Neue Entwicklungen in der Pathogenese, Diagno

Werbung
Uwe Reinhold
Simone Seiter
Knut Rass
Jšrg Reichrath
Wolfgang Tilgen
Jeder Baustein der komplexen Struktur der Haut und Hautadnexen kann Ausgangspunkt eines malignen Tumors sein. Die Haut ist damit Ursprungsorgan einer FŸlle histogenetisch unterschiedlicher Tumoren. Die hŠufigsten Tumoren
sind die aus Keratinozyten entstehenden epidermalen Tumoren, die PrŠkanzerosen (Abb. 1), die Basaliome (Abb. 2) und Plattenepithelkarzinome (Abb. 3) und
die von Melanozyten ausgehenden Melanome (Abb. 4). Seltener sind die mesenchymalen Tumoren (Sarkome) und die aus dem hautassoziierten Immunsystem
entstehenden malignen Lymphome, insbesondere die kutanen T-Zell-Lymphome
der Haut (Abb. 5, 6). Die Inzidenz der epithelialen Tumoren und Melanome nimmt
weltweit bei der wei§en Bevšlkerung zu und Ÿbertrifft vor allem im jungen Erwachsenenalter diejenige aller anderen Neoplasien1), 2). Im folgenden Beitrag
werden neue Diagnoseverfahren und experimentelle Therapiekonzepte vorgestellt, die vor allem der Entwicklung neuer Technologien zu verdanken sind.
Neue Entwicklungen in der Pathogenese, Diagnostik und Therapie maligner Tumoren der Haut:
Immunologie und Molekulargenetik
In den USA werden jŠhrlich ca. 900.000 - 1,2
Millionen neu auftretende Hautkarzinome
und 34.000 neue Melanome erfasst. Diese
Zahlen werden in der australischen Bevšlkerung noch weit Ÿbertroffen. In Deutschland
liegt die Inzidenz epithelialer Tumoren bei
100 Erkrankten/100.000 Einwohnern, die der
Melanome bei 10-15 Erkrankten/100.000
Einwohnern. FŸr diese Entwicklung sind genetische und Umweltfaktoren in gleicher
Weise von Bedeutung. Eine genetische Disposition zur Tumorentstehung haben hellhŠutige Menschen mit einer hohen Lichtempfindlichkeit. Immunsupprimierte Patienten,
besonders nach Organtransplantationen, haben ein erhšhtes Risiko Hauttumoren zu entwickeln. Der grš§te Umweltfaktor ist eine
exzessive Sonnenexposition Ð die Photokarzinogenese3). Der prŠklinischen Forschung
ist es in den letzten Jahren gelungen, die molekulare Basis der Tumorprogression und des
Metastasierungsverhaltens von Neoplasien
der Haut weiter aufzuklŠren. Zahlreiche Faktoren, die die Biologie dieser Tumoren beeinflussen, wurden entdeckt, insbesondere Tumor-Suppressorgene wie p53, Onkogene, der
HLA-PhŠnotyp der Patienten, Progressionsassoziierte OberflŠchenantigene der Tumorzelle, interzellulŠre AdhŠsionsmolekŸle und
die Bedeutung der Tumor-Neoangiogenese
fŸr das Tumorwachstum (Tabelle 1). Aufgrund unseres zunehmenden Wissens Ÿber
die biologischen Grundlagen der Induktion
einer Immunantwort des Kšrpers gegen einen
Tumor hat sich neben den klassischen SŠulen
der Tumortherapie Ð der Operation, der StrahAbb. 3: Exophytisch wachsendes Plattenepithelkarzinom in aktinisch geschŠdigter Gesichtshaut mit aktinischer Elastose und
PrŠkanzerosen (mittlere Spalte unten)
Abb. 4: Lentigo maligna Melanom (rechts unten)
16
UniversitŠt des Saarlandes
ÔTumormarkerÕ des
malignen Melanoms
¥ Differenzierungs-Marker
z. B. Antigen-PhŠnotyp
¥ Proliferations-Marker
z.B. Ki 67, Zell- und ZellmatrixAdhŠsionsmolekŸle
¥ Progressions-Marker
HistokompatibilitŠts-Antigene
(z. B.
HLA-DR), CD44, MIA, Fas-ligand)
¥ Metastasierungs-Marker
z. B. CD44, 5-S-CD, ICAM 1, Tyrosinase mRNA, MAGE 3 mRNA,
Serum S-100-Protein
¥ Diagnostische Marker
z. B. S-100-Protein, HMB-45,
5-S-CD, Serum S-100
¥ Genetische Marker
z. B. ÔMelanoma susceptibility
geneÕ, Onkogene z. B. N-ras, c-myc
¥ Prognose-Marker
Tumorsuppressorgene z.B. p53,
nm23, HMW-MAA
¥ Therapie-Marker
Melanoma-Antigen-Gene (MAGE),
Serum S-100
Tab. 1: ÒTumormarkerÓ des malignen Melanoms
Tab. 2: Therapieoptionen beim metastasierten
Melanom
Therapiemšglickeiten des
malignen Melanoms
- palliative Therapie Operative Therapie
Operation
Kryotherapie
Laser-/photodynamische Therapie (PDT)
Strahlentherapie
ionisierende Strahlung
Bestrahlung und Hyperthermie
Stereotaktische Konvergenzbestrahlung
Chemotherapie
Monochemotherapie
Polychemotheapie
Kombinierte Zytostatika-Tamoxifentherapie
isolierte ExtremitŠtenperfusion
regionale Infusion/Perfusion
Immuntherapie
Interferone (IFNα)
Interleukin-2 (IL-2)
Lymphokin-aktivierte Killerzellen (LAK)
Tumor-infiltrierende Lymphozyten (TIL)
monoklonale Antikšrper (mAK)
regionale Infusion/Perfusion
Tumor-/Antigen-Vakzine
Gentherapie
Chemoimmuntherapie
Kombinierte Zytostatika-Zytokintherapie
isolierte ExtremitŠtenperfusion
magazin forschung 1/1998
len- und der Chemotherapie Ð eine vierte etabliert: die Immuntherapie4). Die Spannweite
der uns zur VerfŸgung stehenden Therapieoptionen belegt einerseits die eindrucksvolle Entwicklung in der Pharmakotherapie,
zeigt andererseits, dass es ãdie TherapieÒ bei
Patienten mit metastasierten Hauttumoren
noch nicht gibt (Tabelle 2). Bei weiter steigenden Inzidenzzahlen von Hauttumoren
mŸssen neue Wege in der Diagnostik und
Therapie gefunden werden. Forschungsschwerpunkte der UniversitŠts-Hautklinik
Homburg beinhalten daher Fragen der Tumorentwicklung, Mšglichkeiten der FrŸhdiagnostik und neuer TherapieansŠtze.
Aspekte der Karzinogenese
und Metastasierung
Schutzmechanismen vor UVStrahlung
Der natŸrliche Lichtschutz der Haut setzt sich
zusammen aus einer UV-Strahlen-induzierten
Hyperkeratose, Verbreiterung der Epidermis
Ð der sogenannten Lichtschwiele - und einer
Vermehrung von Melanin. ErgŠnzend wirken
hauteigene DNS-Reparaturmechanismen5).
In Zellen mit UV-induzierten DNS-SchŠden
wird an bestimmten Punkten des Zellzyklus
entschieden, ob der DNS-Schaden reparabel
ist oder ob die Zelle apoptotischen ãSelbstmordÒ begeht. Viele der an diesem Entscheidungsprozess beteiligten Gene wurden inzwischen als Tumorsuppressorgene identifiziert.
Eine Fehlfunktion bedingt offenbar, dass die
DNS-SchŠdigung nicht zur Apoptose fŸhrt,
sondern die Zelle maligne entarten kann. Eines der am meisten untersuchten Tumorsuppressorgene kodiert das p53 Protein6). Dieses
Gen ist in 60-75 % der aktinischen Keratosen,
ca. 50% der Basaliome und in mehr als 90%
der kutanen Plattenepithelkarzinome mutiert7). Zwei entscheidende DNS-Reparaturmechanismen sind:
Die Exzisionsreparatur: Der geschŠdigte
DNS-Abschnitt wird durch einen ãdark-repairÒ-Mechanismen selektiv entfernt und
durch passende Nukleotide ersetzt. Die DNSFunktion ist wiederhergestellt. Das klassische
Krankheitsbild, das durch einen genetisch bedingten Schaden in diesem Reparatursystem
bedingt wird, ist das Xeroderma pigmentosum, welches mit einer erhšhten Tumorentwicklung assoziiert ist8),9).
Bei der Postreplikationsreparatur wird die
DNS-SchŠdigung ignoriert, die fehlende genetische Information durch andere Mechanismen kompensiert, und erst zu einem spŠteren
Zeitpunkt durch Reparatursynthese eingefŸgt. Dieser Mechanismus ist jedoch mit einer erhšhten Fehlerrate behaftet, so dass
durch die Reparatur unter UmstŠnden mehr
Abb.6: PrimŠr kutanes Non-Hodgkin T-Zell- Lymphom vom Typ Mycosis fungoides im Plaquestadium
Abb.6: PrimŠr kutanes Non-Hodgkin T-Zell- Lymphom vom Typ Mycosis fungoides im
Tumorstadium
Mutationen entstehen kšnnen als durch den
primŠren UV-Schaden5).
Erst kŸrzlich konnten in malignen Hauttumoren MikrosatelliteninstabilitŠten als Folge
von Replikationsfehlern nachgewiesen werden10). Dem genetischen Mechanismus der
MikrosatelliteninstabilitŠt (als Folge von
LŠngenŠnderungen Ÿber das Genom verteilter
repetitiver Sequenzen) wird eine gro§e Bedeutung fŸr die Entstehung von Karzinomen
zugeschrieben. So weisen Patienten mit vererbbarem nicht-polypšsem Kolonkarzinom
17
(HNPCC) in fast jedem Karzinom eine erhšhte Mutationsrate in Mikrosatellitensequenzen auf. Es konnte gezeigt werden, dass
die Veranlagung zur HNPCC-Entstehung
durch eine fehlerhafte ãMismatch-ReparaturÒ
und Mutationen in einem der wichtigsten
DNS-ãMismatch-ReparaturÒ-Enzyme
(hMSH-2, humanes MutS Homolog-2) bedingt ist. Die Sequenzanalyse des DNS-ãMismatch-ReparaturÒ-Enzyms hMSH-2 in 34
nicht verwandten HNPCC-Patienten ergab
ein heterogenes Spektrum von Mutationen11).
Wir konnten mit immunhistochemischen Methoden eine vermehrte Expression von
hMSH-2 in PrŠkanzerosen (aktinischen Keratosen), semi-malignen (Basaliomen; Abb. 7)
und malignen (Plattenepithelkarzinomen,
malignen Melanomen, Metastasen des malignen Melanoms) Hauttumoren nachweisen.
Unsere Untersuchungen beschŠftigten sich
gleichzeitig mit dem Nachweis des Tumorsuppressorproteins p53. Es zeigte sich, dass
in malignen Hauttumoren ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Expression von
hMSH-2 und p53 besteht. Durch Bestrahlungsexperimente konnten wir in vitro die
funktionelle Bedeutung von hMSH-2 fŸr die
Beseitigung UV-B-induzierter DNS-SchŠdigungen in humanen Keratinozytenzellinien
zeigen12),13). Die Funktion von hMSH-2 in
der Pathogenese maligner Hauttumoren wird
von uns derzeit genauer untersucht. Insbesondere wird analysiert, ob UV-induzierte Hauttumoren Mutationen im DNS-Reparaturenzym hMSH-2 aufweisen.
KŸrzlich wurde gezeigt, dass unter der chemotherapeutischen Behandlung von Tumor-
Abb. 7: Immunhistochemische Darstellung der Expression des DNS-Reparaturenzyms hMSH-2 in
einem nodulŠren Basaliom. Vermehrte Expression im Tumor verglichen mit der angrenzenden
Epidermis.
Abb. 8: CD44 Splei§varianten - graphische Darstellung der Standardform und der varianten Exons
18
patienten eine Selektion von Tumorzellen mit
stark ausgeprŠgten DNS-Reparaturmechanismen stattfindet. Diese Selektion von Tumorzellen mit ausgeprŠgten DNS-Reparaturmechanismen wird als ein wesentlicher MechaProf. Dr. Wolfgang
TILGEN, geb. 1944 in
Kšln. 1964-1969 Studium der Medizin an den
UniversitŠten
Kšln,
Bonn, Erlangen, Wien
und Heidelberg. 1971
Approbation als Arzt
und Promotion zum Dr.
med. an der UniversitŠt
Heidelberg. 1971-1972 DFG-Forschungsstelle
am Institut fŸr Ultrastrukturforschung der
Haut an der UniversitŠts-Hautklinik Heidelberg. 1972-1975 Facharztausbildung und wissenschaftliche TŠtigkeit an der UniversitŠtsHautklinik Heidelberg. 1976 Anerkennung als
Facharzt fŸr Dermatologie, Venerologie und
Ernennung zum Oberarzt. 1989 Habilitation
an der UniversitŠts-Hautklinik Heidelberg.
1990 Ernennung zum stŠndigen Stellvertreter
des Klinikdirektors. 1994 Ernennung zum au§erplanmŠ§igen Professor. 1996 Annahme des
Rufes auf den Lehrstuhl fŸr Dermatologie an
der UniversitŠt des Saarlandes.
Seit 1978 wissenschaftliche TŠtigkeit auf den
Gebieten Dermatologische Onkologie (in Kooperation mit dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg ) und Andrologie
(in Kooperation mit der Frauenklinik und Klinik fŸr Psychosomatische Medizin der UniversitŠt Heidelberg), Aufbau und Leitung eines onkologischen Labors und einer Stationseinheit fŸr HIV-Kranke. Seit 1979 eigene drittmittelgefšrderte Forschungsprojekte der DFG
(Sonderforschungsbereich 136 - Krebsforschung), des BMFT, des Ministeriums fŸr
Wissenschaft und Kunst Baden-WŸrttemberg,
des Tumorzentrums Heidelberg-Mannheim
und des DLR ProjekttrŠger Forschung im
Dienste der Gesundheit zu Fragestellungen
der Biologie von Hauttumoren und Etablierung neuer diagnostischer und therapeutischer
Verfahren in der Dermato-Onkologie. Sprecher und Koordinator des Gro§projektes ãMalignes MelanomÒ. Leitung von und Teilnahme
an nationalen und internationalen multizentrischen Therapiestudien. 1993 Moncorps Preis
der Vereinigung fŸr operative und onkologische Dermatologie. Weitere Projekte zum
Thema psychische Verarbeitung von FertilitŠtsstšrungen und unerfŸlltem Kinderwunsch
bei MŠnnern.
Mitgliedschaften in nationalen und internationalen Fachgesellschaften, u.a. wissenschaftlicher Beirat fŸr Dermato-Onkologie der Zeitschrift ãOnkologie. International Journal for
Cancer Research and TreatmentÒ.
Beratendes Mitglied des Krebsinformationsdienstes (KID) des Deutschen Krebsforschungszentrums Heidelberg. GrŸndungsmitglied der ãAkademie fŸr Umweltmedizin e.V.Ò
Heidelberg. Vorstandsmitglied der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische PrŠvention
(ADP) und Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Onkologie (ADO) der Deutschen
Dermatologischen Gesellschaft.
UniversitŠt des Saarlandes
nismus bei der Entwicklung einer Resistenz
gegen die Wirksamkeit von Chemotherapeutika angesehen14). Eine weitere Fragestellung
in unserem Forschungsprojekt ist daher, welchen Stellenwert das DNS-Reparatursystem
in der Pathogenese der Zytostatikaresistenzentwicklung hat. Ziel unserer Untersuchungen ist es, die Expression des DNS-Reparaturenzyms hMSH-2 in Tumorzellen von Patienten zu vergleichen, die auf Chemotherapie ansprechen oder nicht.
CD44 - Ein SchlŸssel zur Metastasierung?
Das AdhŠsionsmolekŸl CD44, welches 1985
erstmals als Leukozytenhoming Rezeptor
beschrieben wurde, umfa§t eine Familie von
Glykoproteinen, die sich durch ihre Glykosylierung und Proteinstruktur von einander
unterscheiden. Die 10 bisher beschriebenen
unterschiedlichen zusŠtzlichen Genabschnitte
(varianten Exons) v1- v10 entstehen durch alternatives Splei§ing der prae-mRNS in die
Standardform CD44s zwischen den Exons v5
und v6 (Abb. 8). Obwohl verschiedenste
Kombinationen varianter Exons beschrieben
wurden, treten bestimmte Kombinationen
hŠufiger auf hoch differenzierten Geweben
auf, so zum Beispiel die epitheliale Form, die
die varianten Exons v8-v10 enthŠlt oder die
die v3-v10 umfassende Keratinozytenform15). An diesem MolekŸl besteht ein besonderes Interesse, da im Rattenmodell gezeigt werden konnte, dass die Transfektion
einer bisher nicht metastasierenden Tumorzelllinie mit CD44v4-v7 cDNA dieser Tumorzelllinie die FŠhigkeit zur Metastasierung
verleiht16), und diese Metastasierung durch
die Injektion eines gegen diese Splei§variante gerichteten Antikšrpers inhibiert werden
kann17).
Expression von Splei§varianten auf Tumoren
der Haut und Schleimhaut: Aufgrund dieses
Befundes begannen wir unsere Untersuchungen zum physiologischen Expressionsmuster
dieser varianten Exons auf menschlichen Geweben. Unser besonderes Interesse galt der
Frage, in wieweit auch beim Menschen
bestimmte CD44 Splei§varianten auf epithelialen Tumoren der Haut- und Schleimhaut
sowie malignen Melanomen exprimiert werden und gegebenenfalls als diagnostisches
Merkmal oder als Zielstruktur fŸr eine Therapie dienen kšnnten. Entgegen der Beobachtungen im Rattenmodell konnten wir beim
Menschen eine ubiqitŠre Expression von
CD44 Splei§varianten in sŠmtlichen Schichten der Haut sowie der Hautanhangsgebilde
nachweisen18). Unsere Untersuchungen an
primŠren Melanomen, Melanommetastasen
und NŠvuszellnŠvi ergaben, dass bei diesen
Tumoren mit zunehmenden morphologischstrukturellen VerŠnderungen und einsetzender Metastasierung eine reduzierte Expres-
magazin forschung 1/1998
Abb. 9: Die Tyrosinase als SchlŸsselenzym der Melaninsynthese
Abb. 10: Titrationsreihe zum Nachweis einer einzelnen Melanomzelle in 1ml Blut mittels
reverser Transkription - Polymerase-Kettenreaktion (RT-PCR)
sion varianter Exons und zwar vornehmlich
der Exons v8-v10 besteht. Andererseits war
speziell das Exon v10 bei Melanomen mit
einer grš§eren Tumordicke sowie Hautmetastasen des malignen Melanoms deutlich
Ÿberexprimert19). Weitere Untersuchungen an
primŠren Plattenepithelkarzinomen sowie
Metastasen zeigten ebenfalls eine Reduktion
der Expression der Splei§varianten insbesondere der varianten Exons v7, v7-v8 und
v1020). Da auch bei hŠmatopoetischen Erkrankungen bei einer Manifeststion an der
Haut die Expression von Exon v10 beobachtet wird, werteten wir diesen Befund als Hinweis auf eine funktionelle Bedeutung dieses
varianten Exons fŸr das Homing von Zellen,
zum Beispiel Lymphozyten, in die Haut. Au§er der †berexpression der Splei§variante
CD44v10 ergab sich kein Hinweis auf eine
positive Korrelation zwischen der Expression
von CD44 und dem MalignitŠtsgrad bzw. der
Prognose von Tumoren der Haut- und
Schleimhaut, wie dies fŸr Kolon- und Mamma-Karzinome berichtetet wird. Unsere Untersuchungen deuten auf eine funktionelle
Bedeutung des Bausteinchens CD44 Splei§varianten fŸr den Metastasierungsproze§ maligner Tumore und fŸr die Aktivierung von
Lymphozyten hin22).
Wertigkeit von Tumormarkern beim malignen
Melanom
Tumormarker sind im Blutkreislauf oder in
anderen KšrperflŸssigkeiten befindliche MakromolekŸle, deren Nachweis oder KonzentrationsŠnderung zur Entstehung oder Fort-
19
schreiten eines malignen Tumors korreliert.
Es handelt sich zumeist um tumorassoziierte
Proteine mit antigenen Eigenschaften. Diese
Substanzen werden zum Teil auch physiologischerweise von normalen Zellen gebildet.
Idealerweise wŸrde das MarkermolekŸl nur
von Zellen einer TumorentitŠt exprimiert
(mšglichst geringe Rate falsch positiver Testergebnisse=SpezifitŠt) und das Ansteigen
Ÿber den Normbereich hinaus das Auftreten
oder die Progression eines Tumors anzeigen.
Der Nachweis bzw. die KonzentrationsŠnderung des Tumormarkers sollte bereits in frŸhen Stadien einer malignen Erkrankung oder
einer Tumorprogression gelingen (mšglichst
geringe Rate falsch negativer Testergebnisse=SensitivitŠt). Eine Korrelation zwischen Markerkonzentration und Tumorstadium bzw. VerŠnderung der Tumormasse
wŸrde eine Kontrolle des Krankheitsverlaufs
und ein Therapiemonitoring erlauben.
Beim malignen Melanom werden seit vielen
Jahren gro§e Anstrengungen unternommen,
einen mšglichst ãidealenÒ Tumormarker zu
finden (Tabelle 1). Dies schien mit der Identifizierung des Tyrosinase-Gens gelungen,
welches fŸr ein Enzym kodiert, das nur in
Melanozyten, Melanomzellen und anderen
neuroektodermalen Zellen vorkommt und ein
SchlŸsselenzym der Melaninsynthese darstellt (Abb. 9). †ber den hierdurch mšglichen
Nachweis von Tyrosinase mRNS mittels der
reversen Transkription-Polymerase Kettenreaktion (RT-PCR) konnten zirkulierende
Melanomzellen im Blut von Melanompatienten mit einer hohen SensitivitŠt von einer einzelnen Melanomzelle in 1 ml Blut (Abb. 10)
aufgespŸrt werden23)-27). WŠhrend die SpezifitŠt und die SensitivitŠt des Verfahrens unzweifelhaft ist, bleibt aufgrund der publizierten Daten die klinische Anwendung im Sinne
eines FrŸherkennungssystems bzw. Therapiemonitorings fraglich.
Einen neuen serologischen Tumormarker fŸr
das maligne Melanom stellt mšglicherweise
das aus den a- und §-Untereinheiten zusammengesetzte saure Ca-bindende S-100 Protein dar28). Es wird unter physiologischen Bedingungen in verschiedenen humanen Geweben nachgewiesen (Herz- und Skelettmuskulatur, Nieren, Neuroglia und Melanozyten).
Eine vermehrte Expression der §-Untereinheit wurde in Assoziation zur malignen
Transformation und dem invasivem Wachstum von Zellen gesehen. Die Bestimmung
erfolgte zunŠchst mittels eines immunoradiometrischen Assays (IRMA). Ein weiterentwickeltes lumineszenzimmunometrisches
Verfahren (LIA), das eine hšhere SensitivitŠt
erreicht, wurde in unserer Klinik etabliert.
Untersuchungen beim Melanom im Stadium
der Fernmetastasierung zeigen eine SensitivitŠt von Ÿber 90%, im Stadium der regionŠren
Metastasierung von Ÿber 50%29). Inwieweit
dieser Marker sich zur Kontrolle des
20
Abb. 11: Kšrpereigene immunologische Tumorabwehrmechanismen
Krankheitsverlaufes und zum Therapiemonitoring eignet wird derzeit untersucht.
Der neueste HoffnungstrŠger in der Reihe potentieller Tumormarker fŸr das Melanom ist
ein kŸrzlich beschriebenes 11 kD gro§es Protein, MIA (ÒMelanoma-Inhibitory-ActivityÒ),
welches von Melanomzellen exprimiert und
sezerniert wird. Seine physiologische Funktion ist unbekannt; es finden sich Hinweise,
dass MIA die Metastasierungspotenz des malignen Melanoms - u.a. durch Inhibition der
Zell-Matrix-Bindungen an Laminin und Fibronektin - deutlich erhšht. MIA wird mittels
ELISA bestimmt und quantifiziert. Erste Ergebnisse zeigen eine SensitivitŠt von 100 %
beim metastasierten Melanom und eine
SpezifitŠt von 95%. Weiterhin wird Ÿber eine
enge Korrelation des MIA-Serumwertes zu
Abb. 12: Zerstšrung von Melanozyten innerhalb
eines Pigmentmales (Halo-NŠvus) mit
anschlie§ender Regression
UniversitŠt des Saarlandes
Dr. Simone SEITER,
geboren am 22.12.1966
in Offenburg. Nach der
schulischen Ausbildung
in Baden-Baden von
1986-1993 Studium der
Humanmedizin an den
UniversitŠten Freiburg,
Heidelberg und MŸnchen. €iP an der UniversitŠts-Hautklinik Heidelberg von Januar
1994 bis Juni 1995. 1996 TŠtigkeit als wissenschaftliche Assistentin an der UniversitŠtsHautklinik Heidelberg. 1996 Promotion an der
Ruprecht-Karls-UniversitŠt Heidelberg mit
dem Titel CD44 Splei§varianten - Ein SchlŸssel zur Metastasierung (summa cum laude). Im
selben Jahr Verleihung des Doktoranden-Fšrderpreises der Deutschen Gesellschaft fŸr HŠmatologie und Onkologie. 1997 Verleihung
des Dr. Feldbausch Preises der UniversitŠt
Heidelberg. Seit Oktober 1996 TŠtigkeit an der
UniversitŠts-Hautklinik Homburg/Saar. 1997
Verleihung eines Fellowships der Fondation
RenŽ Touraine pour la recherche en Dermatologie, Paris im Rahmen eines Kooperationsprojekts mit Prof. S. Ferrone, Valhalla Medical
Center, New York zur Etablierung neuer Testverfahren zur Analyse der Immunantwort von
Patienten mit malignem Melanom nach Applikation experimenteller TherapieansŠtze z.B.
antiidiotypischer Antikšrper im onkologischen
Labor der UniversitŠts-Hautklinik Homburg.
Arbeitsschwerpunkte: ZellulŠre Immunologie
des malignen Melanoms, Untersuchungen zur
funktionellen Relevanz von CD44 Splei§varianten bei Tumoren, Autoimmunerkrankungen der Haut.
Remission bzw. Progress des Tumorleidens
unter Therapie berichtet (30).
Die Wertigkeit der o.g. Tumormarker fŸr eine
FrŸherkennung der Tumorprogression und
fŸr die Beurteilung der EffektivitŠt einer Therapie wird zur Zeit in einer multizentrischen
Studie unter FederfŸhrung der UniversitŠtsHautklinik Homburg evaluiert.
logischerweise alle Abwehmechanismen gegen atypische und fremde Zellen (Abb. 11).
Er verfŸgt einerseits Ÿber eine natŸrliche ImmunitŠt gegenŸber Tumorzellen, die sich in
einer Aktivierung von Makrophagen, Lymphozyten und natŸrlichen Killerzellen zeigt.
Andererseits kann eine Tumorzelle aufgrund
ihrer sturkturellen VerŠnderungen als fremd
erkannt werden und eine adaptive Immunantwort hervorrufen. Verschiedene Beobachtungen machen den besonderen Einflu§ des
Immunsystems auf den Verlauf des malignen
Melanoms wahrscheinlich:
1) Nachweis von zytotoxischen Autoantikšrpern gegen normale Melanozyten und
Melanomzellen (Abb. 12)
2) Infiltration von potentiell zytotoxischen
Effektorzellen (T-Zellen, NK-Zellen, Makrophagen) in und um PrimŠrtumore und Metastasen (Abb. 13)
Abb. 13: Infiltration von zytotoxischen Effektorzellen in einem Melanom der Haut (HEFŠrbung)
von Melanompatienten in fortgeschrittenen
Krankheitsstadien ist aufgrund der relativen
Strahlen- und Chemotherapieresistenz der
Tumorzellen weiterhin infaust. Den steigenden Erkrankungs- und Sterbezahlen stehen
nur begrenzte Behandlungsmšglichkeiten gegenŸber. Die Suche nach neuen Therapiekonzepten ist durch die klinische Situation der
Tumorpatienten dringend geboten31, 32).
Neue Therapieansatzmšglichkeiten ergeben
sich auf der Basis zellulŠr-immunologischer
ZusammenhŠnge. Der Kšrper besitzt physio-
3) hŠufig auftretende Spontanremission von
Anteilen des PrimŠrtumors (Abb. 14)
4) Entstehung von Metastasen erst Jahre bis
Jahrzehnte nach der Exzision des PrimŠrtumors.
Aus tumorinfiltrierenden Lymphozyten von
PrimŠrmelanomen und Metastasen konnten
T-Zellen mit spezifischer ZytotoxizitŠt gegen
autologe Tumorzellen isoliert und charakterisiert werden33). In den letzten Jahren wurden
mit Hilfe monoklonaler Antikšrper zahlreiche melanomassoziierte Antigene auf der
ZelloberflŠche von Melanomzellen identifiziert und charakterisiert. Ein Teil dieser Tumorantigene kann potentiell von CD8+ HLA-
Abb. 14: Superfiziell spreitendes Melanom mit ausgedehnter Spontanregression
Forschungsprojekte Ÿber
neue TherapieansŠtze beim
malignen Melanom
Zytokine in der Therapie des
metastasierten Melanoms
Das maligne Melanom ist aufgrund der
ausgeprŠgten Metastasierungstendenz der
bšsartigste Tumor des Hautorgans. In den
westlichen Industrienationen ist die Inzidenzund MortalitŠtsrate dieser Tumorerkrankung
innerhalb der letzten Jahrzehnte drastisch
angestiegen. Nach gegenwŠrtigen Berechnungen wird im Jahre 2000 jede 90. Person
der wei§en Bevšlkerung im Laufe des Lebens ein Melanom entwickeln. Die Prognose
magazin forschung 1/1998
21
Priv.-Doz. Dr. Uwe
REINHOLD, geboren
1960 in Wuppertal,
1979 dort Abitur. 1980
bis 1986 Studium der
Humanmedizin an der
UniversitŠt Antwerpen/Belgien und Bonn.
1986 Approbation als
Arzt und Promotion
zum Dr. med. in Bonn. Anschlie§end Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft
im Immunoloigschen Labor der Medizinischen Klinik (SFB 120 LeukŠmieforschung
und Immungenetik) an der UniversitŠt TŸbingen bis 1988. 1988 Ð 1992 Assistenzarzt
der UniversitŠts-Hautklinik Bonn. 1991 Professor Hans Storck Wissenschaftspreis der European Society for Allergy and Clinical Immunology in ZŸrich. 1994 Habilitation an der
Medizinischen FakultŠt der UniversitŠt Bonn
fŸr Dermatologie und Venerologie mit dem
Thema ãZellulŠre und molekulare Immunpathologie kutaner T-Zell-LymphomeÒ. 1994
Ernenung zum Oberarzt der UniversitŠtsHautklinik Bonn. Seit 1997 leitender Oberarzt
der UniversitŠts-Hautklinik Homburg/Saar.
Arbeitsschwerpunkt: ZellulŠre und molekulare Immunologie maligner Tumoren der Haut,
Entwicklung immunologischer und gentherapeutischer Behandlungsverfahren beim malignen Melanom.
Nach einer Periode der Favorisierung einer
Zytostatikatherapie, d. h. der Versuch direkt
auf die Tumorzelle einzuwirken, gewinnt in
den letzten Jahren das alte Therapiekonzept
der Induzierung kšrpereigener Abwehrmechanismen fŸr die Entwicklung neuer TherapieansŠtze wieder an Bedeutung35). Unterschiedliche Konzepte zur Behandlung des
metastasierten Melanoms verfolgen in gleicher Weise das Ziel, autologe tumorspezifische Lysemechanismen zu induzieren bzw. zu
aktivieren. Hierzu werden hochaktive kšrpereigene Proteine, die Zytokine wie Interferone
(IFN) und Interleukine (IL), eingesetzt
(Tabelle 3a). In zahlreichen klinischen Therapieprotokollen wurden mit Interferon und
Interleukin-2 Ansprechraten von Ÿber 20%
erzielt36). Adoptive Immuntherapien kombinieren Zytokine mit autologen lymphatischen
Effektorzellen wie Lymphokin-aktivierte Killer (LAK)-Zellen oder tumorinfiltrierende
Lymphozyten (TIL). Im Gegensatz zu Antikšrpern erreichen lymphatische Effektorzellen aufgrund ihrer spezifischen Rezirkulation
im Organismus nahezu jede Gewebestruktur
einschlie§lich der lymphatischen Metastasierungswege. Zahlreiche Studienprotokolle ei-
ner Kombinationstherapie von IFNa und IL-2
fŸhrten zu extrem unterschiedlichen Ansprechraten von 0 Ð 56 % (Tabelle 3b). Aufgrund der unzureichenden SpezifitŠt der Effektorzellen sowie der ToxizitŠt der Therapiema§nahmen gilt die EffektivitŠt dieser Verfahren jedoch als unzureichend, so dass diese
Behandlungskonzepte nicht als Standardtherapien Ÿbernommen werden konnten.
Basierend auf in vitro Daten, die einen synergistischen oder additiven Effekt von Zytokinen in Kombination mit Zytostatika nachwiesen, wurden zahlreiche neue Therapieschemata initiiert. Das Spektrum dieses multimodalen Therapieansatzes reicht von der
Kombination zweier Medikamente mit Ansprechraten von 6 Ð Ÿber 50% bis zu Kombinationen mehrerer Zytokine und Zytostatika mit Ansprechraten von 20 Ð Ÿber 70%
(Tabellen 3b, 3c). Der in vivo Wirkmechanismus einer solchen Biomodulation ist derzeit noch hypothetisch (Tabelle 4). Kein anderes Therapiekonzept spiegelt die untschiedlichen ãPhilosophienÒ, die den einzelnen
Therapiestratgien zugrunde liegen so deutlich
wieder, wie die Chemoimmuntherapie. Die
stŠndige Weiterentwicklung von einer Zyto-
Klasse I restringierten zytotoxischen T-Zellen
bzw. CD4+ HLA-Klasse II restringierten TZellen spezifisch erkannt und hierdurch eine
Tumorzellyse induziert werden34).
Tabelle 3 a-c: Zytokine in der Therapie des metastasierten Melanoms (a: links unten, b: rechts und c: rechts unten)
22
UniversitŠt des Saarlandes
gene (z.B. MAGE-1, MAGE-3) durch zytotoxische T-Zellen an die Expression spezifischer HLA-Klasse I Allele gebunden (z.B.
HLA-A1, HLA-A2). Es wird vermutet, dass
durch eine Reduktion bzw. Verlust der Expression dieser Determinanten Melanomzellen der HLA-restringierten, spezifischen Immunabwehr entkommen.
Targeting von Melanom-spezifischen zytotoxischen
T-Zellen mittels bispezifischer
Antikšrper
Tabelle 4: Hypothesen zur Biomodulation von Zytostatika durch Zytokine
kinmonotherapie zu Mehrfachkombinationen
zwischen Zytokinen und Zytostatika hat zwei
Aspekte fŸr den Patienten: hohe Ansprechraten von Ÿber 50% gehen im Vergleich zu
einer Polychemotherapie auch mit einer VerlŠngerung der †berlebenszeit einher. Allerdings wird dieser Vorteil mit einer deutlich
erhšhten ToxizitŠt unter EinschrŠnkung der
LebensqualitŠt erzielt. Es bleibt abzuwarten,
ob die Relation von Wirkung zu Nebenwirkung gewahrt ist.
Tumorescape-Mechanismen: Die beschrŠnkten Erfolge der bisher durchgefŸhrten Immuntherapieverfahren beim malignen Melanom sind aller Wahrscheinlichkeit nach auf
eine unzureichende Aktivierung tumorspezifischer Effektorzellen zurŸckzufŸhren. Als
Hauptursache fŸr die schwache bzw. fehlende
Aktivierung der autologen zytotoxischen TZellen werden spezifische VerŠnderungen der
Melanomzellen verantwortlich gemacht, die
einen partiellen bzw. kompletten Verlust von
HLA-Klasse I Genprodukten verursachen 37).
Ein gro§er Anteil metastasierter Melanomzellen weist qualitative VerŠnderungen oder differentielle Unterschiede in der Expression
einzelner HLA-Klasse I Subgruppen auf. Insbesondere lŠ§t sich hŠufig ein spezifischer
Verlust der HLA-B-Alloantigenexpression
nachweisen. DarŸber hinaus ist die Erkennung bestimmter melanomassoziierter Anti-
Abb. 15: Elektronenmikroskopische Darstellung der Bindung eines melanomspezifischen monoklonalen Antikšrpers (HD-MEL3) an die ZelloberflŠche einer Melanomzelle
Ein anderer Weg der Immuntherapie nutzt die
spezifische Bindung von monoklonalen Antikšrpern an melanomaassoziierte OberflŠchenantigen (Abb. 15). Verschiedene AntiMelanom-Antikšrper bewirken nach Bindung an die Tumorzelle eine Komplementaktivierung sowie antikšrpervermittelte zellulŠre ZytotoxizitŠt (ADCC). Melanom-assoziierte Antigene werden von mehr als 90% aller
Tumorzellen exprimiert. Seit der Etablierung
der Techniken zur Herstellung monoklonaler
Antikšrper vor mehr als 20 Jahren werden
diese Melanom-spezifischen mAk sowohl fŸr
diagnostische als auch therapeutische Zwecke eingesetzt. Erfolge konnten hauptsŠchlich im Rahmen von immunszintigraphischen
Untersuchungen beobachtet werden. In EinzelfŠllen konnten Tumorremissionen bei Patienten erzielt werden31), 38)-40).
Autologe zytotoxische T Zellen (CTL) - in
vitro expandiert und in Patienten zurŸck
Ÿbertragen - sind in der Lage, Tumorzellen
selektiv zu zerstšren. Die Effizienz in vitro
aktivierter T-Zellen hŠngt wesentlich davon
ab, ob diese Zellen Ÿber die entsprechenden
Homing-Eigenschaften verfŸgen, die es ihnen erlauben, prŠferentiell in Tumor- und
Metastasengewebe einzudringen. Im Rahmen
eines weiteren Forschungsprojekts evaluieren
wir in Zusammenarbeit mit der Abteilung fŸr
Tumorprogression und Immunabwehr am
Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg (Leitung: Frau Prof. Dr. M. Zšller)
einen neuen Therapieansatz: den simultanen
Transfer von CTL und bispezifischen Antikšrpern (Abb. 16) zur Behandlung des malignen Melanoms.
Zur in vitro Aktivierung und Expansion spezifischer CTL wird ein Protokoll verwendet,
bei dem unter Zugabe von Zytokinen periphere Blutmonozyten in vitro zu dendritischen Zellen heranreifen. Diese werden mit
einem immunogenen Nonapeptid aus gp100
beladen und dienen als Antigen-prŠsentierende Zellen fŸr eine aus dem peripheren Blut
angereicherte T-Zellpopulation. Durch Wechsel zwischen Perioden der Aktivierung und
der Expansion dieser T-Zellen kšnnen hochpotente gp100-spezifische zytotoxische TZellen in hoher Zahl erzeugt werden.
magazin forschung 1/1998
23
Dr. Jšrg REICHRATH,
geboren 1962 in SaarbrŸcken, studierte von
1982-1988 Humanmedizin an der UniversitŠt
des Saarlandes und promovierte 1991 am Institut fŸr Humangenetik
(Direktor:Prof. Dr. K.D.
Zang) mit einer Arbeit
Ÿber die in vitro Kultivierung humaner Keratinozyten und die Charakterisierung von
Kernproteinen psoriatischer Keratinozyten.
Von 1988-90 klinische Ausbildung, von 199091 Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Forschungsprojekt ãFunktion der
Vitamin D Rezeptoren bei PsoriasisÒ) bei Prof.
E.W. Rauterberg an der Abteilung fŸr Laboratoriums- und Transfusionsmedizin der Deutschen Klinik fŸr Diagnostik in Wiesbaden.
Abb. 16: Targeting von Melanomzellen mit bispezifischen monoklonalen Antikšrpern
FŸr die Konstruktion der bispezifischen Antikšrperfragmente wurde ein CD3-spezifischer
Antikšrper (OKT3, American Type Culture
Collection) und ein in unserem Labor hergestellter gegen das p97 OberflŠchenantigen
gerichteter, monoklonaler Antikšrper (HDMel 3) ausgewŠhlt. Die bispezifischen Antikšrper wurden Ÿber Papainverdau und chemische Kopplung hergestellt.
In einem ersten Schritt haben wir mit Untersuchungen zur therapeutischen Effizienz von
gp100-spezifischen CTL und anti-Melanom/
anti-CD3 bispezifischen Antikšrpern in der
SCID Maus begonnen41). Zur DurchfŸhrung
der Experimente verwendeten wir zunŠchst
die in der Literatur bekannte humane Tumorzellinie BLM und aus dem Blut von freiwilligen Probanden gewonnene CTLs. Nach
Injektion von Tumorzellen, CTL und bispezifischen Antikšrpern wurde die Verteilung und
Persistenz der injizierten CTL und des bispezifischen Antikšrpers analysiert. Wir
konnten zeigen, dass durch die Injektion der
Abb. 17: Inhibition des Melanomwachstums in SCID-MŠusen durch bispezifische monoklonale Antikšrper
Seit 1991 klinische und wissenschaftliche TŠtigkeit an der UniversitŠts-Hautklinik Homburg/Saar, von 1993 bis 1994 Stipendiat der
Deutschen Forschungsgemeinschaft bei Dr.
M.F. Holick am Boston University Medical
Center, wo er sich mit der Charakterisierung
der biologischen Effekte verschiedener Vitamin D Analoga in der psoriatischen Haut
beschŠftigte. 1996 Facharzt fŸr Hautkrankheiten, Zusatzbezeichnungen Allergologie und
Umweltmedizin.
Arbeitsschwerpunkte: Charakterisierung der
physiologischen, pathophysiologischen und
therapeutischen Wirkung von Vitamin D Analoga in der humanen Haut. Untersuchungen
Ÿber Expression und Funktion von RetinsŠurerezeptoren in der humanen Haut. Untersuchungen Ÿber die Funktion des Methyl-gesteuerten DNS-ãMismatchÒ-Reparatursystems
bei der Entstehung maligner Hauttumoren.
bispezifischen Antikšrper die Metastasierung
des Tumors inhibiert wird (Abb. 17). Aufgrund dieser Ergebnisse gehen wir davon aus,
dass bei der Injektion von patienteneigenen
Tumorzellen und CTLs ein noch deutlicherer
Therapieerfolg erreicht werden kann. Wir
haben mit der AnzŸchtung von Melanomzelllinien aus operativ entferntem Tumormaterial
begonnen. Die tumorlytische Wirksamkeit
autologer CTL gegen etablierte Tumorzelllinien wird in einem zweiten Schritt im SCID
Mausmodell ŸberprŸft. Ziel dieses Forschungsprojekts ist die Etablierung eines immuntherapeutischen Protokolls fŸr Patienten
mit malignem Melanom. Die Behandlung
wŸrde mit gp100-spezifischen CTLs und bispezifischen Antikšrpern mit SpezifitŠt fŸr
das Melanomantigen p97 und dem T-Zell-Rezeptorkomplex (TCR/CD3) erfolgen.
Tumortargeting mit chimŠren
Rezeptoren - Gentherapie der
Zukunft ?
Im Rahmen laufender Projekte wird derzeit
ein neuartiges Therapiekonzept entwickelt,
um die durch HLA-Restriktion bedingte Re-
24
UniversitŠt des Saarlandes
kutanen Lymphomen Tumorzellen aus der TZellreihe mit HautaffinitŠt45). Aufgrund der
klinischen und prognostischen Besonderheiten werden Lymphome der Haut von NonHodgkin-Lymphomen anderer Organsysteme
hinsichtlich ihrer Diagnostik und Therapie
abgegrenzt und histopathologisch gesondert
klassifiziert46).
Abb. 18: Targeting von Melanomzellen mit chimŠren T-Zellen
fraktivitŠt zytotoxischer T-Zellen bei Patienten mit einem malignen Melanom zu durchbrechen42). Ziel der Forschungsarbeiten ist
die Herstellung gentechnisch verŠnderter,
HLA-unabhŠngiger, tumorspezifischer T-Zellen. Unter Verwendung eines von anderen
Wissenschaftlern erfolgreich beschriebenen
Verfahrens wurde die selektive SpezifitŠt von
monoklonalen Antikšrpern gegen melanomassoziierte OberflŠchenantigene mit dem
lytischen Potential autologer T-Lymphozyten
kombiniert. Hierzu wurden rekombinante
Proteine, bestehend aus antigenbindenden
DomŠnen monoklonaler Antikšrper und signalŸbertragenden Rezeptoruntereinheiten
lymphatischer Zellen, hergestellt und anschlie§end in T-Zellen zur Expression gebracht. Als signalŸbertragende Rezeptoruntereinheit wurde die z-Kette des T-Zell-Rezeptor (TCR)/CD3-Komplexes verwendet.
Als antigenbindende DomŠne wurden monoklonalen Antikšrper verwendet, die gegen
verschiedene Epitope des Òhigh molecular
weigth-melanoma associated antigenÓ HMWMAA MolekŸls gerichtet sind. Die auf diese
Weise hergestellten chimŠren T-Zellen (ÒTbodiesÓ) sind aufgrund ihrer antikšrperŠhnlichen SpezifitŠt in der Lage, Melanomzellen HLA-unabhŠngig zu erkennen, via
signalŸbertragende Rezeptoruntereinheiten
zu aktivieren und spezifisch Melanomzellen
zu lysieren (Abb. 18).
lation von Lymphozyten in bestimmte lymphatische Gewebe mit Hilfe von ÒhomingÓRezeptoren genutzt werden. Nach Erreichen
ihres Wirkortes kšnnten die transduzierten
tumorzellspezifischen Lymphozyten durch
ihre zytotoxische AktivitŠt und durch eine lokal ausgelšste antitumorale Immunreaktion
Tumorzellen eliminieren. Auf diese Weise
kšnnen potentiell alle malignen Zellen, auch
disseminierte Tumorzellen in fortgeschrittenen Krankheitsstadien, erreicht werden.
Dieses immuntherapeutische Konzept antigen-spezifischer T-Zellen mit chimŠren Rezeptoren bietet folgende Vorteile:
Maligne Lymphome des Hautorgans werden
etwa genauso hŠufig beobachtet wie der Morbus Hodgkin der Lymphknoten43). Im Gegensatz zu anderen Lymphomlokalisationen treten in der Haut besonders hŠufig Non-Hodgkin-Lymphome (NHL) vom T-Zell-Typ
auf44). Neuere Untersuchungen haben ergeben, dass T-Zell-Lympome der Haut eine maligne Transformation des hautassoziierten
Immunsystems darstellen (SALT-Lymphome:
skin-associated lymphoid tissue). Da bereits
unter physiologischen Bedingungen T-Zellen
eine besondere AffinitŠt zum Hautorgan aufweisen Ÿberwiegen in Analogie hierzu bei
1) Die fŸr den Gentransfer verwendeten Zielzellen sind autologe periphere Lymphozyten
von Tumorpatienten. Diese lassen sich in genŸgender Anzahl isolieren und in vitro mit
den rekombinanten Genen transformieren,
um ihnen TumorspezifitŠt zu verleihen. Ein in
vivo Gentransfer in Tumorzellen zur Modulation des Immunsystems entfŠllt.
2) In dem vorgeschlagenen gentherapeutischen Konzept soll die spezifische Rezirku-
magazin forschung 1/1998
3) FŸr einen therapeutischen Einsatz dieser
modifizierten autologen Lymphozyten bei
Tumorpatienten erwarten wir keine oder nur
geringe Immunreaktionen des EmpfŠngers.
Insbesondere Nebenreaktionen, die beim Einsatz von immunmodulierenden monoklonalen Antikšrpern der Maus therapielimitierend
sein kšnnen, werden nicht erwartet.
4) Bei der Verwendung retroviraler Vektoren
fŸr den Gentransfer in T-Lymphozyten wird
eine genomische Integration der transduzierenden Gene erzielt, um eine stabile Expression und damit eine effektive, langanhaltende antitumorale Reaktion zu unterhalten.
Maligne Lymphome der
Haut
Die Mycosis fungoides reprŠsentiert die hŠufigste Form kutaner T-Zell-Lymphome. Die
Krankheitserscheinungen bleiben in den
Ÿberwiegenden FŠllen lange Zeit auf die Haut
beschrŠnkt. Das meist uncharakteristische
Anfangsstadium der Erkrankung bietet den
klinischen Aspekt einer ekzematšsen oder
psoriasiformen Dermatose. Im fortgeschrittenen Plaquestadium findet man scharf begrenzte, rštliche oder brŠunlich-rote Infiltrate, die bevorzugt im Gesicht, an den seitlichen Rumpfpartien sowie den rumpfnahen
ExtremitŠten lokalisiert sind (Abb. 5). Im
weiteren Verlauf geht die Erkrankung in ein
Tumorstadium Ÿber, welches durch das Auftreten blŠulich-roter Knoten mit Neigung zur
Ulzeration gekennzeichnet ist (Abb. 6). Das
SŽzary-Syndrom stellt eine Sonderform kutaner T-Zell-Lymphome dar und ist klinisch
durch die Trias T-Zell-LeukŠmie, generalisierter Hautbefall (Erythrodermie, Alopezie,
Palmoplantarkeratosen) und Lymphknotenschwellung gekennzeichnet. Typisch fŸr
diese Erkrankung ist der Nachweis von
SŽzary-Zellen in der Haut und im Blut. Dieser Zelltyp ist morphologisch durch einen
stark konvolutierten, zerebriformen Zellkern
und eine erhšhte Kern-Zytoplasmarelation
definiert. SŽzary-Zellen sind aber auch bei
anderen Formen kutaner T-Zell-Lymphome
nachweisbar. FrŸher wurde angenommen,
dass die zerebriforme Kernstruktur von Sezary-Zellen ein Charakteristikum dieser Tumorzellen darstellt. Die eigenen Forschungsergebnisse haben gezeigt, dass diese Kernmorphologie einen besonderen Aktivierungszustand von T-Zellen darstellt und auch in
physiologischen T-Zellen induzierbar ist47).
ImmunphŠnotypische Untersuchungen bestŠtigen, dass kutane T-Zell-Lymphome durch
eine Expansion von CD4+ T-Zellen verursacht werden. Im Gegensatz zu normalen
CD4+ T-Zellen exprimieren CD4+ Tumorzellen in einem hohen Prozentsatz kein CD7
Antigen auf der ZelloberflŠche. Unsere Forschungsarbeiten haben ergeben, dass CD7negative T-Zellen auch im gesunden Organismus vorhanden sind und mšglicherweise eine selektiv differenzierte T-Zellsubpopulation mit HautaffinitŠt reprŠsentiert48), 49).
Daher mŸssen CD4+CD7- T-Zellen als potentielle physiologische VorlŠuferzellpopulation maligner Lymphozyten kutaner T-ZellLymphome angesehen werden. Zu den Eigenschaften von CD4+CD7- T-Zellsubpopulation zŠhlen neben der AffinitŠt zum Haut-
25
organ besondere funktionelle Attribute wie
die prŠferentielle Synthese spezifischer Zytokine (z.B. Interleukin-4, Interleukin-5). Diese
Beobachtung erklŠrt verschiedene krankheitsassoziierte ImmunphŠnomene bei Patienten mit kutanen Lymphomen (z.B. Erhšhung der Serum-IgE-Konzentration durch Interleukin-4, Eosinophilie durch Interleukin550), 51).
Die Diagnostik der Lymphome der Haut beinhaltet besondere Schwierigkeiten und erfordert spezielle Erfahrungen und Methoden.
Generell werden die Tumorzellen von Lymphomen als klonale Proliferation von Zellen
einer definierten Differenzierungsstufe verstanden. †ber den Nachweis spezifischer zytoplasmatischer und membranstŠndiger Antigene mittels monoklonaler Antikšrper kšnnen distinkte Zellpopulationen des lymphatischen Systems definiert und zugeordnet werden. Immunhistologische Techniken mit monoklonalen Antikšrpern gehšren daher heute
zu den etablierten Verfahren in der Diagnostik kutaner Lymphome und ermšglichen in
ErgŠnzung zur klinischen und histologischen
Einordnung des vorliegenden Kranheitsbildes
eine genaue immunologische Klassifizierung
der Tumorzellen. In Vor- und FrŸhstadien von
kutanen Lymphomen ergeben sich oft erhebliche Probleme in der Abgrenzung zu gutartigen entzŸndlichen Hauterkrankungen, da die
initialen VerŠnderungen oft noch nicht das
spŠtere klinische und histologische Vollbild
aufweisen. In bestimmten FŠllen war bisher
die Abgrenzung von gutartigen zu bšsartigen
VerŠnderungen nahezu unmšglich. Seit einiger Zeit stehen neue molekularbiologische
Verfahren zur VerfŸgung, deren Einsatz eine
deutliche Zunahme der diagnostischen VerlŠsslichkeit erlaubt. Die Methodik basiert auf
dem Nachweis einer klonalen Expansion entarteter Lymphozyten im Hautorgan. Als technisches Nachweisverfahren wird die Methodik der Polymerase-Kettenreaktion (PCR)
eingesetzt. Mit Hilfe dieses Verfahrens kšnnen klonale Lymphozytenpopulationen Ÿber
die Erkennung geringster Mengen DNS aus
klinischen Probenmaterial analysiert werden.
Der MonoklonalitŠtsnachweis erfolgt Ÿber
die Vermehrung (Amplifikation) distinkter
Genabschnitte (Òrearrangiertes Immunglobulin- bzw. T-Zell-Rezeptor-GenÓ) aus isolierter DNS und anschlie§ender Darstellung
der monoklonalen Banden mittels hochsensitiver Gelelektrophoresetechniken (Abb. 19).
Man muss heute davon ausgehen, dass sehr
viele frŸher als sogenannte ÒPseudolymphomeÓ bezeichneten Hauttumore tatsŠchlich
als niedrigmaligne Lymphome mit einer sehr
guten Prognose eingestuft werden mŸssen.
Die Erfahrung mit diesen neuen Techniken
hat aber auch gezeigt, dass der Nachweis eines monoklonalen Wachstums nur als Hinweis auf einen malignen Proze§ verstanden
werden kann, jedoch darf MonoklonalitŠt
nicht mit MalignitŠt gleichgesetzt werden. Es
gibt monoklonale oder oligoklonale Proliferationen lymphatischer Zellen, die nach heutigem Wissensstand als benigne angesehen
werden.
Fazit
Neue Technologien haben der Entwicklung
von neuen Diagnoseverfahren und experimentellen Therapiekonzepten in der Dermato-Onkologie den Weg gebahnt. So ist es gelungen, mit Hilfe der Polymerase-Kettenreaktion geringste Mengen genetischer Information nachzuweisen und darzustellen. Die
Hybridomtechnologie erlaubt die Herstellung
monoklonaler Antikšrper, neue Fusionstechniken die Entwicklung bispezifischer Antikšrper. †ber die Herstellung von single-chain
Antikšrpern mittels der Phage-display-Methodik, Klonierung in spezifische Vektoren
und Transfektion in Zielzellen ergeben sich
neue Mšglichkeiten der Gentherapie mit z.B.
chimŠren T-Zellen. Weitere TherapieansŠtze
sind aktive spezifische Immuntherapien mit
unterschiedlichen VakzineprŠparationen z.B.
aus nativen oder modifizierten Tumorzellen,
aufgereinigten Proteinen oder synthetisierten
Abb. 19: Nachweis monoklonaler T-Zellen in der Haut von Patienten mit primŠr kutanen T-Zell-Lymphomen
Knuth RASS, geb.
1968 auf Norderney;
Studium der Humanmedizin von 1989 bis 1995
in WŸrzburg; Promotionsarbeit zu phylogenetischen Beziehungen
von Dermatophyten an
der Univ.-Hautklinik
WŸrzburg; AiP an den
Univ.-Hautkliniken Heidelberg und Homburg/
Saar Anfang 1996 bis Mitte 1997. Seit Juli
1997 wissenschaftlicher Assistent an der
Univ.-Hautklinik Homburg/Saar.
Forschungsgebiete: Dermatologische Onkologie mit den Schwerpunkten DNS-Reparaturmechanismen in humaner Haut und kutanen
Neoplasien, Pathogenese des malignen Melanoms (Tumorsuppressor-Gen-Analysen),
Tumormarker des malignen Melanoms.
Peptiden. Trotz der breiten Palette von Therapieoptionen konnten wir bisher nur einen
kleinen Teil unseres stetig wachsenden Wissens um die Biologie von Hauttumoren wie
Teile eines Puzzles in langfristige Therapieerfolge Ð und dies nur bei wenigen Patienten umsetzen. Es gilt die Balance zu finden (oder
die Kluft zu ŸberbrŸcken) zwischen geweckter Erwartung und dem tatsŠchlich Erreichbaren und Erreichten. HoffnungstrŠger in der
experimentellen Therapie haben verstŠndlicherweise die hšchste PublizitŠt und Compliance. Da der Wirkmechanismus experimenteller BehandlungsansŠtze nur unzureichend geklŠrt ist, geht die Suche nach dem
optimalen Therapieverfahren und der Patientengruppe, die eine bessere †berlebenschance durch eine bestimmte Therapie hat, weiter.
Eine AnnŠherung an diese Idealvorstellung
soll durch nationale und internationale Therapiestudien der EORTC, ECOG und ADO erreicht werden.
Therapieergebnisse der letzten Jahre haben
gezeigt, dass trotz aller RŸckschlŠge in der
klinischen Anwendung, die Entwicklung neuer Technologien neue Ansatzpunkte fŸr die
Behandlung insbesondere des Melanoms bietet, so dass kritischer Optimismus gerechtfertigt ist.
Literatur
1) Marks R. und Kopf A.W.: Cancer of the skin in
the next century. Int. J. Dermatol. 1995; 34: 445447.
2) Tilgen W.: FrŸherkennung maligner Tumoren
der Haut. Onkologie 1995; 18: 64-71.
3) Setlow R.B., Grist E., Thompson K. und Woodhead A.D.: Wavelength effective in the induction of
malignant melanoma. Proc. Natl. Acad. Sci. USA
1993; 90: 6666-6670.
4) Tilgen W.: Malignant Melanoma: Current therapeutic concepts. Onkologie 1995; 18: 534-547.
26
UniversitŠt des Saarlandes
5) Barnes D.E., Lindahl T. und Sedgwick B.: DNA
repair. Current Opin. Cell Biol. 1993; 5: 424-433.
6) Greenblatt M.S., Bennett W.P., Hollstein M. und
Harris C.C.: Mutations in the p53 tumor suppressor
gene: clues to cancer etiology and molecular pathogenesis. Cancer Res. 1994; 54: 4855-4878.
7) Ziegler A., Leffel D.J., Kunala S. et al.: Mutation hotspots due to sunlight in the p53 gene of
nonmelanoma skin cancers. Proc. Natl. Acad. Sci.
USA 1993; 90: 4216-4220.
8) Cleaver J.E.: Defective replication of DNA in
Xeroderma pigmentosum. Nature 1968; 218: 652656.
9) Sato M., Nishigori C., Zghal M., Yagi T. und
Takebe H.: Ultraviolet-specific mutations in p53
gene in skin tumors in xeroderma pigmentosum patients. Cancer Res. 1993; 53: 2944-2946.
10) Quinn A.G., Healy E., Rehman I., Sikkink S.
und Rees J.L.: Microsatellite instability in human
non-melanoma and melanoma skin cancer. J.
Invest. Dermatol. 1995; 104: 309-312.
11) Fishel R., Lescoe M.K., Rao M.R., Copeland
N.G., Jenkins N.A., Garber J., Kane M. und Kolodner R.: The human mutator gene homolog hMSH-2
and its association with nonpolyposis colon cancer.
Cell 1993; 75: 1027-1038.
12) Rass K., Reichrath J., Gutwein P., Zang K.D.,
Tilgen W. und Dooley S.: The expression of the
mismatch-repair enzyme hMSH2 correlates to UVB induced up-regulation of p53 in SCL-I cells. J.
Invest. Dermatol. 1997; 109: 423.
13) Reichrath J., Rass K., Gutwein P., Dooley S.,
Zang K.D. und Tilgen W.: Expression of hMSH-2
mismatch repair gene and p53 in epithelial skin
tumours. J. Invest. Dermatol. 1997; 109: 438.
14) Wei Q., Cheng L., Xie K., Bucana C.D. und
Dong Z.: Direct correlation between DNA repair
capacity and metastatic potential of K-1735 murine
melanoma cells. J. Invest. Dermatol. 1997; 108: 36.
15) Stamenkovic L., Aruffo A., Aminot M. und
Seed B.: The hematopoetic and the epithelial forms
of CD44 are distinct polypeptides with different
adhesion potentials for hyaluronate-bearing cells.
EMBO J. 1991; 10: 343-348.
16) Arch R. Wirth K., Hofmann M., Ponta H.,
Matzku S., Herrlich P. und Zšller M.: Participation
in normal immune response of a metastasis-inducing splice variant of CD44. Science 1992; 257:
682-685.
17) Seiter S., Arch R., Reber S., Komitowski D.,
Hofmann M., Ponta H., Herrlich P., Matzku S. und
Zšller M.: Prevention of tumor metastasis formation by anti-variant CD44. J. Exp. Med. 1993; 177:
443-455.
18) Seiter S., Tilgen W., Herrmann K., Schadendorf
D., Patzelt E., Mšller P, und Zšller M.: Expression
of CD44 splice variants in human skin and epidermal tumors. Virchows Arch. 1996; 428: 141-149.
19) Seiter S., Schadendorf D., Herrmann K.,
Schneider M., Ršsel M., Arch R., Tilgen W. und
Zšller M.: Expression of CD44 Variant Isoforms in
Malignant Melanoma. Clin. Cancer Research 1996;
2: 447-456.
20) Herold-Mende C., Seiter S., Born A. I., Patzelt
E., Schupp M., Zšller J., Bosch F.X. und Zšller M.:
Expression of CD44 splice variants in squamous
epithelia and squamous cell carcinoma of the head
and neck. J. Pathol. 1996; 179: 66-73.
21) Zšller M. und Kaufmann M.: CD44 and metastasis. Onkologie 1994; 17:114-122.
magazin forschung 1/1998
22) Ršsel M., Seiter S. und Zšller M.: CD44v10
expression in the mouse and functional activity in
delayed type hypersensitivity. J. Cell. Physiol.
1997; 171: 305-317.
23) Smith B., Selby P., Southgate J., Pittman K.,
Bradley C. und Blair G.E.: Detection of melanoma
cells in peripheral blood by means of reverse transcriptase and polymerase chain reaction. Lancet
1991; 338: 1227-1229.
24) Jung F.A., Buzaid A.C., Ross M.I., Woods
K.V., Lee J.J., Albitar M. und Grimm E.A.: Evaluation of tyrosinase mRNA as a tumor marker in
the blood of melanoma patients. J. Clin. Oncol.
1997; 15: 2826-2831.
25) Reinhold U., LŸdtke-Handjery H.C., Schnautz
S., Kreysel H.W. und Abken H.: The analysis of
tyrosinase-specific mRNA in blood samples of
melanoma patients by RT-PCR is not a useful test
for metastatic tumor progression. J. Invest. Dermatol. 1996; 108: 166-169.
26) GlŠser R., Rass K., Seiter S., Hauschild A.,
Christophers E. und Tilgen W.: Detection of circulating melanoma cells by specific amplification of
tyrosinase cDNA can not serve as a tumor marker
in melanoma patients: a clinical two-center study.
J. Clin. Oncol. 1997; 15: 2818-2825.
27) Brossart P., Schmier J.W., Kruger S., Willhauck
M., Scheibenbogen C., Mohle T., und Keilholz U.:
A polymerase chain reaction-based semiquantitative assessment of malignant melanoma cells in peripheral blood. Cancer-Res. 1995; 55: 4065-8.
28) Guo H.B., Stoffel-Wagner B., Bierwirth T. et
al. Clinical significance of serum S100 in metastatic malignant melanoma. Eur. J. Cancer 1995; 31A:
924-928.
29) Reinhold U.: Mšglichkeiten der labormedizinischen FrŸhdiagnostik einer Tumorprogression. In:
Dermatologie: Leitlinien und QualitŠtssicherung
fŸr Diagnostik und Therapie. Garbe C., Rassner G
(Hrsg.), Springer Berlin Heidelberg New York,
1998; 267-270.
30) Hein R., Bosserhoff A.K., Stolz W., Kaufmann
M., Kaluza B. und BŸttner R.: MIA, a novel serum
marker for staging and monitoring malignant melanoma. J. Invest. Dermatol. 1997; 109: 407.
31) Tilgen W.: Therapie des malignen Melanoms:
Derzeitiger Stand und Perspektiven. In: Macher E,
Kolde G, Bršcker EB (Hrsg) Jahrbuch der Dermatologie 1994/1995 - Tumoren der Haut. Biermann,
ZŸlpich, 1994; 123-150.
32) Tilgen W., Uhl K. und Bršcker E.B.: Palliative
Therapie des malignen Melanoms. In: Dermatologische Onkologie. Garbe C, Dummer R, Kaufmann
R, Tilgen W ( Hrsg.) Springer Verlag, Berlin Heidelberg New York, 1997; 358-386.
33) Anichini A., Fossati G., und Parmiani G.: Clonal analysis of the cytolytic T-cell response to human tumors. Immunol. Today 1987, 8: 385-89.
34) Kawakami Y., Nishimura M., Restifo N. et al.:
T-cell recognition of human melanoma antigens. J.
Immunother. 1993; 14: 88-93.
35). Tilgen W., Seiter S. und Uhl K.: Current therapy strategies for malignant melanoma with special
regard to immunotherapy with cytokines. In: C.
Aul, W. Schneider (eds) Interferons. Biological
activities and clinical efficacy. Springer Verlag,
Berlin Heidelberg New York, 1997; 165-195.
36) Rosenberg S.A.: Immunotherapy and gene therapy of cancer. Cancer Res. 1991; 51 (Suppl.):
5074.
37) Ferrone S. und Marincola F.M.: Loss of HLA
class I antigens by melanoma cells: molecular mechanisms, functional significance and clinical relevance. Immunol. Today 1995; 16: 487-94.
38) Tilgen W. und Matzku S.: Pitfalls in the clinical
application of monoclonal antibodies in malignant
melanoma: modulation by and impaired accessibility of antigens to monoclonal antibodies. Cancer
Treatm. Rev. 1990; 17: 357-371.
39) Tilgen W. und Matzku S.: Antibody-mediated
modulation of melanoma-associated antigens:
Access of monoclonal antibodies into melanoma
cells and melanoma tissue. In: Ferrone S (Ed.) Human Melanoma. From basic research to clinical application. Springer Verlag, Berlin, 1990; 119-132.
40) Houghton A.N., Mintzer D., Cordon-Cardo C.,
Welt S., Fliegel B., Vadhan S., Carswell E., Melamed M.R., Oettgen H.F. und Old L.J.: Mouse monoclonal IgG3 antibody detecting GD3 ganglioside: A phase I trial in patients with malignant melanoma. Proc. Natl. Acad. Sci. USA 1985; 82: 1242.
41) Riedle S., Cochlovius B., Seiter S., Tilgen W.
und Zšller M.: Targeting of LAK or GP100-specific CTL by a bispecific antibody abolishes metatsasis formation and reduces tumor takes of human
melanoma cells in SCID mice. Melamoma Research 1997; 7, suppl 1: 142.
42) Abken H., Hombach A., Reinhold U. und Ferrone S.: Can combined T cell- and antibody-based
immunotherapy outsmart tumor cells? Immunol.
Today 1998; 19: 2-5.
43) Edelson R.L.: Cutaneous T cell lymphoma:
Mycosis fungoides, Sezary syndrome, and other
variants. J. Am. Acad. Dermatol. 1980; 2: 89-106.
44) Burg G. und Braun-Falco O.: Cutaneous Lymphomas, Pseudolymphomas, and Related Disorders. Berlin: Springer-Verlag, 1983.
45) Bos J.D. und Kapsenberg M.L.: The skin immune system (SALT): Its cellular constituents and
their interactions. Immunol. Today 1986; 7: 235240.
46) Willemze R., Kerl H., Sterry W., Berti E., Cerroni L., Chimenti S., Diaz-PerŽz J.L., Geerts M.L.,
Goos M., Knobler R., Ralfkiaer E., Santucci M.,
Smith N., Wechsler J., Van Vloten W.A. und Meijer C.J.L.M.: EORTC classification for primary
cutaneous lymphomas: a proposal from the cutaneous lymphoma study group of the European
Organization for Research and Treatment of Cancer. Blood 1997; 90: 354-371.
47) Reinhold U., Herpertz M., Kukel S., Oltermann
I., Uerlich M. und Kreysel H.W.: Induction of
nuclear contour irregularity during T-cell activation
viathe T-cell receptor/CD3 complex and CD2 antigens in the presence of phorbol esters. Blood 1994;
83: 703-706.
48) Reinhold U., Abken H., Kukel S., Moll M.,
MŸller R., Oltermann I. und Kreysel H.W.: CD7- T
cells represent a subset of normal human blood
lymphocytes. J. Immunol. 1993; 150: 2081-2089.
49) Reinhold U. und Abken H.: CD4+CD7- T cells:
a separate subpopulation of memory T cells? J.
Clin. Immunol. 1997; 17: 265-271.
50) Reinhold U., Liu L., Sesterhenn J., Schnautz S.
und Abken H.: The CD7- T cell subset represents
the majority of IL-5-secreting cells within
CD4+CD45RA- T cells. Clin. Exp. Immunol.
1996; 106: 555-559.
51) Reinhold U. und Abken H.: Cutaneous T-cell
lymphoma: molecular genetics, immunology and
pathogenesis. Eur. J. Cancer 1995; 31A: 793-799.
27
Herunterladen