Geschichte Markus Arens Appis Claudius Caecus Sein innenpolitisches Handeln unter besonderer Berücksichtigung seiner Motivationen Studienarbeit Inhaltsverzeichnis: 1. Einleitung __________________________________________________ 4 2. Spannungen zwischen den Patriziern (untereinander) und den Plebejern 5 3. Appius Claudius Caecus – Überblick seiner politischen Laufbahn _________ 7 3.1 Ämter bis zu seiner Censur ____________________________________ 7 3.2 Aufgaben eines Censors und die Besonderheit der Censur von Caecus _ 8 4. Die Amtshandlungen des Appius Claudius Caecus ____________________ 10 4.1 Die Tribusreform ___________________________________________ 10 4.2. Ius Flavianum ‐ Der „Frevel“ des Gnaeus Flavius _________________ 13 4.2.1 Die Reform der Gerichtsformeln und des Kalenders____________ 13 4.2.1.1 Erklärung nach Fögen:__________________________________ 14 4.2.1.2. Erklärung nach Wieacker: ______________________________ 15 4.2.1.3. Erklärung nach Kaser:__________________________________ 16 4.2.1.4. Erklärung nach Rüpke: ________________________________ 16 5. Bauprojekte des Appius Claudius Caecus ___________________________ 17 5.1. Die Via Appia: _____________________________________________ 17 5.2. Die Aqua Appia: ___________________________________________ 19 6. Bewertung: __________________________________________________ 20 7. Quellen‐ und Literaturverzeichnis_________________________________ 21 3 1. Einleitung: Die Ständekämpfe in der Römischen Republik entstanden zwischen zwei unterschiedlichen Gruppierungen innerhalb Roms. Auf der einen Seite standen die Patrizier, der alte Geburtsadel, welche daher auf das Monopol der Machtstellungen beharrten. Sie hatten bis zur Mitte der Römischen Republik alle politischen Ämter sowie die Priesterschaft für sich beansprucht. Dieser kleinen Gruppe von Menschen standen auf der anderen Seite die Plebejer gegenüber, welche den Großteil der römischen Bürger stellten. Die Plebejer konnte man aber nicht als bloße heterogene Masse ansehen, sondern konnte dabei noch in eine Unter-, Mittel und Oberschicht differenzieren. Innerhalb von Rom kam es zur Zeit der Römischen Republik fortlaufend zu Widerstand der Plebejer gegen die Patrizier. Die Oberschicht der Plebejer forderte den Zugang zu politischen Ämtern, wogegen die Unterschicht einfach auf ihre schlechte wirtschaftliche Situation aufmerksam machen wollte. Im Laufe der Republik konnten die Plebejer ihre Forderungen größtenteils durchsetzen, worauf auf Seiten der Patrizier einerseits Gewinner, andererseits auch Verlierer gab.1 Eine Person aus den Reihen der Verlierer war Appius Claudius Caecus.2 Dieser versuchte jedoch den politischen Einfluss seines Geschlechtes in Rom wieder zu etablieren, indem er bei seiner politischen Laufbahn zahlreiche Reformen und Neuerungen versuchte durchzusetzen.3 Die Handlungen von Caecus sollen in dieser Seminararbeit aufgezeigt werden. Quellen und Grundlagenliteratur zu dieser Thematik existieren nur in geringer Quantität. Dennoch sollen die teilweise unterschiedlichen Theorien in der Wissenschaft im Folgenden dargestellt werden. Ein besonderes Augenmerk liegt nicht nur in der bloßen Benennung von Fakten, sondern es soll einer bestimmten Fragestellung nachgegangen werden. Mein Ziel ist es, die Motivationen von Appius Claudius Caecus zu analysieren, die ihn dazu gebracht haben, seine 1 Cornell, T. J.: The Beginnings of Rome. Italy and Rome from the Bronze Age to the Punic Wars (c. 1000-264 BC). London/New York, 2004, S. 180 ff. Im Folgenden Cornell 2004. 2 Linke, Bernhard: Appius Claudius Caecus – ein Leben in Zeiten des Umbruchs, in: Hölkeskamp, Karl-Joachim/Stein-Hölkeskamp, Elke (Hgg.): Von Romulus zu Augustus. Große Gestalten der römischen Republik, München 2000, S. 76. Im Folgenden: Linke, 2000. 3 Fögen, Marie Theres: Römische Rechtsgeschichte. Über Ursprung und Evolution eines sozialen Systems, Göttingen 2002, S 146 ff. Im Folgenden Fögen, 2002. 4 Reformen und Handlungen in dieser Art und Weise durchzuführen. Dabei werde ich besonders seine Amtszeit als Censor hervorheben. 2. Spannungen zwischen den Patriziern (untereinander) und den Plebejern Wie bereits oben erwähnt, gehörte Appius Claudius Caecus zum alten Geburtsadel, zu den Patriziern. In diesem Stand gehörte er zu einem der ältesten und hervorragendsten Adelsgeschlechter, den claudii. Bei Livius wird dieses Geschlecht als familia superbissima4 ac crudelissima und Imperiosissima et superbissima5 bezeichnet. Von Beginn der Republik an, sah sich der gesamte Geburtsadel in seiner Machtausübung mit dem Widerstand breiter Bevölkerungsschichten konfrontiert. Diese Plebejer, die übrige Bevölkerung neben den Patriziern, konnte man in zwei Gruppen differenzieren. Auf der einen Seite gab es die wohlhabenden Plebejer, auf der anderen Seite, die armen Plebejer, welche einfache Arbeiter waren. Diese beiden Interessengruppen versuchten stets ihre Forderungen und Ansprüche gegenüber den Patriziern durchzusetzen.6 Die beiden höchsten Ämter in Rom, das Konsulat, konnten nur durch Patrizier besetzt werden. Diese wurden von den Zenturiatskomitien gewählt. Voraussetzung für eine Bewerbung um das Amt des Konsuls war, dass man in der Regel Ämter des cursus honorum bekleidet hatte. Damit eine Alleinherrschaft und ein Machtmissbrauch verhindert wurden, war die Ausübung des Amts des Konsuls auf ein Jahr begrenzt, und gleichberechtigt auf zwei Konsuln aufgeteilt. Durch sein Recht von einem Veto Gebrauch zu machen, konnte jeder Konsul die Entscheidungen seines Kollegen aufheben. War ein Konsul während der Ausübung seiner Tätigkeit gestorben oder legte sein Amt nieder, so wurde ein Ersatzkonsul (consul suffectus) nachgewählt.7 Aufgrund der mangelnden Rechte zur Zulassung in hohe politische Ämter und aufgrund der schlechten Lebenssituation, entfachte innerhalb des Standes der Plebejer nun Widerstand gegen die Patrizier. Einerseits forderten die wohlhabenden Plebejer die politische Einflussnahme ihrer Klientel, andererseits wollten die nicht wohlhabenden Plebejer auf ihre schlechte Lebenssituation 4 Livius 2.56.7 Livius 9.34.15 6 Cornell 2004, S. 180 ff. 7 Jochen Bleicken: Die Verfassung der römischen Republik. 3. Auflage. Schöningh, Paderborn 1982, S. 74–83. Im Folgenden: Bleicken, 1982. 5 5