1 Allgemeine Studienberatung: Dietmar Koch

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Allgemeine Studienberatung: Dietmar Koch, Fakultätsassistent
Di 10-12, Raum 214
Eventuelle Änderungen gegenüber dem kommentierten Veranstaltungsverzeichnis werden aktuell angeschlagen!
Soweit nicht anders im Kommentar vermerkt, ist die Anmeldung zu den
Veranstaltungen nicht erforderlich.
Die Teilnahme an Proseminaren von Studierenden, die die
Zwischenprüfung bereits abgelegt haben, bedarf der
ausdrücklichen Zustimmung des Seminarleiters.
Semestertermine:
Beginn der Vorlesungen: 28.04.
Ende der Vorlesungen: 26.07.
Freisemester:
Prof. Dr. Eve-Marie Engels
Prof. Dr. Otfried Höffe
Freistellung:
PD Dr. Dimas Figueroa
Prof. Dr. Rudolf-Peter Hägler
Prof. Dr. Günther Maluschke
Einführungsabend für Studienanfänger:
Mi 30.04., 18 Uhr c.t., Alte Burse, Raum X
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Vorlesungen
Heidelberger: Logischer Empirismus
Mi 10-12, Hörsaal: siehe Aushang zu Beginn des Semesters, Beginn: 30.04.
Der logische Empirismus ist eine der bestimmenden und einflußreichsten philosophischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts. Er beruht auf dem Grundgedanken, daß alle sinnvollen Aussagen entweder auf Erfahrung zurückführbar sind oder der Logik und Mathematik angehören. Die Vorlesung
zeichnet die Herkunft und historische Entwicklung des logischen Empirismus nach, diskutiert seine
wichtigsten Probleme und Werke, untersucht seinen Einfluß auf die Wissenschaften (vor allem Physik und Psychologie) und versucht schließlich, unter Berücksichtigung der wichtigsten Kritik, eine
Bilanz aus heutiger Sicht zu ziehen.
Einführende Literatur zur Vorbereitung: Als knapper Überblick immer noch unschlagbar: Wolfgang Stegmüller: Hauptströmungen der Gegenwartsphilosophie, Bd. 1 (1. Aufl. 1952), Stuttgart, 7. Aufl. 1989,
Kap. IX: „Moderner Empirismus: Rudolf Carnap und der Wiener Kreis“; Kap. X: „Grundlagenforschung und Analytische Philosophie der Gegenwart“. Vertiefend: Friedrich Stadler, Studien
zum Wiener Kreis. Ursprung, Entwicklung und Wirkung des Logischen Empirismus im Kontext, Frankfurt
a.M.1997.
Keuth: Erkenntnis oder Entscheidung: Zur Ethik der Frankfurter Schule
Do 10-12, Hörsaal: siehe Aushang zu Beginn des Semesters, Beginn: 8.05.
Die Frankfurter Schule postulierte zunächst, aus der Geschichtsphilosophie ethisches Wissen zu
gewinnen. Später entwarfen Apel und Habermas kommunikationsphilosophische bzw. sozialphilosophische Nachfolger der geschichtsphilosophischen Thesen. Auch andere Formen 'kognitiver
Ethiken' werden noch gern propagiert, sei es in philosophischen Seminaren, in Ethikzentren oder
auch von Politikern. Die Vorlesung wird sich mit solchen Formen politischer Einflußnahme auseinandersetzen.
Koch, A. F.: Nach der klassischen Metaphysik: Erste Philosophie von Descartes bis Hume
Do 18-20, Hörsaal: siehe Aushang zu Beginn des Semesters, Beginn: 8.05.
Mit dieser Vorlesung möchte ich eine mehrsemestrige Einführung in die Philosophie fortsetzen, die
unter der Leitfrage nach der Möglichkeit und dem Inhalt einer Ersten Philosophie steht. Im gegenwärtigen Semester soll die klassische Philosophie der Moderne erörtert werden, und zwar in ihren
beiden Hauptströmungen, der rationalistischen und der empiristischen Tradition, wobei das Hauptinteresse auf der theoretischen Philosophie (Philosophie des Bewußtseins, Erkenntnistheorie, Ontologie) liegen soll. Begonnen wird mit einer Interpretation der Meditationen über die Erste Philosophie
des Descartes. Behandelt werden im übrigen die bekannten Hauptvertreter beider Richtungen, neben Descartes also Spinoza, Leibniz, Locke, Berkeley und Hume.
Im Handapparat der Seminarbibliothek wird ein Skriptum der Vorlesung zugänglich gemacht.
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Schneider: Einführung in die christliche, jüdische und arabische Philosophie des Mittelalters
Mo 10-12, Hörsaal: siehe Aushang zu Beginn des Semesters, Beginn: 28.04.
Die Vorlesung richtet sich an die Studierenden der Philosophie und Theologie; für die Studierenden
der Theologie ist die Vorlesung im übrigen verpflichtend; selbstverständlich sind aber auch alle, die
an der Geisteskultur des Mittelalters Interesse haben, willkommen. Die Vorlesung führt in grundlegende Perspektiven der Philosophie des Mittelalters ein. Das lateinische, d. i. das europäische Mittelalter läßt sich als eine Zeit verstehen, in der die antiken philosophischen Traditionen, besonders
Platon und Aristoteles, rezipiert, tradiert und vertieft werden. Da die Rezeption der antiken Philosophie zudem über den christlichen (griechisch-lateinische Traditionslinie), den jüdischen (Salomon
ibn Gabirol, Moses Maimonides) und muslimischen (arabisch-lateinische Tradition, zu nennen sind
vor allem: Ibn Sina (Avicenna) und Ibn Rushd (Averroe)) Kulturkreis vollzogen wird, läßt sich das
europäische Mittelalter zugleich auch als eine Zeit der Vermittlung von Identität und Andersheit
begreifen. Diesem Anspruch möchte die Vorlesung in erster Linie Rechnung tragen.
Zur ersten Orientierung:
Schulthess, P./R. Imbach: Die Philosophie im lateinischen Mittelalter. Ein Handbuch mit einem biobibliographischen Repertorium, Zürich/Düsseldorf 1996.
Szlezák: Griechische 'Dichter und Denker': die philosophische Dimension der Literatur von Homer bis Euripides
Do 9-11, Hörsaal: Hegelbau, Großer Übungsraum, Beginn: 8.05.
Aristoteles war sich schon nicht sicher, ob er die Geschichte der Philosophie mit Thales beginnen
lassen sollte oder nicht doch schon mit Hesiod und den 'Theologen'. Der mit Thales beginnenden
Tradition der ionischen Naturphilosophie wurde später vorgeworfen, sie habe sich nur mit dem
Kosmos befaßt, erst Sokrates habe die Philosophie „vom Himmel heruntergeholt“ und in der Menschenwelt angesiedelt. Solch ein Urteil übersieht, daß der Bereich, dem Sokrates sein Fragen widmete, bis dahin durchaus nicht unbeachtet geblieben war: die Dichter hatten von jeher (neben der
terpsis, ´Ergötzung´) nicht nur Lebensorientierung und Traditionserhalt geboten, sondern auch – in
oft ausgesprochen 'philosophischer' Manier – das Problembewußtsein geschärft und die geltenden
Werte auf ihre Verbindlichkeit befragt. Der vielseitige Beitrag der frühen Dichtung zum Problembestand der später 'Philosophie' genannten geistigen Bemühungen soll gezeigt werden anhand Homers
und Hesiods, der Lyrik vom 7. bis 5. Jh. und vor allem anhand der drei großen Tragiker des 5. Jh.s.
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Einführungsveranstaltung
Koch, D.: Einführung in das Studium der Philosophie
Mo 10-12, Alte Burse, Raum X, Beginn: 28.04.
Die Einführungsveranstaltung dient der umfassenden Grundorientierung im Philosophiestudium.
Sie ist reserviert für Erst- und Zweitsemester im Fach Philosophie.
Aufgabe der Veranstaltung ist es, Kenntnisse zum Studienablauf und zur Studienorganisation zu
vermitteln, grundlegende Literatur bekannt zu machen, eine Anleitung zu wissenschaftlichem Arbeiten zu geben, vor allem jedoch in geschichtlich wie systematisch bedeutsame Grundprobleme
und Grundbegrifflichkeiten philosophischen Denkens einzuführen. Dies geschieht anhand von
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Textauszügen zentraler philosophischer Werke von Parmenides bis Heidegger. (Die Textauszüge
werden ausgegeben.)
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Proseminare
Aschenberg: Ethik und Theorie der Geschichte – Fragen ihres Sachzusammenhangs und seiner
didaktischen Relevanz
(Fachdidaktisches Proseminar für Studierende des Lehramtsstudiengangs Philosophie/Ethik und
andere an der Thematik Interessierte)
Mo 8-10, Alte Burse, Raum X, Beginn: 28.04.
Die Lehrveranstaltung soll – je nach Interessen der Teilnehmer – unterschiedlichen Aspekten der
komplexen Thematik des Zusammenhangs von Ethik (oder normativer Praktischer Philosophie in
genere), Theorie der Geschichte und tatsächlichem Geschichtsverlauf nachgehen. Dabei können
Positionen sowohl von ‚Klassikern‘ der Geschichtsphilosophie (z.B. Lessing, Kant, Hegel, Marx) wie
von Kritikern der Geschichtsphilosophie (z.B. Heidegger, Adorno/Horkheimer, Vertreter der
‚Postmoderne‘) zur Sprache kommen. Möglich wäre es darüber hinaus, modernitäts- und gegenwartsdiagnostische Aspekte einzubeziehen (z.B. ‚okzidentaler Rationalismus‘, ‚Globalisierung‘).
Das Proseminar dient zugleich der Einführung in Fragen der Fachdidaktik: Die Thematik betrifft
Einheiten des Ethik-Lehrplans in BW und Möglichkeiten des sog. fächerverbindenden Unterrichts.
Außerdem sollen Verfahren der didaktisch-methodischen Vermittlung des Erörterten mitbedacht
und erprobt werden.
Bedingungen für einen qualifizierten Schein: (1) regelmäßige Teilnahme; (2) eine mündliche Präsentation, z.B. ein Kurzreferat; (3) eine schriftliche Hausarbeit.
Literaturhinweise:
E. Angehrn: Geschichtsphilosophie, Stuttgart etc. 1991.
K.-H. Lembeck (Hg.): Geschichtsphilosophie, Freiburg/München 2000.
W. Oelmüller et al. (Hg.): Diskurs Geschichte. Philosophische Arbeitsbücher Bd. 4., Paderborn etc. 1980.
J. Rohbeck: Technik – Kultur – Geschichte. Eine Rehabilitierung der Geschichtsphilosophie, Frankfurt a.M.
2000.
Dietrich: Einführung in die Allgemeine Ethik (EPG 1)
Di 18-20, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 29.04.
Das Seminar richtet sich an Studierende aller Fächer und führt in einem interdisziplinären Rahmen
in die Grundlagen der Allgemeinen Ethik ein. Das Ziel ist es, am Beispiel von aktuellen ethischen
Fragen aus den Natur-, Sozial- und Literaturwissenschaften
· einen Überblick über Grundbegriffe und Begründungsansätze der Allgemeinen Ethik zu geben,
· das Verhältnis von Ethik zu den (anderen?) Wissenschaften zu reflektieren und
· eine theoretische Grundlage für die Bearbeitung konkreter ethischer Fragen zu gewinnen.
Voraussetzungen: keine
Benoteter Schein: Aktive Mitarbeit und Abschlussklausur oder Hausarbeit.
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.1., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethisch-philosophischen Grundfragen erworben werden (EPG 1).
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Geiger: Platon: Gorgias
Mo 16-18, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 28.04.
In keinem anderen Platonischen Dialog ist die Konfrontation zwischen Sokrates und seinen Gesprächspartnern so hart wie im Gorgias. In drei aufeinanderfolgenden Gesprächen wird eine radikale
Kritik der Rhetorik formuliert. Aber diese Kritik ist immer nur ein Ausgangspunkt, um auch eine
ganze Reihe anderer damit verknüpfter Themen zu erörtern. Es geht dementsprechend um das Verhältnis von Rhetorik und Macht, um den Unterschied von Demagogie und Politik, um Fragen der
Moral, um den Zusammenhang von Gerechtigkeit und Glück und vieles andere mehr. Weil die
Rhetorik schließlich auch einen Kontrapunkt zum Platonischen Projekt darstellt, alle Themen im
Dialog zu erörtern, ist Sokrates hier durch den Widerstand seiner Gesprächsteilnehmer viel stärker
als sonst gezwungen, seine Wahl der Dialogform zu rechtfertigen. Neben der Fülle an interessanten
Themen bietet sich der Gorgias also auch an, um nachzuvollziehen, was Platon eigentlich unter einem
dialektischen Gespräch versteht.
Einen benoteten Schein erhält man durch eine schriftliche Hausarbeit.
Literatur:
Wir lesen den Dialog in der Übersetzung von Schleiermacher, die in einer Reihe von Ausgaben erhältlich ist.
Geiger: Descartes: Meditationen
Di 10-12, Alte Burse, Raum X, Beginn: 29.04.
In der Philosophie wird der Beginn der Neuzeit meistens mit dem Namen „Descartes“ in Verbindung gebracht. Denn erst mit Descartes, und zwar vor allem mit seinen Meditationen, wird das erkennende Subjekt zum Ausgangspunkt aller philosophischen Forschung gemacht. Das spiegelt sich neben einer methodischen und thematischen Neuorientierung auch darin wider, daß der Text der Meditationen die philosophische Analyse in der 1. Person vorführt. In dieser philosophischen Rolle fragt
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sich Descartes, ob es etwas gibt, das wir mit Gewißheit erkennen können und, falls dies der Fall ist,
wie wir solche Gewißheit erreichen können. Die Möglichkeit von Gewißheit scheint dadurch in Frage gestellt, daß man die Wahrheit fast aller Behauptungen und auch die Zuverlässigkeit der Erkenntnisorgane in Zweifel ziehen kann. Descartes macht methodisch von dieser Zweifelsmöglichkeitkeit
Gebrauch, um zu prüfen, ob es irgendetwas gibt, das nicht bezweifelt werden kann. Das ist ihm zufolge beim eigenen Denken und dem dabei vorausgesetzten eigenen Existieren („ich denke, also bin
ich“) der Fall. Im Ausgang von dieser einen unbezweifelbaren Gewißheit versucht Descartes nun
Schritt für Schritt, auch eine Reihe von anderen Themen der klassischen Metaphysik (Gott, das Verhältnis von Körper und Geist, essentielle Eigenschaften, die Struktur von Materie u.a.) zu rekonstruieren und neu zu begründen. Man kann die Meditationen deshalb auch wie eine Einführung in die
Philosophie lesen.
Wir werden den Text in der Meinerausgabe lesen. Als Einführung kann man das in der Beck’schen
Reihe erschienene Descartes-Buch von Dominic Perler empfehlen.
Einen Schein erhält man für eine schriftliche Hausarbeit.
Heidelberger: Einführung in die Wissenschaftsphilosophie
Do 10-12, Alte Burse, Raum X, Beginn: 8.05.
Die Naturwissenschaften sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und bestimmen viele
Bereiche in unserer Gesellschaft. Jeder von uns bekommt in seiner Ausbildung Grundzüge des naturwissenschaftlichen Weltbildes vermittelt. Weniger gut steht es aber mit dem Wissen darüber, was
Wissenschaft eigentlich ausmacht, wie sie so gut funktionieren kann, worauf ihre Geltung beruht
und wo ihre Grenzen liegen. Im Proseminar werden die wichtigsten Probleme und Themen der gegenwärtigen Wissenschaftsphilosophie behandelt, die zu einer kritischen Auseinandersetzung mit
den Wissenschaften notwendig sind.
Scheinerwerb durch Referat und Hausarbeit – evtl., nach Absprache mit den Teilnehmern – auch
Klausur.
Einführende Literatur zur Vorbereitung:
Ian Hacking: Einführung in die Philosophie der Naturwissenschaften, Stuttgart 1996 (Nr. 9442).
Karel Lambert, Gordon G. Brittan: Eine Einführung in die Wissenschaftsphilosophie, Berlin 1991.
Hofmann: Einführung in die Philosophie Freges
Do 18-20, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 8.05.
Gottlob Frege hat wie kaum ein anderer die neuere Sprachphilosophie initiiert. Seine Fragen und
seine Theorie von sprachlicher Bedeutung bringen zum ersten Mal das Thema, worin die Bedeutung
sprachlicher Ausdrücke besteht, in den Mittelpunkt philosophischer Aufmerksamkeit. Auch in gegenwärtigen Diskussionen ist Freges Position vieldiskutiert und nach wie vor brandaktuell. Frege
entwickelt dabei aber nicht nur eine (formale) Semantik, sondern entwirft ein ganzes Bild der Sprache und ihres Verhältnisses zum menschlichen Geist mit seinen 'Vorstellungen' einerseits und zur
nichtsprachlichen Welt andererseits. Daran schließen sich weitere gute und grundlegende Einsichten
zu anderen Themen an, wie z.B. zur Natur mathematischer Objekte oder von Wahrheit. Freges Arbeiten bestechen durch ihre klaren, präzisen und zugleich schönen Stil. Auch die Verständlichkeit
seiner Texte ist weit überdurchschnittlich. Daher eignet sich dieser Autor auch für Studienanfänger(innen). Der Schwerpunkt des Proseminars soll bei Freges Sprachphilosophie liegen, und daher
kann das Proseminar auch fast als ein systematischer Einführungskurs in die Sprachphilosophie angesehen werden. Wir wollen die wichtigsten Begriffe, Ideen und Thesen von Frege kennenlernen
und uns einen Überblick verschaffen. Studienanfänger(innen) in Philosophie sind willkommen.
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Zu Beginn des Semesters kann ein Reader mit den Texten fürs Seminar erworben werden. Zur Vorbereitung kann eine der unten angegebenen Einführungen studiert werden.
Scheinvergabe: Referat und schriftliche Hausarbeit für benoteten Schein.
Literatur:
F. Kutschera: Gottlob Frege, Berlin 1989.
H. Noonan, Frege: A Critical Introduction, Polity, 2001.
A. Kenny, Frege: An Introduction, Blackwell, 1995.
Keuth: Alltagswissen, Wissenschaft und Skeptizismus
Do 14-16, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 8.05.
Gibt es sicheres Wissen? Gibt es überhaupt Wissen? Kann man Meinungen rechtfertigen? Gibt es
ein Kriterium der Wahrheit? Die Skepsis antwortet auf alle oder zumindest einige dieser Fragen mit
„nein“. Das Seminar wird sich mit einem modernen Text auseinandersetzen, der solche Antworten
prüft, beginnend mit der antiken Skepsis und endend mit aktuellen Positionen.
Literatur:
Alan Musgrave: Alltagswissen, Wissenschaft und Skeptizismus, Tübingen 1993.
Bedingung für einen benoteten Schein: Referat.
Koch, A.F.: Wittgenstein, Logisch-philosophische Abhandlung – Interpretationskurs I
Do 16-18, Alte Burse, Raum X, Beginn: 8.05.
In der Philosophiegeschichte ist die Erste Philosophie in verschiedenen Formen aufgetreten, ursprünglich als Frage nach dem Seienden als Seiendem, d.h. als Metaphysik (Aristoteles), später u.a. als
Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit synthetischer Urteile a priori, d.h. als Transzendentalphilosophie (Kant), zuletzt als Frage nach der Wahrheit und Bedeutung von Sätzen, d.h. als philosophische Semantik (Frege, Russell, Wittgenstein). Insbesondere Wittgenstein hat in seiner Frühphilosophie den semantischen Ansatz in reiner Form durchzuführen, d.h. Bedeutung und Wahrheit ohne
Rekurs auf bewußtseins- oder erkenntnistheoretische Begriffe theoretisch zu fassen versucht. Eine
Konsequenz dieses Ansatzes war die ungewöhnliche Tatsachen-Ontologie, für die der Tractatus bekannt ist („Die Welt ist die Gesamtheit der Tatsachen, nicht der Dinge.“ Satz 1.1). Zwar hat Wittgenstein später die Trennung des Semantischen von unseren kognitiven Aktivitäten als einen Irrtum
revoziert. Aber seine Logisch-philosophische Abhandlung verdient nach wie vor unser Interesse als die
klassische nichtkognitive Theorie der Wahrheit und der Bedeutung. Wir werden diese Theorie in
zwei Semestern durch Interpretation des Textes der Abhandlung nachzuzeichnen und kritisch zu
würdigen versuchen. In der Seminarbibliothek wird ein kleiner Handapparat mit Forschungsliteratur
eingerichtet.
Für den Scheinerwerb sind aktive Mitarbeit (Bereitschaft zur Übernahme eines Stundenprotokolls)
und eine Hausarbeit pro Semester erforderlich, von denen eine durch ein Referat ersetzt werden
kann.
Koch, D.: Platon, Lysis – Lektürekurs für Erst- und Zweitsemester
Di 18-20, Alte Burse, Raum X, Beginn: 29.04. (in der ersten Sitzung findet eine Vorbesprechung
statt).
Der Umgang mit philosophischen Schriften bedarf bestimmter "handwerklicher" Voraussetzungen:
Die Fähigkeit eines begrifflich genauen Lesens, das Vermögen, die spezifische Problemstellung eines
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Textes herauszupräparieren, die Beherrschung der charakteristischen Begrifflichkeit eines Autors,
zudem die stete Beachtung der Differenz von Textauslegung und eigener Sachinterpretation und
anderes mehr.
Der Lektürekurs für Erst- und Zweitsemester will über die Demonstration dieser Umgangsweisen hinaus
zusammen mit Platons frühem Dialog "Lysis" auch in die Eigenart und in den Reichtum philosophischer Probleme und philosophischen Denkens einführen.
Platons "Lysis" handelt von der Frage nach dem Wesen der Freundschaft. Wir werden den Antwortversuchen Platons auf diese Frage nachgehen. Bei den verschiedenen Bemühungen um die Klärung des Phänomens Freundschaft kommt Sokrates mit seinem Dialogpartner auch auf das Gute zu
sprechen, das um seiner selbst willen geliebt wird. Was es mit diesem Guten und vor allem mit der
Idee des Guten auf sich hat, soll in einem Exkurs in Auseinandersetzung mit dem Sonnen-, Linienund Höhlengleichnis aus Platons Dialog "Politeia" aufgenommen werden. In einem weiteren Exkurs
wenden wir uns – in einer Art Kontrastierung und Ergänzung zum "Lysis" – dem berühmten Bestimmungsversuch des Aristoteles zum Wesen der Freundschaft in der "Nikomachischen Ethik" zu.
Die Veranstaltung ist ausschließlich für Erst-und Zweitsemester im Studienfach Philosophie bestimmt.
Griechischkenntnisse werden nicht vorausgesetzt.
Leistungsnachweise für einen unbenoteten Schein: Übernahme eines Protokolls (Umfang: 2-3 Seiten).
Leistungsnachweis für einen benoteten Schein: Hausarbeit (Höchstumfang: 10-15 Seiten; Abgabetermin: spätestens bis 31. Oktober 2003). Eine Vorschlagsliste wird zu Beginn des Semesters ausgegeben.
Textgrundlage:
Platon, Werke. Übersetzung und Kommentar Band V 4: Lysis (übersetzt und kommentiert von Michael Bordt). Göttingen 1998 (siehe hierzu die Kopiervorlage im (Seminarapparat: Platon, Lysis,
Sommersemester 2003) Alte Burse, II. Stock, gegenüber Zimmer 219).
Koch, D.: Martin Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerkes – Interpretationskurs II
Do 18-20, Alte Burse, Raum X, Beginn: 8.05.
[Die erste Sitzung soll durch den Vortrag eines auswärtigen Referenten mit anschließender Diskussion bestritten werden; siehe hierzu den Aushang am "Schwarzen Brett" des Philosophischen
Seminars ab Mitte April.]
Martin Heideggers "Der Ursprung des Kunstwerkes" ist eine der wichtigsten Abhandlungen zur
Kunst in der Philosophie des vergangenen Jahrhunderts. Dem Entwurf der Kunst als das "InsWerk-Setzen der Wahrheit" näherzukommen und damit zugleich das Verhältnis von Philosophie
und Kunst im Kontext der Wahrheitsfrage zu bestimmen, wird Hauptaufgabe der Veranstaltung
sein. Wir werden uns dabei nicht allein auf die Schrift "Der Ursprung des Kunstwerkes" in der 1960
im Reclam-Verlag veröffentlichten Fassung beschränken, sondern auch eine Vorfassung (veröffentlicht in den Heidegger-Studien 1989) mitheranziehen, sowie – im Laufe des Seminars – weitere Abhandlungen Heideggers zur Kunst (wie zum Beispiel "Die Kunst und der Raum", "Bemerkungen zu
Kunst – Plastik – Raum", "Die Herkunft der Kunst und die Bestimmung des Denkens").
Das Sommersemester wird sich im Anschluß an die Abschlußinterpretation des "Kunstwerkaufsatzes", ausgehend vom Dichtungsbegriff bzw. dem Verhältnis von Dichten und Denken, mit folgenden zwei Arbeiten Heideggers auseinandersetzen: "… dichterisch wohnet der Mensch…" (in: Martin
Heidegger, Vorträge und Aufsätze, Pfullingen 1954 [oder irgendeine spätere Auflage], S. 181 ff.) und
»Das Wesen der Sprache« (in: Martin Heidegger: Unterwegs zur Sprache, Pfullingen 1975 [oder irgendeine spätere Auflage], S. 157 ff.).
Scheinerwerb: eine Hausarbeit pro Semester (Umfang: 10 bis 15 Seiten à 2000 Anschläge). Bitte beachten Sie, daß in einem Interpretationskurs nur benotete Scheine erworben werden können.
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Eine Aufnahme von Studierenden, die erst im zweiten Semester einsteigen und einen Schein erwerben wollen, ist nicht möglich. Studierende, die ohne Scheinerwerb im zweiten Semester neu hinzukommen wollen, sind jedoch willkommen.
Textgrundlage:
Martin Heidegger: Der Ursprung des Kunstwerkes, Stuttgart, Reclam-Verlag 1995 (oder später).
Merle: Einführung in die allgemeine Ethik: Das Verhältnis des Rechts zur Moral (EPG 1)
Fr 16-18, Alte Burse, Raum X, Beginn: 2.05.
Das Verhältnis vom Recht zur Moral findet auf mehreren Stufen statt. 1. Im zentralen Streit um den
Ursprung der rechtsethischen Gültigkeit von Rechtsnormen (d.h. sowohl von neuen Rechtsnormen
als auch von Veränderungen schon bestehender Rechtsnormen) setzt sich der Rechtspositivismus
von verschiedenen Theorien (Naturrecht, kantische Transzendentalphilosophie des Rechts, These
von interkulturellen Invarianten im Recht usw.) ab, nach denen es bestimmte Rechtsprinzipien gibt,
die den positiven Rechtsinstitutionen nicht zur Disposition stehen. Auf dieser Basis kann man manche positive Ordnungen als „unrichtiges Recht“ oder gar als „Unrecht“ erklären, je nachdem, ob sie
die überpositiven Prinzipien brechen. 2. Vertreter der „Verbindungsthese“ (Dworkin, Günther, Alexy,
Habermas) sehen die normative Dimension des Rechts nicht in der Form rein überpositiver Prinzipien, die das jeweilige Rechtssystem von außen kritisieren würden, sondern in der Form einer jedem
einzelnen legitimen Rechtssystem innewohnenden Normativität, die eine interne Legitimation ermöglicht. Die Rechtsanwendung ist – auch in den einzelnen Urteilen – eine Rechtsbegründung
durch eine Rechtshermeneutik, d.h. durch die Abwägung zwischen verschiedenen in der Verfassung,
in der Rechtsgebung und in der Jurisprudenz immanenten rechtsethischen Prinzipien. 3. Ferner stellt
sich die Frage, von welcher Art von Rechtsethik das Recht geleitet werden soll (die Rechtsethik weicht
erheblich von der persönlichen Moral ab). 4. Auf der Ebene der angewandten Rechtsethik werden
sowohl die Konsequenzen der genannten Theorien gezogen (Streit um das Widerstandsrecht und
den zivilen Ungehorsam usw., Trennlinie zwischen substantieller Gerechtigkeit und Verfahrensgerechtigkeit usw.) als auch einzelne Teile des Rechts anhand rechtsmoralischer Prinzipien behandelt:
hat das Strafrecht nur eine präventive oder auch eine moralische Rechtfertigung? Welche Privatsphäre sollte der Kontrolle des Rechts entzogen werden? usw.
Dieses Proseminar wird sich mit diesen verschiedenen Aspekten befassen. Es ist besonders für Anfänger und für EPG-Studenten gedacht. Der Erwerb eines benoteten Scheins setzt ein Referat und
eine Hausarbeit voraus. Ein Reader samt bibliographischen Hinweisen wird in den Semesterferien
erhältlich sein.
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.1., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethisch-philosophischen Grundfragen erworben werden (EPG 1).
Mirbach: Gottfried Wilhelm Leibniz: Schriften zur Metaphysik – Interpretationskurs II
Fr 10-12, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 2.05.
Im zweiten Teil unseres Interpretationskurses werden wir zunächst unsere Beschäftigung mit Leibniz' Metaphysischer Abhandlung (1786) fortsetzen und (vorläufig) abschließen, um uns auf dieser
Grundlage dann seine Monadologie (1714) zu erarbeiten.
Im Mittelpunkt wird weiterhin Leibniz’ Begriff der individuellen Substanz (Monade) und die damit
verbundenen erkenntnistheoretischen, ontologischen und ontotheologischen Problemstellungen
stehen, die wir weiter präzisieren und erläutern wollen.
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Texte:
G. W. Leibniz: Metaphysische Abhandlung, Franz.-Dt, hg. von Herbert Herring, Hamburg, 2. durchges.
Aufl. 1991 (Philosophische Bibliothek Nr. 260).
G. W. Leibniz: Monadologie, Franz.-Dt., hg. von Hartmut Hecht, Stuttgart 1998 (Universal-Bibliothek
Nr. 7853).
G. W. Leibniz: Fünf Schriften zur Logik und Metaphysik, hg. von Herbert Herring, Stuttgart 1966 (Universal-Bibliothek Nr. 1898).
Misselhorn: David Hume, Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand
Di 10-12, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 29.04.
Humes 1748 erschienene Untersuchung über den menschlichen Verstand ist nicht nur eines der wichtigsten
Werke des klassischen britischen Empirismus. Vielmehr bildet der Text aufgrund seiner Klarheit
und guten Lesbarkeit auch eine ausgezeichnete Einführung in wichtige Grundprobleme der Philosophie aus der Perspektive des Empirismus. Dabei zeigt sich Hume nicht nur als scharfsinniger
Philosoph, sondern auch als hervorragender Stilist. Die im Text behandelten Themen erstrecken
sich von der Rolle der Sinneserfahrung für die Erkenntnis und die Metaphysikkritik über Kausalität,
Induktion, Skeptizismus, aber auch Freiheit und Determinismus und eine Diskussion über den Status der Philosophie. Dieser Überblickscharakter und seine große wirkungsgeschichtliche Bedeutung
machen diesen Text zu einem guten Ausgangspunkt, um sich philosophische Problemkontexte historisch und systematisch zu erschließen. So fühlte sich Kant durch Hume aus seinem „dogmatischen Schlummer“ geweckt, und noch heute ist Humes Einfluss in den Debatten der analytischen
Philosophie deutlich spürbar.
Textgrundlage:
David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand, übers. von R. Richter und überarbeitet
von J. Kulenkampf, Hamburg 1993.
Literatur zur Einführung:
J. Kulenkampf: David Hume, München 1989.
ders. (Hg.): David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand, Berlin 1997.
G. Streminger: David Hume: Eine Untersuchung über den menschlichen Verstand. Ein einführender Kommentar,
Paderborn 1994.
ders.: David Hume: Sein Leben und sein Werk, Paderborn 1995.
Müller-Koch: Einführung in die Ethik, mit Diskussion aktueller Beispiele (EPG 1)
Di 9-11, Geisteswissenschaftliches Institutsgebäude, Wilhelmstr. 19-23, Seminarraum 1, Beginn:
6.05.
In diesem Proseminar werden wir wichtige theoretische Ansätze der Ethik erörtern, etwa die deontologische Ethik, die Strebensethik, die utilitaristische Ethik, u.a. Dabei werden Texte verschiedener
Autoren im systematischen Zusammenhang behandelt. Die unterschiedlichen theoretischen Ansätze sollen dann auf konkrete aktuelle Beispiele angewandt werden. Ziel des Seminars ist es, einen
Überblick über die theoretischen Ansätze der Ethik zu gewinnen, Argumentationsweisen in ethischen Diskussionen kennen zu lernen und schließlich zu lernen, aktuelle ethische Fragestellungen
erschließen und einschätzen zu können. Das Seminar richtet sich an Studierende aller Fächer; es ist
keine Voranmeldung notwendig. Literatur wird zu Beginn des Seminars angegeben.
Voraussetzung für den Erwerb eines Scheins: Kurzreferat und Hausarbeit.
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In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.1., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethisch-philosophischen Grundfragen erworben werden (EPG 1).
Pinzani: Einführung in die politische Ethik – Kompaktveranstaltung (EPG 1)
5.07-6.07./12.07.-13.07.2003
Vorbesprechung: 10.04., 11 Uhr, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum)
Die politische Ethik behandelt moralische Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem Politischen
stellen. Ein Beispiel davon ist die Frage der sog. Bürgermoral. Dem in unseren demokratischen Gesellschaften dominierenden Individualismus und Pluralismus wird angelastet, die Grundsätze jener
Gesellschaften selbst irreparabel ausgedünnt zu haben, und die Bürger werden aufgefordert, sich
ihrer Verpflichtungen gegenüber der politischen Gemeinschaft zu besinnen. Gemeint sind dabei
natürlich nicht nur die rechtlichen Verpflichtungen, denn es ist schließlich Aufgabe des Staats selbst,
deren Erfüllung zu fordern. Auf etwas mehr als die bloße Legalität im Kantischen Sinne kommt es
an: auf authentische Bürgertugenden, die von den Individuen aus anderen Gründen als einfachem
Rechtsgehorsam entwickelt werden sollten. Brauchen wir sie tatsächlich?
In diesem Kompaktseminar werden wir die Frage der Bürgermoral behandeln, so wie sie Denker aus
der Neuzeit und aus der Gegenwart (von Machiavelli bis hin zu Rawls) thematisiert haben. Anhand
solcher Fragen wird auch allgemein in ethische Theoriebildung eingeführt. Das Proseminar ist auch
für Anfänger und Studierende aller Fakultäten geeignet.
Für den Erwerb eines benoteten Scheins sind aktive Mitarbeit sowie das Anfertigen einer Hausarbeit
notwendig. Eine Themenliste mit Bibliographie wird ausgehängt.
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.1., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethisch-philosophischen Grundfragen erworben werden (EPG 1).
Rinderle: Einführung in die Philosophie der Kunst
Fr 9-13, 14täglich, Alte Burse, Raum X, Beginn: 2.05.
Die Philosophie der Kunst beschäftigt sich traditionellerweise mit zwei verschiedenen Fragen. Eine
erste Frage geht auf das Wesen der Kunst: Was macht einen Gegenstand überhaupt zu einem
Kunstwerk? Welche Eigenschaften sind es, die ein Kunstwerk von anderen Gegenständen unterscheiden? Eine zweite Frage geht dann auf den Wert der Kunst: Welche Bedeutung hat die Kunst
für das menschliche Leben? Erscheinen Dasein und Welt, wie Nietzsche meint, nur als ästhetische
Phänomene ewig gerechtfertigt? Oder ist die Kunst für den Menschen eher schädlich und vielleicht
sogar gefährlich? Anhand der gemeinsamen Lektüre klassischer und zeitgenössischer Texte (von
Platon, Hegel, Nietzsche, Rorty und Danto) wollen wir uns in diesem Proseminar einen Überblick
über die wichtigsten Antworten auf diese beiden Fragen verschaffen. Dabei sollen zum einen die
jeweiligen Besonderheiten einzelner Kunstgattungen (Musik, Dichtung, Malerei) berücksichtigt werden; zum anderen soll auch das Verhältnis von Kunst und (theoretischer und praktischer) Philosophie diskutiert werden.
Das Proseminar wendet sich vor allem an Studierende im Grundstudium, es setzt keine Vorkenntnisse voraus.
Literatur:
Noel Carroll: Philosophy of Art. A Contemporary Introduction, London 1999.
Malcolm Budd: Values of Art. Pictures, Poetry and Music, London 1996.
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Weitere einschlägige Literatur stelle ich in einem Reader zusammen, den die TeilnehmerInnen zu
Beginn des Semesters erwerben können.
Teilnahmevoraussetzung: Übernahme eines Referats.
Scheinerwerb: Ausarbeitung einer Seminararbeit.
Schick: Saul Kripke: Name und Notwendigkeit – Interpretationskurs II
Mo 12-14, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 28.04.
Im Anschluß an die im Wintersemester begonnene Auseinandersetzung mit Kripkes Theorie der
starren Bezeichnung werden wir uns im zweiten Teil besonders mit der Übertragung dieser Theorie
von singulären auf allgemeine Bezeichnungsausdrücke, d.h. auf Namen für natürliche Arten, und mit
ihrer Anwendung auf die Frage der Identität geistiger mit materiellen Zuständen oder Vorgängen
befassen. Die Lektüre von „Name und Notwendigkeit“ wird, wie im vorigen Semester und in Abstimmung mit den Interessen der Seminarteilnehmer, durch einige Ausblicke in sachlich anschließende Diskussionen anderer Autoren ergänzt.
Benoteter Schein (für den ganzen Interpretationskurs): Zwei mündliche Referate oder ein mündliches Referat und eine schriftliche Hausarbeit.
Text:
Saul A. Kripke: Name und Notwendigkeit, übersetzt von Ursula Wolf, Frankfurt a. M. 1981.
(Original: Naming and Necessity, erstveröffentlicht in: G. Harman u. D. Davidson (Hgg.): Semantics of
Natural Language, Dordrecht/ Boston 1972).
Schick: Konzepte praktischer Vernunft im Deutschen Idealismus
Di 16-18, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 29.04.
Am Ausgangspunkt unseres Themas steht Kants Frage, ob reine Vernunft für sich praktisch sein
kann, d.h. ob Zwecksetzungen zu denken sind, die vernünftigen Wesen als solchen, unabhängig von
besonderen äußeren oder inneren Bedingungen, entsprechen. Kants positive Antwort darauf wird
uns ebenso beschäftigen wie die argumentativen Linien, die von Kant zu seinen idealistischen Nachfolgern, besonders zu Fichte und Hegel, führen. Anhand ausgewählter Textauszüge dieser drei Autoren wird diese Frage durch die folgenden Themenfelder hindurch verfolgt: 1) der Begriff zweckgerichteten Handelns überhaupt, 2) der Begriff der Freiheit und seine Variationen, 3) die Rolle intersubjektiver und institutionalisierter Verhältnisse für die Verwirklichung von Freiheit und schließlich
4) das Verhältnis von praktischer zu theoretischer Vernunft.
Ab Mitte März wird im Handapparat eine Sammlung der im Seminar zu behandelnden Texte als
Kopiervorlage bereitstehen.
Benoteter Schein: Mündliches Referat mit kurzer schriftlicher Ausarbeitung oder Hausarbeit.
Schiemann: Einführung in die Logik
Mi 14-16, Alte Burse, Raum X, Beginn: 30.04.
Diese Pflichtvorlesung führt in Elemente der Sprachanalyse sowie in die Aussagen- und Prädikatenlogik ein, um die Fähigkeit des Argumentierens durch die Vermittlung von Kenntnissen seiner
formalen Grundlagen zu verbessern.
Bedingung für den Scheinerwerb sind die regelmäßige Teilnahme an den die Veranstaltung begleitenden Tutorien und das Bestehen einer Klausur am Semesterende.
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Literatur:
Paul Hoyningen-Huene: Formale Logik. Eine philosophische Einführung, Stuttgart 1998.
Schmidt: Spinoza: Ethik – Interpretationskurs I
Fr 14-16, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 2.05.
"Wenn man anfängt zu philosophieren, so muß man zuerst Spinozist sein. Die Seele muß sich baden
in diesem Äther der einen Substanz, in der alles, was man für wahr gehalten hat, untergegangen ist",
meint kein geringerer als Hegel. Grund genug, sich in einem zweisemestrigen Interpretationskurs
ausführlich mit Spinozas Hauptwerk, der Ethica, Ordine Geometrico demonstrata (1677) auseinanderzusetzen. In diesem Buch beschäftigt sich Spinoza mit Metaphysik und Theologie (1. Buch), Philosophie des Geistes und Epistemologie (2. Buch), Psychologie (3. Buch), Tugendlehre (4. Buch) und
liefert schließlich eine Heilslehre, in deren Zentrum der amor Dei intellectualis steht (5. Buch). Zu Beginn des Seminars werden wir einen Blick in Spinozas unvollendeten und erst posthum veröffentlichten Tractatus de intellectus emendatione werfen, in dem Spinoza erkenntnistheoretische und methodische Vorüberlegungen zur Ethik anstellt.
Scheinerwerb: je eine Hausarbeit oder ein Referat pro Semester
Text: Benedictus de Spinoza: Die Ethik, lateinisch und deutsch, übers. v. Jakob Stern, Stuttgart 1990
(oder eine andere zweisprachige Ausgabe).
Schröder: Demokratietheorien (EPG 2)
Do 18-20, Alte Burse, Melanchthonzimmer (Raum 308), Beginn: 6.05.
Demokratie ist das Verfahrensprinzip freier Selbstorganisation der Bürger. Schon Aristoteles hat mit
der „Freiheitsfinalisierung“ der demokratischen Verfassung (vgl. Rhet. A 8, 1366 a 4) die Grundlage
herausgestellt, auf der mit Freien Staat zu machen ist.
Das Proseminar zielt auf die systematische Analyse antiker, neuzeitlicher und neuester Theorien der
Demokratie in ihren drei Grundhinsichten: Herrschaftslegitimation, Herrschaftspartizipation und
Herrschaftsausübung. Untersucht werden u.a. der implizite Staats- und Politikbegriff dieser Theorien sowie deren politisch-ethisches Moment.
Die Bereitschaft zur Übernahme eines Referats wird erwartet.
Textgrundlagen werden zu den jeweiligen Sitzungen bereitgestellt. Anmeldung in der ersten Sitzung.
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.2., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu fach- bzw. berufsethischen Fragen erworben werden (EPG 2).
Literatur zur Einführung:
M. G. Schmidt: Demokratietheorien. Eine Einführung (UTB), Opladen 2000.
Chr. Meier: Die Entstehung des Politischen bei den Griechen, 3. Aufl., Frankfurt a.M. 1995.
O. Höffe: Demokratie im Zeitalter der Globalisierung, München 2002.
Waibel: Sartres Theorie der Interpersonalität
Mo 14-16, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 28.04.
Mit Sartre ist eine Theorie radikaler Freiheit, der Geworfenheit des Menschen in die Freiheit, in den
Blick gebracht. Seine Theorie des Seins mit Anderen gilt gemeinhin als ein ebenso eigenwilliger wie
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origineller Beitrag zur Philosophie des 20. Jahrhunderts und ist entsprechend viel rezipiert worden. Im
Seminar werden wir Sartres Konzeption des Seins mit Anderen in dessen Auseinandersetzung mit
Hegel, Husserl, Heidegger und in der Abgrenzung zu diesen Autoren untersuchen. Wir werden der
Frage nachgehen, inwieweit Sartres skeptische Theorie hinsichtlich der Möglichkeit des Gelingens
authentischer zwischenmenschlicher Beziehungen im dritten Teil seiner Schrift L'être et le néant auch für
eine zuversichtlichere Deutung der Intersubjektivität erschließend ist. Bei zügigem Vorankommen
werden wir uns auch mit der veränderten Theorie der Intersubjektivität in der Critique de la raison
dialectique beschäftigen. Ein Reader aller relevanten Quellentexte wird als Kopiervorlage im Handapparat
bereitgestellt.
Voraussetzung für benoteten Schein: Kurzreferat und schriftliche Hausarbeit (15 Seiten)
Literatur:
J. P. Sartre: L'être et le néant (1943). Gallimard 1971 (deutsch: Das Sein und das Nichts, 1952 u.a.)
J. P. Sartre: Critique de la raison dialectique (1960).(Deutsch: Kritik der dialektischen Vernunft 1967 u.a.)
G. W. F. Hegel: Phänomenologie des Geistes (1807), Hamburg 1952.
G. W. F. Hegel: Texte zur philosophischen Propädeutik. In: Werke Bd. IV (Nürnberger und Heidelberger
Schriften), Frankfurt 1970.
E. Husserl: Cartesianische Meditationen. (Husserliana I), Den Haag 1950.
E. Husserl: Die Idee der Phänomenologie. (Husserliana II), Den Haag 1958.
M. Heidegger: Sein und Zeit (1927), Tübingen 1993.
R. Frie: Subjectivity and Intersubjectivity in Modern Philosophy and Psychoanalysis. A Study of Sartre, Binswanger,
Lacan and Habermas, Lanham 1997.
P. Kampits: Sartre und die Frage nach dem Anderen, München 1975.
G. Seel: Sartres Dialektik. Zur Methode und Begründung seiner Philosophie unter besonderer Berücksichtigung der
Subjekt-, Zeit-, Werttheorie, Bonn 1971.
M. Verweyst: Das Begehren der Anerkennung. Subjekttheoretische Positionen bei Heidegger, Sartre, Freud, Lacan.
Frankfurt/New York 2000.
Wiesing: Medizin und Philosophie: Gadamer, Jaspers und Toulmin (EPG 2)
Do 14-16, Alte Burse, Raum X, Beginn: 8.05.
Die Medizin ist für Philosophen stets ein Objekt ihres Denkens gewesen, so auch im 20. Jahrhundert. Wenn sie auch selten im Mittelpunkt philosophischer Überlegungen stand, so haben sich doch
einige Philosophen in Aufsätzen zur Medizin geäußert, so auch Hans-Georg Gadamer, Karl Jaspers
(der Arzt war) und Stephen Toulmin.
Die Schriften der drei genannten Autoren drehen sich bei allen Unterschieden vornehmlich um die
Fragen, was Medizin – wenn überhaupt – für eine Wissenschaft ist, was unter Krankheit des Menschen verstanden werden sollte und welche Konsequenzen sich daraus für die Medizin und die Rolle
des Arztes ergeben.
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.2., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu fach- bzw. berufsethischen Fragen erworben werden (EPG 2).
Literatur:
Gadamer, Hans-Georg (1993): Über die Verborgenheit der Gesundheit. Aufsätze und Vorträge. Frankfurt
a.M., 2. Aufl.
Jaspers, Karl (1999): Der Arzt im technischen Zeitalter. Piper, 2. Aufl.
Toulmin, Stephen (1976): On the Nature of Physicain's Understanding. The Journal of Medicine and Philosophy
1: 32-50.
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Toulmin, Stephen (1993): Knowledge and art in the practice of medicine: clinical judgement and historical reconstruction. In: Science, technology, and the art of medicine: european-american dialogues / ed. by Corinna Delkeskamp-Hayes and Mary Ann Gardell Cutter. Dordrecht [u.a.], S. 231-250.
Toulmin, Stephen (1977): The primacy of practice: medicine and postmodernism. In: Philosophy of medicine and
bioethics: a twenty-year retrospective and critical appraisal / ed. by Ronald A. Carson and Chester R. Burns.
Dordrecht [u.a.], S. 41-54.
Wimmer: Antike Lebenskunst I: Der Kynismus
Mi 16-18, Alte Burse, Konferenzraum, Beginn: 7.05.
Bei der Suche nach Gesichtspunkten und Maßstäben für ein gutes Leben werden seit geraumer Zeit
die aus der Schule des Sokrates hervorgegangenen hellenistischen Lehren und Praktiken der Lebensführung erneut beachtet. Theoretisch und praktisch besonders provokante Unterweisungen dazu
stammen von den kynischen Wanderphilosophen. Da sie gemäß ihrem dem Lebensaugenblick, der
Naturgemäßheit und der Spontaneität verpflichteten Selbstverständnis jeder Verschriftlichung ihrer
Auffassungen abhold waren, stammt die Überlieferung zum Kynismus in der Regel aus zweiter
Hand und ist fragmentarisch. Die Zeugnisse liegen inzwischen übersetzt, gesammelt und erläutert
vor: Georg Luck (Hg.): Die Weisheit der Hunde. Texte der antiken Kyniker, Stuttgart 1997.
Nach einer summarischen Präsentation der wichtigsten antiken Zeugnisse werden die Deutungen
des antiken Kynismus und seiner Beziehung zum neuzeitlichen Zynismus von Niehues-Pröbsting
und Sloterdijk (in Auszügen) besprochen:
Heinrich Niehues-Pröbsting: Der Kynismus des Diogenes und der Begriff des Zynismus, München 1979/
Frankfurt a.M 1988 (stw 713).
Peter Sloterdijk: Kritik der zynischen Vernunft (zwei Bände), Frankfurt a.M. 1983 (stw 1099).
Leistungsnachweis: ausgearbeitetes Referat oder Hausarbeit.
Wimmer: Kritische Religionsphilosophie – Kompaktseminar
Dieses Proseminar findet als Kompaktseminar vom 23.-25. April, 9.15-12.45 Uhr und 16.15-19.45
Uhr (mit jeweils einer halbstündigen Pause) im Schellingzimmer (Konferenzraum) der Burse statt.
Vorbesprechung mit Verteilung der Referate: 12. Februar, 18.15 Uhr, Raum X.
Das Proseminar wird in seinem ersten Teil David Humes Dialoge über natürliche Religion (Reclam Nr.
7692) und in seinem zweiten Teil D.Z. Phillips’ kritisch-konstruktiven Kommentar zu Hume behandeln, den er in seinem neuesten religionsphilosophischen Werk bietet, das in meinem Semesterapparat eingestellt sein wird: Religion and the Hermeneutics of Contemplation, Cambridge, UK, 2001.
Leistungsnachweis: ausgearbeitetes Referat.
Zanetti: Was ist verwerflich am Klonen von Menschen? (EPG 1)
Fr 14-16, Alte Burse, Raum X, Beginn: 2.05.
Was die Klon-Schaf-Dolly-Geschichte 1997 zu einem Medien-Ereignis machte, waren weniger die
wissenschaftlichen Erkenntnisse oder die neuen therapeutischen Möglichkeiten, die diese Erkenntnisse eröffnen, als die bedrängende Vorstellung, dass Menschen auf Wunsch redupliziert werden
können. Die kurz nach Weihnachten öffentlich gemachte Ankündigung, dass ein geklontes Mädchen
gesund auf die Welt gekommen sei, hat der Debatte neue Nahrung geliefert.
Sofort wurde argumentiert, dass das Klonen als künstliche Zeugung die Menschenwürde bzw. die
Einzigartigkeit des Individuums verletze. Neben den Fragestellungen der Anwendung sind auch
moralische Bedenken gegen die Erforschung und Entwicklung des Verfahrens erhoben worden:
Darf man dem Geklonten die physischen und auch die psychischen Risiken seiner Hervorbringung
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zumuten? Im gegenwärtigen Zustand am Tier angewandter Techniken nimmt man um der Geburt
eines Kindes willen zahlreiche Abtreibungen, Störungen der embryonalen Entwicklung und Missbildungen beim Neugeborenen implizit in Kauf.
Nach den ersten emotional aufgeregten Reaktionen wird diese Debatte allerdings differenzierter
geführt. Man muss zwischen der so genannten therapeutischen und der reproduktiven Anwendung
des Klonens unterscheiden. Diese letztere wirft tendenziell weitergehende ethische Probleme auf als
die therapeutische Anwendung. Vor allem anhand dieser Anwendungen wollen wir in diesem Proseminar einen Einblick in ethische Fragestellungen und in die Methoden moralischen Argumentierens gewinnen.
Scheine werden vergeben für die schriftliche Ausarbeitung einer Stundenvorbereitung.
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.1., WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu ethisch-philosophischen Grundfragen erworben werden (EPG 1).
Literatur:
Johann S. Ach/Gerd Brudermüller/Christa Runtenberg (Hrsg.): Hello Dolly? Über das Klonen, Frankfurt/M., Suhrkamp SV 2060, 1998.
Weitere Literatur (auf Englisch und auf Deutsch) wird rechtzeitig im Semesterapparat bereitgestellt.
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Seminare
Braun: Horkheimer/Adorno: Dialektik der Aufklärung – Kompaktveranstaltung
9.05.2003-11.05.2003, Heinrich-Fabri-Haus, Auf dem Rucken 35, 89143 Blaubeuren, Tel.:
07344/4529.
Vorbesprechung: 29.04.2003, 14 Uhr, Melanchthonzimmer (Raum 308).
Die Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente – ein Opus, das Max Horkheimer und Theodor
W. Adorno gemeinsam verfaßten, erschien in Buchform 1947 im Amsterdamer Querido Verlag, der
in den Dreißiger Jahren für Emigrant/Innen deutscher Zunge gegründet wurde. Das Werk ist, nach
der Erkenntnis des Herausgebers der Gesammelten Schriften Horkheimers, Gunzelin Schmid Noerr,
"der wichtigste Text der Kritischen Theorie und zugleich eines der klassischen Werke der Philosophie des 20. Jahrhunderts." Thema ist die kritische Aufklärung über die Aufklärung, deren Anfänge
für die zwei Verfasser bereits in der Antike bei Homer zu suchen sind. Die beiden kritischen Philosophen gebrauchen den denkbar weitesten Begriff von Aufklärung. Das Werk spannt einen ganz
unkonventionell weiten historischen Bogen. Die Dialektik der Aufklärung opponiert gegen die offizielle akademische Geschichtsschreibung der Philosophie: der „Fortschritt im Bewußtsein der Freiheit“, wie in Hegels Geschichtsphilosophie verkündet, entpuppt sich als Zerfallsgeschichte der Perfektion der Herrschaft, die im Faschismus sich zur Kenntlichkeit entstellt. Das ist die kritische, negative Geschichtsphilosophie dieser Fragmente.
Im Seminar ist beabsichtigt, einen strukturellen wie geschichtlichen Einblick in die eigenwilligen
Prämissen dieser fatalen Herrschaftsgeschichte zu gewinnen im reflektierten Vergleich zu anderen
Positionen: Marx, Lukács' Geschichte und Klassenbewusstsein, Nietzsche, der Neukantianismus eines
Ernst Cassirer und anderer etwa.
Referate können die Debatten im Seminar sehr beleben. Auch Hausarbeiten sind möglich.
Text:
Horkheimer, Max/Theodor W. Adorno: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente,
Frankfurt/Main 1998.
Literatur:
16
Rainer Birzele: Mythos und Aufklärung. Adornos Philosophie gelesen als Mythos. Versuch einer kritischen
Rekonstruktion, Würzburg 1977.
Gunzelin Schmid Noerr/Willem van Reijen: Das Eingedenken der Natur im Subjekt. Zur Dialektik
von Vernunft und Natur in der kritischen Theorie Horkheimers, Adornos und Marcuses, Darmstadt
1990.
Heidrun Hesse: Vernunft und Selbstbehauptung. Kritische Theorie als Kritik der neuzeitlichen Rationalität, Frankfurt/Main 1983.
Willem van Reijen: Philosophie als Kritik. Einführung in die kritische Theorie, Frankfurt/Main 1984.
Gunzelin Schmid Noerr/Willem van Reijen (Hgg.): Vierzig Jahre Flaschenpost: Dialektik der Aufklärung. 1947–1987, Frankfurt/M. 1987.
Hauke Brunkhorst: Theodor W, Adorno, München 1986.
Zvi Rosen: Max Horkheimer, München 1995.
Frank/Schmid: Richard Wagners Ästhetik des Musikdramas. II. Teil: Der "Ring des Nibelungen"
Mo 18-21, 14täglich im Seminarraum des Musikwissenschaftlichen Instituts, Beginn: 5.05.
Es handelt sich um die Fortsetzung des Seminars vom WS 2002/03. Wir rechnen mit der Teilnahme-Fortsetzung durch diejenigen, die sich auf die bisherige Liste eingetragen hatten. Einige wenige
Neuanmeldungen bitte ich, mit Herrn Schmid und/oder mir in Sprechstunden zeitig zu verabreden.
Es sind auch zeitige Übernahmen von Stundenvorbereitungen erwünscht.
Zugrunde liegt unsrer Arbeit der bisherige Reader. Eine detaillierte Bibliographie und die Partitur
des Werks stehen im Seminar-Apparat des Philosophischen Seminars. Selbstverständlich finden sich
fast alle dieser Bücher und die Partituren auch und erst recht in der Bibliothek des Musikwissenschaftlichen Instituts. Die Veranstaltung ist auf den Abend gelegt, um Video- und CD-Illustrationen
ohne den Druck nachfolgender Lehrveranstaltungen auswerten und diskutieren zu können. Für dergleichen ist der Seminarraum des Musikwissenschaftlichen Instituts natürlich technisch unvergleichlich besser ausgestattet als ein Raum der Alten Burse.
Scheine werden vergeben für die schriftliche Ausarbeitung einer mündlichen Studenvorbereitung.
Für genauere Auskünfte verweise ich auf den entsprechenden Veranstaltungskommentar des Musikwissenschaftlichen Instituts.
Frank: Schelling, Feuerbach und Marx als Kritiker Hegels
Di 14-16, Alte Burse, Raum X, Beginn: 29.04.
Es war der Verdacht des politischen Reaktionärtums, der Schellings späte Kehrtwendung gegen den
eigenen (früher vertretenen) und gegen Hegels Idealismus unattraktiv machte für die Hegelsche Linke. Dennoch lässt sich zeigen, dass und wie seine These vom 'Sein vor dem Bewusstsein' das Denken Feuerbachs und des frühen Marx imprägniert hat.
Wir sollten beginnen mit der Lektüre einer der Einleitungen in die 'positive' oder die 'Philosophie
der Offenbarung', mit welcher Schelling seine auf mehrere Semester angelegten Münchener und
Berliner Vorlesungszyklen ab 1827 zu beginnen pflegte und die die berühmte Hegel-Kritik aus dem
Abschnitt "Zur Geschichte der neueren Philosophie" enthält (z. B. nach folgenden Ausgaben:
Schelling, Grundlegung der positiven Philosophie. Münchner Vorlesung 1832/33, Torino: Bottega d'Erasmo, 1972 [Nachdruck bei Fromann-Holzboog]; Suhrkamp-Ausgabe stw 524, 417-616; Philosophie der
Offenbarung 1841/42, stw 181, vor allem 97-139). Es folgen Lektüren von Feuerbachs "Zur Kritik der
Hegelschen Philosophie", seinen "Vorläufige[n] Thesen zur Reformation der Philosophie" und seiner "Grundsätze der Philosophie der Zukunft" (Meiner, PhB 447). Den Schluss bilden Lektüren der
Texte "Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie" (1842, in: MEW 1, 373-391), "Kritik der He-
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gelschen Dialektik und Philosophie überhaupt" (= Schluss der Ökonomisch-philosophischen Manuskripte
[von 1844]), In. MEW, Ergänzungsband (= Schriften, Manuskripte, Briefe bis 1844, 1. Teil, 467-588,
hier: 568-588) und – evtl. – des Abschnitts über "Feuerbach" aus der mit Engels zusammen verfassten ders. u. Friedrich Engels, "Feuerbach", 1. Kap. der Deutschen Ideeologie (von 1845/46, in:
MEW 3, 17-77).
Scheine werden vergeben für die schriftliche Ausarbeitung eines Thesenpapiers und einer Stundenvorbereitung..
Literatur: Manfred Frank, Der unendliche Mangel an Sein. Schellings Hegelkritik und die Anfänge der Marx-schen Dialektik (1975; stark erweiterte und überarbeitete Auflage München: Fink 1992).
Gerber: Das Privatsprachenargument und die Debatte über sprachliche Regeln
Mo 18-20, Alte Burse, Raum X, Beginn: 28.04.
Viele würden darin übereinstimmen, dass die menschliche Sprache eine soziale Praxis darstellt. Es
liegt deshalb nahe, zu glauben, dass wir beim Verwenden sprachlicher Ausdrücke bestimmten, in
einem sozialen Kontext erlernten Regeln oder Konventionen folgen. Heißt dies aber auch, dass es
so etwas wie eine private Sprache gar nicht geben kann? Ludwig Wittgenstein hat in seinen Philosophischen Untersuchungen für diese Auffassung argumentiert. Seine Argumentation beruht auf seinem
Begriff einer sprachlichen Regel und seiner Vorstellung davon, was es heißt, einer Regel zu folgen.
Nach Wittgenstein kann es keine privaten sprachlichen Regeln geben, weil sonst der Unterschied
zwischen dem Befolgen einer Regel und dem bloßen Glauben, einer Regel zu folgen, wegfallen würde. Im Jahr 1982 hat Saul Kripke eine Interpretation von Wittgensteins sogenanntem Regelparadox
vorgelegt, welche die eigentliche Regeldebatte allererst ausgelöst hat. Dabei war sich die philosophische Gemeinde schnell darüber einig, dass Kripke weniger Wittgenstein interpretiert, als vielmehr
eine eigene und neue Argumentationslinie, also ein neues Regelparadox, entwickelt hat. Nach Kripke
gibt es keine Fakten, aus denen hervorgeht, dass wir einer bestimmten Regel folgen, wenn wir einen
bestimmten Ausdruck auf bestimmte Gegenstände anwenden.
Wir werden uns im Seminar mit Wittgensteins und Kripkes Argumentationen sowie einigen der vielen Reaktionen darauf, beschäftigen. Die wichtigsten Aufsätze dazu sind in einem soeben erschienen, von A. Miller und C. Wright herausgegebenen, Sammelband zusammengestellt worden.
Ein benoteter Schein kann aufgrund einer Stundenvorbereitung und einer Hausarbeit erworben
werden.
Literatur:
S. A. Kripke: Wittgenstein on Rules and Private Language. An Elementary Exposition, Oxford 1982.
A. Miller/C. Wright (eds.): Rule-Following and Meaning, Ithaca 2002.
Ludwig Wittgenstein: Philosophische Untersuchungen, Frankfurt a.M. 1984.
Heidelberger: Philosophie der Mathematik
Do 16-18, Alte Burse, Raum X, Beginn: 8.05.
Im Seminar sollen wichtige Positionen der gegenwärtigen Philosophie der Mathematik diskutiert
werden. Da philosophische Theorien eine längere „Halbwertszeit“ als die Einzelwissenschaften haben, müssen wir dazu auch auf historische Positionen eingehen. Jeder Interessent wird gebeten,
Vorschläge zur Gestaltung des Seminars zu machen. (über e-mail: [email protected]). Da ich dieses Seminar zum ersten Mal in Tübingen abhalte, möchte ich mit dem Seminarplan – soweit wie möglich – auf die vorherrschenden Interessen Rücksicht nehmen. Mögliche
Themen: Mathematische Notwendigkeit, Formalismus, Intuitionismus, Logizismus; Platonismus
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und Naturalismus; Wittgenstein, Lakatos. Ansätze von M. Dummett, H. Field, Ph. Kitcher, P. Maddy, M. Resnik, S. Shapiro.
Einführende Literatur zur Vorbereitung:
Michael Dummett: „The Philosophy of Mathematics“, in: A. C. Grayling, Philosophy 2: Further
Through The Subject, Oxford 1998, 122-196; Einschlägige Einträge in der Routledge Encyclopedia of Philosophy, hg. v. Edward Craig, 10 Bde., London/New York: Routledge 1998.
Hesse: Hermeneutik (Heidegger, Gadamer, Derrida)
Mo 15-18, 14täglich, Alte Burse, Melanchthonzimmer (Raum 308), Beginn: 28.04.
Die hohe Zeit des hermeneutischen Philosophierens, das Sprache als den Erfahrungsraum geschichtlichen Verstehens begreift, so scheint es gegenwärtig, ist vorbei. Kommunikationstheorie und
allgemeine Bedeutungstheorie, beanspruchen nicht nur, in präzisere Methoden des Denkens einweisen, sondern auch fruchtbarere Felder für die Klärung relevanter Sachfragen zugänglich machen zu
können. Das Seminar will dagegen die Gelegenheit geben, über Verdienste und Beschränkungen der
modernen Hermeneutik zu streiten. Zu diesem Zweck sollen zentrale Texte der Hermeneutik aus
dem 20. Jahrhunderts gemeinsam erarbeitet werden. Der Weg führt von der Hermeneutik des Daseins, auf die Heidegger in "Sein und Zeit" aufmerksam gemacht hat, über Gadamers Hermeneutik
historischen Verstehens zu Derridas Dekonstruktion. Das anspruchsvolle Programm wird sich
leichter bewältigen lassen, wenn die Teilnehmer außer der Bereitschaft zur aktiven Mitgestaltung des
Seminars solide Kenntnisse der einschlägigen Schriften wenigstens eines der genannten Autoren
mitbringen.
Ein qualifizierter Schein kann durch eine schriftliche Hausarbeit erworben werden.
Literatur:
Heidegger: Sein und Zeit, bei Niemeyer, Tübingen, insbesondere §§ 31-34 und 68.
Gadamer: Wahrheit und Methode, bei J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), Tübingen, insbesondere III, 1 und
III, 3.
Derrida: Randgänge der Philosophie, Wien 1988 (Passagen), insbesondere "Die différance" und "Signatur, Ereignis, Kontext".
Einführend zu Heidegger und Gadamer: Jean Grondin, Einführung in die hermeneutische Philosophie,
Darmstadt 1991, S. 119-159.
Einführend zu Derrida: Uwe Dreisholtkamp, Jacques Derrida, München 1999.
Weitere Literaturangaben in der Veranstaltung.
Hofmann: Gesetze, Dispositionen, Eigenschaften
Di 14-16, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 29.04.
Im Seminar soll es um den Status von (fundamentalen) Naturgesetzen und die damit zusammenhängende Frage, was Dispositionen und Eigenschaften sind, gehen. Dieses Thema lässt sich sehr gut im
Rahmen eines Seminars angehen, da es sich mittlerweile herausgestellt hat, dass vor allem drei Positionen die Hauptkandidaten sind, an denen wir dementsprechend auch das Seminar schön ausrichten können: Nach der Regularitätstheorie sind Naturgesetze kontingent und bestehen in nichts anderem als Regularitäten (D. Hume, D. Lewis u.a.). Nach der Universalientheorie von D. Armstrong,
F. Dretske und M. Tooley sind Naturgesetze ebenfalls kontingent, aber bestehen in mehr als nur
Regularitäten, nämlich in der Verknüpfung von Eigenschaften durch sog. NezessesierungsUniversalien. Diese Position will das Vorliegen von Regularitäten in der Welt also durch etwas ihr
Zugrundeliegendes weiter fundieren und erklären. Nach der dritten Position, dem sog. Essentialis-
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mus, gehören die Naturgesetze zur Natur der betreffenden Eigenschaften und sind (metaphysisch)
notwendig (B. Ellis, C. Lierse u.a.). Die (fundamentalen) Eigenschaften sind wesentlich kausale
Kräfte und müssen nicht noch irgendwie zusätzlich durch Naturgesetz-Verknüpfungen dazu gebracht werden, das Verhalten der Dinge zu produzieren. Dementsprechend sind (mindestens einige)
fundamentale Eigenschaften Dispositionen, was die anderen beiden Positionen ablehnen. Wir wollen uns mit den Argumenten beschäftigen, die für oder gegen diese Positionen sprechen, und uns an
Hand ihrer ein Bild von dieser wichtigen ontologischen Thematik mitsamt der zugehörigen epistemologischen und semantischen Problematik verschaffen.
Zur Vorbereitung kann man schon einmal etwas aus der unten angegebenen Literatur lesen, von der
wir auch Teile im Seminar behandeln werden.
Zu Beginn des Semesters kann ein Reader mit den Texten fürs Seminar erworben werden.
Scheinvergabe: schriftliche Hausarbeit für benoteten Schein.
Literatur:
D. Armstrong: What is a Law of Nature?, Cambridge 1983.
F. Dretske: Laws of Nature, Philosophy of Science 44 (1977), 248-68.
B. Ellis: Scientific Essentialism, Cambridge 2001.
B. Ellis: The Philosophy of Nature: a Guide to the New Essentialism, 2002.
Jüngel: Schleiermachers Ästhetik
Mi 18-21, Ort: siehe Aushang zu Beginn des Semesters, Beginn: 30.04.
Das Seminar soll anhand der Einleitung zu Schleiermachers entsprechenden Vorlesungen die
Frage erörtern, was das eigentlich ist: Ästhetik. Eine gewisse Vertrautheit mit dem Denken
Schleiermachers wird vorausgesetzt.
Keuth: Kuhn und Feyerabend: Revolution und Anarchie in der Wissenschaftstheorie
Mi 14-16, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 30.04.
Der Wissenschaftshistoriker Thomas Samuel Kuhn und der (ursprüngliche) Wissenschaftstheoretiker Paul Karl Feyerabend erfreuen sich in den „weichen“ Wissenschaften großer Beliebtheit, Kuhn
wegen seiner These, so etwas wie eine empirische Widerlegung wissenschaftlicher Theorien gebe es
nicht, Feyerabend wegen seiner methodologischen Empfehlung „Anything goes“. Das Seminar wird
sich mit ihren Hauptwerken, also Kuhns Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen und Feyerabends
Wider den Methodenzwang, auseinandersetzen, aber auch auf andere, solidere Arbeiten dieser Autoren
zurückgreifen.
Literatur:
Thomas Samuel Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, stw 25.
Thomas Samuel Kuhn, Die Entstehung des Neuen, Frankfurt/M. 1977.
Paul Karl Feyerabend: Wider den Methodenzwang, Frankfurt/M. 1976, 3. Aufl. 1983.
Paul Karl Feyerabend: Der wissenschaftstheoretische Realismus und die Autorität der Wissenschaften, Braunschweig 1978.
Bedingung für einen benoteten Schein: Referat.
Koch, A. F.: Platon, Timaios
Di 16-18, Alte Burse, Raum X, Beginn: 29.04.
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In Platons spätem Dialog Timaios wird eine wahrscheinliche Rede (ein Mythos) über den Aufbau und
die Erschaffung des Kosmos vorgetragen: Ein mythischer Demiurg fügt unter Hinblicknahme auf
die Ideen das Regellose zum Kosmos zusammen. Dabei setzt Platon zum ersten Mal in der Geschichte der Kosmologie die Mathematik als Beschreibungsmittel der raumzeitlichen Wirklichkeit
ein. Neben der Politeia, an die der Dialog in seiner Gesprächsführung im übrigen unmittelbar anknüpft, war der Timaios wohl der in der Geistesgeschichte im allgemeinen wie auch in der Philosophiegeschichte im besonderen wirkungsmächtigste aller Platonischen Dialoge. Wir werden versuchen, den ganzen Text im Laufe des Sommersemesters zu behandeln. In der Seminarbibliothek wird
ein Handapparat mit Forschungsliteratur eingerichtet.
Scheinerwerb: Hausarbeit.
Koch, A. F.: Hegel: Das Wesen als Reflexion in ihm selbst (Wesenslogik I)
Di 20-22, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 29.04.
Dieses Hauptseminar soll das erste in einer Reihe von drei Seminaren sein, in denen ich in den
kommenden Semestern Hegels Lehre vom Wesen, also das mittlere der drei Bücher der Wissenschaft der
Logik, behandeln möchte. Die Seminare sind so konzipiert, daß jedes auch für sich besucht werden
kann. Eine gewisse Vertrautheit mit der idealistischen Philosophie (Kant, Fichte, Hegel) ist sicher
nützlich, soll aber keine Teilnahmevoraussetzung sein. – In der Seminarbibliothek wird ein kleiner
Handapparat mit Forschungsliteratur eingerichtet.
Scheinerwerb: Hausarbeit.
Kümmel: J. G. Fichte, Die Bestimmung des Menschen
Do 10-12, Alte Burse, Melanchthonzimmer (Raum 308), Beginn: 8.05.
"Die Bestimmung des Menschen" (1800) gehört zu den Schriften, mit denen Fichte sich an ein
breiteres Publikum wendet. Von der philosophischen Schwierigkeit des Textes wird dadurch allerdings nichts weggenommen. Der Ausgangspunkt ist in der Nachfolge Descartes' ein großer Zweifel,
ob das in der "Wissenschaftslehre" (1793 ff.) ausgearbeitete System der Freiheit auch einen Sitz im
Wirklichen hat und nicht lediglich ein erhebender Gedanke bleiben muß. Der Zweifel nährt sich
vom Laplace’schen Gedanken eines Systems durchgängiger Determination, das, auf dem "Satz des
Grundes" beruhend, für alles und auch noch für das Bewußtsein der Freiheit eine Erklärung in natürlichen Zusammenhängen findet und das Prinzip freier Selbstbestimmung allenfalls als ethisches
Postulat gelten läßt, das im übrigen keinen Rückhalt in der Wirklichkeit mehr findet. Die sich in
Kants Kritiken spiegelnde Spaltung des Bewußtseins ist eine zwangsläufige Folge des so gedoppelten Ansatzes inkommensurabler Prämissen.
Die Aufgabe der vorliegenden Schrift besteht also darin, den Gedanken der Freiheit in Übereinstimmung mit einem Konzept der Wirklichkeit zu bringen, so daß diese ihn nicht immer nur demütigt und Lügen straft. Dabei hat Fichte es schwerer als wir heute, weil er den Gedanken offener Systeme mit internen Freiheitsgraden noch nicht kennt und auch den formalen Widerspruch im Begriff geschlossener Systeme nicht für die eigene Argumentation nutzen kann. In jedem Falle aber ist
es spannend zu lesen, wie er sich abmüht, der menschlichen Freiheit einen Grund im Wirklichen
selbst zu geben, ohne das hinreichende Begründetsein von allem und jedem in Frage stellen zu wollen. Die nach wie vor virulente Frage ist also, was möglich ist, um dem Standpunkt der Freiheit eine
Realgeltung verschaffen zu können?
Damit alle Teilnehmer eine preiswerte und einheitlich paginierte Textgrundlage haben, wird die Reclam-Ausgabe von Fichtes Bestimmung des Menschen (Universal-Bibliothek Nr. 1201 [3]) zum Kauf
empfohlen und dem Seminar zugrundegelegt.
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Misselhorn: Donald Davidsons Philosophie der Sprache und des Handelns
Fr 16-18, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 2.05.
Donald Davidson gehört zu den bedeutendsten Philosophen der Gegenwart. Das Thema seines
Philosophierens ist eigentlich ganz klassisch die Stellung des Menschen in seiner Welt. Diesem Problem nähert er sich von zwei Seiten, zum einen sprachphilosophisch und zum anderen handlungstheoretisch. Gleichwohl handelt es sich dabei nicht um zwei völlig voneinander getrennte Themenbereiche, vielmehr sind beide Bestandteile eines umfassenden systematischen Projekts, bei dem das
Verstehen sprachlicher Äußerungen und die Erklärung nicht-sprachlichen Handelns ineinandergreifen. Mit einem Wort geht es um die Entwicklung einer Hermeneutik intelligenten Verhaltens. Dabei
bezieht Davidson Stellung zu einer Vielzahl von Fragen der theoretischen Philosophie, beispielsweise über Bedeutung, Wahrheit und Interpretation, Bewusstsein, Skeptizismus, Rationalität, Begriffsrelativismus, Intersubjektivität sowie Realismus und Antirealismus. Ziel des Seminars ist es einerseits, uns Davidsons Thesen und Argumente genau zu erarbeiten, und andererseits, die Zusammenhänge zwischen den einzelnen Aufsätzen herzustellen und somit das "Davidson-Programm" in seiner Gesamtheit deutlich werden zu lassen.
Textgrundlage:
Wir lesen die Texte in der deutschen Übersetzung:
D. Davidson: Wahrheit und Interpretation, übers. v. Joachim Schulte, FfM (stw 896).
ders.: Handlung und Ereignis, übers. v. Joachim Schulte, FfM (stw 895).
ders.: Der Mythos des Subjektiven, übers. v. Joachim Schulte, Stuttgart 1993.
Literatur zur Einführung:
K. Glüer: Donald Davidson zur Einführung, Hamburg 1993.
K. Stüber: Donald Davidsons Theorie sprachlichen Verstehens, Frankfurt/M. 1993.
E. LePore/B. McLaughlin: Actions and Events. Perspectives on the Philosophy of Donald Davidson, Oxford
1985.
dies.: Truth and Interpretation, Perspectives on the Philosophy of Donald Davidson, New York 1986.
Scarano: Jürgen Habermas, Faktizität und Geltung
Mi 18-21, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum) X, Beginn: 2.05.
Die Rechts- und Demokratietheorie von Jürgen Habermas gehört zu den international meistdiskutierten Modellen der politischen Philosophie der Gegenwart. Mit seinem 'prozeduralistischen' Ansatz möchte er eine Alternative zu den weitverbreiteten 'vertragstheoretischen' Argumentationsstrategien liefern. Im Vergleich mit traditionellen Begründungsmustern scheint seine Theorie nicht unerhebliche Auswirkungen sowohl auf die Idee der Grund- und Menschenrechte als auch auf das
Verständnis der Legitimationskraft demokratischer Verfahren zu haben.
Wir werden in diesem dreistündigen Hauptseminar das 1992 erschienene Werk „Faktizität und
Geltung“ lesen und die Argumentation prüfen. Vorkenntnisse aus dem Bereich der politischen Philosophie und Rechtstheorie sind willkommen.
Für einen benoteten Schein sollte ein Thesenpapier erstellt und dieses später zu einer Hausarbeit
ausgearbeitet werden. (Hinweis für Jurastudierende: Im Seminar kann ein Grundlagenschein oder
ein Seminarschein erworben werden.)
Textgrundlage:
Jürgen Habermas: Faktizität und Geltung. Beiträge zur Diskurstheorie des Rechts und des demokratischen
Rechtsstaats, Frankfurt/M. 1992 (und spätere Auflagen).
Zur Vorbereitung:
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Jürgen Habermas: Vom pragmatischen, ethischen und moralischen Gebrauch der Vernunft, in: ders., Erläuterungen zur Diskursethik, Frankfurt/M. 1991, 100-118.
Jürgen Habermas: Über den internen Zusammenhang von Rechtsstaat und Demokratie, in: ders., Die Einbeziehung des Anderen, Frankfurt/M. 1996, 293-305.
Schiemann/Potthast: Naturethik – Theoretische Grundlagen und Praxis (EPG 2)
Mi 16-18, Alte Burse, Raum X, Beginn: 30.04.
Naturethik behandelt theoretische und praktische Fragen des moralischen Verhältnisses von Menschen zur Natur. Ihre thematische und methodische Ausdifferenzierung orientiert sich wesentlich an
konkreten Aspekten der "Umweltkrise". Im Seminar werden unterschiedliche Ansätze der Naturethik in Deontologie, Utilitarismus, Kontraktualismus, Diskursethik, (Neo)Aristotelismus und neueren 'ökologische' Ethiken vorgestellt. Die Differenzen zwischen diesen Ansätzen sollen auf ihre
theoretischen Voraussetzungen und praktischen Konsequenzen hin befragt werden. Gehen unterschiedliche Naturkonzeptionen und naturwissenschaftliche Modelle in die Ansätze ein? Wirken sie
sich auf den naturethischen Praxisfeldern wie Umweltethik, Naturschutzethik, Tierethik voneinander
abweichend aus? Worin besteht die Pluralität der Konzeptionen, und welche Bedeutung hat sie für
die Lösung naturethischer Problemstellungen?
In dieser Veranstaltung kann ein Leistungsnachweis für das Ethisch-Philosophische Grundlagenstudium nach Anlage C, 1.2 WPO für das Lehramt an Gymnasien, zu fach- bzw. berufsethischen Fragen erworben werden (EPG 2).
Literatur:
Angelika Krebs (Hg.): Naturethik, Frankfurt/M. 1993.
Robert Attfield & Andrew Belsey (eds.): Philosophy and the natural environment, Cambridge 1994.
Uta Eser/Thomas Potthast: Naturschutzethik, Baden-Baden 1999; Louis Pojman (ed.): Environmental
Ethics, Belmont 32001.
Schmidt: Über das Nichts und die Negation
Mi 12-14, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 30.04.
Der Begriff des Nichts taucht in der Geschichte der Philosophie in sehr verschiedenen Problemkontexten immer wieder auf, meistens als unleidiger Störenfried. In diesem Seminar soll der Rolle
des Nichts nachgegangen werden anhand einer Lektüre der klassischen Texte zu diesem Thema von
Parmenides, Platon, Aristoteles bis zu Meinong, Frege, Husserl, Heidegger und Sartre, um nur einige
relevante Autoren zu nennen. Es werden uns unterwegs Fragen begegnen wie: Wie kann man Wahres sagen über etwas, das nicht der Fall ist? Wie kann man Wahres sagen über nicht-existierende
Individuen? Gibt es negative Ereignisse oder negative Sachverhalte? Gibt es Gegenstände, die nicht
existieren? Kann es etwas geben, das nur negative Eigenschaften hat? Gibt es ein Nichts jenseits des
logischen Raumes? Warum ist etwas und nicht vielmehr nichts?
Eine genaue Lektüreliste wird in der ersten Stunde verteilt.
Scheinerwerb: Hausarbeit oder Referat.
Schneider: Texte zur politischen Philosophie des Mittelalters (Thomas von Aquin und Wilhelm von Ockham)
Mo 16-18, Alte Burse, Raum X, Beginn: 2.05.
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Es kommt wohl eher selten vor, daß die politische Philosophie des Mittelalters zum Gegenstand
einer philosophischen Interpretation im Rahmen eines Seminars gemacht wird. Das hängt u.a. vielleicht damit zusammen, daß der Eindruck vorherrscht, es gebe im Mittelalter überhaupt nicht so
etwas wie eine politische Philosophie; und wenn doch, dann sei eine Beschäftigung mit ihr bestenfalls
von nur historischem Interesse. Ich möchte in dem Seminar diesem Eindruck entgegentreten. Allein
die Rezeption der Aristotelischen Politik, die freilich erst nach 1265 einsetzt, zeigt das wachsende
Interesse einiger mittelalterlicher Autoren an dem Phänomen des Politischen, besonders an der Frage, warum Menschen über Menschen herrschen dürfen; eine Frage, die Augustinus bekanntlich verneinte. In dem Maße, in dem das Verhältnis zwischen päpstlicher und weltlicher Macht in die Krise
gerät, werden zudem Themen virulent, die in besonderer Weise einer philosophischen Behandlung
bedürfen; wie etwa: Was ist das: das Politische? Oder Fragen nach der Begrenzung weltlicher Macht,
nach dem Widerstandsrecht, nach den Aufgaben und Pflichten des Regenten, nach dem Gemeinwohl, dem bonum commune usw.. Bereits bei Thomas von Aquin, stärker noch bei Wilhelm von Ockham, der den modernen Vertragsgedanken (Th. Hobbes) zumindest vorbereitet, wird die wachsende
Selbständigkeit des Politischen gegenüber theologischen und 'papalistischen' Überformungen deutlich. Das politische Feld wird als ein Raum freier Gestaltungsmöglichkeit des Menschen betrachtet.
Das Seminar widmet sich diesen Fragen anhand der Interpretation zweier bedeutender Texte zur
politischen Philosophie: 1) Thomas von Aquin, De regno und 2) Auszüge aus dem groß angelegten
Dialogus des Wilhelm von Ockham, die J. Miethke zusammengestellt hat.
Ein qualifizierter Seminarschein kann aufgrund regelmäßiger Mitarbeit und einer Hausarbeit erworben werden.
Textgrundlage:
Thomas von Aquin: De regno ad regem Cypri, in: Editio Leonina XLII, Rom 1979, 447-471.
Ders.: Über die Herrschaft der Fürsten, übers. v. F. Schreyvogel, Stuttgart 1975.
St. Thomas Aquinas: On Kingship. To the King of Cyprus, transl. by. G. B. Phelan, rev. with Introduction
and Notes I. Th. Eschmann, O.P., 21982 (11949).
Wilhelm von Ockham: Texte zur politischen Theorie. Exzerpte aus dem Dialogus, lat.-dt., ausgewählt,
übersetzt und hg. v. J. Miethke, Stuttgart 1995.
Schroeder-Heister/Wieckowski: Modallogik
Mi 14-16, Raum: siehe Aushang zu Beginn des Semesters, Beginn: 30.04.
Das Seminar bietet eine Einführung in Grundbegriffe, Techniken und Resultate der Modallogik.
Erst Grundkenntnisse dieser Disziplin erlauben ein gewinnbringendes Studium zentraler Bereiche
der Sprachphilosophie (z.B. Theorie der Eigennamen, Theorie des modalen Diskurses) und der
Metaphysik (z.B. der Identitätstheorie, des Essentialismus, der formalen Ontologie oder der Philosophie der Zeit). Darüberhinaus hat die Modallogik auch in andere Bereiche der Philosophie Eingang gefunden, so z.B. in die Philosophie des Geistes durch modale Argumente für den Dualismus
von Körper und Geist oder in die philosophische Theologie durch modallogische Rekonstruktionen
ontologischer Argumente.
Behandelt werden folgende Themen: Syntax (modallogische Sprachen), Semantik (relationale Strukturen: Rahmen und Modelle, Wahrheit, Gültigkeit), Beweistheorie (Korrektheit, Vollständigkeit,
Lindenbaums Lemma, Standardsysteme), Vollständigkeit und kanonische Modelle, Entscheidbarkeit,
multimodale Sprachen sowie die Grundbegriffe der quantifizierten Modallogik (Barcan-Formel).
Teilnahmevoraussetzungen: Erfolgreiche Teilnahme an einer Logik-Einführung.
Kriterien für den Scheinerwerb: Bearbeitung von Übungsblättern und ein schriftliches Referat.
Bitte Anmeldung per e-mail bei B. Więckowski: [email protected].
Literatur:
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Hughes, G. E./Cresswell, M. J.: A New Introduction to Modal Logic. London, New York 1996.
Schroeder-Heister/Hamm: Logikprogrammierung – Theorie und Anwendungen
Mi 16-18, Do 16-18, Raum: siehe Aushang zu Beginn des Semesters, Beginn: 30.04.
Die Logikprogrammierung basiert auf einem Fragment der Prädikatenlogik erster Stufe. Sie ist theoretisch interessant, da sie eine Brücke darstellt zwischen Logik als Beschreibungssprache für eine
intendierte 'Welt' und Logik als Auswertungssprache, die es erlaubt, mit bestimmten Berechnungsverfahren die Gültigkeit von Aussagen in dieser 'Welt' zu bestimmen. Sie ist praktisch interessant, da
sie die Grundlage der Programmiersprache PROLOG darstellt, die insbesondere im Bereich der
Linguistik angewendet wird.
Die Veranstaltung soll sowohl in theoretische Grundlagen als auch in Anwendungen der Logikprogrammierung einführen. Sie ist für Studierende von Linguistik und Informatik konzipiert und wird
die Form eines „Kurses“ haben, d.h. eine Mischform zwischen Vorlesung (+ Übungen) und Seminar. Studierende der Philosophie können jedoch teilnehmen und einen Seminarschein erwerben.
Hierfür gelten folgende Bedingungen:
Teilnahmevoraussetzungen: Erfolgreiche Teilnahme an einer Logik-Einführung.
Kriterien für den Scheinerwerb: Übernahme eines Referats, gegebenenfalls auch Bearbeitung von
Übungsaufgaben.
Literatur:
K. Doets: From Logic to Logic Programming, MIT Press 1994.
Bitte die Ankündigungen in den Internetseiten des Seminars für Sprachwissenschaft und des Wilhelm-Schickard-Instituts für Informatik beachten!
Utz: Hegel, Grundlinien der Philosophie des Rechts
Mo 14-16, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 28.04.
Hegels "Grundlinien" stellen einen der wirkungsgeschichtlich bedeutsamsten, der sperrigsten und
der umstrittensten Entwürfe praktischer Philosophie dar. Wenn man einmal von den marxistischen
Vermittlungsbemühungen des Hegelschen Systems absieht, hat kein anderer von dessen Teilen vermocht, in ähnlicher Breite über die akademischen Debatten hinaus positiv wirksam zu werden. Die
Logiker haben Hegels Logik nicht für voll genommen und die Historiker allenfalls vorübergehend
die Hegelsche Geschichtsphilosophie. Die Juristen dagegen diskutieren die „Rechtsphilosophie“. Sie
hat verfassungsrechtliche Debatten bestimmt und ist in die Gründungsgedanken von Staaten eingedrungen.
Sperrig ist der Hegelsche Entwurf nicht nur wegen des in der Vorrede propagierten absolutidealistischen Grundsatzes: "Was vernünftig ist, das ist wirklich; und was wirklich ist, das ist vernünftig." Schwer faßlich scheint auch, daß im Rechtsbegriff nicht allein die Rechts- und Staatsphilosophie, sondern die gesamte praktische Philosophie grundgelegt sein soll, daß diese aber andererseits
zur vornehmsten Aufgabe haben soll, den Freiheitsgedanken einzulösen.
Der Streit um Hegels ethisch-politische Philosophie schließlich begann früh – bekannt ist die Spaltung seiner Anhänger in links- und rechtshegelianisches Lager bald nach seinem Tod. In der Folge
wurde Hegel dann sowohl von Liberalen wie von Konservativen für eigene Positionen in Anspruch
genommen; der Marxismus berief sich auf ihn – wenn auch freilich in berichtigender Umkehrung;
von liberalen Antifaschisten wurde er zum Feindbild ausgemalt und als Wegbereiter des Nationalsozialismus gebrandmarkt; südamerikanische Diktatoren schickten Philosophen ins Exil, die sich mit
Hegel beschäftigten.
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Das Seminar soll die Hegelschen Gedankengänge in gründlicher Auseinandersetzung mit dem Text
erarbeiten. Dabei soll der z.T. etwas vernachlässigte Zusammenhang der "Grundlinien" mit dem
Gesamtsystem herausgestellt und die Verbindung zu aktuellen Fragestellungen hergestellt werden.
Literatur:
L. Siep, Hg., G. W. F. Hegel. Grundlinien der Philosophie des Rechts (Reihe "Klassiker Auslegen"), Berlin
1997.
A. Th. Peperzak, Hegels praktische Philosophie. Ein Kommentar zur enzyklopädischen Darstellung der menschlichen Freiheit und ihrer objektiven Verwirklichung, Stuttgart-Bad Cannstatt 1991.
Wimmer: Platons Prinzipienlehre, Teil II
Do 8.30-10.00, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 8.05.
Bei diesem Seminar handelt es sich um eine Fortsetzung aus dem Wintersemester. Neuaufnahmen
sind nicht möglich.
Wimmer: Zur Entstehung von Werten
Do 10.30-12.00, Konferenzraum, Beginn: 8.05.
Das Seminar bietet einleitend einen Überblick über die sogenannte 'Wertphilosophie' bzw. 'Philosophie der Werte'. Daran schließt sich der Versuch einer systematischen Klärung des Wertbegriffs mit
Hilfe einer Arbeit von Herbert Schnädelbach an. Schließlich soll ein Panorama jener Bereiche
menschlichen Handelns und Selbstverstehens entfaltet werden, in denen sich die Rede und das Verständnis von Werten etabliert haben. Dies geschieht an Hand des Buchs von Hans Joas: Die Entstehung der Werte, Frankfurt/M. 1997 (stw 1416).
Leistungsnachweis: ausgearbeitetes Referat oder Hausarbeit.
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Oberseminare
Frank: Berichte aus eigenen Forschungen – Oberseminar für Doktoranden und Doktorandinnen
Mo 20-23, 14täglich, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 28.04.
Nach einer intensiven und anstrengenden Folge von Lektüren und Diskussionen über neueste Texte
zur Philosophy of Mind (Shoemaker, Burge, Block, Tye) ist das Bedürfnis nach einer Konzentration
auf die Besprechung eigener works in progress gewachsen. Das hindert natürlich nicht den Entschluss
der Teilnehmer(innen) zu einer thematischen Festlegung für die verbleibenden Sitzungen.
Keuth: Russell: Einführung in die mathematische Philosophie
Mi 10-12, Alte Burse, Schellingzimmer (Konferenzraum), Beginn: 30.04.
Russells Einführung ist eine Exposition des Programms der Principia Mathematica. Sie ist gut verständlich und kommt fast ohne Formeln aus. Nach diesem Programm enthält das Grundinstrumentarium
des Mathematikers neben dem undefinierten Begriff „Menge“ nur noch rein logische Ausdrücke.
Bedingung für einen benoteten Schein: Referat.
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Literatur:
Bertrand Russell: Einführung in die mathematische Philosophie, Hamburg 2002.
Stephan Körner: The Philosophy of Mathematics, New York 1986.
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Kolloquien
Fahrenbach: Kolloquium
nach Vereinbarung
Kümmel: Gedächtnis und Erinnerung
Fr 18-20, Alte Burse, Melanchthonzimmer (Raum 308), Beginn: 9.05.
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Arbeitskreise
Hoering: Lernprogramme (insbesondere für Logik)
Di 19-21, Alte Burse, Computerpool, Beginn: 29.04.
Seit einiger Zeit gibt es ein Tutor-Programm zum Einüben des logischen Ableitens in Formalismen der Aussagen-, Prädikaten- und Modallogik, das im Rahmen dieses Arbeitskreises entwickelt
worden ist. Dieses Programm wurde zunächst in Pascal für IBM-kompatible Rechner geschrieben; für seine Portierung auf andere Plattformen stellen wir Versionen in C++ mit Hilfe von
UML her. Neue Mitglieder, die bereits Kenntnisse in diesen Sprachen besitzen oder stark motiviert sind, sich einzuarbeiten, sind herzlich willkommen.
Koch, D. Hermeneutische Phänomenologie
Mi 12-14 Uhr, Alte Burse, Raum X, Beginn: 30.04.
Der Arbeitskreis 'Hermeneutische Phänomenologie' geht auf eine Initiative von Studierenden zurück. Er beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit der hermeneutischen Phänomenologie, so wie
sie sich in der ersten systematischen Ausarbeitung in Martin Heideggers 'Sein und Zeit' darstellt,
vor allem aber mit der Weiterentwicklung bzw. der Veränderung dieses philosophischen Ansatzes
in der gereiften Periode der heideggerschen Philosophie – dem sogenannten 'Ereignis-Denken' –
von Mitte der dreißiger bis zu Beginn der siebziger Jahre. Im Sommersemester beschäftigen wir
uns mit den Freiburger Vorträgen aus dem Jahr 1957 'Grundsätze des Denkens' (Gesamtausgabe
Bd. 79, S. 81-176; vor allem mit den Vorträgen Nr. 3 bis 5). 'Die Freiburger Vorträge' stellen zugleich eine ausgezeichnete Einführung in das Ereignis-Denken dar.
Der Arbeitskreis ist für alle an der Sache der hermeneutischen Phänomenologie interessierten
und engagierten Studierenden offen.
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Das Philosophische Seminar teilt sich mit dem Kunsthistorischen Institut (KHI), dem Institut für
Erziehungswissenschaften (IFE), dem Seminar für Indologie und dem Orientalischen Seminar
einen Computer-Pool. Dieser befindet sich im 2. Stock der Alten Burse, Raum 208. Ein Account
kann bei Frau Ott, Raum 213, beantragt werden.
Anzeige Gastl
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