Als PDF anzeigen - BDA Preis Bayern 2013

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Europan 6 Ingolstadt
Ansicht von Norden
Schnitt Gebäude
Erläuterungsbericht Europan
6 Ingolstadt
Städtebau und Gebäudekonzept
Viele Städte des 21. Jahrhunderts sind mit dem Phänomen der urbanen Ausbreitung,
der Zergliederung und der Fragmentierung konfrontiert. An diesem Punkt setzte der im
Jahr 2001 durchgeführte Wettbewerb Europan 6 mit der Aufgabenstellung an, diese
diffusen Randquartiere neu zu organisieren. Das Wettbewerbsgebiet in Ingolstadt liegt
nordwestlich des Altstadtkerns an der Richard – Wagner Strasse, einer viel befahrenen Hauptverkehrsader. Südlich der Strasse entsteht seit Mitte der 90er Jahre ein neues Wohnquartier in der Mehrheit mit Gebäuden des experimentellen Wohnungsbaus.
Städtebaulich sollte dieses Neubaugebiet mit innovativem, gefördertem Wohnungsbau
abgeschlossen und für das Viertel ein neues Gesicht zur Straße modellieren werden.
Unser Wettbewerbsbeitrag orientierte sich mit seinem Konzept an der Typologie des Terrassenhauses mit gut belichteten Wohnungen und privaten Freiflächen. Terrassenhäuser
nutzen üblicherweise die vorhandene Topographie. In unserem Konzept wurde diese
artifiziell durch das Gebäude selbst geschaffen. Zwei unterschiedlich hohe, abgestufte
Riegel umfassen eine ebenerdige Parkgarage. Auf deren Dach entsteht somit Raum für
eine Gemeinschaftsfläche mit privaten Terrassen und einem halböffentlichen Innenhof.
Horizontale und vertikale Durchwegungen gliedern den Baukörper und verbinden die
Gemeinschaftsfläche mit dem südlich gelegenen Freibereich. Die Maisonettetypen in
den unteren beiden Geschossen entsprechen in ihrem Charakter Reihenhäusern mit
eigenen Gärten.
Um den Fakten unserer mobilen Gesellschaft Rechnung zu tragen, können die Bewohner in dem eingeschobenen Parkhaus direkt neben ihren Wohnungseingängen und
Treppenaufgängen parken, ohne dass die angehobenen Gemeinschaftsflächen durch
den Verkehr tangiert werden. Die Maisonetten erhielten einen unmittelbaren Zugang
zwischen parkendem Auto und Wohnungen nach amerikanischem Prinzip.
1.Obergeschoss
Teil des Konzeptes war die Kombination von Arbeiten und Wohnen. Zwei Gewerbeeinheiten an den großen öffentlichen Treppenaufgängen ermöglichen eine offene Fassade
an den Gebäudeenden und könnten als wohnungsnaher Arbeitsplatz oder auch als kleiner Laden für die Nahversorgung genutzt werden. Auf dem angehobenen Innenhof, der
Piazza, entstand ein geschützter Platz, an dem sich tagsüber sowohl die Bewohner und
deren Kinder, als auch die Angestellten und Nutzer der Läden und Büros treffen.
Konstruktion
Das Gebäude möchte ein klassisches Leitmotiv der modernen Architektur aufgreifen:
das Bauen mit Systemen. Heutige Baustellen sind geprägt durch relativ lange Bauzeiten
mit hoher Belastung des Umfeldes. Um diese zu reduzieren wurden vorgefertigten Hohlkammerwänden aus Stahlbeton verwendet die vor Ort zügig zusammengefügt werden
können und dem Wunsch des Bauherrn nach Robustheit der Baukonstruktion und Wertigkeit des Gesamtgebäudes entsprachen. Hierbei werden zwei dünne Stahlbetonplatten mit Gitterträgern zu einem Wandfertigteil mit Hohlraum verbunden. Dieser wird
vor Ort mit Ortbeton ausgefüllt. Vorteil ist das geringere Transportgewicht, die einfache
Verlegung der Elektroinstallation, der schnelle Baufortschritt und vor allem die glatte
Betonoberfläche die nicht verputzt werden muss.
Erdgeschoss
Energiekonzept
Als experimenteller Schwerpunkt wurde ein für den geförderten Wohnungsbau spezielles Energiekonzept definiert. Der Energieverbrauch wurde durch mehrere Maßnahmen
optimiert. Die terrassierte Südorientierung gewährleistet eine angenehme Besonnung
im Frühjahr, Herbst und Winter, die starke Sonneneinstrahlung im Sommer wird durch
Decken- oder Gebäudevorsprünge reduziert. Zur passiven Solarnutzung sind die Südfassaden großzügig aufgeglast, die geschlossenen Oberflächen erhielten eine erhöhte
Wärmedämmung. Jede Wohnung wurde mit einer dezentralen, wartungsfreien Wärmerückgewinnung mit kontrollierter Lüftung ausgerüstet. Das Warmwasser für Küchen
und Bäder wird in Solarkollektoren auf dem Dach des Nordhauses erhitzt.
Gebäudekonzept
Oberflächen und Fassade
Um den seriellen Charakter des Gebäudes zu unterstreichen, wurde die vorgehängte
Fassade mit liegenden Formaten aus silbernen und weissen HPL-Platten versehen. Die
reduzierten, hellen, leicht reflektierenden Oberflächen erzeugen eine heitere, fast südländische Stimmung. Die Farbigkeit entsteht durch die Bepflanzung und vor allem durch
die individuellen Lebens-gewohnheiten der Bewohner. Wie in einem Setzkasten können
im vorgegebenen Raster die unterschiedlichsten Einrichtungsvorstellungen umgesetzt
werden, ohne dass das Gesamtbild der Architektur gestört wird.
Freiflächenplan
Die vorgehängte hinterlüftete Fassade mit 16 cm Dämmung ermöglichte eine Kombination aus verschiedenen Plattenwerkstoffen. In den unteren Geschossen zur Strasse
hin wurde Trespa Meteon mit einer silbernen Oberfläche verwendet. Bei den übrigen
Oberflächen wurde Eternit Pelicolor in weiß eingesetzt.
Um bei den Erschliessungsseiten eine gute Belichtung mit aussreichender Privatheit zu
verbinden zu können wurde ein System aus raumbreiten liegenden Fensterformaten
entwickelt. Vor den Essplätzen sind die Fenster niedrig so das man sitzend einen guten
Ausblick hat, ein Passant sich jedoch bücken müsste um hereinzusehen. In den Küchen
sind die Fenster stehend auf Augenhöhe angebracht um guten Kontakt mit den Nachbarn zu ermöglichen.
Wohnungen
BLAUWERK
ARCHITEKTENPARTNERSCHAFT
Das Wohnungsangebot reicht von Zwei- bis Fünfzimmerwohnungen, mit Wohnflächen
von 55 bis 100 Quadratmetern. Die Wohnungen der Obergeschosse sind teilweise rollstuhlgerecht. Sie können über einen nahe gelegenen Fahrstuhl erreicht werden. Für ungestörtes Wohnen an der stark befahrenen Richard – Wagner Strasse sorgt die Grundrisskonzeption mit einer Nebenraumzone und einer zweiten Gebäudehaut. Zusätzlich
schaffen eine spezielle Anordnung der raumbreiten und niedrige Fenster bildhafte Ausblicke für die Bewohner. Gleichzeitig werden aber auch die Einblicke seitens der Passanten auf den Erschließungswegen reduziert. Im Rahmen des geförderten Wohnungsbaus,
konnten Grundrisse mit Galerien, Oberlichtern, raumhohen Schiebetüren und durchgesteckten Wohnräumen realisiert werden.
Erdgeschoss
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