1. Interferone - Goethe

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Rekombinante Wirkstoffe!
5. Vorlesung!
Prof. Dr. Theo Dingermann Ins2tut für Pharmazeu2sche Biologie Goethe-­‐Universität Frankfurt [email protected]­‐frankfurt.de Warum Modifikationen an
authentischen Biomolekülen?
•  Einige Modifikationen sind Konzessionen an die
technische Machbarkeit – durchaus u.U. mit einem
signifikanten Zusatzgewinn (Wirkstoffe der 1. Generation).!
•  Einige Moleküle sind in der Tat naturidentisch
(Wirkstoffe der 2. Generation).!
•  Einige Modifikationen machen die Moleküle besser als
die natürlichen Vorbilder, auch weil sie den
signifikanten Unterschieden eines physiologischen und
eines therapeutischen Deliveryʻs Rechnung tragen
(Wirkstoffe der 3a. Generation).!
•  Einige Moleküle wurden ganz einfach „neu
erfunden“ (Wirkstoffe der 3b. Generation).!
Protropin®
H
H
G
Arzneimittel derI 1.EGeneration
K D
K
R
M
Wachstumshormon
Somatropin
H
H
G
Arzneimittel derI 2.EGeneration
K D
K
R
Wachstumshormon
Pegyliertes Somatropin
H
H
G
Arzneimittel derI 3aE Generation
K D
K
R
modifiziertes Wachstumshormon
längere
Halbwertszeit
Pegvisomant
Somavert®
H
D
D
H
G
K
Arzneimittel derTI 3b
K D
SE Generation
R
S A
K
R
N
Wachstumshormon
GH-RezeptorAntagonist
Authentizität hielt man lange dann für besonders wichtig, wenn
Präparate zur Substitutions- bzw. Dauertherapie eingesetzt wurden.
•
•
•
•
•
•
Insulin
Gerinnungsfaktor VIII
Somatropin
ß-Interferon
α-Interferon
einige Antikörper
Heute gilt Authentizität nicht mehr als Wert an sich. Was zählt sind
möglichst optimale Wirksamkeit und Verträglichkeit.
Die zugelassenen rekombinanten
Wirkstoffe"
1. Antianämika"
2. Antiasthmatika"
3. Antiadiabetika!
(Wirkstoffe zur Aufrechterhaltung der Glukose-Homöostase)"
4. Antiinfektiva!
Antiinfektiva!
Als Antiinfektiva werden Arzneimittel bezeichnet, die gegen Infektionskrankheiten
eingesetzt werden und dabei gezielt Mikroorganismen schädigen, ohne auf den
menschlichen Körper zu wirken.
•  Die zugelassenen Interferone
•  Der monoklonalen Antikörper Palivizumab.
•  Interferone = wichtige Komponenten des unspezifischen Immunsystems
•  Palivizumab = monoklonaler Antikörper = Komponente des spezifischen
Immunsystem.
1. Interferone!
Der Name:
Interferone „interferieren“ mit der viralen Replikation.
Die Funktion:
Induktion einer „antiviralen Aktivität“ gegen ein breites Spektrum ganz
unterschiedlicher Viren.
1. Interferone!
Humane Interferone werden heute in die sieben Gruppen eingeteilt:
•  IFN-α,
•  IFN-β,
•  IFN-ε,
•  IFN-ω,
•  IFN-κ,
•  IFN-ν,
•  IFN-γ
Sieben Gruppen —> drei Klassen:
• Typ-I-Interferone (IFN-α, IFN-β, IFN-ω, IFN-ν und IFN-κ)
• Typ-II-Interferone (IFN-γ)
• Typ-III-Interferone (IL-28A = IFN-λ2, IL-28B = IFN-λ3, IL-29 = IFN-λ1)
1. Interferone!
Interferon– Name
klasse
Genort
Rezeptor
Kette 1
Rezeptor
Kette 2
Signaltransduktionswege
Typ I
9p21+3
9p21+3
9p21+3
9p21+1
9p21+3
9p21+3
IFN-αR1
(syn.:
IFN-αRα,
IFNAR1)
IFN-αR2
(syn.:
IFN-αRβ,
IFNAR2)
Jak1, Tyk2
Stat1, Stat2,
Stat3,
Stat4, Stat5
PI3K
Akt
NFκB
MAPK
p53
PRMT1
IFN-α
IFN-β
IFN-ε
IFN-κ
IFN-ω
IFN-ν
1. Interferone!
Rezeptor
Kette 1
Rezeptor
Kette 2
Signaltransduktionswege
IFN-αR1
(syn.:
IFN-αRα,
IFNAR1)
IFN-αR2
(syn.:
IFN-αRβ,
IFNAR2)
Jak1, Tyk2
Stat1, Stat2,
Stat3,
Stat4, Stat5
PI3K
Akt
NFκB
MAPK
p53
PRMT1
1. Interferone!
Interferon– Name
klasse
Genort
Rezeptor
Kette 1
Rezeptor
Kette 2
Signaltransduktionswege
Typ II
12q14+3
IFN-γR1
(syn.:
IFN-γRα,
IFNGR1)
IFN-γR2
(syn.:
IFN-γRβ,
IFNGR2)
Jak1, Jak2
Stat1, Stat3,
Stat5
PI3K
Akt
NFκB
MAPK
IFN-γ
1. Interferone!
Rezeptor
Kette 1
Rezeptor
Kette 2
Signaltransduktionswege
IFN-γR1
(syn.:
IFN-γRα,
IFNGR1)
IFN-γR2
(syn.:
IFN-γRβ,
IFNGR2)
Jak1, Jak2
Stat1, Stat3,
Stat5
PI3K
Akt
NFκB
MAPK
1. Interferone!
Interferon– Name
klasse
Genort
Rezeptor
Kette 1
Rezeptor
Kette 2
Signaltransduktionswege
Typ III
(IFNähnliche
Proteine)
19q13+2
IL28RA
(syn.:
IFNLR1,
LICR2)
IL-10R2
(syn.:
IL10RB,
CRFB4)
Jak1, Tyk2
Stat1,Stat2,
Stat3,
Stat5
IL-28A
(IFN-λ2)
IL-28B
(IFN-λ3)
IL-29
(IFN-λ1)
19q13+2
19q13+2
1. Interferone!
Alpha-Interferone (IFN-α), die früher auch als Leukozyten-Interferone (LeIF)
bezeichnet wurden, werden von einer Gruppe von 13 Genen und einem
Pseudogen (IFNAP22) codiert
1. Interferone!
Sehr konservierte AS-Sequenz
zwischen den Positionen 115 und
151. Der Bereich zwischen den AS
81 und 95, und hier vor allem
Tyr-86 und Tyr-90, scheint
besonders relevant für die
antiproliferative Wirkung der AlphaInterferone zu sein.
1. Interferone!
Alpha-Interferone (IFN-α), die früher auch als Leukozyten-Interferone (LeIF)
bezeichnet wurden, werden von einer Gruppe von 13 Genen und einem
Pseudogen (IFNAP22) codiert.
Jedes Alpha-Interferon scheint ein etwas anderes Aktivitätsprofil aufzuweisen
hinsichtlich der antiviralen und antiproliferativen Wirkung und hinsichtlich der
Stimulation von Natürlichen Killerzellen bzw. zytotoxischen T-Zellen.
Biochemisch lassen sich die Alpha-Interferone nicht trennen, so dass "natürliche
Alpha-Interferon-Präparate" immer Mischungen all dieser Proteine sind. Nur die
rekombinanten Präparate enthalten jeweils nur eine einzelne Molekülspezies.
1. Interferone!
Beta-Interferon (IFN-β), das früher auch Fibroblasten-Interferon (FIF) genannt
wurde, wird von einem einzelnen Gen codiert. Das Protein enthält 166
Aminosäuren. Die Sequenzhomologie zwischen IFN-alpha- und IFN-betaProteinen beträgt etwa 30 %
1. Interferone!
Die Sequenzhomologie zwischen
IFN-alpha- und IFN-beta-Proteinen
beträgt etwa 30 %.
1. Interferone!
Omega-Interferon (IFN-ω) wird auch als Interferon alpha-II-1 bezeichnet.
In der Aminosäuresequenz sind IFN-α und IFN-ω zu 75 % identisch.
Bei einer Virusinfektion werden zunächst die Interferon IFN-α, IFN-β und IFN-ω
exprimiert und entfalten ihre Wirkung.
IFN-ω wird von einem Gen codiert und umfasst entweder 172 oder 174
Aminosäuren, je nachdem ob bei der Expression am Endoplasmatischen
Retikulum ein Signalpeptid von 21 oder 23 Aminosäuren Länge abgespalten wird.
1. Interferone!
Epsilon-Interferon (IFN-ε) ist noch relativ wenig erforscht und wird offensichtlich in
einigen Krebszelllinien exprimiert.
Kappa-Interferon (IFN-κ) ist ebenfalls noch recht wenig erforscht.
Es wurde aus Keratinozyten isoliert.
Mit 180 Aminosäuren ist dieses Interferon das größte Protein der Klasse und weist
30 % Sequenzhomologie zu den anderen Typ-I-Interferonen auf.
•  Im Gegensatz zu den anderen Interferon-Genen, enthält das IFN-κ-Gen ein
Intron in der 3’-nicht-translatierten Region.
•  Anders als die anderen Typ-I-Interferone, wird IFN-k konstitutiv von den
Keratinozyten exprimiert, allerdings wird die mRNA-Expression durch
Virusinfektion und durch die anderen Typ-I-Interferone sowie auch durch IFN-γ
hochreguliert.
Funktionell ähnelt IFN-κ mehr IFN-β als IFN-α2a, stimuliert die Freisetzung von
IL-10 und inhibiert die Bildung von IL-12 und könnte deshalb für einen
therapeutischen Einsatz bei einigen Autoimmunerkrankungen wie Multiple
Sklerose interessant sein.
1. Interferone!
Ein von dieser Gruppe deutlich zu unterscheidendes Interferon wurde 1982
kloniert.
Es wurde zunächst als "Immun-IFN" bezeichnet, da man es aus T-Lymphozyten
isoliert hatte.
Heute kennen wir dieses wichtige Interferon als Gamma-Interferon (IFN-γ), das
wegen seiner Säurelabilität (instabil bei pH 2) auch als Typ-II-Interferon klassifiziert
wird.
Die biologische Wirkung von IFN-gamma kann man eher als antizellulär als
antiviral bezeichnen.
Es weist auch keine signifikante Sequenzhomologie mit IFN-alpha und IFN-beta
auf, aber es codiert ein Protein ähnlicher Größe, in dem bestimmte einzelne
Aminosäurereste dieselben Positionen wie im Interferon-alpha und -beta besetzen.
Anders als die Typ-I-Interferone ist IFN-γ ein Homodimer.
Es bindet an Zelloberflächenrezeptoren, die sich deutlich von denen
unterscheiden, an die Typ-I-Interferone binden.
1. Interferone!
Interferon-Rezeptoren:
Typ-I-Interferone binden jeweils als Monomere an den gleichen Rezeptor, der auf
sensitiven Zellen in Kopienzahlen von 200 bis 10 000 exprimiert wird und aus zwei
Proteinketten besteht: IFNAR1 und IFNAR2.
•  Wahrscheinlich nur eine Isoform von IFNAR1.
•  Aber drei unterschiedliche Isoformen von IFNAR2. Diese entstehen durch
alternatives Spleißen, überspringen von Exons und die Wahl unterschiedlicher
Polyadenylierungsstellen. Letztendlich resultieren daraus eine lange und eine
kurze transmembranäre Version, die als IFNAR2c beziehungsweise IFNAR2b
bezeichnet werden. Die dritte Isoform ist eine lösliche IFNAR2a-Kette.
1. Interferone!
Interferon-Rezeptoren:
Die Signaltransduktion von Typ-I-Interferonen moduliert die Expression von mehr
als 150 Genen, über die z.B. die Reifung dendritischer Zellen, das Überleben von
T-Zellen oder die Antigenpräsentation mittels MHC-I-Proteinen gesteuert werden.
Polymorphismen der IFNAR stehen im klaren Zusammenhang mit der Anfälligkeit
gegenüber Multiple Sklerose, Trypanosomiasis, HIV, und Hepatitis-B- und -C-Viren.
Während einer chronischen Hepatitis-C-Infektion werden mehr als 10-fach mehr
IFNAR2-Transkripte gebildet und die erhöhte Serumkonzentration von sIFNAR2a
korreliert mit der erhöhten 2-5-Oligoadenylat-Synthetase-Aktivität.
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