Traumatische Optikusneuropathie

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CME
194
Rubrikherausgeber:
H. Riechelmann,
Innsbruck
CME-Fortbildung
Traumatische Optikusneuropathie
Traumatic Optic Neuropathy
Schlüsselwörter
▶ Sehnerv
●
▶ Optikusavulsion
●
▶ Optikusatrophie
●
▶ Dekompression
●
▶ Optikuskanal
●
▶ Schädel-Hirn-Trauma
●
▶ Gesichtstrauma
●
Key words
▶ optic nerve
●
▶ trauma
●
▶ optic nerve avulsion
●
▶ optic atrophy
●
▶ decompression
●
▶ optic nerve canal
●
▶ cranial trauma
●
▶ facial trauma
●
Zusammenfassung
&
Ein traumatischer Sehnervenschaden stellt eine schwere Komplikation eines Kopf- bzw. Gesichtstraumas dar. Die Diagnose erfolgt mittels Analyse des Pupillenverhaltens nach Lichtreiz.
Eine Untersuchung des Augenhintergrundes und die Computertomografie der Orbita geben
Aufschluss über den Schadensort und ob eine Fraktur des Optikuskanals vorliegt. Therapieoptionen sind operative Dekompression und hoch dosierte Steroide. Bei keinem Therapieansatz gibt es hinreichende Belege, dass der Spontanverlauf günstig beeinflusst werden kann.
Spontane Besserung ist durchaus möglich. Aufgrund von Einzelerfahrungen werden direkte
Kompressionen des Sehnerven durch Knochenfragmente oder Blutungen in die Optikusscheide
in aller Regel operativ behandelt. In den meisten Kliniken werden in allen anderen Fällen hoch
dosierte Steroide gegeben, ohne dass es aber einen Wirkungsnachweis gibt.
Abstract
&
Traumatic optic neuropathy is a severe complication of a head or face trauma. Diagnosis is
established by analyzing pupillary responses to light. Fundus examination and orbital CT scan
help to localize the site of the lesion and may show a fracture involving the optic canal. Surgical decompression or megadose steroids are therapeutic options. No therapeutic approach
has proven with sufficient evidence to be effective. Spontaneous improvement is definitely
possible. Based on experiences in single cases direct compression of the optic nerve by bone
fragments or optic nerve sheath haemorrhage are as a rule treated surgically. In all other cases
usually high dose steroids are given without proven effectiveness.
Bibliografie
DOI 10.1055/s-0029-1192010
Laryngo-Rhino-Otol 2009; 88:
194–207 © Georg Thieme
Verlag KG Stuttgart · New York
ISSN 0935-8943
Korrespondenzadresse
Prof. Helmut Wilhelm
Department für Augenheilkunde
Universität Tübingen, Augenklinik
Schleichstraße. 12–16
72076 Tübingen
helmut.wilhelm@
med.uni-tuebingen.de
Department für Augenheilkunde Universität Tübingen
Wilhelm H. Traumatische Optikusneuropathie … Laryngo-Rhino-Otol 2009; 88: 194–207
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H. Wilhelm
CME-Fortbildung
CME
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Bedeutung
&
Die einseitige und insbesondere die beidseitige Schädigung der vorderen Sehbahn, Sehnerven
und Chiasma, ist eine gefürchtete Komplikation eines Traumas. Bei geschlossenen Kopftraumen wird in bis zu 5 % der Fälle eine Sehnervenschädigung beschrieben, bei offenen Traumata
und insbesondere Optikuskanalfrakturen mag diese Zahl noch höher sein.
Anatomische und pathogenetische Grundlagen
&
▶ Abb. 1):
Man unterscheidet 4 Abschnitte des Sehnervs, die unterschiedlich vulnerabel sind (●
▶ der intraokulare Anteil, also die Sehnervenpapille, wo sich die Axone der retinalen Ganglienzellen durch die rigiden Sklerakanäle der Lamina cribrosa zwängen müssen
▶ der orbitale Abschnitt, wo der Sehnerv mobil im intraokularen Fettgewebe gelagert ist und
einem Trauma ausweichen kann
▶ der kanalikuläre Anteil, wo der Sehnerv fest im engen Optikuskanal fixiert ist, den er sich
zudem mit der A. ophthalmica teilen muss
▶ der intrakraniale prächiasmale Anteil mit dem Übergang ins Chiasma, wo insbesondere eine
scharfkantige Duraduplikatur über der inneren Öffnung des Optikuskanals den Sehnerv gefährdet
Verletzungen der Sehnervenpapille führen zu fundoskopisch sichtbaren Veränderungen
▶ Abb. 2). Die schlimmste Form ist die Avulsion, also der Abriss des Sehnervs vom Bulbus,
(●
wobei aber die Kontinuität seiner Umhüllung nur dann unterbrochen wird, wenn ein direktes
Trauma vorliegt. Eine schwere direkte Verletzung ähnelt dem Bild eines Zentralvenenverschlusses, zusätzlich erwartet man Aderhautrupturen, möglicherweise Glaskörperblutungen.
Die Zentralarterie der Netzhaut tritt 10 mm hinter dem Bulbus in den Sehnerv ein. Ihr Verschluss führt zu irreversiblen Schäden der inneren Netzhautschichten. Die Papille selbst wird
nicht von der Zentralarterie, sondern von den hinteren Ziliararterien versorgt, die dort den
Zinn-Hallerschen-Gefäßkranz bilden. Ihr Verschluss führt zum Sehnerveninfarkt, was sich in
einer Papillenschwellung äußert.
Im orbitalen Anteil bedarf es in aller Regel eines direkten Traumas, um den Sehnerv zu schädigen. Ein in die Orbita eingedrungener Fremdkörper kann den Sehnerv komprimieren oder
verletzen bis zur Durchtrennung, die okuläre Blutversorgung schädigen oder zu einer Blutung
in die Sehnervenscheide führen. Auch eine orbitale Blutung oder ein Emphysem können durch
raumfordernde Wirkung zur Sehnervenkompression führen. Ein nicht seltener Grund eines
direkten orbitalen Sehnerventraumas ist iatrogen, nämlich die retrobulbäre Injektion. Da diese
Form der Lokalanästhesie heute weit weniger eingesetzt wird, ist diese Komplikation sehr selten geworden. Eine Parabulbäre Injektion oder eine Tropfanästhesie sind bei vielen Routineoperationen heute die Regel.
Im Optikuskanal ist der Sehnerv äußerst vulnerabel. Periost und Dura mater des Sehnervs
sind im Kanal gewissermaßen eins und fixieren ihn starr. Erschütterungen und Druckschwankungen durch ein Gesichts-, Stirn oder Schläfentrauma werden an die knöchernen Wände des
Optikuskanals weitergegeben. Bei einem stumpfen Schädeltrauma tritt im Bereich des
Optikuskanals die stärkste Verformung des knöchernen Schädels ein, wie interferometrische
Wilhelm H. Traumatische Optikusneuropathie … Laryngo-Rhino-Otol 2009; 88: 194–207
▶
●
Der Sehnerv ist unterschiedlich
vulnerabel.
▶
●
Verletzungen nahe am Bulbus
führen zu ophthalmoskopisch
sichtbaren Veränderungen.
▶
●
In der Orbita ist der Sehnerv
relativ gut geschützt.
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Abb. 1 Sehnerv beim Austritt
aus dem Bulbus (1), intraorbital
(2), im Optikuskanal (3) und
prächiasmal (4). Im Optikuskanal
ist die Dura des Sehnervs fest
mit dem Periost verwachsen.
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Inspektion
Pupillen rund,
isokor
Vergleich der dir.
Lichtreaktion
rechts-links
Eine Pupille entrundet,
unsichtbar oder Anisokorie
Vergleich der dir. mit der
konsens. Lichtreaktion der am
besten reagierenden Pupille
LICHT
Abb. 2 Pupillendiagnostik
beim unfallverletzten Patienten.
Zunächst muss geklärt werden,
ob beide Pupillen unbehindert reagieren können (keine
nennenswerte Anisokorie, keine
Deformierung). Ist dies der Fall,
vergleicht man die direkten
Lichtreaktionen (oberer Teil
der Abbildung). Es besteht ein
relativer afferenter Pupillendefekt des linken Auges des
Patienten. Wenn die Beweglichkeit einer Pupille eingeschränkt
ist, vergleicht man an der
besser reagierenden Pupille die
direkte mit der konsensuellen
Lichtreaktion (unterer Teil ). Hier
ist die Pupille des linken Auges
deformiert, aber am Verhalten
der Pupille des rechten Auges
erkennt man, dass ein relativer
afferenter Pupillendefekt links
vorliegt, demnach mehr als nur
die Iris verletzt sein muss.
LICHT
LICHT
LICHT
▶
●
Durch Fixierung am Knochen ist
der Sehnerv im Optikuskanal am
meisten gefährdet.
▶
●
Intrakraniell ist auch das Chiasma
gefährdet.
Studien zeigten. Der Sehnerv kann nicht ausweichen, wird komprimiert oder über die scharfe
Durafalte an seinem intrakranialen Austritt geschert. Auch ein direktes Trauma durch ein Knochenfragment bei einer Kanalfraktur kann vorkommen. Eine dünne knöcherne Wand grenzt
den Optikuskanal nach medial zu den hinteren Siebbeinzellen und der Keilbeinhöhle ab. Diese
dünne Knochenlamelle kann sogar fehlen, sodass der Sehnerv auch von dieser Seite bedroht ist.
Neben Frakturen und Hämatomen der Nebenhöhle infolge eines Traumas spielen dabei auch
iatrogene Schäden eine bedeutende Rolle [1].
Der intrakranielle Anteil der Sehnerven wird seltener von Verletzungen betroffen, abgesehen
von der Abscherung an der Duraduplikatur, die man aber noch dem Kanal zurechnen könnte.
Dennoch kommt es gelegentlich zu Kontusionstraumen auch des Chiasmas, was dann leider zu
beidseitigen Schäden führt.
Diagnostik
&
Nach einem schweren Schädelhirntrauma stehen oft vitale Probleme im Vordergrund, sodass
es nicht ungewöhnlich ist, dass eine traumatische Optikusneuropathie übersehen wird.
Wenn der Patient bei Bewusstsein ist und seine Sehverschlechterung bemerkt, so ist in der
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Regel die zeitliche Zuordnung zum Trauma eindeutig. Schwieriger wird es, wenn der Patient
berichtet, dass nach einem Intervall normaler Sehfähigkeit plötzlich ein Auge schlecht geworden sei. Bei einem direkten Trauma ist es gut vorstellbar, dass die initiale Verschlechterung
noch fortschreitet. Auch kann es sein, dass noch Tage nach dem Unfall eine vaskuläre Komplikation, etwa durch eine Fettembolie, eintritt. Dass aber eine Sehverschlechterung durch ein
direktes oder indirektes Trauma erst mit längerem freiem Intervall zum Unfall eintritt, ist
schwer nachzuvollziehen.
Selbst wenn man davon ausgeht, dass es nur wenige Möglichkeiten gibt, das Sehvermögen aktiv zu bessern, so ist es dennoch unabdingbar wichtig, dass eine traumatische Optikusneuropathie früh erkannt wird. Es ist für die gesamte Rehabilitation und Verarbeitung der Unfallfolgen
sehr ungünstig, wenn der Patient das Gefühl oder sogar die Gewissheit hat, dass bei ihm ein so
bedeutender Befund wie die Erblindung eines Auges übersehen oder nicht beachtet wurde. Es
ist auch zu bedenken, dass gerade ein Sehverlust in der Begutachtung der Unfallfolgen eine
große Rolle spielt und häufig Anlass für eine Klage des Patienten gegen die behandelnden Ärzte
ist.
Das Hauptproblem für den erstbehandelnden Notfallmediziner oder Chirurgen ist, dass man
selbst schwerste Sehnervenschäden äußerlich nicht erkennt. Auch der akut hinzugezogene
Augenarzt kann mittels Ophthalmoskopie nur in Einzelfällen eine Sehnervenverletzung erkennen. Im CT oder Kernspintomogramm werden aufgrund der o. g. Schadensmechanismen nur in
wenigen Fällen Hinweise auf ein Optikustrauma zu finden sein, manchmal allerdings lässt sich
insbesondere im Dünnschicht-CT eine Optikuskanalfraktur erkennen.
Höchstes Gewicht hat deshalb der funktionelle Schadensnachweis. Subjektive Verfahren sind
naturgemäß von der Kooperationsfähigkeit des Patienten abhängig. Auch wird selten eine so
differenzierte Anamnese möglich sein, dass sich eine Sehverschlechterung aufgrund einer
Hornhauterosion von einer solchen durch eine Optikusläsion unterscheiden ließe.
Es ist zu fordern, dass sich die Diagnose einer traumatischen Optikusneuropathie grundsätzlich auf einen objektiven Nachweis stützt. Zentrale Maßnahme ist dabei die Prüfung der Pupillenfunktion. In der Notfallsituation sind die Untersuchungsbedingungen alles andere als
günstig, deshalb ist ein überlegtes und sorgfältiges Vorgehen erforderlich. Der Untersucher
sollte folgendermaßen verfahren:
1. Ein Helfer öffnet beide Lider.
2. Der Untersucher inspiziert die Augen äußerlich und achtet besonders auf Anisokorie und
Entrundungen der Pupillen. Sind die Pupillen isokor und rund, erfolgt Schritt 3.
3. Der Raum wird soweit möglich abgedunkelt.
4. Der Untersucher vergleicht die direkte Lichtreaktion beider Pupillen.
Jede Sehnervenschädigung wird zu einer verminderten Pupillenlichtreaktion führen. Gleiches
würde auch für eine großflächige Netzhautschädigung und eine Glaskörperblutung gelten,
nicht aber für eine Beeinträchtigung der brechenden Medien, also etwa eine Hornhautverletzung. Bei einem pathologischen Befund kann der Untersucher eindeutig feststellen, dass
ein Schaden vorliegt. Die anschließende Inspektion des Augenhintergrundes wird Weiteres
klären.
Bei der Pupillenuntersuchung geht es nicht um den Nachweis einer subtilen Störung. Wenn
der Sehnerv verletzt ist, wird man einen deutlichen sogenannten relativen afferenten Pupillendefekt feststellen: Die Pupille der betroffenen Seite verengt sich langsamer und weniger ausgiebig.
Ein Problem kann die Verletzung eines Auges oder Lides darstellen. Eine Schädigung der brechenden Medien, von dichten Glaskörperblutungen einmal abgesehen, verursacht zwar keinen
relativen afferenten Pupillendefekt, es kann aber sein, dass die Pupille nicht richtig zu erkennen oder dass auch die Iris verletzt ist. Dann wären die Pupillen anisokor oder entrundet (siehe
oben). In dieser Situation hilft der Vergleich der direkten und konsensuellen Pupillenreaktion des freien Auges, bei dem die Pupille reagiert. Ist dessen direkte Reaktion deutlich besser
als die konsensuelle, liegt eine Schädigung auf der anderen Seite vor, ist die konsensuelle Reaktion besser als die direkte, ist das beobachtete Auge geschädigt. Diese Untersuchungssituation
ist deutlich ungünstiger, denn man kann nicht mehr im Dunkeln den Lichtreflex auslösen, sondern braucht genug Licht, um die konsensuelle Reaktion beobachten zu können.
Ein zugeschwollenes Auge kann ein weiteres, unerwartetes Problem verursachen: Es ist dunkel adaptiert und lichtempfindlicher, deshalb reagiert die Pupille besser als beim hell adaptierten Auge. Sogar ein recht deutlicher relativer afferenter Pupillendefekt kann dadurch ausgeglichen werden. Wenn dieses befürchtet wird, muss man das freie Auge etwa 10–15 min abdecken, um Chancengleichheit herzustellen.
Ein unlösbares Problem hingegen stellt eine beidseitige gleichartige Sehnervenverletzung
dar, denn hier wird man keine unterschiedliche Pupillenreaktion finden. Auch bei einer beidWilhelm H. Traumatische Optikusneuropathie … Laryngo-Rhino-Otol 2009; 88: 194–207
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▶
●
Eine traumatische Optikusneuropathie kann leicht übersehen
werden.
▶
●
Meistens sind keine äußerlich erkennbaren Zeichen auch bei sehr
schweren Schäden vorhanden.
▶
●
Die Prüfung der Pupillenfunktion
als objektives Verfahren ist die
entscheidende diagnostische
Maßnahme.
▶
●
Einseitige Sehnervenschädigungen führen zu einer im
Seitenvergleich reduzierten
Pupillenreaktion.
▶
●
Beide Pupillen intakt: Seitenvergleich der direkten Pupillenreaktionen.
▶
●
Einseitiger Schaden der Iris oder
Innervationsstörung: Vergleich
der direkten mit der konsensuellen Reaktion am besser
reagierenden Auge.
▶
●
Ein zugeschwollenes Auge kann
durch Dunkeladaptation eine
bessere Pupillenreaktion vortäuschen.
▶
●
Ein beidseitig symmetrischer
Schaden ist nicht an der Pupille
zu erkennen.
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▶
●
Die Blitz-VEP ist sinnvoll bei
beidseitig nicht untersuchbaren
Pupillen.
▶
●
Eine Ophthalmoskopie kann
feststellen bei: Avulsion, Glaskörperblutung, Zentralarterienverschluss, Papillenödem.
▶
●
Subjektive Funktionsprüfung: Improvisieren; beachten, ob Brille
oder Kontaktlinse erforderlich
ist.
▶
●
Das Dünnschicht-CT sollte durchgeführt werden, um Folgendes
abzuklären: eine Fraktur im
Optikuskanal, ein Knochenfragment oder eine Blutung in der
Optikusscheide.
CME-Fortbildung
seitigen Irisverletzung ist die Pupillenprüfung natürlich kaum sinnvoll. Die Prüfung der visuell
evozierten Potenziale (VEP) ist eine Alternative. Die Muster-VEP-Ableitung kann allerdings nicht
empfohlen werden, da sie anfällig für optische Probleme und von der Fixation abhängig ist.
Das Blitz-VEP hingegen ist bei gestörter Pupillenfunktion und bei gestörten optischen Medien
aussagekräftig, aber in aller Regel auch nur im Seitenvergleich. Es liefert im Grunde die gleichen Informationen wie die Prüfung der Pupillenfunktion. Eine beidseits reduzierte Amplitude
ist mit Vorsicht zu interpretieren. Es kann eine beidseitige Sehnervenverletzung oder ein Ableitungsfehler die Ursache sein. Nicht überall und immer ist im Notfallbereich Personal verfügbar,
das mit dem Gerät kompetent umgehen kann. Störungen aufgrund unzureichender elektrischer
Abschirmung sind zudem möglich. Der Pupillendiagnostik kommt deshalb ohne Zweifel die
wichtigste Bedeutung zu.
Anschließend erfolgt – im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten – die Ophthalmoskopie. Die
Untersuchungsbedingungen sind auch für den Augenarzt in aller Regel ungünstig, es sei denn
der Raum lässt sich einigermaßen abdunkeln. Aber auch dann stellen enge Pupillen und Verletzungen der vorderen Augenabschnitte ein Problem dar. Bei einer Sehnervenavulsion, einer
Glaskörperblutung, einem Zentralarterienverschluss oder einer anterioren ischämischen Optikusneuropathie (Papillenödem) wäre der Schadensmechanismus klar und die Konsequenz
eine andere als bei einer Sehnervenschädigung mit normalem Fundus. Dies ist der übliche Befund, wenn der Schadensort bulbusfern liegt, also etwa im Optikuskanal. Eine Optikusatrophie
wird erst nach einigen Wochen sichtbar, wenn die zugehörigen Ganglienzellen der Netzhaut
▶ Abb. 4).
zugrunde gegangen sind (●
Es ist wichtig, auch vom ophthalmologischen Konsiliarius eine Dokumentation der Pupillenfunktion zu verlangen. Den Patienten lediglich in medikamentöser Mydriasis zu untersuchen,
ist nicht angemessen. Sorgfältig sind auch auf orbitale Zeichen zu achten: Könnte eine Einblutung in die Orbita oder Optikusscheide Ursache einer Sehverschlechterung sein? Gezielte bildgebende Diagnostik wäre dann angezeigt.
Wenn möglich sollte eine subjektive Einschätzung des Sehvermögens erfolgen. Dabei kann
man mit weiteren Problemen konfrontiert werden, selbst wenn der Patient wach und ansprechbar ist. Es kann sein, dass er Brillenträger ist, und die Brille abhanden kam. Ein Blick in
den Führerschein kann Klarheit verschaffen: Wenn in Spalte 12 auf der Rückseite die Ziffer 01
eingetragen ist, muss der Betroffene beim Autofahren eine Sehhilfe benutzen (01.01 – Brille,
01.02 – Kontaktlinse). Bei Patienten über 45 muss man mit Presbyopie rechnen, sodass die
Prüfung der Sehschärfe in der Nähe nicht valide ist. Es ist deshalb sinnvoll, aus etwa 2 m Entfernung zu prüfen. Bei Brillenträgern, deren Brille fehlt, kann eine kleine Lochblende diese
teilweise ersetzen. Man bohrt dazu mit einem Kugelschreiber ein etwa 1 mm großes Loch in
einen lichtdichten Karton und lässt den Patienten durchschauen. Als Sehprobe eignet sich alles,
wenn man nur entsprechend dokumentiert. Die eigene Sehschärfe kann man zum Kalibrieren
benutzen. Man schreibt dann z. B.: „Subj. keine Sehverschlechterung, die Aufschrift des Krankenblatts (Telefonbuchs, Kalenders …) kann rechts in 2,5, links in 4 m gelesen werden“. So hat
man auch ohne spezielles Instrumentarium eine ausreichende Dokumentation, die im Nachhinein sehr wertvoll werden könnte.
Bei der bildgebenden Diagnostik ist das Dünnschicht-CT der Orbita von großer Bedeutung.
Man achte darauf, den Optikuskanal nicht mit der deutlich größeren Fissura orbitalis superior
▶ Abb. 5). Knochensplitter oder Frakturen im
zu verwechseln, die lateral davon zu finden ist (●
▶ Abb. 6). Gleiches gilt für den
Kanal könnten Anlass zur chirurgischen Intervention sein (●
Verdacht einer Blutung in die Optikusscheide oder in die Orbita. Bei einer raumfordernden
Orbitablutung ist eine Kanthotomie der Lider angezeigt.
Therapeutische Maßnahmen
&
▶
●
Vor 1975 galt die Methode der
chirurgischen Dekompression
als nicht erfolgreich, danach
etablierte sie sich zum Eingriff
der Wahl bei traumatischer
Optikusneuropathie.
Vor 1975 stand außer Zweifel, dass es für eine traumatische Optikusschädigung keine sinnvolle
Therapiemöglichkeit gibt. 1975 erschien in Japan eine spektakuläre Arbeit mit einer außerordentlich hohen Patientenzahl von 400, bei denen 2 Aspekte neu und geradezu sensationell erschienen [2]: Es wurden in 92 % dieser 400 Patienten Frakturen des Optikuskanals gefunden
und bei nahezu allen Betroffenen gelang eine Besserung des Sehvermögens durch operative
Dekompression des Sehnervenkanals, entweder transfrontal oder transethmoidal. Vor allem
der wenig belastende transethmoidale Zugang wurde sehr populär und die operative Dekompression des Optikuskanals zum Eingriff der Wahl bei traumatischer Optikusneuropathie. Es
gelang allerdings niemandem, die Erfolge dieser japanischen Arbeit auch nur annähernd zu
reproduzieren. Auch zeigte der zunehmende Einsatz der Computertomografie, dass Kanalfrakturen allenfalls bei 50 % der Patienten mit traumatischer Sehnervenschädigung vorlagen.
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1982 schlug Anderson, gestützt auf positive Erfahrungen bei Rückenmarksverletzungen, die hoch
dosierte Steroidtherapie als Alternative vor (3–5 mg Dexamethoson/kg Körpermasse oder 1–2 g
Methylprednisolon i. v.) [3]. In der Folge und bis heute erschienen und erscheinen noch eine ganze
Reihe von Arbeiten, die das eine oder andere Vorgehen oder die Kombinationen daraus favorisieren (zusammengefasst: [4]). Es gab und gibt eine Reihe von heuristisch geprägten Vorschlägen,
deren Tendenz zu sein scheint: Es ist besser, irgendetwas zu tun als gar nichts [5]. Einzelfallberichte, Studien mit kleinen Patientenzahlen und solche ohne Kontrollgruppe, insbesondere zur
operativen Dekompression, stiften Verwirrung, wenn sie suggerieren, das Verfahren der Studie
wäre die einzig sinnvolle Therapie. Ein solches Fazit ist durch eine Studie ohne Kontrollgruppe
nicht zu belegen, wenn es sich um eine Erkrankung handelt, die sich auch spontan bessern kann.
Auch eine aktuelle sehr große Studie, in der chirurgische Dekompression plus hoch dosierte Steroide als signifikant bessere Behandlung empfohlen werden, kann einer strengen Prüfung nicht
standhalten, da diese Studie weder randomisiert noch durch einen Studienarm ohne Therapie
kontrolliert war [6]. Chirurgische Dekompression und Steroide erwiesen sich als gleichwertig. Die
Bewertung all dieser Arbeiten muss eine Reihe von Schwierigkeiten berücksichtigen, denen die
Autoren keineswegs immer in wünschenswertem Ausmaße Rechnung getragen haben:
▶ Die Feststellung, ob eine traumatische Optikusneuropathie vorliegt, ist keineswegs trivial
und nicht immer sicher (siehe oben).
▶ In der Phase einer akuten Verletzung kann der Patient oft keine wirklich sicheren Angaben
machen. Eine Visusbesserung von Lichtschein auf 1/20 kann auch durch die Verbesserung
des Allgemeinzustandes erklärt werden.
▶ Es gibt durchaus erhebliche spontane Besserungen.
▶ Der initiale Erfolg ist nicht immer dauerhaft.
Keine der erwähnten Arbeiten kann ihre Empfehlungen – sofern überhaupt welche gegeben werden – auf eine solide Basis stützen. Nur eine randomisierte Studie hätte das richtige Vorgehen
klarstellen können. Eine solche Studie ist aber kaum durchführbar. Immer werden auch der
Schweregrad der Verletzung, der Allgemeinzustand des Patienten und die Möglichkeiten der Klinik
die Therapieentscheidung beeinflussen. Deshalb verwundert es nicht, dass die International Traumatic Optic Neuropathy Study (IONTS), in die große Hoffnungen gesetzt worden war, keine Klarheit bringen konnte. Diese Studie wurde ursprünglich als randomisierte Studie geplant, die chirurgische Dekompression sollte mit der Megadosis-Steroidtherapie verglichen werden. Sie wurde
schließlich als nicht randomisierte Interventionsstudie mit 127 Teilnehmern zu Ende gebracht, als
die Patientenrekrutierung nicht ausreichte [7]. Zwischen den 4 Vorgehensweisen, keine spezifische
Therapie, Steroide, chirurgische Dekompression und Dekompression plus Steroide, fand sich kein
signifikanter Unterschied. „Treatment on individual basis“ lautete schließlich die Empfehlung.
Galt es bei der Planung der IONTS noch als unethisch, keine Steroide zu geben, so wurde dies
durch eine tierexperimentelle Studie infrage gestellt: Steinsapir et al. fanden bei experimentellen N.-opticus-Läsionen an Ratten einen dosisabhängig ungünstigen Effekt der hoch dosierten
Steroide [8]. Die Vorstellung war bis dahin, dass hohe Steroiddosen neuroprotektiv wirken, es
ging nicht um einen antiödematösen Effekt, obgleich dies in einigen gebesserten Fällen durchaus eine Rolle spielen mag. Die Übertragbarkeit dieser Studie auf den Menschen ist allerdings
fraglich. In den letzten Jahren wird die Steroidgabe zunehmend infrage gestellt und einige Autoren raten heute definitiv davon ab [9].
Es wäre zum jetzigen Zeitpunkt unseriös, zu behaupten, dass es eine klare, evidenzbasierte
Therapie der traumatischen Optikusneuropathie gäbe. Randomisierte Studien fehlten bislang
völlig [10]. Eine schließlich 2007 publizierte randomisierte Doppelblindstudie mit insgesamt
31 Patienten fand in der Tat keinen Vorteil für die Steroidtherapie, aber auch keinen Nachteil
[11]. So gilt unverändert, was Steinsapir et al. 2002 schrieben [12] und auch Fazit der IONTS
war: „Until more definitive studies are performed, clinicians must make individualized decisions with their patients regarding how best to proceed after traumatic optic neuropathy“. Mit
anderen Worten: Wir stehen wieder da, wo wir 1975 standen.
Die Situation ist demnach denkbar kompliziert: Eine überzeugende Therapie existiert nicht,
und der Patient ist von einem schweren, dauerhaften Schaden seines Sehvermögens bedroht.
In dieser Situation ist es kaum durchzuhalten, streng nach Datenlage vorzugehen und auf jegliche Behandlung zu verzichten. Das Risiko wäre groß, dass der Patient Zeit seines Lebens darüber grübeln würde, ob man denn alles richtig gemacht und nichts versäumt habe. Deshalb
raten wir zu der am wenigsten eingreifenden Therapie, nämlich einer kurzen hoch dosierten
Gabe von Methylprednisolon, und nur in Ausnahmefällen kommt operatives Vorgehen bei uns
in Betracht. Obgleich keineswegs durch Studien belegt, aber immerhin durch Einzelbeobachtungen gestützt, hat chirurgisches Vorgehen da seine Berechtigung, wo man ohne weiteren
Schaden anzurichten, eine morphologisch erkennbare Kompression des Sehnervs lindern oder
beseitigen kann. Jegliche Therapie, sowohl chirurgisch als auch mit Steroiden, ist nur in einem
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▶
●
1982 analog zur Rückenmarksverletzung: hoch dosierte Steroide. Einzelfallberichte und kleine
Fallserien schaffen Verwirrung
statt Klarheit.
▶
●
Randomisierte Studie scheitert:
„Entscheidung im Einzellfall“.
▶
●
Die Gabe von hoch dosierten
Steroiden wird heutzutage
infrage gestellt.
▶
●
Klare Ergebnisse fehlen.
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CME-Fortbildung
CME
200
CME-Fortbildung
Abb. 4 Links ist die Papille dargestellt 2 Tage nach einem indirekten Trauma, das nahezu zur Erblindung des betroffenen Auges geführt hatte. Der Befund ist völlig regelrecht, die Färbung normal. Das rechte Bild wurde 3 Monate
später aufgenommen. Nun ist die Papille blass und zeigt die typische Optikusatrophie. Dieser Verlauf beweist
eindeutig den Zusammenhang zwischen Trauma und Optikusschaden. Wäre die Papille bereits unmittelbar
nach dem Trauma blass erschienen, hätte man einen weiter zurückliegenden Vorschaden annehmen müssen.
▶
●
Eine Therapie kann sinnvoll sein,
um dem Patienten das Gefühl zu
geben, dass alles getan wurde,
sein Sehvermögen zu retten.
kurzen Zeitraum nach dem Trauma überhaupt sinnvoll. Als äußerste Obergrenze würden wir 3
▶ Abb. 3) oder ein ZentTage nennen. Ist fundoskopisch ein mechanischer Schaden der Papille (●
ralarterienverschluss erkennbar, erübrigt sich jegliche Therapie, sieht man von experimentellen Neuroprotektionsmaßnahmen ab. Wir halten folgendes Vorgehen für vertretbar:
▶ bei Orbitablutung: Kanthotomie, eventuell Revision
▶ bei Optikussscheidenblutung: eventuell Optikusscheidendekompression
▶ bei Kompression des N. opticus durch ein Knochenfragment: operative Entfernung und Kanaldekompression so schnell wie möglich
▶ wenn ohnehin aus anderen Gründen operiert werden muss: Kanaldekompression
▶ in allen anderen Fällen einer traumatischen Optikusneuropathie erwägen wir Megadosissteroide (dies gilt nicht für die aussichtslose Situation einer vollständigen Avulsion oder
definitiven Durchtrennung)
Wir sind uns dessen bewusst, dass diese Therapie nicht „evidenzbasiert“ ist. Es erscheint uns
dennoch legitim, auch einen wenig aussichtsreichen Versuch zu unternehmen, wenn zu erwarten ist, dass der Patient einen schweren Schaden davontragen wird. Rückblickend wird es für
ihn wichtig sein, das Gefühl zu haben, dass alles versucht wurde, sein Sehvermögen zu retten.
Verlauf und Prognose
&
▶
●
Spontane Besserungen sind
häufig.
Eine Normalisierung ist bei einer traumatischen Optikusneuropathie nicht zu erwarten, aber
spontane Besserungen sind häufig, wenn auch die Werte in verschiedenen Studien sehr stark
streuen (20–71 %). Es kommt zur Optikusatrophie, die im typischen Fall der Verletzung des
Sehnerven im Kanal im akuten Stadium noch nicht erkennbar ist. Es dauert einige Wochen, bis
die Sehnervenaxone aufsteigend (zur Ganglienzelle hin) degenerieren und die Atrophie an der
▶ Abb. 4). Dies zu dokumentieren ist wichtig, wenn später Zweifel am
Papille sichtbar wird (●
Zusammenhang zwischen Unfall und Sehnervenschädigung aufkommen.
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Abb. 3 Papille, direktes
Trauma. Man erkennt links
unten eine bereits vernarbte
Ruptur, weiter peripher eine
kleine Blutung und feine
Fältchen, die auf die Papille
zulaufen. Die Nervenfaserschicht
wurde durch Zug am Sehnerven
gewissermaßen zerrissen.
CME-Fortbildung
CME
201
Abb. 5 Die Pfeile auf diesen
Dünnschicht-CTs markieren links
die Fissura orbitalis superior,
rechts den Optikuskanal.
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Abb. 6 Dünnschicht-CT mit
Frakturen nach Schädel- und
Mittelgesichtstrauma, die den
Optikuskanal mit einbeziehen.
Folgende Zeichen sind prognostisch ungünstig [13]: (1) Blut in den hinteren Ethmoidalzellen,
(2) Bewusstlosigkeit, (3) kein Ansprechen auf Steroide innerhalb von 48 h, (4) Alter über 40. Es
scheint auch, dass eine schwere Optikusschädigung mit einem sehr ausgeprägten relativen
afferenten Pupillendefekt eine ungünstige Prognose hat [14]. Bei einer direkten Sehnervenverletzung ist die Erholungschance noch deutlich schlechter als bei indirektem Trauma. Das Sehvermögen ändert sich im weiteren Verlauf nicht mehr, der Patient behält mindestens das Sehvermögen, mit dem er die Klinik verlässt [15]. Pragmatisch kann man nach 6 Monaten von
einem Endzustand ausgehen und sollte durch augenärztliche Untersuchung (Visusprüfung, Perimetrie) eine „Bestandsaufnahme“ des Schadens und eine Beurteilung der beruflichen Möglichkeiten veranlassen.
Innovative Ansätze: Neuroprotektion und Regeneration [16, 17]
&
Bei der Zerreißung von Axonen degeneriert das distale (perikaryonferne) Segment, während
das proximale schwillt und sich retrahiert. In der Folge kommt es dann zur Apoptose der Nervenzelle. In den Apoptoseablauf einzugreifen, ist das Ziel diverser Anstrengungen. Andere Bemühungen sind darauf gerichtet, den Axonstumpf zur Regeneration zu bewegen.
Bei der Apoptose aktiviert aus den verletzten Nervenzellen freigesetztes Glutamat über NMDARezeptoren einen exzessiven Kalziumeinstrom in die Zelle. Dadurch werden verschiedene Enzymkaskaden (Proteinasen, Lipasen und Nukleasen) in Gang gesetzt, welche die Zelle von innen angreifen. Freie Radikale entstehen, u. a. Stickstoffmonoxid und sogenannte Caspasen wer-
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Apoptose der retinalen Ganglienzellen als Folge der Sehnervenschädigung
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Unter anderem haben sich
Memantin und Brimonidin
im Tierversuch als erfolgreich
gezeigt.
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Die Regeneration des Sehnervs
ist Gegenstand der Forschung.
CME-Fortbildung
den aktiviert, wodurch die Zelle endgültig abstirbt. Eine Reihe weiterer Prozesse schließt sich
an, nach deren Ablauf die Zelle sich auflöst.
Für NMDA-Blocker, wie Memantin, konnte im Tierexperiment tatsächlich ein Effekt gezeigt
werden. Das gilt auch für Brimonidin, ein alpha-2-Adrenorezetorenblocker. Es dürfte über die
Reduktion der Stickstoffmonoxidbildung wirken. Caspase-Inhibitoren wurden ebenfalls erfolgreich im Tiermodell eingesetzt. Andererseits können Neurotrophine das Überleben des
Neurons günstig beeinflussen. Dies wurde für den Brain-derived-Growth-Factor und Glialderived-Growth-Factor gezeigt.
Antikörper gegen Regenerationsinhibitoren haben wiederum im Tierexperiment eine Sehnervenregeneration ermöglicht. Nerventransplantate ermöglichten bei der Ratte eine einigermaßen korrekte Verdrahtung der regenerierten Nerven im Mittelhirn und ein gewisses
Sehvermögen. Gentherapie und Stammzellentherapie wurden ebenfalls mit dem Erfolg einer
höheren Überlebensrate von Ganglienzellen eingesetzt. Alle beschriebenen Versuche sind tierexperimentell. Keine Therapie hat sich bisher beim Menschen bewährt. Dennoch ist es vertretbar, z. B. Brimonidin-Augentropfen zu geben, da diese keine problematischen Nebenwirkungen
haben und tatsächlich eine wirksame Menge bei der retinalen Ganglienzelle ankommt. Auch
die Therapie mit Memantin kann erwogen werden. Man muss sich allerdings im Klaren darüber sein, dass bei den meisten Tierexperimenten das neuroprotektive Medikament vor dem
Trauma gegeben wurde. Ein gravierender Sehverlust ist allerdings ein so schlimmes Ereignis,
dass experimentelle Therapien sich rechtfertigen lassen, sofern die Risiken gering bleiben.
Ausblick und Rehabilitation
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Soziale Folgen erörtern und
mildern.
Wir halten es für wichtig, sehr früh Rehabilitationsmaßnahmen anzusprechen und Ängste zu
zerstreuen. Viele Patienten glauben z. B., dass sie mit einem Auge nicht mehr Auto fahren
dürfen. Einäugig zu sein, heißt ja keineswegs „halb blind“. Entsprechend wird der Grad der
Behinderung bei einseitiger Erblindung mit 25 % festgesetzt. Auch solche Sorgen zu beheben, ist
eine ärztliche Leistung. Frühzeitig sollte ein mit Rehabilitationsmaßnahmen erfahrener Augenarzt konsultiert werden, der dem Patienten eine Perspektive geben kann. Wie erwähnt,
kann man nach 6 Monaten von einem Dauerzustand ausgehen.
Danksagung
&
Herrn Karl Dechert wird für die Erstellung der Abb. 1 gedankt.
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CME-Fortbildung
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CME-Fragen Traumatische
Optikusneuropathie
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Welcher Abschnitt des N. opticus ist bei einem Trauma
am häufigsten betroffen?
der intraokulare Anteil (Papille)
der intraorbitale Anteil
der intrakanalikuläre Anteil
der intrakraniale/prächiasmale Anteil
alle Abschnitte sind etwa gleich häufig betroffen
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In welchem Fall wird der Augenarzt einen normalen
Fundusbefund erheben?
Avulsion des Sehnerven
Sehnerveninfarkt
Zentralarterienverschluss
intrakanalikuläre Läsion am Unfalltag
intrakanalikuläre Läsion 3 Monate nach dem Unfall
Welche Antwort ist richtig?
Patient mit stumpfem Kopftrauma. Sie leuchten in sein
rechtes Auge: keine Pupillenreaktion, auch links nicht. Sie
leuchten in des linke Auge: beide Pupillen reagieren. Ihre
Diagnose?
rechtes Auge blind
linkes Auge blind
rechts Pupillensphinkterläsion oder Okulomotoriusparese
Sehfunktion nicht sicher beurteilbar, VEP notwendig
zentrale Störung der Pupillomotorik anzunehmen
Wann erwarten Sie keinen relativen afferenten
Pupillendefekt?
bei Sehnervenavulsion
bei Zentralarterienverschluss
bei Sehnervenschaden im Optikuskanal
bei Glaskörperblutung
bei großflächiger Hornhauterosion
Welche Antwort ist richtig?
Unfallpatient, rechts perforierende Hornhautverletzung,
auch die Iris ist verletzt, sodass die Pupillenfunktion
nicht zu beurteilen ist. Das linke Auge ist unverletzt. Sie
leuchten in das linke Auge. Dessen Pupille reagiert nicht.
Sie leuchten in das verletzte rechte Auge. Jetzt verengt
sich die linke Pupille. Was folgern Sie?
rechtes Auge blind
linkes Auge blind
beide Augen sehen
keine klare Aussage möglich
linkes Auge evtl. versehentlich weit getropft
D
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Bei welcher der folgenden Maßnahmen besteht ein
„evidenzbasierter“, durch Studien nachgewiesener
Nutzen?
hoch dosierte Steroidgabe innerhalb von 8 h nach dem
Trauma
endoskopische transethmoidale Dekompression des Optikuskanals innerhalb von 12 h nach einem Trauma
Kombination von hoch dosierten Steroiden und Kanaldekompression innerhalb von 24 h nach einem Trauma
Optikusscheidenfensterung bei Optikusscheidenhämatom
bei keiner der genannten
Zur hoch dosierten Steroidgabe bei traumatischer
Optikusneuropathie trifft zu:
Sie dient ausschließlich der schnellen Abschwellung.
Sie ist im Tierexperiment erfolgreich.
Sie sollte nur in Verbindung mit einer chirurgischen
Dekompression erfolgen.
Ihr Einsatz stützt sich auf Erfahrungen bei Wirbelsäulenverletzungen.
Ihre Wirksamkeit ist durch mehrere Studien belegt.
Welche Antwort ist richtig?
Spontane Besserungen nach einer traumatischen
Optikusneuropathie
sind häufig.
gibt es so gut wie nie.
sind nur innerhalb von 24 h nach dem Trauma zu erwarten.
sind besonders häufig bei älteren Patienten.
gibt es nur, wenn keine Optikuskanalfraktur vorliegt.
Welche Antwort ist richtig?
Einseitige Erblindung nach traumatischer
Optikusneuropathie
bedingt dauernde Erwerbsunfähigkeit.
führt zum Verlust des PKW-Führerscheins.
wird mit einem Grad der Behinderung von 50 % bewertet.
ist nach 3 Monaten an einer blassen Papille auf der betroffenen Seite zu erkennen.
führt zu einem Ausfall der direkten und konsensuellen
Pupillenreaktion des betroffenen Auges.
Der Canalis opticus liegt in Bezug zur Fissura orbitalis
superior
oberhalb.
unterhalb.
lateral.
medial.
lateral unterhalb.
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CME-Fortbildung
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CME-Fortbildung
CME
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CME-Fortbildung mit der Laryngo-Rhino-Otologie
Die Fortbildungseinheit In den einheitlichen Bewertungskriterien der Bundesärztekammer ist festgelegt: „Die Grundeinheit
der Fortbildungsaktivitäten ist der Fortbildungspunkt. Dieser
entspricht in der Regel einer abgeschlossenen Fortbildungsstunde (45 Minuten)“.
Für die erworbenen Fortbildungspunkte muss ein Nachweis erbracht werden. Hat man die erforderliche Anzahl von 250 Punkten gesammelt, kann man das Fortbildungszertifikat bei seiner
Ärztekammer beantragen, welches man wiederum bei der KV
(niedergelassene Ärzte) oder bei seinem Klinikträger (Klinikärzte) vorlegen muss.
Anerkennung der CME-Beiträge Die Fortbildung in der LaryngoRhino-Otologie wurde von der Nordrheinischen Akademie für
Ärztliche Fort- und Weiterbildung für das Fortbildungszertifikat
anerkannt, das heißt, die Vergabe der Punkte kann direkt durch
die Thieme Verlagsgruppe erfolgen. Die Fortbildung in der
Laryngo-Rhino-Otologiegehört zur Kategorie „strukturierte interaktive Fortbildung“. Entsprechend einer Absprache der Ärztekammern werden die von der Nordrheinischen Akademie für
Ärztliche Fort- und Weiterbildung anerkannten Fortbildungsveranstaltungen auch von den anderen zertifizierenden Ärztekammern anerkannt.
Datenschutz Ihre Daten werden ausschließlich für die Bearbeitung dieser Fortbildungseinheit verwendet. Es erfolgt keine
Speicherung der Ergebnisse über die für die Bearbeitung der
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Teilnahme Jede Ärztin und jeder Arzt soll das Fortbildungszertifikat erlangen können. Deshalb ist die Teilnahme am CME-Programm der Laryngo-Rhino-Otologie nicht an ein Abonnement
geknüpft! Die Teilnahme ist sowohl im Internet (http://cme.thieme.de) als auch postalisch möglich.
Im Internet muss man sich registrieren, wobei die Teilnahme an
Fortbildungen abonnierter Zeitschriften ohne Zusatzkosten
möglich ist. Alle Teilnehmer, die auf dem Postweg teilnehmen,
benötigen für die Teilnahme den CME-Beitrag, den CME-Fragebogen, den CME-Antwortbogen, Briefumschläge und Briefmarken. Auch hier fallen bei Angabe der Abonummer für die Teilnahme keine zusätzliche Kosten an.
Teilnahmebedingungen Für eine Fortbildungseinheit erhalten
Sie 3 Fortbildungspunkte im Rahmen des Fortbildungszertifikates. Hierfür
§ müssen 70% der Fragen richtig beantwortet sein.
§ müssen die Fragen der Einheiten A bis D des CME-Antwortbogens vollständig ausgefüllt sein. Unvollständig ausgefüllte
Bögen können nicht berücksichtigt werden!
§ muss Ihre Abonnentennummer im entsprechenden Feld des
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dem pro Teilnahme ein Unkostenbeitrag abgebucht wird. Für die
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sich „continuing medical education“, also kontinuierliche medizinische Fort- und Weiterbildung. Zur Dokumentation der kontinuierlichen Fortbildung der Ärzte wurde das Fortbildungszertifikat der Ärztekammern etabliert. Hauptzielgruppe für das Fortbildungszertifikat sind Ärzte mit abgeschlossener Facharztausbildung, die im 5-jährigen Turnus einen Fortbildungsnachweis
erbringen müssen. Es ist jedoch auch für Ärzte im Praktikum
bzw. in der Facharztweiterbildung gedacht.
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