Trübelbachweiher – einstiger Teich des Kloster St. Urban

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Trübelbachweiher –
einstiger Teich des Kloster St. Urban
Der Trübelbachweiher bei St. Urban LU erstreckt sich über eine Fläche von 50 Aren und
bietet in der Nähe des Dreikantonseck Luzern, Bern und Aargau ein Erholungsgebiet für
Leute aus nah und fern. Genau genommen liegt der Trübelbachweiher auf dem Gemeindegebiet von Murgenthal AG, das Grundstück ist jedoch im Besitz der Gemeinde Pfaffnau
LU. Der vom Verein Lebendiges Rottal erstellte Trübelbachweiher ist ab der asm-Station
St. Urban zu Fuss in ca. 10 Minuten erreichbar. Zuerst dem Wegweiser „Alters- und Pflegeheim Murhof“ folgen. Kurz vor dem Murhof links abbiegen und weiter entlang dem Waldrand bis zu den Trübelbachweiher-Infotafeln.
Spuren einer bewegten Geschichte
Die heutigen Infotafeln zum Trübelbachweiher stehen an einer Stelle, die einst von einem
vier Meter hohen Teichdamm aus Lehm überdeckt war. Mitte des 15. Jahrhunderts stauten die Zisterzienser-Mönche von St. Urban damit das Trübelbächlein zu einem zirka 3
Hektaren grossen Karpfenteich. Dieser war also rund sechsmal so gross wie der heutige
Trübelbachweiher und erstreckte sich bis weit hinein in den Chlosterwald. Würde dieser
Weiher heute noch bestehen, stünden praktisch sämtliche Posten des aktuellen Vitaparcours im Wasser. Spätestens mit der Auflösung des Klosters St. Urban wurde jedoch der
Weiher gänzlich aufgelassen und der Damm nach und nach abgetragen.
Die Wiedergeburt eines Naturidylls
1999 wurde der Trübelbachweiher zur Förderung gefährdeter Tier- und Pflanzenarten und
als Naturlerlebnisort neu angelegt. Finanziell beteiligten sich der Bund, der Kanton Aargau, die Stiftung Pro Patria, die Gemeinde Pfaffnau sowie Privatpersonen. An den Freiwilligenarbeiten engagieren sich bis heute Mitglieder des Vereins Lebendiges Rottal sowie
des Natur- und Vogelschutzvereins Murgenthal. Der Trübelbachweiher und seine Umgebung wurden sehr schnell von vielen, auch seltenen Tier- und Pflanzenarten besiedelt.
Beeindruckende Vielfalt
Am Trübelbachweiher können Sie die Vielfalt des Lebens – auch Biodiversität genannt eindrücklich erleben. Hier gibt es ganz unterschiedliche Lebensräume und eine riesige
Artenvielfalt zu entdecken. Manchmal offenbart sich gar die Vielfalt der Gene. Zum Beispiel wenn sich im Frühling Tausende Erdkröten und Grasfrösche paaren und sich die Tiere in ganz unterschiedlichen Brauntönen präsentieren. Braun sind auch die Kaulquappen
der Grasfrösche, die der Erdkröte hingegen fast schwarz.
Neben der Erdkröte und dem Grasfrosch entwickeln sich in den verschiedenen Gewässern weitere fünf Amphibienarten: Bergmolch, Fadenmolch, Feuersalamander, Wasserfrosch und Gelbbauchunke. Wegen ihrer guten Tarnfärbung wird die seltene Gelbbauchunke in den bevorzugten, kahlen Tümpeln meistens übersehen. Dank ihren leisen „uh uh
uh uh“ – Rufen fällt das kleine Tier mit gelbgeflecktem Bauch und herzförmigen Pupillen
hin und wieder trotzdem auf.
Rund um den Trübelbachweiher bringen sowohl die Mooreidechse wie auch die Blindschleiche bringen Junge zur Welt, die in der Regel noch im Mutterleib aus der weichen
Eihülle schlüpfen. Eier hingegen legt die Ringelnatter, eine harmlose Schlangenart, für
welche der Trübelbachweiher zahlreiche Versteckmöglichkeiten bietet.
Gleich wie die Ringelnatter mag es auch die Wasserspitzmaus gerne feucht. Das ohne
Schwanz nur acht Zentimeter messende Tier gibt piepsende Laute von sich und kann auf
Werner Stirnimann, 05.07.2012
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der Suche nach Wasserschnecken und anderen Kleintieren im Wasser bis zu 50 cm tief
tauchen! Die Wasserspitzmaus ist eines der wenigen giftigen Säugetiere Europas. Ein giftiges Speichelsekret mit lähmender Wirkung hilft ihr nämlich bei der Jagd.
Nicht im Wasser sondern knapp darüber findet die Wasserfledermaus ihre Nahrung. Sie
verlässt beim Einnachten ihr Tagesversteck, zum Beispiel eine Baumhöhle, und jagt danach meist zusammen mit anderen Wasserfledermäusen. Hauptsächliche Beute sind
Zuckmücken und andere über dem Wasser fliegende Insekten. Dabei kann sie dank ihrer
Schwanzflughaut sogar sehr geschickt Kleintiere erbeuten, die zuvor ins Wasser gefallen
sind.
Am Trübelbachweiher und in seiner Umgebung brüten über 50 Vogelarten. Dazu gezählt
wird auch der Kuckuck, dessen Weibchen die Eier bekanntlich in fremde Nester legt und
die Jungen von den Gasteltern grossziehen lässt. Der Ruf des Kuckucks ist ein Zeichen
für eine vielfältige Natur. Diese Vogelart ernährt sich nämlich speziell von behaarten Raupen an Brennnesseln und anderen Insekten vielfältiger Lebensräume.
Rund weitere 30 Vogelarten sind am Trübelbachweiher unregelmässig anzutreffen. Ein
speziell farbenprächtiger Gast ist der Eisvogel, der sich hier unter anderem von Wasserinsekten ernährt. Zudem ist im Frühling mit den Millionen von Kaulquappen (die Larven der
Frösche und Kröten) der Tisch für den zirka 16 cm grossen Vogel reichlich gedeckt. Der
Eisvogel brütet an steilen, naturnahen Ufern, zum Beispiel an der nahen Rot.
Teils gut zu beobachten sind die typischen Wasservögel wie das vorwiegend schwarze
Blässhuhn, das olivebraune Teichhuhn, die Stockente oder der störungsempfindliche
Zwergtaucher mit seinen leuchtend grünlichgelben Schnabelwinkeln und seiner lauten Trillerstimme. Vor allem im Frühling und Herbst gesellen sich andere Entenarten auf ihrem
Zug Richtung Norden oder Süden dazu und machen uns bewusst, dass auch relativ kleine
Gewässer als Rastplatz von grosser Bedeutung sind.
Die Umgebung des Trübelbachweihers bietet Lebensraum für diverse Heuschreckenarten.
Auf dem Weiherdamm kann im Frühling dem Zirpen der Feldgrille gelauscht werden. Beim
guten Hinhören vernimmt man im Sommer das „Klicken“ der Sumpfschrecke. Wie ihr Name verrät, mag die Sumpfschrecke vernässte Riedwiesen. Sie kommt im Mittelland leider
nur noch selten vor, weshalb ihr Auftreten hier eine Besonderheit ist.
Am Trübelbachweiher können über das Sommerhalbjahr nicht weniger als 25 Arten beobachtet werden. Da jede Art ihre Flugakrobatik während einer gewissen Zeitspanne zeigt,
können Sie allenfalls bei jedem Besuch eine neue Art entdecken. Besonders auffallend
sind die grossen Tiere wie die Grosse Königslibelle oder die Herbst-Mosaikjungfer. Genauer hinschauen muss man beim Kleinen Granatauge. Es sitzt gerne auf den Blättern
von Schwimmblattpflanzen, wo auch die Eier abgelegt werden.
In einem vielfältigen Lebensraum ist die Käfervielfalt gross. Käfer können in der Regel laufen, fliegen und einige wie der Gelbrandkäfer sogar tauchen! Allerdings müssen die Wasserkäfer zum Luft holen in regelmässigen Abständen an die Wasseroberfläche zurückkehren. Eine besondere Rarität am Trübelbachweiher ist der Kupferfarbene Uferläufer, ein
Käfer von zirka 1 cm Grösse, der an schlammigen Ufern von Gewässern anzutreffen ist
und in der Schweiz sehr selten wurde.
Einen schönen Anblick bieten immer auch die Schmetterlinge. Rund um den Trübelbachweiher wurden bisher mehr als 20 Tagfalter-Arten entdeckt. Sehr zeitig im Frühjahr ist neben dem Kleinen Fuchs jeweils auch der auffällige Zitronenfalter anzutreffen. Seine Raupen entwickeln sich auf dem Faulbaum, der hier ganz in der Nähe am feuchten Waldrand
vorkommt. Abgesehen vom Faulbaum, kann sich der Zitronenfalter nur auf dem verwandWerner Stirnimann, 05.07.2012
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ten Kreuzdorn entwickeln. Dies zeigt wie wichtig die Pflanzenvielfalt als Lebensgrundlage
für die Tierwelt ist.
Von den am Trübelbachweiher lebenden Schnecken bekommen wir die wenigsten jemals
zu Gesicht. Zum einen weil viele Arten sehr im Versteckten leben und zum anderen, weil
sie häufig nur ein paar Millimeter gross werden. Es gibt Häuschenschnecken, welche im
Wasser leben, wie zum Beispiel die Gekielte Wasserschnecke. Da sie nicht mit Kiemen
sondern mit einer Lunge atmet, muss sie regelmässig an die Wasseroberfläche zurückkehren.
Der Trübelbachweiher bietet Raum für erstaunlich viele Pflanzenarten. Darunter befinden
sich bemerkenswert viele Arten, die in der Schweiz gefährdet sind wie der Wasserschierling, das Sumpf-Helmkraut, der Sumpf-Knöterich oder das Kleine Laichkraut. Da diese
meist sehr im Versteckten wachsen, sind nachfolgend weniger seltene, dafür auffällige
Gewächse vorgestellt. Zum Beispiel sticht im Mai oder Juni die prächtig blühende Gelbe
Schwertlilie ins Auge.
Nur die wenigsten Pflanzen im Röhricht haben farbige Blüten wie die Gelbe Schwertlilie.
Wer genauer hinschaut, wird jedoch eine ausgesprochene Vielfalt an Formen und Farbtöne finden. So bildet der Breitblättrige Rohrkolben zuerst seine graugrünen Blätter und
schiebt erst im Sommer seine originellen Blütenstände („Kanonenputzer“) nach. Der Rohrkolben teilt das Ufer mit vielen anderen Pflanzen wie Binsen und Seggen, während dem
das graugrüne, bis 4 m hohe Schilf die meisten anderen Pflanzen zu verdrängen vermag.
Rund um den Trübelbachweiher gedeihen ganz verschiedene Seggen. In der Schweiz gibt
es davon ca. 100, weltweit etwa 2000 Arten. Seggen haben keinen runden, sondern einen
dreikantigen Stängel und werden auch Sauergräser genannt. Wie bestimmte andere Seggen bilden sowohl die Blasen- wie auch die Schnabel-Seggen oben am Stil männliche und
unten weibliche Blüten. Nach der Befruchtung bilden sich unten kleine „Nüsschen“, die
dicht gedrängt beieinander stehen.
Auch unter dem Wasserspiegel gedeihen Pflanzen. Wie anderswo in der Gegend um St.
Urban und Walliswil wächst hier das Krause Laichkraut mit seinen gewellten Blättern in
grossen Beständen. Zusätzlich gedeiht im Trübelbachweiher das seltenere Kleine Laichkraut mit fadenförmigen Blättern. Gut sichtbar ist meist auch das Ährige Tausendblatt mit
sehr feinen Blättern und senkrecht aus dem Wasser ragenden Blütenähren. Auf dem
Wasser breiten zudem die Weisse Seerose und der seltene Sumpf-Knöterich ihre Blätter
aus.
Im feuchten Wiesland rund um den Trübelbachweiher kommt eine weitere Pflanzenart vor,
die für das untere Rot- und Langetental recht typisch ist, der Sumpf-Storchschnabel. Diese
Pflanze mit ihren auffälligen violettroten Blüten verrät, dass hier während der letzten Eiszeit kalkreiches Geschiebe abgelagert wurde. An feuchten Stellen der umliegenden Hügel
fehlt diese Art, weil hier der Boden zu sauer ist. Gleich verhält es sich mit der rosa bis lila
blühenden Akeleiblättrigen Wiesenraute.
Mit dem Bau eines Damms entstand nicht nur der Trübelbachweiher und die umliegenden
Feuchtzonen von neuem. Der Damm selber ist Lebensraum für viele Pflanzen extensiver
Wiesen wie Arznei-Thymian, Wilder Dost, Wiesen-Bocksbart, Gemeine Margerite, WiesenSalbei, Zottiger Klappertopf, Kuckucks-Lichtnelke, Kartäuser-Nelke, Acker-Witwenblume,
Wiesen-Pippau und viele verschiedene Gräser wie das Gemeine Zittergras oder die Aufrechte Trespe.
Werner Stirnimann, 05.07.2012
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