Zahlen und Fakten zum Ärztemangel Ambulante Versorgung heute 19.455 Vertragsärzte und -psychotherapeuten in Nordrhein versorgen rund neun Millionen Einwohner. Das Durchschnittsalter der nordrheinischen Hausärzte beträgt 52,7 Jahre – das der Fachärzte 52 Jahre. Der Anteil der über 60-jährigen Hausärzte liegt je nach Kreis / kreisfreier Stadt zwischen 15 und 27 Prozent; bei Fachärzten beträgt dieser Anteil zwischen 9 und 20 Prozent. Derzeit gibt es kein ausgeprägtes Stadt-LandGefälle in der Altersstruktur der nordrheinischen Ärzte. 1.592 Einwohner pro Hausarzt – das ist der nordrheinische Durchschnitt. Er schwankt zwischen 1.072 (Bad Honnef) und 2.467 (Kaarst), je nach Versorgungsregion. 57 Prozent der Kommunen mit 74 Prozent der Einwohner haben einen Versorgungsgrad von 1.800 Einwohnern je Hausarzt oder besser. Als angemessen gilt ein Verhältnis von 1.671 Einwohnern je Hausarzt. Seit 2013 wird die hausärztliche Versorgung in 94 Mittelbereichen geplant. Damit erfüllt die Kassenärztliche Vereinigung Nordrhein (KVNO) den gesetzlichen Auftrag einer kleinräumigen Versorgungsplanung. Zuvor bildeten 27 Kreise und kreisfreie Städte die Planungsregionen für die hausärztliche Versorgung. Mitversorgung: Starke Zentren versorgen das Umland. 34 Prozent der 9,4 Millionen Behandlungen durch Kölner Fachärzte im Jahr 2010 galten Patienten aus dem nahen und ferneren Umland. Ambulante Versorgung morgen Bis 2030 treten über 80 Prozent der heute praktizierenden Haus- und Fachärzte in den Altersruhestand. Hausärzte gesucht! Bis zum Jahr 2030 müssen in Nordrhein rund 5.000 Hausärzte gewonnen werden, um das Versorgungsniveau von heute zu halten. Diese Zahl berücksichtigt den – demografisch bedingt – wachsenden Behandlungsbedarf. Zahlen und Fakten zum Ärztemangel In Nordrhein absolvieren jährlich rund 100 Nachwuchsmediziner die W eiterbildung in der Allgemeinmedizin. Notwendig wären mindestens 200. Wenn die Niederlassungszahlen konstant auf dem Niveau der letzten fünf Jahre bleiben, fehlen 2030 in Nordrhein rund 1.700 Hausärzte. Je weniger Hausärzte in der Versorgung verbleiben, desto mehr wächst deren Arbeitsbelastung. Dringende Entlastung benötigen in den nächsten zehn Jahren – vor allem aufgrund ihrer ungünstigen Altersstruktur – die Ärzte in den Kreisen Düren und Kleve, gefolgt von Duisburg und dem Kreis Heinsberg. In den meisten ländlichen Kommunen Nordrheins nimmt der hausärztliche Behandlungsbedarf im Prognosezeitraum bis 2030 deutlich zu. Die Unterschiede zwischen Stadt und Land verschärfen sich. In 22 von 26 Kreisen nimmt der hausärztliche Behandlungsbedarf in den kommenden 20 Jahren demografisch bedingt zu. In vier Städten rechnet die Prognose mit einem stagnierenden oder leicht rückläufigen Behand lungsbedarf: Remscheid, Wuppertal, Duisburg, Essen. In sieben Kreisen steigt der hausärztliche Behandlungsbedarf um mehr als zehn Prozent – insbesondere in ländlichen Kreisen wie Heinsberg, Kleve oder dem Rhein-Sieg-Kreis. Es gibt auch ein fachärztliches Nachwuchsproblem . Nicht für alle Fachgruppen und nicht überall. Aber: Durch die alternde Gesellschaft wächst der Bedarf an Augenärzten, Urologen und HNO -Ärzten; die Niederlassungszahlen in diesen Fachgruppen dagegen stagnieren oder sinken. Ärztliche Arbeitsformen im Wandel Die Zahl ambulant tätiger angestellter Ärztinnen und Ärzte hat sich seit 2008 mehr als verdoppelt, die Anzahl der Ärztinnen und Ärzte in Teilzeit vervier facht. Kooperative Arbeitsformen werden beliebter: 47 Prozent aller zugelassenen Ärzte arbeiten in einer Berufsausübungsgemeinschaft („Gemeinschaftspraxis“). Hinzu kommen Ärzte in Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ). Drei von fünf Jungärzten wählen eine kooperative Praxisform. Die Versorgung wird weiblich: 36 Prozent der ambulant tätigen Ärzte sind Frauen; bei den Studienanfängern in der Humanmedizin sind 62 Prozent Frauen. KVNO 30. September 2013 Seite 2 Zahlen und Fakten zum Ärztemangel Notwendige Agenda angesichts des Ärztemangels Aufwertung der Allgemeinmedizin an den Hochschulen und Universitätskliniken: Mehr und besser ausgestattete Lehrstühle und Institute Kurskorrektur in der Wissenschaftsförderung: Stärkung der versorgungs nahen Forschung gegenüber der Spitzenforschung in technikorientierten Fächern Anreize für Krankenhäuser, auch angehende Hausärzte weiterzubilden (Teil-)Verlagerung der W eiterbildung von der stationären in die ambulante Versorgung NRW ist Schlusslicht bei der Vergütung für die ambulante Versorgung je Versichertem. Eine Anhebung auf den Bundesdurchschnitt ist erforderlich, um diesen Standortnachteil zu beenden. Innovative Versorgungssteuerung in der Breite gelingt nur mit Akteuren, die flächendeckend handeln können. Das gesetzliche Mitwirkungsverbot der KV bei der Hausarztzentrierten Versorgung und der Integrierten Versorgung muss beendet werden. Nachwuchsproblem... jährliche Zugänge bei Hausärzten in Nordrhein 300 250 200 benötigte Hausärzte 150 233 100 neue Hausärzte 222 173 161 119 50 0 2006 KVNO 2007 2008 2009 30. September 2013 2010 Seite 3