DIE ENTSTEHUNG DES CHRISTENTUMS IM RöMISCHEN REICH

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Heinrich Bart
Die Entstehung des
Christentums im
Römischen Reich
Bart
Heinrich
Erfüllte Zeit
Die Entstehung des Christentums
im
Römischen Reich
2 0 10
1
«Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau
und unter das Gesetz getan, damit er die, die unter dem Gesetz waren, erlöste,
damit wir die Kindschaft empfingen».
Der Brief des Paulus an die Galater 4, 4
*
*
*
Alles, was in diesem Buch geschrieben steht, passierte vor mehr als 2000 Jahren
in einer der abgelegenen Provinzen des römischen Reiches, wo die Bevölkerung
sich mit ihren religiösen Überzeugungen stark von den anderen Nationen
unterschied. An jene ferne Zeit erinnert uns noch heute der achte Monat des
Jahres — August, und eine neue Ära in der Geschichte der Menschheit — die
Geburt Christi. Augustus — der erste römische Kaiser, der Gründer der
glorreichsten Imperien der Antike; und Jesus Christus — der Gründer des
Christentums — eine neue Lehre die die ganze Welt geändert hat. Zwei
zeitgenössische, zwei große Persönlichkeiten in die „geheimnisvolle Werkstatt
Gottes“, so nannte deutscher Dichter Johann Wolfgang von Goethe die
Geschichte der Menschheit. Warum wählte die Versehung Gottes das Römische
Reich — ein immens umfangreiches staatliches Antike für seine Pläne? Warum
wurde Christus in die römische Zeit geboren? Warum nicht früher, sagen mal,
im ersten Reich der Menschheitsgeschichte, — Assyrisches „Weltimperium“?
Warum wurde Christus nicht in Stadt der Legende — Babylon geboren? Warum
waren diese blühenden Zeiten nicht reif für das Kommen des HERRN? Warum
wurde Christus nicht in unserer moderne Zeit, mit Raketen, Flugzeuge,
Eisenbahnen, Handys, Computern, Internet u s. w. geboren? Warum sandte Gott
seinen Sohn in die Römische Zeit bzw. Römisches Reich — Imperium
Romanum? War diese Zeit besser wie heute oder früher? Diesen Fragen gehen
wir in diesem Buch nach.
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INHALTVERZEICHNIS
P r o l o g……………………………………………………………...4
Erfüllte Zeit...........................................................................................7
Zwei Könige, zwei Zeitgenossen..........................................................9
Jesus Christus von Nazaret.....................................................………...9
Jesus und der Tempel...........................................................................11
Augustus — der erste römische Kaiser................................................16
Alle Wege führen nach Rom...............................................................23
Einer von vielen – Wandelsprediger mit Namen Paulus......................23
Rom – Die ewige Stadt.........................................................................25
Kanalisation..........................................................................................27
Aquädukte.............................................................................................27
Roms Thermen.....................................................................................28
Die Römerstraßen.................................................................................30
Römische Götter...................................................................................37
Christenverfolgung– Verbreitung.......................................................40
Christenverfolgung „in Jerusalem und in ganz Judäa und
Samarien“.............................................................................................40
Christenverfolgung „bis an Ende der Erde“.........................................43
Der Theater...........................................................................................45
Die Gladiatorenspiele...........................................................................47
Sprachen der Völker des Römisches Reiches ....................................51
Latein — Amtssprache des Reiches.....................................................51
Griechisch — Umgangssprache des Reiches.......................................52
Umgangssprache der Juden zur Zeit Jesu Christi.................................54
Jüdische Diaspora im Römischen Reich.............................................56
Der Erste jüdische Krieg (66 – 70) und der Fall Jerusalems...............61
Der große römische Triumph..............................................................69
Der Zweite jüdische Krieg (132 – 135). Bar-Kochba-Aufstand.........73
Die große Völkerwanderung...............................................................81
E p i l o g...........................................................................................101
3
PROLOG
Im Jahre 67 v. Chr., nach neunjähriger Herrschaft, starb in Jerusalem die
erste und einzige rechtlich legitimierte hasmonäische Königin von Judäa —
Salome Alexandra (139 oder 140 – 67 v. Chr.). Ihre Regierungsjahre waren die
letzte friedlichste und glücklichste Periode in der Geschichte Israels. Als Salome
Alexandra im Sterben lag, ernannte sie ihren ältesten Sohn Johannes Hyrkanos
II. zum Hohenpriester und Herrscher in Judäa. Das war ein frommer,
anständiger Mensch, aber er war nicht in der Lage die Regierungsgeschäfte zu
führen. Der jüngere Sohn — Aristobulos II., welcher seinen Kopf sehr hoch
getragen hat und herrschsüchtig war, wurde von der Königin ins Privatleben
geschickt. Er musste nur mit der zweiten Rolle in Judäa zufrieden sein. Aber
diese Entscheidung von Salome Alexandra sollte sich als fatal erweisen.
Das kleines Königsland in Palästina mit einem 1000-järigen historischen
Erbe war ganz anders wie andere Völker, sie waren Monotheisten und verehrten
den einzigen, universellen und allumfassenden Gott. In Gegenteil zu anderen
Religionen und Traditionen, die Juden glauben, dass es nur einen Gott gibt,
welcher hat das jüdisches Volk auserwählt. In die Religionen der anderen wird
man aufgenommen, ins Judentum hineingeboren. Judäa war noch immer ein
Staat mit absoluter Monarchie.
Alexandras Tod war ein Startsignal für einen blutigen Bürger- und
Bruderkrieg zwischen Aristobulos und Hyrkanos gewesen. Aristobulos hielt
seinen Bruder jedoch für ungeeignet als König und es kam zu militärischen
Auseinandersetzungen zwischen den beiden. Da Aristobulos, den Großteil der
Bevölkerung für sich gewinnen konnte, setzte er sich gegen Hyrkanos durch und
verjagte seinen Bruder aus Jerusalem. Der letzte suchte Unterstützung bei den
Nabatäern. Aristobulos wurde Hohepriester und König von Judäa.
Zu diesem Zeitpunkt war der römische Feldherr, General und
Oberbefehlshaber Gnaeus Pompeius, der Beiname Magnus (der Große) als
Zeichen der brillanteste Heerführer seiner Zeit trägt, in das benachbarte Syrien,
in Antiochia, mit seinen Legionären angekommen. In den Jahren zuvor beendete
Gnaeus Pompeius bekannteste und für Rom gefährlichsten Sklavenaufstand —
Revolte des Spartakus (74/73 – 71). Im Jahre 67 v. Chr. besiegte er in einem
dreimonatigen Blitzkrieg alle Seeräuber in Mittelmeer die die Versorgungslage
Roms bedrohten: zerstörte die 120 Piratenzufluchten; eroberte 400
Piratenbooten und Schiffe; ermordete 10.000 Seeräuber; über 20.000 wurden in
Gefangenschaft genommen; reichgefüllte Flibustierarsenale in Flammen
vernichtet.
Nachdem Pompeius das Mittelmeer von Piraten befreit hatte, übernahm er das
Kommando im Krieg gegen den pontischen König Mithridates VI., den er in die
Flucht schlug und das Reich des Mithridates zu Römische Provinz PontusBithynia machte. Im Jahre 66 v. Chr. besiegte Pompeius nicht nur Mithridates
VI, sondern auch den König Tigranes den Grossen von Armenien und den Rest
4
des Seleukidenreiches von Antiochos XIII., dessen er an die römischen
Herrschaftsgebiete als Provinz Syria (64/63 v. Chr.) angliederte.
Im Winter 64/63 v. Chr., als der römische Feldherr mit seine Armee in
Antiochia, seine Hauptquartier stand, bemühten sich die verfeindeten Brüder um
die Gunst des Pompeius für ihre Sache. Die beiden um den Thron streitenden
Bürgerkriegsparteien erschienen vor dem mächtigsten römischer Politiker und
Kriegsherr und baten um Unterstützung. Außerdem kam noch eine dritte Partei
— eine Pharisäische Delegation des jüdischen Volkes, die den Abbau der
gesamten Dynastie wünschten und überhaupt von der Königsherrschaft nichts
wissen wollten, bei ihnen sei es alte Sitte, dass sie nur den Priestern des von
ihnen verehrten Gottes zu gehorchen brauchten.
Aristobulos bemühe sich durch eine Bestechungszahlung, einem kostbaren
Geschenk – einen goldenen Weinstock von 400 Talenten (1 römische Talent =
25,5 kg), die Entscheidung Pompeius für sich zu gewinnen. Der Glanzstück, von
Bildhauer als „Erquickung“ genant, wurde später als Juwelierkunst im
wichtigsten Tempel Roms, dem Jupitertempel, auf dem Kapitol ausgestellt. Aber
der klügere Schiedsrichter bevorzugte Hyrkanos über Aristobulos und meinte in
dem älteren, schwächeren Bruder, einer zuverlässigen Verbündeten des
römischen Reiches. Aristobulos ahnte den für ihn schlechten Ausgang der
Entscheidung und reiste vorzeitig nach Jerusalem ab.
So veranlassten die Streitigkeiten der beiden Brüder um den Thron die
Römer ins Geschehene einzugreifen und den Bürgerkrieg (67 – 63 v. Chr.) in
Judäa zu beenden. Pompeius versprach, dass er bald nach Jerusalem komme,
aber kam nicht allein, er tauchte dort mit einer gewaltigen Streitmacht auf.
Im Sommer 63 v. Chr. kamen römische Legionen in das autonome jüdische
Land an. Reihe um Reihe marschierten Soldaten, deren eiserne Brustpanzer in
der Sonne schimmerten. Jeder bepackt mit seiner Ausrüstung, die er an einer
Stange über der Schulter trug: Schwert, Wurfspeer und Schild, Decken und
Kochgeschirr, Spaten oder Hacke zum Bau eines Lagers, Tasche mit
Verpflegung, dazu eine Dreitageration an Getreide und Zwieback. Insgesamt
wog die Ausrüstung eines Legionärs etwa 40 kg. Die Legionen Roms waren
bestens ausgerüstet, ernährt und trainiert.
Nach der dreimonatigen Belagerung des Tempelbezirks (in dem sich
Aristobulos mit seinen Anhängern verschanzt hatte), bei der Pompeius von den
Anhängern Hyrkanos unterstützt wurde, nahmen die Römer ausgerechnet am
Jom Kippur, am Versöhnungsfest des Jahres 63 v. Chr., den Tempel ein. Dabei
kam es zum Blutbad, bei dem über 12.000 Juden getötet wurden. Pompeius
betrat das Allerheiligste des Tempels, rührte den dort vorgefundenen
Tempelschatz (2.000 Talenten) jedoch nicht an, und ließ den Tempel danach
wieder reinigen. Diese Tat sorgte für große Empörung unter den Juden. Warum
Pompeius eine solche bewusste Verletzung religiöser Gefühle für sinnvoll hielt,
ist nicht klar.
Als Belohnung wurde Hyrkanos als Hohepriester in Judäa wieder hergestellt,
jedoch nicht als König der Juden. Damit war das Land Rom tributpflichtig
5
geworden und wurde auf Judea und Edom im Süden, und Perea und Galiläa im
Norden reduziert. Zwar wird das Land in diesem Augenblick noch nicht zur
römischen Provinz, doch verliert es seine äußere Autonomie. Ironischerweise:
IM GEBURTSJAHR DES KAISERS AUGUSTUS (63 v. Chr.) GELANGTE
PALÄSTINA UNTER DEN MACHTBEREICH ROMS. Die Römer setzen
neue Dynastie ein, die Herodianer. Die stammten aus dem südlich von Judäa
gelegenen Idumäa und gelten den Juden deshalb nicht als zu ihrem Volk
gehörend. Fortan regierten diese Könige, notfalls gedeckt von römischen
Truppen, das unruhige Land. Später wurde Judäa der Provinz Syrien zugeordnet
und das brachte das Ende der unabhängigen jüdischen Staatlichkeit mit sich.
DRAMATISCH UND SCHÄNDLICH IN DIESEM BÜRGER- UND
BRUDERKRIEG WAR DAS, DASS NICHT ROM SELBST HAT JUDÄA
ANGEGRIFFEN, SONDERN RÖMISCHE TRUPPEN WAREN IN DAS
LAND EINGELADEN DEN KONFLIKT ZU BEENDEN.
ZUR WIEDERSTELLUNG SEINER VERLORENEN UNABHÄNGIGKEIT
UND STAATLICHKEIT MÜSSEN DIE JUDEN, DAS AUSERWÄHLTE
VOLK GOTTES, 2011* JAHREN WARTEN MÜSSEN...
Bei seiner triumphalen Rückkehr nach Italien 62 v. Chr. nahm Pompeius
Aristobulos eingekerkert und gefangen nach Rom. Mit ihm gehen ins Exil seine
ganze Familie, zwei Tochter und zwei Bruder — Alexander und Antigon. Auf
dem Weg nach Rom war es Alexander, dem Sohn des Aristobulos, gelungen zu
fliehen. Doch das ist schon eine andere Geschichte.
* 2011 Jahren werten müssen... [von 63 v. Chr. bis 1948 n. Chr.]
6
Erfüllte Zeit
Es war Jahr 754 seit der Gründung Roms. Gajus Julius Octavius, der den
Ehrentitel Augustus trägt, regierte in der Weltstadt Rom aus seinem Kaiserpalast
auf dem Palatin das gesamtes Reich der „Rhomär“. In einem, weit vom Rom
entlegenen Randgebiet des Römischen Imperium, vergleichsweise arme, ständig
unruhige Provinz Judäa in Palästina, bekam eine Frau in einer kleinen Hütte,
ihren erste Sohn und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, denn
sie hatte sonst kein Raum in der Herberge. Und wem in diesen Moment war
bewusst, dass schon bald Palast und Hütte sich zu einem Kampf treffen, und die
Hütte werde den Sieg erringen?
750 v. Chr. verkündet der Prophet Micha im Alten Testament dass der
Erlöser kommen sollte, nämlich aus Bethlehem. „Und du, Bethlehem Efrata, die
du klein bist unter den Städten in Juda, aus dir soll mir der kommen, der in
Israel Herr sei, dessen Ausgang und von Ewigkeit her gewesen ist! (5,1). Als
aber die Zeit erfüllt war, lebten Joseph und Maria nicht in Bethlehem, sondern in
einem kleinen Ort Nazareth in Galiläa, mit einem schlechtem Ruf. Aber der
Prophet, 750 v. Chr. Jahren hatte gesagt, dass der Erlöser aus Bethlehem kommt.
Und plötzlich kommt vom Kaiser Augustus ein Befehl, das sich Einwohner des
Römischen Reiches in Steuerlisten eintragen müssen: „Es begab sich aber zu
der Zeit, dass ein Gebot vom Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt gezählt
würde... Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeder in seine
Stadt. Da machte sich auch Joseph aus Galiläa, aus der Stadt Nazareth, in das
jüdische Land zur Stadt Davids, die da heißt Bethlehem, weil er aus dem Hause
und Geschlechte Davids war, damit er sich schätzen ließe mit Maria, seinem
vertrauten Weibe, die war schwanger“ (Lk. 2,1-5). Und dort, im Bethlehem,
bekam Maria ihr Kind – Jesus Christus, genau so, wie es vor 750 Jahren der
Prophet Micha voraus gesagt hatte. Und Kaiser Augustus hätte nie gedacht, dass
mit seinem Befehl sich weitgehende Gottespläne erfüllten, er war nur ein
Werkzeug der göttlichen Vorsehung gewesen. Dank mehrerer antiker Quellen
wissen Althistoriker, dass die Steuerschätzung tatsächlich von Augustus
angeordnet war. Und so war die Zeit erfüllt. Voraussehen Gottes hat das
Imperium Roms als Teil göttlichen Heilplans auserwählt.
Vor dem römischen Imperium existierten schon andere riesige Reiche, darum
eine logische Frage: Warum wurde Christus in die römische Zeit geboren?
Warum nicht früher, sagen wir mal, in dem ersten Reich der
Menschengeschichte — im Assyrischen „Weltimperium“? Über Jahrhunderte
(1250 – 605 v. Chr.) war das Reich der Assyrer das mächtigste des Erdkreises.
Damals erstreckte sich das assyrische Reich auf dem Gipfel seines Erfolges über
3000 km: über Wüsten, Steppen, und die Gebirge Kleinasiens, von Ägypten bis
Indien, von Russland bis Arabien. Wunderschöne Städte, Paläste, Tempel,
Gärten und Parks (z. B. in der biblischen Stadt Ninive) zeugten von der Macht
und vom Reichtum dieses Volkes an Euphrat und Tigris. Der biblische Prophet
Hesekiel beschreibt das assyrische Reich auf dem Höhepunkt seiner
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Machtentfaltung mit Vergleichen, die seine Furcht verraten: „Siehe, einem
Zedernbaum auf dem Libanon, mit schönen Ästen und dichtem Laub... und unter
seinem Schatten wohnen alle großen Volker“ (31,3. 6).
Warum wurde Christus nicht in Stadt der Legende — Babylon geboren, wo
die außerordentlichen Türme sich mit biblischen Texten vermischen? Oder in
dem Neu-babylonischen Reich (626 – 539 v. Chr.) mit der Herrschaft des
berühmten Nebukadnezar II., welcher hatte ein Reich erworben, das mit
Assyrien vergleichbar war, und seine höchste Blütezeit unter diesem König
erlebte?
Der Prophet Jesaja beschrieb den persischen Großkönig Kyrus II. (559 530 v. Chr.) als Werkzeug Gottes, als „Gesalbter Jahwes“ (44,28-45,1). Kyrus
II., später der Große genannt, erwarb sich den Ruf eines gütigen Herrscher. Er
war der Begründer des Persischen Reiches und besiegte die Babylonier, erlaubt
durch ein Edikt (2.Chr. 36,22-23) die Rückführung des Volkes Gottes aus der
70-jährigen babylonischen Gefangenschaft. Dabei beruft er sich auf ein Wort
des HERRN — ein Befehl, IHM, dem „Gott des Himmels“, ein Haus zu
Jerusalem in Judäa zu bauen (Esra 1,2). Er wird auch im Buch Daniel erwähnt
(Daniel 1,21; 6,29; 10,1). Um 500 v. Ch. hatte das persische Reich der
Achämeniden (539 – 331 v. Chr.) seine größte Ausdehnung erreicht und stand
auf dem Höhepunkt seiner Macht. Von der heutigen Türkei, über den ganzen
Nahen und Mittleren Osten, bis nach Afghanistan erstreckte sich das
Herrschaftsgebiet der Meder und Perser. Die Bibel erwähnt auch weitere
Nachfolger Kyros: Darios und Artaxerxes. Mehr als 200 Jahre hatte das
persische Weltreich Bestand und wurde unter Darius II. durch Alexander dem
Großen (331 v. Chr.) besiegt. Warum wären diese blühende Zeiten nicht reif für
das Kommen des HERRN?
Als Alexander der Große die persischen Armeen besiegte, begann das
Zeitalter des Hellenismus (336 – 146 v. Chr.), die Zeit für die Verbreitung der
griechischen Kultur im gesamten Mittelmeerraum und bis weit darüber hinaus.
Die damalige griechische Kultur hat bis heute für ganz Europa einen prägenden
Einfluss. Griechische Künstler, Wissenschaftler und Philosophen sind nicht zu
unterschätzen.
Die längste Epoche in Menschengeschichte zwischen Antike und Neuzeit
war das Mittelalter, Mittelalterliche Renaissancen. Im Mittelalter wurde die
politische und kulturelle Dominanz des griechisch-römisch geprägten
Mittelmeerraums abgelöst durch eine neue, die fast ganz Europa umfassende
christliche Welt. Damals waren Menschen nicht so reich wie heute, aber sie
waren geistlich reich, Gott war ihr einziger Schatz in ihrem Leben. Und diese
Zeit hat Gott, der Schöpfer und Herr aller Welt nicht erwählt, genauso wenig
unsere moderne Zeit mit Raketen, Flugzeuge, Eisenbahnen, Handys,
Computern, Internet usw. Warum? Warum sandte Gott seinen Sohn in die
Römische Zeit bzw. in das Römische Reich (lateinisch: Imperium Romanum)?
War diese Zeit besser als heute oder früher? Diesen Fragen gehen wir in diesem
Buch nach.
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Zwei Könige, zwei Zeitgenossen
Sie waren Zeitgenossen und lebten in dasselbe Land, aber haben sich nie
einmal getroffen.
— Einer trug den Ehrentitel Augustus („der Erhabene“); der Andere —
(„Messias-Christus“) — eine ehrenvolle Bezeichnung. Das griechische Wort
„Christus“ auf hebräisch heißt „maschiach“ (Messias) und bedeutet „Gesalbter
Gesandter (Gottes)“.
— Einer wurde in Rom, im einem prachtvollem Palast geboren, und ist in der
alten Stadt Velitrae am Südhang der Albanerberge aufgewachsen; der Andere ist
in einer provinzialischen Stadt Bethlehem geboren und in einem kleinem Ort
Nazaret in Galiläa, der nördlichsten Landschaft Israels aufgewachsen.
— Einer reiste durch die ganze Welt; der Andere sah nie Rom oder Athen, er
lebte fern der wichtigen Zentren der antiken Kulturwelt, aber beeindruckt und
bewegt Menschen aller Kulturen.
— Einer war der oberste Feldherr, dahinter stand eine militärische Macht —
Legionen und Flotten, er war der Herr über Krieg und Frieden; der Andere –
einfache Mann aus einem unbedeutenden Ort in Galiläa stiftet die größte und
Friedlichste Armee (Religionsgemeinde) der Welt.
— Einer ist in Nola (nordöstlich des Vesuvs) mit 76 Jahren gestorben und
bekam ein königliches Staatbegräbnis; der Andere wurde nach römischen Recht
und durch die römischen Behörden in Jerusalem verurteilt und am römischen
Kreuz mit 33 Jahren als „König der Juden“ hingerichtet.
— Von Einem ist der achte Monat (August) in unserem Kalender in Erinnerung
geblieben; aber das Leben Christi teilt die Weltgeschichte in ein Vorher (v. Chr.)
und Nachher (n. Chr.). Das Jesu Werk bleibt ein Maßstab für die ganze Welt. So
konnte Christus als ewiger König den vergänglichen Herrschern, bzw. Kaiser
Augustus, gegenübergestellt werden, als Hinweis auf den einzigen Herrscher,
der diesen Namen verdiente. Und so leben wir noch heute in der Ära Christi —
AD - Anno Domini — „im Jahr des Herrn“. Die Geburt Jesu wurde für
Menschen so wichtig, dass sie einen Wendepunkt in der Geschichte unserer
Zeitrechnung markierte. Augustus hat sein Heimatland verändert, Jesus Christus
— die ganze Weltgeschichte.
Jesus Christus von Nazaret ( ca. 4 v. Chr. – 14 Nisan (7 April) 30 n. Chr.
— Messias und Sohn Gottes, Gründer das Christentums, eine neue
Weltreligion, ein Mann, der durch sein Auftreten Menschen faszinierte, ein
Mann, der alter Prophezeiungen erfühlte.
So sagte Gott zu dem erste Mensch, das Christus vom „Samen des Weibes“
(1.Mose 3,15) geboren werden wird. Daraus folgte, dass ER ein Mensch sein
wird.
Durch Noah wurde vorgesagt, dass Christus aus den Nachkommen Sems
geboren werden würde, und dies ist ein Indiz dafür, dass ER der weisen Rasse
angehören wird (1.Mose 9, 26-27).
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Gott offenbarte Abraham, dass Christus vom seinem Samen abstammen
wird, dann würde ER als Jude geboren werden (1.Mose 22,18).
Patriarch Jakob hat festgestellt, dass der Christus aus der Stamm Juda
geboren wird (1.Mose 49, 10).
Moabiterprophet Bileam empfängt die Offenbarung des Wortes Gottes über
das Kommen Christi: „Ich sehe ihn jetzt; ich schau ihn, aber nicht von nahem.
Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen...“
(4.Mose 24,17).
König David empfang von Gottesmann Nathan, dass Christus von seinem
„Leibe kommen wird“ (2.Sam. 7,12).
Der Prophet Jesaja offenbart der Geburt des Erlösers der Welt 700 Jahre vor
dem Ereignis. Durch Inspiration benennt er sogar die wunderschönen Namen:
„Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft
ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater,
Friede-Fürst“ (9,6). „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn
gebären, den wird sie nennen Immanuel“ (7,14).
Vor über 2000 Jahren lebte ein Mann, der trotz der Gesetze des Lebens
geboren wurde. Er lebte in Armut, aber bereicherte die ganze Welt. Er erhielt
keine Ausbildung, und trotzdem gilt als größter Lehrer der ganzen Menschheit.
Seine Weisheit übertritt einer der Sieben Weisen des antiken Griechenland. Er
hat keine Schulen gegründet, aber alle Schulen der Welt können nicht prahlen
mit so viel Anhängern, wie er sie hat. Er hat nie ein Buch geschrieben, aber
Bibliotheken auf der ganzen Weit können die Bücher nicht fassen, welche über
ihn geschrieben worden sind. Das Neue Testament der Bibel — das Buch, das
von seinem Leben berichtet — ist das meistgelesene Buch der Welt. Er hatte
nicht Medizin praktiziert, aber wurde als ein geschickter Arzt und als
Psychologe berühmt. Für all dies, zusammen genommen, wurde er hingerichtet
und starb einen schrecklichen Tod an einem römischen Kreuz. Keiner der
Gekreuzigte in der römischen Geschichte hatte eine solche Ehre — das Grab
wurde bis zum dritten Tag von Hütern bewacht. Keine anderer Täter hat nach
seiner Hinrichtung so viel Schwierigkeiten hinterlassen, wie dieser. Da ist Jesus,
der Lehrer der Weisheit. Doch damit ist die Geschichte dieses Jesus von
Nazareth nicht zu Ende...
Die Geburt Jesu geschah (nach Mt. 2,1 und Lk. 1,5) zu der Zeit Herodes (ca.
73 – 4 v. Chr.), des Königs von Judäa, der jedoch bald darauf starb (Mt. 2,19).
Das Geburtsjahr Jesus fällt in die Regierungszeit Oktavians, des Kaisers
Augustus (Lk. 2,1). Als ihn die Nachricht vom Tod des Kaisers erreichte, war in
Bethlehen geborenes Kind zum Mann geworden, und lebte in einem
verborgenen Winkel Galiläas, in dem Dorf Nazareth, welches war so
unbedeutend, das der Evangelist Johannes fragen lässt: „Was kann aus Nazareth
Gutes kommen?“ (1,46).
Sobald Jesus zwölf war, durfte er mit seine Eltern zum Passahfest nach
Jerusalem gehen. Als die Tage des Festes zu Ende waren und sie wieder nach
Hause gingen, blieb Jesus in Jerusalem. Seine Elter aber wussten es nicht, sie
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meinten, er sei unter den Verwandten. Als sie in nicht fanden, gingen sie
wiederum nach Jerusalem und suchten ihn dort. Sie finden ihn im Tempel sitzen
mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte. Alle wunderten
sich über seinen Verstand und seine Antworten. Seine Mutter sprach zu ihm:
„Mein Sohn, warum hast du uns das getan? Siehe, dein Vater und ich haben
dich mit Schmerzen gesucht“. Er aber sprach zu ihnen: „Warum habt ihr mich
gesucht? Wißt ihr nicht, dass ich sein muß in dem, was meines Vaters ist?“ (Lk.
2,48-49). Aber sie verstanden nicht, was er ihnen sagte. Er ging mit ihnen hinab
nach Nazareth und war ihnen gehorsam.
Dem Lukas-Evangelium zufolge tritt Johannes der Täufer „im fünfzehnten
Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius [14-37]“ (3,1) auf, wahrscheinlich
zwischen 28 und 29 Jahr. Zu dieser Zeit war Jesus etwa 30 Jahre alt. Da verließ
er sein Elternhaus und kam an der Jordan zu Johannes, um sich von ihm taufen
zu lassen. „Und Jesus war, als er auftrat, etwa dreißig Jahre alt“ (3,23). Von
diese Zeit tritt er ins Licht der Öffentlichkeit, aber nur für kurze Zeit. In den
wenigen Jahren vor seinem Tod, also etwa in den Jahren 28 – 30, zog Jesus
durch Israel, lehrte, heilte Kranke, nahm Ausgestoßene in seine Gemeinschaft
auf und sammelte Männer und Frauen zu seiner Jüngergemeinschaft.
Viele Menschen nannten ihn Rabbi, Lehrer, denn er erklärte und lehrte, was
in der jüdischen Bibel (unseren heutigen Altes Testament) über Gott und Gottes
Willen für den Menschen geschrieben ist. Am Ende seines Lebens kam Jesus
zur Hauptstadt Israels, Jerusalem. Dort wurde er gefangen genommen und ans
Kreuz geschlagen. Es war 14. Nisan des jüdischen Kalender, das 17. Jahr der
Herrschaft des römischen Kaisers Tiberius.
Am ersten Tag der Woche kommt Maria Magdalena frühmorgens zum Grabe
und sieht, dass der Stein vom Grabe weggenommen ist. Sie stand vor dem Grab
und weinte. Als sie in das Grab schaute, sah sie einen Engel, er sprachen zu ihr:
„Entsetzt euch nicht! Ihr sucht Jesus von Nazaret, den Gekreuzigten. Er ist
auferstanden, er ist nicht hier. Siehe da die Stelle, wo sie ihn hinlegten“
(Mk.16,6). Die Auferweckung Jesu von den Toten ist Hauptinhalt der
christlichen Heilsbotschaft, die im Kern lautete: „Jesus wurde für uns gekreuzigt
und auferweckt“ (1.Kor. 15,3-5). Diese Glaubensaussage beruhte auf
bestimmten Erfahrungen mit Jesus nach seinem Tod. Denn für die Anhänger
von Jesu Christi endet seine Lehre nicht mit der Kreuzigung.
Knapp 400 Jahre hat die Christenheit gebraucht, bis sie von einer kleinen
Bewegung um den jüdischen Wanderprediger Jesus von Nazaret zur
Reichskirche wurde.
Jesus und der Tempel
König Salomo (ca. 970 – 930 v. Chr.) erbaute den ersten Tempel in
Jerusalem. Im Jahre 586 v. Chr. wurde dieses Gotteshaus durch Nebukadnezar
von Babel geplündert und zerstört. Nach der Rückkehr der Juden aus dem
Babylonischen Exil wurde der zweite, nach Serubbabel benannte Tempel im
11
Jahr 516 v. Chr. aufgebaut, der jedoch nicht so groß und prächtig war, wie der
Erste. Um 21 v. Chr. wurde dieses Gotteshaus von Herodes dem Großen zu
einem Haus aus Marmor und Gold, in großartigem Maßstab und im griechischen
Stil (daher Herodianischer Tempel) umgebaut. Der Tempel war ein berühmtes
Gebäude, auch wenn er nicht zu den sieben Weltwundern der antiken Welt
gehörte. Der Herodianische Tempel war der größte und prächtigste Tempel, den
die Juden je besassen.
Tempel von Jerusalem zur Zeit Christi, aus weisem Marmor gebaut und mit
Gold überzogen, war der beste und schönste Tempel der damaligen Welt. In
Jerusalem wurde gesagt: „Augapfel — das ist die ganze Welt; das Weiße im
Auge — sein Meer; Hornhaut — die Erde; die Augenpupille — Jerusalem;
Reflexion der gleichen, die in der Pupille erscheint — ist der Tempel“. Ägypten
wurde durch seine Pyramiden von Gizeh und dem Großen Sphinx bekannt;
Ninive — durch seinen Glanz und Reichtum; Babylon — durch die berühmten
hängenden Gärten und der Codex Hammurapi; Jerusalem — wurde durch sein
Tempel weltweit bekannt. Es wurde auch gesagt, dass diejenige die nicht diesen
Tempel gesehen haben, wissen nicht, was die ausserordentliche Schönheit
bedeutet. „Wer hat nicht den Tempel in der Perfektion seiner Architektur
gesehen — sagten Rabbiner — der sah nie die schönsten Gebäude der Welt“.
Auf diese Weise gab es für die Juden nichts größeres auf der Welt, als ihren
Tempel.
Eine kurze Zusammenfassung dieser architektonischen Wunder, wie sie von
dem jüdischen Historiker Flavius Josephus (37 oder 38 – 100 n. Chr.)
aufgezeichnet wurde, folgt aus seinem Buch „Geschichte des Jüdischen
Krieges“ (Buch V):
„Der äußere Anblick des Tempels bot alles dar, was Auge und Herz entzücken konnte. Auf allen
Seiten mit schweren goldenen Platten bekleidet, schimmerte er bei Sonnenaufgang im hellsten
Feuerglanz und blendete das Auge gleich den Strahlen des Tagesgestirns. Fremden, die nach
Jerusalem pilgerten, erschein er von fern wie ein schneebedeckter Hügel; denn wo er nicht vergoldet
war, leuchtete er in blendender Weise. Seine Spitze starrte von scharfen goldenen Spießen, damit er
nicht von Vögeln, die sich auf ihn niederließen, verunreinigt würde. Von den zu seinem Bau
verwendeten Quadern waren manche fünfundvierzig Ellen lang, fünf Ellen hoch und sechs Ellen
breit“... [Kap. 5, § 6]
„Neun der Tore waren einschließlich ihrer Pfosten und Oberschwellen über und über mit Gold und
Silber bekleidet; eines, das Aussendtor des eigentlich Tempels, war sogar von korinthischem Erz und
übertraf die versilberten und vergoldeten ganz bedeutend an Wert... [Kap. 5, § 3]
„Das Tor, welches in diese Abteilung führte, war, wie gesagt, durchweg vergoldet, samt der ganzen
dasselbe umgebenden Wand; über ihm befanden sich goldene Rebzweige, von welchen mannsgroße
Trauben herabhingen“... [Kap. 5, § 4. Übersetzung von Dr. Heinrich Clementz]
Beeindruckt von dem Baustiel und der Größe des Tempels sagte einer der
Jünger in Begeisterung zu Jesus: „Meister, siehe, was für Steine und was für
Bauten!“ (Mk. 13,1). Nur die Ecksteine maßen von 6,0 bis 12,0 Meter in der
Länge und wogen mehrere Tonnen. Aber Jesus sah durch diesen irdischen Glanz
hindurch und antwortete: „Wahrlich ich sage euch: - es wird hier nicht ein Stein
auf dem andern bleiben, der nicht zerbrochen werde“ (Mt. 24,2). Was Jesus
vorausgesagt hat, hat sich buchstäblich erfüllt bei der späteren Eroberung
Jerusalems durch Titus (39 – 81), als die Römer nach dem jüdischen Aufstand
12
im Jahre 66 n. Chr. gegen Jerusalem heraufzogen und die Stadt belagerten und
schließlich im Jahre 70 n. Chr. nicht nur die Stadt, sonder auch den Tempel
zerstören.
Und was haben die Propheten über den Tempel und bevorstehende kommen
der HERR Jesus Christus vorausgesagt?
„Siehe, ich will meinen Boten senden, der vor mir her den Weg bereiten soll,
Und bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr sucht“ (Mal. 3,1).
„Und nach den zweiundsechzig Wochen wird ein Gesalbter ausgerottet werden
und nicht mehr sein. Und das Volk eines Fürsten wird kommen und die Stadt
und das Heiligtum zerstören...“ (Dan. 9,26).
„Ja, alle Heiden will ich erschüttern. Da sollen dann aller Völker
Kostbarkeiten, und ich will dies Haus voll Herrlichkeit machen, spricht der
HERR Zebaoth. Denn mein ist das Silber, und mein ist das Gold, spricht der
HERR Zebaoth. Es soll die Herrlichkeit dieses neuen Hauses größer werden, als
die des ersten gewesen ist, spricht der ZERR Zebaoth...“ (Hag. 2,7-9).
„Und der Herr sprach zu mir: Wirf’s hin dem Schmelzer! Ei, eine treffliche
Summe, deren ich wert geachtet bin von ihnen! Und ich nahm die dreißig
Silberstücke und warf sie ins Haus des HERRN, dem Schmelzer hin“ (Sach.
11,13).
„Gelobt sei, der da kommt im Namen des HERRN! Wir segnen euch, die ihr vom
Hause des HERRN seid“ (Ps. 118,26).
DIESE FÜNF OFFENBARUNGEN ZEIGEN UNS DEUTLICH, DAS
ERWARTETE MESSIAS IN DAS HAUS GOTTES KOMMEN MUSS,
BEVOR DER TEMPEL IM JAHRE 70 n. Chr. VON RÖMER
NIEDERGEBRANNT WURDE.
Ab diese Zeit bis heute (obwohl am 14. Mai 1948 nach fast 2000 Jahren
wieder der Staat Israel ausgerufen wurde) haben die Juden keinen Tempel. Kurz
gesagt: entweder Messias war bis 70 n. Chr. gekommen, oder alle Biblische
Prophezeiungen um Jesu Christi sind eine große Lüge.
Irgendwann im Frühjahr 30 zieht Jesu nach Jerusalem das Passahfest zu
feiern. Er ging in den Tempel hinein. Dort saßen Leute die Ochsen, Schafe,
Tauben und andere reine Opfertiere zum Kauf anboten, und Geldwechsler. Er
machte eine Geißel aus Stricken und treib sie alle zum Tempel hinaus, und
sprach: „Steht nicht geschrieben: Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle
Völker? Ihr aber habt eine Räuberhöhle daraus gemacht“ (Mk. 11, 17). Der
Evangelist Markus nennt diese Aktion „Reinigung“ des Tempels, weil der
Tempel zu einer Religion geworden war. Und das war eine prophetisches
Zeichen, dass das Ende des Tempels und seine Rituale zu Ende gekommen ist,
und das Reich Gottes nah sei.
Der Matthäusbericht zeigt uns an, dass das Gericht über Jerusalem und Israel
und die Zerstörung des Tempels mit dem Kommen des HERRN und dem Ende
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der Welt (Epoche von Alte Testament) zusammen zu sehen ist. Es ist völlig klar,
dass Jesus nicht von einem irgendwann gedachten „Ende des Erde“ spricht,
sondern von dem Ende Israels, dem Ende Jerusalems und des zu seiner Zeit
gegenwärtigen Zeitalters. Dieses Ende geht einher mit der Belagerung und
schließlich der Zerstörung Jerusalem.
Der Tempel war der Ort an dem die Gläubige viele Jahrhunderte ihre Opfer
darbrachten, denn nur in Jerusalem konnten vor Gott gültige Opfer vollzogen
werden. Alle diese Zeit hindurch war jeden Morgen und jeden Abend das
Brandopfer dargebracht worden zu Ehren Jahwes, viele Tausende von Priestern
hatten die Riten vollzogen, wie sie im dritten Buch Moses aufgeschrieben stand.
Wie viel unschuldige Tiere wurden an einem Tag geopfert?
Kaiser Nero beauftragte Gaius Cestius (Statthalter der Provinz Syria) eine
Zählung der Volkmenge in Jerusalem beim Passahfest anzustellen. Zu diesem
Zwecke forderte er die Hohepriester (die Hauptfigur im Opferkult) auf. So
zählen nun die Hohepriester bei dieser Gelegenheit die geschlachteten Opfer und
ermittelten die Zahl 256.500. Das macht, um nur zehn Teilnehmer für jedes
Opfer anzusetzen, 2.700.000 Menschen (F. Josephus. „Geschichte des Jüdischen
Krieges“ Buch VI. Kap. 9, §3). 256.500 Opfertiere und nur bei einem
Passahfest! Bei Opfern übernimmt das Opfertier die Identität des Sünders, so
dass im Tod des Opfertieres der Tod des Sünders kultisch vollzogen wird.
Titus aber hat nicht geahnt, dass mit die Zerstörung des Tempels werden auf
immer die Rituale mit Opfertiere verurteilt worden, und dass er erfühllte eine
alte Prophezeiung: „Darum wird Zion um euretwillen wie ein Acker gepflügt
werden, und Jerusalem wird zu Steinhaufen werden und der Berg des Tempels
zu einer Höhe wilden Gestrüpps“ (Micha 3,12). Heute wird angenommen, das
die Klagemauer sei der einzige erhaltene Teil der unter Herodes errichteten
Westmauer der Tempelberganlage.
Von 70 n. Chr. bis auf unsre Zeit ist das Jüdisches Volk in der Zerstreuung in
die ganze Welt ausgesiedelt. Gott kündigte an, dass sein Volk „unter alle Völker
zerstreut“ werden wird, „vom einen Ende der Erde bis zum anderen Ende der
Erde“ (5.Mose 28,64; 1.Kön. 9,7; Neh. 1,8; Sach. 7,14). Und so ist es
geschehen. Allein die Genauigkeit der Prophezeiungen über das jüdische Volk
wird mit jeder weiteren Erfüllung mehr und mehr erstaunlicher, so dass Gottes
Existenz schon aufgrund seines Handelns mit seinem auserwählten Volk nicht
mehr in Frage gestellt werden kann.
Der Untergang des Tempels geschah am 29. August des Jahres 823 nach
Gründung der Stadt Rom, am 9. Aw des Jahres 3830 jüdischer Zeitrechnung.
Auch ein 9. Aw war es gewesen, an dem der erste Tempel durch die Babylonier
(Nebukadnezar) zerstört wurde. Ist die Zerstörung des Tempels ein Zeichen des
Gerichts Gottes? Zufall oder Vergeltung? Die Frage bleibt offen. Der 9. Aw hat
eine tragische Bedeutung für das Judentum.
9. Aw ist als Trauertag in die Geschichte Judas eingetragen worden, ein
Gedenktag der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Babylonier im
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Jahr 586 v. Chr. und durch die Römer im Jahr 70 n. Chr. An diesem Tag
gedenken Juden auch weiterer Verfolgungen und Demütigungen.
Nach jüdischen Überlieferungen fielen weitere Ereignisse auf diesen Tag:
Am 9. Aw 135 n. Chr. während des Bar-Kochba-Aufstandes fiel, durch
Verrat, die Festung Betar auf der sich 8.000 Juden verschanzt hatten in die
Hände der Römer.
Am 9. Aw 1290 n. Chr. unter Eduard I von England müssen 16.000 Juden
das Land verlassen. In diesen Jahr (1290) Louis IX von Frankreich befiehlt, dass
alle Juden in seinem Reich ein gelbes Erkennungszeichen tragen müssen.
Am 9. Aw des Jahres 1492 n. Chr. lief für die spanischen Juden die Frist ab,
nach der sie sich entweder für den Übertritt zum Katholizismus oder für das
Verlassen Spaniens entscheiden mussten. 300.000 jüdische Menschen Spaniens
haben ihre Häuser verlassen um Verfolgungen zu entkommen, weil sie nicht
bereit waren das Christentum anzunehmen. Ein Drittel von ihnen wendet sich
nach Portugal, ein Drittel nach der Türkei, etwa 25.000 gehen nach den
Niederlanden, ebenso viele dürften nach Nordafrika, vornehmlich nach
Marokko, gegangen sein, der Rest verteilt sich auf Frankreich, Italien und
Ägypten. Gold und sonstige Schmuckgegenstände sowie Geld sind der
katholischen Regierung zu überlassen.
Am 9. Aw des Jahres 1914 begann der Erste Weltkrieg.
Am 9. Aw des Jahres 1942 war in Treblinka das neue Gebäude mit 10
Gaskammern (jede 7 x 7 m) fertig. Hier fand der einfache Massenmord (für
Juden) und die Beseitigung der Leichen statt.
9. Aw ist ein schwarze Tag für Juden geworden. Sie haben Angst von diesem
Tag, sie Fasten und beten den Gott an um seine Barmherzigkeit.
Man geht in der Nacht des Fasttages in die Synagoge um Tragik und Leid
dieses Tages besser zu verstehen. Es ist verboten feierliche Kleider und
Lederschuhe zu tragen, sich zu rasieren und Einzusallben, sich die Haare
schneiden zu lassen, Fleisch zu essen und Wein zu trinken wie auch zu heiraten.
Selbst das Thorastudium ist untersagt, den es bereitet Freude. Im Talmud steht
geschrieben: „Seit Beginn des Aw Monats ist unser Glück zurückgegangen“. An
der Klagemauer in Jerusalem wird am 9. Aw getrauert, gebetet und geweint.
Künftig wurde versucht den Tempel wieder aufzubauen, aber alle diese
Versuche sind gescheitert. Zum Beispiel während des Bar-Kochba-Aufstandes
gegen das Römische Reich von 132 bis 135 n. Chr., rief sich ein Mann mit dem
Namen Varkoscheva als Messias aus. Er versuchte den Tempel wieder
aufzubauen, aber der Aufstand wurde brutal von der römischen Armee
unterdrückt, und der Versuch war gescheitert.
Der römischen Kaiser Konstantin der Große plante auch den Wiederaufbau
des jüdischen Tempels in Jerusalem. Der Theologe und Bischof von Kyrrhos
Theodoret (393 – 460 n. Chr.) berichtet, wurde der Bau wohl begonnen, doch sei
es aber zu übernatürlichen Erscheinungen (schweren Erdbeben und Feuern)
gekommen, wodurch die aus aller Welt herbeigekommenen jüdischen Bauleute
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ihr Vorhaben aufgegeben und die Flucht ergriffen hätten. Schon in unsere Zeit
bestehen seit Jahrzehnten Pläne zur Neuerrichtung des Tempels. Diese werden
vor allem von einer kleinen Gruppe von Rabbinern forciert.
Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) — der erste römische Kaiser, Gründer des
Römisches Imperium, regierte von 27 v. Chr. bis 14 n. Chr.
Im Jahre 38 v. Chr. macht er den Titel Imperator zum Vornamen. Durch die
Vergöttlichung wurde seine Stellung gestärkt, nun konnte er sich als „Divi
filius“ (Sohn des Vergöttlichten) bezeichnen.
Im Jahr 27 v. Chr. ließ sich Octavian, Neffe und Adoptivsohn von Caesars,
vom Senat den religiösen Ehrennamen „Augustus“ verleihen, „der Erhabene“.
Augustus — dies verweis auf die Berufung der Götter durch das Vorzeichen,
das dem ersten Stadtgründer Romulus seine Aufgabe gewiesen hatte. Ab diese
Zeit war das Römisches Reiches ein Kaiserreich.
12 v. Chr. Wurde Augustus zum Pontifex Maximus gewählt. Der Titel
Pontifex Maximus (Oberpriester) ging später auf die Päpste über (auch
Benediktus XVI trägt den Titel). Von nun an trug er den offiziellen Namen
„Imperator Kaiser Augustus Sohn des göttlichen Caesar“. Gnädig erlaubt er den
Völkern seines Imperiums ihn als Gott zu verehren. Manche Könige, wie
Caligula, Nero oder Domitian, hatten sich auch zu Lebzeit zum dominus et
divus, «Herr und Gott», erhoben — und waren von Prätorianern, Höflinge oder
Palastbeamte umgebracht worden.
2 v. Chr. verlieh der Senat Augustus den Titel pater patriae („Vater des
Vaterlandes“), auf den er besonders stolz war, denn er war mehr als eine bloße
Ehrenbezeichnung. Augustus ließ sich auch zum princeps, dem „Ersten unter
gleiche“ ernennen, und damit die Monarchie eingeführt hat. Er hat noch viele
weitere Ehren geprägt.
Augustus war der erste Kaiser Roms und regierte von 27 v. Chr. bis 14 n.
Chr. Er wurde am 23. September 63 v. Chr. als Gaius Octavius in Rom geboren.
Seine Mutter Atia war eine Nichte Caesars und Gaius Octavius somit ein
Großneffe von Julius Caesars, der ihn in seinem Testament adoptierte und zum
Haupterben machte. Mit seiner Herrschaft, nach Jahrhunderten der Eroberungsund Bürgerkriege, begann eine der friedlichsten Epochen, die das Abendland je
kennen gelernt hatte.
In seiner Regierungszeit führte er das Römische Reich zu kultureller und
wirtschaftlicher Blüte. Er legte die Grundlagen für das römische Bürgerrecht,
Verwaltungs- und Herrschaftsorganisation für die nächsten Jahrhunderte. Unter
seiner Regierung herrschte 40 Jahre lang Frieden im gesamten römischen
Imperium. Zeit genug, eine ordentliche Verwaltung aufzubauen. Von Krieg aber
war im Inneren des Reichs und der Provinzen nur noch wenig zu spüren. Frieden
und Wohlstand nahmen deshalb auch schon die Zeitgenossen als prägendes
Kennzeichen der Epoche Augustus, des Göttlichen Sohn, wahr. Das waren die
goldenen Zeiten für das gesamtes Volk. Der uralte Traum vom ewigen Frieden
war in Erfüllung gegangen. Hundert Jahre Bürgerkrieg (133 – 27 v. Chr.) waren
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zu Ende. Im August 29 v. Chr. schlossen sich auf Beschluss des Senats die Tore
des Janustempels (Janus galt als Gott der Türen, des Ein- und Ausgangs, der
Anzeichen für Krieg und Frieden) in Rom zum Zeichen des äußeren Friedens.
Janus, der Gott des Anfang und des Endes, hatte einen Tempel auf dem
Forum, dessen Türen meist offenstanden. Nur wenn im ganzen Reich Friede
herrschte, durften sie geschlossen werden — gleichsam um den Krieg darin
festzuhalten. Aber da beinahe immer an irgendeiner Reichsgrenze gekämpft
wurde, stand der Janus-Tempel meist offen. Nur drei römische Kaiser schaffen
es, die Türen dieses Tempels für einige Zeit zu verriegeln: Augustus, Nero und
Vespasianus.
Wichtige Schritte zum römischen Frieden waren: gesicherte Grenzen
schützten das Reich gegen äußere Feinde; überall gelten dieselben Gesetze und
zahlt man mit der gleichen Münze; im gesamten Imperium wurde eine
Volkszählung durchgeführt; der Wohlstand nahm zu, Wirtschaft und Kultur
erlebten eine Blütezeit; die römische Kultur erreichte auch die entlegenen
Provinzen — das erhöhte die Bindung an Rom und den Kaiser; Straßen und
Verkehrswege werden ausgebaut; Kaiser Augustus gab den Provinzen mehr
Befugnisse — früher wurden fast alle Entscheidungen zentral in der Stadt Rom
getroffen. Auf dieser Grundlage stehen dem Imperium 250 Jahre des Friedens
bevor.
Diesen Frieden dürfen auch die Hirten erfahren. Sie sind von Gottes Licht
erleuchtet worden und hörten ein Gesang von der Menge der himmlischen
Heerscharen:
„Ehre sei Gott in der Höhe
und Friede auf Erden
und den Menschen seines Wohlgefallens!“
Nach langen Jahren des Krieges und der Not herrscht endlich ein Friede auf
Erde. Und in dieses friedliche römische Land schickt Gott seinen eingeborenen
Sohn um große Pläne zu erfüllen. Die Zeit ist gekommen, die Zeit war erfüllt!
Und die ersten Christen haben den Frieden (Pax Augusta oder Pax Romana
genannt. Pax — die Göttin des Friedens) ausgenutzt. SIE REISTEN VON
ENTLEGENEN FISCHDÖRFER IN GALILÄA UND JUDÄA BIS ZUR
METROPOLE ROM – UND SIE NUTZEN DEN FRIEDEN, DEN DAS
IMPERIUM ROMANUM GARANTIERTE, UM KIRCHEN ZU GRÜNDEN,
IN DENEN DAS WORT JESU WEITER GETRAGEN WURDE. Augustus
seine Nachfolger führten von 14 bis 68 n. Chr. die wesentlichen Bestandteile
seiner Friedenspolitik fort.
Nach Flavius Josephus Übertragung beherrschte die Römer im späten I.
Jahrhundert fast die gesamte bekannte Welt. Dazu zählen: das heutige
Großbritannien, Frankreich, Spanien und Portugal, Deutschland, Österreich, die
Beneluxländer, Jugoslawien, Tschechien, Schweiz, Nordafrika, der Nahe Osten,
Griechenland und die Türkei. Mit anderen Worten gesagt — aus dem kalten
Küsten von Großbritannien zu den tropischen Wäldern Afrikas. Nicht ohne
Grund betrachten heute Geschichtsschreiber das Römische Reich als glorreiche
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Imperium der Antike. Und es ist ganz fair. Auf damals römische Territorium
befinden sich heute 36 Staaten! Denn Rom: Roms Kultur, Roms Reichtum,
Roms Werte — sind Maßstab für die Bevölkerung eines ganzen Weltreichs
geworden.
Seit sich Augustus zum Pontifex Maximus — obersten Priester eingesetzt hat,
stehen dem noch lebenden Kaiser gottähnliche Verehrung zu. Schon Julius
Cäsar (100 – 44 v. Chr.), welcher auch Pontifex Maximus war, fand sich
außerordentlich gut zum Gott geeignet. Der oberste Priester, nach römischer
Schätzung, baut im wahrsten Sinne des Wortes eine Brücke zwischen Himmel
(Götterkults) und Erde. Ähnlich wie bei den Israeliten, wo auch auf der Spitze
der jüdischen Selbstverwaltung der Hohepriester stand, der als Vorsitzender des
70-köpfigen Rates (Synedrium) die Aufsicht über den Kult in Jerusalem hatte.
Aber bei den Römern war kein Synedrium, sondern Collegium pontificum —
Priesteramt mit 16 Mitglieder (Pontifices). Die Aufgabe der Pontifices (Priester)
bestand vor allem in der Überwachung aller religiösen Vorschriften. Sie waren
auch für alle Zeremonien, staatlichen Gottesdienste und Opferrituale zuständig.
Im Gegensatz zu anderen Priestern waren die Dienste des Pontifex nicht einem
einzelnen Gott gewidmet, sondern waren in universeller Kompetenz ein Dienst
an allen Göttern. Nach Ansicht der Römer sie kannten die geheimnisvolle Welt
der Götter und konnten daher die Menschen in allen religiösen Fragen beraten.
Sie waren die Mächtigsten; von Steuer, Wehrdienst und weitere bürgerlichen
Pflichten befreit.
Der Pontifex Maximus war der Ranghöchste im Priesterkollegium. Sein
Amtssitz war in Gebäude an der Ostseite des Forum Romanum, in die Nähe des
Vesta-Tempels. Er war auch für den Kalender zuständig. So, im Jahr 46 v. Chr.
führte Julius Cäsar den Julianischen Kalender ein, welcher noch bis 20
Jahrhundert gültig war, im kirchlichen Bereich teilweise noch bis heute. Nach
Augustus Tod nannten sich alle römischen Kaiser als Pontifex Maximus, diese
Funktion ging später auf die Päpste über.
Die ersten Gesetze, die Augustus nach der Befestigung seiner Herrschaft
erließ, sollten endlich wieder Moral herstellen. Er war der erste römische
Staatsmann, der die Strafvorschriften für Ehebruch verschärfte und eine
allgemeine Pflicht zur Ehe einführen ließ. So wurden Frauen, die Ehebruch
begingen, mit Verbannung und der Beschlagnahme der Hälfte ihrer Mitgift
bestraft; junge Römerinnen, die sich mit zwanzig Jahren noch weigerten zu
heiraten, hatten eine Geldbuße zu entrichten; eine Witwe durfte erst wieder mit
einem anderen Mann vermählt werden, wenn ein Jahr vorüber war (und
umgekehrt); nach einer Scheidung wurde die zweite Heirat nur nach drei Jahren
wieder erlaubt. Zu anderen Maßnahmen gehörte ein Gesetz, das die
Geburtenrate erhöhen sollte. Eheleute, die mindesten drei Kinder in die Welt
setzen, belohnte Augustus mit Privilegien und Steuerbefreiung. Hingegen,
verheiratete kinderlose Männer mussten von einer Erbschaft einen erheblichen
Teil als Steuern abführen.
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In den Jahren seines Aufstiegs war Augustus aber selbst nicht ein
moralisches vorbild gewesen. Als Familienvater verließ ihn das Glück, als ihm
der Sohn, der natürliche Nachfolger, versagt bleib. Zweimahl wurde er
außerordentlich durch die politische Motive verheiratet, nur die dritte Ehe mit
Livia Drusilla (dauerte über 50 Jahre lang) war für in glücklich ausgegangen.
Seine erste Ehefrau, Clodia (auch als Claudia bekannt), Stieftochter von
Marcus Antonius, war sehr jung, sie war zwölf. Weil er sich mit der
Schwiegermutter nicht verstand, verließ er sie als Jungfrau und heiratete
Scribonia als Versöhnung mit dem innenpolitischen Gegner Sextus Pompejus.
Aus dieser Ehe ging die Tochter hervor, Julia sollte sein einziges Kind bleiben.
Im Jahre ihrer Geburt lies Augustus sich auch von Scribonia scheiden, weil er
auf die 20-jährige Livia Drusilla ein Auge geworfen hatte. Sie heirateten am 17.
Januar 38 v. Chr.
Die Eheschließung der Beiden wurde von vielen Römern als skandalös
empfunden, weil Livia im sechsten Monat schwanger war und lebte noch mit
ihrem Mann Tiberius Claudius Nero und gemeinsamen Sohn zusammen. Livia
brachte die Söhne Drusus und Tiberius mit in die Ehe, eigene Kinder hatte das
neuverlobte Paar nicht mehr. Die Frau, die Augustus als junger Mann geheiratet
hatte, die er liebte und in deren Armen er starb, war Livia.
Da der Kaiser keine Söhne hatte, zwang er seine Tochter Julia dreimal zu
heiraten, ohne sie dabei nach ihren Wünschen gefragt zu haben. Söhne sollte sie
gebären, um die Erbfolge zu sichern. Julia tat, was sie konnte, doch ihre ersten
Ehemänner starben ebenso wie ihre Söhne. Steckte Livia hinter den vielen
mysteriösen Todesfällen? Julia nahm ein tragisches Ende: ihr wurden Liebhaber,
Orgien und Störung der öffentlichen Ruhe vorgeworfen; schließlich wurde sie
auch noch der Verschwörung gegen ihren Vater bezichtigt und auf eine einsame
Insel verbannt, wo sie nach Jahren starb. Ihre gleichnamige Tochter erlitt wenige
Jahre danach dasselbe Schicksal. Tiberius, Livias Sohn aus erster Ehe, wurde
von Augustus adoptiert und dessen Nachfolger auf dem Thron.
Im Sommer des Jahres 14 n. Chr. unternahm Augustus zusammen mit
Tiberius eine Reise über die Insel Capri nach Beneventum. Unterwegs erkrankte
er auf Capri an Diarrhöe, reiste aber noch weiter aufs Festland bei Neapel und
lies sich nach Nola bringen, die Stadt in der sein Vater Gaius Octavius gestorben
war. Vielleicht wählte er bewusst diesen Ort, als er sich seinem Ende nahe
fühlte. Und dort verstarb der Kaiser in Gegenwart seiner Frau Livia,
Adoptivsohn Tiberius und einer Reihe herbeigeeilter Würdenträger am 19.
August des Jahres 14, einen Monat vor seinem 76. Geburtstag am gleichen Tag,
an dem er über 50 Jahre zuvor sein erstes Konsulat angetreten hatte. Nach dem
römischen Schriftsteller Gaius Suetonius Tranyuillus (Augustus 99,1),
verabschiedete sich Augustus am seinem Totenbett mit Worten, mit denen die
Schauspieler griechischer Komödien an Schluss die Zuschauer zum Applaus
aufforderten:
«Wenn nun das Ganze Euch wohl gefallen hat, so klatscht
Beifall, und entlasst uns alle mit Dank nach Hause».
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Von Nola aus gab es einen großen Trauerzug in die Hauptstadt Rom. Am Tag
seines Begräbnisses standen alle Geschäfte still, jede Arbeit wurde beiseite
gelegt. Ganz Rom und tausende Menschen aus dem ganzen Imperium nahmen
an dieser Trauerfeier teil. Seine Leiche wurde auf einer Bahre aus Gold und
Elfenbein durch die Straßen Roms zum Forum Romanum getragen. Dort wurden
Leichenreden gesprochen, die traditionsgemäß der Nachfolger zu halten hatte,
dies übernahmen Tiberius und sein Sohn Drusus. Das war die letzte Gelegenheit
den Toten noch einmal zu preisen und natürlich auch seine Verdienste in den
Vordergrund zu rücken. Danach ging der Trauerzug raus aus der Stadtgrenze auf
das Marsfeld. Dort wurde die Leiche unter großem Pomp verbrannt und die
Asche in dem prachtvollen Augustusmausoleum beigesetzt.
Als das Feuer aufloderte, stieg ein Adler in den Himmel – ein Zeichen, dass
der Verstorbene zu den Göttern erhoben worden war. Ein Senator bestätigte
unter Eid, er habe die Seele des Augustus zu den Göttern auffahren gesehen.
Livia belohnte diesen Zeugen mit 1 Million Sesterzen. Später erklärte der Senat,
dass Augustus zu einem Mitglied der Versammlung der Götter geworden sei —
ein Divus. Dem neuen Staatsgott, dem Kult des Divus Augustus wurde ein
Tempel zwischen Kapitol und Palatin geweiht, und das Haus in Nola (sein
Todesort) wurde zu seinen Ehren zu einen Tempel umgewidmet. Neben
zahlreichen anderen Ehrungen beschloss der Senat, den Monat, in dem er
erstmals Konsul geworden und gestorben war, von Sextilis in Augustus
umzubenennen.
Schon frühzeitig, wahrscheinlich 28 v. Chr., ließ Kaiser Augustus für sich
und seine Familie ein Mausoleum erbauen, ein großer Grabhügel auf einem
Sockel aus weißem Marmor, das neben dem Fluss Tiber steht und von
immergrünen Bäumen gekrönt ist. Auf seiner Spitze steht die Bronzestatue des
Caesar Augustus, in dem Hügel sind die Aschenurnen von ihm, seinen
Verwandten und seinen engsten Freunden beigesetzt. Dahinter liegt eine
gewaltige Parkanlage mit mächtigen Bäumen. Der Griechische Geograph
Strabon beschreibt in seiner „Geographie“ (Buch 5), dass das Grabmal des
ersten römischen Kaisers aus einer runden, aus Ziegeln gemauerten und
marmorverkleideten Anlage mit einem Durchmesser von 87 Metern bestand, der
äußere Sockel war ca. 12 Meter hoch. Es trug einen mit Zypressen bewachsenen
Erdhügel, auf dessen Gipfel sich eine vergoldete Bronzestatue Augustus erhob.
Die Gesamthöhe erreichte damit immerhin 44 Meter. Am Eingang, auf zwei
Bronzesäulen, wurde ein Bericht seiner Taten (res gestae divi augusti)
eingraviert.
Augustus regierte 57 Jahre — länger, als jemals ein römischer Kaiser auf
dem Thron sitzen würde. Als Augustus starb, hinterließ er seinem
Schwiegersohn und Nachfolger Tiberius ein stabiles, mächtiges Römisches
Reich und die Grundbedingungen, die einen weitergehenden Frieden für etwa
250 Jahre sicherten, bis sein Imperium christlich geworden war. Kaiser
Augustus erschien durch seine maßvolle und selbstlose Regierung allen seinen
Zeitgenossen als ein vom Himmel gesandter Retter und Wohltäter.
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Während der Regierungszeit des Augustus wurde Jesus Christus geboren und
zum Mann geworden. Nach seinem Stiefvater Augustus war Tiberius (14 – 37)
der zweite Kaiser des Römischen Reiches. Während Tiberius Regierungszeit
wirkte Jesus Christus. Dies ist die Zeit in der Jesus lebte, lehrte und hingerichtet
wurde. In seinen Predigten erwähnt er mehrfach den Kaiser, ohne jedoch den
Namen Tiberius zu erwähnen (Mt. 22,19-21). Im Neuen Testament wird
Tiberius nur einmal erwähnt: „Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers
Tiberius“ (Lk. 3,1-2) tritt Johannes des Täufers auf. Zu diesem Zeitpunkt war
Jesus etwa 30 Jahre alt. Mit der Zeit des Tiberius ist auch die Kreuzung Jesus
zu verbinden. Publius Cornelius Tacitus (58 – 120 n. Chr.), hoher Beamter und
schließlich Geschichtsschreiber Roms überliefert uns ein außerbiblisches
Zeugnis über Jesus Christus: „Der Namensgeber der Sekte, Christus, war unter
Tiberius vom Procurator Pontius Pilatus hingerichtet worden“ (Annalen,
15,44). Nach dem Augustus war die Regierungszeit von Tiberius die längste
Alleinherrschaft eines römischen Kaisers. DAS WAREN GUTEN ZEITEN
FÜR DIE VERBREITUNG DES FRÜHCHRISTENTUMS, UND JUDÄA
WAR NOCH DAMALS EIN RUHIGES LAND. Unter Tiberius sind keine
Verfolgungen gegen Christen bekannt geworden.
Unter dem Kaiser Caligula (37 – 41) gab es einen schweren Konflikt mit den
Juden. Im Jahre 40 n. Chr. kommt nach Jerusalem eine schockierende Nachricht:
ein Befehl von Kaiser Caligula dem Statthalter von Syrienprovinz Publius
Petronius eine Aufstellung seines Kaiserstatue im Tempel von Jerusalem
aufzustellen und Synagogen in dem ganzem Land zu Tempeln der Kult des
Kaisers umzubauen. Das verursachte schwere Unruhen weil Caligula versucht
hatte den Kaiserkult gewaltsam durchzusetzen. Doch sein Tod löste dieses
Problem. Caligula behandelte die Juden als Dummköpfe, weil sie seine göttliche
Natur nicht erkannt hätten.
Der Apostel Paulus machte seine Missionsreise und gründete christliche
Gemeinden in Kleinasien und Griechenland als der Kaiser Claudius (41 – 54)
und Kaiser Nero (54 – 68) regierten. Der römische Anwalt, Beamte und
Kaiserbiograph Gaius Suetonius Tranqullus (von 70 bis ca. 130) erwähnt, dass
Kaiser Claudius im Jahr 49-50 „die Juden, die, von Chrestus aufgehetzt,
fortwährend Unruhe stifteten“ aus Rom als Anhänger des „Chrestus“ vertreibt
(G.S. Tranqullus „Die Zwölf Cäsaren“, Claudius 25,3). Falls „Chrestus“ sich auf
Christus bezog, so hätte dort schon damals eine Christengemeinde existiert.
Paulus traf einige ihrer vertriebenen Mitglieder um 50 Jahr in Korinth (Apg.
18,1-2). Und Nero war der Kaiser, an den Paulus appelliert um das Gericht, vor
dem er angeblich erscheinen sollte (Apg. 25,11).
Nero habe Rom niederbrennen lassen (64), um die Fläche für eine
Neugründung der Stadt zu gewinnen. Um diese Vorwürfe zu begegnen, machte
er die in Rom lebenden Christen als Sündenbock für der Brand verantwortlich.
Diese Christenverfolgung war die erste Verfolgung die in die Geschichte des
Christentums eingegangen ist. Hunderte wurden gekreuzigt oder bei lebendigem
Leib verbrannt. ES MUSSTE ETWAS FASZINIERENDES, STÄRKENDES IN
21
DIESER NEUE RELIGION LIEGEN, WENN DEREN ANHÄNGER SICH
SELBST DURCH DIE TODESSTRAFE NICHT ERSCHRECKEN LIEßEN.
Das geschehene Märtyrertum verbreitete sich wie Flammen, was das
Christentum nur stärkte. Unter den Heiden wuchs der Respekt vor den
Mitgliedern des neues Glaubens, die so gelassen in den Tod gingen. Wenige von
ihnen haben gewusst, das für Christen das Jenseits wichtiger als das Diesseits
ist.
Nach einer Missionsreise wurde Paulus von den Römern festgenommen,
wahrscheinlich im Jahr 62 und als römischer Bürger nach zweijähriger Haft
durch das Schwert hingerichtet. Bei der Christenverfolgung durch Nero wurde
auch Petrus als Ausländer durch Kreuzigung in Rom getötet. Mit den beiden
Aposteln endet die Ära der ersten Generation von Jesus-Anhängern. Die
Regierungszeit Nero war eine Tragödie nicht nur für ersten Christen, sondern
auch für das Imperium Romanum. Durch diese Christenverfolgung hat die Welt
zu ersten Mal von der neue Lehre gehört. Vierzig Jahre später schreibt der
römische Schriftsteller und Staatsbeamte Plinius der Jüngere (61 oder 62 – 114)
an seinen Kaiser Trajan (war von 98 bis 117 römischer Kaiser) über die weite
Verbreitung dieses „Aberglaubens“ und warnt vor dem Einfluss der Verwüstung
der heidnischen Tempel, sogar die Vernichtung eines Teils der Feierlichkeiten
(Brief 96). Etwa zur gleichen Zeit stellt der Apostel Johannes den Triumph und
Sieg des Christentums fest: „Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt
überwunden hat“ (1. Joh. 5,4).
NIE HÄTTE DER ERSTE RÖMISCHE CHRISTENVERFOLGER, KAISER
NERO IM JAHR 64 GEAHNT, DAS 248 JAHRE NACH IHM
KONSTANTINUS,
DER
ERSTER
RÖMISCHE
KAISER,
DAS
CHRISTENTUM
ANNÄHMT
UND
DAMIT
ZUR
NEUEN
STAATSRELIGION MACHTE.
Zwischenherrschaft (68 – 69) – Galba (war von 68 bis Anfang 69 römischer
Kaiser), Otho (war drei Monate Kaiser, 69), Vitellius (ermordet 20 Dezember
69).
Vespasian (69 – 79) — unter Nero ein berühmte Heerführer — übernahm
das Kommando über die Niederschlagung des Jüdischen Aufstands (66). Seine
Kompanie war so erfolgreich, das im Sommer 69 wurde das ganze Land mit
Ausnahme von Jerusalem besiegt. Er galt und gilt als einer der bedeutendsten
Kaiser und wird in diesem Zusammenhang mit Augustus in eine Reihe gestellt.
Seine berühmten letzten Worte: „O weh, ich werde ein Gott“, die er während
seiner tödlichen Krankheit ausgerufen haben soll. Nach dem Herrschaftsantritt
seines Vaters beendete Titus als militärischer Oberbefehlshaber den Jüdischen
Krieg, bei dem Jerusalem und sein Tempel zerstört wurden. Als Vespasian im
Jahre 79 starb, übernahm Titus die alleinige Herrschaft und wurde römischer
Kaiser (79 – 81). Für seinen Jüdischen Sieg wurde er mit einem Triumphzug
geehrt. Aus der Kriegsbeute finanzierten er später seine Bauprojekte in Rom.
Nachfolger vom Titus war sein Bruder Domitian (81 – 96), den Plinius der
Jüngere als den schlechtesten Kaiser von allen, als einen Tyrannen bezeichnez
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hat. Kaiser Domitian verkündete selbst ein Gott zu sein und verlangte ihn als
Gott zu ehren. Christen konnten seinem Wunsch nicht nachkommen und es
begann eine neue brutale Verfolgung. Anders als seine Vorgänger wurde
Domitian nach seinem Tode nicht unter die Götter aufgenommen.
Die erste Hälfte des Lebens der Gründer des Christentums nahm Platz an der
günstigste Zeitpunkt angesichts der Höchste Verstand — der Regierung des
Kaisers Augustus. Nur mit ihm fand die Bevölkerung gut vorbereiteten Boden
auf den Weg der Erneuerung und Schaffung zurückzukehren. Regentschaft von
seine Nachfolger hat gezeigt, wie tief es einst stolzen römischen Volkes fiel.
Zuerst Tiberius, dann Nero (dessen Regierungszeit hat viel beigetragen zum
Rom Niedergangs), Otho und Domitian haben das Volk gezwungen solche
Grausamkeit und solche Demütigungen zu erleben, das alle gute Absichten des
Vespasians, Titus und eine Reihe ihrer Nachfolger die Krankheit der
Gesellschaft zu heilen, waren vergeblich gewesen. Wenn der Augustus soll
versucht haben der Menschheit mit Gesetze und Institutionen zu „Heilung“
bringen, wollte Christus nur mit seine Botschaft ganz einfach die Menschen
verändern. Welchem von ihnen gelungen es besser zu vermitteln um das geht
unserer Gespräch, näheres dazu folgt im unteren Abschnitt.
Wie uns die nachfolgende Geschichte der Menschheit zeigt, waren Kaiser
Augustus und alle weitere Kaisers nur Spieler in der Hand ein großer SPIELER
auf dem Feld das Schachbrett der Weltgeschichte (jemand mit viel, und einige
mit einem niedrigeren Wert) gewesen, welche haben das riesiges Römisches
Reich ausgebaut, in den welchen Tiefen eine neue Zivilisation – der christlichen
Weit – entstand, welche, aber, bis die Zeit erfüllt war, Unsichtbar gewesen sein.
Alle Wege führen nach Rom
Einer von vielen — Wandelsprediger mit Namen Paulus. Paulus war der
größte unter den Aposteln und der bedeutendste Missionar. Als Christi
„auserwähltes Werkzeug“ hat er das Evangelium von Christus zu den Heiden bis
nach Europa gebracht. Paulus wuchs im kleinasiatischen Tarsus (in der heutigen
Türkei) in einen griechisch-bürgerlichen Umgebung und beherrschte die
griechische Sprache. Er war Sohn jüdischer Eltern mit römischem Bürgerrecht.
Zwischen den Jahren 34 und 36 auf einer Reise nach Damaskus umleuchtete ihn
ein Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme: „Saul, Saul
(sein geburtsnahe) was verfolgst du mich?“ Er aber fragte: „Herr, wer bist du?“
Der Herr sprach: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“. Nach diese Begegnung
wandelte sich Paulus zu einem Christen. Schon bald war er neben Petrus die
herausragendste Persönlichkeit in der Gemeinschaft der frühen Christen und
sicherlich der philosophisch und theologisch Gebildetste unter den Anhängern
Jesu. Auf seinen erfolgreichen Missionsreisen gründete er in Griechenland und
Kleinasien die erste Christengemeine.
Die erste Missionsreise beginnt circa 45 n. Chr. von Antiochia über Zypern
nach Kleinasien und zurück (Apg. 13,1-52 und 14,1-28). An jedem Sabbat
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redete Paulus in der Synagogen der Juden und versuchte Juden und Griechen zu
überzeugen, dass Jesus der Christus sei.
In seiner zweiten großen Missionsreise versuchte Paulus den christlichen
Glauben bis ins Zentrum des Hellenismus — der griechischen Welt zu bringen,
nach Athen (Apg. 15,36-41; 16,1-40; 17,1-34; 18,1-22). Von Jerusalem nach
Galatien in Kleinasien, dann von Troas in die Mazedonischen Städte Philippi
und Thessaloniki und durch Griechenland über Athen nach Korinth, zurück nach
Kleinasien nach Ephesus, dann über Rhodos nach Cäsarea.
Auf dritte große Reise wählte Paulus die Stadt Ephesus zu seine letzte
Missionsstation. Die dritte Missionsreise fand vor allem durch die Orte, die er
während seiner zweite Reise besuchte: von Antiochia nach Kleinasien mit einem
Gefängnisaufenthalt in Ephesus, über Meer nach Thessaloniki und nach Korinth,
zurück über Mazedonien und nach Korinth auf dem Landweg nach Thessaloniki
und Philippi, nach Kleinasien und über Rhodos schließlich wieder nach Cäsarea.
Auf seinen insgesamt 32.000 Kilometer langen Reisen durch den
kleinasiatischen und griechischen Raum gründet er mehrere Gemeinden,
übersteht gefährliche Situationen, wie er selbst berichtete: „Wo einer kühn ist –
ich rede in Torheit, - da bin ich auch kühn. Sie sind Hebräer – ich auch! Sie sind
Israeliten – ich auch! Sie sind Abrahams Kinder – ich auch!“ Sie sind Diener
Christi – ich rede töricht: ich bin weit mehr! Ich habe mehr gearbeitet, ich bin
öfter gefangen gewesen, ich habe mehr Schläge erlitten, ich bin oft in
Todesnöten gewesen. Von den Juden habe ich fünfmal erhalten vierzig
Geißelhiebe weniger einen. Ich bin dreimal mit Stöcken geschlagen, einmal
gesteinigt worden; dreimal habe ich Schiffbruch erlitten, einen Tag und eine
Nacht treib ich auf dem tiefen Meer. Ich bin oft gereist, ich bin in Gefahr
gewesen durch Flüsse, in Gefahr unter Räuber, in Gefahr unter Juden, in
Gefahr unter Heiden, in Gefahr in Städten, in Gefahr in Wüsten, in Gefahr auf
dem Meer, in Gefahr unter falschen Brüdern; in Mühe und Arbeit, in viel
Wachen, in Hunger und Durst, in viel Fasten, in Frost und Blöße, und außer all
dem noch das, was täglich auf mich einstürmt, und die Sorge für alle
Gemeinden“ (2.Kor. 11,21-28). Dank an Paulus und die anderen Gläubigen ist
das Christentum im Römischen Reich sehr schnell verbreitet worden. Die
wesentliche Stärke der Christen war ihre moralische Reinheit. Paulus hatte
längst den Plan, seine Missionsstation von Ephesus in Kleinasien nach Rom, der
Hauptstadt des Römischen Reiches zu verlegen. Aber der Weg nach Rom war
keine Missionsreise, sondern ein Gefangentransport bringt Paulus von Caesarea
nach Rom...
Zuvor aber wollte Paulus das Pfingstfest in Jerusalem feiern. Dort sahen ihn
im Tempel die Juden aus der Provinz Asien, erhoben ein Geschrei und die
römische Militärwache konnte ihn nur durch die Verhaftung retten (Apg. 21,2736). Als die Römer hörten, dass die Feinde des Paulus einen Anschlag auf sein
Leben planten, führten sie ihn unter starker Bedeckung nach Cäsarea in das
römische Hauptquartier. Dorn bleib er zwei Jahre ohne Urteil gefangen. Porzius
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Festus, römischer Staathalter in Judäa schlug Paulus vor, sich in Jerusalem vom
Hohen Rat richten zu lassen.
Paulus aber wusste nur zu genau, was ihn dort erwartete, und berief sich auf
das Gericht des Kaisers. Als römischem Bürger musste ihm gestattet werden,
den Kaiser als obersten Richter anzurufen. Deshalb wurde er unter Bewachung
nach Rom gebracht. Unter Aufsicht des römischen Hauptmann Julius reist er
über Myra in Lyzien mit einem Schiff nach Italien. Nach einer sehr gefährlichen
Sturmfahrt landete Paulus mit seiner Bewachung dennoch glücklich bei Neapel.
In Neapel erreichen sie schließlich das italienische Festland; zu Fuß wandern sie
nach Rom. Dazu eine kuriose Detail: entlang der wichtigsten Straßen pflanzten
die Römer Beifuß (lat. Artemisia vulgaris) — eine mehrjährige, 60-120 cm hohe
Pflanze, deren Blätter könnten zu Fuß reisende Personen in ihre lederne
Schnürschuhe einlegen, damit die Füße während eine lange Reise vor Müdigkeit
geschützt werden.
Und jetzt wird spannend: — Christen aus Rom gingen ihm entgegen, um ihn
willkommen zu heißen. „Und so kamen wir nach Rom. Dort hatten die Brüder
von uns gehört und kamen uns entgegen bis Forum Appii und Tres-Tabernae“
(Apg. 28,14-15). Christen in Rom!? Obwohl Paulus nicht da war zu
missionieren? Wie die Geschichte uns überliefert, schon vor kurze Zeit nach der
Kreuzigung Jesus existiert eine erste christliche Gemeinde im Herzen des
Imperium. Die Gläubigen aus Palästina, einer armen Randregion des Reiches,
sind ins Rom angekommen und von hier aus werden sie einen erheblichen Teil
der Welt missionieren. Wie eigentlich hat ihnen das gelungen? Um dies zu
verstehen, muss man zunächst den Blick nach Italien — nach Rom — die
Metropole der antiken Weit lenken, wo seit zwei Jahre lebt Paulus in einer
Mietwohnung und konnte alle empfangen, die zu ihm kamen, und ihnen das
Evangelium predigen, ohne dass die Wache in gehindert hätte.
Rom — Die ewige Stadt. Rom ist die einzige Stadt der Welt, die den
Beinamen „Ewige Stadt“ trägt. Rom zur Zeit Jesu Christi wurde die größte
Stadt im Mittelmeerraum und war besser als Paris oder London im 17.
Jahrhundert angeordnet unter dem Gesichtspunkt der Straßenwahrung,
Kanalisation, Wasserleitungen, Brandschutz und die Bereitstellung
angemessener polizeilicher Anordnung. Kaiser Augustus hat die Stadt in 14
Bezirke (regiones) eingeteilt, 13 auf dem linken und einen auf dem rechten
Tiberufer, und 265 Blöcke (vici). Um mehr Menschen an der Regierung zu
beteiligen, etablierte Kaiser Augustus neue Stellungen: der Pflege von
öffentlichen Gebäuden, Überwachung des Straßenverkehrs und WasserVersorgung, Anordnung des Flusses Tiber, Verteilung von Brot für die
Menschen, und andere (G.S. Tranqullus „Die Zwölf Cäsaren“, Augustus, 37).
Die in Rom ansässigen Bürger (mindesten 200.000 Menschen) lebten seit
langem von dem Brotgetreide, das kostenlos an sie verteilt wurde. Augustus
hütete sich, dieses Privileg anzutasten. Von Zeit zu Zeit, anlässlich eines Sieges,
religiösen Feiertage oder eines festlichen Ereignisses in der Familie des
Herrschers, fand eine zusätzliche Verteilung statt, welche die Beliebtheit des
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Wohltäters noch steigerte. Die Bürger in Rom hatten auch Anspruch auf
reservierte Plätze bei den verschiedenen Veranstaltungen. Kostenlos, oder
zumindest so billig dass es sich jeder leisten kann, sind die populärste
kaiserlichen Thermen, der Circus Maximus und die Arena der Gladiatoren.
Sein ganzes Leben sorgte Augustus um das Schönheit und Erhabenheit von
Rom. Er kümmerte sich um den zügigen Ausbau von Bauwerken, die von allen
Bürgern benutzt werden konnten. Er verschönerte aus eigenen Mitteln Rom und
kümmerte sich um die Wasserzufuhr. Viele Gebäude hätte er unter falschem
Namen gebaut, in Namen Enkelkinder, Schwester oder Ehefrau. Auch seine
engen Freunde veranlasste er, aus ihren Vermögen prunkvolle Bauten zu
errichten, und die Stadt zu dekorieren. Er gebe Millionen für Paläste, Aquädukte
und Thermen aus. „Ich habe diese Stadt in Ziegeln vorgefunden und habe sie in
eine Stadt aus Marmor verwandelt“ — dies sagte stolz Kaiser Augustus im
Laufe seiner Amtszeit und hatte recht (G.S. Tranqullus „Die Zwölf Cäsaren“,
Augustus, 28). Augustus wurde durch seine Bautätigkeiten als Neugründer
Roms angesehen. Durch die gewaltige Bautätigkeit in Rom verschaffte
Augustus Tausenden von Arbeitern ein ausreichendes Einkommen.
Mit die Friedenspolitik wurde Rom wiederhergestellt. Bereits bestehende
Bauwerke, die durch die Bürgerkriege vernachlässigt worden waren, wurden
restauriert oder Verschönt. Augustus soll 82 Tempel instand gesetzt haben. Zwar
werden überall im Imperium Tempel für Jupiter und Minerva, für Neptun oder
Venus errichtet, prachtvoller als je zuvor. Doch nicht nur alte Tempel und
Gebäude wurden restauriert, es gab reichliche prunkvolle neue Bauwerke. So
erheben sich die riesige kaiserliche Paläste und Parks auf einem der sieben
Hügel Roms, dem Palatin. Seit Augustus auf dem Palatin seine Residenz
eingerichtet hatte, residierten hier auch andere weitere römische Kaisers. Aus
der Name Palatin stammt später das Wort Palast (schlossähnlicher Prachtbau),
welches findet man fast in allen europäischen Sprachen. Ausgehend von Kaiser
Augustus, alle nachfolgenden römischen Kaiser wetteiferten miteinander, alle
möglichen administrativen, öffentlichen Gebäuden und die ganze
architektonische Ensembles zu errichten. Jeder versuchte seinen Vorgänger in
der Fülle und Pracht zu übertrumpfen, so dass Rom eine der schönste und größte
Stadt der Welt gewesen wurde.
Als antike Stadt beherbergte Rom zu Zeiten Marcus Trajans (Kaiser von 98
bis 117) mehr als 1 Million Einwohner, somit war Rom eine Großstadt auch
nach heutigen Maßstäben. Anzumerken ist, dass nur im 20. Jahrhundert die
Bevölkerung von einigen europäischen Städten Millionzahl überschritten
werden! Es währe falsch zu beweisen, dass das Römische Reich nur aus Rom
bestand. Solche großen, modernen Städten wie London, Paris, Wien, Budapest,
Sofia, Turin, Bern und andere, wurden von den Römer gegründet und waren
damals römische Siedlungen! Die Zahl der Städte im Römischen Reich, in
Abhängigkeit von der Zeit, reichte von 1.500 bis 1.800. Zum Vergleich: im
frühen 20. Jahrhundert auf dem riesigen Territorium Russland waren es nur etwa
700 große Städten! Eine Besonderheit der römischen Städte in 1. Jahrhundert n.
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Ch. waren: eine außergewöhnliche unterirdische Kanalisation zu den Abstieg
von Schmutzwasser (Kanalisation); Wasserleitungen — Aquädukte (von lat.
aqua – Wasser und ductus – Leitung, Führung. Wörtlich übersetzt heißt es etwas
„Wasserführung“, „Wasserleitung“) und öffentliche Bäder — Thermen.
Kanalisation. Eine Stadt mit Millionen Einwohner sollte auch eine gut
entwickelte
Infrastruktur
verfügen:
Kanälen,
Wasser
und
Abwassermechanismen. Und Rom war bestens ausgerüstet. Ohne den
berühmten Entwässerungssystems Cloaka Maxima aus dem VII – VI
Jahrhundert v. Chr. hätte Rom nie eine solche große Bevölkerungsdichte
erreichen könnte. Cloaka Maxima war ein technisches Wunderwerk: stabil,
effektiv und so groß, dass Inspektoren sie regelmäßig in ihrer ganzen Länge mit
dem Boot befahren können. Diese sanitär Kanalsystems des alten Rom gilt als
Vorbild für antike Abwasserleitungen. Aus diesem Anlass hatten die Römer eine
besondere Cloaka Göttin — Venus Cloacina die sie anbeten und verehrten. Es
gibt heute noch unzerstörte Teile aus dem Wunderwerk, deren Abmessungen bis
zu 3 Metern in der Breite und mehr als 4 Metern in der Höhe betragen. Dort wo
die unterirdischen Kanalisationssysteme fehlten, waren oftmals die gepflasterten
Straßen so angelegt, dass das Regen- und Schmutzwasser einfach entlang der
Gassen abflossen.
Aquädukte. Zur Deckung des riesigen Bedarfs an Frischwasser, der ein
charakteristisches Kennzeichen der römischen Stadtkultur war, leiteten die
Römer das Wasser oft über Dutzende von Kilometern von den Quellgebieten in
die Städte. Am Anfang einer jeden Wasserleitung war das Quellhaus an der
Quelle. Von dort aus wurde das Wasser über Aquädukte oder römische
Wasserleitungen oder auch durch einen Mischung aus beidem zu Zisternen oder
auch Reservoiren geführt. Am bekanntesten sind jedoch die Aquädukte der
Römer, da diese zu den bedeutersten Bauwerke der Antike gehören. Dies liegt
daran, dass antike Städte oft auf Hügeln gegründet wurden. Die um die
Stadthügel gelegenen Senken mussten von den Wasserbauingenieuren mit
Wasserbrücken überbrückt werden und da boten sich Aquädukte an. Musste das
Wasser aber über Schluchten, Täler, oder Abgründe geführt werden, bauten die
Römer weitere Aquädukte und führten das Wasser über diese Konstruktionen
weiter. Besondere Beamte waren für die Regelung der Wasserzuteilung
zuständig, die durch strenge Gesetze den Schutz der Anlagen gewährleistete.
Die erste römische Wasserleitung, die Aqua Appia, errichtete Censor Appius
Claudius Caesus im Jahre 312 v. Chr. Die Länge der Leitung betrug damals
mehr als 16 km, wovon ein Großteil unterirdisch verlief. Die zweite römische
Wasserleitung entstand nur wenige Jahre später im Jahre 272 v. Chr. Sie wurde
vom Censor Manius Curius Dentatus gebaut und mit fast 64 km sehr viel länger
als die erste Leitung und entnahm ihr Wasser dem Fluss Anio. Eine der längsten
Wasserleitungen im Imperium Romanum währe die Eifelwasserleitung mit 95
km, die Colonia Claudia Ara Agrippinensium, das heutige Köln versorgte.
Kaiser Augustus errichtete im Rom weitere 4 Wasserleitungen, welche haben
die Stadt aus eine Entfernung von 15 bis 80 km versorgt. Sein Freund Agrippa
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(63 – 12 v. Chr.) war ein Staatsmann und Feldherr und hatte sich auf
Kriegszügen große Reichtümer erworben, aus denen er zahlreiche öffentliche
Bauten finanzierte. Darunter war auch das erste Pantheon und die nach ihm
benannten Thermen auf dem Marsfeld. Außerdem baute er in Rom mindesten
700 Brunnen (darunter 105 Fontänen) mit 400 Marmorsäulen und 300 Statuen
dekoriert. In der Kaiserzeit wurden weitere Wasserleitungen errichtet, so dass
Rom schließlich aus insgesamt 14 Aquädukten versorgt wurde, deren
Gesamtlänge mehr als 400 km betrug, davon waren 64 km Bogenaquädukte und
2,5 km Tunnel. Noch bis heute wird Rom von drei antiken Aquädukte mit
Wasser versorgt.
Die Verteilung des Wasser über Leitungssysteme war sicher in allen
größeren römischen Städten vorhanden, aber wohl nicht flächendeckend. Viele
vor allem ärmere Haushalte wurden manuell über die öffentlichen
Wasserentnahmestellen versorgt. In einer römischen Stadt gab es also immer
beide Versorgungsarten parallel nebeneinander. Die Römer gingen durchaus
verschwenderisch mit Wasser um. Sie benötigten nicht nur Trinkwasser,
sondern auch viel Wasser für ihre Thermen, öffentlichen Brunnenanlagen,
Fontänen, Gärten, Landgüter, Badeanstalten und für privaten Bedarf in den
Häusern. Wie dir römische Quellen berichten, soll der durchschnittliche
Wasserverbrauch in Ron bis zu 1.000 Liter pro Einwohner im Tag gewesen sein.
Im Vergleich: im Jahre 1968 n. Chr. waren es nur 475 Liter.
Römische Wasserleitungen gab natürlich nicht nur in Rom sondern im
ganzen Imperium Romanum, also auch in dem Provinzen, als Zeugnisse
römischer Herrschaft. So sind heute noch 93 Fernwasserleitungen bekannt.
Davon befanden sich allein 42 in Nordafrika, 6 in Italien (außer Rom), 10 in
Frankreich (z. B. der berühmte Pont du Gard), 6 in Deutschland und Österreich,
13 in Kleinasien und Syrien, 3 in Griechenland und 4 in Spanien. Der Aquädukt
von Segoviain in Spanien ist mit einer Länge von 818 m bei einer Höhe von 31
m das längste Bauwerk seiner Art. Wir können bei Mainz (in Zahlbach), Köln
(so genanten Römerkanal) oder Kassel immer noch Relikte eines Aquädukts
bestaunen. Die meisten römischen Wasserleitungen verfielen im Mittelalter, das
in der Wasserversorgung und Hygiene weit hinter dem Altertum zurückstand.
Erst das 19. Jahrhundert schuf man in den europäischen Großstädten wieder
Leitungen zu den einzelnen Häusern, wie sie die antike Welt längst gekannt
hatte.
Roms Thermen. Über tausend Bäder gab es in Paulus Zeit in der Stadt Rom,
kleine balneae in einzelnen Stadtviertel, in denen die Römer schwimmen und
sich waschen konnten. Und zwei oder drei Thermen, riesige Anlagen, deren
ungeheure Wassermengen in der Vorratsbehältern von den Aquädukten gespeist
wurden. Die Termen waren Geschenke der Reichen und Mächtigen. Von diesen
großen Thermen gab es zur Blütezeit der Badekultur (unter Kaiser Trajan) 11
Stück in Rom. Das charakteristische an diesen Anlagen waren die großen und
weitläufigen Flächen welche die Thermen umgaben.
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Roms Thermen waren nicht nur Wasch- und Badeanstalten, sondern luxuriös
ausgestattete Vergnügungspaläste, Fitnesscenter und Kulturzentren. Sie boten
zahlreiche Dienstleistungen, wie Massagen, Gymnastikübungen, Maniküre und
Schönheitspflege. Auf den Thermengehlengen befanden sich Schwimmbädern,
Dampf- und Kaltbäder, Wannenbädern; es gab Gärten, Sportplätze, Massagesäle
und sogar Bibliotheken. Meist waren die Bibliotheken Geschenke der Kaiser, sie
waren als Doppelbibliothek für römische und griechische Literatur.
Ein System röhrenförmiger Warmluftleitungen sorgte in den Thermen dafür,
dass nicht nur Böden, sondern in manchen Räumen sogar Wände beheizt waren.
Die Böden waren häufig mit bunten Mosaiken ausgelegt, die Wände gegen die
Feuchtigkeit verputzt und mit Fresken verziert oder wie die Becken mit Marmor
ausgelegt. Große Fensterscheiben und Gewölbe aus Glas oder Glasmosaiken
ließen Licht und Wärme einfallen. Besonders berühmt waren die
Thermenkuppeln, welche gehören zu den größten im ganzen Römischen Reich.
Sie waren so hoch, dass man die Einzelheiten der Gemälde nur mit Anstrengung
erkennen konnte.
Die Thermen waren Treffpunkt für jedermann, denn der Eintritt kostete die
kleine Summe von nur vier quadrantes. Besonders im Winter hielten sich die
ärmere Römer oft den ganzen Tag mit ihren Familien im Bad auf. Während des
1. Jahrhunderts n. Chr. erlangte das Baden in öffentlichen Bädern eine hohe
Bedeutung als sozialer Mittelpunkt des Lebens und fest zum Tagesablauf
gehörendes Ritual. Bequem in eine Wanne liegend oder ausgestreckt auf einer
Pritsche, gingen die Römer ihrem Lieblingsbeschäftigungen nach: sich
verwöhnen zu lassen, zu lesen, zu Unterhaltung, philosophische Gespräche zu
führen (Philosophie in der Antike war Wissenschaft) oder zum Faulenzen.
ES IST DAVON AUSZUGEHEN, DASS DAS THEMA DES
AUFTRETENS DER ERSTEN CHRISTEN IM RÖMISCHEN REICH
WEITGEHEND IN DEN BÄDERN DISKUTIERT WURDE. Dass in der
Hauptstadt eine neue Sekte tätig ist, die sich Christen nannte, war schon längst
bekannt. Diese neue Botschaft fand unter die Leuten gut vorbereiteten Boden.
Seit geraumer Zeit suchen die Menschen im Römischen Reich nach Erfüllung in
neuen Kulten und Religionen. Sie hatten schon begonnen, Abschied von einer
vielfältigen Götterwelt zu nehmen, und sich der Anbetung eines einzigen Gottes
zuzuwenden.
Im Jahre 62 n. Chr. wurden die Thermen des Nero nordwestlich des Pantheon
eröffnet. Die Nero-Thermen waren die ersten einer Reihe großer Kaiserthermen,
deren Räume streng symmetrisch und spiegelbildlich angeordnet waren. Ihre
Maße betrugen 190m in der Länge und 120m in der Breite. Die wohl
berühmtesten aller römischen Thermen sind die Caracalla-Thermen, die nach
dem gleichnamigen römischen Kaiser benannt und in Jahren 212 – 216 erbaut
waren. Diese Thermen waren mit prächtigsten Marmorplatten ausgekleidet und
die Größe eines Palastes hatten: das Gesamtareal umfasste eine Fläche von
140.000 m², das eigentliche Bad 30.000m² in ihm sollen 2.300 Menschen Platz
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gehabt haben. In den folgenden Jahrhunderten wurden die Thermen immer
weiter ausgebaut und verbessert.
Mit der Völkerwanderung begann der Zerfall der römischen Badekultur. Die
neuen Bewohner der ehemals römischen Provinzen konnten mit der
komplizierten Technik der Wasserversorgung und Heizung nicht umgehen und
nutzten die Thermen als Steinbrüche. Die Ruinen von römische Thermen, zeigen
noch heute, zu welcher Monumentalität die römischen Badetempel anwuchsen.
Eine solche Ruine von Kaiserthermen sind in „älteste Stadt Deutschland“ —
Trier zu besichtigen. Hier befinden sich noch weitere Römischen Baudenkmäler:
Amphitheater, Römerbrücke, Konstantinbasilika und Römisches Tor — Porta
Nigra.
Die Römerstraßen. Was könnte zwischen der Ausbreitung des Christentums
im römischen Reich und denen Straßen gemeinsames zu sein? Auf den ersten
Blick nix besonderes. Und doch, wenn die römischen Straßen sprechen könnten
für ihren mehr als 2.000 Jahre reiche Geschichte, sie haben eine menge
interessante Dinge uns zu berichten. Man kann nur schätzen, wie viele
Rückschlüsse auf das tägliche Leben der Römer sie enthalten. Zum Beispiel, wie
die Römer ihre Verstorbenen bestatten.
Die prachtvollsten Grabmäler, Grabhäusern und Mausoleen, mit denen reiche
Römer noch einmal ihre Bedeutung unterstrichen, befinden sich an den Randen
der Staatsstraßen. Besonders beliebt war der Hauptverkehrsader des alten Rom,
der Via Appia — so nahmen die Toten an der Geschäftigkeit der Lebenden teil.
Nach antiker Auffassung hatten die Verstorbenen ein Anrecht, dort bestattet zu
werden, wo das Leben am farbigsten pulsierte, und das waren die Römerstraßen.
Manche Grabinschriften forderten die Reisenden zur Betrachtung auf:
„Wanderer, wer du auch bist, lass kurz dein Auge hier verweilen, dass du den
Namen erfährst, den dieses Denkmal verrät“, heißt es auf einem Grabmal an der
Via Appia.
Die Römerstraßen verraten uns auch, dass im Jahre 71 v. Chr. muss die
Strecke zwischen Capua und Rom einen schrecklichen Anblick geboten haben,
denn an ihr waren 6.000 gekreuzigte Sklaven aufgestellt, alle 30 m ein Kreuz,
die sich Spartakus angeschlossen und gegen Römer in den Jahren 73 – 71 v.
Chr. gekämpft hatten.
Die Via Appia, die bekannteste Straße der Römer, kann auch nach dem
Apostel Paulus sich zu erinnern. Zu Fuß kämmte er im Jahre 62 n. Chr. von
Neapel nach Rom, um gerichtet zu werden. Er hatte 220 km zurückgelegt. Im
Durchschnitt betrug die Geschwindigkeit eines normalen Reisenden 30 km am
Tag, das bedeutet, dass die gesamte Reise eine Woche gedauert hatte. Heute mit
dem Flugzeug dauert die Reise nur... 20 Minuten. Christen aus Rom gingen ihm
entgegen, um ihn willkommen zu heißen: „Dort hatten die Brüder von uns
gehört und kamen uns entgegen bis Forum Appii und Tres-Tabernae“ (Apg.
28,15). Kleine Abweichung vom Text. Gasthäuser und Herbergen waren im
römischen Reich über das ganze Land dicht gestreut und gaben den Reisenden
eine wenn auch bescheidene Unterkunft und Verpflegung. Allerdings waren die
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Preise mehr als billig. In der Kaiserzeit kostete ein Brot 1 As und das Heu für
das Pferd 2 As. Verwundete wurden bis zur Genesung mit 2 Denaren bezahlt
(Lk. 10,35).
Später befand sich auf der Via Appia eine kleine Kirche: „Domine Quo
Vadis“ oder auch Santa Maria in Palmis genant, erbaut im 9. Jahrhundert. Hier
soll Petrus, als er aus Rom flüchtende, Jesus, der sein Kreuz schleppte,
erschienen sein. Er fragte ihn: „Domine quo vadis“ — „Herr, wohin gehst du?“
Und Jesus antwortete ihm: „Ich gehe für dich zurück nach Rom und lasse mich
ein zweites Mal kreuzigen“. Petrus ging darauf nach Rom zurück, wo er am
Kreuz in Jahre 67 starb. Diese Überlieferung diente dem polnischen
Schriftsteller Henryk Sienkiewicz (1846 – 1916) für seinen Roman „Quo vadis“.
Eine weitere Kirche an der Via Appia ist die Kirche San Sebastian. In den
Katakomben unter ihr sollen die sterblichen Überreste von Petrus und Paulus
versteckt worden sein.
Die römische Hauptverbindungswege mussten sich auch an die wandelten
Prediger der neue Religion des Friedens zu erinnern sein. Denn der Gründer des
Christentums vermachtet seinen Anhängern: „Geht hin in alle Welt, und predigt
das Evangelium aller Kreatur“ (Mk. 16,15). Binnen Tagen kann selbst ein
einzelner Missionar nahezu unbehelligt eine ganze römische Provinz
durchqueren. Niemand verbietet ihm seinen Heimatort zu verlassen und das
Evangelium zu verkünden. Aber das waren nicht einzelne Missionare auf dem
Weg, es gab ganze Menge von Menschen welche legten den Grundstein für eine
neue Religion. Deswegen hat sich Christenturm so schnell im Römischen Reich
ausgebreitet können.
Über diese Zeit berichtete Tertullian (ca. 150 – zwischen 220 und 240), Sohn
eines römischen Offiziers der als Rechtsanwalt im Rom tätig war. Zwischen 190
und 195 trat er zum Christentum über und als christlicher Schriftsteller bekannt
wurde. Er schreibt:
„Von gestern erst sind wir, und doch haben wir schon den Erdkreis und all das eurige erfüllt, die
Städte, Inseln, Kastelle, Munizipalstädte, Ratsversammlungen, sogar die Heerlager, Zünfte, Dekurien,
den Palast, den Senat und das Forum; wir haben euch nur die Tempel gelassen... wenn wir (eine
solche Anzahl von Menschen) uns von euch losgerissen und nach irgendeinem abgelegenen Winkel
des Erdkreises begeben hätten, so hätte eure ganze Regierung vor Scham erblassen müssen; bei
dem Stillstande des Verkehrs und dem unheimlichen Anblick des gleichsam ausgestorbenen
Erdkreises hättet ihr euch nach Leuten umsehen müssen, über welche ihr befehlen könntet“
[Apologetikum. Kap. 37]
Um besser zu verstehen, unter welchen Bedingungen hat sich Christentum
entwickelt, sollten wir die Römerstraßen näher kennen zu lernen, weil sie haben
eine Schlüsselrolle bei der Verbreitung des Christentums gespielt.
Die Römer konnten ihr großes Reich nur beherrschen, weil sie die wichtigen
Städte mit breiten, oft schnurgeraden Straßen verbunden hatten. Die militärische
Bedeutung der Straße stand jedoch klar im Vordergrund. Zu jedem Ort, den
Rom eroberte, führten neue Straßen, fest gefügt aus verschiedenen Lagen von
Stein, Mörtel, Lehm und Schotter, gebaut wie für die Ewigkeit. Berühmte,
vorbildliche Römerstraßen geben ein Ausdruck der Einheit des Reiches und die
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ständige Beziehung aller seiner Teile. Sie verbanden den größten Teil Europas
und der Länder rund um das gesamtes Mittelmeer wie ein feines Adergewächs.
Das sicherte dem Militär in Kriegszeiten eine gute Handlungsfähigkeit, die bei
der Größe des römischen Imperiums unentbehrlich war. Die Gesamtlänge von
Straßennetz war nach verschiedenen Schätzungen von 250.000 bis 300.000 km!
Darüber hinaus fallen nur 14.000 km auf Italien selbst, der Rest — an die
Provinzen! Das heißt, das Zehntausende Kilometer Straßen haben die
Einheimische Bewohner von der Römer als „Geschenk“ empfangen. So
brachten die Römer für die eroberte Länder wahre Zivilisation. Alle
zusammengelegt, würden die Römischen Straßen die Erde 7,5 mal umrunden.
Zum Vergleich: in den frühen 20. Jahrhunderts (1913) Länge der Straßen in
ganz Russland belief sich auf nur 50.000 km; die Bundes Republik Deutschland
hatte im Jahre 1982 ca. 40.000 km Autobahnen und Bundesstraßen. Das
Imperium kann nicht ohne Straßen existieren. Mit dem Bau von Straßen
errichteten die Römer ein Weltreich!
Natürlich wurden die gut ausgebauten Römerstraße nicht nur für
Truppenbewegung genutzt, sonder auch von Händlern, Kaufleute und normalen
Reisenden. Außerdem gab es so etwas wie Tourismus. Man reiste nach Spanien
und Frankreich, zu den Pyramiden von Ägypten und den Ufern der Donau, zur
Ausbildung nach Griechenland, machte eine Kur in einem Heilbadeort oder eine
fromme Pilgerreise zu einem Heiligtum. Unterwegs auf den römischen Straßen
waren auch zahlreiche christliche Missionare, welche mit den guten Nachrichten
in eine oder andere Stadt des Reiches wandern. SOMIT HATTE DIE
RÖMISCHEN STRAßEN DEN WEG FÜR DEN SIEGESZUG DES
CHRISTENTUMS IN ALLEN LÄNDERN VORBEREITET, DIE EIN TEIL
DES MÄCHTIGEN RÖMISCHEN REICHES WAREN. OHNE DIESE
DICHTES NETZ VON GUT AUSGESTATTETEN STRAßEN WÄRE DIE
MISSIONARISCHEN TÄTIGKEIT DER ERSTEN CHRISTEN EINFACH
UNDENKBAR GEWESEN SEIN.
Als eine der ersten römischen Straßen gilt die aus der Vorzeit stammende Via
Salaria (von Rom an die Adria). Als nächste große Straße folgte 334 v. Chr. die
Via Latina, die 312 v. Chr. von der Via Appia ergänzt wurde, die von Rom nach
Capua und später über Tarent nach Brindisi führte. Die Via Appia (wie auch die
erste Wasserleitung) wurde vom Censor Appius Claudius Caesus erbaut und war
die wichtigste Straße des Römischen Reiches. Heute ist die Via Appia, auch als
regina viarum — „die Königin der Straßen“ genant, ein wichtiger Teil des
italienischen Fernstraßennetzes und hat zum großen Teil den gleichen
Streckenverlauf wie die antike Straße. Sie führt über eine Länge von ca. 364
röm. Meilen (ca. 539 km) von Rom nach Brindisi. 12.000 km der heutigen
italienischen Straßen sind nichts anderes als renovierte Römerstraßen und einige
der von Römern angelegten Tunnel sind auch noch in Betrieb. Einige der
Staatsstraßen tragen auch noch ihre alten Namen, wie die Via Appia, Via Cassia,
Via Flaminia, Via Latina, Via Salaria, Via Aurelia, Via Tiberina, Via Lauretana,
Via Tiburtina, Via Domitiana und andere. Die längste durchgehende
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Verbindungsstraße war die Via Nerva mit 2.000 km, die die Meerenge von
Gibraltar mit Alexandria verband. Alle römischen Straßen wurden in drei
Kategorien eingeteilt: viae publicae (Staatsstraßen), viae vicinales
(Provinzstraßen) und viae privatae (Privatstraßen).
Die Staatsstraßen wurden von Rom geplant, bezahlt und gebaut. Das waren
die wichtigste Straße des Römischen Reiches und sie waren meist mit größeren
Städten verbindet. Die durchschnittliche Breite von diesen Straßen lagen
zwischen 6 und 12 Metern. Die Staatsstraßen wurden meistens von Soldaten und
von zu Zwangsarbeit verurteilten Menschen gebaut. Aber die Soldaten waren
nicht nur mit Straßenbau beschäftig, sondern auch mit ihren militärischen
Pflichten. Durch den Militärschriftsteller Publius Flavius Vegetius ist uns
überliefert, dass die Soldaten dreimal monatlich in voller Ausrüstung (40 kg)
einen Marsch von 20 bis 24 röm. Meilen (ca. 45 – 53 km) in 5 Stunden
absolvieren mussten. In der römischen Herrschaft existierten 28 gut ausgebauten
gepflasterten militärischen Straßen.
Die zweite Art von Straßen waren die Provinzstraßen. Ihre durchschnittliche
Breite betrug etwa 4 Meter. Sie mussten von Provinzen gebaut und unterhalten
werden. Hierfür standen selten Soldaten als Arbeitskräfte zur Verfügung,
sondern Sträflinge und Sklaven der Gutsherren, deren Besitz an die Straße
grenzte, machten die Arbeit. Auch größere Städte konnten verpflichtet werden,
eine Straße zur nächsten Ortschaft zu bauen.
Die nächste Kategorie der Straßen waren Privatstraßen zwischen Gutshöfen
und kleinen Orten, die von Sklaven angelegt wurden. Ihre Breite reichte von 2,5
bis 4,0 Meter.
Kaiser Augustus war auch mit Straßenbau beschäftig, er legte großen Wert
auf den Ausbau der Alpenstraßen (z.B. Via lilia Augusta) und sein engste
Freund Marcus Agrippa (63 – 12 v. Chr.) baute die Straßen in Gallien, den
Rheinlanden und Spanien aus. Die meisten Straßen wurden nach ihrem Erbauer
und Finanzier benannt. So versuchen mehrere wohlhabende Römer ihre Namen
zu verewigen. Aber wie viel Geld für den Bau einer Straße nötig war? Wir
gehen diese frage nach. Glaubwürdig ist bekannt, das die Wiederherstellung
einer Meile (1,4815 km) der Via Appia hat 100.000 Sesterzen (knapp 10.000 €)
gekostet. Die gesamte Via Appia mit ihren ca. 364 röm. Meilen (ca. 539 km)
dürfte also etwa 36,4 Millionen Sesterzen (3,6 Millionen €) gekostet haben. Und
das nur eine einzelne Straße! Und wie viele Straßen war es im gesamten Reich
gewesen? Teure, sehr teure Sache.
Kann man sagen, dass die Straßen im Römischen Reich mit einem „goldenen
Teppich“ bedeckt waren. Und das hat eine große Bedeutung. Erstens, es zeigt
wie Reich und Wohlstand das Auserwähltes Land war, in welchem Gott den
Samen des Christentums gesät hatte. Zweitens, dieser Reichtum und Wohlstand
war nicht unendlich, es hatte seinen Anfang und sein Ende. Die Römische
Straßen aus „goldenen Teppich“ führten zuerst zum Konstantin der Große (war
von 306 bis 337 römischer Kaiser), welcher hatte im Jahr 313 n. Chr. den
Christen im Römischen Reich die freie Religionsausübung gestattet und die alte
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römische Staatsreligion abgeschafft und dann zu dem letzter Alleinherrscher des
Gesamtreiches — Theodosius der Große (war von 379 bis 394 römischer
Kaiser), unter dessen wurde der christliche Glaube im Jahr 380 n. Chr. zur
offiziellen Staatsreligion.
Und was dann?.. Der „goldenen“ Straßenteppich wurde auf immer in viele
kleine Stücke zerrissen. Die guten Zeiten waren vorbei. Im vierten und fünften
Jahrhundert verschlechterte sich das Klima im gesamten Reich. Nach dem
Zusammenbruch des Römischen Reichs im fünften Jahrhundert, nachdem
Europa, Nahe Osten und Nordafrika in kleine und kleinste Teile zerfallen waren,
bestand kein Bedarf an weiten Reisen und kein Interesse an städtischem Leben.
Diejenige, die die Römer als Herrscher abgelöst hatten besitzen kein Geld und
keine zentrale Verwaltung, die sich um die Straßen kümmerte. Oft wurden die
Steine von römische Straßen für andere Bauten verwendet. Der meiste Verkehr
zu Land wurde auch wieder wie es früher, bevor die Römer kämmen, zu Fuß
bewältigt. Es sollte 800 Jahre dauern bis Menschen in Europa wieder beginnen
die Straßen zu bauen.
Der Plan Gottes in Bezug auf Rom war erfüllt. Das ganze Reich war
christlich geworden. Nun ist die Zeit reif gewesen andere heidnische Nationen,
den Rest der Welt, zu evangelisieren, „bis an das Ende der Erde“ (Apg. 1,8).
Wie Gott diese schwere Aufgabe erfüllen wollte, dies wird im folgenden erörtert
werden.
Wenn eine Straße oder ein Haus solide und widerstandsfähig gebaut werden
soll, ist die Grundlage sicherlich sehr wichtig, aber auch das Baumaterial spielt
eine bedeutsame Rolle. Und hier kommt ein Christentumsvergleich zum
römischen Straßen gut zu Sache. Einmal wandte sich Jesus zu seine Jünger mit
diesen Worten, er fragte sie: „Wer sagt denn ihn, dass ich sei? Da antwortete
Simon Petrus und sprach: Du bist Christus, des lebendigen Gottes Sohn! Und
Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn
Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.
Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen will ich meine
Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen“ (Mt.
16,15-18). Petrus ist im Griechischen „Petros“ — Felsen, und bedeutet: ein
Stein, ein Stück eines Felsens. Diese Stelle gibt also nicht den geringsten Grund
für die Lehre, dass die Kirche auf Petrus gebaut und Petrus das Haupt der Kirche
sei, um diese Sache wollen wir nicht diskutieren. Für uns steht fest, das die
Grundlage die Gemeinden ist ein Fels, und dieser Fels ist der Christus (1.Kor.
10,4; Jes. 44,8). Da selbe Petrus verkündete von den Gläubigen, dass sie als
lebendige Steine aufgebaut werden zu einem geistlichen Haus (1.Petrus 2,5).
Die Christen aus verschiedenen Gemeinden sind das Baumaterial und der Gott –
eine Grundlage ein Fundament, auf dem sie bauen.
Wenn ein Haus gebaut wird, richtet sich das Augenmerk zuerst auf das
Fundament. Wenn das nicht stimmt, wird das Bauwerk nicht stabil und zerfalt
mit die Zeit sogar. „Ist dies Vorhaben oder dies Werk von Menschen, so wird’s
untergehen; ist es aber von Gott, so könnt ihr sie nicht vernichten“ (Apg. 5,3834
39). Die Wahrheit dieser Worte hat die Geschichte bewiesen. Viele Winde
stürmten im Lauf der Kirchengeschichte gegen die Gemeinden. Und doch sind
sie nicht zerstört worden. Denn sie wurden auf den Felsen gegründet! Genau so,
wie die römischen Straßen. Denn einige von ihnen existieren sogar noch heute,
weil sie auf den Felsen gebaut worden. Die berühmte Via Appia hat ohne
Reparatur ca. 900 Jahren gedient. Wer kann sagen, welche moderne Art von
Straßen können wir heute 100 Jahre ohne sie zu flicken verwenden? Entweder
20, oder sogar 10 Jahren? Um dies zu verstehen, benötigen wir ein gutes
Verständnis über die Technik: wie eine römische Straße für die „Ewigkeit“
gebaut wurde?
Eine römische Straße hatte einen bis zu ein Meter starken Straßenkörper.
Dieser bestand aus mehreren Schichten. Als Untenbau diente gestampfter Lehm.
Darüber kam das statumen, eine Schicht aus flachen, größeren Natursteinen (aus
Kalkstein mit Mörtel) zur Verfestigung. Die nächste Schicht (ruderatio) bestand
aus kleinerer Steine, die mit Zement stabilisiert wurde. Als nächstes folgte der
nucleus aus nussgroßen Kieseln und grobem Sand. Sie war etwa 30 cm dick.
Den Abschluss bildete der Fahrbelag, die summa crusta. Sie bestand aus ca. 60 x
60 cm großen und 25 cm dicken glätteren Steinplatten (Lava oder Basalt), die
säuberlich zu einem Straßenpflaster zusammengefügt wurden und etwas geneigt
waren, damit das Oberflächenwasser schnell in die seitlichen Regenrinnen
abfließen konnte. An Hängen herunterlaufendes Wasser wurde mittels Kanälen
unter den Straßen durchgeleitet, um unkontrolliertes Unterspülen der Straßen zu
verhindern.
Auf der gut ausgebauten römischen Straßen wurden viele Rekorde aufgestellt
und wieder gebrochen. So brachte es römischer Feldherr Marcus Porcius Cato
im Jahre 191 v. Chr. auf der Strecke Rom – Brindisi zu einer Tagesleistung von
82 Meile (121 km). Der Staatsmann Julius Cäsar übertraf ihn bei Ausbruch des
Gallischen Krieges (58 – 51 v. Chr.) mit 101 Meile (150 km). Als Kaiser
Tiberius die Nachricht eintraf, das sein Bruder Drusus in Germanien mit einem
Schenkelbruch im Sterben lag, sofort eilte Tiberius zum Bruder und legte dabei
in einer lange Geschwindigkeit die Strecke von fast 200 Meilen (296 km) in 24
Stunden zurück; er traf noch vor dessen Tod ein. Bis ins letzte Jahrhundert
hinein sollte dieses Niveau nicht wider erreicht werden. Nur 14. Tage hätte ein
kaiserlicher Bote gebraucht, um eine Nachricht von einem Ende des Imperiums
ans andere zu bringen. Vorausgesetzt, er tritt Tag und Nacht und wechselte alle
paar Stunden sein Pferd. Das war eine für damalige Zeit beinahe
Geschwindigkeit. Es werden dreizehn Jahrhunderte dauern, bis Menschen
wieder so schnell reisen konnten.
20 v. Chr. legte Kaiser Augustus die Grundlagen für so genante „cursus
publicus“ — staatlich organisierten Post- und Kurierdienst. So wurden die
römische Fernstraßen auch von den kaiserlichen Kurieren, die Botschaften und
Briefen transportierten genutzt. Das war ein Netz von den Postverkehr, welches
das ganze Römische Reich umspannte. Die kaiserliche Post (unterstand direkt
dem Kaiser) schaffte bei eiligen Kurieren sogar mehr als 135 Meile (200 km)
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pro Tag. Beispielweise, von Mainz nach Köln brauchte man 1 Tag, von Mainz
nach Rom nur 10 Tage. Postsendungen wurden, soweit möglich, mit dem Schiff
befördert. An Land bediente man sich des Pferdes. Der Bote hatte an
Wechselstationen die Möglichkeit, erschöpfte Pferde gegen ausgeruhte zu
tauschen. Solche Stationen waren in Abstand von 7 bis 14 km eingerichtet.
DIE ERSTE CHRISTENGEMEINDE HATTE GUTE MÖGLICHKEIT
DEN RÖMISCHEN POSTVERKEHR AUSZUNUTZEN, UM IHRE
BOTSCHAFT WEITER ZU VERBREITEN. Kaiserliche Post war ein Geschenk
Gottes aus Augustus sein Hand, weil „die Zeit erfüllt war“ (Gal. 4,4). Dreizehn
Briefe des Neuen Testament berufen sich auf Paulus als Verfasser. Und alle von
diesen Briefen waren irgendwann sicher unterwegs auf römischen Straßen, weil
Militär und Straßenpolizei überwachen das ganzes Straßennetz. Mit seinem
Brief an die Römer vollendet Paulus seine Briefe an die ersten christlichen
Gemeinden, die zum Bestandteil des neutestnamentlichen Kanons werden.
Allerdings für Christen hat es nicht lange gedauert solche Gelegenheit die Post
zu benutzen. Mit der Zerfall des Weströmischen Reiches verschwand auch der
cursus publicus. Im Oströmischen Reich hielt es sich bis etwa 520 n. Chr.
An den Straßen informierte sich Reisende und Kuriere an Meilensteinen, wie
weit es noch bis zu nächsten Station, Siedlung oder Stadt war. Fünf
Hauptstraßen führen von Rom in alle Welt. Von der Stadt Rom ausgehend
markierten die Meilensteine in Italien den Abstand von der Hauptstadt. Der
Meilenstein steht, wie der Name schon sagt, nach jeder römischen Meile (1,4815
km) am Straßenrand. Das waren in der Regel 1,5 - 4 m hohe Steinsäulen, auf
denen neben der Entfernung zur nächsten Stadt auch der Name des Erbauers und
des Förderers der Straße stand. Der bekannteste Meilenstein ist der 20 v. Chr.
aufgestellte „Goldene Meilenstein“ (milliarum aureum) des Augustus, der sich
auf dem Forum Romanum beim Saturntempel befand und von dessen Trommel
heute noch Leider kaum etwas zu sehen ist. Auf ihm standen auf vergoldeten
Bronzetafeln die Namen aller Hauptstädte der Provinzen des Römischen
Reiches mit ihrer jeweiligen Entfernung von Rom zu lesen. Goldene Meilenstein
war der symbolische Ausgangspunkt aller Verkehrsverbindungen, den konkreten
Mittelpunkt des Reiches, von dem aus alle römischen Straßen gemessen wurden.
Von hier kommt auch das Sprichwort: „Alle Straßen führen nach Rom“.
Wörtlich genommen hat diese Redensart auch einiges für sich, denn alle großen
Straßen scheinen sternförmig auf Rom zuzulaufen.
Das Römische Reich hatte nicht nur ein gut ausgebautes Straßennetz,
sondern auch ein etabliertes Seeverkehr. Die Schifffahrt spielte im antiken Rom
eine große Rolle. Aus dem Hafen von Rom war es möglich nur in cirka vier
Tagen die Küste von Spanien zu erreichen, und nur zwei Tagen hat eine fahrt
zwischen Italien und Nordafrika gedauert. Zwischen Alexandria und Kleinasien
gab es eine tägliche Schiffsverbindung! Diese perfekte Gelegenheit genießen
auch die ersten Christen. Sie reisen auf römischen Schiffen im gesamtem
Mittelmeerraum um das Licht des Evangeliums unter den Völkern zu verbreiten.
Auf diese Weise unternimmt Apostel Paulus drei Reisen zur Heidenmission, bei
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denen er oft den Seeweg benutzt. All dies dank einer stabilen Regierung aus
Rom, welche für Ordnung an Land und auf See gesorgt hatte. Zum Schutz der
Seewege vor Piraterie hat Kaiser Augustus zwei ständige Geschwader von
Kriegsschiffen erstellt. Einer von ihnen im Hafenstadt Antium in der Nähe von
Rom, die andere — in Ravenna, unmittelbar an der Adria. Darüber hinaus gab es
eine Flottille von Küsten Gallien und andere am Schwarzen Meer. Auf diesem
grund waren Raub und Piraterie im großen Stil völlig verschwunden, obwohl
einzelne Fälle von beiden bekannt waren (2.Kor. 11,26).
Hier müssen wir abschweifen und einen Blick zu unserem 21. Jahrhundert
hineinwerfen. Wie das Internationale Schifffahrtsbüro (JMB) mit Sitz in
Malaysia mitteilte, wurden 2010 weltweit 445 Piratenangriffe registriert, 10%
mehr als im Vorjahr! 53 Schiffe wurden entführt und 1.181
Besatzungsmitglieder als Geisel genommen! 2006 waren es noch 188 gewesen,
2009 dann insgesamt bereits 1.050. Acht Seeleute wurden im 2009 getötet. Ende
Dezember 2010 waren noch immer 28 Schiffe und 638 Seeleute in der Gewalt
der Piraten!
OHNE ZU WISSEN, HABEN DIE RÖMER MIT TAUSENDE VON
LAND- UND MEERVERBINDUNGSWEGE DIE TORE IN DER NEUER,
IHNEN NOCH UNBEKANNTTER WELT — HEIDENWELT, FÜR DIE
APOSTELN BREIT GEÖFFNET. In anderen, unruhigeren Zeiten wäre kaum
ein Missionar des Christentums weit gekommen, – nun aber können sie
gefahrlos Hunderte Kilometer reisen. Und für jemanden, der auch noch eines der
unzähligen Schiffe nimmt, die über das Mittelmeer und einen Teil der Nordsee
kreuzen, ist das gesamte Imperium Romanum innerhalb weniger Wochen zu
durchmessen. Es sind ideale Bedingungen für eine Religion, die von ihren
Anhängern Armut und Gewaltverzicht fordert. Überall werden die Prediger der
neue Religion des Friedens unterwegs zahlreiche Herberger und Gasthäuser
finden. Vorsei waren die Zeiten in denen man befürchten musste auf den
Straßen von Banden oder auf den Meeren von Piraten überfallen, ausgeraubt
oder ermordet zu werden. Schöpfer der Welt hat sich vorzeitig um das alles
gekümmert: Rom hat den unterworfenen Völkern einen Frieden aufgezwungen,
so andauernd, wie es viele nie zuvor in ihrer Geschichte erlebt haben!
Römische Götter. Apostel Paulus ist in Athen eingetroffen und wartet auf
seine Mitarbeiter Silas und Timotheus. Er schaut sich die Stadt bei einem
Stadtrundgang an und hat sich gewundert: Ein Götzenbild am anderen. Die
ganze Stadt der Philosophen und Denker ist voll davon (der Geschichtsschreiber
und Historiker, Plinius der Ältere, erzählt von 3.000 Göttern in Athen)! Bei
einem Gespräch mit den Menschen auf dem Marktplatz, unter ihnen waren
einige von Epikureer und Stoiker, Paulus sagt zu ihnen: „Ihr Männer von Athen,
ich sehe, dass ihr die Götter in allen Stücken sehr verehrt. Ich bin
umhergegangen und habe eure Heiligtümer angesehen und fand einen Altar, auf
dem stand geschrieben: «Dem unbekannten Gott»! Nun verkündige ich euch was
ihr unwissend verehrt“ (Apg. 17,22-23). So wie die Leute von Athen, legten
auch die Römer in der Religion eine hohe Flexibilität an den Tag, und
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integrierten nicht selten fremde Götte in ihre Glaubenswelt. Viele Götter, an der
die Römer glaubten, waren ursprünglich in Griechenland bekannt, aber sie
gaben ihnen römische Namen.
Warum erwähnt das Evangelium nicht der Namen „Griechenland“, obwohl
das Land beherrschte einmal den Gesamten Vorderen Orient und Paulus
besuchte das Griechenvolk mehrmals? Zu diese Bezeichnung findet man ein
anderes Wort — „Achaea“ (Apg. 18, 12. 27; Röm. 15,26; 1.Kor. 16,15; 2.Kor.
9,2; 11,10; 1.Thess. 1,7-8). Warum? Was hat Griechenland mit Achaea zutun?
Im Jahr 146 v. Chr. wird Griechenland von römischen Truppen erobert, dies
führte zur Umwandlung Griechenlands in eine römische Provinz „Macedonia“,
27 v. Chr. als „Achaea“ (griech. Achaia). Und in diese Frage zeigt Evangelium
seine Stärke. In 395 n. Chr., während der Teilung des römisches Reiches, geht
die griechische Sektion des Landes in das Reich von Byzanz.
Kaiser Augustus legt den Grundstein für ein Reich, das Hunderte
verschiedenen Völker unter dem Dach eines Kulturkreises zusammenfasste. Das
römische Imperium mit seinen so vielen verschiedenen Völker, Traditionen und
Religionen war ein multikulturelles Reich mit einer Leitkultur — der römischen.
Aber religiösen Fanatismus für die Römer war ein fremdes Wort. Jeder konnte
sich den Stoikern oder Epikureern, dem Kult des Mithras oder der Isis
anschlossen. Auf dieser Grundlage gab es in Rom verschiedene Tempel,
gewidmet für ägyptischen, afrikanischen, asiatischen und anderen Gottheiten.
Auf den Straßen von Rom gab es schwarz gekleidete kappadokische und ganz in
Weis mit kahlgeschorenen Köpfen ägyptische Priestern, Priester des
Mithraskult, außerdem ganze reihe von verschiedenen Heilern und Zauberern.
Rom, die Hauptstadt der Welt, war überfühlt mit Wanderpredigern von denen
jede versuchte die Menschen in ihren Glauben zu locken. Als die erste Christen
versuchen auf den Straßen von Rom seine neue Lehre zu predigen, niemand
widersprach ihnen. FÜR DIE AUSBREITUNG DES CHRISTENTUMS IN
GROßE MENGE HAT AUCH DIE RÖMISCHE TOLERANZ
BEIGETRAGEN. Nur durch die Einigung vieler Völker im Römischen Reich
war die Verbreitung des Christentums, wie sie sich zur Kirchengründung
darstellte, möglich.
So wie in Athen, in Rom waren große Menge verschiedenen Götter, für alle
Gelegenheiten. Die wichtigste von ihnen: Jupiter — Herr des Himmels
Bewahrer des römischen Staates und der mächtigste römische Gott, er hat die
Römer zu den Herrscher der Welt gemacht und so lange die Römer Jupiter
huldigen, so besagt eine Legende, wird Rom bestehen; Juno — die bedeutendste
römische Göttin, Gemahlin des Jupiter, Beschützerin der Ehe und Geburt. Von
den Frauen auch als Geburtsgöttin angerufen; Minerva — die Weise, Göttin der
Künste und des Handwerks. Sie schützt zusammen mit Jupiter und Juno die
Stadt Rom und den römischen Staat; Mars — Gott des Krieges, Vater der
Zwillinge Romulus und Remus; Merkur — Gott des Handels und des
Handwerks; Bacchus — Gott des Weines und der Fruchtbarkeit; Neptun —
Gott der Gewässer; Apollo — Gott des Lichtes und der Dichtung und Führer der
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Musen; Vulcanus — Gott des Feuers; Vesta — Göttin des häuslichen Herdes
und des Herdfeuers; Diana — Göttin der Jagd; Venus — Göttin der Liebe.
Andere viele kleine und große Götter: Neptun, Aesculapius, Isis, Janus,
Dionysos, Mithras, Hades, Moloch, Silvanus, Victoria und viele andere.
Die Römer ehrte die Götter oder auch nur einer bestimmten Lieblingsgott.
Dafür hatten diese für Gesundheit, eine gute Ernte oder erfolgreiche Jagt zu
sorgen. Man musste ihnen eben opfern, Tempel bauen, Statuen errichten. Jedes
der sieben Hügel Roms hatte seine eigene Gottheit und für alle von ihnen muss
geopfert werden. Im Laufe der Zeit hat das Pantheon der Gottheiten deutlich
sich verändert. Außerdem, Moral und Rituale von einigen der Götter waren oft
radikal gegen die guten Sitten und Riten anderer Götter, aber die Römer sind
doch nicht peinlich. Die Römer, die in der Ära der Gründung des Christentums
lebte, haben wenig Interesse an den Göttern ihrer Väter gezeigt. Mehrmals im
Jahr besuchen sie den Tempel, aber so einfach durch Sitte. Römischen Religion
vorschreibt seinen Bürger nach dem äußeren Riten, statt der ihnen
versprochenen „Götterfrieden“. Und als die Menschen immer etwas von den
Götter wollte, dann werden sie verehrt vor allem von den Göttern, die
verantwortlich für die Einhaltung dieser Anträge wurden: do ut des — ich gebe
dir, damit du mir zurückgibst. Die Römer hielten die Rituale ein, feierten die
Feste ihrer Götter, opferten, genossen die Ruhe in der heiligen Heinen, doch mit
den Herzen sind sie nicht dabei, ihr Ritus ist Ritual geworden. Sie glauben nicht
mehr. Die alten Götter hatten offensichtlich ausgedient. Antworten auf
philosophische Fragen nach dem Sinn des Lebens gibt der Staatkult nicht mehr.
Welche Hoffnung können römische Götter auf ein Weiterleben nach dem Tod
geben? Der Glaube der heidnischen Römer versprach kein Paradies nach dem
Tod, sonder den Gang der Seele in die dunkle Unterwelt.
Öffentliche Götterverehrung von Römer waren durch Opfer begleitet. Zu
diesem Zweck, nach sorgfältiger Prüfung, benötigen sie ausgewählte Tiere
„ohne Fehler und Flecken“. Diese werden mit Blumenkränzen geschmückt.
Hörner der Stiere und der Hammel wurden mit Goldfolie umgewickelt. Auf
diese Weise dekoriertes Tier führten die Priestern mit großer Vorsicht zu dem
Altar. Ein schlechtes Vorzeichen dabei wehre, wenn das Tier Widerstand leistet.
Vor dem Altar wurde das geopfertes Tier mit dem Salz gesegnet und das Blut in
eine Opferschale gesammelt. Wenn das Opfer einen Zweck hatte den Willen der
Götter zu erfahren, dann das Innere des Tieres von den Haruspices untersucht
wurde. Die Haruspices waren Spezialisten der Weissagung und interpretierten
die Eingeweide der geschlachteten Opfertiere um die Zukunft vorherzusagen.
In die alte Zeit war man sich sicher, die Zukunft kann niemand voraussagen.
Weil man erkannt hatte, dass Tiere gewisse Fähigkeiten haben, über die wir
Menschen nicht verfügen, gab es im Rom ein Kollegium: sogenannte
auguraculum, eine vom Senat auf Lebenszeit bestimmte Priesterschaft den
Auguren. In fast allen privaten, öffentlichen und militärischen Entscheidungen
wurden Auguren zu Rate gezogen. Sie beobachten die Zeichen am Himmel, des
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Fluges von Vögeln, ihr Geschrei, das Fressen der heiligen Hühner um die
Zukunft vorherzusagen.
Um auf militärischen Expeditionen die Vorhersagefähigkeit zu bewahren,
wurden oftmals Vögel in Käfigen mitgeführt. Die römische Feldherren starten
keine Schlacht ohne Körnerpicken von heiligen Vogel durchzuführen. Wenn
Vögel einen großen Appetit haben gezeigt, zogen die Truppen nach vorn,
ansonsten musste sich zurückziehen. Es wird erzählt, dass Publius Claudius
(hatte Kommando über die römische Flotte im Erstem Punischen Krieg
zwischen Rom und Karthago von 264 – 241 v. Chr.) hat befehlen alle heilige
Hühner ins Meer zu werfen, weil ihnen angebotene Körner sie haben verweigert
zu picken. „Wenn sie nicht essen wollen, — rief er zornig, — dann sollten sie
wenigstens trinken!“ — und natürlich am nächsten Tag von Feinden besiegt
wurde.
Jedes Opferzeremonie forderte von dem Opfergaben der Reinheit des
Denkens und des Körpers, ihre Kleider mussten auch weiß gewesen sein. Für die
Himmelsgöttern bracht man weiße Tiere und für Hades — Gott der Unterwelt
und des Totenreiches wurden nur schwarze geopfert. Jedes Opfer wurde von
einem Gebet begleitet: wenn für den griechischen Ritus gebetet wurde, dann
linkt den Kopf unbedeckt; bei dem römischen Ritus muss der Kopf mit der Toga
bedenkt werden. Die Leute betete immer stehend, mit dem Blick nach Osten.
Wenn das Gebet an die Götter des Himmels bestimmt war, dann erhob man die
Hände zum Himmel; für unterirdischen Göttern muss den Boden mit beiden
Händen berührt werden. Viele Römer waren mit ihren Göttern enttäuscht und
immer öfter wenden sie die Augen zu einer neuen, aus Judäa kommende
Religion, — zum Christentum. Einer der vielen war römische Hauptmann von
Kapernaum (Lk. 7,1-10) und Cäsarea (Apg. 10,1-2). Soldaten, Händler, Boten
und Sklaven verbreiteten christliche Glauben im Vielvölker-Imperium.
C h r i s t e n v e r f o l g u n r- v e r b r e i t u n g
Christenverfolgung „in Jerusalem und in ganz Judäa und Samarien“. Eine
alte Weisheit spricht: „Die Sünde hat viele Waffen, aber eine Lüge ist wie ein
Griff, der passt in jede von ihnen“. Lüge ist eine Sünde der Zunge, eine der
häufigsten Schwächen der Menschheit. „So ist auch die Zunge ein kleines Glied
und richtet große Dinge an. Siehe, ein kleines Feuer, welch ein Wald zündet’s
an! Auch die Zunge ist ein Feuer, eine Weit voll Ungerechtigkeit... voll tödlichen
Giftes“ (Jak. 3,5-8) – sagt die Bibel. Unwahrheit, oder die Lüge, ist die erste
Sünde seit dem Erscheinen des Menschen auf Erde (1.Mose 3,1-5). Diese
Ergebnis der Erbsünde betrifft die Menschheit bis zu heutigen Tag. Dies ist wie
ein Gifttropfen, welches in eines sauberen Wasserquelle infiltriert wurde, damit
alle nachfolgenden Generationen vergiftet sollten. Es gibt kein Land in der
heutigen Welt, dessen Bürgen nicht gelogen haben. Schon in der Antike der
Prophet war gezwungen zuzugeben: „denn wir haben Lüge zu unsrer Zuflucht
und Trug zu unserm Schutz gemacht“ (Jes. 28,15).
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Zur Rechtfertigung der Verfolgung von Christen könnten die Menschen nicht
etwas Neues auszudenken, als die Alte „Waffe“ wieder zu benutzen — die Lüge
und falsche Zeugenaussagen. Die Hohenpriester und der ganze Hohe Rat
suchten falsche Zeugenaussagen gegen Jesus, damit sie ihn töten könnten.
Obwohl viele falsche Zeugen herzutraten, fanden sie doch nichts. Zuletzt traten
zwei herzu und entscheiden die ganze Sache: Jesus wurde schuldicht gesprochen
und zu Tode verurteilt worden (Mt. 26,59-66).
Zum Thema Christenverfolgung fällt den meisten nur der römische Kaiser
Nero ein. Aber es ist nicht ganz richtig. Die erste Verfolgung der Christen fand
bereits unmittelbar nach der Kreuzung Jesu in der Provinz Syrien, in Judäa,
statt. Und die erste Verfolger waren... Juden, unter ihnen auch für uns schon sehr
bekannter Mann mit dem Namen... Paulus von hellenistischen Stadt Tarsus.
Schicksalsironie: von gewalttätigen Verfolger mit dem Namens Saulus, zu dem
fanatischen Anhänger der neuen Lehre mit dem Namen Paulus. „Saulus“
nannten ihn die Leute mit aramäischer Sprache in Palästina; „Paulus“ aber
nannten ihn die Leute in der übrigen Welt, wo man Griechisch oder Lateinisch
sprach. Aber er wusste noch nicht, dass er dazu bestimmt war, das Christenturm
unter den Heiden verbreitet zu haben.
In der Apostelgeschichte ist beschrieben wie nach der Kreuzigung Jesu
werden Christen verfolgt, gefoltert und ermordet, weil sie ihren Glauben
öffentlich bezeugen. Das griechisches Wort „martyr“ bedeutet „bezeugen“ und
bildet den Wortstamm „Martyrium“. Am ersten wurden für ihren glauben
Petrus und Johannes verhaftet und ins Gefängnis geworfen (4,1-23; 5,18). Schon
damals wurden Christen ihrer Freiheit beraubt, wenn sie fest zu ihrem Herrn
standen, die Juden nennten sie „Nazarener“. Später, als die Gemeinde wuchs
und zahlreich wurde, wird es noch schlimmer. Evangelium berichtet, wie ein
Jünger namens Stephanus dann zum erste Märtyrer wird. Und in diesem fall
stellten Schriftgelehrte falsche Zeugen auf. Die Zeugen legten ihre Kleider zu
den Füßen eines Jünglings ab, der Saulus hieß, und steinigten Stephanus. Saulus
hatte Wohlgefallen an seinem Tode (Apg. 6,8-15; 7,1-60), weil er sieht eine
Gefahr für die Religion seiner Väter voraus. Es geschah in Jerusalem zwischen
36 und 38 Jahren n. Chr. Also, der erste Christ der wegen seines Glaubens den
Tod gefunden hatte, ist einer von sieben Diakonen — Stephanus. Stephanus
eröffnete den Torreigen Märtyrer, die einen enormen Einfluss auf die westliche
Zivilisation hatte. Die Märtyrer akzeptierten keine Kompromisse, sie teilten
alles nur in Weiß oder Schwarz. Angemessenheit ihrer Wahl bestätigen sie mit
ihrem Tod.
Nach der Steinigung des Stephanus durch die Juden und die einsetzende
Christenverfolgung siedeln sich Christen auch außerhalb Jerusalem an. Verfolgt
wurden nur Christengemeinden in Judäa vom jüdischen Hohen Rat den
Pharisäern und den Sadduzäern, ihr Vorwurf war ebenso wie bei Jesus Christus
selbst — Gotteslästerung. Im Diasporajudentum wurden Christen nicht
unterdrückt. WEGEN DIESER VERFOLGUNG DER GEMEINDE ZU
JERUSALEM ZERSTREUTEN SICH DIE CHRISTEN NACH JUDÄA,
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SAMARIA, GALILÄA UND IN DIE STÄDTE DER PALÄSTINENSISCHEN
KÜSTENEBENE, JA BIS NACH ANTIOCHIEN IN SYRIEN UND NACH
ZYPERN. Auf diese Weise, als Paulus zum Apostel berufen wird, gibt es schon
zahlreiche Gemeinden.
Zu diese Zeit wütete Saulus mit Drohen und Morden gegen die Jünger des
Herrn und ging zum Hohenpriester und bat um Briefe und Vollmacht für die
Synagogen in Damaskus, um alle Jünger und Jüngerinnen des Herrn, die er dort
fände, gebunden ins Gefängnis nach Jerusalem zu schleppen. Als er auf dem
Wege und nahe an Damaskus herangekommen war, umleuchtete ihn plötzlich
ein Licht vom Himmel. Er stürzte zu Boden und hörte eine Stimme, die zu ihm
sprach: „Saul, Saul, was verfolgst du mich?“ Er aber fragte: „Herr, wer bist
du?“ Der Herr sprach: „Ich bin Jesus, den du verfolgst“ (Apg. 9,1-5; 1.Kor.
15,9). Saul erlebte jedoch die Bekehrung und war fortan als Paulus
entschlossenster Verfechter des neuen Glaubens. Später wird Paulus selbst
berichten wie er die Christen nach dem Tod von Stephanus verfolgte um sie ins
Gefängnis zu werfen (Apg. 8,3; 1.Kor. 15,9).
Im Neuen Testament wurde jüdische König Herodes Agrippa I. als „König
Herodes“ genant (Apg. 12,1). Er war am römischen Hof erzogen, und zwar
zusammen mit zukünftigem König Caius Caligula. Auch unter ihm bleib der
Schatten Roms nur deutlich über dem Land. Im Jahre 44 n. Chr. ließ Agrippa I.
Jakobus, den Bruder des Johannes und Sohn des Zebedäüs, enthaupten und
nahm Petrus gefangen, um auch ihn nach Passahfest hinzurichten. Er wollte sich
damit wohl beim Hohen Rat beliebt machen (Apg. 12,2-4). Unmittelbar darauf
ließ er sich bei einem Fest zu Ehren des römischen Kaisers Claudius als Gott
verehren. Er erlaubte sich die Herrlichkeit Gottes anzunehmen und wenige Tage
später wurde mit dem Tode bestraft (Apg. 12,21-23).
Es gibt keine andere größere Sünde als die Herrlichkeit Gottes zu stehlen und
usurpieren was zu Gott gehört, denn Gott ist ein eifersüchtiger Gott. „Ich, der
HERR, das ist mein Name, ich will meine Ehre keinem andern geben noch
meinen Ruhm den Götzen“ (Jes. 42,8). Und das haben frühere Christen sehr gut
verstanden, daher bahnte sich der Konflikt mit dem Kaiserkult an. Christen
lehnten die Vergötterung von Menschen ab und das konnte als Hochverrat
bestraft werden. Trotz der schweren Verfolgungen breitete sich das Christentum
unaufhaltsam aus.
Solchergestalt führte von Christenverfolgung zu Christenverbreitung! Glück
im Unglück! Es erhebt sich darum die Frage: — „Was wehre passieren ohne
Verfolgung, wenn die Missionstätigkeit der Apostel sich nur auf Juden in
Jerusalem beschränkt hätte?“ Das Christentum wäre nur eine der vielen jüdische
Sekten geblieben, ohne weitere Zukunft. Ohne Strafverfolgung wäre auch nicht
der Apostel Paulus gewesen sein, einer am besten ausgebildeten Mann damalige
Zeit.
Als Gefangener erschein Paulus vor dem römische Staathalter in Judäa,
Idumäa und Samaria Antonius Felix (52 – 59 n. Chr.) und seiner Frau Drusilla
(Tochter von Herodes Agrippa I., sowie Schwester von Agrippa II.). Als Paulus
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bei dieser Gelegenheit von Gerechtigkeit, Enthaltsamkeit und dem kommenden
Gericht sprach, wurde Felix mit Furcht erfüllt und sagte ihm, dass er ihn zu
gelegener Zeit wieder holen lassen würde (Apg. 24,24-26). Zwei Jahre später
muss Felix nach Rom zurückkehren. Kaiser Nero war unzufrieden mit der Art
und Weise, wie Felix mit den Konflikten zwischen Juden umgegangen war.
Nach zwei Jahren Haft kommt der Prozess gegen Paulus wieder in Gang, und
zwar durch den neuen Staatshalter Porzius Festus. Auch vor Festus, jüdische
König Agrippa II. und dessen Frau Berenike nahm Paulus seinen Auftrag wahr
und nutzte die gegebene Möglichkeit, das Evangelium überzeugend zu
verkündigen. Wir haben ein Dialog mit dem römischen Staatshalter Festus (Apg.
26,24-26). Festus versuchte die angenommene Verrücktheit des Paulus durch
seine große Gelehrsamkeit zu erklären. Paulus versicherte dem Staatshalter, dass
er nicht wahnsinnig sei. Dabei beruft er sich auf König Agrippa II. als Zeugen,
dies natürlich weil Agrippa ein Jude war: „Glaubst du, König Agrippa, den
Propheten? Ich weis, das du glaubst. Agrippa aber sprach zu Paulus: Es fehlt
nicht viel, so wirst du mich noch überreden und einen Christen aus mir machen
(Apg.25,27-28). So durch das Leiden und Gefangenschaft hat sich die gute
Nachricht auch die obere Klassen der römischen Gesellschaft erreicht worden.
Die erstaunlich schnelle Ausbreitung des Evangeliums wäre nicht möglich
gewesen ohne Paulus, die einflussreiche Persönlichkeit der apostolischen Zeit,
und seiner Missionstätigkeit. Grundlage für solche rasche Verbreitung und
Wachstum der Gemeinden bildete der Glaube an die Auferweckung Jesu und in
diesem Glauben lag bereits der Kern zur späteren völligen sieg des Christentums
über das Heidentum. So ist das Evangelium von Jesus Christus von Jerusalem
über Judäa und Samaria, über das Römische Reich bis zur Welthauptstadt Rom
gebracht wurde.
Christenverfolgung „bis an Ende der Erde“. Zur offener Verfolgung im
ganzen Römischen Reich kam es, als die Kaiser verlangten, von ihren
Untertaten als Götter verehrt zu werden. Man stellte Standbilder oder Statuen
auf, entzündete von ihnen ein Feuer und verlangte, dass jeder Bürger zum
Zeihen der Verehrung des Kaisers Weihrauchkörner in die Flamme streuen
solle. So opferte man bis dahin nur den heidnischen Göttern. Die Christen
lehnten es ab, ein solches „Götzenopfer“ darzubringen. Auf diesem grund
versuchten die Römische Kaiser mehrfach das ausbreitende Christentum,
welcher sich mehr und mehr zur eigenständigen Kraft wurde, durch
Verfolgungen zu dämpfen.
Die staatlichen Christenverfolgungen begannen andeutungsweise bereits 49
n. Chr. unter Kaiser Claudius (41 – 54), also ca. 20 Jahre nach der Kreuzigung
Christi. Zur diese Zeit hat noch die Regierung keinen deutlichen Unterschied
zwischen Juden und Christen gesehen und beide gleichermaßen verfolgt. Sueton
(70 – ca. 130-140 n. Chr.), römischer Schriftsteller, berichtet dass Claudius wies
die Juden aus Rom aus, weil sie durch einen gewissen „Chrestus“ zur Unruhe
angestiftet worden seien. Er verfügte das Verbot der Ausübung des jüdischen
und christlichen Kultus. In Korinth trifft Paulus Aquila und Priscilla, die wegen
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des Claudius-Edikts erst kürzlich aus Rom vertrieben worden waren (Apg. 18,12). Aus Anlass eines Tumults in Alexandria drohte Claudius den dortigen Juden
und so indirekt auch den Christen: „Wenn sie meinen Anordnungen nicht folgen,
werde ich sie mit allen Mitteln verfolgen als Leute, die eine Seuche
einschleppen, die sich über die ganze Welt verbreitet“. Im Jahre 48 ließ
Claudius seine dritte Frau Valeria Messalina hinrichten, die gegen ihn intrigiert
hatte.
Im folgenden Jahr heiratete er seine Nichte Agrippina, unter deren Einfluss er
seinen einzigen Sohn aus der Ehe mit Messalina, Britannicus, bei der
Nachfolgeregelung überging und stattdessen Agrippas einzige Sohn aus der
erste Ehe mit Konsul Gnaeus Domotius Ahenobarbus, den späteren Kaiser Nero,
adoptierte. Kaiser Claudius verlobte seine 8-jährige Tochter Octavia (aus
vorherigen Ehe mit Messalina) mit dem 12-jährigen Nero, seinem Stiefsohn. Im
Jahr 53 heiratete Nero seine junge Braut. Unterdessen beschloss Agrippina ihren
Mann Claudius umbringen zu lassen, weil sie den Thron für ihren Sohn Nero
allein zu erobern wünschte. Es wurde erzählt, dass Agrippina fragte einen
Wahrsager über das Schicksal seines Sohnes, und bekam die antwort: — er wird
als König herrschen, aber dafür würde seine Mutter töten. Auf das antwortete
sie: — „Um zu herrschen, lasst mich töten“. Wenig später (am Jahre 54) wurde
Claudius auf Initiative seiner Frau Agrippina mit einem Pilzgericht vergiftet.
Britannicus und seine Schwester Octavia wurden von Agrippina im Palast
gefangen gesetzt und Nero als einziger Nachfolger dem Senat präsentiert. Am
13 Oktober 54. Nero wird zum Kaiser ausgerufen.
Nach seinem Tode wurde Claudius zum Gott erhoben und sein Sohn,
Britannicus, starb bereits im Jahr danach. Dieser soll von seinem Stiefbruder,
Kaiser Nero, vergiftet worden sein, ebenfalls durch ein Essen. Der Mord an
Britannicus war der Beginn einer Blutspur, die sich nun weiter durch die
kaiserliche Umgebung zu einem „Blutfluss“ begann zu ziehen. Kaiser Nero, der
exzentrische, willkürliche Herrscher, ging in die Geschichte nicht wegen seiner
grausamen Taten (ließ seine Mutter Agrippina, Gemahlin Octavia umbringen;
schickte seinem Lehrer und Erzieher ins Haus Todesurteil und der berühmte
Philosoph Seneca öffnete sich die Pulsadern in Anwesenheit seiner Freunde),
sonder als erster staatlichen Christenverfolger und als Brandstifter Rom (dafür
gibt es drei Quellen: Cornelius Tacitus, Cassius Dio und Sueton) ein.
Der Brand brach in der Nacht vom 18. auf den 19. Juli 64. n. Chr. in der
Nachbarschaft des Circus Maximus aus. Durch den heftigen Wind angefacht,
verbreitete er sich sehr schnell nicht nur im ganzen Circus, sonder auf andere
Stadtteile Roms. Dieser Feuersturm wütete sechs Tage und sieben Nächte,
obwohl Rom über eine Truppe von 7.000 Feuerwehrmänner, Pionieren und
Abrissspezialisten verfügte. Am Ende sank mehr als zwei Drittel der Stadt in
Schutt und Asche: 10 von 14 Stadtteilen wurden angegriffen und 3 komplett
vernichtet. Es wurden Gerüchte Laut, dass Nero habe die Stadt absichtlich
anstecken lassen, um ein schöneres und größeres Rom, sowie ein riesigen Palast,
das „Goldene Haus“ (Domus Aurea), aufbauen zu lassen. Nach der
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Umstrukturierung des Roms wollte er ihm auch einer neuen Namen — Neropel
geben. Für die Finanzierung des Wiederaufbaus plünderte Nero die Tempel im
ganzen Reich. Möglicherweise liegt hier eine der Ursachen für die Zuspitzung
der Ausbeutung von Judäa, die im Jahre 66. zum jüdischen Krieg führte, der in
der Zerstörung des Tempels zu Jerusalem gipfelte.
Kaiser Hero brauchte nach dem Brand Roms einen Sündenbock. Er wählte
die Christen auf diese stelle, und machte sie als Brandstifter verantwortlich. Die
Neronische Verfolgung (64 – 67) bleibt noch auf Rom beschränkt. Und in
diesem Fall benutzt der Kaiser, von dem jeder von uns schon gehört hat, eine
praktische und wirksame „Waffe“ — die Lüge. Christen wurden ja nicht in
erster Linie wegen ihrer Religion oder dass sie einen neuen Gott anbeteten
verurteilt, sondern als Brandstifter! Die Art der Todesstrafe richtete sich nach
den damals üblichen Gesetzen: Tod durch Verbrennen, den Hunden zum Fraß
vorwerfen bzw. Kreuzigung für Sklaven und Nicht-Römer. Aber die meisten
wurden verbrannt, da dies die im römischen Recht für Brandstifter vorgesehene
Strafe war. Viele Tausende von Gläubigen starben damals einen fürchterlichen
Tod, weil sie treu zum Herrn Jesus Christus standen.
Von den ausgesuchten Quälereien, denen viele Christen zum Opfern fielen,
hat uns Historiker von Römisches Reich, Cornelius Tacitus (ca. 56 – ca. 117)
berichtet:
„(3) Aber weder durch menschliche Mühe noch durch die Spenden des Kaisers oder die
Besänftigungen der Götter wich das böse Gerede, dass man glaubte, der Brand sei befohlen worden.
(4) Um das Gerede auszulöschen, schob Nero also Schuldige vor und belegte sie mit den
ausgesuchtesten Bestrafungen, welche aufgrund ihrer Schandtaten verhasst waren und die das Volk
"Chrestianer" nannte.
(5) Der Urheber dieses Namens, Chrestus war unter der Herrschaft des Tiberius durch den Prokurator
Pontius Pilatus hingerichtet worden; für den Moment unterdrückt, brach dieser verderbliche
Aberglaube wieder auf, und nicht nur in Judäa, dem Ursprung dieses Übels, sondern auch in der Stadt
Rom selbst, wohin alles Hässliche und Schändliche von überall her zusammenströmt und gefeiert
wird.
(6) Zuerst wurden jene ergriffen, die bestanden, dann aufgrund deren Anzeige eine gewaltige Menge,
die nicht nur des Verbrechens der Brandstiftung sondern des Hasses gegen die Menschheit überführt
wurden.
(7) Und den Sterbenden wurde Spott zugefügt, sodass sie in Felle gehüllt durch das Zerfleischen
durch Hunde umkamen oder an Kreuze geheftet wurden und, sobald der Tag vorüber war, in der
Verwendung von nächtlicher Beleuchtung verbrannt wurden.
(8) Seine Gärten hatte Nero für jenes Schauspiel geöffnet, und er gab ein Zirkusspiel, in dem er im
Aufzug eines Wagenlenkers unter das Volk gemischt oder auf dem Wagen stand.
(9) Und obwohl gegen Schuldige vorgegangen wurden, welche die jüngsten Beispiele verdient hatten,
kam Mitleid auf, als ob sie nicht zum öffentlichen Wohl sondern der Grausamkeit eines einzelnen zum
Opfer fielen“ [Annales 15,44]
Nero erfindet immer neue Varianten von Hinrichtungen. Einer von ihnen war
der Theater. Kaiser liebte die Kunst, das Schauspiel, vor allem die großen
Inszenierungen. Für ihn waren die Lorbeeren des Schauspielers wichtiger, als
Macht. Statt zu regieren, widmete er sich seinen Vergnügen. Damals war das
Theater eines von vielen Mittels zur Zeitvertreib. Am anfangs waren römischen
Theater provisorisch aus Holz und nur für die Aufführungszeit gebaut. Das erste
steinerne Theater im Rom wurde von Gnaeus Pompeius Magnus im Jahre 55 v.
Chr. gebaut. Es war zugleich das größte jemals gebaute römische Theater mit
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einer Bühnenhaus-Länge von 95 Metern und einem Zuschauerraum für 35.000
Personen, davon konnten 25.000 sitzen. Nachdem, fast gleichzeitig, wurden
noch zwei steinernen Theater erbaut: einer von Lucius Cornelius Balbus (13 v.
Chr. eingeweiht) und der anderer, noch von Caesar begonnen, und von Keiser
Augustus (13 oder 11 v. Chr.) vollendet wurde. Der letzte — Marcellus-Theater
— konnte 20.500 Personen fassen und war Augustus Schwiegersohn
(Marcellus) von gewidmet. Besonders beleibt bei Publikum waren
Vorstellungen von menschlichen Handlungen: Tanz, Mienen und
Gebärdenspiel, ohne das die Schauspieler dabei etwas sprachen.
Das römische Theater unterteilt sich in einen halbkreisförmigen
Zuschauerblöcke mit ansteigenden Sitzreihen, zu denen es mehrere Zugänge
gibt, und einen Bühnenkomplex aus zwei Teilen: dem Bühnenhaus und der
Bühne. Im Bühnenhaus befanden sich die Garderobe und sonstige zum
Theaterbetrieb notwendigen Räume. Damit die Bühne bei Witterungseinflüssen
keinen Schaden nahm, war ein Dach, meist drei Stockwerke hoch und häufig
prächtig mit Säulen, Fenstern und Nischen verziert, am Bühnenhaus befestigt.
Die gesamte Bühne wurde auch mit Überdachung gekrönt, was wiederum der
Akustik zugute kam, denn die Stimme der Schauspieler wurde so direkt zum
Zuschauerraum geleitet. So wie in unseren Theater gab es ein großer Vorhang,
der zu Beginn des Stücks niedersinkt, am Ende sich wieder hebt.
Im Raum unter der Bühne waren Hebe- und Versenkungsmaschinen
untergebracht. Neben einer permanenten Bühnendekoration waren auch
mobilbewegende Kunststücke eingebaut. Darüber hinaus gab es verschiedene
Mechanismen für Flüge, Fallen, für die Wiedergabe des Donners und andere.
Mechanische Geräte waren nicht nur auf die Bühne, sonder auch auf
Zuschauerräume ausgestreckt. Die Zuschauer genossen einen besonderen Luxus:
hier waren Rohrleitungen und Pumpen für die Zuschauerbewässerung mit
wohlreichenden
aromatische
Essenzen
und
einen
speziellen
Sonnenschutzmechanismus für
Kopfüberdachung installiert worden. Die
Platzverteilung ging von dem sozialen Status des Theaterbesucher aus. So
beanspruchten die Senatoren und hohe Regierungsmitglieder den vorderen
Bereich für sich. Für den Kaiser und sein Gefolge war ein besonderer Platz auf
dem Podium vorgesehen.
Kaiser Nero während seiner Herrschaft brachte einige Innovationen auf die
Theaterbühne. Als „großer Künstler“ entscheid er, dass in den Vorstellungen die
mit Tod endeten, muss auch der Schauspieler zu Tode gezwungen wurden. Ob
es sich um die Herkulesrolle (griech. Herakles) geht, in denen sein Leib auf dem
Berge Oeta verbrannte und sein Geist empor zum Olimpos schwebte, wo er in
die Versammlung der Götter aufgenommen wurde; oder um töteten Minos (ein
mythischer König von Kreta) indem seine Tochter ihn mit kochendem Wasser
brannte; oder Dädalus, welcher von wilden Tieren gefressen wurde; oder wurde
die Sage von Prometheus nachgespielt, der den Göttern das Feuer stahl und zur
Strafe an einen Felsen gekettet wurde, wo ihm ein Adler jeden Tag ein Stück
seiner Leber ausriss.
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Während der Christenverfolgungen anspruchsvolle Phantasie Nero kannte
keine Grenzen auch auf der Bühne, insbesondere für die Christenfrauen. Diese
Unglücklichen müssen alle tragische Rollen, welche mit dem Tod endeten,
nachspielen. Besonders gefiel es Römern wenn Christen an die Hörner eines
wütenden Stier gebunden worden: das Publikum war entzückt beim Anblick des
Blutflusses, zerreißende Eingeweide, zerfleischten Brüste. Christen wurden
öffentlich verbrannt, gekreuzigt, gesteinigt, ertränkt, den Löwen vorgeworfen
oder auf andere Weise getötet. Wer mehr Glück hatte, war zum Schwert
verurteilt und musste sich im Gladiatorkampf bewähren. Bis zum vierten
Jahrhundert waren Christen immer wieder Opfer von Verfolgungen. Und die
ganze Zeit auf Theaterbühnen und Arenen von Amphitheatern kann man Schreie
hören: „Christianos ad leones“ — „Werft die Christen den Löwen vor“! Römer
machten Christen für jedes Unglück verantwortlich. Der Römer Tertullian im
Jahr 196 n. Chr. fasst die Lage dramatisch zusammen: „Den Christen wird die
Schuld gegeben für jede öffentliche Katastrophe und jegliches Unglück, das die
Menschenbefällt. Wenn der Tiber Hochwasser hat, wenn der Nil nicht genügend
Wasser führt, wenn es Erdbeben oder Hungersnot oder Seuchen gibt, sofort
erschallt der Ruf: „Die Christen vor die Löwen!“
Christenverfolgung unter Nero, die auf Rom beschränkt blieb, war das erste
einer vermuteten Reihe lokaler Pogrome, die der Verfolgung unter Domitian
und den systematischen Verfolgungen im 3. Jahrhundert vorausgingen. Nach
dem Buch „Storia del Cristianesimo“, von dem italienischen Wissenschaftler
Ambrogio Donini, Verfolgung von Christen im römischen Reich werden mit
zehn Kaisern gutgeschrieben: Nero (64 – 67); Domitian (81 – 96); Trajan (98 –
117); Marcus Aurelius (161 – 180); Septimius Severus (193 – 211, Edikt 202);
Maximinus Thrax (235 – 238); Decius (249 – 251, Edikt 250); Valerian (256 –
258, Edikt 257 und 258); Aurelian (270 – 275, Edikt 275) und Diokletian (284 –
305, Edikt 303 und 304).
Die Gladiatorenspiele. Seit dem Beginn des I. Jahrhunderts v. Chr.
verbreiteten sich in Rom blutigen Spektakels – die Gladiatorenspiele, die
ursprünglich mit dem Totenkult verbunden waren. Diese grausamen Taten
haben sich aus alten Traditionen der Menschenopfer entwickelt, als am Grab
eines edlen Leiche wurden Menschen zu den Göttern der Unterwelt geopfert.
Man war überzeugt, die Seele der Toten würden durch menschliches Blut
versöhnt. Die Tradition entstandet in Etrurien (das Land im nördlichen Italien,
heute als Toskana bezeichnet) als Kampf zum Tode verurteilte Verbrecher, die
während Beerdigung statt gefunden hatte. Auch das Datum von einem ersten
Gladiatorkampf zwischen drei Paaren von Kämpfer ist bekannt — 264 v. Chr.
Dieser Kampf war bei Beerdigung eines Mannes namens Brutus Pera von seine
Söhne angeordnet worden. Drei Gladiatorenpaare, vermutlich Sklaven oder
Kriegsgefangene, kämpften auf Leben und Tod gegeneinander. Das sollte nicht
etwa die Trauergemeinde belustigen, sondern als eine Art Menschenopfer den
Toten versöhnen. Viel später, als die Gladiatorenkämpfe ihre Verbindung zu
dem Totenkult verloren waren, wandte sie sich ausschließlich nur auf das
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Schauspiel. Aber ihre Verbindung mit der Beerdigung sind nicht vergessen
gewesen, sie wurden oft als „Bestattungsspiele“ genant. Es ist bekannt dass
Julius Cäsar (100 – 44 v. Chr.), der mit Erstellung der ersten Amphitheater
gutgeschrieben wird, ein „Bestattungsspiel“ bei der Beerdigung seiner Tochter
Julia gab.
Gladiatoren (vom römischen „gladius“, einem Stoßschwert) waren im
antiken Rom Berufskämpfer, die in öffentlichen Schaustellungen auf Leben und
Tod gegeneinander kämpften. Die überaus beliebten Gladiatorenspiele oder,
anders gesagt, blutiges Spektakel fanden in den Amphitheatern statt. Das älteste
Amphitheater in Rom wurde 59 v. Chr. von Gaius Scribonius Curio aus Holz
erbaut. Das erste Steinamphitheater wurde 30 v. Chr. von Kaiser Augustus
eingeweiht. Das Gesamtzahl der Amphitheater im Römischen Imperium mehr
als 320 betragen dürfte. Reste der erhaltenen römische Steinamphitheater findet
man heute in ganz Europa, Naher Osten und in Afrika: Algerien, Albanien,
Bulgarien, Deutschland, England, Frankreich, Israel, Italien, Jordanien,
Kroatien, Libyen, Österreich, Tunesien, Türkei und Ungarn.
Das Amphitheater war eine wichtige Unterhaltungsstätte der antiken Stadt.
Verschiedene Kampfarten: Mensch gegen Mensch, Tier gegen Mensch, Tier
gegen Tier dienten der „Unterhaltung“ der Volksmassen und waren damit eine
Stütze des römischen Systems. Die römischen Kaiser hielten mit dem Motto
„Panem et circenses“ — „Brot und Spiele“ — die Volksmassen bei Laune. Mit
dem Beginn der Christenverfolgung wurden Anhänger des neuen Glaubens
gemeinsam mit Mördern und anderen Schwerverbrechern in brennenden
Gewändern durch die Arena zu Tode gehetzt, kamen in den Mäulern von
Raubtieren zur Belustigung und Erbauung des Pöbels um. Mit Löwen oder
Elefanten in den Provinzen wurde nicht gekämpft. Das machte man nur in
größeren Städten, wie z.B. Rom und Lyon. Solche Tiere für jeder
Amphitheatern zu beschaffen war zu teuer. Viele Christen starben durch die
Schwerter der Gladiatoren. Wie viele von ihnen sind dem Opfer verweigerten
und daraufhin gefoltert und hingerichtet wurden, ist unbekannt. Die Bibel
beschreibt in Offenbarung um das Schicksal eines gewissen Antipas, der in
Kleinasien, in Pergamon, für seinen Glauben an Jesus Christus umgebracht
wurde (2,13). Es ist sehr wahrscheinlich, dass Paulus während einer Unruhen in
Ephesus, unter anderen Verbrecher als Kämpfer gegen wilde Tiere gezwungen
wurde: „Habe ich nur im Blick auf dieses Leben in Ephesus mit wilden Tieren
gekämpft, was hilft´s mir? Wenn die Toten nicht auferstehen, dann „lasst uns
essen und trinken: denn morgen sind wir tot“ (1.Kor. 15,32).
Das römische Imperium nahm die schnellwachsende Bewegung der Christen
immer mehr als Bedrohung war, begann sie zu verfolgen und ihre Anhänger zu
töten. Doch je mehr die Christen verfolgt wurde, desto schneller wuchs die
Bewegung. Immer mehr Römer schlossen sich ihr an. Tertullian hatte Recht
gehabt, als er schrieb, dass „das Blut der Märtyrer ist der Same der Kirche“.
Das heidnische Volk des römischen Reiches verlangte auch die Vernichtung die
Christen, denn mit der Abgötterei ließ sich viel Geld verdienen (Apg. 19,24-29).
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Aus diesem grund wurden die Christen verfolgt und viele wurden im römischen
Kollosseum und anderen Amphitheater des Reiches zu Märtyrern, weil sie nicht
bereit waren, auf ihren Herrn Jesus Christus zu verzichten.
Das Kolosseum, dass größte erhaltene Bauwerk der römischen Antike, war
und ist Wahrzeichen des heutigen Rom. Auf Befehl Kaiser Vespasians (war vom
69 bis 79 n. Chr. römischer Kaiser) entsteht mitten in der Stadt ein gigantisches
Amphitheater — das Kolosseum. Der eigentliche Name des Kolosseums war der
Flavier (Amphitearum Flavium), aber gewöhnlich wurde es das Kolosseum
genannt, sowohl ob seiner Größe als auch wegen Neros Kolossalstatur
(„Koloss“ – 35 m hohe, vergoldete Bronzestatue des römischen Kaisers Nero),
die in der Nähe stand. Das berühmteste Amphitheater besitzt vier Stockwerke
und war ca. 48 Meter hoch. Es bietet Platz für 50.000 (nach anderen
Schätzungen sogar bis zu 85.000) Zuschauer und mit 527 m Umfang (in der
längeren Achse 188 m und in der kürzeren Achse 156 m) war das größte
Bauwerk dieses Art.
Bei Einweihung mit prächtigen Zeremonien, die einhundert Feiertage
dauerte, mussten 3.000 Gladiatoren und 9.000 wilde Tiere ihr Leben gelassen
haben (nach Cassius Dio bericht). Die Arena des Kolosseums war so gebaut,
dass sie geflutet werden konnte und einen See bildete. Auf diese Weise konnten
auch Schiffsschlachten (naumachie) ausgetragen werden. In dem Amphitheater
wurden nicht nur Kämpfe zwischen Männern (munera) vollzogen, sondern es
wurden auch Jagden simuliert, Tierkämpfe (venationes) abgehalten und es gab
sogar unblutige Vorführungen dressierter Tiere. Der Eintritt in das Kolosseum
war, wie bei vielen öffentlichen Gebäuden, für jeden Römer frei.
Das zweitgrößte Amphitheater im Römischen Reich damals war in Capua,
die Hauptstadt Kampaniens. Von hier begann (73 v. Chr.) auch der Aufstand des
Gladiatorensklaven Spartakus, dem sich über 200.000 Sklaven angeschlossen
haben und die beinahe Rom besiegte.
Pompeji war eine ganz normale Kleinstadt mit ca. 8.000 – 10.000
Einwohnern an der Bucht von Neapel die am 24. August 79 n. Chr. Durch einen
Ausbruch des Vulkans Vesuv unter Asche und Lava begraben wurde. Das
Amphitheater von Pompeji bot 20.000 Zuschauern Platz, zwei mai größer als die
Zahl der Einwohner, und war das größte Gebäude der Stadt! Die etwas
unregelmäßige Ellipse des Gebäudes misst in ihrer Länge 135 m und in ihrer
Breite 104 m.
Die Stadt Colonia Augusta Treverorum, das heutige Trier (das „Rom des
Nordes“ in Deutschland), wurde 16 v. Chr. gegründet und allmählich zu einem
Hochzentrum römischer Kultur ausgebaut. Die Reste des Amphitheaters, die der
Besucher heute vorfindet, stammen aus dem letzten Drittel des 2. Jh. n. Chr. Das
Trierer Theater ist die Nummer 5 auf der Liste der größten römischen
Amphitheater hinter Rom, Capua, Metz und Italica (Spanien) und gehörte mit
etwa 18.000 Plätzen zu den größten derartigen Bauwerken seiner Zeit.
Tarraco (heute Tarragona in Katalonien, Spanien) war ein Ferienort für
Römer. Für diese wurde dort zur Unterhaltung eine Arena mit 12.000
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Zuschauerplätze errichtet. Am 21. Januar 259 n. Chr. wurden in diesem
Amphitheater der erste namentlich bekannte weströmischen Bischof Fructuosus
gemeinsam mit seinen Diakonen Augurius und Eulogius zum Feuertod verurteilt
worden und lebendig verbrannt.
Gewöhnlich fanden die Gladiatorenkämpfe erst am Nachmittag statt, nach
Freierabend des Durchschnittsrömers, und dauerte oftmals bis zum früher
Morgen. Jeder Besucher bekommt ein Eintrittstäfelchen mit dem Sitzplatz- und
Reihenummern, hier stand auch die Nummer des Eingangstores. Die Zuschauer
betraten das Amphitheater durch mehrere Eingänge (das Kolosseum hatte 76
Eingänge, deren Nummern zum Teil noch erkennbar sind). Und sie saßen im
Amphitheater auf Steinstufen. Einzelsitze gab es nur für die ranghöchsten
Mitglieder der römischen Gesellschaft. Der Kaiser und sein Gefolge saßen in
einer eigenen Logen.
Trompetenfanfaren kündigten den Einzug der festlich gekleideten
Gladiatoren in die Arena an. Sie stellten sich vor der Kaiserloge auf und
begrüssen den Herrscher mit den Worten: „Ave, Caesar, morituri te salutant“
— „Ave Caesar, die Todgewehten grüßen dich“! Nach der Begrüßung fochten
als Vorprogramm junge, noch nicht erprobte Gladiatoren Scheinkämpfe mit
Holzwaffen. Danach geht es richtig los mit die richtigen Waffen... Der Sand der
Arena färbte sich rot mit Blut. Das Blut wurde mit frischem Sand überstreut,
dass man nichts mehr sah... Das Publikum johlte vor Begeisterung.
Kaiser Trajan (98 – 117 n. Chr.) war beim Volk sehr beliebt, wurde bekannt
als tüchtiger Feldherr und gehört zu den bedeutendsten römischen Kaisern. Und
dieser Mann der nicht geistiggestört wie Caligula, grausam wie Nero war,
veranstaltete zur Feier seines Sieges über Dakien (ein thrakisches Volk, der die
Schwarzmeergebiete besiedelte) ein Spielspektakel von 123 Tagen, bei dem
mehr als zehntausend Gladiatoren kämpften. Zu anderen Zeit auf seinen Befehl
in der Arena kämpften gleichzeitig 350 Gladiatoren. Insgesamt von 106 bis 114
Jahren kämpften rund 23.000 Gladiatoren auf Leben und Tod gegeneinander,
um des Willens des Kaisers zu erfüllen. Neben Kämpfen in Gruppen und
Zweikämpfen war besonders Kampf der Gladiatoren gegen wilde Tiere bei den
Tierhetzen (venationes) beliebt.
Um das Publikum bei Laune zu halten, waren ständig neue Ideen gefragt. Zu
diesem Zweck wurden in dem 1. Jahrhundert n. Chr. Tierkämpfe eingeführt.
Entweder kämpften Menschen gegen Tiere, oder Tiere auf Tiere gehetzt wurden.
Tausende von ihnen (Affen, Bären, Elefanten, Flusspferde, Hirschen,
Leoparden, Stiere, Tiger und andere) wurden in den Veranstaltungen getötet.
Diese Spiele waren sehr teuer, da die Tiere wurden über Tausende von
Kilometern nach Rom aus den entlegensten Provinzen transportiert worden. Es
ist bekannt, dass während der Regierungszeit von Kaiser Titus nur in einer
Vorstellung mehr als 5.000 exotische Tiere beteiligt waren. Die Kämpfe sollten
so grausam wie möglich verlaufen – die Veranstalter kannten kein Mitgefühl.
Oft auf Zirkusbühnen oder Amphitheatern waren Strafgefangene ohne Waffen
der Gnade der wilden Tiere ausgesetzt, die meisten von ihnen waren Christen.
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Trotz allen Verfolgungen bleiben die früher Christen standhaft. Sie
bekämpfen mit ihren Glauben das römisches Schwert! Die einfache,
unbewaffnete Christen besiegten selbst das unbesiegbare Rom! Als dank für den
Sieg befindet sich heute an der Ost-Seite des Kolosseum eine Gedenktafel, die
an die Opfer der römischen Christenverfolgung erinnert. Die Gladiatorspiele
legen ein trauriges Schatten auf die schreckliche Seite einer so hoch
entwickelten Römerkultur.
Irgendwann endet eine Geschichte, sagt man. Die letzte Gladiatorkämpfe
wurden 438 n. Chr. abgeschafft. Bis 523 n. Chr. fanden noch Jagden auf wilde
Tiere. Die letzte überlieferten Spiele von diese Art im Kolosseum, von der wir
Notiz haben, geht auf das Jahr 523 zurück. Das Christentum verdankte seine
Ausbreitung dem Römischen Reich und Kaiser Theodosius (379 – 394) macht
das Christentum zur Staatsreligion.
Srachen der Völker des
Römisches Reiches
Latein – Amtssprache des Reiches. Durch der nachfolgenden Ausdehnung
der römischen Herrschaft wurde das Reich zu einem Vielvölkerstaat aus
verschiedenen Nationen und kulturellen Hintergründen geworden. Die Völker
des Römischen Reiches wurden nicht nur durch ausgebauten Netz von Straßen
und perfekten Schiff Kommunikation, sonder auch durch die Einheit der
gesprochenen Sprachen verbindlich. Im Verlauf der Jahrhunderte langen
Herrschaft wurde Latein (lingua latina „lateinische Sprache“) fast überall zur
Volks- Amtssprache im gesamten Reich geworden. Aber es bleiben auch andere
Sprachen erhalten. Mit Verbreitung ihres Einflusses in fernen Provinzen, hat das
römische Volk nicht nur die umfangreiche Imperium in der Geschichte der
Menschen Geschaffen, sonder verewigte sich auch mit dem Anbau ihrer
Lateinische Zunge-Sprache. Das lateinische Alphabet ist das am weitesten
verbreitete Alphabet der Welt. Mit lateinischen Buchstaben werden z.B.
Albanisch, Deutsch, Englisch, Hawaiisch, Indonesisch, Irisch, Italienisch,
Lettisch, Serbisch, Tschechisch, Türkisch, und Vietnamesisch geschrieben.
Latein, die ursprünglich von den Bewohner einst kleinen Volksstamm der
Latium (die den westlichen Teil von Zentral-Italien bewohnte, mit Rom als
Zentrum), gesprochen wurde. Das lateinische Alphabet hat sein Ursprung im
griechischen Alphabet, welcher wurde später von den Griechen über Etrusker,
die in Latium lebte, im 7. Jahrhundert v. Chr. nach der späteren Römer gebracht.
Etwa 100 v. Chr. – 14 n. Chr. erreicht der „Goldene Latein“ eine hohe
literarische Niveau in der Prosa von Julius Cäsar, Markus Cicero; in den Werken
der Dichter der „Augusteischen Zeit“ Publius Virgilius, Quintus Horatius,
Publius Ovidius, Titus Livius und andere. Besonders Dichter zur Zeit des
Augustus hoben die lateinische Poesie zu ungeahnten Höhen. Durch die
Jahrhunderte bewahrte Latein aus der Vergessenheit auch zahlreiche
Dokumente, ganze Menge Biographien berühmte und die Lebensgeschichten
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von weniger berühmten Bürger von Rom, sowie wertvolle Informationen über
das Christentum.
Der christliche Gelehrte und Theologe Sophronius Eusebius Hieronymus
(347 – 419 n. Chr.) übersetzte in Bethlehem das gesamten Alte Testament aus
dem Hebräischen in das damals gesprochene Latein und revidiert den
altlateinischen Text des Neues Testaments. Die lateinische Übersetzung der
gesamten Bibel von Hieronymus bekam später den Namen „Vulgata“
(lateinisch, für „die Volkstümliche“). Das Christenturm übernahm Latein als
Kirchensprache. Im Jahre 380 lateinisierte Papst Damasius I (305 – 384) die
Liturgie in Rom, und legte damit den Grundstock für die lateinische
Kirchensprache. In der römisch-katholischen Kirche hat sich die lateinische
Sprachtradition am längsten gehalten. Und im Vatikanstaat ist noch heute Latein
neben Italienisch die offizielle Amtssprache.
Lateinerbe des Imperium Romanum wirkte noch lange nach seinem
Untergang fort: ausgehend von 17. Jahrhundert wurde Latein allmählich durch
die nationalen einheimischen Sprachen der Völker ersetzt; trotzdem bleibt
Latein bis 18. Jahrhundert die Sprache der Diplomatie; bis zum 21. Jahrhundert
— Sprache der universitären Lehre und teils Wissenschaft. Trotzt der Tatsache,
dass in unsere Zeit spricht niemand mehr Lateinisch, diese Sprache einer
vergangenen Zivilisation bleibt noch immer die internationale Sprache in der
Medizin (sind die anatomischen und Krankheitsbezeichnungen lateinisch),
Apotheken (Arzneizusammensetzungen), Biologie (die Namensbildung der
wissenschaftlichen Fachbegriffe), Botanik und Zoologie (sind die Namen
lateinisch und damit international verständlich), Rechtswissenschaft (es hat eine
Stiftung des römischen Reiches). Und in der Geschichtswissenschaft spielt
Latein weiterhin eine wichtige Rolle, weil sie das Mittelalter und die frühe
Neuzeit erforschen.
Latein hat wie keine andere Sprache die europäischen Sprachen mitgestaltet.
Aus dem Lateinischen entstanden die modernen romanischen Sprachen Europas:
Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Rumänisch. Und nicht nur
Europas, sondern auch Lateinamerika. So ist die lateinische Sprache bis heute in
Gebrauch.
Griechisch – Umgangssprache des Reiches. Nach den Feldzügen Alexanders
des Grossen und der Ausdehnung der makedonischen Herrschaft im IV
Jahrhundert v. Chr. erweiterte sich auch die griechische Sprache im gesamten
östlichen Mittelmeerraum. Auch nachdem Griechenland in den Einflussbereich
des Römischen Reiches als römische Provinz geraten war (146 v. Chr.), wurde
die griechische Sprache nicht durch Lateinische verdrängt. Im Gegenteil, das
Griechische genoss im gesamtem Imperium Romanum ein hohes Ansehen als
Bildungssprache. Wie Quintus Horatius (65 – 8 v. Chr.) berichtet, einer der
bedeutendsten römischer Dichter, der Römer importierten Griechenlands Wissen
und behielten es der Oberschicht vor. Er schreibt: „Gefangengenommene
Griechen fesseln barbarische römische Sieger mit ihre Kultur und Kunst, welche
sie in das rauen Latium gebracht hatten“.
52
So lebte die griechische Sprache im Römischen Reich fort und prägt
zunehmend auch die römische Zivilisation. Sie wurde zusammen mit Latein die
erste Sprache der internationalen Kommunikation. In Rom, zur Zeit des Kaisers
Augustus, war die griechische Sprache fast selbstverständlich. Kein Wunder
dass der römische Satiriker Juvenal (ca. 60 - 140 n. Chr.), der gesellschaftliche
Vorgänge seiner Zeit spitzzüngig aufs Korn nahm, schreibt: „Im Rom ist
unmöglich geworden zu leben – überall nur die Griechen“.
Das Ausmaß dieser Prozess zeigt, das auf den Grabsteinen der Sklaven und
Freigelassenen entdecken die Archäologen am meisten griechischen, als
römischen Namen. Solche einzigartige zweisprachige Natur des Reiches zwang
die verschiedenen Klassen der Gesellschaft: Kaufleute, Ärzte, Lehrer, Militärs,
Regierungsbeamte und andere auf jeden Fall die beide Sprachen zu lernen. Nach
G.S. Tranquillus, der Kaiser Augustus hat große Forschritte beim Erlernen der
griechischen Sprache erreicht, allerdings schreiben könnte er nur mit Mühe
(„Die Zwölf Cäsaren“, Augustus, 89).
Griechische Sprache ist die Sprache des Neues Testamens. Die Übersetzung
des hebräischen Alten Testaments ins Griechisch (Septuaginta, lat. „70“,
bezeichnen die älteste griechische Übersetzung des AT, abgekürzt „LXX“)
zeigt, wie populär diese Sprache in der Judendiaspora geworden war. Und nicht
nur in Diaspora. Viele Inschriften, die man in palästinensischen Synagogen und
Gräber fand, sind griechisch. GRIECHISCH WAR, ALS VORSEHUNG
GOTTES, ZUR SCHNELLEN VERBREITUNG DES CHRISTENTUMS
BESTIMMT. DANK DIESE SPRACHE HATTEN DIE CHRISTLICHE
MISSIONARE EIN GROßER VORTEIL, WEIL SIE NICHT ERST
VERSCHIEDENEN SPRACHEN LERNEN MUSSTEN, SONDERN MIT
EINER SPRACHE NICHT NUR INNERHALB DES RÖMISCHEN REICHS,
SONDER AUCH ÜBER DESSEN GRENZEN HINAUS VERSCHIEDENE
NATIONEN ERREICHEN KONNTEN. Von Jerusalem aus breitet sich das
Christentum mit rasanter Geschwindigkeit aus. Der rasche Missionserfolg stärkt
das Selbstvertrauen der Christen. Sie könnten die Ausbreitung ihres Glaubens
allen Hindernissen zum Trotz nicht anders als Gottes Willen interpretieren.
Die griechische Bibel ist die Bibel des Paulus und seiner Gemeinden
gewesen. In der ersten christlichen Gemeinden außer den Juden dominieren
auch Griechen und hellenisierten Juden. Unter den Namen, die in der
Apostelgeschichte erwähnt wurden, überwiegen griechische: Aristarch,
Timotheus (sein Vater war Grieche und die Mutter eine jüdische Frau), Titus,
Tychikus und Trophimus. Es ist kein Zufall, das die griechische Sprache hat ein
Grundstein für die christliche Theologie gelegt. In griechischer Sprache beginnt
die theologische Wissenschaft der ersten beiden Jahrhunderte. Bedeutende
Werke von Aristides, Theophius von Antiochien, Justin der Märtyrer, Clemens
von Alexandria, Origenes, Eusebius von Caesarea sind auf Griechisch verfasst.
Die älteste Inschriften in den unterirdischen Katakomben von Rom, wo die
frühen Christen ihre Toten begruben, sind in Griechisch geschrieben worden.
Alle Inschriften auf den Gräbern der Bischöfe von Rom bis zu III Jahrhundert
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wurden auch in griechischer Sprache gemacht. Auf eine Grabplatte ist der
römische Name von Rufina mit griechische Buchstaben geschrieben zu sehen.
Apostel Paulus stammte aus einer strenggläubigen jüdischen Familie aus
Tarsus in der damaligen römischen Provinz Kilikien und war ein griechisch
gebildeter Jude. Mit rhetorischem Feingefühl könnte er etliche griechische
Dichter und Philosophen zitieren (Apg. 17,28). In der Gemeinde von Jerusalem,
— berichtet Paulus, — kam zu einem Streit zwischen den Griechisch
sprechenden Juden und denen mit hebräischer Muttersprache (Apg. 6,1). Dies ist
eine sehr wertvolle Hinweise darauf, dass in Jerusalem gab es neben den
Judenchristen auch Griechisch sprechende „Hellenisten“, Leute nichtjüdischer
Abstammung. Und die Jüdische Münzen, während der Herrschaft des Herodes,
waren mit Inschriften von einer Seite auf griechisch und auf die andere —
hebräisch geprägt.
Also, wer in dem Römischen Reichs Griechisch sprach, konnte sicher sein,
nicht nur überall verstanden, sonder als Mensch mit Freundlichkeit
aufgenommen zu werden. Auch die spätere neue Hauptstadt des Oströmischen
Reiches — Konstantinopel bleibt lange zweisprachig, obgleich es auf einer
älteren griechischen Stadt gründete.
Umgangssprache der Juden zur Zeit Jesu Christi. Das biblische Hebräisch
wurde zur Zeit Jesu in Palästina noch kaum gesprochen. Die hebräische
Schriftsprache, in der größte Teil des Altes Testament geschrieben war, wurde
im Alltag nicht mehr gebraucht. Die Muttersprache Jesu von Nazareth war
Aramäisch.
Laut den Bibeltexten, in den Überlieferungen der Patriarchenzeit, wurden die
Aramäer als eine Gruppe, die nach Herkunft mit den Vorfahren der Hebräer eine
Einheit bilden (1.Mose 10,22). Aber es ist schwierig genau anzugeben, wie alt
die aramäische Sprache ist. Die älteste aramäische Inschriften aus dem 9.
Jahrhundert v. Chr. berichten, das die Sprache ihr eigenes Alphabet hatte.
Aramäisch wurde als Verwaltungssprache des Assyrerreichs anerkannt. Im
Babylonischen Reich vom 8 - 6 Jahrhundert v. Chr. festigte sich diese Form des
Aramäischen als die internationale Sprache des Handels und Diplomatie. Nach
dem Zusammenbruch des Babylonischen Reichs (539 v. Chr.) bleibt Aramäisch
die offizielle Hauptsprache im ganzen Perserreich.
Nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels durch Nebukadnezar II (586 v.
Chr.) und darauf folgenden babylonischen Exil, kam die dortige Amtssprache
Aramäisch unter der Juden in Umlauf, es bildete sich im Laufe der
Gefangenschaft aramäischer Dialekt des Hebräischen, der zur Zeit Jesu als
Alltagssprache in Israel und darüber hinaus im ganzen vorderer Orient war. Im
Alten Testament sind manche Texte in dieser Sprache verfasst: Daniel 2,4-7,28,
einige Abschnitte des Buches Esra. Das Aramäisch wurde zu einem
weitverbreiteten Dialekt, der schließlich auch das Hebräisch als
Umgangssprache verdrängt hatte (2.Kön. 18,26). Auch die Juden in der
Zerstreuung in Ägypten redeten Aramäisch. Mit der Zeit ist das Aramäisch
durch Arabisch verdrängt worden.
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In der Zeit nach der babylonischen Gefangenschaft hörte man Hebräisch nur
noch in der Synagoge bei der Schriftlesung. Dabei wiederholte ein Übersetzer
den gelesenen Text auf Aramäisch. Später entstand das Bedürfnis diese
Übersetzung schriftlich festzulegen. Man nennte sie aramäisch Targum (hebr. –
„Übersetzung, Erklärung“). Targum ist eine antike Übersetzung von
hebräischen oder altgriechischen Bibelhandschriften in das Aramäische.
Könnte Jesus Fremdsprachen sprechen? Vielleicht könnte Er auch Latein und
Griechisch? Könnte Er die im Gottesdienst gebrauchte Sprache Hebräisch lesen
und sprechen? Oder kamen Dolmetscher zum Einsatz? Ob Er alle andere
Sprachen erfassen könnte ist nicht überliefert, ist aber anzunehmen. Als Gottes
Sohn hätte Er jedenfalls keine Probleme alle sie zu verstehen und zu sprechen.
Ebenso wie die Jünger den Heiligen Geist empfangen. Sie wurden alle voll des
Heiligen Geistes und fingen an, mit anderen Zungen zu predigen, wie der Geist
ihnen gab auszusprechen. „Sing nicht diese alle, die da reden, ans Galiläa? Wie
hören wir denn jeder seine eigene Muttersprache? Parther und Meder und
Elamiten und die wir wohnen in Mesopotamien und Judäa, Kappadozien,
Pontus und der Provinz Asien, Phrygien und Pamphylien, Ägypten und der
Gegend von Kyrene in Libyen und Einwanderer aus Rom, Juden und
Judengenossen, Kreter und Araber: wir hören sie in unseren Sprachen von den
großen Taten Gottes reden“ (Apg. 2,7-11). Die Hörer waren überrascht: die
Jünger Jesu (und aus Galiläa!) in fremden Sprachen reden zu hören, besonders,
weil man niemals einen Propheten von dort erwartet hatte (Joh. 7,52).
Jesus war als Jude in jüdischer Umgebung, in dem Dorf Nazareth in Galiläa
aufgewachsen, und sprach im Alltag Aramäisch. Das bestätigen fiele aramäische
Jesuszitate im Neuen Testament. Eine Besonderheit diese Sprache war die
Tatsache, dass es gab keine aramäische Staaten oder aramäische Nation, in
welchen Aramäisch gesprochen wurde. In römischer Zeit war Galiläa eine
eigene Provinz und von verschiedene Völker mit verschiedenen Sprachen
bewohnt. Nach der assyrischen Eroberung (721 v. Chr.) wurde es „Galiläa der
Heiden“ genannt (Jes. 9,1). Dadurch geriet Galiläa bei den Juden in Verachtung
(Joh. 1,46). Die charakteristische Aussprache des Aramäisch bei den Galiläern
fiel überall auf (Mk. 14,70). Seine besondere Bedeutung erhält Galiläa dadurch,
dass Jesus hier den größten Teil seines Lebens verbrachte.
Jesus Christus Wirkungsfeld war nicht nur Galiläa, sonder auch der „anderer
Ufer“, so genannten Dekapolis (griech. „Zehn Städte“) — das Gebiet, auf dem
Er den Menschen vom Königreich Gottes predigte und Wunder vollbrachte. Das
griechische Wort Dekapolis bezeichnet 10 antike Städte östlich des
Jordanflusses mit vorwiegend griechischer, also nichtjüdischer Bevölkerung und
hellenistischer Kultur. Diese Städte waren nach der Eroberung des Gebiets
durch Alexander den Grossen und unter seinen Nachfolgern nach griechischem
Vorbild gegründet. Die Dekapolis wird in dem Neuen Testament öfters erwähnt
(Mt. 4,25; Mk. 5,20; 7,31).
Die Evangelien berichten, dass der Herr Jesus brachte die Frohe Botschaft
nicht nur in Dekapolis, sonder auch in das Gebiet von Tyrus und Sidon (Mt.
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15,21; Mk. 7,31). Das Gebiet befand sich damals in der römische Provinz
Syrien, also in benachbarten, nördlichen Ausland von Galiläa. Heute gehört
dieses Gebiet zum Libanon. Die Städte Tyrus und Sidon liegen am Mittelmeer
und zählten zur Zeit Jesu Christi zu den wichtigsten Hafenstädten der Phönizier.
Das war eine Gegend, in der zwar Juden, hauptsächlich aber „Heiden“ lebten
(Mt. 15,22-28). Und jetzt bedenken wir, wie weit Jesus reiste! Sein Ruhm hatte
sich bis ins Ausland rumgesprochen! (Mt. 4,25)
In den Städten des römischen Reiches hörte man verschiedene Sprachen,
aber Griechisch und Aramäisch waren offensichtlich am gebräuchlichsten, denn
Aramäisch war zu jener Zeit eine internationale Schriftsprache. Und über die
Frage, welche Sprache Jesus Christus gesprochen hat, ist viel debattiert worden.
Man vermutet, das es um eine konstruierte Form handelte, die allerorten
verstanden sollte.
Jüdische Diaspora im
Römischen Reich
Das Christentum breitete sich über das ganze Gebiet rund um das
Mittelländische Meer nicht nur dank der Griechische und Aramäische Sprache
aus, sonder es könnte sich nicht ohne der Entwicklung der jüdische Diaspora
beeinflusst werden. Der Begriff „Diaspora“ in der Bibel stammt aus den
Griechischen und bedeutet „Verstreutheit“. Es bezeichnet das Leben der Juden
unter Andersgläubigen, welche sie über lange Zeiten hinweg als Minderheit
außerhalb ihres Landes verbringen mussten.
Die ersten Anfänge einer Niederlassung von Juden in Diaspora sind schon in
der assyrischen Reiches zu finden. Um den Bedarf an Arbeitskräften zu decken,
verpflanzten die Assyrer ganze Völker in das Tigrisland. In den Jahren 722/21
wurden Juden, nach der Zerstörung des Nordreiches durch die assyrischen
Könige Salmanassar V. (727 – 721 v. Chr.) und Sargon II. (721 – 705 v. Chr.),
in die Gefangenschaft umgesiedelt (2.Kön. 17,6). Die umgesiedelte zehn
israelitischen Stämme gelten seitdem als die verlorenen Stämme Israels. Ihr
Land besiedelten die Assyrer mit Angehörigen anderer unterworfener Völker
(2.Kön. 17,24). Aus dieser Mischbevölkerung entstand das Volk der Samariter,
das die Juden später streng mieden und verachten.
Im Jahre 597 v. Chr. belagerte babylonischen König Nebukadnezar II. (605 562) die Stadt Jerusalem und ließ die gesamte Oberschicht Judas mit dem König
Jojachin und den Mittelstand, die Handwerker, in die Gefangenschaft nach
Babylon bringen. Zehn Jahr später (587/86) wurde die Heilige Stadt im Sturm
erobert, geplündert und eingeäschert. Großteil der Bevölkerung Judas wurde
nach Babel in die Verbannung verschleppt (2.Kön. 24 und 25) und der Rest —
nach Ägypten (1.Chr. 25,26) umgesiedelt.
Nach dem Sieg über die Babylonier (539) hatte Kyros der Große (559 - 520
v. Chr.), Begründer des Persischen Weltreichs, den Juden erlaubt in ihre
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Heimatländer zurückzukehren. Er entlässt alle Juden aus der Gefangenschaft,
befiehlt ihnen in Jerusalem einen neuen Tempel zu bauen. Ein Großteil kehrte
nach 70 Jahren babylonischen Exil zurück, aber viele Juden bleiben nach der
Befreiung als religiöse Minderheit im Persischen Reich.
In den folgenden Jahrhunderten gab es noch andere Eroberungen und andere
Umsiedlunge, zum Beispiel etwa 350 v. Chr. schickte Artaxerxes III. (358 - 338
v. Chr.), der persischer König, die Juden aus Palästina nach Nord-Persien. Als
Alexander der Große das Persische Reich besiegte, begann das Zeitalter des
Hellenismus (336 - 146 v. Chr.). In hellenistisch-römischer Zeit verbreitete sich
die jüdische Diaspora besonders stark in Ägypten (vor allem Alexandria) und
Syrien, Klein- und Zentralasien, auf Zypern und der gesamten griechischen
Inselwelt, wie auch in den Großstädten Griechenlands (Athen, Delphi, Korinth,
Thessaloniki), und schließlich auch in Italien (vor allem in Rom). Nach der
Unterwerfung Palästinas führte der Römische Feldherr und Oberbefehlshaber
Gnaeus Pompeius (63 v. Chr.) eine große Anzahl jüdische Gefangener nach
Rom. Bereits vor der Zerstörung des Zweiten Tempels lebten mehr Israeliten in
der Diaspora als in Israel. Nach der Zerstörung des Tempels (70 n. Chr.) wurde
jüdische Geschichte entgültig Diaspora-Geschichte.
Zur Zeit Kaisers Augustus konnte der griechische Geograph und Historiker
Strabon (64/63 v. Chr. – 23/24 n. Chr.) berichten, dass es in der gesamten
bewohnten Welt kaum eine bedeutende Stadt oder einen Platz gäbe, wo sich die
Macht der Juden nicht bemerkbar gemacht hätte und wo sie nicht fest und stark
sitzen: „Sie haben Eingang in alle Staaten gefunden; es ist nicht leicht, in der
ganzen Welt auch nur ein Gebiet zu finden, wo dieses Volk nicht aufgenommen
worden wäre und keine führende Stellung eingenommen hätte“. Zu Beginn des
christlichen Zeitalters umfaste die gesamte römische Bevölkerung rund 65 - 70
Millionen Menschen, unter ihnen — 6 bis 7 Millionen Juden, rund 10%
Reichsbevölkerung. Also, ein Bewohner von zehn war ein Jude! Man schätzt die
Zahl der jüdischen Einwohner Roms bereits auf 50.000.
Schon vor dem Fall Jerusalems hatten viele Hebräer freiwillig ihres
Heimatland verlassen und fremde Länder aufgesucht. So erreichte die jüdische
Bevölkerung in Diaspora eine bedeutende Größe — ca. 5 Millionen. Zum
Beispiel im Alten Ägypten bilden die Juden 1/8 Anteil ganzer Bevölkerung. In
Alexandria — die Hauptstadt der hellenistisch-römischen Ägypten unter den
Ptolemäern (305 – 30 v.Chr.) — fast die Hälfte. Alexandria wurde von
Alexander dem Großen im Jahre 332 v. Chr. gegründet. Er zog in seine neue
Hauptstadt über 10.000 Juden. Unterdessen bleib beim jüdischen Volk in der
Diaspora die Sehnsucht nach der alten Heimat und vor allem nach Jerusalem
immer erhalten.
Die griechische Sprache war für die Hebräer in Diaspora ein verbindendes
Verständigungsmittel.
Die
griechischsprechende
Juden
aus
den
Diasporagebieten wurden als Hellenisten genant. In Apg. 9,29 werden solche
griechisch sprechende Juden erwähnt. Zur Zeit Christi Geburt war Alexandria,
die zweitgrößte Stadt (nach Rom) im Mittelmeerraum mit einer Bevölkerung
57
von fast ein Million Menschen, die wichtigste Stadt der Diaspora und ein
wichtigsten Zentrum des Hellenismus. Später wurde diese Stadt in Nordafrika zu
einem der wichtigsten Zentren des frühen Christentums entwickelt.
In III. Jahrhundert v. Chr. geschah durch alexandrinische Juden die
Übersetzung der Hebräische Bibel in die griechische Alltagsprache, so genannte
Septuaginta. Das zeigt, wie wichtig war für die jüdische Gemeinde in Diaspora
auch die Schriften in griechischer Sprache zu besitzen. Außerdem war diese
Übersetzung des hebräischen Alten Testaments ins Griechisch die Bibel der
Urgemeinde und der Apostel. Ohne diese Übersetzung würde Rom und sein
mächtiges Imperium noch lange Zeit heidnisch bleiben, aber der Gott kennt
Seine Fülle der Zeit, die für die menschliche Geschichte zugeteilt ist. Wie es
sich in der Folge zeigte, war gerade diese Septuaginta ein Geschenk des Gottes
und die Ursache für die Ausbreitung des früheres Christentums zu unterstützen.
Bevor der Kanon des Neuen Testament gebildet wurde, verwenden diese
Übersetzung die frühen christlichen Missionare während ihrer Reisen. Auf
diesem Grund, wegen der Opposition und Widerstand zum Christenturm, haben
die Juden im zweitem Jahrhundert die Übersetzung der Septuaginta sogar ganz
abgelehnt.
In jeder Stadt, wo die jüdische Minderheit lebte, gab es eine Jüdische Viertel
(Quartal) die sich von anderen nicht nur äußerlich, sondern auch nach der
Gestalt des Lebens seiner Bewohner sehr unterscheiden. Der grundliegende
Unterschied wurden drei wesentliche Hauptelemente: eine monotheistische
Glaube an den einen Gott, die Synagoge und das Feiern des Samstag (Sabbat).
Der Leiter der Synagoge, der mit sehr weitgehenden Vollmachten ausgestattet
war, regierte das ganzes Leben der Gemeinde.
Die Juden des Zerstreuens hatten großen Privilegien, die erlaubte ihnen ihre
nationalen Besonderheiten zu bewahren: Rom befreite sie vom Militärdienst
(alle anderen von den Römer eroberten Völker lieferten in die römische Armee
der Rekruten, allen, außer Juden); von den offiziellen religiösen
Veranstaltungen, darin einbezogen war sogar die Befreiung von der göttlichen
Verehrung des Kaisers; sie mussten am Sabbat nicht vor Gericht erscheinen; sie
genießen völlige Freiheit in der Anbetung und Gottesdienste, der das Heidentum
gegenüber.
Überall dort, wo sie sich niederließen, verkündeten den Glauben an einen
lebendigen Gott. Das Judentum hat sich in Äthiopien und Arabien erfolgreich
verbreitet. Grosse jüdischen Gemeinden konnte man auf Zypern, in Kleinasien,
die Städte von Mazedonien, Griechenland und Italien zu finden. Der Einfluss
dieser jüdischen Kolonien war sehr groß. Die Historiker berichten, dass „die
besiegten Juden die Gesetze ihren Sieger anordneten“. So in Rom, wo die
zahlreiche jüdische Kolonie war, hat Keiser Augustus auch auf sie die staatliche
Verteilung von Nahrungsmittel und Geld verbreitet. Wenn die Ausgabe ein
Sabbat war, konnten die Juden das alles auch einen Tag später abholen. Nicht
ohne Stolz erwähnt der römisch-jüdischer Historiker Flavius, dass es gebe keine
58
griechische oder barbarische Stadt oder Provinz, in der die Sabbatruhe nicht
praktiziert werde.
Dank der im Zerstreuen befindenden Juden war Israel mit der Hauptstadt
Jerusalem allen Völkern der Antike gut bekannt. Diese Periode der menschlicher
Geschichte wird von wichtigen und einzigartigen Polarisierung gekennzeichnet:
einerseits — Jerusalem, und andererseits — die Menge der Zentren des
Zerstreuens. Der Grossteil der Diasporajuden bestätigte die Bindung an
Jerusalem und den Tempel. Sie machen Pilgerfahrten nach Jerusalem zu den
großen jüdischen Festen, zahlte Steuer auf den Tempel — ein halben Schekel
(von den Makkabäerkönigen eingeführt worden), der von jedem Juden in der
Zerstreuung zu entrichten war. Besonders die wohlhabende Juden aus
Alexandria überweisen die großen finanziellen Spenden für den Tempeldekor.
Seinerseits leisteten die jüdischen Ältesten der heiligen Stadt die geistige
Unterstützung ihren Brüdern, die in Immigration lebte. Dank des Zerstreuens
des Judentums hat sich der Jahwe Kult, der Gott Israels, eine weltumfassende
Bedeutung erworben.
Solches Gleichgewicht der religiösen Kräfte im Altertum hatte noch nicht
gegeben. Das Ergebnis von all dem war das gestiegene Interesse der heidnischen
Völker (also nicht Juden) zu den jüdischen Bräuchen. Und das damalige
Judentum war aktiv auf der Suche nach neuen Mitgliedern. Seine Rabbiner
sagten, dass Gott die Juden auf die Fremde geschickt hat, damit sie die
Menschen zum Judentum erwerben. Und das Judentum zieht dadurch immer
mehr Anhänger an. Das bestätigt auch Flavius Josephus. Von seinen Schriften
ist es sichtbar, dass Frauen häufiger zum Judentum überzutreten wurden,
vielleicht weil von ihnen eine schmerzhafte Prozedur der Beschneidung nicht
gefordert wurde. Etwa zur gleichen Zeit erwähnt das Neue Testament die
Pharisäer „die ihr Land und Meer durchziehen, damit einen Judengenossen
gewinnt“ (Mt. 23,15).
Die Mehrheit der Juden, der Zeitgenossen Christus, glaubte daran dass die
einzige Hoffnung für die Heiden ist das jüdische Gesetz zu übernehmen, weil
die hohen moralischen Standards nur in dem Gesetz des Mose gelegt sind. Es
wurde gemunkelt, dass sogar die Frau des Nero, die Kaiserin Poppaea, an den
jüdischen Gott glaubte.
Die Heiden, die dem Götzendienst bereits abgeschworen hatten, die
beschnitten worden sind, befolgten den Sabbat, das Gesetz des Mose, die Regeln
des Verhaltens und sind zum Judenturm übergetreten, hießen griechisch
Proselyten und bedeutet wörtlich übersetzt „Hinzugekommener“ (Apg. 2,10). Es
ist festzustellen, dass Proselyten waren oft noch fromm als die Juden von
Geburt. In Midrash — eine Sammlung von Interpretationen der heiligen
jüdischen Texte in rabbinischen Judenturm (III – XI Jahrhundert n. Ch.), die
nicht in den Talmud aufgenommen sind — steht geschrieben:
„Der Proselyt ist wertvoller als ein Jude, der vor dem Sinai stand. Warum? Weil wenn sie (die Juden)
nicht einen Sturm gesehen haben und die Erschütterungen der Berge, und der Laute Töne des
Rohres (Trompete), würden sie die Tora nicht übernommen. Aber dieser, der diese Sachen nicht sah,
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ist angekommen und hat sich dem Gott verraten, und hat sich das Reich der Himmel erworben. Gibt
es jemanden wichtige, als ein Proselyt?“ [Midrash Tanchuma, Lech Lecho, 6]
Gerade unter solchen Proselyten fand die Predigt des Evangeliums den
besonders fruchtbaren Boden, auf dem sehr schnell und erfolgreich hat sich das
Christentum verbreitet. Einer von diesen war der Offizier der römische Armee
— Hauptmann von Kapernaum. Er war der Gemeinde Gottes so wohlgesonnen,
dass er ihn eine Synagoge gebaut hatte. Und sein Knecht, den er werthielt, lag
todkrank. Als Jesus in die Stadt kam, trat der Hauptmann zu ihm und bat: „Herr,
mein Knecht liegt zu Hause und ist gelähmt und leidet große Qualen“. Jesus
sprach zu ihm: „Ich will kommen und ihn gesund machen“. Der Hauptmann
antwortete und sprach: „Herr, ich bin nicht wert, dass du unter mein Dach
gehst, sonder sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn auch ich
bin ein Mensch, der Obrigkeit untertan, und habe Soldaten unter mir, und wenn
ich zu einem sage: Gehe hin! So geht er; und zu einem andern: Komm her! So
kommt er; und zu meinem Knecht: Tu das! So tut er“. Als das Jesus hörte,
wunderte er sich und sprach zu denen, die ihm nachfolgten: „Wahrlich ich sage
euch: Solchen Glauben habe ich in Israel bei keinem gefunden“. (Mt. 8,5-10).
Existierte noch ein weitere Kategorie von Heiden, die gottesfürchtige, die
durch den Glauben an den einen Gott Israels in der Ehrfrucht vor Gott leben und
danach trachtend, seine Gebote zu erfüllen. Die gottesfürchtige gehören den
Menschen zu, die einerseits den vollen Übertritt zum Judentum aus
verschiedenartigen Gründen nicht vollziehen, anderseits aber auch nicht mehr
im Heidentum verbleiben wollen. „Es war aber ein Mann in Cäsarea mit
Namen Kornelius, ein Hauptmann der Abteilung, die die Italische genant wurde.
Der war fromm und gottesfürchtig mit seinem ganzen Haus und gab dem Volk
viele Almosen und betete immer zu Gott“ (Apg. 10,1-2).
Die größten Erfolge erzielten die Missionare im erstem Jahrhundert gerade
bei den gottesfürchtige, Heiden und im Diasporajudentum. So adressiert der
Apostel Petrus seinen ersten Brief an alle „die verstreut wohnen in Pontus,
Galatien, Kappadozien, der Provinz Asien und Bithynien“ (1.Petr. 1,1). Das
gleiche spricht auch Jakobus „ein Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus,
an die zwölf Stämme in der Zerstreuung“ (Jak. 1,1) an die jüdischen Christen,
welche mussten Prüfungen und Anfechtungen erdulden, um sie zu ermutigen.
Paradoxerweise bleibt die große Tatsache, dass DAS CHRISTENTUM
NICHT OHNE RÖMISCHEN REICHES, ALS AUCH NICHT OHNE DAS
JUDENTUM VERBREITET KÖNNTE.
Den ersten Missionären war es viel einfacher bei den Juden, die den
einheitlichen Gott wussten, die neue Lehre zu predigen. Sie musste man nur
überzeugen dass der Messias, auf den sie während der Jahrhunderte mit einem
besonderen Ungeduld warteten, war schon gekommen. Die Juden waren immer
die ersten, denen die Apostel das Evangelium von Jesus predigten. Und so
versuchen die Christen mit missionarischem Eifer ihre Heilslehre unter das Volk
zu bringen. Grunde für die Erfolge der Missionierung war immer zur Hand —
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das waren die Synagogen (das griechisches Wort „synagoge“ bedeutet „die sich
versammelnde Gemeinde“).
Die Synagoge — das Gotteshaus der Juden, wurde zum Zentrum des
religiösen und gesellschaftlichen Lebens der Juden, sie entstanden noch in alten
Zeiten — in der babylonischen Gefangenschaft. Und sie sind die
Gottesdienststätten Jesu Christi gewesen (Lk. 4,15-20), und ihre
Versammlungen boten überall dem Paulus die Gelegenheit zur Mission (Apg.
17,1-3). Dank der Synagoge entstanden die ersten christlichen Kirchen im
ganzen Römischen Reich sehr schnell. Während die Römer den Juden den
Status einen Nation zugestanden, sah man in den Christen eine Sekte, die vom
väterlichen Glauben abgefallen war.
D e r E r s t e j ü d i s c h e K r i e g (66 — 70 n. Chr.)
und der Fall Jerusalems
Den ersten jüdischen Aufstand, oder der große Jüdischen Krieg gegen die
Römer, hatte für das Jüdische Volk katastrophale Konsequenzen. Der Krieg
begann im Jahr 66 n. Chr. Sein Ziel — jüdische Unabhängigkeit. Offenbar
führten mehrere Gründe zum diesen Krieg. Einer davon scheint zu sein, die
römische Provinzialpolitik.
37 n. Chr. wurde Caligula zum dritter Roms Kaiser ausgerufen. Vermutlich
auf Grund einer schweren Erkrankung, war er sehr grausamer Mann. Er nutzt
seine kaiserliche Macht brutal und rücksichtslos aus. Die antiken Autoren
werfen ihn Despotismus, Sadismus, Tyrannei und Unberechenbarkeit vor.
Caligula hatte durch die absolute Macht die merkwürdigsten Ideen: Im Jahr 39
erklärte er sich für einen Gott. Er sah sich selbst als Gottkaiser, als Inkarnation
des Jupiters, und beanspruchte einen eigenen Tempel für sich. Es wurde sogar
eine Priesterschaft gebildet, die für den Kaiserkult zuständig war. Der Kaiser hat
befohlen sogar aus Griechenland der Darstellung von olympischen Göttern
anzufahren, darunter auch Zeus (römischer Name – Jupiter, Vater allen anderen
Götter), um von ihnen die Köpfe abzunehmen und von seinen zu ersetzen.
Fortan sollten in allen Tempeln des Reiches seine „göttlichen“ Statuen stehen.
Die Juden, das einzige Volk in Imperium, haben sich nicht solchem Befehl
untergeworfen. Dies führte den König in Tollwut: — „Und so sind sie die
Feinde der Götter, die einzige Nation, das nicht meiner Göttlichkeit
anerkennt?“ In Israel und Alexandria kam es zu Aufständen der Juden, als
Caligula seine Statue und sein Bild in dem Tempel von Jerusalem, und
Synagogen aufstellen ließ. Der Kaiser ließ Dutzende von Unschuldigen
hinrichten. Caligula drohte den Tempel zu zerstören, nur sein plötzlichen Tod
durch Prätorianer in Rom hat die Juden aus Massakers gerettet. Unzureichende
religiöse Politik hat zu schweren Unruhen in den römischen Provinzen,
besonders in Judäa, geführt. Die kurze und grausame Regierungszeit von
Caligula (37 – 41) rettete Judäa von einer weiteren Konfrontation mit Rom.
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Der Tod von Caligula wurde als ein Zeichen der Zeloten, dass Gott auf ihrer
Seite interpretiert, man muss nur den Mut haben gegen die römische
Besatzungsmacht zu kämpfen. Die Zeloten waren eine politisch-religiöse
Gruppe zur Zeit Jesu, die für ihre fanatische Auflehnung gegen die römische
Herrschaft im Judäa bekannt wurde. In der deutsche Sprache wird Zelot auch für
einen Eiferer oder Fanatiker verwendet. Nach Josephus Flavius wurden die
Zeloten von den Pharisäern in I v. Chr. – I n. Chr. Jahrhundert als eine neue
religiös-politischen Gruppierung entstanden. Anders gesagt, die Zeloten waren
der extremistische, militante Flügel der Pharisäer. Man kann sagen, dass die
Zeloten der makkabäischen Bewegung darstellten und Mehrheit des jüdischen
Volkes in den Krieg gegen Rom getrieben wollten.
Gewaltbereiten Zeloten akzeptieren nur die Herrschaft Gottes über das Land
und zeichnen Bedienungslose Einsatzbereitschaft für Gottes Ehre. Unter der
religiösen Hülle dieser Bewegung wurde das Streben zur Wiederherstellung der
Reinheit Israels, Forderung der Alleinherrschaft Gottes, sozialer Gerechtigkeit
und, was sehr wichtig, sie waren gegen die römische Besatzung und Dominanz
der lokaler Elite (unter ihren Opfern befand sich der Hohepriester Jonathan).
Einige besonders glühende Anhänger dieser religiöse Strömung wurden nach
den kurzem Schwertern, die von meisten Mitglieder der Gruppe unter ihrer
Kleidung getragen wurde, als „Sikarier“ bekannt. Der Name bedeutet so viel
wie „Dolchmänner“, „Dolchträger“ oder „Messerstecher“. Die Römer nannten
solche Leute „Sica“ (von lateinisch „Sica“ – der Dolch).
Die Zeloten beschlagnahmten das Eigentum der Reichen, zerstörten ihre
Paläste, vernichten die Schuldaufzeichnungen, riefen die Freiheit den Sklaven
aus und traten gegen die existierenden Ordnungen auf. Der Großteil der Zeloten
bildeten die sozialen Unterschichten, einschließlich Sklaven. Solche Leute
glauben, dass für die Errungenschaft der politischen und religiösen
Unabhängigkeit alle Mittel gut sind. Schließlich haben die Zeloten mit die
Gewalt ein schlechten Dienst für das Land geleistet.
Zeloten waren die wichtigsten Anstifter des Krieges (66 – 70) und nach der
Eroberung und Zerstörung Jerusalems haben sie noch drei Jahre der römische
Armee in der Festung Masada am Toten Meer widerstanden. Im Jahr 73 n. Chr.
wurde Masada von römischen Legion zurückerobert, jedoch ohne die Zeloten
besiegt zu haben. 967 jüdischen Zeloten entschieden sich Selbstmord zu
begehen, anstatt lebend in die Hände der Römer zu fallen. Im Evangelium lesen
wir dass unter der zwölf Jünger Jesu war auch Simon, der aus Kana stammte,
und wird auch „Simon der Zelot“ genannt (Lk. 6,15) weil er der Bewegung der
Zeloten angehörte. Diese Wahl von Jesus wurde noch in einer Zeit gemacht, als
auf der politischen Szene Judäas verhältnismäßig ruhig war, und die Menschen
keinen Aufstand erwartet haben.
Nach der Absetzung der Archelaos (Sohn von Herodes des Großen) von
Kaiser Augustus in 6 Jahre unserer Zeitrechnung, wurde seine Ethnarchie in eine
römische Provinz umgewandelt, und das ganzes Gebiet (Judäa, Samaria,
Idumäa) einem römischen Prokurator unterstellt. Am Anfang versuchte Rom
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das jüdisches Land durch die zu ihm unterwerfenden Könige aus der Dynastie
des Herodes zu verwalten, als diese Politik nicht erfolgreich war, setzten sie hier
einen Prokurator, ein Statthalter aus dem Ritterstand. Die römischen
Prokuratoren von Judäa waren dem syrischen Statthalter (Legat) direkt
unterstellt. Folgende Prokuratoren spielten in der Folge in Judäa eine Rolle:
Coponius (6-9), Marcus Ambibulus (9-12), Annius Rufus (12-15), Valerius
Gratus (15-26), Pontius Pilatus (26-36), Marcellus (36-37), Marullus (37-41),
Klientelkönigtum Herodes Agrippa I (41-44), Cuspius Fadus (44-47), Tiberius
Julius Alexander (47-48), Ventidius Cumanus (48-52), Marcus Antonius Felix
(52-60), Porcius Festus (60-62), Lucceius Albinus (62-64), Gessius Florus (6466), Sextus Vettulenus Cerialis (70-71), Sextus Lucilius Bassus (71-73), Flavius
Silwa (73-81) u s.w. bis ca. 135 n. Chr.
Das Volk hasste diese römischen Schützlinge, deren Hauptaufgabe bestand
darin, den jährlichen Tribut nach Rom zu übersenden. Die Römer betrachten die
eroberte Provinzen schließlich als Eigentum Roms. Deswegen waren die Steuern
so hoch, weil das Kaiserreich viel Geld verschlang. Die Judäa, als römische
Provinz, wurde in das römische Steuersystem etabliert. In Judäa zahlen die
Menschen also Steuer an die Römer und Tempelsteuer.
Die Prokuratoren hatten die Möglichkeit, durch erhöhte Forderungen, Geld in
die eigene Tasche zu stecken. Und alle Prokuratoren hatten ein großes
Privatvermögen. Hierbei war ein Sprichwort: „Als armer Mann kam ein
Prokurator in ein reiches Provinz und wohlhabenden, reich ging aus einer armen
Provinz zurück“. Solche Politik wurde von vielen römischen Kaisern,
insbesondere von Tiberius gefördert. Er liebte zu wiederholen, dass der
erfahrene Hirt schert die Schafe, aber zieht von ihnen das Fell nicht ab. Auf die
Frage: - warum lässt er die Prokuratoren für eine lange Zeit in ihren Ämtern,
verglicht er sie mit Fliegen, die Blut aus den Wundern saugen. Wenn wir die
Fliege in Ruhe lassen, so sind sie zufrieden und satt, und werden aufhören das
Opfer zu quälen. Aber wenn wir versuchen sie zu vertreiben, dann kommen
andere hungrige Fliegen, und Folter beginnt von neuem. Deshalb waren die
Prokuratoren meinst käuflich, korrupt und übten ihr Amt sehr oft mit gewallt aus
(Lk. 13,1). Daher ist nicht verwunderlich, dass in römischen Provinzen ab und
zu immer wieder offene Aufstände ausbrachen.
Die fanatisch patriotische Partei der Zeloten hielt es für Sünde, Steuern an
die römischen Machthaber zu zahlen. Der Versuch, sich vom römischen Joch zu
befreien, fiel mit der Ankunft in Judäa des Prokurators Gessius Florus (64). Als
er in das Land kam, wurde er von bereit zu revoltierenden Menschen getroffen.
Aber Florus interessierten die Probleme dieses Landes nicht, er war gegen die
Juden entgegengesetzt. Josephus Flavius gibt im die Hauptschuld für den
Aufstand der Juden gegen die Römer:
„Gleichwohl erschein Albinus noch als Muster von Rechtschaffenheit im Vergleich zu seinem
Nachfolger Gessius Florus. Während nämlich der erstere die meisten seiner Schandtaten wenigstens
noch im geheimen und mit einer gewissen Vorsicht verübte, trug Gessius seine Frevel gegen das Volk
prahlerisch zur Schau und schreckte, wie wenn er als Henker zur Bestrafung Verurteilter gesandt
worden wäre, vor keiner Art von Raub und Misshandlung zurück. In seiner Grausamkeit kannte er kein
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Mitleid, in seiner Ruchlosigkeit keine Scham, und nie hat jemand so wie er die Wahrheit in Lug und
Trug verkehrt oder schlauere Mittel zur Erreichung seiner verbrecherischen Absichten zu ersinnen
gewusst. An der Habe einzelner sich zu bereichern, hielt er nicht für der Mühe wert; dagegen raubte er
ganze Städte aus und richtete ganze Gemeinwesen zu Grunde“... [Geschichte des Jüdischen Krieges.
Buch II, Kap. 14, § 2]
Gierig und ehrgeizig durch die Natur, hat Gessius Florus von allem die
Steuern vergrößern lassen, da er das Geld für die Befriedigung der übermäßigen
persönlichen Bedürfnisse immer bedürfte. Das Volk beschwerte sich über die
Grausamkeiten des Florus bei dem Kaiser Nero, danach kam Florus mit seinen
Kriegern in Jerusalem, plünderte die Schatzkammer des Tempels und richtete
unter den Einwohnern ein schreckliches Blutbad an, in dem dreitausend Juden
getötet wurden. Als er den römischen Legionären Jerusalem zur Plünderung
freigab, brach unter zelotischer Führung der Aufstand los. Aber nicht von allen
Juden wurde dieser Widerstand gebilligt. Trotzdem brach der Jüdischen Krieg
aus.
Sowie Gessius Florus, plünderte auch Kaiser Nero die Tempel im ganzen
Reich um die Domus Aurea, das „Goldenes Haus“ zu finanzieren. So beschreibt
Sueton in seiner Nero-Biographie den neuen Palast:
„In der Eingangshalle des Hauses hatte eine 120 Fuß hohe Kolossalstatue mit dem Porträt Neros
Platz. Die ganze Anlage war so groß, dass sie drei Portiken von einer Meile Länge und einen
künstlichen See umfasste, der fast ein Meer war, umgeben von Häusern, so groß wie Städte. Dazu
kamen Villen mit Feldern, Weinbergen und Weiden, Wälder voller wilder und zahmer Tiere aller Arten.
Einige Teile des Hauses waren vollständig vergoldet und mit Gemmen und Muscheln geschmückt. In
den Speisesälen gab es bewegliche Decken aus Elfenbein, durch die Blumen herabgeworfen und
Parfüm versprengt werden konnte. Der wichtigste von ihnen war kreisrund und bewegte sich bei Tag
und bei Nacht ständig, wie die Erde. Die Bäder wurden mit Meer- und Schwefelwasser gespeist. Als
Nero nach Abschluss der Bauarbeiten das Haus einweihte, zeigte er sich sehr zufrieden und sagte,
dass er jetzt endlich in einem Haus wohne, das eines Menschen würdig sei.“ [Sueton. Nero, 31]
Möglicherweise liegt hier eine der Ursachen für die Zuspitzung der
Ausbeutung von Judäa, die im Jahre 66 n. Chr. zum jüdischen Krieg führte. Die
Christenverfolgungen zu diesem Zeitpunkt waren in vollem Gange. DIE
RÖMER VERFOLGTEN IN DIESEM KRIEG NOCH EIN WEITERES ZIEL
— SIE WOLLTEN MIT DEN JUDEN AUCH DIE WURZELN DES
CHRISTENTUMS VÖLLIG AUSZUROTTEN.
Und wie haben sich die Ereignisse weiterentwickelt? Die empörten jüdischen
Massen haben die Römische Festung in Jerusalem gestürmt und massakrierte
zahlreiche römische Soldaten. Die Römer mussten die Stadt verlassen. Cestius
Gallus, der Statthalter der benachbarten Syrien, versuchte mit 20.000 Soldaten
gewaltsam die Auseinandersetzung in Judäa zu unterwerfen. Ihm gelang es ein
Teil der Stadt von Rebellen zu befreien, aber nach dem misslungenen
Tempelbergsturm erlitt er eine demütigende und vollkommende Niederlage. Bei
seinem Rückzug geriet er in einen Hinterhalt und verlor 6.000 Soldaten.
Schließlich bat er den Kaiser in Rom um Hilfe. Es war ein ermutigen Sieg für
die Juden. Die Römer waren gezwungen ihre Niederlage zu akzeptieren. Die
Judäer waren geradezu fanatisch entschlossen, sich wieder ihre Freiheit zu
erkämpfen. Im Herbst 66 n. Chr. begann die letzte, kurze Periode der
64
Unabhängigkeit altertümlichen Judäas, in denen die Juden selbst das Land
verwalteten.
Im Rom verband sich die Nachricht der Demütigung mit heftiger
Feindseligkeit. Kaiser Nero sandte im Frühjahr 67 n. Chr. den erfahrener
General und Feldherrn Titus Flavius Sabinus Vespasianus mit 60.000
ausgezeichnet ausgestattete römischen Soldaten nach Judäa um die Ordnung
dort wieder herzustellen. Gemeinsam mit seinem Sohn Titus eröffnete
Vespasian den Großangriff auf das kleines jüdisches Staat. Vespasian siegte in
Galiläa über die Juden und nahm bei der Eroberung der Stadt Jotapata einen
jungen hochintelligenten Mann namens Josef ben Matthias gefangen, einen
Schriftgelehrten aus der Schule der Pharisäer, der als Oberbefehlshaber und
geistiges Haupt der Aufständischen in Galiläa galt.
Dieser Josef ben Matthias wurde nicht gekreuzigt oder ins Sklaverei
geschickt, er errang sich im Gegenteil die besondere Zuneigung des Vespasian.
Als Vespasian später als Kaiser in Rom einzog, nahm er den Josef ben Mattias
mit, verlieh ihm das römische Bürgerrecht und machte ihn zu seinem offiziellen
Geschichtsschreiber. Flavius Josephus nannte er sich jetzt und wurde ein
berühmten Historiker, schrieb neben vielen anderen werken eine Geschichte des
jüdischen Volkes.
Vespasian führte die Kampfhandlungen in Judäa mit solchem Erfolg, das
ganzes Land, außer Jerusalem, unterworfen war. Etwa 100.000 Juden aus
Galiläa wurden ermordet oder in die Sklaverei verkauft. Allerdings gab es
Unruhen in Rom. Kaiser Nero war gestürzt und am 9. Juni 68, hatte Selbstmord
begangen. Galba, Otho und Vitellius kämpfen um das Kaiseramt und
bekleideten es nacheinander. Neros Nachfolger — Galba — Roms Kaiser vom
8. Juni 68 bis 15. Januar 69 wurde von der Prätorianergarde ermordet. Otho —
Kaiser vom 15. Januar bis 16. April 69 begann Selbstmord. Vitellius — Kaiser
vom 19. April bis 20. Dezember 69 wurde auf dem Forum in Rom ermordet.
Schließlich Vespasian von den Legionen zum Kaiser ausgerufen wurde.
Während der berühmte römische Feldherr nach Rom abreisen musste, beauftragt
er seinen Sohn Titus den Krieg gegen die Juden zu führen und Jerusalem
einzunehmen.
Mit vier Legionen unter seinem Kommando begann Titus im Frühjahr 70 n.
Chr. die Belagerung von Jerusalem. Da nun das sogenannte Passahfest kurz vor
der Belagerung vor der Türe stand, war Jerusalem mit den Pilgern von allen
Enden des Landes, überfüllt. Hierher kamen auch Flüchtlinge aus Galiläa, die
sich von den Massenrepressalien retteten und in der Heilige Stadt ein versteck
suchten. Nach Flavius Josephus Behauptung, gab es in der Stadt zu diesem
Zeitpunkt etwa ein Million Menschen. Für viele von ihnen Jerusalem war die
letzte Hoffnung und eine der sichersten Festungen der Welt. Die Heilige Stadt
war durch eine dreifache beiendruckende Mauer, die aus kolossalen Steinen
besteht, umgeben und konnte eine lange Belagerung widerstehen. Der Tempel
befand sich fast in der Mitte der Festungen und seinerseits war von Mauern
umgeben. Durch eine Galerie wurde diese Mauer mit uneinnehmbaren „Burg
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Antonia“ verbunden. Nach außen hin war die Burg Antonia eine starke Festung
mit starken Ecktürmen, nach innen hin — ein Palast. Darüber hinaus bestand die
Jerusalems Garnison bis zu 24.000 Krieger auf. Das alles verstärkte den
Glauben und der Fanatismus der Juden, die bis zuletzt hoffen, dass Gott für sein
Volk in den Kampf eingreift.
Zu dieser Zeit läst Titus eine acht Kilometer lange Schutzwall mit 13
Kastellen und 3 großen Lagern bauen. Diese lange Wall um die Stadt bedeutete
für viele den Tod, weil Titus ließ die letzten Nachschubwege nach Jerusalem
abzuschneiden. Ein Entkommen war unmöglich. Es fing mehrtägliche
Belagerung an. Im Neuen Testament haben wir eine Prophezeiung des Herrn auf
die Belagerung, Eroberung und Zerstörung Jerusalems durch Titus: „Und als er
nahe hinzukam, sah er die Stadt und weinte über sie und sprach: - Wenn doch
auch du erkenntest zu diese Zeit, was zum Frieden dient! Aber nun ist’s vor
deinen Augen verborgen. Denn es wird eine Zeit über dich kommen, da werden
deine Feinde um dich einen Wall aufwerfen, dich belagern und von allen Seiten
bedrängen, und werden dich dem Erdboden gleichmachen samt deinen Kindern
in dir und keinen Stein auf dem andern lassen in dir, weil du die Zeit nicht
erkannt hast, in der du heimgesucht worden bist“ (Lk. 19,41-44). Jetzt sind diese
Tage gekommen.
Als Titus vor den Stadtmauer die Eroberung Jerusalem plant, tobt dahinter
ein Bürgerkrieg, der die Menge der Opfer unglaublich vergrößerte. Als ob die
allgemeine Gefahren vergessen wurden, kämpften die befeindenden Parteien
miteinander zusammen. Die zelotische Partei hat unter ihrem Anführer Simon,
der Sohn des Giora, den Tempelbezirk eingenommen und befasste sich mit
allen, die gegen den Aufstand waren. Der gegenseitige Hass ging so weit dass in
eine Nacht bis zu 8.500 und in andere bis zu 13.000 Menschen ermordet
worden. Das Lager der Aufständischen war gespaltet, was erheblich zu der
Schwächung ihrer Kampfkraft beitrug. O Jerusalem, Jerusalem, du bist von
inneren Spaltungen zerrissen geworden. Josephus hat die Stadt mit einem
wahnsinnigen Tier, welcher frisst seinen eigenen Körper, verglichen.
Jerusalem, wie jede Festung im Falle einer Belagerung, wurde reichlich mit
frischem Wasser und Lebensmitteln versorgt. Obwohl die Stadt von außen
belagert war, steckten die Zeloten in ihrer Verblendung die eigenen
Vorrathäusern in Brand, mit der Hoffnung dadurch die Menschen zwingen in
diesem Krieg teilzunehmen. Im Endeffekt war die Sterblichkeit vom Hunger
unglaublich, die Zahl der Sterbenden durch Verhungern ging zu Tausenden. Um
diese Zeit waren die Preise der Lebensmittel in der Stadt bereits sehr hoch
geklettert.
Die Verteidigen wehrten jeden Angriff tapfer ab, aber der Vorrat an
Lebensmittel war aufgebraucht und die Not Höchste gestiegen. Während die
römische Belagerung immer erdrückenden wurde, nahm der Hunger und das
Elend in der Stadt dramatisch zu. In einzelnen fällen kam es zu Kannibalismus
und das Bild war grausam. Nach dem Geschichtsschreiber Flavius Josephus, der
das Gericht Gottes sah, aßen Mütter sogar eigenen Kinder und die Kinder rissen
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sich das letzte Stück Brot aus dem Mund des sterbenden Eltern. Stark
unternährte Menschen hatten keine Kraft die Leichen zu begraben und Stapeln
sie in die leer stehende Häusern oder lassen sie ganz einfach auf der Straßen zu
liegen. Es kam zu gefährlichen, lebensbedrohlichen infektiösen Erkrankungen.
Wer noch Kraft hatte, der versuchte in der Nacht außerhalb der Stadtmauer,
die Wildpflanzen sammeln oder sich irgendwelche andere Nahrungsmittel zu
beschaffen. Viele von ihnen gerieten in die Hände den römischen Kriegern und
wurden an den Kreuzen der Besatzer qualvoll gekreuzigt. Die Kreuze mit
hingerichteten haben die Umgebungen der Stadt ausgefüllt. Es wurde täglich bis
zu fünf hundert Juden gekreuzigt. Und es gab ein Problem mit der Holzlieferung
für die Kreuze, weil bei der Belagerung läst Titus die Umgebung von Jerusalem
in einem Umkreis von mehrere Kilometern völlig abgeholzt zu haben. Auf
solche Weise wurde der schreckliche Fluch für das Blut des Gerechten erfüllt,
das sich die Juden nicht nur auf sich, sondern auch auf ihre Kinder vor Pontius
Pilatus zugezogen haben: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“ (Mt.
27,25). So trafen die Juden ihren Messias, den sie mit großen Ungeduld und
Hoffnung zwei tausend Jahre erwarteten, und für den Erlöser sollten die bittere
Vergeltung noch fast zwei tausend Jahre zu tragen.
Nach hartnäckigen Kämpfen gelang es den Römern schließlich in die Stadt
Jerusalem einzudringen. Über ganze Berge von Leichen drangen sie vor. Das
Bild, das sich den Soldaten bot, war grausig: sie trafen dort zu lebenden
Skeletten abgemagerten Menschen. Der andauernden Hunger hat seine Spuren
hinterlassen. Vom erbitterten festgezogenen Krieg töteten Titus Legionäre auf
ihrem Weg alle Lebewesen und verbrannte alles was brennen konnte, was nicht
brennte wurde zerstört. Ohne jede Rücksicht auf das Alter und Geschlecht, sogar
auch Priestern, wurden Gleicherweise hingewürgt. Während der Tempel in
Flammen aufging, plünderten die Soldaten alles was sie erraffen konnten. Auf
der suche nach Beute wurde sogar in den unterirdischen Gewölben gegraben.
Von allen Seiten erhoben sich die Klubs des Rauches und der Flammen, auf den
Straßen buchstäblich Blut floss, es war ein ungeheueres Blutbad eingerichtet.
Der Sieger wurde mit besiegten entsprechend ihrer Hartnäckigkeit behandelt.
Die Legionäre tobten durch die Stadt, besoffen von Blut und Triumph.
Der Kampf um Jerusalem hatte unvorstellbare Verluste auf jüdischer Seite
mit sich gebracht. Die Einbuße an Menschen war ungeheuer. Laut Flavius
Josephus sollten ca. 1,1 Millionen Todesopfer zu beklagen gewesen sein,
während 97.000 Juden als Sklaven verkauft wurden. Die jüdische Gefangenen
wurden nach Rom und die verschiedenen Provinzen deportiert, um in den
dortigen Amphitheatern unter dem Schwerte oder den Zähnen der wilden Tiere
zu enden. Andere von ihnen wurden als heimatlose Wanderer im ganzem Reich
zerstreut und damit letztlich wieder jüdische Gemeinden in der Diaspora
vermehrt haben.
Jetzt war es offenbar und ging in Erfüllung, was Jesus Christus vor 40 Jahre
gesagt hatte: „Und sie werden fallen durch die Schärfe des Schwertes und
gefangen weggeführt unter alle Völker, und Jerusalem wird zertreten werden
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von den Heiden, bis die Zeiten der Heiden erfüllt sind“ (Lk. 21,24).
Buchstäblich wurde die altertümliche Prophezeiung erfüllt: „Und der Herr wird
dich mit Schiffen wieder nach Ägypten führen... Und ihr werdet dort euren
Feinden als Knechte und Mägde verkauft werden, aber es wird kein Käufer da
sein“ (5. Mose 28,68).
Am 29. August 70 n. Chr., dem 9. Aw jüdischer Rechnung war alles vorbei.
Der Talmud (Traktat Taanit) sagt, dass die Zerstörung des Tempels am 9. Aw
begann und am 10. Aw endete. Nach Sulpicius Severus (365 – 420/25 n. Chr.)
soll Titus im Kriegsrat für die Zerstörung des Tempels eingetreten sein, weil
dadurch mit den Juden auch die Christen ausgerottet würden. Einige meinten,
dass der Tempel sollte nicht zerstört werden, weil dieses Heiligtum dem Gott
gewidmet ist, und die Erhaltung des Tempels wird nur die Sanftmut der Römer
Beweisen; im Gegensatz dazu wird die Zerstörung des Tempels eine Schande,
eine dauerhafte Marke der Grausamkeit bezeugen. Aber andere, einschließlich
selbst Titus, hatten eine andere Meinung: — es sei notwendig zuerst der Tempel
zu vernichten und so den Glauben der Juden und Christen völlig auszurotten,
weil diese zwei Arten von Glauben haben die gleiche Wurzeln. Wenn wir jetzt
die Wurzeln zerstören, so stirbt auch der Baumstamm. Und damit wurde der
Tempel zerstört (Chronica II, 30).
Juden und nur die Juden waren Schuld an der Katastrophe und völligen
Zerstörung des Landes während des großen Aufstandes gegen die Römer in den
66 – 70 Jahre. Die Folge war, das ab diesem Zeitpunkt die Juden zerstreut in
Gebieten von Ändergläubigen lebten. Nach der Erfahrung einer nationalen
Tragödie, leiden im Zerstreuen, ernten sie jetzt dass, was sie mit eigenen
Händen gesägt haben. Nach den Wörter das Propheten Hosea: „Israel, du
bringst dich ins Unglück... denn du bist gefallen um deiner Schuld willen“ (13,9;
14,2). Jerusalem als stark befestigte Stadt, die schwer zu erobern war, und der
Herodianischen Tempel wurden zu Schutt und Asche gelegt. Die Römer
behielten nur ein Teil der Westmauer, und drei mächtigen Verteidigungstürme
am Palast des Herodes, als Siegeszeichen und als Erinnerung für die Nachfahren
an Jerusalems vormalige Größe. Einer von dieser drei Türme ist bis unsere Zeit
erhalten geblieben und ist unter dem Namen „Davidsturm“ bekannt.
Es wird erzählt, das bei näherer Betrachtung der Ruinen von ihm zerstörten
Stadt, Titus sagte erstaunlich:
„Als Titus in die obere Stadt einzog, bewunderte er außer ihrer Festigkeit im allgemeinen ganz
besonders die der Türme, welche die Tyrannen in ihrem Wahnsinn verlassen hatten, und indem er die
Höhe der massiven Bauten, die Größe der einzelnen Steinblöcke und die Genauigkeit der
Zusammenfügung sowie ihre gewaltige Länge und Breite betrachtete, rief er aus: „Mit Gottes Hilfe
haben wir gekämpft! Er war es, der die Juden von diesen Bollwerken vertrieb – denn was vermöchten
Menschenhände oder Maschinen gegen solche Türme?“... [Geschichte des Jüdischen Krieges. Buch
VI. Kap. 9, § 1]
Nach der vollständigen Jerusalems Zerstörung durch die siegreichen
römischen Legionen wurde Titus mit dem Ehrentitel „Der Imperator“ genant.
Und das war nicht ungewöhnlich, das die Legionäre anlässlich des großen
Sieges seinen Heerführer mit diesem ehrenvollen Titel nennten. Wenn mehr als
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6.000 feindliche Tote das Schlachtfeld decken, dann pflegte die Armee ihren
Feldherrn zum Imperator auszurufen. Nach dem Krieg kehrte Titus nach Rom
zurück. Gemeinsam mit seinem Vater Flavius Sabinus feierte er dort den
Triumph über Judäa.
Nach der Niederschlagung des Aufstandes wurden die Juden von Vespasian
gezwungen ein Kopfsteuer zu zahlen. Der Tempelsteuer, den bisher jeder Jude
freiwillig alle Jahre an den Tempel von Jerusalem abgeliefert hatte, wurde
zukünftig an den kapitolinischen Jupitertempel in Rom aufgelegt. Die
ehemaligen Zahlungen an den Tempel in Jerusalem hatten 1/2 Schekel (oder 2
griechische Drachmen) betragen. Und die Belastung der Juden war erheblich,
weil jeder Familienvater (betraf Männer vom 14. bis zum 60. Lebensjahr)
musste für sich, seine Frau und die erwachsene Kinder den eingeführte
Kopfsteuer zu zahlen. Titus Bruder — Domitian (röm. Kaiser von 81 bis 96) hat
die Verfolgung derjenigen, die die Zahlung dieser Steuer hinterzogen, noch
weiter verschärft. Nur nach der Ermordung Domitians (96) schaffte der Kaiser
Nerva (96 – 98) die Besteuerung der Juden ab.
Mit der Zerstörung Jerusalems und des Tempels endete die jüdischchristliche Zeit. Es bewahrheitete sich das Wort des Heilandes: „Man hat mich
verfolgt, man wird auch euch verfolgen.“ (Joh. 15,20). Der größte Teil der
Urgemeinde siedelte ins Ostjordanland und Kleinasien über. Die übrigen
Christen flohen in die Diaspora. Die Zentren der neuen christlichen
Bewegungen wurden jetzt solche Städte wie Ephesus, Antiochia, Tarsus,
Korinth, Alexandria und, natürlich Rom.
Der große Römische Triumph
Krieg hatte in altem Rom viele Gesichter. Unter ihnen war auch ein Triumph
(auch Triumphzug genant). Militärische Erfolge wurden in Imperium Romanum
immer wieder begeistert gefeiert. Nach einem erfolgreichen Krieg hält der
siegreiche Feldherr der große römische Triumph, oder triumphus curilis. Der
Triumph konnte nur mit Genehmigung des Senats stattfinden, bei dem jedes
Detail der Prozession gesetzlich vorgeschrieben wurden. Es gab zahlreiche
Bedingungen, damit man einen Triumph erhielt. Die wichtigste Voraussetzung
war, dass wehrend des Krieges eine zahlreiche Anzahl (mindesten 5.000) von
Feinden getötet wurden. In der Regel wurde der Triumphzug aus der Staatskasse
finanziert.
Der Triumph war die einzige offizielle Begründung für die Armee mit
Waffen in die Stadt einzutreten. Die folgenden Triumphe hatten sowohl
politische als auch religiöse Charakter. Einerseits — erinnerte die Römer auch
daran, dass nur eine starke Armee den Bestand des Reiches garantieren könnte.
Andererseits — der siegreiche Feldherr weihte seinen Sieg dem Gott Jupiter.
Nach dem siegreichen Kampf wurden Siegeszeichen errichtet. Der Triumphator
bekam einen triumphalen Lorbeerkranz; ein mit edlen Materialien wie Gold und
Elfenbein geschmücktes Kurulischer Stuhl, ein Auszeichnung und
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Statussymbol; bronzene Statuen und Bildern sollten ebenfalls der Sieger
verewigen.
Die Prozession hatte eine bestimmte Route. Die Teilnehmer sammelte sich
auf dem Marsfeld. Am Tiber entlang ging es bis zum Circus Maximus, um
Palatin Hügel vorbei bis zum Eingang des Forum Romanum. Seit Jahrhunderten
schon war Forum Romanum ein Versammlungsplatz der Römer:
Wahlkampfkundgebungen, verschiedene Prozesse, ebenfalls Triumphzüge
fanden auf dem Forum statt. Am Jupitertempel auf dem Capitol, vor der
obersten römischen Gottheit, endete der Triumphzug. Der Triumphweg war
relativ kurz: vom Marsfeld bis zum Capitoltempel etwa vier Kilometer. Die
Hauptstadt des großen Reiches wurde auf den größten Feiertag im Voraus
vorbereitet: alle Häuser waren mit Blumen und mit Girlanden geschmückt; alle
Tempeltüren breit geöffnet (mit Ausnahme der Türen des Gottes Janus), was die
Errichtung des Friedens in dem römischen Reich bedeutete.
Die feierliche Einzug eines siegreichen Feldherr in die „Ewige Stadt“ in
diesem Fall war auch die Begründung einer neuen flavischen Kaiserdynastie zu
betonen, die Einigkeit zwischen Vater (Vespasianus) und seine Söhne (Titus und
Domitianus) dem Volk zu demonstrieren und gemeinsam Triumph über die
Juden zu feiern.
Aus den Kriegsgefangenen wählte Titus zuerst die zwei Rebellenführer der
Zeloten — Simon Bar Giora und Johannes von Gischa, sowie eine weitere Zahl
von 700 am meisten jungen, hochgewachsenen und schönen Männer, außerdem
Dutzende von Schönauszeichnenten Mädchen aus. Der Triumphzug wurde
durch Magistrate und Senatoren eröffnet. Am Tag des Triumphes alle Straßen
waren gesäumt von Schaulustige, sie jubelte, warfen Blumen und begrüßten der
Sieger immer wieder mit dem Jubelruf: „Triumphe, triumphe!“ (Sieg, Sieg!).
Rom hatte noch nie solche Feiern veranstaltet, wie den Sieg des Titus über
Judäa.
Der Triumphzug bestand aus mehrere Teilen. Wie in solchen Fällen üblich
war, Beamte und Senatoren führten der Triumphzug an, hinter ihnen kamen
Trompeter und die vom Feind erbeuteten Schätze und Waffen. Auch die Statuen
der römischen Götterwelt brachte man vorüber, denn der Gott der Römer hatte
über den Gott Israels gesiegt — der Tempel in Jerusalem war zerstört. Danach
folgten einige weiße Ochsen als Opfertiere, die Jupiter geopfert wurden, und die
kriegsgefangenen feindlichen Soldaten. Dann kam der Star der Schau — der
siegreiche Triumphator als Jupiter vergleitet, auf einem mit vier Schimmeln
festlich geschmückten Wagen. Der Triumphzug schlossen die Soldaten mit
Seidengewändern bekleidet und Lorbeerkränzen auf ihren Köpfen ab.
Bevor als Höhepunkt der Triumphator selbst vorbeizog, folgt die
Beuteprozession mit erbeuteten Kultgeräte des Tempels: Gefäße aus Gold,
Silber, Münzen, Elfenbein, Edelsteine, juwelenbesetzte Schwertscheiden,
Kunstwerke, goldene Kronen mit Edelsteine, feine Stoffe, wertvolle
Kleidungsstücke, Kleider des Hohenpriesters, Musikinstrumente des Tempels
und zahlreiche weitere Kostbarkeiten. Unter allem besonders eindrucksvoll war
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auch der legendäre Tempelschatz von Jerusalem: der goldene Räucheraltar, der
schwerer goldenen Schaubrottisch und ein ebenfalls aus Gold gefertigten
siebenarmige Leuchter (Menorah) mit ungewöhnliche für die Römer Form. Als
Abschluss der Beutestücke wurde das „Gesetz Jahves“ oder „Gesetz der Juden“
(die Torarollen) erbeutet von dem großen guten Jupiter der Römer
vorbeigetragen und zur Schau gestellt.
Alle diese heilige für die Juden Wertgegenstände, wie auch andere
Kostbarkeiten des Tempels, wurden neben anderen Kunstwerke in Rom
beibehalten. Für diese Zwecke beschloss Vespasian etwa 75 n. Chr. der
Friedensgöttin ein Heiligtum — „Frieden Tempel“ auf dem Forum zu errichten.
Das „Gesetz der Juden“ und die purpurroten Vorhänge vor dem Allerheiligsten
des Tempels ließ er in seinem Palast sorgfältig aufbewahren. Aus der
Kriegsbeute finanzieren die Kaiserdynastie ihre Baupolitik in Rom, z. B. das
flavische Amphitheater (das Kolosseum) wurden von Vespasian und seinem
Sohn Titus erbaut.
Durch speziell ausgebildeten Leuten auf den fahrbaren Schaugerüsten, die
aus drei oder sogar vier Stockwerken bestanden, wurden duzende Menge von
Darstellungen des vergangener Krieges wiedergestellt: wie die dicksten Mauern
von Jerusalem unter den Stößen der Sturmmaschinen in Trümmer fallen; die
Gefährlichkeit des besiegten Feindes; wie wurden die Brandfackel in den
Tempel hineingeschleudert; dann eine Reihe von Häusern, die von den Siegern
zusammengerissen wurden; eine oder andere Gruppen der Wehrlosen mit
flehend erhobenen Händen sehen konnte und viele andere Unglücksfälle, die der
Krieg gegen die Juden ausgelöst hatte. Von allem diesem konnte man sich ein
sehr klares Bild von dem ganzem Feldzuge machen.
Das allergrößte Staunen aber erregte sich bei der „lebendige Teil der Beute“,
bei den Kriegsgefangenen. Miteinander mit Ketten verbunden, in Reihen zu
acht, nahmen mehr als zweitausend Geiseln und Gefangene die ganze Breite der
Straße ein. Wie zum Hohn wurden sie in hübsche buntfarbige Festkleider
gesteckt, die wirkungsvoll kontrastierten mit ihren traurigen Gesichtern und mit
ihren Ketten. Mit Hütten und Gürteln mussten unter ihnen auch Priester gehen.
Mit besonderer Aufmerksamkeit betrachtet das Publikum zwei Personen — die
zwei Rebellenführer der Zeloten. Die Römer hatten dem Simon Bar Giora eine
Krone aus dürren Reisern aufgesetzt und eine Tafel mit Inschrift umgehängt:
„Simon Bar Giora, König der Juden“. Den Johannes von Gischa hatten sie eine
komische blecherne Rüstung eingesteckt und Tafel mit dem Titel „Feldherrn der
Juden“ aufgehängt. Gespannt beschauten sich die Schaulustige auf den Straßen
von Rom ihre besiegten Feinde, deren einziges Verbrechen darin bestand, dass
sie für seine Heimat bis zum Schluss gekämpft hatten.
Nach dem endlosen Zug der Gefangenen folgen, nach Flavius Josepus
Beschreibung, die Triumphatoren in ihrer Rangfolge: zunächst Vespasian, dann
Titus auf dem zweiten Triumphwagen, neben ihm reitet auf einem weisen Pferd
sein Bruder Domitian. Vespasian hatte noch unter Nero mit dem Jüdischen
Krieg begonnen, aber sein Sohn hat dann Jerusalem erobert. Deshalb hatten
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beide den Triumph. Der Triumphator fuhr in einem festlich geschmückten
Triumphwagen, dem currustriumphalis, der von vier Pferden gezogen wurde, er
trug eine wertvolle Purpurtoga geschmückt mit goldenen Sternen.
Dem Triumphator standen zwei Kränze zu, einer aus frischem Lorbeer, den
er auf dem Kopf trug. Lorbeer war die Triumphalpflanze, die auf göttliches
Gedeihen verwiesen soll. Ein zweite, die goldene Jupiter-Krone aus goldenem
Eichenlaub, den ein Sklave über den Kopf des Feldherren hielt. Dieser Sklave
hatte noch eine Aufgabe — er musste dem Triumphator dauernd ins Ohr
flüstern, dass auch er Sterblich sei: „Blicke hinter dich, bedenke, dass Du
sterblich bist“. So wollte man verhindern, dass der Triumphator
größenwahnsinnig wurde. In der linken Hand hatte er ein Adlerzepter aus
Elfenbein als Jupiterattribut. So wurde er Jupiter gleichgesetzt. Beinahe göttlich
stand der Triumphator auf seinem Triumphwagen.
Auf beiden Seiten und der Rückseite des Triumphwagens ritten die Legaten
zusammen mit den Tribunen aus dem Senatorenstand auf ihren Pferden. Sie
wurden von Fahnenträger und soldatische Musikanten mit Blassinstrumenten
begleitet. Merkmal der Musiker waren die Löwenfelle, mit welchen waren ihre
Köpfe und Rücken bedeckt. Den Schluss bildete die zurückkehrende siegreiche
Armee unter dem Kommando von Titus, jeder Legion mit ihrer Purpur gefärbte
Fahne, welches von der Truppe in die Schlacht getragen wurde. Der aus Silber
getriebene und vergoldete, oder aus reinem Gold gearbeitete Adler, der Vogel
des Jupiters, thronte mit ausgebreiteten Flügel auf der Spitze der Fahnenstange.
Die Prozession fand ihren Höhepunkt auf dem Capitol. Vespasian und sein
Sohn Titus steigen herab von ihren Wagen. Das Ziel des Festzuges — der Platz
beim Tempel des Jupiter Capitolinus, der obersten römischen Gottheit, wurde
erreicht. Schon vor Beginn der feierlichen Prozession wusste Simon Bar Giora
das er, noch ehe der Triumphzug sich auflöst, getötet werden würde. Unter
ständigen Misshandlungen wurde ihm einen Strick um den Hals von seinen
Henkern geschleift... Als sein Tod gemeldet wurde, brach das ganze Volk in
lauten Jubel durch Rufen, Jauchzen und Schreien aus. Und die Triumphatoren
begannen mit den Opfern: sie betete mit vorgeschriebenen Gebeten und legten
dann seine Lorbeerkränze in den Schoß der Jupiterstatue; danach wurden auch
die Tieropfer erbracht. Damit war der Triumph beendet und es begann das
festliche Treiben mit Festmahl in dem Kaiserpalast.
Nach dem geführten Brauch errichteten die Römer auf dem Forum Romanum
der Triumphbogen des Titus, als Erinnerung an den Krieg und Sieg gegen die
Juden. Er wurde nach dem Tod des Kaisers, wahrscheinlich durch sein Bruder
Domitian, dem letzten flavischen Kaiser, erbaut worden. Damit ist er der älteste
erhaltene Triumphbogen Roms. Die Triumphbogen des Titus, denn kein
gläubiger Jude durchschreitet, ist bis heute das Symbol dieses römischen Sieges.
Der Titusbogen ist ein eintoriger Triumphbogen. Aus Marmor erbaut, ist er
14,50 Meter hoch, 13,50 Meter breit und 4,75 Meter tief. Der Durchgang ist
8,30 Meter hoch und 5,36 Meter breit.
72
Mehrere Reliefs auf dem Titusbogen zeigten den Triumph des Kaisers Titus
und religiöse Motive. Lorbeerbegrenzte Männer tragen auf Bahren die Beute aus
dem Tempel von Jerusalem: acht von ihnen tragen den goldenen Schaubrottisch
mit dem Altarkelch und den silbernen Posaunen, acht andere — den goldenen
siebenarmiger Leuchter und ebenso die Plakate mit den Bezeichnungen der
unterworfenen Städte. Während aller nachfolgenden Jahrhunderte bemühen sich
die Juden den triumphierenden Titus-Bogen umzugehen, um der Schande seinen
Vaterlandes nicht zu sehen. Soviel für die Römer der Sieg im Jüdischen Krieg
wichtig war, spricht die nächste Tatsache: zum Gedächtnis für dieses Ereignis
wurden geprägten Münzen mit der Aufschrift: „besiegte Judäa“, „Juden in
Gefangenschaft“.
Also hatte der Jüdische Krieg (66-70 n. Chr.) für das jüdische Volk
katastrophale Konsequenzen. Das geistliche und politische Zentrum Jerusalem
war zerstört, der heilige Tempel war geplündert und schließlich niedergebrannt
worden. Auf solche Weise wurde der Verfall Jerusalems statt 40 Jahre nach der
Voraussage von Christus begangen. Mit der buchstäblichen Genauigkeit wurden
Seine Wärter erfüllt: „Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis es alles
geschieht“ (Lk. 21,32). Viele aus jener Generation, die zu der Jesus Zeit lebte,
wurden nicht nur Zeuge und Teilnehmer dieses tragischen Ereignisses, sonder
auch seinen Opfern.
Die Römer haben aufgespürt und vernichtet alle möglichen Bewerber auf das
Haus Davids, und so für immer die jüdische Staatlichkeit vernichtet. Sie
verboten auch das Amt des Hohenpriesters und Priester — die religiösen und
sozialen Führer des jüdischen Volkes, sowie den Ältestenrat oder Hohe Rat
(griechisch - Synedrion). Nach dem Fall Jerusalems wurde Cäsarea die
Hauptstadt Palästinas. Die Hafenstadt an der Küste Mittelmeeres wurde unter
Herodes dem Großen erbaut, die er zu Ehren von Kaiser Augustus Cäsarea
taufte. Irgendwelchen Gottesdienstes auf die Brandstete des Tempels wurde den
Juden streng verboten. Über 60 Jahre lang stand in Zerstörtem Jerusalem der
römischen Zehnte Legion, der für seine Grausamkeit berühmt wurde. Nach dem
Fall der Heiligen Stadt etablierten sich die Römer in Galiläa, aber der
Wiederstand der Juden dauerte noch drei Jahren. Die jüdische Patrioten zogen
sich in die geographisch sehr gut gelegene Festung Massada zurück.
D e r Z w e i t e j ü d i s c h e K r i e g.
Bar – Kochba – Aufstand (132 – 135)
Das geschah unter den bedeutendsten römischer Kaiser Trajan (98 – 117).
Während seiner Regierungszeit hatte das römische Reich seine größte
Ausdehnung. Er erhielt sogar den Titel „optimus princeps“ — der bester Führer.
Aber mit diesem Namen ist auch das Christenverfolgung und die Unruhen in
den Jahren 116 und 117 n. Chr. unter Diasporajuden in Mesopotamien, Zypern,
Ägypten und im Rest des Römischen Reiches verbunden. In der Diaspora
lebenden Juden fühlten sich unter den Römern in ihrer religiösen Freiheit
73
bedroht. Die zur Zeit des Trajan ausgebrochene jüdische Aufstände waren nur
Anlass zu einem neuen Konflikt in Judäa im Jahre 132 n. Chr.
Aus dem Briefwechsel zwischen Plinius der Jüngere und Trajan geht es um
die Staatliche Christenverfolgungen in der trajanischen Zeit. Plinius d. J.,
Statthalter der Provinz Bithynien und Pontus, bat den Kaiser um Rat, wie er sich
mit dem wachsenden Christentums umgehen solle.
Plinius an Kaiser Trajan:
„Es ist meine Gewohnheit, Herrscher, alles, worüber ich im Zweifel bin, Dir vorzutragen. Denn wer
könnte besser mein Zaudern lenken oder meinem Unwissen aufhelfen? An Verfahren gegen Christen
habe ich noch nie teilgenommen. Darum weiß ich auch nicht, was und wieweit man hier zu strafen und
zu untersuchen pflegt.
(2) Auch war ich mir einigermaßen unsicher, ob ein Unterschied aufgrund des Alters zu machen sei
oder ob man ganz Junge genau so behandeln solle wie Ältere; ob ferner Reue Straffreiheit bewirke
oder ob es einem, der einmal Christ gewesen, gar nichts nütze, wenn er es nicht mehr ist; ob der
bloße [Christen-] Name, auch wenn keine Verbrechen vorliegen, oder die mit dem Namen
zusammenhängenden Verbrechen bestraft werden müssen. Einstweilen bin ich mit denen, die mir als
Christen angezeigt wurden, folgendermaßen verfahren.
(3) Ich habe sie gefragt, ob sie Christen seien. Gestanden sie, so habe ich ihnen unter Androhung der
Todesstrafe ein zweites und drittes Mal dieselbe Frage gestellt; beharrten sie, so habe ich sie
abführen lassen. Denn ich zweifelte nicht, was immer sie gestehen mochten, so verdienten allein
schon ihre Hartnäckigkeit und ihr unbeugsamer Starrsinn Bestrafung.
(4) Andere, die einem ähnlichen Wahnsinn verfallen waren, habe ich, weil sie das römische
Bürgerrecht besaßen, zur Rückführung nach Rom vormerken lassen. Wie es aber zu gehen pflegt,
nahmen auf das gerichtliche Einschreiten hin bald die Anschuldigungen zu und kamen weitere Fälle
zur Anzeige.
(5) Eine anonyme Anklageschrift wurde vorgelegt, die zahlreiche Namen enthielt. Die leugneten,
Christen zu sein oder es je gewesen zu sein, habe ich entlassen zu können geglaubt, sobald sie, nach
meinem Vorgang, die Götter anriefen und deinem Bild, das ich mit den Götterstatuen zu diesem
Zweck hatte herbeischaffen lassen, mit Weihrauch und Wein opferten, außerdem noch Christus
lästerten - alles Dinge, zu denen sich, wie es heißt, überzeugte Christen niemals zwingen lassen.
(6) Andere von dem Denunzianten Genannte gaben erst zu, Christen zu sein, widerriefen aber gleich
darauf: sie seien es wohl gewesen, hätten es aber wieder aufgegeben, manche vor drei, manche vor
mehr Jahren, ein paar sogar schon vor 20 Jahren. Sie alle haben ebenfalls deinem Bild sowie den
Götterstatuen gehuldigt und Christus gelästert.
(7) Sie beteuerten jedoch, ihre ganze Schuld oder auch ihre Verirrung habe darin bestanden, dass sie
gewöhnlich an einem fest gesetzten Tag vor Sonnenaufgang sich versammelt, Christus als ihrem Gott
im Wechsel Lob gesungen und sich mit einem Eid verpflichtet hätten – nicht etwa zu irgendeinem
Verbrechen, sondern zur Unterlassung von Diebstahl, Raub, Ehebruch, Treulosigkeit und
Unterschlagung von anvertrautem Gut. Danach sei es bei ihnen Brauch gewesen, auseinander
zugehen und wieder zusammenzukommen, um ein Mahl einzunehmen, allerdings ein ganz
gewöhnliches und unschuldiges; selbst das aber hätten sie nach meinem Edikt eingestellt, mit dem ich
entsprechend deinen Verfügungen das Bestehen von Hetärien [Vereinen] verboten hatte.
(8) Um so mehr hielt ich es für angezeigt, aus zwei Sklavinnen, sog, >Dienerinnen< [Diakonissen]),
die Wahrheit unter der Folter herauszubekommen. Ich fand aber nichts anderes heraus als
minderwertigen, maßlosen Aberglauben.
(9) Daher setzte ich das Verfahren aus, um eiligst deinen Rat einzuholen. Mir schien nämlich die
Sache einer Konsultation wert, vor allem um der großen Zahl derer willen, die hierbei auf dem Spiele
stehen [oder: die angeklagt sind]; sind doch zahlreiche Angehörige jeglichen Alters und Standes, auch
beiderlei Geschlechts, von diesen Untersuchungen betroffen und werden es noch sein, da sich nicht
allein in Städten, sondern auch über die Dörfer und das flache Land hin die Seuche dieses
Aberglaubens ausgebreitet hat. Dennoch scheint es möglich, sie einzudämmen und auszurotten.
(10) Fest steht jedenfalls, dass man die schon fast verödeten Tempel wieder zu besuchen beginnt,
dass die regelmäßigen Opfer, die lange unterbrochen waren, wieder aufgenommen werden und das
Fleisch der Opfertiere, für das es eben noch kaum mehr einen Käufer gab, überall wieder Absatz
findet. Demnach ist es leicht vorzustellen, welch große Zahl von Menschen auf den rechten Weg zu
bringen wäre, wenn man nur ihrer Reue stattgäbe“. [Briefe, 96]
Trajan an Plinius:
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(1) „Du hast, mein Secundus, als du die Fälle derer untersuchtest, die bei dir als Christen angezeigt
wurden, ein völlig korrektes Verfahren eingeschlagen. Denn es lässt sich nichts allgemein Gültiges
verfügen, das sozusagen als feste Norm gelten könnte.
(2) Fahnden soll man nicht nach ihnen; wenn sie aber angezeigt und überführt werden, muss man sie
bestrafen, so jedoch, dass einer, der leugnet, Christ zu sein, und dies durch die Tat, d. h. durch
Vollzug eines Opfers für unsere Götter, unter Beweis stellt, aufgrund seiner Reue zu begnadigen ist,
wie sehr er auch für die Vergangenheit verdächtig sein mag. Anonyme Anzeigen dürfen freilich bei
keiner Anklage berücksichtigt werden. Denn das wäre ein äußerst schlechtes Beispiel und entspräche
nicht dem Geist unserer Zeit“. [Briefe, 97]
Trotz der Verfolgung war das Christentum nun eine Religion, die sich im
römischen Reich rasch weiter verbreitete. Es gab auch von Juden im Bereich
Israels blutige Christenverfolgungen. Die Juden beschuldigen die Christen, das
ihren Jesus hat das Ende des wunderschönen Tempels vorhergesagt (Mt. 24,2).
Die jüdische Intoleranz gegen die Christen hat sein Höhepunkt unter Bar
Kochba erreicht. Die Christen, die dem jüdischen Aufstande nicht angeschlossen
haben und der Wehrdienst verweigerten, wurden von den Leuten Bar Kochbas
verfolgt. Dies bestätigt auch der Kirchenvater Justin (griech. Justinos, um 100 –
165 in Rom), genant „der Märtyrer“, in seiner „Apologie“ (1,31,6).
Nach dem Tode Kaiser Trajans im Jahre 117 n. Chr. versucht ganze Reihe
von Provinzen sich frei zu machen, unter ihnen auch Judäa. Die durch Trajan
getroffenen Maßnahmen zur jüdischen Unterdrückung wurden von seinem
Nachfolger, Kaiser Publius Aelius Hadrianus (117 – 138 n. Chr.), fortgesetzt.
Hadrian, der Nachfolger, hatte alle, die zur Zeit des Trajan Diasporaaufstände,
erfolgreich beendet.
Der letzte bewaffnete Aufstand in der jüdischen Geschichte begann 132 n.
Chr. und dauerte über dreieinhalb Jahre. Dieser sinnlosen und hoffnungslosen
Versuch das römische Joch abzuschütteln hatte keine Chance auf militärischen
Erfolg und übertraf an Heftigkeit und Grausamkeit alle vorangegangenen
jüdischen Kriege. Der zweite Krieg gegen Rom war genau so erfolglos wie der
Erste (66 – 70) und die Folgen des Aufstandes waren so dramatisch, wie man
sich die Juden kaum vorstellen könnten, sie waren ja sogar schlimmer als die
Katastrophe des Zweiten Tempels. Welcher Anlass zum Ausbruch des
Aufstandes gegen die römische Herrschaft führte, ist unklar. Fest steht jedenfalls
zwei Punkte.
Der erste Punkt. Der uralte Hass zwischen Juden und Römer taute im Jahre
127 n. Chr. auf, als Kaiser Hadrian seine Unterdrückungs-Edikte, die die
Vernichtung des Judentums anstrebten veröffentlichte. In diesem Erlass verfügte
Hadrian ein allgemeines Verbot der Kastration, mit dem zugleich auch die
Beschneidung der jüdischen Jungen untersagt wurde. Zudem verbot Hadrian die
Beschäftigung mit dem jüdischen Gesetz (Tora) und das Halten der Sabbatruhe.
Wer gegen dieses Gesetz verstößt, wurde mit dem Tode bestraft.
Der zweite Punkt. Im Jahre 130 n. Chr. kam Hadrian selbst nach Judäa und
ankündigte der seit dem Jahr 70 zerstörten Tempel wieder aufzubauen. Doch
bald stellte sich heraus, dass an der Stelle des zerstörten Jahweheiligtums ein
Jupitertempel errichtet würde. Der römische Kaiser hatte andere Pläne.
Jerusalem soll ein Zentrum römisch-griechischen Kultur in Palästina werden,
75
zwar mit einem Jupitertempel mit Götterbilder, Statuen des Kaisers, Theater und
Zirkus. Der neue Name sollte Aelia Capitolina sein — nach seinem eigenen
Geschlecht der Aelii, und mit Römer, Griechen und Syrern besiedelt. Das
wollten die Juden nicht hinnehmen und erhoben sich unter ihrem Anführer Bar
Kochba gegen die römische Besatzungsmacht. Nach dem römischen
Schriftsteller Cassius Dio (155 – 235 n. Chr.) war dies dann auch der
Hauptgrund für den Aufstand. Was auch immer die Ursachen gewesen sein
mögen, eines steht fest, das nach Handrians Abreise aus der Jüdische Provinz
bricht der Aufstand los.
Nach Cassius Dio Überlieferung:
12 (1) „In Jerusalem ließ Hadrian für die bis auf den Grund zerstörte Stadt eine neue anlegen und gab
ihr den Namen Aelia Capitolina. Wie er nun an dem Platz, wo der Tempel des Gottes gestanden hatte,
einen anderen zu Ehren Iuppiters errichtete, kam es zu einem weder geringfügigen noch kurzen Krieg.
(2) Denn die Juden konnten sich damit nicht abfinden, dass Fremdstämmige in ihrer Stadt angesiedelt
und fremde Heiligtümer dort errichtet würden [131 n. Chr.]. Solange Hadrian nahe in Ägypten und
wiederum in Syrien weilte, hielten die Juden Ruhe; nur die Waffen, deren Anfertigung ihnen
anbefohlen worden war, stellten sie absichtlich mangelhaft her, damit die Römer diese zurückwiesen
und sie dann selber sich ihrer bedienen könnten. Als nun der Kaiser sich weiter entfernte, kam es bei
ihnen zur offenen Empörung“. [Geschichte von Rom. LXIX, 12, 1-2]
Einzelheiten oder Details zum Verlauf des Aufstandes in den letzten Jahren
Hadrians sind kaum bekannt, sie beziehen sich nur auf wenige Quellen: Cassius
Dio, Justinos, Eusebius und Talmud. Die Dokumente, die vor kurzen am Toten
Meer gefunden wurden, enthüllen nur den wirklichen Namen den Anführer —
Schimon (deutsch „Simon“). Sein Vorleben liegt im Dunkeln. Aramäischen
Nachname „Bar Kochba“, welcher ihm nach der jüdischen Geschichte von
Rabbi Akiba gegeben worden war, bedeutet „Sohn des Sterns“. Dieser Name
sollte allen an eine uralte messianische Prophezeiung vom Stern aus Jakob
erinnern: „Ich sehe ihn, aber nicht jetzt; ich schaue ihn, aber nicht von nahem.
Es wird ein Stern aus Jakob aufgehen und ein Zepter aus Israel aufkommen und
wird zerschmettern der Moabiter und den Scheitel aller Söhne Sets“ (4.Mose
24,17). Nach seinem Scheitern titulierte das Voll den Pseudo-Messias nun als
„Bar Koseba“ — „Sohn der Lüge“.
Akiba ben Josef (50/55 – 135 n. Chr.), gewöhnlich Rabbi Akiba genannt, gilt
als der einflussreichsten Rabbis seiner Zeit und gehört zu den bedeutendsten
Vätern des rabbinischen Judentums. Sein Autorität wirkt bis heute. Der populäre
Rabbi Akiba betrachtete Simon Bar Kochba als Erlöser und den lang erwarteten
jüdischen Messias. Auf dieser Grundlage prophezeite der geistige Oberhaupt der
Juden, dass der Aufstand erfolgreich sein würde. Unter der Leitung des neu
ernannten „Messias“ wagten sich Juden in der Zweiten jüdischen Krieg.
Neben dem militärischen Organisator steht jetzt auch der geistigen Autorität
des Rabbi Akiba ben Josef, der von seinem Volke wie ein Heiliger verehrt
würde. Diese Symbiose erzeugt ein brennbares Gemisch aus religiösem Hass
wegen der Zerstörung des Tempels durch Titus und der messianische Traum den
Juden. Der Aufstand breitete sich rasch in Judäa aus. Die bewaffnete Juden
strömten aus dem ganzem Land in Jerusalem zusammen; von weit, aus der
76
Diaspora, strömen freiwillige Männer zum letzten Kampf gegen Rom. Rabbi
Akiba mit dem neu ernannten „Messias“ Reisen durch das Land um Anhänger
zu rekrutieren. Dieses Wort des Propheten Jesaja, der das kommen des Messias
voraus sagte,: „Saget den verzagten Herzen: „Seid getrost, fürchtet euch nicht!
Seht, da ist euch Gott! Er kommt zu Rache; Gott, der da vergilt, kommt und wird
euch helfen“ (35,4) — könnte in ganz Judäa gehört zu werden. „Schließt euch
uns an — rufen sogenannte „Propheten“ — bevor es zu spät ist“. Leichtgläubige
Menschen mit offenen Herzen hörte solche Zusicherungen. Und in der Folge
hoffte das Volk, durch ein Wunder seines Gottes befreit zu werden. Hierbei
wurde der Aufstand von der Mehrheit der Bevölkerung unterstutzt.
Aber Galiläa im Norden beteiligte sich nicht in der Revolte von Bar Kochba
und hatte weniger gelitten als der Süden des Landes — Judäas. Nach dem Krieg
wurde die Bevölkerung unter Kaiser Hadrian aus Jerusalem und seiner
Umgebung vertrieben. Ehemalige Judäa wurde fortan von den Juden verlassen.
Die meisten von ihnen hatten sich in Galiläa konzentriert. So verlagerte sich das
Zentrum jüdischen Lebens nach Galiläa und dort bleibt es über mehrere
Jahrhunderte. In Galiläa errichteten die geflüchteten oder vertriebenen Rabbiner
ein Bildungszentrum. Hier wurde zum 3. Jhd. auch das erste kanonische Werk
der mündlichen Überlieferung des rabbinischen Judentums (mündliche Tora) —
die Mischna (bildet die Basis des Talmud) zusammengestellt. Die Mischna
existier unverändert noch bis heute.
In dem Krieg operierte Bar Kochba mit eine besondere militärische Taktik.
Er teilte seine Guerella-Kämfer in Hunderte von kleinen, selbständig
operierende Kampfeinheiten, die in der Bergen, in Dunkel der Höhlen und
unterirdische Gänge versteckt waren. Aus dem Hinterhalt heraus angreifen sie
die feindlichen Truppen an.
Nach Cassius Dio Überlieferung:
(3) „Zwar wagten sie es nicht, sich mit den Römern in einer Feldschlacht zu messen, doch besetzten
sie die günstigen Punkte im Land und verstärkten sie durch unterirdische Gänge und durch Mauern.
Damit wollten sie sich für Zeiten der Bedrängnis Zufluchtsorte und außerdem die Möglichkeit schaffen,
um unbeobachtet unter der Erde gegenseitige Verbindungen aufzunehmen. Zu diesen Stollen führten
sie dann von oben aus Schächte hinab, damit sie Luft und Licht bekämen“. [Geschichte von Rom.
LXIX, 12, 3]
Rom zögerte zunächst mit seiner Reaktion und die Aufständische nutzen die
Situation aus. Sie bringen schnell große Teile der Provinz unter ihre Kontrolle
und eroberte sogar die Hauptstadt — Jerusalem. Nach der Einnahme Jerusalems
war Bar Kochba endgültig und unwiderruflich von den Juden zum Messias
ausgerufen und als König anerkannt wurde. Die am Toten Meer gefundene
kupfernen Münzen mit der Inschrift „Für die Freiheit Jerichos“ und „Erstes (und
Zweites) Jahr der Freiheit Israels“ bestätigen die Gültigkeit dieses Sieges. Auch
gefundene Pachtverträge aus dieser letzten Phase des Krieges sind datiert: „Der
20. Schewat, 2 Jahr der Erlösung Israels durch Simon ben Koseba, Prinz von
Israel“. Bar Kochba regierte mit harter Hand, streng nach der Tora, dem
jüdischen Gesetz. Unter seiner Herrschaft überlebten die Juden drei kurzen
77
Jahren seiner Unabhängigkeit. Aber es war nur ein „Pyrrhussieg“, ein zu teuer
erkauften Erfolg.
Die Römer erlitten mehrfach schwere Niederlagen und die Situation wurde
von Tag zu Tag immer dramatischer. Die römische Legionäre geraten immer
öfters in feindlichen Hinterhalt und trugen erhebliche Verluste. Aber ihre
eigenen Verluste haben die Römer oft verschwiegen. Schließlich musste die
römische Armee immer weiter aus Judäa zurückziehen und nach Syrien sich
abzusetzen. Unterdessen sammelte Rom im Jahr 134 n. Chr. eine große
Streitkraft (die Quellen sprechen von bis zu zehn Legionen, ein Drittel der
gesamten römischen Armee) unter besten Heerführer seiner Zeit — Sextus
Julius Severus, einer der fähigsten Generale von Kaiser Hadrian. Zum Vergleich
nach jüdischen Quellen betrug Rebellen-Armee 400. 000, nach Angabe Cassius
Dio sogar 580.000 Krieger.
Als Julius Severus den Oberbefehl über die römischen Truppen in Judäa (ein
gebirgiges und taktisch schwer zu eroberungs Land) übernahm, erfasste er
schnell, dass dieser ungreifbare Feind nur ausgerottet, aber nicht besiegt werden
konnte. Darum änderte er grundsätzlich die Taktik der Kriegsführung. Fortan
vermeidet seine Armee offene Feldschlachten. Alle Siedlungen, ob Stadt oder
Dorf, werden zerstört und verbrand. Auf diese Weise, durch Terror und
Hungernot, wollte Severus das jüdische Volk in die Knie zu zwingen.
Nach Cassius Dio Überlieferung:
13 (3) „Angesichts der Masse und der todesmutigen Entschlossenheit seiner Gegner wagte er [Julius
Sewerus] es nirgendwo im offenen Kampfe ihnen entgegenzutreten, er begnügte sich vielmehr damit,
dank der überlegenen Zahl seiner Soldaten und Unterführer einzelne Gruppen abzuschneiden, die
Lebensmittelzufuhr zu unterbinden und die Gegner einzukreisen. So konnte er sie zwar ziemlich
langsam, aber doch ohne größere Gefahr in die Enge treiben, ermatten und schließlich vernichten.
14 (1) Nur ganz wenige jedenfalls kamen von ihnen mit dem Leben davon. Fünfzig ihrer wichtigsten
Festungen und 985 der bedeutendsten Ansiedlungen wurden dem Erdboden gleich gemacht, ferner
fanden 580. 000 Mann bei den einzelnen Angriffen und Schlachten den Tod; die Zahl der durch
Hunger, Krankheit und Feuer zugrunde Gegangenen war nicht festzustellen“. [Geschichte von Rom.
LXIX, 13,3 – 14,1]
Nach blutigen Kämpfen eroberten die Römer im Jahre 134 n. Chr. Jerusalem
zurück und zerstörten die Stadt. Bar Kochba und seine Truppen zogen sich in
das jüdische Bergland zurück. Der Aufstand war noch nicht beendet. In den
Bergen trug Severus schwere Verluste. Die Römer mussten einige bittere
Niederlagen hinnehmen. Um die Verluste an der Stelle der Feindseligkeiten
wieder aufzufüllen, kam der Kaiser Hadrian mit zwei Legionen in den Region
selbst. Schließlich gelang es den Römern das ganzes Land fest im Griff zu
halten. Die Aufständischen wurden in einige isolierte Festungen zurückgedrängt.
Überzeugt davon dass Severus, der kaiserliche Legat, kontrolliert jetzt die ganze
Position, kehrte Hadrian nach Rom zurück, ohne an Folgenden Erfolg zu
zweifeln. Weil die Verluste der Römerin in diesem Kriege erheblich waren,
verweigert Kaiser Hadrian in seinem Siegesbericht an den Senat in Rom die in
solchem Falle übliche traditionelle Wendung: „Ich und die Armee befinden uns
wohl“. Zu Ehren dieses Sieges wurde Hadrian zum zweiten Mal zum Imperator
ernannt.
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Der Wille der Juden in Judäa war gebrochen. Die letzte Festung die Bar
Kochba und seine Soldaten noch hielten, war die Stadt Bethar, südwestlich von
Jerusalem. Es war eine stark befestige Stadt und beherrscht den größten Teil der
Ebene Saron. Auf dieser Grundlage sprechen einige jüdische Quellen sogar vom
„Krieg von Bethar“. Ein volles Jahr belagerten die Römer diese Festung, aber
die Aufständische bei all ihrem Heldenmut, hatten keine Chance. Julius Severus
gelang es den Zugriff zum Wasserversorgung zu überdecken. Die Festung
Bethar fällt im Jahre 135 n. Chr. durch Verrat in die Hände der Römer. Am
neunten Tage des Monates Aw, am Tage der Zerstörung des ersten und zweiten
Tempels, übersteigen die Legionäre das Julius Severus die Breschen von Bether.
Mit der Eroberung der Festung Bethar war der Aufstand beendet.
Simon Bar Kochba fiel im Kampf. Viele seiner Anhänger wurden brutal
hingerichtet, unter ihnen auch Rabbi Akiba. Er geriet in Gefangenschaft und
erlitt das Martyrium. Die Römer haben ihn zur Todesstrafe verurteilt und auf
dem Scheiterhaufen verbrannt. Der Aufstand wurde mit den schwersten
Verlusten niedergeworfen, die das Judentum jemals erlitten hat. Cassius Dio gibt
die Zahl der Gefallenen, die den Aufstand nicht überlebt haben, auf über
580.000. Das war fast die Hälfte der Juden Palästinas. Es ist sicher zu sagen,
dass Simon Bar Kochba (Pseudo-Messias) und Rabbi Akiba tragen die primäre
Verantwortung für das Land zwischen dem See Genezareth und dem Toten
Meer dass die Römer zur Wüste gemacht haben; für das Gemetzel das der
Sieger veranstaltet; für der grausamen Vertreibung des jüdischen Volkes; für
den Jerusalemzerstörung; für die in der Diaspora verstreuten Juden.
Die Leute, die alle Schreckens des Krieges überlebt haben, befanden sich im
kläglichen Zustand: 50 wichtigsten Städte und 985 Dörfer wurden zerstört (so
jedenfalls Cassius Dio), Zehntausende von Männer und Frauen wurden in die
Sklaverei verkauft, durch Hadrians Beschluss wurde den Juden bei Todesstrafe
verboten nicht mehr Jerusalem zu betrete und dort zu leben, verboten wurden
auch die Tora und der jüdischen Kalender, alle heilige und so wichtige für den
Juden Schriftrollen waren auf dem Tempelberg verbrannt. Kaiser Hadrian
erkennt sehr richtig, dass die Kraft der Juden nicht Ergebnis eines Machtwillens
ist, sondern besteht aus einer Idee: in ihrer Religion, in ihren Rabbinern und
Lehrer, in ihren Schulen und Synagogen. Die Religionsausübung war ab sofort
verboten. Um für immer den rebellischen Geist der Juden zu vernichten, ordnete
er die Synagogen zu schließen und hat das Studium der Tora verboten.
Auf den Ruinen Jerusalems lies Hadrian eine heidnische Stadt bauen —
Aelia Capitolina. So verlor Jerusalem seinen Nahmen und erhielt den Status
einer Militärkolonie. An der Stelle des im Jahr 70 zerstörten jüdischen Tempels
wurde ein Jupitertempel errichtet. Die römische Provinz „Judäa“ wurde in
„Syria Palästina“ umgewandelt. Die restlichen Juden wurden in der ganzen
damals bekannten Welt zerstreut. Zum ersten Mal in Geschichte des jüdischen
Volkes wurden die jüdischen Bewohner aus dem Land vertrieben und
„heidnische“ neu angesiedelt.
79
Die Niederlage im Zweiten jüdischen Krieg hat unter den Juden das Gefühl
der tiefer Niedergeschlagenheit verursacht. Der Glaube an die Möglichkeit der
Befreiung von der Herrschaft der Römer in dem irdischen Leben war verloren.
Da das jüdische Volk kein Territorium und keinen Staat mehr besaß, da war
auch Palästina nicht mehr das Zentrum der religiösen Bewegung des jüdischen
Volkes. Und das hat das Ende der Jüdischen Nation auf eigenem Boden für fast
2.000 Jahre bedeutet.
Und das Christentum? Durch die Vernichtung Jerusalems und des jüdischen
Staates wurde auch den Judenchristen die Rückkehr nach Jerusalem verwehrt.
Viele von ihnen wanderten nach Babylonien aus. IM GEBURTSLAND JESU
WAR DAS CHRISTENTURM BIS ZU KAISER KONSTANTIN PRAKTISCH
AUSGEROTTET. MIT DER ZEIT HAT SICH DER MITTELPUNKT DER
CHRISTLICHEN URKIRCHE NACH ROM VERLAGERT. SO HAT SICH
ROM ALS CHRISTLICHES ZENTRUM JERUSALEM ÜBERDAUERT.
Nach dem Tod von Hadrian wurde Titus Aurelius Antonius unter dem
Namen Antonius Pius (138 – 161) zum römischen Kaiser ausgerufen. Antonius
Pius wird in antiken Quellen als ein „guter Kaiser“ ausgezeichnet. Seine 23Jährige Regierungszeit war die friedlichste (nachdem Kaiser Augustus) Periode
der römischer Keiserzeit und wird von der Historiker als „goldenes Zeitalter“
genannt. Niemand aus den römischen Kaiser hatte solche starke Reputation des
weichen und menschlichen Herrschers als Antonius Pius, er wurde auch „der
Fromme“ zubenannt.
Falls Hadrian nach sich die außerordentlich strenge Gesetzgebung bezüglich
der Juden gelassen hat, so hielt Antonius Pius für möglich eine Versöhnung mit
ihnen. Zu Beginn seiner Regierungszeit (139 – 140 n. Chr.) legte er ein Ende der
Verfolgung von Juden und hat einige von restriktiven Hadrianmaßnahmen
aufgehoben: ein Bekenntnis zu dem Gesetz des Moses wurde nicht mehr als
Straftat eingestuft; war erlaubt die heiligen Bücher zu lesen; die Verbote von
Beschneidung nach Unterweisung in der Tora wurden abgeschafft; das Halten
der Sabbatruhe dürfen die Juden wieder zu feiern; die Juden erhielten die
Zutrittserlaubnis einmal jährlich am 9. Aw um Tempelzerstörung und
Vertreibung in Jerusalem zu betrauern.
Gleichzeitig ließ Antonius Pius in der Kraft zwei gravierende
Einschränkungen: wie zuvor war für die Juden das Betreten Jerusalems bei
Todesstrafe verboten und sie sollte nicht zum Judentum andere
Glaubensrichtungen zu konvertieren. Die Toleranz der Religionsfreiheit hat ihm
den guten Ruhm wie bei den Juden, als auch bei den Christen geschaffen.
Während seiner Herrschaft führte Antonius Pius keine Kriege. Dank des
Friedens und der Freiheit hat die Anzahl der christlichen Kirchen im römischen
Reich heftig zugenommen.
Im Altem und Neuen Testament der Bibel werden die ersten tausend Jahre
der jüdischen Geschichte dokumentiert. In ihrer langen Geschichte haben die
Juden vieles erlebt: Blutige Kriege und Goldene Jahre; Bürger- und
Bruderkriege; Gefangenschaft und Sklaverei; Götzendienste und Abfall von
80
Gott. Allmählich begab es sich, dass der Gott den Juden versprach, falls sie den
Bund mit Ihm verletzen werden: „Euch aber will ich unter die Völker zerstreuen
und mit gezücktem Schwert hinter euch her sein, dass euer Land soll wüst sein
und eure Städte zerstört“ (3.Mose 26,33). Mit der Zerstörung Jerusalems und
die Zerstreuung des jüdischen Volkes aus dem Land Israel über die Nationen der
Welt wurde mit erstaunlicher Schnelligkeit eine neue Welt gebaut — „DIE
CHRISTLICHE WELT“.
Die große Völkerwanderung
Gott sprach durch seinen Propheten Jeremia: „Ich will wachen über meinem
Wort, dass ich’s tue“ (1,12). Und dieses Wort erfüllt wurde, wenn sich alle
günstigen Bedingungen für die Wahrnehmung von christlicher Glaube auf der
ganzen Welt sich entwickelt haben. Es war aus der Sicht Gottes die „erfüllte
Zeit“ (Gal. 4,4). Das mächtige römische Reich — Imperium Romanum —
größter allen weltumfassenden Staaten welche zu jener Zeit entstanden waren
(und noch lange nachdem) und ihr erster Kaiser Augustus waren nur die
Werkzeuge in den Händen des Allmächtigen Gottes für die Erfüllung seiner
großen Pläne. Gerade in diesem Reich hat das Christentum für sich den gut
vorbereiteten Boden gefunden und ist in solcher Periode ihrer Geschichte
erscheinen, als das Volk nach der langen friedlichen Zeit besonders frei ihre
Meinungen und ihre Gedanken austauschen durften.
Als das Christentum (in 1./2. Jh. n. Chr.) entstandet, war das Römische Reich
in seiner Blütezeit von Wohlstand und Macht. „Die Völker, die einst von Rom
besiegt sind, hatten bereits ihre Unabhängigkeit vergessen; sie genießen alle
Vorteile des Friedens und nehmen an allen Ehren teil. Die Städte des Reiches
glänzen von der Schönheit und die Attraktivität, ganzes Land sieht wie ein
Garten aus. Ganze Erdbodenfläche dank der Römer wurde zu eine allgemeine
Heimat. Die Römer haben das ganzes Reich abgemessen, gepflasterten alle
Ufern, wandte Wüsten in besiedelte Regionen“ — schrieb Cassius Dio, der nahe
zu den offiziellen Regierungskreisen Roms stand. Das Römische Reich blühte
wirtschaftlich auf und dehnte sich in dieser Zeit noch weiter aus.
Die Macht des Römischen Reiches garantierte die ausgezeichnet organisierte
militärische Befestigungen auf ihren Grenzen: im Süden und Westen waren es
die größte Sandwüste der Erde — Sahara und den Gewässern des Ozeans; im
Osten von Kleinasien und Syrien waren von den natürlichen Hindernissen —
Bergen von Armenien und der arabischen Wüste geschützt; die längste und
gefährlichste, voll von allen möglichen Überraschungen, war nur die nördliche
Teil des Reiches, welches mit die unerforschte barbarische Welt begrenzt
worden. „Barbaren“, „barbarische Welt“ nannten die Römer alle Menschen, die
nicht im griechisch-römischen Kulturkreis lebten.
Die Römer konzentrierten fast ihre gesamte Armee an der Grenzen, welche
waren etwa 10.000 km lang. So auf der Nordgrenze des Reiches hielten sie 15
Legionen — mehr als die Hälfte aller Streitkräfte des Imperiums. Um sich von
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kriegerischen Aktionen der Barbarenstämme zu schütz, bauten die Römer
militärische Einrichtungen: ketten von Kastellen (in denen meist 500 – 1000
Mann stationiert waren) und Wachtürmen, Legionslagern und künstliche
Barrieren. Von einer Festigkeit bis zu anderem lief eine Kette von tiefen Gräben,
es wurden die Wälle geschüttet und Palisaden mit scharfen spitzen gestellt.
Während des Imperium im 1. und 2. Jahrhundert n. Chr. seine Blütezeit
erlebte, versank das Römische Reich im 3. Jh. immer tiefer in innenpolitischen
Wirren und infolge einer zunehmende Bedrohung der Reichgrenzen. Zudem
toben im Innern des Reiches Bürgerkriege. Das alles begann sich zum
Untergang zu bewegen. Und während aller diesen Jahrhunderte verfolgte Rom
die Christen und ihre Kirche. Als ob aus Rache für alle diesen Grausamkeiten
näherte sich die Zeit der Abrechnung: zunächst den Verfall und dann die
Zerstörung des Reiches. Obwohl die Christen ihre Erfolge feierten (zu diesem
Zeitpunkt breitete sich das Christentum in großen Teilen West- und Südeuropas,
in Nordafrika, Kleinasien und dem Vorderen Orient immer weiter aus), erlebte
das große Imperium Romanum ihre Krise: Mord, Krieg, Vergewaltigung,
Plünderung, Brandstiftung war zu eine gewöhnliche und gewohnte Erscheinung
geworden. Die riesige Ausgaben für das Militär, das prächtigen Hofes der
Kaiser, die Verwaltung mit der ständig steigenden Zahl von Beamten führte
dazu dass die Steuer pro Bürgen von Jahr zu Jahr erhöht werden, und das Volk
verarmte. Das Leben auf dem Lande veränderte sich drastisch und als Folge kam
es zum Niedergang der Städte. Das alles hat dazu gebracht, dass viele
Landmänner ihre Grundstücke verlassen haben, schufen kleine bewaffnete
Gruppen und zerstörten Häuser der reichen Sklavenhalter.
Das folgende Zitat von Erzbischof Orens (370 – 439) vermittelt den besten
Eindruck von den Problemen im Römischen Reich, die in damaliger Zeit eine
sehr wichtige Rolle spielten:
„Wer könnte die richtigen Wort finden, um die folgen Räuberei und das Verbrechen zu schildern: Der
Römische Staat ist zwar schon tot oder liegt in den letzten Zügen in dem Land, wo er noch zu leben
scheint; er stirbt, erwürgt von den Steuerstricken wie unter den Händen von Räubern. Dort lebt eine
große Zahl von reichen Leuten, deren Steuern die Armen bezahlen“. [Orens, zitiert nach Bischof
Salvianus von Marseille (etwa 390-484), christlicher Prediger und Schriftsteller]
Für den Kaiserhof wurde es immer schwieriger das Land unter Kontrolle zu
halten. Und so wurden die Kaiser, wie auch immer, machtloser und waren nicht
mehr in der Lage Friedensordnung zu stabilisieren. Es herrscht Kampf um den
Kaiserthron. Häufig versuchen die Legionäre einen eigenen Thronkandidaten
durchzusetzen. So wurde Diokletian im Jahr 284 n. Chr. von seinen Soldaten
zum Kaiser ausgerufen. Die Kaiser wurden in 2-3 Jahren, manchmal sogar in 12 Monaten ersetzt. Nur wenige von ihnen starben eines natürlichen Todes. Es
gab Fälle bei denen gleichzeitig mehrere legitimen und illegitimen Kaiser den
Thron beherrschte und miteinander kämpften. Meutereien in der Armee und die
Kriege zwischen den Kaiser haben den Staat geschwächt. Der einst mächtige
Römische Reich war nicht mehr in der Lage sogar seine Grenzen zu schützen.
Die Armee kümmerte sich mehr um die Machtverhältnisse in Rom als um die
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Sicherheit der Grenzen. „Goldene Zeitalter“ haben sich nun in „rostiges Eisen“
verwandelt, schrieb über diese Zeit Cassius Dio. Zu dieser Reichskrise begannen
die barbarischen Stämme in das Reich einzudringen und stürmten die
Grenzbefestigungen...
Um diese Krise zu lösen versuchen die Kaiser in den christlichen Gemeinden
die Unterstützung zu suchen. Im Jahre 313 n. Chr. ließ Konstantin der Große
(römischer Kaiser von 307 bis 337) alle Gesetze aufgeben, die das Christentum
verboten und durch den „Mailänder Edikt“ im ganzen Reich Religionsfreiheit
garantierte, damit endete die Christenverfolgung. Aber darf nicht vergessen
werden, dass noch vor 10 Jahre vor diesem Ereignis wütete die letzte und
brutalste Diokletians Christenverfolgung im Jahr 303 n. Chr. Schließlich wurde
das Christentum, die katholische Lehre, im Jahr 380 n. Chr. zur Staatsreligion
erhoben. Im Jahr 325 n. Chr. wurde sogar vom Kaiser Konstantin I. das „Erste
Konzil von Nicäa“, in der kleinen Stadt Nicäa bei Konstantinopel,
zusammengerufen. Dieses Konzil beschloss das erste Glaubensbekenntnis und
verurteilte den Arianismus (benannt nach dem Presbyters Arius, er leugnete die
göttliche Natur Jesus Christus. Nach seine Lehre ist er nicht wesensgleich mit
Gott, aber dessen vornehmstes Geschöpf). Einige Jahre früher (321) machte
Konstantin der Große den Sonntag, an dem Christen ihren Gottesdienst feierten,
zum gesetzlichen Ruhetag. In der Tat bedeutete das alles die Anerkennung der
Vorherrschaft der christlichen Kirche im römischen Reich.
Im Jahre 391 n. Chr. ließ Theodosius I. der Große (Kaiser im Osten des
Römischen Reiches von 379 bis 394) alle heidnischen Riten verboten, ihre
Tempel wurden zerstört oder in Kirchen umgewandelt, sogar die Olympische
Spiele waren abgeschafft. Es war ein großer Umbruch in der Politik von Rom —
im 4. Jahrhundert wurde das Christentum zur Staatsreligion erhoben. Das
Römische Reich war zum christlichen Kaiserreich geworden. Aber es konnte
nicht die Situation zu retten. IN BEZUG AUF DAS CHRISTENTUM HAT
GOTT ANDERE PLÄNE, WELCHE NICHT MEHR MIT DEM RÖMISCHEN
STAAT VERBUNDEN SIND. Wie die Zukunft wird es uns zeigen, das alles
geschieht nicht zufällig. Gottes Plan ist es nicht nur das Evangelium von Jesus
Christus über die ganze Welt zu verbreiten, sonder auch ein Plan, der die ganze
Menschheit umfasst. Und der Plan heißt — Völkerwanderung.
Der Zusammenbruch des glanzvollen Reiches hatte viele Ursachen. Einer der
wichtigsten von ihnen ist die sogenannte Große Wanderung der Menschen aus
einem Volk in ein anderes Gebiet — die Völkerwanderung. Es war
weltumfassenden Phänomen der Verschiebung der Völker in der Weltgeschichte
und umreißt die Zeit zwischen 375 n. Chr. und bis ins 8. (oder sogar bis 10.)
Jahrhundert. Ausgelöst wurde dies durch Kriege, die anhaltende Schwäche
Roms und verschlechterte Lebensbedingungen. Die Völkerwanderung verändert
die ehemalige Welt grundlegend, weil viele Volksgruppen mussten ihre
ursprünglichen Siedlungsgebiete verlassen und das führte am 23. August 476 n.
Chr. zum Untergang des Weströmischen Reiches. Dieser Prozess führte
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schließlich zum Austausch und Kontakt der Kulturen, sowie die Verbreitung des
Christentums.
Wie bereits oben erwähnt, wurde im Jahr 380 n. Chr. das Christentum zur
offiziellen Religion des Römischen Reiches ausgerufen. Man kann davon
ausgehen, dass die wandernden Völker was vom christlichen Glauben
mitbekommen, weil ihre religiösen Handlungen waren sehr vielfältig, am
meisten Glauben sie an mehrere Götter. Das war eine ganz Primitivreligion,
Stammesreligion, Naturreligion ohne Kirche und auf lokale Kultzentren
angewiesen. In der Religion der Hunnen z. B. spielte der Schamanismus eine
wichtige Rolle. Diese „Barbaren“ waren ungebildete, unzivilisierte Menschen
und trotzdem ohne Respekt richtete ihren Ansturm gegen das römische Reich.
Unter solchen Umständen müsste man der Tod des Christenturms anzunehmen.
Aber es stellte sich genau das Gegenteil heraus — etwas Unglaubliches war
geschehen, die Barbaren hatten Rom erobert und den christlichen Glauben
übernahmen! Das war in der damalige Zeit ein Wunder, obwohl wir bereit sind
heute das nicht zu sehen.
Die wandernden Völker waren immer in Bewegung, haben eigene
traditionelle Kultur, Religion und Sprache. Einige von ihnen konnten sich mit
anderen verständigen, einige sprachen aber andere Sprache. Sie lebten außerhalb
des römischen Reiches auf Einzelhöfen oder Dörfern und kannte keine
städtische Zivilisation, sie waren Bauern oder Viehzüchter. Einige von ihnen
setzen sich an den Grenzen zum Römischen Reich nieder und griffen die Grenze
an.
Wer waren aber diese alle Völker? Am meisten waren das verschiedene
Germanenstämme oder Gruppen: die Nord-Germanen (gotische Stämme in
Skandinavien); die West-Germanen (Franken, Sachsen, Friesen, Markomannen,
Alamannen, Sueben, und andere); die Ost-Germanen (Goten, Wandalen,
Burgunder und andere). Ursprünglich besiedeln die Germanen Skandinavien,
Dänemark und Norddeutschlands. Die germanischen Volksstämme bildeten
keine Einheit und lagen oft im Kampf miteinander. Trotzdem zerbrach das
Römische Reich unter dem Druck germanischer Völker, die ihrerseits von den
asiatischen Reitervölker der Hunnen und Alanen verdrängt wurden. So begann
die Zeit der Völkerwanderung.
Die großen Wanderungen sind für uns wichtig, weil infolge wurde Europa
ein christlicher Kontinent, es formierten sich viele neue Staaten und entstanden
neue Gesellschaftsordnungen. Mit anderen Worten: in der Völkerwanderungen
wurden die Grundlagen der heutigen politischen Form Europas gelegt. Zur Zeit
seiner größten Ausdehnung erstreckte sich das Römische Reich über 3,5
Millionen km2, heute befinden sich in diesem Bereich 36 verschiedene Staaten.
Wenn alle Einwohner im Römischen Reich waren zweisprachig (neben dem
Lateinischen als Amtssprache, verwendete man auch das Griechische Sprache),
wurden heute in Europa insgesamt 43 unterschiedlich weit verbreitete Sprachen
gesprochen.
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Und jetzt ein paar Fragen dazu: warum behalten die „Barbaren“
(unzivilisierte Menschen) und die „Heiden“ (Menschen mit unterschiedliche
Formen des Glaubens an mehrere Götter) ihre ursprüngliche Landessprache und
übernehmen nicht die Latein? Und umgekehrt: weil sie zwischen Heidentum
und Christentum wählen müsse, warum beschlossen sie sich für den christlichen
Glauben? Und warum bedeutete dies nicht ein Gefahr für das Christentums? Für
Menschen, die nicht an der Vorsehung Gottes glauben, es wird schwierig sein
diese Fragen zu beantworten. Und wenn wir berücksichtigen, dass das
Christentum hatte sich erst kurz zuvor im römischen Reich als Staatsreligion
durchgesetzt, es klingt wie ein Wunder. Der begriff „Völkerwanderung“ hat
unsere Gesellschaft geprägt oft mehr, als wir bereit sind zu sehen.
Die Völkerwanderung begann im Jahre 375 n. Chr. als die Hunnen, ein
wildes, brutales Reitervolk eroberten das Gebiet der Ostgoten westlich der
Wolga (der längste Fluss Europas), und richtete ihren Ansturm gegen das
römische Reich. Fast hundert Jahre lang (bis zu Attilas Tod im Jahr 453 n. Chr.)
sorgten die Hunnen für Angst und Schrecken im Rom und seine Provinzen.
Durch den Einmarsch der Hunnen in Europa flohen viele germanische Völker
aus Angst ins römische Imperium. So begann die Völkerwanderungszeit.
Die Hunnen waren ein mongolo-asiatisches Reitervolk die ohne festen
Wohnsitz als Nomaden lebten, sie betreiben keine Feldwirtschaft und wanderte
nach immer neuen Weidemöglichkeiten zwischen kasachischen Steppen und
Kaukasus. Das war eine Bevölkerungsgruppe, die perfekt an das Leben in der
Steppe angepasst war. Sie waren hervorragende Reiter und ausgezeichnete
Bogenschützen, sie konnten sogar beide Hände zum Bogenschießen nutzen. Ihre
Stärke lagen in Schnelligkeit. Auf typisch kleinen Distanzpferden bei
schnellstem Galopp, unter schrecklichem Kriegsgeheul, überfallen die Hunnen
mit einen gezielten Pfeilhagel ihrer Gegner. Sie kämpften gegen den Feind mir
beweglichen, kleinen Einheiten von 500 bis 1000 Reiter, den Römern war diese
Art der Kriegsführung völlig unbekannt.
Die Hunnen sollen auch einen dämonischen Eindruck auf ihrer Gegner
gemacht haben. Dafür können zwei Gründe von grausame Rituale an ihren
Neugeborenen Kinder angeführt werden:
a)
von Geburt an praktizierten sie eine künstliche Veränderung der
Kopfform so, das der Kopf höher und schmaler wurde;
b)
gleich nach der Geburt zerfetzt man bei Säuglingen ihre Wange und
Kinn mit tiefen Schnitten, um den Bartwuchs zu verhindern.
Die Krieger mit sehr geringen Körpergröße schmierten sich Schwarzerde in ihre
Kampfwunden, damit sich dort dickhäutige Narben bildeten. Der Oberkopf
wurde als äußeres Zeichen kahlgeschoren. Ihr ganzer Körper war so unförmig
und plump, dass dieses Aussehen brachte den Hunnen den Ruf einer
dämonischen Herkunft. Schon vor dem Kampf waren deren Gegner fast gelähmt
von ihren schrecklichen Aussehen und ungewöhnlichen barbarischen
Kleidungen. Niemand könnte sich damals vorstellen, das gerade diese
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Reiternomaden eine Macht, wie das römische Kaiserreich, in die Knie zwingen
würden.
Am Anfang griffen die Hunnen in das Reich der Ostgoten am Schwarzen
Meer ein und verdrängten sie aus ihren Wohnsitzen. Ein Teil der Ostgoten zog
mit den Hunnen weiter Richtung Westen, der andere blieb auf der Krim. Aus
Angst ein ähnliches Schicksal zu erleben, fliehen die Westgoten auf ihren
Booten und Flößen an der rechten Ufer der Donau um den römischen Kaiser
Flavius Valens (364 – 378 n. Chr.) zu bitten ihnen eine Zuflucht zu geben. Der
Kaiser hat erlaubt auf der römischen Seite der Donau siedeln zu dürfen, aber
verweigerte ihnen das römische Bürgerrecht. Und so dringen die Westgoten aus
Furcht vor den Hunnen ins römische Reich ein. Aber Valens hat von den
Barbaren gefordert, damit sie ihre Schusswaffen sofort abliefern müssen. Die
Römer seinerseits verpflichtete sich die Flüchtlinge mit Lebensmittel zu
versorgen, aber sein Versprechen haben sie nicht gehalten. Um ein Stück Brot
zu bekommen sollten sich jetzt die Westgoten selbst, oder sogar ihre Kinder, in
die Sklaverei abzugeben. Da sie aber von den Statthalter nicht wie freie Männer,
sondern wie Knechte behandelt wurden, griffen sie zu Waffen.
Im Jahr 377 n. Chr. unter der Leitung von Stammesführer Alavivus
durchzogen die empörte Westgoten raubend und plündernd über das Reich in
Richtung Konstantinopel. Zu ihnen haben sich auch die römischen Sklaven, die
Armen und in die Sklaverei verkaufte Stammesgenossen angeschlossen. Salvian
von Marseille (ca. 400 – 480 n. Chr.), der berühmter römischer Historiker
während der Völkerwanderung, berichtet über die Motive des Übergangs von
Sklaven in das Lager der Rebellen: „Sie gehen weg um bei den Barbaren der
römischen Menschlichkeit zu suchen, weil sie können nicht länger die
barbarische Unmenschlichkeit und Grausamkeit der Römer zu ertragen“.
Nach einer Reihe von Schlachten mit unterschiedlichem Erfolg, ist der
Kaiser Flavius Valens selbst gegen gotische Plünderten mit seiner Garde und die
besten Legionen aufgetreten. Am 9. August des Jahres 378 kam es bei
Adrianopel (das heutige Edirne, liegt in der Türkei) zur entscheidende Kampf.
Da der Kaiser von einer weitaus geringeren Zahl an Westgoten ausging, trotz
der Erschöpfung seiner Soldaten durch mehrtägigen Märsche und trotz den
Ratschlagen seiner Feldherren, entschloss er sich den Kampf zu beginnen, ohne
auf Verstärkung zu warten. Anfangs konnten die Römer sogar erfolgreich
vordringen, bis schließlich gotischen Reiter auf dem Schlachtfeld erscheinen,
und den Sieg für sich zu erringen. Auch wenn die Goten es trotzdem nicht
schafften die Städte Andrianopel und Konstantinopel einzunehmen, war diese
blutigste Niederlage der Römer bei Adrianopel die schwerste in ihren
Geschichte.
In einem vernichtenden Kampf verloren die Römer zwischen 15 und 20
Tausend ihren Soldaten! Die römische Armee bestand damals aus 23.000 –
25.000 Mann! Die Goten verfügten mehr als 30.000 Kämpfer! Sowohl der
römische Kaiser Valens (seine Leiche wurde nie gefunden) als auch fast alle
seine Offiziere wurden bei diesem Kampf getötet. Die Niederlage war damit ein
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Schritt in der Entwicklung, die zum weiteren Zerfall des Römischen Reiches
führte. Nach dem Zeugnis der römischen Schriftsteller und Historiker, hat diese
Niederlage die Römer in völliger Verzweiflung und Schwermut versetzt. Fortan
nur die Namen — Goten, sorgen für Angst und Schrecken. Die Schlacht von
Adrianopel wurde von römischer Geschichtsschreiber Ammianus Marcellinus
(geb. ca. 330 – ca. 400 n. Chr.) als das größte militärische Desaster und
Katastrophe empfunden. Seiner Beschreibung des Beginns der
Völkerwanderung, Hunneneinbruch, Flucht der Goten über die Donau und
Aufnahme im Römischen Reich, sowie die Schlachtschilderung von Adrianopel
sind in dem Buch „Römische Geschichte“ (Buch XXXI) zu finden.
In dieser schwierigen für das Imperium Zeit wurde Theodosius I., der letzter
Alleinherrscher des Gesamtreiches, zum Nachfolger des Kaisers Valens ernannt.
Der neue Kaiser einigt sich mit den Goten und schloss mit ihnen einen
Friedensvertrag, der die Goten zu Reichsangehörigen machte. Die Goten
verpflichteten sich aber dem Kaiser Waffenhilfe zu leisten und Soldaten zu
stellen. Gegen militärische Unterstützung für Rom erhalten sie am Unterlauf der
Donau und in Thrakien zahlreiche Siedlungsgebiete. Um die militärische Stärke
seines Reiches wieder herzustellen war der Kaiser erzwungen auf den Dienst der
Barbaren mit ihren Führern an der Spitze zu kalkulieren.
Theodosius I. bemühte sich um eine einheitliche Kirche, welche auch dem
Staat zu einer geistigen Einheit verhelfen sollte. Im Jahr 381 n. Chr. berief der
Kaiser ein Konzil nach Konstantinopel, das sogenannte „Erste Konzil von
Konstantinopel“, das als zweite ökumenische Konzil der Kirche gilt. Die 150
Bischöfe, die bei dem Konzil zusammen kamen, müssten endgültig über den
Arianischen Streit entschieden. Arias, ein Presbyter in Alexandrien, lehrte, dass
Jesus Christus Gott-Vater zwar ähnlich, Ihm aber nicht wesensgleich sei. Das
brachte eine heftige theologische Diskussion schon bei dem Konzils von Nicäa
(325) in Gang. Das Konzil von Konstantinopel definierte den Heiligen Geist
zusammen mit Vater und Sohn. Es wurde beschlossen, dass auch der Heilige
Geist die dritte Person der Gottheit sei. Mit anderen Worten — der Heilige Geist
ist genauso Gott, wie der Vater und der Sohn. Damit brachte das Konzil zum
Ausdruck, dass der Arianismus endgültig verdammt sei. Das Konzil erkannte
dem Bischof von Konstantinopel den höchsten Rang nach dem Bischof von
Rom zu. Und so wurde schon damals der Samen des endgültigen Bruches
gelegt.
In Jahren 381/83 wurden die außerordentlich strengen Verordnungen vor
jede Rückkehr zum Heidentum und der Abfall vom Christentum gefolgt. Die
heidnischen Bräuche und die heidnischen Vergnügungen waren streng untersagt.
Sogar das Feiern der Olympischen Spiele (391) wurde verboten. Die Tempel in
Olympia und anderen Teilen Griechenlands, darunter der Athener Akropolis —
Parthenon, wurden in christliche Kirchen umgewandelt. Theodosius war der
erste Kaiser der sein Kopf vor der Autorität der kirchlichen Macht beugte. Dies
kann man durch das folgende Ereignis, das einen dunklen Fleck auf sein helles
Gedächtnis abgelegt werden soll, beurteilt werden.
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In 390 n. Chr. kam es in der griechische Stadt Thessaloniki zum Aufstand der
Bevölkerung. Ohne der Fall zu untersuchen, befahl Theodosius die im
Hippodrom versammelten Menschen, ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht,
durch gotischen Truppen zu massakrieren. Es wurden angeblich 7.000 (andere
Quellen berichten sogar von 15.000) Menschen niedergemetzelt. Dieser Vorfall
erregte den Zorn des Bischofs von Mailand, Ambrosius (374 – 397), der vom
Kaiser öffentliche Kirchenbuße forderte: „Du bist von Kopf bis Fuß mit Blut
vergossen, begehe zuerst die würdige Frucht der Buße“. Im drohte sogar eine
mehrmonatige Exkommunikation. „Ich weine, — sagte er in seiner Reue, —
weil für mich bleibt die Gotteskathedrale geschlossen, also und den Himmel, das
für die Sklaven und Bettler geöffnet ist“. Ambrosius zwingt den Kaiser wegen
des Massakers von Thessaloniki zur öffentliche Reue und Buße, damit erzwingt
er die Annerkennung, dass der Kaiser nicht über der Kirche, sonder als
Gläubiger in der Kirche steht. Kniend und reuig bekennt Theodosius seine
Schuld. In den verbliebenden fünf Jahren seines irdischen Lebens verpasst er nie
einen einzigen Tag, über dieses besonders schweres Verbrechen sich nicht zu
erinnern. Kaiser Theodosius I. starb am 17. Januar 395 und hinterließt seinen
beiden Söhnen Arcadius und Honorius das Reich. Er war ein strenggläubiger
Christ und durch den orthodoxen Bischof Ascholius im Jahr 380 getauft wurde.
Hier ist es nötig eine wenig bekannte Tatsache zu bezeichnen. Zur Zeit von
Konstantin der Große hieß die christliche Kirche „katholisch“. Das Wort kommt
aus dem Griechischen und bedeutet „allumfassend, alles einschließend“.
Theodosius I. ließ ein weiteres Wort dazu hinzufügen — „orthodoxen“. In
Griechisch „ortos“ – „richtig“, „geradlinig“ und „doxa“ – „Glaube“, also
„Rechtgläubigkeit“. Aus dieser Zeit und bis zur Trennung (Kirchenspaltung) im
Jahr 1054 n. Chr. auf Westliche und Östliche Teile, trug die einheitliche Kirche
gleichzeitig beide diese Bezeichnungen. Später entstanden im Römischen Reich
zwei selbständige christliche Glaubensrichtungen: Römisch-Katholische (West)
und Orthodox-Ostkirchliche (Byzanz).
Hier folgt eine kurze historische Abschweifung zum Begriff
„Kirchenspaltung“
Mit dem Wachstum der päpstlichen Autorität trennt sich die Kirche (im Jahre
1054) auf zwei Teile: Ostkirche (orthodoxen) und Westkirche (die Lateinische
oder römisch-katholische Kirche). Entscheidend für die Trennung waren nicht
theologische Differenzen, sondern kirchenpolitische Faktoren. Einfach zu sagen
— ein streit zwischen Humbert de Silva Candida, der Gesandte Papst Leos IX.,
und Patriarch Michael I. Kerullarios von Konstantinopel nach gescheiterten
Unionsverhandlungen. Die beiden haben sich gegenseitig exkommuniziert (eine
Kirchenstrafe, durch die ein Mitglied innerhalb der Kirche ausgeschlossen
wird). Dieses Ereignis, das wichtigste in der Geschichte der christlichen Kirche,
hieß Schisma („Spaltung, Trennung“). Die Zusammengehörigkeit der
christlichen Glaubensgemeinschaft von nun an gingen getrennten Wege
(Morgenland – Ost und Abendland – West) um nie wieder zusammen zu
kommen.
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Obwohl die Kirche bis heute getrennt bleibt, ist das Christentum mit rund
2,26 Milliarden Anhängern vor dem Islam (rund 1,43 Milliarden) und dem
Hinduismus (rund 900 Millionen) die am meisten verbreitete Religion der Erde.
So wie die Kirche, hat sich auch das Römische Reich mit seinen vielen
unterschiedlichen Völkern, Sprachen und Religionen im Jahre 395 in West- und
Ost-Rom geteilt und von zwei Kaisern beherrscht wurde. Aber trotzt dem
erlitten die beide Staaten einen schmerzhaften Zusammenbruch und heute
erinnern sich nur wenige Menschen um das damals mächtigstes Reichs. ABER
DIE KIRCHE, DIE IN DIESEM REICH GEBOREN WURDE, EXSISTIERT
NOCH HEUTE. Der Stifter dieser Kirche vor 2000 Jahren hat gesagt, das ER
wird eine Gemeinde bauen „und die Pforten der Hölle sollen sie nicht
überwältigen“ (Mt. 16,18). In Wahrheit, die prophetischen Worte! Aber nun
weiter mit die „unterbrochene Geschichte“.
Kurz vor seinem Tod verteilte Kaiser Theodosius I. das Imperium Romanum
zwischen zwei seine Söhne, Honorius und Arcadius, auf zwei große Teile:
Weströmische Reich, auch Westrom oder Westreich genannt, und Oströmische
Reich, später als „byzantinische Reich“ oder kurz Byzanz bekannt wurde.
Honorius (regierte von Ravenna, ausnahmsweise auch in der Stadt Rom
zwischen 395 und 423) übernahm das Weströmische, Arcadius das Oströmische
[Byzantinische] Reich (regierte in Konstantinopel zwischen 395 und 408). Unter
der Aufsicht des Weströmischen Reiches waren: Britannien, Germania, Italien,
Spanien und weitere Provinzen von Europa und Afrika. Das Oströmische Reich
erstreckte sich weitgehend auf Balkanhalbinsel, Kleinasien, und Südosten
Europas: Ägypten, Griechenland, Makedonien und Syrien. Und so bestand das
Byzantinische Reich. Das Oströmische Reich war reicher und stärker als sein
westlichen Nachbar. Während das Oströmische Reich lange Zeit stabil bleibt
und die Völkerwanderung überlebte, zerfällt der Weströmische Teil unter den
Folgen der Völkerwanderung.
Kein anderes Reich in der Menschheitsgeschichte überlebte so lange wie das
Byzantinische Reich, welches 1058 Jahre [395 - 1453 n. Chr.] existierte! Zum
Vergleich: Imperium Romanum stürzte nach 506 [30 v. Chr. - 476 n. Chr.] Jahre
ein; das erste Assyrische „Weltimperium“ der Menschengeschichte existierte
645 Jahre [1250 – 605 v. Chr.]. Auf dem Territorium von Byzanz lebte zur Zeit
der Blüte ein Sechstel der Weltbevölkerung! Das Byzantinische Reich war der
Nachfolger des Römischen Reiches. Die Bürger von Byzanz verstanden sich
selbst als Römer, als „Römerreich“ („Romania“), obwohl die dominierende
Sprache, Kunst und Kultur griechisch waren. Das ist leicht zu erklären: denn ein
großer Teil der Bevölkerung war griechischer Abstammung. Zum Beispiel: die
byzantinische Literatur wurde nicht in lateinischer, sondern in griechischer
Sprache verfast.
Während der christliche Glaube das religiöse Fundament des Reiches bildete,
war Byzanz ein besonderer Staat — der größte und mächtigste Christenstaat
jener Zeit, zudem auch die größte Weltzivilisation und die größte Handelsmacht
der Welt. Der größte Schatz dieses Staates war... Gott! Sinn des Glaubens und
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die Seele von Byzanz war die Orthodoxie. 330 n. Chr. verlegte Kaiser
Konstantin der Große die Hauptstadt des römischen Reiches von der Stadt Rom
am Tiber in die Stadt am Bosporus — nach Byzanz mit offizieller Name NeuRom (das zweite Rom) und begründete damit das oströmische Reich. Nach
seinem Tod benannte man Neu-Rom zu seinen Ehren Konstantinopel.
Byzanz – Neu-Rom (Zweites Rom) – Konstantinopel (bis 1930) – Istanbul
(ab 28 März 1930). Die ursprünglich griechische Siedlung Byzanz (lat.
Byzantium) wurde um 660 v. Chr. gegründet. Ab 146 v. Chr. wurde die Stadt
römisch. Am 11 Mai des Jahres 330 wurde die neue Reichshauptstadt am
Bosporus eingeweiht. Dieses Datum wird als das Gründungsdatum
Konstantinopels bezeichnet. Photios I. der Große (820 – 891) war 858-867 und
878-886 Patriarch von Konstantinopel. Er war bedeutendsten byzantinischen
Theologen und einer der gelehrtesten Mann seiner Zeit. Photios I. und mehrere
Christen haben Konstantinopel als das „zweite Jerusalem“ bezeichnet. Andere
Nationen, wie Slawen, nannten diese Stadt am Bosporus als „Zarenstadt“,
„Kaiserstadt“ oder „Zargrad“.
Konstantinopel war von Anfang an eine christliche Stadt und mehr als
tausend Jahre Hauptstadt der Christenheit, ein Zentrum der orthodoxen Kirche.
Trotz der Verarmung der kaiserlichen Schatzkammer wurde die Stadt mit
prächtigen Kirchen und zahllose Christus Skulpturen in den verschiedenen
Situationen seines Lebens ausgestattet. Zur diesem Zeitpunkt wurden in
Konstantinopel rund 430 (!) neue Kirchen gesegnet. Beispielweise ließ Gründer
der Stadt auch die berühmte Apostelkirche zu bauen. Sie diente als
Begräbnisstätte der byzantinischen Kaiser, hier wurde der erste christliche
Kaiser, Konstantin I. (der Große), auf seinen Wunsch beigesetzt. Als das
Zentrum der christlichen Religion wurde in Konstantinopel die Hagia Sophia,
oder Kirche der heiligen Weisheit, im 6. Jahrhundert erbaut. Für lange Zeit
bleibt das Bauwerk die größte Kirche der Christenheit. Sie gilt noch heute für
die meisten Christen als großes Heiligtum.
Die Tradition besagt, dass an der Dekoration der Stadt wurde 60 Tonnen
Gold ausgegeben. Gold, Silber, Elfenbein, Seide — um diese kostbaren
Besitztümer wurde Konstantinopel im Westen beneidet. Und es ist nicht
verwunderlich, dass viele der Herrscher und Könige der Welt haben geträumt,
so eine reiche Stadt zu erobern. Konstantinopel wurde von Griechen und Römer,
Persern und Bulgaren, Araber und Türken, Awaren und Slawen, warägischen
Rus und Sarazenen, von der Kreuzritter und Mohammedanern immer wieder
bedroht und belagert. Vom 7. Jahrhundert ab befand sich Byzanz fast nur noch
in der Verteidigung. Zum Beispiel der Kampf zwischen Mohammedanern
dauerte fast 800 Jahre. Für die Moslems war dies ein „heiligen Krieg“ gegen
Christen und Christentum. Mitte des 7. Jahrhunderts stürmen im Osten die
islamischen Glaubenskrieger voran, während Westen in der Barbarei versinkt...
Am Ende des 4. Jahrhunderts erneute sich der Ansturm der barbarischen
Stämme auf das Römische Reich wieder auf. Im Winter 394-395 überfallen die
Hunnen Syrien und Kappadokien (Zentralanatolien in der heutigen Türkei).
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Im Jahr 409 überquerten die germanische Stämme der Wandalen, der Alanen
und der Sueben die Pyrenäen und eroberten große Teile von spanischen
Provinzen. Danach wanderten sie (429) unter Führung des Wandalenkönig
Geiserich bis nach Afrika, durch das heutige Algerien und Marokko, und
plünderten mehrere Städte. Die Wandalen und Alanen eroberten das fremde
Territorium und gründeten ein mächtiges Königreich im Gebiet des heutigen
Tunesien.
Die Westgoten unter König Alarich I. dringen nach Griechenland und haben
das Land ausgeraubt; Athen wurde geplündert und Korinth verbrannt. Danach
führte der Westgotenführer seine Krieger in Oberitalien ein und zieht gegen
Rom. Der Kaiser Honorius, der vor den Westgoten aus Mailand nach Ravenna
flieht, machte diese Stadt an der Adriaküste in Norditalien zur kaiserlichen
Hauptresidenz, zur Hauptstadt des Weströmischen Reiches.
Im Jahr 410 n. Chr. kässelten die Goten Rom ein und begannen mit der
Belagerung. Dies hatte Folgen für die Bevölkerung der Stadt: dort fing
schließlich der Hunger, Durst, Krankheiten und Epidemien an. Und der Kaiser
Honorius? Er floh vor der Belagerung aus Rom nach Ravenna. Am Anfang
wagte Alarich I. nicht die uneinnehmbaren Mauern der Stadt zu stürmen. Aber
die Sklaven, die zur Freiheit strebten, haben in der Nacht die Tore von Rom
geöffnet und die Goten sind frei in die „Ewige Stadt“ eingedrungen. Die
mächtige Stadt, vor dem seit Hunderten von Jahren die Völker Europas, Asiens
und Afrika zitterte, fiel fast ohne Widerstand gegen die ungeordnete Masse der
Barbaren. Die dreitägige Plünderung erregte großes Aufsehen in der gesamten
bekannten Welt und wurde als deutliches Zeichen für den Niedergang des
Reiches interpretiert. Die Einnahme Roms hat auf die Zeitgenossen den
Weltuntergang erzeugt.
Nach den Goten sind auch andere germanische Stämme in das Westliches
Römisches Reich geströmt. Ohne auf ernsthaften Widerstand zu stoßen, haben
die Germanen Gallien, Italien und Spanien ergriffen, und durchdringen von
Spanien bis nach Nordafrika. Wie eine verheerende Lawine bewogen sich die
zahlreichen germanischen Stämme durch das gesamte Imperium. Die
fruchtbaren Böden und die guten Wasser- und Klimaverhältnisse lockte die
Germanen über die Grenze. Und die unwillkommenen Fremden begannen ihre
eigenen Regeln durchzusetzen. Edle Weinrebe und fruchtbare Olivenbäume
wurden entwurzelt und vernichtet. Befreiten Gebieten wurden für Weide und
Nutzpflanzen (Weiten, Roggen, Gerste, Hafer, Hirse, Flachs) eingesetzt. Dazu
kamen noch Gemüsesorten wie Bohnen, Erbsen, Radieschen und Spinat. Um
den Stein für den Bau von ihren Festungen und Häuser zu bekommen, brachen
sie die römische prächtige Paläste, Tempel und Thermen zusammen. Viele
Städte waren komplett zerstört und mit Gras und Sträuchern bewachsen.
Im Jahr 455 n. Chr. erreichte der Wandalenkönig Geiserich mit seiner Flotte
Italien. Die Wandalen erobern und plündern Rom. Der Raub und die
Zerschlagung der Stadt dauerten zwei Wochen. Die genau Zeit, vierzehntägige
Plünderung, wurde vom Führer der Wandalen seinen Kriegern für die
91
Befriedigung ihren niedrigsten Leidenschaften freigelassen. Geiserich hat ihnen
erlaubt alles zu zerstören, was sie forttragen nicht könnten, allerdings wurde die
Bevölkerung weitgehend verschont, und dass dank dem Bischof von Rom —
Papst Leo I.
Papst Leo I. leitete die Kirche von 440 bis 461, eine Zeit, welche mit dem
Höhepunkt der Völkerwanderung zusammenfällt und war der erste Bischof von
Rom, der sich Papst nannte. Er war auch der erste Bischof, der den Titel des
Pontifex Maximus verwendete, eine Bezeichnung, die zuvor zu den Ämtern der
römischen Kaiser gehörte. Als die Wandalen unter Geiserich in die Stadt am
Tiber einmarschierten, konnte Leo I. zwar nicht verhindern, dass Rom zwei
Wochen lang geplündert wurde, aber er erhielt durch seinen persönlichen
Einsatz von Geiserich, die römischen Bürger nicht zu töten. Dies machte ihn in
den Augen der Bevölkerung zu einem Helden und wurde schon zu Lebzeit wie
ein Heiliger verehrt.
Die Wandalen zerschlagen die Statuen, zerstörten die Tempels, zündeten die
Häusern an. Es kam sogar zur Vernichtung von Büchern. In der Folge wurden
viele Beutestücke und Kunstschätze, darunter den Tempelschatz von Jerusalem
und vergoldete Dach des Jupitertempels, in die Heimatstadt des Wandalenland
— Karthago verschleppt. Nachdem sie ihre Schiffe mit Gold, Silber, kostbaren
Dinge des kaiserlichen Eigentum beladen, sind die Wandalen in Afrika
zurückgekehrt. Die Erinnerung an diesen Überfall der Barbaren lebte lang unter
den Menschen. Der „Wandalismus“ wurde ein Synonym der sinnlosen
Vernichtung und Zerstörung von kulturellen und materiellen Werte, die von der
Menschheit geschaffen sind.
Ein paar Jahre zuvor (434) vereint unter seinen Bannern zahlreiche Stämme
der Hunnen der grausame und erfolgreiche Eroberer — Attila, der große König
der Hunnen. Nach der umfangreichen Eroberung in Osteuropa, gründete König
der Hunnen sein Reich in der ehemaligen römischen Provinz Pannonia (das
heutige Ungarn). Da die Militärwanderungen Attilas eines der bedeutenden
Ereignisse in der Geschichte des Römischen Reiches sind, ist nötig es über sie
etwas zu sagen. Im Jahre 451 n. Chr. die Horden der Hunnen, als der Hurrikan
von 500.000 bis 700.000 Menschen, traf in Europa an. Der Name Hunnen
scheint, nach heutigen Aussagen zu urteilen, ein Synonym für Grausamkeiten,
Brutalität, Barbareien, Tötungen, sowie Auslöschungen ganzer Städte und
Landstriche zu sein. Das übertraf alles, was früher die Bewohnern des Reiches
gesehen hätten. Attilas Feldzüge nach Mittel- und Westeuropa führten zu
ungeheuren Verwüstungen und bereiteten den Untergang des Weströmischen
Reiches vor.
Nach dem Sieg über Worms, Mainz, Trier und Metz drangen die Hunnen in
das Herz von Gallien (Frankreich) vor, wo die Westgoten wohnten und
belagerten die Stadt Orleans an der Loire, aber konnten sie nicht zu besiegen
und zogen weiter zur Stadt Troyes an der Seine. Die Westgoten mit ihrem König
Theoderich I. (seit 418) appellierte an den weströmischer Feldheer und
Staatsmann Flavius Aёtius (ca. 390 – 454), der ein außergewöhnliches Schicksal
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erlebte. Sein Vater beschützte die Donau Reichsgrenze von den Barbaren und
war einmal gezwungen seinen Sohn Aёtius als Geisel den Hunnen abzugeben.
Dort hat er ihre Militärtaktik und die Weisen der Kriegsführung gelernt. Als
geschickter Politiker, zog er ein Bündnis gegen die Hunnen mit alte Feinde des
Reiches: Alanen, Burgunder, Franken, Sachsen, Slawen, Sarmaten und
Westgoten unter der Leitung von ihrem König Theoderich zusammen. Auf der
gleiche Seite der Hunnen kämpften viele von ihnen unterworfenen Stämme und
Völker.
Auf den Katalaunischen Feldern (das damalige weite Champagne, heute
Chalons-sur Marne), benannt nach dem Orte Catalaunum, kommt es im Jahr 451
n. Chr. zu die Entscheidungsschlacht, die in Grausamkeit alles übertrifft was die
damalige Welt je erlebt hatte. Es war eine der blutigsten Schlachten in die
Geschichte der Kriege. Der ostgotische Historiker des 6. Jahrhunderts Jordanes,
Autor des berühmten „Geschichte der Goten“ in 12 Büchern und „Römische
Geschichte“, berichtet, dass der Kampf muss unerträglich „blutig, heftig,
hartnäckig, grausam“ gewesen zu sein. Von einem Attilas Schamanen-Priester
nach einigen Menschenopfern, ist seine Niederlage in der Schlacht und der Tod
des gegnerischen Feldherrn vorgesagt worden. Tatsächlich fiel der Westgoten
König Theoderich I. und nicht Aёtius, wie Attila erwartet hatte. Der Kampf
endete mit einer vernichtende Niederlage Attilas. So schlug Flavius Aёtius die
letzte und gleichzeitig größte Schlacht für Rom und unterdessen rettete das
Reich. Attila und seine Armee kehrte zurück in sein Stammland Pannonien.
Im Jahre 452 n. Chr. kämmte er zurück nach Italien und verwüstete mehrere
Städte. Er tötete und plünderte solange bis Oberitalien vollständig zerstört wurde
und allmählich zog sich nach Rom. Als die Stadt von den Hunnen unter Attila
bedroht wurde, tritt Papst Leo I. unbewaffnet mit einigen Begleitern dem
Hunnenkönig entgegen. Der Papst handelte mutig mit großer Überzeugungskraft
die Verschonung der Stadt Rom aus. Nach einem Gespräch mit dem Papst, dem
„wunderbaren Effekt auf die Wilden“ zugeschrieben wird, wandte sich Attila
und ging zu seinem Lager entlang der Donau — Pannonien zurück. Die
Vertreibung Attilas durch Papst Leo I. aus Italien und Rom wurde in der
Christentum als Wunder ausgesehen. Bischof Leo I. war der bedeutendste Papst
des 5. Jahrhunderts und erhielt den Beiname „der Große“.
Ein Jahr später, im Jahre 453, heiratete Attila Prinzessin Ildico mit einer
bemerkenswerten Schönheit von den germanischen Stammes der Burgunder. In
der Hochzeitsnacht ermordete die junge Ildico ihren Gemahls mit Hilfe eines
Dolches, als Rache für die Vernichtung des burgundischen Königreiches durch
die Hunnen. „Der hunnische Großkönig starb so ungewöhnlich grauenvoll, wie
sein Leben ungewöhnlich gewesen war“ — so beschreibt Jordanes in seiner
Gotengeschichte der ungewöhnlich grauenvolle Attilas Tod, ein Tod eines
Mannes, dessen Ableben auf dem Schlachtfeld vermuten würde.
Der Sage nach, begraben die Hunnen ihr Anführer mit seinen Waffen,
seinem Schmuck und anderen wertvollen Beigaben am unteren Rand der Theiß
in einem dreifachen Sarg — einem eisernen, einem silbernen und einem
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goldenen. All diejenigen, die mit der Grablegung betraut waren, wurden getötet,
damit niemand die Grabesstelle verraten konnte. Attilas Grab sei unter einem
großen Fluss Theiß in Ungarn zu finden, aber niemand weiß genau, wo. Attilas
Tod bezeichnete auch der Zerfall hunnischen Macht, damit endete die
Herrschaft der Hunnen.
In den christlichen Quellen wird Attila als „Geißel Gottes“ bezeichnet.
Dieser Begriff beschreibt ihn als Werkzeug Gottes, das gesandt worden ist die
sündigen Menschen zu bestrafen. Die Bedeutung der Hunnen in der
Menschengeschichte besteht vor allem darin, dass sie sind hauptverantwortlich
für die erste und letzte große Völkerwanderung, dass sie in Gang setzten, und
die germanische Völker ins Spiel gebracht hatten.
Historiker beschreiben die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts als „brutale
Herrschaft der Barbaren“. Im Laufe des 5. Jhs. n. Chr. ließen sich germanische
Stämme aus der Donaugegend und dem Norden in der gesamten Teile des
Weströmischen Reiches nieder und bildeten dort eine Reihe von barbarischen
Reiche. Imperium Romanum verlor zu diesem Zeitpunkt ihren Provinzen in
Afrika, Britannia und Pannonien. Die letzten Kaiser hatten keine kampffähige
Armee zur Abwehr, um den Zusammenbruch des Reiches entgegenzuwirken,
und gegen seine Feinde gleichzeitig militärisch zu siegen. Das römische Reich
brach unter dem Aussäturm der Germanenvölker äußerlich wie innerlich
zusammen und germanische Stämme ließen sich auf dessen Boden nieder. Kurz
vor dem Ende der einst ausgedehnten römischen Reich, haben nur die
beklagenswerten Bruchstücke geblieben. So gründeten die Ostgoten auch sein
Reich. Unter König (seit 473) Theoderich dem Grossen (ca. 451/56 – 526)
eroberten sie Italien und Rom (493), wobei sie das Weströmische Reich
endgültig beendeten. Theoderich der Große gilt als eine der bedeutendsten und
mächtigsten germanischen Persönlichkeiten der Völkerwanderungszeit.
Auf die zahlreichen barbarischen Völker zum Zeitpunkt seines Sturzes hatte
Rom das Letzte und zwar bereits Innovatives geleistet — DAS REICH WAR
FAST VOLLSTÄNDIG CHRISTIANISIERT. Den römischen Missionären
gelang es die germanischen Stämme zu überzeugen, das Christentum zu
übernehmen. Die erste Begegnung mit dem Christentum hatten die Goten. Es
sollte erwähnt werden, dass noch vor dem Ende des 3. Jahrhunderts unter den
Goten waren einige Kriegsgefangene christliche Prediger, welche in ihrer
Gefangenschaft auch Mission durchgeführt hatten. Später, wenn die Westgoten
in 375 n. Chr. von den Hunnen verbannt wurden und appellierten an die
römische Regierung, diese forderten von ihnen ein freiwilligen Übergang zum
Christentum, und die Goten hatten das Christentum in der Arianischen Form
übernommen. Da sie Arianer bleiben, kam es bei ihnen zur Ausbildung eines
eigenes Bekenntnisses in der Form der arianisch-gotischen Religiosität. Und sie
verbreiten diese Lehre unter den anderen germanischen Stämmen zuerst in
Spanien, dann brachten die Wandalen der Arianismus bis nach Afrika.
Arianischer Konfession war auch der erste Bischof der Goten — Wulfila
(311 – 383), einer der überzeugter, führender Christ der Arianer. Sein Vater war
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Gote, seine Mutter, die von Kriegsgefangenen aus Kappadokien abstammte,
wurde in eine Christenfamilie aufgewachsen. So wurde Wulfila schon als Kind
christlich erzogen und lernte früh Gotisch, Latein und Griechisch. Im Jahre 341
n. Chr. wurde er in Antiochien, durch berühmte Führer der Arianer — Eusebius
von Nikomedien, zum „Bischof der Christen im gotischen Land“ geweiht.
Berühmt wurde Wulfila nicht nur, das er das Gotenland missionierte, sonder
auch durch die Bibelübersetzung in die Sprache der Goten und machte so den
Goten die christliche Botschaft zugänglich. Für diese Übersetzung erfand er die
Gotische Schrift, eine Buchstabenschrift. Wohl besaßen die Goten ihre Runen,
aber diese Runen waren keine Buchstaben, sonder nur symbolische Zeichen.
Im Jahre 350 n. Chr. begann Wulfila die Heilige Schrift (das Neue
Testament) in die Sprache der Goten zu übertragen und aufzuschreiben. Die
komplette Bibel war nur im 6. Jahrhundert, über 200 Jahre nach seinem Tod, ins
Gotisch übersetzt. Die Bibel des Wulfila wurde bei den West- und Ostgoten und
bei den Wandalen benutzt. Es muss gesagt werden, dass die Bibelübersetzung
des Wulfila ist das älteste germanische Darstellung deutscher Schrift überhaupt
und das älteste schriftliche Zeugnis einer germanischen Sprache. Die Goten und
andere germanischen Stämme bekehren sich hauptsächlich in der Regel zum
Arianismus, währen die meisten Römer katholische Christen waren, das führte
später zu Problemen mit der römischen Bevölkerung. Man kann also annehmen,
dass schon im 3. Jh. n. Chr. das Christentum unter Germanen umging.
Das Christentum verbreitete sich rasch nicht nur unter den Kriegsgefangenen,
sondern auch unter den römischen Soldaten, die zu diesem entscheidenden Sieg
des Christentums beitragen werden. Schon in der Zeit Christi treffen wir
Menschen, die etwas in Ihren Leben verändern wollten. Als Johannes der Täufer
am Jordan taufte, kamen zu ihm Soldaten und fragten: — „Was sollten denn wir
tun?“ Und er sprach zu ihnen: — „Tut niemandem Gewalt oder Unrecht und
lasst euch genügen an eurem Sold“ (Lk. 3,14). Johannes rät ihnen nicht ihren
Beruf aufzugeben, er fordert nur bei der Ausübung ihres Dienstes an Recht und
Gesetz zu hallten. Martin von Tours (316 – 397) war einer jener römischen
„miles Caesaris“ („Soldat des römischen Kaisers“), welcher nach seinem
Ausscheiden aus dem 25-järigen Militärdienstzeit, zu „miles Christi“ geworden
war. Er war Christ, was Anfang des 4. Jahrhunderts in die Römische Armee
keine Seltenheit darstellte. Und er war der erste Christ, dem die Ehre zuteil
wurde, als Heiliger der Kirche verehrt zu werden.
Martin von Tours, besser bekannt als St. Martin, wurde als Sohn eines
heindnisch-römischen Militärtribuns (sein Vater war ein Italiener) in Pannonien,
im heutigen Ungarn, geboren. Als Sohn eines römischen Offiziers war er
gesetzlich zum Militärdienst verpflichtet. Mit 15 Jahren (331) wurde er in den
Soldatendienst geschickt und diente an verschiedenen Orten in Frankreich und
Italien. Schon bald wurde er zum Offizier ernannt. In der Armee kam er auch
mit dem christlichen Glauben in Berührung. Im Alter von 18 Jahren (334)
empfing Martin von Hilarius, dem späteren Bischof von Poitiers (war von 350
bis 367 Bischof von Poitiers), die Taufe und beschloss aus der Armee
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zurücktreten, was gar nicht so einfach war. Als guter „Soldat Christi“ diente er
noch bis 356 in der kaiserlichen Garde und im Alter von 40 Jahren aus dem
Militär entlassen wurde.
Nach der Entlassung reiste Martin zuerst nach Pannonien, der damaligen
römischen Provinz zu seiner Mutter, die er zum christlichen Glauben bekehrte.
Nach der Bekehrung seiner Mutter wurde er von den wütenden arianischen
Priestern vertrieben, weil gegen die „Häresie“ des Arianismus war. Enttäuscht
zog er sich auf die Insel Gallinara bei Genua zurück, hier fand Martin Zuflucht.
Seine Lebensweise war asketisch und in absoluter Armut. Er ließ sich beim
seinem verehrten Lehrer Hilarius von Poitiers zum Priester ausbilden und ging
nach Frankreich. Im Westen Frankreichs gründete Martin das erste gallische
Kloster (361) — Saint-Martin de Liguge, welcher mit die Zeit zu einem
religiösen und kulturellen Zentrum entwickelte.
Gegen seinen Willen wurde Martin auf Drängen des Volkes zum Bischof von
Tours geweiht (371). In der Nähe von Tours gründete er 372/75, also kurz
nachdem er vom Volk zum Bischof gemacht worden war, das zweite christliche
Kloster — Marmoutier an der Loire. In diesem Kloster lebten unter Martins
Leitung 80 Mönche ohne persönliches Eigentum. Martins Ziel und seinen
Auftrag war — allen Leuten das Evangelium zu bringen. Er wurde wegen seiner
Menschlichkeit von seinen Zeitgenossen bekannt, beliebt, geschätzt und verehrt.
Bischof von Tours starb im gesegneten Alter von 80 Jahren während einer
Seelsorgereise am 8. November 397 in Frankreich. Mönchen brachten seinen
Leichnam nach Tours, wo er drei Tage später unter großen Anteilnahme der
Bevölkerung wie ein Kaiser zu Grabe getragen wurde. Sein Grab wurde zum
Nationalheiligtum der Franken. Später wurde der Bischof Martin von Tours vom
Papst durch sein vorbildliches Leben heiliggesprochen. Er war der erste Mensch,
der heilig gesprochen wurde, ohne durch ein Martyrium (also für seinen
Glauben) sein Leben verloren zu haben. Und er ist der bekanntesten Heiligen
der katholischen Kirche und wird auch in der orthodoxen, anglikanischen, sowie
der evangelischen Kirche geehrt. Sein Gedenktag ist der 11. November, der Tag
seiner Beerdigung. König Chlodwig I. erklärte Martin zum Schutzherrn der
fränkischen Könige und ihres Volkes. Er wird auch in Deutschland als Patron
der Stadt Mainz, sowie als Patron des Mainzer Doms verehrt.
In der Völkerwanderungszeit durch die wachsende Schwäche Roms war der
Boden bereit, dem das künftige französische Volk in Mitteleuropa entstanden
konnte. Unter den neuen Reichen, die durch die Völkerwanderung entstanden,
wurde bald das Frankreich das mächtigste. Begründer des Fränkischen Reiches
war ein bedeutendste fränkischer König aus der Dynastie der Merowinger —
Chlodwig I. (466 – 511). Wenige Jahre von der Geburt Chlodwigs war der
letzte Weströmische Kaiser Romulus Augustus abgesetzt worden (476) und
fortan tobte der Kampf um das ehemaliges Reiches. Daraus entstanden blutige
Kriege und Gewalttaten um die Macht.
Als Chlodwig an die Macht kam, wurde er nur 16 Jahren jung und regierte
ein Menschenalter lang (482 – 511). Es gelang ihm und seinen Söhnen alle
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kleine fränkischen Teilkönigreiche, sowie weitere germanische Stämme zu
einem mächtigen Reich, das von Paris aus regiert wurde, zu unterwerfen. Die
Franken — ein germanischer Volksstamm mit ursprünglichen Siedlungsgebiete
an der Weser, am Niederrhein und im Raum Aachen – Köln.
Die Franken sowie König Chlodwig waren Heide und das Heidentum war als
Volksreligion. Nur ein kleiner Teil von ihnen waren Christen. Christin war auch
die Königin Chlothilde (seit 493 mit Chlodwig verheiratet), eine katholische
Prinzessin aus burgundischem Königsstamme. Und dann kam die Schlacht von
Zülpich (496), unweit von Bonn, gegen die angreifenden Alemannen
(westgermanischer Stammesverband).
Alemannen waren wegen ihrer Räuberei sehr gefürchtete Nachbar. Der
zukünftige Gründer des fränkischen Staates (daher der heutige Name des Landes
— Frankreich) befand sich in höchster Bedrängnis, weil das Glück in der
Schlacht auf der Seite der Alemannen ständt. Da gedachte Chlodwig an den
mächtigen Christengott, von dem ihm seine Frau erzählt hatte. Nach alter
Überlieferung durch Bischof von Tours, soll Chlodwig zu Gott gerufen haben:
„Hilf mir, Jesus Christus! Ohnmächtig sind meine Götter! Wenn Du mir in der
Not beistehst, will ich an Dich glauben“. Der Sage nach soll auch Chlothilde um
den Sieg ihres Mannes gebetet haben. Und der König hat sein feind besiegt! Die
Alemannen unterwarfen sich, nachdem ihr König gefallen war und wandten sich
zur Flucht. Obwohl nicht alle alemannischen Stämme an diesem Krieg beteilig
waren, anerkannten sie fortan die Oberhoheit der Franken. Weitere Stärkung
brachte Chlodwig sein Bündnis mit Theoderich dem Großen, dem König der
Ostgoten und Herrscher Italiens, dem er seine Schwester zu Frau gab.
Am Anfang des Christentums im fränkischen Reich steht ein Ereignis, das
uns noch heute tief beeindruckt hat — Chlodwigs Taufe zum Christen im Jahre
498 n. Chr. Der König ließ sich vom Bischof Remigius (der heilige Remigius
wird in ganz Frankreich hochverehrt) in der Kathedrale von Reims taufen. Diese
königliche Taufe wird als Geburtsstunde des christlichen Frankreich. Gregor
von Tours (538/39 – 594), Erzbischof von Tours, der den Taufakt in Reims
vollzog, berichten darüber in seiner „Geschichte der Franken“:
„Als er aber zu Taufe eintrat (Chlodwig I), redete ihn der Heilige Geist mit beredtem Munde also an:
Beuge demütig dein Haupt, stolzer Sigambrer! Bete an, was du verbrannt hast, verbrenne, was du
angebetet hast!“ (Buch II, 31).
Dieser Satz wurde weltberühmt und sei Zitiert, wenn jemanden überzeugen
wollen ihre Ansichten oder die Weise des Lebens zu ändern.
Zusammen mit Chlodwig I. wurden seine zwei Schwestern, bis dahin
Arianerinnen, getauft; außerdem noch 3000 (so Gregor von Tours) edlen
Franken (andere Berichte, wie es bei Fredegar-Chronik, sprechen sogar von
6000 Getauften). Mit einem Brief bedankt sich der Erzbischof Avitus von Vienne
(460 – 518) auf die Einladung Chlodwigs, mit allen übrigen Bischöfen des
fränkischen Reiches, an seiner Taufe teilzunehmen mit solchen Worten:
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„Gottes Vorsehung hat einen Schiedsrichter für unsere Zeit gefunden! Sie hat sich für Euch
entschieden, und Ihr habt Euch zum Richter für die ganze Welt gemacht: EUER GLAUBE IST UNSER
SIEG...
Der Orient kann froh darüber sein, dass er einen Kaiser gewählt hat, der unseren Glauben teilt, und
von nun an wird er nicht mehr der einzige sein, der sich solcher Gunst erfreut. Auch der Okzident
erstrahlt, dank Eurer Person, in hellem Licht und sieht, wie einer seiner Herrscher ein Licht
wiederstrahlt, das aus älterer Zeit stammt“. [Auszug aus dem Brief des Erzbischofs Avitus an König
Chlodwig]
Mit Chlodwig I. siegte das katholische Christentum über das arianische. Der
Papst nannte Chlodwig den „allerchristlichsten König“. Und der König sicherte
sich die Gunst des Papstes, dessen Einfluss stetig wuchs. Im Gegensatz zu den
anderen Germanenreichen, die dem Arianischen Glauben zukommen und aus
katholischer Sicht einer „Irrlehre“ anhingen, sicherte die „Rechtgläubigkeit“
Chlodwigs und seinen Franken die Sympathie der nichtfränkischen
Bevölkerungsmehrheit, das führte zu einer schnellen Verschmelzung der Völker.
Die heilige Taufe Chlodwigs und sein Volk war gewiss ein Ereignis von sehr
große Bedeutung: von da an breitete sich das Christentum im Frankenreiche
schnell aus und im Jahr 511 wurde der Katholizismus als Reichsreligion
anerkannt. Der übertritt vom Ariamieschen zum Katholischen Glauben aus
heutiger sicht war ein diplomatisch kluger Schachzug: Ziel war die Verbindung
der Franken zur römisch-katholischen Kirche auf dem Boden des ehemaligen
weströmisches Reiches und Unterstützung von Papst in Rom.
Es könnten Parallele zwischen König Chlodwig und dem Großfürst von
Kiew, Wladimir I. der Heilige (960 – 1015), gezogen werden. Denn beide
haben sich und sein Volk taufen lassen und beide machen das Christentum zur
Staatsreligion und beide hatten wohl eher politische Hintergrunde. Taufe des
Fürsten Wladimir I. nach seiner Heirat mit einer byzantinischen Prinzessin sollte
nicht nur die Verbindung mir dem byzantinischen Kaiserhaus sichern, sondern
auch mit dem Westen und mit Rom.
Im Jahre 988 n. Chr. rief der Apostelgleicher Großfürst Wladimir I. die
Einwohner Kiews zum Ufer des Dnepr, damit sich das Volk taufen lasse. Ein
paar Jahre vor diesem Ereignis (944), gab es in der Stadt Kiew schon eine
christliche Kirche, die dem Propheten Elija geweiht war, wie die alte sogenannte
„Nestor-Chronik“ („Povest Vremmennych Let“) uns bezeugt hat. Jm Jahre 955
fuhr die Großmutter von Wladimir I. — Fürstin Olga (881 – 969). Frau des
Großfürsten Igor von Kiew) nach Konstantinopel zum damaligen Kaiser
Konstantin VII. Dort ließ sie sich aus freiem Entschluss öffentlich taufen und
bleib danach ihren Taufversprechen immer treu. Fürstin Olga trug viel zur
Verbreitung des orthodoxen Glaubens in Russland bei und wurde später heilig
gesprochen. Seitdem ist die Geschichte Russlands nicht mehr ohne die
Orthodoxie und die Orthodoxie nicht mehr ohne Russland denkbar. Die
russische Kirche feierte 1988 ihr Millennium (Tausendjahrjubiläum)!
„Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des
Sohnes und des heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe,
ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende“ (Die Bibel, Jesus Christus, das Evangelium nach
Matthäus 28,19-20).
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Diese Worte des Erlösers vor 468 Jahren (Chlodwigs Taufe) und 958 Jahren
(Taufe an den Ufern des Dnjepr) durch das Sakrament der Taufe in Christus,
buchstäblich in Erfüllung gegangen sind. So wurde das ganze Russische Land
sowie auch die Ländern des lateinischen Westens im Laufe der Zeit ein
wichtiger Mittelpunkt kirchlichen Lebens und missionarischer Ausstrahlung mit
einem sehr weiten Einflussgebiet. Kurz gesagt, die Glaubensgnade und das
Evangelium erreicht sich zu jedem Volk unserer Erde.
Der oben bereits erwähnte römischer Geschichtsreiber Ammianus
Marcellinus zeugt davon, dass christliche Priester haben sich häufig an der
Beilegung von vielen militärischen Konflikten beteiligt. (Römische Geschichte
XII, 8). Zum Beispiel die barbarischen Stämme altertümlichen Schotlands —
Pikten — führten ständige Kriege gegen die Römer an der Nordgrenze
Britanniens. Die Römer wurden sogar gezwungen den sogenannten
Hadrianswall, eine steinerne Mauer mit integrierten Kastellen für die dort
stationierten Hilfstruppeneinheiten im Jahr 122 n. Chr. zu errichten. Er sollte
dazu dienen, Angriffen der Pikten aus dem Norden standzuhalten, und die
Grenze des römischen Reiches zu markieren (ein großer Teil des Walles ist bis
heute noch erhalten).
Der im 5. Jahrhundert lebende britische Mönch und Geschichtsschreiber
berichtet in seinem Werk „Über den Niedergang Britanniens“ von drei Revolte
der Pikten gegen die Römer in Britannien. Die erste wurde durch weströmischen
Kaiser Magnus Maximus (335 – 388) niedergeschlagen (382). Die zweite
dauerte mehr als zwei Jahre (396-398) und wurde vom weströmischer Feldherr
und Staatsmann mit wandalischer Abstammung Flavius Stilicho (360 – 408)
erfolgreich niedergedrückt. Die dritte Piktischen Revolte im Jahre 450 wurde
von Flavius Aёtius (schlug auch die Hunnen unter Attila auf den Katalanischen
Felder) niedergeschmettert.
Die Pikten waren Heide und besitzen eine große Anzahl Gottheiten. Im 6.
Jahrhundert wurden die Pikten durch ein irischer Mönch und Missionar
Columban von Iona (521/22 – 597) christianisiert. Nach ihrer Bekehrung zum
Christentum wurden die Angriffe auf die Römer endlich beendet. Columban von
Iona war auch Gründer zahlreicher klösterlicher Gemeinschaften in Irland.
Das Weströmisches Reich endete am 23 August 476 als der weströmischen
Offizier germanischen Herkunft Odoaker (430 – 493) den letzten römischer
Kaiser, Romulus Augustus (460 – 476), absetzte und sich zum König von
Italien ausrief. Und der oströmische Kaiser Zenon (474 – 476) erkannte Odoaker
als weströmischen König. Bei der Regierungsantritt war Romulus Augustus erst
etwa 10 Jahre (nach anderen Quellen 17 Jahre) alt, und deswegen mit dem
Spottnamen „Romulus Augustulus“ („kleiner Augustus“, „Kaiserklein“) genannt
wurde. Beißende Ironie:
a)
Romulus, nach der römischen Mythologie, war der Gründer der Stadt
Rom (im Jahre 753 v. Chr.) und dasselbe Name — Romulus — trug der
letzte weströmischer Kaiser.
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b)
Augustus (63 v. Chr. – 14 n. Chr.) gilt als erster römischer Kaiser der
mit großer Energie sein mächtiges Imperium aufgebaut hat und der
„kleiner Augustus-Augustulus“ hat die Imperium begraben.
Heute ist es schwer zu beurteilen, mit welchen Motiven und Motivvarianten
war der Kaiser Theodosius der Große (347 – 395), der das Christentum zur
Staatsreligion erhob beeinflusst, als er die Einheit des Reiches beendet und in
zwei unabhängige Teile (West- und Oströmische Reich) auf seine beiden Söhne
(Honorius und Arkadius) verteilte? Bereits in der Regierungszeit von Arkadius
zeigten sich erhebliche negative Auswirkungen auf die Teilung einst
Vereinigten Staaten. Aber darauf war nicht mit der Wille des Theodosius zu
rechnen, sonder der allmächtige Gott hat es so beschlossen und wer kann
dagegen etwas tun? Denn wir alle haben nicht die Weitsicht, seine Pläne zu
begreifen. Vor allem hat Er einen Plan, wie unter den Menschen das
Evangelium, die frohe Botschaft von Jesus Christus, ausgebreitet wird. Und das
geschieht nicht zufällig.
Der westliche Teil des Imperium wurde zu jener Zeit vollständig
christianisiert und sollte jetzt die Barbaren, die heidnischen Völker Europas zum
Christentum zu überzeugen. Und der östlichen Teil des Imperium musste jetzt
die heidnischen Völker des Ostens bis zu den Nordgebieten des russischen
Staaten und darüber hinaus, die bis dahin nicht zum Römischen Reich gehörte,
dass wahres Gottes Wort zu Vermietlehn. Vom 9. bis 11. Jahrhundert wurde der
größte Teil der slawischen Bevölkerung des Christentums bekehrt und lehnte
sich an das byzantinische Christentum an, weil die Slawen wurden
hauptsächlich von Byzanz christianisiert. INFOLGE DESSEN, DANK DEM
RÖMISCHEN REICH, WURDE DIE GANZE WELT IN DER
CHRISTLICHEN LEHRE VERSCHLUNGEN.
Auf solche Weise hat der westliche Teil des römischen Reiches nicht ihre
Einheit bewahren. Auf dem Boden des ehemaligen Reiches im Laufe der Zeit
wurden neuen Staaten — Italien, Frankreich, Deutschland und Spanien
entstehen und das römische Volk, das einst die ganze Welt unterwarf, wird
verschwinden, wird sich in den neuen Völkern aufzulösen lassen.
Die wichtigsten Rivalen der Römer jener Epoche, die jungen germanischen
Stämme, werden Deutschland, Österreich und Skandinavien schaffen. Ein Teil
der germanischen Stämme werden mit den Einheimischen Völkern des Reiches
verschmelzen: die Goten mit den spanischen Stämmen — damit die spanische
Sprache und Spanien; die Franken mit den Galliern — es wird Frankreich
entstehen; die Angeln und Sachsen mit den Kelten, Briten und Skandinaven, die
den Britischen Inseln besiedelte, — damit wird ein Volk entstehen, das jetzt als
Engländer (der Name „England“ stammt vom germanischen Volk der Angeln)
genant werden. Es muss dazu allerdings erwähnt wurden, dass fast alle
germanische Völker, die an der Völkerverschiebung teilnahmen, verschwanden
später ins Nichts. Überlebten nur die Angelsachsen und die Franken, sie bildeten
auch demnächst des ersten deutschen Staates.
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Der Fall des weströmischen Reiches gilt als das Ende der antiken Welt. Das
Römische Reich, das seit über einem halben Jahrtausend die Welt regierte, war
gefallen. Das Licht der römischen Zivilisation wurde erlöscht. Es fing das
Mittelalter an. Allerdings setzte Konstantinopel das Zentrum des Reiches für
weitere tausend Jahre weiter, aber er gehörte zu dem europäischen Kontinent
nicht mehr. Seine Interessen lagen in Osten. Er fing schnell seine westliche
Herkunft zu vergessen. Allmählich wurde die römische Sprache durch die
Griechische ersetzt, der römischen Alphabet ist verloren, die römischen Gesetze
in griechisch geschrieben wurden. Kaiser des Oströmischen Reiches wurde in
den asiatischen Despoten umgewandelt, dem mit selben Ehren angebetet
worden, welche sich die römischen Kaiser zu Beginn des Jahrhunderts (also seit
1000 Jahren) als Götter verehrt lassen.
Der Westreich war nach wie vor in der Macht der Barbaren geblieben.
Endlosen Kriege, politische Morde, Plünderungen, Vergewaltigungen und
Brandstiftungen werden hier eine allgemeine Erscheinung noch lange
verbleiben. In dieser, für die ganze Menschheit lebensverändernde Zeit, nur das
Christentum bot ihre Antwort auf die Anfragen der Epoche an. Weill nur die
Christen predigten die Leibe zum Nächsten (Joh. 13,34), die Gewaltlosigkeit
und Toleranz (Mt. 5,9), die absolute Wertlosigkeit irdischen Besitzes (Mt. 6,19),
die Gleichheit aller Menschen vor Gott. Rettung Europas vor der endgültigen
Zerstörung konnte nur ein Faktor zu sein: jenes war die Kirche, die
Versammlung der Gläubigen, die unabhängig von sozialem Status und
Nationalität sind. Ihr Gründer — Jesus Christus — der Zimmermann aus
Nazareth wurde in Palästina ermordet mit dem Ziel den mächtigen Römischen
Reiches von den Unruhen zu retten. Jetzt hat Seine Lehre die Menschheit von
der endgültigen moralischen Zerlegung gerettet.
EPILOG
Im Jahr 455 n. Chr., in der Zeit der Völkerwanderung, wurde Westreich oder
„Westrom“, durch die Wandalen (ostgermanische Volksstamm) unter König
Geiserich geplündert. Der König gab die Stadt für 14 Tage zur Plünderung frei.
Genau nach 1000 Jahren, am 29. Mai 1453 n. Chr., fällt auch die Hauptstadt
des byzantinischen Reiches — Konstantinopel (heute Istanbul) — der „zweite
Rom“ oder „Ostrom“ an die Türken. Konstantinopel war von Anfang an eine
christliche Stadt mit zahlreichen Kirchen und sein Patriarch war das Oberhaupt
der orthodoxen Christenheit.
Nach siebenwöchiger Belagerung von Konstantinopel durch der osmanischen
Sultan Mehmed II. stürmen die türkischen Truppen in die Stadt. Sie zerstörten
alle Kirchen und abschlachtete die Zivilbevölkerung, wer überlebte, kam in die
Sklaverei. Bei den erbitterten Straßenkämpfen wurde auch der letzter Kaiser von
Byzanz, Konstantin XI. Palaiolog (1449 – 1453), getötet. Einer der Türken
schlug ihm über das Gesicht mit einem Schwert und verwundet, und ein anderer
schlug einen tödlichen Schlag von hinten. Türkische Soldaten erkennten nicht
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den Kaiser von Byzanz und ließen ihn auf die Straße zu liegen. Nur am Abend
war der Kaiser unter einem Haufen von Leichen durch seine Stiefel gefunden
worden. Mehmed II. gab den Befel sein Kopf zu enthaupten und auf der
Rennstrecke für den Spott aufzustellen. Der Körper wurde mit königlichen
Ehren begraben. Drei Tage lang gibt Mehmed II. die Stadt zu Plünderung frei.
Mit die Einnahme Konstantinopels und Tod der letzte byzantinische Kaiser
geschehe die ende einst riesiges Römisches Reiches, aber nicht ende von
Christliche Glaubens. Das war nur die Gottes Fügung...
Nach der Eroberung von Byzanz durch osmanische Türken war eine große
Zahl orthodoxer Kirchenmitglieder nach Russland eingewandert. Es war damals
die einzige christlich-orthodoxe Großmacht, die nicht durch islamische Eroberer
besetzt war. Russland solle das Erbe von Byzanz als Hüter der Orthodoxie
übernehmen. Sie ergänzten es sogar um die gern angenommene These, dass
Russland das „Dritte Rom“ sei und wird nie fallen. Das „Erste Rom“ war (aus
orthodoxer Sicht) vom rechten Glauben abgekommen und das „Zweite Rom“ –
Byzanz – konnte diese Funktion nicht mehr wahrnehmen, weil sie inzwischen
von den Türken erobert war. ABER DIE KIRCHE ÜBERLEBT DEN
ZERFALL DES REICHES.
19 Jahre später (12.11.1472) heiraten Zoe Palaiologos, die Nichte des letztes
Kaisers von Byzanz Konstantinos XI., und regierende russische Großfürst Iwan
III., auch der Große genannt. Der Moskauer Metropolit traute Iwan III. und Zoe
Palaiologos nach orthodoxem Zeremoniell, sie nahm das russische Name – Sofia
an. Im Jahre 1478 nahm Iwan III., als erster russischer Großfürst, den Titel
„Zar“ an („Zar“ ist von lat. „Caesar“ bzw. griech. „Kaisar“). Nachdem
führten Iwan III. und seine Nachkommen den Titel „Bewahrer des
byzantinischen Throns“. Nicht zu Unrecht hat sich in der russischen Geschichte
viele Traditionslinien von Byzanz verkörpert: eine absolute Monarchie, den
autokratischen Führungsstil und einige Verwaltungsstrukturen. Viel davon was
der erste römische Kaiser Augustus einst erreicht hatte, lebte weiterhin mit einer
neuen Kraft in den Weiten Russlands. Der Patriarch von Moskau errang eine
ähnlich prominente Stellung innerhalb der orthodoxen Kirche, wie vormals der
Patriarch von Konstantinopel. Als Fortsetzung des Byzantinischen Reiches
übernahm auch Russlands Zarenturm (später das Russische Reich) den
Byzanzkaiserlichen Doppeladler (er findet sich heute im Staatswappen der
Russischen Föderation wieder).
***
Jehova, der Gott der Hebräer, hat dem Prophet Hesekiel versprochen: „Dann
werden sie erkennen, dass ich, der HERR, ihr Gott, der ich sie unter die Heiden
weggeführt habe und wieder in ihr Land sammle und nicht einen von ihnen dort
zurücklasse“ (39,28). Diese Prophezeiung hat sich buchstäblich am 14 Mai 1948
n. Chr. erfüllt. An diesen Tag war die Bildung eines neuen Staates – Israel
angekündigt worden. Endlich, nach fast 2000 Jahre Vertreibung, war ein Traum
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von Staatlichkeit in Erfüllung gegangen. Ausgejagt von den Römern im Jahre 70
n. Chr. und verstreut auf der ganzen Welt, dürften die Juden in ihre Heimat
zurückkehren. Zum Zeitpunkt der Entstehung des neues Staates war die jüdische
Bevölkerung knapp über 600 Tausend nummeriert. Seit drei Jahren hat sie sich
fast verdoppelt. „Kibbuz galuyot“ – im Hebräisch „Versammlung von Exil“ ist
die Rückkehr der Juden nach Israel aus allen Ländern, in denen sie zerstreut
waren, genannt. In der gesamten Geschichte der Menschheit unmöglich ist
zufinden ein ähnliches Phänomen des Überlebens und der Wiedergeburt einer
kleinen Nation, die mit natürlichen Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit
erklärt werden könnte.
Dr. Chaim Weizmann (1874 – 1952) wurde der erste Präsident des jungen
Staates, und David Ben-Gurion (1886 – 1973) – sein erster Premierminister. Am
14 Mai 1948, um 16.00 Uhr des Tages, liest Ben-Gurion im Radio die
Unabhängigkeitserklärung den neuen Staates. Unter anderem er hat betont: „Der
Staat Israel ist offen für Einwanderer aus allen Ländern, in denen sie zerstreut
sind“. Das neue Land trug der offizielle Name – „Der Staat Israel“. So haben die
Juden seit Jahrhunderten sein Land genant, obwohl der Rest der Welt nennte in
als „Palästina“. Nun wenige Stunden nach der Unabhängigkeitserklärung von
Israel, haben die sechs arabischen Länder: Ägypten, Syrien, Transjordanien,
Libanon, Irak und Saudi-Arabien dem jüdischen Staat ein Krieg erklärt. Aber
das ist schon eine andere Geschichte...
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Warum wurde Christus in die römische Zeit geboren? Warum nicht früher, sagen mal, in die
erste Reich der Menschengeschichte — Assyrische „Weltimperium“? Warum wurde Christus
nicht in Stadt der Legende — Babylon geboren? Warum wären diese blühende Zeiten nicht reif
fürs kommen des HERRN? Warum wurde Christus nicht in unseren moderne Zeit mit Raketen,
Flugzeuge, Eisenbahnen, Handys, Computern, Internet u s. w. geboren? Warum sandte Gott
seinen Sohn in die Römische Zeit bzw. Römisches Reich — Imperium Romanum? War diese
Zeit besser wie heute oder früher? Diesen Fragen gehen wir in diesem Buch nach.
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