Hinweise zur Fortbildung von Hausärzten Ausgangssituation: Hausärzte sehen täglich durchschnittlich 40-60 Patienten (800-1500 Scheine pro Quartal) mit den unterschiedlichsten Krankheitsbildern, für die sie mehr und mehr primärer Ansprechpartner sind. Patienten sind angehalten, zunächst stets ihren Hausarzt zu konsultieren, der dann je nach Befund an weitere Spezialisten überweist. Der Hausarzt ist zudem ein privater Unternehmer, der jede Behandlung über die KV oder die privaten Krankenkassen gesondert abzurechnen hat und dabei einen erheblichen Verwaltungsaufwand betreiben muss. In dem Maße, in dem das Wissen in den einzelnen Teildisziplinen der Medizin fortschreitet, muss der Hausarzt sich fortbilden, um jeweils auf dem neuesten Stand zu sein. Neuerdings müssen innerhalb eines Zeitfensters von 5 Jahren 250 Fortbildungspunkte nachgewiesen werden (entspricht 250 Einheiten à 45 Minuten). Depression ist nur eines unter zahlreichen Themengebieten. Zwar ist der Hausarzt auch bei diesem Krankheitsbild meist primärer Ansprechpartner, auf der anderen Seite wenden sich Patienten häufig nicht mit vermeintlich depressionstypischen Beschwerden und psychischen Symptomen an ihn, sondern vor allem vor dem Hintergrund der körperlichen Beschwerden, die mit der Depression einhergehen (z.B. Energieverlust, Schlafstörungen, Schmerzen etc.). Bedenkt man zudem, dass der Arzt für eine Konsultation nur durchschnittlich 5- max. 10 Minuten aufwenden kann, ist es nicht verwunderlich, dass derzeit rund 50% der Depressionen übersehen werden. Wahrgenommene Defizite: Hausärzte fragen oft nicht aktiv nach depressiver Symptomatik. Die diagnostischen Kern- und Nebensymptome sind häufig nicht ausreichend bekannt und die Unterscheidung zu Anpassungsstörungen und Befindlichkeitsstörungen gestaltet sich schwierig. Zudem sind Hausärzte oft nicht geübt, Depression zu thematisieren. Die Diagnose „Depression“ ist jedoch bei vielen Patienten mit Ängsten verbunden und ein Gespräch darüber kann daher auch zeitintensiv sein. Insofern ist Depression für manche Hausärzte eine „unbequeme Erkrankung“, der sie - wenn möglich - lieber aus dem Weg gehen. Aber auch wenn die Depression erkannt und benannt wurde, erfolgt zu häufig keine angemessene Therapie. Spezifische antidepressive Medikamente werden häufig nicht verschrieben aus Angst vor mangelnder Patienten-Compliance. Statt dessen kommen in der Mehrzahl der Fälle entweder pflanzliche Präparate (Johanniskrautextrakt) oder für Depressionsbehandlung wenig geeignete Mittel wie Fluspirilen (IMAP) und Opipramol (Insidon) zum Einsatz. Gerade bei Fluspirilen wird die Gefahr von Spätdyskinesien häufig übersehen. Werden spezifische antidepressive Medikamente verschreiben, werden diese zu oft unterdosiert. Eine differenzierte Patientenaufklärung über den zu erwartenden Behandlungsverlauf (Akuttherapie, Erhaltungstherapie, Phasenprophylaxe) und mögliche Nebenwirkungen wird vielfach versäumt. Dies führt zu häufigen und unnötigen Therapieabbrüchen durch den Patienten. Zu selten wird davon Gebrauch gemacht, in die Depressionsbehandlung Angehörige zur Verbesserung der Compliance mit einzubeziehen. Fortbildungsinhalte und Ziele: Diagnose und Abgrenzung der Depression zur Befindlichkeitsstörung. Screening als mögliche Hilfe, Depression leichter zu erkennen. Das ArztPatient-Gespräch zum Thema „Depression“; differenzierte Aufklärung mit Hilfe von Informationsmaterialien (Videos, Broschüre, CD-ROM etc.). Medikation von spezifischen Antidepressiva in ausreichender Dosierung über eine angemessene Zeitspanne. Abklärung akuter Suizidalität und mögliche Hinzuziehung fachärztlicher Kompetenz / stationärer Hilfsangebote. Praktische Hinweise: Hausärzte für das Thema „Depression“ zu motivieren, gestaltet sich als besonders schwierig, da diese Berufsgruppe derzeit mit Fortbildungsangeboten überschüttet wird. Optimalerweise erfolgt eine Einladung zu einer Fortbildung immer in Kooperation mit Berufsverbänden (ärztlicher Kreisverband), Qualitätszirkeln oder anderen bereits bekannten und etablierten lokalen Institutionen. Vorsicht vor „Hausarztschelte“! Da wird zurecht empfindlich reagiert („was wird denn noch alles von mir verlangt?“). Hausärzten sollte stattdessen bereits in der Einladung vermittelt werden, was sie von dieser Veranstaltung erwarten dürfen: Entlastung und eine deutliche Unterstützung der täglichen Arbeit mit depressiven Patienten, verschiedenste Hilfsmittel wie Aufklärungsmaterialien, Screening-Instrumente, Abrechnungstipps etc. Wichtig ist eine frühzeitige Beantragung von CME-Punkten bei der zuständigen Landesärztekammer. Fortbildungen für Hausärzte sollten eine Zeitdauer von 4 Stunden in der Regel nicht überschreiten. Als geeignete Termine bieten sich Mittwoch Nachmittag, Freitag Abend oder Samstag Vormittag an.