh2rigen oder Qrzten) bel6chelt oder gar verlacht. Jeder, der mit B. experimentiert, sollte sich deshalb selbst einen Schonraum gestatten und »ben«, ohne dass er beobachtet und l6cherlich gemacht werden kann. Und Misserfolg als Beginn eines neuen Versuchs betrachten. Wahrscheinlich gibt es kein Feld der Kom- munikation, wo wir mehr auf unsere Intuition, Kreativit6t und unseren pers2nlichen Mut angewiesen sind, um das berhmte »Trchen« zum Dementen oder Komapatienten zu finden Snoezelen Eine in den letzten Jahren bekannt gewordene basalkommunikative Technik ist das Snoezelen (sprich: snuuselen). Der Begriff ist eine Kombination der holl6ndischen W2rter »snuffelen« (schnffeln) und »doezelen« (d2sen). Die Methode (keine Psychotherapie!) wurde in den Niederlanden im Zentrum fr geistig behinderte Menschen »De Hartenberg« mehr entdeckt als entwickelt. Der Begriff wurde 1978 von 2 Zivildienstleistenden gepr6gt. Damit ist schon klargestellt, dass es keine Methode ist, die an eine bestimmte Berufsgruppe gebunden ist. Sie ist zwar im Umgang mit schwerst geistig behinderten Menschen entwickelt worden, im Folgenden aber auch auf demente Menschen angewandt worden. Um Snoezelen umzusetzen, gibt es spezielle R6ume (in Dtschl. etwa 500), in denen in angenehmer Atmosph6re solche Erfahrungen m2glich sind. Umsetzen kann man Snoezelen aber auch in der allt6glichen Pflege, indem man z.B. beim Waschen andere Dfte verwendet oder streichelt. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass ein Snoezelen-Raum auch mit Gewinn vom Pflegepersonal oder gar den Angeh2rigen aufgesucht werden kann: Stress wird verringert und die Kommunikation gef2rdert. Bei Bew. kann der Medikamentenkonsum sinken. Snoezelen l6sst sich unter gnstigen Umst6nden auch in der ungest2rten Natur durchfhren – mit all den Sinnesreizen, die die Natur uns bietet. Es gibt eigentlich keine feste Definition fr Snoezelen. Es handelt sich 6hnlich wie die Validation eher um eine Einstellung gegenber den Behinderten. Es geht zum Basalkommunikation einen darum, in einer angenehmen Atmosph6re prim6re (unmittelbar sinnesbezogene) Reize (Stimulationen) anzubieten, zum anderen um eine prim6re Aktivierung ber sinnliche Erfahrung mit Hilfe von Licht, Ger6uschen, Berhrungen, Gerchen (s.u. Aromatherapie und Geschmack), zum Dritten um das Schaffen authentischer Erlebnism2glichkeiten. Hier k2nnen auch Gespr6che mit dem Fachpersonal sehr heilsam sein. Schwer geistig behinderte und demente Menschen erfahren ihre Umwelt eher k2rperlich-konkret, als dass sie sie mit Gedanken strukturieren. Die Vielfalt von Reizen, die z.B. im Altenheim vorhanden sind, k2nnen sie nicht mehr sinnvoll einsortieren. Dies fhrt zu einem Wahrnehmungschaos, auf das man sinnvoll entweder mit Ausblenden reagiert (man macht alle Reize zu Hintergrundrauschen) oder mit dem Versuch, auf alle Reize mehr oder weniger gleichzeitig einzugehen. Letzteres fhrt in der Konsequenz zu Agitiertheit (Hektik, Unruhe) und schließlich zu Verhaltensauff6lligkeiten einschließlich aggressiven Verhaltens. Snoezelen ist vor diesem Hintergrund als ein Angebot zu verstehen, das dem Betroffenen eine Umgebung geben m2chte, in der er sich wohl fhlen kann, in der er sich aber auch in seinem eigenen Tempo, nach seinen eigenen Bedrfnissen und entsprechend seinen Erlebnism2glichkeiten entfalten kann. Snoezelen ist sowohl lediglich ein Freizeitangebot als auch therapeutisch einsetzbar und wirkt beruhigend und aktivierend. Es wird verglichen mit den Momenten, in denen man z.B. den Flammen im Kamin nachschaut, ab und zu eher geistesabwesend Holzstcke in das Feuer wirft, seinen Gedanken nachh6ngt und mit der Hand ber den Stoff des Sessels streicht. Es ist ein Wahrnehmen und Handeln im Hier-und-Jetzt, ohne intendiertes Ziel, dennoch aktivierend und entspannend gleichzeitig. Aromatherapie Manchmal werden Dfte (besonders 6therische Tle) zur sog. »Aromatherapie« eingesetzt. Den Dften wird bereits seit dem Mittelalter eine psychodynamische Wirkung zugeschrieben, d.h., es wird davon ausgegangen, dass die Stimmung beeinflusst wird. Dass dabei die Wirkung je nach Umfeld, Therapeut und individueller Akzeptanz auch auf einem starken Placebo-Effekt beruht (psychosomatischer Aspekt), ist unbestritten. Jedoch mag auch hier ein alter Grundsatz gelten: »Wer heilt, hat Recht!« Aromatherapie kann bei allen Bew. zur Beruhigung oder Belebung zur Anwendung kommen. Setzen Sie in Absprache mit dem Arzt nur angenehme und hochwertige Dfte ein. Die besten Gelegenheiten ergeben sich aber auch bei der K2rperpflege und dem Bad, der Inhalation oder oral (Tees). Den Apalliker beobachten Sie l6ngere Zeit und probieren Duft um Duft aus, bis Sie eine Reaktion erleben. Natrlich k2nnen Sie auch biografiespezifische Dfte wie Mist, Tafelkreide oder Motoren2l einsetzen. Hier eine kleine Auswahl von Dften und ihre Wirkungen: Cajeput: (weißer Teebaum) keimhemmend (z.B. bei fetter, unreiner Haut, Halsschmerzen). Eukalyptus: keimhemmend (z.B. prophylaktisch bei Husten, Schnupfen, Bronchitis). Fenchel: entspannend, entbl6hend, verdauungsf2rdernd (z.B. bei Verdauungsproblemen). Grapefruit: entspannend, erfrischend, bindegewebsst6rkend (z.B. Cellulite, Ersch2pfung). Kiefernadel: belebend (z.B. bei Problemen mit den Atmungsorganen). 71 72 Basalkommunikation Lavendel: beruhigend, stimmungsaufhellend, lindernd (z.B. bei Sonnenbrand). Melisse: beruhigend, stabilisierend, lindernd (z.B. bei Schlafst2rungen, Schwindel, Insektenstichen). Orangen: anregend, entspannend (z.B. bei Herz-Kreislauf-Problemen und Stress. Pfefferminz: entspannend, st6rkend und anregend (z.B. bei Spannungskopfschmerz, prophylaktisch gegen Erk6ltung). Rosmarin: anregend (z.B. bei Kopfschmerzen). Vanille/Zimt: dieser »Weihnachtsduft« entspannt (z.B. bei Unruhe, Misstrauen, Angst). Zitrone: anregend, stimmungsaufhellend und konzentrationsf2rdernd, erfrischend (z.B. bei Verstimmungen und Depressionen). Nach etwa 3 Wochen ist ein Duftwechsel angezeigt, da die Wirkung nachl6sst. Achten Sie auch auf Nebenwirkungen wie Allergien, Atemnot oder Kopfschmerzen. Wachkoma (apallisches Syndrom) Menschen im Wachkoma (R Koma) zeigen offensichtlich h6ufig ein verdecktes internes Verhalten (covert behavior). Deshalb k2nnen sie durch frhzeitige, intensive Kommunikation auf einfache Weise Reaktionen erlernen. Interessanterweise gelingt es n6mlich manchmal, auch wenn die Gehirnstromkurve flach verl6uft, mit ihnen auf basale Weise ber verschiedene nichtsprachliche Sinneskan6le zu kommunizieren, z.B. durch Handdrcken oder Zwinkern eine einfache »Ja-Nein-Kommunikation« aufzubauen. Gelingt es nicht, mit Komapatienten bzw. Apallikern* mhsam und langfristig eine Minimalkommunikation aufzubauen, ziehen sie sich immer tiefer in ihr Koma zurck. Arnold Mindell hat dies anschaulich und ermutigend beschrieben. Von daher kann mit aller Vorsicht gesagt werden, dass das gefrchtete »Steckenbleiben« im apallischen Syndrom eigentlich mehr als Folge fehlender sensorischer Anregung und Teilhabe am sozialen Umfeld angesehen werden muss und weniger als alleiniges Resultat einer Hirnsch6digung. Wird beim Patienten eine Reaktion beobachtet und verstanden, kann ein wechselseitiger Prozess von Anregung und Antwort in Gang kommen, wobei Stimulationen und Reaktionen immer differenzierter werden. Das Einschwingen in den Atemrhythmus gilt als eine besonders intensive Kontaktaufnahme, weil jeder Mensch atmet und sich seine Gefhle im Atem ausdrcken k2nnen. Wenn die Pflegekraft auf diese Qußerung eine »Antwort« gibt, fhlt sich der Apalliker oder jeder andere »verstanden«. Diese Technik setzt allerdings ein eigenes gutes K2rpergefhl und 8bungen in kleinen vertrauten Gruppen voraus. Manche Teilnehmer sind nicht in der Lage, so viel k2rperliche N6he zuzulassen. Auch eine normale Sprache sollte Anwendung finden, wobei die gr2ßte Schwierigkeit wohl darin besteht, dass die Pflegekr6fte lernen mssen, scheinbar keine (aber sicher keine sprachlichen Reaktionen) zu bekommen. Deshalb ist es wichtig, auf nonverbale Reaktionen wie schnelleres Atmen, Seufzen, Hauterr2ten oder geringes Muskelzucken in der Mimik oder den Fingern zu achten und diese als Reaktionen zu deuten. Durch sorgf6ltige Beobachtung lassen sich vielleicht bald Reaktionen von Reflexen unterscheiden. Die begleitende Sprache sollte einfach, lebendig und kongruent (bereinstimmend) sein und immer im Hier-und-Jetzt bleiben. Die Inhalte des Sprechens sollten oft anders als in der »normalen« Kommunikation eher »offen« sein, also besser »Nein, was fr ein Tag!« als »Heute Beratung scheint die Sonne!«. Dadurch baut sich weniger Widerstand auf und beim Apalliker k2nnen so m2glicherweise Bilder aufsteigen und er kann sich »verstanden« fhlen. Die Anrede sollte im Prinzip das »Sie« sein; andere Formen wie Vor- oder Kosenamen sollten mit den Angeh*rigen abgesprochen werden. Angeh2rige sind auch oft diejenigen, die davon berzeugt werden mssen, dass sich der Versuch des Aufbaus von Kommunikation lohnt. Sie sind auch eine wichtige Informationsquelle, ber welche im vergangenen Leben wichtigen Kan6le oder Reize (etwa Lieblingsmusik oder speziellen Dfte) der Apalliker erreicht werden k2nnte. Angeh2rige k2nnen auch auf evtl. bestehende Selbsthilfegruppen verwiesen werden. Auf keinen Fall aber sollten problematische oder gar abwertende Gespr6che mit Dritten vor dem Patienten gefhrt werden. Pflegekr6fte mssen mit allen an der Pflege Beteiligten in einen intensiven Dialog treten bzw. sich in einen solchen einbinden lassen. Ulrich Zielke, Raimund Pousset, Johanna Mnch Literaturtipps: Fr!hlich, A./Bienstein, C.: Basalstimulation. Urban & Fischer, Mnchen. Hulsegge, J./Verheul, A.: Snoezelen, eine andere Welt. Bundesvereinigung Lebenshilfe e.V., Marburg/Lahn. Mall, W.: Kommunikation mit schwer geistig behinderten Menschen. Edition Schindele, Heidelberg. Mindell, A.: Schlssel zum Erwachen. Walter, Heitersheim (CH). Pantke, K.-H.: Locked-in. Gefangen im eigenen K2rper. Mabuse, Frankfurt a.M. Kontaktadresse: Selbsthilfegruppen Schdel-Hirnpatienten in Not e.V., Bayreuther Str. 33, 92224 Amberg, Tel.: 06921/64800. Beratung (B.) B. definiert sich als eine soziale Interaktion, in deren Verlauf mit einem bestimmten Setting (d.h. Raum, Zeitpunkt, Dauer, Kostenarrangement) ein kompetenter Berater einem Klienten hilft, ein aktuelles oder zuknftiges Problem des Klienten zu l2sen. Ziel ist es also nicht (nur) Rat zu geben, sondern in erster Linie die Probleml2sekompetenz des Klienten zu f2rdern. Wir unterscheiden zwischen P P P der Weitergabe von Informationen (z.B. Rentenberatung), Unterweisung (z.B. Praxisanleitung) und psychologischer B. (z.B. Lebensberatung). Apfl. haben mit allen drei Formen zu tun, wenn auch die psychologische B. in der Apfl. nicht im Setting einer Beratungsstelle vorkommt, sondern als integraler Bestandteil der altenpflegerischen T6tigkeit verstanden werden muss. Methodisch lehnt sich B. an die Konzeptionen der Psychotherapien an. Die B. auf der Grundlage der klientenzentrierten Gespr6chspsychotherapie ist die h6ufigste in Dtschl. Die Gespr6chsfhrung geht auf Carl R. Rogers zurck. Er vertrat die Auffassung, dass die Schwierigkeiten eines Ratsuchenden mit der L2sung eines konkreten Konfliktes nicht beseitigt sind, sondern dass sich in dem Problem eine allgemeine Problematik des Klienten ausdrckt. Rogers folgerte, dass es also nicht so sehr um Wissen geht, sondern dass im Vordergrund des Beratungsgespr6chs die Gefhle stehen mssten. Ziel des Beraters ist es also, die mit dem Problem verbundenen Gefhle herauszufiltern und dadurch evtl. Blockierungen zu beseitigen. Durch drei Verhaltensmerkmale des Beraters sind diese Ziele zu erreichen: 73