Grundwissen Q12 Volk und Nation (12/1.1)

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Grundwissen Q12
Volk und Nation (12/1.1)
753 v. Chr.: der Sage nach Gründung Roms
Nach der Überlieferung der alten römischen Geschichtsschreiber wird die Gründung Roms durch
den ersten König Romulus auf das Jahr 753 v. Chr. datiert. Da die Stadtgründung nicht
wissenschaftlich exakt nachweisbar ist, sondern auf einer Mischung von Wahrem und Erfundenem
beruht, spricht die Geschichtsforschung von einem Gründungsmythos.
Antike
Mit dem Ausdruck Antike bezeichnet man die Geschichte des klassischen Altertums, d. h. die
Epoche der griechischen und römischen Geschichte. Neben politischen Ereignissen bezieht sich
der Begriff auch auf die hervorragenden kulturellen Leistungen dieser Völker, wie z. B. deren
Literatur und Philosophie, die bis in die Gegenwart hineinwirken.
Kaiserzeit (Christi Geburt-500 n. Chr.)
Die Kaiserzeit, beginnend mit Augustus, war in den ersten bei den nachchristlichen Jahrhunderten
gekennzeichnet von dem Ziel der Herrscher, Eintracht im Inneren und Frieden nach außen zu
sichern. Das Zusammenwachsen des Reiches wurde trotz heterogener Traditionen vieler
verschiedener Völker vor allem durch die Rechtssicherheit und die Ausweitung des römischen
Bürgerrechts, später auch durch die Einführung des Christentums als Staatsreligion gefördert.
Limes
Während der römischen Kaiserzeit wurde die Grenze des Reiches durch Wehrbauten gesichert.
Der obergermanisch-rätische Limes, der die Donau mit dem Main und dem Rhein verbindet, ist
mit einer Länge von etwa 550 km das größte europäische Bodendenkmal.
Reichsbildung der Franken
Als das Weströmische Reich in der Völkerwanderung zerfiel, entstanden auf seinem Gebiet
mehrere Germanenreiche. Aber nur das Reich der Franken, die seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. in
Gallien eingedrungen waren, konnte sich dauerhaft behaupten. Zunächst waren die Franken
Verbündete der Römer, doch König Chlodwig I. (482-511) aus der Familie der Merowinger gelang
es, den letzten römischen Herrscher Galliens sowie die übrigen Frankenkönige auszuschalten und
andere germanische Reiche zu besiegen. Durch den Übertritt zum Christentum gewann Chlodwig
in der Kirche eine wichtige Herrschaftsstütze. Er schuf so die Grundlage für die Verschmelzung
der germanischen und der christlich-römischen Kultur. Das fränkische Großreich wurde zur
Keimzelle der heutigen Staaten Frankreich und Deutschland.
Mittelalter
Epoche zwischen Antike und Neuzeit. Das Ende des Weströmischen Reichs 476 n. Chr. und die
Gründung des Frankenreichs um 500 bedeutet für viele Historiker den Beginn des Mittelalters. Es
endet um 1500 in einer Zeit religiöser Umwälzungen (1517 Reformation), wichtiger Erfindungen
und der Entdeckung Amerikas (1492).
Ständewesen
In Mittelalter und Früher Neuzeit bestimmte die Geburt den gesellschaftlichen Stand eines
Menschen. Während sich im frühen Mittelalter die Gesellschaft in Adlige sowie Freie und Unfreie
teilte, setzte sich die Kirche seit dem 11. Jahrhundert mit ihrer "Dreiständelehre" (Klerus, Adel
und Bauern) durch. Später kamen die Bürger in den entstehenden Städten zum dritten Stand
hinzu. Zu keinem Stand gehörten z. B. Tagelöhner und Juden. Die Zugehörigkeit zu einem Stand
galt als gottgewollt. Sie bestimmte den Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Berufen und Rechten,
aber auch zu politischer Mitwirkung. Eine ständische Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die
politische und soziale Ungleichheit zwischen den einzelnen Ständen.
14. Juli 1789: Beginn der Französischen Revolution
Die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789 sahen Zeitgenossen und Nachwelt als Auftakt und
Symbol der Französischen Revolution. Eine Revolution (lat. revolutio = Umwälzung) ist ein
absichtlicher, meist gewaltsamer und rascher Umsturz einer bestehenden politischen und
gesellschaftlichen Ordnung. Ein solch tief greifender Wandel beschränkt sich nicht nur auf ein
Ereignis. So kamen in Frankreich verschiedene Entwicklungen zusammen:
1. Die Revolution der Nationalversammlung, die eine Verfassung ausarbeitete und die
Privilegien von Adel und Klerus aufhob.
2. Die Revolution in Paris mit dem Sturm auf die Bastille.
3. Die Revolution der Bauern, die zum Ende der Leibeigenschaft führte.
Nation
Eine große Gruppe von Menschen, die sich durch ihre Abstammung, Sprache, Kultur, Geschichte
oder durch eine Verfassung verbunden fühlt. Nationen haben oder wollen eine gemeinsame
staatliche Organisation.
Nationalismus
Politische Bewegung, innerhalb derer sich die in einem bestimmten Gebiet zusammenlebenden
Menschen ihrer Gemeinsamkeiten als Nation bewusst werden (z. B. Sprache, Kultur, Geschichte),
danach streben, einen eigenen Staat zu bilden, und sich von anderen "Nationen" abgrenzen. In
Deutschland erwachte das Nationalbewusstsein im Zusammenhang mit den Befreiungskriegen
gegen die napoleonische Fremdherrschaft. Heute wird der Begriff oft abwertend für ein
übersteigertes Nationalbewusstsein verwendet.
Volkssouveränität
Die Selbstbestimmung des Volkes ist ein Grundprinzip der Demokratie: Alle Staatsgewalt geht vom
Volk aus, das seinen Willen direkt oder indirekt über gewählte Abgeordnete zur Geltung bringe.
Die Volkssouveränität wird nur durch die in der Verfassung festgelegten Menschenrechte
beschränkt.
1806: Ende des Heiligen Römischen Reiches
Politisches und militärisches Bündnis von 16 deutschen Staaten mit Napoleon im Rheinbund und
Erklärung des Austrittes aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Franz I. legte
daraufhin die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich nur noch "Kaiser von Österreich".
Damit endete das Reich, das seit der Kaiserkrönung Ottos des Großen (962) bestanden hatte.
Deutscher Bund
Lockerer Zusammenschluss von Fürsten und freien Städten seit 1815 ohne einheitliche Regierung,
Verfassung oder Volksvertretung. Zentrales Organ war die Bundesversammlung in Frankfurt, die
jedoch politisch schwach blieb.
1848/49: Revolution in Deutschland
Im März 1848 kam es in mehreren deutschen Staaten zu revolutionären Unruhen. Die
Revolutionäre forderten neben sozialen Verbesserungen vor allem Freiheitsrechte und nationale
Einheit. Die Paulskirchenversammlung in Frankfurt, das erste gewählte gesamtdeutsche
Parlament, erarbeitete einen Verfassungsentwurf, der eine konstitutionelle Monarchie vorsah.
Doch der als Staatsoberhaupt vorgesehene preußische König lehnte die Kaiserkrone ab. Damit war
die Paulskirchenversammlung gescheitere. Die alten Herrschaftsträger konnten in der Folgezeit,
auch durch den Einsatz militärischer Gewalt, ihre Macht wiedergewinnen.
1871: Reichsgründung
Die Gründung des Deutschen Reiches im Januar 1871 erfolgte durch die Proklamation des
preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser. Im Zuge mehrerer Einigungskriege, zuletzt
1870 gegen Frankreich, und nach längeren Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten gelang
damit unter der maßgeblichen Beteiligung Bismarcks die Gründung eines Nationalstaates als
„kleindeutsche“ Lösung ohne Österreich.
Deutsches Kaiserreich
Mit dem amtlichen Namen „Deutsches Reich“ wurde bei der Reichsgründung 1871 an die Tradition
des „alten“ (deutschen) Reiches vom Mittelalter bis 1806 angeknüpft. Innerhalb der Grenzen des
von Preußen dominierten und von seinen Kritikern als Militär- und Obrigkeitsstaat bezeichneten
Deutschen Reiches („Kaiserreich“ 1871-1918) lebten etwa 42,5 Millionen Einwohner.
Grundlagen moderner politischer Ordnungsformen (12/1.2)
800: Kaiserkrönung Karls des Großen
An Weihnachten 800 krönte Papst Leo 111. in Rom den fränkischen König Karl zum Kaiser. Die
römischen Adligen bestätigten die Krönung. Karl verstand sich als Diener und Beschützer der
römischen Kirche. Erst nach jahrelangen Verhandlungen akzeptierte der oströmische Kaiser Karl
den Großen als gleichberechtigten Herrscher.
Kaiser
Den Herrschertitel "Kaiser" (abgeleitet vom lateinischen Beinamen "Caesar" der römischen Kaiser)
gab es im Mittelalter seit Karl dem Großen. Das mittelalterliche Kaisertum knüpfte an die
römische Antike an und war zugleich an den Krönungsort Rom und die Krönung durch den Papst
gebunden.
Reichskirche
Otto I., seit 962 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, stärkte die Verbindung des Königtums mit
der Kirche, indem er Bistümer und Abteien fast nur noch Geistlichen übertrug, die zuvor am
Königshof tätig waren und die Macht des Königs stützen sollten. Als Gegenleistung erhielten sie
Lehnsgebiete, die sie verwalteten. Die enge Verbindung von Königtum und Kirche wird heute als
"Reichskirchensystem" bezeichnet.
Investitur / Investiturstreit
Als Investitur (von lat. investire = bekleiden) wird die feierliche Einsetzung von hohen Geistlichen
in ihr Amt bezeichnet. Im Mittelalter wies der König die Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen mit den
Investitursymbolen Ring und Stab in ihre Ämter und damit in ihre Machtbefugnisse ein. Die Könige
begründeten ihre Mitwirkung damit, dass die Bischöfe mit der Verwaltung des königlichen Besitzes
betraut waren. Mit der Kirchenreform im 11. Jahrhundert versuchte die Kirche, den Einfluss der
Könige auf kirchenpolitische Angelegenheiten einzuschränken. Der Investiturstreit zwischen Papst
und weltlichen Herrschern dauerte mehrere Jahrzehnte an. Seinen Höhepunkt hatte der
Machtkampf zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt in der Auseinandersetzung zwischen
Kaiser Heinrich IV und Papst Gregor VII.
1077: Heinrich IV. in Canossa
Heinrich IV (1053-1106) unternahm den "Gang nach Canossa", um die Lösung vom Kirchenbann des
Papstes zu er-reichen. Nach Vermittlung durch die Markgräfin Mathilde erreichte Heinrich sein
Ziel. Ein Kompromiss im Investiturverfahren wurde 1122 mit dem Wormser Konkordat gefunden.
Der Grundkonflikt zwischen Kirche und weltlicher Macht war damit jedoch noch nicht gelöst.
Lehnswesen: Lehnsherr und Vasall
Das Lehen war ein vom Herrn an den Lehnsmann (Vasall) lebenslang geliehenes Gut, für das der
Vasall dem Herrn Dienste zu leisten hatte. Lehnsherr und Vasall begaben sich in ein gegenseitiges
pflicht- und Treueverhältnis: Der Herr nahm den Vasallen unter seinen Schutz, verlangte dafür
aber im Frieden Rat und im Kriegsfall militärische Hilfe. Als Gegenleistung belohnte der Herr den
Vasallen mit einem Lehen. Das Lehen konnte Land sein, aber auch ein Amt oder ein bestimmtes
Recht. Grafen, Markgrafen, Herzöge, Bischöfe und Äbte waren Vasallen des Königs (Kronvasallen),
die Ämter in der Reichsverwaltung ausübten. Die Kronvasallen konnten Königsgüter, Ämter und
Eigenbesitz an kleinere Vasallen weitergeben, die dann ihrem unmittelbaren Lehnsherrn, aber
nicht mehr dem König verpflichtet waren.
Territorialstaat
Der spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Territorialstaat, ein möglichst geschlossenes
Herrschaftsgebiet, löst den auf das Lehnswesen gegründeten "Personenverbandsstaat" ab.
Herrschaft wird nun zur umfassenden obrigkeitlichen Gewalt, die andere Herrschaftsträger (Adel,
Geistlichkeit, Städte) zurückdrängt.
Goldene Bulle
1356 von Kaiser Karl IV. erlassenes Reichsgesetz zur Königswahl, das bis zum Ende des Heiligen
Römischen Reichs 1806 gültig war. In dem Gesetz wurden u.a. die Zusammensetzung des
Kurfürstenkollegs aus drei geistlichen und vier weltlichen Fürsten mit dem Recht der Königswahl
(Kur = Wahl), die Durchführung der Reichstage (Reichsversammlung, z. B. zum Abschluss von
Verträgen oder zur Erhebung von Steuern) und die Rechte der Kurfürsten festgelegt.
1648: Westfälischer Friede
Ende des Dreißigjährigen Krieges. Wesentliche Bestimmungen des Friedens waren die
Gleichberechtigung der katholischen, lutheranischen und calvinistischen Konfession sowie
Gebietsverluste des Reiches, u. a. an Frankreich und Schweden. Innerhalb des Reiches bildeten
die Reichsstände (Kurfürsten, weitere weltliche und geistliche Fürsten sowie unmittelbar dem
Kaiser unterstellte Reichsstädte) ein starkes Gegengewicht zum Kaiser. Sie herrschten in ihren
Gebieten weitgehend selbstständig. Im "Immerwährenden Reichstag" tagten die Ständevertreter
seit 1663 in Regensburg.
Parlament
(von franz. parler = reden) Bezeichnung für eine Volksvertretung, die aus einer oder zwei
Kammern besteht. Das erste Parlament entstand in England im 13. Jahrhundert als eine Folge der
Magna Charta, in der Freiheitsrechte und Mitbestimmungsbefugnisse für Adel und Städte
festgelegt wurden, und schränkte die Macht des Königs ein.
Aufklärung
Bezeichnung für eine Denkrichtung in Europa im 17. und 18. Jahrhundert. Die Aufklärer wollten
"das Licht der Vernunft" gegen kirchliche, feudale und absolutistische Traditionen verbreiten.
Zentrale Gedanken waren die Auffassung von der Freiheit und Gleichheit aller Menschen und von
der Toleranz gegenüber anderen Meinungen. Mittel zur Durchsetzung der Aufklärung waren vor
allem Wissenschaft und Erziehung. Mit der Aufklärung verbindet sich ein optimistischer Glaube an
den Fortschritt und die Kraft der Vernunft. Die Aufklärung war kein geschlossenes Denksystem,
hatte jedoch enorme Auswirkungen: Die Ideen der Aufklärer haben entscheidend zum Umsturz der
politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Frankreich und anderen Ländern um 1800
beigetragen.
Gewaltenteilung
Aufteilung der staatlichen Gewalt in Legislative (gesetzgebende Gewalt), Exekutive
(gesetzesvollziehende, ausführende Gewalt) und Judikative (rechtsprechende Gewalt) zur
Verhinderung der Machtkonzentration in einer Person oder einer Institution.
Menschenrechte
Kernstück der Naturrechtslehre sind die Menschenrechte, die jeder Mensch unabhängig von seiner
Stellung in Staat, Gesellschaft, Familie, Beruf, Religion und Kultur allein schon durch seine
Geburt besitzt. Menschenrechte gelten ohne Rücksicht auf Hautfarbe, Geschlecht, Sprache,
politische oder weltanschauliche Vorstellungen, nationale oder soziale Herkunft. Zu den
Menschenrechten zählen das Recht auf Leben, die Gleichheit aller Menschen, die Freiheit des
Glaubens und das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Grundwissen Wurzeln und Traditionen europäischer Denkhaltungen
(12/1.3)
Antike
Mit dem Ausdruck Antike bezeichnet man die Geschichte des klassischen Altertums, d. h. die
Epoche der griechischen und römischen Geschichte. Neben politischen Ereignissen bezieht sich
der Begriff auch auf die hervorragenden kulturellen Leistungen dieser Völker, wie z. B. deren
Literatur und Philosophie, die bis in die Gegenwart hineinwirken.
Hellenismus
(griech. Hellas = Griechenland) Epoche der griechischen Geschichte von der Regierung Alexanders
des Großen bis zur Eroberung der Diadochenreiche durch die Römer (1. Jh.
v. Chr.). In einigen Bereichen beeinflusste die griechische Kultur das Leben in den Städten von
Ägypten bis zur Grenze Indiens und vermischte sich mit der Lebensweise der einheimischen
Bevölkerung. Diese Mischkultur wird als hellenistische Kultur bezeichnet. Weil die Griechen auf
teilweise wesentlich ältere Kulturen trafen, die sehr eigenständig waren, setzten sie sich nicht
völlig durch.
Christentum
Die auf Leben und Lehre von Jesus Christus (.,der Gesalbte") gegründete Religion, die sich seit
dem 1. Jahrhundert n. Chr. im Römischen Reich ausbreitete, im 4. Jahrhundert Staatsreligion
wurde und später durch Missionierung auch auf die germanischen und slawischen Völker überging
und so das Mittelalter entscheidend prägte. Zentraler Glaubensinhalt ist die "Frohe Botschaft"
vom Reich Gottes, das durch die Person des Gottessohnes Jesus begonnen habe, und von der
Erlösung der Menschen durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten.
Renaissance
(franz. = Wiedergeburt) Bezeichnung für die Wiederentdeckung der antiken Sprache und Kultur.
Die Entwicklung begann im ausgehenden 13. Jahrhundert in Italien und breitete sich über 300
Jahre lang in ganz Europa aus. Maler, Bildhauer und Architekten schufen einen neuen Kunststil,
nach dem Körper und Bewegungen möglichst wirklichkeitsnah dargestellt wurden. Diese
Zeitspanne wird heute als Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit gesehen.
Humanismus
Mit dem Begriff wird eine Lebensanschauung bezeichnet, "die unter den Gelehrten im Zeitalter
der Renaissance vorherrschte. Die Humanisten traten für eine umfassende Bildung des Menschen
ein. Sie studierten die antiken Schriftsteller und beschäftigten sich wissenschaftlich mit
Sprachen, Geschichte und Philosophie. Der Humanismus begann im 14. Jahrhundert in Italien und
breitete sich von dort im Laufe der beiden folgenden Jahrhunderte nach Frankreich, Spanien,
England und Deutschland aus.
Naher Osten (12/2.1)
Judentum
Die älteste monotheistische Religion und Mutterreligion des Christentums und des Islams. Die
religiöse jüdische Tradition erhebt den Anspruch, dass sich Gott, der sich in der Bibel offenbart
hat, im Stammvater Abraham das Volk Israel erwählt hat, um den Glauben an den einen wahren
Gott zu bekennen. Der Bund mit Gott bedeutet für die Juden eine besondere Verpflichtung zur
Befolgung der göttlichen Gebote. Die Erwartung des erlösenden Messias und die Verheißung des
Gelobten Landes bestimmen das jüdische Geschichtsdenken, insbesondere seit der Zerstreuung
der Juden in zahlreiche Länder ab 70 n. Chr.
Christentum
Die auf Leben und Lehre von Jesus Christus (..der Gesalbte") gegründete Religion, die sich seit
dem 1. Jahrhundert n. Chr. im Römischen Reich ausbreitete, im 4. Jahrhundert Staatsreligion
wurde und später durch Missionierung auch auf die germanischen und slawischen Völker überging
und so das Mittelalter entscheidend prägte. Zentraler Glaubensinhalt ist die "Frohe Botschaft"
vom Reich Gottes, das durch die Person des Gottessohnes Jesus begonnen habe, und von der
Erlösung der Menschen durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten.
Islam
(arab. islam = Hingabe an Gott, Ergebung in Gottes Willen)
v Ein Gläubiger wird Muslim (..Der sich Gott unterwirft") genannt. Die Jüngste Weltreligion ist
streng monotheistisch und betont das Hineinwirken Gottes in das tägliche Leben der Menschen.
Grundlage des Islams ist der Koran (..Verkündigung"), der in 114 Suren (= Abschnitte) geteilt ist
und Erzählungen, Lobpreisungen und Gleichnisse enthält. Der Koran gilt als Offenbarung Gottes,
die dem Propheten Mohammed im 7. Jh. der christlichen Zeitrechnung überbracht wurde. Wer
fromm leben will, hat fünf Grundpflichten zu erfüllen: 1. das Glaubensbekenntnis: "Es ist kein
Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet!i", 2. die fünf täglichen Pflichtgebete, 3. das
Almosengeben, 4. das Fasten im Monat Ramadan, 5. die Pilgerfahrt zur Kaaba nach Mekka, die
jeder Muslim einmal im Leben unternehmen soll.
Kreuzzug
Im weiteren Sinne ist unter einem Kreuzzug ein von der christlichen Kirche im Mittelalter
geförderter Kriegszug gegen "Heiden" (Ungläubige) und Ketzer (vom rechten Glauben
Abgewichene) zu verstehen. Ziel war die Ausbreitung oder Wiederherstellung des katholischen
Glaubens. Vom Ende des 11. (1095 Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II.) bis zum Ende des 13.
Jahrhunderts (1291 völlige Vertreibung der Kreuzritter aus Palästina) waren die Kreuzzüge
kriegerische Unternehmungen, um das Heilige Land zurückzuerobern. In der Kreuzzugsidee
verband sich der Gedanke der Pilgerfahrt und des Kampfes gegen die "Heiden" mit dem Ziel, das
Heilige Grab in Jerusalem von muslimischer Besatzung zu befreien. Militärische Gewalt und der
"Opfertod" wurden dabei als Akt der Buße gerechtfertigt.
Imperialismus
Als Imperialismus wird die Herrschaft eines infolge seiner industriellen Entwicklung
weiterentwickelten Staates über weniger entwickelte Länder bezeichnet. Die Epoche des
Imperialismus umfasst den Zeitraum zwischen 1880 und 1918. Während dieser Zeit betrieben die
europäischen Großmächte eine Politik des expansiven Nationalismus. Imperiale Herrschaft wurde
"direkt" (Besetzung und Einrichtung einer Kolonialregierung) oder "indirekt" (Kontrolle über die
eingesetzte einheimische Regierung) ausgeübt.
Nationalismus
Politische Bewegung, die darauf beruht, dass sich die in einem bestimmten Gebiet
zusammenlebenden Menschen ihrer Gemeinsamkeiten als Nation bewusst werden (z. B. Sprache,
Kultur, Geschichte), danach streben, einen eigenen Staat zu bilden, und sich von anderen
"Nationen" abgrenzen. In Deutschland erwachte das Nationalbewusstsein im Zusammenhang mit
den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Fremdherrschaft. Heute wird der Begriff oft
abwertend für ein übersteigertes Nationalbewusstsein verwendet.
Blockbildung
Der Begriff bezeichnet die veränderte Struktur des internationalen Systems nach 1945, als sich
mit den USA und der UdSSR zwei gegensätzliche Machtzentren herausbildeten, die die Weltpolitik
kontrollierten und mir ihren Verbündeten jeweils einen "Machtblock", den West- bzw. Ostblock,
bildeten.
Kalter Krieg
Bezeichnung für eine Phase des Ost-West-Konflikts zwischen 1947 und 1990/91 (Auflösung des
Ostblocks). Im Kern wird der Kalte Krieg als Auseinandersetzung ("Nicht-Frieden") zwischen zwei
unvereinbar erscheinenden Weltanschauungen mir ihren politischen, gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Systemen gesehen.
Nahostkonflikt
Als Nahostkonflikt werden allgemein die politischen und militärischen Auseinandersetzungen
zwischen dem Staat Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten sowie der Palästinensischen
Befreiungsorganisation (PLO) bezeichnet. Im Kern geht es um die staatliche Organisation im
früheren britischen Mandatsgebiet Palästina und in der Folge um das Existenzrecht des Staates
Israel und einen künftigen staatlichen Zusammenschluss der palästinensisch-arabischen
Bevölkerung.
Grundwissen USA (12/2.2)
1492: Entdeckung Amerikas
Im Jahr 1492 unternahm der Genueser Christoph Kolumbus im Auftrag des spanischen Königs eine
Expedition, um den Seeweg nach Indien zu suchen. Als Kolumbus am 12. Oktober 1492 an Land
ging, betrat er nicht - wie er irrtümlich annahm - Indien, sondern einen bis dahin nicht bekannten
Kontinent, den man später Amerika nannte. Diese Entdeckung war so bedeutend, dass sie als
Beginn eines neuen Zeitalters (Neuzeit) bezeichnet wird.
Aufklärung
Bezeichnung für eine Denkrichtung in Europa im 17. und 18. Jahrhundert. Die Aufklärer wollten
"das Licht der Vernunft" gegen kirchliche, feudale und absolutistische Traditionen verbreiten.
Zentrale Gedanken waren die Auffassung von der Freiheit und Gleichheit aller Menschen und von
der Toleranz gegenüber anderen Meinungen. Mittel zur Durchsetzung der Aufklärung waren vor
allem Wissenschaft und Erziehung. Mit der Aufklärung verbindet sich ein optimistischer Glaube an
den Fortschritt und die Kraft der Vernunft. Die Aufklärung war kein geschlossenes Denksystem,
hatte jedoch enorme Auswirkungen: Die Ideen der Aufklärer haben entscheidend zum Umsturz der
politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Frankreich und anderen Ländern um 1800
beigetragen. Auch der Unabhängigkeitskampf der amerikanischen Kolonien gegen das britische
Mutterland und die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten
Staaten 1776 waren stark von aufklärerischen Ideen beeinflusst.
Menschenrechte
Kernstück der Naturrechtslehre sind die Menschenrechte, die jeder Mensch unabhängig von seiner
Stellung in Staat, Gesellschaft, Familie, Beruf, Religion und Kultur allein schon durch seine
Geburt besitzt. Menschenrechte gelten ohne Rücksicht auf Hautfarbe, Geschlecht, Sprache,
politische oder weltanschauliche Vorstellungen, nationale oder soziale Herkunft. Zu den
Menschenrechten zählen das Recht auf Leben, die Gleichheit aller Menschen, die Freiheit des
Glaubens und das Recht auf freie Meinungsäußerung.
Republik
Um 510 v. Chr. wurde in Rom das etruskische Königtum durch die Herrschaft des Adels abgelöst.
Rom wurde zu einer Republik (lat. res publica = öffentliche Sache, im Gegensatz zu res privata =
Sache des Einzelnen). Der Begriff "Republik" bezeichnet allgemein eine Staatsform, in der kein
König herrscht. Die Macht wird vom Volk (oder wie im alten Rom von einem Teil des Volkes, dem
Adel) ausgeübt. Die Regierenden werden für bestimmte Zeit vom Volk oder von Volksvertretern
gewählt.
Hegemoniestreben
Streben nach einer Vorrangstellung vor anderen Staaten in politischer, wirtschaftlicher und
kultureller Hinsicht. Seit dem 17. Jahrhundert ein wichtiges Prinzip in der europäischen
Außenpolitik.
1914-1918: Erster Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg unterscheidet sich grundlegend von bisherigen Kriegen durch die Zahl seiner
Opfer und das Ausmaß der Zerstörung durch eine "industrialisierte Kriegsführung': die militärischterritoriale Ausdehnung, den Einsatz von Millionenheeren und einer gewaltigen Militärmaschinerie
mit Luft- und Panzerwaffen. Unmittelbarer Kriegsanlass war das Attentat von Sarajewo auf den
österreichischen Thronfolger. Langfristige Ursachen liegen in machtpolitischen Gegensätzen und
Interessenskonflikten der europäischen Staaten und Rivalitäten, die sich aus der imperialistischen
Politik ergaben. Die Russische Revolution, die zur bolschewistischen Einparteienherrschaft führte,
und der Kriegseinritt der USA 1917 beeinflussten den Kriegsverlauf entscheidend. Die Alliierten
Frankreich, Großbritannien und USA gewannen den Krieg.
1. September 1939: Beginn des Zweiten Weltkriegs
Mit dem Überfall deutscher Truppen auf Polen begann der Zweite Weltkrieg. Großbritannien und
Frankreich hielten sich an die gegenüber Polen abgegebenen Garantien und erklärten den Krieg,
der sich rasch zu einem Weltkrieg ausweitete. Ab 1941 waren auch die Sowjetunion und die USA
am Krieg beteiligt, der 1945 mit der Kapitulation Deutschlands und Japans endete.
Blockbildung
Der Begriff bezeichnet die veränderte Struktur des internationalen Systems nach 1945, als sich
mit den USA und der UdSSR zwei gegensätzliche Machtzentren herausbildeten, die die Weltpolitik
kontrollierten und mit ihren Verbündeten jeweils einen "Machtblock", den West- bzw. Ostblock,
bildeten.
Kalter Krieg
Bezeichnung für eine Phase des Ost-West-Konflikts zwischen 1947 und 1990/91 (Auflösung des
Ostblocks). Im Kern wird der Kalte Krieg als Auseinandersetzung ("Nicht-Frieden") zwischen zwei
unvereinbar erscheinenden Weltanschauungen mir ihren politischen, gesellschaftlichen und
wirtschaftlichen Systemen gesehen.
1961/62 Kubakrise
Den Weltfrieden bedrohende Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion, die durch die
Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba ausgelöst wurde. Die Lösung des
Konflikts sah den Rücktransport der Raketen und den Abbau der Abschussrampen vor, im Gegenzug
den (etwas späteren) Abzug der US-Raketen aus der Türkei.
Entspannungspolitik
Nach der Phase des Kalten Krieges kam es zwischen 1963 und 1979 zu Vertragsabschlüssen in
Fragen der Rüstungsbegrenzung und -kontrolle und zu Vereinbarungen in der Konferenz für
Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die international zu einer Entspannung
zwischen den bei den Machtblöcken führten. In der ersten Hälfte der 1980er-Jahre verschärften
sich die Ost-West-Spannungen jedoch wieder.
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