Ein Beitrag zur Entwicklungsgeschichte des Hertzens

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E i n Beitrag
zur
Entwicklongsgeschiehte des Hersens.
Eine mit Genehmigung der Hochverordneten
Medicinischen Facultät der Kaise~lichenUniversit&tzu DORPAT
zur Erlan;ang des
Doctorgrades
verfasste und zur öffentlichen Vertheidigung bestimmte
Abhandlung
von
I t r t q
@indar:
aus Archangel,
DORPAT 1865.
Druck
v o n
H e i n r i c h
Laalimann.
Impriiiiatur
haec dissertatio ea lege, u t , simulac typis fuerit excusa, numerns exernplorum praescriptus t r s d o f v collegio
ad libros explorandos constiluto.
Dorpati Livonoruiii, d. XXXI. U]. Maji a. nIDCCCLXV.
(L.S . )
Dr. R. Buchheim,
med. ord. h. t. Decanus.
aom WtrfaFer.
„Die Entwicklnngegeschichte ist der wahre Lichtträger fnr Untersnchtrngen nher organische Körper. Hei jedrm
Schritte findet s i e ihre Anwendang, nnd alle Vorstellungen,
welche wir von den gegenseitigen Verhältnissen der organischen Körper haben, werden den Einflnss unserer Kenntniss
der Entwicklungwgeschichte erfahren."
K. E. V. B ä I. Ueber Entwicklnngsgeschichte
der Thiere. Th. I. S. 231.
ueberzeugt von der grossen Unvollkommenheit dieser Erstlingsschrift, kann ich
sie nur schüchtern in die Oeffentlichkeit treten lassen. Ein Theil ihrer Mängel wird
vielleicht durch den Umstand erklärt, dass die Arbeit bereits vor geraumer Zeit begonnen und seitdem unter wiederholten und längeren Unterbrechungen fortgesetzt worden
ist. Nur zu leicht erfuhren die einzelnen Theile in Folge dessen eine mehr oder weniger aphoristische Behandlung. - Den Ausgangspunct für die Untersuchungen bildete
ein Fall von angeborener Herzanomalie, von dem ich (bereits vor zwei Jahren), während
eines kurzen Aufenthaltes in Tübingen , durch die Freundlichkeit des Herrn Professor
L U s c h ka, Kenntniss zu nehmen Gelegenheit hatte. Auf des letzteren Vorschlag, das
betreffende Herz zum Vorwurfe meiner Inaugural-Dissertation zu machen, ging ich mit
um so grösserem Vergnügen ein, als eine genauere Betrachtung des Objectes vom Standpuncte der Entwicklungsgeschichte mir eine ebenso angenehme als dankbare Aufgabe
schien. Das grosse Interesse, welches mir durch das erste selbständige Eingehen in das
Gebiet der Embryologie gewährt wurde, machte in mir bald den Wunsch rege, dem
ursprünglichen Plane eine weitere Ausdehnung zu geben und in denselben die ganze
Entwicklung des Herzens und des Venens~stems hineinzuziehen; da ich aber im
Laufe der Untersuchungen bald zu der Ueberzeugung kam, dass ein solcher Plan zu
weitschichtig war, als dass er in der mir zu Gebote stehenden Zeit zur Ausführung gebracht werden konnte, so beschränkte ich mich darauf, die Entwicklungsvorgänge zunächst nur soweit zu berücksichtigen, als sie zur Beleuchtung des erwähnten Falles
dienten.
F ü r die in der Beschreibung des missbildeten Herzens (Cap. I) vorhandenen
Lücken, glaube ich insofern einige Nachsicht beanspruchen zu dürfen, als ich auf manche
Piincte erst später durch die in Dorpat angestellten embryologischen Untersuchungen
aufmerksam geworden bin, nachdem die grosse Entfernung von Tübingen es nicht mehr
erlaubte, das Präparat einer nochmaligen Betrachtung zu unterziehen.
Die im zweiten Capitel niedergelegten Untersuchungen beziehen sich ausschliesslich
auf das Hühnchen und sind entweder unmittelbar nach der Eröffnung des Eies oder
häufiger, nachdem die Embryonen einige Zeit in Alkohol gelegen hatten, angestellt.
Solche Embryonen eignen sich besonders zur Anfertigung von Durchschnitten, die ich
mit einer feinen Scheere ausführte. Beim Beobachten bediente ich mich der Loupe und
fand nur selten Veranlassung das Mikroskop zu Hülfe zu nehmen.
Wenn ich beim Scheiden von der Hochschnle es nrn~c~aihkbkf
mp&den kann,
h :'hl~en,so ist es
viele Jahre hindurch die Segnungen deutscher WissensehaR @ n ~ ~ e th
mir noch eine angenelime Pflicht, Herrn P r o f es s o r Re i s s ne r füt 'ke4e-m ungeabten
Anfänger bewiesene freundliche ir.nterstü$zung meinen b.eouutaderen
%%zustatten,
ERSTES CAPITEL.
Die Beselireibung eines missbildeten Herzens.
D a s Herz, welches den Gegenstand der vorliegenden Untersuchung bildet, stammt von
einem neugeborenen, gut ausgebildeten, doch mit Ascites behafteten Kinde, welches ain Ende
des achten Monates der Schwangerschaft scheintodt zur Welt gekommen war. Durch Einblasen
von Luft und Anwendung des Inductionsapparates wurde die Pulsation erhalten und Respirationsbewegungeii hervorgerufen, jedoch war der Erfolg ein unvollkommener. Das Kind starb
vler Stunden nach der Geburt. Ob Cyanose vorhanden gewesen war oder nicht, konnte ich
nicht erfahren. Das Gewicht des Kindes betrug 5 Pfund 19 Loth würtembergisch (= 2,79..
Kilogramm), seine Länge 18 Zoll wlirtembeigisch (= 51,56.. Centimeter). Bei der Section
waren Ci grossen Gefässe in solcher Entfernung vom Herzen, als es die Abbilduug zeigt (s.
durchschnitten und in ihrem weiteren Verlaufe nicht untersucht worden. Der
Taf. I, Big.
Kammertheil des Herzens war durch einen den Flächen parallelen Schnitt von der Spitze bis
nahe an die Basis geöffnet. So erhielt Professor L u s c h k a das Herz, injicirte die grossen Gefässe sammt dem Vorhofe und übergab es mir zlrr näheren Untersuchung. Da das Präparat
noch weiter aufgehoben werden sollte, durfte ich die grossen Gefässe und den Ductus arteriosus
Botalli, welche sämmtlich vollkommen injioirt waren, nicht öEnen, wo1 aber den Vorhof, den
ich von Injectionsmasse befreite.
.
..
a),
Das Herz bietet schon in seiner älu-sseren G e s t a l t (6. T a t I, Fig. 8 und 8) auffallende Abweichungen von der Norm dar. Zunächst fehlt die Herzspitze gänzlich : an dem Kammertheile geht der rechte Rand in einem weiten Bogen auf den linken über; der Umfang
erscheint mithin nahezu kreisförmig. Die vordere nur wenig gewölbte und die hintere gane
ebene Fläche sind glatt und zeigen keine Longitudinalfurclien.
Der v o r h o f s t h e i l (Taf. 1, Fig. 3, m) ist unverhältnissmässig gross. Das linke Herzohr
(Fig. 3, 0) ragt weit nach vorn und rechts hinüber, deckt den Ursprung der Arteria pulmonalis i n d zum Theil auch den der Aorta '). Noch stärker ist das rechte Herzohr (n) entwickelt:
es kommt an Grösse beinahe dem gemeinschaftlichen Sinus gleich und geht von dessen rechter
B,
1) In der Fig. 5 sieht man das linke Rerzohr nicht mehr in der natürlichen Lage, sondern etwas nach
unten verschoben, um den Ursprung der grossen Gefasse wahrnehmen zu lassen.
1
Seite nach vorn, unten und links um die Wurzel der Aorta. Die hintere Fliiche des Vorhofstheiles erscheint breit -- was zum Theil durch die grosse Ausdehnung des rechten Herzohres
bedingt wird - und grenzt sich gegen die entsprechende Fläche des Hammertheiles durch den
scharf ausgeprägten Sulcus atrio-ventricularis ab.
In die obere Wand und zwar mehr links münden die v i e r P u l x n o n a l v e n e n (Fig.
3, s). Zwischen den beiden rechten von ihnen und dem Abgange des rechten Herzohres senkt
sich die Vena cava superior (q) so in die hintere Wand ein, dass ihr vorderer Umfang an den
oberen Rand stösst, der hintere aber viel tiefer abwärts sich erstreckt. Bach links und unten
von dem genannten Geftisse, einige 3filliineter über dem Sulcus circularis öffnet sich die V e n a
Cava i n f e r i o r (p) a n der hinteren Wand. Ausser diesen den] normalen Herzen zukommenden
Venen findet sich noch eine zweite Vena Cava superior. Sie entsteht iq der Höhe des unteren,
concaven Randes des Arcus aortae durch den Zusammenfluss zweier vor dem Arcus herabsteigenden Aeste, geht um die linke Lungenarterie nach hinten und abwärts und mündet horizontal in die linke Wand des Sinus, dicht unterhalb der linken Venae pulmonales und oberhalb der Abgangsstelle des linken Herzohres. Sie übertrifft niit ihrem Durchmesser um ein
Geringes den der früher erwähnten Vena Cava superior und muss ihr, als einer V e n a c a v a
s u p e r i o r d e x t r a , unter dem Namen V e n a Cava s u p e r i o r s i n i s t r a gegenübergestellt werden. Von den H e r z v e n e n erblickt man zuerst eine stiirkere ( t ) , welche nahe dem rechten
Rande über die hintere Fläche des Rammertlieiles voll rechts und unten nach links und oben
verläuft und sich rechts von der Mündung der Vena Cava inferior in die hintere Wand des
Vorhofstlieiles einsenkt. Sie nimmt während ihres Verlaufes mehre Seitenzweige, die vorzugsweise von links und unten herkommen, auf. Eine zweite, kleinere Vene (U) verläuft ungefähr
Qber die Mitte der hinteren Fläche des Ventrikels von unten nach oben gegen die Einmündung
der ersten Vene. Ob sie in diese oder dicht neben ihr in den Vorhof sich öffnet, ist bei der
äusseren Besiclitigung nicht zu entscheiden. Ein drittes, noch kleineres Gefäss (V) verläuft
zwischen den beiden eben genannten und vereinigt sich mit der ersten Vene, kurz bevor diese
in den Vorhof mündet.
Von der Basis des Kammertheiles entspringen die A r t e r i a p u l m o n a l i s (Fig. 3. e )
und die A o r t a (i). Erstere ist a n ihrem Ursprunge auffallend verengt, so dass es bei der
äusseren Untcrsuchung zweifelhaft erscheint, ob ihr Lumen niit der Höhle des Ventrikels in
offener Communication steht. Oberhalb der verengten Stelle ist ihre Wandung durch Injectionsmasse stark ausgedehnt und lässt die Sinus Balsalvae deutlich wahrnehmen. Sie erweitert
sich dann bedeutend, bildet gleichsam eine sackartige Ausbuchtung und theilt sich endlich in
ihre beiden Aeste ( f , g). Aus der Theilungsstelle oder eigentlich aus dem rechten Aste entspringt der D u c t u s a r t e r i o s u s B o t a l l i (1).
Er verläuft schräg von rechts und unten nach
links und oben und mündet in den unteren Umfang des Arcus aortae, gegenüber dem Ursprunge
der Arteria subclavia sinistra. Sein Durchmesser ist gleich dem der Aeste der Arteria pulmonalis. Die Aorta zeigt, soweit sie erhalten ist, Beine Abnormität. Von ihrem Ursprunge an
nimmt sie in ihrem Verlaufe nach oben und rechts (Aorta ascendens) etwas an Umfang zu und
krürrimt sich nach links und hinten (Arcus aortae), während ihr Durchmesser sich allmählig
wieder verjüngt. Als eine Folge der bedeutenden Verengerung der Lungenarterie an ihrem
Ursprunge ist es anzusehen, dass der Anfang der Aorta, welcher bei normalen Verhältnissen
durch die Lungenarterie ganz verdeckt wird, hier rechts neben ihr frei liegt. Bei flüchtiger
Betrachtung entstellt so der Anschein, als habe die Aorta einen abnormen Urspruiig oder sei
„nach rechts gedrängtu, wie ein solches Verhalten in ähnlichen Fällen von vielen Autoren
dargestellt worden ist. Der Arcus aortae entsendet drei Aeste, die an dem Präparate leider
nur in ihren ersten Anfängen vorl~andensind. Der erste theilt sich gleich nach seinem Ursprunge in zwei Zweige und ist offenbar die Arteria anonyma; die beiden anderen, welciie mehr
nach links liegen, sind als die Arteria Carotis communis sinistra und Arteria subclavia sinistra
anzusehen. Von der Aortenwurzel geht ein kleines Gefäss, die A r t e r i a c o r o n a r i a d e x t r a
(k), nach rechts, wendet sich in1 Sulcus circularis um den rechten Herzrand nach hinten und
entsendet hier erst einen kleinen Zweig zum Vorhofstheile, darin einen grösseren zur Kammerabtheilung : letzterer verläuft neben der zuerst erwälinten (rechten) Herzvene nach unten und
rechts. Darauf zieht sie im Sulcus circularis weiter nach links und schliesslich mit der zweiten
{linken) Herzvene nach abwärts. Die A r t e r i a c o r o n a r i a s i n i s t r a (1) breitet sich mit mehreren Besten über die vordere Fläche des Kammertheiles aus und anastomosirt mit der Arteria
coronaria sinistra ixn Sulcus circularis an der hinteren Fläche des Herzens.
Bei der U n t e r s u c h u n g d e s i n n e r e n zeigt der V o r h o f s t h e i l eine geräumige, einfache
Höhle, in welcher sich nicht die geringste Spur einer Scheidewand findet. Die Wandung ist
von normaler Beschaffenheit, die Trabekeln in den Herzohren, besondejs dem rechten, sind
deutlich entwickelt. An der oberen Wand sieht man die gesonderten Mündungen der vier
Lungenvenen, an der linken das Lumen der Yens cava superior sinistra und an der hinteren
das der Vena Cava inferior. An keiner dieser Oegnungen finden sich Klappen. Die Herzvenen
münden mit einer gemeinschaftlichen Oeffnung in der hinteren Wand. Die Vena Cava superior
dextra grenzt sich mit ihrem vorderen Umfange scharf an der oberen Wand a b , indem diese
eine gegen die Mündung der Vene vorspringGnde Falte bildet, welche sich auch, allmählig
niedriger werdend, auf die hintere Wand fortsetzt ; der hintere Umfang geht ohne scharfe
Grenze in die gleichnamige Wand des Vorhofstheiles über. Ein ähnliches Verhalten zeigt sich
an der gemeinsamen Mündung der Herzvenen : die Falte erhebt sich von unten und links.
Die Beschreibung der i n n e r e n Beschaffenheit d e s K a m m e r t h e i l e s bot mir dadurch
einige Schwierigkeiten dar, dass ich das Herz bereits eröffnet fand, als ich es erhielt. Durch den
Schnitt ist der Kammertheil dermassen in zwei Bälften zerlegt, dass die eine der vorderen
und die andere der hinteren Wand entspricht; sie gleichen zwei flachen Schüsseln von beinahe
kreisförmigem Umfange. Die vordere Wand besitzt in der Mitte eine geringere Dicke als
ringsum und zeigt in der entsprechenden ovalen flachen Vertiefung die mannigfach unter einander verfilzten Muskelbalken vollkommen unversehrt, während diese zu beiden Seiten und
nach unten bald in querer, bald mehr in schräger Richtung durchschnitteii erscheinen. Auf
der linken Seite nimmt die so beschaffene Abtheilung der Wand etwas mehr als ein Drittel
der Breite des Kammertheiles ein, während sie auf der rechten etwas schmäler ist; hier verliert
die Musculatur nach oben zu allmahlig die balkenartige Anordnung und bildet eine mehr gleichmassige Fläche. Die letztere Partie befindet sich gerade unter dem Ursprunge der Arteria
pulinonalis oder, genauer ausgedrückt, gerade unter dem Conus arteriosus, welchen sie theilweise begrenzt. Die hintere Wand stimmt in ihrer Beschaffenheit mit der vorderen vollkommen überein. Von einem Septum ventriculorum ist an keiner der Wände eine Spur zu be-
1*
merken. Es unterliegt somit keinem Zweifel, dass der Ventriculartheil eine ungetheilte, durchaus einfache Höhle, welche von verhältnissmässig dicken Wandungen umgeben ist, besessen
hat. Ihre grösste Ausdehnung hat sie in der Richtung von oben nach unten, eine geringere
von rechts nach links, während ihr Durchmesser von vorn nach hinten, soweit sich dieses an
dem geöffneten Herzen feststellen lässt, asn kleinsten gewesen sein dürfte. Sie communicirt
mit der Vorhofshöhle durch ein einfaches Ostium venosum, dessen Umfang nur wenig
dem Siilcus circularis nachsteht und durch eine Klappe mit vier Zipfeln, einem vorderen, einem
hinteren und zwei seitlichen Zipfeln, begrenzt wird: der vordere, der die bedeutendste Lgnge
hat, scheidet das Ostium venosum von dem Ostium arteriosun der Aorta und muss sich bei
der Diastole des Ventrikels gerade vor das Lumen der Aorta legen; der linke, welcher dem
gleichnamigen Herzrande, zum Theil auch der vorderen und hinteren Wand angehört, ist eben
so breit als der vordere, aber kürzer; schmäler, aber länger als der linke ist der hintere und
endlich am kleinsten der dem rechten Herzrande entsprechende, welcher zum Theil mit dem
vorderen verwachsen ist und links und vorn den Conus arhriosns begrenzt. Die Breite der
Zipfel an ihrer Anheftungssfelle lässt sich nur annähernd bestimmen, da die gegenseitige Abgrenzung nicht scharf genug ausgeprägt ist; bei der Messung erhielt ich folgendes Resultat :
die Breite des vorderen Zipfels betrug 24mm,
linken
n
13sim,
V
hinteren
Y>
8-7
V
rechten
n
4m.
Von einem zweiten Ostium venosuin ist nicht die geringste Andeutung vorbanden.
Nach vorn und links von dem Ostiiim venosum befindet sich der Urqrung d a Aorta, welcher
keine Abnormität zeigt, wenn er nicht vielleicht etwas weiter als gewöhlich ist. Vorn und
rechts von demselben liegt der Conus arteriosui, welcher sich vor seiuei! Yabindung mit der
Arteria pnlmonalis so stark verengt, dass es sich durch das äusaere Aussehen nicht entscheiden
lässt, ob er nlit der Arteria commuilicirt oder von ihr vol1kommsn abgesclilassen ist; bei. genauerer Uitersuchung ergiebt sich jedoch, dass inan eins feine Sonde (etwa vop der Dicke
eines Stecknadelkopfes) von dem Conus in die Arteria pulmonalis einführen kann. Der Conus
wird von dem Ostiurn venosum zum Tlieil durch den kleinen rechten, zzim'~hei1durcli den
mit letzterem verschmolzenen vorderen Zipfel der Klappe geschieden. In seiner Umgebung
ist die Dlusculatur besonders stark entwickelt. Das Endocardium bietet allenthalben eine normale BeschaEenheit dar.
Um eine richtige Vorstellung von den Diniensionerr des Herzens, welches in der Zeichnung etwas vergrössert dargestellt ist, zu geben, habe ich möglichst genaue Dlessungen angestellt, die ich in Folgendem mittheile ') :
Die Lange des ganzen Herzens beträgt
48mm,
~7
Ventrikels
7>
. 26mm,
Y?
Vorhofes
22mm,
Der Querdurchmesser des Ventrikels in seiner grössten Breite 35mm,
Der Querdurchmesser des Herzens im Sulcus ckcularis
18mm.
77
,
. . . .. . . .
. . . . . .
. . . - . . . .
. .
1) Es ist zu bemerken, dass die unten folgenden MaasSe ZU einem grossen Theile nur
richtig betrachtet werden können, da das Präparat längere Zeit in Spiritus gelegen hatte.
als annähernd
Die Dicke der Ventrikelwandung variirt sehr bedeutend: am grössten ist sie oben und.
beträgt hier rechts 7mm, links 6mm, in der Mitte dagegen nur 3 bis 4mm. Einen Bhnlichen,
nur weniger deutlichen Unterschied zeigte die hintere Waud.
10,5mm,
Der Durchmesser der Aorta ascendens an ihrer grössten Ausdehnung misst
Ihr Umfang an derselben Stelle
32 mm,
Der Durchmesser des Arcus aortae dicht hinter der Einmündung des Ductus arteriosus Botalli
4,7mm,
Der Durchmesser der Arteria pulmonalis an ihrem Ursprunge
3,9mm,
Kurz vor ihrer Theilung in die Aeste
9,5mm,
Ihr Umfang an letzterer Stelle
. . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 mm,
Der Durchmesser des Lumen der Arteria piilmonalis an ihrem Ursprunge
2 mm,
Der der beiden Aeste derselben
4 mm,
Die Länge des Ductus arteriosus Butalli
1 2 mm,
Dessen Durchmesser
4 mm,
Der Umfang der Vena cava superior dextra
18 mm,
Dei: der Vena esva superior &uist~a
25,5aim,
Der Umfang des Ostium venosum . . . . . . . . . . . . . . 40 mm.
. . .
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Ueberblicken wir noch einmal die Reihe der Bildiingsabweicliungen, welche sich a n
dem oben beschriebenen Herzen zeigen, so sind es hauptsäclilich folgende :
1) Der Mangel des Septum ventriculoruni urld Septum atriorum.
2) Der rundliche Umfang und die Abplattuiag des gemeinschaftlichen Ventrikels.
3) Ras Vorhandensein eines einfachen Ostium venosum.
4) Die Stenose der Arteria pulmonalis an ihrem Ursprunge.
5) Die Duplicität der Vena Cava snperior.
Das Offenbleiben des Ductus arteriosus Botalli kann hier nicht als eine Abnormität
hetrachtet werden, d a das vorliegende Herz von einem blos vier Stunden alten Kinde stammt,
der Ductus aber gewöhnlich erst mehrere Tage nach der Geburt sich zu schliessen beginnt I).
Allerdings hätte er aher in diesem Falle, in Folge der bedeutenden Stenose am Ostium der
Arteria pnlmonalis, auch weiterhin offen bleiben müssen, wenn das Kind länger gelebt hätte.
Ich werde kaum nöthig haben, alle oben genannten fünf Punkte einer genaueren Betrachtung zu unterziehen. Der rundliche Unlfang und die Abplattung des Herzens sind als Regel
zu betrachten, wenn keine Scheidung der Kammern zu Stande gekommen ist; ebenso gewöhnlich kommt bei dieser Form der Ivlissbildung ein einfaches OsEium venosum vor. Diese Abweichungen manifestiren sich deutlich als ein Stehenbleiben auf einer sehr frühen Stufe der Entwicklung, auf welcher die Bildung der Scheidewände noch nicht begonnen hat. Bei dem
Menschen fällt dieses Stadium, da K ö l l i k e r 3 an einem vier Wochen alten Embryo schon die
erste Anlage des Septum ventriculorum beobachtete, in die Zeit vor die vierte Woche. Die
Literatur hat eine grosse Anzahl von Fällen aufzuweisen, in welchen das Herz aus einem
1) Vgl. L a n g e r , Zur Anatomie der fötalen Kreislaufsorgane. Zeitschrift der Gesellschaft der Wener
Aerzte, 1857. XIII. Bd. S. 328.
2) ~ ö l l i k e r Entwicklungsgeschichte
,
des Menschen und äer höheren Thiere, 1861. S. 403.
,einfachen Atrium und einfachen Ventrikelu bestand, wie aus den Lehrbüchern der pathologischen Anatomie und namentlich aus P e a c o c k ' s nMalformatwns of heart. 185gLLersehen werden
kann. Ich werde mich demnach darauf beschränken, die ,,Stenose der Arteria pulmonalis U
und die ,,Duplicitiät der oberen Hohlveneu einer genaueren E r ~ r t e r u n gzu unterziehen. Jeue
Anomalie steht aber - wenn sie nicht die Folge eines entzündlichen Vorganges ist - in so
innigem Zusammenhange mit der Entwicklung der Scheidewände in der Kammer und der
primitiven Aorta, dass erst eine eingehende Ulitersuchung dieses Vorganges zu einem Urtheile
über sie führt.
ZWEITES CAPITEL.
Ueber die Entwicklung des Herzens, besonders der Scheidewände
desselben.
B e i der reichen Literatur, die über die Entwicklung des Herzens und speciell seiner Schei.
dewände vorliegt, und bei den ausgezeichneten Untersuchungen, die von mehren Seiten über diesen
Gegenstand angestellt worden sind, könnte es fast überflüssig erscheinen, dasselbeThemanoch weiter
behandeln zu wollen ; überblickt man jedoch das ganze Gebiet dieser Forschungen, so drängt sich
Einem bald dieUeberzeilgung auf, dass noch mancher Widerspruch ungelöst besteht, noch so manche
Mittheilung nicht jenen Grad der Vollständigkeit erIangt hat, der keinen Zweifel aiifkommen lässt
und alle weitere Forschung unnöthig macht. Wie man so oft in der Geschichte der Wissenschaften
die Erfahrung macht, dass-die Forschungen niclit stetig den Weg vom Unvollkommenen zum
Vollkommeneren gehen, dass manche alte Wahrheit vergessen wird und unbeachtet hinter
neueren „EntdeckungenG, die sich zuletzt doch nur als glänzende Irrthümer erweisen, liegen hleibt,
so bietet auch die Entwicklungsgeschichte des Herzens Belege hierfür. Ich criiinere nur a n
die Arbeiten H a l l e r ' s , welche im Jahre 1758 erschienen sind, und an die von P r e v o s t und
L e b e r t , welche fast ein Jahrhundert später (1844) in die Welt traten1). E s gilt auch jetzt noch
das Wort des Altmeisters der Embryologie, C a s p a r F r i e d r i c h W o l f f ' s : ,,Sed mirum est,
qnantum, etiamsi Oedipus fiierit, in scrutandis et eruendis ovis incubatis facile quis decipi possit,
quasi ova scrutare et non simul errare, impossibile sit" "1.
Die Grundzüge der Entwicklung des Herzens sind soweit genugsam festgestellt, dass es
iiilnöthig wäre, das ganze Organ durch alle Stadien seiner Entwicklung ausfiihrlicl-i zu schilderti.
Dennoch scheint es mir angemessen, den Verlauf der Entwicklung erst im Allgemeinen anzugeben und daran die speciellen Erörterungen über die Bildting der Scheidewände zu schliessen.
--
--
-
1) Vergl. das Capitel über die Literatur der Entwickluilgsgeschichte des Herzens.
2) C. F. W o 1ff. De formatione intestinorum etc. Novi Commentarii Academiae Scientiarum Imperialis Petropolitanae. Tom. XI1 pro anno 1766 et 1767 ; pag. 403.
A n m e r k u n g . In Bezug auf die Bestimmung. der Zeit, in welche dieser oder jener Entwicklungsvorgeng fällt, habe ich es nicht für zweckmässig gehalten, die Dauer der
Rebrütiing nach der Zahl der Stunden anzugeben : gar zu oft fand ich, dass Veränderungen, die bei manchen Embryonen in früheren Stunden sich bereits vorfanden,
bei anderen aus einer späteren Zeit fehlten. Ich habe es daher vorgezogen, die
Stadien der Entwicklung durch einen Complex von Erscheinungen, die äusserlich
und leiclit zu beobachten sind, zu characterisiren, so durch die Beschaffenheit der
Riechgrübchen, das Verhalten der Nasenfortsätze zum Oberkieferfortsatze des ersten
Kiemenbogens und durch die Ausbildung der Extremitäten in Bezug auf ihre relative
Länge und Breite. Nach Untersuchungen, die ich an einer grossen Anzahl von Embryonen angestellt habe und bei denen ich die Zahl der Stunden, während welcher
die Eier in der Brütmaschine verblieben, genaii angemerkt habe, liessen sich etwa
folgende Zeitverhältnisse einigermassen fixiren :
Gegen das Ende des v i e r t e n T a g e s beginnen die bisher kreisförmigen und
flachen Riechgrübchen eine längliche Gestalt anzunehmen und sich zu vertiefen.
Um die Mitte und a m Ende des f ü n f t e n T a g e s fand ich die ä u s s e r e n Nasenfortsätze mit den Oberkieferfortsätzen verwachsen und beim Begisine des s e c h s t e n T a g e s
auch die inneren Nasenfortsätze mit diesen in Berührung. Mit dem Ende desselben
Tages war meist schon eine Andeutung der Schnabelbildung an dem Oberkiefer zu
erkennen. Die E x t r e m i t ä t e n hatten gegen das Ende des v i e r t e n T a g e s entweder eine gleiche Länge und Breite, oder eine grössere Breite; am Anfange des
f ü n f t e n T a g e s überwog die Ausdehnung in die Länge immer und ini Verlaufe desselben Tages nahm das Ende der Extremität eine bald mehr, bald weniger ausgeprägte scliaufelförmige Gestalt an ; in der zweiten Hälfte des s e c h s t e n T a g e s markirten sich in den breiten Endplatten radiäre , weissliche Leisten als erste Andeutung der Zehenbildung.
Nachdem der Embryo sich von dem periplierischen Theile der Keimhaut abzuschnüren
begonnen und an seinem vorderen Ende sich die „Kopfdarmliöhle" gebildet hat, erfolgt in der
unteren Wand der letzteren und zwar in der mittleren Schicht, den „Kopfplatten" eine Spaltung,
welche sich von dem freien Rande der vorderen Darmpforte ungefahr bis zur Mitte der Wand
erstreckt. Hierdurch wird, wie namentlich Querschnitte deutlich zeigen, eine unterhalb jener
gelegene Höhle, in welcher das Herz sich entwickelt, gebildet. Das Herz entsteht aus ihrer oberen
Wand, und zwar aus der inneren Schicht der gespaltenen Kopfplatten, „derDarmfaserwandG, welche
mit dem-Drüsenblatte verbunden ist, und stellt im Anfange eine Zellenmasse dar, die bald eine cylindrische Gestaelt annimmt und nach hinten in zwei solide Schenkel, die Venenschenkel des Herzens,
ausläuft. Etwas später sieht man auch an seinem vorderen, verschmälerten Ende, dem Aortenende,
zwei ähnliche, aber schwächere Schenkel als erste Andeutung der Aortenbogen erscheinen.
Die Zellenmasse wird bald zu einem hohlen Cylirider, indem sich die äusseren ZelIen zur
Herzwand, die innerer1 zu Blutzellen difl'erenziren. Derselbe Process erstreckt sich auch auf
die Venenschenkel und die Aortenbogen. Das nun einen kurzen Kanal darsteIIende Herz
gewinnt zunächst dadurch eine grössere Selbstständigkeit, dass es sich von der Darmfaserwand
mehr und mehr abschniirt und endlich nur durch das Aorten- und Venenende mit derselben
zusammenhängt. Es bleibt nicht lange gerade, sein zunehmendes Wachsthum zwingt es vielmehr bald sich zu krümmen. Die Krümmung nimmt allmählig zu ; die beiden Enden nähern
sich einander : das venöse rückt nach vorn, mehr aber das Aortenende nach hinten. Der
'Rmkaad bildet nun eine nach rechts und unten vorspringende Schlinge. Während des wei"ierenWachsthumes rücken die beiden Enden des Kanales einander noch näher, so dass schIiesslich
das Aortenende
wenn man das Herz von der Bauchseite aus betrachtet
über dem venösen
Ende liegt. Der Kanal hat jetzt aber auch nicht mehr überall dieselbe Beschaffenheit; er
zerfällt vielmehr in einzelne Abschnitte. Das venöse Ende ist stark erweitert und besitzt zwei
seitliche Ausbuchtungen, die Anlagen der zukünftigen Vorhöfe. Dadurch sondert sich dieser
Theil von der Vene, welche aufangs ohne bestimmte Grenzen in den eigentlichen Herzkanal
aberging, Der folgende Abschnitt, der Ventriculartheil, wird durch eine bedeutende Verengew n g , die man gewöhnlich Canalis auricularis nennt, von dem venösen Ende abgegrenzt.
Weiter gegen das Aortenende hin findet man eine zweite verengte Stelle, das sogenannte Fretum
Halleri, welches den Veiitriculartheil von dem Truncus arteriosus oder Bulbus aortae scheidet.
Der Verlauf des ganzen Herzkanales ist folgender: der aus den ursprünglichen Venanschenkeln,
den Venae omphalo-mesentericae, sich zusammensetzende kurze Venenstamrn verläuft gerade
von hinten nach vorn und senkt sich in die, mit Bezugnahme auf den embryonalen Körper
als obere zu bezeichnende Wand des Vorhofes ein. Von hier an beschreibt der Herzkanal in
der Weise einen Bogen, dass er sich zuerst nach hinten und etwas nach rechts (Vorhof und
der an diesen grenzende Theil der Kammer), dann nach rechts und ein wenig nach vorn
(der übrige Theil der Kammer) und endlich schwach S-förmig nach vorn und links (Truncus
arteriosus) wendet; zugleich ragt er mit seinem mittleren Theile bedeutend nach unten (gegen
die Bauchseite) hervor. Der Truncus arteriosus befindet sich zuerst unter der rechten Ausbuchtung des venösen Endes ; bei fortschreitender Entwicklung legt er sich in die Furche,
welche beide Ausbuchtungen an der unteren Fläche von eiriander scheidet.
Die e r s t e S p u r e i n e r S c h e i d e w a n d tritt auf, wenn das Herz sich bereits in drei
Abtheilungen, Vorhof, Kammer und Truncus arteriosus differenzirt hat und erfolgt in einein
Entwickl~ingsstadium, i n welchem die Riechgrübchen noch ganz flache, r ~ n d l i e h e ,von einem
kleinen Waoe umgebeue Gruben darstellen und die Exlrmitäfen e r s t in B'orm oon ssltplslen,
wenig eorragenden Leisten angelegt sind. Das venöse Ende des Herzens bietet zwei seitliche
Ausbuchtungen dar, von denen die linke (Taf. I, Fig. I, b) grösser als die rechte ist, und ragt
über den arteriellen Theil des Herzkanales, der an seiner Verbindung mit dern Vorlnofe verengt
ist (Canalis auricularis) (d), ziemlich weit hinüber. Der Herzkanal erstreckt sich von hier
nach hinten und rechts. krümmt sich dann unter einem anuahernd rechten Winkel nach rechts
und vorn, bildet nach einem kurzen Verlaufe abermals einen starken Winkel, verengt' sich ein
wenig (Pretiim Halleri) und bedeckt, leicht S-förmig nach vorn, links und zugleich etwas nach
oben gekrümmt, als Truncus arteriosus (C) den grösseren Theil der rechten Ausbuchtung des
Vorhofes von unten her. Die Biegung des Herzkanales, welche später zur Herzspitxe wird, liegt
ziemlich genau in der Medianlinie des Körpers, weicht nur sehr wenig nach rechts ab m d ist
zugleich nach hinten und unten gerichtet. Die äussere Flache der Kammer ist glz~ttU& ohne
jede Einschnürung. An dem Truncus artcriosus bemexkt man zwei longitudinale, parallel
verlaufende weisse Streifen, als Ausdruck der inneren Schicht, welche sich von der übrigen
Waod abgelöst hat. Man sieht sie gewöhnlich noch deutlicher an Embryonen jangereii Alters,
bei denen das Herz noch eincn einfachen, hufeisenf6rmig gekrümmten Kanal darstellt (etwa
um die Mitte des dritten Brüttages), und zwar gestakt sich das Bild verschieden, je nach der
-
-
Art der Ablösung der inneren Schicht : bald sieht man nur einen, bald zwei, m.anchmal sogar
auch drei Streifen. Ich habe geglaubt, auf diesen Piinct besonders aufmerksam machen zu
müssen, weil er leicht die Quelle zu Irrtliümern abgeben kann ; wenigstens entstand bei mir
die Voraussetzung, als ich solche Streifen an einem Herzen aus der Mitte des dritten Tages
zum ersten Male sah, dass ich die erste Spur eines Septum ventriculorum vor mir hatte; auch
bin ich geneigt anzunehmen, dass derselbe Irrthum andere Autoren veranlasst hat, die erste
Entwicklung des Septum in eine zu frühe Zeit zu verlegen ').
Durchschneidet man ein Herz aus dem oben bezeichneten Stadium seiner Länge nach
von reclits nach links, d. i. parallel seinen Flächen, so bemerkt man an der Innenfläche der
unteren und vorderen Wand (Fig. 11) des venösen Theiles eine niedrige Leiste (f), welche iii
die Höhle vorspringt; sie ist am breitesten an der vorderen Wand und verschmälert sich in
ihrein nach hinten gerichteten Verlaufe an der unteren Wand, während an der oberen nur eine
Spur von ihr bemerkbar ist. Sie ist der erste Anfang des S e p t u m a t r i o r u n i und entspricht
einer leichten E'urche, die an der äusseren Fläche der vorderen Wand bemerkt wird und um
findet
ein Weniges sich auch auf die un'tere Wand verfolgen lässt. In dem Ventri~ulart~heile
sich noch keine Spur einer Scheidewand, ebenso wenig im Truncus arteriosus.
Ein weiter vorgeschrittenes Stadium, in welchem die Eztremitäten etwas länger als
leicht ungedetctet sind, zeigt an dem Herzen
breit, die Nusengrübchen länglich, die ~Vase~zftirchen
wesentliche Veränderungeu (Fig. 111). Das zunehmende Wachsthnm desselben macht sich
mehr in der Breite als in der Länge bemerkbar. Die Wandungen des Vorhofstheiles sind noch
dünn, die des Ventriculartheiles haben bedeutend an Dicke zugenommen und zeigen ein
maschiges Gefüge. Die Communication zwischen beiden Herzabschnitten verdient kaum noch
den Namen eines Canalis auricularis, sondern mehr den einer Oeffiiung, indem die denselben
begrenzenden Wände, namentlich von der rechteii Seite her, eine starke Einschnürong erlitten
haben und die entsprechenden äusseren Flächen des Vorhofes und der Kammer dadurch theilweise mit einander in Berührung gekommen sind. Im Inneren bilden sich von der unteren und
von der oberen Wand aus zwei L i p p e n von unregelmässig viereckiger oder vielmehr
oblonger Gestalt, die mit e i n e r Fläche angeheftet, mit der zweiten einander zugekehrt sind
und sowohl zwischen diesen, als auch zu ihren beiden Seiten einen Raum frei lassen (Fig. 111,
e und f), welcher die Communication zwischen Vorhof und Kammer vermittelt. Betrachtet
man diese Atrioventricularöffnung von vorn, so hat sie die GestaIt einer von rechts nach
links gerichteten schmalen Spalte, die sich an beiden Enden in j e eine breite, kurze, von
vorn nach hinten sich erstreckende öffnet; sie gleicht ungefabr einem liegenden I. E s beginnt
nun die Bildung der K a m m e r s c h e i d e W a n d , als einer unter den übrigen IvIuskelbälkchen
der inneren Wand des Ventricnlartheiles stärker vorspringenden Leiste, die von der Mitte des
rechten Herzrandes ihren Anfang nimmt und einstweilen nur sehr wenig in die Höhle hineinragt. Sie besteht gleichsam aus zwei Schenkeln, von denen der eine stärkere (Fig. 111, g )
sich an der unteren W a n d , der andere schwächere aber an der oberen befindet. Beide
Schenkel erstrecken sich von rechts und hinten nach links und vorn ungefähr gegen die Mitte
der das Ostium atrioventriculare begrenzenden Lippen oder etwas mehr nach rechts. Das
1) Vergl. das folgende Capitel.
2
'
Septum entspricht seiner Lage nach einer schwachen Furche, die sich an der ausSeren Fläche
der unteren Herzwand vom rechten Rande aiis nach links und vorn erstreckt. Das S e p t u m
a t r i o r u m (C) zeigt seine fortschreitende Ent~vicklungdarin, dass es von der
Wand
aus immer tiefer in die Höhle der VorliGfe hinein wachst und seine Schenkel an der unteren
Und oberen Wand weiter nach hinten sendet. ~ e s s e r a l an'horizontalen
s
(den Flächen des HerZeiis
parallelen) Längsschnitten (wie Pig. III), kann man die Fortbildung des Septum atrioriim a n
,
*
senl~rechtenbeobachten. Bei nur wenig weiter ausgeIiildeten Embryonen erstreckt sich das
J
srptuA atrioriim ( ~ a f 1
. 1. Fig. VII, YIII, C) von derEinschnüiung,
'die an der äussereii Bliche der
vardereo Wand seiner lngertion entspricht, mit seinem mittleren Theile bis etw&s aber die
" ?
Mitte der Vorhofshöhle, während seine beiden Schenkel an der unteren und oberen Wand
fast bis zu denn vorde;en Rande der erwähnten Lippen, die'passend als ~t r i o V i n t r i c i i l a r l i p p e n bezeichnet werden könnten, hinziehen. Der gegen 'diese gerichtete freie Rand des
Septum, hinfer'welchem'die Vorhöfe dLch eine noch cetir grosse Okffnnng mit einander communiciren, ist halbmo~dförmigausgeschweift und sieht zieihlich :gegen die Mitte des Ostium a t h ventriculare. ~ e r ' c a n a l i sauricularis h a t sich durch das Auftreten der beiden Atrioveritricularlippen (welche in ' ~ i g VIII,
.
i h , im Querschnitte erscheinen) noch mehr verschmälert.
Weniger deutlich kann man a n solchen Schnitten die Bildung' des Septum ventriculorum beobachten, welches in diesem ~ i a d i u mkaum aus dem maschigen ' ~ e w e b eder unteren und
hiqteren Wand hervorragt (Fjg. V11 und VIII, g). Durch die eben geschiliierte Anlage der
$epta wird die spätere Scheidung des ursprüng'lich einfachen Herzens in vier gesonderte
Abtheilungen eingeleitet (Vgl. Taf. I, Fig. 111). Der linke Vorhof und die linke ~ a m m e rübertreffen an Grösse den rechten Vorhof und die ieclite Kammer. Der T r u n c i ~ sa r t e r i o s u s
i s t nocli vollkonlmen ungetheilt und liegt in der zwischen beiden Vorhöfen befindlichen Fiirche
weiter hach links als früher. E r nimmt seinen Ursprung ausschliesslich aus der r e c h t e n
Kamiiier und ebenso ausscliliesslich gehört die geuieinscliaftli'che Venenmündung (Fig. YII, d )
dem r e c h t e n Vorhofe an.
An w e n i g ä I t e r e n Herzen bemerkt man ein Stadium, wo die Schenkel des S e p t u m
a t r i o r um einander an der hinteren Wand des Vorhofes berühren, so dass das Septum in
seiner Peripherie nun vollständig gebildet ist; in seinerri mittleren Theile 'bemerkt man ein
netzartiges Gewebe von sehr zarten Balken, welche unregelmässig begrenzte Maschen zwischen
sich lassen. Das ganze Septum ist ein wenig nach links ausgebuchtet. Sein hinterer Rand
7
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L-;
C
t
L
I
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ist von deni vordere11 der Atrioventricularlippen noch durch einen kleinen Zwischenraum geschieden. Das Ostium atrioventricnlare ist einfach und i n seiner Feim nicht verändert.
Das S e pt u m v e n t r i c u l o r u m hat sich zu einer zusammenhängenden Wand ausgebildet, die voll hinten etwa bis in die Mitte der Kammerhöhle hineinragt und nach vorn
einenl freien Rande aufhört. Diesen Rand habe ich nicht concav gefunden, wie er gewöhnlicll bcscliriehen wird; er besitzt vielmehr in seiner Mitte einen spitzwinkligen Einschnitt,
welclier die beiden Sclleilkel, aus deneri sich das Septum ziisamniensetzt, von einander scheidet. Diese Schenkel dehnen sich a n der unteren und oberen Wand immer mehr gegen die
Basis des Kammertheiles bin aus. Der T r u i i c u s a r t e r i o s u s ist auch jetzt noch einfach.
D ~ nkcliste
S
Stadium der Entwicklung des Herzens bieten Embryonen dar, bei denen
die ätlssmen Nasenfortsiilze ntif dem 06erkieferforfsalze rerzcachsen sind, die inneren hoch nicht,
05 den scha~i~elförmigen
Enden der Eztrenzii,qten radiäre Streifen als Andeutuzg der
i
Zehe@Bildzcng bemerkbar sind.
,J,
Die Wände der Vorhöfe sind noch sehr dünn und durchscheinend, während die der
Das S e p turn a t r i o r u m
arteriellen Partie des Herzens schon eine bedeutende ~ i c k besitzen.
e
<F'ig. IV, C) hat sich nuo aucli in seinem hinteren heile vollko&men ausgebildet und ist; wie
früher, in seiner Mitte netzartig durchbrochen. Der umstand, dass ich bei keineui ,Autor die
letztere Beschaffenheit erwähnt, fand, liess mich, als ich sie ;um ersten Male beobachtet2?„ glaupen, dass die irn Septum befindlichen Lücken entweder eine Abnormität darstellten, oder k&tlich bei Entfernung der ~llitcoagula aus den Vorhöfen entitanden seien. Andererseits aber
schien es mir unwahrscheinlich, dass - bei einem vollkon>men geschlossenen Septum - der
linke Yorhof, zu Welchem noch keine Lungerivenen führten, aus der Bahn des fötalen Kreislaufes aiisgeschlossen bleiben, oder das in ihni vorgefundene Blut nur durch Rückstai~ringaus
dem Ventriculartlieile empfangen haben sollte. Ich konnte mich auch bald bei wiederholtei.
Untersuchung und bei der behutsamsten Entfernung der ~ l u t c o s ~ u Uberzeugen,
li
dass diese;
Bau des Septum jetzt und aucli später ein durchaus.constanter ist. Sciineidet man das Septum heraus
und betrachtet man es unter dem Mikroskope, so sieht nian die Lücken deutlich von glatten Rändern
begrenzt, ohne jegliche Sg,ur von Rissen in dem Gewebe. Die Ausbuchtung der Scheidewand
nach
l i n j ist ohne. Zweifel die Folge des Blutstromes, welcher, durch die gemeinschaftliche
yenenmündung ie den rechten ~ o r h o fgelangend, sich zum Theil gegen das Ostium atrioventriculare d e x t p m richtet, zum Tlieil gegen das nachgiebige Septum atriorum , durch dessen
iüelree
- . er seinen W& ip den linken Vorhof nimnit und vo; hier weiter in die linke Kammer.
Der hintere Rand d,e,s*~e~turn
ist mit den1 vorderen der ~ t r i o l e n t r i c u l a r l i ~ ~verwachsen
en
und
pcheidet das von ihnen begrepzte Ostium in zwei gleiche Hälften. Diese Scheidung ist zunächst
vbrigens eine iussere , ?ich auf den vorderen Rand des ostium erstreckende, denn betrachtet
man letzteres von dem K.am~ertheile aus, so erscheint es vollkomn~eneinfach: die Loiigitudinalspalte, wenngleich schmäler geworden, ist noch in ihrer ganzen Ausdehnung frei und gestattet - wenn man die Lippen ein wenig aus einander drängt - von der Kamnier ans einen
Blick auf den hinteren Rand des Septum atriurunl.
Das S e p t u m v e n t r i c u l o r u m (g) ist eberifalls, bis auf eine kleine Oeffnung ( h ) in
seinem vorderen Theile dicht an der Basis der Kammern, vollständig gebildet. Diese Oeffnung
ermittelt nicht allein die Communication zwisclien beiden Kammern, sondern, da der Truncus
arteriosus nur aus der rechten Kammer entspringt, auch die zwischen ihm und der linken
Kammer. Sie befindet sich ungefähr in gleicher Höhe mit dem Ursprunge des Truncus arteriosus oder reicht vielmehr mit ihrem vorderen Rande ein wenig weiter nach vorn als die
vordere Begrenzung des Ostiurn arteriusum. Es wird somit das aus *der linken Kammer kom:
mende Blut sich in keiner geraden Linie nach dem Truncus arteriosus bewegen, sondern einen
nach vorn leicht concaven Bogen beschreiben müssen.
Der T r u n c u s a r t e r i o s u s (i) ist immer noch ungetheilt und hat ein spaltenförmiges
Lumen, welches auf Querschnitten unter einem Winkel von 140' gebrochen erscheint, also
gewissermassen in zwei Schenkel zerfällt. &lacht man eine Reihe von Qiierschnitten durch
den Truncus eines nur wenig älteren Hühnerembryo, so zeigt sein Anfarlgstheil ein einfaches
Lumen von jener zweiscltenkligen Form ; mehr nach vorn bemerkt man bereits zwei Lumina,
T
5
.
r
,
2*
die aber noch durch eine ganz feine Spalte mit einander comiriuniciren ; noch weiter vorn ist
die Scheidung des Truncus arteriosus in zwei Kanäle vollständig. Hieraus erhellt zur Geniige
- und es ist keine rieiie Ansicht -, dass diese Sclieidung nicht etwa von der Kammer durch
ein Hineinwacliseri des Septum ventriculoriim in den Truncus ausgeht - die ganze Lage des
Septum ventriculoiurri spriclit schon gegen einen solclien Vorgang - sondern dass sie selbstständig im Truncus arteriosus
Stande komrnt, und zwar in der Richtung von vorn nach
hinten, von dem peripherischen Tlieile des Trnncus gegen die Hammer hin vorschreitend. Die
Scheidewand verläuft nicht in einer Ebene, sondern in der Weise, dass die durch sie getrennten
zwei Kanäle sich spiralförmig uni einander drehen. Ich sehe jenes oben beschriebene
schenklige Lumen des Truncus arteriosus als Ausdruck seiner beginnenden Theilung an. Diese
wird dadurch eingeleitet, dass von einer Stelle der Gefässwaiid aus - wie es scheint, immer
von der concaven Seite des Truncus - eine longitudinale Leiste gegen das Lumen hervorwuchert und dessen iirsprünglicli runde Form allmälig in eine winklige umwandelt, bis die
Leiste mit ihrem freien Rande die gegenüberliegende Wand des Truncus erreicht hat iind die
Höhlung in zwei Kanäle abtheilt, was - wie erwälint - in dem vordersten Theile zuerst
geschieht.
Ein etwas weiter vorgerücktes Stadium, in welchem die Oberkieferfortsäbe mit den
äusseren Arasenfortsätzzn t*eru?nchsen, con den inneren blos durch eine sehr sc/~maleFurche
getrennt, uti den schazifelförmigen Endgliedern der Ezhemz'täten schwache radiäre Leisten aufgetreten sitzd zind die hinteren E..ctremiläte?h eilte Lange von 3,5nLm, eine Breite von 1,31>ln? besifien, zeigt an dem Herzen folgendes Verhalten : die Wände der Vorhöfe (Taf. 11. Fig. IX und X)
sind noch sehr zart und durchscheinend und erhalten durcli mehre Einkerbungen lind zwischen
ihnen liegende Ausbuchtungen ein muschelartiges Aussehen. Koch dünner ist die Vorhofsscheidewand, deren hinterster Theil vollständig mit dem vorderen Rande der Lippen (den man
auch als hintere Wand des Vorhofabschnittes bezeichnen könnte) verschmolzen ist und unist vollständig in ein O s t i u m
merklich in ihn übergeht (Fig. X, 0). Die Atrio~ent~icularöfffnnng
a t r i o v e n t r i c u l a r e d e x t r i i n i iind ein Ostiiini a t r i o v e n t r i c u l a r e s i n i s t r u n i geschieden.
Die Sclieidung erfolgt in der Weise, dass die erwähnten Lippen, welche sich unterdessen
bedeutend genähert haben, allmählig mit einander verwachsen, und zwar von jener Stelle aus,
in welcher das Septum atriorum sich a n ihren vorderen Rand angelegt hat. Von hier aus
schreitet die Verwachsung sowol nach rechts und links gegen die Querspalten, als auch nach
hinten gegen den Ventriculartheil fort. Sehr instiuctiv fiir die Untersuchung dieses Entwicklungsvorganges sind Querschnitte, von denen einer durch den hintersten Theil der Vorhöfe,
ein anderer durcli den vordersten Theil der Kammern geführt wird, so dass man das Ostium
von beiden Seiten überblicken kann. Betrachtet Inan ein so durchschnittenes Herz von der
Vorliofsseite aiis (Fig. X), so überzeugt man sich leicht, dass durch das Septum atriorum (p)
und ~ i o ~nielir
h
durch das von ihin ausgehende Bildungsgewebe das ursprünglich einfache
Ostiuin deutlich in ein rechtes (d) und ein linkes ( e ) geschieden wird, und zwar sind es die
q u e r e n Schenkel jener früher beschriebenen Spalte, welche jetzt die Atrioven tricularöfYnungen
repräscntii.eil, während die sie verbindende Longitudinalsp:*lte verschw~indeii ist lind nur
durch eine Ieiclite Incisur an der inneren Begrenzung der Oeffnungen angedeutet wird. Betrachtet man deilselben Tlieil des Herzens von den V e n t r i k e l n aus (Fig. IX), SO sieht man,
dass die Läiigsspalte hier noch in der Form einer seichten Furche (f) nacligeblieben ist, welche
die Querspalten - Ostia atrioventriciilaria ( d und e ) - niit einander verbindet. Der V e n t r i c n l a r t h e i l erscheint dicht hinter den Ostia noch ungetheilt : die Schenkel des SeGtum
haben sich noch nicht bis zu der vorderen (von den erwähnten Lippen gebildeten) Wand erstreckt. Ein Querschnitt aus eiiier nur wenig weiter nach hinten gelegenen Gegend (Fig. XI) zeigt
aber, dass die Kaininern hier bereits vollständig von einander getrennt sind. A n dem vorderen, freien Rande des Septum ( C ) kann inan deutlich sehen, dass dieses sich aus zwei an
der unteren und oberen Wand hinziehenden Leisten zusamtnensetzt, die in der Mitte und
zugleich mehr nach hinten (gegen die Herzspitze hin) zusammenfliessen und von hinten her
die Lücke in1 Septum begrenzen. - Der T r u n c u s a r t e r i o s u s ist nun auch seiner ganzen Länge
nach in zwei Kanäle: A o r t a u n d A r t e r i a p u l m o n a l i s geschieden. Noch öRnen sich aber
beide GeTasse in den rechten Ventrikel; das Septum trnnci arteriosi endet gegen diesen mit
einen1 freien Rande. Vom Ventrikel aus gesellen, erscheinen die Lumina der beiden Kanäle
zum Theil winklig begrenzt, auf einem wenig höher gelegenen Querschnitte aber bereits vollkommen abgerundet. (Vergl. Fig. IX und X.)
Bezüglich der weiteren Entwickliing des S e p tun1 a t r i o r u m ist zu bemerken, dass
in den folgenden Stadien die Maschen seines Netzwerkes gegen die Peripherie hin abnehmen,
in der Mitte hingegen einzelne derselben sich ausweiten und unter diesen gewöhnlich eine
grössere, bald spaltförmige, bald rundliche Lücke entsteht, welche hauptsächlich die Communication zwischen beiden Vorhöfen vermittelt. Die ganze Scheidewand hat sich noch mehr
als früher nach links ausgebuchtet und ist nicht iinähnlich einem flachen Trichter, dessen
Spitze jener grösseren Lücke entspricht. An keinem Herzen habe ich die Scheidewand e b e n
gefunden, - in keinem ein wirklich eiförniiges Loch, welches anfangs fast die ganze Breite
der Scheidewand einnehmend" allrnählig kleiner und durch eine membranöse Klappe verschIossen würde. Auch an noch weiter entwickelten Herzen, wo in den Vorhofswandungen
bereits deutliche Balken auftreten und anch die Scheidewand durch letztere ein wesentlich
modificirtes Ansehen erhält, lässt sich immer jener dünnere centrale Theil wiedererkennen,
welcher nach links ausgebnclitet ist und in seinen Lücken, die jetzt durch festere, sehnenähnliche
Fäden begrenzt werden. eine ui~zweifelliafteAndeutung jener netzartigen Besctiaffenlieit des
Septuni in früheren Stadien darbietet. Zwischen diesen Fäden setzt sich leicht das gerinnende
Blut fest und es bedarf, namentlich in den früheren Stadien, grosser Behutsamkeit, um beim
Entfernen der Coagula nicht das zarte Gewebe zu durchreissen. Oft ist es geradezu unmöglich,
kleiriere Elutmassen zu entfernen. Unter dein Mikroskope treten sie dann als ein den Bälkchen
fest anhaftendes Conglomerat von Blutkiirperchen hervor.
An Embryonen, bei denen der Sfirnforfsatz bereits eine Anrle~tfungder Scl8nabelbild~l?~~
zeigt irnd die pla f fen Elldglieder der Ezfremifäten radiäre Leisfen a z l f ~ e i s e ? welche
~,
deutlich
die Flache überragen, ist die Scheidung der Kammern und der grossen Gefässe zum vollständigen Absclilusse gekommen. Wie friiher gezeigt worden ist, witchst das Septum ventriculoruni
in einer solcllen Ricl:tiirig, dass der Trnncus arteriosus ausscliliesslich der rechten Kammer
zugetheilt wird. So rerliält es sich aiich dann noch, werin das Septum sich bis auf eine
kleine Lücke im Basaltheile vollständig gebildet hat, und der Triinciis arteriosus bis zu scinem
Ursprunge in zwei Kanäle, die Aorta ii1:d Arteria pnlmonalis, abgetlieilt ist. Die Lücke im
selbe Resultat. Von einer Faltung der Wand kann noch weniger bei dem Ventriculaitheile die
Rede sein und am allerwenigsten bei dem Truncus arteriosus. Hier aber schreitet die Purchiing an1 weitesten fort und führt zuletzt zu einer vollständigen Sonderung seiner Kanäle.
Ein Ueberblick über die Gesammtheit der oben betrachteten Entwicklungsverhältnisse
ergiebt folgende Resultate :
1) Die erste Spur einer Scheidewand iri dem Herzen des Hühnerembryo tritt zu einer
Zeit auf, in welclier der Herzkanal sidi in den Vorhofs- und Ventriculartheil und den Truncus
arteriosus gesondert hat, und am Vorhofstheile zwei seitliche Ausbuchtungen aufgetreten sind.
2) Am frühesten entwickelt sich das Septum atriorum, etwas später das Septum ventriculorum und zuletzt das Septum trunci arteriosi.
3) Alle drei Septa bilden sich selbständig und unabhängig von einander.
4) Die Entwicklung geschieht - bezüglicli der Richtung - nach einem allgemeinen
Gesetze, nSimlich von der Peripherie gegen das Centrum, d. h. das Sept u m a t r i o r u m a~äclist
von der vorderen Wand gegen das Ostium venosum hin, das S e p t u m v e n t r i c i i l o r u m von
hinten und rechts gegen dasselbe Ostium und das S e p t u m t r u n c i a r t e r i o s i von.dem vorderen Ende des Trunciis gegen den Ventriculus dexter.
5) Die Bildung der Septa geschieht nicht durch Faltung, ~ o n d e r n durch eine leistenförmige Wucherung der Wand.
6) Das S e p t u m a t r i o r u m des Hühnchens besitzt kein Foramen ovale.
7) Die ,,Lücke im Septum ventriculorumu wird nicht ausgefüllt, sondern verwandeIt
sich zum Ostiuni der Aorta.
8) Der Truncus arteriosus entspringt nur aus der rechten Kammer.
9) Die Theilung des Ostium atrioventricillare in zwei Ostia wird durch die Annäherung der einander zugekehrten A t r i o v e n t r i c u l a r l i p p n eingeleitet und unter Betheiligung
des Septuni atriorum vollendet.
Ein Vergleich der oben stehenden Ergebnisse der Entwicklungsgeschichte mit den
Thatsachen der vergleichenden Anatomie e-iebt zwischen beiden Gebieten interessante Analogieen. In beiden erscheinen die morpliologisalien Unterschiede, welche das Herz in Bezug
auf die Anordnung seiner Scheidewände darbietet, nur als Ausdruck einer mehr oder weniger
vorgeschrittenen Entwicklung, die bei allen Wirbelthieren iiacli einem und demselben Principe
erfolgt. E s ist hauptsächlich die Klasse der A m p h i b i e n , in welcher man die stufenweise
Vervollkommn~ing der Scheidewände in allen ihren Graden verfolgen kann. Die F i s c h e
besitzen ein nur aus zwei Abtheilungen, aus einein einfachen Vorhofe und einern einfachen
Ventrikel bestehendes Herz. Bloss Lepidosiren paradoaa, ein Fisch, der so viele Eigenthümliclikeiten der Amphibien an sich hat, dass die Naturfnrsclier lange Zeit darüber in Streit waren,
n macht hiervon eine Ausnahnie. E r besitzt zwei
welcher von beiden Klassen er z ~ z i ~ z ä h l esei,
grosse Vorhöfe, die durch eine unvollständige Scl~eidewand von einander getrennt werden.
Letztere besteht aus feinen muskulösen Balken mit dazwischen liegenden feinen BPascben.
Gegen das einfache Ostiun? venosfltn hin wird ,,das Balliengeflecht lockerer. die lfasclien weiter" ').
I)H y r t 1, Lepidosiren Paradoxa, Monographie 1845, S. 35.
Im Ventrikel tritt das Rudiment einer Scheidewand in der Gestalt eines stärker entwickelten
Papillarmuskels auf und im Bulbus aortae erscheinen zwei longitudinale Falten, welche einander zugekehrt sind und am vorderen Ende mit einander verschmelzen '). Den A m p h i b i e n
kommt ohne Ausnahme ein S e p t u m a t r i o r u m zu, sei es nun, dass dieses vo1lst;dndig ausgebildet ist; wie bei den beschuppten Amphibien "), sei es, dass es in einem höheren oder geringeren Grade unvollkommen ist. wie bei den nackten Amphibien 3).
Der V e n t r i k e l ist bei diesen im Allgeuieinen einfach, doch tritt auch hier bisweilen
eine Scheidewand auf, SO z. B. bei Siren lacatina 4).
im hinteren Theile
Unter den beschuppten Amphibien aber bemerkt man eine stufenweise Vervollkommnung des
Septum von einer kaum bemerkbaren Andeutung bis zu einer vollständigen Wand. So findet
sich bei Emys eurepaea nur eine grössere Menge von Fleiscl~balken", die keilförmig gegen
das Ostlilni venosurn dextrum hinlaufen und die Grenze zwischen Cavum venosum (dem rechten
Ventrikel) und Cavurn arteriosum (dem linken Ventrikel) bezeichnen 7 , während das Septum
bei Chelonia imbricata ziemlich stark entwickelt ist und bei Chelonia MI'das nur a n seinem
Bssaltheile eine ovale Lücke besitzt 6 ) . Das Herz der Ophidier ist immer mit einer unvollkommenen Scheidewand ausgestattet, welche sich von der Spitze der Kammern gegen die
Basis erstreckt. Die meisten Saurier haben eine sehr unvollkommene Scheidewand ; nur bei
den Varani bildet sie sich mehr aus, so dass nur eine Lücke in der Nähe des Ostiuin venosum
dextrum zurückbleibt 9. Bei den Krokodiliern endlich sind die Kammern vollstä.ndig von
einander geschieden.
Manche Anatomen beschreiben als unvollständige Scheidewand in den Kammern eine
Muskelleiste, die zwischen dem Ursprunge der beiden Aortae und dem der Arteria pulmonalis
- bei Xmys europaea von einem daselbst befindlichen Knorpel S, - entspringt und zur rechten
Herzwand verläuft, so z. B. C u v i e r lind R e tzius. B r ü c k e 9, hat zuerst die richtige Bedeutung dieser Muskelleiste dargelegt, indem er nachwies, dass sie durchaiis nicht die Grenze
zwischen dem linken (Cavum arteriosum) und dem rechten Ventrikel (Cavum venosum) bildet,
sondern vielmehr den letztere11 in einen oberen und einen unteren Theil unvollkommen sondert. Sie hat nach diesem Autor eine ganz bestimmte physiologisclie Fnnction, die darin besteht, den venösen Kreislauf vom arteriellen abzuschliessen : gegen die Mitte der Contraction
des Ventrikels zieht sie sich nämlich so stark zusammen, dass in Folge dessen eine tiefe Einschnürung an1 Eingange der Lungenarterie entsteht und letztere dadurch gegen den Ventrikel
,,
1) H y r t l , a. a. 0. S. 35.
2) Nach M u n n i k s soll das Sept. atr. bei T e r r a p e n e t r i c a r i n a t a , Merrem, und nach T r e v i r a n u s
bei T e r r a p e n e e l a u s a , Merrem, perforirt sein. Vergl. Y i l n e - E d w a r d s , Le~ons sur la physiologie et
l'anatomie comparee 1858. Tom. 111. pag. 412.
3) V. S i e b o l d und S t a n n i u s , Handbuch der Zootomie. Th. E. Heft I . S. 216, (2. Aull. 1856.)
4) M i l n e - E d w a r d s , a. a. 0.S. 376.
5) Brücke , Beiträge zur vergleichenden Anatomie und Physiologie des GeFass-Systems, 1852 - in den
Denkschriften d. k. Akademie der V\Tissenschaften zu Wien. Math.-naturh. Klasse. 3. Bd. S. 335.
6) Vergl. M i l n e - E d w a r d s . a. a. 0. S. 415.
7) V. S i e b o l d und S t a n n i u s , a. a. 0. S 224.
8) B oj a n U s , Anatome testiidinis europeae , Vilnae 1819, pag. 155.
9) B r ü c k e , a. a. 0. S. 336.
sich abschliesst. Wibhrend nun beim Begin~ieder Systole hauytsächlich das dunkelrothe BIut
aus dem Cavum venosum in das letztgenannte Getz&s und zu einem kleineren Tlieile auch
,
in die Aorten gelangt war, rückt bei fortsclireitencler Contraction das Iiellrothe Blut aus dem
Cavum arteriosum nach und gelangt - ein weriig mit dem duiiklep Blute sich mischend
b l ~ sin die K ~ r p e r a r ~ e r i e nweil
,
die Arteria pulmonalis zn dieser Zeit abgeschlossen ist. -. So
ersetzt die Muskelleiste wol die Fonctioii des Septum v e n t ~ s ~ l o r u mnimmt
,
aber nicht dessen
Stelle ein. In der Tbat findet sie sich auch 11eb en einem Septum ventriculorurn, wie B r ü c k e
dieses an P s a m m ~ s a w u sgrisezcs nachgewiesen hat, bei dem sie als ein Auswucl~sdes Septum
erscheint I). Ich zweifle nicht, dass dem bei B o j a n u s gezeicl~netenMuskelbalken im Hemen
roii Testtido eeuropaea 1
' dieselbe Bedeutung beizumesen ist, und vielleicht ist auch der von
H y r t l bei Lepidosiren garadoea gesehelle und als rudimentäre Kammerscheidewand beschriebene Papillarmuskel , welcher eine grosse Aeiinliclikeit mit der B o j a n us'schen Trabekel
W i t z t , als Analogon jener von B r ü c k e ausführlicli Ixleirchteten Muskelleiste zu betrachten.
Ueber den B u l b u s a o r t a e habe ich oben bereits benie&t, dass er bei den F i s c h e n
immer ungetheilt ist und als seltene und einzige Ausnahme nus bei Lepidosiren paradasa
eine unvollkommene Scl-ieidewa~idbesibzt. Unter den n a c k t e n A m p h i b i e n , bei welclien der
Bulbus aortae in zwei Kanäle zerfällt, ist diese Sclleiduvg beirn Sa&m<rn& durch eine schwache
longitudinale Leiste kaum angedeutet 3). Bei den Bnlrachimn, wie bei Rana escuten/a, Bufo
cinerelcs und Hyla arborea4) ist diese Leiste ctiirker entwickelt und wird bei ihnen namentlich
nach vorn breiter. Bei Coecitia wird die vordere Hälfte des Bulbus durch ein Septum, dessen
hinterer Rand frei ist, in zwei Räume getheilt, in einen oberen oder dorsalen und eitlen unteren
oder ventralen. Jener fhhrt in die Arteria yulmonalis, dieser in die beiden Aortae 5 ) . Die
voilständigste Sonderung findet bei den bescliupp te n A m p h i b i e n st&+t. Der Bulbus zerfällt
hier in drei Kanäle, die mit gesonderten Ostin aus dem rechten Ventrikel entspringen und sich
a l s Arteria yulmonalis, Aorta sinistra und Aorta dextra ergeben. Bei den KrokodiZie?-ia, deren
Herz, wie bereits er,vähnt, ein vollständiges Septiim ventriculorum besitzt, entspringt die rechte
Aorta aus der liriken Kammer und ist an ilireni Ursprtinge mit einer OeEnung (Foramen Panizzae) versehen, kelche in die linke Aorta fülirt. Die Wandungen der drei oben genannten
Gefässkanäle sind an ihrem Ursprnnge entweder eng mit einander verwachsen, wie bei den
Sauriern, Chelortiern und Krokodiliern, oder vollkommen gesondert, wie bei den O p A i d i e t . ~ & ~ ) .
Es ist nicht schwer die Analogieen zu ziehen, die sich aiis einer Vergleicliung der eben
angefi~hrtenThatsachen der vergleichenden Anatomie mit denen der Entwickl~~ngsgescl-iichte
ergeben. Sieht man zunächst auch von den niederen Thieren ab, bei welchen ein nur ans
einem sclilaucliförmigen Kaiiale bestehendes Herz ohne jegliche Abtlieilung sein AnaIogon findet
in dem frühesten Zustande des Vogelherzens, ferner vor1 dem zwei Abtheilungen darbietenden
Herzen dcr Fische, dem in eiuer gewissen Periode ein ähnlicher Rau des embryonalen Herzens
-
„
E r u c k e , a. a. 0. 3. 345.
3 0j anus , a. a. 0. Frg. 164.
B r u c k e , a. a. 0. S. 361.
Brucke,a.a.O.S.355~.357.
5 ) v. S i e b o l d und Stannius. a. a. 0. S. 222.
6 ) v. S i e b o l d und Stannins, a. a. 0. S. 22i u. folgd.
1)
2)
3)
4)
des Hühnchens entspricht, so findet sich eine überraschende Aehnlichkeit zwischen den ver,
sehiedenen bleibenden Formen des Ampljibienherzens und den verschiedenen Stadien, we!cha
das Herz des Hühnchens wiillrend seiner Entwicklung durchliiuft.
Wie beim Hühnchen zu
allererst sich das Septum atrjorum entwickelt, so macht sich auch bei den Amphibien eine
Scheidung der Herzhöhlen zungchst in dem Vorhofstheile geltend. Hier wie dort existirt somit
eine Anordnung, bei.welcher ewei Vorhöfe da sind und nrir eine Kammer, niemals aber eine
solche, dass sich zwei I<arrirriern und ein einfaclier Vorhof fänden.
Ich kann somit BI i 1n e - E d w a r d s nicht beipflichten, wenn er, die Ansichten jener bekiimpfend, nach welchen die verschiedenen orgauisehan Formen, welche ein huheres Thicr
während seiner Entwicklung durchkuft, immer den bleibenden eines niederen Thieres ents p r ä c h e ~ ~als
, Gegenbeweis anführt, dass bei den Vögeln die Entwicklungsvorgange atri Herzen
(le travail organog6riiqrie) in einer anderen Richtung erfolgen, als bei den Ampliibien. Während bei den letzteren die Scheidung der Herzhöhlen sich zuerst in dem Vorhofstheile vollziehe,
beginne bei den Vügeln die Bildung einer Scheidewand erst i m Ventrikel. ,,I1 y a doncu,
sagt er I), ,,chez I'Oiseau h Z'dtat d'ernbryon, comnle chez les Batraciens o-U le Reptile & l'dtat
stdrilte, un coeur & trois loges ou un cocur :d quatre loges inaoinplktement s6pardes; mais chez
l'embryon de l'Oiseaii, c'est la portion ventriculaire, qui est double, et Ia portioii auriculaipe,
qui est simple ou incompletement separee; tandis que chea les Batraciens et les Reptiles, c'est,
l a portion auriculaire qui est double et l a portion ventriculaire: qui est simple ou incompldtement divisde. Ainsi Ie coeur d'un Reptile adulte n'est jan~ais la representation permanente
de l'une qnelconque des formes transitoires du coeur de l'Oiseau."
Nach den von mir am Herzen des Hühnchens angestellten Beobachtungen muss ich die
Richtigkeit dieser Ansicht nicht allein bezweifeln, sondern glaube ~ i e l m e h rdie Analogieen
noch weiter hinsichtlich der Art und Weise des Wachsthiimes der Septa und ihrer Lage in den
Herzhöhlen verfolgen zu können. Mit weniger Sicherheit kann ich dieses freilich für das
Septuni atriorum behaupten, da ich nicht im Stande bin, die Anordnung desselben bei den
einzeln- h w i h k f i so o@ci@ll snaugeben, um einen allgemeiwn Schluss daraus zu ziehen,
jedoch ist mir auch hier der Bau dieses Septum bei Lepidosiren p a r a d o z a durch die Aehnlichkeit, welche er mit der netzartigen Beschaffenheit desselben Septum beim Hühnchen in einem
gewissen Entwickluagsstadium desselben darbietet, aufgefallen xnd auch das bei L ~ p i d o s i r e n
vorkommende einfache Ostium atrioventriculare erinnert an jenes Entwicklungsstadiurn des
HUlinchens, in welchem hinter dern in seiner Mitte bereits netzförmigen Septum atriorum sich
noch eine ungetheilte Atrioventricularöffnung befindet.
Mit mehr Sicherheit glaube ich dagegen auf die Congruenz beider Gebiete in Bezug
auf das Verhalten des Septum ventriculorum hinweisen zu dürfen. Beim Hühnchen ist gezeigt
worden, dass die Entwicklung der genannten Scheidewand vom rechten Herzrande nahe der
Herxspitze beginnt und gegen die Basis der Kammern fortschreitet, bis das Septum trunci arteriosi sich endlich an den hinteren Rand der im Septum ventriculorum befi~idlichenLücke anlegt
und damit die Sonderung der Kammern zum Abschlusse bringt. Blickt man auf die Beschaffenheit der Kammerscheidewand bei den ausgewachsenen Amphibien zurück, so ergiebt sicli, dass
P
P
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1) a . a. 0.pag. 452.
3*
bei denen mit~unvollständjgerScheidung der Kanimern das Septum ventriculorum vorzüglich
in dem hinteren Theile der Kammern entwickelt ist, wälirend in dem vorderen sich eine bald
grössere, bald kleinere Communicationsöffnung befindet. Die vollständige Scheidung der Kammern bei den Krokodidimn kommt aber, meiner Ansicht nach, nicht dadurch zii Stande, dass
die Lücke im Septum ausgefüllt wird, sondern, ähnlich dem am Hühnchen beobachteten Vorgange vielmehr in der Weise, dass der Kanal der Aorta dextrasich an jene Lücke anschliesst
und somit auch seinen Ursprung aus der liil k e n Kamoler nimmt.
Was endlich den B u l b u s a o r t a e betript, so geht aus dem früher Angeführten hervor,
dass bei denjenigen Amphibien, bei welchen die Scheidung des Bulbus eine unvollkommene
bleibt, wie bei den n a c k t e n , sie vorzüglich i n dem vorderen Theile des Bulbus ausgeprägt
ist. Das so häufige Vorkommen, dass die beiden Kanäle desselben, welche höher oben von
einander vollständig getrennt sind, mit einem einfachen Ostium aus dem Ventrikel entspringen,
erinnert an das Wachsthum des Septum triinci arteriosi beim Hühnchen von dem peripherischen
Theile des Truncus gegen das Ostium hin. Eirie weitere Analogie liegt schliesslich darin, dass
wie beim Hühnchen vor dem vollständigen gegenseitigen Abschlusse der Kammern sowol die
Arteria pulmonalis als auch die Aorta aus der rechten Kammer entsteht, so auch bei d e n beschuppten Amphibien deren Herzkammern mit einander commiiniciren , alle drei Gefässstamme, 'Arteria piilmonalis , Aorta dextra und Aorta sinistra ihren Ursprung mit getrennten
Ostien aus der r e c h t e n Kammer nehmen.
DRITTES CAPITEL.
Literatur über die Entwicklung der Sclieidewände im Herzen.
M. M a l p i ghi.
Opera omnia. Londini 1686 : ,,De ovo incubato" und „De formatione
pulli in oeo."
Die Untersuchungen M a l p i g h i ' s , so bedeutend sie für ihre Zeit waren, sind jetzt
niir von geringem Werthe und beschränken sich, was die Entwicklurig des Herzens betrifft,
auf die aiissere Form desselben. Die Abbildungen, namentlich der früheren Entwicklungsstadien des Herzens, sind noch sehr abentheuerlich und könnten mit eben so viel Recht das
Attribut ,;miras figurasL' erhalten, als H a l 1e r dasselbe den Zeicl-inungen vom Kopfe des
Hühnchens beilegt. Ebenso wunderbar erscheinen uns jetzt die Erkliirungen.
A I b r ech t v o n H a I l e r . Opera minora emendala, aucta , et renoz*ala. Lausannae.
1762-1761.
Tom. XI.
H a l l e r , der eine so grosse Freude an seinen embryologischen Untersuchungen hatte,
dass e r jede einzelne an einen1 Ei gemachte Beobachtung aufzeichi~eteund nicht müde wurde,
solches an mehr als 400 Eier11 verschiedenen Brütalters zu wiederholen, ist in seinen Resul-
taten unendlich weiter gekommen als M a l p i g h i -ja viele derselben stehen auch heute noch
unangefochten da. Aber über den inneren Bau des Herzens finden wir auch bei ihm nur
höchst spärliche Angaben, und zwar nur von der Art, als sich die Entwicklung der inneren
Theile durch äussere Veränderungen in der Form manifestirt. Bereits in einer sehr frühen.
Periode ( a n einem 45stündigen Embryo ') bemerkte er am Herzen drei Abtheilungen:
Auricnla, Ventriculus und Bulbus aortae, und zeigte, wie die einzelnen Theile des Herzens
sich allmälig von einander schieden: die Vena Cava von dem Vorhofe, dieser durch den Canalis
auricularis vom Ventrikel und letzterer durch eine verengte Stelle (später ,,Fretum Halleri"
genannt) vom Bulbus aortae. Der Bulbus aortae aber verschmächtigt sich wieder zu einem
,,Rostrum", aus dem zwei Gefisse entspringen: Aorta und Arteria pulmonalis (so erklärt er
die beiden Seitenäste, welche das erste Paar der Aortenbogen darstellen). In der 70. Stunde
sah er an einem in Alkohol conservirten Herzen eine Linie, „welche einst die Ventrikel des
Herzens von einander sclieiden werde" '), und von einem Hühnchen, welches 82 Stunden
bebrütet war, beschreibt er die beginnende Theilung des Vorhofes : „in corde auricula, bifida
septo divisa , nunc super unicum ventriculum ponitur " 3), ,,semper tarnen", heisst es dann bei
Schilderung der 104. Brütstunde , „media sua parte connexae sunt aiiricnlae " *). Später erst
scheint ihm die Theilung des Ventrikels zu beginnen. So sagt er zuerst von einem 114 Stunden
alten Embryo: „In ventricnlo cordis etiam mira mutatio. Linea depressa cum fere transversim
bipertit, ut nascantur duo quasi veutriculi, superior et inferioru5). Die Scheidung der Kammern prägt sich von nun an immer deutlicher aus, wobei, wie H a l l e r ganz richtig beobachtet,
der rechte Ventrikel kleiner ist und die Herzspitze dem linken allein angehört. Dass er das
Herz durch Zerlegen untersucht hat, erwähnt er erst bei der Beschreibung eines 285 Stunden
alten Embryo: „Cor dissecui ad duas tertias longitudinis suae. Ventriculus utique ea sectione
aperui : eorum qui dexter, luuatns est, sinister rotundiisu ') Am wenigsten richtig sind H a l l e r ' s
Ansichten in Bezug auf die Aiisbildung der beiden grossen Gefässe. Sie entstehen nach ihm
gar nicht diirch eine Scheidung des Biilbus aortae (Trunciis arteriosus) in zwei Kanäle, sondern
sind zunächst zwei Aeste, welche aus dem verengten Endtheile des Bulbus, dem sogenannten
„RostrumcLhervorgehen. Dass sie zuletzt aus dem Herzen selbst entspringen, erklärt er auf
die Weise, dass der Bulbus immer kürzer und zuletzt ganz in's Herz hineingezogen werde.
So sagt er von einem 144stündigen Embryo: „Aorta et arteria pulmonalis ex ipso nunc corde
prodit . . . . Adeoque totus iste bulbus et id omne, quod citra 110s duos ramos, saepissime
Neque enim aliter interpretor, quocitatos, cordi propius fuit, id intra cor recipitur . . .
modo nunc tenuia duo vascula ex ipso cordis ventriculo prodea~it, qilae olim ex bulbi aortae
Von einem Septum, welches den anfangs einfachen arteriellen Kanal
rostro nascebantur"').
in zwei scheidet, ist bei H a l l e r also nicht die Rede.
C. F. W o l f f berührt in seinen epochemachend er^ Arbeiten ,,Theoria generationis" 1759
und „De formatione intestinorum" '), die ~ntwicklungdes Herzens ganz kurz und nur in Bezug
auf dessen äiissere Form.
C h r. P a n d e r bietet in seiner vortrefflichen Arbeit „Beiträge zur ~ntwicktungsgeschichte des Hühnchens im Ei -i~17'!, für meinen Zweck ebenfalls Nichts von Bedeutung. E r
.
1) S. 19.
..
-
2) S. 126. - 3) S. 140. - 4) S 163.
8 ) i n Novi Commentat. Acad. Scient. Imp. Petrop. XI1 1768
11.
-X1115)1769;
S. 168. - 6) S. 236. - 7) S. 188. deutsch v o n Heckel, 1612.
beschränkt sich bei Beschreibung der Entwicklung des Rerzeiis auf die drei ersten Brüttage
und verweist beziiglich der weiteren Metamorphosen auf M a l p i g h i und H a l l e r .
J. F. M e ck el. Beilrücc zur B~Zrl.l~ngsgeschichle
des Herzens und dev Lungen der Säugethiere. Archic für Physiologie w n Meckel. Rd. I I , 2816, S. 402-434.
Necke1 hat die aiisführlichsten Untersuchnn~enüber die Entwicklung des menschlichen
H e n e i ~ sangestellt. An dem Herzen eines ungefähr vierwöchentlichen Embryo von 5/*'.Länge
nimmt er .schon äusserlich eine wenngleich undeutliche Abscheidung desselben iii die rechte und
linke Kammer wahru. An einet11 6"' langen Embryo sieht er zwischen beiden Kammern deutlich
eine Scheidewand, die aber noch unvollkommen i s t , „indem sich an ihrem oberen Ende is
beiden Kammern eine sehr beträchtliche Vertiefuijg befindet, welche zusammen eine Oeffnung
bildet,." Bei allen älteren Herzen findet er diese später kleiner werdende Lacke in dem oberen
Tbeile der Scheidewand. Bei einer11 11'" langen, ungefähr zwei Monate alten Embryo ist bereits
,,von einer an der Grundfläche befindlichen Oefiiiung der Kammerseheidewand keine Spnr zu
entdeckenbL. Von dieser Zeit an erscheint sie immer vallständig. ,,Ob vielleicht in sehr frühen
Perioden der Bau so einfach ist, dass sich keine Abtheilung in Kammer und Vorkammer findet,
,~
Meckel
und die rechte und linke Hälfte durchaus nicht vcin einander abgesondert s i i ~ d weiss
nicht anzugeben.
.Der einfache Pulsaderstamrn (eines Embryo von 7'le"' Länge)", sagt e r , „entspringt
aus beiden Kammern.'' A n einen? 8"' langen Embryo bemerkt er, dass die durch die Scheidewand gehende Oeffnung sich dicl~tunter dem Ursprunge des grossen Pulsaderstamtnes befinde.
Von einem anderen gleich alten Embryo (von 9"' Länge) heisst es : ,,dem äusseren Ansehen
nach findet man nur einen grossen Pulsaderstamm, die Aorta, welche an dem oberen Theile
der rechten Kammer zu entspringen scheint
. Durchschneidet man sie aber i n querer
Richtung, so sieht man wenigstens in dem unteren Theile sehr deutlich ihre Höhle durch eine
von voln nach hinten verlaufende Wand in zwei Hälften abgetheilt, wodnrch offenbar die Lungeupulsader angedeutet ist, die also jetzt zuerst erscheint und dadnrch gebildet zu werden
scheint, dass von der Grnndfläche des Herzens aus" (?) ,eine Scheidewand in dem früher einfachen Gefasse nach oben wächst".
Was endlich die Entwicklung des Septum atriorum betriff't, so findet M e ck e l bei einem
6," langen Embryo bereits eine Scheidewand, in der ein sehr grosses , eirundes Loch vorI-ianden ist. ,,Es hat fast die ganze Höhe des linken Vorhofes." Dieser ist bedeutend
kleiner und erscheint nur als ein unbedeutender Anhang des rechten. In letzteren öfinet sich die
obere rechte, in den linkena(?) ,,die untere Eohlvene, welche kurz vorher die linke obere Hohlvene
aufii:mmt. Von einem neun Wochen alten Embryo heisst es: ,,die Scheidewand beider Vorhöfe findet sich nur in ihrem kleinsten, oberen Theile. Dicht vor der ansehnlichen Lücke, dem
eirunden Loche, ist rechterseits die ansehnliche längliche Eustachische Klappe ausgespannt.
Die untere Hohlvene senkt sich gerade in den linken VorhofcL(?), ,,wo sich keine Spur einer
Klappe des eirunden Loches findet." Diese Klappe „ersclieint zuerst um das Ende des dritten
Dlonates und wächst als eine sehr niedrige, kaum den vierten Tlieil des eirunden Loches einnehnlcride Falte vom hinteren Umfange der unteren Hohlvene e ~ n ~ o r. ' ~In Bezug auf die
innere Beschaffenheit der Vorhöfe (das eirunde Loch, die Lage der unteren Hohlvene, das
. ...
,,
"
wechsel~eitige Verhältniss der Eustachischen Klappe und der Klappe des eirunden Loches)
verwcist M eck e l auf a b ti e r ' s und W o l f f ' S Untersuchungen, die er Iiur bestätigen kann.
K a r 1 E r 11s t V o n JZ ä r . Ueter Entzcicklzingsgeschichfe der Thiere, Theil I. 2828,
Theil 11. 1837.
Nach V. B ä r beginnt die erste Anlage des Septum ventriculorum beim Hühnclien bereits
in sehr früher Zeit. Indem er die Entwicklungsvorgänge des dritten Tages beschreibt, sagt
er: ,,Am Herzen ist die stärkste Wclbung die zukünftige Herzspitze" und: ,,Tm Inneren dieser
Havptwölbung sieht man einen dunklen Streifen, den ich lange für ziirückgehaltenes Blut
arrgeseben liabe, in welchem ich aber endlich den freien Rand einer im Inneren befindlichen
Fdte erlcannte. Es ist die zuküiiftige Scheidewand d e r Herzkammern, welche schon aus dem
sweiten Tage stammt und schon bei der ersten Entstehung des Herzens, wenn nicht gebildet,
doch veriinlasst sein muss." ') Das Herz selbst scheidet sich im Laufe des dritten Tages
immer deutlicher in drei Abtheilungen. Das venöse Ende bekommt zwei seitliche Erweiterungen, welche die zukünftigen Herzohren darstellen.
Während des vierten Tages spitzt sich die Kammer sehr zu. ,,Sie sieht ä~isserlichnoch
ungetheilt aus. Irn Inneren aber findet man eine stark vorspringende Falte, welche die Höhlung in zwei Abtheilungen scheidet, die längs des freien Randes mit einander Communication
haben. Dieselbe läuft auf der einen Seite bis an die Aortenzwiebel, auf der anderen bis in
den Ohrkanal . . ") Die Falte in der Berzkammei scheint wir nur eine Vergrösserung der
schon an1 dritten Tage deutlich gesehenen Palte. Sie verläuft aber jetzt auf eine eigenthümliclie Weise schief, so dass durch sie ein rechtes und zugleich hinteres Fach von einem linken
und vorderen abgegrenzt wird. Beide Fächer münden genieiiiscliaftlich in die Höhlung der
Aortenzwiebel ein. U Am fünften Tage hat die Scheidewand so zugenommen, dass sie das
Innere in zwei Kammern trennt, die nur durch eine längliche Lücke mit einander i n Verbindung stehena3). A m sechsten uud siebenten Tage „erscheint die Herzkammer schon äusserlich
als eine doppelte. Man sieht nämlich an der iuneren Flache eine Furche, welche eine kleinere
rechte, bei weitem nicht bis zur Spitze reichende Kammer von der linken bis zur Spitze gehenden sondert" 4). Dieses ist das Wesentliche, welches V. B ä r über die Scheidung der beiden
Kamniern anführt. Was die Entwickliing der Vorhöfe betrifft, so ist ihre erste Andeutung in
den zwei seitlichen Erweiterungen des venüsen Herzendes - wie sie am dritten Tage auftreten
- gegeben. Am folgenden Tage vergrössern sie sich beträchtlich und bekommen Einkerbungen.
Am fünften ,,lässt der mittlere Venensack äusserlich eine beginnende Einschnürung bemerken5).
Vom sechsten und siebeilten Tage aber heisst es : „Im Inneren" (des gemeii-ischaftlichen VenenSackes) .sclieint die Spur einer unvollständigen Scheidewand ZU sein, als Folge der äusseren
Jij der folgenden Periode (achter bis zehnter Tag) &nd in der gemeinEinschnürung" G).
.
„
schaftliclien Höhlung des Venensackes sehr deutlich durch eine einspringende Vorragung zwei
AbtheilLlngen kenntlich.
Diese Vorragting, die zukünftige Scheidewand, bild& einen Bogen,
der am breitesten ist, wo die Scheidewand der Kammern auf denvenensack stösst; von hier
läuft er an der unteren Wand des Venensackes (das Herz irnmer in seiner horizontaleil Lage
gedacht) nach der vorderen Wand fort , und scheint sich vor der Erreichung der Venenein-
der unteren, den Herzkammern anliegenden Fläche von vorn nach hinten und etwas nach
rechts schief herüberschlägt, späterhin sich mehr nach der Mitte zieht, halbmondförmig sich
ausschweift und indem sie in ihrem Wachsthume fortschreitet, so die Scheidewand zwischen beiden durch ein grosses Loch noch verbundenen Vorhdfen darstellt" '). Diese Angaben stehen
in directem Gegensatz zur Entwicklungsweise des Septum atriorum beim Hiühnchen und bedürfen weiterer Prüfui~g.
,Das Septum ventriculorum ') entsteht beim Schafe als eine von der rechten Seite der
Spitze des Herzeiis nach der Mitte der Basis zugehende Falte, welche anfangs noch nicht
gänzlich hindurchgeht und so eilie freie C'ornmunication zwischen beiden Hanimern zulässt."
Sie schliesst sich aber ,,noch vor dem völligen Schlusse der Kiemenspalten oll ständig.^
H. R a t h k e. Entwlcklz~ngsgeschichteder Natter, 1839.
Zu einer Zeit, wenn der Herzkanal noch die Form einer einfachen Schlinge besitzt
und die drei Abtheilungen des Herzens sich zu differenziren beginnen, bilden sich nach
R a t h k e in der venösen ,am meisten nach links liegenden Abtheilung bereits zwei seitliche
Ausbuchtungen, die die späteren eigentlichen Atrien darstellen, während die entsprechenden
Partieen bei Vögeln und Säugetliieren sich zu den sp8teren Herzohren ausbilden sollen. Der
mittlere Theil der venösen Abtheilung bleibt aber in der Entwicklung zurück und wird
allmäljg ganz in die r e c h t e Tasche hineingezogen. Dieser Vorgang erscheint mir besonders
characteristisch und entscheidend fur die spätere Anordnung der Hohlvenen : sie münden dadurch
sämnitlich in den r e c h t e n Vorhof. Zwischen den beiden Vorkammern bildet- sich an der
unteren, vorderen und oberen Wand eine Einschnürung, die j e später, desto tiefer erscheint.
I n der Tiefe der Einschnürung legen sich die Wände dicht an einander und verwachsen unter
einander, wodurch nun zum Theil der Grund zu einer Scheidewand gelegt wird. Diese erscheint als eine halbmondförrnige Falte an der unteren, vorderen und oberen Seite der venösen Herzhälfae und wächst mit ihren Enden immer weiter nach hinten gegen den Yen trikel bis
zur venösen OefTnung. Ihr entgegen wächst von hinten her eine andere Falte ,,die Klappe
des eirunden LochesLLund zwar zunäclist als eine schmale Briicke zwischen zwei verdickten
Stellen, die sich am Uebergarige der Vorkammern in die Herzkamn~ern finden. Von diesen
Stellen zieht sich die Brücke, allmälig breiter werdend, längs der oberen und unteren Wand
immer mehr nach vorn, bis sie zuletzt mit ihrem vorderen Ende in die Nachbarschaft des
mittleren Theiles jener halbmondförmigen Scheidewand gelangt ist, welche durch eine Einfaltung der beiden Vorkammern entstanden war.
I n der Herzkammer, deren Wandungen durch das Auftreten vieler Muskelstränge, die
sich verzweigen und unter einander verbinden, eine schwammige Beschaffenheit erhalten,
bildet sich besonders eine Muskelleiste stärker aus, die sich nicht verzweigt und an der oberen
Wand der Herzkammer schräg von hinten nach vorn gegen das Fretum HalIeri und die
Berzzwiebsl hinläuft. ,,Durch sie wird ein Raum, der zu der jetzt schon entstandenen Lungenarterie führt, unvollständig von der übrigen Höhle der Herzkammer abgeschiedenu 3).
Was endlich den aus den1 Herzen tretenden ~ r t e r i e n i t a m mbetrifft, so bilden sich in
demselben an der Stelle, an welcher e r sich in die Riemengefassbogen theilen will, ,,drei
--
--
1) S . 339.
-
-
2) S. 339.
- 3) S. 163.
nach der Länge des Kanales verlaufende sehr kurze Wülste, die ihre freien Kanten einander
zukehren und abgekehrt den erwähnten Gefäcsbogen sich allmälig verlieren oder abgedacht
sind " I).
Sie bestehen zum kleinen Theil aus Verdoppelungen der inneren Haut, zum grösseren aus einer locker hervorgewilcherten Substanz. Allmälig werden sie Iiöhef und dicker
und verwachsen zuletzt mit einander, wodurch die Herzzwiebel sich in ,,drei neben einander
laufende, kurze, ein wenig spiralförmig um einander gedrehte und an Weite ungleiche Kanäle
theilt, als eben so viele Bahnen fiir das Blut, das der Herzzwiebel aus der immer einfach bleibenden Höhle des Fretums zuströmtu 9). Die Ursache Pur diese Tbeilung liegt nach R a t h k e
nicht in der besonderen Richtung von zwei verschiedenen aus der Kammer tretenden Blutströmen, wie V. B ä r es vermuthet, sondern in der besonderen Entwicklungsweise der Herzzwiebel selbst. ,,Bei der Natter ist zu der 'Zeit, wann in der Herzzwiebel die drei Gänge
entstehen, die Herzkamnier noch ganz einfach, vermag also nicht, das Blut, welches sie heraustreibt, in mehrere Ströme zu theilen." Für eine in der Herzzwiebel selbst liegecde Ursacl~e
der Theilung spricht. ihm auch „besonders die Organisation der Herzzwiebel des Frosches, da
bei diesem Thiere in dem genannten Theile zwei nach der Länge, desselben verlaufende Leisten
entstehen, obschon die Herzkammer noch weit einfacher bleibt, als diess bei der Xatter der
Fall ist ".
A l e x a n d e r Eck er. Erläute~.zingsfa
feln zur Physiologie. Taf. XXX.
Fig. XXII dieser Tafel stellt das Herz eines im gekrümmten Zustande 5'13"' messenden
menschlichen Embryo dar. P i e obere Wand des einfachen Vorhofes ist aufgeschlitzt ; man
sieht von oben auf die ebenfalls einfache Atrioventricularöffnung, die, wenn sie geschlossen
ist, ungefähr vierlippig erscheint. „Hat man die Oeffnung auseiriandergezogen, so sieht man,
dass vom hinteren Umfange derselben ein Balken entspringt, der sich in einem nach links
concayen Bogen gegen den Truncus arteriosus, die Vorderaand und Spitze der Kammer hinzieht. Dieses ist das Septum ventriculorum", welches die folgende Figur von der geöffneten
linken Kammer aus zeigt. E s sind so ,,zweiHerzkammern von ungleiclier Grösse entstanden ;
aus der rechten allein entspringt jetzt noch der Truncus arteriosus".
Fig. XXVII bezieht sich auf das Herz eines im gekriimmten Zustande 91" langen
Embryo und zeigt die Basis des Herzens, vom Vorhofe aus gesehen. Diese Figur hat in Bezug
auf die BescliafTenheit der Ostia venosa grosse Aehnlichkeit mit meiner auf Taf. I1 dargestellten F i g . X. Auch hier stellen die Ostia venosa zwei zum Querdurchmesser des Herzens
senkrecht stehende, kurze Spalten dar, nur sind sie hier ganz gerade und besitzen an ihrem
inneren Rande keine Incisur als Andeutung der sie anfangs verbindenden Längsspalte. Der
zwischen den Ostia befindliche Wall erscheint nur d s ein Theil der dieselben kreisförmig umgebenden Limbi ; von einem Septum atriorum ist Nichts zu sehen. Das Septum ventriculorum
soll vollständig sein.
Fig. XXX lässt in den geöffneten rechten Vorhof des Herzens eines 2 4 f3 1 d dlangeil
Ernbryo sehen. „Das Septum atriornm hat sich in Form einer Leiste auf dem oberen Rande des
Septum ventriculorum und an der Vorderwand des Vorhofes erhoben ; diese Leiste ist sicheloder halbmondförmig und läuft sowohl an dcr oberen als unteren Vorhofswand in ein schmales
Horn ausu . . . . . ,,Auf diese es%
?ie'
ist die Communication zwischen beiden Vorhöfen schon
etwas verengt ; die vollständige Trennung geschieht dadurch, dass von der Einmündung der
Vena Cava inferior zwei Klappen, gleichsam die verlängerte rechte und linke Wand dieser
Vene, in den Vorliof hineinwachsen. Die rechts gelegene Klappe, Valvula Eustachii, legt sich
an die rechtseitige Fläche des Septum atriorum an und rückt über die (oben erwähnten) Siehelhörner desselben allmälig gegen die Vorderwand an
Die folgende Figur, in welcher
der linke Vorhof geöffnet erscheint, soll zeigen, wie die linke Klappe (Valvula foramjnis ovalis)
von der Vena Cava nach vorn geht. Zwischen ihr und dem Septum atriorum ist noch eine
Oeffnung, das Foramen ovale, übrig geblieben.
Th. L. W. Bis ch off. Entwicklungsgeschichte der Säugefhiere uiLd des Menschen.
S. Th. aon Sömmering vom Baue des menschlichen Körpers. A'eue umgearbeifete und cmuoldständigte 01-iginal-Ausgabe, besorgt zon Th. L. W . Bischoff, J. Eenle, E. Huschke, P. W. Theide,
G. Tiabntin, J. Vogel und R . Wagner. 7 . Bund.
B i s ch off giebt wenig Neues. „Sehr früh", sagt er, .bemerkt man aussen eine ziemlich starke Einschnürurig, als erste Andentung der Theilung in beide Kammern. Die Scheidewand
entsteht als ein innerlich von der Convexität der Karnmeranschwellung entstehender Vorsprung,
welcher mit halbmondfijrmig ausgeschnittenem Rande sowol gegen die Uebergangsstelle aus der
Kammeraiischwellung in die Vorkammer, als in die Aortenanschwellung hinwächst, also von der
Spitze gegen die Basis hin. " . Weiter heisst es : ,,wenn die Scheidewand der Kammern die
Concavität der Kammeranschwellung erreicht, so wird mit der Scheidung derselben in eine rechte
und linke Hälfte auch der Uebergang aus der Vorkammer in eine rechte und linke AtrioVentricular-Oeffnung und auch die früher einfache Aortenmündung in zwei geschieden., deren
eine in die rechte, die andere in die linke Herzkammer fuhrt.'' - Viel später soll das Septum
atriorum als eine halbmondförmige Scheidewand, die sich von vorn und unten erhebt. auftreten.
Die weitere Trennung der Vorkammern hängt nach Bischoff mit dein Auftreten zweier Klappen an der Einmündung der unteren Hohlvene, der Eustachischen am unteren, vorderen Rande
und der Valvula foralninis ovalis am oberen, hinteren Rande, zusammen. Namentlich die
letztere Klappe soll dnrch ihr Wachsthum die von vorn her sich bildende Scbeidewand vervollständigen. Zwischen beiden Klappen befinde sich noch eine ovale Oeffnung, indem aber
„der convex ausgeschnittene Rand der hinteren Hälfte der Scheidewand vorwächst und dem der
vorderen Hälfte sich nähert, scheint er eine diese Oeffnung verschliessende Klappe zu bilden."
Die Aorta, welche durch eine Scheidewand in zwei sich um einander drehende Kanäle zerfallen soll, „scheint nur aus der rechten Kammerabtheiliing zu kommen, während die innere
Untersuchung zeigt. dass sie beiden Ran~merii angehört. Dieser Anschein rührt vorzüglich
daher, dass die von der Bauchseite aus sichtbare vordere Hälfte aus der rechten Ealnmer
kommt und die andere hintere, der linken Kammer angehörige ganz bedeckt.
P r e v o s t et L6 ber t . Sur Ca formafion des Organes de la circulation et du sang dans
E'embryon d u Pozrlef. Annales des Sciences nafurelks. Sbr. I I I . Zoologie. Tom. I pag. 265-312.
Tom. I I pag. 221-247.
Tom. 111 pag. 96-99.
Es ist dieses vielleicht die umfangreichste Abhandlung, welche iiber die Entwicklung
der Circulationsorgane exist,irt ; dennoch bietet sie sehr geringe Aufschlüsse, namentlich iiber
die Entwicklung der Scheidewände. Nach den Verfassern besteht hier eine Lücke in der Wis-
".
,
"
senschaft, die jedoch nach* iliren Untersuchungen noch grösser erscheint als sie wirklich ist.
„Nous signalerons iciLL,sagen sie an einer Stelle I ) , „iine Iacune de la science sur laqiielle malheureusement notre attention n'a 6t6 attiree que trop tard : c'est l'etude du mode de formation
des parois de separation et des vaIvules des diverses cavites du Coeur". Aber auch die Beschreibung der übrigen Verhältnisse in der Entwickliing des Herzens ist im höchsten Grade
unklar und voll von Irrthümern. Die Abbildungen, welclie die Sache erläutern sollen, machen
sie nur noch confuser, so dass ich kaum eine Zeichnung zu nennen wüsste, in welcher nicht
mehr oder weniger oder ganz ausschliesslich die Phantasie den Griffel geführt hätte. So ist
man z. B. oft geneigt, das, was als Vorhof dargestellt ist, für den Bulbus aortae zu halten
und d a s , was als Bulbus aortae gilt, für den Vorhof zu nehmen. ") So stehen diese Uiitersuchungen in der That weit hinter denen, welclie H a l l e r beinahe 100 Jahre früher angestellt hat, zurück. Ich will es versuchen, die Ansicl~tender genannten Autoren über die fraglichen Verhältnisse, so viel sie sich aus iliren Worten erkennen lassen, hier kurz wiederzugeben.
Ueber die Sheilung der Vorhöfe wird Nichts gesagt; in Bezug auf ihre Entwicklung aber
findet sich die merkwürdige Angabe , dass am Schlusse des dritten Tages zwischen beiden Vorhöfen noch eine rnittfere Ausbuchtung (lobe moyen, protubkrance) auftrete3). Die Trennung
der Ventrikel soll ungefähr in der 60sten Stunde durch eine transversale (?) Scheidewand in
der Weise erfolgen, dass der linke Ventrikel entlang der Convexitit des Herzkanales verläuft,
Sowo1 letzterer als auch die Arteria
der rechte aber dessen concave Seite einnimmt(?) 4).
pulmonalis, in welche jener sich fortsetzt, geien anfangs vom Kreislaufe ausgeschlossen: Das
Blut gelange aus den Vorliöfen in den linken Ventrikel und aus diesem längs der grossen
Curvatur des Herzeils in den Bulbus aortae, o h n e d e n r e c h t e n V e n t r i k e l z u b e r ü h r e n 5 )
und in die Arteria pulmonalis zu fliessen (?). - Ueber die Bildung der beiden grossen Gefässe
ist es mir nach der vorliegenden Beschreibung nicht möglich, irgend eine Vorstellung zu ge. et presque aussi
winnen. Von der 48Een Stunde heisst es : „le hulbe est bien developpe
grand que l'oreillette enti&reU6). In der 55ten Stunde soll sich keine wesentlicheVerCinderung
finden; bei der Beschreibung eines Embryo von 60 Stunden aBer heisst es plötzlich7): I'arthre
pulmonaire et l'aorte sont encore si rapprochees, qu'il n'est pas question d'un canal arteriel."
Die betreffende Figur zeigt die Arteria pulmonalis vollkonimen getrennt. von der Aorta s).
Eine Ergänzungsnote, die sich irn dritten Bande-des erwähnten Bmchks findets), tragt Nichts
dazu bei, die Zweifel an der Richtigkeit der von P r e v o s t und L k b e r f gemachten Angaben
zu heben. Xachdem sie durch Modelliren von zwei Waichsbougies (sog. ),rats d e cave"), von
denen ein blaues die rechte (vei~öse), ein rothes die linke (arteriellej Herzhälfte darstellen
sollte, versucht haben über die wichtigsten Umwbndlungen des Herzens, zumal über das Verhältnis~der linken Kammer zur rechten, ein klares Bild zu gewinnen, führen sie bei der nun
folgenden Scliilderiing der Entm~icklungsvorgängea n , dass kurz bevor der Herzkanal einen
nach vorn und links vorspringenden Bauch bilde, zwischen der 36ten und 40ten Stunde der
.. .
--
- 2) Vergl. z. B. Taf. XIII. Fig. 10. Fast sämmtliche 12 Figuren der Tafel
XIV sind unverstandlich. (Die Tafeln XIII und XIV, auf die ich hier und spater verweise, finden sich im 1.
Bande des angefuhrten Werkes). - 3) Torn. I. pag. 298 U. Tom. 11, pag. 235; ferner Taf. XIII. Fig. 11; Taf.
4) Tom. 11. pag. 234 11. 235; Tom. I. pag. 295; ferner Taf. XIII. Fig. 12; Taf. XIV. Fig. 13
XIV. Fig. 14.
U. 15. - 5) Tom. I. pag. 297. Tom. 11. pag. 235. - 6) Tom. I. pag. 291. - 7) Tom. I. pag. 295. - 8)
Taf. XIII. Fig. 12. - 9) Pag. 95- 99.
I) S. 236. Tom. 11.
-
Bebrütung, er sich bereits in zwei Kanäle theile, und narnentlicli geschehe dieses im Ventriculartheile : „ L e ventricle droit et veineux se trouve s o n d ß avec le ventricle gauche, Zt peu
pres comme deux boyaux reunis ii leurs extrßmites auriculaires et arterielles ; on y voit d6jB
meme Une legAre tendence b la torsion, se qui aupnlente encore la ressemblence avec deux
intestins soudea (??).
H. R a t h k e. Ueber die Enfwicklilng der Schiidh-röten 1848.
R a t h k e ' s Angaben beziehen sich auf zwei beinahe reife Embryonen von Testudo graeca
und Chelonia midas, sowie auf zwei Embryonen von Emys eilropaea, die beinahe die Mitte des
Fruchtlebens erreicht hatten. Bei Testudo graeca zeigte das Septum atriorum eine rundliche
Oeffnnng, „deren Durchmesser ungefahr halb so gross war, als der der ganzen Scheidewand
Linkerseits vom hinteren Rande derselben und in der Nähe der Herzkammer ging eine halbmondföririige Klappe ab, die wegen ihrer nur geringen Breite nicht einmal das hintere Drittel
dieser Oeffnung bedecken konnte und auch sehr dünn war. Bei dem Embryo von Chelonia
lag die OefYnung der Scheidewand weiter nach vorn und stellte einen von oben i ~ a c huilten
verlaufenden, ziemlich langen und ein wenig bogenförmig gekrümmten Schlitz dar, der mit
seiner Convexität nach vorn gekehrt war und eine nur mässig grosse Breite hatte. Ein dicht
hinter ihr von der Bcheidewand ausgehender und langer, wiewol nur schmaler klappenartiger
Vorsprung konnte sie von der linken Seite her rerschliessen: ein solcher um sie herumgehender
Wiilst aber, wie bei den Säugethieren an dein Foramen ovale vorkommt, fclilt sowol bei diesem
Embryo, als anch bei dem von Testodo" '). Bei den verschiedenen jungen Schildkröten, die
R a t h k e untersucht h a t , war die Scheidewand der Vorhöfe vollkommen geschlossen. ,,Die
unvollständig bleibende Scheidewand der Herzkammern war schon völlig ausgebildet", sowo1
bei den junger; Schildkröten als bei den genannten Embryonen. Bei denen von Emys europaea
bestand die Scheidewand der Vorkammern „nur erst in einer halbmondförrnigen, selbst in der
Mitte nur mässig breiten Palte der inneren Haut des Herzens, welche Falte hauptsächlich der
oberen gemeinschaftlichen Wandung der beiden Vorkammern, an der sie ihre grösste Breite
hatte, angehörte und mit ihren Enden die untere Wand der Vorkammern erreichte. Das eiruride
Loch war also noch beträchtlich gross. Eine Klappe fehlte noch flir dasselbe". Die Wandiing
der Herzkammer war enorm dick, von schwammartigem Gewebe, die gemeinsame Höhle
überaus klein ; ,,die beiden Muskelsäulen, welche bei den Erwachsenen a n der unteren und
oberen Wand der Herzkammer von hinten nach vorn verlaufen und eine unvollständige
Scheidewand darstellen, waren auch bei den Embryonen deutlich vorhanden, doch nicht Islos
sehr schmal, sondern anch sehr kurz 3).
R ob e r t R e m a k , Untersuchztngen tiber die Entwicklung der Wirbelfhiere, 1655.
R e m a k berührt die Entwicklung des Herzens b10s mit wenigen Wurten und beschränkt
sich dabei auf die erste Entstehung desselben. In seiner Erklärung zii Tafel 111, Fig. 27. C.,
welche einen Querschnitt der Vorderdarmhöhle und des Herzens von einem etwa 36stündigen
Hühnerembryo darstellt, sagt er aber: ,,An der Bauchwand des von dem Drüsenblatte ausgekleideten Vorderdarmes hängt das Herz, in seiner engen Höhle schon eine Ccheidewand zeigend und mittelst eines zweiblattrigen BerlrgekrFses noch mit dein Vorderdarme zusammen-
"
,
1iängendLL.Wenn schon die Angabe V. B ä r ' s , dass a m Ende des zweiten Tages bereits das
Septum ventriculorum durch einen dunklen Streifen, der sich später als Falte darstellt, im
Herzkanale angedeutet sei, in mir Zweifel erregte, so war ich noch viel mehr überrascht bei
R e m a k in einen1 Stadium, in welchem das Herz erst einen mässig nach rechts gekrfimmten
und in seiner Mitte ein wenig erweiterten Kanal darstellt, eine vollständige Scheidewand
angegeben zu finden. Eine nähere Untersuchung zeigte mir auch bald, dass hier ein Irrthum
vorlag. Ich erhielt nämlich an einer Menge von Querschnitten, die ich durch Embryonen
von ungefähr demselben und späterem Alter fuhrte , ganz dasselbe Bild, wie R e m a k in
seiner Figur zeichnet '). Das. was aber R e m a k als Septum deutet, erwies sich nur als die innere
Wand des Werzkanales, welche sich von der äusseren abgelöst hatte und dem Beobachter im
I)urchschnitte erschien. Nach der Art der Ablösung gestaltet sich das Bild sehr verschieden;
bald ist die eine Hälfte der inneren Wand stärker abgelöst und kommt ziemlich in die Mitte
des Lumens zu liegen, bald findet eine beiderseitige Ablösung statt und die entsprechenden
Flachen der inneren TVand nähern sich dann manchmal bis zur Berührung, so dass das eigentliche Lumen des Herzkanales ganz geschwunden ist; in diesen beiden Bällen wird das Bild
einer Scheidewand am täuschendsten sein. Oft erscheint das Lumen des Herzkanales in Form
von zwei sich winklig treffenden Bogenlinien oder die innere Wand löst sich ganz gleichrnässig von der iiusseren ab und man erhält dann auf dem Querschnitte zwei concentrische
Contouren. - Bei der Anfertigung von Querschnitten an Embryonen, welche in Spiritus
gelegen haben, geschieht es häufig, dass ein Theil des Herzkanales in seiner Längsausdchnung
in den Querschnitt fällt: dann kann man deutlich sehen, wie die innere Contour des Lumens
sich in zwei longitudinale dunkle Streifen fortsetzt, welche parallel den äusseren Rändern
des Herzkanales verlaufen. Diese Streifen entsprechen ohne Zweifel den weissen Linien,
welche man mit unbewaffneteni Auge oder durch die Loupe (bei auffallendem Licht3 atn unversehrten Herzkanale parallel seiner Längsaxe verlaufen sieht, und wie sie in Fig. I (Taf. I)
nieiner Zeictinungen noch am Bulbus arteriosos eines älteren Herzens erscheinen.
Kach allem
diesein bin ich geneigt, den Streifen, welchen V. B ä r (am Ende des zweiten Tages) für die
erste Andeutung der Scheidewand halt, ebenfalls in obiger Weise zu deutenA. K ö llik er. EntwickIungsgeschichte des Menschen und der höheren Thiere. 1861.
K ö 11i k e r betont, dass die Entwicklung aus dem einfächerigen , primitiven Herzen zu
einem ,,zweikammerigen Organe mit vollkommener Trennung der Blutströme des grossen und
kleinen Kreislaufes . . . . hier, wie in so vielen Fällen, einer ganz anderen als der Bahn
folgt, die uns die natürlichste erscheint. Während nämlich allerdings sowol dervenentheil des
-
.
primitiven Herzens, als auch die ursprüngliche Aorta durch eine l o n g i t u d i n a l e mittlere Scheidewand in zwei Hälften zerfallen, trennt sich der primitive Ventrikel durch eine Q u e r w a n d in
zwei Abtheilungen und wird es so allerdings schwer begreiflich, wie der Venentheil, der erst
nur mit der linken Kammer in Verbindung steht, und der Truilcus arteriosus, der anf&nglich
einzig und allein aus der rechten Kamnier entspringt, in ihre spiiteren Verhältnisse gelangenu 9.
Dieses erklärt Köl l i k e r dadurch, dass vor der vollen Aiisbildung der Scheidewände durch
besondere Wachsthumsphänoment? einnlal an der hinteren Seite des Herzens die rechte Kammer
P
-
1) Die Querschnitte wurden bei schwacher Vergrösserung unter dem Mikroskope betrachtet.
2 ) S. 401.
nach und nach auch in den Bereich des Vorhofes gezogen wird und zweitens vorn dasselbe
auch bei der linken Kammer in ibrer Beziehung zur Aorta oder dein Truncus arteriosiis geschieht" I). Das Herz, welches K ö l l i k e r von einem vierwöchentlichen, menschliche11 Embryo
beobachtet hat, steht dem von E c k e r in Fig. XXII gezeichneten nur wenig in der Entwicklung nach.
Gleichzeitig
Bei Embryonen der siebenten Woche soll das Septum vollständig sein
niit ihm beginnt iiach K ö l l i k e r die Scheidung des Truncus arteriosus und zwar, wie schon
R a t h k e angegeben, s e l b s t ä n d i g , nicht etwa durch ein Hineinwachsen des Septum ventriciiloruni in jenen Kanal. In der vierten Woche fand K ö l l i k e r den Truncus arteriosus noch
einfach und bereits aus drei Häuten zusammengesetzt 9,in der fünften dessen Lumen in die
Quere gezogeu und spaltförmig, in der siebenten und achten Woche aber schon getheilt. Bei
Rindsembryonen gelang es ihm auch, die Stadien der allmäligen Verwachsung an den im
Inneren des K a n a l s wuchernden und die Theilung bewirkenden Leisten zu beobachten.
Die Bildung des Septum atrioriim beginnt nach K ö l 1i k e r erst nach der Vollendung
des Septum ventriculornm in der achten Woche in Gestalt einer niedrigen halbmondförrnigen
Falte, die von der Mitte der vorderen Wand der Vorkammern und vom oberen Rande des
Septum ventriculorum ausgehtiL'9. Gleichzeitig treten such die Valvula Eustachii nnd Valvula
foraminis ovalis ,,rechts und links a n der Mandung der unteren Hohlveneu auf und vervollständigen die Scheidung der Vorhöfe noch weiter. Das Foramen ovale hält K ö l l i k e r nicht
für ein einfaches Loch, sondern mehr für „einen die Vena cava inferior, die beim Embryo
auch zum Theil in den linken Vorhof mündet, fortsetzenden schiefen Kanal, dessen Begrenzungen die um diese Zeit sehr grosse Eustachische Klappe und die Klappe des eirunden Loches
sind, die man auch als Fortsetzungen der Wand der Vene auffassen kann
„
VIERTES CAPITEL.
Ueber die Stenose der Arteria pulmonalis.
D i e a n g e b o r e n e S t e n o s e oder Atresie d e r A r t e r i a p u l m o n a l i s kommt ziemlich
häufig vor, entweder als eine Bildungsabweichung oder durch einen krankhaften Process hervorgerufen. Sie ist ziemlich regelmässig mit einer Reihe von anderen Erscheinungen am Herzen
combinirt, deren Complex ein Gesammtbild darstellt, welches von den Autoren kurz folgendermassen characterisirt wird : V e r e n g u n g o d e r V e r s c h l u s s d e r L u n g e n a r t e r i e , e i n e
Lücke i m Septum ventriculorum, Ursprung d e r Aorta a u s beiden o d e r a u s d e r
r e c h t e n K a m m e r und endlich O f f e n b l e i b e n d e s F o r a m e n o v a l e und d e s D u c t u s a r t e r i o s u s B o t alli. In den speciellen Fällen finden natürlich nianche Abweichungen statt, die
ihren Grund bald in der Zeit der Entstehung, bald in d e r zii Grunde liegenden Ursache haben
oder in anderen tifiabhängig dastehenden Vorgangeil. In dem von mir in C a p . I beschriebenen Falle z. B. fehlen die Scheidewände, welche sonst unvollständig sind, gänzlich ; bisweilen ist das Foramen ovale gesclilossen oder das Septum ventriculoriirn vollständig oder
endlich der Ductus Botalli obliterirt. Wollte ich jedoch alle Differenzen aufzeichnen, so müsste
ich eine Casuistik der Stenosis und der Atresia arter-iae pulinonalis liefern, wie sie nicht in
meiner Absicht liegt. ES ist offenbar, dass in den Fällen, in welchen ein Entzündungsprocess
in der Lungenarterie vorhergegangen ist, die Erscheinangen andere sein müssen, wenn die
Entzündung in die erste Zeit des embryonalen Lebeng, andere, wenn sie in eine spätere fötale
Periode gefallen ist, und dass diese Fälle wieder von deneri , welchen gar kein Krahkheitsprocess, sondern eine regelwidrige Entwicklung zu Grunde gelegen hat, streng zu scheiden sind.
Die Literatur über diesen Gegenstand ist sehr gross und in einer Abhandlung von
H e r r n a n n M e p e r ') ziemlich vollständig mitgetheilt. Bei der vielfachen Beachtung, die diesem
Gegenstande sowol vor als nach dem Erscheinen der ausführlichen Abhandlung von M e y e r
zu Theil geworden, würde ich es für überflüssig halten, Ihn einer nochmaligen Besprechung
zu unterziehen, wenn ich nicht in dem dieser Arbeit %U Grunde liegenden Falle einige neue
Momente gefunden zu haben glaubte, die, meiner Ansicht naeh, zu einer näheren Beleuchtiing
der Theorieen über das Zustandekommen und die Beleuchtung der Abnormität auffordern, und
wenn nicht die in C a p . I1 niedergelegten Untersuchungen über die Entwicklung des Herzens und
speciell seiner Scheidewände mich nicht noch mehr von der Unzulänglichkeit jener Theorieen überzeugt hätten. Ich kann mich jedoch darauf beschränken, die Ansicliten voli d r e i Autoren, die
diesen Gegenstand einer besonders eingehenden Erörterung unterzogen haben, nämlich von
H. M e y e r *), C . H e i n e ,3 und H. J. H a l b e r t s m a ') anzuführen.
H. M e y e r , der mit grosser Sorgfalt über 70 Fälle zusammengestellt hat, betont vor
Allem eine k r a n k li a f l e U r s ach e ; in 44 Fällen hält er eine solche für erwiesen, sei e s ,
dass die Erkrankung den Conus arteriosiis (16 Fälle) oder die Semilunarklappen der Arteria
pulmonalis (13 Bälle) oder die Arterie selbst betraf, ,,indem diese obliterirt gefunden wurde
(15 Fälle). Die übrigen (33) sind solche, ,in welchen nur eine Enge der Lungenarterie
angegeben ist. ohne dass die von den Autoren mitgetheilten näheren Umstgnde einen Schluss
auf die Ursache dieser Enge erlaubten;'' aber auch hier nimmt Meg e r a n , dass die Ursache
eine Erkrankung der Lungenarterie gewesen sei, „deren Residuen etltmeder nicht mehr sichtbar
waren oder von den Beobachtern übersehen wurden."
E r stellt somit alle Fälle in eine und dieselbe Hategorie. V@n dhsem primären Momente ausgehend, entwickelt er: wie durch die Verengung oder VerschKessnng der LungenI) V i r cli o W ' s Archiv für pathol. Anatomie und Physiologie, Bd. =I.
2) N e y e r , a. a. 0.
3) C. H e i n e . Angeborene Atresie des Ostinm arteriosum dextrnm. 1861.
4) H. J. Ha1 b e r t s m a . De Afwyking van het Tusschenschot der kamers en der primitive aörta naar
links met here gevolgen. 1862. Dieselbe Sclirift erschien später in deutscher Sprache im -4rcliiv fiir d. holl.
Beiträge zur Natur- und Heilkunde. Bd. 111. H. 4. 1864. S. 387.
5
arterie dem Abfiusse des Blutes aus der rechten Kammer ein Hinderniss gesetzt werde; das
Blut benutze als einzigen Ausweg die noch vorhandene L ü c k e i m S e p t i i m v e n t r i c u l o r u m , welche denn auch fast immer bestehen bleibe; die Iiierdurch bedingte Commiinication
zwischen beiden Kammern sei die erste Folge der verengten Liingenartesie; dann dränge der
in der rechten Kammer durch den behinderten Abfluss verstärkte Blutdruck das Septum ventriculorum nach links, so dass dieses mehr oder weniger unter die Mitte der Aorta oder gar
nach links von derselben zu liegen komme, was man anders als U r s p r i i n g d e r A o r t a
aiis b e i d e n K a m m e r n o d e r a u s d e r r e c h t e n aiisdrücken' könne; ferner b l e i b e d a s
F o r a m e n o v a l e o f f e n , weil durch die mangelhafte Entleerung des rechten Ventrikels das
Blut in dem rechten Vorhofe sich staue und durch das ovale Loch einen Ausweg snche, endlich v e r h a r r e d e r D u c t u s B o t a l l i a l s K a n a l ; finde letzteres nicht immer statt, sossei
es daraus zu erklären, dass die Verengung der Lungenarterie mit den1 Beginne der Athembcwegungen eine vicariirende Ausdehnung der B r o 11ch i a 1a r t e r i e n und ein damit. verbiindeues vermehrtes Hinströmen von Blut zu den Lungen durch diese Gefässe nach sich ziehe,
wodurch allrriälig die Striimung durch den Ductus Botalli aufgehoben und die Schliessung
desselben ermöglicht werde.
Abweichend von H. Me y e r koinnit C. H e i n e nach 18ngeren Betrachtungen zu der
Schlussfcrlgerung: ,,dass der Ursprung der Aorta aus dem rechten Ventrikel, resp. die Deviation
des Septum veiltriculornm iiach links als primäre Anomalie vorausgegaiigen, und dass in deren
Vorhandensein die Atresie des Ostium arteriosum dextrum, sowie die Uilvollständigkeit der
Kamme~scheidewand, und in ihier Begleitung das Offenbleiben des Ductus Botalli und Foramen ovale als secuiidäre Anomalieen begrlindet sind I ) . "
Seine Sclilussfolgerung stützt sich auf einen Fall, den er selbst zu untersuchen Gelegenheit hatte. E s war das Herz eines zwei Tage alten, dem äusseren Ansehen nach gut
ausgebildeten Kindes, von folgender BescIiaff'enheit : die Aorta war „nach rechts gedrängt" und
viel weiter als die Arteria pulmonalis, welche an der Stelle ihres Austrittes aus dem Conus
arteriosus eine ringförmige Einschniirung zeigte; der Ductus Botalli hatte eine unpewöhnliclie
Länge ( 2 Cm) und einen abnorm weiten Durchmesser ( 5 mm); die rechte Kammer war erweitert-; der Coiius arteriosus lief spitz zu und endete blind; die Arteria piilmoiittlis wurde a n
ihrem verjüngten Ursprunge durch eine transversale membranöse Scheidewand mit glatter,
glänzender Oberfläche verschlossen; an der Basis des Septum ventriculorum befand sich eine
Lücke; das Foramen ovale war ofleii.
H e i n e bestreitet zunächst die Ansicht R4ey e r ' s , dass die Stenose oder Atresie der
Arteria p~ilmoiialis immer auf einem vorliei-gegangenen krankhaften Processe beruhe und
bemerkt, dass in vielen Fällen sich nicht die geringste Spur einer stnttgehabten Entzündung
vorfinde und es ausserdem unwahrscheinlich sei, dass gerade die ersten beiden Monate des
fötalen Lebens (während des Bestehens der Lücke im Septiim ventriculorum) eine besondere
Disposition zu einer solchen Erkrankung besitzen sollten. E r bestreitet für die meisten Fälle
eine V e r d r ä n g u n g des Septum ventriculoruni nach Jiiiks und fasst die veränderte Stellung
desselben als eine fehlerhafte Richtung, die das Septum bei seiiiem Wachsthume von Anfang
-
-
-
an eingeschlagen habe, auf; diese Deviation sei die p r i m ä r e nlissbildung und die Ursache
des Ursprunges. der Aorta aus der rechten Kammer ; der Verscliliiss des Ostium arteriae
pulmonalis aber werde dadurch bedingt, dass das Blut leichter und bequemer durch die Aorta
abfliesSe; die Lücke im Septum ventriculorum endlich müsse bestehen bleiben, um dem
Bliite aus der linken Kammer während der Systole einen Ausweg zu gestatten.
Was endlich H a l b e r t s m a betrifft, so stellt er in seiner obengenannten Schrift eine
Theorie auf. die sowol von derjenigen 3fe y er's, als der H e i n e's in wesentlichen Puncten
abweicht. Ich werde zunäclist die beiclen Heizen kurz beschreibeil, an denen er seine Untersuchungen angestellt hat.
Das e i n e Herz, welches von einem funf Monate alten Nädchen stammt, fällt durch
seine flache Form und den Mangel einer deutlichen Herzspitze auf; es besteht aus vier Abtheilungen , von denen die linke Kammer scl~wachentwickelt ist; das Septum ventriculorum
bietet eine Lücke dar; das Foramen ovale ist offen; das Ostiuui venosum dextrum hat sich
gleichsam um einen Winliel von 9 0 ° nach links gedreht nnd erscheint dadurch quergestellt;
die Arteria pulmonalis ist verengt und die Aorta entspringt ans der recbten Karntner ; da;
Endocardirim und die innere Gefässwand der grossen Arterienstärnme verhalten sich nortrial ;
der Ductus arteriosiis Bntalli ist oEen ; es finden sich zwei Venae cavae superiores vor.
Einen ähnlichen Befiind zeigt das a n d e r e von einem zehnjidhrigen Knaben herrührende
Herz. Auch an dieseln findet sich dieselbe flache Form, der Mangel einer Herzspitze, eine
schwächere Entwicklung der linken Kammer, die quere Lage des Ostium venosum dextruni
und eine Lücke iai Septum ventriculorum, wahrend das Foramen ovale geschlossen ist; die
Aorta entspringt ans der rechten Eamrner; das Ostiiim arteriae pnlmonalis bildet eine sehr
enge, von zwei verdickten, callösen , betrgchtlich reducirten Klappen begrenzte, 8mm lange
Spalte, unterhalb welcher der Conus arteriosus eine ringförmige Einschnürung zeigt ; der
Ductus Botalli ist geschlossen.
Nachdem H a l b e r t s m a diese beiden FBlle einer genauen Untersuchnng unterworfen
iind die von M e y e r und Weine aufgestellten Ansichten geprüft hat, kommt er zu dem Resultate, dass das abnorme Verhalten des Herzens iiicl~tauf einer primären Entzündung der Arteria
pulmonalis beruhe, sondern die Folge einer ursprünglichen Abweichung sowol des Septum
ventriculorum, als auch der Scheidewand in der Aorta primitiva nach links sei. Die im zweiten
Falle wahrnehmbaren Entzrindnng~~roducte
rühren u a c l ~ihn1 aus einer späteren Zeit, indem
sie im fünften Jalire erst zu der angeborenen Enge der Lnngenarterie nrid der Lücke im
Septum rentriculorurn hinzugetreten seien. Für die e r s t e Folge der anomalen Ricl~tungder
Scheidewände hält e r den Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer und zugleich die Verengung oder den ~'erschluss der Arteria p~~lnionalis,für eine weitere aber die Lücke im
Septum ventriculorwm. - Endlich führt er die besondere Lage des Ostium venosum dextrum
ebenfalls auf die abilorme Rielitung des Septum ventriculorum zurück, indem dieses das ganze
Ostium mit sich nach links gezogen habe und zwar um einen Winkel von 90U.
Wenn ich zunächst Mey e r ' s Praaiisse bekämpfe, dass die Ursache für die Stenose der
Lungenarterienbahn imirier in einem krankhaften Processe, in einer Entzündung su suchen sei,
so spreche ich daniit nichts Neues aus, weil sowol H e i n e , als auch H a l b e r t s m a in den von
ihnen beobachteten Fällen, in welchen, wie an dem von mir untersuchten Herzen, durchaus
5"
keine Spur von Entzündiingsresiduen nachzuweisen war, Veranlassung fanden, jene Behauptung zu bestreiten ; allerdings aber muss ich mit M e y e r darin übereinstimmen, dass, abgesehen von d i e s e r Ursache, die Stenose der Lungenarierie selbst in der Reihe der Erscheiniingen,
die mit ihr combinirt sind, das primäre Moment darstellt und dass vor Allem, wenn die Verengung oder Verschliessung der Lungenarterie in die zwei ersten Monate des fätalen Lebens
fillt, in ihrer Begleitung die fortdauernde Co~nmunicationzwischen dem rechten und linken
Ventrikel auftritt. Die Entwicklungsgeschichte zeigt uns aber, dass das Offenbleiben der Lücke
nicht dadurch bedingt wird, dass, wie S l e y e r meint, das Blut des rechten Ventrikels, welches
während der Systole gar keinen oder nur einen geringen Ausweg durch die Lungenarterie finde,
nun in den linken Ventrikel durch die vorhandene Lücke im Septum strönie und diese offen
erhalte, sondern dass das Offenbleiben mit dem Wachsthume des letzten Theiles des S e p t u m
t r u n ci a r t e r i o s i eng zusan~menhänge,worauf ich später zurückkomme. Ganz ausser Acht
lasse ich hier jene Fälle, in denen als Folge eines entzündlichen Vorganges eine Verengung
oder Verschliessung der Lungenarterie zu einer Zeit stattfindet, in der keine Communication
mehr zwischen beideri Ventrikeln existirt und das Blut, dem sein Ausweg aus der rechten
Kammer allmälig versperrt wird, zuletzt eine Perforation des Septum ventriculorum zu Wege
bringt und zwar an jener Stelle, die den geringsten Widerstand darbietet, dem sogenannten
,Septum membraiiaceilmLL.- Wenn ich ferner zugebe, dass unter gewissen Verhältnissen im
Gefolge der verengten oder verschlossenen Lungenarterie eine Verdrängung des Septum ventriculorum nach links stattfinden könne, so bestreite ich doch, dass d i e s e r Umstand vor Allem
als die Ursache eines ,,abnormen Ursprunges der Aorta aus beiden KammernL' oder ,,aus der
rechtenu zu betrachten ist und verweise dabei auf die im zweiten Capitel niedergelegten Ergebnisse der Eiitwicklitngsgeschichte, Auf die letzten Folgen der besprochenen Anonlalieen ,
das Offenbleiben des Foramen ovale und des Ductus arteriosus Botalli, brauche ich hier kaum
näher einzugehen, d a sie einfach aus der Behinderung des Blutstromes durch das abnorme
Verhalten der Lungenarterie resultiren ; auch stimmen alle Autoren in der Bedeutung, die
ihnen beizumessen ist, überejn.
Um die Richtigkeit der von H e i n e aufgestellten Theorie zu prüfen, muss ich noch
näher auf die ihr zu Grunde liegenden Erörterungen eingehen. H e i n e geht von der Meinung
aus, dass bei der Entstehung der Atresie oder Stenose der Lungenarterie nur zwei Momente,
entweder eine vorhergegangene Entzündung oder ein mangelhaftes Einströmen von Blut in
Betracht zu ziehen seien. Da er in seinem Falle das erstere Moment zurückweisen muss,
versucht er auf Grund des zweiten seine Theorie aufzubauen. ,,Es ist nun freilichu, sagt er?,
,,nicht anzunehmen, dass ein solcher Mangel an Strömung primlr iA einer Lungenarterie stattfinden wird" iind findet die Veranlassung in dem Ursprunge der Aortaaus der rechten Kammer.
Diese Abnormität aber fuhrt er auf eine ursprüngliche Deviation des Septum ventriculorum
nach links zurück, ,,so dass es statt dem rechten, dem linken Umfange des Aortenostiums sich
anscliliesst". „Durch Annexion eines zweiten Ostium arteriosum von Seiten der rechten Kammer,
welches zumal durch seine geschickte Lage dem Blute einen weit günstigeren Abzugskanal
eröffnet als in die Pulmonalarterie, wird der Blutstrom Ton der Mündung der letzteren in die
\
Aorta abgelenlrtU '), und ,,der Nangel an Strömung durch das Ostium arteriosum dextrum
führt schon in jener ersten Zeit, in welcher dasSedum sich ausbildet, zu einem Verschlusse desselben, analog der Entstehung des Ligamentum arteriosum und venosum, der Chorda arteriae
und venae umbilicalis (lig. teres hepatis) etc. aus verlassenen fötalen Blutbahnenu.
Wenn ich nun auch einräume, dass eine Deviation des Septum ventriculorum nach
links unter Umstäiideii den Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer begünstigen könne,
so lehrt doch die Ent.wicklungsgeschichte, dass fQr das Zustandekommen dieses abnormen Ursprunges eine solche Deviation gar nicht nothwendig ist und auch die anatomischen Verhältnisse des Herzens in Bezug auf die Anordnung der grossen Gefasse durchaus nicht solche sind,
nach links - die Aorta einen
dass - sogar bei einer Deviati~n des Septum v e ~ t ~ c u l o r u m
,,kürzeren und bequemeren Weg" als die Arteria pulmonalis für den Abfluss des Blutes aus
der rechten Kammer darbieten könne. Mag zudem die Richtung des Septum eine normale oder
abnorme sein : die Blutmasse, welche bei jeder Diastole in die Kammer trilt, wird dadurch
gar nicht alterirt, und sucht während der Systole jeden oKen stehenden Weg zum Ausströmen
zu benutzen, das Blut wird aus der linken Kammer durch die Lücke im Septum in die rechte
Kammer und weiter in die Aorta strömen (vielleicht auch zum Theil in rlie Lungenarterie),
aus der rechten Kammer aber in die Arteria pulmonalis (und vielleicht auch zu einem kleinen
Theil in die Aorta). Dass durch den Ursprung der Aorta aus dem rechten Ventrikel der Blutstrom von der Arteria pnlmonalis zur Aorta abgelenkt werde, dafür ist kein Grund vorhanden,
und wenn R e i n e dasselbe Moment als Ursache einer Erweiterung der Aorta anführt, so liegt
es meiner Ansicht nach näher, anzunehmen: dass das während der Systole aus dem Herzen
getriebene Blut eher im Stande sein werde, das Lumen der Arteria piiImonalis in gewöhnlicher
Weise offen zu erhalten, als die Aorta über das gewöhnliche Maass auszudehnen. Zudem
würde auch der Verschluss der Lungenarterie, wenn e r d u r c h N a n g e l a n S t r ö m u n g zu
Stande käme, eher in der Weise geschehen, dass eine mehr oder weniger lange S t r e c k e des
Gefässes, als dass blos das Ostium verschlossen und die Atresie selbst „durch eine Contraction
der Moskelbündel des Conus arteriosus"
oder ,,durch Hypertrophie der denselben nach oben
abschliessenden Trabeculae carneae" oder endlich ,,durch irgend einen Verschmelzungsprocess,
an dem sich die semilunaren Klappen betheiligen", eingeleitet würde. Der Vergleich mit dem
Verschlusse der fötalen Blutbahnen scheint mir nicht eutreffend.
Einen bedeutenden Schritt weiter als die beiden erstgenannten Autoren hat H a l b e r t s m a
gethan, indem er zur Erklärung des Zustandekommens der Stenose oder Atresie der Lungenarterie ein ganz neues und wo1 das wesentlichste Moment beibrachte, nämlich: eine Deviation
der Scheidewand in dem Truncus arteriosus. In der That wird SO die einfachste und natürlichste Erklärung gewonnen. Wällrend unter normalen Verhältnissen die Scheidewand sich i r i
der fritte jenes Gefässes entwickelt und dieses dadurch i n zwei gleich weite Kanäle abtheilt,
muss natnrgemäss eine Verengung der Lungenarterie oder der Aorta eintreten, sobald die
Scheidewand bald mehr nach rechts, bald mehr nach links hin wächst. Ich kann aber nicht
die Ansicht H a l b e r t s m a ' s theilen, dass, um eins Stenose des Ostium arteriae pulmonalis zu
Stande zu bringen, die Abweichung der Scheidewand n a c h l i n k s stattfinden müsse. Allerdings
verläuft die Aorta sehr bald nach ihren1 Ursprunge aus dem Herzen auf der rechten, die Arteria pulmonalis auf der linken Seite, aber das Verhältniss ist für den Ursprung dieser Gefiisse
doch gerade ein umgekehrtes, so dass das Septuni trunci arteriosi zii jener Zeit, in welcher
es in der Bildung begriffen ist, durch eine Abweichung nach links nicht die Arteria pulnionalis,
s o ~ d e r nvielmel~rdie Aorta verengen muss. Im normalen Herzen liegt das Ostium der Arteria
pulnionalis v o r u n d r e c h t s von dem Ostiiiin der Aorta. Es muss also die Deviation der
Scheidewand in dem Truncus arteriosus vielmelir nach rechts und vorn hin erfolgen, um eine
Verengnng oder Verschliessung des Ostium der Lungenarterie oder ihres Anfangstheiles zu
verursachen.
Was den abnormen Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer betrifft, so lässt H a l b e r t s m a mit H e i n e ihn von einer Deviation des Septum ventriculorum abhängig sein ; ich
verweise Iiierüber auf das früher Angeführte. Ich muss aber noch auf eine andere Anomalie,
die Ha1b e r t s in a ebenfalls auf die fehlerhafte Richtung des Septum ventriculorum bezieht,
näher eingehen, nämlicli auf die quere Lage des Ostium venosum dextruni. E r sagt '): „Das
widernattirliclie Wachsthum des Septum ventric~alorum hat anch die eigenthiimliche Stellung
des Ostiuin renosum dextrum hervorgerufen. Derjenige Tlieil des Septum, der mit dem vorderen Rande des Ostium verwächst, hat letzteres mit nac6 links gezogeri, so dass die ganze
Mündung einen Winkel von 90 O machen musste, und die Lage der Spalte zwischen den Zipfeln
der Kltippe fast quer wurde." Der vorderste Zipfel ist dadurch zum inneren, der hintere ziiin
rechten, und der innere zuoi hinteren geworden. Ich kann es mir nicht recht vorstellen, wie
durch die fehlerhafte Richtung des Septum ventriculorum das ganze Ostium venosum dextrum
,,mitgezogena werden könne. ,,Ostium" bezeichnet doch hier wo1 nichts Anderes, als die dasselbe begrenzenden Tlieile. Diese müssten also durch eine Drehung um einen Winkel von
90 U eine bedeutende Veränderung ihrer Lage erleiden, und mit ihnen in einem gewissen Grade
auch das anhaftende Septum atriorum. So unwahrscheinlich dieser ganze Vorgang von vornherein erscheint, so wenig ist er mit den Entwicklungsvorgängen in Einklang zu bringen,
zumal wenn man bedenkt, dass der an die Basis der Kammern stossende und schwiichste
Theil des Septum ventriculorum sich zuletzt ausbildet, zu einer Zeit, in welcher die Umgebung
des Ostium veDosum eine verhältnissmässig bedeutende Festigkeit erlangt hat. Wenn eine
solche veränderte Lage des Ostium venosum dextrum beobachtet wird, so beruht sie eben auf
den besonderen Wachsthumsverhältnissen eines anonlal sich entwickelnden Herzens und ist von
der Richtung des Septnm ventricubrum ganz unabhängig. Das Offenbleiben der Lücke im
Septum ventriculorum erklärt H a l b e r t s n ~ abei einer Atresie oder einer beträchtlichen Stenose
der Arteiia pulmonalis als eine ph ysiologisclie Nothwendigkeit für das Fortbestehen sowo1 des
fötalen, als des nach der Geburt stattfindenden Kreislaufes und sucht die ui.sächlic1ien Momente
a
dafür in der Blutbewegung selbst: „Het middel, om de levensvoorwaarde mogelyk te niakeii,
was de levensvoorwaarde ~ e l v e . ~ '
Wenn ich somit nach dem Vorhergehenden weder mit H. M e y e r den Grund einer
Stenose oder Atresie des Ostium arteriae pillmonalis immer in einer vorausgegangenen Entzündung suchen, noch mit H e i n e annehmen kann , dass in Folge einer Deviation des Septum
P
-
I ) Arch. f. d. holl. Beiträge zur Natur- und Heilkunde, Bd. 111. H. 4. S. 404.
~ent~icuiorurri
eil1 solclier Mangel an Blutströmiing in der Arteria piilmonalis entstehe, dass
das Ostiiim derselben'verengt oder ganz zum Verscl-ilusse gebracht werde, noch auch endlich
mit Ha1 b er tsni dariii übereinstimme, dass die genannte Anomalie durch eine primäre Deviation des Septum trunci arteriosi nach l i n k s zu Stande komme, so glaube ich in deii Entwicklungsvorgängen des Herzens, wie ich sie am Hül-inchen beobachtet habe, einen genügenden Grund für meine Erkiärungsweise gefunden zu haben. nach welcher d i e S t e n o s e u n d
A t r e s i e des Ostiuni arteriosum dextrum durch eine ursprüngliche D e v i a t i o n
d e s S e p t u m t r i i n c i a r t e r i o s i nach r e c h t s u n d v o r n v e r u r s a c h t w i r d . Ebenso leicht
finden „der Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer" (oder aus beideii) und die „Lücke
im Septum ventriculorum" ihre Erklärung. Wie nämlich frülier gezeigt worden ist, entwickelt
sich das Septum trunci arteriosi zuerst im yeripherischen Theile des Trriiicus und wächst vt n
diesem weiter- gegen das Herz hin ; das dem Herzen zui~äclistliegende Stück des Truncus
wird durch das Septum so getheilt, dass die vordere rechte Hiilfte zur Arteria pulinonalis, die
hintere linke zur Aorta verwandt wird ; zuletzt hat das Septum eine mei-ir horizontale Richtung
und legt sich endlich an den unteren Rand der im Septum ventriculor~irnbefindlichen Lücke
an, wodurch sowol der vollständige Abschluss der beiden grossen Gefasse, als auch die Scheidung der Mamiilein zu Stande kommt. Denkt man sich nun, dass das Septum trunci arteriosi,
statt iu normaler Riclitiing, zu sehr nach vorn und rechts waclise, so ist es klar, dass in dem
Xaasse als solches geschieht, das Lumen oder Ostium der Arteria palmonalis verengt werden
muss. Aus demselben Grunde - weil das Septum trunci nicht den, viel mehr links liegenden,
unteren Rand der Lücke in1 Septum ventric~ilorumerreicht - b l e i b t d i e s e L ü c k e , die sonst
zum Ostium aortae wird, a l s e i n e C o m m u n i c a t i o i i s ö f f n u n g zwischen b e i d e n K a m m e r n
b e s t e h e n ; d i e A o r t a a b e r e n t s p r i n g t d a n n a u s d e r r e c h t e n K a n i m e r . Dass dieser
Ursprung von der Richtung des Septum ventriculornm ganz unabhängig ist, beweist auch der
von mir in1 e r s t e n Capitel beschriebene Fall, in welchem sich eine ganz analoge Anordnung der
grossen Gefasse o hn e e i n S e p t um V eil t r i c u l o r um vorfindet. - Eine „Deviation des Septum
nach links" kann allerdings auch in Betracht komnien, aber in einer anderen als der von
H e i n e angeführten Bezieliiing. Ist nämliclt dieses Septom nach links geruckt, so kann die
Scheidewand des Truncus arteriosus es nicht mehr SO leicht wie frülier an seinem oberen,
freien Rande erreichen ; der unterste Theil des Septtim trunci arteriosi wird durch den Blutstrom, welcher während der Systole aus der linken Kammer durch die vorhandene Lücke in
die rechte geht, nach rechts llin gegen die Arteria pulmonalis gedrängt, welche demnach verengt oder allmälig geschlossen wird. Da dieses Moment, der von links nach rechts gehende
Blutstrom, auch bei einer ganz normalen Lage der Kammerscheidewand tliätig ist, mag es in
vielen Fällen das Zustandekoinmen einer Stenose der Lungenarterie begünstigen.
I
Kurz vor Vollendung meiner Arbeit fand ich ein Referat eines von Dr. R a u c h f u s s
in St. Petersburg gehaltenen Vortrages über die angeborene Stenose oder Atresie der Lungenarterie und der Aorta '). Dr. R a ,ich f u s s hat eilf Fälle von Stenose oder Atresie der Lungenarteiie zu beobachten Gelegenheit gehabt lind gruppirt sie folgendern~assen:
--
1) St. Petersburger medicinische Zeitsclirift.
Bd. VI. S. 370.
1) ,Stenose der Arteria pulmoaalis, aus evidenter Endocarditis entstanden (Fall
2) ,,Stenose des Stammes der Arteria pulmoaalis, in welcher dieses ursächliche Moment
nicht nachweisbar war (Fall 2 und 3). U
3) ,,Stenose der Lungenarterie durch Fehlen des Ductus Botalli (Fall 4)."
4) ,Stenosirung des Conus arteriosus durch anomale Xuskelbalken (Fall 5, 6, 7).u
5) ,,Atresie des Ostium erteriae piilmonalis vor der Ausbildung des Septum ventriculorum
oder nach derselben, in der Mitte oder zu Ende des Fötallebens (Fall 8; 9, 10 und 11)."
ES ist zu bedauern, dass nicht die Veröffentlichung des vollstäiidigen Vortrages stattgefuuden hat, da ein Referat seiner Natm nach über viele Puncte nur ungenügende Auskunft
geben kann, und auch dieses mir nicht die Gelegenheit bietet, mit der näheren Begründung
der Ansichten des Verfassers bekannt zu werden. Ich muss mich demnach darauf beschränken
nur einzelne Puncte hervorzuheben, die zur Vervollständigung meiner früheren Dednctionen
dienen und durch die Entwicklungsweise des Herzens in ein klareres Licht gestellt werden können :
Der n e ti n t e Fall wird folgendermassen characterisirt : ,,Arteria pulnionalis endet als
ein feiner Strang blind im Muskelfleisch neben der Aorta; die beiden Hauptäste jedoch, kaum
enger als normal werden durch den weiten Ductus arteriosus Botalli mit Bliit versorgt. Linker Ventrikel klein. Nahe der Basis des Septum ventriculorurn eine vertical stehende Oeff'nung, die in den Conus arteriosus führt. Aus diesem entspringt die Aorta."
Es ist bekannt, dass derjenige Theil des rechten Ventrikels, welclier der Lu~genarterie
ihren Ursprung giebt , sich von dem übrigen als ,Conus arteriosusU auszeichnet, während an
dem Ursprunge der Aorta aus dem linken Ventrikel sich nichts Aehnliches vorfindet. Dieses
lässt sich leicht begreifen, wenn man die Entwicklungsweise des Herzens näher in's Auge
fasst. In den früheren Stadien der Entwickliiug entspringt der noch einfache Triincus arteriosus - anfings die einfache Fortsetzung des Herzkanales - ausschliesslich ans der rechten
Xammer. E r hebt sich so unmittelbar aus dieser empor, dass sein Kanal gleiclisam schon im
Ventrikel selbst seinen Anfang nimmt und es schwer zu bestimmen ist, wo die vordere Wand
des rechteu Ventrikels aufhört und die des Truncus arteriosus beginnt. Wird nun der Truricus durch eine Scheidewand in zwei Kanäle getheilt, so fallt der vordere als Lungenarterie
der rechten Kammer, der hintere aber als Aorta der linken Kammer zu. - Denkt man sich
den Fall, dass das Septum trunci arteriosi durch eine fehlerhafte Richtung und mangelhafte
Ausbildung sich höher oben aii die vordere \Vandq des Truncus anlegt, so wird der unterhalb
dieser Stelle befindliche Abschnitt auch der A o r t a zuko~nrnen, die dann a u s d e m C o n u s
a r t e r i o s u s e a t s p r i n g t und durch die Lücke im Septum ventriculorum mit der linken
Kammer conimunicirt. Die Arteria pulmorialis aber ,endet als ein feiner Strang blind im
Muskelfleisch neben der Aorta."
In ähnlicher W-eise dürfte sich mit Hülfe der Entwicklungsgescl~ichtedie Entstehung
der von Dr. R a u c h f u s s mitgetheilten, so seltenen E'älle von a n g e b o r e n e r A t r e s i e u n d
S t e n o s e d e r A o r t a erklären lassen. E r beschreibt vier Fälle von angeborener Atresie des
Ostium aortae, bei denen im Septum ventriculorum keine Lücke vorhanden war und zwei
von angeborener Stenose, bei einem von denen die Aorta über einem erbsengrossen Defecte
im Septum ventriculorum entsprang. Die Atresie ist so zu cleiiteri, dass das Septum ventriculorum nicht in normaler Weise an seinem Basaltheile eine Liicke frei liess, die später znm
-
Octiuni der Aorta hätte werden können, sondern durch seinen oberen Rand vollständig mit
der Basis der Kammern verscl-imoIz. ES fragt sich dann noch, wie sich hierbei die Scheidewand des Truncus verhalte. E s wäre denkbar, daes nach erfolgtem Verschlusse der Lücke
das Septum trunci a r t e r i ~ ~seinen
i
freien Rand gegen die Höhle der rechten Kammer gerichtet
hätte, dann könnte man die Behauptung aufstelleu, dass neben einen1 normal weiten Ursprunge
der Aorta aus der rechten Kammer eine vol!stän&ge Atresie des eigentlichen Ostiiim aortae
vorhanden wäre. Aber diese Form whrde gewiss eine rasch voriibergehende sein, indem das
Septum trunci arteriosi sich n;it seinem freien Rande bald an die Wand des Truncus anlegen
würde und zwar a n die hintere linke Wand oder a n den obersten Tbeil des Septutn ventriculorum, weil das Blut, welches aus der rechten Kammer bequemer durch die Lniigenarterie
abfliesst, das Septum trunci arteriosi nach der anderen Seite liin drängen würde. So stelle
ich mir das Zrrstandekomnien eines vollständigen Verschlusses der Aorta a n ihrem Anfange
vor, wenn nicht etwa eine vorhergegangene Entzündung die Ursache war. Die Entstehung
der beiden Fälle von Stenose der Aorta ist viclleicl-it in der Weise zri erklären, dass das eine
Mal die Lücke ioi Sept~iinventriculorum iinverliältnissmässig eng geblieben w a r , das andere
Mal aber, als unterhalb des Ursprunges der Aorta ein Defect im Septum ventricuiorum vorlag,
das Septum trunci arteriosi sich an jenes Septum so anlegte, dass es die Lücke in zwei Hälften
theilte, von denen die obere zum Oetiuni aortae wurde, während die untere sich als Communicationsöffnung zwischen beiden Kammern erhielt.
Schliesslich habe ich noch einige Bemerkungen i i h r das sogenannte „Septum membranaceum", welclies von den Autoren allgemein als ein Theil des Septum ventricillorum und
zwar als derjenige' angesehen wird, welcher sich zuletzt bildet und die oft erwähnte Liicke
zum Verschlusse bringt, anzuführen. Dass diese Lücke sich normal e r h ä l t , habe ich früher
gezeigt; das ,,Septum m e m b r a n a c e u m " a b e r ist d e r s i c h z u l e t z t e n t w i c k e l n d e T h e i l
d e s S e p t u m t r u n c i a r t e r i o s i , welcher sich an den unteren Rand jener Lücke anlegt und
aus seiner anfangs beinahe horizontalen Richtung mehr in e i n e Ebene mit den1 Septum ventriculoriim zu liegen kornrnt. Für diese Auffassung spricht ausser dem Umstande, dass das
Septum membranaceum sich durch seine bedeutende Dünnheit und durch scharf contuurirte
Ränder von seiner Umgebung abgrenzt, auch die histologische Beschaflenlieit desselben. Bach
L u s c h k a ') besteht es aus zwei Schichten des Endocardiuni , zwischen welche sich eine mittlere a l s F o r t s e t z r i n g v o n dein G e w e b e d e r a r t e r i ü s e n F a s e r r i n g e hineinschiebt. Sonst
bliebe es schwer zu verstehen, warum die muskulöse Scheidewand der Kammern an einer
scharf umgrenzten Stelle illre hietoIogische Beschaffenheit plötzlich ändern sollte ; während der
von L u s c h k a nachgewiesene mikroskopische Bau im Zusaninienhange mit den von mir dargelegten Entwicklungsvorgänpen die Sache einfach erklärt.
-
kunde.
1) Luschka. Die Strnctur der halbmondförmigen Klappen des Herzens. Areh. für physiol. Heil1856. s . 537.
Ueber die Duplicitat der Vena Cava superior.
Das Vorkommen zweier oberer Hohlvenen bei dem Menschen erfordert nicht allein
deshalb Beactitong, weil es eine irn Ganzen seltene Bildungsabweichung darstellt, sondern
viel mehr durch die Beziehungen Z U der Entwicklungsgeschichte und vergleichenden Anatomie.
Das Körpervenensystem besteht, wie H. R a t h k e in einer ausgezeichneten Arbeit ')
gezeigt hat, anfangs aus zwei Paar Venenstämmeu, die von dem vorderen und von &in hinteren Ende des Embryo zuIn Herzen verlaufen. Das vordere Paar, die beiden Y e n a e j u g u l a r e s , setzt sich ans den Venen des Kopfes, des Halses und der oberen Extremitäten zusammen ; das hintere, die V e n a e c a r d i n a l e s , bezieht sein Blut aus dem hinteren Theile des
Rumpfes, den hinteren Extremitäteo und besonders aus den Wolff'schen Körpern. Je eine
Veria jiigularis und Vena cardinalis fliessen auf jeder Seite der vorderen Bruslgegend zu einem
kurzen Stanin~e,dem D rictus C u v i e r i , zusammen, welcher mit dem der anderen Seite sich
zu einem noch kürzeren, weiten Kanale, der sich in den noch einfachen Vorhof einsenkt, verbindet. Dieser kürzere Kanal geht aber bald in den sich weiter ausbildenden Vorhof auf, so
dass dann in letzteren die beiden Ductus Cuvieri gesondert einmünden. Die weiteren Veränderungen der Veilae jugulares bestehen dasin, dass zwischen ihnen, und zwar nach R a t h k e
in der Höhe der Einmündungsstelle der Vena subclavia in dieselben, nach J. M a r s h a l l 3
etwas tiefer, sich eine quere Anastomose bildet. Auf welche Weise dieses geschieht, ob durch
Erweiterung eines schon existirenden collateralen Astes oder durch Ausbuchtung von zwei einander g&eiiiiberliegenden Stellen der beiden Venen, ist unentschieden. An menschlichen
Embryoneri von l i / ~ o Zoll Länge fand M a r s h a l l die quere Anastomose bereits gebildet. Sie
stellt den Anfang einer Reihe weiterer Veränderungen dar, die sich an den vorderen primitiven Venen der linken Seite vollziehen. Unterhalb ihr verkünimert nämlich die Vena jugularis sinistra allmälig iind nach R a t h k e auch der linke Ductus Ciivieri; M a r s h a l l dagegen
hat beobachtet, dass in den meisten Fällen ein geringer Theil der Veoa jugnlaris gleich unterIialb der Anastomose sich erliält und später das Endstück der Vena intercostalis superior sinistra, welche aus dem zuriicltbleibenderi Sheile der linken Vena cardinalis und den zwisclien
den oberen Intercostalvenen verlaufenden Anastomosen zusammengesetzt wird, bildet. Der
weiter unten befindliche Theil der linken Vena jugolaris verschruinpft bis zur Einmündiinp in
den linken Ductus Cuvieri. Dieser obliterirt ebenfalls nicht in seinem ganzen Verlaufe, sondern nur an seinem obersten Ende, während das untere iri dem Sulcus atrioventricularis der
hinteren Herzfläclie liegende Stück constant erhalten bleibt und das Endstück der Vena coro1) H. R a t h k e . Ueber den Bau und die Entwicklung des Venensystems der Wirbelthiere. Dritter
Bericht uber das natnrwissenschaft1ic:he Seminar der Universität ISÖnigsberg. 1838.
2) J. M a r s h a l l . On the development of the great onterior veins in Man and Mammalia. Philosophical Transactions. ISS0 Part. I. pag. 142.
„
Sinns coronarius " (, Sinus communis venarum
naria nlagna cordis oder den
cardiacaroma, G r u b e r 8 ) darstellt. M a r s h o l l hat ferner unzweifelhaft nachgewiesen, dass in
den meisten Fällen nuoh Spuren jenes obliterirten oberen Stückes an dem ICerzen Erwachsener
z u benierken sind; ein geringer Theil des Ductus Cuvieri oberhalb des Sinus coronarius bleibt
sogar ziemlich constant durchgängig und bildet eine kleine Vene ,,tbe oblique auricular veincb
(,Vena pasterior atrii sinistriu, G r u b e r 9, die, wie der Sinus coronarius, in welchen sie einmündet, gleichsam in die hintere Wand des linken Vorhofes eingebettet und von Muskelbündein bedeckt wird. Sie zeichnet sich durch ihren geraden Verlauf aus, besitzt eine Länge von
bis I Zoll und ist meist nur fur einen Stecknadelkopf durchgängig. Von dem oberen Ende
dieser Vene verläuft, dem Ductus Cuvieri entsprechend, ein dunkler schmaler Streif (,a narrom
opake line or streaku) iiber den Seitenrand des linken Vorhofes und setzt sich in eine pericardiale Falte (,vestigial fold of fhe pericardium"), welche den tiefen Zwischenraum zwischen der
Iinken Liingenarterie und der unterhalb liegenden Lungenvene einnimmt, fort. M a r s h a l l vergleicht diese Falte mit dem Ligamentum teres der Leber, das aiis der Obliteration der Vetia
umbilicalis hervorgeht. Ani schwierigsten naclizuweiseii und am wenigsten constant ist der
ausserhalb des Pericardium befindliche Rest des primitiven Veneiistammes. Entsprecliend der
Richtung des letzteren verlaufen mehre gewöhnlich von kleinen Blutgefässeil iind einein feinen
Aste des Nerv~isVagus begleitete fibröse Stränge (,,bandscL); einer von ihnen lässt sich nach
dem letztgenannten Autor in der Regel von jener pericardialen Falte nach oben bis zum Endstücke der Vena intercostalis Superior sinistra verfolgen und stellt so den obliterirten Theil der
primitiven Jugularvene dar. Deutlicher als an Erwaclisenen kann man die erwähnten Residuen an Herzen von Neugeborenen beobachten. W. G r u b e r fand sie a m Menscben ungefähr
ebenso, wie sie M a r s h a l l beschrieben hat, in einem Falle aber, welcher einen 50 -jährigen
Mannlbetraf, war ,,die mittlere obliterirte Portion sogar als wirkliches, platt rundliches, bis
dahin noch nicht gesehenes Ligament, das einerseits in die Vena intercostalis superior, audererseits in die Vena posterior a k i i sinistri überging: erhaltenc69.
Der d~irchgängiggebliebene Theil des Ductus Cuvieri, der ,,Sinus coronarius", welcher
im Siilcus atrioventricularis verläuft und das Endstück der Vena coronaria magna auctorum
darstelIt, ist von dem peiiyherischen Theile dieser Vene durch die bedeutende Weite und die
Gegenwart von quergestreiften Rluskelfasern, die zum Theil iiber ihn weglaufen, deutlich unterschieden, und besitzt etwa einen Zoll von seiner Einniiiridung in deti Vorbof eine bald eiafache,
bald paarige Klappe, die als die Grenze zwisclien der eigentlichen Vena coronaria magna und
dem Sinus coronarius anzuselien ist. Letzterer nimmt ausserdem noch drei bis fünf andere
Herzvenen auf, die a n der hinteren Kerzfläche verlaufen.
Während auf der litiken Seite des Venensystems die eben geschilderten Veränderuugen
vor sich gehen, behält auch die quere Anastomose zwischen den primitive11 Jugularvenen nicht
mehr ihre ursprüngliche Bedeiitung. Indem sie sich erweitert und verkürzt, ändert sie auch
2) G r u b e r . Ueber den Sinus communis und die Valvulae der Venae cardiacae, und über die Duplicität der Vena Cava superior. M&moirec de I'Acad. Imper. des Sciences de St. Pbtersbourg, Shr. VII, Tom. VII.
Nr. 2. Separatabdrucli St. Petersburg, Riga und Leipzig 1864.
2) G r u b e r , a. a. 0.
3) G r u b e r , a. a. 0.S. 40.
'
6*
ihre Richtung : aus der horizontalen geht sie in eine schiefe über, erstreckt sich nämlich von
links und oben nach rechts und unten und wird zur v e n a in11 o i n i n a t a s i n i s tra. Die rechte
Jugularvene erscheint von der Einmündung der Vena subclavia bis zur queren Anastomose als
V e n a i n n o niin a t a d e x t r a , der tiefer gelegene Theil aber mit dem Ductus Cuvieri derselben
Seite als Ven a Cava superio'r (dextra). Das obere Stück der rechten Cardinalvene, welches
nicht obliterirt, bildet das Ende der V e n a a z y g o s , deren übriger Theil sich aus den queren
Anastomosen, die zwischen je zwei Intercostalvenen auftreten und endlich in das obere Ende
der Cardinalvene übergehen, entwickelt. Die Vena azygos bildet sich somit ganz in derselben
Weise als die Vena intercostalis superior sinistra, jedoch mit dem Unterschiede, dass links
die Cardinalvene vollständig schwindet und das aiis den queren Anastomosen der oberen Intercostalvenen zusamtnengesetzte Gefäss in die primitive Jiigularvene mündet. Die unteren
Intercostalvenen der linken Seite vereinigen sich ebenfalls durch quere Aeste, aus denen später
die V e n a h e m i a z y g o s entsteht.
Dieses sind in Kürze die Veränderungen, welche das ursprünglich symmetrische Körpervenensystem des Menschen erleidet. Bei den verschiedenen Wirbelthieren zeigen sich Abweichungen, in denen jedoch immer noch der Grundtypus leicht nachgewiesen werden kann.
J e höher man in der Reihe der Wirbelthiere aufsteigt, einen um so grösseren Theil der embryonalen Anlage findet man obliterirt. Bei den F i s c h e n sind nicht allein zwei vordere Venenstämrne vorhanden, sondern anch die Vereinigung der beiden Ductus Cuvieri erhält sich als
ein vom Herzen gesonderter Sclllaucli, der sogenannte „HohlvenensackK. Auch bei den A m p h i b i e n und V ö g e l n finden sich durchg&ngig zwei vordere Hohlvenen. Die S ä u g e t h i e r e
bieten mannigfache Abweichungen vom Grundtypus dar, je nachdem der linke primitive Venenstamm mehr oder weniger einer Verkümmerung unterliegt. Bleiben die beiden Iugularvenen
sammt dem Ductiis Cuvieri erhalten: so finden sich zwei obere Rohlvenen, wie bei den niederen Ordnungen ; obliterirt der untere Theil der iinken Iugularvene von der queren Anastornose bis zur Einniündung in den Ductus Cuvieri, so ist eine (rechte) obere Hohlvene und
eine linke Vena azygos, wie beim Schafe, anzutreffen; schwindet endlich auch der obere
(vordere) Theil des linken Ductus Cuvieri, so erhält sich eine rechte obere Hohlvene und ein
Sinus coronarius, wie beim Hande U. s. W.
Analog den bei den Saugetliieren stattfindenden Umwandlungen der vorderen primitiven
Venenstämme hat B I a r s h a l l die am Menschen beobachteten Verschiedenheiten in drei Gruppen eingetheilt. Allen Gruppen gerneinsan1 ist die Entwicklung des einen (rechten) primitiven
Venenstammes zu der Vena Cava superior, wie sie allein zur Norm gehört ; je nach dem Grade
der Verödung, welchem der Venenstamm der anderen (linken) Seite unterliegt, findet sich hier
entweder ein Sinus coronarius, eine linke, iinmittelbar in den rechten Vorhof mündende Vena
azygos sinistra oder endlich eine Vena Cava superior sinistra. Die e r s t e Gruppe umschliesst,
wie bereits oben erwähnt ist, die Fälle normaler Ausbildung. Die z w e i t e Gruppe stellte
31a r s h a l l auf, ohne dass er ein hierher gehörendes auf den &Ienschen bezügliches Beispiel
aus der Literatur oder aus seiner eigenen Erfahrung anführen konnte. I n der That hat erst
Seine
in der letzten Zeit W. G r u b e r einen hierher gehörigen verbürgten Fall mitgetlieilt').
I) W. G r u b e r . Ueber einen Fall von Einmundung der Vena hemiazyga i n das Atrium dextrum
cordis b e i m ilfenschen. Arcliiv fur Anat. U. Physiol. von Reichert U. du Bois-Reymond, 1864. Heft VI. S. 729.
Beschreibung bezieht sich a ~ i feinen Erwaclisecen: ,,Die Vena azygos verhälb sich wie eine
Vena hemiazygos und die Vena hemiazygos wie eine Vena azygos." Die drei bis vier oberen
lntercostalvenen der rechten Seite münden, zu einem Stamme, der Vena intercostalis superior
tlextra, vereinigt, in die obere Hohlvene ; die fünfte und sechste ergiessen sich direct, die der
vier unteren Zwischenrippenräume durch eine Vena azygos in die Vena hemiazygos. Diese
niaimt aiisserdem alle Venae intercostales siuistrae auf und steigt links von der Aorta thoracica aufwärts. ,,In der Gegend des funften Brustwirbels und an der linken Seite des Ueberganges des Arcus aortae in die Aorta descendens thoracica krümmt sie sicli über der Wurzel
der liriken Lunge zum Ursprunge des Ligamentum arberiosum von der Arteria pulmonalis nach
vor- und medianwärts. Von da steigt sie vor der Arteria pulmonalis sinistra und vor den
Venae pulmonales sinistrae zum Atrium sinistrum des Herzens abwärts, durchbohrt vor ersterer
das Pericardium und ist vor letzteren in dem aus einer Duplicatur des serösen Blattes des
Pericardi~im bestehenden Ligamentum venae cavae superioris sinistrae primitivae eingehüllt.
Sie lSuft dann an1 Atrium sinistrum hinter dessen Auricula, davon 5-6"'
entfernt, wie eine
Vena posterior atrii sinistri zum hinteren rechten Segment des Sulcus atrioventricularis, den
' von der Aiiricula sinistra entfernt erreicht, schief abqiirts und rechts und zwar anfängsie 1
lich am lateralen linken Abschnitte des Atrium sinjstrum, später eine kleine Strecke am medialen
rechten Absclinitte desselben. Im Sulcus atrioventiicularis zieht sie wie der Sinus communis
venarum cardiacarum gewöhnlicher Fälle nach rechts zum Atrium dextrum und mündet in
dieses mit der OeEnniii~gjenes Sinus.' Ueber der Lungenivurzel giebt sie einen schwachen
Communicationsast zur Vena innorninata sinistra a b ; während ihres Verlaufes am Herzen
besitzt sie muskulöse Wände.
E s ist nicht schwer, in dem beschriebenen Gefässe die primitiven Venenstämme zu erkennen, und zwar in dem absteige~denStücke den Ductus Covieri, in dem Comniunicationsaste den uiiteren Theil der primitiven Jugularvene und in dem obersten Theile des aufsteigenden Stückes einen Rest der Cardipalvene.
Die d r i t t e Gruppe umfasst endlich die Fälle, in welchen auch links der vordere primitive Venenstamm sich als zweite (linke) obere Hohlvene erhält.
Wenn es vor Allem Mars h a l l ' s Verdienst ist, die Deutung der „doppelten oberen
Hohlvene" als einer Entwicklungshemmung klar festgestellt zu haben, so findet sicli doch schon
bei frliheren Antoren eine richtige Auffassu-rig dieser Anomalie ausgesprochen; B r e s c h e t z. B.
sagt schon in seinen ,,RechercAes sitr Ce SysfGme veineux" (pag. 2 ) : ,,cette monstrositi5 n'est
que la persistence d'un etat anterieur ou etat foetal, comparable & la conformation reguliere
d e certains animaux."
Die linke obere Hohlveiie verhält sich in der Regel wie bei den Säugethieren, welchen
constant zwei vordere Hohlvenen zukommen : sie wird durch den Zusammenfluss der Vena
sulclavia sinistra und der Vena jugiilaiis interna sinistra gebildet, steigt über die vordere
Seite des Aortenbogens nach unten, ist vor der linken Lungenwurzel in eine Duplicatur des
Pericardium eingeschlossen, gelangt zum linken Vorhofe, über dessen hintere Fläche sie sich
schräg zum Sulcus atrioventricularis begiebt und endlich in diesem Siilcus zum rechten Vorhofe, um in dessen hintere Wand unweit des Septum atriorum zu münden.
Die bis jetzt beim Menschen beobaclstr-kn Fälle von Duplicität der Vena Cava superior
siyd folgende :
1. E i n P r ä p a r a t i m St. T b o m s s - M o s p i t a l (Nr. 1178), iwelciies von N a r s h a l l
erwähnt wird I). E s ist das Herz eines Erwachsenen. Die linke obere Hohlvene ist mit
Ausnahme ihres intrapericardialen Theiles enger als die rechte und verläuft um die Basis des
Herzens zum rechten Vorhofe. „Es sind Andeutungen eines Querastes zwjschen beiden oberen
Hohlvenen vorhanden, aber seine Existenz ist nicht sicher n a c h z ~ w e i s e n . ~Die mittlere Herzvene mündet tiirect in den Vorhof. Die Branzvene scheint eng gewesen zu sein. Eine rechte
Vena azygos mündet in die rechte obere Bohlvene.
2. F a l l v o n BiJhmer u n d T h e u n e (1763)')). Eilfjähriger Knabe. Herz mit zwei
Vorhöfen und zwei Kammern. Die linke obere Hohlvene verläuft im Sulcus circularis und
mündet in den rechten Vorhof. Eine rechte und eine linke Vena azygos münden in die eptsprechende Vena cava superior.
3. F' a l l v o n H a l l e r (1768) 3). Eine Doppelmissbildung von zwei ausgetragenen
Fötus weibliclien Geschlechtes, welche in der Gegend der Brust und des Epigastrium mit einander verbundeli sind. In den vereinigten Briisthöhlen findet sich nur e i n sehr grosses Herz
mit einfachem Vorhofe und zwei Kammern, zu welchen zwei Ostia venosa führen. Jede
Kammer entsendet eine Aorta und eine Arteria pulmonalis für jeden Fötus. In den Vorliof
mündeil fünf Hohlvenen: zwei Venae cavae inferiores, eine vorn rechten Fötns stammende
und dessen Pulmonalvenen aufne2iu1ende Vena cava superior, endlich zwei dem linken Fölus
angehörende Venae cavae siipeiiores: in deren rechte eine Vena azygos dextra sich ergiesst,
Ausserdem miinden in den Vorhof noch die Pulmonalvenen des linken und eine Vena aüygos
dextra des rechten Fötus.
4. F a l l v o n M u r r ay (1784) 3. Sechzigjährige Frau. Herz sehr gross, mit zwei
V.orhöfen und zwei Kammern; das Foramen ovale geschlossen; die liiike Hohlvene verläuft
im Sulcus circiilaris und mündet in den rechten Vorhof; eine rechte Vena azygos ist allein
vorhanden.
5. F a l l v o n R i n g (1803) 9. Einjähriges Mädchen. Das Herz besitzt e i n e n Vorhof, zwei Ventrikel, im Septum ventriculorum eine Lücke.
6. Der Fall von L e m a i r e (1808) 6, ist nach M a r s h a l l zweifelhaft.
7. Fall von N i e m e y e r (1814) i). Das Herz gehört einem monströsen E'ötus an. Die
linke Hohlvene mündet in die Vena cava inferior.
2) Dieser Fall ist zuerst kurz von P h . A. B Öhm e r , Observationum anatomicarum fasciculus ; H a k e
Magdeburgicae 1752, erwähnt, später von T h e u u e , De confluxu trium cavarum i n dextro cordis atrio, 1763 (Dissert.), genauer beschriebe6 worden.
3) A l b r ech t i a b E a l l e r i Operum anatomici argiimenti minorum Tomus 111, 1768, pag. 98. Gap. XXIX.
4) Der lcönigl. Schwed. Akad. der Wivsenscheften Neue Abhandluiigen aus der Naturlehre U. 8. W.,
aus dem Scliwed. ubersetzt von A. G. Icastner, 2. Band; 1784, S. 283. B e s c h r e i b u n g e i n e r g a n z s o n d e r b a r e n Stellung u n d V e r t h e i l u n g d e r o b e r e n Blu.ader d e s v o r d e r e n H e r z o h r e s ; von A d o l p h
Murray.
5) Die Originalabhandlung in Ned. and Phys. Journal. London, vol. XIII, 1805, pag. 120, ist mir
nicht zu Gesichte gekommen. Die mitgetheilten kurzen Notizen habe ich aus G U r l l, De venarum deformitate,
pag. 10, M e c k e l , Archiv Bd. I, H. 2, 8. 231 und M a r s h a l I , a. a. 0. S. 161, entnommen.
6) Die Originalabhandlung : Bull. des Sciences NM. vol. V , 1808, P. 21, war mir nicht zugiingig.
Vergl. N a r s h a l l a. a. 0.S. 162.
7) Auch über diesen Fall kann ich nur ein fremdes Referat aiifuhren. G u r 1 t (a. n. 0. S. 10) sagt:
* N i e m e ye r foetum valde deformem perscrutans venam jugularem sinistrailr in cavam inferiorem se inserere vidit,
ita ut cavae superiores duae adessent."
Fa11 I u n d 11 v o n N e c k e 1 (1816) I ) , mit der Bemerkung : ,,zwei Fälle, wo
8-9.
die linke Schlüsselvene sich nicht mit der rechten vereinigt, sondern am unteren Umfange der
Herzgrundfläcl1e, in der kreisförmigen Furche in die rechte Vorkammer gehtL'.
10. F a l l 111 v o n Meckel (1818) 3. Neugeborenes Mädchen. Es fand sich ,,eine
Abweichung der oberen Eohlader, wobei sich die linke Schlüsselblutader nicht mit der rechten
verbindet, sondern linkerseits rtnd unten in der Kreisfurche des Herzens verlaufend, sich mit
der gfossen Kranzader in den Vorhof öffnet".
11. F a l l IV v o n Blecke1 (1820) 3). ,,Vena Cava superior, ut dici solet duplex,
rectius, in duos truncos divisa, cum subclavia s. anonyrna sinistra haud cum dextra coeat,
sed seorsim atrio dextro inseratur, sulci circularis partem inferiorem legens.<'
12. F a l l v o n B e c l a r d u n d J. C l o q u e t (1816)4). Ein Mann von 26 Jahren.
Die rechte Vena cava verläuft normal, die linke zuletzt an der hinteren Seite des Atrium
sinistrum horizontal zum Atrium dextrurn. Andere Bildungsfehler nicht vorhanden.
13. F a l l I v o n W e e s e (1818) 5). Reifer Foetus rriit Ectopia cordis. Zwei Vorhöfe ; on'enes Foramen ovale; Lücke im Septum ventriculorum ; die linke Vena Cava superior,
deren Verlauf nicht näher geschildert ist, mündet in den linken Vorhof; eine rechte Vena azygos.
14. F a l l I 1 v o n W e e s e (1818) 6). Sieben Monate alter Foetcts mit Ectopia cordis.
Vorhöfe sehr unvoIlsfändig geschieden; zwei Ventrikel. - Dieser Fall lässt einige Zweifel zu.
15. F a l l I11 voii W e e s e (1818) '). Sechs Monate alter F'oetus mit Ectopia cordis.
Das Herz breit und flach ; Foramen ovale ofFeii; Ursprung der Aorta aus beiden Ventrikeln,
der Arteria pulrnonalis aus dem rechten ; die linke obere Hohlvene verliinft im Siilcus circularis
und miiiidet in den rechten Vorhof.
16. F a l l v o n 8.C. B o c k (1822) 9). Achtmonatlicher Foetus mit Ectopia cordis.
Das Herz besitzt nur e i n Atrium mit .drei Herzohren, einen1 linken und zwei rechten ; von
der unteren Wand des Atrium erhebt sich eine niedrige Falte, welche in einen o b e r e n Schenkel als Andeut~ingdes Septum atriorum lind einen u n t e r e n gegen die Mündung der Vena
cuva inferior gerichteten zerfällt. Von den beiden Kammern ist die rechte viel grösser als die
linke; das Septum ventriculorum unvollkurriuien. Die Aorta entspringt aus der rechten Kammer, die Arteria pulnionalis aus beiden. Die linke Hohlvene ,,nin~mtim lierabsteigen die bis
tiber den Aortenbogen heraufkonimende rlzygosvene auf und senkt sich tiefer als die rechte,
links nahe an der Kreisfurche nach unten ," mündet endlich „hinter und unter dem unteren
Schenkel der erwähnten Balte." Sie: nimmt drei Herzvenen auf, aber „der der grossen HerzVene eiitsprechende Stamm fehlt hier gänzlich.('
17. F a 11 v o n H e s s e (1823) 9). Parasitische DoppeImissbildung. Dem bis auf einen
P
-
P
1) J. F r . Me ck e 1. Handbuch der ~ a t h o l .Anat. 1616, 11, 1. S. 125.
2) J. F r . M e c k e l . Archiv f. d. Pliysiol. Bd. IV, 1818, S. 479, 480.
3) J. Fr. Meck el. Tabul. Anat. Pathol. 1620. F a x - 11, Tab. X, Fig. V1 et VII.
4) Die Originalarbeit: ,,Qice de conforrnation du coeuru. Ball. de la faculte de rnedecine de Paris et
im Journal de med., chir., pharm. etc. Par
de la Societe etablie dans son sein. 1816. Nr. V. pag. 115-117,
Leroux. Tom. XXXVI. Paris. Juin 1816
stand mir nicht zu Gebote ; die obigen Angaben sind der bereits früher
angeführten Schrift von W. G r u b e r , Ueber den Sinus communis U. S. W. S. 48!, entnommen.
5) C. W e e se. De Ectopia cordis, Djss. 1818, pag. 13.
6 ) a. a. 0. S. 29.
7) a. a. 0. S. 30.
8) C e r u t t i ' s patho1.-anatom. Museum, 1822, Heft 3 , S. 31 : Bock. Beschreibung eines achtmonatlichen Fötus.
-
9)
E. H e s s e . Blonstri bicipitis descriptio anatomica. Berlini 1823.
Nabelschnurbrucli wohlgebildeten Embryo sitzt in der Brustgegeiid ein zweiter, blos aus Kopf
und Hals bestehender und mit. Hydrccephalus und Labium leporinum behafteter auf. In dem
sehr dicken Halse des Anlianges findet sich eine Höhle, die einer rudimentären Brusthöhle
sehr ähnlich sieht und mit der des Hauptkörpers zusammenhängt,. Das gemeiiisanie Pe~icardiurn
enthält das normal gebaute Herz des Hauptkörpers und das aus e i n e m Vorhofe und e i n e r
Kammer bestehende des Anhanges : die Kanimer dieses entsendet nur eirien Art>erienstamni,
in den Vorhof aber münden zwei Jugular- oder zwei obere Hohlvenen.
18. F a l l I v o n W i r t e n s o h 11 (1825) '). Doppelmissbildung männlichen Geschlechtes, vom achten Monate, niit einem Kopfe, vier oberen und vier unteren Extreniitäten ; die
einfache Brusthöhle enthält drei Lungen, welche von zwei Pleurasäcken umschlossen werden
und e i n Herz init einfacher Vorhofshöhle iind e i n e r liammer ; das Septum atriorum ist nur
durch einen sehnigen Ring angedeutet; irr1 Ventrikel findet sich nur e i n Ostium venosuni,
das Ostium arteriae pulmonalis ist verengt. Die Venen der oberen Theile des accessorischen
Körpers ergiessen sich in die rechte Vena subclavia. Die rechte Hälfte des Vorhofes nimmt
die Vena Cava superior dextra und Vena Cava inferior (beide dem grösseren Körper angehörend)
auf; in die linke Hälfte münden ausser fünf P~ilrnonalvenen eine ebenfalls dem griisseren
Körper zukomniende Vena cava superior sinistra, welche sich in die obere Wand einsenkt,
ferner eine Vena Cava inferior des accessorischen Körpers uiid eine von einer zweiten Leber
kommende Vene.
Eine rechte Vena azygos mündet i n die Vena Cava superior dextra.
19. Fall I1 v On W i r t e n S O h n (1823) '). Doppeimissbildung männlichen Geschlechtes,
vom achten Monate ; die Körper nur an der vorderen Bauchwand mit einander verwachsen ; die
Brnstkürbe sind vollständig von einander getrennt; der grössere Foetus besitzt ein Herz mit zwei
Vorhiifen und zwei Kammern ; das Septum atriorum ist unvollständig; die linkeHohlvene verläuft im Sulcus circnlaris und niündet in der Nähe des Septum oberhalb der Vena cava inferior
in den rechten Vorhof; die Vena cava superior dextra nimmt eine rechte Vena azygos auf.
20. D e r F a l l v o n H e s s e l b a c h (1825) 3 betrifft das Herz eines Erwachsenen 3).
21. D e r F a l l v o n W e h r d e (1826)*) bezieht sich auf eirien nlonströsen Foetus5).
22. F a l l v o n G. M a r t i n (1826) '). ,,llh Monate altes Kind. Anomalie der Lage
des Herzens und der grossen Arterienstämme. Verkehrte Lage des Nagens und Mangel der
Milz. Herz mit eineni Atrium und zwei Ventrikeln. Unmittelbare Einmündung des Stammes
der Venae hepatice in das Herz. Jede Vena cava superior mit Aufnahme einer Vena azygos etc."
23. F a l l I v o n B r e s c h e t (1826)
Einmonatliches Kind männlichen Geschlechtes
init Ectopia cordis. Sehr unvollkommen geschiedene Vorhöfe ; einfacher Ventrilrel mit e i n eiii
Ostium venosum und e i n e m Ostiuni arteriosum für die Aorta; Atresie der Arteria pulmonalis ;
Ductus Botalli weit; die linke obere Hohlvene mündet in den linken Vorhof, der auch noch
eine zweite von der Leber kommende Vena Cava inferior empfängt. Eine rechte Vena azygos
mündet in die rechte Vena subclavia.
-
I) J. W i r t e n s o h n. Duorum monstrorum dupliciuin humanorum descriptio anatomica. Diss. Berol. 1825.
2) A. C. H e s s e l b a c h . Beschreibung der pathol. Präparate zu Wurzburg. 1825, pag. 229
stand
mir nicht zu Gebote.
3) Vergl. N a r s h e l l a. a 0. S. 160.
4) W e h r de. Dissertatio anatomica de monstro rariore humano. Halae 1826 - ist mir ebenfalls
unbekannt geblieben.
5) Vergl. N a r s h a l l a. a. 0. S. 160.
6) Da die Originalabhandlung, in Bull. de la sec. anat. de Paris ann. 1. 1826. 2. edit. Paris 1848,
pag. 39-43 - mir nicht zu Gebote stand, habe ich die Angaben G r u b e r (a. a. 0. S. 46) entnommen.
7) G. B r e s c h e t . Memoire sur 1'Ectopie d u Coeur, i n : Repertoire g6n6rale #Anatomie et de Physiogie pathologiques etc. Paris 1826. Tom. 11. pag. 1-40.
-
24. B a l l II v o n B r c s c h e t (1826) I). Sechs Wochen alter Knabe mit Ectopia cordis.
E i n Vorhof; e i n Ventrikel mit Aorta und Arteria'pulm~nalis; zwei Venae cavne superiores,
i n deren jede. eine Vena azygos mündet; zwei Veme cavae inferiores. Zwischen beiden oberen
Hohlvenen ein C o m n i u n i c a t i o n s a s t .
25. F a l l I11 v o n B r e s c h e t (1826) '). Ne~igeborenesmit ~Ectopiacordis behaftetes
Kind, welches 36 Stunden gelebt h a t ; zwei Vorhöfe, zwei Ventrikel, Seyt~iruveiitriculorum
perforirt ; die Arteria pulnionalis entspringt uiis der rechte11 Kammer, die Aorta ans beiden.
Die linke Vena Cava siiperior mündet iii den liiilieii Vorhof; eine rechte Vena azyg-.
26. B a l l I V v o n B r e s c h e t (1827) '). Herz eines Erwachsenen. Die linke obere
Hohlvene verläuft im Sulcus circularis und mündet in 'den rechten Vorhof.
27. F a l l voii B a r k o w (1828) 9). Doppelmissbildurig männlichen GeschIechtes mit
zwei Herzen, von denen das kleiiiere nur als Rudiment vorhanden ist; das grijssere bestellt
aus zwei Vorhöfen, die nur d~ircheine starke Trabekel von einander getrennt werden,
zwei Ventrikeln mit unvollständigem Septum ventriculorum. Es ernpfgngt von einem Monstrum
zwei Veciae cavae superiores, von deneri die rechte in den rechten, die linke in den linken
Vorhof mündet.
28 und 29. Z w e i F ä l l e v o n O t t o (1830) 9). Beide betreffen Missgeburten. Die
linke obere Hohlvene verliiuft im Sulcus circularis und mündet in den rechten Vorhof.
30. F a l l 111 v o n O t t o (1830) 5, - ohne nähere Angaben.
31. F a l l v o n H o u s toll (1831) 9 , einen Erwachsenen betreffend,
32. F a l l v o n S e r r e s (1830), über den es heisst '): ,,Dans un cas semblabIeG (d. h.
von zwei oberen Hohlvenen) „observe recemment i3 I'amphitheatre des hopitaux snr un Liomme
d e 63 ans, la veine insolite s'abouchait en arrikre et en bas de l'oreillette d r ~ i t e . ~
33. F a l l v o n March e s s a ux (1837) '). Eiire Frau von 72 Jahren. Vollständige
Transposition der Organe der Brust- und Bauchhöhle. Die Spitze des Herzens befindet sich
im funften rechten Intercostalraume. Die beiden Venae subclaviae vereinigen sich nicht zur
Vena cava superior, sondern verlaufen parallel zwischen den beiden Lungen, durchbohren
getrennt das fibröse Blatt des Pericardium und münden einzeln i n den hinteren oberen Theil
des rechten (jetzt linken) Vorhofes; eine Art Sporn (eperon) scheidet sie im Vorhofe; ihr
Umfang ist geringer als der einer einzigen Vena Cava siiperior. Die Vena azygos verläuft
auf der linken Seite der IVirbeIsaule.
34. B a l l v o n S h a r p e y (1844) 9 ) . Herz eines Erwachsenen mit zwei Vorhüfen
und zwei Kammern; die linke obere Hohlvene verläuft im Suleus circularis und mündet in
den rechten Vorhof; zwischen beiden oberen Hol~lvenenfindet sich ein Q u e r a s t . Eine rechte
und eine linke Vena azygos.
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I)S. Seite 48. Note 7.
2) G. B r e s ch e t. Recherches anatomjques etc. siir le ~ y s t d m eveinenx, $827, pog. 2.
3) J. C. L. B a r k o W. Monstra animalium duplicia. Leipzig 182.8.
4) W. 0 t t o. Seltene Beobachtungen, 1830, Heft 11, S. 69.
5 ) W. 0 t t o . Lehrbuch der pathologischen Anatomie, 1830, S. 344.
6 ) H o u s t o n . Catalogue of the Museum of the College of Surgeons, Dublin (vol. I, p. 58, B. b. 92).
A n n a 1e s d e s S c i e n c e s n a t U r e 11e s , Tom. XXI. Paris 1830 : Anatomie transcendante. Quatrieme
Loi de symetrie et de conjogaisou dii systhme sanguin; Par M. S e r r e s , p. 24.
8) A r c h i v e s g & ne r a l e s d e m & dec i n e. 111. Serie, Tome I. Revue gbnbrale, P. 346 : Transposition
c o m ~ l e t edes Organes etc., Observation communiquSe par M. L. M a r s c h e ss aux.
9) M a r s h e l l a. a. 0. S. 160 u. 161. Das Praparat befindet sich im anatomischen Museum des Univ e r s i t ~College, London, und ist abgebildet i n R. Q u a i n ' s Werk : The anatomy of the arteries 0f the human
b o d ~ . London 1844 (pl. 58, figs. 9, 10, pp. 371, 432), welches mir aber nicht zu Gebote stand.
'7)
memoire.
7
35. F a l l v o n H e r b e r g (3845) '). Der Autor erwähnt nur kurz eines im Berliner anatomischen Museum befindlichen Präparates, .an dem die beiden Venae anonymae
nicht in eine gemeinschaftliche TTena Cava siiperior" übergehen, sondern ihren Weg von einander getrennt in das rechte Atrium ziirücklegen. Die rechte närnlicli geht als Vena vnva
superior an der gewöhnlichen Stelle in das Atrium; die linke dagegen geht senkrecht auf der
linken Seite des Herzens herab und läuft hinter der Spitze desselben nach rechts herüber, um
mit der Veiia Cava inferior getneinschaftlich in das genannte Atriuni einzumündeu.
36. F a l l I v o n G r u b e r (1846) 9). Ein ungefähr acht Tage altes, wohlgebildetes
Kiiid weiblichen Geschlechtes. Die Vorhöfe coinmuniciren durch eine einfache Oeffnung.
Der Arcns aortae krümmt sich über den rechten Luftrölirenast zur rechten Seite der Brustwirbelsäule. Die ;8eria anonyina sinistra" verläuft (als zweite Hohlvene) syinmetriscli zur
rechten, schief nach unten und innen längs des Ductus arteriosus Botalli zum linken Vorhofe,
nachdem sie früher über dein linken Luftröhrenaste eine der qena heniiazygos entsprechende
Vene aitfgeuommen hat.
37. F a l l I von M a r s h a l l (1849) 3). Ein seclisundfunf~igjährigerMann. Die rechte
obere Hohlvene ist kleiner als gewöhnlicli; die linke verläuft vor der Wurzel der liuken Lunge
zur Seite des linken Vorljofes, biegt sich unterhalb der unteren Lurigenvene nach hinten und
verläuft zuletzt im Sulcus atrioventriciilaris zum rechten Vorhofe; zwischen ihr und der rechten
befindet sich gleich unterhalb des Z~isammenflnssesder Vena jugularis und der Vena subclavia
ein Q u e r a s t. Aiisser der rechten Vena azygos ist noch eine kleinere linke vorhanden, welche
in die Vena Cava superior sinistra miindet. Letztere nimmt während ihres Verlaufes am Herzen
die Kranzvene, welche hier mehr längs des linken Ventrikelrandes als im Sulcus longitudinalis
verläuft, eine Vena cardiaca posterior und eine media auf.
38. F a l l 11 v o n M a r s h a l l (1849) 4). Vierjähriges Kind. Die Vorhöfe sind vollständig von einander geschieden ; im Septum ventriculorurn findet sich eine Lücke. Die linke
obere Hohlvene verläuft zuletzt im Sulcus circularis und mündet in den rechten Vorhof.
.
39. F a l l von C h a s s a i g n a c (1852) 5 ) . ,,Präparat von C r u v e i l h i e r demonstrirt.
Die Vena Cava superior dextra miiudet auf gewöhnliche Weise; die Vena Cava superior sinistra
aber steigt vor dem unteren Theile des Aortenbogens abwärts, biegt sich dann plötzlich rechtwinklig um, um hinter dem Atriuni sinistriim horizontal nach rechts zu laufen und in den
unteren und hinteren Theil des Atiiiim dextruin einzumünden."
40. F a l l v o n V a l l e i x (1852) G). ,,Männliches acht Tage altes Kiod. Ausser einer
doppelten Hasenscharte äusseriich keine Deformität. Unregelmässige Transpositioii der Organe
von rechts nach links. Herz mit Mangel des Septum atriorum und unvollständigern Septum
ventriculorum, daher mit einem zwei Auriciilae besitzenden Atrium comrnune und zwei mit
einander cotnmnnicirenden Ventrikeln. Rudimentärer und mit dem Atrium nicht unmittelbar
commiinicirender Ventriculus pulmonalis. Mangel der Milz."
41. F a l l v o n B u h l (1854) 7). Ein vierzehnjähriges Mädchen, von Geburt an mit
1) H e r b e r g . Ueber die Ein- und Austrittspuncte der Blutgefasse an der Schädeloberfläche und über
deren Einfluss auf diese Gefasse. Journal der Chirurgie und Augenheilkunde von Ph. F. V. Walter U. F. A. V.
Amrnon. Bd. XXXIV, N. F. Bd. IV. Berlin 1645.
2) Vierteljahsschrift für die ~ractischeHeilkunde. Prag 1846. Bd. 9 S. 79.
3) J. M a r s h a l l a. a. 0. S. 162.
4) a. a. 0. S. 164.
5) Cr u v e i 1h i e r . Traite d'anat. descr. 3. edit. Tom. 111. 1652, p. 19 nach W. G r u b e r (8. a. 0.S. 52).
6) Nach W. Gr U b e r (a. a. 0. S. 46) im Bull. de la soc. anat. de Paris. enn. 9. 1834. 2. edit.
Paris 1652, pag. 264.
7) B U h 1. Communication der linken Herzkammer mit dem rechten Vorhofe, in : H e n l e und P f e i f e r ' s Zeitschrift fur rationelle Medicin. Neue Folge. Bd. V. 1854.
Kenz ,stellt gleichsam die Perm eines Achters vor. welcher horizontal,
Cyannse behaftet.
quer in der Brusthöhle, resp. dem Herzbeutel gelagert ist." Das Foramen ovale geschlossen.
Die obere Partie des Septum rentriculorum ist in ein dichtes, sehniges, stellweise sehr verdünntes Gewehr: umgewandelt und mit einer 1 'I4cm langen, l l / c c m breiten, von einem kilorpelartigen Ringwulste umgebenen Oefbiing , welche aus der linken Herzkqmmer in den rechten
Vorhof führt, versehen. Die Oeff'nuug ist die Folge eines entzündlichen Prozesses, der in dem
oberen Theile des Septum stattgefunden hat.
,Ansserdem findet sich noch die Anomalie, dass auch eine lirikseitige obere Hohlvene
von oben Iierab gegen den linken Vorhof zu verläuft, sich an dessen Basis um ihn herum nach
rackwärts biegt und von hinten und links her in den rechten Vorliof mdndet."
42. F a l l v o n V r o l i k (1858) ') Paracephalus sireniformis : eine formlose Masse mit
einer Andeutung von Gesicht. Bauch- und Brustl~öl~le
bilden einen gemeinsamen von einer
serösen Haut ausgekleideten Raum. Das Herz besitzt e i n e Kammer, e i n e n Vorhof und e i n
O h r ; in den Vorhof eigiessen sich die nicht zu einer Vena cava siiperior vereinigten .Jugularvenen und eine Vena pulmonaiis; aus dem Ventrikel entspringt ein einfacher Arterienstainm.
43. F a l l I1 vor1 G r n b e r (1859) '). Ein neugeborenes weibliches Kind. Das Herz
hat zwei Vorhöfe und zwei Ventrikel ; Sulcus longitiidinalis anterior fehlt ; Foramen ovale
offen. Septum ventriculorum blos rudimentgr vorhanden; Ostiurn venosum einistrum und
Valvula rriitralis fehlen. Die Aorta existirt nur in ihrem aufsteigenden Theile und spaltet sich
in die beiden Carotiden ; der Arcus wird voii der Arteria pulmonalis, welche aiisser den Lungenästen zwei Arteriae siibclaviae abgiebt und bich als Aorta descendens fi)rtselzt, gebildet. Die
linke obere Hohlvene verläuft zuletzt im Sulc~isatrioventricularis der hinteren Herzfläche und
öffnet sich in den rechten Vorhof. Eine rechte und eine linke Vena azygos münden in die
entsprechende Vena Cava siiperior.
44. F a l l v o n H a l b e r s t m a (1862)3) Sechs Monate altes Mädchen. Das Herz
flach, ohne eigentliche Spitze; zwei Vorhöfe lind zwei Kammern; Foramen ovale offen; Lücke
im Septum ventriculorum ; Ursprung der Aorta aus der rechten Kammer ; Atresie der Arteria
pulmonalis; der Ductus Botalli Iäest noch eine Sonde von 1mm Dicke hind~irch; zwei obere
Hohlvenen, von denen die linke vor dem Arcus nortae und der linken Lungenwurzel, zuletzt
im Sulcus atrioventricularis verläuft, um in den rechten Vorhof einzumünden. „Sie nimmt
gleichsam die Stelle der Vena coronaria magna ein. Die Ztveige, welche die letztere zusammensetzen sollten, münden in diese Vena cava snperior."
45. F a l l v o n H e p p n e r (1863) 4). Ein weiblicher ungefähr sieben Monate alter
hemicephalischer Foetus. Abnorme Lage und Befestigung des Darmkanales in Folge einer
aus dern dritten oder vierten Monate stammenden Bildungshemmung des Nesenterium. Ueberrest der Gekrösnabelgefässe in Form eines dünnen Stranges, der sich von der Spitze des
Wurmfortsatzes zum Nabel erstreckt. Eine rechte und eine linke obere Hohlvene, welche
I) Verhandelingen van het Genootschap ter Bevordering der Genees - en Heelkunde te Amsterdam.
11. Decl. I. Stuk. 1858. Ich hebe die Angaben aus den Jahrbuchern für i n - und ausländische Xedicin von
Schmidt (Bd. 100. S. 167) geschdpft, da mir die Originalabhandlung nicht z t ~Gebote gestanden hat.
2) G r u b er. Missbildungen. I. Sammlung, in : ?dem. de 1'Acad. Imp. des Sciences de S t Petersbourg.
VII. Ser. Tom. 11. Kr. 2. Besonderer Abdruck. St. Petersburg, Riga, Leipzig 1859. 4. -4rt. IV. pag. 21 - 25.
Tab. 111. Pig. 1.
3) H a l b e r t s m a . De Afwiyking van het Tusschenschot der kammers en der ~ r i m i t i v eaörta naar
links, met hare gevolgen, 1862; spater deutsch in1 Archiv für die holländischen Beiträge zur hTatur- u. Heilkunde.
Bd. 111. Heft 4. S. 387.
4) C. L. H e p p n er. Ein Fall von Bildungshemmung des Mesenterium und Rudiment der Vasa om~halo-mesenterica. St. Petersburger medic. Zeitschrift. Bd. IV. 1863. S. 297.
7
letztere mit ihrer unteren Portion im 'Sulcus atriorentricularis zum rechten Vorhofe verläuft.
Zwischen beideii Venen findet sich ein schwacher C om m u n i c a t i o n s a s t. Eine rechte Vena
azygos ; von einer linken ist Nichts angegeben.
46. F a l l 111 v o n G r u b e r (1863) '). Weiblicher Embryo vom fünften Monate.
Hygromata cystica congenita occipitis , cervicis et thoracis. D i e r e c h t e o b e r e H Oh l v e n e
hat denselben VerIauf wie die Vena Cava superior, nimmt über der rechten Lungenwurzel die
V e n a a z y g o s auf, bcsitzt eine Länge von 6 Linien und einen Durchmesser von 1'1% Linien;
d i e l i n k e steigt vor dem Arcus aortae und der linken Lungenwurzel zum linken Vorhofe
herab und n~üiidet, nachdem sie den hinteren Theil des Sulcus atrioventricularis durchsetzt
hat, links und unten von dem Ostiunl der Vena Cava inferior in den rechten Vorhof ein. Etwa
1 Linie unterhalb der Einmündung der Vena siibclaria sind beide Hohlvenen durch eirien
t r a n s v e r s a l e n C o m r n u n i c a t i o n s a s t verbunden; noch 3;4 Linie tiefer nimmt die linke
Hohlverie die Vena intercostalis superior auf, uud endlich während ihres Verlaufes im Sulcus
artrioventricularis die Ven:ie coronaria nlagria, posterior ventriculi sinistri und media cordis.
„Der obere Theil der intiapericardialen Portion hängt in und an einer zwischen den Arteriae
pulmonales und dem Atrium cinistriim ausgespannten Duplicatur des serösen Blattes des Pericardiiim, d. i. =in iind an dem Ligamentum venae cavae superioris sinistrae." Die Länge
der linke11 oberen Holilvene betragt 11 Linien, die Dicke 1 bis 19/3 Linien. Die übrigen
Organe verhalten sich normal.
47. F a l l I V von G r u b e r (1863) 3. Xeugeborenes, wohlgebildetes Kind männlichen
Geschlechtes. Die r e c h t e o b e r e H o h l v e n e setzt sich aus den normal entwickelten Venae
iiinominatae zusamirien, verläuft wie die Vena Cava superior normaler Fälle und nimmt vor
ihren1 Eintritte in das Pericardium die Vena azygos auf ; sie besitzt eine Länge von 8 und
einen Durclimesser von 3 Linien. D i e l i n k e , I~edeutend schwächere obere Hohlvene steigt
vor dem Arcus aortae zum Pericardium, daranf, in eine Duplicatur desselben, ,,Ligamentum
venae cavae superioris siiiistrae" eingeschlossen, vor den linken Lungengefässen zum linken
Vorhofe, an dessen linken Umfange zum Sulcns atrioventricularis und zuletzt in diesem letzteren bis,zur Einmündung in den rechten Vorhof; in ihre obere Portion öffnet sich die Vena
intercostalis soyerior siriistra, in ihre untere transversale die Vena coronaria magna, zwei
Venae posteriores ventriciili sinistri und die Vena media cordis. Ihre Länge beträgt 2 Zoll,
ihr Durchmesser 3/4 bis 2 Linien.
48. F a l l V v o n G r ~ b e r ( 1 8 6 3 ) ~ ) .Mann von 25 bis30Jahren. D i e r e c h t e o b e r e
H o h l v e n e hat einen normalen Verlauf, eine Länge von 3:'/4 bis 4 Zoll lind einen Durchmesser
von 4 bis 5 ' / 2 Linien; d i e l i n k e steigt vor dem Arcus aortae zum Pericardiuni herab, durchbohrt das fibröse Blatt desselben, läuft, in eine Duplicatur des serösen Blattes eingeschlossen,
zum Atrium siiiistriim und a a dessen linker, hinterer Seite zum
vor der linken Lu~igeni~urzel
Sulcus atrioventricularis, jn welchem sie zum rechten Vorhofe zieht. Sie nimmt ausser anderen
Besten 2 bis 3 Linien oberhalb des Herzbeutels eine V e n a a z y g o s ( s i n i s t r a ) und an ihrer
transversalen Portion vier Herzvenen, die Venae coronaria magna, posterior ventriculi sinistri,
posterior ventriculi siiiistri accessoria und media cordis auf. Ihre Länge beträgt 5 Zoll 10
Linien, die Dicke im extrapericardialen Theile 4 bis 5 Linien, im intrapericardialen anfangs
5 bis 6 , im Sulcizs atrioventriciilaris 11, und ganz am Ende 14 Linien. Die V e n a a z y g o s
( s i n i s tr a ) empfängt ausser den Intercostalvenen der linken Seite die V e n a hem i a z y gos
( d e x t r a ) , welche sich aus den Venae intei.costales clextrae III-VIII znsammensetzt, und die
Venae intercostales IX-XI.
Die übrigen Organe verhalten sich normal.
49. D e r v o n m i r i n Cap. I b e s c h r i e b e n e F a l l .
1) W. G r u b e r a. a. 0.S. 54.
2) a. a. 0. S. 56.
3) a. a. 0. S. 58.
Wme selion bei der Darstellung der Entwicklung des Venensystems darauf hingewiesen
worden -ist, dass das Vorkommen einer doppelten oberen Hohlvene beim Xenschen in der
paarigen Existenz der
vorderen Venenstämme sein Analogon findet und demgemäss
als eine ~n~wicklun@;shemmung
zu betrachten ist, so liefert der Umstand, dass in einer grossen
Anzahl der oben beschriebenen Fälle auch anderweitige Anomalieen, die auf eine Störung der
normalen EntwickIu~gdes Fötus oder einzeIner Organe zurückzufuhren sind ; vorkommen,
einen weiteren BeIeg für die Richtigkeit jener Ansicht.
Unter dreiundvierzig Fällen ist neunzehnmal der ganze Körper mehr oder weniger missbildet, vierzehn von ihnen beziehen sich auf e i n f a c h gebildete Fötus und Neugeborene, fünf
auf D o p p e l m o n s t r a . Von ersteren tritt bei sieben .Ectopia cordis I ) , bei je einem Heniicephalie 3, Labium Ieporinum ') und Paracephalus sireniformis ") auf, von vier fehlt die geuauere
Besclxreibung ') ; von den Doppelmissbildungen gehören vier zu den vollständigen ') , eine zu
den unvollständigen 9. Bezüglich des A l t e r s ist zu bemerken, dass von den Fällen mit
normal entwickeltem Körper sich einer auf einen Embryo aus dem fünften Monate '), fünf auf
Neugeborene '), drei auf das Kindesalter von einem Monate bis zu eiuem Jahre I*) und drei
auf das von vier bis vierzehn Jahren beziehen I').
Wenn man sechs Fälle, an welchen keine
Angaben in Bezug auf Körperbau und Alter vorliegen, und e i n e n , der überhaupt Zweifel
zulässt I " ) , nicht mitrechnet, so ist die Duplicität der oberen Hohlvene eilfmal, also etwa zu
einem Viertel bei Erwachsenen beobachtet worden13). Ueber das Geschlecht des Individuums
finden sich in der Mehrzahl der Fälle keine Notizen, so dass Inan über das häufigere Vorkommen bei dem einen oder dem anderen, trotzdem dass dreizehn Fälle als dem männlichen,
eilf als dem weiblichen angehörend verzeichnet sind, keinen Schluss ziehen kann. Unter den
inneren Organen ist a m häufigsten das H e r z einer näheren Untersuchung unterzogen worden.
In zehn Fällen fehlte das S e p t u m a t r i o r u m gänzlich ' 3 , unter sechsundzwanzig Fällen, bei
welchen von zwei Vorhöfen die Rede ist, war das Septum zehnmal unvollständig gebildet 15)
und in zwei Fällen ist ein solches, obgleich es nicht ausdrücklich bemerkt ist, der Wahrscheinlichkeit nach anzunehrnentG), in vierzehn Fällen ist die Vollständigkeit des Septum atrioFall 13, 14, 15, 16, 23, 24, 25.
Fall 45.
Fall 40.
Fall 42.
Fall 7 , 21, 29, 29.
Fall 3 , 18. 19, 27.
Fall 17.
Fall 46.
Fall 10, 36, 43, 47, 49.
Fall 5, 22, 24.
Fall 2, 38, 41.
Fall 6.
Fall 1 , 4, 12, 20, 2.6, 31, 32, 33, 34, 37, 48.
Fall 3 , 5 , 16, 17, 18, 22, 24, 40, 42, 49.
Fall 13, 14, 15, 19, 23, 27, 36, 43, 44, 46.
Fall 25, 47.
rum constalirt oder d d zu vermuthen
I ) , während in den übrigen dreizehn hierüber gar keine
Angaben vorliegen. Auch von den H e r z k a m m e r n fehlt sehr häufig eine genauere Beschreibung, doch wird sechsmal ein vollständiger illangel des Septuni angeführt 9 ; unter dreiundawaneig Fällen nait doppelter Kanimer findet sich zehnmal eine Lücke im Septum 3), vierzehnmal
Mt eine solche mit Sicherheit oder doch mit der grössten tTahrscheinlichkeit auszuschliessen 4,
und viermal bleibt die Sache unentschieden 5 ) . In dem Buhl'schen Falle
fand als Folge
einer vorangegangenen Entzündung eine Communication der linken Kammer mit dem rechten
Vorhofe statt. Die übrigen vierzehn aber bieten gar keine Anhaltspuacte zur Gewinnung eines
Urtheiles über der1 Grad der AusbiIdung oder überhaupt über das Vorhandensein eines Septum
ven triculoruni.
Wiederholt kommen gleichzeitig Anomalieen anderer Organe vor. Da das Verhalten
der letzteren jedoch sehr oft von den betreffenden Autoren unberücksichtigt geblieben ist und
ich selbst in vielen Fällen, namentlich denen. welche bereits äusserlkhe Deformitäten aufwiesen. etwa vorhandene Abweichungen der inneren Theile nicht erwahnt habe, so will ich mich
auf die allgemeine Bemerkung beschränken, dass solche Missbildungen zn einem grossen Tkeile
ebenfalls auf eine Hemmung der Entwicklung zurückzuführen sind.
Von höchstem Interesse wäre es gewesen, näheren Aufschluss über die Anordnilng der
V e n a az y go e zu gewinnen, doch fehlen leider auch hierüber häufig Mittheilungen ; dreizehnmal
wird eine rechte Vena azygos '), sechsmal eine rechte und eine linke, welche beide in die
obere Hohlvene ihrer Seite münden '), und dreimal eine linke Vena azygos, die sich in die
linke obere Hohlvene ergiesst 9), erwähnt. In siebenundzwanzig Edlen bleibt die Anordniing
unerörtert. Eine q u e r e An a s t omose zwisclien den beiden oberen Venenstämmen ist nur in
fünf Fällen hervorgehoben 1°).
Die linke obere Hohlvene schlägt mit wenigen Ausnahmen den
früher beschriebenen Verlauf ein, wobei sich namentlich in Bezug auf ihr Endstiick ergiebt,
dass dieses iinter siebenundzwanzig Fällen nur zweimal nicht im Sulcus atrioventricularis seine
Lage hat, indem es sich einmal an der oberen Wand (Fall 38) und einmal (in dem von inir
beschriebenen Falle) zwischen der Wurzel des linken Herzdires und den linken Pulmonalvenen
an der Seitenwand in den linken Vorhof einsenkte. In diesen] Falle ist jedoch nicht zu verkennen, dass eine Andeutung des transversalen Verlaufes durch die letzte Krümmung der Vene
vor ihrer Einmündung in den Vorhof gegeben ist; als eine Folge des beschriebenen Verlaufes
ergiessen sich die Herzvenen nnn~ittelbarin den Vorhof. Unter dreissig Fällen, in welchen
zwei Vorhöfe vorhanden waren, mündet die linke Hohlvene sechsundzwanzigmal in den rechten
1) Fall 1, 2 , 4, 12, 20, 26, 31, 32, 33, 34, 37, 38, 41, 48.
Fall 17, 18, 23, 24, 42, 49.
2)
3)
4)
5)
6)
7)
8)
9)
10)
Fall 5, 13, 15, 16, 25, 27, 33, 40, 43, 44.
Fall 1, 2, 4 , 12, 20, 26, 31, 32, 33, 34, 36, 37, 47, 48.
Fall 3 , 14, 19, 22.
Fall 41.
Fall I,3 , 4, 12, 13, 18, 19, 23, 25, 33, 45, k6, 47.
Fall 2 , 22, 24, 34, 37, 43.
Fall 16, 36, 48.
Fall 24, 34, 37, 45, 46.
und nur viermal jn den linken Vorhof I). Von einzelnen F'ä~len verdienen noch besonders
die diirch N i e m e y e r 3 und durch H e r b e r g ") mitgetheilten, in denen die Vena cava superior
sinistra vor iilrer Einmündung in den Vorhof sich mit der Vena Cava inferior vereinigt, hervorgehoben zu werden. Ich halte dieses fur eine Hemmungsbildui~gaus dem Stadium der
embryonalen Entwicklung, auf welchem die grossen Körpervenen noch gemeinsam in den Vorhof
münden, die rechte obere Hohlvene sich aber bereits von den anderen noch verbundenen abgesondert hat. Bei manchen Thieren ist diese Art der Einmündung ganz constant, wie bei den
Mar sopialia und Monotremata 3.
Den oben angeführten 49 Fällen lässt sich noch ein weiterer von rudimentärer Vena
Cava superior sinistra, den W. G r u b e r 1
' an einem 30-jährigen Nanne beobachtet hat, anreihen.
Die Vena Cava superior sinistra erscheint als ein 4 Zoll langer Communicationsast
zwischen der Vena intercostalis superior sinistra und dem ,,Siniis communis venarum
cardiacariim." Er steigt. vor und links von dem Ligamentum arteriosuni zum Herzbeutel herab, dann zwischen den beiden Blättern des .Ligamentum venae cavae superioris sinistrae primitivae" zum Atrium sinistrum und, an Durchmesser zunehmend,
zum linken Ende des Sinus communis venarum cardiacarum, in dessen oberen Umfang er einmündet. Seine Dicke nimmt von ' k Linie (unter der Einmündung in die
Vena intercostalis superior sinistra) bis l ' k Linien (über der Einmandung in den
Sinus communis) zu. Der Durchmesser des Sinus beträgt an seinem linken Ende 3'12-4
Linien, vnr dem Eintritte in's Atrium 6-7 Linien. - Die liuke obere primitive Hohlvene ist hier somit in : 1) dem Endstücke der Vena intercostalis superior sinistra,
2) dem Communicationsaste zwischen jenem und dem Sinus communis und 3) dem
Sinus communis selbst enthalten. Das Herz und die übrigen Gefisse verhalten sich
normal.
Dieser Fall hat grosse Aehnlichkeit mit dem unter Nr. 47 beschriebenen, nur dass
dort die linke Hohlvene als Communicationsast zwischen dem Sinus coronarius-und der Vena
innominata sinistra erscheint, und bildet gleichsam den Uebergang von dem normalen Verhalten, bei welchem der mittlere Theil des linken oberen primitiven Venenstammes nur als
schwache Spur eines fibrösen Fadens zu erkennen ist, zu jenen), bei dem der mittlere Theil
der primitiven Vene vollkommen durchgängig geblieben ist und zusammen mit der oberhalb
und unterhalb befindlichen Portion eine zweite Vena Cava superior darstellt. Nimmt man noch
jene andere, von W. G r u b e r einmal beobachtete Varietät hinzu, in welcher die mittlere
obliterirte Portion als „wirkliches, plattrundliches Ligament" erhalten war, so wäre letzteres
als eine fernere Nittelstufe in der Reihe der Veränderungen, welche der primitive obere
Venenstamm der linken Seite erleidet, zu betrachten, und die ganze Reihe liesse sich folgendermassen characterisiren :
1) Fall 1 3 , 23, 25, 27.
2) Fall 7 .
3) Fa11 35.
4 ) M a r s h a l l , a. a. 0. S. 150.
5 ) W. Grub er. Rodimenfäre Vena cava snperior sinistra bei einem Erwachsenen.
Arch. f. pathol. Anat. und Physiol. etc. Bd. XXXII Heft I. 1865. S. 114.
V i r ch o w 's
1) Offenbleiben des ganzen linken oberen primitiven Venenstammes als V e n a Cava
s u p e r i o r siai.stra,
bedeutende
Verengerung seines mittleren Tl-ieiles zu einem scliwachen Co m m u iii Ca 2)
t i o n s a s t e zwischen Sinus coronarius und Vena intercostalis soperior sinistra (resp.
Vena innominata sinistra),
3) Einschrumpfung des mittlereu Theiles zu einem L i g a m e n t ,
4 ) Verkümmerung desselben zu einem in eine Pericardialfalte eiiigeschlossenen F a d e n ,
wie solches beim Menschen die Norm bildet.
Endlich führe ich als einen Beleg für die Bildungsgeschichte der oberen Veneristämme
einen Fall von Situs inversus der Vena cava superior, den Halbertsma ') beschrieben hat, an.
E s handelt sich hier um das Herz eines Erwachsenen. ,,Die obere Hohlvene entsteht ans einer
Vena anonyma dextra, die quer vor der Aorta weg nach links verläuft, und ans einer Anonyma sinistra, die vor der Carotis sinistra hinabsteigt. Beide Anonymae vereinigen sich vor
dem Arcus aortae zur Vena cava superior, die von oben nach unten und nach links verläuft,
indem sie vor die Arteria pulmonalis zu liegen kommt, und weiterhin auf den linken Vorhof.
Am Bulcus atrioventricularia angekommen, ändert sie ihre Richtung einigermassen ; sie wendet
sich auf die Hinterfläche des Herzens und mündet unterhalb und nach links von der Cava inferior in den rechten Vorhof." „Die meisten Herzvenen öffnen sich in jenes in der Atrioventricularfurche gelegene Stück der Cava superior." - H a l b e r t s m a erklärt die Entstellung
dieser Abnormität dadurch, dass die quere Anastomose zwischen den primitiven Jugularvenen
hier nicht, wie es sonst zu geschehen pflegt, aus der horizontalen Lage in die Richtung von
links und oben nach rechts und unten übergegangen sei, sondern im Gegentlieil die Richtung
von rechts und oben nach links und unten angenommen h a b e , lind dass unterhalb der Auastomose nicht der linke, sondern der rechte primitive Venenstamrn obliterirt sei. Die Anastomose selbst wäre nun statt zu einer Vena anonyma sinistra zu einer Vena anonyma dextra
geworden und statt einer Vena Cava siiperior dextra hätte sich eine Vena Cava snperior
sinistra gebildet. Diese Erklärung ist ebenso einfach als treffend. In Uebereinstiminung
hiermit findet sich auch eine l i n k e Vena azygos, die sehr stark ausgebildet ist, zur Seite der
Aorta nach oben läuft, um den Bronblius und die Venae piilmonales der linken Seite sich herumschlägt und 4Cm unterhalb der beiden Venae anonymae in die obere Hohlvene mündet,
vor. Das Verhalten der rechten Vena azygos konnte nicht ermittelt werden. -
1) H a l b e r t s m a , Abnormität der Vena Cava superior. Nederl. Tijdschr. V. Geneesk V1 pag. 610.
October 1862. Da mir die Originnlarbeit nicht zu Gebote stand, citire ich diesen Fall nach S c h m i d t ' s Jahrbüchern für in- und aiisländische Hed. 1863. Bd. 118 S. 163.
l$rklärung der Abbildtingen.
Fig. 3.
Fig.
B.
Das missbildete Herz eines neugeborenen
](indes, von vorn geseheii.
Dasselbe Herz, von hinten gesellen.
Buchstabe~i, die in beideii Figuren vorkommeri,
haben die gleiche Bedeiituiig.
Luftrohre.
Rechte Lunge.
Linke Lunge.
~ e n t r i c u l a r t h ~des
i l Herzens.
Arteria pulmonalis.
Gwen Ramus pulmonalis dexter,
9-
n
sini~ter.
n
B. Ductus arteriosus Botalli.
i. Aorta.
k. Arteria coronaria dextra ,
.I.
sinistra.
Vorhofstheil des Herzens.
B. Rechtes Herzohr.
0. Linkes Herzohr.
p. Vena Cava inferior.
W.
q. Vena Cava siiperior dextra ,
T.
n
J. s. s. s.
t. U . V.
n
n
sinistra.
Venae pulmonales.
Venae cordis.
A l l e folgenden F i g u r e n beziehen sich a u f
d i e E n t w i c k l u n g d e s H e r z e n s vomHühnchen.
Fig. I.
Ein Herz i n der natürlichen Lage, von unten gesehen. Seine natürliche Länge, vom rechten Herzrande bis zur grossten Hohe des Vorhofstheiles gemessen, betrug 1,Smln. - (Vergl. S. 8.)
a. Ventriculartheil.
b. Linke Ausbuchtung des Vorhofstheiles.
C. Truncus arteriosus, in dem zwei seineil Randern parallel verladende weisse Streifen
zu bemerken sind.
d. Canalis auricularis.
Fig. 11.
D a s s e l b e H e r z , von welchem durch einen den
Flachen des Herzens parallel gefuhrten Schnitt die
obere Wand entfernt ist. Man sieht von oben in die
Höhle .dep Bei-zens und anf die innere Fläche der
unteren Wand. Der Truncus arteriosus liegt mit seiner linken Halfte unter der rechten Ausbuchtung des
Yorhofstheiles und schimmert durch die untere Wand
derselben hindurch. Diese Figur zeigt deutlich das
Verhaltniss der einzelnen Herzabtheiluupen zu einander. Man sieht den Herzkanal sich an der Grenze
dee Vorhofes und des Ventriculartheiles verengen
(Canalis auriciilaris) und den Ventriculartheil nach
rechts in den Trunciis arteriosus fortsetzen.
a. Ventriculartheil.
b. Linke,
C.
Rechte Ausbuchtung des Vorhofstheiles.
d . Canalis auricularis.
e. Truncus arteriosus.
f. Erste Anlage des Septnm atriorum, welche
als eine schwache Leiste von der nnteren
und vorderen Wand in die Hohle des
Vorhofstheiles hineinragt.
g. Eingang aus dem Ventriculartheile zum
Truncus arteriosus.
8. h. Aortenbogen.
i. Der linke, durch die untere wand des Vorhofstheiles durchschimmernde Rand des
Truncus arteriosus.
Fig. 111.
Die innere Fläche der unteren Wand eines Herzens, das durch einen horizontalen, näher der oberen,
als der unteren Wand geführten Schnitt, Welcher das
Septum atriorum i n seinem oberen Schenkel getroffen
hat, zerlegt worden ist. Durch die untere Wand des
Vorhofjtheiles schimmert der Truncus arteriosus durch.
Die Lange des Herzens, i n der Richtung X-X (Fig. A.)
gemessen, betrug 2mm.
(Vgl. S. 9.)
4. Linker Vorhof.
b. Rechter Vorhof.
C.
Septum atriorum im Durchschnitt.
d. U~itereAtrioventriciilarlippe.
e. f. Linke und rechte Querspalte des pstium
atrioventriculare (in ihren unterenHälften).
-
g. Erste Anlage des Septum ventriculorum.
h. Linker Ventrikel.
i. Rechter Ventrikel.
Fig. IV.
Der mittlere !I'4eil eines Herzens, welcher durch
zwei senkrechte Langsschnitte nach den Richtungen
X-X
und Y-!I ( F b . B.) freigelegt ist, iii der Ansicht
von rechts. Der Truncus arteriosus wurde in der
Hohe z-z durchschnitten. Länge des Herzens 3mm.
- (Vgl. S. 11.)
a. Vordere Wand des linken Vorhofes.
-
6.
n
,
,
rechten Vorhofes.
C.
Septum atriorum, i n der l i t t e neizförmig
grosseii Arterienstämme zii R e g e bringt.
Denkt man sich diesen Theil hinweg, so
erbalt man die Commuuication der rechten Kammer mit der linken und mit der
Aorta.
durchbrachen.
d. Gemeinsame Oeffnung der Hohlvenen an
der oberen Wand des rcchten Vorhofes.
Lumen der querdurchschnittenen Vena Cava
Superior sinistra.
f. Wandung des rechten Ventrikels.
g. Septum veiitriculorum.
h. Lücke in demselben.
i. Truncus arteriosus, noch ungetheilt.
e.
Fig. V.
Der vordere Theil eines Herzens, welches in der
Gegend y-9 (Fig. C.) durchschnitten ist, von der
Schnittfläche dargestellt. Der Querdurchmesser des
Herzens, an der Vorhofsabtheilung gemessen, betrug
2,3mm(Vgl. S. 14.)
n. Lumen des rechten Ventrikels, welches
sich in
b. den Kanal der Lungenarterie fortsetat.
C.
Lumen des linken Ventrikels, durch eine
verhältnissmässig dicke Scheidewand von
a. getrennt.
d. Ostium atrioventriculare sinistrum , mit
schwachen Andeutungen der unteren und
oberen Atrioventricularlippe.
e. Lücke an dem vorderen Ende des Septum
ventriciilor~im,zur Aorta, die nicht siclitbar, führend.
f. Die nntere hintere Wand des Trunciis arteriosus.
9.. Linker Vorhof.
r'. Der die Lücke von hinten begrenzende Theil
des Septum ventriculorum.
-
Fig. VI.
Der vordere Theil d e s s e l b e n , weiter vorn i n der
Gegend X-X (Fig. C.) des dicht hinter den Ostia
atrioventricularia durchschnittenen Herzens.
a. Lumen des rechten Ventrikels, hier getrennt von
b. Lumen der Arteria pulmonalis.
C. Höhle des linken Ventrikels.
d. Ostium atrioventriciilare sinistrum, von welchem nach rechts die Andeutungen der
Atrioveiitricularlippen deutlicher als i n
Fig. V. erscheinen.
s. Lücke im Septum ventriculorum, gleich dem
Eingange zur Aorta.
Untere
Fläche des Truncus arteriosus.
f.
g. Linker Vorliof.
i. Rechter Vorhof.
s'. Derjenige Theil des Septum trunci arteriosi,
welcher sich ziiletzt bildet und den vollkorninenenAbscliluss derKammern undder
Tafel PI.
Fig. VII.
Der mittlere Theil eines Herzens, welcher dadurch
erhalten wurde, dass die beiden Seitenstücke durch
einen Schnitt i n der Richtung von X - X (Fig. D.)
und einen zweiten i n der von y-y entfernt wurden;
die rechte, durch den Schnitt in der Richtung X - X
eiitblösste Seite ist dem Beobachter zugekehrt. Die
Länge des Herzens von der Spitze bis zum vorderen
Umfange des linkenVorhofes betrug 2mm. (Vgl. S. 10.)
a. Vordpre Wand des rechten Vorhofes.
b.
C.
d.
e.
f.
g.
n
n linken Vorhofes.
Septum atriorum.
Gemeinsame Mündung der Venen an der
oberen Wand des rechten Vorhofes.
Die Wandung des rechten Ventrikels.
Truncus arteriosus, vollkommen ungetheilt.
Anlage des Septum ventriculorum, kaum
ans dem schwammigen Gewebe der Ventricularwand hervorragend.
Fig. VIII.
D a s s e l b e P r ä p a r a t von der linken Seite, von
der SchnittEäche y-y ans gesehen.
b. Wandung des linken Vorhofes.
C.
Septum atriorum.
f . Truncus arteriosus.
f ' . Dessen vorderer Theil durch das Septum
atriorum durchschimmernd.
g. Anlage des Septum ventriculorum.
h. Wandung des linken Ventrikels.
i. Untere,
k. Obere Lippe an der Wand des Canalis aurieularis.
Fig.
IX.
Mittelstück eines Herzens, in der Weise gewonnen,
dass durch einen Querschnitt, welcher die Vorhöfe i n
der Gegend z-z (Fiq. E.) traf, der vordere und
durch einen zweiten, der die Ilammerri i n der Gegend
X-X
trennte, der hintere Tlieil entfernt war. Die
Abbildung zeigt das Präparat von der Seite, welche
durch den ersten Querschnitt freigelegt wurde. Der
Querdurchmesser des Herzens, an den Vorhöfen gemessen. beträgt 2,3mm. (Vgl. S. 12.)
a. Durchschnittene Wand des rechtenventrikels.
b. Untere Fläche des linken Ventrikels.
C.
Truncus arteriosus.
d. Ostium atrioventriculare destrum.
Ostium atrioventriculare sinistrum.
Seichte, die beiden Ostia verbindende Furche
als Rest der longitudinalen Spalte des
ursprünglich einfachen Ostium.
Untere Atrioventricularlippe.
Obere Atrioventricularlippe.
Septum trunci arteriosi, von dem nach oben
und rechts die Aorta, nach unten und
links die Arteria pulmonalis liegt.
Rechter Vorhof.
Linker Vorhof.
m. Vena cava inferior.
n. Vena Cava superior sinistra.
Fig. X.
D a s i n F i g . IX. d a r g e s t e l l t e P r ä p a r a t ,
von der zweiten Schnittfläche aus der Gegend X-X.
C.
Truncus arteriosus.
d. Ostium atrioventriculare dextrum.
e. Octium atrioventriculare sinistrum.
i . Septum triinci arteriosi.
k. Rechter Vorhof.
1. Linker Vorhof,
m. Vena Cava inferior.
n. Vena cava superior sinistra.
o. Die zur Verwachsung gelangten Atrioveiitriciilarlippen.
p. Durchschnitt des Septum atriorum.
Fig. Xi.
Segment d e s s e l b e n Herzens, die Gegend zwischen X-X (Fig. E.) und y-y, i n d e r Ansicht von
der Schnittfläche X-X , enthaltend.
a. Lumen des rechten Ventrikels.
b. Lumen des linken Ventrikels.
Vorderster Theil (freier Rand) des Septum
ventriculorum.
d. Uebergangsstelle des rechten Ventrikels in
die Arteria yulmonalis.
C.
Pig. HI.
Der mittlere Theil eines Herzens, welcher durch
zwei senkrechte, zu beiden Seiten des Septum ventriculorum geführte Längsschnitte freigelegt ist, i n der
Ansicht von der Schnitttläche y -y (Rg. F.). Der
Truncus arteriosus ist i n der Höhe z-z durchschnit.
ten. Die Lange des Hemens betrug 3mm.
U. Wand des linken Vorhofes.
b. Wand des linken Ventrikels.
Truncus arteriosus , auf dem Querschnitte
mit zwei Lumina.
d. Septum atriorum, nach links ausgebuchtet.
e. Septnm ventrictilorum.
f. Lumen der Vena eavs superior sinistra.
g. Ein Haar, welches aus dem linken Ventrikel
in die Aorta geführt ist.
C.
Theses.
P)
Quod
,,Septum membranaceum
cordis " vocatur , non est pars septi ventriculorum.
,
2 ) Foramen septi pe~triculorum quod priore cordis evolutioile observatur , normali
corporis statu gersistit.
3)
Formatio cordis in amnibus animalibus vertebratis unum eundemque typum sequitur.
4)
Chloroformyli narcosis in operanda cataracta instituenda non est.
5 ) In curanda sfihilde methodus inunctionis omnibus methodis aliis praeferenda est.
6) In institutis clinicis pfuris est humana sanandi ratio? quam finis docendi.
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