Projektbericht

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Realisierungswettbewerb NMS Spielmanngasse KERNAUSSAGEN
529045
Städtebauliche Einbindung – die „schlimme“ Schule
Schulen dürfen, wie andere öffentliche Bauten, im tradierten Städtebau aus der Reihe tanzen, „schlimm“ sein. Als
öffentliche Gebäude müssen sie sich nicht der Stadtgestalt unterordnen, sondern dürfen ihre Aufgabe mit Stolz nach
außen tragen; schon immer.
Die Auffassung von Bildung hat sich glücklicherweise geändert: Die OECD benennt die drei „Key-Qualifications for a
Successful Life and a Well-Functioning Society“, also die Ziele guter Schulbildung, wie folgt:
‐ use tools interactively
‐ act autonomously
‐ interact in heterogenous groups
Dies sind Forderungen, die das Erkennen der Individualität jedes Kindes und die Unterstützung seines
eigenverantwortlichen Denkens und Handelns in den Mittelpunkt stellen.
Die heutige Schule sollte weder Autorität oder gesellschaftliche Normung ausstrahlen (Züchtigungsort), noch ist das
neutrale Regal (Aufbewahrungsort) die richtige Wahl. Die Schule ist Ausdruck von Neugier, Unterstützung und Freude, ein
Ort, an dem gemeinsam Lebenszeit verbracht wird. Mit Selbstbewusstsein und Selbstverständlichkeit zeigt das Gebäude
was es ist: Schule – Bildung – NMS !
Dabei verzahnt sie sich in nachbarschaftlicher Harmonie mit dem umgebenden Stadtgefüge. Zur Spielmanngasse entsteht
ein baulich getrennter Vorplatz, der Garten der NMS verschmilzt mit dem Garten der Volksschule zu einem zentralen
Freiraum – Potential für einen vorweggenommenen Campus.
Die Bäume werden großteils erhalten und als Bestandteil, wie z.B. der Baum am Vorplatz, in die Planung integriert.
Intermezzo – Sporthallen ON TOP:
Aufgrund des kleinen Grundstücks besteht ein starker Druck zur Stapelung der einzelnen Funktionen des Gebäudes:
Wir schlagen die Sporthallen ON TOP vor:
‐
Die Sporthallen ON TOP sind durch unbelastete weite Spannweiten statisch günstiger als die Schule auf den
Sporthallen (weite Spannweite nicht belastet)
‐
Die Unterrichtsbereiche bleiben allesamt in Eingangs- und Gartennähe
‐
Nur die Sporthallen, die von vergleichsweise wenigen Personen genutzt werden (max. 50), sind im obersten
Geschoß angesiedelt.
‐
Für die Abendturner wurde ein separierter/ barrierefreier/einfach versperrbarer Weg durch das Haus geschaffen.
‐
Für die Veranstaltungsstätte wurden zwei unabhängige Fluchtwege geschaffen.
‐
Vorteil: Die Sporthallen und die Veranstaltungsstätte profitieren von der Lage ganz oben (Ausblick, Terrasse, Sport
in Luftigkeit, nicht im Keller -> Bewegungsförderung!).
Gestalterische und räumliche Qualität (Innen und Außen):
Hedonistischer Ausdruck des leichten Stapels, die verschiedenen Inhalte von unten nach oben übereinander getürmt:
 EG: Kreativ- und Verwaltungsbereiche inkl. Mehrzwecksaal und Bibliothek
 1.+2.OG: Cluster / Cluster
 3.OG: Sport, Veranstaltungen
Der Ausdruck des Inhaltes wird in konstruktiver Konsequenz nach außen getragen (kristalliner Ausdruck).
Die Außenaktivität entspricht den inneren Nutzungen:
 Freiraum Kreativbereiche, gemeinsamer Freiraum mit bestehender Schule, außerschulische Aktivitäten
 Große Freiklassen auf dem breiten Sockel
 Kleine Terrassen für Veranstaltungen und Sport
Bei schönem Wetter verbindet sich der innere Zwischenraum mit dem Freiraum zu einem anregenden Kontinuum.
Intermezzo – Konstruktion/ Bauweise:
BETON: Keller, Fundamentplatte, Stiegenhäuser
HOLZSYSTEMBAU: Erdgeschoß, erstes Obergeschoß, zweites Obergeschoß
METALLLEICHTBAU: (Fachwerkwände in exakter Lagerung, Paneelverkleidung): Sporthallen im 3.OG
KURZE BAUZEIT: Hoher Anteil vorfabrizierter Bauteile, hohe Parallelarbeitszeiten (während Keller und Fundamentplatte
betoniert werden, wird bereits vorgefertigt…)
Intermezzo – Brandschutz und Entfluchtung:
EG (Kreativbereich): Von jedem Punkt binnen 40m im sicheren Freien (5.1.1.a)
1.OG (Cluster): Binnen 40m via Freiklasse/Terrasse –> Außentreppe –> sichere Freie + unabhängiger Fluchtweg zu
zentralen Treppenhäusern (5.1.1.c iVm. 5.1.4.b)
2.OG (Cluster): Binnen 40m via zentrales Treppenhaus (das im EG direkt ins sichere Freie führt) + unabhängiger Fluchtweg
via Außentreppe auf Freiklasse/Terrasse (5.1.1.c iVm. 5.1.4.b)
3.OG (Sport/ Veranstaltungen): Veranstaltungsstättengesetz: Es stehen die beiden Treppenhäuser zur Entfluchtung zur
Verfügung, wobei über die Brücke ein unabhängiger, zweiter Fluchtweg zum anderen Treppenhaus gewährleistet ist.
Intermezzo – Mehrfachnutzung:
Getrennte Zugänglichkeit und Nutzbarkeit
- Foyer: Mehrzweckraum, Bibliothek
- Foyer: Stiegenhäuser samt Aufzug –> Zugang zur Sport-/Veranstaltungsebene
- Wahlweise Zuschaltung der einzelnen Unterrichts- oder Clusterbereiche
Infokasten: SPIELGABE 4 ‐ Friedrich Fröbel Friedrich Fröbel (1782-1852), Vordenker der modernen Pädagogik, selbst einer der frühen
Pädagogen (Schüler Pestalozzis), entwickelte spezielle Spielzeuge, sogenannte Spielgaben.
Sowohl Le Corbusier als auch Frank Lloyd Wright gaben – unabhängig voneinander – ihren
kindheitlichen Kontakt mit diesem Spielzeug als wichtigen Einfluss für ihr architektonisches
Werden und Wirken an.
Bild: SPIELGABE 4 – Konstellation: EINE DER „SCHÖNHEITSFORMEN“ Umsetzung des pädagogisch-räumlichen Konzeptes (Innen und Außen)
Die Bildungsräume sind rundumorientiert. Sie sind ohne baulich-räumlich ausformulierten Appendix, als flexibler
Unterrichtssaal ausgebildet und rund um den MUFU-Bereich (TeamBase- verschränktes Arbeiten über die Klassenverbände hinweg) angeordnet. Sowohl im MUFU-Bereich als auch in den Bildungsräumen erfolgt die Differenzierung zum
Appendix durch Möbel, so ergibt sich eine hohe Flexibilität, heute und in der Nachnutzung. Bildungsräume und MUFU
bilden eine durchgehende Raumstruktur: Teamräume, Sanitärräume (Synergien angrenzender Cluster werden genutzt),
Wasserstelle, offene Garderoben (mit brandfallgesteuertem Abschluss) im Eingangsbereich des Clusters (in guter Nähe,
mit sozialer Kontrolle). Der Bereich zwischen den Clustern öffnet sich an mehreren Seiten nach außen. Nie entsteht ein
Gang. Der Mittelbereich dient als zusätzlicher Arbeitsraum für Pädagogen und SchülerInnen.
Im Erdgeschoß bilden die Kreativ- und Verwaltungsbereiche einen breiten Sockel für die darüber liegenden Cluster mit
vielfach nutzbaren Vor- und Zwischenbereiche. Bei schönem Wetter und geöffneten Türen verbindet sich der innere
MUFU mit dem Freiraum zu einem anregenden Kontinuum. Freiklassen: im 1.Stock direkt vor dem MUFU-Bereich, im
zweiten Stock über eine direkte Außentreppe vom MUFU-Bereich erreichbar. Durch die gedrehte Anordnung der Klassen
entstehen witterungsgeschützte Außenbereiche.
Die Ebene Sport/Veranstaltung (3.Stock) erlaubt eine Teilbarkeit beider Turnsäle (getrennt zugänglich). Sheddächer
erlauben Licht und Luft von Norden, PV nach Süden. Von jedem Turnsaal gibt es einen großzügigen horizontalen Ausblick.
Sport und Veranstaltung sind nicht im Keller! Gute natürliche Lüftung!
Funktionelle, logistische, verkehrstechnische Vorgaben
Müll beim Vorplatz von innen und außen zugänglich, Vorplatz zum Warten und als Kontakt zur Stadt, Eingangsbereich mit
sozialer Kontrolle von FM und Verwaltungsbereich, Fahrrad- und Scooterabstellplätze auf Eigengrund, KFZ-Stellplätze und
Busvorfahrt auf öffentlichem Gut. Die Verbindung der einzelnen Funktionsbereiche im Gebäude ist horizontal und vertikal
extrem kurzwegig.
Wirtschaftlichkeit in Bau und Betrieb
Die Gebäudekonzeption zielt betreffend Wirtschaftlichkeit auf eine Reduktion von Verkehrsflächen ab. Weniger zu bauen,
weniger zu reinigen, etc. Bei Einhaltung der im RFP geforderten Raumgrößen kann mit 5.960 m2 BGF (oberirdisch) das
Auslangen gefunden werden. Das Gebäude folgt – trotz Stapelung – einer stringenten statischen Logik.
Infokasten: BILDUNGSZIELE NMS
Der Lehrplan der Neuen Mittelschule umfasst 108 Seiten, trägt den Titel „Bildungsziele NMS“, stammt aus dem Jahr 2012
und ist formal eine Verordnung des Bundesministeriums (unter BM Claudia Schmied).
In höchster Ambition wird das Ziel der stärkeren Durchlässigkeit des Bildungssystems nach der Sekundarstufe verfolgt. Die
Fachlehrpläne sind nun ident mit jenen der gymnasialen Unterstufe. Eine neue Lernkultur mit Potentialorientierung
(Potential des Kindes) wird ebenso verankert wie die Forderung nach fachlicher und überfachlicher Kompetenz.
In aller Ausführlichkeit und Liebe werden Themen aufgezählt, die zwischen den Fächern des Lehrplanes Platz finden
müssen. Sie heißen – zur Verwirrung der Architekten – Bildungsbereiche.
Zur Umsetzung von diesem Programm braucht es nicht nur – aber auch – die besten Bildungsbauten!
Intermezzo Fassade:
Die Stapelung drückt sich an der Fassade ab. EG: Dunkle Fassadenplatten, 1. und 2.OG: Holzfassade, 3.OG: Paneelfassade.
Intermezzo TGA-Lüftung / Sommernachtslüftung:
Außenliegende Verschattung für alle ost-, süd-, westorientierten Verglasungen, automatisierte Sommernachtslüftung. Für
die Lüftung der Unterrichtsbereiche setzt sich gegenwärtig ein System durch, das für den halben Luftwechsel eine
mechanische Lüftungsanlage (mit WRG und Sommerbypass, nur für Betriebszeit, Zuluft Bildungsraum, Abluft: MUFU)
vorsieht, für die andere Hälfte die automatische Fensterlüftung, die ohnehin für die Sommernachtslüftung dient, in
präziser Spaltlüftung heranzieht. Die Raumluftqualität gem. Empfehlung IBO mit Stundenmittelwert für CO2 von <
1.900ppm wird dadurch gewährleistet. Mitlüftung des MUFU-Bereiches durch schallgedämmte Überströmelemente
(Querlüftung). Dafür gibt es sowohl Simulationen als auch Messungen als auch erste Realisierungen, die die erforderliche
Behaglichkeit (ohne Zugluft…) nachweisen. Das System ist betreffend Nutzbarkeit durch Laien und betreffend
Investitions- und Wartungskosten jeder vollen mechanischen Lüftung überlegen.
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