128 Rom und Römisches Reich Der Adel regiert, die Plebejer bestimmen mit – Die Versammlung der Patrizier im Senat bestimmte zuerst ganz allein die Politik. Wie konnten die Plebejer politischen Einfluss erlangen? Der Adel regierte zwar allein, aber er war auf die Plebejer angewiesen. Ohne die plebejischen Soldaten hätte Rom seine Kriege nicht bestehen können. Die Plebejer forderten daher mehr Rechte und politische Mitsprache. So wurde im 5. Jahrhundert eine Volksversammlung eingerichtet, die aus der Heeresversammlung hervorging. Teilnehmer waren alle erwachsenen männlichen Bürger: Patrizier und Plebejer. Ihr Stimmrecht richtete sich – wie die Rangstellung im Heer – nach dem Vermögen. Das römische Heer war in Abteilungen gegliedert, die man Zenturien (lat.: Hundertschaften) nannte. Hundertschaften der weniger gut Bewaffneten konnten auch weit mehr als 100 Mitglieder haben. Trotzdem hatte in den Zenturiatskomitien (lat.: Volksversammlung) jede Hundertschaft nur eine Stimme. Die Patrizier nahmen über ihre Klientel auch in den übrigen Zenturien Einfluss. Die Plebejer erkämpfen mehr Rechte – Trotz Volksversammlung lag die Macht beim Adel. Das Ringen zwischen Patriziern und Plebejern dauerte 200 Jahre. Stärkstes Druckmittel der Plebejer war die Verweigerung des Heeresdienstes. Sie zogen aus der Stadt, gründeten eine eigene Plebejerversammlung und wählten eigene Beamte. Diese Volkstribunen wurden von ihnen für unverletzlich erklärt. Die Patrizier mussten nachgeben. Die Volkstribunen erhielten das Recht, gegen die Maßnahmen der anderen Beamten einzuschreiten. Sie mussten nur rufen: „Veto!“ (lat.: „Ich verbiete es!“) Die Plebejer erreichten schließlich auch den Zugang zu den Beamtenstellen. Im Jahr 367 v. Chr. wurde der erste Plebejer Konsul. Doch wollten die Patrizier keinen Plebejer allein regieren lassen. Deshalb wurden mindestens zwei Beamte für jedes Amt gewählt: je ein Patrizier und ein Plebejer. Jeder konnte die Anordnung seines Kollegen außer Kraft setzen. Vor allem reiche Plebejer erhielten die Ämter. Aus der alten Führungsschicht und den neuen plebejischen „Spitzenpolitikern“ entstand ein neuer Adel: die Nobilität. T 5 Die Zenturiatskomitien: Zenturien Mitglieder Vermögen der Mitglieder Ihr Dienst im Heer 18 ca. 100 Reiche Reiter 80 einige 100 Wohlhabende Schwerbewaffnete 90 über 1000 weniger Wohlhabende leichter Bewaffnete 4 Tausende Arme Signalbläser, Pioniere 1 Zehntausende Besitzlose kein Kriegsdienst B 4 Abstimmung in einer Zenturie. Jede Zenturie umgab ein Zaun. Die Abstimmungsurne für jede Zenturie stand außerhalb. Die Stimmtafel trägt ein „V“ für „U“ = „Uti rogas“ (lat.: „Wie der Beamte beantragt“). 2. Die Römische Republik findet ihre Ordnung Den römischen Staat leiteten die Magistrate (= Beamte). Die Quästoren waren die Finanzbeamten Roms. Sie verwalteten die staatlichen Einkünfte und Ausgaben. Für die Verwaltung Roms waren die Ädile zuständig: Sie kümmerten sich um die Polizei, öffentliche Gebäude, Märkte, die Feuerwehr und andere lebenswichtige Bereiche. Die Prätoren leiteten das Gerichtswesen des römischen Staats. Die beiden Konsuln waren die obersten Beamten Roms. Die anderen Beamten mussten ihnen bedingungslos gehorchen. In Notzeiten konnte einer der Konsuln für ein halbes Jahr vom Senat zum „Diktator auf Zeit“ bestimmt werden. In dieser Zeit hatte der Diktator unbeschränkte Macht. Über diese Magistrate hinaus gab es die Zensoren. Sie teilten die Bürger in Vermögensklassen ein, kontrollierten die Staatsfinanzen und auch die Sitten der Bürger Roms. Die Zensoren hatten ein hohes Ansehen und großen Einfluss. Nur ehemalige Konsuln konnten dieses Amt bekleiden. Senatoren hatten ihr Amt auf Lebenszeit. Sie sollten die Magistrate beraten. Doch zu allen wichtigen Fragen fassten sie Beschlüsse. Die Konsuln und die Volkstribunen waren daran beteiligt. Es war undenkbar, einen vom Senat beschlossenen „Rat“ nicht auszuführen. Und doch sorgten das Einspruchsrecht der Volkstribunen und die Gesetzgebung der Plebejerversammlung dafür, dass die Rechte des Volkes in der Politik Berücksichtigung fanden. v/2 SENAT (300) Teilnahme Empfehlung V E TO 8 Quästoren 2 Ädile 2 Konsuln Heer 6 Prätoren Die Politik in der Republik – Am Ende der Kämpfe zwischen Patriziern und Plebejern stand eine Einigung. Wie funktionierte nun die republikanische Ordnung? Wie war die Macht in Rom verteilt? 1 Diktator 2 Zensoren Im Jahr 287 v. Chr. wurde den Beschlüssen der Plebejerversammlung Gesetzeskraft zuerkannt. Damit hatte die Republik ihre endgültige Ordnung gefunden. 10 Volkstribunen 2 Ädile Beschlüsse zur Wahl Abstimmung (1 Jahr) Beschlüsse zur Abstimmung Wahl (1 Jahr) Volksversammlung (= Heeresversammlung) Patrizier und Plebejer Plebejerversammlung, nur Plebejer Bundesgenossen, Freigelassene; eingeschränkte Rechte Sklaven; keine Rechte B 6 Die Verfassung der Römischen Republik im 2. Jahrhundert v. Chr. A R B E I T S AU F T R ÄG E 1. Beschreibe B 4. Was zeigen die Darstellungen auf den Münzen? Überlege, wie in deiner Klasse eine Wahl zum Klassensprecher abläuft. Was ist in Rom anders? 2. Erläutert T 5. Spielt folgende Situation: Ein Konsul soll einen Beschluss in der Volksversammlung über einen Krieg mit einer Nachbarstadt herbeiführen. 3 Zenturien stimmen ab: Zenturie „A“ hat 3 Mitglieder, Zenturie „B“ 5 Mitglieder, Zenturie „C“ alle übrigen. Wie kann der Konsul seinen Beschluss sicher erreichen? Achtung: Jede Zenturie hat nur eine Stimme! 3. Erläutere mit B 6, wie die Verfassung Interessen ausgleicht. Vergleiche mit der Entwicklung in Athen. 129