Grundwissen Q12 Volk und Nation (12/1.1) 753 v. Chr.: der Sage nach Gründung Roms Nach der Überlieferung der alten römischen Geschichtsschreiber wird die Gründung Roms durch den ersten König Romulus auf das Jahr 753 v. Chr. datiert. Da die Stadtgründung nicht wissenschaftlich exakt nachweisbar ist, sondern auf einer Mischung von Wahrem und Erfundenem beruht, spricht die Geschichtsforschung von einem Gründungsmythos. Antike Mit dem Ausdruck Antike bezeichnet man die Geschichte des klassischen Altertums, d. h. die Epoche der griechischen und römischen Geschichte. Neben politischen Ereignissen bezieht sich der Begriff auch auf die hervorragenden kulturellen Leistungen dieser Völker, wie z. B. deren Literatur und Philosophie, die bis in die Gegenwart hineinwirken. Kaiserzeit (Christi Geburt-500 n. Chr.) Die Kaiserzeit, beginnend mit Augustus, war in den ersten bei den nachchristlichen Jahrhunderten gekennzeichnet von dem Ziel der Herrscher, Eintracht im Inneren und Frieden nach außen zu sichern. Das Zusammenwachsen des Reiches wurde trotz heterogener Traditionen vieler verschiedener Völker vor allem durch die Rechtssicherheit und die Ausweitung des römischen Bürgerrechts, später auch durch die Einführung des Christentums als Staatsreligion gefördert. Limes Während der römischen Kaiserzeit wurde die Grenze des Reiches durch Wehrbauten gesichert. Der obergermanisch-rätische Limes, der die Donau mit dem Main und dem Rhein verbindet, ist mit einer Länge von etwa 550 km das größte europäische Bodendenkmal. Reichsbildung der Franken Als das Weströmische Reich in der Völkerwanderung zerfiel, entstanden auf seinem Gebiet mehrere Germanenreiche. Aber nur das Reich der Franken, die seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. in Gallien eingedrungen waren, konnte sich dauerhaft behaupten. Zunächst waren die Franken Verbündete der Römer, doch König Chlodwig I. (482-511) aus der Familie der Merowinger gelang es, den letzten römischen Herrscher Galliens sowie die übrigen Frankenkönige auszuschalten und andere germanische Reiche zu besiegen. Durch den Übertritt zum Christentum gewann Chlodwig in der Kirche eine wichtige Herrschaftsstütze. Er schuf so die Grundlage für die Verschmelzung der germanischen und der christlich-römischen Kultur. Das fränkische Großreich wurde zur Keimzelle der heutigen Staaten Frankreich und Deutschland. Mittelalter Epoche zwischen Antike und Neuzeit. Das Ende des Weströmischen Reichs 476 n. Chr. und die Gründung des Frankenreichs um 500 bedeutet für viele Historiker den Beginn des Mittelalters. Es endet um 1500 in einer Zeit religiöser Umwälzungen (1517 Reformation), wichtiger Erfindungen und der Entdeckung Amerikas (1492). Ständewesen In Mittelalter und Früher Neuzeit bestimmte die Geburt den gesellschaftlichen Stand eines Menschen. Während sich im frühen Mittelalter die Gesellschaft in Adlige sowie Freie und Unfreie teilte, setzte sich die Kirche seit dem 11. Jahrhundert mit ihrer "Dreiständelehre" (Klerus, Adel und Bauern) durch. Später kamen die Bürger in den entstehenden Städten zum dritten Stand hinzu. Zu keinem Stand gehörten z. B. Tagelöhner und Juden. Die Zugehörigkeit zu einem Stand galt als gottgewollt. Sie bestimmte den Zugang zu Bildungsmöglichkeiten, Berufen und Rechten, aber auch zu politischer Mitwirkung. Eine ständische Gesellschaft ist gekennzeichnet durch die politische und soziale Ungleichheit zwischen den einzelnen Ständen. 14. Juli 1789: Beginn der Französischen Revolution Die Erstürmung der Bastille am 14. Juli 1789 sahen Zeitgenossen und Nachwelt als Auftakt und Symbol der Französischen Revolution. Eine Revolution (lat. revolutio = Umwälzung) ist ein absichtlicher, meist gewaltsamer und rascher Umsturz einer bestehenden politischen und gesellschaftlichen Ordnung. Ein solch tief greifender Wandel beschränkt sich nicht nur auf ein Ereignis. So kamen in Frankreich verschiedene Entwicklungen zusammen: 1. Die Revolution der Nationalversammlung, die eine Verfassung ausarbeitete und die Privilegien von Adel und Klerus aufhob. 2. Die Revolution in Paris mit dem Sturm auf die Bastille. 3. Die Revolution der Bauern, die zum Ende der Leibeigenschaft führte. Nation Eine große Gruppe von Menschen, die sich durch ihre Abstammung, Sprache, Kultur, Geschichte oder durch eine Verfassung verbunden fühlt. Nationen haben oder wollen eine gemeinsame staatliche Organisation. Nationalismus Politische Bewegung, innerhalb derer sich die in einem bestimmten Gebiet zusammenlebenden Menschen ihrer Gemeinsamkeiten als Nation bewusst werden (z. B. Sprache, Kultur, Geschichte), danach streben, einen eigenen Staat zu bilden, und sich von anderen "Nationen" abgrenzen. In Deutschland erwachte das Nationalbewusstsein im Zusammenhang mit den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Fremdherrschaft. Heute wird der Begriff oft abwertend für ein übersteigertes Nationalbewusstsein verwendet. Volkssouveränität Die Selbstbestimmung des Volkes ist ein Grundprinzip der Demokratie: Alle Staatsgewalt geht vom Volk aus, das seinen Willen direkt oder indirekt über gewählte Abgeordnete zur Geltung bringe. Die Volkssouveränität wird nur durch die in der Verfassung festgelegten Menschenrechte beschränkt. 1806: Ende des Heiligen Römischen Reiches Politisches und militärisches Bündnis von 16 deutschen Staaten mit Napoleon im Rheinbund und Erklärung des Austrittes aus dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation. Franz I. legte daraufhin die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich nur noch "Kaiser von Österreich". Damit endete das Reich, das seit der Kaiserkrönung Ottos des Großen (962) bestanden hatte. Deutscher Bund Lockerer Zusammenschluss von Fürsten und freien Städten seit 1815 ohne einheitliche Regierung, Verfassung oder Volksvertretung. Zentrales Organ war die Bundesversammlung in Frankfurt, die jedoch politisch schwach blieb. 1848/49: Revolution in Deutschland Im März 1848 kam es in mehreren deutschen Staaten zu revolutionären Unruhen. Die Revolutionäre forderten neben sozialen Verbesserungen vor allem Freiheitsrechte und nationale Einheit. Die Paulskirchenversammlung in Frankfurt, das erste gewählte gesamtdeutsche Parlament, erarbeitete einen Verfassungsentwurf, der eine konstitutionelle Monarchie vorsah. Doch der als Staatsoberhaupt vorgesehene preußische König lehnte die Kaiserkrone ab. Damit war die Paulskirchenversammlung gescheitere. Die alten Herrschaftsträger konnten in der Folgezeit, auch durch den Einsatz militärischer Gewalt, ihre Macht wiedergewinnen. 1871: Reichsgründung Die Gründung des Deutschen Reiches im Januar 1871 erfolgte durch die Proklamation des preußischen Königs Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser. Im Zuge mehrerer Einigungskriege, zuletzt 1870 gegen Frankreich, und nach längeren Verhandlungen mit den süddeutschen Staaten gelang damit unter der maßgeblichen Beteiligung Bismarcks die Gründung eines Nationalstaates als „kleindeutsche“ Lösung ohne Österreich. Deutsches Kaiserreich Mit dem amtlichen Namen „Deutsches Reich“ wurde bei der Reichsgründung 1871 an die Tradition des „alten“ (deutschen) Reiches vom Mittelalter bis 1806 angeknüpft. Innerhalb der Grenzen des von Preußen dominierten und von seinen Kritikern als Militär- und Obrigkeitsstaat bezeichneten Deutschen Reiches („Kaiserreich“ 1871-1918) lebten etwa 42,5 Millionen Einwohner. Grundlagen moderner politischer Ordnungsformen (12/1.2) 800: Kaiserkrönung Karls des Großen An Weihnachten 800 krönte Papst Leo 111. in Rom den fränkischen König Karl zum Kaiser. Die römischen Adligen bestätigten die Krönung. Karl verstand sich als Diener und Beschützer der römischen Kirche. Erst nach jahrelangen Verhandlungen akzeptierte der oströmische Kaiser Karl den Großen als gleichberechtigten Herrscher. Kaiser Den Herrschertitel "Kaiser" (abgeleitet vom lateinischen Beinamen "Caesar" der römischen Kaiser) gab es im Mittelalter seit Karl dem Großen. Das mittelalterliche Kaisertum knüpfte an die römische Antike an und war zugleich an den Krönungsort Rom und die Krönung durch den Papst gebunden. Reichskirche Otto I., seit 962 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, stärkte die Verbindung des Königtums mit der Kirche, indem er Bistümer und Abteien fast nur noch Geistlichen übertrug, die zuvor am Königshof tätig waren und die Macht des Königs stützen sollten. Als Gegenleistung erhielten sie Lehnsgebiete, die sie verwalteten. Die enge Verbindung von Königtum und Kirche wird heute als "Reichskirchensystem" bezeichnet. Investitur / Investiturstreit Als Investitur (von lat. investire = bekleiden) wird die feierliche Einsetzung von hohen Geistlichen in ihr Amt bezeichnet. Im Mittelalter wies der König die Bischöfe, Äbte und Äbtissinnen mit den Investitursymbolen Ring und Stab in ihre Ämter und damit in ihre Machtbefugnisse ein. Die Könige begründeten ihre Mitwirkung damit, dass die Bischöfe mit der Verwaltung des königlichen Besitzes betraut waren. Mit der Kirchenreform im 11. Jahrhundert versuchte die Kirche, den Einfluss der Könige auf kirchenpolitische Angelegenheiten einzuschränken. Der Investiturstreit zwischen Papst und weltlichen Herrschern dauerte mehrere Jahrzehnte an. Seinen Höhepunkt hatte der Machtkampf zwischen weltlicher und geistlicher Gewalt in der Auseinandersetzung zwischen Kaiser Heinrich IV und Papst Gregor VII. 1077: Heinrich IV. in Canossa Heinrich IV (1053-1106) unternahm den "Gang nach Canossa", um die Lösung vom Kirchenbann des Papstes zu er-reichen. Nach Vermittlung durch die Markgräfin Mathilde erreichte Heinrich sein Ziel. Ein Kompromiss im Investiturverfahren wurde 1122 mit dem Wormser Konkordat gefunden. Der Grundkonflikt zwischen Kirche und weltlicher Macht war damit jedoch noch nicht gelöst. Lehnswesen: Lehnsherr und Vasall Das Lehen war ein vom Herrn an den Lehnsmann (Vasall) lebenslang geliehenes Gut, für das der Vasall dem Herrn Dienste zu leisten hatte. Lehnsherr und Vasall begaben sich in ein gegenseitiges pflicht- und Treueverhältnis: Der Herr nahm den Vasallen unter seinen Schutz, verlangte dafür aber im Frieden Rat und im Kriegsfall militärische Hilfe. Als Gegenleistung belohnte der Herr den Vasallen mit einem Lehen. Das Lehen konnte Land sein, aber auch ein Amt oder ein bestimmtes Recht. Grafen, Markgrafen, Herzöge, Bischöfe und Äbte waren Vasallen des Königs (Kronvasallen), die Ämter in der Reichsverwaltung ausübten. Die Kronvasallen konnten Königsgüter, Ämter und Eigenbesitz an kleinere Vasallen weitergeben, die dann ihrem unmittelbaren Lehnsherrn, aber nicht mehr dem König verpflichtet waren. Territorialstaat Der spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Territorialstaat, ein möglichst geschlossenes Herrschaftsgebiet, löst den auf das Lehnswesen gegründeten "Personenverbandsstaat" ab. Herrschaft wird nun zur umfassenden obrigkeitlichen Gewalt, die andere Herrschaftsträger (Adel, Geistlichkeit, Städte) zurückdrängt. Goldene Bulle 1356 von Kaiser Karl IV. erlassenes Reichsgesetz zur Königswahl, das bis zum Ende des Heiligen Römischen Reichs 1806 gültig war. In dem Gesetz wurden u.a. die Zusammensetzung des Kurfürstenkollegs aus drei geistlichen und vier weltlichen Fürsten mit dem Recht der Königswahl (Kur = Wahl), die Durchführung der Reichstage (Reichsversammlung, z. B. zum Abschluss von Verträgen oder zur Erhebung von Steuern) und die Rechte der Kurfürsten festgelegt. 1648: Westfälischer Friede Ende des Dreißigjährigen Krieges. Wesentliche Bestimmungen des Friedens waren die Gleichberechtigung der katholischen, lutheranischen und calvinistischen Konfession sowie Gebietsverluste des Reiches, u. a. an Frankreich und Schweden. Innerhalb des Reiches bildeten die Reichsstände (Kurfürsten, weitere weltliche und geistliche Fürsten sowie unmittelbar dem Kaiser unterstellte Reichsstädte) ein starkes Gegengewicht zum Kaiser. Sie herrschten in ihren Gebieten weitgehend selbstständig. Im "Immerwährenden Reichstag" tagten die Ständevertreter seit 1663 in Regensburg. Parlament (von franz. parler = reden) Bezeichnung für eine Volksvertretung, die aus einer oder zwei Kammern besteht. Das erste Parlament entstand in England im 13. Jahrhundert als eine Folge der Magna Charta, in der Freiheitsrechte und Mitbestimmungsbefugnisse für Adel und Städte festgelegt wurden, und schränkte die Macht des Königs ein. Aufklärung Bezeichnung für eine Denkrichtung in Europa im 17. und 18. Jahrhundert. Die Aufklärer wollten "das Licht der Vernunft" gegen kirchliche, feudale und absolutistische Traditionen verbreiten. Zentrale Gedanken waren die Auffassung von der Freiheit und Gleichheit aller Menschen und von der Toleranz gegenüber anderen Meinungen. Mittel zur Durchsetzung der Aufklärung waren vor allem Wissenschaft und Erziehung. Mit der Aufklärung verbindet sich ein optimistischer Glaube an den Fortschritt und die Kraft der Vernunft. Die Aufklärung war kein geschlossenes Denksystem, hatte jedoch enorme Auswirkungen: Die Ideen der Aufklärer haben entscheidend zum Umsturz der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Frankreich und anderen Ländern um 1800 beigetragen. Gewaltenteilung Aufteilung der staatlichen Gewalt in Legislative (gesetzgebende Gewalt), Exekutive (gesetzesvollziehende, ausführende Gewalt) und Judikative (rechtsprechende Gewalt) zur Verhinderung der Machtkonzentration in einer Person oder einer Institution. Menschenrechte Kernstück der Naturrechtslehre sind die Menschenrechte, die jeder Mensch unabhängig von seiner Stellung in Staat, Gesellschaft, Familie, Beruf, Religion und Kultur allein schon durch seine Geburt besitzt. Menschenrechte gelten ohne Rücksicht auf Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, politische oder weltanschauliche Vorstellungen, nationale oder soziale Herkunft. Zu den Menschenrechten zählen das Recht auf Leben, die Gleichheit aller Menschen, die Freiheit des Glaubens und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Grundwissen Wurzeln und Traditionen europäischer Denkhaltungen (12/1.3) Antike Mit dem Ausdruck Antike bezeichnet man die Geschichte des klassischen Altertums, d. h. die Epoche der griechischen und römischen Geschichte. Neben politischen Ereignissen bezieht sich der Begriff auch auf die hervorragenden kulturellen Leistungen dieser Völker, wie z. B. deren Literatur und Philosophie, die bis in die Gegenwart hineinwirken. Hellenismus (griech. Hellas = Griechenland) Epoche der griechischen Geschichte von der Regierung Alexanders des Großen bis zur Eroberung der Diadochenreiche durch die Römer (1. Jh. v. Chr.). In einigen Bereichen beeinflusste die griechische Kultur das Leben in den Städten von Ägypten bis zur Grenze Indiens und vermischte sich mit der Lebensweise der einheimischen Bevölkerung. Diese Mischkultur wird als hellenistische Kultur bezeichnet. Weil die Griechen auf teilweise wesentlich ältere Kulturen trafen, die sehr eigenständig waren, setzten sie sich nicht völlig durch. Christentum Die auf Leben und Lehre von Jesus Christus (.,der Gesalbte") gegründete Religion, die sich seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. im Römischen Reich ausbreitete, im 4. Jahrhundert Staatsreligion wurde und später durch Missionierung auch auf die germanischen und slawischen Völker überging und so das Mittelalter entscheidend prägte. Zentraler Glaubensinhalt ist die "Frohe Botschaft" vom Reich Gottes, das durch die Person des Gottessohnes Jesus begonnen habe, und von der Erlösung der Menschen durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten. Renaissance (franz. = Wiedergeburt) Bezeichnung für die Wiederentdeckung der antiken Sprache und Kultur. Die Entwicklung begann im ausgehenden 13. Jahrhundert in Italien und breitete sich über 300 Jahre lang in ganz Europa aus. Maler, Bildhauer und Architekten schufen einen neuen Kunststil, nach dem Körper und Bewegungen möglichst wirklichkeitsnah dargestellt wurden. Diese Zeitspanne wird heute als Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit gesehen. Humanismus Mit dem Begriff wird eine Lebensanschauung bezeichnet, "die unter den Gelehrten im Zeitalter der Renaissance vorherrschte. Die Humanisten traten für eine umfassende Bildung des Menschen ein. Sie studierten die antiken Schriftsteller und beschäftigten sich wissenschaftlich mit Sprachen, Geschichte und Philosophie. Der Humanismus begann im 14. Jahrhundert in Italien und breitete sich von dort im Laufe der beiden folgenden Jahrhunderte nach Frankreich, Spanien, England und Deutschland aus. Naher Osten (12/2.1) Judentum Die älteste monotheistische Religion und Mutterreligion des Christentums und des Islams. Die religiöse jüdische Tradition erhebt den Anspruch, dass sich Gott, der sich in der Bibel offenbart hat, im Stammvater Abraham das Volk Israel erwählt hat, um den Glauben an den einen wahren Gott zu bekennen. Der Bund mit Gott bedeutet für die Juden eine besondere Verpflichtung zur Befolgung der göttlichen Gebote. Die Erwartung des erlösenden Messias und die Verheißung des Gelobten Landes bestimmen das jüdische Geschichtsdenken, insbesondere seit der Zerstreuung der Juden in zahlreiche Länder ab 70 n. Chr. Christentum Die auf Leben und Lehre von Jesus Christus (..der Gesalbte") gegründete Religion, die sich seit dem 1. Jahrhundert n. Chr. im Römischen Reich ausbreitete, im 4. Jahrhundert Staatsreligion wurde und später durch Missionierung auch auf die germanischen und slawischen Völker überging und so das Mittelalter entscheidend prägte. Zentraler Glaubensinhalt ist die "Frohe Botschaft" vom Reich Gottes, das durch die Person des Gottessohnes Jesus begonnen habe, und von der Erlösung der Menschen durch seinen Tod am Kreuz und seine Auferstehung von den Toten. Islam (arab. islam = Hingabe an Gott, Ergebung in Gottes Willen) v Ein Gläubiger wird Muslim (..Der sich Gott unterwirft") genannt. Die Jüngste Weltreligion ist streng monotheistisch und betont das Hineinwirken Gottes in das tägliche Leben der Menschen. Grundlage des Islams ist der Koran (..Verkündigung"), der in 114 Suren (= Abschnitte) geteilt ist und Erzählungen, Lobpreisungen und Gleichnisse enthält. Der Koran gilt als Offenbarung Gottes, die dem Propheten Mohammed im 7. Jh. der christlichen Zeitrechnung überbracht wurde. Wer fromm leben will, hat fünf Grundpflichten zu erfüllen: 1. das Glaubensbekenntnis: "Es ist kein Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet!i", 2. die fünf täglichen Pflichtgebete, 3. das Almosengeben, 4. das Fasten im Monat Ramadan, 5. die Pilgerfahrt zur Kaaba nach Mekka, die jeder Muslim einmal im Leben unternehmen soll. Kreuzzug Im weiteren Sinne ist unter einem Kreuzzug ein von der christlichen Kirche im Mittelalter geförderter Kriegszug gegen "Heiden" (Ungläubige) und Ketzer (vom rechten Glauben Abgewichene) zu verstehen. Ziel war die Ausbreitung oder Wiederherstellung des katholischen Glaubens. Vom Ende des 11. (1095 Kreuzzugsaufruf Papst Urbans II.) bis zum Ende des 13. Jahrhunderts (1291 völlige Vertreibung der Kreuzritter aus Palästina) waren die Kreuzzüge kriegerische Unternehmungen, um das Heilige Land zurückzuerobern. In der Kreuzzugsidee verband sich der Gedanke der Pilgerfahrt und des Kampfes gegen die "Heiden" mit dem Ziel, das Heilige Grab in Jerusalem von muslimischer Besatzung zu befreien. Militärische Gewalt und der "Opfertod" wurden dabei als Akt der Buße gerechtfertigt. Imperialismus Als Imperialismus wird die Herrschaft eines infolge seiner industriellen Entwicklung weiterentwickelten Staates über weniger entwickelte Länder bezeichnet. Die Epoche des Imperialismus umfasst den Zeitraum zwischen 1880 und 1918. Während dieser Zeit betrieben die europäischen Großmächte eine Politik des expansiven Nationalismus. Imperiale Herrschaft wurde "direkt" (Besetzung und Einrichtung einer Kolonialregierung) oder "indirekt" (Kontrolle über die eingesetzte einheimische Regierung) ausgeübt. Nationalismus Politische Bewegung, die darauf beruht, dass sich die in einem bestimmten Gebiet zusammenlebenden Menschen ihrer Gemeinsamkeiten als Nation bewusst werden (z. B. Sprache, Kultur, Geschichte), danach streben, einen eigenen Staat zu bilden, und sich von anderen "Nationen" abgrenzen. In Deutschland erwachte das Nationalbewusstsein im Zusammenhang mit den Befreiungskriegen gegen die napoleonische Fremdherrschaft. Heute wird der Begriff oft abwertend für ein übersteigertes Nationalbewusstsein verwendet. Blockbildung Der Begriff bezeichnet die veränderte Struktur des internationalen Systems nach 1945, als sich mit den USA und der UdSSR zwei gegensätzliche Machtzentren herausbildeten, die die Weltpolitik kontrollierten und mir ihren Verbündeten jeweils einen "Machtblock", den West- bzw. Ostblock, bildeten. Kalter Krieg Bezeichnung für eine Phase des Ost-West-Konflikts zwischen 1947 und 1990/91 (Auflösung des Ostblocks). Im Kern wird der Kalte Krieg als Auseinandersetzung ("Nicht-Frieden") zwischen zwei unvereinbar erscheinenden Weltanschauungen mir ihren politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systemen gesehen. Nahostkonflikt Als Nahostkonflikt werden allgemein die politischen und militärischen Auseinandersetzungen zwischen dem Staat Israel und seinen arabischen Nachbarstaaten sowie der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO) bezeichnet. Im Kern geht es um die staatliche Organisation im früheren britischen Mandatsgebiet Palästina und in der Folge um das Existenzrecht des Staates Israel und einen künftigen staatlichen Zusammenschluss der palästinensisch-arabischen Bevölkerung. Grundwissen USA (12/2.2) 1492: Entdeckung Amerikas Im Jahr 1492 unternahm der Genueser Christoph Kolumbus im Auftrag des spanischen Königs eine Expedition, um den Seeweg nach Indien zu suchen. Als Kolumbus am 12. Oktober 1492 an Land ging, betrat er nicht - wie er irrtümlich annahm - Indien, sondern einen bis dahin nicht bekannten Kontinent, den man später Amerika nannte. Diese Entdeckung war so bedeutend, dass sie als Beginn eines neuen Zeitalters (Neuzeit) bezeichnet wird. Aufklärung Bezeichnung für eine Denkrichtung in Europa im 17. und 18. Jahrhundert. Die Aufklärer wollten "das Licht der Vernunft" gegen kirchliche, feudale und absolutistische Traditionen verbreiten. Zentrale Gedanken waren die Auffassung von der Freiheit und Gleichheit aller Menschen und von der Toleranz gegenüber anderen Meinungen. Mittel zur Durchsetzung der Aufklärung waren vor allem Wissenschaft und Erziehung. Mit der Aufklärung verbindet sich ein optimistischer Glaube an den Fortschritt und die Kraft der Vernunft. Die Aufklärung war kein geschlossenes Denksystem, hatte jedoch enorme Auswirkungen: Die Ideen der Aufklärer haben entscheidend zum Umsturz der politischen und gesellschaftlichen Verhältnisse in Frankreich und anderen Ländern um 1800 beigetragen. Auch der Unabhängigkeitskampf der amerikanischen Kolonien gegen das britische Mutterland und die Unabhängigkeitserklärung der Vereinigten Staaten 1776 waren stark von aufklärerischen Ideen beeinflusst. Menschenrechte Kernstück der Naturrechtslehre sind die Menschenrechte, die jeder Mensch unabhängig von seiner Stellung in Staat, Gesellschaft, Familie, Beruf, Religion und Kultur allein schon durch seine Geburt besitzt. Menschenrechte gelten ohne Rücksicht auf Hautfarbe, Geschlecht, Sprache, politische oder weltanschauliche Vorstellungen, nationale oder soziale Herkunft. Zu den Menschenrechten zählen das Recht auf Leben, die Gleichheit aller Menschen, die Freiheit des Glaubens und das Recht auf freie Meinungsäußerung. Republik Um 510 v. Chr. wurde in Rom das etruskische Königtum durch die Herrschaft des Adels abgelöst. Rom wurde zu einer Republik (lat. res publica = öffentliche Sache, im Gegensatz zu res privata = Sache des Einzelnen). Der Begriff "Republik" bezeichnet allgemein eine Staatsform, in der kein König herrscht. Die Macht wird vom Volk (oder wie im alten Rom von einem Teil des Volkes, dem Adel) ausgeübt. Die Regierenden werden für bestimmte Zeit vom Volk oder von Volksvertretern gewählt. Hegemoniestreben Streben nach einer Vorrangstellung vor anderen Staaten in politischer, wirtschaftlicher und kultureller Hinsicht. Seit dem 17. Jahrhundert ein wichtiges Prinzip in der europäischen Außenpolitik. 1914-1918: Erster Weltkrieg Der Erste Weltkrieg unterscheidet sich grundlegend von bisherigen Kriegen durch die Zahl seiner Opfer und das Ausmaß der Zerstörung durch eine "industrialisierte Kriegsführung': die militärischterritoriale Ausdehnung, den Einsatz von Millionenheeren und einer gewaltigen Militärmaschinerie mit Luft- und Panzerwaffen. Unmittelbarer Kriegsanlass war das Attentat von Sarajewo auf den österreichischen Thronfolger. Langfristige Ursachen liegen in machtpolitischen Gegensätzen und Interessenskonflikten der europäischen Staaten und Rivalitäten, die sich aus der imperialistischen Politik ergaben. Die Russische Revolution, die zur bolschewistischen Einparteienherrschaft führte, und der Kriegseinritt der USA 1917 beeinflussten den Kriegsverlauf entscheidend. Die Alliierten Frankreich, Großbritannien und USA gewannen den Krieg. 1. September 1939: Beginn des Zweiten Weltkriegs Mit dem Überfall deutscher Truppen auf Polen begann der Zweite Weltkrieg. Großbritannien und Frankreich hielten sich an die gegenüber Polen abgegebenen Garantien und erklärten den Krieg, der sich rasch zu einem Weltkrieg ausweitete. Ab 1941 waren auch die Sowjetunion und die USA am Krieg beteiligt, der 1945 mit der Kapitulation Deutschlands und Japans endete. Blockbildung Der Begriff bezeichnet die veränderte Struktur des internationalen Systems nach 1945, als sich mit den USA und der UdSSR zwei gegensätzliche Machtzentren herausbildeten, die die Weltpolitik kontrollierten und mit ihren Verbündeten jeweils einen "Machtblock", den West- bzw. Ostblock, bildeten. Kalter Krieg Bezeichnung für eine Phase des Ost-West-Konflikts zwischen 1947 und 1990/91 (Auflösung des Ostblocks). Im Kern wird der Kalte Krieg als Auseinandersetzung ("Nicht-Frieden") zwischen zwei unvereinbar erscheinenden Weltanschauungen mir ihren politischen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Systemen gesehen. 1961/62 Kubakrise Den Weltfrieden bedrohende Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion, die durch die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf Kuba ausgelöst wurde. Die Lösung des Konflikts sah den Rücktransport der Raketen und den Abbau der Abschussrampen vor, im Gegenzug den (etwas späteren) Abzug der US-Raketen aus der Türkei. Entspannungspolitik Nach der Phase des Kalten Krieges kam es zwischen 1963 und 1979 zu Vertragsabschlüssen in Fragen der Rüstungsbegrenzung und -kontrolle und zu Vereinbarungen in der Konferenz für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE), die international zu einer Entspannung zwischen den bei den Machtblöcken führten. In der ersten Hälfte der 1980er-Jahre verschärften sich die Ost-West-Spannungen jedoch wieder.