FaltblVulkan-140611-d-Landschaften_Layout 1 08.02.12 14:18 Seite 2 Vulkane Geochemische Landschaftsfabriken Vulkane und ihre gewaltigen Kräfte haben die Men- Heute sind weltweit etwa 500 Millionen Menschen schen schon immer beschäftigt. Die griechische durch Vulkane bedroht. Vulkanische Katastrophen Mythologie weiss zu berichten, dass Typhon, Sohn treten mehrere Mal pro Jahrhundert auf. Die Gefah- der Gaia, und der stärkste der Giganten, von Zeus ren für den Menschen haben durch Ausbreitung der nach langem Kampf besiegt wurde. Zeus wälzte den Berg Ätna über ihn. Der heiße Dampf, der aus dem Vulkankrater aufsteigt, soll Typhons Atem sein. Austritt von Schwefeldioxid (SO2 ) aus aktiven Schwefelfumarolen am Vulkan Lastarria/Chile Foto: Knut Hahne, GFZ Helmholtz-Zentrum Potsdam Deutsches GeoForschungsZentrum – GFZ Telegrafenberg · 14473 Potsdam Telefon: +49 (0)331 288-1040 Fax: +49 (0)331 288-1044 e-mail: [email protected] www.gfz-potsdam.de FaltblVulkan-140611-d-Landschaften_Layout 1 08.02.12 14:18 Seite 3 Vulkane Blick vom Salar de Atacama (Längstal) auf die W-Flanke des Altiplanos mit dem Vulkan Licancabu Städte und Zunahme der Bevölkerungsdichte zugenommen. Vor allem Glutwolken und Schlammströme stellen noch Dutzende Kilometer vom Eruptionszentrum eine tödliche Gefahr dar. Beim Ausbruch des schneebedeckten Nevada del Ruiz 1985 wurde die über 50 Kilometer entfernte kolumbianische Stadt Amero mit 25000 Einwohnern vollständig unter einem Schlammstrom begraben. Die Chemie des Vulkans bestimmt seine Gefahr Geowissenschaftlern ist seit längerem die Bedeutung der Kieselsäure (SiO2) bekannt, deren Konzentration unter anderem dafür verantwortlich ist, ob ein Vulkan explosiv ausbricht. Der weniger gefährliche Eruptionsmechanismus fördert SiO2-arme, heiße und dünnflüssige Laven vom Typ der Vulkane auf Hawaii. Ein hoher Kieselsäure-Gehalt führt dagegen zu zähflüssiger, kaum fließfähiger Lava. Damit kann der Wasserdampf, das wichtigste Gas vulkanischer Schmelzen, nicht entweichen. Beim Aufstieg des Magmas erhöht sich der Innendruck der Gase im geschmolzenen Gestein. Dadurch werden diese bei der Eruption buchstäblich pulverisiert und es entstehen weit über 10 km hohe, partikelreiche Eruptionssäulen. Mit dieser Form sind die gefährlichsten Phänomene vulkanischer Aktivität verbunden. Manuelle Gasprobenahme am Kraterrand des Merapi Foto: M. Zimmer, GFZ Foto: O. Oncken, GFZ FaltblVulkan-140611-d-Landschaften_Layout 1 08.02.12 14:18 Seite 4 Vulkane Am Hochrisikovulkan Merapi/Java werden durchschnittlich pro Tag in die Atmosphäre freigesetzt: Wasserdampf H2O 90,0 Vol.% 2530 Tonnen Kohlendioxid CO2 6,0 Vol.% 410 Tonnen Schwefeldioxid SO2 1,5 Vol.% 150 Tonnen Salzsäure HCl 0,5 Vol.% 30 Tonnen Wasserstoff H2 0,5 Vol.% 1,5 Tonnen Flusssäure HF 0,1 Vol.% 3 Tonnen Stickstoff (N2), Methan (CH4), Argon (Ar), Helium (He) jeweils kleiner 0,1 Vol.% Modellfall Anden Als globales Modellbeispiel explosiver Vulkane gelten die Anden und die Vulkane in Indonesien. Am Westrand Südamerikas taucht seit Millionen Jahren ozeanische Kruste unter den Kontinent ab. Dabei wird in einer Tiefe von über 100 Kilometern das in Silikatmineralen eingebaute Wasser freigesetzt. Das Ergebnis sind zahllose explosive Vulkane. Hier sind mit dem Ojos de Salado (6800 m) und dem Llullaillaco (6700 m) auch die höchsten aktiven kontinentalen Vulkane der Erde zu finden. Wissenschaftler und Techniker des GeoForschungsZentrum (GFZ) untersuchen in einem Verbund mit der FU Berlin und der Universität Potsdam die chemische Zusammensetzung von Andesiten – einem der häufigsten Lavatypen (57 bis 63 % Kieselsäure SiO2). Dabei werden ca. 50 chemische Elemente analysiert. Isotope dienen dazu, die Lava und andere Förderprodukte zu datieren sowie die Herkunft der Magmen zu charakterisieren. Vulkanologen sind der Überzeugung, dass sich aus detaillierten Studien zur Geschichte eines Vulkans Aussagen über zukünftige Eruptionsmechanismen ableiten lassen. Merapi - von der Station Babadan im Westen (ca. 1100 m über N.N.) gesehen Foto: B. Lühr, GFZ FaltblVulkan-140611-d-Landschaften_Layout 1 08.02.12 14:18 Seite 1 Periodischer Lavaausbruch des Vulkans Villarica in Südchile Aus Vulkanen entsteht neue Landschaft Im Mittelpunkt der Untersuchungen standen Ignimbrite, das sind bimsreiche Ablagerungen von vulkanischen Glut- und Aschewolken, die locker oder – wenn bei hohen Temperaturen abgelagert – verschweißt sein können. Heute hat sich die Erkenntnis durchgesetzt, dass diese Ignimbrite – neben den riesigen Mengen magmatischer Flutbasalte- die am meisten verbreiteten landschaftsbildenden vulkanischen Gesteine darstellen. Mit Volumina von Hunderten, zum Teil Tausenden von Kubikkilometern wurden vor Jahrmillionen durch den Auswurf aus großen Vulkankomplexen Landschaftsplateaus herausgebildet. Man nimmt Durch Hitze verfestige vulkanische Aschen (Ignimbrite) in an, dass riesige Glut-und Ascheströme aus ringför- den argentinischen Anden Fotos: Knut Hahne, GFZ migen Spalten ausbrachen. Durch die plötzliche Entleerung der riesigen "Magmenkammern" brachen strukturen (Calderen), die in den Anden Durchmesser von über 50 Kilometern erreichen können. Plateaubildende Ignimbrit-Ausbrüche sind in historisch belegter Zeit noch nicht aufgetreten. In besiedelten Regionen würden sie Tausende von Quadratkilometern vollständig zerstören. 06/11 die Dachregionen ein und bilden tiefe Einbruchs-