3 Die römische Republik Eine Sache des Volkes? Als um 500 v. Chr. römische Adlige den letzten König abgesetzt hatten, nannten sie ihren Staat Republik. Das bedeutet öffentliche Sache. Doch war dieser Staat tatsächlich schon eine Sache des ganzen Volkes? Besitz und Macht waren in Rom sehr unterschiedlich verteilt. An der Spitze standen die adligen Familien, die Patrizier. Sie besetzten die hohen Staatsämter, stellten im Krieg die Offiziere und leiteten als Priester die Tempel. Die Patrizier besaßen große Landgüter, die von Verwaltern und zahlreichen Sklaven sowie Landarbeitern bewirtschaftet wurden. Dadurch war es den Adligen möglich, politische Ämter zu übernehmen und an den Sitzungen des Senats teilzunehmen. So konnten sie Ansehen und Einfluss gewinnen. Nach erfolgreichen Kriegen erhielten sie außerdem neue Landgüter und Sklaven als Kriegsbeute. Q 1 Patrizier – Plebejer: (oben:) Ein adliger Großgrundbesitzer ließ sich mit Büsten seiner Vorfahren als Marmorstatue „verewigen“ (1. Jh. n. Chr.). Er trägt die Toga, die bei Patriziern mit einem Purpurstreifen verziert war. (unten:) Ein Bauer treibt Vieh auf den Markt (Marmorrelief, 1. Jh. n. Chr.). – Vergleiche Kleidung und Haltung der beiden Römer. 108 Bürger zweiter Klasse? Von den Patriziern waren die einfachen Bürger, die Plebejer, streng abgegrenzt. Obwohl diese das römische Bürgerrecht besaßen, waren sie nicht besonders angesehen, da die Plebejer ihren Lebensunterhalt durch eigene Arbeit als Bauern, Handwerker oder Händler verdienten. Viele Plebejer konnten gerade mit Mühe ihre Familien ernähren. Doch wenn der Senat wieder einmal einem Nachbarvolk den Krieg erklärte, mussten sie ihren Hof oder ihre Werkstatt verlassen und ins Feld ziehen. Die teuren Waffen hatten sie selbst zu bezahlen. Da die Plebejer meistens als einfache Fußsoldaten eingesetzt wurden, litten sie besonders unter den Strapazen eines Feldzuges. Nur einige Plebejer hatten es besser. Sie waren als Händler oder Unternehmer reich geworden. Weil sie als Reiter Kriegsdienst leisteten, nannte man sie Ritter. Aber auch sie blieben von den höchsten Staatsämtern ausgeschlossen. Plebejer wollen mitregieren Die Plebejer wussten, dass sie für den Staat unentbehrlich waren. In Friedenszeiten sorgten sie für den Wohlstand Roms und im Krieg trugen sie die Hauptlast des Kampfes. Deshalb verlangten sie mehr politischen Einfluss und Zugang zu den Staatsämtern. Mehrmals drohten sie, im Kriegsfall den Kampf zu verweigern. Die Patrizier wurden so gezwungen, den Plebejern mehr Rechte zu gewähren. So erhielten sie das Recht, in eigenen Versammlungen einen Volkstribunen zu wählen, der staatliche Anordnungen und Amtshandlungen verbieten konnte. Das war das so genannte Vetorecht (von lat. „veto“ = ich verbiete). Es dauerte fast 200 Jahre, bis die Plebejer dem Gesetz nach gleichberechtigt waren. Aber nur wenige konnten in die höchsten Staatsämter aufsteigen. Wer gewählt werden wollte, musste nicht nur ein guter Redner sein, sondern auch einflussreiche Freunde und Geld für Wahlgeschenke haben. Republik (von lat. „res publica“ = die öffentliche bzw. gemeinsame Sache) So nannten die Römer ihren Staat. Patrizier waren Mitglieder adliger Familien. Sie besaßen große Landgüter und hatten viel Macht im Staat. Plebejer (von lat. „plebs“ = einfaches Volk) Sie besaßen das römische Bürgerrecht, waren aber oft arm. Ritter waren wohlhabend, aber nicht adlig. Im Krieg kämpften sie als Reiter. D 1 Römische Verfassung (nach 287 v. Chr.). Die römischen Beamten bezeichnete man als Magistrat. Politiker begannen ihre Karriere als Quästor und konnten bis zum Amt des Konsuls aufsteigen. Die Volkstribune besaßen das Vetorecht. Das bedeutet, dass sie einen Beschluss des Magistrats verhindern konnten. Für Notzeiten sah die römische Verfassung ein besonderes Amt vor: das des Diktators. Der Senat gab ihm für ein halbes Jahr uneingeschränkte Macht. D 2 Entwicklung der Ständekämpfe. Nach und nach erhielten die Plebejer mehr Rechte. 494 v. Chr. Die Plebejer halten eigene Versammlungen ab und wählen Volkstribune. um 450 v. Chr. Erstmals werden Gesetze auf zwölf Tafeln veröffentlicht und die Plebejer können sich darauf berufen. 445 v. Chr. Ehen zwischen Plebejern und Patriziern sind erlaubt. 367 v. Chr. Auch Plebejer dürfen Konsuln und Magistrate werden. 326 v. Chr. Die Schuldknechtschaft wird verboten, die Schulden werden aber nicht erlassen. 287 v. Chr. In den Versammlungen der Plebejer dürfen Gesetze beschlossen werden. 1 Schildere den Konflikt zwischen Patriziern und Plebejern (VT). Über welche Druckmittel verfügten die Plebejer? Überlege, wie sich das Vetorecht der Volkstribunen auswirken konnte. 2 Erläutere das Schaubild D1. Achte besonders darauf, wer mehr und wer weniger Rechte besaß. 3 Auch die höchsten römischen Beamten, die Konsuln, wurden nur für ein Jahr gewählt und hatten einen gleichberechtigten Kollegen neben sich. Was bezweckten die Römer damit? Diskutiert die Vor- und Nachteile dieser Bestimmung. 109